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Hybrid War - Österreichs Bundesheer

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Lapins: ISAF zieht ab - der Krieg in Afghanistan geht weiter1998 hatte sich Karsai im Auftrag des US-amerikanischenErdölkonzerns Unocol für den Bau einer Gaspipelinedurch Afghanistan eingesetzt.“ 23)Durch den 9/11 und die Sorge der jungen, autoritären,instabilen zentralasiatischen Länder vor einem Einsickernextremistisch-religiöser Strömungen und ihrer Gefolgsleutekonnten die USA in Manas/Kirgisistan einen Luftumschlagplatzaufbauen. Seit 2002 steuert die Bundeswehrden Lufttransport ihrer Soldaten zu den Stützpunktenim Norden von Afghanistan vom usbekischen StandortTermes. In erheblich zunehmendem Maße nutzen ihnauch die USA, die von hier aus bis etwa Mitte 2012 75%ihres Nachschubs abfertigen wollen. Unterstützung leistetauch Kasachstan mit gewährten Überflugrechten, und derFlughafen in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe istein Luftdrehkreuz für das französische Kontingent vonISAF. „Ein Blick auf die Landkarte gibt hier Aufschluss.Die zentrale Lage Afghanistans springt förmlich ins Auge.Die langen direkten Grenzen zum Iran und zu Pakistan undzu drei zentralasiatischen GUS-Republiken (Usbekistan,Turkmenistan, Tadschikistan, W.L) sind von enormer geopolitischerBedeutung. Afghanistan wird den US-Truppenfortan als unsinkbarer Flugzeugträger dienen.“ 24)Abzug oder klandestine langfristigemilitärische Präsenz?Auf der 47. Internationalen Sicherheitskonferenz inMünchen im Februar d.J. proklamierte der afghanischePräsident Hamid Karsai, dass seine Regierung bis Ende2014 die vollständige Sicherheitsverantwortung in Afghanistanübernehmen wolle. Ein Meilenstein auf diesemambitiösen Weg soll der Aufwuchs der afghanischen Sicherheitskräfteauf 352.000 bis Ende 2014 sein. Ob dieseGrößenordnung jedoch erreicht wird, ist sehr fraglich.Denn Desertionen, Tod und Verletzungen sind an derTagesordnung und stauen den notwendigen Personalaufwuchs.Überdies sagt die Stärkezahl überhaupt nichts überden militärischen Ausbildungsstand und die Bewaffnungsqualitätaus. Des Weiteren: Übernahme der afghanischenSicherheitsverantwortung bedeutet im Umkehrschlussjedoch nicht Abzug der NATO aus Afghanistan. Ganz imGegenteil. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussenverklausulierte noch diplomatisch die geplante über2014 hinausgehende (langfristige) Militärstationierungin Afghanistan. „Die NATO und ihre Partner werdenweiterhin dafür sorgen, dass Afghanistan nie mehr einRückzugsort für Extremismus wird.“ 25)Demgegenüber erklärte der NATO-Sonderbeauftragtefür Kaukasus und Zentralasien, James Appathurai, ineinem Interview mit der „Deutschen Welle“ zwei Wochenspäter ganz offen und unverblümt: „Nicht nur in der Regionselbst, sondern auch unter den Allianzmitgliedernherrscht jetzt eine falsche Vorstellung vor, dass die NATOAfghanistan zum 1. Januar 2015 verlässt…Das stimmt zu100 Prozent nicht. Wir werden so lange im Land bleiben,bis die Afghanen in der Lage sind, ihre Sicherheit selbstzu gewährleisten.“ 26)Während solche Beistandsbekenntnisse sicherlich inden Regierungszentralen im Iran, in Pakistan, der VR Chinaund in Russland zu „zusammengepressten Lippen“ führen,werden hingegen, um im Bild zu bleiben, die Machthaber inden fünf zentralasiatischen Ländern die „Münder eher zumPfeifen“ spitzen. Denn ein Abzug der US-Streitkräfte ausAfghanistan würde die Rolle Irans in der Region stärken.Seine Regime-Elitetruppen, die Revolutionsgarden, sollenmit ihrer fortgesetzten Ausbildung und neuen Waffenlieferungenan die Aufständischen im Irak und in Afghanistanweiterhin massiv das Ziel verfolgen, damit den totalenRückzug der US-Militärs aus Afghanistan zu forcieren. 27)Pakistans Führung oszilliert in ihrem Verhältnis zuden USA schon seit Längerem zwischen sicherheitspolitischemEinklang und Distanz. Nun sind jedoch die seitlängerem schon angespannten Beziehungen auf einemTiefpunkt angelangt. Verantwortlich sind hierfür die seit2008 ständigen Angriffe von US-Kampfdrohnen auf vermuteteoder tatsächlich identifizierte Taliban-Stützpunkte inPakistan, die oft auch zivile Opfer fordern. Hinzu kommender massive amerikanische Vorwurf an Islamabad, dasssich der weltweit meistgesuchte Terrorist, Bin Laden, inHauptstadtnähe jahrelang verstecken konnte, sowie generellVorhaltungen und Bezichtigungen, der pakistanischeGeheimdienst ISI unterstütze die aufständischen Taliban,um sich durch die Instabilität Afghanistans dort den eigenenpolitischen Einfluss weiterhin zu sichern. Der aus Sicht derUSA tragische und irrtümliche, nach Auffassung Pakistansaber vorsätzliche und willkürliche US-Luftangriff auf zweipakistanische Grenzposten am 26. 11. im Grenzgebiet zuAfghanistan, bei dem 24 pakistanische Soldaten getötetwurden, ist nun der berühmte Tropfen, der das Fass despakistanisch-amerikanischen Zerwürfnisses zum Überlaufenbrachte. Konsequent blieb Islamabad der BonnerAfghanistan-Konferenz am 5.12. fern und trug damit zurzusätzlichen Unsicherheit bei den Beratungen über dieZukunft Afghanistans nach dem Abzug von ISAF 2014 bei.Der Kongress in Washington beabsichtigt, Hilfsgelder von700 Mio. USD für den pakistanischen Antiterror-Kampf zustornieren und in Zukunft stärker mit Auflagen zu konditionieren.Seit 2001 erhielt der schwierige Partner beachtliche10 Mrd. USD weitgehend als Militärhilfe. 28)In seiner Ansprache als neuer US-Botschafter in Kabulverneinte Ryan C. Crocker zwar ein Interesse seinesLandes, Afghanistan als Plattform für die Einflusssicherungin den benachbarten Ländern zu benutzen, 29) aberungesagt blieb von ihm, dass die USA und Afghanistanin der Erarbeitung eines robusten Truppenstationierungsvertragesfür US-Militärausbilder, Spezialkräfte und luftgestützteEinheiten nach 2014 bereits weit fortgeschrittensind. 30) Es wird hierzu sogar über ein „New Great Game“in der kaspischen Region spekuliert, 31) das damit einen geographischviel größeren Raum umfasst, als das historische„Great Game“ zwischen Großbritannien und Russland umBritisch-Indien. Die Taliban lehnen strikt einen weiterenVerbleib von US-Militärs ab und verweigern unter dieserVoraussetzung ihre Beteiligung an effektiven Friedensverhandlungen.Ob genau dies nun auch im Kalkül der USAliegt, ist unter politischen Beobachtern umstritten.Die NATO hat sich mit Rücksicht auf die hoheAblehnung des Kriegseinsatzes in Afghanistan in ihrenBevölkerungen für das Abzugsdatum Ende 2014 ausgesprochen.Die beabsichtigte fortgesetzte StationierungÖMZ-Online 2/2012

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