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Tonarten der Farbe - Atelier Renée-Maria von Othegraven

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<strong>Tonarten</strong> <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong><br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>


<strong>Tonarten</strong> <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong><br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>


Vom innersten Wesen allen Seins<br />

Es gibt da etwas,<br />

das ich suche,<br />

ich kreise es <strong>von</strong> allen Seiten ein.<br />

Dies Etwas steht in keinem Buche,<br />

es liegt in Gegenwart und Sein.<br />

Es liegt in allem,<br />

was wir tief erfassen<br />

und lebend greifen<br />

im Moment und Jetzt.<br />

Und wenn wir stille halten<br />

und nicht schweifen,<br />

son<strong>der</strong>n nach Früchten fassen,<br />

die im Reifen<br />

uns mit sich reifen lassen,<br />

greifen,<br />

be-greifen wir das Ding zuletzt.


<strong>Tonarten</strong> <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong><br />

Ein Portrait <strong>der</strong> Künstlerin<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

Mit Aquarellen und Zeichnungen<br />

aus den Jahren 1998 bis 2003<br />

Herausgegeben <strong>von</strong> Theodora <strong>von</strong> Obstfel<strong>der</strong><br />

mit einem Vorwort <strong>von</strong> Gerhard Tötschinger<br />

und Beiträgen <strong>von</strong><br />

Fürstin Marie <strong>von</strong> und zu Liechtenstein<br />

Rudolf Leopold<br />

u. a.<br />

Gedichte: <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>


Impressum:<br />

Rudolf Maegle<br />

Mag. phil., Kunsthistoriker,<br />

studierte Schauspiel, Gesang und Kunstgeschichte,<br />

betreibt die Galerie Maegle im Palais Harrach<br />

Professor für Violoncello an <strong>der</strong> Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz<br />

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Inhalt<br />

Vorwort Gerhard Tötschinger Die Insel <strong>Othegraven</strong> 9<br />

Begegnung I.D. Fürstin Marie <strong>von</strong> und zu Liechtenstein 11<br />

Künstlerische Perspektiven<br />

Rudolf Maegle Über sie 13<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> <strong>Tonarten</strong> <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong> 16<br />

Rudolf Leopold Zur Frage nach den <strong>Farbe</strong>n in den <strong>Tonarten</strong> 21<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> Licht und Schatten 22<br />

Aquarelle und Zeichnungen <strong>der</strong> Jahre 1998 bis 2003 25<br />

Deutungsmuster<br />

Wohnen und Werken<br />

Worte <strong>der</strong> Herausgeberin<br />

Christian Lenoble Reverenz an die Zwölf 81<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> Abstrakte Darstellung <strong>der</strong> zwölf Charaktertypen 82<br />

Albert Hammerschmied Der Sonnenwend-Kalen<strong>der</strong> 84<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> Zwölf Eigenschaften <strong>von</strong> Schloss Wolfsberg 85<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> Wie Ochs und Esel im dunklen Stall. Reise durch eine Malperiode 91<br />

Rudolf Maegle Man kann kreativ Staubwischen. Besuch im <strong>Atelier</strong> <strong>der</strong> Künstlerin 97<br />

Béatrice <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> Wie sehe ich meine Mutter 98<br />

Boris <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> „Oh, . . . es brennt!“ 99<br />

Theodora <strong>von</strong> Obstfel<strong>der</strong> (Hg.) Der Unterschied zwischen Photographie und Malerei 105<br />

Künstlerbiographie 107<br />

Ausstellungen und Präsentationen 112


Gerhard Tötschinger<br />

Vorwort<br />

Die Insel <strong>Othegraven</strong> ......<br />

Sie ist einmalig. Man kann sagen, je<strong>der</strong> Mensch sei auf seine Weise einmalig.<br />

Aber das stimmt nicht. Die meisten Menschen passen in Gruppen, das<br />

wollen sie ja auch – passen, zu Gruppen gehören. Im glücklicheren Falle<br />

sehen sie diesen Wunsch mit Goethes Blick –<br />

„Immer strebe zum Ganzen, und kannst Du selber kein Ganzes werden,<br />

als ein dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an.“<br />

Im weniger glücklichen Fall sehnen sich die Menschen einfach nach Anonymität,<br />

Denkersparnis, Verzicht auf Entscheidung, Entlassung aus Verantwortung.<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> strebt zum Ganzen und konnte selber ein<br />

Ganzes werden, auf ihre ganz eigene Art und Weise, beharrend und beweglich,<br />

streng und weich, tief und einfach.<br />

Sie ist einmalig.<br />

Solch einen Versuch über einen Menschen nie<strong>der</strong>zuschreiben, das for<strong>der</strong>t.<br />

Nachzudenken über ein Werk, einen Charakter, eine Arbeitsmethode, eine<br />

individuelle Ideologie, eine ganz persönliche Philosophie, über die Konsequenz<br />

dieser ganz persönlichen Philosophie – eine schwere Prüfung<br />

für den Prüfer. Der Essayist und das Thema und das Versagen. Wenn das<br />

Thema sich dem Betrachter versagt, versagt <strong>der</strong> Betrachter.<br />

Wenn ein Mensch sein Handwerk erlernt hat und es nun ausübt, wenn<br />

das Geschaffene <strong>der</strong> eigenen Niveaufor<strong>der</strong>ung entspricht, ja wenn es den<br />

Menschen froh macht, wird er, wird sie es weiter üben, ausüben, wird<br />

weiter schaffen. <strong>Othegraven</strong> hat zu malen begonnen, hat sich eine ganz eigene<br />

eigenwillige eigenständige, ihre eigentliche Technik geschaffen, und<br />

sah, dass es gut war. Und hat wie<strong>der</strong> aufgehört.<br />

Restaurieren = Erhalten<br />

Malen = Neuschöpfen<br />

Stimmt hier nicht. Auch ihr Restaurieren = Neuschöpfen, bedeutet also<br />

nicht einfach <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Geschaffenes zu reparieren, es bedeutet das<br />

Wie<strong>der</strong>finden verlorener Form.<br />

Immer wie<strong>der</strong>, ständig, denselben Meister zu lesen, das ist Teil <strong>der</strong> täglich<br />

geübten Seelenordnung <strong>der</strong> <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>. Sie liest nicht in<br />

<strong>der</strong> einen Woche Epikur und in <strong>der</strong> nächsten Schopenhauer – sie kehrt in<br />

persönlichem Ritual Tag für Tag zu dem Philosophen, dem Meister zurück,<br />

den sie erkannt hat.<br />

Sich selbst suchen – und doch auch den an<strong>der</strong>en beobachten – betrachten<br />

– mitdenken. Das braucht Kraft, gibt Kraft weiter, führt zu – mitwirken<br />

und einwirken.<br />

Die Kraft kommt aus <strong>der</strong> Ordnung über <strong>der</strong> Vielfalt. <strong>Farbe</strong>, Wort, Musik<br />

haben den Menschen <strong>Othegraven</strong> geformt. Mit ihrer Begabung zu <strong>Farbe</strong><br />

– Wort – Musik lebt, schafft nun <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>. Sie formt<br />

ihre Worte, ihre Bil<strong>der</strong>, ihre Bil<strong>der</strong>rahmenbil<strong>der</strong>. Sie ist mit allen diesen<br />

künstlerischen Wegen <strong>der</strong> Musik immer ganz nahe. Sie komponiert mit<br />

<strong>Farbe</strong>. Sie ersinnt und baut eine <strong>Farbe</strong>norgel, schon das Instrument alleine<br />

ist schön. Sie gibt ihm einen namen aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Musik, zugleich einen,<br />

<strong>der</strong> dem <strong>Farbe</strong>ninstrument in <strong>der</strong> <strong>Othegraven</strong>schen Seelenwelt den<br />

Platz gibt – Harmonion.<br />

Sie kann Ordnungen finden, Ordnungen schaffen.<br />

Ordnung – Lieblingswort <strong>der</strong> <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> O. In einem Brief schreibt<br />

sie: „Der dumme PC schafft es doch sogar schon, unsere Emotionen zu<br />

sterilisieren, so gerne ich ihn habe . . .“<br />

PC = Ordnung, wenngleich er dumm ist, und er wird, wiewohl dumm, gern<br />

gehabt, denn PC = Ordnung.<br />

Zusammenwirken <strong>von</strong> Ordnung und Emotion, Ordnung und Unordnung.<br />

Ideal.<br />

Diese beiden Pole – sie kommen in <strong>Othegraven</strong>s Sätzen immer wie<strong>der</strong><br />

vor, auf vielfältige Weise. Was für an<strong>der</strong>e Menschen Apollo und Bacchus,<br />

Don Quijote und Sancho Pansa, ist für <strong>Othegraven</strong> Licht und Schatten. Dur<br />

und Moll. Und wenn sie diese Ordnungen gefunden und einge-ordnet<br />

hat, in Harmonien gebracht, wird ihr die Arbeit, wird ihr das Denken zum<br />

organischen Vorgang, <strong>der</strong> nicht forciert werden muß – sprachschöpferisch<br />

spricht <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> da<strong>von</strong>, dass die Resultate aus ihr<br />

„herausklappen“.<br />

Malen – Reiten – Denken – Dichten<br />

Die äußere und innere Ordnung, die Buntheit des äußeren und des inneren<br />

Lebens, die Beharrlichkeit in <strong>der</strong> Bewegung. Man versteht den Menschen<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> eher, wenn man zur Malerin, zur Gestalterin<br />

die Reiterin stellt. Reiten ohne Disziplin geht nicht, geht nur kurz<br />

gut. In dieser Technik zu malen, ohne das enge Zeitmaß zu beachten, geht<br />

nicht, geht auch nicht einmal kurz gut.<br />

9


Die Nähe zur Kunst an sich, die Sehnsucht, das Begehren <strong>von</strong> <strong>Farbe</strong>rlebnis<br />

– Klangerlebnis – Worterlebnis = Werterlebnis mag dem oberflächlichen<br />

Beobachter als Sinnlichkeit erscheinen . . . oft verwendetes Wort, das dem<br />

Benutzer und dem damit Geschmückten aus <strong>der</strong> scheinbar geheimnisarmen<br />

Welt <strong>von</strong> heute helfen soll. Das stimmt hier aber nicht. Das ist viel<br />

mehr.<br />

Die menschlichen Vulkane, die ohne Unterlaß Lava produzieren, die schnell<br />

abkühlt, die aufs Kreativste unablässig Festes in rot und weiß, Glühendes,<br />

Wolken, hervorschleu<strong>der</strong>n, sind verdächtig, werden schnell langwei-<br />

10<br />

lig. Konzentriert sein, wesentlich sein, versammelt sein. Bitte, auch Vulkan<br />

– aber kontrolliert. Wie kommen denn die an<strong>der</strong>en dazu, sich mit diesen<br />

Hervorbringungen beschäftigen zu müssen . . . !<br />

Die Räume, in den <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> lebt, denkt, arbeitet, hat<br />

sie konzentriert gestaltet. Sie liebt ihre Räume. Sie sind ihr nach außen gekehrtes<br />

Ebenbild, geprägt <strong>von</strong> dem Suchen nach Harmonie, dem Finden<br />

<strong>von</strong> Harmonie – in den Komplementärfarben <strong>der</strong> Wände, <strong>der</strong> Möbel, <strong>der</strong><br />

Bil<strong>der</strong> an den Wänden. Alles hier im Raum ist <strong>Othegraven</strong> – wie bei Robinson<br />

Crusoe alles Crusoe ist, selbstgeschaffen. Die Insel <strong>Othegraven</strong> . . .


I.D. Fürstin Marie <strong>von</strong> und zu Liechtenstein<br />

Begegnung<br />

Mit Freude habe ich erfahren, dass die Künstlerin <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

ein Buch herausgibt, in dem sie ihre Aquarelle und Zeichnungen<br />

<strong>der</strong> Jahre 1998 bis 2003 vorstellt und somit einem breiten Publikum die<br />

Gelegenheit gibt, an ihren wun<strong>der</strong>schönen Farbkompositionen teilzunehmen.<br />

Mit ihren Werken berührt <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> die Menschen,<br />

vermittelt je nach <strong>Farbe</strong>nspiel entwe<strong>der</strong> Leichtigkeit, Fröhlichkeit<br />

und Unbefangenheit, o<strong>der</strong> bewirkt es – durch eine kaum merkliche Än<strong>der</strong>ung<br />

bei <strong>der</strong> Farbzusammensetzung – ein beruhigendes und erholsames<br />

Gefühl beim Betrachter auszulösen. Es ist einfach faszinierend, wie die<br />

Malerin mit immer an<strong>der</strong>en Farbkompositionen ein Bild ganz unterschiedlich<br />

darstellt und dadurch beim Beobachter so mannigfache und an<strong>der</strong>sartige<br />

Gefühle auslöst. Da ich selbst ein Graphik-Studium absolvierte und<br />

mich dabei auch intensiv mit <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>nlehre und <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>nharmonie<br />

auseinan<strong>der</strong> gesetzt habe, glaube ich doch sagen zu dürfen, dass <strong>Renée</strong>-<br />

<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> eine grosse Meisterin auf diesem Gebiet ist.<br />

Wenn ich die ausdruckstarken Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Künstlerin betrachte, muss ich<br />

ganz spontan an unsere erste Begegnung denken, als ich sie im Liechtenstein<br />

Museum hoch oben auf einem Gerüst beim Restaurieren <strong>der</strong><br />

Rahmen für die Bil<strong>der</strong> des Decius Mus Zyklus <strong>von</strong> Rubens sah. Wir standen<br />

kurz vor <strong>der</strong> Fertigstellung unseres renovierten Wiener Gartenpalais, in<br />

dem nach langer Zeit wie<strong>der</strong> ein Museum für Kunstschätze <strong>der</strong> Fürstlichen<br />

Sammlungen eingerichtet werden sollte. Die Eröffnung des Liechtenstein<br />

Museums im März 2004 war somit eine „Wie<strong>der</strong>eröffnung“, denn bereits<br />

bis 1938 waren in diesem Palais Teile <strong>der</strong> Fürstlichen Sammlungen <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit als die „schönste Privatsammlung“ <strong>der</strong> Welt zugänglich. Gerade<br />

in dieser Zeit bis zur Eröffnung waren wir alle dankbar, mit <strong>Renée</strong>-<br />

<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> eine so hervorragende Restauratorin gefunden zu<br />

haben.<br />

Während <strong>der</strong> doch sehr umfassenden und aufwändigen Restaurationsarbeiten<br />

im Museum hatte ich Gelegenheit, Frau <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> näher kennen<br />

zu lernen und entdeckte dabei, wie vielseitig sie als Künstlerin ist. Mit<br />

viel Einfühlungsvermögen formt sie beim Erzählen ihre Worte, und dieses<br />

Feingefühl ist auch spürbar, wenn sie mit <strong>Farbe</strong>n ihre Bil<strong>der</strong> komponiert.<br />

In unserer Familie ist es seit Jahrhun<strong>der</strong>ten Tradition Kunst zu erkennen, zu<br />

för<strong>der</strong>n und in unserem Hause zu präsentieren. Deshalb ist es mir heute<br />

eine beson<strong>der</strong>e Freude, einer zeitgenössischen Künstlerin eine Empfehlung<br />

aussprechen zu dürfen, die mich mit ihrer – <strong>der</strong>zeit außergewöhnlich<br />

klassischen Methode für Darstellung und Ausdruck – wirklich berührt und<br />

überzeugt.<br />

Ich wünsche <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>, dass sie bei ihrem künstlerischen<br />

Wirken weiterhin viel Freude, Erfolg und Erfüllung findet.<br />

11


Rudolf Maegle<br />

Kunsthistoriker und Galerist<br />

Über sie ...<br />

„Schreibe doch etwas über mich“, sagte <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> kürzlich<br />

zu mir, „über mich wird ein Buch erscheinen, und wir kennen einan<strong>der</strong><br />

nun schon so viele Jahre, und wir haben so viel Gemeinsames ...“ Ja, wenn<br />

<strong>Renée</strong> und ich miteinan<strong>der</strong> sprechen, ist es auf einmal Abend, wo es doch<br />

gerade – na ja, vielleicht vor einer Stunde – noch Mittag war. Es geht immer<br />

mitreißende Begeisterung <strong>von</strong> ihr aus, die die Zeit vergessen lässt. (Es<br />

gibt Freunde <strong>von</strong> <strong>Renée</strong>, die sagen: „Wehe, wenn sie losgelassen.“)<br />

Der Künstlerin <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>, dem Menschen <strong>Othegraven</strong>,<br />

kann man sich über verschiedene Wege und über unterschiedliche<br />

Disziplinen nähern. Sie ist Malerin, Restauratorin, Bildhauerin, Dichterin,<br />

Innenarchitektin, Designerin und sie ist in allen diesen Richtungen permanent<br />

tätig und wirksam. Aber man wird letztlich immer auf einen philosophischen<br />

Hintergrund treffen, durch den ihre Kunst, ihr Wesen und ihr<br />

Leben bestimmt werden. Mit dieser Weltsicht und Lebenshaltung steht sie<br />

in enger Verwandtschaft mit vielen an<strong>der</strong>en Künstlern: Malern, Dichtern<br />

und Musikern. Der große Schauspieler Raoul Aslan schreibt in einem Brief,<br />

dass das Geistige eingeübt werden soll in das Materielle, bis <strong>der</strong> „Teig ganz<br />

durchgeknetet ist“; und Gustav Mahler schreibt in einem Brief, dass Kunst<br />

ein Sehnen enthalten müsse, das „über die Dinge dieser Welt hinausweise“.<br />

Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. <strong>Othegraven</strong> beschäftigt sich<br />

permanent mit Menschen, die ihr geistig nahe stehen. Allen voran Goethe,<br />

Hermann Hesse und Wassily Kandinsky. Immer wie<strong>der</strong> zitiert sie Hermann<br />

Hesses Glasperlenspiel: „Wir lassen vom Geheimnis uns erheben“, heißt<br />

es dort, „<strong>der</strong> magischen Formelschrift, in <strong>der</strong>en Bann das Uferlose, Stürmende,<br />

das Leben, zu klaren Gleichnissen gerann“. Und Kandinsky spricht<br />

in seinem Buch Über das Geistige in <strong>der</strong> Kunst über eben dieses Geistige,<br />

das hinter allen stofflichen Erscheinungen das eigentlich Wirkende ist, das<br />

Wirk-liche! Und immer wie<strong>der</strong> zitiert <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> den<br />

Seher und geistigen Führer Bô Yin Râ, dessen Bücher Dauerlektüre <strong>der</strong><br />

Künstlerin sind: „Nicht in <strong>der</strong> irdischen Erscheinung, wohl aber im Erlebnis<br />

vermag <strong>der</strong> Mensch das Geistige zu fassen, und doch bedarf auch dieses<br />

Erleben <strong>der</strong> Auslösung durch Formen und Ereignisse, die zur Erscheinungswelt<br />

gehören, ja das Geistige selbst ist innere Erscheinungswelt und<br />

lässt nur als solche sich im Innern <strong>der</strong> Seele fassen.“<br />

Wenden wir uns nun den Werken <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>s zu; da<br />

sind einmal ihre Schriften, Prosa und Lyrik. <strong>Othegraven</strong> schafft meist aus<br />

<strong>der</strong> Situation, aus dem jeweiligen momentanen Befinden, das im nächsten<br />

Augenblick vorbei ist und nicht mehr wie<strong>der</strong>holt werden kann. Bei einem<br />

Telefonat fragte ich sie einmal – ganz beiläufig – „wie geht es dir?“ „Ach“,<br />

sagte sie, „ich sehne mich so vor mich hin“. Und momentan trat eine<br />

Pause in unserem Gespräch ein. Wir waren beide <strong>von</strong> einer eigenartigen,<br />

tiefen Berührung eingenommen, die uns plötzlich verstummen ließ. Ich<br />

weiß nicht mehr, wer <strong>von</strong> uns beiden wie<strong>der</strong> das Wort ergriff; jedenfalls<br />

entstand unmittelbar nach diesem Gespräch eines <strong>der</strong> schönsten Gedichte<br />

<strong>Othegraven</strong>s.<br />

Wie geht es Dir?<br />

Ich sehne mich so vor mich hin!<br />

Ach –<br />

steh’ ich doch erst am Beginn<br />

des langen Weges, <strong>der</strong><br />

am Horizont sich bald verliert,<br />

das Licht <strong>der</strong> Sonne,<br />

aber auch<br />

des Herzens Not gebiert.<br />

Mein Weg –<br />

<strong>der</strong> wie ein Lavastrom<br />

das Feuer schürt,<br />

in Schwüngen, Bögen<br />

nur zum Ziele führt<br />

und doch –<br />

am Ende wohl<br />

des Gottes ausgestreckte Hand<br />

berührt.<br />

13


Dieses Gedicht zeigt die tiefe Religiosität <strong>Othegraven</strong>s, ihre Spiritualität,<br />

vollkommen frei <strong>von</strong> je<strong>der</strong> konfessionellen Orientierung,<br />

auch wenn sie <strong>von</strong> „Gott“ spricht. Man könnte statt „Gott“, wenn<br />

ich <strong>Othegraven</strong> richtig interpretiere, auch „Liebe“ sagen. Dann<br />

hieße es, dass uns letztlich „<strong>der</strong> Liebe ausgestreckte Hand berührt“.<br />

Ihre Malerei lässt sich mit dem Kandinskybegriff „Klang <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>n“<br />

umschreiben; eine zwar den Gegenstand bestimmende,<br />

aber sich auch <strong>von</strong> ihm ablösende, frei schwebende Farbharmonik.<br />

Kandinsky spricht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Vorherrschaft <strong>der</strong> Musik innerhalb<br />

aller künstlerischen Disziplinen, weil die Musik die abstrakteste<br />

Kunstform ist und somit direkten Zugang zur „Seele des Menschen<br />

findet, weil <strong>der</strong> Mensch die Musik hat in sich selbst“; hier<br />

zitiert Kandinsky Shakespeare. „Rot“, so schreibt Kandinsky, „erinnert<br />

an den Klang <strong>der</strong> Fanfaren; und Blau ist die <strong>Farbe</strong> des<br />

Himmels“ – in einem geistigen Sinn, denn: „je tiefer das Blau<br />

wird, desto mehr ruft es den Menschen in das Ewige“. Er vergleicht<br />

das tiefe dunkle Blau mit einer Orgel o<strong>der</strong> dem „wun<strong>der</strong>baren<br />

Klang einer Bassgeige“. <strong>Othegraven</strong> lässt das Blau und<br />

das Rot in ähnlichem Sinne klingen:<br />

14<br />

Die <strong>Farbe</strong> Blau<br />

Tragen <strong>der</strong> Gedanken Flügelleichtigkeit<br />

in stille Ferne,<br />

wachsen aus dem Meeresspiegel<br />

wun<strong>der</strong>lich erhellte Sterne.<br />

Und es rühret dich ein Sehnen<br />

in die Welten-Einsamkeit,<br />

nach dem ewig Wahren, Schönen,<br />

Frieden <strong>der</strong> Unendlichkeit.<br />

Blaue Weite! Wolken schweben,<br />

gleiten grenzenlos, besonnt,<br />

himmelblau beschwingtes Leben -<br />

Engel zieh’n am Horizont.<br />

Still, als wenn das Kindlein schliefe,<br />

wachen sie um dein Geschick,<br />

reichen dir das Lot zur Tiefe<br />

in den ew’gen Augenblick.<br />

Roter Mohn<br />

Die Sonne brennt,<br />

ein Paar, das rennt<br />

den Hügel hinan,<br />

so eilig es kann.<br />

Schwingende Fel<strong>der</strong>,<br />

duftende Wäl<strong>der</strong>,<br />

lauschige Haine,<br />

das Paar - alleine.<br />

Und wie es begann,<br />

so sei es getan.<br />

Roter Mohn -<br />

Liebeslohn.<br />

Gelb kann – wenn es direkt betrachtet wird – beunruhigen und Grün ist<br />

die <strong>Farbe</strong> des Sommers, wo die Natur in eine behagliche Ruhe getaucht


ist, sagt Kandinsky. Genau in diese Richtung geht auch das Farbverständnis<br />

<strong>Othegraven</strong>s, wenn sie schreibt:<br />

Ein grünes Gedicht<br />

Die Hügel hinauf,<br />

den Weg entlang,<br />

in stetem Lauf,<br />

das Herz nicht bang,<br />

am Waldesrand,<br />

<strong>der</strong> Äther voll Düfte,<br />

den Blick gewandt<br />

in lauende Lüfte,<br />

auf Wiesen liegen<br />

im Vogelgesang,<br />

in Schatten schmiegen<br />

ganz ohne Verlang,<br />

in rundem Behagen,<br />

mit wohligem Sinn,<br />

den Trieben entsagen<br />

ich weiß, dass ich bin –<br />

die Sonne so gelb,<br />

<strong>der</strong> Himmel so blau,<br />

so ruh’ ich daselb,<br />

in allgrünen<strong>der</strong> Au.<br />

Auch das Formverständnis, die Linie als etwas „Abfallendes“ o<strong>der</strong> „Aufsteigendes“,<br />

als Formdefinierendes o<strong>der</strong> als reines Abstraktum (meist<br />

beides zugleich), das Wechselspiel zwischen dem Haptischen, Greifbaren<br />

und dem Verfließenden, sind jene künstlerischen Signale des „Blauen<br />

Reiter“, wie sie grundsätzlich auch für <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

gelten. Es ist immer eine meditative Empfindungssymbolik hinter allen<br />

diesen Erscheinungen spürbar.<br />

Das Beherrschen des Handwerks hat für <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

jedoch auch hohe Bedeutung. Immer wie<strong>der</strong> verweist sie in Gesprächen<br />

auf ihre Techniken, auf das „Wie setze ich mein Wollen um? Und<br />

mit welchen Mitteln wird aus dem materiellen Substrat ein Kunstwerk?“<br />

(Siehe Aufsatz: Licht und Schatten & Der Malvorgang auf Seite ●●)<br />

Aber <strong>Renée</strong> trifft genau die Unterscheidung zwischen dem Mittel und<br />

dem geistigen Phänomen, welches drängend dahinter steht. Beide Kategorien<br />

bilden zusammen das, was <strong>der</strong> Kunsthistoriker Hans Sedlmayr<br />

als den unaussprechbaren „Gehalt“ des Kunstwerkes bezeichnete. Jedoch<br />

glaube ich, dass das Verständnis für die Kunst <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Othegraven</strong>s (und sicher für das eines jeden Künstlers und eines jeden<br />

Kunstwerkes) um so tiefer wird, je mehr man diese Unterscheidung trifft<br />

zwischen den Mitteln und dem, um dessentwegen die Mittel eingesetzt<br />

werden. Wenn ich mir die Fragen stelle, wodurch sich denn Ölfarbe <strong>von</strong><br />

Acryl unterscheide, ein Stich <strong>von</strong> einer Radierung o<strong>der</strong> ob die Sängerin<br />

mit einer bestimmten Partie doch vielleicht ihr Fach übersinge, habe ich<br />

das „Phänomen Kunst“ noch gar nicht berührt.<br />

15


<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

<strong>Tonarten</strong> <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong><br />

Über meine Vorliebe mit nur drei <strong>Farbe</strong>n zu malen<br />

Beim Komponieren mit <strong>Farbe</strong>n geht es mir darum, das grundlegende<br />

Werkzeug <strong>der</strong> Musik – Tonart und Stimmung – auch für die Malerei anwendbar<br />

zu machen. Die Wortgleichheiten, die als Bezeichnungen, als<br />

Begriffe in beiden Kunstrichtungen verwendet werden, legen die Suche<br />

nach Entsprechungen nahe. Auch in <strong>der</strong> Malerei spricht man <strong>von</strong> Farb-<br />

Tönen und weiß, dass Farb-Kompositionen eine Stimmung auslösen. Ton<br />

wird überdies auch das Material genannt, aus dem man Formen gestaltet;<br />

und erwartet man nicht <strong>von</strong> einer wohlgestalteten Ton-Schale (wie <strong>von</strong><br />

Ton-Schellen), dass sie einen Klang erzeugt, wenn sie angeschlagen wird?<br />

Weckt nicht <strong>der</strong> Wunsch nach stimmiger o<strong>der</strong> stimmen<strong>der</strong> Form auch den<br />

Wunsch nach Klang, nach stimmendem Ton?<br />

Diese Wortspiele und Analogien lassen erkennen, wie sehr die Welt <strong>der</strong> Musik<br />

mit <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Bildenden Kunst in Einklang steht. Warum sollte es also<br />

in beiden nicht auch übereinstimmende Gesetze und Werkzeuge geben?<br />

Was versteht man unter den Begriffen Tonart, Stimmung und Stimmen im<br />

musikalischen Bereich?<br />

Die Tonart, in <strong>der</strong> ein musikalisches Werk geschrieben ist, beschreibt seine<br />

Stimmung und seinen Charakter. Sie nimmt Bezug auf den Inhalt und<br />

16<br />

sie hilft bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Aussage des Stückes. Im musikalischen<br />

Bereich bedeutet das Stimmen aber auch ein Instrument so einzustellen,<br />

dass die Tonabstände zueinan<strong>der</strong> eine mathematische Schwingungsgenauigkeit<br />

erreichen. Erst dann klingt die darauf gespielte Musik richtig<br />

und angenehm.<br />

Die musikalische Ordnung gilt mir als Vorbild und Anregung für das Komponieren<br />

mit <strong>Farbe</strong>n<br />

Auch bei <strong>Farbe</strong>n geht es um Töne, Farbtöne, und beim Zusammenstellen<br />

um den Wunsch nach einer spürbaren Charakteristik <strong>der</strong> Farbkomplexe,<br />

die in verschiedene Gefühls-Stimmungen versetzen soll. Und auch zum<br />

Malen und Gestalten gehört die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Gesetzmäßigkeit<br />

und Ordnung. In den musikalischen Proportionen, den Tonabständen<br />

und Intervallen, finden wir den Inbegriff dieser Ordnung vor, und diese<br />

erscheint unserem Gehör nicht nur angenehm, son<strong>der</strong>n notwendig. (Intervall-Proportionen<br />

bilden im Übrigen den Ausgangspunkt für die Harmonikale<br />

Grundlagenforschung, ein Thema, dem ich mich seit Jahrzehnten<br />

widme.)


Die Geometrie <strong>der</strong> Harmonielehre entspricht jener <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>nlehre<br />

In <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>nlehre beziehen sich die meisten Forscher auf die drei Grund-<br />

und Primärfarben Rot, Gelb und Blau. Diese drei Hauptfarben sind in den<br />

meisten Farb-Systemen im Kreis angeordnet und liegen in ihrer Reinheit an<br />

den Spitzen des im Kreis befindlichen gleichseitigen Dreiecks. Wenn man<br />

sich die geometrische Grundlage dieses Phänomens nun zu Hilfe nimmt,<br />

um mit <strong>Farbe</strong>n zu komponieren, gibt es interessante Übereinstimmungen<br />

mit <strong>der</strong> musikalischen Harmonielehre, zum Beispiel im Quintenzirkel.<br />

Meine langjährigen Studien und Versuche haben mir gezeigt, dass in <strong>der</strong><br />

Malerei die geometrischen Bezugspunkte <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>n zueinan<strong>der</strong> bewusst<br />

o<strong>der</strong> unbewusst häufig als Kompositions-Werkzeuge angewendet werden.<br />

Rot – Gelb – Blau<br />

Die Erfahrung zeigt, dass sich aus diesen drei <strong>Farbe</strong>n alle an<strong>der</strong>en mischen<br />

lassen.* Und nachdem ich diese <strong>Farbe</strong>ngeometrie als Konstruktionsunterlage<br />

praktisch angewendet hatte, fand ich bald heraus, dass man nicht nur<br />

sein völliges Auslangen mit diesen drei <strong>Farbe</strong>n findet, son<strong>der</strong>n dass sich<br />

durch diese Beschränkung viel leichter eine charakteristisch geprägte Ton-<br />

Palette, wie in <strong>der</strong> Musik die Tonart, erstellen ließ.<br />

* Dass es noch nicht gelungen ist, Pigmente und Farbstoffe herzustellen, durch die diese<br />

Erkenntnis technisch zufrieden stellend umzusetzen ist, ist für meine Betrachtung erst<br />

einmal unwichtig.<br />

Dur und Moll<br />

Mit einer überwiegenden Mehrheit <strong>der</strong> Sekundärfarben Grün, Violett und<br />

Orange zum Beispiel entdeckte ich die klangliche Assoziation zu Moll und<br />

durch den überwiegenden Gebrauch <strong>der</strong> Primärfarben Rot, Gelb und Blau<br />

die gefühlsmäßige Entsprechung zu Dur. Mit dem Weglassen <strong>von</strong> jeweils<br />

einer dieser sechs <strong>Farbe</strong>n aber erzielte ich Ergebnisse mit erstaunlich eindeutigen<br />

Bezügen zu den musikalischen <strong>Tonarten</strong>.<br />

Das Farbharmonion<br />

Über alle diese Erkenntnisse ist ein Buch in Arbeit: „Das Harmoniegesetz<br />

<strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>“. Zugrunde liegt ihm ein <strong>von</strong> mir gebautes <strong>Farbe</strong>n-Instrument,<br />

„Das Farbharmonion“, mit dem es möglich ist aufzuzeigen, dass die jeweilige<br />

Stimmung – dem musikalischen Werkzeug <strong>der</strong> Tonart ähnlich – für<br />

die Ausdrucksgestaltung in <strong>der</strong> Malerei ebenso möglich und konstruierbar<br />

ist wie in <strong>der</strong> Musik.<br />

Nur noch zur Vervollständigung dieser Analogien sei auch die Wirkung <strong>von</strong><br />

Weiß und Schwarz erwähnt. Für mich sind Schwarz und Weiß in erster<br />

Linie Mittel zur Erhellung und Verdunklung, zur Schaffung <strong>von</strong> Transparenz<br />

und Dichte. Sie wirken wie Pausen o<strong>der</strong> wie Stille o<strong>der</strong> Trommelwirbel und<br />

Paukenschlag. Ich verwende sie, musikalisch gesprochen, eher als rhythmische<br />

Mittel.<br />

17


18<br />

Was erzeugt die Stimmung in einer farbigen Komposition?<br />

Stimmung entsteht durch Richtungstendenz, z.B. durch den überwiegenden Gebrauch einer<br />

<strong>der</strong> sechs Grundfarben und einem nur geringen Einsatz ihrer Komplementärfarbe.<br />

Bei den beiden Beispielen auf diesen Seiten fehlen links das Violett und rechts das Rot und<br />

somit auch <strong>der</strong> Charakter dieser Töne. Es mangelt an <strong>der</strong> Eigenschaft, die man diesen <strong>Farbe</strong>n<br />

beimisst.<br />

Jede <strong>Farbe</strong> hat ihre eigene Bedeutung und Wirkung. Diese ist keineswegs subjektiv, son<strong>der</strong>n<br />

wird objektiv <strong>von</strong> jedem Menschen ähnlich empfunden, auch wenn es schwer fällt, diese<br />

analogen Gefühle eindeutig und unmissverständlich in Worten darzulegen. Ist nun <strong>der</strong> Mengenanteil<br />

einer <strong>Farbe</strong> gering und überwiegt die Gegenfarbe, kippt die Komposition in eine<br />

Stimmung hinein.<br />

In <strong>der</strong> auf dieser Seite gezeigten Bemalung <strong>der</strong> Möbelstücke und <strong>der</strong> farblich analogen Positionierung<br />

<strong>der</strong> Farbwürfel fehlt das Violett. Violett steht für das Schwere, Mystische, Dunkle und<br />

Geheimnisvolle. Also kommt es durch den hier komplementären, überwiegenden Gelb-Ton<br />

zu einer gegenteiligen Empfindung, also <strong>der</strong> <strong>von</strong> Leichtigkeit und Unbefangenheit. Man spürt<br />

etwas Fröhliches, Offenes, spielerisch Kindliches in dieser Farbkombination.


Animierend o<strong>der</strong> entspannend – erheiternd o<strong>der</strong> erholsam<br />

In dem Kompositionsbeispiel auf <strong>der</strong> rechten Seite fehlt das Rot. Alle an<strong>der</strong>en <strong>Farbe</strong>n des<br />

<strong>Farbe</strong>nkreises sind vorhanden: Orange – Gelb – Grün – Blau und Violett.<br />

Da das Rot eine energische und antreibende Wirkung innehat, fehlt seine Eigenschaft in<br />

dieser Zusammenstellung. Die Stimmung kippt also ins Entspannende und Erholsame, wenn<br />

auch keineswegs Leblose. Man wird an einen sonnendurchlichteten Wald erinnert, an plätschernde<br />

Quellen und Vogelstimmen, doch man fühlt zugleich das Nachlassen <strong>von</strong> Licht und<br />

Wärme.<br />

Während die Stimmung auf <strong>der</strong> linken Seite animierend und fröhlich wirkt, gleichsam ansteigend,<br />

so wird sie auf <strong>der</strong> rechten Seite eher als senkend und beruhigend empfunden – den<br />

Durst o<strong>der</strong> gleichsam das Sehnen stillend.<br />

Die Positionierung <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>nwürfel zeigt hier in diesen Zusammenhängen jedoch nur vier<br />

<strong>von</strong> 96 Möglichkeiten, genauer gesagt, <strong>von</strong> 24 Grundstimmungen, die mit dem „<strong>Farbe</strong>nharmonion“<br />

sichtbar gemacht werden können. Darüber jedoch noch mehr ins Detail zu gehen,<br />

würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen. So sollen die Beispiele vorläufig nur aufmerksam<br />

und neugierig machen.<br />

19


Rudolf Leopold<br />

Zur Frage nach den <strong>Farbe</strong>n in den <strong>Tonarten</strong><br />

Die Idee, über die Wechselbeziehungen zwischen Musik und Malerei zu<br />

reflektieren, kam mir beim Durchblättern des Buchentwurfs <strong>Tonarten</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Farbe</strong> <strong>von</strong> <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>, als mir in <strong>der</strong> künstlichen Zerlegung<br />

eines Bildes in seine einzelnen <strong>Farbe</strong>n (siehe Geschwungenes Tal,<br />

Seite XXX) die unmittelbare Parallele zu einer Orchesterpartitur auffiel. Es<br />

gibt zweifellos eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen Malerei und Musik.<br />

Schon Schönberg und Kandinsky haben sich in ihrem Briefwechsel über<br />

diese Thematik ausgetauscht. Auch die vielen Parallelen in <strong>der</strong> Entwicklung<br />

bei<strong>der</strong> Künste, dass z. B. die atonale Musik und die abstrakte Malerei zur<br />

gleichen Zeit auftraten, scheinen kein Zufall zu sein.<br />

Obwohl jegliche Analogie zwischen beiden Sphären immer hypothetisch<br />

bleiben muss, sei auf einige auffallende Entsprechungen hingewiesen.<br />

Eine Melodie könnte man beispielsweise mit einer Kontur vergleichen,<br />

während die Harmonik das den Raum Ausfüllende, die Farbgebung repräsentiert.<br />

Jede harmonische Än<strong>der</strong>ung wird entwe<strong>der</strong> als Aufhellung<br />

o<strong>der</strong> Abdunkelung empfunden, zumindest aber als Übergang <strong>von</strong> einer<br />

Farbkonstellation zu einer an<strong>der</strong>en. Gewagter ist es schon, das Dur, welches<br />

in <strong>der</strong> natürlichen Obertonreihe vorhanden ist, mit einer Komposition<br />

<strong>der</strong> drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau zu vergleichen und das<br />

Moll, das sich ja erst im Laufe <strong>der</strong> abendländischen Musikentwicklung<br />

herausgebildet hat, mit Zusammenstellungen <strong>der</strong> Sekundärfarben Violett,<br />

Grün und Orange. (Diese Sichtweise kann durch Experimentieren mit dem<br />

<strong>Othegraven</strong>schen Farbharmonion recht anschaulich dargestellt werden!)<br />

Sind aber die je zwölf Dur- und Molltonarten selbst mit Farbzusammenstellungen<br />

vergleichbar? Diesbezüglich scheint <strong>der</strong> Unterschied im Musikalischen<br />

noch subtiler zu sein als in <strong>der</strong> Malerei, denn spätestens seit<br />

<strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> „Gleichschwebenden Temperatur“ bei <strong>der</strong> Stimmung<br />

<strong>von</strong> Tasteninstrumenten im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t sollte eigentlich die <strong>Tonarten</strong>-<br />

charakteristik verloren gegangen sein. Das Erstaunliche ist nun, dass sich<br />

hier trotzdem ein Kodex im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te herausgebildet hat,<br />

den gerade große Komponisten ausnahmslos angewendet haben. Gewiss<br />

spielten bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Tonart auch praktische, instrumentaltechnische<br />

Gründe eine Rolle; doch ist es nicht auffällig, dass z.B. Mozart seine beiden<br />

Lieblingsmolltonarten g-moll und d-moll in völlig unterschiedlichen<br />

Situationen einsetzt, die eine für zarten, intimen Schmerz, die an<strong>der</strong>e für<br />

dramatische Auseinan<strong>der</strong>setzungen? In <strong>der</strong> Romantik, wo das „malerische“<br />

Element gegenüber <strong>der</strong> Ausgewogenheit <strong>der</strong> Klassik einen noch breiteren<br />

Raum einnimmt, verstärkt sich diese Entwicklung noch. Darüber wurde<br />

genug geschrieben, ich möchte nur ein für unsere Betrachtung interessantes<br />

Beispiel herausgreifen: Wagners Vorspiel zu Lohengrin, dessen Musik<br />

in <strong>der</strong> „Gralserzählung“ nochmals erklingt, beschreibt etwas vom Himmel<br />

Herabsteigendes. Es beginnt in <strong>der</strong> hohen Lage <strong>der</strong> Geigen in A-Dur (in<br />

seiner Helligkeit mit einem sanften Gelb vergleichbar). Die im Quintenzirkel<br />

am weitesten da<strong>von</strong> entfernte Tonart Es-Dur (Dunkelblau) wird zur<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Tiefe des Rheins am Beginn <strong>von</strong> Rheingold verwendet,<br />

während das immer wie<strong>der</strong>kehrende Schwertmotiv im Ring des Nibelungen<br />

die exakt dazwischen liegende Tonart C-Dur benützt, das aus einem<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Trompete durch das Orchester schneidenden Dreiklangsmotiv<br />

besteht – durchaus mit <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong> Rot vergleichbar. Hier wären die Entsprechungen<br />

für die drei Primärfarben!<br />

Die Molltonarten sind schwieriger zu systematisieren, doch deshalb keineswegs<br />

weniger eindeutig im Charakter. So wird die beson<strong>der</strong>s dunkle Tonart<br />

f-moll schon <strong>von</strong> Mozart für ausweglose Situationen eingesetzt und erfährt<br />

durch Beethoven (Egmont, Fidelio) und Wagner (Tristan und Isolde, letzter<br />

Akt) noch eine Steigerung ins Tragische. Tradition o<strong>der</strong> immanentes<br />

Gesetz, persönliche Vorliebe o<strong>der</strong> Intuition?<br />

21


<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

Licht und Schatten<br />

Aufbau und Entwicklung<br />

eines Malmotivs<br />

Licht ist aktiv, Schatten passiv<br />

Licht ist lebendig, <strong>der</strong> Schatten stumm.<br />

Wie ein stummer Betrachter des sonnigen Geschehens,<br />

– des Tanzes <strong>der</strong> kleinen Putte auf <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />

eines Brunnenbeckens, des roten Blühens<br />

im Füllhorn eines Steingefäßes am Brunnenrand, des<br />

sonnigen Flächenspiel <strong>von</strong> Rasen und Wegen – steht<br />

im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> rechten Bildseite regungslos, lautlos<br />

und voll des Wunsches nach Beseelung und Erweckung<br />

ein irdisch menschliches Werk <strong>der</strong> Architektur,<br />

eine gradlinige Bank aus dunklem erdschwangeren<br />

Holz – fest und unverrückbar. Zur Linken – im Anschnitt<br />

– wurzelt ein irdener Topf, mit einem kegelförmig beschnittenen<br />

Myrtenbäumchen. Darunter eine dunkel beschattete Rasenfläche. Diese<br />

drei Zuschauer sind blau-lila <strong>von</strong> innerem kupfertonigem Blutrot durchpulst<br />

– passiv – wenn auch in zunehmend erwärmen<strong>der</strong> Erwartungshaltung.<br />

Der hintere Schattenhorizont, die Tiefe des Bühnenraumes,<br />

wirkt den Kontrast zu dem ins „Scheinwerferlicht“ gerückten Geschehen<br />

des Mittelgrundes, unterstützt, betont, hebt hervor. Der dunkle Topf mit<br />

dem Baum im Hintergrund hat mit dem links angeschnittenen vor<strong>der</strong>gründigen<br />

Myrtenkegel eine Absprache getroffen, die Szenerie gleichsam<br />

zu bewachen, als stumme dunkle Wächter Schutz zu üben. Rechts<br />

auf <strong>der</strong> Bank sitzt unsichtbar ein Mensch.<br />

Die Putte mit dem speienden Fisch, welcher unaufhörlich eine Wasserfonthaine<br />

in die lustvolle Szenerie versendet, ist in ein inniges Gespräch<br />

und sinnlichen Austausch mit dem roten Blumenschwall in blutbraun<br />

steinernem Gefäß vertieft. Die gelbgrüne sonnenerheiterte Rasenfläche<br />

bildet die Lebensbühne, das Fundament <strong>der</strong> Lustwandelnden, und die<br />

dunkle, leicht schillernd reflektierende Wasseroberfläche den haltlosen<br />

Spiegel des kleinen, kindhaften Geistwesens.<br />

„Dur und Moll“ könnte man die Szene auch benennen, „Spiel und Ernst“<br />

o<strong>der</strong> „Licht und Schatten“.<br />

22<br />

Der Malvorgang<br />

Um diesem Hauptthema <strong>der</strong> Szene zu entsprechen, lege ich also zuerst<br />

das Licht in Gelb und den Schatten in Blau an. Über den blauen Schatten<br />

kommt im Vor<strong>der</strong>grund Rot, um die „Zuschauer“ Bank und Bäumchen<br />

innig zu beseelen. Dann kommt Rot über Gelb, zuerst bei den Blumen,<br />

dem Topf und überall dort, wo auf <strong>der</strong> Bühne Wärme ins Spiel hinein soll,<br />

nämlich Engelssockel, Brunnenrand und Rosen.<br />

Der Hintergrund bleibt kalt, da wird das Blau nur an den Stellen mit blitzendem<br />

Gelb überlegt, wo Teile <strong>von</strong> Sträuchern in das Spielgeschehen<br />

hineinragen und vom „Rampenlicht“ erfasst werden. Zum Schluss wird <strong>der</strong><br />

Hintergrund und Vor<strong>der</strong>grund nochmals mit Blau und Rot eingedunkelt<br />

und für die hellen Stellen in Engel, Weg und Topf die Aquarellfarbe hinausgesaugt<br />

und danach noch durch den dunklen Kontraststift die Helligkeit<br />

betont.<br />

Ich mische die <strong>Farbe</strong>n fast niemals auf <strong>der</strong> Palette, son<strong>der</strong>n, wie hier beschrieben,<br />

direkt auf dem Blatt. Die Hauptkriterien, nach denen ich aufbaue,<br />

sind Wärme und Kälte, Hell und Dunkel und die symbolische, aber<br />

ebenso klar erfühlbare Bedeutung einer <strong>Farbe</strong>. Ebenso gehe ich mit dem<br />

Formenrepertoire um: gradlinig und rund, hart und weich, verschwommen<br />

und konkret, stillhaltend o<strong>der</strong> schwungvoll dynamisiert.


Aquarelle und Zeichnungen<br />

<strong>der</strong> Jahre 1998 bis 2003<br />

25


Durchglühte Stadt<br />

1999<br />

30 x 42 cm<br />

26


Säulen III<br />

1999<br />

32 x 45 cm<br />

27


Venedig bei Nacht<br />

1999<br />

36 x 50,5 cm<br />

28


Gondeln in Venedig<br />

1999<br />

34,5 x 52,5 cm<br />

29


Bildtext??<br />

30


Sonnenwolken im Meer<br />

1999<br />

36 x 55 cm<br />

31


Cafe Impression<br />

1999<br />

26,5 x 35,5 cm<br />

32


Geburtstagsstrauß<br />

1999<br />

58 x 41 cm<br />

33


Sonnige Winde<br />

1999<br />

35 x 51 cm<br />

34


Tanzende Tannen<br />

1999<br />

48,5 x 33,5 cm<br />

35


Meeresstrand am Abend<br />

1999<br />

35,5 x 52 cm<br />

36


Dämmerung<br />

1999<br />

33 x 50,5 cm<br />

37


Rote Bäume<br />

1999<br />

33,5 x 54 cm<br />

38


Flie<strong>der</strong>strauß<br />

2000<br />

53,5 x 71 cm<br />

39


Früchte und Krug<br />

2000<br />

47 x 68 cm<br />

40


Bei Einbruch <strong>der</strong> Dunkelheit<br />

1999<br />

52,5 x 71,5 cm<br />

41


Blauer Horizont<br />

2000<br />

44,5 x 70,5 cm<br />

42


Rot und Grün<br />

2000<br />

35 x 53 cm<br />

43


� Cyan schwarz – weiß<br />

� Gelb schwarz – weiß<br />

� Magenta schwarz – weiß<br />

44


Geschwungenes Tal<br />

2000<br />

55 x 71 cm<br />

45


Calendula und Kornblumen I<br />

2000<br />

35 x 48 cm<br />

46


Licht im Glas<br />

1999<br />

56 x 35,5 cm<br />

47


Lavendellichtung<br />

2000<br />

51,5 x 71,5 cm<br />

48


Fabrik<br />

2000<br />

54 x 56,5 cm<br />

49


50<br />

Frühlingsfreude<br />

2000<br />

53 x 36 cm


Magnolienbaum<br />

2000<br />

70 x 50 cm<br />

51


Am Steg<br />

2000<br />

55 x 37 cm<br />

53


Orange und Türkis<br />

2000<br />

27 x 37 cm<br />

Frühe Stimmung<br />

2000<br />

36 x 54,5 cm<br />

54<br />

Türkis und Zinnober<br />

2000<br />

27 x 37 cm<br />

Seerosen violett<br />

2000<br />

27 x 37 cm


Die Seerose<br />

Sag mir eine andre Blume,<br />

die so wie sie auf einem Spiegel fließt –<br />

die nur bei Tag die Seele öffnet,<br />

bei Sonnenuntergang die Blüte wie<strong>der</strong> schließt.<br />

Schau das Blau, auf dem sie sich ihr Leben wählte,<br />

was in gelb, grün und türkis die Blätter trägt –<br />

um in Himmelsspiegelungen sie zu tauchen,<br />

wenn im Wind bewegte Woge überschlägt.<br />

So lauscht sie Sonnenlicht und Wasserweben,<br />

tanzt rosarot beschwingt im Wellengang,<br />

stimmt an ihr Lied in rhythmischem Bewegen<br />

und fügt es in des Wassers Chorgesang.<br />

Zartes Erwachen<br />

2000<br />

27 x 37 cm<br />

55


Feuerwerk am See<br />

2000<br />

27 x 37 cm<br />

56


Stille<br />

1999<br />

52 x 70,5 cm<br />

57


Alma Mahler-Haus am Semmering<br />

2000<br />

27 x 37 cm<br />

58


Alma Mahler-Haus – Eingang<br />

2000<br />

55 x 37 cm<br />

59


60<br />

In <strong>der</strong> Morgensonne<br />

2001<br />

14 x 19 cm<br />

Kühl und scheu<br />

2001<br />

14 x 19 cm


Lachs und Lila<br />

2001<br />

27 x 37 cm<br />

Nachdenklich<br />

2001<br />

18 x 26 cm<br />

61


Pferd im Nebel<br />

2001<br />

26,5 x 36,5 cm<br />

62


Am Feuer<br />

2001<br />

36 x 53 cm<br />

63


64<br />

2. Stadium<br />

Blau und Gelb wird Grün<br />

4. Stadium<br />

Rot kommt hinzu


Kampf o<strong>der</strong> Spiel<br />

2001<br />

37 x 55 cm<br />

65


„Es trommetet, es posaunet, Auge blinzt und Ohr erstaunet . . .“ (Goethe)<br />

2001<br />

55,5 x 75 cm<br />

66


Baumallee in Roving<br />

2001<br />

44,5 x 29,5 cm<br />

67


68<br />

Engel<br />

Engel sind wie Vogelschwingen,<br />

Sind wie Wellen in dem Meer,<br />

Nur noch Engel malen will ich,<br />

Engel, Engel und nicht mehr;<br />

Ihre Wangen hochgezogen,<br />

Ihre Augen schauen auf,<br />

Ihre Schultern rund gebogen,<br />

Und das Lieblichste – <strong>der</strong> Bauch;<br />

Well’ um Welle ihre Haare,<br />

fest <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong> Lockenpracht,<br />

Und so seh’ ich sie in Scharen,<br />

Wogende – des Himmels Macht.


Engel am Brunnen<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

69


70<br />

Das Geheimnis<br />

Runde Bögen, dunkle Bäume<br />

blicken mich so ernsthaft an –<br />

führen schweigend mich in Träume,<br />

die ein Sehnen sich ersann.<br />

Heim! Geh heim! – Geheimnis raunend,<br />

greifen sie nach meinem Sinn<br />

und begleiten mich erstaunend<br />

zu dem Menschen, <strong>der</strong> ich bin.


Runde Bögen<br />

2002<br />

36,5 x 55 cm<br />

71


Sommerkamp<br />

2003<br />

27 x 37 cm<br />

72


Sommerkamp in Blau<br />

2003<br />

27 x 37 cm<br />

73


Weg durch rotes Korn<br />

2003<br />

27 x 37 cm<br />

74


Rosaroter Himmel<br />

2003<br />

19 x 28 cm<br />

75


76<br />

Zeichnungen aus dem Skizzenbuch


Christian Lenoble<br />

Reverenz an die Zwölf<br />

„Die Gottheit hat ihn wohl zur Festlegung des Planes für das ganze Universum<br />

benützt“, sprach Platon (427 – 347 v. Chr.) in Anspielung auf den<br />

Dodekae<strong>der</strong>, jenem geometrischen Zwölfflächler, <strong>der</strong> den antiken Mathematikern<br />

als mysteriösester aller Festkörper galt.<br />

Rund 2000 Jahre später kam Johannes Kepler zum Schluss, dass Gott die<br />

fünf Platonischen Körper <strong>der</strong> Geometrie – Tetrae<strong>der</strong>, Hexae<strong>der</strong>, Oktae<strong>der</strong>,<br />

Ikosae<strong>der</strong> und Dodekae<strong>der</strong> – in den Schöpfungsplan eingebaut haben<br />

musste. In <strong>der</strong> festen Überzeugung, die Planeten seien nach einem präzisen<br />

geometrischen Plan verteilt, wies Kepler dem Dodekae<strong>der</strong> die Rolle<br />

zu, die Erde zu umschreiben.<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Zwölf spiegelt sich freilich nicht nur in den Platonischen<br />

Anschauungen des Weltbildes o<strong>der</strong> dem Kepler’schen Erklärungsmodell<br />

für Erdenform und Planetenbahnen wie<strong>der</strong>. 12 gleichberechtigte Halbtöne<br />

als arithmetische Basis <strong>der</strong> musikalischen Dodekaphonie, 12 Stunden <strong>der</strong><br />

Uhr und 12 Monate des Jahres, die 12 Götter <strong>der</strong> griechischen Mythologie<br />

o<strong>der</strong> die 12 Jünger Jesu stehen für eine auffällig lange Reihe <strong>von</strong> Beispielen,<br />

die allesamt den Anschein nähren, das Eine Übergeordnete, das<br />

Allumfassende könnte sich in 12 geteilt haben.<br />

Auch im Leben <strong>der</strong> Künstlerin und „Analogistin“ <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

kommt <strong>der</strong> Zahl 12 ein spezieller Stellenwert zu. In Ihrem Werk „Die<br />

12 Ursymbole“ findet das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Sinneseindrücke über<br />

die Zahl 12 ihren adäquaten Ausdruck. Den aufmerksamen Außenstehenden<br />

erstaunt bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Werke <strong>Othegraven</strong>s dabei stets die<br />

Einsicht, wie sehr ihr künstlerisches Schaffen sich in Form- und Farbgebung<br />

an dem <strong>von</strong> <strong>der</strong> 12 ausgehenden symbolischen Charakter <strong>der</strong> Ganzheit<br />

anzulehnen sucht.<br />

„Ich definiere mich über mein gesamtes Da-Sein, über den selbst gestalteten<br />

Sessel, auf dem ich sitze, ebenso wie über das Bild, das ich male, o<strong>der</strong><br />

den Raum, in dem ich lebe. Und ich verstehe den Kosmos als Einheit, in<br />

dem es gilt, seinen Platz zu finden und seine Rolle auszufüllen – ähnlich<br />

dem nicht enden wollenden Bemühen, ein Instrument in einem Orchester<br />

möglichst perfekt zu stimmen und zu spielen“, so <strong>Othegraven</strong>.<br />

Die 12 wird <strong>von</strong> ihr dabei als Analogie aufgegriffen, als Symbol des Prinzips<br />

<strong>der</strong> Ganzheitlichkeit, als magisch-mystisches „Wesen“, das Modell steht für<br />

geheimnisvoll symmetrische Verbindungen zwischen konkreten Erscheinungen<br />

des Universums und subjektiven Ausdrucksarten <strong>der</strong> Kunst.<br />

Es ist vermutlich <strong>der</strong> tief liegende Anspruch an eine grundlegende Harmonie<br />

allen Seins, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Künstlerin in ihrem unablässigen Tun schlussendlich<br />

zum Vorschein kommt – o<strong>der</strong>, mit den Worten Platons, die Suche<br />

nach <strong>der</strong> „quinta essentia (...) im ewigen Streben, die Seele zur Wahrheit<br />

zu erheben.“<br />

81


82<br />

Gesetz – Struktur<br />

Saturn �<br />

2001<br />

28 x 18 cm<br />

Mars �<br />

2001<br />

19 x 28 cm<br />

Einfühlungsgabe – Gemüt Genuss – Manifestation<br />

Mond �<br />

2001<br />

19 x 28 cm<br />

Venus Abendstern �<br />

2001<br />

18 x 28 cm<br />

Venus Morgenstern �<br />

2001<br />

18 x 28 cm<br />

Wille – Trieb Harmonie – Ausgewogenheit Autorität – Schöpferkraft<br />

Sonne �<br />

2001<br />

18 x 18 cm


Umwandlung – Opfer Entwicklung – Intellekt<br />

Pluto �<br />

2001<br />

19 x 28 cm<br />

Uranus �<br />

2001<br />

18 x 18 cm<br />

Merkur Morgenstern �<br />

2001<br />

19 x 28 cm<br />

Neptun �<br />

2001<br />

19 x 28 cm<br />

Sinn – Glaube<br />

Ursprung – Neutralität Anonymität – Transzendenz Ordnung – Arbeit<br />

Jupiter �<br />

2001<br />

28 x 19 cm<br />

Merkur Abendstern �<br />

2001<br />

19 x 28 cm<br />

83


Albert Hammerschmied<br />

Sonnenwenden<br />

Der gregorianische Kalen<strong>der</strong> ist ein kleines Wun<strong>der</strong>werk, <strong>der</strong> in sich in<br />

genialer Weise das Wissen <strong>von</strong> Jahrtausenden vereint. Die Hauptwesenkräfte,<br />

aus denen sich die Daten eines Kalen<strong>der</strong>s bestimmen, sind Sonne,<br />

Mond und Erde. Es ist ein echtes Aha-Erlebnis, wenn man sich vergegenwärtigt,<br />

dass das Wort „Monat“ die Verschmelzung zweier Worte ist,<br />

nämlich Mond und Daten = Mon(d-d)at(en). Neben dem Sonnen-Tag,<br />

dem Sonntag, haben auch einige an<strong>der</strong>e bedeutende Fest- und Feiertage<br />

direkten Bezug zum scheinbaren Lauf <strong>der</strong> Sonne: z. B. das Sonnwend-Fest<br />

um den 21. Juni und das Weihnachtsfest. Überraschend für den Laien ist,<br />

dass die vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter nicht am<br />

Ersten eines Monats beginnen, son<strong>der</strong>n vielmehr etwa um den einundzwanzigsten<br />

Tag.<br />

Uralter Symbolik gemäß stehen Sonne und Mond für die zwei grundsätzlichen<br />

Pole des Lebens:<br />

die Sonne symbolisiert das Männliche, das aktiv-zeugend-schöpferische-<br />

Prinzip, la luna, <strong>der</strong> Mond, symbolisiert das Weibliche, das passiv-empfangend-durchführende<br />

Prinzip. Allgemein bekannt sind die beiden Haupt-<br />

Sonnen-Wenden: die Sommersonnenwende am nördlichen Wendekreis,<br />

dem Wendekreis des Krebses, und die Wintersonnenwende am südlichen<br />

Wendekreis, dem Wendekreis des Steinbockes. Was die Sonne bei ihrem<br />

Durchgang durch die einzelnen Himmelsabschnitte bewirkt, das wird <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> „Königin <strong>der</strong> Wissenschaften“, <strong>der</strong> Astrologie, klar definiert. Es handelt<br />

sich dabei um uraltes Erfahrungsgut, das gegenwärtig auch bei intellektuell<br />

und wissenschaftlich orientieren Menschen zunehmend wie<strong>der</strong> Beachtung<br />

und Wertschätzung erlangt.<br />

Gegenwärtig machen wir Menschen auf <strong>der</strong> nördlichen Halbkugel <strong>der</strong> Erde<br />

den Lichtwechsel zweimal im Jahr zum Anlass einer Feier: am Höchststand<br />

<strong>der</strong> Sonne feiern wir „Johannis“, den längsten Tag mit <strong>der</strong> kürzesten Nacht,<br />

und am Tiefststand <strong>der</strong> Sonne feiern wir das Weihnachtsfest. Dieses ist<br />

eng verbunden mit <strong>der</strong> „Thomas-Nacht“, das ist jener Tag, an welchem die<br />

84<br />

Nacht am längsten währt. Immer mehr Menschen feiern neuerdings auch<br />

wie<strong>der</strong> das Fest des Frühlingsanfanges, wenn die Sonne in das Zeichen<br />

des Wid<strong>der</strong>s wechselt, und das Fest des Ernte-Dankes am Herbstanfang<br />

im Gegenzeichen Waage.<br />

Tatsächlich finden jährlich jedoch nicht nur die zwei bzw. vier, son<strong>der</strong>n<br />

zwölf charakteristische Wenden statt. Und auf dieses Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> monatlichen<br />

Wenden, die einem ruhigen, stetigen und sachten Umblättern und<br />

Weiterblättern gleichen, möchte die Künstlerin <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

mit diesem Kalen<strong>der</strong> ihren Blick lenken. Denn jedes Mal, wenn um<br />

den 21. bis 23. Tag eines Monats die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne<br />

in einen an<strong>der</strong>en Himmelsabschnitt eintritt, än<strong>der</strong>t sich – zwar sachte,<br />

aber dennoch recht augenfällig – zur Freude und zum Entzücken vieler<br />

Menschen, ihr Antlitz, ihr Kleid, ihr Erscheinungsbild. Zwölfmal wendet sich<br />

so das Blatt.<br />

Durch ihre Darstellung in Wort und Bild, durch Hören und Sehen, will die<br />

Künstlerin diese Einflüsse und Wandlungen wie<strong>der</strong> konkreter bewusst machen.<br />

Sie versucht dabei alle Sinneswahrnehmungen mit einzubeziehen,<br />

spürt je<strong>der</strong> Kraft sowohl in <strong>der</strong>en Farb-Klang als auch in ihrer Klang-<strong>Farbe</strong><br />

nach, will sie auch dem Tast-, Gefühls-, Geruchs- und Geschmackssinn<br />

„sinnlich“ vermitteln. Ihrer Aussage zufolge „ist es an <strong>der</strong> Zeit wie<strong>der</strong> zu lernen<br />

die Welt zu erspüren und mit allen Sinnen zu erleben, anstatt sie nur<br />

mit dem Intellekt zu erforschen“. Und weiters sagt sie: „<strong>Farbe</strong>, Form, Klang,<br />

Gefühl, Geruch und Geschmack sind Vermittler einer inneren Wahrheit:<br />

des eigentlichen Wesentlichen. Natürlich erlebt ein je<strong>der</strong> dieses „Ding an<br />

sich“ auf subjektive Weise, aber dennoch in solch vergleichbar ähnlicher<br />

Art, dass sich für den jeweiligen Erlebenskomplex ein zusammenfassen<strong>der</strong>,<br />

objektiv verständlicher Ausdruck finden lässt“.<br />

Es ist <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> <strong>von</strong> ganzem Herzen zu wünschen, dass<br />

es ihr gelingt, viele ihrer Mitmenschen mit dieser schönen und insbeson<strong>der</strong>e<br />

„einmaligen“ Sicht <strong>der</strong> Sonnen-Wenden anzusprechen und zu erfreuen.


Saturn � 22. Dezember bis 22. Januar<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

Uranus � 22. Januar bis 22. Februar<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

Neptun � 22. Februar bis 22. März<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

Mars � 22. März bis 22. April<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

85


Venus Morgenstern � 22. März bis 22. April<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

Merkur Morgenstern � 22. Mai bis 22. Juni<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

86<br />

Mond � 22. Juni bis 22. Juli<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

Sonne � 22. Juli bis 22. August<br />

2002<br />

27 x 37 cm


Merkur Abendstern � 22. August bis 22. September<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

Venus Abendstern � 22. September bis 22. Oktober<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

Pluto � 22. Oktober bis 22. November<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

Jupiter � 22. November bis 22. Dezember<br />

2002<br />

27 x 37 cm<br />

87


88<br />

Mein Refugium – ein Heiligtum<br />

Es gibt keinen Raum,<br />

<strong>der</strong> schöner ist als dieser,<br />

weil es nichts gibt,<br />

was echter und ehrlicher ist als er.<br />

Dieser Raum ist ein authentisches Kleid,<br />

die nach außen gekehrte Darstellung meines Innersten,<br />

meiner Persönlichkeit,<br />

– diese, als ein Kunstwerk,<br />

geschaffen <strong>von</strong> den Kräften meiner Seele.<br />

Er bildet den Rahmen,<br />

den vollkommensten Halt,<br />

das Ufer<br />

meines wogenden,<br />

fließenden,<br />

ebbenden und flutenden Wesens und Seins,<br />

meines Tun und Lassens,<br />

meines Schlafens,<br />

meines Wachens.


90<br />

Die einzelnen Aquarellstudien aus dem hier aufgefalteten Leporello sieht man auf den folgenden Seiten.


<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

Wie Ochs und Esel im dunklen Stall . . .<br />

Bil<strong>der</strong> sind wie gute Weine. Man lasse sie reifen, dachte ich, als ich gestern<br />

in meinem Zimmer saß und meine Bil<strong>der</strong> betrachtete, die dort wie Fliesen<br />

die Wand bedecken. Ich liebe diesen Raum, den sonnengelben, den<br />

heiteren, er ist mir so vertraut, und so ganz meine Welt, dass ich unlängst<br />

ein Gedicht ihm zu Ehren schrieb. Ich wollte ihm ein Denkmal setzen.<br />

Und als ich den Blick so schweifen ließ, durch nichts gestört und durch<br />

die sonnige Stimmung völlig ergriffen, die <strong>von</strong> allem ausging, was diesen<br />

Raum erhellte, da durchlief mich eine tiefe Zufriedenheit mit allem, was ich<br />

sah. Ich empfand ein tiefes Einverständnis mit dem Werk <strong>der</strong> letzten Jahre,<br />

und mir kam ein intensives Rückerinnern an die Euphorie und die Mühe,<br />

an die Phasen <strong>der</strong> Entstehung dieser Bil<strong>der</strong>.<br />

Jedes Mal, wenn ich so in einer Schaffensperiode drinstecke und produziere,<br />

dann klappen die Resultate förmlich aus mir heraus wie die Seiten<br />

aus einem Kalen<strong>der</strong>. Es kann dann gar nicht an<strong>der</strong>s sein als eben genau<br />

so. Wenn <strong>der</strong> Strom erst einmal in Fluss kommt, das Rad ins Rollen,<br />

wenn ich so richtig warm gelaufen bin und die Technik mir keine Probleme<br />

mehr bereitet und alles wie <strong>von</strong> selber geht, – dann ist mir alles so selbstverständlich<br />

und geläufig und alles geht so leicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Hand.<br />

Aber am Ende solch eines jeweiligen Maltages stehe ich dann vor <strong>der</strong> Fülle<br />

<strong>der</strong> Blätter und habe für diese Resultate überhaupt kein einschätzendes<br />

Wertgefühl mehr und keine Art <strong>von</strong> Relation dazu, ob sie als gelungen zu<br />

bezeichnen sind o<strong>der</strong> nicht. Sie zeigen mir ausschließlich den Kampf und<br />

das Ringen an, sind mehr o<strong>der</strong> weniger nur immer wie<strong>der</strong> erneute Versuche<br />

des Durchlassens <strong>von</strong> Botschaften. Sie sind wie Konservierungen<br />

<strong>von</strong> Erlebnissen, geheimnisvolle Entdeckungen, Erfahrungen, bestenfalls<br />

Enthüllungen eines nur mir bewusst gewordenen Geschehens.<br />

Jedes Mal fühle ich mich dann wie ein ausgelaugter schlaffer Schlauch,<br />

überdehnt und ausgeweitet, ausgebeult und überbeansprucht <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Füllmenge, die durch ihn durchgezwängt worden war. Und mit dem geringen,<br />

weil zeitlich kurzen Abstand betrachtet, wirken für mich dann meine<br />

Bil<strong>der</strong> wertlos, ja: fast banal.<br />

Durch die vorangehende Erregung und die Euphorie <strong>der</strong> Entdeckerfreuden,<br />

durch den erbarmungslosen Zwang zur Konzentration aller Kräfte und den<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Seiltanz <strong>der</strong> Geschicklichkeit war ich am Ende abgestumpft<br />

für jede Bewertung.<br />

Ich war auf dem schmalen Grad mal im Lot geblieben, ein an<strong>der</strong>mal<br />

wie<strong>der</strong> abgestürzt, die Wunden schmerzten. Wie ein Jongleur hatte ich<br />

die Kugeln nicht aus dem Blickwinkel gelassen, wie ein Wachhund hatte<br />

ich die Herde umkreist und in Schach gehalten. <strong>Farbe</strong>n wollten sich verselbstständigen,<br />

sich mit an<strong>der</strong>en vermischen, wo sie nicht sollten. Formen<br />

waren nicht meinem Willen gefolgt, uferten aus, und immer wie<strong>der</strong> hatte<br />

sich ein Schleier über meine Wahrnehmung geschoben, das innere Auge<br />

verdunkelt, überspiegelt mit Reizen aus den Bereichen des Banalen.<br />

Ausgelaugt und ausgeschöpft verblieb in meinem überspannten Bewusstsein<br />

nur noch die Müdigkeits-Empfindung zurück. Im Kämpfen und Ringen<br />

war ich um Klarheit bemüht gewesen. Es musste mir doch einleuchten!!<br />

Aber ich fühlte mich am Ende nun eher wie <strong>der</strong> Ochs und <strong>der</strong> Esel im<br />

dunklen Stall, viel weniger aber wie ein König, <strong>der</strong> seinem leuchtenden<br />

Stern gefolgt war.<br />

Warum auch machte ich es mir nur so schwer?! Da war dieser Chinese<br />

gewesen, Wang Shu. Ich hatte seine Plakate an den Litfass-Säulen bestaunt<br />

und dann seine Ausstellung im Völkerkunde-Museum besucht. Seine Technik<br />

war nicht zu übertreffen, wenn auch viele seiner Bil<strong>der</strong> fast wie Fotos<br />

wirkten und oft mehr dekorativ als künstlerisch durchgebildet schienen.<br />

– Jahrzehnte später traf ich ihn wie<strong>der</strong>, durch einen seiner Schüler. Dieser<br />

91


hatte mir seine Art <strong>von</strong> Pinseln organisiert, chinesische, ganz spezielle <strong>von</strong><br />

beson<strong>der</strong>s kostbarer Art, und er hatte mir dessen Technik, – die Methode<br />

des Nass-in-Nass-Malens – erklärt und gezeigt. Begierig hatte ich diese<br />

neuen Möglichkeiten aufgegriffen und sie für meine Art des Ausdrucks<br />

umgewandelt, wobei eines <strong>der</strong> wichtigsten Faktoren für das Gelingen ein<br />

sehr voluminöses französisches Papier war.<br />

Ich übte wie besessen. Es musste möglich sein, auch im Nassen Komplementärfarben<br />

nebeneinan<strong>der</strong> zu setzen, ohne dass sie verliefen, sich<br />

zu grau vereinten, denn <strong>der</strong> Charme des Ineinan<strong>der</strong>-Verlaufens <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>n<br />

war nur durch konsequentes Nasshalten des Papiers garantiert. Was<br />

diesen Charme aber ausmachte, war mit keiner an<strong>der</strong>en Technik hervorzuzaubern.<br />

Ja, es war buchstäblich ein Zauber, <strong>der</strong> die Flächen bedeckte,<br />

ein Flimmern und Schillern und Beben <strong>von</strong> ineinan<strong>der</strong> grenzenlos verwobenen<br />

Farbpartikeln, fast wie in einem Pastell. Meine Bil<strong>der</strong> wurden<br />

auch oft mit solchem verwechselt.<br />

Vielleicht war diese Technik mit <strong>der</strong> Umstellung vom Instrument Klavier<br />

auf Geige zu vergleichen, dem Erleben, Töne nahtlos verbinden zu können<br />

zu einem einzigen Klangkörper, kein Triller mehr, kein Lauf, son<strong>der</strong>n ein<br />

stufenloses Auf- und Abschwellen. Aber das Bändigen verlangte nochmals<br />

die gleiche Übung, so wie das Erlernen eines Instrumentes, und <strong>der</strong> Malvorgang<br />

war mit dem Einstudieren eines musikalischen Werkes zu vergleichen.<br />

Das Motiv allerdings war ja niemals so klar wie Noten auf dem<br />

92<br />

Papier. Seine Erarbeitung verlangte Improvisation, das Umkreisen des Zu<br />

-Sagenden durch Abtasten.<br />

Oft malte ich an ein bis zwei Tagen 30 bis 40 Blätter, begann zuerst mit<br />

kleinen Formaten, wechselte später zu immer größer werdenen. Doch niemals<br />

blieb für ein benetztes Blatt länger als 40 Minuten Zeit, wollte man<br />

nicht <strong>von</strong> trockenen Stellen überrascht werden. Hätten die unaussprechlich<br />

reizvollen Resultate, ihre unvergleichliche Lebendigkeit in <strong>der</strong> Farbverteilung<br />

nicht diesen nahezu akrobatisch zu nennenden Akt gerechtfertigt,<br />

dann wäre die Frage im Raum geblieben, macht wirklich nur die Übung<br />

den Meister?<br />

Ich weiß, dass ich heute, nach einer Malpause <strong>von</strong> nunmehr zweieinhalb<br />

Jahren, nicht mehr im Stande wäre, solche Bil<strong>der</strong> hervorzubringen, es sei<br />

denn, ich würde eine erneute monatelange Lern- und Übungsphase in<br />

Kauf nehmen.<br />

Aber auch erst heute, nach so einem großen zeitlichen Abstand zu dieser<br />

kreativen Schaffensperiode weiß ich meine Bil<strong>der</strong> zu schätzen. Jetzt erfreuen<br />

sie meine Seele in ungeahnter, unaussprechlicher Weise. Ich sehe<br />

sie jetzt mit ganz an<strong>der</strong>en Augen, denn ich schaue heute wie aus <strong>der</strong><br />

Dunkelheit ins Licht, aus dem Zustand <strong>der</strong> Impotenz, <strong>der</strong> Erschlaffung in<br />

die Offenbarung einer vergangenen Kraftperiode.<br />

Und aus diesem Zustand des Unvermögens weiß ich erst meine damaligen<br />

Fähigkeiten zu schätzen. Erst jetzt entdecke ich die Qualitäten <strong>der</strong>


Bil<strong>der</strong>, aber auch ihre Mängel, lerne sie zu loben o<strong>der</strong> zu tadeln, entdecke<br />

Schlackenstoffe und bewun<strong>der</strong>e Gelungenes. Und erst jetzt fühle ich eine<br />

Art <strong>von</strong> Genugtuung und Belohnung für diese unbeschreibliche Mühe,<br />

unter <strong>der</strong> sie entstanden sind.<br />

Wie viel Spannkraft hatte dazugehört, wie viel Ausdauer, wie viel dem Werk<br />

günstige Umstände: die Zeit, das Alleinsein, das Wetter, das Motiv und<br />

nicht zuletzt <strong>der</strong> Musenkuss. Was alles hatte zusammenfließen müssen<br />

und aus welchen Kanälen – in einen langen Augenblick <strong>der</strong> Klarsicht? Wie<br />

viel Trübe aber hatte dafür weichen müssen, und mit welchen Opfern?<br />

Und wann wird sich das jemals wie<strong>der</strong> ereignen können?<br />

Es sind schon Sternstunden, diese Schöpfungsperioden, und so gar nicht<br />

unter Willenszwang herbeizuführen, zu bändigen und festzuhalten. Das<br />

einzige, was man als Künstler tun kann, ist: sich offen halten und bereit,<br />

dem neuen Ruf zu folgen, wann auch immer er naht.<br />

Und alle unschöpferischen Perioden, die Wartezeiten sind vielleicht wie<br />

unsichtbare Sammelprozesse <strong>von</strong> Energien, ähnlich <strong>der</strong> Kristallisation <strong>von</strong><br />

Mineralien im Erdinneren. Sie stecken mit in einem Kunstwerk, das wie<br />

<strong>der</strong> Kristall auch nichts an<strong>der</strong>es ist, als ein Verdichtungsprozess <strong>von</strong> langen<br />

Zeiträumen des Erfahrens und Erkennens. Dieser sucht sich nur den richtigen<br />

Moment <strong>der</strong> Manifestation und die geeignete Form – trete sie zuletzt<br />

in einem Bildnis in Erscheinung, in einem Musikstück o<strong>der</strong> offenbare sie<br />

sich in einem Gedicht o<strong>der</strong> einer Choreographie.<br />

Und so wie edle Weine erst im Altern reifen, so reifen Kunstwerke im Auge<br />

des Betrachters auch erst allmählich. Manchmal dauert es sehr lange, bis<br />

man ihren Wert zu schätzen weiß, alles braucht eben seine Zeit.<br />

93


Rudolf Maegle<br />

Man kann auch k r e a t i v Staubwischen,<br />

sagte <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> eines Tages zu mir, man muss nur<br />

allem die Sinnhaftigkeit abgewinnen. Egal ob man eine Sonate komponiert<br />

o<strong>der</strong> ein Bild malt; es ist immer <strong>der</strong>selbe Wille und <strong>der</strong>selbe<br />

drängende, a l l e s d u r c h d r i n g e n d e G e i s t dahinter, etwas zu<br />

bewegen, nach etwas zu streben.<br />

Einen Augenblick lang mögen wir irritiert sein ob dieser Gleichstellung <strong>von</strong><br />

Kunst und trivialer Alltagsverrichtung, aber es wäre nicht <strong>Othegraven</strong>, würde<br />

sie nicht sogleich weiter ausholen:<br />

Gerade <strong>der</strong> Begriff des Komponierens ist mir wichtig – und nicht nur auf<br />

die Musik bezogen –, denn er setzt eine beson<strong>der</strong>e schöpferische Fähigkeit<br />

voraus, wodurch <strong>der</strong> b l o ß k r e a t i v e Mensch zum eigentlichen<br />

K ü n s t l e r wird.<br />

Und wenn ich <strong>von</strong> dem a l l e s d u r c h d r i n g e n d e n G e i s t spreche,<br />

so meine ich weniger die Vergeistigung des Körpers, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

die Verkörperung des Geistes. Der Geist bedient sich des Körpers, um<br />

sich in <strong>der</strong> stofflichen Welt zu manifestieren und um etwas auszusagen<br />

– eigentlich, um <strong>von</strong> sich zu berichten! Ich entdecke den Geist in allen<br />

Dingen.<br />

Viele Menschen wollen die Banalitäten des Alltags nicht akzeptieren und<br />

solche Dinge nur möglichst schnell nebenbei verrichten, um sich einem<br />

W i c h t i g e r e n , vielleicht auch H ö h e r e n – wie dieses Etwas oft<br />

genannt wird – zuzuwenden, was immer das für den einzelnen Menschen<br />

auch sein und bedeuten mag.<br />

Ich meine, dass auch in allem so genannten Banalen, in dem ganz Gewöhnlichen,<br />

Alltäglichen, <strong>der</strong> G e i s t wirkt. Und wenn ich diesen Dingen<br />

mit Freude und Hingabe begegne, dann nähere ich mich diesem a l l e s<br />

d u r c h d r i n g e n d e n G e i s t viel eher als vielleicht bei einem Besuch<br />

in <strong>der</strong> Kirche, wenn ich glaube, dass dort immer sonntags <strong>von</strong> 10 bis 11<br />

<strong>der</strong> Liebe Gott ist.<br />

Du siehst den Raum, in dem wir uns befinden, <strong>der</strong> grüne Vorhang mit<br />

den weißen Streifen – ich habe ihn so und nicht an<strong>der</strong>s ausgewählt.<br />

Daneben das Blumenbild mit dem weißen Passepartout, diese Rot-Grün-<br />

Komposition – und dann <strong>der</strong> Blick aus dem Fenster in die sonnenbeschienenen<br />

Bäume und schau die Sonnenflecken, wie sie mit den Silhouetten<br />

<strong>der</strong> Blätter an <strong>der</strong> Wand spielen, und schau dir doch die Schatten <strong>der</strong><br />

Sessellehne an – gerade war alles noch da, jetzt ist es wie<strong>der</strong> weg! Wie<br />

lebendig das doch alles ist.<br />

96<br />

Und dieses holzgeschnitzte Tablett hier mit den goldenen Kartenzeichen,<br />

Pick, Kreuz, Herz und Karo, ich habe es für meine Mutter gemacht. Dieser<br />

Rahmen und diese Schatulle hier gehören zu meinen ersten Vergol<strong>der</strong>arbeiten,<br />

auch die Tischlampe, alles aus den ersten Lehrjahren bei meinem<br />

Meister, Prof. Stiassny.<br />

<strong>Renée</strong> sieht mich verzückt an. Ihr ist die Begeisterung ins Gesicht geschrieben.<br />

Sie weiß aber – und wir sprechen immer wie<strong>der</strong> darüber -, dass diese<br />

Dinge, die sie so faszinieren, eigentlich nur Gleichnisse für etwas sind,<br />

einstweilen noch unzulänglich. Aber vielleicht fasziniert sie gerade diese<br />

Gleichnishaftigkeit, denn ohne diese Gleichnishaftigkeit wären die Dinge<br />

nur leere Hüllen.<br />

<strong>Renée</strong> nimmt mich bei <strong>der</strong> Hand und zieht mich in den angrenzenden<br />

Raum, in dem sich ihre Werkstatt befindet. Sie trennt nicht zwischen Privatleben<br />

und Beruf; alles fließt ineinan<strong>der</strong> – und alles ist Leben.<br />

Es liegen die Werkzeuge herum auf großen Tischen. Die Regale an <strong>der</strong><br />

Wand sind unüberschaubar mit Fläschchen und Dosen angefüllt, mit Pinseln<br />

und Gläsern voll Farbpigmenten. Eine Kreissäge steht in <strong>der</strong> Ecke<br />

neben einem Konvolut <strong>von</strong> Leisten und Rahmenprofilen.


Diesen Rahmen muss ich neu vergolden, sagt <strong>Renée</strong>, und hier habe ich<br />

einen barocken Profilentwurf gemacht für das Liechtenstein Museum. Er<br />

ist für die Rubensausstellung. Und hier an dem geschnitzten Rahmen<br />

fehlen Teile, siehst du, ich muss sie ergänzen.<br />

Ich schaue mich um – ich schaue mich immer um in diesem Raum, in<br />

dem eine Ordnung herrscht, die man eher als Stimmung bezeichnen<br />

könnte denn als etwas nachrechenbar Funktionierendes.<br />

Du weißt, lächelt <strong>Renée</strong> mich an, mein Damenbudoire.<br />

Dann zieht sie mich zurück in den Raum mit dem grünen Vorhang.<br />

Hier meine Bücher, schwärmt sie weiter, diese Gruppe, es sind zweiunddreißig<br />

Bände, alles Bô Yin Râ, dann Goethe, mein alter Faustband,<br />

Hermann Hesse und Prentice Mulford. Und natürlich meine Märchenbücher<br />

– da, eine alte Ausgabe <strong>von</strong> „Tausendundeine Nacht“ mit einem<br />

Vorwort <strong>von</strong> Hugo <strong>von</strong> Hofmannsthal, schau – Jugendstilornamente<br />

– in grünem Le<strong>der</strong> mit den ausgeblichenen Buchstaben. Wie knitterig<br />

die Seiten sind; das hat für mich etwas sinnlich Ästhetisches, fühle einmal,<br />

man möchte es über die Wange streichen. Und da oben über dem<br />

Bücherregal mein Bil<strong>der</strong>zyklus <strong>von</strong> Venedig in den <strong>Farbe</strong>n Lila/Orange.<br />

Diese Farbkombination hat für mich etwas Heiliges – nicht Mystisches.<br />

Heilig ist für mich h e i l e n d , das Wort mystisch empfinde ich eher als<br />

ein wenig unheimlich.<br />

<strong>Othegraven</strong> sieht diese Bil<strong>der</strong> eine Weile wortlos an, und ich beobachte<br />

sie und setze mich dazu in einen bequemen Fauteuil, <strong>der</strong> in einer Ecke<br />

des Raumes steht, und versuche in meinem Faktenwissen zu kramen, was<br />

denn wohl <strong>von</strong> psychologischer Seite her die Farbverbindung Lila/Orange<br />

bedeuten möge: lebhaftes Gemüt, hoher Anspruch an sich selbst, Willenskraft<br />

und <strong>der</strong> Wunsch nach Anteilnahme. Wie das doch alles auf <strong>Renée</strong><br />

zutrifft, denke ich, dieser ausgeprägte Wunsch, sich mitzuteilen – das ist<br />

wohl allen Künstlern zueigen – und diese Hoffnung, auch verstanden zu<br />

werden – <strong>Renée</strong> fleht geradezu, verstanden zu werden.<br />

Eigentlich weiß ich jetzt in diesem Augenblick, sagt <strong>Renée</strong> plötzlich wie<strong>der</strong>,<br />

was diese Farbkomposition Lila/Orange für mich bedeutet. Da gibt<br />

es ein Wort dafür, einen Begriff: „Advent“; nicht nur die Zeit vor Weihnachten<br />

meine ich, son<strong>der</strong>n unsere grundsätzliche Lebenshaltung; wir<br />

leben immer in Vorbereitung, denn wir warten immer auf dieses E i g e n t -<br />

l i c h e . . . Auf das Öffnen <strong>der</strong> Türe zum Paradies!<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> strebt in allem, in ihrem ganzen Tun und<br />

Wollen nach religio, nach Rückbindung. Dass wir alle permanent auf dem<br />

Weg zu uns selbst sind, kann je<strong>der</strong> nachvollziehen, sagt Kant, man braucht<br />

nur in sich selbst hineinzuhören.<br />

97


Béatrice <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

Wie sehe ich meine Mutter?<br />

Was für ein Mensch steckt hinter <strong>der</strong> Künstlerin o<strong>der</strong> was ist ein Künstler?<br />

Sie ist jemand <strong>der</strong> zwei Seiten in sich vereint hat, den praktischen Geschäftssinn<br />

und die große Begabung. Alles, was sie anfassen möchte, wird<br />

ein Erfolg, als wüsste sie schon ganz instinktiv, was sie kann und was nicht.<br />

Sobald sie eine Idee bzw. eine Inspiration für eine Arbeit egal welcher Art<br />

hat, wird ohne Pause gearbeitet, bis das Werk abgeschlossen ist.<br />

Wir sprechen hier nicht allein nur <strong>von</strong> eiserner Disziplin, son<strong>der</strong>n <strong>von</strong> Verschmelzung<br />

mit einer Idee und Verarbeitung zur Realität. Es gibt keine<br />

Ablenkung, nur volle Konzentration. Wenn wir an Künstler denken, denken<br />

wir an Phasen, Phasen <strong>der</strong> Inspiration, <strong>der</strong> unerschöpflichen, ja schon<br />

wahnsinnigen Umsetzung und dann an Phasen <strong>der</strong> Energielosigkeit, die<br />

bei manchen Künstlern oft Monate bis Jahre dauert.<br />

Das ist bei meiner Mutter an<strong>der</strong>s, sie ist als Mensch wie ein ganzes Unternehmen<br />

und nicht ein Mensch in einem Unternehmen. Sie ist Arbeiterin,<br />

Buchhalterin, Personalmanagerin, Verkäuferin, Marketingleiterin, PR-Lady,<br />

Controllerin, Geschäftsführerin und Vorstand. Ein Unternehmen allerdings<br />

kennt keine längere Arbeitsunterbrechung sonst würden die Rädchen ja<br />

aufhören sich zu drehen. Sie ist ein ständig sich drehendes Rad, das dadurch<br />

immer weiter und unaufhaltsam nach vorne rollt und bei je<strong>der</strong> Bewegung<br />

nach vorne eine Entwicklung erfährt. Die Entwicklung zur Erreichung<br />

<strong>der</strong> Verbesserung, die sich nicht scheut neue Ufer zu entdecken - immer<br />

den Drang des Erforschens verspürend - und dabei aber die alten Ufer nicht<br />

vergisst, son<strong>der</strong>n durch Brücken mit den neuen verbindet.<br />

Sie ist ein seltenes menschliches Phänomen, <strong>von</strong> dem wir lernen können,<br />

wie viel Möglichkeiten ein Mensch hat, wenn er sich nicht scheut den Weg<br />

seiner Begabung zu gehen und sich nicht auf seinen Talenten ausruht.<br />

Erfolg ist, wenn man glücklich bei <strong>der</strong> Sache ist, die man macht, und das<br />

macht meine Mutter so erfolgreich.<br />

98


Boris <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

„Oh, . . . es brennt!“<br />

Meine Mutter hat mich als Wassermann auf die Welt gebracht und ich habe<br />

diesen Charakter auch immer strikt vertreten, denn ich bin ein Techniker,<br />

<strong>der</strong> es gerne schlicht und zeitlos hat und alles was bunt ist, stößt bei<br />

mir auf Abneigung. Trotz alledem habe ich mich in unserer farbenfrohen<br />

Wohnung immer mehr als wohl gefühlt. Tja, es war auch nie bunt, son<strong>der</strong>n<br />

meine Mutter hat in jedem Detail, und sei es die Tischdekoration, eine<br />

Farbharmonie erstellt. Ich kann mich noch genau an den Zeitpunkt erinnern,<br />

an dem ich verstand, was <strong>der</strong> Unterschied zwischen Bunt und den<br />

Farbkreationen meiner Mutter war. Ich erinnere mich an einen Spaziergang,<br />

wo sie mir zeigte, dass in <strong>der</strong> Natur – egal, wo ich auch hin schaue<br />

– egal, welchen Fleck ich beobachte – ich nie eine Disharmonie in mir<br />

spüren würde. Als wir wie<strong>der</strong> nach Hause kamen, erkannte ich in jedem<br />

Zimmer und in all ihren Arbeiten ihr Verständnis für das Zusammenspiel<br />

<strong>von</strong> Form und <strong>Farbe</strong> und das Talent, es praktisch umzusetzen.<br />

Es ist aber nicht nur eine Begabung, die ihr gegeben wurde, son<strong>der</strong>n auch<br />

ihre Hingabe und ihre Liebe zur Kunst in je<strong>der</strong> Hinsicht. Wir haben ihr oft<br />

Konzentrationsschwierigkeiten und gedankliche Abwesenheit vorgeworfen,<br />

da sie gerne Dinge vergisst und sich für unwesentliche Themen nur schwer<br />

begeistern kann, eben so, wie die meisten Künstler manchmal abwesend<br />

zu sein scheinen. Geht es jedoch darum, sich auf eine Rahmenbemalung<br />

o<strong>der</strong> ein entstehendes Bild zu konzentrieren, verfällt sie in eine Art Extase,<br />

bei <strong>der</strong> sich alle Gedanken und Körperfunktionen nur mehr auf diese eine<br />

Arbeit fixieren. Wenn man sie dann beobachtet, könnte man Angst bekommen,<br />

dass sie vergisst zu atmen. Angenommen, sie male in einem Wald<br />

ein Bild und es finge an zu brennen, würde sie mit aller Begeisterung und<br />

wie kein an<strong>der</strong>er die Flammen dazu zeichnen und erst nach Beendigung<br />

ihres Werkes merken, dass auch sie und ihre Staffelei schon Feuer gefangen<br />

haben und meinen: „Oh, es brennt!“ – Wer sie besser kennt, lacht<br />

sicherlich an dieser Stelle und sagt „ganz genau so wäre es“.<br />

Da bei mir eben alles einen Bezug zur Wirklichkeit haben muss und ich auf<br />

strikte Symmetrie und Klarheit baue, habe ich sie am Anfang für ihre, mit<br />

wenigen Strichen gezeichneten, aber realistischen Tierskizzen und naturgetreuen<br />

Aquarelle bewun<strong>der</strong>t. Ich konnte nachher nicht verstehen, warum<br />

sie mit ihrem Talent für täuschend ähnliche Marmorierungs-Technik und<br />

<strong>der</strong> Fähigkeit, Strukturen originalgetreu nachzumachen, angefangen hat,<br />

Aquarelle in nass in nass Technik zu malen. In diesen Bil<strong>der</strong>n verschwimmt<br />

doch alles und ich verzweifelte bei <strong>der</strong> Annahme, dass meine Mutter nun<br />

auch eine <strong>von</strong> diesen mo<strong>der</strong>nen neuen Künstlern wird, <strong>der</strong>en Kunst ich<br />

nie verstehen werde, und noch weniger konnte ich nachvollziehen, warum<br />

so viele Leute <strong>von</strong> ihren neuen Bil<strong>der</strong>n so begeistert waren. Irgendwann<br />

kam <strong>der</strong> Punkt, an dem ich erkannte, dass die gelernten Techniken nur<br />

als Grundlagen dienten, über die sie hinausgehen musste, da in ihr ja viel<br />

mehr Potential steckte. Ihr ging es nicht nur darum, mit einem Bild klar das<br />

Motiv zu zeigen und die einzigartigen Formen <strong>der</strong> Natur, son<strong>der</strong>n um die<br />

Harmonie <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>n und Formen, die nur sie so darstellen kann.<br />

Mittlerweile hängen in meiner – trotz alledem schlicht und hell-dunklen<br />

Wohnung – in jedem Zimmer mindestens drei Bil<strong>der</strong> <strong>von</strong> meiner Mutter,<br />

die eine wun<strong>der</strong>bare Stimmung auf mich ausstrahlen und ich könnte mir<br />

meine Wohnung nicht mehr ohne sie vorstellen.<br />

Ich habe durch meine Mutter im Laufe <strong>der</strong> Jahre ein Verständnis für Kunst<br />

und einen ganz an<strong>der</strong>en Zugang zur Harmonie bekommen:<br />

„ . . . und dafür möchte ich Dir danken, denn ich weiß mittlerweile, was<br />

an<strong>der</strong>e Menschen versäumen und was Dich so glücklich und einzigartig<br />

macht. Dein Boris.“<br />

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100


Tradition<br />

Wilhelm Fitzner, Maler, Bildhauer und Architekt<br />

Ein Künstler . . . vier Generationen<br />

Porträt Wilhelm Fitzner<br />

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Anna Fitzner,<br />

Mutter <strong>von</strong> Wilhelm Fitzner<br />

102<br />

Emilienne Fitzner,<br />

Ehefrau <strong>von</strong> Wilhelm Fitzner


Theodora <strong>von</strong> Obstfel<strong>der</strong>,<br />

Tochter <strong>von</strong> Wilhelm Fitzner<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> „Pünktchen“ <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>,<br />

Enkeltochter <strong>von</strong> Wilhelm Fitzner<br />

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Theodora <strong>von</strong> Obstfel<strong>der</strong> (Hg.)<br />

„Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen Photographie und Malerei?“,<br />

hatte ich einst meinen Vater gefragt, und er hatte geantwortet: „Bei einem<br />

guten Foto sage ich: Wie schön ist doch diese Landschaft, diese Frau,<br />

dieses Haus, – bei einem Bilde aber: wie schön ist dieses Bild!“<br />

Wenn mein Vater Wilhelm Fitzner noch gelebt hätte, als meine Tochter sich<br />

<strong>der</strong> Kunst ganz zu widmen entschloss, hätte er diesen letzten Satz wohl an<br />

die hun<strong>der</strong>te Male wie<strong>der</strong>holen können, – so denke ich es mir heute beim<br />

Betrachten ihrer Bil<strong>der</strong>. Zwei Malerpersönlichkeiten, noch dazu aus so verschiedenen<br />

Altersperspektiven, einmal als Kind in <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Tochter,<br />

später als Mutter, durch einen Teil dieser so verschiedenen Künstlerleben<br />

begleiten zu können, hat dazu geführt, dass mich die Sensibilität für das<br />

Schöne niemals verlassen konnte. Dafür danke ich beiden.<br />

Das Werk meines Vaters verlor und verstreute sich in den Wirrnissen zweier<br />

Weltkriege, bevor die Möglichkeit war, es gesammelt in Buchform festzuhalten.<br />

Nur noch wenige seiner Gemälde befinden sich im Besitz <strong>der</strong> Familie,<br />

in erster Linie Portraits* seiner engsten Angehörigen. In seinem Sterbejahr<br />

1960 malte er als letztes eine Rötelzeichnung <strong>von</strong> <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong>*, die<br />

sie als zehnjähriges Mädchen zeigt, mit einem leicht trotzigen Zug um den<br />

Mund, <strong>der</strong> erkennen lässt, dass dort eine Durchsetzungskraft im Reifen<br />

lag, <strong>von</strong> <strong>der</strong> er vielleicht zu ahnen vermochte, dass sie gleichem Interesse<br />

galt wie sein eigenes. Dennoch bedauere ich zutiefst, daß er den späteren<br />

Werdegang meiner Tochter nicht verfolgen und begleiten konnte, und<br />

freue mich nun um so mehr, dass es mir immerhin heute vergönnt ist, ihr<br />

Schaffen hier aufzuzeigen, zu sammeln, und damit festhalten zu können.<br />

Ich möchte mit diesem Buch dem Leser einen Einblick in das vielfältige<br />

Schaffen <strong>der</strong> Künstlerin <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> v. <strong>Othegraven</strong> geben. Neben Bil<strong>der</strong>n,<br />

Photographien und Gedichten<br />

– habe ich auch einige<br />

wenige interessante Aufsätze<br />

ausgewählt, die sie in den letzten<br />

Jahren selber verfasst hat.<br />

Sie erzählt uns darin aus ihrer<br />

jahrzehntelangen Erfahrung<br />

als Malerin, Gestalterin und<br />

Dichterin und führt uns in ihre<br />

reiche Weltanschauung ein,<br />

die immer wie<strong>der</strong> <strong>Farbe</strong>, Harmonie<br />

und Stimmung in einen<br />

tieferen Zusammenhang<br />

zu bringen bemüht ist und auf <strong>der</strong> ihre Kunst gleichsam aufbaut. Auch<br />

Ihre Kin<strong>der</strong> Béatrice und Boris kommen zu Wort, denn sie betrachten ihre<br />

Mutter in ähnlicher Weise, wie ich damals meinen eigenen Vater. Nicht zuletzt<br />

haben mehrere Verehrer ihrer Werke kurze Beiträge für dieses Portrait<br />

verfasst, in denen sie <strong>von</strong> ihren Erfahrungen mit <strong>der</strong> Künstlerin und <strong>der</strong><br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong>en Kunst berichten.<br />

Ich wünsche meiner Tochter Reneé-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>, dass auch diese<br />

Aufzeichnungen dazu beitragen mögen, dass <strong>der</strong> Kreis ihrer Bewun<strong>der</strong>er<br />

weiter anwächst und ihre Arbeiten <strong>von</strong> einer zunehmend breiten<br />

Öffentlichkeit geschätzt werden.<br />

Möge über ihrer Gestaltungs- und Schaffenskraft immer ein leuchten<strong>der</strong><br />

Stern am Himmel stehen.<br />

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106<br />

Harmonie<br />

Wo <strong>der</strong> Sinn erhabner Schönheit<br />

Gründet in <strong>der</strong> Harmonie, -<br />

Wo den Wunsch nach stiller Wahrheit<br />

Birgt die Formensymphonie,-<br />

Wo die edlen Proportionen<br />

In Gesetzes - Mäßigkeit,<br />

Hohe Organisationen<br />

Lösen die Gebundenheit.<br />

Wird, was ganz und gar gestaltet,<br />

Ewiglich erhoben sein -<br />

Und verbleibet treu verwaltet,<br />

Bis zu rein geklärtem Sein.<br />

Doch den Faden, <strong>der</strong> hier endet,<br />

- Greife, wer ihn greifen kann - ,<br />

Fühlet sich <strong>der</strong> Weg gewendet,<br />

Löset sich <strong>der</strong> Erdenbann!


Künstlerbiographie<br />

Wilhelm<br />

Fitzner<br />

2. Juli 1950 <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> wird um 19.45 MEZ in Essen/BRD als die Jüngste<br />

<strong>von</strong> drei Geschwistern geboren. Die Eltern Theodora, geborene Fitzner, und <strong>der</strong><br />

Vater Heinz Jürgen <strong>von</strong> Obstfel<strong>der</strong>, Chemiker und Erfin<strong>der</strong>, bringen keine beson<strong>der</strong>e<br />

Motivation für musische Interessen in das Leben <strong>der</strong> Tochter. Beide<br />

Großväter jedoch sind ausübende Künstler gewesen: väterlicherseits Rudolf <strong>von</strong><br />

Obstfel<strong>der</strong>, Pianist und Schüler <strong>von</strong> Anton Rubinstein, mütterlicherseits Wilhelm<br />

Fitzner (Laurahütte/Schlesien), Architekt, Maler und Bildhauer.<br />

1969 <strong>Othegraven</strong> beendet ihre Schulzeit im humanistischen Frau-Rat-Goethe-Gymnasium,<br />

Duisburg/ BRD. Nach einem einjährigen Englandaufenthalt besucht sie<br />

in Tegernsee/Bayern die Hotelfachschule, wechselt aber danach in die Werbebranche.<br />

1971 Sie kommt nach Österreich, wo sie als Dressurreiterin zwei Jahre lang Turnier-<br />

Pferde ausbildet. Daneben macht sie ihr Diplom als Heil- und Sportmasseurin.<br />

1973 Nachdem <strong>Othegraven</strong> in <strong>der</strong> Werkstatt <strong>von</strong> Prof. Herbert Stiassny in Wien aufgenommen<br />

wird, um das Handwerk des Fassens, des Vergoldens und Restaurierens<br />

zu erlernen, widmet sie sich ausschließlich <strong>der</strong> Kunst.<br />

Seit 1975 Im malerischen Bereich arbeitet sie in <strong>der</strong> Natur und im <strong>Atelier</strong> an Aquarellen,<br />

Gouachen und Zeichnungen.<br />

1976 bis 1977 Als freie Mitarbeiterin ist sie am Theater an <strong>der</strong> Wien als Bühnenbildnerin und<br />

in den Werkstätten <strong>der</strong> Wienfilm an den Bühnenbil<strong>der</strong>n für die Musikfilme <strong>von</strong><br />

Leonard Bernstein und Herbert <strong>von</strong> Karajan tätig.<br />

1976 bis 1989 In Wien studiert sie Aktzeichnen bei Prof. Fritz Martinz, malerische Techniken<br />

bei Architekt Hans Reinhold und Harmonikale Grundlagenforschung bei Kurt<br />

Hai<strong>der</strong>.<br />

107


108<br />

1977 Die Künstlerin macht sich selbstständig mit einem eigenen <strong>Atelier</strong> für Restaurierung,<br />

Bildeinrahmung, Design, Inneneinrichtung, Farbgestaltung, Möbelmalerei<br />

und Bildhauerei.<br />

1978 bis 1998 <strong>Othegraven</strong> arbeitet über einen Zeitraum <strong>von</strong> 20 Jahren als Innenarchitektin im<br />

Haus <strong>von</strong> Samy Molcho in Klosterneuburg mit Schwerpunkt Einrichtungs- und<br />

Farbgestaltung.<br />

1979 und 1981 Die Kin<strong>der</strong> Béatrice und Boris kommen zur Welt.<br />

Seit 1985 <strong>Othegraven</strong> beschäftigt sich intensiv mit <strong>der</strong> Harmonikalen Grundlagenforschung<br />

in Bezug auf die Proportionsgesetze in <strong>der</strong> Architektur, <strong>der</strong> Gestaltungs- und <strong>Farbe</strong>nlehre<br />

und <strong>der</strong> Charakterkunde.<br />

Seit 1986 Sie verfasst Lyrik und Prosa und veröffentlicht Aufsätze zur Farbgestaltung in<br />

mehreren Fachzeitschriften.<br />

1986 <strong>Othegraven</strong> entwirft das „Baumdesign“, ein variabel zusammen- fügbares Baukasten-System<br />

aus 72 Holzteilen. Sie erhält dafür den Musterschutz für die BRD<br />

und Österreich.<br />

1997 Sie wird durch das Bundesministerium für Unterricht und Kunst in Wien als „Frei-<br />

schaffende Künstlerin“ anerkannt.<br />

Seit 1998 Es folgen zahlreiche Ausstellungen in <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Von 1998 bis 2001 Die Künstlerin ist auf den Kunst- und Antiquitätenmessen in <strong>der</strong> Hofburg und im<br />

Künstlerhaus mit einem Messestand vertreten.<br />

Mai 2000 Der Aquarellzyklus „Seerosen“, eine Auftragsarbeit, entsteht in <strong>der</strong> Seerosenbucht<br />

im Naturschutzgebiet am Wörthersee in Auen.


<strong>Othegraven</strong> bekommt den Auftrag für die Farbgestaltung im Alma-Mahler-Haus<br />

am Semmering, <strong>von</strong> dem sie zur gleichen Zeit einen Aquarellzyklus vollendet.<br />

Juni 2000 In den Ausstellungsräumen <strong>der</strong> Fa. Backhausen in <strong>der</strong> Kärntnerstraße in Wien<br />

präsentiert sie 60 Aquarelle, unter an<strong>der</strong>em mehrere Motive <strong>der</strong> hauseigenen<br />

Fabrik.<br />

Dezember 2001 Im Museumsquartier Wien findet unter dem Titel „Bil<strong>der</strong> - Worte - Klänge“ eine<br />

Präsentation <strong>von</strong> Bil<strong>der</strong>n und Dichtungen <strong>von</strong> <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

statt.<br />

Wenige Tage später wird eine große, 100 Exponate umfassende Ausstellung <strong>der</strong><br />

Künstlerin im Österreichischen Parlament eröffnet.<br />

2002 Der Aquarellzyklus <strong>von</strong> Schloss Wolfsberg mit einer Fotodokumentation <strong>von</strong><br />

Schloss und Park entsteht. Ein gleichzeitig produzierter Videofilm demonstriert<br />

die beson<strong>der</strong>e Technik <strong>der</strong> Malerin.<br />

Wenig später entsteht <strong>der</strong> „Sonnenwendkalen<strong>der</strong>“, in dem die Malerin ihre Erkenntnisse<br />

bezüglich <strong>der</strong> zwölf Grundcharaktere <strong>der</strong> Monate des Jahres in <strong>Farbe</strong><br />

zum Ausdruck bringt.<br />

April 2003 Bei <strong>der</strong> Ausstellung „Visuell - Virtuell - Virtuos“ in Wien wird <strong>der</strong> Gemälde und<br />

Aufsätze umfassende Zyklus „Die zwölf Ursymbole“ erstmals präsentiert.<br />

Seit 2003 <strong>Othegraven</strong> arbeitet für das Liechtenstein Museum in Wien als Rahmenrestauratorin<br />

und -herstellerin (u.a. klassizistische Rahmen zu Bil<strong>der</strong>n <strong>von</strong> Vigée-Lebrun,<br />

Barockrahmen für Rubensgemälde sowie für das Werk „Die Zigeunerin“ <strong>von</strong><br />

Valentin de Boulogne).<br />

Mai 2004 Der ORF sendet ein Portrait <strong>der</strong> Künstlerin <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong>.<br />

Juni 2004 Die Galerie „Vienna Fine Arts“ in <strong>der</strong> Seilergasse in Wien präsentiert im Rahmen<br />

einer Son<strong>der</strong>ausstellung mehrere Werke <strong>Othegraven</strong>s.<br />

109


Bildunterschrift<br />

110


November 2004 Im Liechtenstein Museum zeigt <strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong> in einer Vortragsund<br />

Mai 2005 reihe zwei Dokumentationen über ihre Restaurierungen und den Rahmenbau<br />

für die Fürstlichen Sammlungen.<br />

Oktober 2005 Die Restauratorin übernimmt den Auftrag, barocke Türen <strong>der</strong> Burg Forchtenstein<br />

(Stiftung Esterházy) zu restaurieren (Freilegung <strong>von</strong> Redoutenmalerei und Marmorierung).<br />

Januar 2006 <strong>Othegraven</strong> wird mit <strong>der</strong> Restaurierung eines klassizistischen Goldrahmens für<br />

das Schloss Esterházy in Eisenstadt betraut.<br />

<strong>Renée</strong>-<strong>Maria</strong> <strong>von</strong> <strong>Othegraven</strong><br />

Semperstr. 59<br />

1180 Wien<br />

Tel.&Fax: +43/ 1/ 478 2 874<br />

atelier-othegraven@gmx.at<br />

www.atelier-othegraven.at<br />

111


Ausstellungen und Präsentationen<br />

August 1997 Schloss Weitra – Rahmen und Restaurierung<br />

November 1998 Kunst- und Antiquitätenmesse Hofburg Wien –<br />

Rahmen und Restaurierung<br />

Mai 1999 Schloss Ottenstein Waldviertel – Malerei<br />

August 1999 Schloss Ottenstein Waldviertel – Malerei<br />

November 1999 Kunst und Antiquitätenmesse Hofburg Wien –<br />

Rahmen und Restaurierung<br />

Februar 2000 <strong>Othegraven</strong> Wien – <strong>Atelier</strong>-Präsentation<br />

Mai 2000 Backhausen Kärntnerstraße Wien – Malerei<br />

August 2000 Villa Josef Hoffmann Auen Wörthersee – Malerei<br />

Dezember 2000 Galerie Antiquitäten André Krems – Malerei<br />

Seit November 2000 Galerie Vienna Fine Arts Spiegelgasse Wien –<br />

Malerei<br />

Mai 2001 <strong>Othegraven</strong> Wien – <strong>Atelier</strong>-Präsentation<br />

Seit Oktober 2001 www.kunstkontakt.at – Malerei<br />

112<br />

Dezember 2001 Museums Quartier Wien – Malerei<br />

Dezember 2001 Parlament Wien – Malerei<br />

Seit März 2002 Galerie Maegle Palais Harrach Wien – Malerei<br />

Februar 2001 <strong>Atelier</strong> <strong>Othegraven</strong> Wien – Malerei<br />

Februar 2001 Kunst- und Antiquitätenmesse Künstlerhaus<br />

Wien – Rahmen und Restaurierung<br />

Seit April 2002 www.alleskunst.net – Malerei<br />

Seit August 2002 www.atelier-othegraven.at – homepage<br />

April 2003 SVA-Galerie Wien „Visuell – Virtuell – Virtuos“ –<br />

Malerei<br />

November 2003 Liechtenstein Museum „Abendteuer Bil<strong>der</strong>rahmen“<br />

– Vortrag und Dokumentation<br />

Mai 2004 Portrait ORF 1<br />

Juni 2004 Galerie Vienna Fine Arts – Malerei<br />

Mai 2005 Liechtenstein Museum „Die Inszenierung <strong>der</strong><br />

Kunst“ – Vortrag und Dokumentation

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