seit 10 Jahren - Projekt Information eV
seit 10 Jahren - Projekt Information eV
seit 10 Jahren - Projekt Information eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
PROJEKT INFORMATION<br />
Herausgegeben von <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />
Jahrgang 18, Nr. 5 September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
Betroffene informieren Betroffene<br />
Der Blick in die Kristallkugel:<br />
Zukunftsaspekte zur antiretroviralen Therapie<br />
Auf den diesjährigen Konferenzen gab es wieder eine Menge Neuigkeiten. Doch was machen wir daraus? Wie<br />
wird das neue Wissen umgesetzt und wie sieht die Therapie der Zukunft aus?........................................Seite 3<br />
HIV und der Abschluss<br />
von Versicherungen<br />
Für viele Versicherungen gilt, dass HIV-Infizierte<br />
sie entweder gar nicht oder nur mit hohen Risikozuschlägen<br />
abschließen können. Aber was gilt für welche<br />
Versicherung und mit welchen Problemen ist zu<br />
rechnen? Ein Insider sucht Antworten.............Seite 5<br />
Was bleibt vom<br />
Millenniumsgipfel in New York?<br />
Der Rückzug Deutschlands aus<br />
internationaler Verantwortung gefährdet<br />
die Millenniumsziele<br />
der Vereinten Nationen<br />
Wohin fährt der Zug der deutschen “Entwicklungshilfe”<br />
in Sachen HIV?....................................Seite 7<br />
Editorial<br />
von S. Schwarze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2<br />
Medizin und Forschung<br />
Therapieintensivierung mit Raltegravir (Isentress®) . . . . . . . . .9<br />
Mehrheit von Menschen im Spätstadium der<br />
HIV-Erkrankung haben CCR5-trope Viren . . . . . . . . . . . . . . .<strong>10</strong><br />
Zulassung für TMC278 (Rilpivirine) beantragt . . . . . . . . . . . .11<br />
Grundlegend & Wissenswert<br />
Übertragung resistenter Viren undTherapieversagen . . . . . . .11<br />
Viruslast in den Zellen steigt über die Jahre an . . . . . . . . . . .14<br />
Eine lange Zeit ohne Fortschreiten der HIV-Erkrankung ohne<br />
ART ist ungewöhnlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15<br />
Leben mit HIV<br />
Längere Behandlung mit Imiquimod zeigt Nutzen . . . . . . . . .16<br />
Aktuelles zum Thema Kinderwunsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17<br />
PcP-Prophylaxe kann abgesetzt werden bei nicht<br />
nachweisbarer Viruslast und mehr als <strong>10</strong>0 Helferzellen/µl . .17<br />
Politik & Soziales<br />
Nachrichten aus der Sozial- und Rechtspolitik . . . . . . . . . . . .19<br />
Arbeitsunfähigkeit immer an einem Arbeitstag enden lassen .19<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />
Apothekenliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
Buchbesprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20<br />
Termine<br />
Termine der Münchner Aids-Hilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21<br />
Herausgeber: <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V. - Ickstattstraße 28 - 80469 München - www.projektinfo.de<br />
Telefon: 089 / 21 94 96 20 - Fax: 089 / 21 03 12 35 - email: info@projektinfo.de<br />
Kto. 88 45 500 bei Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Als ich Ende August durch die Gänge des Supermarkts<br />
meines Vertrauens schlenderte, traf mich fast<br />
der Schlag: Die ersten Lebkuchen und Weihnachtsleckereien<br />
lagen in den Regalen! Und am selben<br />
Tag las ich in der “ÄrzteZeitung”, dass die<br />
diesjährige Grippeschutzimpfung verfügbar sei.<br />
Auf den ersten Blick haben diese beiden Ereignisse<br />
wenig miteinander zu tun - aber ähnlich, wie die<br />
Weihnachtsartikel scheint auch die Grippeschutzimpfung<br />
jedes Jahr früher angeboten zu werden.<br />
Das ändert natürlich nichts daran, dass beides absoulut<br />
unverzichtbar ist - dennoch muss die Frage<br />
erlaubt sein, ob es denn so früh sein muss.<br />
Erfahrungsgemäß rollt die erste Grippewelle erst im<br />
Januar an. Wenn man sich Ende Oktober impfen<br />
lässt, hat der Körper genügend Zeit, die schützenden<br />
Antikörper zu bilden.<br />
In diesem Jahr sind in der Antigenmischung übrigens<br />
auch die H1N1-Virusbestandteile (“Schweinegrippe”)<br />
enthalten, die letztes Jahr für einen<br />
gewaltigen Medienzirkus gesorgt haben. Dieses Jahr<br />
- den Verlautbarungen nach - ohne die seinerzeit<br />
heiß diskutierten Adjuvanzien (Wirkverstärker),<br />
dafür zusammen mit den Merkmalen einiger anderer<br />
zirkulierender Grippeviren. Also auch wer sich<br />
letztes Jahre gegen die Schweinegrippe hat impfen<br />
lassen, sollte dieses Jahr wieder zur Impfung gehen.<br />
Die Untersuchungen im Nachgang der letztjährigen<br />
Impfkampagne haben übrigens ergeben, dass auch<br />
der vielgescholtene Schweinegrippeimpfstoff nicht<br />
schlechter verträglich war, als die herkömmlichen<br />
Grippeimpfstoffe. Eine Lokalreaktion - vergleichbar<br />
mit einem Bienenstich - zeigt an, dass sich das Immunsystem<br />
mit dem Impfstoff auseinandersetzt und<br />
mit der Produktion schützender Antikörper begonnen<br />
hat.<br />
Allerdings sollte man sorgfältig darauf achten, dass<br />
man zum Zeitpunkt der Grippeschutzimpfung ansonsten<br />
gesund ist, also nicht z.B. schon eine banale<br />
Erkältung (Schnupfen, Husten, Heiserkeit...)<br />
im Körper hat. Denn wenn man in eine solche Erkältung<br />
“hineinimpft”, wird das Immunsystem<br />
gleichsam “abgelenkt” und die banale Erkältung<br />
kann schwerer und langwieriger verlaufen als sonst<br />
üblich. Das führt dann zu Aussagen wie: “Durch die<br />
2<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Grippeimpfung bin ich erst richtig krank geworden”.<br />
Merke: Schuld ist nicht die Impfung, sondern<br />
die Erklältung, die schon im Körper war.<br />
Eine echte Grippe (Influenza) ist ein wesentlich<br />
schwereres Krankheitsbild, an dem in Deutschland<br />
jedes Jahr mehrere tausend Menschen erkranken<br />
(im besonders heftigen Grippejahr 2009 wurden<br />
demRobert-Koch-Institut über 175.000 Grippefälle<br />
gemeldet!) . Allerdings war die Sterblichkeit an der<br />
Schweinegrippe geringer als befürchtet - in<br />
Deutschland wurden 258 Todesfälle im Zusammenhang<br />
mit dem H1N1-Virus gemeldet.<br />
Die bei HIV-Positiven gemachten Erfahrungen legen<br />
nahe, dass sich das Risiko für HIV-Positive nur dann<br />
erhöht, wenn das Immunsystem stark angegriffen<br />
ist (ab etwa unter <strong>10</strong>0 Helferzellen/µl).<br />
Die Grippeschutzimpfung schützt übrigens nicht<br />
nur - wie der Name vermuten lassen würde - gegen<br />
Grippe, sondern sie kann auch das Risiko für einen<br />
Herzinfarkt veringern. Dieser Zusammenhang hat<br />
sich in epidemiologischen Studien immer wieder<br />
gezeigt. Vermutlich kann die Entzündungsreaktion,<br />
die das Influenza-Virus hervorruft, auch das Herz<br />
beeinträchten und z.B. die Bildung von Blutgerinnseln<br />
in den Herzkranzgefäßen fördern, was dann<br />
eben zu einem Verschluß und damit zu einem<br />
Herzinfarkt führen kann.<br />
Wir kommen also vermutlich auch dieses Jahr wieder<br />
in den Genuss einer mehr- oder weniger ausgeprägten<br />
Grippeepidemie. Ob wir wollen oder<br />
nicht - wir müssen uns damit auseinandersetzen -<br />
wie mit den Lebkuchen.<br />
Deshalb meine Empfehlung: Lassen Sie sich impfen<br />
- damit schützen Sie sich und auch die Menschen<br />
in Ihrer Umgebung. Und wenn Sie<br />
Lebkuchen mögen, tragen Sie aktiv zur Reduktion<br />
der Lebkuchenlast bei, es muss ja nicht schon Ende<br />
August sein...<br />
Ihr Siegfried Schwarze
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Der Blick in die Kristallkugel:<br />
Zukunftsaspekte zur<br />
antiretroviralen Therapie<br />
Im nächsten Jahr jährt sich zum 30.ten mal die Erstbeschreibung<br />
des damals neuen Krankheitsbildes<br />
„AIDS“. Nach der Identifizierung des Retrovirus HIV<br />
als Verursacher von AIDS lieferte die Wissenschaft<br />
eine unglaubliche Erfolgsgeschichte in der Therapieentwicklung.<br />
Heute stehen 27 Substanzen in sechs<br />
verschiedenen Wirkklassen zur Verfügung, um eine<br />
dauerhafte Unterdrückung der Virus-Neubildung zu<br />
erzielen und damit die Zerstörung des Immunsystems<br />
zu verhindern, bzw. ein angegriffenes Immunsystem<br />
wieder funktionsfähig zu machen.<br />
Können wir mit dem bisher Erreichten zufrieden sein?<br />
Die Antwort lautet: “Ja und Nein“. Ja, weil ein Großteil<br />
der schrecklichen Konsequenzen der Virusinfektion<br />
abgewendet werden kann, Nein, weil eine<br />
Heilung dieser Infektionskrankheit immer noch in<br />
weiter Ferne liegt. Die Grundvoraussetzung für die<br />
Entwicklung eines Impfstoffes zur Prävention war die<br />
Identifizierung und Charakterisierung des Erregers in<br />
der ersten Hälfte der 80er Jahre. Für eine „therapeutische<br />
Impfung“, also eine immunologisch orientierte<br />
Behandlung der Infektion, ist die genaue Kenntnis der<br />
Immunantwort auf HIV und seine Bestandteile zwingend<br />
erforderlich. Nach wie vor wissen wir jedoch<br />
nicht ausreichend genau, wie ein Immunstatus aussehen<br />
muss, um HIV erfolgreich und dauerhaft zu kontrollieren.<br />
Zahlreiche Einzelschritte der Immunreaktion bis hin<br />
zum schweren Immundefekt sind beschrieben, aber<br />
die Zielkonstellation für eine „therapeutische Impfung“<br />
immer noch nicht erkannt. Als Impfstoffkandidaten<br />
dienten diverse Virusbestandteile wie Hüll- und<br />
Coreproteine, Glycopeptide, strukturelle und regulatorische<br />
Gene, die meist zwei Aspekte gemeinsam<br />
hatten: sie riefen wissenschaftlich hochinteressante<br />
immunologische Reaktionen auf die Vaccination hervor<br />
(das ist die gute Nachricht als Hoffnung auf Fortschritt)<br />
und sind ineffektiv als Schutz vor einer<br />
Infektion oder zur Verhinderung der Virusneubildung.<br />
Unabhängig davon, wann ein solcher Kandidat-Impfstoff<br />
wenigstens mit Teilwirkung gefunden wird, dauert<br />
die Entwicklung eines jeden Impfstoffes mehrere<br />
Jahre bis zur Zulassung und damit zur allgemeinen<br />
Verfügbarkeit. Man muss also nicht Pessimist sein,<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
wenn man an eine Verfügbarkeit eines wirksamen<br />
Impfstoffes in den nächsten fünf <strong>Jahren</strong> nicht glaubt.<br />
Wir müssen also auf unbestimmte, sicher aber längere<br />
Zeit mit den antiretroviralen Medikamenten leben.<br />
Die Devise muss daher sein, das Vorhandene optimal<br />
zu nutzen. Dabei erinnert die Situation ein wenig an<br />
Hochleistungssportler. Je besser ein Athlet ist, desto<br />
mühseliger und schwieriger wird eine weitere messbare<br />
Verbesserung. Verbesserungen lassen sich erwarten<br />
durch potentere Substanzen, bessere<br />
Verträglichkeit, Vereinfachung der Regimes (z.B. eine<br />
Pille einmal täglich) und eine Optimierung des strategischen<br />
Einsatzes der zugelassenen Arzneien. Da<br />
jede Therapiekombination auch bei therapienaiven<br />
Patienten eingesetzt werden soll, wird das Erreichen<br />
des Therapieziels (Viruslast unter der Nachweisgrenze)<br />
bei wenigstens 80 bis 85% der behandelten<br />
Patienten gefordert. In der Mehrzahl der Studien der<br />
letzten Jahre wurde ein neues Regime mit einer Standardtherapie<br />
verglichen. Aus statistischen und<br />
studientechnischen Gründen wird meist ein „Non-Inferiority-Design“<br />
gewählt, dabei muss sich das neue<br />
Regime als nicht schlechter erweisen als die Standardtherapie,<br />
die Chancen, dass das Neue besser ist<br />
als der Standard ist inzwischen aber wegen der hohen<br />
Qualität des Standards recht gering.<br />
Mit Neuentwicklungen, die eine dramatisch stärkere<br />
antivirale Potenz haben, ist in absehbarer Zeit nicht<br />
zu rechnen. Substanzen mit einem neuen Wirkmechanismus<br />
sind bestenfalls in Präklinischen Phasen in<br />
Erprobung. Neue Medikamente wird es in der nächsten<br />
Zeit lediglich in den bekannten Wirkklassen<br />
geben, mit dem Ziel einer besseren Verträglichkeit<br />
und/oder zur Vermeidung von Kreuzresistenzen. Dadurch<br />
könnte es zu Erfolgsraten bis 90% kommen,<br />
d.h. 90% der so behandelten Patienten erreichen das<br />
therapeutische Ziel der Viruslast unter der Nachweisgrenze.<br />
Darüber hinausgehende Verbesserungen sind<br />
kaum zu erwarten, da der Therapieerfolg nicht nur<br />
von Potenz und Verträglichkeit der Medikamente<br />
sondern auch von den einnehmenden Patienten abhängig<br />
ist. Dies bedeutet, dass Adhärenzprobleme<br />
(wie immer sie zustande kommen mögen) eine Erfolgsrate<br />
von <strong>10</strong>0% verhindern werden. Die Adhärenz<br />
über das bisher schon vorhandene hohe Niveau bei<br />
den Patienten weiter zu verstärken, wird sehr schwierig<br />
sein. Auch der Versuch, die Erfolgsquote über eine<br />
Vereinfachung der Therapie zu verbessern, wird beschränkte<br />
Effekte haben. Die Standardtherapie besteht<br />
aus maximal zweimaliger Tabletteneinnahme pro Tag,<br />
verfügbar ist die Gabe einer Tablette einmal am Tag.<br />
3
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Vermutlich in 2011 wird eine weitere Tablette mit drei<br />
Wirksubstanzen, einmal täglich zu nehmen, zugelassen<br />
werden: TMC278 (Rilpivirine) + Tenofovir und<br />
Emtricitabine. Auf der letzten internationalen AIDS-<br />
Konferenz in Wien wurden zwei Studien vorgestellt,<br />
in denen Rilpivirine (RPV) gegen Efavirenz in Kombination<br />
mit Tenofovir (TDF)/Emtricitabine (FTC)<br />
bzw. mit Combivir oder Kivexa kombiniert getestet<br />
wurde. In beiden „Non-Inferiority“-Studien schnitten<br />
beide Kombinationen nach 48 Wochen mit 84%<br />
(RPV) gegen 82% (EFV) sehr gut ab. Unter Efavirenz<br />
gab es häufiger Nebenwirkungen Grad 2 bis 4 (31%<br />
gegenüber 16% unter RPV) und signifikant weniger<br />
Patienten beendeten die Tabletteneinnahme in der<br />
RPV-Gruppe. Blutfette waren unter RPV seltener verändert,<br />
auch ein Hautausschlag trat seltener auf. Dagegen<br />
fand sich virologisches Versagen etwa doppelt<br />
so häufig bei RPV-Patienten im Vergleich zu EFV-<br />
Probanden (9% vs. 4,8%).<br />
Dies war insbesondere deutlich bei Patienten mit einer<br />
Viruslast über <strong>10</strong>0.000 Kopien/ml. Auch die Konsequenzen<br />
waren etwas unerfreulicher in der RPV-<br />
Gruppe: es fanden sich mehr NRTI-Mutationen bei<br />
RPV (68%) als bei EFV (32%). Die häufigste Mutation<br />
für NNRTI fand sich im EFV-Arm mit K<strong>10</strong>3N,<br />
d.h. eine Kombination die als spätere Behandlung mit<br />
einem anderen NNRTI Etravirine zulässt. Mit der häufigen<br />
Mutation E138K tritt jedoch eine Kreuzresistenz<br />
gegen Etravirine auf, die Option NNRTI ist also damit<br />
ausgeschöpft. Bei gleicher, nämlich hoher Wirksamkeit<br />
in beiden Armen insgesamt scheint Efavirenz<br />
wirksamer aber mit mehr Nebenwirkungen behaftet<br />
zu sein als Rilpivirine. Die Entscheidung, welche Einmal-Pille<br />
bei Behandlungsbeginn eingesetzt werden<br />
sollte, wird schwierig sein. Ein Anhaltspunkt könnte<br />
sein, dass Patienten mit einer Viruslast unter <strong>10</strong>0.000<br />
Kopien mit RPV, solche mit einer Viruslast über<br />
<strong>10</strong>0.000 Kopien/ml mit Efavirenz-basierter Kombination<br />
behandelt werden.<br />
Etwa im Jahre 2013 wird derzeit mit der Zulassung<br />
einer weiteren Pille einmal täglich bestehend aus vier<br />
verschiedenen Substanzen (QUAD) gerechnet. Die<br />
bisher verfügbaren Daten sehen sehr positiv aus, im<br />
Vergleich zu Atripla besteht über ein Jahr betrachtet<br />
„Nicht-Unterlegenheit“ (Non-Inferiority). Bei welchen<br />
Patientengruppen diese Pille optimal eingesetzt<br />
werden kann, ist mangels Datenlage bisher unklar.<br />
Vorhersehbar ist jedoch, dass alle drei Pillen von Gilead<br />
und Partner vertrieben, Marktanteile der vorher<br />
bereits zugelassenen Einmalpille auch von Gilead<br />
„abbeißen“ werden.<br />
4<br />
Die derzeitige Standardtherapie besteht aus drei verschiedenen<br />
Substanzen, aus zwei Wirkklassen mit<br />
zwei NRTI als Basis und einem NNRTI oder PI. Dies<br />
muss nicht der Gold-Standard bleiben. Denkbar wäre<br />
eine Induktionstherapie mit z.B. einer solchen Kombination<br />
und später Reduzierung von Tabletten und<br />
Substanzen auf eine Erhaltungstherapie z.B. zwei Medikamente.<br />
Wegen der Sorge vor Nebenwirkungen<br />
insbesondere nach jahrzehntelanger Einnahme durch<br />
die NRTI könnten diese auch ersetzt werden durch<br />
neuere Substanzen wie Integraseinhibitoren oder<br />
CCR5-Rezeptor-Antagonisten. Insbesondere den Integraseinhibitoren<br />
wird eine rosige Zukunft auch in<br />
der Ersttherapie vorhergesagt, weil der bisher verfügbare,<br />
Raltegravir, aber auch die in der Entwicklung<br />
befindlichen Substanzen Elvitegravir und der Viiv-Integrasehemmer<br />
„572“ nach Lage der bisherigen<br />
Kenntnisse sehr gut verträglich sind. Auch das Potenzial<br />
des CCR5-Rezeptor-Antagonisten Maraviroc<br />
scheint bisher nicht ausgeschöpft, die CCR5-Rezeptor-Antagonisten<br />
von Merck und Viiv bereiten aber<br />
offenbar erhebliche Probleme in der Entwicklung. So<br />
wurde das Programm für Vicriviroc kürzlich endgültig<br />
abgebrochen. In Europa beginnt gerade eine Vergleichsstudie<br />
eines geboosteten Proteasehemmer<br />
(Darunavir) in Kombination mit Raltegravir vs. Darunavir<br />
und Tenofovir/Emtricitabine. Damit wird das<br />
Konzept einer Zweifachtherapie vs. einer Dreifachtherapie<br />
sowie einer nuke-freien Kombination geprüft<br />
(NEAT001). Ähnliche Studien mit Atazanavir geboostet<br />
oder ungeboostet in Kombination mit Raltegravir<br />
sind in der Prüfung. Das Gleiche gilt für den CCR5-<br />
Rezeptor-Antagonisten. Eine Monotherapie mit Proteasehemmern<br />
(Lopinavir/r oder Darunavir/r) sieht<br />
der Referent persönlich als sehr problematisch an - sei<br />
es für den Einsatz der Monotherapie als Gesamtkonzept,<br />
sei es als Konzept der Induktion-Erhaltungstherapie.<br />
Nach dem bisher –beschränkten- Daten<br />
zeichnet sich ein erhöhtes Risiko für ein Therapieversagen<br />
ab. Es wird zu diskutieren sein, ob ein etwas erhöhtes<br />
Risiko bei erhoffter geringerer Nebenwirkung<br />
und verbesserten Einnahmemodalitäten aufgewogen<br />
werden kann.<br />
Die Diskussion um Proteasehemmer-Monotherapie<br />
oder die Wahl in Zukunft zwischen Rilpivirine oder<br />
Efavirenz-gestützter Kombinationstherapie wirft ein<br />
grundsätzliches Problem auf: wie wägen wir mit und<br />
für den Patienten ein potenziell etwas erhöhtes Risiko<br />
für Therapieversagen gegen eine geringere Nebenwirkungsrate<br />
oder einen angenehmeren Einnahmemodus<br />
ab. Wir müssen Äpfel mit Birnen vergleichen<br />
und doch zu einer richtigen Entscheidung kommen.
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Dies gilt ebenso in der Frage nach Therapiepausen.<br />
Die SMART-Studie hat belegt, dass Patienten mit<br />
Therapiepausen signifikant häufiger Komplikationen<br />
erleben als Patienten mit nicht unterbrochener Therapie.<br />
Zumindest eindeutig unter den Umständen der<br />
klar definierten SMART-Studie. Das Ergebnis dieser<br />
Studie lässt jedoch nicht den Wunsch nach Therapiepausen<br />
verschwinden, insbesondere dann, wenn es<br />
den Patienten über Jahre mit hoher Lebensqualität gut<br />
geht. Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen<br />
waren zwar signifikant, aber absolut gesehen gering.<br />
Auch hier gilt also etwas erhöhtes Risiko durch Therapiepausen,<br />
aber weiterer Zugewinn an Lebensqualität.<br />
Der Autor empfindet die Diskussion über<br />
Therapiepausen mit seinen Patienten als einen<br />
schwierigen und oft langwierigen Prozess, das Bessere<br />
für den Patienten zu finden. Die einfachen Antworten<br />
– wie meist im Leben- sind meist die<br />
Falschen.<br />
Die Frage nach den Therapiepausen – und nicht nur<br />
danach – bekommt noch mehr Gewicht durch die<br />
ebenfalls durch SMART induzierte Diskussion eines<br />
früheren Therapiebeginns. Die verfügbaren Daten zu<br />
dieser Frage insbesondere aus Studien mit klinischen<br />
Endpunkten lassen keine eindeutige Antwort zu. Die<br />
Hauptsorge besteht darin, dass nach Jahrzehnten Antiretroviraler<br />
Therapie Nebenwirkungen zu beobachten<br />
sind, die wir bisher nicht kennen. Für eine<br />
definitive Antwort wie früh „früher“ sein soll, werden<br />
wir daher auf absehbarer Zeit nicht erhalten. In Abwesenheit<br />
von herben Daten können wir daher nur<br />
einen “begründeten Verdacht” äußern. Der derzeitige<br />
Erkenntnisstand spricht wohl doch eher für einen früheren<br />
Therapiebeginn. Ohne dass wir Daten aus strategisch<br />
orientierten Langzeitstudien haben, müssen<br />
wir bereit bleiben, unsere eigenen Standpunkte in<br />
Frage zu stellen, bzw. die eigenen und die der Patienten<br />
zur Deckung zu bringen.<br />
F. Goebel<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
HIV und der Abschluss<br />
von Versicherungen<br />
„Bist du erst mal positiv, ist es mit Versicherungen sowieso<br />
vorbei.“ Diese Aussage eines Betroffenen ließ<br />
mich aufhorchen und gab wohl auch den Anstoß,<br />
mich in den vergangenen Monaten verstärkt mit der<br />
Fragestellung HIV und Versicherungen zu beschäftigen.<br />
Und so entstand auch die Idee, mit einer losen<br />
Folge von Beiträgen im “<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong>” einen<br />
Überblick zu liefern: Was ist noch möglich, wenn HIV<br />
festgestellt wurde? Was ist wissenswert für nicht Betroffene,<br />
die sich aber mit der Frage von HIV und<br />
möglichen Folgen für die persönliche Vorsorge auseinandersetzen?<br />
Die gute Nachricht dabei lautet: HIV spielt in vielen<br />
Fällen für eine Versicherung gar keine Rolle. Die nicht<br />
so gute Nachricht ist: Dort, wo ein Versicherer nach<br />
HIV fragt, besteht aktuell praktisch keine Chance auf<br />
Versicherbarkeit – und Alternativen sind am deutschen<br />
Markt leider bislang nur in kleiner Anzahl vorhanden.<br />
Wo HIV für die Versicherbarkeit keine Rolle spielt<br />
Grundsätzlich keine Probleme mit einer bestehenden<br />
HIV-Infektion gibt es im so genannten Sachbereich,<br />
also beim Abschluss einer Privathaftpflicht-,<br />
Hausrat-, Wohngebäude-, Kfz- oder z. B. Rechtsschutzversicherung.<br />
Denn hier ist der Gesundheitszustand<br />
des Versicherungsnehmers nicht von Relevanz.<br />
Ebenso wenig ist HIV von Bedeutung beim Abschluss<br />
reiner Altersvorsorgeverträge, also Rentenversicherungen<br />
(auch Riester, Rürup oder Entgeltumwandlungen)<br />
ohne Todesfallleistung und ohne Einschluss<br />
von Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsbausteinen.<br />
Und selbst im Bereich der Krankenversicherung<br />
gibt es Ausnahmen: Für den Abschluss einer<br />
privaten Zahnzusatzversicherung, die z. B. für Zahnersatz<br />
oder professionelle Zahnreinigung leistet, ist<br />
der HIV-Status nicht von Interesse.<br />
Zwei Sonderaspekte seien an dieser Stelle jedoch erwähnt,<br />
die nichts mit der Versicherbarkeit zu tun<br />
haben, sondern eher für die Auswahl von Versicherungen<br />
interessant sein können, wenn bereits ein positiver<br />
HIV-Befund vorliegt.<br />
5
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Privathaftpflichtversicherung: Ansteckung einer anderen<br />
Person<br />
So kann die ungewollte Infektion einer anderen Person<br />
mit HIV zivilrechtlich zu einem Haftpflichtanspruch<br />
führen, der von einer<br />
Privathaftpflichtversicherung zu decken wäre. In der<br />
Praxis jedoch schließen fast alle Privathaftpflichtversicherer<br />
„Haftpflichtansprüche wegen Personenschäden,<br />
die aus der Übertragung einer Krankheit des<br />
Versicherungsnehmers resultieren“ aus. Nur bei zwei<br />
Gesellschaften ist dieses Risiko in den aktuellen Bedingungen<br />
versichert, allerdings nur dann, wenn der<br />
Versicherungsnehmer beweisen kann, dass die Übertragung<br />
weder vorsätzlich noch grob fahrlässig erfolgte.<br />
Rentenversicherung: Nachweis einer schweren<br />
Krankheit<br />
Zu Beginn der Leistungsphase einer privaten Rentenversicherung<br />
berechnet der Versicherer, welche monatliche<br />
Rentenzahlung er dem Versicherungsnehmer<br />
aus dem vorhandenen Vertragskapital zusagen kann.<br />
Dabei legt er die statistische Lebenserwartung des<br />
Versicherungsnehmers zugrunde. Für Personen mit<br />
einer schweren Erkrankung kann die voraussichtlich<br />
verbleibende Lebenserwartung jedoch geringer sein –<br />
der Versicherer könnte also das vorhandene Kapital<br />
auf einen kürzeren Zeitraum verteilen, sprich: eine höhere<br />
monatliche Rente darstellen. Doch kaum ein<br />
Rentenversicherer sieht hier eine Anpassungsmöglichkeit<br />
vor. Wenigstens eine Gesellschaft am deutschen<br />
Markt aber bietet hier eine<br />
Korrekturmöglichkeit: Wird zeitnah zum Beginn der<br />
Rentenzahlung eine schwere Krankheit nachgewiesen,<br />
so wird die angenommene Lebenserwartung angepasst<br />
und die monatliche Rente entsprechend<br />
erhöht.<br />
(Fast) Keine Versicherbarkeit bei HIV<br />
Ganz anders stellt sich die Situation im Bereich der<br />
so genannten biometrischen Risiken (Krankheit, Invalidität,<br />
Tod) dar. Mit Ausnahme der bereits genannten<br />
reinen Rentenversicherungen oder reinen<br />
Zahnzusatzversicherungen fragen Lebens- und Krankenversicherer<br />
grundsätzlich nach einem bereits bekannten<br />
positiven HIV-Testergebnis. Und ein Ja führt<br />
mit hoher Sicherheit zur Ablehnung des Antrags.<br />
Damit sind HIV-positiven Personen folgende Versicherungen<br />
praktisch für den Neuabschluss versperrt:<br />
private Krankenvollversicherungen (Ausnahme: Basistarif),<br />
private Krankenzusatzversicherungen mit<br />
den Leistungsbereichen ambulant und stationär, Kran-<br />
6<br />
ken(haus)tagegeld-, Risikolebens-, Kapitallebens-,<br />
Berufsunfähigkeits- / Erwerbsunfähigkeits-, Schwere-<br />
Krankheiten-, Grundfähigkeiten- und private Pflegeoder<br />
Pflegetagegeldversicherungen.<br />
Jedoch gibt es erfreulicherweise einige wenige Anbieter<br />
am deutschen Markt, die hier Alternativen anbieten,<br />
wenngleich leider noch lange nicht in allen<br />
Vorsorgebereichen.<br />
Krankenzusatz- und Pflegetarife ohne Gesundheitsfragen<br />
So bieten einige wenige Gesellschaften Krankenzusatzversicherungstarife<br />
jen<strong>seit</strong>s der reinen Zahnleistungen<br />
ohne Gesundheitsfragen an. Hier sind zum<br />
einen reine Vorsorgeuntersuchungstarife zu nennen:<br />
gesetzlich Krankenversicherte (bei einer Gesellschaft<br />
sogar Privatversicherte, die beispielsweise eine hohe<br />
Selbstbeteiligung haben oder die Beitragsrückerstattung<br />
nicht gefährden wollen) können hier die Kostenübernahme<br />
für einen Katalog von<br />
Vorsorgeuntersuchungen und Zahnreinigung versichern,<br />
unabhängig vom Gesundheitszustand. Selbst<br />
die freie Krankenhauswahl ist dabei versicherbar.<br />
Eine Gesellschaft bietet überdies ein zusätzliches<br />
Krankentagegeld für gesetzlich Versicherte ohne Gesundheitsfragen<br />
an.<br />
Auch im Bereich der privaten Pflegevorsorge besteht<br />
die Möglichkeit, eine private Pflegeversicherung ohne<br />
Gesundheitsfragen abzuschließen, wenn im Gegenzug<br />
eine längere Wartezeit (z. B. 12 <strong>Jahren</strong>) in Kauf<br />
genommen wird – gerade für jüngere Betroffene<br />
durchaus ein Weg, zu sonst nicht erreichbarem Versicherungsschutz<br />
zu gelangen. (Allerdings darf bei Antragstellung<br />
noch keine Rente auf gesundheitlichen<br />
Gründen beantragt sein oder bezogen werden. Hat<br />
also beispielsweise AIDS bereits zu einer Erwerbsunfähigkeit<br />
oder Pflegebedürftigkeit geführt, ist ein Abschluss<br />
nicht mehr möglich.)<br />
Todesfallschutz ohne Gesundheitsfragen<br />
Selbst die Absicherung von Hinterbliebenen ist trotz<br />
HIV noch möglich, obwohl der Zugang zu reinen Risikolebensversicherungen<br />
versperrt ist. So bieten einzelne<br />
Gesellschaften im Rahmen ihrer privaten<br />
Rentenversicherungen (Fondspolicen) den Einschluss<br />
einer Todesfallleistung ohne Gesundheitsfragen an –<br />
bis zu <strong>10</strong>0.000 Euro bzw. 60 % der so genannten Beitragssumme<br />
(Summe der monatlichen Beiträge mal<br />
Jahre der Vertragslaufzeit). Allerdings sind dabei in<br />
den ersten drei <strong>Jahren</strong> die Leistungen bei Tod beschränkt<br />
(beispielsweise auf die Summe der gezahlten
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5 September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
Beiträge oder das Fondsguthaben, falls höher), erst ab<br />
dem vierten Jahr gilt die volle versi-cherte Summe im<br />
Sterbefall.<br />
Unfallversicherung ohne Gesundheitsfragen<br />
Ganz schwierig wird es leider im Bereich der Invaliditätsvorsorge<br />
durch Krankheit oder Unfall. Berufsunfähigkeits-,<br />
Erwerbsunfähigkeits-, Grundfähigkeiten-<br />
und Schwere-Krankheiten-Versicherungen<br />
sind aktuell für HIV-Positive unzugänglich.<br />
Und auch Unfallversicherer fragen meistens nach<br />
HIV. Doch nach dem Stand meiner Recherchen verzichtet<br />
wenigstens ein Versicherer auf Gesundheitsfragen<br />
bei der Unfallversicherung – auch fanden sich<br />
keine entgegenstehenden Annahmerichtlinien oder<br />
Einschränkungen in den Bedingungen: hier ist also<br />
offenbar ein Zugang auch für HIV-positive Personen<br />
gegeben.<br />
Auf eine Besonderheit in der Unfallversicherung –<br />
gleichgültig ob vor oder nach der Feststellung von<br />
HIV abgeschlossen – wird in einem Folgebeitrag noch<br />
eingegangen: die Frage der so genannten Mitwirkungsklauseln.<br />
Doch das würde an dieser Stelle den<br />
Rahmen sprengen.<br />
Fazit: Der Zugang zu vielen Absicherungsmöglichkeiten<br />
wird heute leider durch HIV oder AIDS tatsächlich<br />
versperrt, solange die Versicherungswirtschaft<br />
nicht neue Antworten auf die generelle<br />
Frage der Versicherbarkeit von Menschen mit Vorerkrankungen<br />
findet. Doch die aufgezeigten Ansätze<br />
machen auch deutlich, dass trotz HIV noch immer<br />
viele Vorsorgebereiche versicherbar sind und einzelne<br />
Gesellschaften mit Sonderkonzepten Türen öffnen. Es<br />
bleibt zu hoffen, dass diese Beispiele Schule machen<br />
und weitere Innovationen nach sich ziehen werden.<br />
Über den Autor<br />
Micha Helmut Schrammke, Diplom-Betriebswirt<br />
(BA) und Fachwirt für Finanzberatung (IHK), ist <strong>seit</strong><br />
über zehn <strong>Jahren</strong> tätig als freier Finanzberater und<br />
Versicherungsmakler mit Sitz in Berlin. Er betreut<br />
Kunden im gesamten Bundesgebiet. Kontakt:<br />
schrammke@investmentpartner.de<br />
Anmerkung von <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong>:<br />
Wir empfehlen beim Abschluss von Versicherungen<br />
unabhängig von diesem Beitrag zusätzliche und unabhängige<br />
<strong>Information</strong>en einzuholen!<br />
Was bleibt vom<br />
Millenniumsgipfel in New York?<br />
Der Rückzug Deutschlands aus<br />
internationaler Verantwortung gefährdet<br />
die Millenniumsziele<br />
der Vereinten Nationen<br />
189 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben<br />
im Jahr 2000 einen Katalog von acht Zielen (Millenniumsziele<br />
- MDG, Millennium Development Goals)<br />
verabschiedet, die bis 2015 erreicht werden sollen.<br />
Zielsetzung ist die Halbierung der weltweiten Armut<br />
bis 2015. Der Kampf gegen HIV/Aids, Malaria und<br />
andere schwere Erkrankungen wird dabei als eine globale<br />
Herausforderung begriffen, die umfassendes,<br />
konzertiertes Handeln erforderlich macht. Im Jahr<br />
2000 war diese Festlegung auf konkrete Ziele ein großer<br />
Fortschritt.<br />
Die definierten Ziele (MDGs) sind für alle UN-Mitgliedstaaten<br />
verbindlich. Da Papier bekanntlich geduldig<br />
ist, wurden Indikatoren festgelegt, die eine<br />
Überprüfbarkeit gewährleisten. Auch dies ist ein Fortschritt<br />
gegenüber anderen Erklärungen. Die Staatengemeinschaft,<br />
inklusive unserer Bundesregierung,<br />
wird es sich gefallen lassen müssen, wenn sie an den<br />
gesetzten Zielen und Zusagen gemessen wird.<br />
Das MDG 6 bezieht sich auf HIV, Aids, Malaria und<br />
andere schwere Erkrankungen. Das Ziel ist ambitioniert:<br />
bis 2015 soll deren Ausbreitung zum Stillstand<br />
gebracht und eine Trendumkehr bewirkt werden. Um<br />
dies zu erreichen soll bis 20<strong>10</strong> ein universeller Zugang<br />
zu medizinischer Versorgung geschaffen werden.<br />
„Universell“ meint hier, für alle, die eine<br />
antivirale Therapie benötigen.<br />
Wir sind von diesem Ziel noch weit entfernt und es<br />
sind nur noch 5 Jahre bis zur Deadline in 2015. Neben<br />
den Menschenleben, die dies fordert, steht vor allem<br />
die Glaubwürdigkeit der Staatengemeinschaft auf<br />
dem Prüfstand.<br />
<strong>10</strong> Jahre nach der Verabschiedung der Millenniumsziele<br />
hatte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon deshalb<br />
die Staatengemeinschaft vom 20.-22.09.20<strong>10</strong> zu<br />
einem Gipfeltreffen nach New York eingeladen.<br />
Bereits die Vorzeichen der Konferenz waren wenig er-<br />
7
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
folgversprechend. Schuld daran sind auch die negativen<br />
Signale der Bundesregierung. Die Zeichen stehen<br />
auf Rückzug vom internationalen Engagement, auf<br />
Eigeninteresse und die Begrenzung der finanziellen<br />
Zusagen.<br />
Ohne Unterstützung des Global Fund werden die<br />
Millenniumsziele nicht erreicht<br />
Ab 2012 soll das Engagement zur Bekämpfung von<br />
HIV/AIDS, Malaria und andern schweren Erkrankungen<br />
durch die Bundesregierung vermehrt auf bilateraler<br />
Ebene umgesetzt werden, der Global Fund,<br />
so wird verlautbart, stellt für die Bundesregierung nur<br />
eine Möglichkeit der Finanzierung dar.<br />
Für die Erfüllung des MDG 6 bedeutet dies nichts<br />
Gutes. Es steht und fällt mit der finanziellen Unterstützung<br />
des Global Fund. In Bezug auf dessen weitere<br />
Finanzierung hat die Bundesregierung, bisher<br />
drittgrößter Unterstützer, lediglich die Weiterfinanzierung<br />
für 2011 zugesagt. Es gibt Pläne die Zahlungen<br />
ab 2012 einzustellen.<br />
Der Global Fund stellt weltweit eine der erfolgreichsten<br />
Initiativen dar, die es jemals gegeben hat. Seit der<br />
Gründung 2002 ist es gelungen 5,7 Millionen Menschenleben<br />
zu retten; die Mutter-Kind Übertragung<br />
von HIV konnte erheblich gesenkt werden; 2,8 Millionen<br />
Menschen aus armen Ländern erhalten derzeit<br />
über Mittel des Global Fund überlebenswichtige antiretrovirale<br />
Therapien.<br />
In vielen Ländern werden Programme für von den<br />
staatlichen Behörden diskriminierte und kriminalisierte<br />
Gruppen unterstützt, die ohne den Global Fund<br />
ganz sicher keinen Zugang zu überlebenswichtigen<br />
Therapien erhalten würden: Programme für Drogengebrauchende,<br />
MSM und Häftlinge. Zudem fördert<br />
der Global Fund Initiativen der Zivilgesellschaft und<br />
leistet dadurch einen nicht unbedeutenden Beitrag<br />
gegen Korruption und für die Demokratisierung in<br />
diesen Regionen.<br />
Ohne die Unterstützung des Global Fund wird es nicht<br />
gelingen die Millenniumsziele zu erreichen. Um seine<br />
außerordentlich erfolgreichen Programme fortsetzen<br />
zu können, müssen die gegebenen Zusagen eingehalten<br />
werden. Konkret bedeutet dies, dass der Global<br />
Fund bis 2013 mindestens 20 Milliarden US$ benötigt.<br />
Im Oktober 20<strong>10</strong> wird eine Geberkonferenz stattfinden.<br />
Damit die Marke erreicht werden kann,<br />
braucht es positive Signale und ein verstärktes internationales<br />
Engagement. Es braucht die Einlösung der<br />
durch Frau Merkel wiederholt gegebenen Zusagen.<br />
8<br />
Süßer die Glocken nie klingen<br />
Schade, dass der Gipfel in New York nicht im Dezember<br />
stattfand! Bundeskanzlerin Merkel und Entwicklungshilfeminister<br />
Niebel hätten sich dann mit<br />
Tannenbaum vor dem UN Hauptquartier fotografieren<br />
lassen können. Auf dem Gipfel ging es ein bisschen<br />
zu wie an Weihnachten: Man war nett<br />
zueinander, Versprechungen und Geschenke wurden<br />
ausgeteilt. Es gab Zuckerbrot, verknüpft mit wohlmeinenden<br />
Ermahnungen fürs kommende Jahr. Man<br />
einigt sich auf ein allgemein gehaltenes Abschlussdokument,<br />
das Raum für Interpretation und viele Fragen<br />
offen lässt.<br />
Kanzlerin Merkel betont in ihrer Rede auf dem UN<br />
Gipfel, das nach wie vor Ausgaben für Entwicklungshilfe<br />
in der Höhe 0,7% des Bruttonationaleinkommens<br />
angestrebt werden. Auch die Unterstützung<br />
für den Global Fond werde weiterhin „auf hohem Niveau“<br />
erfolgen. Konkrete Zahlen, ein Zeitplan und<br />
eine Strategie wurden bedauerlicherweise nicht genannt.<br />
Das lässt für die im Oktober stattfindende Konferenz<br />
zur Wiederauffüllung des Globalen Fonds<br />
Ungutes erwarten und viel Raum für Spekulationen.<br />
Dass es auch anders geht, zeigt die Französische Regierung,<br />
die dem Globalen Fonds in den kommenden<br />
3 <strong>Jahren</strong> 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Die<br />
Bundesregierung bleibt bei mickrigen 200 Millionen<br />
für das kommende Jahr und lässt alles Weitere offen.<br />
Zurück zu traditionellen Modellen der Entwicklungshilfe<br />
Niebel (FDP) plädiert dafür, dass die Entwicklungshilfe<br />
zukünftig mehr in bilateralen Bezügen und durch<br />
Geld aus der privaten Wirtschaft ausgerichtet wird.<br />
Das ist ein Schritt zurück zu traditionellen Formen der<br />
Entwicklungspolitik, als Gebernationen und Initiativen<br />
unkoordiniert nebeneinanderher arbeiteten. Diese<br />
Form der Entwicklungszusammenarbeit hat erhebliche<br />
Nachteile: sie ist ineffektiv, meistens an den Interessen<br />
des Geldgebers orientiert, verschlingt<br />
Unsummen für die Verwaltung, ist hoch anfällig für<br />
Korruption und ihre Ergebnisse sind kaum überprüfbar.<br />
Für die Wirtschaft hat diese Form der „Entwicklungshilfe“<br />
natürlich große Vorteile: es lassen sich<br />
damit neue Absatzmärkte erschließen, durch die Unterstützung<br />
mildtätiger <strong>Projekt</strong>e kann die Profitgier<br />
besser verschleiert werden: warum beispielsweise<br />
nicht in Zukunft entlang neuer Pipelines das eine oder<br />
andere HIV-<strong>Projekt</strong> mitfinanzieren? Sicherlich ließe<br />
sich auch für jeden verkauften Panzer die Therapie
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
einer Handvoll HIV-positiver Kinder organisieren.<br />
Das gäbe dann ja auch hübsche Fototermine, die weiter<br />
vermarktet werden können.<br />
Um die Millenniumsziele erreichen zu können<br />
braucht die Weltgemeinschaft weitere konzertierte<br />
Anstrengungen. Die Idee der Einzahlung in gemeinsame<br />
Fonds hat sich bewährt. Wie erfolgreich gemeinschaftliche<br />
Aktivitäten sein können, ist durch die<br />
Arbeit des Globalen Fonds bestens dokumentiert.<br />
Die Verantwortlichen der Regierungen in Entwicklungsländern<br />
im Blick, betonte Merkel in ihrer Rede,<br />
dass nachhaltige Entwicklung, wirtschaftlicher und<br />
sozialer Fortschritt ohne eine gute Regierungsführung<br />
und Achtung der Menschenrechte nicht zu haben sind.<br />
Das hat sie gut gesagt und dem ist eigentlich auch<br />
nichts hinzuzufügen. Vor allem dann nicht, wenn<br />
dabei das Handeln der eigenen Regierung im Blick<br />
bleibt.<br />
Deutschland darf sich nicht aus der gemeinsamen Verantwortung<br />
stehlen. Die Welt braucht zur Erfüllung<br />
der Millenniumsziele bis 2015 mehr als inhaltsleere<br />
Versprechungen.<br />
Wie schade, dass die Kanzlerin die Chancen in New<br />
York nicht genutzt hat!<br />
P. Wiessner<br />
<strong>seit</strong> <strong>10</strong> <strong>Jahren</strong>:<br />
HIV-Therapie-Hotline<br />
Telefon: 089 - 54 333 - 123<br />
Montag - Donnerstag 16 - 19 Uhr<br />
therapie.hotline@muenchner-aidshilfe.de<br />
Betroffene infomieren Betroffene<br />
zu Therapiefragen<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
Medizin & Forschung<br />
Therapieintensivierung mit<br />
Raltegravir (Isentress®)<br />
In der Grundlagenforschung wird immer wieder diskutiert,<br />
ob es bei einer Viruslast unter der Nachweisgrenze<br />
noch zu einer weiteren Virusvermehrung<br />
kommt, oder ob die unter der Nachweisgrenze herkömmlicher<br />
Methoden mit speziellen Tests immer<br />
noch nachweisbare Virus-RNA aus chronisch infizierten<br />
Zellen stammt, die gelegentlich Viruspartikel<br />
produzieren, die aber dann aufgrund der wirksamen<br />
Therapie keine neuen Infektionszyklen beginnen können.<br />
Um diese Frage zu untersuchen, führte eine amerikanische<br />
Arbeitsgruppe eine sehr intelligente Studie<br />
durch:<br />
Die Patienten mussten folgende Einschlusskriterien<br />
erfüllen:<br />
- Antiretrovirale Therapie aus zwei Nukleosidanaloga<br />
und einem NNRTI oder geboosteten Proteasehemmer<br />
<strong>seit</strong> mindestens 12 Monaten<br />
- Viruslast von weniger als 50 Kopien/ml <strong>seit</strong> mindestens<br />
sechs Monaten<br />
- Viruslast vor Therapie von mehr als <strong>10</strong>0.000 Kopien/ml<br />
(weil bei diesen Patienten die Wahrscheinlichkeit<br />
einer minimalen „Restviruslast“<br />
unter Therapie erhöht ist)<br />
- Kein Therapieversagen in der Vorgeschichte, keine<br />
vorangegangene Integrasehemmer-Behandlung.<br />
Bei den Patienten, die in die Studie aufgenommen<br />
wurden, lag die mittlere Viruslast bei 1,7 Kopien/ml.<br />
Danach wurden die Patienten in zwei Gruppen aufgeteilt.<br />
Die eine (25 Patienten) erhielt zur Intensivierung<br />
Raltegravir (Isentress®), die andere (24 Patienten)<br />
Plazebo. Nach 12 Wochen lagen die Viruslasten in<br />
beiden Gruppen bei 1,2 bzw. 1,7 Kopien/ml – kein<br />
statistisch signifikanter Unterschied. Allerdings war<br />
ein Unterschied in der Anzahl der CD4-Zellen erkennbar:<br />
+42 vs. -44 Zellen/µl – jedoch war der Unterschied<br />
nicht statistisch signifikant.<br />
In den folgenden 12 Wochen erhielt die bisherige Plazebo-Gruppe<br />
Raltegravir und die bisherige Raltegravir-Gruppe<br />
Plazebo („cross-over design“). Auch hier<br />
9
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
zeigte sich nach nun insgesamt 24 Wochen kein signifikanter<br />
Einfluss auf die Viruslast, aber ein leichter,<br />
wenn auch statistisch nicht signifikanter Trend zur<br />
höheren CD4-Zellzahl in der Raltegravir-Gruppe.<br />
Um den Mechanismus des CD4-Anstiegs zu verstehen,<br />
untersuchten die Forscher auch noch verschieden<br />
Aktivierungsmarker, fanden aber keine relevanten<br />
Unterschiede zwischen den Gruppen.<br />
Aus dieser eleganten Untersuchung lassen sich eine<br />
Reihe interessanter Schlüsse ziehen:<br />
- Die unter einer erfolgreichen ART messbare „Restviruslast“<br />
stammt höchstwahrscheinlich nicht aus<br />
neuen Virusvermehrungszyklen (es sei denn, diese<br />
fänden in anderen Kompartimenten statt und nicht<br />
im Blut – diese Möglichkeit wird derzeit untersucht)<br />
- Da die Viruslast durch die Intensivierung nicht<br />
weiter reduziert werden kann, erscheint eine Eradikation<br />
des Virus und damit eine Heilung der<br />
HIV-Infektion nur durch eine Therapieintensivierung<br />
unwahrscheinlich.<br />
- Der Mechanismus des CD4-Zellanstiegs unter<br />
Raltegravir wird bisher nicht verstanden. Er ist<br />
vermutlich nicht auf eine verringerte Immunaktivierung<br />
zurückzuführen.<br />
Quelle: Gandhi R et al.: „The Effect of Raltegravir Intensification<br />
on Low-level Residual Viremia in HIV-Infected<br />
Patients on Antiretroviral Therapy: A Randomized Controlled<br />
Trial.“; PLoS Medicine, Aug 2008, Vol 7;8<br />
S. Schwarze<br />
Mehrheit von Menschen im<br />
Spätstadium der HIV-Erkrankung<br />
haben CCR5-trope Viren<br />
Das HI-Virus kann zwei unterschiedliche Korezeptoren,<br />
CCR5 und CXCR4, zusammen mit dem CD4-<br />
Oberflächenrezeptor benutzen, um in Zellen<br />
einzudringen. Ein HIV-Infizierter kann HI-Viren<br />
haben, die nur CCR5 oder CXCR4 benutzen oder<br />
beide als Eintrittspforte benutzen können, ein sog.<br />
Dualtropismus. Liegt eine Kombination von CCR5tropen<br />
und CXCR4-tropen Stämmen vor, spricht man<br />
von gemischtem Tropismus. CXCR4-trope HI-Viren<br />
werden mit größerer Wahrscheinlichkeit bei HIV-Infizierten<br />
mit fortgeschrittener Erkrankung gefunden.<br />
<strong>10</strong><br />
Einige Studien zeigten, dass CXCR4-trope Stämme<br />
aggressiver sind, aber dieser Hinweis ist nicht vollständig<br />
geklärt. Benedikt Simon und Kollegen der<br />
Medizinischen Universität Wien unternahmen den<br />
Versuch, die relativen Anteile von HIV-Stämmen mit<br />
unterschiedlichen Korezeptortropismen bei nicht vorbehandelten<br />
Patienten im Spätstadium der Erkrankung<br />
zu bestimmen. Die Beziehung zwischen<br />
Tropismus und Markern des Fortschreitens der Erkrankung<br />
wie HI-Viruslast, CD4-Zellzahl und klinischen<br />
Symptome wurde ebenfalls überprüft. Der<br />
Bericht zu dieser Studie erschien in der Ausgabe von<br />
AIDS vom 24.08.20<strong>10</strong>. Die Studie schloss 50 Teilnehmer<br />
ein, bei denen eine HIV-Diagnose mit bereits<br />
schwer geschädigtem Immunsystem vorlag. Alle hatten<br />
eine CD4-Zellzahl unter 200 Zellen/mm³. Solche<br />
sog. Late Presenter haben ein erhöhtes Sterberisiko<br />
und auch ihre Behandlung könnte komplizierter sein<br />
als bei früher diagnostizierten Patienten.<br />
Ergebnisse:<br />
- Der Korezeptortropismus-Test zeigte, dass 62%<br />
der Teilnehmer nur CCR5-trope HIV-Stämme aufwiesen.<br />
- Patienten mit einer Vorgeschichte eines intravenösen<br />
Drogengebrauchs hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit<br />
CXCR4-trope oder duale/gemischte<br />
HI-Viren als jene, die sich vermutlich beim Sex infizierten<br />
(p=0,02).<br />
- Der Korezeptortropismus stand nicht in Verbindung<br />
mit CD4-Zellzahl oder HI-Viruslast zum<br />
Zeitpunkt der Diagnose.<br />
- Die CD4-Zellzahl war etwas höher bei Patienten<br />
mit ausschließlich CCR5-tropen HI-Viren (61 bzw.<br />
32 Zellen/mm³), aber ohne statistische Signifikanz.<br />
- Nur bei sehr späten Late Presentern mit einer CD4-<br />
Zellzahl unter 50 Zellen/mm³ wurden signifikante<br />
Unterschiede im Erkrankungsstadium zum Zeitpunkt<br />
der Präsentation festgestellt.<br />
- In dieser Untergruppe waren Menschen mit nur<br />
CCR5-tropen HI-Viren mit größerer Wahrscheinlichkeit<br />
im CDC-Stadium 3 oder AIDS-definierenden<br />
Erkrankungen als Patienten mit<br />
CXCR4-tropen oder dual/gemischt-tropen HIV-<br />
Stämmen (p=0,04).<br />
- Etwa 90% der Patienten im sehr späten Stadium<br />
mit nur CCR5-tropen HI-Viren entwickelten<br />
AIDS-definierende Erkrankungen, verglichen mit<br />
50% derjenigen mit CXCR4-tropen oder dual/gemischten<br />
Stämmen.<br />
Aus diesen Erkenntnissen folgern die Autoren, dass<br />
eine beträchtliche Anzahl von Late Presentern ausschließlich<br />
mit CCR5-tropen HI-Viren infiziert sein
Jahrgang 18, Nr.5<br />
könnte. Diese Patienten wären mögliche Kandidaten<br />
für den zusätzlichen Einsatz des CCR5-Antagonisten<br />
Maraviroc (Celsentri®). Diese Therapieentscheidung<br />
erfordert in jedem Fall eine vorherige Tropismusbestimmung,<br />
z.B. mit dem Trofile®-Assay. Einige Studien<br />
haben gezeigt, dass Maraviroc besonders günstig<br />
bei Patienten im späten Erkrankungsstadium eingesetzt<br />
werden kann, weil es mehr als andere antiretrovirale<br />
Medikamente die CD4-Zellzahl anhebt.<br />
Quelle: Liz Highleyman, Majority of people with late-stage<br />
HIV disease still have virus that uses CCR5 corezeptor; hivandhepatitis.com;<br />
<strong>10</strong>.09.20<strong>10</strong><br />
Zulassung für TMC278 (Rilpivirine)<br />
beantragt<br />
Am 3. September hat Tibotec Pharmaceuticals den<br />
Zulassungsantrag für den neuen NNRTI Rilpivirine<br />
eingereicht. Gleichzeitig wurde auch die Zulassung<br />
für die zusammen mit Gilead entwickelte Fixkombination<br />
aus Rilpivirine, Tenofovir und Emtricitabine<br />
beantragt. Damit wäre eine zweite Fixkombination<br />
zur Behandlung der HIV-Infektion mit einer Tablette<br />
einmal täglich verfügbar.<br />
In den bisherigen Studien zeigte sich Rilpivirine besser<br />
verträglich als Efavirenz (Sustiva® und in Atripla®<br />
enthalten) – vor allem die unbeliebten<br />
Nebenwirkungen auf das zentrale Nervensystem<br />
scheint der neue NNRTI nicht aufzuweisen. Allerdings<br />
ergaben sich in den Studien auch Hinweise darauf,<br />
dass die neue Substanz bei Patienten mit hoher<br />
Viruslast (mehr als <strong>10</strong>0.000 Kopien/ml) möglicherweise<br />
nicht ganz so wirksam ist wie Efavirenz. Es<br />
bleibt abzuwarten, ob die Zulassungsbehörden daraus<br />
eine Anwendungsbeschränkung ableiten werden. Bei<br />
einem Versagen einer Ersttherapie mit Viramune®<br />
oder Sustiva® besteht die Möglichkeit – abhängig<br />
von der Resistenzsituation – dass Rilpivirine noch<br />
wirkt. Wenn jedoch mehr als eine NNRTI-Mutation<br />
vorliegt, ist auch mit einer Resistenz gegen die neue<br />
Substanz zur rechnen.<br />
Quelle: Pressemitteilung Tibotec / Studiendaten zu Rilpivirine<br />
S. Schwarze<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
Grundlegend & Wissenswert<br />
Übertragung medikamentenresistenter<br />
HI-Viren erhöht das<br />
Risiko von Therapieversagen<br />
Das Auftreten von Resistenzmutationen, die bereits<br />
vor Therapiebeginn bestehen, sog. Primärresistenzen,<br />
ist gar nicht selten. Der Anteil von chronisch HIV-infizierten<br />
Patienten mit medikamentenresistenten HI-<br />
Viren liegt bei etwa <strong>10</strong> – 15 %. Beteiligte des<br />
EuroCoord-CHAIN Joint Project Teams untersuchten<br />
die Auswirkungen übertragener Resistenzen auf Behandlungsergebnisse<br />
während des ersten Jahres einer<br />
antiretroviralen Behandlung (ART). Die Analyse umfasste<br />
<strong>10</strong>.458 Teilnehmer aus 25 Kohorten aus denen<br />
sich das Netzwerk des EuroCoord-<strong>Projekt</strong>es zusammensetzt,<br />
CASCADE, COHERE, EURO SIDA und<br />
Penta-EPPICC. Die bisher unbehandelten Patienten<br />
erhielten in ihrer ART zwei Nukleosid/-tidartige Reverse<br />
Transkriptasehemmer (NRTI) plus einen Nicht-<br />
Nukleosid-Reverse-Transkriptasehemmer (NNRTI)<br />
oder Proteasehemmer. Nach einer Liste der WHO zu<br />
medikamentenresistenten Mutationen und dem Stanford-Algorithmus<br />
wurden die Teilnehmer nach drei<br />
Kategorien eingeteilt: keine Resistenzmutationen, 1<br />
oder mehr Mutationen mit nachfolgender voll wirksamer<br />
ART und 1 oder mehr Mutationen aber mit<br />
mindestens geringgradiger Resistenz zu einem der<br />
Medikamente in der nachfolgenden ART. Es wurde<br />
dann die Zeit bis zum virologischen Versagen bestimmt<br />
oder die erste von zwei aufeinanderfolgenden<br />
Messungen der HI-Viruslast über 500 Kopien/ml nach<br />
sechs Monaten der Therapie.<br />
Ergebnisse:<br />
• Die meisten Teilnehmer, 9.505 oder 90,9%, hatten<br />
keine Hinweise auf Resistenzmutationen<br />
• 476 Patienten (4,5%) hatten mindestens eine Resistenzmutation,<br />
erhielten aber eine voll wirksame<br />
Therapie ohne von Resistenzen vermindert wirksamer<br />
Medikamente<br />
• Die übrigen 477 Patienten (4,6%) hatten eine oder<br />
mehr virale Mutationen und waren resistent ge-<br />
Fortsetzung S. 14<br />
11
Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende die Arbeit von<br />
PROJEKT<br />
INFORMATION e..V.<br />
(Auflistung nach Orten)<br />
Herrenbach-<br />
Apotheke<br />
Friedbergerstr. 73 86161 Augsburg 0821/568720<br />
Brunnen-Apotheke Brunnenstraße 28 31812 Bad Pyrmont 05281/935<strong>10</strong><br />
Grüne Apotheke Kantstr. 55 <strong>10</strong>627 Berlin 030/3139960<br />
Regenbogen-<br />
Apotheke<br />
Welserstr. 24 <strong>10</strong>777 Berlin 030/2350450<br />
Kurmark-Apotheke Kurfürstenstr. 154 <strong>10</strong>785 Berlin 030/2612460<br />
Bavaria-Apotheke Ansbacher Str. 53 <strong>10</strong>777 Berlin 030/2182225<br />
Von Witzleben-<br />
Apotheke<br />
Kaiserdamm 24 14057 Berlin 030/3011970<br />
Apotheke Carmer 7 Carmerstr. 7 <strong>10</strong>623 Berlin 030/31809444<br />
Otto-Apotheke Ottostraße 21 <strong>10</strong>555 Berlin 030/39902272<br />
Gethsemane-<br />
Apotheke<br />
Stargarder Str. 79 <strong>10</strong>437 Berlin 030/4459567<br />
Körte Apotheke Grimmstraße 17 <strong>10</strong>967 Berlin 030/69190<strong>10</strong><br />
Arminius-Apotheke Turmstraße 38 <strong>10</strong>551 Berlin 030/3951623<br />
Süd-Apotheke Artur-Ladebeck-Straße 84 33617 Bielefeld 0521/15900<br />
Venusberg-Apotheke Sertürnerstraße 37-39 53127 Bonn 0228/9<strong>10</strong>150<br />
Kaiser-Apotheke Kaiserplatz 4 53113 Bonn 0228/835744<br />
Centauren-Apotheke Dobbenweg 11 28203 Bremen 0421/327511<br />
Johanniter-Apotheke Musfeldstr. <strong>10</strong>5 47053 Duisburg 0203/62<strong>10</strong>0<br />
Schadow-Apotheke Schadowplatz 18 40212 Düsseldorf 0211/866600<br />
Albert-Schweitzer-<br />
Apotheke<br />
Goethestraße 1 40237 Düsseldorf 0211/671368<br />
Venus Apotheke Gartenstr. 55 40479 Düsseldorf 0211/490922<br />
Rathaus-Apotheke Kleiner Platz 4 85435 Erding 08122/48614<br />
Hufeland-Apotheke Hufelandstr. 60 45147 Essen 0201/7050<strong>10</strong><br />
Nordstern-Apotheke Karnaperstr. <strong>10</strong>1 45329 Essen 0201/381365<br />
Sonnen-Apotheke Seckbacher Landstraße <strong>10</strong> 60389 Frankfurt/M 069/452828<br />
Theater-Apotheke Friedensstr. 6-<strong>10</strong> 60311 Frankfurt/M 069/2<strong>10</strong>89725<br />
Holbein-Apotheke Schweizer Str.88 60594 Frankfurt/M 069/616797<br />
Eichwald-Apotheke Bergerstr. 131 60385 Frankfurt/M 069/493176<br />
Apotheke am<br />
Reuterweg<br />
Reuterweg 68-70 60323 Frankfurt/M 069/727417<br />
Aeskulap-Apotheke Breisacherstr. 52 79<strong>10</strong>6 Freiburg/Br. 0761/2734<strong>10</strong><br />
Unterlinden<br />
Apotheke<br />
Unterlinden 2 79098 Freiburg/Br. 0761/34300<br />
Prinz-Ludwig-<br />
Apotheke<br />
Prinz-Ludwig-Str. 24 85354 Freising 08161/92090<br />
Rats-Apotheke Hauptstr. 36 97218 Gerbrunn 0931/702465<br />
Albatros-Apotheke Hein Kollisch Platz 1 20359 Hamburg 040/3196611<br />
Enten-Apotheke Grindelallee 88-90 20146 Hamburg 040/44140260<br />
Apotheke am<br />
Paulinenplatz<br />
Paulinenplatz 1 20359 Hamburg 040/312170<br />
Alexander-Apotheke<br />
St. Georg<br />
Steindamm 81 20099 Hamburg 040/28009922<br />
Schwan-Apotheke Dammtorstraße 27 20354 Hamburg 040/343964<br />
Apotheke am<br />
Klingerplatz<br />
Guerickestraße 2 30655 Hannover 0511/5479851
Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende die Arbeit von<br />
PROJEKT<br />
INFORMATION e..V.<br />
(Auflistung nach Orten)<br />
Leibniz-Apotheke Georgstr. 46 30159 Hannover 0511/323214<br />
Bergheimer-<br />
Apotheke<br />
Bergheimerstr. 47 69115 Heidelberg 06221/22606<br />
Margareten<br />
Apotheke<br />
Schillerstr. 53 76135 Karlsruhe 0721/845493<br />
Friesen-Apotheke Kronshagener Weg 17 24114 Kiel 0431/62427<br />
Birken-Apotheke Hohenstaufen Ring 59 50674 Köln 0221/2402242<br />
Augustiner-<br />
Apotheke<br />
Augustinerstraße <strong>10</strong> 50667 Köln 0221/2582296<br />
Roland Apotheke Ostwall 242 47798 Krefeld 02151/24720<br />
Pelikan-Apotheke Nürnberger Str. 49 90579 Langenzenn 09<strong>10</strong>1/9505<br />
Einhorn-Apotheke R 1,2 am Markt 68161 Mannheim 0621/26583<br />
Kolping-Apotheke Kolpingstr. 3 53894 Mechernich 02443/2454<br />
Isartor-Apotheke Isartorplatz 6 80331 München 089/2199290<br />
Regenbogenapothek<br />
e<br />
Sonnenstrasse 33 80331 München 089/593659<br />
Hohenzollern-<br />
Apotheke<br />
Hohenzollernstr. 38 80801 München 089/395125<br />
St. Raphael-<br />
Apotheke<br />
Hohenzollernstr. 59 80796 München 089/2711150<br />
Weißenburger-<br />
Apotheke<br />
Weissenburger Str.29 81667 München 089/4480714<br />
Kugel-Apotheke Pfeuferstr. 33 81373 München 089/773928<br />
Adler-Apotheke Sendlinger Straße 13 80331 München 089/265477<br />
Marien-Apotheke Sendlinger-Tor-Platz 7 80336 München 089/557565<br />
Apotheke im<br />
Franziskanerhof<br />
Franziskanerstr.16 81669 München 089/44900262<br />
Stachus-Apotheke Karlsplatz 4 80335 München 089/596319<br />
Klösterl-Apotheke Waltherstr. 32 80337 München 089/54343211<br />
Walpurgis-Apotheke Keferloher Str. <strong>10</strong>3 80807 München 089/352500<br />
Nord-Apotheke Hoyastraße 1 48147 Münster 0251/293311<br />
Flora-Apotheke Hiltorfstr. 1 48149 Münster 0251/845979<br />
Adler-Apotheke Salzstrasse 58 48143 Münster 0251/40001<br />
Kugel-Apotheke Rathausplatz 5 90403 Nürnberg 0911/2052112<br />
Adler-Apotheke Münchener Straße 9 a 83022 Rosenheim 08031/12987<br />
Reinsburg-Apotheke Reinsburgstr. 67 70178 Stuttgart 0711/621946<br />
Kreusersche<br />
Apotheke<br />
Büchsenstrasse <strong>10</strong> 70173 Stuttgart 0711/22<strong>10</strong>17<br />
Apotheke 55 Schwabstraße 55 70197 Stuttgart 0711/6567973<br />
Bären-Apotheke Heinlenstraße 14 72072 Tübingen 07071/763888<br />
Engel-Apotheke Hafengasse 9 89073 Ulm 0731/63884<br />
Kreuz-Apotheke Oranienstrasse 1 65185 Wiesbaden 0611/300332<br />
Brunnenapotheke Bleichstrasse 26 65183 Wiesbaden 0611/302131<br />
Humboldt-Apotheke Frankfurter Str. 11 65189 Wiesbaden 0611/307280<br />
Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um freundliche Beachtung!
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
genüber mindestens einem Medikament in ihrer<br />
ART-Kombination<br />
• Diese Patienten hatten ein 2,6-faches Risiko für<br />
ein virologisches Versagen verglichen mit Patienten<br />
ohne Resistenzmutation<br />
• Es ergaben sich keine signifikante Unterschiede in<br />
der Wahrscheinlichkeit eines Therapieversagens<br />
zwischen Patienten ohne und denen mit übertragener<br />
Resistenz aber mit voll wirksamer ART (HR<br />
1,2; p=0,34)<br />
• Patienten mit 1 oder mehr Resistenzmutationen,<br />
die einen NNRTI plus zwei NRTIs einnahmen und<br />
deren Therapie als voll wirksam beurteilt wurde,<br />
zeigten einen Trend zu einem höheren Risiko des<br />
virologischen Versagens verglichen mit Patienten<br />
mit einer ART inklusive Proteasehemmer (p=0,8)<br />
• Die Anstiege der CD4-Zellen standen im Einklang<br />
mit der erfolgreichen Unterdrückung der HI-Viruslast.<br />
Fazit:<br />
Vor einer Ersttherapie sollte ein genotypischer Resistenztest<br />
erfolgen und Medikamente vermieden werden,<br />
die bereits durch geringe Resistenzen in ihrer<br />
Wirksamkeit beeinträchtigt sein können. Möglicherweise<br />
werden mit dem genotypischen Test kleine Anteile<br />
von resistenten HIV-Stämmen nicht entdeckt.<br />
Das größere Risiko von Therapieversagen haben in<br />
diesem Fall auf NNRTI basierende Kombinationen.<br />
Deshalb wäre eine ART inklusive Proteasehemmer zu<br />
bevorzugen, auch dort, wo ein Resistenztest vor Therapiebeginn<br />
nicht überall verfügbar ist.<br />
Quelle: Liz Highleyman, Transmission of drug-resistant<br />
HIV increases risk of treatment failure. www.hivandhepatitis.com/20<strong>10</strong><br />
; conference/AIDS20<strong>10</strong><br />
Übersetzung: Peter Lechl<br />
Viruslast in den Zellen steigt über<br />
die Jahre an<br />
Nach der Erstinfektion mit HIV folgt bei den meisten<br />
Infizierten eine Phase, in der sie klinisch relativ unauffällig<br />
bleiben und wenige bis gar keine Symptome<br />
aufweisen. In dieser Zeit ist die Viruslast in der Regel<br />
recht stabil – zumindest die Viruslast, die sich im Blut<br />
messen lässt.<br />
14<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr.5<br />
Eine niederländische Arbeitsgruppe untersuchte nun,<br />
wie es mit der Viruslast in den Zellen aussieht. Dabei<br />
fanden sie, dass diese intrazelluläre Viruslast (also die<br />
Anzahl an Viruskopien pro Zelle) über die Jahre zunimmt.<br />
Grafik: Über die Jahre steigt die intrazelluläre Viruslast<br />
deutlich an.<br />
Die Autoren interpretieren dies dahingehend, dass antivirale<br />
Mechanismen des Immunsystems über die<br />
Zeit an Schlagkraft verlieren und das Virus immer<br />
mehr die Oberhand gewinnt. In einer anderen Untersuchung<br />
konnten die Autoren zeigen, dass diese intrazelluläre<br />
Viruslast auch bei Patienten erhöht ist,<br />
deren antiretrovirale Therapie versagt.<br />
Vielleicht könnte diese Art der Viruslastmessung langfristig<br />
aussagekräftiger sein als die herkömmliche<br />
Messung der Virusbeladung im Blut.<br />
Quelle: Pasternak A et al.: „Steady increase in cellular<br />
HIV-1 load during the asymptomatic phase of ntreated infection<br />
despite stable plasma viremia“ ,AIDS 20<strong>10</strong>,<br />
24:1641–1649<br />
S. Schwarze
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Eine lange Zeit ohne Fortschreiten<br />
der HIV-Erkrankung ohne ART ist<br />
ungewöhnlich<br />
Die Zahl sogenannter Long-Term-Non-Progressors<br />
(LTNP), also HIV-Infizierte, die über lange Zeit kein<br />
Fortschreiten der HIV-Erkrankung erleben, machen<br />
nur etwas weniger als 1% aus. Das zeigen Ergebnisse<br />
der CASCADE-Kohorte. Diese resultieren aus akkuraten<br />
Daten von Teilnehmern, deren Zeitpunkt der<br />
HIV-Serokonverion, also der Immunantwort durch<br />
Antikörperbildung, exakt bestimmt wurde.<br />
CASCADE ist eine andauernde Studie von HIV-Serokonvertern<br />
aus mehr als zwei Dutzend klinischen<br />
Kohorten in Europa, Australien und Kanada <strong>seit</strong> der<br />
breiten Anwendung der Kombinationstherapie in den<br />
späten 90-iger <strong>Jahren</strong>. In der Analyse von Jannie van<br />
der Helm und Kollegen waren 6.506 Teilnehmer mit<br />
<strong>10</strong> und mehr <strong>Jahren</strong> <strong>seit</strong> dem Zeitpunkt der Serokonversion<br />
beteiligt.<br />
Die Datenerhebung zu dieser Untersuchung erfolgte<br />
bis Dezember 2000. 77% der Teilnehmer waren Männer,<br />
etwa die Hälfte davon schwul und etwa ein Viertel<br />
waren intravenös Drogen gebrauchende<br />
HIV-Infizierte. Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt<br />
der Serokonversion betrug 28 Jahre. Der LTNP-<br />
Status war definiert als HIV-positiv <strong>seit</strong> mindestens<br />
<strong>10</strong> <strong>Jahren</strong> ohne Krankheitsprogression.<br />
Weiterhin wurde die Wahrscheinlichkeit von Faktoren<br />
identifiziert, die mit dem Fortschreiten der Erkrankung<br />
einher gehen, definiert als ein Absinken der<br />
CD4-Zellzahl unter 500 Zellen/mm³, Beginn einer antiretroviralen<br />
Behandlung (ART) oder eines AIDS-definierenden<br />
Ereignisses.<br />
Die geschätzte Wahrscheinlichkeit der Überlebenszeit<br />
ohne Krankheitsprogression nach der Serokonversion<br />
war:<br />
• 5 Jahre 9,5 %<br />
• <strong>10</strong> Jahre 1,9 %<br />
• 15 Jahre 0,5 %<br />
Die mittlere Zeit bis zur Progression betrug 1 Jahr.<br />
<strong>10</strong> Jahre nach der Serokonversion wurden nur noch<br />
189 Teilnehmer (2,8%) als LTNP klassifiziert.<br />
Innerhalb dieser Gruppe waren 30 Frauen.<br />
• <strong>10</strong>8 (57%) dieser LTNP erlebten in den nachfol-<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
genden dreieinhalb <strong>Jahren</strong> ein Fortschreiten der<br />
Erkrankung.<br />
• 38% der <strong>10</strong> Jahre LTNP hielten diesen Status bis<br />
zu 15 <strong>Jahren</strong> und 14% waren es auch nach 20 <strong>Jahren</strong>.<br />
• 16 Teilnehmer (0,25 %) wurden als sog. HIV-Elite-<br />
Controllers eingestuft, mit fünf oder mehr aufeinanderfolgenden<br />
Ergebnissen einer nicht<br />
nachweisbaren HI-Viruslast ohne ART.<br />
In einer Analyse mit Anpassung mehrerer Faktoren<br />
ergaben sich folgende unabhängige Vorhersagewerte<br />
für die Krankheitsprogression oder den Verlust des<br />
LTNP-Status:<br />
• Weibliches Geschlecht: HR (Risikoverhältnis) 1,8<br />
• Niedrigere CD4-Zellzahl <strong>10</strong> Jahre nach der Serokonversion<br />
gegenüber mehr als 942 Zellen/mm³:<br />
500 – 613 Zellen/mm³: HR 3,1<br />
614 – 760 Zellen/mm³: HR 2,5<br />
761 – 941 Zellen/mm³: HR 1,5<br />
• Höhere Viruslast <strong>10</strong> Jahre nach Serokonversion ><br />
9.725 vs < 400 Kopien/ml: HR 2,6<br />
• Die Art der HIV-Übertragung und eine Hepatitis<br />
C-Koinfektion hatten keinen Einfluss.<br />
Aus diesen Ergebnissen schließen die Autoren, dass<br />
ein progressionsfreies Überleben bei HIV-Infizierten<br />
eine eher seltene Ausnahme darstellt. Es erfolgt ein<br />
allmählicher, aber unvermeidbarer Verlust des LTNP-<br />
Status.<br />
Quelle: Liz Higleyman, Long-term non-progression of HIV<br />
disease without antiretroviral treatment is uncommon;<br />
www.hivandhepatitis.com; 27.08.20<strong>10</strong><br />
Übersetzung: Peter Lechl<br />
15
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
16<br />
Leben mit HIV<br />
Längere Behandlung mit<br />
Imiquimod-Creme zeigt Nutzen<br />
bei Krebsvorstufen<br />
Analkarzinome, verursacht durch humane Papillomaviren<br />
(HPV) werden trotz wirksamer antiretroviraler<br />
Therapie mit ansteigender Häufigkeit diagnostiziert.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass HIV-positive Patienten<br />
gegenüber HIV-negativen Menschen ein viel<br />
höheres Risiko haben, mit mehreren Typen von HP-<br />
Viren infiziert zu sein.<br />
HPV-16 und-18 haben ein besonders hohes krebserregende<br />
Potential mit dem erhöhten Risiko für Analkarzinome.<br />
Das betrifft auch mit größerer<br />
Wahrscheinlichkeit schwule HIV-infizierte Männer.<br />
Zuerst treten die durch HPV versursachten Warzen<br />
auf, sog. Feigwarzen (Condylomata acuminata).<br />
Die folgenden präkanzerösen Vorstufen werden als<br />
anale intraepitheliale Neoplasien (AIN) bezeichnet.<br />
AIN werden bei Gewebeuntersuchungen in Grad 1<br />
(milde), Grad 2 (moderat) und Grad 3 (schwer) eingeteilt.<br />
AIN können operativ oder mit Laserbehandlung<br />
entfernt werden.<br />
Eine frühe Behandlung ist wichtig, um das Fortschreiten<br />
zu Analkarzinomen zu verhindern. In der<br />
Untersuchung des Chelsea and Westminster Hospital<br />
in London wurde eine randomisierte (zufällig verteilt)<br />
Studie mit Imiquimodbehandlung und Placebo für die<br />
Behandlung einer hochgradigen AIN durchgeführt.<br />
Imiquimod, Handelsname Aldara®, ist zugelassen für<br />
die Behandlung der aktinischen Keratose (Vorstufe<br />
des Hautkrebses), Basalzellkarzinom (Basaliom,<br />
Hautkrebs) und äußerer Genitalwarzen. Imiquimod ist<br />
ein Immunmodulator. Es wirkt nicht direkt gegen die<br />
HP-Viren, sondern aktiviert das Immunsystem der<br />
Haut.<br />
In der Analyse waren 53 HIV-positive schwule/bisexuelle<br />
Männer mit bestätigten hochgradigen AIN eingeschlossen.<br />
Die Studienteilnehmer erhielten<br />
entweder Imiquimod Creme oder ein inaktives Placebo,<br />
dreimal pro Woche für vier Monate mit Selbst-<br />
behandlung im Afterkanal. Die wichtigste Nebenwirkung<br />
der Imiquimodbehandlung ist ein lokales Erythem,<br />
eine entzündete Haut, gleichzeitig ein Anzeiger<br />
für die Wirkung. Alle Patienten im Placeboarm und<br />
die im Imiquimod-Arm, bei denen im Studienzeitraum<br />
kein Verschwinden der Läsionen eintrat, erhielten<br />
Imiquimod für zusätzliche vier Monate.<br />
Die Wirksamkeit wurde durch Zelluntersuchungen,<br />
hochauflösende Anoskopie (Untersuchung des Afterkanals)<br />
und Gewebebiopsien zwei Monate nach Beendigung<br />
der Therapie bewertet. Die anschließende<br />
Nachbeobachtung umfasste einen mittleren Zeitraum<br />
von drei <strong>Jahren</strong>.<br />
Ergebnisse<br />
- Vier Teilnehmer in der Imiquimod-Gruppe zeigten<br />
nach durchschnittlich 33 Monaten ein völliges Verschwinden<br />
der hochgradigen AIN, verglichen mit<br />
einem Patienten im Placebo-Arm.<br />
- Bei acht Imiquimod-Patienten ergab sich eine unvollständige<br />
Verbesserung von AIN 3 zu AIN 1.<br />
- Imiquimod wurde im Allgemeinen gut vertragen,<br />
nur ein Patient brach die Behandlung wegen Nebenwirkungen<br />
ab.<br />
- Von den 21 Patienten in der offenen Studienphase<br />
der Behandlung zeigte sich bei 5 Patienten ein Verschwinden<br />
der AIN, bei 4 Patienten eine Veränderung<br />
zu niedriggradigen Neoplasien.<br />
- Während der Nachbeobachtungszeit von drei <strong>Jahren</strong><br />
wurden bei 61% aller Studienteilnehmer nachhaltig<br />
keine hochgradigen Neoplasien festgestellt.<br />
Fazit:<br />
In dieser Studie wurde die Wirksamkeit von Imiquimod<br />
für die Behandlung von AIN gezeigt, ebenso der<br />
Nutzen vom verlängerten oder wiederholten Behandlungen.<br />
Diese Therapieform könnte besonders bei Patienten<br />
mit weit verbreiteten AIN von Nutzen sein, die<br />
sonst schwierig zu behandeln wären. Imiquimod<br />
könnte auch als Zusatzbehandlung nach der operativen<br />
oder Laserbehandlung von AIN weiterempfohlen<br />
werden. Bisher kann allerdings nicht bewiesen werden,<br />
dass durch diese Intervention Analkrebs vermieden<br />
wird.<br />
Quellen:<br />
- Liz Highleyman, long-term use of Imiquimod cream beneficial<br />
for precancerous anal lesions, hivandhepatitis.com/03.09.20<strong>10</strong>;<br />
- Hoffmann/Rockstroh; www.hivbuch.de<br />
Übersetzung: Peter Lechl
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
PcP-Prophylaxe kann abgesetzt<br />
werden bei nicht nachweisbarer<br />
Viruslast und mehr als <strong>10</strong>0 Helferzellen/µl<br />
In den Therapieleitlinien wird eine medikamentöse<br />
Prophylaxe der Pneumocystis jirovecii Lungenentzündung<br />
(nach der älteren Bezeichnung immer noch<br />
als PcP abgekürzt), einer der häufigsten opportunistischen<br />
Infektionen, bei einer Helferzellzahl von unter<br />
200/µl empfohlen. Dies galt bisher unabhängig von<br />
der Viruslast. Da die PcP-Prophylaxe für die Patienten<br />
eine zusätzliche Tablettenbelastung, zusätzliche Nebenwirkungen<br />
und das Risiko einer bakteriellen Resistenzentwicklung<br />
gegen das eingesetzte Cotrim<br />
bedeutet, wird nach Kriterien gesucht um diese Prophylaxe<br />
nur dann einzusetzen, wenn sie wirklich sinnvoll<br />
und notwendig ist.<br />
Nun untersuchte eine Arbeitsgruppe auf der Basis von<br />
Daten der europäischen COHERE-Kohorte, ob sich<br />
eine PcP-Prophylaxe bei Patienten mit <strong>10</strong>0 bis 200<br />
CD4-Zellen/µl gefahrlos absetzen lässt, wenn die Viruslast<br />
unter 400 Kopien/ml liegt. Es muss allerdings<br />
betont werden, dass es sich hierbei nicht um eine randomisierte<br />
klinische Studie handelte, sondern lediglich<br />
um eine Auswertung beobachteter Verläufe. Es<br />
kann also nicht ausgeschlossen werden, dass die behandelnden<br />
Ärzte die Prophylaxe nur bei Patienten<br />
mit einem geringen Risiko für das Auftreten einer PcP<br />
abgesetzt haben.<br />
Das deutliche Ergebnis:<br />
Es wurden <strong>10</strong>7.016 Personenjahre ausgewertet; dabei<br />
traten 253 PcP-Fälle auf. Bei Patienten mit einer CD4-<br />
Zellzahl unter <strong>10</strong>0/µl reduzierte die Prophylaxe das<br />
Risiko signifikant um 59%. Bei Patienten mit einer<br />
CD4-Zellzahl von <strong>10</strong>0 bis 200/µl, einer Viruslast<br />
unter 400 Kopien/ml und PcP-Prophylaxe traten 7<br />
PcP-Fälle pro 3.363 Patientenjahre auf; entsprechend<br />
einer Rate von 2,1 pro 1.000 Patientenjahre. Bei vergleichbaren<br />
Patienten ohne Prophylaxe traten 2 Fälle<br />
in 1.614 Patientenjahren auf; entsprechend einer Rate<br />
von 1,2 pro 1.000 Patientenjahre.<br />
Bei Patienten, die die PcP-Prophylaxe erst nach dem<br />
Beginn einer antiretroviralen Therapie absetzten, traten<br />
keine Erst-PcP-Fälle auf (0 Fälle in 1.363 Patientenjahre).<br />
Die Autoren bemerken, dass bei Patienten mit unter-<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
drückter Viruslast und einer Helferzellzahl zwischen<br />
<strong>10</strong>0 und 200/µl die Rate an neuauftretenden PcP-Erkrankungen<br />
– unabhängig von der Prophylaxe – sehr<br />
gering sei. Deshalb könne auf eine PcP-Prophylaxe in<br />
dieser Patientengruppe verzichtet werden.<br />
Quelle: Clin Infect Dis, 20<strong>10</strong>;51:611-619<br />
S. Schwarze<br />
Aktuelles zum Thema<br />
Kinderwunsch<br />
Sie sind selten geworden, die guten Nachrichten aus<br />
dem Gesundheitswesen. Aber manchmal geschehen<br />
doch noch Zeichen und Wunder: Am 16. September<br />
gab der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bekannt,<br />
dass in Zukunft auch von der HIV-Infektion betroffene<br />
Paare einen Anspruch auf „die Herbeiführung<br />
einer Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung<br />
als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen“ haben.<br />
Die Neuregelung gilt für verheiratete Paare, bei denen<br />
eine Fruchtbarkeitsstörung vorliegt und Aussicht auf<br />
Erfolg der Behandlung besteht (so regelt es § 27a des<br />
Sozialgesetzbuches V).<br />
Seit 1990 waren Paare, bei denen einer oder beide<br />
Partner von HIV betroffen waren, von dieser Leistung<br />
ausgeschlossen. Bei keiner anderen Erkrankung gab<br />
es eine solche Ausschlussklausel.<br />
Die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung mit<br />
„gereinigtem“ Sperma gibt es in Deutschland <strong>seit</strong><br />
1991, als in der Universitätsfrauenklinik Bonn das<br />
Verfahren zum ersten Mal eingesetzt wurde. Im gleichen<br />
Jahr wurde beim Kuratorium für Immunschwäche<br />
e.V. in München das <strong>Projekt</strong> „Kinderwunsch bei<br />
HIV-diskordanten Paaren“ gegründet, das HIV-betroffenen<br />
Paaren in den folgenden elf <strong>Jahren</strong> Beratung<br />
und Unterstützung anbot.<br />
Die gesetzlichen Krankenkassen folgten allerdings<br />
fast zwanzig Jahre lang der Richtlinie des früheren<br />
„Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen“.<br />
Und fast ebenso lange gab es immer wieder erfolglose<br />
Versuche, dieses Gremium dazu zu bewegen, die<br />
diskriminierende Regelung aufzuheben.<br />
Verstärkt wurden die Bemühungen nach Mitte der<br />
17
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
90er Jahre, als sich die Erfolge der ART abzuzeichnen<br />
begannen und das Argument, durch ärztliche Unterstützung<br />
„Halbwaisen in die Welt zu setzen“,<br />
immer absurder wurde. Michael Weigel, heute Chefarzt<br />
der Gynäkologie im Klinikum Schweinfurt, der<br />
<strong>seit</strong> 1995 in der Universitätsfrauenklinik Mannheim<br />
Paare mit Kinderwunsch behandelte, machte in den<br />
darauf folgenden <strong>Jahren</strong> mehrere – erfolglose - Eingaben<br />
beim Bundesausschuss. Gegen Ende der 90er<br />
Jahre gab es – in den Industrieländern - immer mehr<br />
Programme, um HIV-betroffene Paare mit Kinderwunsch<br />
zu unterstützen. In Frankreich wurde HIV-betroffenen<br />
Paaren 2002 sogar gesetzlich der kostenlose<br />
Zugang zu Maßnahmen der künstlichen Befruchtung<br />
ermöglicht. Aber auch die Veröffentlichung der ersten<br />
„Deutsch-Österreichischen Empfehlungen zur Diagnostik<br />
und Behandlung HIV-diskordanter Paare mit<br />
Kinderwunsch“ im Jahr 2001 machte keinen Eindruck<br />
auf den Bundesausschuss.<br />
So blieb wie in vielen anderen Ländern auch in<br />
Deutschland eine „Kinderwunschbehandlung“ für die<br />
meisten Paare unerschwinglicher Luxus, reichten<br />
doch die Kosten je nach notwendiger Methode der<br />
künstlichen Befruchtung von mehreren Hundert bis<br />
zu mehreren Tausend Euro (oder früher DM), und das<br />
für nur einen Behandlungszyklus. In der Regel sind<br />
mehrere Zyklen notwendig, damit die Behandlung<br />
Chancen auf Erfolg hat. Sehr selten übernahm die eine<br />
oder andere Krankenkasse einen Teil der Behandlungskosten<br />
auf dem „Kulanzweg“, aber auch das nur,<br />
wenn der Mann HIV-positiv war, nicht aber im Fall<br />
einer HIV-positiven Frau.<br />
Nur wenige Paare brachten den Mut und die Ausdauer<br />
auf, bei Ablehnungen der Kostenübernahme den Widerspruchs-<br />
und Klageweg zu beschreiten und so eine<br />
Änderung der Krankenkassen-Praxis zu erwirken,<br />
aber auch das blieb in der Regel erfolglos. Kinderwunsch-Paare<br />
schienen einfach keine Lobby zu<br />
haben, und auch die Unterstützung der Patientenvertreter<br />
im HIV-Bereich ließ lange Zeit zu wünschen<br />
übrig.<br />
In den letzten beiden <strong>Jahren</strong> setzte sich die Deutsche<br />
Aidshilfe als Patientenvertreterin im Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss sehr engagiert für eine Änderung<br />
der Richtlinie ein. Der Beratungsantrag der Patientenvertretung<br />
im G-BA war dann wohl auch der entscheidende<br />
Schritt. Begründet wurde er vor allem<br />
dadurch, dass HIV-positiven Versicherten Maßnahmen<br />
der künstlichen Befruchtung mit Blick auf die<br />
Gleichbehandlung gegenüber Versicherten mit anderen<br />
Erkrankungen zur Verfügung stehen müssten. Und<br />
18<br />
nach zweieinhalb <strong>Jahren</strong> zäher Verhandlungen war es<br />
dann soweit: „Eine Sonderstatus der HIV-Infektion<br />
lässt sich in diesem Zusammenhang medizinisch nicht<br />
begründen“, so Harald Deisler, Mitglied des G-BA.<br />
Was bedeutet das nun für HIV-betroffene Paare mit<br />
Kinderwunsch: Zunächst einmal heißt es nicht, dass<br />
nun alle Kosten einer Kinderwunschbehandlung erstattet<br />
würden. Schon <strong>seit</strong> dem 1. Januar 2004 haben<br />
Paare nur noch einen Anspruch auf die Erstattung von<br />
50% der Kosten, beschränkt auf insgesamt 3 Behandlungsversuche.<br />
Die andere Hälfte und auch weitergehende<br />
Behandlungen müssen alle selbst zahlen. Das<br />
gilt auch, wenn eine HIV-Infektion im Spiel ist. Damit<br />
ist dieser Weg der Erfüllung eines Kinderwunsches<br />
immer noch mit großen finanziellen Belastungen verbunden.<br />
Es spielt nun auch keine Rolle mehr, ob Frau, Mann<br />
oder beide HIV-positiv sind – der Anspruch gilt für<br />
alle. Das heißt aber nun nicht, dass auch der Zugang<br />
für alle Paare zu reproduktionsmedizinischer Unterstützung<br />
gleich ist. Noch immer gibt es nur wenige<br />
Zentren, in denen Kinderwunschpaare mit HIV willkommen<br />
sind, und die Behandlung HIV-positiver<br />
Frauen ist nicht überall selbstverständlich. Noch seltener<br />
finden Paare Unterstützung, bei denen beide<br />
Partner HIV-positiv sind.<br />
Auf der anderen Seite ist die künstliche Befruchtung<br />
heute nur noch dann ein „Muss“, wenn bei einem oder<br />
beiden Partnern Fruchtbarkeitsstörungen vorliegen.<br />
Viele Paare entscheiden sich inzwischen – bei erfolgreicher<br />
Therapie mit langfristig unterdrückter Viruslast<br />
– für den Geschlechtsverkehr ohne Kondom.<br />
Manche versuchen, das in diesem Fall äußerst geringe<br />
Risiko einer Infektion durch Beschränkung des Verzichts<br />
auf Kondome nur zum Eisprungtermin noch<br />
weiter zu reduzieren. Im Fall der HIV-Infektion des<br />
Mannes kann die Frau auch eine PrEP (medikamentöse<br />
Prophylaxe mit Tenofovir) machen, wobei die<br />
wissenschaftlichen Belege für dieses Verfahren noch<br />
ausstehen. Frauen mit HIV wählen nach wie vor häufig<br />
die Selbstinsemination, wenn die Angst, den Partner<br />
anzustecken, hoch ist.<br />
Wenn die künstliche Befruchtung mit dem Ziel der<br />
Verminderung des Infektionsrisikos für die die nicht<br />
infizierte Partnerin eingesetzt wird – z.B. wenn die<br />
Viruslast nicht unter der Nachweisgrenze liegt – kann<br />
dies als Sonderform der „andrologen Sterilität“ oder<br />
„Subfertilität“ angesehen werden. Dann wäre ein Leistungsanspruch<br />
begründet.
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Letztlich bleibt es immer eine ganz persönliche Entscheidung<br />
jedes einzelnen Paares, für welchen Weg<br />
es sich entscheidet.<br />
Die anstehende Aktualisierung der Deutsch-Österreichischen<br />
Empfehlungen für die Beratung, Diagnostik<br />
und Behandlung HIV-betroffener Paare wird all diese<br />
unterschiedlichen Situationen berücksichtigen.<br />
Der Beschluss des G-BA wird nach Prüfung durch das<br />
Bundesministerium für Gesundheit im Bundesanzeiger<br />
bekannt gemacht und tritt dann in Kraft.<br />
Quellen: Pressemitteilungen des G-BA und der Deutschen<br />
AIDS-Hilfe vom 16.09.20<strong>10</strong><br />
http://www.g-ba.de/informationen/aktuell/pressemitteilungen/349/http://www.aidshilfe.de/de/aktuelles/meldungen/endlichgleiches-recht-fuer-alle-bei-kuenstlicher-befruchtung<br />
http://www.g-ba.de/downloads/39-261-1197/20<strong>10</strong>-09-<br />
16_KB-RL_HIV.pdf<br />
Mehr <strong>Information</strong>en zum Thema:<br />
Sonnenberg U., Weigel M. HIV-Infektion und Kinderwunsch.<br />
In Hoffmann/Rockstroh (Hrsg.): HIV 20<strong>10</strong>,<br />
www.hivbuch.de<br />
U. Sonnenberg-Schwan<br />
Politik & Soziales<br />
Achtung Fallstrick<br />
Arbeitsunfähigkeit immer an<br />
einem Arbeitstag enden lassen<br />
Wer arbeitsunfähig ist, sollte sich die entsprechende<br />
Bescheinigung bis zu einem Arbeitstag ausstellen lassen.<br />
Vereinzelt mussten HIV-Patienten in der Vergangenheit<br />
die leidliche Erfahrung machen, dass ihre<br />
AU-Bescheinigung – zum Beispiel im Rahmen eines<br />
Klinikaufenthaltes – an einem Samstag oder Sonntag<br />
endet.<br />
Erst am Arbeitstag darauf beim Schwerpunktarzt die<br />
Bescheinigung verlängern zu lassen, kann fatale Folgen<br />
haben. Darin lauert eine Gefahr. Ein Patient muss<br />
nämlich spätestens am letzten Tag seiner Arbeitsunfähigkeit<br />
die Verlängerung einholen und vorlegen –<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
auch an Sonn- und Feiertagen (Paragraf 46 Satz 1 Nr.<br />
2 SGB V).<br />
In nun bekannt gewordenen Einzelfällen wurden HIV-<br />
Patienten nach einer stationären Behandlung an einem<br />
Wochenende entlassen. Die Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit<br />
endete am Sonntag. Der Besuch des<br />
Haus- und Schwerpunktarztes am darauf folgenden<br />
Arbeitstag genügte nicht. Der Anspruch auf Krankengeld<br />
verfiel.<br />
In einem Fall endete gleichzeitig ein Arbeitsverhältnis,<br />
was dazu führte, dass sogar der Krankenversicherungsschutz<br />
erlosch, obwohl dies eigentlich der<br />
gesetzlich verankerten Krankenversicherungspflicht<br />
widersprach. Wegen der weiter andauernden Arbeitsunfähigkeit<br />
wurde dieser HIV-Patient vom Arbeitsamt<br />
zurückgewiesen, was gleichzeitig zur Beendigung seiner<br />
Pflichtversicherung bei der gesetzlichen Krankenkasse<br />
führte. Der verunsicherte Patient wehrte sich<br />
nicht gegen die Fehlentscheidung. Zumindest eine<br />
freiwillige Weiterversicherung hätte beantragt werden<br />
müssen. So kann es nun sein, dass die Krankenkasse<br />
Rückforderungen für die Therapiekosten erhebt.<br />
Fazit: Bescheinigungen einer Arbeitsunfähigkeit auf<br />
jeden Fall an einem Arbeitstag enden lassen, außerdem<br />
am letzten Gültigkeitstag beim Haus- oder<br />
Schwerpunktarzt umgehend eine Verlängerung einholen<br />
und bei eventuellen Problemen eine Beratungsstelle<br />
oder den Krankenhaussozialdienst aufsuchen.<br />
Stefan Boes<br />
Nachrichten aus der Sozial- und<br />
Rechtspolitik<br />
Pflegeversicherung – Regelsatz – Hygienebedarf<br />
– Patientenschutz – Weltgesundheitsorganisation<br />
– Gesundheitsreform<br />
Obwohl die amtierende Bundesregierung noch im<br />
Rahmen ihrer Koalitionsvereinbarung ankündigte, die<br />
Finanzierung der Pflegeversicherung sei nach der<br />
letzten Beitragserhöhung bis zum Jahr 2015 gesichert,<br />
spricht nun der Spitzenverband der Gesetzlichen<br />
Krankenkassen von einem Ende 2011 zu erwartenden<br />
Defizit in Höhe von 300 Millionen Euro. Volker Kauder,<br />
Fraktionschef der Union im Deutschen Bundestag,<br />
kündigte daraufhin erneute Mehrbelastungen für<br />
19
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
die Beitragszahler an. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung<br />
ist von einem Kapitalstock die Rede, den<br />
jeder Versicherte selbst zu finanzieren habe. Auf dieser<br />
Basis dürfte eine vorgezogene Pflegereform zu erwarten<br />
sein.<br />
Umstritten ist die Erhöhung des Regelsatzes bei Hartz<br />
IV um lediglich fünf Euro von aktuell 359 auf 364<br />
Euro Anfang 2011. Damit reagiert die Bundesregierung<br />
auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts,<br />
das die bisherige Koppelung des Regelsatz-Anstiegs<br />
an die Rentenentwicklung kritisierte. Den Ausschlag<br />
müssten neben der allgemeinen Lohnentwicklung<br />
auch die realen Lebenskosten geben – woraufhin aus<br />
dem neuen Regelsatz einfach die Kosten für Alkohol<br />
und Tabak herausgerechnet wurden. Festgesetzt wurden<br />
für Nahrungsmittel gerundet 128, Bekleidung 30,<br />
Wohnungskosten 30, Haushaltsgegenstände 27, Gesundheitspflege<br />
16, Verkehr 23, Kommunikation 32,<br />
Freizeit und Kultur 40, Bildung 1, Ausgehen 7 sowie<br />
für weitere Kosten 26 Euro. Ein Vorteil der neuen Gesetzgebung<br />
ist, dass die Regelsätze bereits nach einem<br />
Jahr auf Grund erhöhter Lohn- und Lebenshaltungskosten<br />
um weitere fünf Euro ansteigen könnten. Von<br />
Nachteil dürfte dagegen sein, dass Landkreise und<br />
Städte fortan die Möglichkeit haben, Mietobergrenzen<br />
festzusetzen und Mietpauschalen zu erstatten, die<br />
eine reale Miete vermutlich nicht mehr abdecken.<br />
Das Bundessozialgericht stärkte die Rechte von<br />
Hartz-IV-Empfängern mit schwerer Erkrankung –<br />
auch rückwirkend. Zu dem Urteil führte der Fall eines<br />
HIV-Patienten, der zusätzlich zum Arbeitslosengeld<br />
II pauschale Zahlungen über monatlich 20,45 Euro<br />
für einen höheren Hygienebedarf geltend machte,<br />
unter anderem für Bett- und Unterwäsche. Der Sozialhilfeträger<br />
muss diese nun übernehmen, auch für die<br />
zurückliegenden Jahre bis 2007, da es sich um eine<br />
„atypische Bedarfslage“ handle. Seit Februar 20<strong>10</strong> ist<br />
gesetzlich geregelt, dass Jobcenter in Härtefällen den<br />
Mehrbedarf gewähren müssen.<br />
Das Europäische Parlament hat den Patientenschutz<br />
verschärft. Über den Gebrauch von Medikamenten<br />
und deren Nebenwirkungen muss in Zukunft besser<br />
informiert werden. Der Beschluss sieht unter anderem<br />
vor, europäische und nationale Arzneimittel-Web<strong>seit</strong>en<br />
einzurichten. Außerdem können Patienten den nationalen<br />
Behörden direkt von Nebenwirkungen<br />
berichten. Die Kommission wird darüber hinaus auf-<br />
20<br />
gefordert, die Zusammenfassung von Produkteigenschaften<br />
und die Qualität der Beipackzettel zu verbessern.<br />
Auch die ökologischen Auswirkungen von<br />
Medikamenten soll untersucht werden.<br />
Auch wenn sich 2009 die Versorgung der Menschen<br />
mit HIV und AIDS in armen Ländern etwas verbessert<br />
hat, bleibt sie unzureichend. Das geht aus dem Bericht<br />
der Weltgesundheitsorganisation hervor. Demnach<br />
haben weltweit 5,3 Millionen Betroffene Zugang zu<br />
medizinischen Diensten. Das sind 36 Prozent und<br />
knapp 1,2 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Nur gut<br />
zwei Drittel dieser medizinisch Versorgten haben auch<br />
Zugang zu einer Therapie. Das heißt, HIV und Aids<br />
werden nach wie vor nur bruchstückhaft bekämpft.<br />
Die nächste Gesundheitsreform, die Bundesgesundheitsminister<br />
Philipp Rösler (FDP) in den Bundestag<br />
einbrachte, wird den gesetzlich Versicherten höhere<br />
Ausgaben zumuten. Der Beitragssatz steigt im kommenden<br />
Jahr von 14,9 auf 15,5 Prozent. Dabei erhöht<br />
sich der Arbeitnehmeranteil von 7,9 auf 8,2 Prozent.<br />
Der Arbeitgeberanteil wird einmalig angehoben und<br />
in Zukunft bei 7,3 Prozent festgefroren. Das heißt,<br />
weitere Beitragssteigerungen trägt der Versicherte allein.<br />
Hinzu kommen Zusatzbeiträge, die gesetzliche<br />
Kassen nun in unbegrenzter Höhe erheben können.<br />
Vorgesehen ist ein systeminterner Sozialausgleich ab<br />
einer Einkommensgrenze von zwei Prozent.<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />
Buchbesprechung<br />
Egal, ob langzeitinfiziert, frisch oder gar nicht infiziert,<br />
im Buch „Positiv – Leben mit HIV und AIDS“<br />
von Jochen Drewes, Phil Langer und Angelika Kühner<br />
(ISBN 978-3-86739-058-3) kann sich jeder wiederfinden.<br />
Zwar geht es vordergründig immer um eine<br />
HIV-Infektion, dahinter verbergen sich aber jeweils<br />
die Befürchtungen, Sorgen und Ängste aber auch die<br />
Freuden, Exstasen und Hoffnungen eines jeden von<br />
uns. So kann man in jeder der 15 sehr persönlichen
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Geschichten einen Teil von sich selbst entdecken. Ob<br />
einem das unbedingt weiterhilft, ist die Frage. Aber<br />
es ist doch sehr erleichternd zu wissen, dass man nicht<br />
allein ist. Und nicht zuletzt, weil zwei der Autoren<br />
auch für <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> schreiben, ist dieses<br />
Buch unbedingt lesenswert…<br />
S. Schwarze<br />
Termine<br />
Termine der Münchner Aids-Hilfe<br />
Positiver Stammtisch<br />
Termin: jeden Dienstag, ab 19.30<br />
Ort: Cafe Regenbogen<br />
<strong>Information</strong>: Engelbert Zankl, Tel.: 089-54 333-123<br />
Regelmäßige Sportangebote<br />
Yoga (Sivananda)<br />
Termin: Jeden Dienstag, 19.00 – 20.30 Uhr<br />
Ort: Münchner AIDS-Hilfe e.V., 2. Stock<br />
Yoga (Iyengar)<br />
Termin: Jeden Mittwoch, 19.00 – 20.30 Uhr<br />
Ort: Münchner AIDS-Hilfe e.V., 2. Stock<br />
Sport - Anfänger , sanfte Gymnastik<br />
Termin: Jeden Donnerstag, 19.00 – 20.00 Uhr<br />
Sport - Gymnastik, Kondition<br />
Termin: Jeden Donnerstag, 20.00 – 21.00 Uhr<br />
Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. <strong>10</strong><br />
Anschließendes Schwimmen ( 27°C Wassertemperatur)<br />
möglich!<br />
<strong>Information</strong>: Engelbert Zankl,<br />
therapie.hotline@muenchner-aidshilfe.de,<br />
Tel.: 089-54 333-0<br />
Heterotreff<br />
jeden 4.Mittwoch, 19.30 Uhr im Café Regenbogen<br />
<strong>Information</strong>: Antje Sanogo Tel: 089- 54 333 -0<br />
Engelbert Zankl, HIV-Therapie-Hotline,<br />
089/54 333-123, Mo-Do 16-19 Uhr,<br />
mail: therapie.hotline@muenchner-aidshilfe.de<br />
website: www.muenchner-aidshilfe.de<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
21
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Für Interessenten und Vereinsmitglieder:<br />
Bei einem nachgewiesenen monatlichen<br />
Netto-Einkommen bis EUR 766,94 reduziert<br />
sich der Monatsbeitrag auf EUR 3,83.<br />
22<br />
Angebote des<br />
FrauenGesundheitsZentrums München,<br />
<strong>Projekt</strong> "Positive Frauen"<br />
<strong>Projekt</strong> "Positive Frauen"<br />
Offene Gruppentreffen für Frauen mit HIV:<br />
Einmal/Monat montags 18.30 - 20.30 Uhr<br />
Einmal/Monat donnerstags <strong>10</strong>.00 - 12.00 Uhr<br />
Genaue Termine auf Anfrage bei:<br />
Ulrike Sonnenberg-Schwan, Tel. 089-1291195,<br />
positivefrauen@fgz-muc.de<br />
Zeit für Fragen – 9. Gesprächsabend für Frauen<br />
mit HIV/Aids<br />
Thema: Chronisch müde und erschöpft?<br />
mit Dr. med. Claudia Levin<br />
Montag, 15. November 20<strong>10</strong>, 18.30 - 20.30 Uhr, bitte<br />
im FGZ anmelden<br />
alle Veranstaltungen im FGZ, Nymphenburger Str.<br />
38/Rgb., 80335 München<br />
Achtung: ab 1.12.20<strong>10</strong> sind wir in unseren<br />
neuen Räumen in der Grimmstr. 1, 80336<br />
München, U-Bahnhof Poccistr., zu finden.<br />
Wenn Sie auch Termine in <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
veröffentlichen wollen, kontaktieren<br />
Sie uns doch. Am besten per E-Mail,<br />
aber auch per Fax oder telefonisch:<br />
E-Mail: info@projektinfo.de<br />
Fax: 089 / 2<strong>10</strong>31235<br />
Tel.: 089 / 21949620<br />
Wir behalten uns jedoch eine Veröffentlichung<br />
vor - abhängig vom verfügbaren<br />
Platz und der Relevanz für unseren Leserkreis.
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
September / Oktober 20<strong>10</strong><br />
23
September / Oktober 20<strong>10</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />
Jahrgang 18, Nr. 5<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V., Ickstattstraße 28, 80469 München, Telefon (089) 21 94 96 20,<br />
Fax: (089) 21 03 12 35, email: info@projektinfo.de. Vereinsregister: AG München Nr. 12575; Gemeinnützigkeit<br />
anerkannt: FA München, St.Nr.844/29143<br />
Vorstand: Peter Lechl, Siegfried Schwarze, Klaus Streifinger.<br />
Redaktion: Stefan Boes, Prof. Frank-Detlef Goebel, Phil C. Langer, Peter Lechl, Siegfried Schwarze, Ulrike<br />
Sonnenberg-Schwan.<br />
Hinweis:<br />
<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> versucht durch eine breite Auswahl von Themen, dem Leser einen Überblick zu den<br />
derzeitigen therapeutischen Möglichkeiten, Entwicklungen und dem Stand der Forschung zu geben. Zum<br />
größten Teil verwenden wir hierbei Übersetzungen aus ähnlichen Publikationen in den USA und Großbritannien.<br />
Sie geben nicht die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Ob die besprochenen Medikamente,<br />
Therapien oder Verfahren tatsächlich erfolgversprechend oder erfolglos sind, entzieht sich unserer<br />
Beurteilung. Sprechen Sie immer mit dem Arzt Ihres Vertrauens. Namentlich gezeichnete Artikel<br />
verantwortet der betreffende Autor. Soweit es um Zitate aus wissenschaftlichen Publikationen geht,<br />
24<br />
Soziales Engagement soll belohnt werden - Stiftung Nordlicht vergibt<br />
Auslandsstipendien an Schüler und Erwachsene!<br />
Stiftung vergibt für 2011 Stipendien für Schüleraustauschprogramme und Volunteer Aufenthalte im Wert von über<br />
<strong>10</strong>.000 Euro<br />
Kiel, 24. September 20<strong>10</strong> – Jugendliche und Erwachsene, die gerne ein Auslandsprogramm absolvieren möchten,<br />
die damit verbundenen Kosten aber nicht aus eigener Kraft aufbringen können, haben noch bis zum 30.11.<strong>10</strong> die<br />
Möglichkeit, sich für das Nordlicht-Stipendium zu bewerben.<br />
Entscheidend für die Vergabe eines Stipendienplatzes der im Jahre 2004 ins Leben gerufenen Stiftung Nordlicht,<br />
ist vor allem das soziale Engagement der Bewerber. Dazu zählen insbesondere Aktivitäten zur Förderung der internationalen<br />
Verständigung, aber auch die Mitarbeit in einer Gemeinde, an einer Schülerzeitung, im Alten- oder<br />
Behindertenheim oder aktive Nachbarschaftshilfe. Als Belohnung locken verschiedene Programme, die frei zur<br />
Auswahl stehen: Voll- und Teilstipendien für diverse Schüleraustauschprogramme in viele Länder weltweit und<br />
ein Volunteer-Stipendium für einen Freiwilligendienst inklusive Flug nach Asien.<br />
Die Kieler Austauschorganisation KulturLife stellt zusammen mit der Deutschen Kreditbank (DKB) diese Programme<br />
als Förderer zur Verfügung. Bewerben können sich junge und jung gebliebene Menschen aus der gesamten<br />
Bundesrepublik im Alter von 14 bis 65 <strong>Jahren</strong>. Erfahrungsberichte ehemaliger und aktueller Stipendiaten,<br />
nähere Beschreibungen zu den Voraussetzungen sowie die Bewerbungsunterlagen sind als Download unter<br />
www.nordlicht-stipendium.de zu finden. Bewerbungsschluss ist der 30. November 20<strong>10</strong>. Um die Stipendien auch<br />
in Zukunft anbieten zu können, ist die Stiftung dringend auf die finanzielle Unterstützung von Unternehmen, Institutionen<br />
und Privatpersonen angewiesen.<br />
Sie möchten mehr <strong>Information</strong>en? Wir helfen Ihnen gerne weiter:<br />
Stiftung Nordlicht Stipenidum<br />
Felix Ewald<br />
Exerzierplatz 9<br />
24<strong>10</strong>3 Kiel<br />
Tel.: 0431-888 14 <strong>10</strong><br />
Fax : 0431-888 14 19<br />
E-Mail: presse@kultur-life.de<br />
Internet : www.kultur-life.de