horizonte - der Koordinierungsstelle - Hochschule Mannheim
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in einigen Punkten, wie z.B. <strong>der</strong> thematischen<br />
Breite, eingeschränkt. An<strong>der</strong>seits<br />
ist es aus systemischer Sicht<br />
leichter, vergleichsweise kleine Organisationen<br />
an neue, sich verän<strong>der</strong>te<br />
bzw. sich verän<strong>der</strong>nde Rahmenbedingungen<br />
anzupassen. Mit den neuen<br />
Studiengängen Energiesysteme, Energiewirtschaft<br />
und industrielle Biotechnologie<br />
ist die <strong>Hochschule</strong> Biberach<br />
dabei, sich im Bereich <strong>der</strong> Lehre im<br />
Themenfeld Energie ein neues, zukunftsweisendes<br />
Standbein aufzubauen.<br />
In unseren Studiengängen Gebäudeklimatik<br />
und Energiesysteme haben<br />
wir zudem fl exible Studienmodelle<br />
eingerichtet, die den individuellen Voraussetzungen<br />
<strong>der</strong> Studierenden besser<br />
gerecht werden. Schließlich starten wir<br />
zum kommenden Wintersemester neu<br />
das duale Studienmodell Gebäudeklimatik<br />
mit dem Kompetenzzentrum für<br />
Fassade und Ausbau, welches die Gesellenausbildung,<br />
Meisterausbildung<br />
und das Studium kombiniert.<br />
Roland Koenigsdorff: Im Bereich Forschung<br />
ist es für eine kleine <strong>Hochschule</strong><br />
wie Biberach in <strong>der</strong> Tat zumindest quantitativ<br />
ungleich schwerer mit größeren<br />
<strong>Hochschule</strong>n mitzuhalten, da sich die<br />
Forschung, wie auch an an<strong>der</strong>en <strong>Hochschule</strong>n<br />
für Angwandte Wissenschaften,<br />
auf relativ wenige forschungsinteressierte<br />
Professoren be schränkt und<br />
auch die verfügbare Grundausstattung<br />
eher begrenzt ist. Dies reduziert zwar<br />
manche Möglichkeiten, aber nicht notwendig<br />
die Qualität <strong>der</strong> einzelnen Forschungsleistung.<br />
Ein Nachteil ist, dass<br />
bei vielen Bewertungssystemen – auch<br />
den monetären – die Quantität (<strong>der</strong> Einfachheit<br />
halber) stärker als die Qualität<br />
gewichtet wird.<br />
Wäre die Ausweitung des Promotionsrechts<br />
auf die <strong>Hochschule</strong>n für Angewandte<br />
Wissenschaften – zumindest<br />
auf forschungsstarke Bereiche – eine<br />
Lösung, die immer wie<strong>der</strong> beklagten<br />
Engpässe im akademischen Mittelbau<br />
zu überwinden?<br />
- 26 -<br />
Martin Becker: Den Engpass im akademischen<br />
Mittelbau sehe ich nicht gekoppelt<br />
an die Ausweitung des Promotionsrechts.<br />
Dies ist meiner Meinung<br />
nach eher eine Sache <strong>der</strong> Finanzierungsbasis<br />
und Haushaltsstellen.<br />
Eine generelle Ausweitung des Promotionsrechts<br />
auf alle <strong>Hochschule</strong>n<br />
halte ich auch nicht für sinnvoll und erstrebenswert.<br />
Vielmehr befürworte ich<br />
ein selektives Promotionsrecht für forschungsstarke<br />
Institute an <strong>Hochschule</strong>n<br />
bzw. ein personalisiertes Promotionsrecht<br />
für forschungsstarke Professoren<br />
mit nachgewiesenem Forschungsprofi l<br />
und Qualifi kation (Veröffentlichungen,<br />
Promotion)<br />
Roland Koenigsdorff: Das sehe ich<br />
genauso.<br />
Welche weiteren Desi<strong>der</strong>ate sehen<br />
Sie in den Forschungsmöglichkeiten an<br />
den <strong>Hochschule</strong>n für Angewandte Wis-<br />
Abb. 2: Prof. M.<br />
Becker im MSR-Labor<br />
(Messen-Steuern-Regeln),<br />
ebenfalls bei<br />
<strong>der</strong> Ver anstaltung “13.<br />
Biberacher Forum Gebäudetechnik<br />
2012“<br />
senschaften und welche Lösungsvorschläge<br />
hätten Sie parat? O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s<br />
gefragt: Was würden Sie sich an erster<br />
Stelle für die Hochschulforschung wünschen?<br />
Martin Becker: Die Forschung hat lei<strong>der</strong><br />
immer noch nicht den Stellenwert<br />
an den <strong>Hochschule</strong>n für Angewandte<br />
Wissenschaften, den sie verdient.<br />
Die Gleichstellung von Lehre und<br />
Forschung ist zwar im Landeshochschulgesetz<br />
verankert, stellt aber keine<br />
gelebte Realität dar. Der Aufwand<br />
und das Engagement <strong>der</strong> forschenden<br />
Kollegen werden lei<strong>der</strong> häufi g nicht<br />
ausreichend gewürdigt. Anreize für<br />
Forschung und Technologietransfer<br />
und eine ausreichende Kompensation<br />
für die Leitung und Durchführung von<br />
FuE-Vorhaben sind noch nicht fl ächendeckend<br />
gegeben.<br />
Ein Lösungsansatz könnte eine bessere<br />
Ausstattung <strong>der</strong> <strong>Hochschule</strong>n mit<br />
Forschungsprofessuren sein; des wei-<br />
teren feste Stellen für einen akademischen<br />
Mittelbau an unseren <strong>Hochschule</strong>n,<br />
um die Forschung und den Technologietransfer<br />
inhaltlich und organisatorisch<br />
zu verstetigen und verstärkt<br />
unabhängig von konkreten Industrieprojekten<br />
und FuE-För<strong>der</strong>programmen<br />
eigenen Forschungsideen nachzugehen<br />
und zu verwirklichen.<br />
Roland Koenigsdorff: Forschung und<br />
Innovation muss sich phasenweise<br />
auch ohne Druck entwickeln können.<br />
Es ist zwar eine Binsenwahrheit, aber<br />
eine wahre: Oft sind es die spielerischen,<br />
unerwarteten Seitenäste und<br />
vermeintlichen Irrwege, die langfristig<br />
weiterbringen. Die Ergebnisse müssen<br />
ja nicht gleich so lange einer Anwendung<br />
harren, wie bei <strong>der</strong> Erfi ndung des<br />
Stirling-Motors.<br />
Ich wünsche mir eine hinreichende<br />
Grundausstattung, wobei nicht unbedingt<br />
die Höhe <strong>der</strong> Grundausstattung,<br />
son<strong>der</strong>n die Kontinuität und Verlässlichkeit<br />
entscheidend sind. Dies könnte<br />
auch ein Teil <strong>der</strong> Forschungsför<strong>der</strong>ung<br />
für <strong>Hochschule</strong>n für Angewandte Wissenschaften<br />
werden: Zur Projektför<strong>der</strong>ung<br />
könnte man noch einen Finanzanteil<br />
freie FuE-Mittel geben, die zur<br />
freien Forschung verwendet werden<br />
können. Ähnlich wie bei innovativen<br />
Firmen, die ihren FuE-Mitarbeitern ein<br />
freies Zeitbudget für freie, zunächst<br />
nicht zweckgebundene Forschung geben.<br />
Warum sollte dies nicht auch für<br />
die <strong>Hochschule</strong>n für Angewandte Wissenschaften<br />
möglich sein?<br />
Herr Prof. Becker, Herr Prof. Koenigsdorff,<br />
wir danken für das Interview.<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. Martin Becker, E-Mail:<br />
becker@hochschule-bc.de<br />
Prof. Dr. Roland Koenigsdorff, E-Mail:<br />
koenigsdorff@hochschule-bc.de<br />
<strong>Hochschule</strong> Biberach, Karlstraße 11,<br />
88400 Biberach<br />
www.hochschule-biberach.de/web/ige<br />
<strong>horizonte</strong> 40/ September2012