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Nationales Forum für Engagement und Partizipation - BBE

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<strong>Nationales</strong> <strong>Forum</strong>für <strong>Engagement</strong><strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong><strong>Nationales</strong> <strong>Forum</strong> für<strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>Erster Zwischenbericht


Inhalt245791314272837516069798797105117129140198EditorialDer erste FachkongressBegrüßungDr. Michael Bürsch, Vorsitzender des Unterausschusses „Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>“ desDeutschen B<strong>und</strong>estagesBegrüßungGerd Hoofe, Staatssekretär im B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<strong>Engagement</strong>politik mit der ZivilgesellschaftProf. Dr. Thomas Olk, Vorsitzender des <strong>BBE</strong>- SprecherratsZwischenbericht: Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen AgendaErste Ergebnisse des Nationalen <strong>Forum</strong>s für <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>Ergebnisse der 10 engagementpolitischen Dialogforen: ÜbersichtDialogforum 1: Infrastruktur: <strong>Engagement</strong>angebote <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderung in B<strong>und</strong>,Ländern <strong>und</strong> KommunenDialogforum 2: Rechtliche <strong>und</strong> finanzielle RahmenbedingungenDialogforum 3: Soziale, ökonomische <strong>und</strong> kulturelle Bedingungsfaktoren fürbürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> gesellschaftlichen ZusammenhaltDialogforum 4: <strong>Engagement</strong> in der demokratischen Gesellschaft – <strong>Engagement</strong> als <strong>Partizipation</strong>Dialogforum 5: <strong>Engagement</strong>förderung durch UnternehmenDialogforum 6: Bildungspolitik <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderungDialogforum 7: Qualifizierung <strong>und</strong> Organisationsentwicklung für Engagierte <strong>und</strong> HauptamtlicheDialogforum 8: <strong>Engagement</strong>forschung <strong>und</strong> PolitikberatungDialogforum 9: Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> in EuropaDialogforum 10: Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> in der EinwanderungsgesellschaftPodiumsdiskussion: Anforderungen an eine nationale <strong>Engagement</strong>strategieAnhänge:Bestandsaufnahmen der <strong>Engagement</strong>förderung in den B<strong>und</strong>esressortsAktuelle Entwicklungen in der <strong>Engagement</strong>förderpolitik der Länder1


Dr. Michael BürschGerd HoofeProf. Dr. Thomas OlkDer erste Fachkongressdes Nationalen <strong>Forum</strong>sam 27. April 2009


BegrüßungDr. Michael Bürsch, Vorsitzender des Unterausschusses„Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>“ des Deutschen B<strong>und</strong>estagesAls Quasi-Hausherr <strong>und</strong> als Kollege von r<strong>und</strong> 600Abgeordneten begrüße ich Sie sehr herzlich im Parlament.Ich sehe viele vertraute Gesichter, die sichschon in den letzten zehn Jahren um unser Themasehr verdient gemacht haben. Willkommen!Ich möchte mit Freude, Lob <strong>und</strong> Anerkennung beginnen.Das, was wir heute erleben, ist aus meiner Sichtein enormer Sprung nach vorne. Wenn wir vor zehnJahren gestartet sind mit einer Großen Anfrage zumEhrenamt <strong>und</strong> den Verdiensten, die das Ehrenamt<strong>und</strong> das individuelle <strong>Engagement</strong> in Deutschland haben,sind wir jetzt eine Dimension weiter. Wir redennicht nur <strong>und</strong> nicht mehr allein über das individuelle<strong>Engagement</strong>, sondern über die gesellschaftspolitischeKomponente bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s.Und ich nehme auch mit großer Freude zur Kenntnis,welches Verfahren zur Meinungsbildung gewählt wordenist. Wenn man von <strong>Engagement</strong> redet, dann istdas A <strong>und</strong> O die Beteiligung. Und das gilt gerade auchheute, wenn wir auf dem Weg sind zu einer Agendaoder auf dem Weg sind, eine Strategie gemeinsam zuentwickeln, <strong>Engagement</strong>politik als Querschnittsaufgabegemeinsam zu beschreiben. Ich bin wirklich sehrfroh <strong>und</strong> auch dankbar dafür, dass das keine Angelegenheitvon oben ist, sondern dass dieses von untengeschieht, dass das aus der Zivilgesellschaft herauspassiert. An der Stelle ist der Weg, der gewählt wordenist, schon die Hälfte des Ziels.Und dann bin ich auch dankbar, dass das <strong>BBE</strong> dieseAufgabe übernimmt. Für mich ist das, was heute <strong>und</strong>in den nächsten Wochen <strong>und</strong> Monaten geschieht, einQuantensprung des <strong>Engagement</strong>s. Passendes Diskursforumist das <strong>BBE</strong>, das sich als Netzwerk versteht,als Stimme der Zivilgesellschaft <strong>und</strong> das insofern auchüber den Tellerrand blicken kann. Dank auch an Siealle, dass Sie heute <strong>und</strong> vielleicht auch am 15. Mai eineZeitspende geben, mehrere St<strong>und</strong>en Ihrer kostbarenLebenszeit für dieses Projekt <strong>Engagement</strong>strategie geben.Das ist überhaupt nicht selbstverständlich.Ich komme zu einem kleinen Blick zurück. Am 3. Juni2002 ist der Bericht der Enquete-Kommission veröffentlichtworden: 200 Handlungsempfehlungen. In derersten Legislatur danach der Schutz der Engagierten,auch in dieser Legislatur Unfallversicherung <strong>und</strong> anderes,die Versicherungen der Länder, die jetzt als subsidiäreVersicherungen alle Fälle abdecken, die vielleichtirgendwo durch den Rost fallen. Wir haben dierechtlichen Rahmenbedingungen deutlich verbessert.Stichwort Gemeinnützigkeit – das war auch ein großerSchritt voran. Wir haben auch Organisationen wie das<strong>BBE</strong> geschaffen, wir haben einen Unterausschuss alsständige Einrichtung im Parlament. Wenn man also dasgenauer anschaut, kann man jedenfalls sagen, dass wirein gutes Stück vorangekommen sind. Wir sind nochnicht am Ende der Arbeit. Das heißt, der Blick nach vornesagt uns, es bleibt wirklich einiges zu tun.Ich nenne nur zwei Stichworte, die uns heute <strong>und</strong> aucham 15. Mai beschäftigen werden. Das eine ist das ganzwichtige Stichwort Infrastrukturförderung. Sie wissenalle, dass es traditionell die institutionelle Förderunggibt. Diese erhalten aber praktisch nur noch die Wohlfahrtsverbändeseit 1925. In den Genuss kommen diemeisten, die hier sitzen – für irgendwelche kleinerenoder größeren Institutionen <strong>und</strong> Organisationen der Zivilgesellschaft– nicht, sondern sie sind an die üblichendrei Jahre Projektförderung geb<strong>und</strong>en. Das ist eigentlichnicht so gewollt, aber so ist es real bei Modellprogrammen,die für drei Jahre angelegt sind – beim B<strong>und</strong>mit dem zusätzlichen Problem, dass wir daran geb<strong>und</strong>ensind, uns eigentlich nicht in kommunale Angelegenheiteneinmischen zu dürfen.Da gilt es ein wesentlich größeres Stück Nachhaltigkeitzu erzielen <strong>und</strong> nicht nur den B<strong>und</strong>, sondern auch dieStiftungen auf diesen Punkt aufmerksam zu machen.Bürsch // Begrüssung 5


Auch da gibt es viele Modellprojekte, die auf drei Jahrelaufen <strong>und</strong> dann mit einem Abschlussbericht enden. Undwas kommt danach? Auch Stiftungen <strong>und</strong> Unternehmenkönnen an der Stelle mitwirken, können mitstricken daran,dass wir wirklich auf einer längeren Basis arbeiten.Wir müssen zu einer längerfristigen Form der Infrastrukturförderungkommen, davon bin ich überzeugt.Und das zweite Stichwort lautet Beteiligung. Das wirduns auch in den ganzen zehn Dialogforen hier beschäftigen.Ich glaube, dass das auch etwas ist, was uns sogarim B<strong>und</strong>estag mitbeschäftigen kann, was auf jedenFall noch viel mehr in Gesetzgebung, in den Programmendes B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> in unserer ganzen Vorgehensweiseauch in den Verbänden eine Rolle spielen kann.Da gibt es Modelle, wie Bürgerhaushalt zum Beispiel,die viel mehr Beteiligung ermöglichen, wenn sie ernstgemeint sind, wenn sie nicht nur Alibi sein sollen.Ich möchte zum Schluss noch eine politische Anmerkungmachen. Ich glaube, das, worüber wir uns heuteunterhalten, hat eine bedeutende politische Dimension.Und in der augenblicklichen Zeit der Wirtschaftkrise ist esvielleicht doppelt <strong>und</strong> dreifach nötig, darauf hinzuweisen.Die Krise, die jetzt auf uns zukommt, die Veränderungendurch Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftkrise, belasten unsereGesellschaft. Und das bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong>,diese Orientierung, die den Zusammenhalt fördert, wirdunsere Gesellschaft belastbarer machen. Ich finde, dassdies eine sehr richtige Beobachtung ist. Deshalb wirdBürgergesellschaft in Zukunft eine enorm wichtige Rollespielen. Wenn wir das bitte auch so verstehen, wenn wirzum Beispiel Beteiligung der Wirtschaft auch als Verantwortungverstehen, wohin unsere Gesellschaft steuert– nachzudenken, ob das mit den 25 Prozent Renditewirklich das Ziel ist oder ob jetzt mal eine Ruhepauseeintritt. Stellen Sie sich vor, wir lösen das Problem der„Bad Banks“ <strong>und</strong> nach zwei oder drei Jahren wird wiederfröhlich Kapital vernichtet <strong>und</strong> wir sind dann auf der drittenStufe des Turbokapitalismus.Also, was wir hier besprechen, hat wirklich auch mit derEntwicklung unserer Gesellschaft zu tun. Es hat damit zutun, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Und das istauch eine Aufforderung an Wirtschaft, an Banker, die wirvon der Zivilgesellschaft auch erheben können, wo wir unsauch melden können – Bitteschön, denkt mal mit uns zusammenüber ein Modell nach, was sozialverträglicher <strong>und</strong>gesellschaftsverträglicher ist, was uns mehr Zukunft gibt.In einem kürzlich erschienen Artikel verwendet der AutorGünther Dörflein ein w<strong>und</strong>erbares Zitat, was ich andas Ende meiner Begründung stellen will. Es ist vonKarl Popper, ein schlichtes Zitat, <strong>und</strong> man kann sagen,vielleicht ein bisschen naiv, aber ich halte es für richtig.Das Zitat lautet: „Optimismus ist Pflicht“, was genauerbetrachtet heißen soll: Wir haben auch die Entwicklungin dieser schwierigen Zeit mit in unseren Händen, wirkönnen sie selber mit beeinflussen. Es gibt kein Gottesurteil,dass diese Finanzkrise vielleicht alles wegfegtoder dass es so etwas wie 1929 wieder gibt. Wirhaben viel mehr Möglichkeiten <strong>und</strong> wir haben viel, vielSachverstand bei 82 Millionen Menschen, der über dasThema Bürgergesellschaft genutzt werden kann. Denkönnen wir einbringen. Insofern heißt „Optimismus istPflicht“: Die Zukunft ist offen, wir können gemeinsametwas daraus machen. Das ist für mich auch die Aufforderung,die von diesem <strong>Forum</strong> ausgehen kann, dassSie alle <strong>und</strong> wir gemeinsam wirklich auch die Geschickeunseres Landes mit beeinflussen können.Insofern ist Bürgergesellschaft, oder das, worüber wirreden, kein weiches Thema, kein Randthema, keinExotenthema, sondern es ist wirklich Politik, <strong>und</strong> dazukönnen Sie auch alle einen Beitrag leisten, wo immerSie die Möglichkeit haben, bohren <strong>und</strong> hartnäckigsind, <strong>und</strong> mitbestimmen.In diesem Sinne wünsche ich der Veranstaltung vielErfolg. Danke an das Familienministerium, dass esdies ermöglicht hat, aber dass es auch ermöglicht hat,dass es eine Veranstaltung aus der Zivilgesellschaft ist,nämlich durch das <strong>BBE</strong> organisiert. Und was da herauskommt,das muss das Familienministerium entgegennehmen.Es mag chaotisch sein, es mag vielleichtauch gar nicht erwünscht sein, aber die Ergebnissewird das Familienministerium so entgegennehmen, wiesie von Ihnen, wie sie aus unserem Kreise kommen.Das ist auch eine souveräne Entscheidung, die ich begrüße,<strong>und</strong> das <strong>BBE</strong> macht das alles möglich.Ansgar Klein hat mit seiner Mannschaft, mit seinemTeam, Enormes auf die Beine gestellt, wirklich ausdem Boden gestampft, was wir hier jetzt erleben. Daswar in wenigen Wochen wirklich ein Meisterwerk. LieberAnsgar Klein, liebes <strong>BBE</strong>-Team, danke dafür!Und der andere, den ich einmal aus Ministeriumskreisenerwähnen möchte, ist Hans Matena, der wirklichdas Muster eines modernen Beamten ist, der überhauptnicht bürokratisch ist, die Vorschriften kennt<strong>und</strong> sie nicht eng, sondern weitestmöglich auslegt,der auch am Sonntag im Amt ist, wenn es nötig ist.Herr Matena – herzlichen Dank dafür! Er hat viel dafürgetan, dass wir alle hier zusammensitzen können <strong>und</strong>ich wünsche der Veranstaltung noch mal alles Gute,viel Beteiligung. Und werden Sie unbequem, gebenSie uns möglichst viel mit auf den Weg, was wir in derPolitik, in der Verwaltung <strong>und</strong> in der Wirtschaft dannauch zur <strong>Engagement</strong>förderung deponieren können.6 Bürsch // Begrüssung


BegrüßungGerd Hoofe, Staatssekretär im B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> JugendSehr geehrter Herr Dr. Bürsch,sehr geehrter Herr Professor Olk,sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren Abgeordnete,meine sehr geehrten Damen <strong>und</strong> Herren,bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> ist die zentrale gesellschaftspolitischeAntwort auf längerfristige Tendenzenvon Politikverdrossenheit, zunehmender Individualisierung,sozialer Desintegration <strong>und</strong> des Schwindensder Leistungsfähigkeit traditioneller Systeme. Nichtzuletzt deshalb darf ich meiner Freude Ausdruck geben,dass wir uns mit dem Nationalen <strong>Forum</strong> für <strong>Engagement</strong><strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> heute auf einen neuenWeg begeben. Es ist kein Neubeginn in der <strong>Engagement</strong>politik,aber in diesem Format, in dieser Breite<strong>und</strong> mit dieser Zielsetzung dennoch eine neue Formvon Zusammenarbeit, Vernetzung <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>im bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>.Sie alle sind engagierte Expertinnen <strong>und</strong> Expertenin Sachen bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>. Sie beschäftigensich in verschiedenen Positionen <strong>und</strong>Zusammenhängen mit dem Thema <strong>und</strong> haben dazuunterschiedliche Zugänge <strong>und</strong> Bezüge. Und geradedeshalb sind wir für den gemeinsamen Weg, wieich meine, gut gerüstet. Unser Ziel ist es, eine abgestimmteStrategie zur Weiterentwicklung der <strong>Engagement</strong>politikder B<strong>und</strong>esregierung zu entwerfen. Damitwir uns mit allen anderen Ressorts auf eine nationale<strong>Engagement</strong>strategie verständigen können, brauchenwir im Vorfeld Ihre Kenntnisse, Ihre Erfahrungen <strong>und</strong>Ideen, Ihre Impulse <strong>und</strong> Überzeugungen.Das Nationale <strong>Forum</strong> bietet Ihnen an, mitzuwirken<strong>und</strong> sich einzubringen. Es richtet sich an die B<strong>und</strong>esressorts,die B<strong>und</strong>esländer, die Kommunen, denDeutschen B<strong>und</strong>estag, zivilgesellschaftliche Organisationen,Kirchen, Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft. Einesolche umfassende Beteiligung an der Weiterentwicklung<strong>und</strong> Unterstützung einer Förderstrategie der Bürgergesellschaftin Deutschland gab es bisher nicht.Die Gründung des Nationalen <strong>Forum</strong>s für <strong>Engagement</strong><strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> stellt insoweit auch eine wichtigeBrücke für das B<strong>und</strong>esnetzwerk Bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> selbst dar – eine Brücke, über diedas Netzwerk eine noch breitere Beteiligung in seinerNetzwerkstruktur ermöglicht.Besonders am Herzen liegt mir dabei, den Bürgerinnen<strong>und</strong> Bürgern tatsächlich zu ermöglichen, sichstärker zu beteiligen, sich zu vernetzen <strong>und</strong> die echteMitwirkung an Veränderungsprozessen zu praktizieren.Das Nationale <strong>Forum</strong> wird sich aus meiner Sichtdie Frage der <strong>Partizipation</strong> auch selbst stellen müssen<strong>und</strong> ich bin sicher, dass hier initiativ praktikablereAntworten gegeben werden können. Ich gebe zu: Ichhabe hohe Erwartungen an Ihre Arbeit! Gern möchteich das etwas näher erläutern:Seit dem Start der Initiative Zivil<strong>Engagement</strong> mit demhinterlegten Programm Miteinander Füreinander sindwir einer ins politische Zentrum rückenden <strong>Engagement</strong>politikein weiteres Stück näher gekommen. Wirbetrachten die Initiative als einen Ausgangspunkt dafür,die Rahmenbedingungen für eine lebendige Bürgergesellschaftweiter zu verbessern. „Der Anfang istdie Hälfte des Ganzen“ (Aristoteles). Den Anfang habenwir gemacht, jetzt geht es darum, dass wir unsum die andere Hälfte kümmern. Unser Ziel ist es, die<strong>Engagement</strong>politik noch besser als Politikfeld aufzustellen– <strong>und</strong> das am Besten mit voller Kraft, gemeinsamerÜberzeugung, im Zentrum <strong>und</strong> nicht am Rand.Daher erwarten wir von der Arbeit des Nationalen <strong>Forum</strong>s,möglichst umfassend zu einer Konsensbildungbeizutragen <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderung produktiv <strong>und</strong>konstruktiv zu unterstützen.Die Organisationsformen des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>sändern sich, die Zahlen der Engagiertenin etablierten Strukturen scheinen zurückzugehen, dieHoofe // Begrüssung 7


Unterstützungsbedarfe sind bislang nicht umfassendherausgearbeitet worden. Über die Potenziale vonbürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> fehlt bisher eine umfassendeVerständigung <strong>und</strong> wir brauchen trotz allerguten Ansätze eine wirklich breite <strong>und</strong> selbstverständlicheWertschätzungskultur für freiwillige Teilhabe. Esgibt in einigen Umfragen erste Anzeichen dafür, dassdas <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> die <strong>Engagement</strong>bereitschaft mitden wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungennicht Schritt halten kann. Das sind erste Einschätzungen,zur Validität mag es Auffassungsunterschiedegeben, aber wir wollen aufmerksam sein.Auch dazu ist eine differenzierte gemeinsame Analysenotwendig, die ich mir von den Dialogforen erhoffe.Ich brauche hier nicht weiter auszuführen, dass bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> essentieller Bestandteileiner jeden vitalen Demokratie, eines modernen Sozialstaates<strong>und</strong> einer sozialen Marktwirtschaft ist. DieHerausforderungen, vor denen Deutschland heutesteht, erfordern mehr <strong>und</strong> besser qualifi ziertes <strong>Engagement</strong>der Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger bzw. aller Akteure,die sich wie engagierte Bürger verhalten sollten– beispielsweise Unternehmen aber auch öffentlicheOrgane. Staatliches Handeln hat dieses <strong>Engagement</strong>zu stärken <strong>und</strong> weiterzuentwickeln: durch die Verbesserungrechtlicher Rahmenbedingungen, durch Information<strong>und</strong> Anerkennung sowie durch Förderung von<strong>Engagement</strong> unterstützender Infrastruktur, von Forschung<strong>und</strong> von innovativen Modellvorhaben.Die effektive Förderung des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>serfordert ein entschiedenes, an klaren Zielen<strong>und</strong> an messbaren Wirkungen orientiertes gemeinsamesHandeln von Staat, Wirtschaft <strong>und</strong> Zivilgesellschaft.Die neue Qualität einer effektiv zu organisierendenZusammenarbeit von Staat, Wirtschaft <strong>und</strong>Zivilgesellschaft sollte geprägt sein durch ein gemeinsameskooperatives Selbstverständnis. GemeinsameZiele sind trotz unterschiedlicher Handlungsmöglichkeiten<strong>und</strong> Ressourcen im Gemeinwohlinteresse einzusetzen.Dies halte ich für einen Bedingungsfaktorfür ihren Erfolg. Soweit der Staat hierbei Unterstützungleisten kann, brauchen wir dafür ein ressortübergreifendesGesamtkonzept, das nationale Strategie <strong>und</strong>Plan ist, das umfassend <strong>und</strong> akzeptiert ist, das Rahmung<strong>und</strong> Struktur bietet. Das B<strong>und</strong>esfamilienministeriumbeabsichtigt daher, dem B<strong>und</strong>eskabinett im Julieine abgestimmte Strategie zur Weiterentwicklung der<strong>Engagement</strong>politik vorzustellen. Und zwar auf der BasisIhrer Empfehlungen. Gerade ein solches Thema,das ganz besonders von der Trisektoralität – Staat,Wirtschaft, Zivilgesellschaft – lebt, soll <strong>und</strong> kann umfassendnur auf diesem Weg konzipiert werden. Bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> dauerhaft zu fördern <strong>und</strong>zu stärken, ist ohne eine enge Abstimmung des B<strong>und</strong>esmit den B<strong>und</strong>esländern, den kommunalen Spitzenverbänden,den Trägern der Zivilgesellschaft, mitder Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft nicht zu machen.Heute wollen Sie gemeinsam in diesen wichtigen Arbeitsprozesseintreten, Sie wollen sich in den DialogforenSchwerpunktthemen zuwenden. Bis Juli stehtuns nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung. Dennochbin ich optimistisch <strong>und</strong> zuversichtlich, dass wirgute Ergebnisse erzielen werden, denn wir bauen aufein breites F<strong>und</strong>ament mit viel Know How, Motivation<strong>und</strong> Erfahrungen. Sicherlich werden alle Dialogforenzumindest eine strategische Gr<strong>und</strong>lagenarbeit liefern,die uns weiterbringt.Ich weiß sehr wohl, dass das Nationale <strong>Forum</strong> für <strong>Engagement</strong><strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> nicht nur auf die Unterstützungeiner nationalen <strong>Engagement</strong>strategie derB<strong>und</strong>esregierung ausgerichtet ist <strong>und</strong> ausgerichtetsein darf. So ist geplant, über einen längeren Zeitraumzu arbeiten <strong>und</strong> den Diskurs fortzuführen <strong>und</strong> weiterzu entwickeln. Damit erst kann die Nachhaltigkeit IhrerArbeit dokumentiert werden, eine abgestimmte <strong>Engagement</strong>politikder B<strong>und</strong>esregierung auch in Zukunftweiter entwickelt werden <strong>und</strong> eine Beteiligung vonBürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern erreicht werden, die densozialen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Zusammenhalt selbstaktiv begleiten <strong>und</strong> gestalten.Wohlergehen, Wachstum <strong>und</strong> Wohlstand hängen inhohem Maße von den wirtschaftlichen Leistungeneines Landes ab. Wirtschaftliche Leistungen setzenaber auch Zufriedenheit, Motivation <strong>und</strong> Leistungsbereitschafteines jeden Einzelnen voraus. Deshalbmüssen wir die Fragen des sozialen <strong>und</strong> gesellschaftlichenZusammenhalts noch stärker in den Blickpunktder Politik rücken.Ich wünsche Ihnen für die sich anschließenden Forengute Diskussionen <strong>und</strong> Ergebnisse, die uns aufden richtigen Weg führen, hin zu einer gemeinsamenPlattform für die Zukunft des <strong>Engagement</strong>s.8 Hoofe // Begrüssung


<strong>Engagement</strong>politik mit der ZivilgesellschaftProf. Dr. Thomas Olk, Vorsitzender des <strong>BBE</strong>- SprecherratsLieber Michael Bürsch, sehr geehrter Herr StaatssekretärHoofe, sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren, liebe Mitstreiterinnen<strong>und</strong> Mitstreiter, meine Aufgabe ist es jetzt nicht,eine weitere Begrüßung zu machen, sondern inhaltlichauf das <strong>Forum</strong> hinzuarbeiten <strong>und</strong> noch mal den Rahmendeutlich zu machen <strong>und</strong> in Erinnerung zu rufen.Wir haben in den letzten 15 Jahren einen erheblichenBedeutungsgewinn von <strong>Engagement</strong>politik als einemeigenständigen Politikfeld erlebt <strong>und</strong> dies ist nichtselbstverständlich. Vor 15 Jahren hätte niemand geglaubt,dass es so etwas wie <strong>Engagement</strong>politik alsPolitikfeld geben könnte. Tatsächlich sehen wir aber,dass so eine Entwicklung auf dem Wege ist. Und mitdieser Entwicklung sind natürlich immer auch bestimmteDinge verb<strong>und</strong>en, die man als Normalisierung,als Einschränkung, als Veralltäglichung ansehenkönnte, die auch manche Enttäuschung hervorrufen.Manche groß angelegten Gesellschaftsentwürfe werdenkleingeschnitten auf das politisch Machbare, esgibt die Ressortzuständigkeiten, es gibt Akteure mitInteressen. Nicht alles wird so weitergekocht, weiterso entwickelt, wie es in einer offenen Anfangsphasekonzeptionell gedacht worden ist.Dennoch halte ich es für sehr wichtig anzuerkennen,<strong>und</strong> das hat Herr Bürsch auch deutlich gemacht, dass<strong>Engagement</strong>politik mehr ist als die Förderung des <strong>Engagement</strong>svon Einzelpersonen. Das ist ja auch eineder zentralen Botschaften des Berichtes der Enquete-Kommission: Wer <strong>Engagement</strong>politik möchte, möchteeinen weitreichenden Umbau der Institutionen in Staat<strong>und</strong> Gesellschaft. Darüber muss man sich aber verständigen.Man muss gucken, möchten wir das wirklich<strong>und</strong> wer möchte das. Das heißt, wie sind die Ziele derbeteiligten Akteure aus der Zivilgesellschaft eigentlichgenau zu formulieren, welche Erwartungen werdenzum Beispiel an den Staat formuliert, wenn er sich aufmacht,eine solche engagementpolitische Agenda zuformulieren? Dies ist ja nicht ohne Probleme.Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> entsteht zunächsteinmal ohne Staat <strong>und</strong> das ist wichtig. Unser Selbstverständnisist ja, dass wir uns auch ohne Staat engagieren,dass wir ohne Staat eigene Ziele, eigeneAnliegen, eigene Entwürfe voranbringen. Wenn derStaat nun fördert – wir begrüßen das sehr – ist dassehr positiv zu sehen. Aber es kann natürlich auchgroßen Schaden hervorrufen, wenn es nicht richtigangelegt ist, wenn es nicht die zivilgesellschaftlicheLogik aufgreift <strong>und</strong> unterstützt.Insoweit können wir sagen, dass ein weitreichenderUmbau der Institutionen, wie er etwa in der Enquete-Kommission formuliert worden ist, zunächst einmalvoraussetzt, dass wir sagen: <strong>Engagement</strong>politik istmehr als die Förderung des Ehrenamtes, obwohl dasnatürlich auch dazugehört. Es geht aber auch darum,eine neue Verantwortungsgemeinschaft zwischenStaat, Markt <strong>und</strong> Zivilgesellschaft zu schmieden, sowieauf allen Ebenen der Gesellschaft, also sowohlauf der Ebene der Gesellschaft insgesamt, der organisatorischenEbene, der Meso-Ebene <strong>und</strong> auch derEbene der Lebenswelten einzelner Individuen, dieseengagementförderlichen Strukturen <strong>und</strong> Motive zufördern <strong>und</strong> zu stabilisieren.Aber die Förderung <strong>und</strong> Mobilisierung von Menschenfür das <strong>Engagement</strong> würde verpuffen, wenn nichtauf den darüberliegenden Ebenen auch etwas passiert,zum Beispiel auf der Ebene der Organisationen.Wenn Organisationen in verschiedensten Bereichender Gesellschaft sich nicht öffnen gegenüber demGemeinwesen, gegenüber der Zivilgesellschaft, wennOrganisationen Mittun <strong>und</strong> Mitentscheiden ermöglichen<strong>und</strong> nicht verhindern, wenn sie Leitbilder entwickeln,in denen das möglich ist, in denen Co-Produktionen<strong>und</strong> Partnerschaften entstehen, dann nütztdas <strong>Engagement</strong> einzelner Personen gar nichts, wirdkeine Struktureffekte haben, wird nicht nachhaltig wirkenkönnen.Olk // <strong>Engagement</strong>politik mit der Zivilgesellschaft 9


Auch auf der Ebene des Regierens wird es neuer Formenbedürfen, in denen nicht top-down oder schlicht <strong>und</strong>einfach über die Mechanismen des Marktes gesteuertwird, sondern wir brauchen offene Verhandlungsformenauf Augenhöhe. Wir brauchen eine Kooperation gesellschaftlicherAkteure bei der Umsetzung gemeinsamerVorhaben, <strong>und</strong> gemeinsame Vorhaben heißt immerauch, dass bereits bei der Zielformulierung gemeinsamgearbeitet wird <strong>und</strong> nicht erst bei der Umsetzung.Und wir brauchen natürlich auch die Unternehmen,wir brauchen die Wirtschaft. Und das heißt eben,stärkere Übernahme sozialer Verantwortung durchUnternehmen <strong>und</strong> natürlich auch Förderung sozialerPartnerschaften zwischen Unternehmen <strong>und</strong> NPOsim Bereich von CSR- <strong>und</strong> CC-Aktivitäten. Hier sind wirzwar auf einem guten Wege, aber wir sind natürlichnoch lange nicht am Ziel.Natürlich können wir auf etwas Wichtiges zurückgreifen,nämlich die Arbeit <strong>und</strong> die Erfahrungen der Enquete-Kommission.Wenn man sagen kann, dass wirin der Entwicklung der Umrisse einer <strong>Engagement</strong>politikirgendwann einen Quantensprung gemachthaben, dann war es die Enquete-Kommission, die ineinem sehr frühen Stadium dieser Entwicklung dazueine wichtige Gr<strong>und</strong>lage geliefert hat. Sie hat nämlichdie Agenda gefestigt, auf der <strong>Engagement</strong>politik weiterentwickeltwerden kann.Die Wirkungen der Enquete-Kommission reichen weitüber den Bericht hinaus. Wer hat schon alle 800 Seitendes Berichtes gelesen – sicher, es gibt einige Anwesende,denen ich das durchaus zutraue. Aber das istnicht unbedingt notwendig. Was darin niedergelegt istkönnte man vielleicht auf fünf Seiten zusammenfassen.Die Kernaussage lautet: <strong>Engagement</strong>politik ist ein neuesLeitbild für die Weiterentwicklung der Gesellschaftunter völlig anderen Rahmenbedingungen.Wir haben ein Rahmenkonzept, wir haben ein Leitbild,wir haben eine umfassende Bestandsaufnahme<strong>und</strong> wir haben ungefähr 200, ich habe sie nicht gezählt,Empfehlungen. Und wir haben vor allem, <strong>und</strong>das ist vielleicht auch neu in der Geschichte der Enquete-Kommissionen,einen nachhaltigen Erfolg einerEnquete-Kommission, was nicht selbstverständlichist. Die Enquete-Kommission hat Empfehlungen zurPerpetuierung des eigenen Gegenstandes geschaffen,sie hat das Handlungsfeld stabilisiert, indemStrukturen gesetzt worden sind. Dazu gehört derUnterausschuss Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> imDeutschen B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> auch das B<strong>und</strong>esnetzwerkBürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>, um nur diese beidenwichtigen Institutionen zu nennen.Damit sind zentrale Sperrklinkeneffekte gesetzt worden<strong>und</strong> man kann nicht einfach mit einem Federstrichhinter diesen Stand der Entwicklung zurück. Manmuss das dann begründen, es gibt eine Riesendebatte.Es ist also wichtig, dass Institutionen gebildet werden.Jeder, der sich damit auskennt, weiß, InstitutionBuilding ist eine entscheidende Voraussetzung dafür,dass sich ein solcher Bereich wie <strong>Engagement</strong>politiküberhaupt stabilisieren kann.Und wir haben darüber hinaus eine bunte Vielfalt vonInstitutionen, Stabsstellen in Landesministerien, B<strong>und</strong>esnetzwerke,Landesnetzwerke, kommunale Netzwerke<strong>und</strong> das ist noch lange kein Chaos, sondern esist eine Vielfalt, eine Pluralität von Institutionen <strong>und</strong> Akteurskonstellationen,die alle an der Weiterentwicklungvon <strong>Engagement</strong>politik arbeiten <strong>und</strong> damit auch denBestand dieses Themas auf der politischen Agenda sichern.Und auch das ist keineswegs selbstverständlich<strong>und</strong> wer die Entwicklung kennt, ich selber habe sie sehrgenau seit den Achtzigerjahren verfolgt, der weiß, dasswir einen riesigen Schritt vorangekommen sind.Und nun haben wir sozusagen einen neuen Stein, derins Wasser geworfen worden ist, nämlich die Initiative Zivilengagement,die ja genau auch die Basis legt für das,was hier heute passiert. Der Staat in Gestalt des B<strong>und</strong>esfamilienministeriumssagt : „Ja, wir wollen der <strong>Engagement</strong>politik,der Förderung von Zivilgesellschaft <strong>und</strong>bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong>, eine neue politischeRelevanz einräumen“. Das ist alles andere als selbstverständlich.<strong>Engagement</strong>politik war bisher ein idealesThema für Sonntagsreden, für unverbindliche Erklärungen,die man montags schon wieder vergessen hat.Und das ist nicht ganz zufällig. Es war so, dass diePolitik nicht genau wusste, auf was sie da eigentlichbauen soll, wenn sie auf die Zivilgesellschaft baut.Wie verlässlich sind die Strukturen? Was kann die Zivilgesellschaft,was kann sie nicht? Das ist den Politikernlange Zeit ziemlich unklar gewesen <strong>und</strong> ich fi nde,das ist auch nachvollziehbar. Hier müssen wir nachlegen,auch <strong>und</strong> unter anderem durch entsprechendeForschung, aber auch durch Handlungsstrategien,Strategiebildung im zivilgesellschaftlichen Sektor. Wirmüssen deutlich machen, was sind eigentlich die Leistungsreserven,was sind die Ressourcen, was ist dasLeistungspotenzial dieses zivilgesellschaftlichen Sektors,von dem man ja immer wieder sagt, das wäre derPudding, den man versucht an die Wand zu nageln.Also wann <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen ist Zivilgesellschafteine belastbare politische Größe? Müssenwir dafür das <strong>Engagement</strong> in ökonomischen Schattenpreisenverrechnen, ist das der Weg? Oder müssen10 Olk // <strong>Engagement</strong>politik mit der Zivilgesellschaft


wir ganz andere Dinge tun? Das sind offene Fragen,die sehr kontrovers diskutiert werden. Auch das wirduns hier im Rahmen dieses <strong>Forum</strong>s interessieren.Damit komme ich zu dem eigentlichen Punkt, nämlichdas Nationale <strong>Forum</strong> für <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>.Ich denke, was hier geschieht, ist absolut neu. Es isteine Revolution im Gestalten von Politik, insofern ist esauch ein zweiter großer Schritt in diesem Feld. Ich selberwar im Wasserwerk dabei, 1996. Die, die in Bonn imWasserwerk damals dabei waren, hätten nie gedacht,dass wir etwas mehr als zehn Jahre später ein solches<strong>Nationales</strong> <strong>Forum</strong> haben. Ich glaube, man wäre für verrückterklärt worden.Nicht viel anders war es, als wir 2002 den Bericht derEnquete-Kommission vorgelegt haben. Auch damalswar uns klar: Viele Empfehlungen, aber was kommtjetzt? Und es war die bange Erwartung, dass niemandauf uns hört, <strong>und</strong> am Anfang sah es ja auch so aus.Aber dann kamen die Erfolge, dann kamen doch dieAnfragen, dann kam das Interesse. Natürlich ist dasInteresse am <strong>Engagement</strong> nie selbstlos, aber wir sindja auch nicht naiv. Das heißt, man muss ansetzen anden Interessen der Akteure, man muss ansetzen andem, was andere Akteure wollen, wenn sie kooperieren,wenn sie die Zivilgesellschaft stärken, <strong>und</strong> mussdie eigenen Anliegen selbstbewusst einbringen.Was haben wir vor uns? Wir haben ein <strong>Nationales</strong> <strong>Forum</strong>,bestehend aus zehn Dialogforen, in dem über 250unabhängige Experten aus Staat, Wirtschaft <strong>und</strong> Zivilgesellschafteine Agenda formulieren werden. Und mirist wichtig zu sagen, was wir hier formulieren, das wirdhier auch verantwortet. Was Politik daraus macht, wirdetwas anderes sein, <strong>und</strong> die Verantwortlichkeiten sindgeteilt <strong>und</strong> ich halte das für richtig. Wir sollten uns nichtVerantwortung zumuten <strong>und</strong> anmaßen, die wir nichthaben. Wir sind nicht gewählte Parlamentarier. Wirmachen hier Vorschläge, wir entwickeln eine Agenda<strong>und</strong> wir können nachher genau sehen, das haben wirgesagt, <strong>und</strong> das haben andere daraus gemacht.Diese Differenz ist uns wichtig, um hier auch nicht Rollenzu vertauschen, Rollen zu verwischen <strong>und</strong> vor allem auchnicht dem Vorwurf ausgesetzt zu werden, wir würden hiersozusagen instrumentalisiert werden für die Hausaufgaben,die andere machen müssen. Das ist überhaupt nichtder Fall, sondern wir sehen es als eine riesige Chance,aus der Sicht der Zivilgesellschaft, aber auch aus derSicht von Wirtschaft <strong>und</strong> anderen Akteuren, hier beizutragenzu einer engagementpolitischen Agenda.Und, das haben wir im Vorfeld immer wieder gesagt, esist ein Auftakt. Es ist ganz klar, wir sind am Ende einerLegislatur. Wir wollen hier anfangen, wir wollen schauen,wie dieses Instrument funktioniert. Sind wir gut?Sind wir gut genug? Machen wir es richtig? Können wiretwas verbessern, um dann in der nächsten Legislaturperiode,so ist ja auch die Absprache, weiterzumachen.Wer weiß, unter welchen politischen Vorzeichenes weitergeht. Es sollen jetzt die Sperrklinken eingezogenwerden, um auch politisch die Gr<strong>und</strong>lage für eineWeiterarbeit in der nächsten Legislatur unabhängig vonden politischen Mehrheitsverhältnissen zu legen.Daran können wir mitwirken <strong>und</strong> ich freue mich aufdas, was jetzt passiert. Zu Ihrer Erinnerung sehen Siehier noch einmal die Themen der zehn Dialogforen.Auch dazu noch ein Kommentar. Natürlich sind diesesKompromisse. Wenn wir jetzt diese zehn Themenbereicheformuliert haben, dann wissen wir, dass damitnicht alle Baustellen der zivilgesellschaftlichen Politikstrategieabgebildet sind. Und wir wissen auch, dasswir manches wichtige Thema irgendwie pragmatischirgendwo in eine Gruppe einsortiert haben. Das gehtnicht anders. Wir haben hier gewisse räumliche <strong>und</strong>auch sonstige Kapazitätsbeschränkungen, aber ichdenke, auch zehn Foren sind <strong>und</strong> müssen genug sein,um zunächst einmal anzufangen, <strong>und</strong> wir werden sehen,welche Themen sich bewähren, wo man eventuellnoch neue Akzente setzen muss. Im Momentschauen wir, wieweit wir damit kommen, aber wir sindnatürlich sehr daran interessiert, Ihre Rückmeldungzu bekommen, auch im Bezug auf die Themensetzungdieser Foren.Und wir werden dann bereits Anfang Juni, Sie sehendas Tempo, die Ergebnisse aus den beiden Kongressender B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esministeriumvorlegen, um dann den Prozess, den der Staatssekretärangesprochen hat, zu unterfüttern. Die Erarbeitungeiner Agenda bereits jetzt, aber auch die Möglichkeitenvorzubereiten, diesen Prozess fortzusetzen.Damit möchte ich es bewenden lassen. Wir werdenjetzt an die Arbeit gehen. Ich möchte mich sehr herzlichbeim B<strong>und</strong>esministerium bedanken für das Vertrauen,das dem <strong>BBE</strong> entgegengebracht worden ist.Ich möchte mich natürlich auch beim Gastgeber sehrherzlich bedanken, mein alter Mitstreiter im wahrstenSinne des Wortes. Ich freue mich auch, dass wir hierin solchen Räumlichkeiten sitzen <strong>und</strong> arbeiten können<strong>und</strong> möchte es nicht versäumen, jetzt schon der kleinenTruppe von Überzeugten zu danken, die im <strong>BBE</strong>an der entsprechenden Stelle wirken. Ansgar Kleinist schon erwähnt worden. Ich will aber auch AndreasPautzke, Ina Bömelburg, Tobias Quednau <strong>und</strong> KatrinJanke erwähnen, die sich jetzt schon so einige Nächteum die Ohren geschlagen haben.Olk // <strong>Engagement</strong>politik mit der Zivilgesellschaft 11


ZwischenberichtGr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda


Erste Ergebnisse desNationalen <strong>Forum</strong>s für <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>EinleitungGut 300 Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter aus Bürgergesellschaft,B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen, ausWirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft haben in den zehn thematischenDialogforen des Nationalen <strong>Forum</strong>s für<strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> erste Eckpunkte einerengagementpolitischen Agenda erarbeitet.Das B<strong>und</strong>esnetzwerk Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>(<strong>BBE</strong>) ist – mit Förderung des B<strong>und</strong>esministeriumsfür Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend(BMFSFJ) – Veranstalter des Nationalen <strong>Forum</strong>s<strong>und</strong> hat im Prozess der Erarbeitung dieser Agendaeine moderierende Rolle wahrgenommen. Diein diesem Zwischenbericht vorgestellten Eckpunkte<strong>und</strong> Vorschläge dokumentieren die Ergebnisse derArbeit in den Dialogforen. Diese spiegeln die ganzeBandbreite engagementpolitischer Positionen <strong>und</strong>sind nicht etwa eine Beschreibung von Positionendes <strong>BBE</strong>.Die im Folgenden dokumentierte Agenda berücksichtigtpraktische Problemstellungen <strong>und</strong> konkrete Erfahrungenim Feld der <strong>Engagement</strong>förderung, aberauch die Ergebnisse der Fachdiskussionen <strong>und</strong> derWissenschaft. Die Vorschläge aus den Dialogforenrichten sich in erster Linie an den B<strong>und</strong>. Doch auchLänder <strong>und</strong> Kommunen werden zu engagementpolitischenMaßnahmen aufgefordert. Sie richten sichzudem an zivilgesellschaftliche Organisationen <strong>und</strong>Verbände sowie an Unternehmen <strong>und</strong> Wirtschaftsverbände.Insofern ist nicht nur die B<strong>und</strong>esregierung– die den Prozess der Erarbeitung einer engagementpolitischenAgenda aktiv angestoßen hat – angesprochen<strong>und</strong> herausgefordert. Vielmehr sollten sich auchdie anderen Akteure im Feld aufgefordert sehen, dieErgebnisse des Nationalen <strong>Forum</strong>s zur Weiterentwicklungihrer <strong>Engagement</strong>politik <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderungzu nutzen.Der folgende Überblick fasst die Kernaussagen desNationalen <strong>Forum</strong>s für <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>zusammen. Zunächst werden die wichtigsten Vorschlägeaus den einzelnen Dialogforen dargestellt.Im Anschluss daran werden Querschnittsthemen benannt<strong>und</strong> erörtert, die in mehreren Foren Gegenstandder Verhandlungen waren.Die Ergebnisse sämtlicher Dialogforen werden im Anschlussan diesen zusammenfassenden Zwischenberichtausführlich dokumentiert.1. Ergebnisse der zehnengagementpolitischen DialogforenDialogforum 1Infrastruktur: <strong>Engagement</strong>angebote <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderungin B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> KommunenBei „Infrastruktur“ handelt es sich um Orte, Zuständigkeiten,Personen oder Ressourcen, die idealerweisein allen gesellschaftlichen Sektoren <strong>und</strong> auf allen föderalenEbenen verankert sind.„Infrastruktur“ steht zum einen für abgestimmt agierendeKompetenznetzwerke auf allen föderalen Ebenen(B<strong>und</strong>, Länder, Kommunen), in deren Rahmenöffentliche Akteure eng mit zivilgesellschaftlichenOrganisationen, Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft zusammenwirken<strong>und</strong> sich auf gemeinsame Ziele in der <strong>Engagement</strong>förderungverständigen.„Infrastruktur“ steht zum anderen aber auch für themen-bzw. zielgruppenbezogene Kompetenznetzwerke,die b<strong>und</strong>esweit – föderale Ebenen übergreifend– aktiv sind, aber zugleich eine möglichst enge Verschränkung<strong>und</strong> Abstimmung mit den föderalen Netzwerkensuchen sollten <strong>und</strong> suchen müssen.Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda 13


Aufgabe <strong>und</strong> Ziel <strong>Engagement</strong> fördernder Infrastrukturist es, <strong>Engagement</strong> zu ermöglichen, zu unterstützen<strong>und</strong> weiterzuentwickeln. Dazu bedarf es institutioneller,personeller <strong>und</strong> organisatorischer Voraussetzungen<strong>und</strong> Ressourcen. Gefordert sind konkrete Orte(„Anlaufstellen”) <strong>und</strong> konkrete Ansprechpartnerinnen<strong>und</strong> Ansprechpartner.Für die engagementfördernden Kompetenznetzwerke– sei es auf föderaler Ebene, sei es themen- oderzielgruppenbezogen – gilt gleichermaßen: Sie solltendialogfähig sein <strong>und</strong> möglichst träger- bzw. interessengruppenübergreifendagieren. Und: Sie solltenmöglichst offene <strong>und</strong> fl exible Strukturen haben.Bei allen relevanten Akteuren – in Verwaltung <strong>und</strong> Politik,bei gemeinnützigen Organisationen <strong>und</strong> in Unternehmen,aber auch bei den jeweiligen Verbänden <strong>und</strong>Interessenvertretungen – sollte es auf der jeweiligenEbene themen- oder zielgruppenbezogen eindeutigeAnsprechpartner geben.Eine <strong>Engagement</strong> fördernde Infrastruktur sollte diefolgenden Aufgaben erfüllen:• <strong>Engagement</strong>interessierte, Engagierte <strong>und</strong> Akteureim Feld beraten, qualifi zieren <strong>und</strong> begleiten („Empowerment”),• ihre Aktivitäten koordinieren <strong>und</strong> Kooperationenherbeiführen bzw. unterstützen,• die (politische) Teilhabe von Engagierten einfordern<strong>und</strong> fördern,• „Entrepreneurship” <strong>und</strong> eine das gesellschaftliche<strong>Engagement</strong> unterstützende Organisationsentwicklung(d.h. die Fähigkeit <strong>und</strong> den Anspruch,“unternehmerisch” zu denken <strong>und</strong> zu handeln <strong>und</strong>in diesem Sinne die eigene Organisation wie auchdas Feld weiterzuentwickeln) bei den Akteuren vorantreiben• <strong>und</strong> sich darüber hinaus für eine zukunftsgerichteteWeiterentwicklung von <strong>Engagement</strong>angeboten<strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderung verantwortlich sehen(ungehobene <strong>Engagement</strong>potenziale erschließen,gesellschaftliche Herausforderungen annehmen<strong>und</strong> neue <strong>Engagement</strong>formen erproben).Der öffentlichen Hand (B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen)kommt eine zentrale Rolle für die Schaffung,Gestaltung <strong>und</strong> Verstetigung von <strong>Engagement</strong> förderndenGr<strong>und</strong>strukturen zu. Die Wirtschaft <strong>und</strong> Zivilgesellschaft/ Dritter Sektor sollten sich gleichwohlnicht nur als Nutznießer dieser Strukturen verstehen,sondern stehen ebenfalls in der Verantwortung für die(Weiter-)Entwicklung <strong>Engagement</strong> fördernder Infrastruktur<strong>und</strong> sind gefordert, einen Beitrag für die Entwicklung<strong>und</strong> für die Arbeitsfähigkeit dieser Strukturenzu leisten. Eine Beteiligung an dieser Aufgabe sollteaber nicht nur in Form fi nanzieller Zuschüsse erfolgenkönnen, sondern auch in Form von Zeitspenden, Leistungenoder Sachmitteln.Es gilt, qualitative Mindeststandards für die <strong>Engagement</strong>förderungfestzulegen, deren Erfüllung Voraussetzungfür eine fi nanzielle Förderung seitens deröffentlichen Hand ist. Leistungen, Standards <strong>und</strong> Förderungsollten vertraglich bzw. gesetzlich festgelegtwerden. Der Aufwand für die Überprüfung von Leistungen<strong>und</strong> Standards sollte dabei in einem angemessenenVerhältnis zur fi nanziellen Förderung stehen.Ungeachtet staatlicher Förderung sollten Subsidiarität<strong>und</strong> Pluralität leitende Prinzipien bei der Entwicklungvon <strong>Engagement</strong>angeboten <strong>und</strong> in der <strong>Engagement</strong>förderungbleiben.Auf allen föderalen Ebenen sollten - unter Beteiligungaller relevanten Akteure - <strong>Engagement</strong>förderkonzeptebzw. -strategien entwickelt <strong>und</strong> ausgearbeitet werden.Auf B<strong>und</strong>esebene könnten dies „Richtlinien zu einem<strong>Engagement</strong>förderplan der B<strong>und</strong>esregierung” sein.Die Länder haben eine moderierende Funktion zwischenB<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kommunen.Es sollte ein unaufwendiges, internetgestütztes Reporting-Systemgeben, das die Vielfalt der Projekte,Initiativen <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>angebote – auf B<strong>und</strong>es-, Länder-, Regionen- <strong>und</strong> Orts-Ebene wie auch aufThemen <strong>und</strong> Zielgruppen bezogen - angemessen abbildet<strong>und</strong> zugänglich macht.Wünschenswert ist eine verlässliche „Sockelfi nanzierung“<strong>Engagement</strong> fördernder Infrastruktur durch dieöffentliche Hand. Eine ausschließliche Alimentierungdieser Strukturen aus öffentlichen Mitteln wird jedochnicht angestrebt. Vielmehr sollte es einen Finanzierungsmix(Sockelfi nanzierung aus öffentlichen Mitteln;Ergänzung durch Projektmittel, Leistungsentgelte,etc.) geben.Eine Weiterentwicklung von <strong>Engagement</strong>förderung<strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>angeboten sollte vornehmlich unterdrei Gesichtspunkten erfolgen:• gesellschaftliche Bedarfe bzw. gesellschaftlicheHerausforderungen (beispielsweise demografi -scher Wandel),• ungehobene <strong>Engagement</strong>potenziale (beispielsweiseMenschen mit Zuwanderungsgeschichte)• <strong>und</strong> neue Zugangswege zum <strong>Engagement</strong> (beispielweiseOnline Volunteering).14 Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda


Dialogforum 2Rechtliche <strong>und</strong> finanzielle RahmenbedingungenDie Vorschläge des Dialogforums unterscheiden sichhinsichtlich ihrer Komplexität <strong>und</strong> Auswirkungen aufandere Bereiche, der Zeitperspektive <strong>und</strong> ihrer Bearbeitungbzw. Verwirklichung: Ein B<strong>und</strong>esgesetz zurnachhaltigen Förderung des Bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<strong>und</strong> die Frage der Monetarisierung sindvon normativ-strategischer Bedeutung. Die Reformdes Gemeinnützigkeits- <strong>und</strong> Spendenrechts, des Vereinsrechts<strong>und</strong> des Zuwendungsrechts haben einengr<strong>und</strong>legenden Einfluss auf die Rahmenbedingungenbürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s. Die ressortübergreifende<strong>und</strong> einheitliche Regelung der Freiwilligendienstesowie eine Weiterentwicklung/Verbesserung desVersicherungsschutzes von Engagierten haben einenwichtigen Einfluss auf spezifische Aspekte des bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s. Die Frage der Transparenzdes Dritten Sektors richtet sich an diesen selbst <strong>und</strong>erfordert daher eine eigenständige Bearbeitung.Ein B<strong>und</strong>esgesetz zur nachhaltigen Förderung desbürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s ermöglicht vor allemdie Entwicklung einer systematischen ressortübergreifendenFörderpolitik. In diesem Gesetz sindu.a. die Förderung der Infrastruktur, der Freiwilligendienstesowie der Forschung über die Entwicklungder Infrastrukturen <strong>und</strong> den zivilgesellschaftlichenMehrwert von Non-Profi t-Organisationen zu regeln.In ein solches Gesetz zur nachhaltigen Förderungdes bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s sollte auch eineEvaluierung der engagementpolitischen Maßnahmender B<strong>und</strong>esregierung unter Beteiligung der Zivilgesellschaftaufgenommen werden.Die B<strong>und</strong>esregierung sollte die Position eines Beauftragtenfür <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> schaffen,der gegenüber dem Deutschen B<strong>und</strong>estag berichtspflichtig ist. Sie sollte außerdem regelmäßig einen<strong>Engagement</strong>bericht über den aktuellen Stand <strong>und</strong> dieEntwicklungen des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>sdurch eine unabhängige Expertenkommission erarbeitenlassen <strong>und</strong> dem Deutschen B<strong>und</strong>estag vorlegen.Darüber hinaus ist eine Verträglichkeitsprüfungim Hinblick auf die <strong>Engagement</strong>fre<strong>und</strong>lichkeit aller Gesetzesentwürfeder B<strong>und</strong>esregierung anzustreben.Das Gemeinnützigkeits- <strong>und</strong> Spendenrecht muss vereinfacht<strong>und</strong> entbürokratisiert werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich isteine Klärung des Spannungsverhältnisses zum Wettbewerbsrechtder EU erforderlich. Das Vereinsrecht mussmodernisiert werden. Eine Minderung der Haftungsmaßstäbe– insbesondere der Vereins- <strong>und</strong> Stiftungsvorstände– kann die Bereitschaft zur Übernahme vonVerantwortung erhöhen. Auch das Zuwendungsrechtmuss vereinfacht werden. Es ist in seiner gegenwärtigenForm durch ein Übermaß an Unübersichtlichkeitgekennzeichnet. Dadurch entsteht nicht nur ein hoherbürokratischer Aufwand, sondern die Zuwendungspraxiswird auch zum unberechenbaren Akt für freiwilligEngagierte. Dies steht einer verlässlichen <strong>und</strong> partnerschaftlichenZusammenarbeit zwischen Zuwendungsgeber<strong>und</strong> Zuwendungsnehmer entgegen.Im Bereich der Freiwilligendienste ist vor allem eineressortübergreifende <strong>und</strong> einheitliche Regelung notwendig.Darüber hinaus müssen ausreichend Plätzezur Verfügung gestellt werden. Dazu ist die Bereitstellungder fi nanziellen <strong>und</strong> (steuer-)rechtlichen Rahmenbedingungennotwendig. In diesem Zusammenhangsoll auch geprüft werden, ob ein einheitlicherStatus für Freiwilligendienstleistende die Förderung,rechtliche Absicherung <strong>und</strong> Ausweitung der Freiwilligendienstenachhaltig sichern <strong>und</strong> fördern kann.Zwar ist der Versicherungsschutz für Engagierte verbessertworden, dennoch sind die vielfältigen Regelungenuneinheitlich <strong>und</strong> intransparent. Dies steht dem Zielentgegen, mehr Personen zu versichern <strong>und</strong> unbilligeRisiken im <strong>Engagement</strong> auszuschließen. Das kann derAttraktivität des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s entgegenstehen.Anzustreben ist darüber hinaus ein dynamischerVersicherungsschutz, der sich den Entwicklungendes bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s anpasst.Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist der Aufbau eines gebündeltenInformationsmanagements anzustreben.Transparenz auf Seiten der Zivilgesellschaft stärkt dasVertrauen der Förderer zivilgesellschaftlicher Organisationen,sowohl von Spenderinnen <strong>und</strong> Spendernaber auch bei der öffentlichen Hand. Deshalb sind vorallem die Organisationen selbst gefordert, für bessereTransparenz zu sorgen, z.B. in Form einer Datenbankfür Organisationen der Bürgergesellschaft/des DrittenSektors, die alle wichtigen Daten erfasst <strong>und</strong> für jedermannzugänglich ist.Das Thema Monetarisierung wurde kontrovers diskutiert<strong>und</strong> es wurde auf bestehende Forschungsbedarfehingewiesen.Dialogforum 3Soziale, ökonomische <strong>und</strong> kulturelle Bedingungsfaktorenfür bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong>gesellschaftlichen ZusammenhaltDas Potential des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>szur politischen <strong>und</strong> sozialen Integration wird durch so-Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda 15


ziale, ökonomische <strong>und</strong> kulturelle Bedingungsfaktorenstark beeinfl usst. Dabei besteht ein Zusammenhangzwischen Zugangschancen zum bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> den Bedingungsfaktoren.Das Dialogforum 3 hat sich mit komplexen gesellschaftspolitischenStrukturfragen <strong>und</strong> deren Folgenfür das <strong>Engagement</strong> auseinandergesetzt. Konkreteengagementpolitische Vorschläge konnten in diesemZusammenhang aufgr<strong>und</strong> der Kürze der Zeit nochnicht erarbeitet werden.Die Vereinbarkeit von Familie, Schule <strong>und</strong> Ausbildungsowie Erwerbsarbeit mit bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong>ist gr<strong>und</strong>legend zu ermöglichen. Dies erfordertdie Entwicklung einer engagementfre<strong>und</strong>lichen Zeitpolitik,wie zum Beispiel die Weiterentwicklung vonSabbatzeiten, die Berücksichtigung von bürgerschaftlichem<strong>Engagement</strong> bei Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungszeiten,aber auch bei Öffnungszeiten von öffentlichenEinrichtungen.Der aktuelle <strong>Engagement</strong>bericht des WissenschaftszentrumsBerlin für Sozialforschung leuchtet in demKapitel „Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> im Kontextvon Familie <strong>und</strong> familiennahen Dienstleistungen“ insbesonderedie Vereinbarkeit von Familie, Erwerbsarbeit<strong>und</strong> <strong>Engagement</strong> aus <strong>und</strong> gibt dazu eigene Handlungsempfehlungen(eine ausführliche Diskussion derErgebnisse des WZB-Berichtes in künftigen Sitzungendes Nationalen <strong>Forum</strong>s wird von den Mitgliedern desDialogforums ausdrücklich begrüßt).Die Chancen auf Teilhabe in der Bürgergesellschaftsind angesichts der sozialen Bedingungsfaktorenhöchst ungleich verteilt. Vor allem das <strong>Engagement</strong>einkommensschwacher <strong>und</strong> bildungsferner Gruppen<strong>und</strong> von Menschen mit geringer sozialer Einbindungist schwach ausgeprägt. Gerade weil <strong>Engagement</strong>sozialintegrative <strong>und</strong> Kompetenz steigernde Wirkungenhat <strong>und</strong> mit einem Gewinn an Einfl uss verb<strong>und</strong>ensein kann, müssen die Teilhabechancen auch für diejenigenverbessert werden, die bisher selten als Engagiertein Erscheinung treten. Um dies zu erreichensollten passgenaue Angebote für unterschiedlicheZielgruppen entwickelt werden.Zu den kulturellen Bedingungsfaktoren zählen zumBeispiel Fragen geschlechtsspezifi scher Rollenmuster,interkulturelle Öffnung oder Schließung oder auchdie Anerkennungskultur bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s.Zeitgemäße <strong>und</strong> neue Formen der Anerkennungsind deshalb fortzuentwickeln <strong>und</strong> auszubauen.Wichtig ist die Anerkennung des Eigensinns von <strong>Engagement</strong>.Anerkennung umfasst eine breite Palettevon Maßnahmen, die von der Erstattung von Unkostenim <strong>Engagement</strong>, der Absicherung gegenüber Risiken(Haftungs- <strong>und</strong> Unfallversicherung) über guteFortbildungsangebote <strong>und</strong> eine Anerkennung in Medien<strong>und</strong> Öffentlichkeit bis zu einer kooperativen Gestaltungdes Miteinanders von Ehrenamt <strong>und</strong> Hauptamt inEinrichtungen, Vereinen <strong>und</strong> Verbänden reichen.In Bezug auf die ökonomischen Bedingungsfaktorenfür bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>, also alle materiellenVoraussetzungen, Güter, Dienstleistungen sowieVerteilungsfragen, haben die Mitglieder des Dialogforumseinen primären Entwicklungsbedarf in der wissenschaftlichenBestandsaufnahme zu Formen <strong>und</strong>Wirkungen der Monetarisierung von bürgerschaftlichem<strong>Engagement</strong> herausgestellt. Dabei ist auch zuuntersuchen, ab wann Monetarisierung die Freiwilligkeituntergräbt.Es sollte auch ein Ziel der Politik sein, bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> im Erwerbssystem stärker anzuerkennen.Kompetenznachweise machen informelleLernprozesse im Rahmen des <strong>Engagement</strong>s sichtbar<strong>und</strong> werten diese auf. Indem Kompetenznachweiseeine Schnittstelle zwischen dem freiwilligen <strong>Engagement</strong><strong>und</strong> berufl ichen Tätigkeiten bilden, sind sie einwirkungsvolles Instrument zur Verbesserung der Anerkennungskultur,das jedoch weiterentwickelt <strong>und</strong>unter Anwendern – Organisationen, Unternehmen,freiwillig Engagierten – stärker bekannt gemacht werdenmuss.Dialogforum 4<strong>Engagement</strong> in der demokratischen Gesellschaft– <strong>Engagement</strong> als <strong>Partizipation</strong>In der gegenwärtigen Diskussion der <strong>Engagement</strong>förderungwird die demokratiepolitische Dimensiondes bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s oftmals unterschätzt.Insbesondere gilt es zu klären, inwieweit <strong>Engagement</strong>die repräsentative Demokratie beleben <strong>und</strong>ergänzen kann.Wie können die politischen Dimensionen des bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s schärfer konturiert werden?Wie kann Beteiligung als Teil selbstverständlicher Anerkennungskulturin B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen,aber auch in Einrichtungen <strong>und</strong> Trägerstrukturen des<strong>Engagement</strong>s ausgebaut werden?Politische Teilhabe ist in großen Teilen der Gesellschaftgewünscht; es mangelt jedoch an Beteiligungsformen<strong>und</strong> effektiven Mitgestaltungsmöglichkeiten.Außerdem sind die Chancen auf Teilhabe in der Bür-16 Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda


gergesellschaft höchst ungleich verteilt. Vor diesemHintergr<strong>und</strong> müssen die Teilhabechancen auch fürdiejenigen verbessert werden, die bisher selten alsAkteure in Erscheinung treten. Es bedarf dafür professionellerBrückenbauer, die zu diesen Gruppensprachfähige Kontakte herstellen können. Mit derEinführung des kommunalen Wahlrechts für alle Menschenmit Migrationshintergr<strong>und</strong> wäre eine wichtigeBarriere für politische <strong>Partizipation</strong> abgebaut. Darüberhinaus muss die interkulturelle Öffnung gegenüberMenschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> forciert werden.Es bedarf insgesamt mehr rechtlich einklagbarer, formalisierterTeilhaberechte <strong>und</strong> Kontrollinstanzen.Zwar besteht in Deutschland eine Vielzahl von Formender Bürgerbeteiligung. Diese variieren jedochnach Politikfeld, sind für Nicht-Experten oft sehr unübersichtlich<strong>und</strong> in ihrer Wirkung nicht hinreichenderforscht. In vielen Fällen sind die Beteiligungsformen<strong>und</strong> -kulturen zudem unzureichend entwickelt. Notwendigist eine Erweiterung <strong>und</strong> Öffnung politischerBeteiligungsformen, institutionalisierter Beteiligungsverfahrenauf allen politischen Ebenen sowie der einklagbarenTeilhaberechte. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong>sollte die B<strong>und</strong>espolitik in allen Politikfeldern ihreBeteiligungskulturen prüfen, transparent machen <strong>und</strong>abwägen, welche Weiterführung sinnvoll ist.In den Kommunen ist die Demokratie gegenwärtigkeineswegs so lebendig, wie sie sein sollte. Es bedarfeiner Institutionalisierung der Bürgerbeteiligung <strong>und</strong>einer Etablierung einer frühzeitigen <strong>und</strong> vorrangigenBürgerbeteiligung in Planungsverfahren in allen Phasendes Verwaltungsablaufs. Dazu ist der Einsatz vonMethoden mit passenden, dem Verwaltungsablauf jeweilsadäquaten Leistungsprofilen nötig. Wünschenswerterscheint die Entwicklung einer Modellverfahrensordnungfür Bürgerbeteiligungen <strong>und</strong> die Entwicklungeines verbindlichen Katalogs von Qualitätskriterien.Zum Zweck der Kontrolle <strong>und</strong> Entwicklung der Möglichkeiten<strong>und</strong> Instrumente sind vergleichende Evaluierungenkommunaler Bürgerbeteiligungskonzepte<strong>und</strong> die Förderung von Modellvorhaben wichtig. Dazugehört auch die Identifi zierung <strong>und</strong> Entwicklung vonaussichtsreichen aber bislang noch nicht sehr verbreiteten<strong>Engagement</strong>formen. Hilfreich könnte eine kommunale<strong>Engagement</strong>-Dokumentation sein, die in denKommunen <strong>und</strong> Verwaltungen eine Bestandsaufnahmezur Bürgerbeteiligung, zur Organisation <strong>und</strong> Projektfinanzierung fortlaufend dokumentiert <strong>und</strong> damitüberprüfbar <strong>und</strong> nachvollziehbar macht.Privatisierung kommunaler Aufgaben führt zur Verringerungder Beteiligungschancen. Im Bereich derDaseinsfürsorge müssen Privatisierungen daher aufihre Auswirkungen für Bürgerbeteiligung kritisch geprüft<strong>und</strong> gegebenenfalls vermieden werden. Auch inPublic-Private-Partnership Prozessen müssen Teilhaberechtevon Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern gesichert <strong>und</strong>die Spielregeln transparent gemacht werden.Angesichts der Tatsache, dass der Anspruch auf Mitgestaltung<strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> durchaus demokratiefeindlichenZwecken <strong>und</strong> Zielen dienen kann, stelltdas Fehlen eines ausformulierten, verbindlichen Kanonsziviler Werte ein Defi zit dar. Gewaltfreiheit, Toleranz<strong>und</strong> ein akzeptierender Umgang mit Anderenkönnen als Kriterium demokratischen, bürgerschaftlichenHandelns dienen <strong>und</strong> müssen möglichst frühin Schule, Ausbildung <strong>und</strong> Alltag gelernt werden. FürInstitutionen <strong>und</strong> Organisationen bedeutet dies vorallem die Einführung verbindlicher Kodizes der Zivilität.Alle Ebenen der Politik sollten zivile Haltungen alsFörderkriterium festschreiben.Für die Beteiligungsmöglichkeiten in der repräsentativenDemokratie sind die politischen Parteien vonbesonderer Bedeutung. Parteien, Verbände <strong>und</strong> Vereinemüssen sich durch Organisationsentwicklungsprozessepartizipationsorientiert weiterentwickeln <strong>und</strong>durch Öffnung <strong>und</strong> verbesserte Teilhabemöglichkeitenfür bislang nicht beteiligte Gruppen der Bürgerschafteinen Beitrag zur Beteiligungskultur leisten. Es bedarfneuer Zugänge für bisher nicht Engagierte <strong>und</strong> neuer,fl exibler Formen bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s.Budgets der öffentlichen Hand für solche Organisationsentwicklungender Verbände können kreative, innovativeLösungen unterstützen.Dialogforum 5<strong>Engagement</strong>förderung durch UnternehmenDie engagementpolitischen Vorschläge des Dialogforums5 beziehen sich auf die drei Themenfelder „Kooperationenvon Unternehmen <strong>und</strong> Zivilgesellschaft“,„Stärkung des gesellschaftlichen <strong>Engagement</strong>s vonUnternehmen“ <strong>und</strong> „Nutzen von Unternehmens-<strong>Engagement</strong>für die Zivilgesellschaft“. Gr<strong>und</strong>legend ist,dass Unternehmen sich für die Gesellschaft engagieren.Dabei können sie ihr gesellschaftliches <strong>Engagement</strong>mit ihrer Geschäftsstrategie <strong>und</strong> ihren Interessenverbinden. Hierdurch entstehen positive Effektefür die Gesellschaft, den gemeinnützigen Bereich, dieBeschäftigten <strong>und</strong> das Unternehmen.Unterschiedliche <strong>und</strong> unklare Vorstellungen voneinanderschüren Vorurteile. Gegenseitige Anerkennung<strong>und</strong> ein wachsendes Vertrauen kann für die Koopera-Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda 17


tion von Unternehmen <strong>und</strong> Zivilgesellschaft förderlichsein. Um Kooperationen von Unternehmen, Zivilgesellschaft<strong>und</strong> öffentlichem Bereich zu fördern, müssenin allen gesellschaftlichen Sektoren <strong>und</strong> auf allenföderalen Ebenen zentrale Ansprechpartner benanntwerden. Freiwilligenagenturen, Bürgerstiftungen <strong>und</strong>Marktplätze ermöglichen bereits Berührungspunkte.Politik <strong>und</strong> Verwaltung sollten eine ermöglichendeRolle spielen, zum Beispiel durch Austauschplattformen,durch Informationen über Werkzeuge <strong>und</strong>Formate <strong>und</strong> durch eine Förderung von Netzwerken.Unternehmen sollten im Aufbau von lokalen Netzwerkenunterstützt werden. Der Wert für die Region mussdeutlich werden.Der Nutzen von informellem Lernen sollte bei Arbeitnehmernin Unternehmen <strong>und</strong> Organisationen stärkerbeworben werden. Im <strong>Engagement</strong> werden Kompetenzenentwickelt, die als Brücke in die Erwerbsarbeitgenutzt werden können. <strong>Engagement</strong>nachweise dokumentierendie im freiwilligen <strong>Engagement</strong> geleistetenTätigkeiten <strong>und</strong> die hierfür erforderlichen <strong>und</strong>angeeigneten Fähigkeiten, Kenntnisse <strong>und</strong> Kompetenzen.Daher können sich <strong>Engagement</strong>nachweise zueiner qualifi zierten Hilfe für Personalabteilungen beider Einstellung von neuen Mitarbeitern entwickeln.In den letzten Jahren wurden zwar unterschiedlicheModelle der <strong>Engagement</strong>nachweise entwickelt, fi ndenaber nicht fl ächendeckend Akzeptanz. Es fehlt eineÜbersicht über die bereits zur Verfügung stehendenAnsätze. Hierauf basierend gilt es eine einheitlicheGr<strong>und</strong>struktur zu entwickeln.Während viele große Unternehmen inzwischen mitihrem gesellschaftlichen <strong>Engagement</strong> werben <strong>und</strong>entsprechende öffentlichkeitsorientierte Berichte erstellen,haben kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen ofteine andere Motivation zum <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> kommunizierenes seltener öffentlich. B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong>Kommunen können das Unternehmensengagementin der Öffentlichkeit <strong>und</strong> auch in Unternehmen aufwerten,indem sie dem Thema einen höheren Stellenwertauf der politischen Agenda geben. Es bedarfneuer Formen einer Anerkennungskultur, die auf allenföderalen Ebenen umgesetzt wird. B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong>Kommunen sollten Kampagnen auch für das <strong>Engagement</strong>von Unternehmen initiieren – etwa: „Land des<strong>Engagement</strong>s“.Der Nutzen von Unternehmensengagement für dieGesellschaft <strong>und</strong> der gesellschaftliche Bedarf müssengenauer beschrieben <strong>und</strong> kommuniziert werden. DerInformationsbedarf darüber, welche <strong>Engagement</strong>bereichevon besonderer Dringlichkeit sind <strong>und</strong> welcheErwartungshaltungen existieren, ist sehr hoch. Zudemsind exzellente Lösungen, die bereits existieren, häufig nicht sichtbar <strong>und</strong> selten breit unterstützt. Es bedarfdes Aufbaus von interdisziplinären Innovationsorten(etwa einer Entwicklungsagentur) sowie der Einrichtungeines Förderfonds <strong>und</strong> von Umschlagplätzen fürexzellente Lösungen von unten.Durch die Förderung von Wirkungsforschung im Bereichdes bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s könnenZiele klarer defi niert <strong>und</strong> die Evaluation von Aktivitätenerleichtert werden. Für engagierte Unternehmen istdie Evaluation ihrer Corporate Citizenship-Programmeein wichtiger Bestandteil von Qualitätssicherung<strong>und</strong> -entwicklung. Aufgr<strong>und</strong> von Wirkungsforschungkönnen Unternehmen <strong>und</strong> Zivilgesellschaft in einenDialog über die Bedeutung <strong>und</strong> Ziele bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s treten.Dialogforum 6Bildungspolitik <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderungNeben der Familie sind Bildungsinstitutionen zentraleSozialisationsinstanzen für bürgerschaftliche Prägungen,Werte <strong>und</strong> Handlungsmotive. In den Bildungsinstitutionen,so die Diskussionen der letzten Jahre, sindmassive Öffnungs- <strong>und</strong> Umbauprozesse erforderlich,um die Bildungsdimensionen des bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s fruchtbar zu machen <strong>und</strong> zu entwickeln.Es sollte daher eine bildungspolitische Debatte überdie zivilgesellschaftliche Orientierung der Bildungsinstitutionen(Kita, Schule, Fachhochschule/Universität)geben. Zielsetzung ist, eine stärkere Verknüpfung formaler<strong>und</strong> nicht-formaler Bildungsorte zu erreichen.Wer sich bürgerschaftlich engagiert, erwirbt <strong>und</strong> erhältSchlüsselkompetenzen. Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>sollte daher als eigener, non-formalerBildungsort anerkannt, ausgebaut <strong>und</strong> aufgewertetwerden. Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> kann einÜbungsfeld für politische Bildung <strong>und</strong> demokratischeKompetenz sein. Es bietet unterschiedlichen Akteurenunterschiedliche Lerngewinne <strong>und</strong> eröffnet vielen Engagierteneinen Zugang zu Sozial-, Erziehungs- <strong>und</strong>Ges<strong>und</strong>heitsberufen.Da bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> ein non-formalerBildungsort ist, an dem gerade junge Menschen wichtigeKompetenzen erwerben können, ist es bildungspolitischgeboten, allen Kindern <strong>und</strong> Jugendlicheneinen Zugang zu bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> zueröffnen. Dies kann am Besten durch eine enge Kooperationvon formalen <strong>und</strong> non-formalen Bildungsortengeschehen. B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Kommunen sinddaher aufgefordert, die Rahmenbedingungen für eine18 Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda


enge Kooperation zwischen Freiwilligendiensten, offenerJugendarbeit <strong>und</strong> Jugendverbandsarbeit <strong>und</strong>Schulen zu verbessern. Niedrigschwellige Angeboteder Jugendarbeit, wie „Orte der Offenen Tür“, könnenim Rahmen der Ganztagsschule geschaffen werden.Jugendverbände können dort die Betreuung organisieren<strong>und</strong> pädagogische Maßnahmen durchführen.Für diese Aufgaben benötigen die Jugendverbändezusätzliche Ressourcen.B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Kommunen sollen in Zusammenarbeitmit der Zivilgesellschaft verbindliche, nachhaltige<strong>und</strong> überprüfbare Kooperationsstrukturen schaffen.Vorbilder aus dem bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>könnten in den Schulen als sogenannte Dritte oderBrückenbauer zwischen Zivilgesellschaft <strong>und</strong> Bildungsinstitutionenfungieren. Dies soll durch Freiwilligenmanagementin Schulen, Universitäten <strong>und</strong> Familienzentren/Kitasoder auch Freiwilligenagenturenrealisiert werden. Sämtliche Einrichtungen sollen dieMöglichkeit haben, die Potenziale, die bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> bietet, zu nutzen.Formale Bildungsorte sind mitverantwortlich dafür,dass bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> ausgeübt <strong>und</strong>gelernt werden kann. Je früher soziale Kompetenzenerworben werden, desto besser – allerdings könnenauch im Jugendalter Entwicklungen positiv gestaltet,„Verantwortungrollen“ erworben <strong>und</strong> ausgeführt werden.Gerade Lehrer <strong>und</strong> Erzieher sollten in der Aus<strong>und</strong>Fortbildung Kenntnisse über altersangemessene<strong>und</strong> entwicklungsrelevante Programme <strong>und</strong> Strategiender <strong>Engagement</strong>förderung erwerben. Die Förderungbürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s sollte in denBildungsauftrag der formalen Bildungseinrichtungenintegriert werden.In den Schulen vor Ort braucht es eine umfassendepartizipatorische Schulkultur, die Schüler, Eltern <strong>und</strong>zivilgesellschaftliche Akteure einbezieht. Um <strong>Engagement</strong>zu ermöglichen, müssen in formalen BildungsinstitutionenGelegenheitsstrukturen entwickelt werden.Diese Gelegenheitsstrukturen entwickeln sich durchBereitstellung von Zeit, Raum <strong>und</strong> Ressourcen fürProjekte des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s (beispielsweiseService-Learning-Programme, Klassenrat,Selbstorganisation).Insgesamt muss bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> bildungspolitischunter anderem in den InstrumentenSchulbewertung <strong>und</strong> Evaluation, Qualitätsrahmen,Schulvergleichsuntersuchungen, Bildungspläne <strong>und</strong>Materialen <strong>und</strong> Handreichungen für die Schule berücksichtigtwerden. Zudem soll die Förderung bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s in die Konzepte zukünftigerSchulentwicklung <strong>und</strong> die Lehreraus- <strong>und</strong>Weiterbildung einfl ießen.Dialogforum 7Qualifizierung <strong>und</strong> Organisationsentwicklung fürHauptamtliche <strong>und</strong> EngagierteGr<strong>und</strong>sätzlich sind eine nachhaltige Strategieentwicklungim Bereich Bildung <strong>und</strong> Qualifi zierung <strong>und</strong> einkoordiniertes Vorgehen von B<strong>und</strong>, Ländern, Kommunen<strong>und</strong> Organisationen anzustreben. Der B<strong>und</strong> hatdie Aufgabe, hier koordinierend tätig zu sein, Anschubzu leisten <strong>und</strong> ermöglichende Rahmenbedingungenzu schaffen.Die Bürgergesellschaft benötigt gemeinsames Handelnvon Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamt <strong>und</strong> damit auch Angebotefür gemeinsames Lernen in entsprechendenLernarrangements. Vor allem diejenigen, die freiwilliges<strong>Engagement</strong> initiieren <strong>und</strong> begleiten, sollten dieGelegenheit bekommen, sich in engem wechselseitigemAustausch miteinander zu qualifi zieren. Es bedarfeiner breit angelegten, gegebenenfalls Länderübergreifenden Weiterbildungsoffensive für Weiterbildnerinnen<strong>und</strong> Weiterbildner.Angebote der Bildung <strong>und</strong> Qualifi zierung für Hauptamtliche<strong>und</strong> freiwillig Engagierte befähigen zurpassgenauen Kooperation <strong>und</strong> tragen dazu bei, dieMotivation der Engagierten aufrechtzuerhalten. DieseAngebote sind ein wichtiges Element der Anerkennungbürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s. FreiwilligEngagierte benötigen zudem in einigen <strong>Engagement</strong>bereicheneine Qualifi zierung zur Vorbereitungauf die Praxis.Erwachsenen- <strong>und</strong> Weiterbildungseinrichtungen sindgefordert, sich sowohl den Organisationen des bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s aber auch selbstorganisiertenFreiwilligeninitiativen zu öffnen. Dazu solltendie arbeitsrechtlichen Freistellungsregelungengeschaffen werden. Sie spielen ferner eine wichtigeRolle in der Schaffung von gemeinsamen Lerngelegenheiten.Zudem sollte bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>fl ächendeckend Bestandteil der Ausbildung vonHauptamtlichen werden, die mit Engagierten arbeiten.Gute Kooperationen müssen unterstützt werden.Niedrigschwellige Angebotsformen im Bereich derBildung <strong>und</strong> Qualifi zierung sollten weiterentwickelt<strong>und</strong> verbreitet werden, um bisher nicht engagierte<strong>und</strong> sogenannte bildungsferne Bevölkerungsgruppenzu erreichen. Dabei sollten auch neue Formen derQualifi zierung (weiter)entwickelt werden, die andereGr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda 19


Zugänge zum Lernen wie auch zum bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong> berücksichtigen. Zur Aktivierungsogenannter bildungs- <strong>und</strong>/oder engagementfernerMenschen ist es zudem wichtig, die Hauptamtlichen<strong>und</strong> Qualifi zierenden selbst für eine angemesseneKommunikation mit dieser Zielgruppe weiterzubilden.Kompetenznachweise dokumentieren die im freiwilligen<strong>Engagement</strong> geleisteten Tätigkeiten <strong>und</strong> diehierfür erforderlichen bzw. angeeigneten Fähigkeiten,Kenntnisse <strong>und</strong> Kompetenzen. In den letzten Jahrenwurden zwar unterschiedliche Modelle des Kompetenznachweisesentwickelt, sie fi nden aber nicht fl ä-chendeckend Akzeptanz. Es fehlt eine Übersicht überdie bereits zur Verfügung stehenden Ansätze. IhreBekanntheit <strong>und</strong> Verbreitung ist gering. Der Nutzenvon informellem Lernen sollte daher bei den Anwendern(Schulen, Erwachsenenbildungseinrichtungen,gemeinnützigen Organisationen, freiwillig Engagierten)<strong>und</strong> ebenso bei Arbeitgebern in Unternehmen<strong>und</strong> Organisationen stärker beworben werden. Auchvon Arbeitslosigkeit Betroffene können durch <strong>Engagement</strong>wichtige Kompetenzen entwickeln <strong>und</strong> diesebei entsprechenden Nachweisstrukturen auch für denÜbergang in den ersten Arbeitsmarkt nutzen.Trotz vieler Fortschritte in den letzten Jahren sollte dieengagementbezogene Organisationsentwicklung imSinne eines partizipativen Ansatzes, der Betroffenezu Beteiligten macht, weiter gefördert <strong>und</strong> entwickeltwerden. Die dazu erforderlichen Maßnahmen müssendie Vielfalt an Organisationen <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>formenberücksichtigen. Eine Möglichkeit der Förderung istdie gezielte, an solche Entwicklungsprozesse gekoppelteDrittmittelvergabe. Es müssen in Zukunft mehrBeratungsangebote für Organisationen, insbesonderefür kleine Organisationen <strong>und</strong> Initiativen in derGründungsphase geschaffen werden. Organisationenbrauchen zudem Gelegenheiten für Erfahrungs- <strong>und</strong>Informationsaustausch. Die Vernetzung <strong>und</strong> der Austauschverschiedener Organisationen mit <strong>und</strong> ohneErfahrung in der engagementbezogenen Organisationsentwicklungmuss auf B<strong>und</strong>esebene, Länderebene<strong>und</strong> in den Kommunen gefördert werden.Organisationsentwicklung im Sinne einer Schaffungengagementfördernder Rahmenbedingungen endetnicht an den Pforten der Organisation. Vielmehr giltes, im Austausch zwischen Organisationen, Initiativen,Verwaltungen, lokalen Unternehmen <strong>und</strong> Bildungsanbieterngemeinsam eine Freiwilligen- <strong>und</strong>Lernkultur auf kommunaler Ebene zu entwickeln. DenKommunen kommt dabei eine besondere unterstützendeBedeutung zu, wenn die Verwaltungen sich gegenüberdem bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong> öffnen<strong>und</strong> Modelle entwickeln, in denen Organisations-, Initiativen-<strong>und</strong> Gemeindeentwicklung miteinander verknüpftwerden.Dialogforum 8<strong>Engagement</strong>forschung <strong>und</strong> PolitikberatungDie Erhebung <strong>und</strong> Analyse von Daten zum bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>, seinen organisatorischenRahmenbedingungen <strong>und</strong> seiner gesellschaftlichenBedeutung sind eine zentrale Voraussetzung für einewissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte <strong>Engagement</strong>politik. Angesichtsdes Bedeutungsaufschwungs von <strong>Engagement</strong>förderungals politische Aufgabe ist die Nachfragenach Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschungzu bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong>, Zivilgesellschaftsowie zum <strong>Engagement</strong> von Unternehmen stark angewachsen.Der Forschungsstand zu diesen Themenbereichenist jedoch stark entwicklungsbedürftig.Eine schlecht ausgebaute Forschungsinfrastruktur,mangelnde Interdisziplinarität <strong>und</strong> Koordination einzelnerForschungsvorhaben prägen das Bild der <strong>Engagement</strong>forschung.Zudem gibt es bis heute keinenKonsens über zentrale Begriffl ichkeiten <strong>und</strong> theoretischeRahmenkonzepte. Ein kumulativer Erkenntnisfortschrittist kaum zu verzeichnen. Im Bereich derForschung zum bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong> bestehtdaher ein erheblicher Entwicklungsbedarf. NeueFinanzierungsmöglichkeiten müssen erschlossen,Kooperationen <strong>und</strong> Forschungsverbünde verabredet<strong>und</strong> eine forschungspolitische Strategie entwickeltwerden.Angesichts des Forschungsstandes <strong>und</strong> der unterschiedlichenErkenntnisinteressen politischer <strong>und</strong>gesellschaftlicher Abnehmer bzw. Nutzer sollte dieengagementbezogene Forschung im Rahmen einerForschungsstrategie weiterentwickelt werden, die dieVielfalt disziplinärer Zugänge erhält, weiterentwickelt<strong>und</strong> zugleich interdisziplinäre Verknüpfungen verstärkt.Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> können die im Folgendenpräsentierten Forschungsthemen bzw. -felder identifi -ziert werden, die sich strukturell der Mikro-, Meso- <strong>und</strong>Makroebene zuordnen lassen:Auf der Mikroebene geht es um die empirische Erforschung<strong>und</strong> Dauerbeobachtung der konkreten Ausdrucks-<strong>und</strong> Handlungsformen des bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s sowie – im Längsschnitt – die Analysevon Entwicklungstrends. Dies lässt sich nur durch eineKombination unterschiedlicher Forschungsmethodenerreichen. Ein zentraler Bestandteil einer solchen Dauerbeobachtungindividueller Formen des <strong>Engagement</strong>s20 Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda


ist die regelmäßige Durchführung von Wiederholungsbefragungenmit den Mitteln der quantitativen Umfrageforschung.Der zu diesem Zweck eingeführte Freiwilligensurveymit seinen bislang durchgeführten Wellen1999, 2004 <strong>und</strong> 2009 sollte unbedingt im Fünfjahresrhythmusfortgeführt werden. Der Forschungsansatzdes Freiwilligensurveys hat sich gr<strong>und</strong>sätzlich bewährt<strong>und</strong> sollte – ungeachtet möglicher Weiterentwicklungenim Detail – beibehalten werden. Es sollte allerdings geprüftwerden, inwiefern informelle Formen des <strong>Engagement</strong>skünftig stärker im Freiwilligensurvey berücksichtigtoder aber durch eigene Erhebungen erfasst werdenkönnten. Flankierend zu diesem Instrument der Dauerbeobachtungbürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s solltenkünftig verstärkt Untersuchungen mit alternativen Forschungsdesignsgefördert werden. Hierzu gehören vorallem quantitative Längsschnittanalysen auf der Gr<strong>und</strong>lagevon personenbezogenen Daten (Mikrodaten), mitderen Hilfe es möglich wird, <strong>Engagement</strong>karrierensowie lebenslaufbezogene Verknüpfungsformen von<strong>Engagement</strong>, Erwerbsarbeit <strong>und</strong> Familienarbeit zeitdynamischzu rekonstruieren. Darüber hinaus sollte dringenddie qualitative Forschung zum bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong> verstärkt vorangetrieben <strong>und</strong> finanziellgefördert werden. Zur genauen Erfassung eines möglichenMotivwandels bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>ssowie die differenzierte Erfassung <strong>und</strong> Untersuchungspezifischer <strong>Engagement</strong>gruppen (z.B. Jugendliche,Senioren, Frauen <strong>und</strong> Männer sowie Zuwanderer) bedarfes – neben quantitativen Befragungen – vor allemauch der qualitativen Forschungsmethoden. Dabei sindinsbesondere auch biografische Verläufe des bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s in den Blick zu nehmen.Die Entwicklungen auf der organisationalen Ebenewerden gegenwärtig nicht ausreichend erfasst. Auchhier sollte eine Dauerbeobachtung mittels quantitativerStudien etabliert werden, die durch qualitative Untersuchungen,wie z.B. Panelstudien ergänzt wird.Neben der Analyse von Organisationsstrukturen <strong>und</strong>-kulturen, die auch die intermediären Strukturen zuUnternehmen <strong>und</strong> Individuen umfasst, sollten auchder Strukturwandel <strong>und</strong> die Organisationsentwicklungsowie Formen der Organisationsentgrenzung (Hybridisierung)im Fokus der Forschung auf organisationalerEbene stehen.Bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> wird auf der Makroebeneein gesellschaftlicher Mehrwert zugeschrieben.Über diese Wirkungen ist jedoch bisher wenigbekannt. Insbesondere müssen unterschiedlicheFormen des Mehrwerts differenziert analysiert werden.Soziales Kapital, Humankapital <strong>und</strong> Kohäsion,Integration sowie ökonomische Güter bilden einenAusgangspunkt, von dem aus diese Kategorien entwickeltwerden können. Aber auch die Vereinbarkeit von<strong>Engagement</strong> mit Beruf bzw. Ausbildung/Studium <strong>und</strong>Familie stellen einen gesellschaftlichen Mehrwert dar(Work-Life-Balance). Einen besonderen Stellenwerthat die Frage nach dem Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft<strong>und</strong> Demokratie. Es ist zu untersuchen, inwieweitbürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> zu einer Demokratiefördernden Rolle beiträgt.Aber auch die negativen Wirkungen (Dysfunktionen)wären zu untersuchen. So ist vor allem zu analysieren,ob <strong>und</strong>emokratisches <strong>Engagement</strong> (dunkle Seiteder Zivilgesellschaft) entsteht <strong>und</strong> wie es wirkt. Darüberhinaus ist zu klären, in welchem Maße <strong>und</strong> unterwelchen Bedingungen bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>soziale Ungleichheit oder Exklusion verstärkt.Um den gesellschaftlichen Mehrwert von <strong>Engagement</strong>zu bestimmen, ist es insgesamt auch notwendig, dieWechselwirkungen zwischen Staat, Markt <strong>und</strong> Zivilgesellschaftzu untersuchen.In Bezug auf die Forschungsinfrastruktur konnte einumfassender Katalog an Handlungserfordernissen erarbeitetwerden. Hierzu zählt die ressortübergreifendeAbstimmung zu forschungspolitischen Bedarfensowie die Einrichtung einer Clearingstelle, die einekoordinierende Funktion zwischen Wissenschaft <strong>und</strong>Politik übernehmen sollte. Angesichts des Erfordernisseseiner bestmöglichen Abstimmung der einzelnenForschungsprojekte ist die Entwicklung einer Forschungsstrategie(Forschungsagenda) unter Aufbau/Realisierung eines Forschungsnetzwerkes anzustreben.Dies umfasst auch die nachhaltige Etablierungvon Forschungsförderung, die Durchführung eines<strong>Engagement</strong>-Monitoring unter Abstimmung mit derZivilgesellschaft, die Sicherung der internationalenVergleichbarkeit von Studien <strong>und</strong> die Sicherung vonEvaluations- <strong>und</strong> Wirkungsforschung.Dialogforum 9Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>in EuropaBürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> ist ein Kernthema derZukunft Europas, das in engem Zusammenhang mitpolitischer <strong>Partizipation</strong>, Gr<strong>und</strong>rechten <strong>und</strong> sozialerKohäsion gedacht werden muss. Eine <strong>Engagement</strong>strategieder B<strong>und</strong>esregierung muss die europäischeDimension berücksichtigen.Ein Europa der Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger bedarf verschiedenerTeilhabechancen <strong>und</strong> muss Identifizierungsmomenteschaffen. Das Konzept der partizipativen Demo-Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda 21


kratie – wie unter anderem im Vertrag von Lissabon inAnsätzen umgesetzt – soll unterstützt werden. Dabeiist auch zu unterstreichen, dass der Blick nicht nurauf die EU, sondern auch auf andere europäische Institutionenwie den Europarat, die OSZE aber auchUN-Einrichtungen zu richten ist. Diese sind im Diskursüber <strong>Partizipation</strong> <strong>und</strong> gesellschaftliche Teilhabe zumTeil erheblich progressiver <strong>und</strong> innovativer als die EU.Einigkeit herrschte im Dialogforum auch in der Einschätzung,dass <strong>Partizipation</strong>sangebote <strong>und</strong> -verfahrenvon der politischen Ebene auf Handlungskompetenzender individuellen Ebene treffen müssen.<strong>Engagement</strong>politik ist als Querschnittsaufgabe aufEU-Ebene bisher nicht repräsentiert, auch wenn einzelneMaßnahmen <strong>und</strong> Aktivitäten wie etwa die EU-Programme „Europa für die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger“,die die Rolle des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>sfür die Förderung einer aktiven Bürgerschaft expliziterwähnen, als Bestandteile einer <strong>Engagement</strong>politikverstanden werden können. Zu deren Weiterentwicklungwird eine strategische Herangehensweise <strong>und</strong>eine ressort- <strong>und</strong> bereichsübergreifende engagementpolitischeAgenda auf EU-Ebene benötigt. DasBMFSFJ <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esregierung sind aufgefordert,die Entwicklung einer europäischen Gesamtstrategiefür bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>aktiv zu befördern.Auch die europäische Dimension rechtlicher Fragensoll im Rahmen einer deutschen <strong>Engagement</strong>strategieberücksichtigt werden. Die B<strong>und</strong>esregierungsoll auf eine Abstimmung europäischer <strong>und</strong> nationalerGesetzgebungen <strong>und</strong> Regelungen unter derPrämisse der <strong>Engagement</strong>verträglichkeit hinwirken.Rechtliche Rahmenbedingungen müssen an derSchnittstelle zwischen nationaler Rechtsetzung <strong>und</strong>Gemeinschaftsrecht daraufhin überprüft werden, ob<strong>und</strong> wie sie <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> fördernkönnen oder verhindern. Ziel der EU-Mitgliedstaatensollte es sein, sich über Gemeinsamkeiten im Gemeinnützigkeitsrechtzu verständigen <strong>und</strong> eine gemeinsameeuropäische Defi nition von Gemeinwohlorientierungunter engagementpolitischen Prämissenzu identifi zieren. Auch sollte die B<strong>und</strong>esregierung sichfür die Schaffung eines europäischen Stiftungs- <strong>und</strong>Vereinsstatus einsetzen.Im nationalen Rahmen sollte der B<strong>und</strong> darauf hinwirken,dass die europäische Förderpolitik <strong>und</strong> EU-Förderprogramme insbesondere für kleinere Organisationen<strong>und</strong> kleinere Projekte einfacher zugänglichwerden. Dazu bedarf es strukturierter <strong>und</strong> passgenauerInformationen, die bestehende Möglichkeitender Teilhabe <strong>und</strong> Mitgestaltung für Bürgerinnen <strong>und</strong>Bürger transparent machen. Das BMFSFJ soll ein Informationsportalfördernd aufbauen, um in Deutschlandüber <strong>Engagement</strong>politik in anderen Ländern <strong>und</strong>auf europäischer Ebene zu informieren <strong>und</strong> Möglichkeitengrenzüberschreitenden <strong>Engagement</strong>s <strong>und</strong> Fördermöglichkeitenzu vermitteln. Bestehende Portalewie „Engagiert in Deutschland“ können dazu genutztwerden. Gleichzeitig sind Strukturstellen an Informationsschnittstellenin den Verbänden nachhaltig zu fördern<strong>und</strong> zu vernetzen.Das seit 2007 bestehende EU-Programm „Europafür Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger“ fördert explizit bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong>. Das Förderprogramm sollgestärkt <strong>und</strong> ausgebaut werden, so dass es als zentralesFörderprogramm für bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>in Europa <strong>und</strong> Instrument zur Umsetzungeiner europäischen Gesamtstrategie für <strong>Engagement</strong><strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> wird.Im Bereich der Freiwilligendienste sollen auf nationalerEbene erfolgreiche Pilotprogramme wie zumBeispiel das FSJ Kultur oder FSJ Politik für den internationalenAustausch geöffnet <strong>und</strong> der europäischeTransfer guter Beispiele ermöglicht werden. DasBMFSFJ <strong>und</strong> andere Ministerien, die Freiwilligendienst-Programmedurchführen, sind aufgefordert,ihre Erfahrungen stärker in die europäische Debatteeinzubringen. Die Empfehlungen des Rates über dieMobilität junger Freiwilliger (14825/08) gilt es dabeizu berücksichtigen <strong>und</strong> umzusetzen. Im europäischenKontext sollten Strukturen gefördert werden,die durch fi nanzielle Unterstützung nach Vorbild desErasmus-Programms oder durch verbesserte Beratungmehr Mobilität von Freiwilligen fördern. Grenzüberschreitende(euroregionale) Freiwilligenagenturenmüssen als transnationale, niedrigschwellige<strong>Engagement</strong>infrastruktureinrichtungen <strong>und</strong> Informationsstellenentwickelt werden.Es ist zu untersuchen, ob Nachweise über die imbürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong> erworbenen Kompetenzenmit Verweisen auf den europäischenQualifi kationsrahmen ausgestaltet werden können.In Europa gibt es eine Vielzahl verschiedener Zertifizierungen <strong>und</strong> Kompetenznachweise. Eine qualifizierte Vergleichsstudie fehlt ebenso wie die Verständigungüber die optimale Regelungsebene. Eineinheitliches Zertifi zierungssystem auf europäischerEbene erscheint dann notwendig, wenn im <strong>Engagement</strong>erworbene Kompetenznachweise in den europäischenQualifi kationsrahmen (EQR) oder ECFETeingeb<strong>und</strong>en werden. Die B<strong>und</strong>esregierung ist imRahmen der Debatte über eine deutsche <strong>Engagement</strong>strategieaufgerufen, die Frage nach Zertifi zie-22 Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda


ung <strong>und</strong> Kompetenznachweis um die europäischeDimension zu öffnen.Das Europäische Jahr des <strong>Engagement</strong>s (EYV) 2011bietet die Gelegenheit, das Thema bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> langfristig auf EU-Ebene zu verankern.Aufgr<strong>und</strong> der geringen Vorlaufzeit ist die B<strong>und</strong>esregierungaufgefordert, mit den Vorbereitungen fürdie nationale Umsetzung des EYV 2011 zeitnah zubeginnen <strong>und</strong> die wichtigsten Stakeholder der Zivilgesellschaftmit einzubeziehen. Dabei muss Sorgegetragen werden, die Umsetzung des EuropäischenJahres in Deutschland fi nanziell zu gewährleisten. DieEuropäische Kommission wird nur etwa 8 Mio. € fürdie Umsetzung des Jahres bereitstellen.Die Beschäftigung mit einzelnen Politikfeldern <strong>und</strong>ihren jeweiligen engagementpolitischen Inhaltenwird ein nächster Schritt im Prozess sein, der innerhalbdes Dialogforums nicht umfassend geleistetwerden konnte. Die Mitglieder des Dialogforumshaben jedoch einige Themen herausgestellt, die imRahmen dieses Prozesses vordringlich Beachtungfi nden sollten:• Die Debatte um eine europäische <strong>Engagement</strong>politikmuss inhaltlich angeb<strong>und</strong>en werden an bereitsexistierende <strong>und</strong> weit fortgeschrittene Dialogverfahren(„Sozialer Dialog“ <strong>und</strong> „Ziviler Dialog“).• Die mit dem demografi schen Wandel verb<strong>und</strong>enendringlichen Themen wie Aktives Altern, Generationendialogusw. sowie die Debatte um dieEtablierung von generationsübergreifenden Mobilitätsprogrammenmuss intensiviert werden. Hierbedarf es einer stärkeren Verknüpfung der Diskursein den Mitgliedstaaten <strong>und</strong> auf EU-Ebene sowieim Europarat.• Die Bedeutung non-formalen <strong>und</strong> informellen Lernensim bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong> innerhalb der Debatte über einen erweitertenBildungsbegriff muss stärker beachtet <strong>und</strong>im internationalen Austausch diskutiert werden. DerDiskurs über Lebenslanges Lernen ist auf europäischerEbene weiter fortgeschritten als in Deutschland.Hier bedarf es inhaltlicher Angleichung.Die Themen „Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> Erwerbsarbeit“<strong>und</strong> Monetarisierung wurden im Dialogforumbenannt, konnten jedoch nicht behandelt werden.Hier - wie bei allen Querschnittsthemen - werdendie anderen Dialogforen im weiteren Prozess aufgefordert,die europäische Ebene <strong>und</strong> internationaleVergleiche stärker in die nationale Debatte einfl ießenzu lassen.Dialogforum 10Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> in der EinwanderungsgesellschaftMenschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> ihre Organisationenleisten einen wichtigen Beitrag für dasGemeinwohl <strong>und</strong> sind Teil der Gesellschaft. Sie sinddaher eine bedeutende Zielgruppe von <strong>Engagement</strong>politik,zumal bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> deninterkulturellen Austausch sowie zivilgesellschaftliche<strong>und</strong> demokratische Haltungen fördert. Gleichwohl istbürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> nicht primär ein Integrationsinstrument,sondern hat einen Eigenwert.In diesem Zusammenhang ist auch hervorzuheben,dass bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> professionelleBeratungsstrukturen in der Integrationsarbeit nicht ersetzenkann.Vorgeschlagen werden insbesondere die interkulturelleÖffnung des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s, seinerStrukturen <strong>und</strong> Einrichtungen; die Anerkennung,<strong>Partizipation</strong> <strong>und</strong> Förderung von Migrantenorganisationensowie drittens die Verbesserung des Kenntnisstandsüber bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> vonMenschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> über <strong>Engagement</strong>in der Einwanderungsgesellschaft.Es ist zu betonen, dass die interkulturelle Öffnung(IKÖ) von Migrantenorganisationen <strong>und</strong> von traditionellenEinrichtungen gleichermaßen notwendig ist.Um Kooperationen zu fördern, sollten beide Tandemmodelleaufsetzen, die Kooperationen auf Augenhöheermöglichen. Der Staat sollte dazu Fördermöglichkeiten,entsprechende Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Beratungsstrukturenschaffen.Obwohl bereits Konzepte zur IKÖ von freien Trägern,Verbänden <strong>und</strong> Vereinen vor allem auf B<strong>und</strong>esebenebestehen, werden diese auf regionaler <strong>und</strong> kommunalerEbene kaum verbreitet <strong>und</strong> umgesetzt. Dahersollten bei der Fördergeldvergabe der Stand der IKÖbegünstigend berücksichtigt sowie Bildungseinrichtungenin den Kommunen zur Begleitung von IKÖ-Prozessen eingerichtet werden.In Bezug auf die Anerkennung, <strong>Partizipation</strong> <strong>und</strong> Förderungvon Migrantenorganisationen sollten ihre Entwicklungsressourcensowie ihre Kontakte <strong>und</strong> Verbindungenzu den Institutionen der Mehrheitsgesellschaftgefördert werden, um die sozialintegrativen Potenzialevon Migrantenorganisationen weiterzuentwickeln.Die Bedarfe von Angeboten zu Empowerment, Beratung,Fortbildung <strong>und</strong> Kompetenzentwicklung für <strong>und</strong>mit Migrantenorganisationen sollten bei diesen abgefragt<strong>und</strong> Angebote mit ihnen gemeinsam entwickeltGr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda 23


werden. Dazu ist auch die Entwicklung nachhaltigerFörderstrukturen für Migrantenorganisationen durchstaatliche Stellen notwendig. In diesem Zusammenhangbedarf es vor allem einer Infrastrukturförderung,da das Ehrenamt das Hauptamt voraussetzt <strong>und</strong> eineAufbauförderung für Integrationsarbeit auf eine breitereBasis stellen kann.Um die stärkere Einbindung <strong>und</strong> Teilhabe in Beratungs-<strong>und</strong> Entscheidungsgremien sowie Beteiligungan Beratungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozessen– vor allem bei der Erarbeitung integrationspolitischerKonzepte auf B<strong>und</strong>es-, Landes- <strong>und</strong> kommunalerEbene – zu gewährleisten, sollten Wegeeiner aufsuchenden <strong>Partizipation</strong>sförderung <strong>und</strong>Information in den Migranten-Communities erprobtwerden.Das <strong>Engagement</strong> von Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>muss besser sichtbar gemacht, anerkannt <strong>und</strong>wertgeschätzt werden. Staatliche Stellen, Wirtschaft,freie Träger, Verbände <strong>und</strong> Vereine sollten vielfältigeInstrumente zur Sichtbarmachung des <strong>Engagement</strong>svon Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong> entwickeln<strong>und</strong> einsetzen. Vorgeschlagen wird die Umsetzungdurch Kampagnen, einer Fortbildung für Journalisten,die Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit von Migrantenorganisationen(MO), sowie eine kontinuierlicheBerichterstattung.Über diese Handlungsbedarfe hinaus sollte auchdie Forschung im Themenfeld bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> Migration verbessert werden.Dies umfasst sowohl die Erforschung des <strong>Engagement</strong>svon Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>– insbesondere bezüglich deren Motivation <strong>und</strong>möglicher Barrieren – als auch deren Einbeziehungin die Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung vonForschungskonzeptionen.Das Thema Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> in derEinwanderungsgesellschaft weist Schnittstellen zuzahlreichen Themenfeldern auf. Durch die Mitgliederwurden insbesondere die Bezüge zu den Dialogforen„Infrastruktur“, „rechtliche <strong>und</strong> fi nanzielle Rahmenbedingungen“sowie „<strong>Engagement</strong>forschung <strong>und</strong>Politikberatung“ hervorgehoben. Aber auch zu denidentifi zierten Querschnittsthemen Qualifi zierung,Zielgruppen <strong>und</strong> Beteiligungsformen, Anerkennung<strong>und</strong> Öffnung der Strukturen bestehen Bezüge. Darüberhinaus sind noch einmal einige gr<strong>und</strong>sätzlicheÜberlegungen hervorzuheben, die bei der Entwicklungeiner <strong>Engagement</strong>strategie vor dem Hintergr<strong>und</strong>einer bestehenden Einwanderungsgesellschaft beachtetwerden müssen.2. Forenübergreifende engagementpolitischeThemenstellungen2.1 Stärkung der engagementpolitischen Strukturendes B<strong>und</strong>esIn mehreren Dialogforen wurde die Bedeutung einesB<strong>und</strong>esgesetzes zur nachhaltigen Förderungdes Bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s hervorgehoben.Es ist Voraussetzung für die Entwicklung einerressortübergreifenden, systematischen Förderungspolitik.Parlament <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esregierung sollten ihre engagementpolitischenStrukturen fortentwickeln. Dazugehören neben der erneuten Einsetzung des UnterausschussesBürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> imDeutschen B<strong>und</strong>estag <strong>und</strong> der langfristigen Einrichtungeines eigenständigen Ausschusses die Schaffungder Position eines „Beauftragten für <strong>Engagement</strong><strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong>“, der gegenüber dem DeutschenB<strong>und</strong>estag berichtspfl ichtig ist.Die B<strong>und</strong>esregierung soll regelmäßig einen <strong>Engagement</strong>berichtüber den aktuellen Stand <strong>und</strong> die Entwicklungendes bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>sdurch eine unabhängige Expertenkommission vorlegen.Darüber hinaus ist eine Verträglichkeitsprüfungim Hinblick auf die <strong>Engagement</strong>fre<strong>und</strong>lichkeit allerGesetzesentwürfe der B<strong>und</strong>esregierung anzustreben<strong>und</strong> ein <strong>Engagement</strong>-Monitoring unter Beteiligung derZivilgesellschaft aufzubauen.Analog sollten auch in Ländern <strong>und</strong> Kommunen dieengagementpolitischen Strukturen fortentwickelt <strong>und</strong>die Abstimmung zwischen den föderalen Ebenen verstärktwerden.2.2 Nachhaltige Infrastruktur zur Förderung bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>sInfrastruktureinrichtungen der <strong>Engagement</strong>förderung,so die übereinstimmende Einschätzung im Nationalen<strong>Forum</strong>, sollten nachhaltig verankert <strong>und</strong> gefördertsowie trägerübergreifend vernetzt sein. Alle föderalenEbenen <strong>und</strong> alle Sektoren sollten sich an der Strategieentwicklung<strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderung beteiligen.Eine Förderstrategie umfasst eine von der öffentlichenHand vorzusehende Gr<strong>und</strong>förderung <strong>und</strong> einen daraufaufbauenden Finanzierungsmix bei gleichzeitigerEntbürokratisierung <strong>und</strong> Vereinfachung der Zuwendungsverfahren.Zur Absicherung einer nachhaltigenInfrastrukturförderung durch die öffentliche Hand hatdas Dialogforum 2 „Rechtliche <strong>und</strong> fi nanzielle Rah-24 Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda


menbedingungen“ ein eigenes „Gesetz zur nachhaltigenFörderung des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s“vorgeschlagen.Für die Zusammenarbeit von Unternehmen, Zivilgesellschaft<strong>und</strong> öffentlichem Bereich sind Mittlerstrukturenerforderlich. Diese können die Kooperationsbereitschaftvon Unternehmen befördern.Zur besseren Information können bestehende Internet-Portalegenutzt <strong>und</strong> erweitert werden (beispielsweisedas im Aufbau befi ndliche Portal „Engagiert inDeutschland“); gleichzeitig sind die Strukturen an Informationsschnittstellenin den Verbänden nachhaltigzu fördern <strong>und</strong> stärker zu vernetzen. Das Internet stelltinsbesondere in diesem Bereich,– aber auch in anderenBereichen – ein Instrument dar, mit dem die Übersichtüber die Angebote verbessert werden kann.2.3 Bildungspolitische Handlungsbedarfe: Kompetenzgewinndurch <strong>Engagement</strong>Bildungsinstitutionen (Kita, Schule, Hochschule) sindzentrale Sozialisationsinstanzen für bürgerschaftlichePrägungen, Werte <strong>und</strong> Handlungsmotive <strong>und</strong> solltendaher durch gr<strong>und</strong>legende Öffnungs- <strong>und</strong> Umbauprozessefür die Förderung bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>sfruchtbar gemacht werden.Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> ist ein Ort informellenLernens. Die im bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>entwickelten Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen stehenergänzend neben Qualifi kationen, die in traditionellenLehr- <strong>und</strong> Lernarrangements erworben werden <strong>und</strong>müssen gleichermaßen anerkannt werden. Die Verbindungvon Bildungspolitik <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>förderunggelingt nur in der Zusammenarbeit von nicht-formalen<strong>und</strong> formalen Bildungsakteuren. Aufgabe desB<strong>und</strong>es ist es, durch Modellprojekte neue Enwicklungenanzuschieben <strong>und</strong> durch Koordination ein abgestimmtesVorgehen von B<strong>und</strong>, Ländern, Kommunen<strong>und</strong> Organisationen zu ermöglichen.Für eine b<strong>und</strong>esweite Verbreitung innovativer Bildungsarrangements,die speziell auf die Initiierung,Förderung <strong>und</strong> (Praxis-) Begleitung bürgerschaftlichen<strong>Engagement</strong>s abzielen, bedarf es einer stärkeren Öffnungvon Erwachsenenbildung für die Erschließungbürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s als neuem Lern- <strong>und</strong>Handlungsfeld sowie der Schaffung eines rechtlichenRahmens für diese Öffnung. Darüber hinaus ist die Entwicklung<strong>und</strong> Verankerung eines engagementfre<strong>und</strong>lichenFörderinstrumentariums in den Weiterbildungsgesetzender Länder notwendig, das die Erfordernisseneuer Formen einer auf <strong>Engagement</strong> bezogenen Bildungsarbeitausreichend berücksichtigt.2.4 Verbesserung der Vereinbarkeitsbedingungen<strong>und</strong> stärkere Ansprache engagementfernerGruppenEine Vereinbarkeit von Familie, Schule <strong>und</strong> Ausbildung,Erwerbsarbeit mit bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong>gehört zu den wichtigen sozialen Bedingungsfaktorenfür bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong>. Dies betrifftnicht zuletzt auch die Entwicklung einer engagementfre<strong>und</strong>lichenZeitpolitik, wie zum Beispiel die Weiterentwicklungvon Sabbatzeiten, die Berücksichtigungvon bürgerschaftlichem <strong>Engagement</strong> bei Arbeits- <strong>und</strong>Ausbildungszeiten, aber auch bei Öffnungszeiten beiöffentlichen Einrichtungen.Um auch engagementferne Gruppen stärker einbeziehenzu können, sind passgenaue Angebote für unterschiedlicheZielgruppen <strong>und</strong> Übergangssituationenzu entwickeln. Dabei sind Lebenslagen <strong>und</strong> -phasen,Geschlecht, Ausbildungsgrad, kulturelle <strong>und</strong> religiöseHintergründe <strong>und</strong> Unterscheide von städtischen <strong>und</strong>ländlichen Räumen zu berücksichtigen. Bürgerschaftliches<strong>Engagement</strong> hat eine besondere Bedeutung inÜbergangssituationen wie dem Übergang von Schule/Ausbildung zu Studium oder Berufstätigkeit, in Phasender Arbeitslosigkeit, beim Übergang vom Beruf indie Rente, aber auch in Lebensphasen intensiver familialerTätigkeit, von Krankheit oder Pfl ege. Deshalbsind entsprechende <strong>Engagement</strong>angebote besonderszu fördern.Die Forschung bietet bislang kaum Erkenntnisse überbiographische Verläufe des bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s<strong>und</strong> die Kombination unterschiedlicher Tätigkeits-<strong>und</strong> Arbeitsformen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Biographie-<strong>und</strong> Lebenslaufforschung zu intensivieren,die diesen Bereich untersucht.2.5 Interkulturelle Öffnung von InstitutionenEs mangelt an hinreichenden Erkenntnissen überUmsetzungsprozesse einer interkulturellen Öffnungvon Institutionen sowie die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen<strong>und</strong> Strukturen. Neben einer Selbstverpflichtung der Organisationen zur interkulturellenÖffnung bzw. Vielfalt sollten öffentliche <strong>und</strong> staatlicheStellen die interkulturelle Öffnung anstoßen, begleiten<strong>und</strong> fördern. Beispiele wären eine an die interkulturelleÖffnung gekoppelte Fördermittelvergabe, Bildungseinrichtungen,die in den Kommunen zur BegleitungGr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda 25


von Prozessen zur interkulturellen Öffnung eingerichtetwerden, oder besonders geförderte Anlaufstellenin Organisationen <strong>und</strong> Kommunen, die die interkulturelleÖffnung unterstützen.2.6 Grenzen einer Monetarisierung des<strong>Engagement</strong>sIn verschiedenen Handlungsfeldern gibt es Trends zumehr oder weniger verdeckten Formen der Entlohnung.Die Bedeutung von Vergütungen oder alternativenFormen der Entlohnung wurde in einigen Dialogforenkontrovers diskutiert. Der Wissensstand überdie Wirkungen von Entlohnungen auf die Motivlagenfreiwillig Engagierter ist unbefriedigend. Es ist dahererforderlich, die Auswirkungen unterschiedlicher Formender Vergütung des freiwilligen <strong>Engagement</strong>sempirisch zu untersuchen. Dabei könnten folgendeFragen leitend sein: In welchem Maße untergräbt Monetarisierungden Eigensinn <strong>und</strong> die Motivation vonFreiwilligkeit? Welche Auswirkungen ergeben sichaus bestimmten arbeitsmarkt- <strong>und</strong> beschäftigungspolitischeMaßnahmen („1-Euro-Jobs“, Bürgerarbeit etc.)auf das freiwillige <strong>Engagement</strong>? Inwieweit kann eineausreichende Existenzsicherung der zunehmendenInstrumentalisierung der bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>svorbeugen?3. AusblickDie Zwischenergebnisse des Nationalen <strong>Forum</strong>s für<strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> werden der B<strong>und</strong>esregierungin der Hoffnung übergeben, dass sie für denAufbau einer nationalen engagementpolitischen StrategieBerücksichtigung fi nden <strong>und</strong> sich auch auf Beschlüssedes B<strong>und</strong>eskabinetts auswirken.Die Revision, Diskussion <strong>und</strong> gegebenenfalls Modifi -kation der rechtlichen <strong>und</strong> fi nanziellen Rahmenbedingungendes bürgerschaftlichen <strong>Engagement</strong>s solltekünftig ressort- <strong>und</strong> gesellschaftssektorenübergreifendgetragen <strong>und</strong> verantwortet werden. Hier ist diebreite Beteiligung der Zivilgesellschaft notwendig.Zudem ist die enge Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung vonB<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen vorzusehen.Die Vorschläge behalten sich eine gewisse Offenheit<strong>und</strong> Vorläufi gkeit vor. Der Diskurs über das bürgerschaftliche<strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> seine Rahmenbedingungenist nicht abgeschlossen analog zu den im Flussbefi ndlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen, indenen das bürgerschaftliche <strong>Engagement</strong> situiert ist.Die fortwährende Prüfung erzielter Ergebnisse sowie– in Abhängigkeit davon – die fortwährende Diskussion,Revision <strong>und</strong> Modifi kation der rechtlichen <strong>und</strong>fi nanziellen Rahmenbedingungen verstehen sich dahervon selbst <strong>und</strong> sind Bedingung einer angemessenen,das heißt fl exiblen <strong>und</strong> dynamischen <strong>Engagement</strong>politik.Die Mitwirkenden der Dialogforen betonen die Bedeutungeiner weiteren Prüfung, Konkretisierung<strong>und</strong> Operationalisierung der Vorschläge unter Beteiligungzivilgesellschaftlicher Akteure. Der hierbeizu führende Diskurs soll offen, kreativ <strong>und</strong> kritischgestaltet sein.Umgang mit den engagementpolitischenVorschlägenDer Umgang mit den engagementpolitischen Vorschlägensollte sich an folgenden Kriterien orientieren:• An der weiteren Prüfung, Konkretisierung <strong>und</strong> Operationalisierungder Empfehlungen werden auchweiterhin zivilgesellschaftliche Akteure beteiligt.• Der hierbei zu führende Diskurs wird offen, kreativ<strong>und</strong> kritisch gestaltet: Bei der Umsetzung von Maßnahmenwird der tatsächliche empirisch-wissenschaftlicheKenntnisstand berücksichtigt.• Es wird bei allen Empfehlungen vor ihrer Umsetzungihre Tauglichkeit hinsichtlich ihrer Offenheitfür bürgerschaftliche Beteiligung <strong>und</strong> ihre Förderlichkeitfür bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> geprüft.Und es wird geprüft, inwieweit sie zu weniger stattmehr Bürokratie beitragen.• Schließlich sind die empfohlenen rechtlichen bzw.finanziellen Maßnahmen im Gesamtkontext der Regeln<strong>und</strong> Maßnahmen für die Entwicklung einer Bürgergesellschaft<strong>und</strong> von Bürgerengagement dahingehendzu prüfen, ob negative Wechselwirkungenoder kontraproduktive Effekte zu erwarten sind.• Eine enge Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung zwischenB<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen ist vorzusehen,selbst wenn in erster Linie B<strong>und</strong>esgesetze <strong>und</strong>-programme zur Diskussion stehen.Die Mitglieder der zehn Dialogforen des Nationalen<strong>Forum</strong>s für <strong>Engagement</strong> <strong>und</strong> <strong>Partizipation</strong> haben ihreArbeit in sehr knapper Zeit geleistet <strong>und</strong> übereinstimmenddarauf hingewiesen, dass die hier vorgestelltenVorschläge nur erste Zwischenergebnisse sind. Umdieses erste Zwischenergebnis zu vertiefen, zu präzisieren<strong>und</strong> weiter zu entwickeln, sollte in der nächstenLegislaturperiode die Arbeit des Nationalen <strong>Forum</strong>sfortgeführt <strong>und</strong> verstetigt werden.26 Gr<strong>und</strong>risse einer engagementpolitischen Agenda

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