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Abschlussbericht Projekt Interklinikschule - cisOnline

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<strong>Abschlussbericht</strong>e<br />

des <strong>Projekt</strong>s<br />

„Chronisch kranke Kinder und<br />

Jugendliche in den allgemeinen<br />

Schulen“<br />

<strong>Interklinikschule</strong>


Inhalt:<br />

<strong>Projekt</strong>leiter Prof. Dr. Christoph Ertle<br />

Medizinische Mitarbeiterin Dr. Astrid Kimmig<br />

Klinikschule Freiburg<br />

Staatliche Schule für Kranke<br />

am Universitätsklinikum Tübingen<br />

Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen<br />

Städtische Kinderklinik<br />

Ita-Wegmann-Schule<br />

am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke<br />

Sächsische Schulen<br />

Klinikschule im Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus, Dresden<br />

Klinik- und Krankenhausschule Freital<br />

Klinik- und Krankenhausschule<br />

Dr. Georg-Sacke-Schule, Leipzig<br />

Webmaster Julian Kaletta


<strong>Abschlussbericht</strong><br />

des <strong>Projekt</strong>leiters<br />

Prof. Dr. Christoph Ertle<br />

ertle@interklinikschule.de


Interdisziplinäres Forschungsprojekt<br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den<br />

allgemeinen Schulen<br />

(<strong>Interklinikschule</strong>)<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> des <strong>Projekt</strong>leiters<br />

Berichtszeitraum: 1. Juli 2003 - 30. Juni 2006<br />

Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen<br />

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg<br />

und<br />

Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin am<br />

Universitätsklinikum Tübingen<br />

Abteilung für Allgemeine Pädiatrie, Hämatologie und Onkologie<br />

vorgelegt zur Abschlusstagung<br />

Reutlingen, 23. Juni 2006<br />

Christoph Ertle<br />

Das <strong>Projekt</strong> wurde gefördert aus Mitteln<br />

der Robert Bosch Stiftung GmbH


Inhalt des <strong>Abschlussbericht</strong>s<br />

Einführung…………………………………………….………………… S. 3<br />

Beschreibung des <strong>Projekt</strong>s….…………………………………… S. 4<br />

1. Allgemeine Angaben………………………………………………………. S. 4<br />

1.1 Bezeichnung des Vorhabens; Antragsteller und <strong>Projekt</strong>leiter, Mitarbeiter;<br />

Träger und Förderer des <strong>Projekt</strong>s…………………………………….. S. 4<br />

1.2 Inhalte des <strong>Projekt</strong>s, Methoden, Zeitplan……………………………… S. 11<br />

2. Ziele, Erwartungen – Vergleich der Vorhaben von 1994 und 2003….. S. 14<br />

3. Vorbereitung – Fragestellungen, Zweifel und erneuter Anfang……… S. 18<br />

3.1 Beteiligte Schulen; Hinweis auf Einzeldokumente……………………. S. 20<br />

3.2 Schulen und Lehrkräfte……………………………………………….. S. 20<br />

4. Durchführung: Zugänge und <strong>Projekt</strong>verlauf………………………... S. 22<br />

Freiburg, Tübingen, Gelsenkirchen, Herdecke, Dresden, Freital, Leipzig<br />

5. Nachbereitung…………………………………………………………… S. 30<br />

Bewertung des <strong>Projekt</strong>s………………………………………….. S. 32<br />

6. Zielerreichung…………………………………………………………… S. 32<br />

6.1 Ergebnisse………………………………………………………………. S. 34<br />

6.2 Resonanz der Beteiligten………………………………………………. S. 34<br />

7. Öffentlichkeitsarbeit…………………………………………………… S. 34<br />

7.1 Informationsschreiben an Parlamente und Ministerien…………….. S. 34<br />

7.2 Pressearbeit…………………………………………………………….. S. 41<br />

7.3 Homepage des <strong>Projekt</strong>s ……………………………………………….. S. 42<br />

7.4 Resonanz……………………………………………………………….. S. 43<br />

8. Begleittexte zum <strong>Projekt</strong>……………………………………………… S. 43<br />

2


Einführung<br />

Dieser Gesamtbericht über die Arbeit des Forschungsprojekts „Chronisch kranke Kinder<br />

und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ enthält mehrere Teile, so die Berichte von<br />

<strong>Projekt</strong>leiter, ärztlicher Mitarbeiterin und Webmaster. Daran schließen sich die sieben<br />

Einzelberichte der am <strong>Projekt</strong> teilnehmenden Schulen an, aus Dresden, Freiburg, Freital /<br />

Sachsen, Gelsenkirchen, Herdecke, Leipzig und Tübingen.<br />

Zum Gesamtbericht gehören auch die Produkte des <strong>Projekt</strong>s, die Informations - CD<br />

„Chronische Krankheiten im Schulalter“, das Kniebuch mit CD – ROM „Tom- ein Kind mit<br />

Diabetes“ und das VHS – Dokument „Schulbesuche – Brücken ins Leben“, inzwischen auch<br />

als DVD erschienen. Diese drei Produkte sind jeweils in Kooperation von Medizinern und<br />

Pädagogen entstanden und spiegeln die zentrale Absicht des <strong>Projekt</strong>s von interdisziplinärer<br />

Zusammenarbeit wider.<br />

Die Einzelvorträge am 23.Juni 2006 bieten zusammen mit der Vorträgen aus den sieben<br />

Schulen und denen von ärztlicher Mitarbeiterin und <strong>Projekt</strong>leiter die Chance, aus einigem<br />

zeitlichem Abstand zur Abschluss der <strong>Projekt</strong>praxis einen erneuten Rückblick zu wagen. Die<br />

Ergebnisse sollen anschließend in die Homepage des <strong>Projekt</strong>s gestellt werden.<br />

Worte des Dankes gehen zunächst an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im <strong>Projekt</strong>, an die<br />

ärztliche Mitarbeiterin und an den Webmaster. Dann richtet sich mein Dank an die<br />

Verwaltung der Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen, die den für das Zustandekommen<br />

des <strong>Projekt</strong>s wesentlichen Hintergrund garantierte, im Weiteren auch der Fakultätsleitung<br />

und dem Fakultätsrat.<br />

Ferner ist den Kultusministerien der drei im <strong>Projekt</strong> mitwirkenden Länder und besonders<br />

den zuständigen Referenten für den Sonderschul -, bzw. Förderschulbereich zu danken, die<br />

wesentlichen Anteil am produktiven Verlauf des <strong>Projekt</strong>s hatten.<br />

Schließlich danke ich der Robert Bosch Stiftung GmbH für die Bereitstellung der Mittel und<br />

die Begleitung der laufenden Arbeit über Schriftwechsel und in den Sitzungen zu den<br />

Zwischenberichten.<br />

Möge die Arbeit den Lehrerinnen und Lehrern chronisch kranker Kinder und Jugendlicher<br />

zugute kommen, einer „Pädagogik bei Krankheit“ weitere Impulse zuwachsen, vor allem aber<br />

den Kindern und Jugendlichen selbst förderlich werden.<br />

Reutlingen, im Juni 2006 Christoph Ertle<br />

3


Vorbemerkung<br />

Das im Verlauf des Sommers 2002 in Aussicht genommene <strong>Projekt</strong><br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen<br />

Schulen“<br />

war als förmlicher Antrag am 11. November 2002 der Robert Bosch Stiftung GmbH vorgelegt<br />

worden. Als Strukturrahmen für die Darstellung der Einzelheiten des inhaltlichen Nachweises<br />

diente das „Merkblatt <strong>Abschlussbericht</strong>“ der Stiftung. Die dort genannten Punkte wurden<br />

mit Veränderungen für die Gliederung dieses <strong>Abschlussbericht</strong>s herangezogen.<br />

Beschreibung des <strong>Projekt</strong>s<br />

1. Allgemeine Angaben<br />

1.1 Bezeichnung des Vorhabens; Antragsteller und <strong>Projekt</strong>leiter,<br />

Mitarbeiter; Träger und Förderer des <strong>Projekt</strong>s<br />

Nach einer, den stiftungsinternen Prüfprozess ergänzenden Anhörung am 12.März 2003 – sie<br />

diente insbesondere der Klärung praktisch-umsetzbarer Ergebnisse für Lehrerbildung und<br />

Lehrerfortbildung sowie der interdisziplinären Kooperation zwischen Kinderheilkunde und<br />

Sonderpädagogik – war mit Schreiben der Stiftungsleitung vom 30. Juni 2003 diesem Antrag<br />

stattgegeben und dem <strong>Projekt</strong> die Bewilligungsnummer 12.5.1300.0017.0 zugeteilt worden.<br />

Daraufhin konnte mit der praktischen Arbeit begonnen werden. Die ersten<br />

Regionalkonferenzen –<br />

• Ost (Klinikschulen Dresden, Leipzig, später kam Freital / Dresden hinzu),<br />

• West (Schulen für Kranke Gelsenkirchen und Schule am GKH Herdecke) und<br />

• Süd (Klinikschule Freiburg i. Br. und Schulstelle Kinderklinik der Klinikschule<br />

Tübingen)<br />

- an den Orten Dresden, Gelsenkirchen und Tübingen fanden Tage darauf statt, alle also<br />

noch vor Beginn der großen Schulferien im Juli 2003.<br />

Im Zentrum des Vorhabens sollte stehen,<br />

• aus den Erfahrungen der Klinikschulen heraus in die allgemeinen Schulen<br />

hineinzuwirken und dort Lehrerinnen und Lehrern Anregungen und Hilfestellungen<br />

anzubieten für den Umgang mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen. In<br />

einem Denkmodell formuliert sollten um dieses Zentrum herum, netzwerkartig,<br />

weitere Überlegungen angestellt und diese dann praktischen Maßnahmen zugeführt<br />

werden. Diese ließen sich zunächst so beschreiben:<br />

• Kontakte zu den mittleren und oberen schulischen Behörden der Länder,<br />

• Kontakte zu Konferenzen von Schulleitern der allgemeinen Schulen,<br />

• zu Elternvertretungen, zu Selbsthilfegruppen und zu Gesundheitsbehörden zu<br />

knüpfen.<br />

• Der Anteil der Medizin im <strong>Projekt</strong>, vor allem der Kinderheilkunde und<br />

Jugendmedizin, sollte den dringenden Klärungsbedarf aufgreifen, der von Seiten der<br />

Pädagogik gegenüber Erläuterungen und Umgangsweisen mit Krankheiten im<br />

4


Kindes – und Jugendalter besteht. Dies ist einem eigenen Berichtsteil der<br />

medizinischen Mitarbeiterin im Rahmen des Gesamtberichts vorbehalten.<br />

Darauf aufbauend war zu erwägen,<br />

• ob und in welcher Weise von hier aus Überlegungen für die Ausbildung und<br />

• für die Weiterbildung von Lehrern aller Schularten zu ziehen wären.<br />

• Als immer wesentlicher erkannt wurde im Verlauf des <strong>Projekt</strong>s die Kooperation mit<br />

Institutionen der allgemeinen Gesundheitsprävention, später auch der Krankenkassen<br />

– inzwischen auch vielerorts als Gesundheitskassen bezeichnet. Hier schälten sich<br />

allerdings unterschiedliche Interessenlagen heraus, die entsprechend zu<br />

unterschiedlicher Intensität in solchen Verbünden führten. Es zeigte sich, dass mit der<br />

Entfernung vom Zentrum „Schulbezogenheit“ das Interesse nachließ. Möglichweise<br />

mag hier auch die Zeit eine Rolle spielen, die schließlich mit Verzögerung doch zu<br />

aktiver Resonanz führt. Gleichwohl gab es auf dem Hintergrund persönlicher<br />

Kontakte wirkungsvolles Entgegenkommen.<br />

Für die praktische Arbeit des <strong>Projekt</strong>s wurde das Zeitfenster zwischen 1. Juli 2003 und 30.<br />

Juni 2005 bestimmt. Als Zeitraum für die zusammenfassende Auswertungsarbeit der<br />

<strong>Projekt</strong>leitung mit dem pädagogischen Teil und des medizinischen Teils und die Abgabe des<br />

Gesamtberichts sah man nach einem ergänzenden Schriftwechsel mit der Stiftung das<br />

Frühjahr / Frühsommer 2006 vor. Die Arbeit der internen Auswertung war also für die Zeit<br />

zwischen Herbst 2005 und Frühjahr / Frühsommer 2006 vorgesehen.<br />

Ins Auge gefasst wurden im Sinne von Zäsuren für Zwischenbilanz, bzw. für interne<br />

Evaluation eine 1. Arbeitstagung im November 2004 und eine 2. Arbeitstagung für den<br />

November 2005. Offen blieb zunächst, ob die Übergabe des <strong>Abschlussbericht</strong>s im Rahmen<br />

einer separaten, also 3. Tagung, stattfinden sollte oder mehr im Sinne einer kurzen Handlung,<br />

ergänzt um allgemeine Erläuterungen für Stiftung und Öffentlichkeit.<br />

Die Entscheidung, eine Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s im Jahr 2005 zu verwerfen und<br />

stattdessen in regionale Tagungen zu investieren erwies sich insofern als richtig, als Sachsen<br />

in den Jahren 2005 und 2006 drei landesinterne Tagungen für Lehrerinnen und Lehrer aller<br />

Schularten anbot. Nach unserem Kenntnisstand ist dies bisher in den anderen Ländern wenig<br />

oder gar nicht in Angriff genommen worden. In Baden – Württemberg wurde ein anderer<br />

Weg gewählt und zunächst, d.h. von Beginn der <strong>Projekt</strong>arbeit an, der Austausch auf der<br />

Ebene eines vom MKS einberufenen Begleitkreises gepflegt, der u. a. auch der Stärkung der<br />

Landesarbeitsstelle Kooperation Baden – Württemberg mit ihren nachgeordneten regionalen<br />

Arbeitsstellen dienen sollte.<br />

Die 2. Arbeitstagung, für das <strong>Projekt</strong> zugleich Abschlusstagung, wurde unter einem<br />

zweifachen Zweck geplant und durchgeführt, insofern sie<br />

• einerseits der Bestandsaufnahem nach dreijährigem Arbeitsprozess diente und<br />

• zugleich als Podium für ein Symposium zur weiteren Stärkung und zur Einführung<br />

weiterer Themen in Baden – Württemberg vorgesehen wurde.<br />

Damit erwies sich die ursprüngliche Planungsabsicht auch hier als richtig, mit den<br />

Ergebnissen sobald als möglich in die fachlich interessierte Öffentlichkeit zu gehen, um sich<br />

der Diskussion zu stellen. In Baden – Württemberg sollte damit beispielhaft hervorgehoben<br />

werden, dass der <strong>Projekt</strong>charakter mit seinem bestimmenden Moment von zeitlicher<br />

Begrenztheit in Vorhaben von relativer Dauer übergehen sollte. Damit sollte zugleich dem<br />

Gedanken der Stiftung an verbesserter Praxis als auch dem Wunsch des Landes nach<br />

innovativer Praxis Genüge getan werden. Eine strikte Trennung zwischen<br />

Grundlagenforschung und Anwendung im Sinne separater Teile wäre weder für die Praxis<br />

5


sinnvoll gewesen, und hätte auch einen Wissenschaftsbegriff repräsentiert, der sich weder<br />

mit „teilnehmender Beobachtung“ noch mit dem Begriff von „action research“, d.h.<br />

praxisbegleitender Forschung, hätte vereinbaren lassen. Das <strong>Projekt</strong> sollte von Anfang an<br />

auf die Basis bereits vorhandener Erfahrungen gestellt werden, die aufzuarbeiten und weiter<br />

zu entwickeln waren. Dieser Offenheit und diesem Prinzip einer „lokalen Autorität“ ist die<br />

Arbeit des <strong>Projekt</strong>s treu geblieben. Dies spiegelt sich sichtbar in den unterschiedlichen<br />

Ausprägungen der Abschlußberichte der einzelnen Schulen wider.<br />

Die <strong>Projekt</strong>leitung hatte Professor Dr. phil. Christoph Ertle übernommen, ärztliche<br />

Mitarbeiterin wurde Frau Dr. med. Astrid Kimmig, beide der Stiftung gegenüber<br />

ausgewiesen und per Vita dokumentiert. Für das <strong>Projekt</strong> konnte dankenswerterweise auch<br />

die Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg<br />

gewonnen werden, wesentliche Verwaltungsaufgaben, vor allem die Bewirtschaftung der<br />

Mittel zu übernehmen. Ferner zählt dazu die Beratung bei der Zuordnung von Ausgaben zu<br />

einzelnen Kostenarten der Stiftungsmittel und weiterer Drittmittel, die dem <strong>Projekt</strong> vor allem<br />

zur Finanzierung der 1. Arbeitstagung, November 2004 zugeflossen waren. Weiter konnte in<br />

begrenztem Umfang auch der Schreibdienst der Fakultät in Anspruch genommen werden.<br />

Ein eigenes <strong>Projekt</strong>sekretariat gab es nicht. Auch standen für die genannte 1. Arbeitstagung<br />

12./13. November 2004 Räume der Hochschule zur Verfügung, ebenso Mitarbeiter der<br />

Verwaltung, die sich um Bereitstellung und Funktionalität der hochschuleigenen Medien für<br />

die Tagung kümmerten. Schließlich stellte die Fakultät für die Dauer des <strong>Projekt</strong>s ein Laptop<br />

und ein Multifunktionsgerät zur Verfügung, die vor allem dem Webmaster, Herrn Julian<br />

Kaletta, die Arbeit an der Homepage, die Koordination von Anfragen und Verwaltung der<br />

Datenbank sowie Teile der Postversendung möglich machten.<br />

Der zunächst für den <strong>Projekt</strong>leiter vorgesehene Arbeitsplatz an der Hochschule erwies sich<br />

als Problem, da dieser im „Emeritenzimmer“ der Fakultät für sämtliche Professoren i. R.<br />

eingerichtet war – ganz abgesehen davon, dass dieses Zimmer direkt neben dem<br />

Aufenthaltsraum der Studierenden lag, dies auch noch bei ungenügender Isolierung. Als<br />

Konsequenz daraus wurde die Arbeit des <strong>Projekt</strong>leiters von Anfang an vom häuslichen<br />

Arbeitsplatz aus geleistet.<br />

Die Kolleginnen und Kollegen der Fakultät für Sonderpädagogik wurden über Verlauf und<br />

Ergebnisse des <strong>Projekt</strong>s informiert, Studierende waren „Gratis-Teilnehmer“ der 1.<br />

Arbeitstagung, und das Didaktische Zentrum erhielt von den Veröffentlichungen und<br />

Produkten des <strong>Projekt</strong>s jeweils doppelte Sätze kostenlos zur Ausleihe an Lehrer und<br />

Studierende. Dieses Grundangebot blieb auch für die 2. Arbeitstagung, zugleich<br />

Abschlusstagung, am 23. Juni 2006 bestehen. Studierende der Fakultät hatten auch zur<br />

Abschlusstagung in Reutlingen Gratiszugang.<br />

Von Anfang an wurden das Staatliche Schulamt Reutlingen für die Schulaufsichtsbezirke<br />

Reutlingen und Tübingen über Planung und Durchführung informiert, im weiteren<br />

<strong>Projekt</strong>verlauf gestaltete sich auch der Austausch mit dem Oberschulamt Tübingen so, dass<br />

über diese mittlere Schulaufsichtsbehörde die allgemeinen Schulen über die Arbeit des<br />

<strong>Projekt</strong>s informiert werden konnten.<br />

Gleiches gilt für die Landesarbeitsstelle Kooperation Baden – Württemberg beim<br />

Oberschulamt Stuttgart, später beim Regierungspräsidium Stuttgart, und der Abteilung der<br />

Landesarbeitstelle Kooperation beim Staatlichen Schulamt Reutlingen, später bei den<br />

Landratsämtern Reutlingen und Tübingen. Es gelang damit erstmals die wichtige<br />

Verknüpfung eines in der Sonderpädagogik ersonnenen Ansatzes mit der allgemeinen Schule.<br />

Was sich hier als selbstverständlich ausweist und dem <strong>Projekt</strong> zugute kam, hatte sich in der<br />

Vergangenheit über viele Jahre als nahezu unmöglich erwiesen. Als Beleg dafür mögen die<br />

6


egelmäßigen Anstrengungen gelten, im Rahmen des Sonderpädagogischen Tages /<br />

Reutlinger Tages als schulformübergreifende Fortbildungsveranstaltung über den Rahmen<br />

der Sonderpädagogik hinaus Lehrer aus anderen Schularten zusammen zu führen. Sie<br />

brachten in aller Regel nicht den gewünschten Erfolg schulartübergreifender neuer<br />

Erkenntnisse.<br />

Im Gegensatz dazu versammelte bereits die 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s nicht nur eine<br />

überraschend große Zahl von 170 Teilnehmern, sondern motivierte nun tatsächlich<br />

schulartübergreifend. Selbst ein Vertreter der Berufsschulen war anwesend, obwohl diese<br />

Schulart per definitionem nicht zu den allgemeinen Schulen gehört. Offenbar ist es gelungen,<br />

über das Thema des chronisch kranken Kindes und Jugendlichen Interesse zu wecken und<br />

Schulmauern zu überwinden. Es spricht ergänzend für die Kooperationsbereitschaft der<br />

Schulverwaltung, dass wir zur 1. Arbeitstagung 2004 mit ca. 1800 Einladungen Interessenten<br />

erreichten. Erfolgreich war auch die Bereitschaft der Schulverwaltung, über die<br />

schulinternen elektronischen Datensysteme alle Schulen mit den Einladungen zu versorgen.<br />

Ergänzend dazu hatten wir mit zwei Annoncen in der Zeitschrift für Heilpädagogik<br />

geworben (Mai und September 2004), um flächendeckend im deutschsprachigen Raum<br />

wenigstens die Sonderpädagogen anzusprechen. Die Auflagenhöhe dieser Zeitschrift liegt bei<br />

monatlich ca. 12000 Exemplaren. Auch für die Abschlusstagung und das Symposium wurde<br />

eine Annonce geschaltet, die in der gleichen Zeitschrift im Aprilheft 2006 erschienen ist.<br />

Die Zusammensetzung des Teilnehmerfeldes 2004 spiegelte eine Vielfalt wieder, die zwar<br />

einen Schwerpunkt bei den Sonderpädagogen hatte, doch weit darüber hinaus reichte.<br />

Freilich sind bis heute die Sonderpädagogen und die Lehrkräfte sonderpädagogischer<br />

Einrichtungen in erster Linie die Träger von Initiativen, denen sich das <strong>Projekt</strong> verschrieben<br />

hatte. Als „Türöffner“ für die <strong>Projekt</strong>idee wird auch auf absehbare Zeit die Klinikschule<br />

dienen; eine selbstverständliche pädagogische Aufgabe wird also im Wesentlichen über<br />

Sonderpädagogen auf den Weg gebracht werden müssen. Ansätze, die hier auf eine<br />

Veränderung hinweisen sind thematisch ausgeschriebene Fortbildung im Gegensatz zur<br />

üblichen Praxis schulartbezogener Fortbildung. In Sachsen ist diese Praxis in unserem<br />

Themenbereich bereits installiert.<br />

Insgesamt gesehen ist eine solche Veränderung dennoch ungemein zäh und scheitert oft an<br />

starren Regeln. Der bereits vor <strong>Projekt</strong>beginn beim MKS angesiedelte Begleitkreis ist ein<br />

anschauliches Beispiel für verändertes Denken in diesem Bereich. Regelmäßig sitzen<br />

Vertreterinnen und Vertreter aller Schularten, des Verbandes Sonderpädagogik, der Eltern<br />

kranker Kinder und der Lehrer bildenden Hochschulen – hier allerdings nur der<br />

<strong>Projekt</strong>leiter als nicht mehr an der Hochschule aktiv Tätiger - an einem runden Tisch und<br />

haben auch in diesem Rahmen die anstehende Tagung geplant: sie sollte von Anfang an<br />

• Abschluss des <strong>Projekt</strong>s als zeitlich limitiertes Vorhaben mit<br />

• längerfristigen, in die Lehrpläne aufzunehmenden Inhalte verknüpfen. <strong>Projekt</strong> ist<br />

demnach Ausdruck für Innovation bei gleichzeitiger Vorläufigkeit gegenüber fest<br />

installierten Aufgaben der allgemeinen Schulen.<br />

Von Ausnahmen und von neu ersonnenen Zugängen wird in den Einzelberichten der sieben<br />

am <strong>Projekt</strong> beteiligten Schulen zu lesen sein. In einigen anderen Ländern sind in den<br />

Kultusministerien Vorstellungen sichtbar geworden und der <strong>Projekt</strong>leitung zugegangen, die<br />

solche Erweiterungen nicht nur auf lokaler Ebene, sondern auch übergreifend als möglich<br />

erscheinen lassen. Zu den seit <strong>Projekt</strong>beginn kooperierenden Ländern Baden – Württemberg,<br />

Nordrhein – Westfalen und Sachsen ist inzwischen, schriftlicher Bekundung gemäß, als<br />

interessiertes Land Rheinland – Pfalz hinzugekommen. Aus anderen Ländern, Bremen,<br />

Hamburg und Mecklenburg – Vorpommern kommen Signale, die Interesse signalisieren,<br />

7


ohne schon konkret zu werden. Man muss sich allerdings im Klaren darüber sein, dass bis<br />

dato von einer neuen Realität im Sinne schulartübergreifender Praxis mit breitem<br />

Fundament in allen Ländern der Bundesrepublik keine Rede sein kann.<br />

Und auch die andere Seite verdient Beachtung, weil sie zusammen eine fast groteske Situation<br />

ergibt: Der Redakteur einer renommierten Wochenzeitung hatte einen Tag lang in einer der<br />

kooperierenden Schule recherchiert und mit Lehrern und Schülern Gespräche geführt,<br />

schließlich einen umfangreichen Artikel erstellt. Dies war im September 2005 geschehen. Bis<br />

Frühsommer 2006 war an eine Veröffentlichung nicht zu denken, weil die Redaktion jener<br />

Zeitung sich weigerte zur Kenntnis zu nehmen, dass kranke Kinder in den allgemeinen<br />

Schulen ein Problem sein können – es sei doch wohl selbstverständlich, dass man sich um<br />

diese Schüler besonders bemühe. Noch ist dies die Ausnahme, nicht die Regel.<br />

Eine Verbindung zwischen dem <strong>Projekt</strong> und der Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen<br />

konnte auch nach Eintritt des <strong>Projekt</strong>leiters in den Ruhestand zum 31. März 2002 erhalten<br />

werden. Dies dokumentiert sich einmal in laufenden und abgeschlossenen wissenschaftlichen<br />

Haus- und Diplomarbeiten von Studierenden. Eine überarbeitete Zulassungsarbeit ist zum<br />

ersten schriftlichen Dokument des <strong>Projekt</strong>s geworden (Ingo Frenzel: „Sorgenkind Unterricht<br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in allgemeinen Schulen – Lösungsansätze und<br />

Vorschläge für Lehrerbildung und Lehrerfortbildung“, Reutlingen 2004). Sie wird inzwischen<br />

in einer Folgearbeit der Universität Köln zitiert (Hildegard Iskenius – Emmler, Michael Jung:<br />

Zur Problematik der schulischen Reintegration von onkologisch erkrankten Jugendlichen,<br />

Z. f. Heilpäd., Heft 4,2006, S.146).<br />

Häufig hatten <strong>Projekt</strong>leiter und ärztliche Mitarbeiterin beraterische Aufgaben<br />

wahrzunehmen, die sich aus zahllosen Anfragen von Studierenden der Universitäten Köln,<br />

Oldenburg, Würzburg, Hildesheim u. v. a. ergaben. Nicht zu zählen sind Anfragen und auch<br />

Bestellungen der <strong>Projekt</strong>broschüren von Lehrerinnen und Lehrern aus allen Schularten. Dies<br />

wäre ohne elektronische Datenverarbeitung, Email und Internet nicht möglich gewesen. Das<br />

<strong>Projekt</strong> hatte neben eigenen Initiativen demnach auch Serviceleistungen zu leisten für<br />

ähnliche Fragestellungen, die in den letzten zwei Jahren andernorts entstanden sind. Vielfach<br />

konnte entsprechenden allgemeinen Vorstellungen (z.B. „Man müsste für diese Kinder und<br />

Jugendlichen etwas tun“) über Nachfragen und Angebote zur Beratung Nachdruck verliehen<br />

werden, ohne dass von <strong>Projekt</strong>seite tiefer in die örtliche oder regionale Struktur eingegriffen<br />

worden wäre. Dies war auch nicht in ihrem Sinn.<br />

Erfreulich war auch, dass das <strong>Projekt</strong> beim Kinderärztekongress 2004, Berlin, mit zwei<br />

Referaten vertreten war und dort vor einem interessierten Zuhörerkreis sprechen konnte.<br />

Hier nicht einzeln zu nennen sind die wahrgenommenen Termine von <strong>Projekt</strong>leiter und<br />

ärztlicher Mitarbeiterin während der drei Jahre. Die wesentlichen sind in gesonderten<br />

Übersichtsdarstellungen zusammengefasst.<br />

Als kontinuierliche Elemente von Information und Innovation sind die seit Jahren<br />

bestehenden, halbjährlichen Dienstbesprechungen als Begleitkreis beim Referat<br />

Sonderschulen des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg zu<br />

nennen – von ihnen war bereits die Rede. Vergleichbare Anstrengungen sind auch aus dem<br />

Sächsischen Staatsministerium mitzuteilen, das die Verbindung zur zentralen<br />

Lehrerfortbildung herstellen konnte. In den Tagen 20./21. Mai 2005 führte die Sächsische<br />

Akademie für Lehrerfortbildung (SALF) in Meißen erstmals eine Fortbildungstagung zum<br />

Thema durch. Das <strong>Projekt</strong> war dabei durch den <strong>Projekt</strong>leiter vertreten. Alle<br />

Mitarbeiterinnen im <strong>Projekt</strong> aus den drei sächsischen Schulen hatten bei dieser<br />

8


Fortbildungstagung Referate übernommen und konnten damit die erarbeiteten Ergebnisse<br />

aus der <strong>Projekt</strong>arbeit unmittelbar in die Lehrerfortbildung einspeisen. Ein thematisch<br />

ähnliches Angebot wurde vom Regionalschulamt Dresden am 12. November 2005 vorgelegt,<br />

das wiederum von den Mitarbeiterinnen des <strong>Projekt</strong>s und vom <strong>Projekt</strong>leiter mit bestritten<br />

wurde. Die jüngste entsprechende Tagung in Sachsen, März 2006, wurde in eigener Regie<br />

organisiert – das <strong>Projekt</strong> konnte sich zurückziehen.<br />

Vergleichbar gestaltete sich die Verknüpfung von <strong>Projekt</strong>, Forschung und Lehre an der<br />

Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin der Universität Tübingen. Eine ausführliche<br />

Darstellung ist dem <strong>Abschlussbericht</strong> der ärztlichen Mitarbeiterin vorbehalten, der u. a. auf<br />

den Schwerpunkt von deren Arbeit eingehen wird: die CD – ROM zum Thema Chronische<br />

Kinderkrankheiten und deren Erläuterung für Pädagogen.<br />

.<br />

Die im <strong>Projekt</strong> mitarbeitenden Lehrerinnen und Lehrer an den 7 Schulen für Kranke in<br />

Dresden, Freiburg, Freital /Sachsen, Gelsenkirchen, Herdecke, Leipzig und Tübingen und<br />

deren Bereitschaft, im <strong>Projekt</strong> aktiv zu werden, kam auf unterschiedliche Weise zustande und<br />

hängt mit der kurzen Geschichte des Gesamtrahmens „Schule und Klinik“ zusammen.<br />

• Zunächst zu den drei sächsischen Schulen, Dresden, Freital und Leipzig.<br />

Sie waren bereits während des Vorgängerprojekts „Schüler im Klinikum“ in den Jahren 1994<br />

– 1999 im Zuge von Angeboten zur Lehrerfortbildung an der Sächsischen Akademie für<br />

Lehrerfortbildung (SALF), damals noch Dresden- Pillnitz, Gesprächspartner gewesen –<br />

freilich ausschließlich bezogen auf die Schule in der Klinik, konsequent im Sinne neuer<br />

Vergewisserung von Schule und Unterricht in einem bereits zu Zeiten der DDR gepflegten<br />

Bereich von Bildung. Über das Sächsische Staatsministerium für Kultus wurde uns von<br />

Anfang an, vor allem vom zuständigen Referatsleiter, Herrn Dieter Schwägerl, großes<br />

Interesse entgegengebracht und die Arbeit nachhaltig gefördert. Und im Kreiskrankenhaus<br />

Freital für den Weißeritzkreis bot der Chefarzt der Pädiatrie, Herr Dr. Werner Münch,<br />

Rückhalt für das Heimischwerden von Schule in der Klinik. Dieses gute Einvernehmen sollte<br />

sich dann im aktuellen <strong>Projekt</strong> fortsetzen vor allem über die Kinderklinik am Klinikum<br />

„Carl Gustav Carus“ der Technischen Universität Dresden.<br />

• Ähnlich in Nordrhein-Westfalen mit den Schulen für Kranke in Gelsenkirchen und<br />

Herdecke.<br />

Auch hier konnte an vorgängige Erfahrungen in der Lehrerfortbildung (Gelsenkirchen) und<br />

an Interesse des <strong>Projekt</strong>leiters an anthroposophischer Medizin und Pädagogik, besonders<br />

Schulpädagogik, (Herdecke) angeknüpft werden. Bei Gelsenkirchen reizte das Konzept für die<br />

Integration der Schule in ein Konzept besonderer Medizin bei Allergie - und bei<br />

Asthmakindern. Die Schülerpatienten kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Zugleich<br />

bildet die Veränderung des Klinikkonzepts eine besondere Herausforderung an das<br />

Kollegium.<br />

• Schließlich Baden – Württemberg mit den Klinikschulen in Freiburg und Tübingen.<br />

Hier bot sich der Kontakt über die langjährige Mitarbeit der Klinikschule in der Ausbildung<br />

der künftigen Sonderschullehrer mit ihrer Schulstelle in der Abt. für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie an, nun allerdings als neue Erfahrung, mit der Schulstelle in der<br />

Kinderklinik, Abt. für Allgemeine Pädiatrie, Hämatologie und Onkologie. Und Freiburg war<br />

dem <strong>Projekt</strong>leiter vor allem in Gestalt des dortigen Schulleiters, Herr Sonderschulrektor<br />

Frieder Schmitt und dessen innovatorischer Besonnenheit aus Fortbildungstagungen der<br />

9


Jahre 1994 – 2001 (z. B. in Donaueschingen, Freiburg, Reutlingen, Frankfurt/Main) und<br />

durch eine gemeinsame Veröffentlichung vertraut.<br />

Bereits an dieser Stelle ist auf eine problematische Auffassung hinzuweisen, die sich vor allem<br />

an die Verbindung von <strong>Projekt</strong>idee, <strong>Projekt</strong>verlauf und <strong>Projekt</strong>ergebnisse knüpfte. Es war von<br />

Anfang an darauf zu achten, dass sich das Zentrum der praktischen Arbeit, nämlich<br />

innovativer Schulalltag mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen<br />

• mit den verfügbaren finanziellen Mitteln,<br />

• mit entsprechend motivierten Mitarbeitern und deren beruflicher Ausrichtung<br />

• und dies wiederum abgestimmt auf den verfügbaren Zeitrahmen von 2 Jahren<br />

durchführen ließ.<br />

Dies schloss eine in allen sieben Schulen identische methodische Vorgehensweise ebenso aus<br />

wie vergleichbare, zu erwartende Ergebnisse. Damit war klar, dass es sich mit dem Ende des<br />

<strong>Projekt</strong>s um Ergebnisse handeln würde, die sich auf den jeweils örtlich oder regional<br />

verfügbaren personellen Rahmen und die dort anliegenden Probleme zu stützen hatten. Und<br />

absehbar war ebenso, dass die Ergebnisse den Charakter von Vorläufigkeit haben müssen,<br />

an denen dann, bei Absicht und verfügbaren weiteren Mitteln, weiter zu forschen wäre.<br />

Diese Grundlinie erwies sich auch innerhalb des <strong>Projekt</strong>s als immer wieder schwierig zu<br />

vermitteln, insoweit, als bei Gelegenheit der Planung nächster Schritte die Forderung nach<br />

raschen bzw. vorschnellen Lösungen förmlich „durchknallten“ und fast erregt, der<br />

hinreichend vereinbarte Konsens, nämlich einen realistischen Zusammenhang zwischen<br />

Mitarbeitern, deren professioneller Ausrichtung, leistbarer Zusatzarbeit vor Ort und<br />

verfügbarer Mittel mit Blick auf erreichbare Ergebnisse herbei zu führen, sich auflöste und in<br />

Forderungen nach schnellen und vor allem rasch umsetzbaren Lösungen umschlug. Die<br />

Diskussionen während der 1. Arbeitstagung 2004 machten eine solche fast schon gierig zu<br />

nennende Suche erkennbar.<br />

Aus Sicht der <strong>Projekt</strong>leitung erwuchs aus solcher Erregung heraus eine Gefahr, bezogen auf<br />

die von Anfang an solide und beharrliche Motivation der Mitarbeiter. Man muss zur<br />

Kenntnis nehmen, dass die jeweilige berufliche Identität, und damit auch die professionelle<br />

Qualifikation der Mitarbeit als Lehrer immer wieder dort ihren Ausgang zu nehmen hat, wo<br />

es um Veränderungen geht. Es wäre ein unsinniges Unterfangen gewesen, aus Lehrerinnen<br />

und Lehrern vor Ort methodisch sorgfältige Forscher machen zu wollen. Lehrer haben eine<br />

andere Identität. So ging es darum, unter den gegebenen Umständen aus den erarbeiteten<br />

Daten Ergebnisse herauszupräparieren und der Praxis zur Überprüfung anzubieten.<br />

Es kann an dieser Stelle nicht ausführlich auf die unterschiedlichen Berufsidentitäten<br />

eingegangen werden, die Lehrer und Psychologen, im Weiteren vor allem Psychotherapeuten,<br />

als wesentliche Merkmale in ihrem Handeln auszeichnen. Hier nur soviel: Lehrer sind in<br />

einem wesentlichen Teil ihres Handelns auf Auswahl und Aufbereitung von Kulturgütern<br />

verwiesen, die sie ihren Schülern anzubieten haben. Nicht umsonst ist es zu einem allgemeinen<br />

Wort geworden, der Lehrer habe seine Schüler im Unterricht mit Stoff zu „versorgen“. Und<br />

entsprechend spricht man, mit Blick auf angemessene Schüler-Lehrer-Relation, von guter<br />

oder schlechter Unterrichtsversorgung. Psychologen und klinisch tätige Psychotherapeuten<br />

stellen ins Zentrum ihrer Tätigkeit die Erforschung von Motiven, jedenfalls insoweit der<br />

psychotherapeutischen Arbeit ein psychoanalytisches oder doch zumindest<br />

psychodynamisches Konzept zugrunde liegt.<br />

Überlappungen zwischen beiden Bereichen Pädagogik und Psychotherapie haben immer<br />

wieder zu Spannungen geführt, weil mehr oder weniger große Enttäuschungen zurückblieben<br />

waren. Andererseits kommen einige Bereiche der Pädagogik, vor allem der Sonderpädagogik,<br />

nicht ohne gegenseitige Annäherung beider Seiten aus, deren Schritte mit jeder kleinen<br />

10


Bewegung auf ihre Möglichkeiten hin zu betrachten sind. Dazu ist der große Bereich von<br />

Problemkindern, sog. verhaltensgestörten Kindern und Jugendlichen und der Bereich<br />

kranker Kinder und Jugendlicher zu zählen. Es handelt sich dabei um Kinder in besonderen<br />

Lebenslagen. Auf dem Hintergrund ihrer z. T. extremen Lebensbedingungen und<br />

entsprechend erschwerten Bedingungen von Lernen und persönlicher Entwicklung sind<br />

chronisch kranke Kinder, Kinder in besonderen Lebenslagen. Eine ausführliche Darlegung<br />

ist in diesem Kontext nicht möglich.<br />

Die Zahl der <strong>Projekt</strong>mitarbeiter in der Funktion als Beratungslehrer belief sich in der<br />

Planungszeit zunächst auf ca. 2-3, später 1 – 5 Kolleginnen und Kollegen pro Klinikschule,<br />

also ca. 20 im <strong>Projekt</strong> insgesamt. Sie sollten als Multiplikatoren in die allgemeinen Schulen<br />

hineinwirken. Es handelte sich um Sonderschullehrer unterschiedlicher Fachrichtungen, um<br />

GHS- Lehrer und in den sächsischen Schulen um Dipl. Pädagogen als Absolventen<br />

naturwissenschaftlicher, philologischer und pädagogischen Studiengänge im Status von<br />

Gymnasiallehrern. Es gab also sowohl von der Ausbildungsseite als auch von der gewählten<br />

Schulart her eine Vielfalt beruflicher Voraussetzungen, damit optimale Voraussetzungen mit<br />

Blick auf den Zielbereich „allgemeine Schulen“.<br />

Die gewählte Begrifflichkeit erfordert noch den ausdrücklichen Hinweis, dass der<br />

Ausgangspunkt für die zentrale Absicht des <strong>Projekt</strong>s, nämlich die Kollegenschaft in den<br />

allgemeinen Schulen zu stärken und auf Verbesserung der Arbeit bei chronisch kranken<br />

Schülern hinzuarbeiten, eben die Klinikschulen sind. Dort ist der Sachverstand versammelt,<br />

der erste Schritte mit der nötigen Kompetenz gehen lässt. Diese Konstellation bot gerade in<br />

der Anfangszeit des <strong>Projekt</strong>s eine verlässliche Grundlage, von der aus sich andere<br />

Konstruktionen hilfreich verändernder Struktur ersinnen ließen. Später, mit zunehmender<br />

Differenzierung, gesellten sich weitere Mitarbeiter dazu, die damit das örtliche Profil in<br />

weiteren Einzelheiten entfalteten und zugänglich machten. In zwei Schulen blieb es aus<br />

unterschiedlichen Gründen bei einzelnen Kolleginnen als Mitarbeiterinnen, so in Herdecke<br />

und in Freital.<br />

1.2 Inhalte des <strong>Projekt</strong>s, Methoden, Zeitplan<br />

Einen starken Impuls für das Zustandekommen des <strong>Projekt</strong>s hatte ein im Hochschulalltag<br />

regelhafter Vorgang geliefert, nämlich das Zusammentreffen von Interesse einer<br />

Studierenden zum Ende ihres Studiums der Sonderpädagogik, und beim zuständigen<br />

Fachdozenten der Wunsch, dem Schicksal chronisch kranker Schüler in einer x-beliebigen<br />

Schule näher zu kommen. Der Prozess allmählicher Umkreisung eines Arbeitsrahmens,<br />

Themenvorschlag, die anschließende Lektüre und Beurteilung der vorgetragenen Details aus<br />

der abgeschlossenen Studie als wissenschaftliche Arbeit zur Ersten Staatsprüfung – so lassen<br />

sich die Stationen eines solchen Weges benennen – verdichtete die Idee und ließ erste<br />

<strong>Projekt</strong>planung entstehen.. Die Autorin Diana Graf- Koscielniak betitelte ihre Arbeit (1997)<br />

mit „Diabetes mellitus bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter. Medizinische Diagnostik<br />

und Therapie – Konsequenzen für die Sonderpädagogik“.<br />

Damit war eine neue Seite der Ausbildung aufgeschlagen worden, insofern, als der Rahmen<br />

einer Schulart, noch dazu einer sonderpädagogischen Schulart überschritten worden war.<br />

Eminent pädagogische Fragen waren an eine allgemeine Schule als Maßstab herangetragen<br />

worden, Fragen, wie sie vor allem in der sonderpädagogischen Fachrichtung der<br />

Verhaltensgestörtenpädagogik im Mittelpunkt des Interesses stehen, so z. B.<br />

• wie erleben Kinder Unterricht,<br />

• wie erleben sie das Handeln ihrer Lehrerinnen und Lehrer<br />

11


• und welche persönliche Bedeutungsverleihung macht ein Angebot zu einem wertvollen<br />

Gehalt oder zur anhaltenden Qual, vor der man flieht und dafür vielfältige Formen<br />

der Flucht sucht.<br />

Bei der nach wie vor herrschenden bildungspolitischen Überzeugung von der Wirksamkeit<br />

getrennter Schulsysteme kann man sich ausmalen, in welchem Ausmaß solche versuchten<br />

Grenzüberschreitungen zu Konflikten mit den Nachbarn führen. Und selbst dort, wo der Sinn<br />

solcher Überschreitungen anerkannt wird – nicht selten deshalb, weil einzelne Kolleginnen<br />

und Kollegen oder auch ganze Kollegien mit ihrem Latein am Ende sind – vermag man sich<br />

pädagogischen Fragestellungen im Sinne individueller Bedeutung für einzelne Kinder und<br />

Jugendliche nur zögernd zu nähern. Wie ein großes und undurchdringliches Schutzschild<br />

werden Begriffe wie „Leistung“, „Klassenverband“ oder „Maßstab für Beurteilung“ allen<br />

Argumenten entgegengehalten, die sich auf eben solche individuellen und persönlich<br />

bewertenden Positionen beziehen. Aus manchen Schulen ist indessen von vorsichtiger und<br />

nachdenklicher Veränderung zu berichten. Anlass für solche Veränderungen sind nicht selten<br />

Schüler, die z. T. aus klinischer Behandlung und parallelem Unterricht in einer Klinikschule<br />

in die Heimatschule zurückkehren und deren Schulschicksal die abgebenden Kliniklehrer mit<br />

Besorgnis erfüllt.<br />

An dieser Stelle einer Begegnung zwischen Klinikschule und Heimatschule kann tatsächlich<br />

neues Denken entstehen; vermutlich ist die beiderseitige Bemühung um gedeihliche<br />

Entwicklung tragfähig genug, um einerseits, von Seiten der Klinikschule aus, den Groll<br />

angesichts fragwürdiger Pädagogik in den allgemeinen Schulen ruhen zu lassen, und<br />

andererseits von Seiten der allgemeinen Schule aus einen Dialog nicht zwangsläufig zum<br />

Zweikampf mit Feuer und Schwert zu machen. Vielleicht kann an dieser Stelle ein Begriff<br />

hilfreich sein, der in der Strukturtheorie und inzwischen auch in der Psychoanalyse eine<br />

wesentliche Rolle spielt: Dekonstruktion.<br />

Dekonstruktion kann hier verstanden werden als Verzicht darauf, am Vorurteil weiter zu<br />

bauen, die allgemeine Schule sei verhärtet und auch die Meinung zu revidieren, wonach die<br />

Klinikschule gut reden könne, weil sie nur kleine Gruppen oder gar einzelne Schüler zu<br />

unterrichten habe. Unter welchen Bedingungen solche Dekonstruktion jeweils möglich ist,<br />

wird zu untersuchen sein – vielleicht hängt dies davon ab, ob es gelingt, den Blick auf ein<br />

einzelnes Kind zu richten und daran Interesse zu entfalten.<br />

Es liegt auf der Hand, sich an ein solches Vorhaben wie das hier auf den Weg gebrachte<br />

<strong>Projekt</strong> mit seinem unmittelbaren Praxisbezug gar nicht heran zu wagen, ohne bei den<br />

beteiligten Lehrerinnen und Lehrern der Klinikschulen die Bereitschaft zu erkennen, solche<br />

Dekonstruktion auch für sich selbst als methodisch anregende Entdeckung zu betrachten.<br />

Erst recht im weiteren Verlauf sollte sich zeigen, wie sehr solches Zurücktreten von<br />

Überzeugungen, das Aufgeben oder doch wenigstens Relativieren von Prinzipien dazu<br />

beitragen mag, die jeweils eigenen und eigenverantwortlich geführten Formen von Beratung<br />

vor Ort anzuwenden.<br />

Fragt man weiter, wie denn nun im Falle unserer zentralen Thematik, nämlich dem<br />

Schulschicksal „Chronisch kranker Kinder und Jugendlicher in den allgemeinen Schulen“<br />

das Einzelschicksal auf die Lehrpersonen jeweils wirkt, so sieht man sich einem weit<br />

gespannten Spektrum von Stimmungen gegenüber, in dem<br />

• unstillbares Mitleid von hoher Erregung und raschem zupackendem Impuls mit dem<br />

Drang zu retten einerseits,<br />

• und andererseits schulische Konsequenz von erstarrter Pflichterfüllung, einem<br />

Zerrbild von Lehrplan verpflichtet, die Extrempositionen markieren mögen.<br />

12


In der Tat ist auch die zuletzt genannte Position von hoher, geradezu blinder Erregung für<br />

notwendige Nuancen der Abweichung von beschrittenen Lern- und Bildungswegen geprägt.<br />

Vermutlich lauert darunter eine ausgeprägte Sorge vor Kontrollverlust in einem insgesamt<br />

immer noch ziemlich rigiden Schulsystem.<br />

Auch auf diesem Hintergrund können die Bemühungen der Kolleginnen und Kollegien aus<br />

den Klinikschulen mit ihrer zweifachen Arbeitsrichtung nicht deutlich genug hervorgehoben<br />

werden, nämlich<br />

• im Rahmen ihrer Schule selbst zu unterrichten, also das Potential des pädagogischen<br />

Vorhabens Unterricht in der mächtigen Klinik zu stärken,<br />

• als auch außerhalb, in den allgemeinen Schulen, für verändertes Sehen und Denken<br />

einzutreten. Es lag ganz in der Absicht der <strong>Projekt</strong>leitung, keine Trennung von<br />

Grundlagen und pädagogischer Praxis zu vollziehen.<br />

Ungewöhnlich waren neben dem in der genannten Untersuchung von D. Graf - Koscielniak<br />

beschriebenen „Tatort“, – eine allgemeine Schule –, die zahlreichen Belege über den<br />

beklemmenden Alltag eines Schülers, der sich neben der ständigen gesundheitlichen<br />

Belastung mit den psychischen und sozialen Folgen seines Diabetes mellitus herumschlagen<br />

muss. Die Bedingungen des Unterrichts, Umgangsformen seiner Mitschüler und ihre Urteile,<br />

mehr noch das pädagogische Versagen der Lehrkräfte, lassen Schule für ihn zur Tortour<br />

werden. Ein Dokument von vergleichbarer Aussagekraft und Tiefgründigkeit zum<br />

Themenkreis ist bisher nicht vorgelegt worden. Allerdings ließ sie sich in den damals an der<br />

Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen bearbeiteten Fragenbereich nicht ohne weiteres<br />

einfügen. Zwar widmete man sich dort schon über längere Zeit kranken Kindern, doch<br />

überwiegend bezogen auf die „Schüler im Klinikum“ – und so lautete auch der Bezugsrahmen<br />

des damaligen Forschungsprojekts. Es wird im weiteren Verlauf als „Vorgängerprojekt“<br />

bezeichnet werden. Dazu ergänzende Anmerkungen.<br />

Das vordringliche Ziel dieses Vorgängerprojekts war es gewesen, sich einer Schule zu<br />

vergewissern, die zwar in einigen Ländern der Bundesrepublik und in EU-Ländern (z.B. in<br />

Österreich) gesetzliche Grundlagen hat und in der Bundesrepublik per Empfehlung der<br />

KMK vom 20. März 1998 mit einer einvernehmlich geregelten Aufgabe betraut ist, staatlich<br />

verordnet, doch vom Erscheinungsbild her den Eindruck vermittelt, insgesamt eher<br />

„unsichtbar“ zu sein, jeweils in einer großen Klinik zu „verschwinden“, einverleibt, letzten<br />

Endes verschluckt zu werden: eine Schule als Randerscheinung.<br />

Die genannte Studie über das Leben eines Schülers mit Diabetes mellitus in einer allgemeinen<br />

Schule hinterließ Betroffenheit, beschämte angesichts des geschilderten Unvermögens von<br />

Berufserziehern, mit alltäglichen Situationen umzugehen. Und auch die Beschäftigung mit<br />

dem Thema „Schüler im Klinikum“ im Rahmen des Vorgängerprojekts vermochte nicht das<br />

Unwohlsein zu dämpfen oder gar zu vertreiben. Aus einer zunehmend depressiv getönten<br />

Stimmung wandelte sich unter dem begonnenen Dialog mit der Kollegenschaft allmählich die<br />

Tristesse in Ideen und Vorstellungen dahingehend, wie erste Schritte und das Design für eine<br />

neue wissenschaftliche Arbeit beschaffen sein könnten. Diese Sammlung blieb jedoch aus<br />

mancherlei Gründen zunächst liegen, vor allem wohl deshalb, weil Ideen und Phantasien auf<br />

der einen Seite zunächst nicht mit planerischen Vorstellungen zusammen zu bringen waren.<br />

Wie sollte ein solches Vorhaben methodisch auf den Weg zu bringen sein, wie breiter zu<br />

gründen, wie zu dokumentieren, woran sollten die Mitarbeiter sich ihre Maßstäbe bilden?<br />

Es ist hier selbstkritisch anzumerken, dass die jahrelange Konzentration auf den Rahmen<br />

sonderpädagogischer Organisationsformen und schulischen Selbstverständnisses auch den<br />

<strong>Projekt</strong>leiter z. T betriebsblind gemacht hatte. Auf dem Niveau von Wünschenswertem,<br />

13


solches schließlich in einem größeren <strong>Projekt</strong> zu untersuchen, ließ sich die Idee allerdings<br />

halten. und in der Zwischenzeit aus aktuellen Anlässen mit Leben erfüllen bis schließlich,<br />

nach einem zeitlichen Abstand zum Vorgängerprojekt von gut 2 Jahren und Vorgesprächen,<br />

u.a. mit Schulen und mit dem damaligen Vertreter für Krankenpädagogik im Verband<br />

Deutscher Sonderschulen (VDS), Herrn SR Gerhard Lebherz, Wiesbaden, das Initialgespräch<br />

am 15. Mai 2002 bei der Robert Bosch Stiftung GmbH zustande kommen konnte.<br />

2. Ziele und Erwartungen – ein Vergleich der Vorhaben von 1994 und<br />

2003<br />

Von Anfang an sprang der Unterschied zum Vorgängerprojekt ins Auge: anders als in der<br />

Initialphase im Jahr 1994 setzte die Robert Bosch Stiftung auf eine Reihe von<br />

wünschenswerten Positionen, die über den traditionellen Rahmen Schule hinausgingen.<br />

Möglicherweise boten dafür die Erfahrungen aus dem von der Robert Bosch Stiftung<br />

geförderten <strong>Projekt</strong> und dem dazu veranstalteten Symposium „Schule und Gesundheit“<br />

Berlin, 13. Juni 2002, Argumente. So war der Wunsch, ein neues <strong>Projekt</strong> sei interdisziplinär<br />

auszulegen, Pädiatrie und Pädagogik zusammen zu führen und die Arbeitsbereiche, hie<br />

Kinderklinik, da allgemeine Schule und Sonderschule auf Gemeinsamkeiten hin zu<br />

untersuchen, von Anfang an zwischen den Partnern konsensfähig. Dies entsprach Reutlinger<br />

Tradition, innerhalb der unterschiedliche Formen von Kooperation zwischen der Fakultät für<br />

Sonderpädagogik und der Universität Tübingen seit über 50 Jahren zum festen Bestand ihrer<br />

Identität als Hochschule gehören. Unmittelbar lag nahe, die bestehende Kooperation mit der<br />

Staatlichen Sonderschule am Universitätsklinikum zu nutzen – bekanntlich bietet die<br />

Schulstelle am Klinischen Jugendheim der Psychiatrischen Universitätsnervenklinik<br />

Studierenden der Verhaltensgestörtenpädagogik willkommene Praktikumsplätze an.<br />

Nunmehr stand eine Erweiterung auf die Allgemeine Kinderklinik an, vor allem in den<br />

Bereichen Onkologie und Hämatologie. Es leuchtet ein, dass diese Krankheitsbilder, zumal<br />

unter der Maßgabe verkürzter Liegezeiten und ambulanter Versorgung kranker Kinder die<br />

klinische Versorgung, die Klinikschule und allgemeine Schule fast zwangsläufig mehr<br />

zusammenführen.<br />

Die Arbeit am Vorgängerprojekt, also die Frage nach didaktischen Besonderheiten und<br />

professionellen Merkmalen der Schule innerhalb klinischer Einrichtungen, war damals vor<br />

allem der Vergewisserung eines Schulkonzepts und seiner unterschiedlich ausgeprägten<br />

Formenlandschaft in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland gewidmet.<br />

Im Zeitrahmen von 6 Jahren konnte zwischen 1994 – 2000 in einer größeren Zahl von<br />

Veröffentlichungen in einschlägigen Zeitschriften, Wissenschaftlichen Hausarbeiten<br />

anlässlich von Staatsprüfungen für Lehrämter, Diplomarbeiten und einer Dissertation, eine<br />

Fülle an Material zusammengetragen, geordnet und über die Lehrerfortbildung den Schulen<br />

angeboten werden. Dabei schufen die alljährlich vom Forschungsprojekt organisierten<br />

Arbeitstagungen an der Reutlinger Fakultät – in den Jahren 1995 - 2001 kamen insgesamt 5<br />

solcher Arbeitstagungen zustande –, bei denen anfänglich über hinführende Themen berichtet<br />

werden konnte, später die Ergebnisse der Forschung mehr und mehr Eingang fanden. Die<br />

zunehmende Besucherzahl von Kolleginnen und Kollegen vor allem aus Baden-Württemberg<br />

und Bayern ließ Interesse und Notwendigkeit erkennen, dass Fortbildung nicht nur als<br />

Konsum verstanden wurde, sondern in den kontinuierlichen Besuchen auch mehr eigene<br />

Aktivität sichtbar wurde.<br />

14


Im Verlauf dieser Arbeitstagungen wurde Reutlingen zu einer der wenigen Stätten in der<br />

Bundesrepublik, die Fortbildung für Kliniklehrer regelmäßig anbieten. Die von einigen<br />

Klinikschulen initiierten kollegialen Arbeitskreise mit dem Anspruch Fortbildung anzubieten,<br />

haben nahezu ausschließlich privaten Charakter – ohne diese Formen sähe das entsprechende<br />

Angebot desolat aus. Der <strong>Abschlussbericht</strong> des Forschungsprojekts wurde mehrfach<br />

aktualisiert und liegt inzwischen in 5. Auflage (2004) vor, und die für den Schulalltag<br />

zusammengestellten Handreichungen mit einer umfänglichen Sammlung von Büchern,<br />

Bilderbüchern, Spielen, Lehr- und Lernmitteln, auch Videobändern, konnte nach<br />

Überarbeitung in 3. Auflage (2004) angeboten werden. Beide Dokumente wurden zur 1.<br />

Arbeitstagung 2004 in überarbeiteter Form neu herausgegeben.<br />

In der Folge gelang es auch, ein wesentliches Ziel der Forschungsarbeit durchzusetzen und<br />

dem Themenbereich „Unterricht bei kranken Kindern und Jugendlichen“ einen Ort in der<br />

Prüfungsordnung für das Lehramt an Sonderschulen in Baden-Württemberg (SPO I v.<br />

20.12.2000), als Angebot innerhalb der neu errichteten Wahlpflichtfächer einzurichten. Dies<br />

Thema hat unter gleicher Bezeichnung auch in die wiederum novellierte SPO I v. 24.08.2003<br />

Eingang gefunden. Was von Lehrplanarbeitsgruppen ersonnen und in die Prüfungsordnung<br />

eingefügt wurde, muss noch lange nicht als Lehrangebot den Studierenden angeboten werden<br />

– maßgebend ist die jeweilige Studienordnung der Fakultät und diese bestimmt, was in die<br />

Ausbildung wirklich aufgenommen wird. Hier ist ein bis heute schmerzlicher Verzicht zu<br />

beklagen. Die Fakultät hat sich bisher nicht dazu entschließen können, diesem Desiderat<br />

entgegenzukommen und es bei Ausschreibungen für neue Stellen mit in die inhaltlichen<br />

Forderungen an neue Besetzungen einzubringen. Der Themenbereich wird vorläufig über<br />

Lehrveranstaltungen einzelner Kolleginnen und über Lehraufträge am Leben gehalten. Dies<br />

ist begrüßenswert, doch auch zu wenig, um diesem wichtigen, schulartübergreifenden Thema<br />

hinreichend Beachtung und realistische Inhalte für den Schulalltag zu bescheren.<br />

Die beiden genannten Abschlussdokumente des <strong>Projekt</strong>s „Schüler im Klinikum“ –<br />

Forschungsbericht und Handreichungen – sowie das allgemeine Echo hatten mit dem Beifall<br />

für Erreichtes zugleich auch die Frage nach dem Schicksal chronisch kranker Kinder in den<br />

allgemeinen Schulen als dringend der Bearbeitung bedürftig aufgeworfen:<br />

Wie kommen chronisch kranke Kinder und Jugendliche in der allgemeinen Schule zurecht,<br />

• sei es, dass ein Zustand nach Klinikaufenthalt den Alltag wesentlich bestimme,<br />

• sei es, dass es eher um die übersehenen, sog. „unsichtbaren“ Krankheiten gehe, –<br />

erst allmählich zeichnet sich, weithin unentdeckt, eine pädagogische Aufgabe ab, wie sie<br />

bizarrer kaum sein könnte. Die von D. Graf - Koscielniak vorgelegte Untersuchung ließ das<br />

Unbehagen nicht zur Ruhe kommen, auch deshalb nicht, weil erste Nachfragen im Sinne von<br />

„Probebohrungen“ in den allgemeinen Schulen Einstellungen bei Lehrkräften zu Tage<br />

förderten, die Staunen, Verwunderung und z. T. blankes Entsetzen auslösten.<br />

Erste Ergebnisse bestätigten den Eindruck, dass Diabetes mellitus keineswegs ein Sonderfall<br />

war, etwa des verunsichernden Eindrucks wegen, den eine „unsichtbare Krankheit“ bei<br />

Lehrern tatsächlich auszulösen vermag. Was aus den Krankheitsbildern von Diabetes<br />

mellitus, Neurodermitis, Asthma bronchiale, Leukämie, Adipositas, Anorexia nervosa,<br />

Mukoviszidose oder Amputationen nach Unfällen oder Tumorerkrankungen dazukam, ließ<br />

den Anlass einer neuerlichen, nunmehr erweiterten Untersuchung als dringend notwendig<br />

erscheinen.<br />

Im Kern der versammelten Eindrücke erwies sich ein geradezu versteinertes Festhalten der<br />

allgemeinen Schulen an einem Verständnis von unterrichtlicher Versorgung erkennen, das<br />

mit Erziehung im Unterricht, bzw. der Zuwendung zu besonderen Lernsituationen mit der<br />

Konsequenz persönlicher Zuwendung nichts mehr zu tun hat. Man muss zur Kenntnis<br />

nehmen, dass sich Formen üblichen Umgangs angesichts einzelner Krankheitsbilder und<br />

15


deren Folgen für schulische Leistungserwartung bei nicht wenigen Lehrerinnen und Lehrern<br />

in Luft auflösen, vergessen oder gar aggressivem Unterrichtsgebaren geopfert werden.<br />

Während kleine Schulen innerhalb klinischer Einrichtungen insgesamt in ihrer Vielfalt zwar<br />

schillern mögen – die Einklassenschule in einer Kinderklinik ist etwas anderes als eine Schule<br />

mit differenzierter Lehrerausstattung für alle Alterstufen und alle Schulzüge in einem<br />

Großklinikum – und zur Revision überkommener Lehreridentität aufruft, dabei in keinen<br />

Schuh überkommener Vorstellungen von Schule und Unterricht passt, und zugleich auf<br />

originelle und sensible Formen von Gestaltung pädagogischer Situationen verweisen kann,<br />

mutet das Feld der allgemeinen Schule von der Grundschule über die Haupt- und Realschule<br />

bis zum Gymnasium, z. T. auch bis zu den Formen der Sonderschulen ein Leben von ziemlich<br />

allgemeinem Zuschnitt zu. Offenbar hatte der Gedanke an das Problem kranker Schüler<br />

außerhalb des geschützten Raumes Klinikschule neben Befürchtungen, sich auf Unwägbares<br />

einzulassen und gefälligst die bestehenden Schulkonturen zu hofieren auf der anderen Seite<br />

auch wach gemacht und zu Grenzübergängen ermuntert.<br />

Doch wie stellt sich diese andere Seite dar? Zunächst einmal nicht als neuer Schultypus,<br />

sondern im Handeln einzelner Lehrerinnen und Lehrer, die mit kranken Schülerinnen und<br />

Schülern im Unterricht zu tun haben und die mannigfache Art eigenes Scheiterns oder gar<br />

Unvermögens nicht verleugnen – mehr noch, nach Bündnispartnern Ausschau halten, die<br />

ebenfalls an einer Verbesserung von Lehrerhandeln interessiert sind. Hier ist von<br />

ermutigenden Erfahrungen gerade auch über die Beratungslehrerinnen und<br />

Beratungslehrern im <strong>Projekt</strong> zu berichten.<br />

Vergleicht man diesen Punkt mit dem zu Beginn des Berichts umrissenen quälerischen<br />

Umgang mit kranken Kindern, so zeigt sich ohne weiteres wache Sensibilität gegenüber<br />

eigenen Zweifeln, ob denn die übliche Routine im Lehrerberuf, was Lernerwartung und<br />

Anpassungsbereitschaft anbetrifft, noch ausreicht. Der Kontrast ist beachtlich: der<br />

weitgehend totalen Unterwerfung unter irgendwelche erstarrten Maximen mit den Folgen<br />

haarsträubender erzieherischer Fehler steht Verletzlichkeit, lebendige Nachdenklichkeit und<br />

die Bereitschaft gegenüber, die Mauern eigener Unfehlbarkeit zu überwinden.<br />

Dieser Idee kam eine Reihe von Schulen für Kranke entgegen, die ihrerseits die Mauern ihrer<br />

Schule überwinden wollten, weil sie am Weiterkommen ihrer ehemaligen Schüler interessiert<br />

waren, durchaus auch, weil sie mit der verbreiteten Selbstgenügsamkeit als Ausdruck<br />

zunehmender Verhärtung innerhalb mancher Klinikschulen nur bedingt zufrieden sein<br />

können. Mit diesem Potential konnte man neue Ideen ersinnen, weil diese Lehrerinnen und<br />

Lehrer „greifbar“ waren – innerhalb einer Schule sind sie konkret vorhanden, während die<br />

Lehrkräfte in den allgemeinen Schulen oft nur mühsam zu erspähen sind. Mehr noch:<br />

• Während die Klinikschulen jeweils von ganz speziellen Schülerpatienten aufgesucht<br />

werden, dreht sich in den allgemeinen Schulen der Spieß um und kranke Kinder<br />

kommen eher beiläufig oder auch ärgerlich störend in einem großen Betrieb von mehr<br />

oder weniger gesunden jungen Menschen vor. Hier gehören kranke Kinder zwar zum<br />

Alltag, haben den Status normaler Schüler und bleiben auf absehbare Zeit – der<br />

Lehrer hat sich darauf einzurichten.<br />

• Ganz anders in der Klinikschule, wo das Außergewöhnliche den Alltag regiert und die<br />

Schularbeit, wenn alles gut geht, auf ein möglichst rasches Entlassdatum zusteuert – in<br />

keiner Schule dominiert so sehr ein Selbstverständnis, Kinder alsbald hergeben zu<br />

müssen. Es ist noch nicht untersucht, wie sich solche Umkehrung der Lehreridentität<br />

auf das Handeln auswirkt. Es springt ins Auge, wie die keineswegs unübliche<br />

Zuweisungspraxis, ältere und weniger „belastbare“ Lehrer, etwa kurze Zeit vor dem<br />

Ruhestand, in Klinikschulen unterzubringen an der Sache gänzlich vorbeigeht. Altere<br />

16


Lehrer, zumal solche, die Entlastung suchen, kommen heillos durcheinander, wenn das<br />

für eine Klinikschule prägende Moment vorherrscht, nämlich Schüler auf kurze Zeit<br />

zu begleiten – die immer kürzeren Liegezeiten werden dieses Problem noch<br />

verschärfen, das Selbstverständnis dieser Schule ist ständig neu zu überprüfen – für<br />

eine pädagogische Einrichtung eine zunächst zwar ungewohnte, doch zugleich<br />

vitalisierende Vorstellung.<br />

Für eine tragfähige Basis, zunächst inhaltlich und den Gedanken von Beratung und<br />

gegenseitiger Vergewisserung auch methodisch entwickelnd, sodann auch finanziell<br />

darstellbar zu machen, galt es zunächst in der Art einer Ergänzungsreihe beide Gedanken in<br />

kleinen Schritten zu entwickeln. Zugleich war herauszufinden, wie in eine solche<br />

Abhängigkeit hinein die beiderseitigen Interessen von Lehrkräften an Stammschulen und an<br />

Klinikschulen miteinander zu verflechten waren. Dieser Klärungsprozess gestaltete sich<br />

zunehmend zu einem <strong>Projekt</strong> zeitlich vor dem eigentlichen <strong>Projekt</strong>. Und tatsächlich erwies<br />

sich diese Zeit, vor allem dann nach einer Ermunterung von Seiten der Robert Bosch Stiftung<br />

zu weiteren Verfolgung eines solchen Vorhabens, als äußerst mühsam und geprägt von<br />

Ambivalenz. Wenn schon nicht repräsentativ, so doch als beispielhaft sollten sich die<br />

einzelnen Zugänge erweisen – zeitweise schien sich die Frage nach der Praxisrelevanz in der<br />

Ferne zu verlieren. So gab es die eindeutige Zusage eines ärztlichen Klinikleiters in einer<br />

bedeutenden Klinik zur Mitarbeit, mehrere Besprechungen vor Ort und zugleich eiserne<br />

Verweigerung zu einer auch nur minimalen schriftlichen Festlegung oder gar<br />

Konzeptualisierung eigener Anteile an weiterer Planung. Das Vorhaben ließ sich von Seiten<br />

des <strong>Projekt</strong>leiters nicht mehr auf eine tragfähige Basis stellen. Vielleicht war diese krisenhafte<br />

Situation zugleich entscheidend für den zweiten Anfang in der Planung, denn nun setzten<br />

einige Kolleginnen und Kollegen der eigenen Skepsis den nachhaltigen Wunsch entgegen, es<br />

sei bereits viel Zeit und Kraft investiert worden, auch verwies man auf vorliegende<br />

beachtliche Dokumente, z. B. in Gestalt einer Schulbeschreibung – die frühe Vorwegnahme<br />

einer schuleigenen Vita, seit PISA zugleich Beleg für die relative und gedeihliche Entwicklung<br />

pädagogisch-didaktischer Initiative. Es ging so weit, dass mehrere Klinikschulen der um sich<br />

greifenden Lähmung eigene Initiativen entgegensetzten und Planung auf eigene Faust<br />

betrieben. Dies wiederum motivierte den <strong>Projekt</strong>leiter, sich nach neuen Perspektiven<br />

umzusehen.<br />

Spätestens an dieser Stelle ist die Zusammenarbeit der Reutlinger Fakultät für<br />

Sonderpädagogik und der Tübinger Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin näher zu<br />

begründen. Hier hatte die Schulstelle in dieser Klinik frühe Brückenfunktion übernommen<br />

und bereits seit Anfang der neunziger Jahre sich der Aufgabe gewidmet, zur Entlassung aus<br />

klinischer Versorgung anstehende Kinder in ihre Heimatschulen zu begleiten. Dies hatte zum<br />

Ziel, Mitschülern und Lehrern, aber auch den Schulen insgesamt die Auswirkungen von<br />

Krankheiten fachkundig näher zu bringen und Rückschulung sorgfältig vorzubereiten. Auf<br />

die vorliegenden Arbeiten zu diesem Aufgabenbereich kann an dieser Stelle nicht ausführlich<br />

eingegangen werden – hier nur soviel: eine Reihe der damals gelegten Spuren eines offenen<br />

Klinikschulkonzeptes waren nun aufzunehmen und weiterzuführen.<br />

Diese Anknüpfung erfolgte überraschend schnell. Innerhalb weniger Tage waren die<br />

notwendigen Absprachen getätigt, der Antrag an die Stiftung um den medizinischen Artikel<br />

der ärztlichen Mitarbeiterin „Zu Prävalenz und zu Schulproblemen chronisch kranker<br />

Kinder und Jugendlicher“ ergänzt und auf den Weg gebracht.<br />

Das <strong>Projekt</strong> knüpfte demnach an vorgängige Studien an – vor allem an „Schüler im<br />

Klinikum“ (Reutlingen) und „Liebe Klasse, ich habe Krebs“ (Tübingen) – um die<br />

17


zusammengetragenen Erfahrungen zu nutzen. Konkret boten sich als eine Quelle die<br />

Erfahrungen der Kliniklehrer aus Einzel- und Kleingruppenunterricht und aus<br />

gelegentlichen Kontakten mit den allgemeinen Schulen an, auf der anderen Seite konnte man<br />

sich auf Erfahrungen aus den Heimatschulbesuchen beim Geleit und beim Entwickeln von<br />

Vorstellungen über die Folgen von Krankheit mitten im normalen Leben stützen. Eine<br />

zweifache Erfahrungsbasis bot sich für den ersten Kontakt also an.<br />

3. Vorbereitung – Fragestellungen, Zweifel und erneuter Anfang<br />

Die Zeit zwischen Mai und Oktober 2002 – also zwischen der sondierenden Gesprächsrunde<br />

bei der Stiftung und der Antragstellung – wurde dazu genutzt, bei einer Reihe von<br />

Schulbesuchen die Bereitschaft zur zweifachen Ausrichtung der Schule für Kranke<br />

auszuloten. Anfänglich hatte dabei die Überlegung geherrscht, zu einem inhaltlich und<br />

methodisch einheitlichen Vorgehen in den mitarbeitenden Schulen zu kommen. Dabei übte<br />

die von Fachkollegen immer wieder erhobene Forderung nach vergleichbaren Ergebnissen<br />

einen gewissen Druck aus.<br />

Die Besuche indessen ließen von einem solchen Zuschnitt alsbald Abschied nehmen. Es war<br />

anders anzusetzen: die Individualität der einzelnen Schulen sollte die Basis bilden, von der<br />

aus auf dem Weg über die Vergewisserung eigener Potenz Beratungsangebote für<br />

Lehrerkräfte in den allgemeinen Schulen zu ersinnen waren. Das Innewerden eigener<br />

Allmachtswünsche war eine erste heilsame Erfahrung, denn die Folge davon war, dass die<br />

teilnehmenden Schulen, jede auf ihre Weise, sich Vorstellungen über mögliche Aufgaben,<br />

zunächst über ihre Arbeit überhaupt zu machen begannen. Heilsam auch insoweit, als sich<br />

zeigte, dass das Rad nicht erneut zu erfinden war, sondern die einzelnen Schulen längst<br />

zwangsläufig mit allgemeinen Schulen kooperierten und auf Erfahrungen verweisen konnten,<br />

die in Gestalt von Zustimmungen und Interesse für die Arbeit der Klinikschule einher kamen.<br />

Eine Kollegin meinte: „Eigentlich machen wir das ja schon, wir haben manchmal gar nicht<br />

wahrgenommen, dass wir es machen“. Selbstverständliches hatte durchaus Ort in den<br />

Klinikschulkollegien, aber die Reflektion darüber blieb weitgehend liegen. Aus den<br />

vorbereitenden Gesprächen seien einige Fragen notiert:<br />

• Ist draußen, also in den allgemeinen Schulen, Hilfe, Beratung überhaupt erwünscht?<br />

• In welcher Form wird diese Hilfe erwartet? Falls dies zutrifft – wer soll diese leisten?<br />

• Wie groß ist die narzisstische Kränkung der allgemeinen Schule, mit chronisch<br />

kranken Schülern nicht arbeiten zu können, aber mit ihnen arbeiten zu müssen?<br />

• Kann in den allgemeinen Schulen überhaupt erkannt werden, dass Schüler krank und<br />

anders belastbar sind als gesunde Schüler?<br />

• Wie ist es um mögliche psychische Auswirkungen bestellt, mit sichtbaren und<br />

unsichtbaren Krankheiten konfrontiert zu werden? Gibt es Unheimliches im<br />

schulischen Alltag?<br />

• Geht es nicht zunächst um das Erschließen von Grundverständnis für Krankheiten –<br />

Kindern sieht man Krankheiten nicht immer gleich an. Wer soll sich in dem Geflecht<br />

Klinikschule -allgemeine Schule - Eltern, zuerst auf den Weg machen?<br />

• Wie könnte, falls gewünscht, ein Angebot der Klinikschule für die allgemeine Schule<br />

inhaltlich und formal beschaffen sein?<br />

• Was wäre in einem solchen Fall unter Beratung zu verstehen? Wie könnte die Vielfalt<br />

an Inhalten dafür beschaffen sein? Soll der Prophet „Klinikschule“ zum Berg<br />

„allgemeine Schule“ wandern oder umgekehrt?<br />

18


• Kann sich die allgemeine Schule nicht auch selbst helfen, etwa über informatorische<br />

Angebote, die das Internet bereithält?<br />

• Wie kann das Kapitel Schulleistung, oft genug zum Götzen gemacht, zwar gewürdigt<br />

und als Aufgabe der Schule anerkannt, doch nicht als Instrument der Disziplinierung<br />

benutzt werden?<br />

• In welcher didaktischen Form sollte die Thematik „Krankheit bei Kindern und<br />

Jugendlichen“ in die allgemeine Lehrerbildung und Lehrerfortbildung eingebracht<br />

werden? Ist eher an systematische Untersuchungen oder eher an kasuistisches<br />

Material als Unterrichtsmaterial zu denken? Welches Gewicht kann Berichten<br />

kranker Schüler im aktuellen Lebenskontext beigemessen werden?<br />

• Und vor allem wurde in den allgemeinen Schulen immer wieder die zentrale Fragen<br />

zum Verhältnis Lehrer – Schüler aufgeworfen: Müssen wir etwas ganz anderes<br />

machen als bisher, oder bleiben wir beim Bisherigen und denken nochmals darüber<br />

nach? Und wenn wir neu nachdenken – in welche Richtung soll sich dies orientieren?<br />

Vielleicht vermag vertieftes Wissen über die Auswirkungen von chronischen<br />

Krankheiten weiterhelfen, auch wenn solche Aufklärung nur für einen Teil<br />

verbesserten Handelns stehen mag. Kann die Realität von Missbefinden bei kranken<br />

Kindern wirklich als deren Realität anerkannt werden, ohne ständig an einem fiktiven<br />

Normalzustand von Gesundheit gemessen zu werden? Kann man Kinder in ihrer<br />

Motivation stärken, ohne ihnen ständig in den Ohren zu liegen?<br />

Gemäß Vorgabe der Stiftung war ein Zeitplan für den Ablauf der einzelnen Schritte<br />

vorzulegen. Diese anfangs als beengend empfundene Forderung erwies sich als insgesamt<br />

hilfreich, zumal letzten Endes dann doch begründbare Varianten möglich geworden sind, wie<br />

etwa der veränderte Abgabetermin für das Abschlussdokument. So hatten wir gleich nach<br />

Genehmigung des Antrags eine Gesamtkonferenz für die anfänglich sechs, später sieben<br />

Schulen aus den Ländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen<br />

vorgesehen. Die kurz danach beginnenden großen Schulferien im Sommer 2003, die in ihrer<br />

zeitlichen Ausdehnung jegliche ernsthafte Planung bei länderübergreifenden <strong>Projekt</strong>en über<br />

volle drei Monate lähmten, waren gewiss ein Grund für einen Verzicht – vermutlich drückte<br />

sich in den z. T. sachlich nicht nachvollziehbaren argumentativen Pirouetten einzelner<br />

Lehrerinnen und Lehrer etwas anderes aus, nämlich der unausgesprochene Wunsch, sich<br />

nicht an eine wie auch immer geflochtene lange Leine der <strong>Projekt</strong>planung legen zu lassen.<br />

Und vielleicht spricht daraus auch eine Erkenntnis aus PISA, sich nämlich die schulinterne<br />

Planung und Konzeptualisierung nicht von außen überstülpen zu lassen, sondern sie selbst in<br />

die Hand zu nehmen.<br />

Die ersten drei Regionalkonferenzen fanden – wie eingangs erwähnt – unmittelbar nach<br />

<strong>Projekt</strong>genehmigung statt,<br />

• Ost in Dresden (4.7.03),<br />

• Süd in Tübingen (8.7.03) und<br />

• West in Gelsenkirchen (18.7.03).<br />

Sie führten deshalb jeweils nur zwei, bzw. drei Schulen zusammen und erleichterten den<br />

Austausch. Zum organisatorischen Problem war ein gruppendynamisches getreten. Größere<br />

Versammlungen können zu ziemlich narzisstischen Präsentationen führen, die dann bei<br />

vermutetem Ungenügen auch plötzlich verletzend wirken. Zugleich könnte die<br />

<strong>Projekt</strong>planung das zunächst gehegte gemeinsame Vorhaben zwar von Inhalt und Ziel<br />

festigen, doch vom Verlauf her und den gewählten methodischen Mitteln eher freigeben. Es<br />

galt nun die ganz unterschiedlichen Vorstellungen zunächst erst einmal zu erfassen, kennen<br />

zu lernen und in den Entwürfen der jeweiligen Kollegenschaft weiter zu entwickeln.<br />

19


Die drei Regionalkonferenzen hatten sich von den Tagesordnungen her einem<br />

übereinstimmenden Rahmen unterworfen. Es ging zunächst darum, das genehmigte<br />

Antragskonzept vorzustellen und die Vorgaben der Stiftung zu erläutern. Von den<br />

inhaltlichen Anteilen her erwies es sich als nötig, immer wieder die gegenüber dem<br />

Vorgängerprojekt veränderte Thematik geduldig zu erläutern – vielleicht deshalb ein<br />

Problem, weil die „Verwandtschaft“ mit bekannten Fragestellungen frühe Zufriedenheit nahe<br />

legte: immer wieder verwechselte man den Auftrag innerhalb der Schule mit dem<br />

Hauptthema des neuen <strong>Projekt</strong>s. Der Bezugspunkt außerhalb der eigenen vier Wände erwies<br />

sich als schwierig zu fixieren – tatsächlich aber wurde nunmehr die längst diskutierte Idee<br />

plötzlich Ernst, draußen, für die „abgegebenen“ Kinder etwas tun zu können. Es sollte um<br />

Kinder gehen, die nicht in erster Linie von den künftigen Beratungslehrern unterrichtet<br />

werden, mehr noch, es sollte Lehrern Beratung geboten werden, die nicht selten in<br />

ausgesprochen krisenhafter Situation um Beistand nachsuchen. Die Vorstellung, die<br />

Klinikschule als Ort eigenen Handelns für solche Beratung zeitweise zu verlassen erwies sich<br />

trotz nachhaltiger Zustimmung zum <strong>Projekt</strong> selbst immer wieder als ziemlich fremd. Dies<br />

zwar nicht im Sinne von Obstruktion – eher als ein Vorgehen, dem man ambivalent<br />

begegnete. Und vielleicht konnte man mit Blick auf einige Kolleginnen von der Annäherung<br />

an eine doppelte Berufsidentität sprechen.<br />

Zwischen der Genehmigung des <strong>Projekt</strong>s und dem Beginn des <strong>Projekt</strong>s in den Schulen kam es<br />

darauf an, die vertraglichen Voraussetzungen für die Mitarbeiter zu schaffen, ebenso die<br />

sächlichen Grundlagen im Bereich von EDV zu sichern – schließlich findet das <strong>Projekt</strong> nicht<br />

in den Räumen der Hochschule statt. Vermutlich hätte das Vorhaben 15 Jahre zuvor gar<br />

nicht etabliert werden können, als Schreibmaschine, Kopierer, Telefon und der Postweg als<br />

Medien bereitstanden. Die Einrichtung eines <strong>Projekt</strong>büros kann heute an nahezu jedem<br />

beliebigem Ort stattfinden, organisatorische Arbeit kann unter verschiedene Stellen aufgeteilt<br />

werden, die Teilnehmer sind unmittelbar erreichbar. Die hierfür notwendigen Mittel an Hard<br />

- und Software konnten beschafft werden, wozu die Hochschule selbst einen Anteil der vom<br />

Land als Prämien für eingeworbene Drittmittel erhaltenen Gelder einsetzte. Freilich musste<br />

auch auf eine Reihe privater Medien zurückgegriffen werden.<br />

3.1 Beteiligte Schulen – Hinweis auf Einzeldokumente<br />

Die Schulportraits der 7 beteiligten Schulen und die Kurzbiographien der Autorinnen und<br />

Autoren sind jeweils den <strong>Abschlussbericht</strong>en beigefügt. Diese Abschlussdokumente liegen als<br />

separate Dokumente vor. Für die Tagung wurden die gesammelten Dokumente auf eine CD<br />

gepresst. Nach Überarbeitung im Anschluss an die Abschlusstagung werden die Dokumente<br />

in die Homepage des <strong>Projekt</strong>s gestellt werden.<br />

3.2 Schulen und Lehrkräfte<br />

Bei der Auswahl der Schulen konnte z. T. angeknüpft werden an Begegnungen aus früheren<br />

Fortbildungstagungen, z. T. waren Veröffentlichungen zu Wegzeichen geworden, auch hatten<br />

Klinikkonzepte, erneute Fortbildungstagungen und Veröffentlichungen neugierig gemacht,<br />

wie sich solches auf die jeweiligen Schulen und überhaupt auf pädagogische Einrichtungen<br />

auswirken würde.<br />

Ausgehend von den Klinikschulen in Freiburg i. Br. und Tübingen als langjährigen<br />

Gesprächspartnern zeigte sich bereits hier, dass die Zahl mitarbeitender Lehrkräfte jeweils<br />

sich zwischen 2 und 4 bewegte. Zu den beiden baden-württembergischen Schulen kamen zwei<br />

aus Nordrhein-Westfalen, in Herdecke / Ruhr und Gelsenkirchen. In der Grundstruktur kam<br />

20


diese zuletzt genannte Schule den Freiburger und Tübinger Einrichtungen nahe, wenn auch<br />

bei wesentlich kleinerem Kollegium, und mit Außenstellen den Tübinger Schulstellen<br />

vergleichbar.<br />

Während die großen Universitätsklinika in Dresden, Freiburg, Leipzig und Tübingen einzelne<br />

Kliniken z. T. lokal verstreut, doch organisatorisch verbunden repräsentieren, die<br />

Klinikschule dem Klinikverbund sozusagen folgt, bildet in Gelsenkirchen die Schule für<br />

Kranke das Bindeglied für einzelne Kliniken im Stadtgebiet (Städtische Kinderklinik<br />

Westerholter Straße, Klinik Ueckendorf, Marienhospital und Klinik Bergmannsheil<br />

Gelsenkirchen - Buer), die ebenso jeweils nur einzelne Schüler haben, für die Unterricht am<br />

Krankenbett angeboten wird. Die Lehrerinnen sind für Unterrichtsstunden jeweils dort tätig,<br />

doch dort nicht mit einer kleinen Schulstelle „sesshaft“.<br />

An Herdecke lockte die theoretische Grundlage des pädagogischen Konzepts, die<br />

Waldorfpädagogik, wobei dort nach anfänglichem nachhaltigem Interesse mehrerer aus dem<br />

Kollegium eine besonders engagierte Kollegin sich für die Mitarbeit entschied und dann den<br />

willkommenen (und zugleich seltenen) Bereich von Rechnen in der Grundschule bis zur<br />

Höheren Mathematik und Astronomie unterrichtlich zu übernehmen bereit war. Hier<br />

standen nicht allein die Klinikschule im Vordergrund, sondern die pädagogischen und<br />

didaktischen Beziehungen zu einzelnen Schulen im Umfeld, besonders nach Hagen, Herdecke<br />

und den Ennepe – Ruhr – Kreis. Sie bilden ein Netz, in dem Rückkehrer mit ihren z. T<br />

extremen Schwierigkeiten aufgefangen werden können.<br />

Diesem Herdecker Modell noch am ähnlichsten ist die Klinikschule Freital / Sachsen,<br />

eigentlich Dependance einer benachbarten Förderschule. Eine dort tätige Lehrerin bietet in<br />

einem Kreiskrankenhaus Unterricht an und versieht außerdem noch Beratungsarbeit für<br />

Eltern, etwa im Sinne einer Schulpädagogischen Beratungsstelle. Beide Schulen, Freital wie<br />

Herdecke, sind in ihrer Arbeit von außerordentlicher Vielseitigkeit geprägt,<br />

notwendigerweise erfindungsreich und innovativ zu sein. Andererseits war der Austausch mit<br />

dem <strong>Projekt</strong>leiter gerade dieser Schulen über „kleine Fragen“ Zeichen für kritische<br />

Kontrolle eigenen Handelns und für die besondere Situation, die sich aus der Situation als<br />

„Einzelkämpferin“ ergibt.<br />

In den Leipziger und Dresdner Klinikschulen wird, auf dem Hintergrund personell besser<br />

ausgestatteter Kollegien, solche differenzierte Arbeit gleichermaßen geleistet, allerdings sind<br />

die Funktionsbereiche längerfristig mit einzelnen Kolleginnen besetzt, dies gilt für die GHS-<br />

und Realschulen ebenso wie für Gymnasien und die Beratung von Eltern. Bei allen Schulen<br />

imponiert durchweg eine mehr oder weniger ausgeprägte Vielfalt an Aktivitäten, die im<br />

eigentlichen Bericht zur 1. Arbeitstagung und zur Abschlusstagung demonstriert werden<br />

konnten. Sie sind inzwischen in die <strong>Abschlussbericht</strong>e der einzelnen Schulen und in einen<br />

Gesamtbericht der sächsischen Schulen zusammengefasst. Das sich langsam ausbreitende Netz<br />

von Kontakten zu allgemeinen Schulen ist ein Zeichen für das Fortwirken der eigentlichen<br />

<strong>Projekt</strong>arbeit nach deren Ende – es gibt Initiativen unter Bedingungen von Entlastung bei<br />

zunehmendem Interesse an der Sache.<br />

21


4. Durchführung; Zugänge und <strong>Projekt</strong>verlauf<br />

Das <strong>Projekt</strong> konnte sich nach der Einführung zunehmend auf örtliche Themen und fachliche<br />

Schwerpunkte konzentrieren. Dabei war es sowohl für die Arbeitsatmosphäre als auch für die<br />

inhaltliche Aussagekraft wichtig, dort anzufangen, wo Interesse erkennbar war, vielleicht<br />

auch schon eigene Erfahrungen gemacht worden waren und neue Aufgaben als persönlich<br />

lohnend vorstellbar wurden. Dies war etwa dann der Fall,<br />

• wenn in die Heimatschule/ Stammschule zurück geschulte Kinder entweder<br />

unmittelbar an die Kliniklehrerin herangetreten waren oder<br />

• wenn sie über die Stammschule auf sich aufmerksam machten.<br />

Allein von diesem Grundmuster zweier Richtungen der Kontaktaufnahme gab es zahlreiche<br />

Varianten, die immer darin mündeten, nach Verbesserungen der Situation in der Regelschule<br />

zu suchen.<br />

Bereist kurz nach <strong>Projekt</strong>beginn wurden aus Gelsenkirchen und Tübingen klar umrissene<br />

Wünsche und ausführlich dargelegte und begründete Erfahrungen vertreten, die auf die<br />

Bearbeitung interessierender Themen abzielten. Motto:“ Das wollen wir auf den Weg<br />

bringen, bzw. daran weiter arbeiten“<br />

Andere Schulen versuchten auf bereits beschrittenen Wegen eines breiten Engagements für<br />

kranke Kinder weiter zu gehen, ohne dass sich dies sogleich methodisch ausgeprägt gezeigt<br />

hätte. Hier war das Vorgehen eher tastend. Vielfalt schulischer Nöte und Konflikte kranker<br />

Schulkinder, z. B. in Gestalt von Leistungsminderung oder auch sozialer Isolierung machten<br />

breite und unmittelbare Überlegungen von Hilfe vor Ort nötig. Gespräche mit Eltern, mit<br />

Kolleginnen und Kollegen aufnehmender Schulen standen im Mittelpunkt. Es gab auch<br />

Beispiele für eine Intensivierung von Gesprächen mit einer ausgewählten Schule, die sich als<br />

besonders interessiert zeigte an Schülern, die eine Probebeschulung nach längerem<br />

Klinikaufenthalt suchten.<br />

Die siebente Schule, Freital, hatte sich erst später zur Mitarbeit entschlossen. Hier erwies sich<br />

auch des kürzeren Zeitrahmens wegen die Zurückhaltung des <strong>Projekt</strong>leiters bezüglich<br />

möglicher Arbeitsziele als besonders wichtig. Es zeigte sich gerade bei dieser Schule, dass eine<br />

am <strong>Projekt</strong>gedanken besonders interessierte Parlamentarierin motivierend bezüglich der<br />

inhaltlichen Ziele des <strong>Projekt</strong>s und stärkend auf die Beschaffung weiterer Drittmitteln<br />

wirkte.<br />

Die eigenen inhaltlichen und methodischen Präferenzen der künftigen Beratungslehrerinnen<br />

machten von Anfang an unmissverständlich klar, dass ein übergreifendes Gesamtkonzept<br />

weder Initiative fördernd noch fair gewesen wäre – der beschrittene Weg eines Pluralismus<br />

war zugleich Ausdruck demokratischer Wissenschaftspraxis. Doch mag dies nicht nur mit<br />

Blick auf dieses <strong>Projekt</strong> gelten, sondern auch realistischen Chancen für andere Schulen haben<br />

– man kann doch nicht im Ernst glauben, andere, als selbst erprobte Verfahren in den<br />

Schulen angewandt zu sehen.<br />

Was allenfalls Aufgabe einer wissenschaftlichen Begleitung sein kann, ist respektvolle<br />

Begleitung und vorsichtige Korrektur alltäglicher Erfahrung. Die <strong>Projekt</strong>leitung hat<br />

versucht, diesen Weg zu gehen auch dort, wo sie mehr Widerstand gegen vorgetragene<br />

Einwände und Vorschläge erwartet hatte. Es gab auch die andere Seite, nämlich aufregend<br />

neue Ideen und praktische Umsetzungen innovativer Überlegungen in den<br />

Regionalkonferenzen: ein Kollegium hatte so viel innovative Kraft, dass es gelang, in die<br />

regionale Schulverwaltung hinein zu kommen, die Schulleiter von Gymnasien anzusprechen,<br />

in der Klinikschule zu einer Informationsveranstaltung zu versammeln und schließlich in der<br />

22


Einführungsveranstaltung für künftige Lehrer an GHS ein Basisangebot zu Pädagogik bei<br />

Krankheit zu installieren.<br />

Nur zögernd wurde von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich unter den Mitarbeitern via<br />

E-Mail und Internet zu inhaltlichen Fragen des <strong>Projekt</strong>s auszutauschen. Die Motive für<br />

solche Zurückhaltung unter den Beratungslehrerinnen konnten noch nicht zufriedenstellend<br />

geklärt werden. Mit der <strong>Projekt</strong>leitung war der Austausch über E-Mail intensiv – insgesamt<br />

in den 3 Jahren weit über 1500 Emails, die Berichte oder Berichtteile noch nicht<br />

mitgerechnet. Zugleich erwiesen sich die Besuche des <strong>Projekt</strong>leiters vor Ort als unerlässlich,<br />

die Emails dienten der Vorbereitung. und nachträglichen Reflexion. Bereits nach einem<br />

halben Jahr Laufzeit hatte sich gezeigt, dass sowohl die Zurückhaltung bezüglich<br />

methodischer Vorgaben als auch die Ermunterung zu inhaltlicher Differenziertheit<br />

Grundlinien waren, die von allen Schulen angenommen werden konnten.<br />

Nun zu den einzelnen Schulen und deren Arbeit innerhalb der <strong>Projekt</strong>jahre. 2003 / 2004, 2004<br />

/ 2005 und 2005/2006. Die hier vorgelegten Zusammenfassungen sind Interpretationen des<br />

<strong>Projekt</strong>leiters. Als grundlegende Dokumente unter der Autorenschaft der 7 Schulen sind<br />

deren Einzelberichte im Verlauf der Abschlusstagung anzusehen. Für die folgenden<br />

Ausführungen ist der <strong>Projekt</strong>leiter inhaltlich verantwortlich.<br />

Freiburg<br />

Die Klinikschule ist Zentrum für alle Kliniken des Universitätsklinikums. Alle Lehrerinnen<br />

und Lehrer sind für einzelne Stationen zuständig und kommen auf unterschiedliche Weise<br />

mit Eltern, im Weiteren auch mit Lehrern der Heimatschulen in Kontakt. Dann gibt es die<br />

üblichen Gesamtlehrerkonferenzen, in denen übergreifende Ideen zur Aufgabenstruktur der<br />

Schule erwogen und in Angriff genommen werden. Freiburg hat das Netz seiner Aktivitäten<br />

weit gespannt. Dazu gehören die Initiative, im Haus selbst Angebote für Eltern und Lehrer<br />

einzurichten und die Klinik dabei mit einzubeziehen. Dann ist auf Dienstbesprechungen bei<br />

den vorgesetzten schulischen Behörden hinzuweisen, früher Oberschulamt Freiburg, seit 2005<br />

beim Regierungspräsidium Freiburg. Hier sind besonders weiterführend die Teilnahme an<br />

den Einführungsveranstaltungen für Studierende der Lehrämter für Grund – und<br />

Hauptschule, Realschule und Sonderschule. Dabei informieren die Kolleginnen und Kollegen<br />

des <strong>Projekt</strong>s über chronische Krankheiten bei Schulkindern und mögliche pädagogische<br />

Interventionen. Dies gibt es bis dato an keiner anderen Lehrerbildungsstätte in Baden -<br />

Württemberg. Aus inzwischen vorliegenden schriftlichen Rückmeldungen aus anderen<br />

Ländern kann von einer kontinuierlichen Information oder Konfliktberatung als Elemente<br />

der Lehrerbildung nicht gesprochen werden. Aus dieser Kooperation zwischen Klinikschule<br />

und Pädagogischer Hochschule Freiburg sind immer wieder Wissenschaftliche Hausarbeiten<br />

und Diplomarbeiten hervorgegangen, die von der Hochschullehrerin Frau Prof. Dr. Schleider<br />

und dem Leiter der Klinikschule, Herrn Sonderschulrektor Frieder Schmitt betreut werden.<br />

Ergänzend dazu ist auch auf eine Kooperation der Klinikschule mit dem Institut für<br />

Psychologie, Abteilung Rehabilitationspsychologie der Universität Freiburg /Breisgau zu<br />

verweisen. Von den Autoren M. Ehrentraut und R. Stegie wurde eine Studie zur schulischen<br />

Reintegration krebskranker Kinder und Jugendlicher vorgelegt (Z. f. Heilpäd. H. 12/2005, S.<br />

491 ff.). Im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s ist für den <strong>Projekt</strong>leiter die Vielfalt der Aktivitäten gerade<br />

dieser Schule besonders erkennbar geworden. Diese Schule wirkt nach außen in die<br />

Schulverwaltung und durch Fortbildungsveranstaltungen, darüber hinaus innovativ in die<br />

Lehrerbildung hinein.<br />

23


Dankbar gedenken wir in diesem Zusammenhang der im Bereich Fortbildung dieser Schule<br />

und der Kontaktpflege zu HOPE besonders engagierten Kollegin, Frau Stephanie Mersch -<br />

Wieczorek, die im März 2006 verstorben ist.<br />

Tübingen<br />

In Tübingen ist die Schulstelle Kinderklinik Partner im <strong>Projekt</strong>, d.h. ein Teilbereich der<br />

Schule am Universitätsklinikum. Während die aus dem Vorgängerprojekt als besonders<br />

rührig bekannte Schulstelle am Klinischen Jugendheim der Nervenklinik innerhalb der<br />

Schule besonderes Gewicht auf die schulische Betreuung psychisch auffälliger Schüler gelegt<br />

hatte und dies auch in mehreren Publikationen zur Diskussion stellte, geht es nun um den<br />

Bereich der allgemeinen Pädiatrie und schulischer Lösungen eben in diesem Bereich. Neben<br />

dem üblichen Unterricht bei stationär aufgenommenen Schülern gilt das besondere<br />

Augenmerk hier den aus der Klinik entlassenen Schülern. Den verkürzten Liegezeiten aus<br />

Gründen des medizinischen Fortschritts und auch der Kostendämpfung wegen gilt das<br />

besondere Augenmerk dieser Schulstelle. Zu einem Markenzeichen ist seit vielen Jahren das<br />

Vorhaben „Heimatschulbesuche“ als Brücke zwischen drinnen und draußen geworden, über<br />

das an den Heimatschulen, - gelegentlich auch als Stammschulen bezeichnet – Lehrer dort<br />

erreicht und für die „innere Lernwelt“ und die äußeren Lernbedingungen chronisch kranker<br />

Kinder sensibilisiert werden sollen. Dies gilt besonders dann, wenn Schüler auf Grund<br />

spezieller Behandlungsformen z.B. bei Leukämie zumindest vorübergehend zu Bürgern<br />

zweier Welten werden, der Schule in der Kinderklinik und der Heimatschule. An diese Praxis<br />

hat die Schulstelle Kinderklinik gleich zu Beginn des <strong>Projekt</strong>s angeknüpft und ihr Interesse<br />

bekundet, das Thema in Gestalt einer Videoproduktion umzusetzen. Darauf wurde dann auch<br />

in der Folge das wesentliche Interesse und die verfügbare Kraft konzentriert. Erst in den<br />

Anfängen und bezogen auf eine Umsetzung im Sinne einer Produktion noch ungeklärt, doch<br />

gleichfalls grundsätzlich förderungswürdig ist das <strong>Projekt</strong> „Kranke Kinder ans Netz“, mit<br />

dem zwischen beiden Schulen eine Verbindung geschaffen werden soll. Für eine erste<br />

Probephase konnten Mittel aus dem <strong>Projekt</strong> bereitgestellt werden. Hervorzuheben sind die<br />

Veröffentlichungen über Bücher und Broschüren, die die Arbeit seit vielen Jahren<br />

kontinuierlich dokumentieren. .Die Schulstelle Kinderklinik konnte mit der Videoproduktion<br />

„Schulbesuche – Brücken ins Leben“ ein besonders gelungenes Produkt vorlegen, das<br />

inzwischen in zwei Versionen, für Schüler und für Lehrer, den Blick auf verschiedene<br />

Formen chronischer Krankheiten und möglichen Umgangs an allgemeinen Schulen legt.<br />

Gelsenkirchen<br />

Die Gelsenkirchener Schule (Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen, Städt. Kinderklinik<br />

an der Westerholter Straße) legte ähnlich entschieden wie Tübingen, von Anfang an Wert auf<br />

eine Abstimmung ihrer Arbeit mit den speziellen medizinischen Überlegungen und<br />

Therapieansätzen zu Kindern mit Asthma bronchiale und Neurodermitis, wie sie der Arbeit<br />

des medizinischen Bereichs dieser Klinik zu Grunde liegen. Inzwischen ist mit einer<br />

Tagesklinik für psychisch auffällige Schüler eine weitere Abteilung dazugekommen. Der<br />

Bundesverband Allergie- und umweltkrankes Kind e. V. mit Sitz in der Kinderklinik ebenda<br />

legte zu beiden Krankheitsbildern Broschüren vor. Inzwischen veröffentlichte die Schule, nun<br />

wiederum auf der Grundlage dieser Broschüren, Informationsblätter für die Hand des<br />

Stammschullehrers, die neben einzelnen Hinweisen zur medizinischen und pflegerischen<br />

Relevanz auch pädagogische und didaktische Überlegungen aufgenommen haben. In beiden<br />

24


Infoblättern stehen hierbei Hinweise im Vordergrund, die vor allem Lob und Ermutigung für<br />

Leistungen, auch bei kleinen Lernfortschritten betreffen. Weitere Hinweise betreffen<br />

Erleichterungen beim Sportunterricht und beim Schreiben zumal dann, wenn die Hände auf<br />

Grund der Krankheit – z. B. wegen Salbenverbänden – eingeschränkt oder auch<br />

vorübergehend gar nicht benutzt werden können (2003). Die spezielle Ausrichtung der Klinik<br />

auf Neurodermitis mit einer besonderen Diätetik bringt es mit sich, dass Schüler aus dem<br />

ganzen deutschen Sprachraum hier klinisch versorgt werden. Damit ist der Kontakt mit den<br />

Heimatschulen nahezu ausschließlich über schriftlichen Austausch möglich – dies macht<br />

unmittelbare oder gar krisenbezogene Interventionen in den Heimatschulen nach<br />

Rücksprache mit der Klinikschule besonders schwierig und aufwändig. Schriftliche<br />

Informationen sind deshalb bei vielen Schülern das Medium der Wahl.<br />

Für Schüler, die aus den akutklinischen Bereichen entlassen worden sind, hat das Kollegium<br />

mit dem Angebot eines Lehrergesprächskreises für Heimatschullehrer ein wichtiges<br />

Instrument für psychische Hygiene und für anleitende praktische Schulpädagogik installiert.<br />

Der vorliegende Bericht geht den Einzelheiten des Beratungskonzepts im Gesprächsverlauf,<br />

der Entwicklung des Konfliktgeschehens und dessen methodischen Umformulierung in den<br />

Details sorgfältig nach und beschreibt Möglichkeiten für die Verbesserung des<br />

Lehrerverhaltens und Lehrerhandelns. In einem ersten Entwurf über die Beratungsarbeit<br />

legte die Schule eine Skizze vor, in der die Aufgabe des Gesprächskreises für „Lehrerinnen<br />

und Lehrer ehemaliger Patientinnen und Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie“<br />

umrissen wird, ergänzt um Protokolle der Sitzungen. Eine interessante Änderung ergab sich,<br />

als auf Vorschlag des <strong>Projekt</strong>leiters die in dem von der Stiftung vorgelegten „Merkblatt<br />

<strong>Abschlussbericht</strong>“ genannten Anhaltspunkte bereits für einen Vorbericht herangezogen<br />

wurde. Das Kollegium stellte Ziele und mögliche Richtungen sogleich an den Anfang, danach<br />

fortgeführt im Kapitel Durchführung bis hin zur Zielerreichung. Es war für das <strong>Projekt</strong> eher<br />

kontraproduktiv, dem Beratungsgeschehen weitgehend freien Lauf zu lassen, eine ungefähre<br />

Ausrichtung an einem psychotherapeutischen Verfahren zu sehen, das seine Berechtigung u.<br />

a. aus der freien Assoziation des Patienten und der gleichschwebenden Aufmerksamkeit des<br />

Therapeuten samt dessen Interventionen bezieht. Insofern hat das <strong>Projekt</strong> gerade in seinen<br />

Beratungsangeboten einerseits einen zielorientierten Anspruch, doch war zugleich darauf zu<br />

achten, dass Beratung nicht zur aufklärerischen Information verkommt, die sich über die<br />

momentane psychische Befindlichkeit der Teilnehmer hinwegsetzt. Eben dieser Befindlichkeit<br />

und deren hinreichender Klärung wollte die Schule entgegenkommen, in dem nicht nur in<br />

den Sitzungen des Beratungskreises sondern auch in den Protokollen qualitative Elemente<br />

ergänzend zu den quantitativen Aussagen über die Brauchbarkeit von Gesprächsverläufen an<br />

die Seite gestellt wurden.<br />

Herdecke<br />

Die zweite am <strong>Projekt</strong> teilnehmende Schule in Nordrhein-Westfalen ist die Ita - Wegmann-<br />

Schule am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke/Ruhr. Für die Mitarbeit im <strong>Projekt</strong> konnte<br />

sich nur eine Kollegin entscheiden. Sie vertritt als Mathematikerin vor allem dieses Fach,<br />

inzwischen erweitert um Astronomie und die Arbeit am PC. Neben dem üblichen Unterricht,<br />

auch als Leistungsfach und Neigungs- bzw. Vertiefungsfach, hat sich im Lauf der Jahre als<br />

ausgesprochener Schwerpunkt der Schule die Förderung und Vorbereitung der<br />

Rückschulung herausgestellt.<br />

Dabei liegt das Gewicht einerseits auf den Kontakten zu örtlichen Schulen, hier mit<br />

besonderer Nähe zum Gymnasium der Stadt, dem Friedrich - Harkort - Gymnasium. Der<br />

andere Schwerpunkt ist erst in den letzten Jahren mehr ins Blickfeld getreten, gewiss nicht<br />

nur in Herdecke, sondern auch in einer Reihe anderer Klinikschulen: es gibt Schüler, die die<br />

25


Rückkehr zwar nicht verweigern, aber doch diesen Schritt nur in kleinen, erprobenden<br />

Schritten tun können. Man wird beim Ausgreifen und dann wieder Zögern an die<br />

„Echternacher Springprozession“ erinnert, bei der auf zwei Schritte vorwärts einer zurück<br />

erfolgt. Man stelle sich die Unterschiede vor: hier, also in der Klinik und in der Klinikschule<br />

die kleinen Klassen mit z. T. wenigen Mitschülern, was im Erleben zunächst einmal eine<br />

gänzlich andere Psychodynamik von Zugewandtheit, bzw. von Distanz auslösen mag. Die oft<br />

als bedrückend erlebte Konkurrenz in großen und auch in kleineren Klassen öffentlicher<br />

Schulen gehört plötzlich in eine andere Welt. Die Lehrerin, der Lehrer, den man<br />

üblicherweise mit vielen Mitschülern teilen muss und deren Präsenz entweder als kränkend<br />

fern oder auch abgewandt erlebt werden mag, ist nunmehr nahe, dies ständig, und in der<br />

Regel persönlich zugewandt. Man hüte sich, diese Veränderung nun sogleich auch als besser<br />

oder mehr förderlich zu taxieren – die Veränderung muss zunächst einmal psychisch<br />

verarbeitet werden. Man wird offen sein müssen für Veränderungen in jede Richtung, und<br />

möglicherweise werden einige die dichte Situation als bedrängend erleben, zumal sich auf den<br />

Stationen, etwa im Rahmen einer Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, die<br />

Begegnungen mit den Mitschülern fortsetzen. Für das Erleben der Lehrerin und ebenso im<br />

Erleben und Beobachten des <strong>Projekt</strong>leiters war indessen die Klinikschule als Moratorium<br />

zwischen den Schulwelten drinnen und draußen prägend. Vermutlich stellt sich diese<br />

Situation ständiger Vermittlung dann als besonders dramatisch dar, wenn sich die Aufgabe<br />

des Brückenbauens zwischen drinnen und draußen in einer Lehrperson vereinigt. In der<br />

Arbeit dieser Kollegin lag das Gewicht auf der schulischen Einzelfallhilfe und deren<br />

Dokumentation im Bericht. Dies erweitert das bisherige Spektrum der einzelnen schulischen<br />

Aktivitäten zum Thema um persönlich geprägte schriftliche kasuistische Studien, die den<br />

Einblick in Krankengeschichten unmittelbar möglich machen. Man kann sich in die<br />

verschlungenen Pfade auf dem Weg zur Genesung einfühlen, weil man bei der Lektüre<br />

berührt und mit dem eigenen Empfinden konfrontiert wird.<br />

Dresden, Freital und Leipzig<br />

Mehr als in Baden – Württemberg und Nordrhein – Westfalen waren von Anfang an die<br />

sächsischen Schulen im fachlichen Kontakt miteinander. Bei Dresden und Freital war solche<br />

Kooperation schon durch räumliche Nähe und durch das zuständige Regionalschulamt<br />

begünstigt. Die Kooperation im <strong>Projekt</strong> indessen nahm ihren Anfang bereits in der zweiten<br />

der Regionalkonferenzen. Dies mag mit der anfänglichen Unsicherheit angesichts einer<br />

ungewohnten und weder vom Verfahren noch von den Details im Verlauf her genau<br />

kalkulierbaren Zielrichtung des <strong>Projekt</strong>s zusammengehangen haben. Dann mag auch eine<br />

wesentliche Rolle dabei gespielt haben, die zu DDR – Zeiten einheitliche Lehrerbildung und<br />

einheitliche Stoffplanung - sie ließ unterschiedliche Entwicklungen in den Regionen gar nicht<br />

zu. Man rückte näher zusammen, zumal auch der <strong>Projekt</strong>leiter aus dem Westen kam. Es gab<br />

anfangs zumindest vorsichtiges Zögern bei gleichzeitiger großer Offenheit und Zugewandtheit<br />

dem <strong>Projekt</strong> gegenüber.<br />

Fast unmerklich, gleichwohl erkennbar, gab es mehr und mehr plausible Zusammenhänge<br />

zwischen den örtlichen Arbeitsbedingungen in den Klinikschulen, den Anforderungen von<br />

Seiten der allgemeinen Schulen und gewiss auch der Offenheit der vorgesetzten<br />

Dienstbehörden in der Schulaufsicht. Eine glückliche Erweiterung der Perspektiven<br />

überkommener Abhängigkeit und zugleich Symbol für die Offenheit und den<br />

Gestaltungswillen in den neuen Ländern war die Bereitschaft der Vizepräsidentin des<br />

Sächsischen Landtages, Frau Andrea Dombois, für die sächsischen Schulen die<br />

Schirmherrschaft über die Arbeit im <strong>Projekt</strong> zu übernehmen. Schirmherrschaft wurde hier<br />

26


nicht im üblichen Stil freundlicher Worte bei harmlosen Auswirkungen übernommen,<br />

sondern als aktive Mitgestaltung, Präsenz bei Tagungen – so z.B. Kreischa 2005 – und einer<br />

Fülle anregender Impulse zur Mittelbeschaffung für die Ausstattung der Schulen mit<br />

Hilfsmitteln und Ideen zu Kontakten mit öffentlichen Einrichtungen – kranke Kinder und<br />

Jugendliche sollten aus ihrer Außenseiterrolle ohne mildtätige Gesten in ihren Lebensfeldern,<br />

vor allem in den öffentlichen Schulen heimisch bleiben. Vielleicht kann die demokratische<br />

Kultur in den alten Ländern von solcher unprätentiösen Aktivität einer Parlamentarierin<br />

herausgehobener Stellung Anregungen bekommen.. Bereits in die erste Regionalkonferenz<br />

wurden die zuständigen Vertreterinnen der Regionalschulämter Dresden und Leipzig ebenso<br />

einbezogen wie die Fachberaterin für die Klinikschulen und die Sächsische Akademie für<br />

Lehrerfortbildung (SALF) in Meißen.<br />

Für den <strong>Projekt</strong>leiter bildete sich darin eine auf den <strong>Projekt</strong>verlauf bezogen frühe und vom<br />

Personenkreis her breite Verknüpfung zwischen Schulverwaltung, Lehrerfortbildung und<br />

eigentlicher Beratungsarbeit in den Schulen ab. Die Ergebnisse von Diskussionen an der Basis<br />

Schule und Erträge aus der Forschungsgruppe verstaubten nicht in akademischen<br />

Lagerräumen, sondern gerieten früh in Kritik und Erprobung – allerdings ist der<br />

Entwicklungsprozess auch langwieriger, weil verständliches Drängen nach Ergebnissen<br />

mehrfach überprüft wird. Es ist interessant, dass bei den Gesprächen vor Ort mehr und mehr<br />

zwei Themen zunächst beherrschend waren und die <strong>Projekt</strong>leitung auch gehörig unter Druck<br />

setzten, anfangs durchaus belastend wirkten. Besonders dominierte die Forderung nach einer<br />

Vergleichbarkeit von Beratungsmethoden und deren Kontrollmöglichkeit für die teilnehmenden<br />

Beratungslehrerinnen – es müsse sich doch so etwas wie ein methodischer Korpus von<br />

Einheitlichkeit durch das <strong>Projekt</strong> ziehen, idealiter von Freiburg / Breisgau bis Freital /<br />

Sachsen.<br />

Die andere Forderung machte einen Wissenskorpus medizinischer Fachlehre für<br />

Beratungslehrer zum dringenden Desiderat – man sah in der ärztlichen Mitarbeiterin hier<br />

geradezu die Garantin für die Bereitstellung eines solchen Wissensbestandes. Beide Positionen<br />

sind zunächst nicht unbillig, zumindest die zweite ist eine wesentliche Aufgabe des <strong>Projekt</strong>es<br />

geworden – sie war bekanntlich bereits bei der Planung mit in die Begründung für die<br />

interdisziplinäre Ausrichtung aufgenommen worden. Das Problem wird sein, Umfang,<br />

Darbietungsweise und professionelle Zuordnung zum Beruf des Lehrers (und nicht zu einem<br />

„halben Mediziner“) herauszufinden und zu einem Element in den Forschungsergebnissen zu<br />

machen. Gewiss hat das Drängen nach medizinischem Wissen noch einmal das bereits aus<br />

dem ersten <strong>Projekt</strong> sattsam bekannte Problem ungenügend gefestigter Professionalität des<br />

Lehrerberufs erkennbar werden lassen: anstatt sich den Schülern unter den jeweils<br />

herrschenden Verhältnissen und Zuständen zunächst zuzuwenden und nach Möglichkeiten zu<br />

suchen, dem Berufsauftrag im Unterrichten nachzukommen, schieben sich Wünsche nach<br />

anderer Identität dazwischen. Ärztlichem Fachwissen wird dabei mit ganz unterschiedlicher<br />

Begründung heilende, verändernde und entlastende Funktion zugesprochen – vielleicht kann<br />

sogar an eine stillschweigend erhoffte ,“heiligende“ Wirkung gedacht werden. Sie ist für das<br />

Handlungsfeld des Lehrers in solch purifizierter Form fatal, weil sie Illusionen nährt. Die<br />

skizzierte Nähe der drei Schulen untereinander hatte auf der anderen Seite anregende<br />

Unterschiede, die nun auch zu Vergleichen herausfordern.<br />

Die Dresdner „Klinikschule am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen<br />

Universität Dresden“, bietet mit ihrem Kollegium sowohl innerhalb des Klinikums als auch<br />

nach außen in allgemeine Schulen, Unterricht und Stützung der Kollegien an. Dabei gibt es in<br />

einem bestimmten Umfang Schwerpunkte bezüglich einzelner Krankheitsbilder, zugleich<br />

freilich auch inhaltliche Schwerpunkte gemäß studierter Fakultas. Die 5 Kolleginnen als<br />

Beratungslehrerinnen im <strong>Projekt</strong> nahmen diese Herausforderung zum Anlass, sich um<br />

zusätzliche Schwerpunkte in den allgemeinen Schulen zu kümmern, zunächst im Großraum<br />

Dresden und östlicher /südöstlicher Bereich Sachsens. Fragt man nach den Inhalten der<br />

27


Arbeit im Einzelnen, so zeigen sich zunehmend Veränderungen, die sich als Richtungswechsel<br />

in der Kommunikation zwischen Stammschule, Eltern und Klinikschule benennen lassen.<br />

Hierzu einige Beispiele. Offenbar war es eine Erkenntnis besonderer Qualität, dass sich die<br />

Kliniklehrerinnen in den allgemeinen Schulen derart Gehör verschaffen konnten und in der<br />

Folge erklären konnten, es sei gelungen „das Thema eines Kindes zum Thema zu machen“,<br />

will sagen, sich nicht davon abbringen zu lassen, zugleich „nicht belehrend zu sein“.<br />

Bemerkenswert ist dabei, dass die Kolleginnen diese Veränderung selbst auch als solche<br />

formulierten und offenbar nicht nur Veränderungswissen nannten, sondern auch<br />

Veränderungserfahrung erlebten. Die Lehrerinnen verstanden sich zunehmend selbst als<br />

„Instrument“ der Vermittlung. Dies zeigte sich in auffälliger Weise in den drei<br />

Fortbildungstagungen über die Sächsische Akademie für Lehrerfortbildung (SALF), die<br />

wesentlich von den sächsischen Kolleginnen der drei mitwirkenden Schulen organisiert und<br />

inhaltlich bestritten wurden. Die eigenen Veränderungserfahrungen wurde bereits zu einem<br />

frühen Zeitpunkt in die Diskussion eingebracht, eine Verfahrensweise, die auch der<br />

Praxiserfahrung des <strong>Projekt</strong>s entspricht. Zu den eher systematischen Ergebnissen der<br />

<strong>Projekt</strong>arbeit sind die erarbeiteten Positionen von Schülern, Eltern und Lehrern zum Thema<br />

„Chronische Krankheiten“ zu zählen, die in kurzen Thesen formuliert die Erträge aus der<br />

praktischen Arbeit bündeln und übersichtlich darstellen. Diese Positionen eignen sich bestens<br />

als Anstöße für Diskussionen mit den genannten Personengruppen – sie bedürfen der<br />

Ergänzung um aktuellen Kontext, da ansonsten allzu leicht sich Formelhaftes einstellt.<br />

Einen nachhaltigen Eindruck von verwandelter Rollengestaltung vermittelten die<br />

Beratungslehrerinnen, als sie vom veränderten Verhalten der Stammschullehrer berichteten.<br />

Mussten die Kliniklehrer über längere Zeit immer wieder erleben, dass sie bei Unklarheiten<br />

zu pädagogischen Fragen übergangen wurden und entsprechende Probleme in der Klinik bei<br />

den Ärzten landeten – dies führte regelmäßig zu Verstimmungen und hielt das Thema<br />

Eifersucht wach – so hat sich das Blatt inzwischen weitgehend gewandelt:“ Lehrer rufen nicht<br />

mehr die Frau Doktor an, sondern Lehrer und nun auch Eltern wenden sich an uns“. Diese<br />

Bekräftigung der pädagogischen Kompetenz von außen hat nun intern dazu geführt, dass sich<br />

die Kliniklehrer mit mehr Mut dem schwierigen Thema individuellen Aushandelns von<br />

Leistungsüberprüfungen und Fragen des Nachteilsausgleichs widmen können.<br />

Die Veränderung in der fachlichen Kompetenz während der <strong>Projekt</strong>zeit ist die eine Seite – sie<br />

hängt vermutlich auch mit der Pflicht zusammen, die Ergebnisse der eigenen Arbeit bei<br />

Fortbildungstagungen vorstellen und diskutieren zu können. Zugleich ist dadurch die<br />

Psychodynamik in Bewegung gekommen, derart, dass die Übertragung und Zumutung von<br />

mehr Kompetenz wiederum stärkend auf die eigene Präsentation wirken mag. Ist es auf<br />

diesem Hintergrund zuviel gesagt, in Formulierungen wie „es geht um das Abbauen von<br />

Beziehungsängsten“, „ vielleicht kann man unsere Arbeit in den Stammschulen als<br />

diplomatische Mission bezeichnen“ oder „ eigentlich bauen wir fast unmerklich an einem<br />

Netzwerk, von dem wir noch nicht wissen, ob es ein verlässliches wird“ – Wegzeichen für<br />

weitere Entwicklungen zu sehen. Nimmt man die mühsamen Veränderungen insgesamt zur<br />

Kenntnis, dann mögen solche vergleichsweise praxisnahen Formulierungen eine Basis bilden<br />

für Schritte in Lehrerbildung und Lehrerfortbildung. Diese Umsetzung steht indessen noch<br />

aus. Zu erwähnen ist noch das besondere Engagement der Dresdner Schule für das Thema<br />

Diabetes mellitus und die Begleitung der klinischen Bemühungen bei Aufklärung und<br />

Information. Das Dokument „TOM – ein Kind mit Diabetes“ ist Ergebnis einer Kooperation<br />

von Schule, besonders einer Kollegin und deren fachkundigem Ehemann, Freunden der<br />

Familie, der Kinderklinik Dresden, vor allem der Diabetologen und der Kinderhilfe Dresden<br />

e.V. Eine vergleichbar breite Basis für ein Dokument und Produkt gibt es im Rahmen des<br />

<strong>Projekt</strong>s nicht.<br />

28


Freitals große Stärke liegt in der Vielzahl der Verknüpfungen zwischen den Leistungen der<br />

Beratungslehrerin in der örtlichen Förderschule, der Arbeit mit Eltern chronisch kranker<br />

Schüler an eben dieser Schule und der Arbeit in der Klinikschule. Die Kollegin ist also die<br />

einzige Beratungslehrerin im <strong>Projekt</strong>, die die zentralen Funktionen von Lehramt an einer<br />

öffentlichen Schule und Beratung miteinander zu verknüpfen hat. Es liegt nahe, dass sie diese<br />

Unterschiede in ihren Strukturen auch mit den Schwierigkeiten wahrnimmt und zum Thema<br />

macht. In den Produkten stehen Bemühungen im Vordergrund, Übersicht zu gewinnen und<br />

diese auch ihren Lesern zu vermitteln. So bilden die Organigramme den einen Schwerpunkt,<br />

der dazu anleiten soll, bestehende Kooperationswege zu überprüfen und ggfs. neue zu<br />

ersinnen. Organigramme bekommen auf diesem Hintergrund die Aufgabe, verschlossene<br />

Denk – und Handlungswege zu erkennen, die Grenzen von Institutionen zu überwinden.<br />

Organigramme, oft genug Chiffren für formalistische Langeweile können hier zum<br />

Mittelpunkt notwendiger Vernetzung und unerlässlicher Trennung werden. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt sind die Leitfaden für Gespräche, die zeigen, wie schwierig es offenbar für viele<br />

Kolleginnen und Kollegen in den allgemeinen Schulen ist, an Grundformen erster<br />

Informationen heranzukommen oder gar relativ frei mit ihnen umzugehen. Weiter sind die<br />

allgemeinen Vorschläge zur didaktischen und methodischen Gestaltung zu nennen, wo die<br />

Vernetzung im klassisch schulischen Feld vorgestellt wird. Dann schließlich die Einbeziehung<br />

des sozialen und institutionellen Umfeldes als Teil eines umfassenden Konzepts einer<br />

pädagogischen Aufgabe, die zur gesellschaftlichen Aufgabe wird.<br />

Freital zeigt auch, dass man sich als alleinige Lehrerin, noch dazu in unterschiedlichen<br />

Arbeitsbereichen der Mitarbeit und kritischen Begleitung Außenstehender bedienen muss, in<br />

diesem Fall einer Parlamentarierin. Es spricht für die Anerkennung der Begrenztheit eigener<br />

Möglichkeiten, sich Partner zu vergewissern und sich gemeinsam neuer, der Schule zunächst<br />

fremder Partner zu vergewissern.<br />

Die beiden Leipziger Kolleginnen sind zunächst auch den Weg gegangen, den ihre anderen<br />

sächsischen Kolleginnen wählten, nämlich die Arbeit vor Ort in allgemeinen Schulen<br />

vertiefend voranzubringen. Dies kommt besonders in einem der programmatischen Papiere<br />

zum Ausdruck, in dem zunächst auf Voraussetzungen der Blick gerichtet und dies auch als<br />

Aufgabe des <strong>Projekt</strong>s gesehen wird: „Mit Hilfe von Befragungen und Schulbesuchen sollte ein<br />

umfassender Einblick in die noch bestehenden Probleme der Lehrerinnen und Lehrer und<br />

der Schülerinnen und Schüler im Umgang mit den vielfältigen chronischen Krankheiten<br />

gewonnen werden.“ Und an anderer Stelle:“ Das Hauptziel ist die Verbesserung und die<br />

Erleichterung der chronisch kranken Kinder und Jugendlichen und der<br />

Heimatschullehrerinnen und - lehrer.“ Basisarbeit vor Ort ist zunächst gefragt. Zugleich<br />

begann man sich früh der klinischen Sozietät im Klinikum Leipzig, Kinderklinik zu<br />

vergewissern und damit in ähnlicher Weise sich in einen Kreis von Mitarbeitern im Rahmen<br />

von „Leipzig Alledabei“ anzuschließen, bzw. dort die pädagogische Kompetenz einzubringen.<br />

Vielleicht ist gerade das Leipziger Modell besonders vom Gedanken einer, ganz<br />

unterschiedliche soziale, sozialmedizinische und therapeutischen Berufe umfassenden,<br />

professionellen Veränderung von Lebensbedingungen bei Kindern bestimmt. Auf diesem<br />

Hintergrund ist auch die Mitwirkung eines Mitgliedes aus diesem Verbund während der<br />

Abschlusstagung zu sehen. Die Leipziger Schule wirkt so gesehen in einem Verbund am<br />

weitesten in ein Verständnis von Pädagogik hinein, das deren Aufgaben als interdisziplinären<br />

Vorhaben begreifen kann. Auf der anderen Seite ist gut vorstellbar, dass gerade dieser<br />

Verbund von ausdrücklicher Förderung sein Potential für die Kinder und Jugendlichen der<br />

Region stärken und erweitern könnte.<br />

29


5. Nachbereitung<br />

Nach Abschluss des <strong>Projekt</strong>s in seinen praktischen Anteilen und der begleitenden Reflexion<br />

gestaltete sich die Arbeit in der Folge als besonders aufwändig. Die Zusammenführung der<br />

Berichtsanteile forderte noch einmal besondere Mühe. Dies betraf einmal die Inhalte und<br />

deren Struktur in den Texten, dann auch die formalen Anforderungen, die an Dokumente für<br />

einen Bericht zu stellen sind, die der Öffentlichkeit vorgelegt werden sollen. Es zeigte sich<br />

insgesamt, dass ein <strong>Projekt</strong> mit Forschungscharakter des Typus praxisbegleitender<br />

Forschung enorme Schwierigkeiten bereitet, zumal die Fülle des gewonnenen Materials z. T.<br />

erdrückend war. Man muss nach dem <strong>Projekt</strong> zur Kenntnis nehmen, dass die Mühen in den<br />

einzelnen Schulen mitunter an die Grenzen verfügbarer Kräfte stießen. Dies deshalb, weil<br />

üblicherweise für <strong>Projekt</strong>e dieser Breite und Fragestellungen wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

notwendig und unerlässlich sind. Zum anderen ist auch am Ende der <strong>Projekt</strong>arbeit noch<br />

einmal darauf hinzuweisen, dass Lehrer in ihrem Selbstverständnis keine Forscher sind. Eine<br />

ausführliche Darlegung und Diskussion kann in diesem Kontext nicht geleistet werden – hier<br />

nur soviel, dass die Ausbildung und noch mehr die Fortbildung auf Inhalte im Sinne der<br />

Fachdidaktik gerichtet sind, während Methoden der Vermittlung zwar Bestandteil von Aus –<br />

und Fortbildung sind, aber deren Reflexionsprozess in aller Regel unter dem Druck von<br />

Wissensvermittlung zurückstehen müssen. Und dies heißt, dass der pädagogische Auftrag der<br />

Schule eher en passant geleistet wird. Gleichwohl muss gesagt werden, dass die Verpflichtung<br />

zur schriftlichen Dokumentation und der ergänzenden schriftlichen Form der Schulvita<br />

offenbar als persönliche Marotte des <strong>Projekt</strong>leiters verstanden wurde – ich musste z. T.<br />

monatelang auf Abgabe von zugesagten Texten warten, die dann auch noch Wort für Wort<br />

korrigiert werden mussten. Dies lässt von <strong>Projekt</strong>en dieses Umfangs ohne zusätzliche<br />

Personalstellen abraten.<br />

Bei allen mitarbeitenden Schulen wurde die Frage nach der verändernden Perspektive der<br />

Begleitung wahrgenommen. Es hatte sich die Vermutung hinreichend bestätigt, dass der<br />

Dialog Schule – <strong>Projekt</strong> wesentliche innovative Elemente anregen konnte. Neben dem<br />

unmittelbaren Dialog förderten die versandten Protokolle und kasuistischen Berichte den<br />

Austausch, gerade weil dieser dann nicht unter den Druck unmittelbarer Antwort geriet.<br />

Dies war dort vor allem der Fall, wo die Arbeit einer Schule sich im Verlauf des <strong>Projekt</strong>s<br />

besonders in der Fallarbeit mit Kolleginnen und Kollegen der allgemeinen Schule<br />

konzentrierte. Ähnlich dort, wo einzelne Kinder mit Blick auf die Rückschulung in der<br />

Klinikschule in ihrem Zustand zwischen drinnen und draußen zu begleiten waren und die<br />

dabei gewonnenen Erfahrungen diskutiert werden konnten.<br />

Die Zeitspanne Sommer 2005 – Frühjahr 2006, also die Zeit der Zusammenführung der<br />

Einzelarbeiten und der Herausarbeitung der Ergebnisse, war wesentlich von nochmaligen<br />

Recherchen inhaltlicher Art, von Nachfragen nach Details bestimmt, schließlich von Fragen<br />

nach dem Layout und den Druckvorlagen für die <strong>Abschlussbericht</strong>e der Schulen. Im<br />

Frühjahr 2006 zeigte sich, dass die Abklärung von Einzelfragen zwischen den Schulen und<br />

der <strong>Projekt</strong>leitung noch einmal unmittelbare Begegnungen zwischen <strong>Projekt</strong>leitung und<br />

Schulen nötig machten. Dort war man sich auch darüber klar geworden, dass die Ergebnisse<br />

inzwischen nicht nur unter Aspekten der Notwendigkeit der Darstellung, sondern auch unter<br />

dem Aspekt der Reputation einer Schule als günstig erschienen. Es geriet also die<br />

Zukunftsperspektive ins Blickfeld, auch unter dem Gesichtspunkt der Stärkung der<br />

jeweiligen Klinikschule angesichts veränderter Liegezeiten. Gewiss muss sich in den<br />

allgemeinen Schulen selbst die Einstellung gegenüber kranken Kindern und Jugendlichen<br />

verändern und dort ein Potential geweckt und gestärkt werden, wo der weitgehende Verzicht<br />

auf individuelle Pädagogik verheerende Folgen haben kann. Doch halten wir auf absehbare<br />

30


Zeit nur über Transferleistungen aus den Klinikschulen verlässliche und langfristige<br />

Veränderungen für möglich.<br />

Die bereits genannten Sitzungen bei der Stiftung fanden mit ca. halbjährlichem Abstand,<br />

jeweils im Frühjahr und Herbst, am Sitz der Stiftung statt. Von <strong>Projekt</strong>seite standen dabei<br />

Präsentation der Stufen des <strong>Projekt</strong>s, inhaltlich, formal und organisatorisch im Mittelpunkt.<br />

Die Stiftung brachte ergänzende Überlegungen mit ein, die sich vor allem auf eine<br />

Erweiterung der Perspektiven „krank“ und „gesund“ in Richtung weiterer Kontakte zu den<br />

Gesundheitsministerien der Länder, zur Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung,<br />

Landesgesundheitsamt u. a. bezogen. Diese Besprechungen waren für das <strong>Projekt</strong> auch<br />

wichtig in punkto Veränderung oder doch Modifizierung von thematischen Schwerpunkten<br />

und führten in der Konsequenz zur Umwidmung einzelner Kostenarten im genehmigten<br />

Finanzierungsplan. Die anfängliche strenge Zuordnung einzelner Posten zu Aufgaben bereits<br />

im Antrag und der ausgedehnte Prozess der Schwerpunktsetzung waren untrennbar mit<br />

inhaltlichen Zielsetzungen verbunden. Es ergaben sich freilich Varianten aus sachlichen<br />

Gründen, so z.B. die Aufnahme der Finanzierung der Videoproduktion „Heimatschulbesuche<br />

– Brücken ins Leben“ oder die Aufstockung der Mittel für die Besuche des <strong>Projekt</strong>leiters bei<br />

den teilnehmenden Schulen. Dazu mussten Mittel umgeschichtet werden, auch für<br />

<strong>Projekt</strong>teile, die experimentellen Charakter trugen, so z.B. für das DVD – <strong>Projekt</strong> „Kranke<br />

Kinder ans Netz“. Hier waren jeweils gegenüber der Stiftung Begründungen vorzulegen.<br />

Die Strukturelemente des <strong>Projekt</strong>s, die etwa mit den Begriffen Rahmen, Einzelfragestellungen<br />

oder auch Freiheit in der Themenwahl und Schwerpunktsetzung grob benannt werden<br />

können, waren in einen losen und zugleich verlässlichen Rahmen eingebunden. Der<br />

<strong>Projekt</strong>leiter hatte zu keiner Zeit den Eindruck von Einmischung oder Gängelung – das<br />

Gegenteil war der Fall. Zwar war die Antragstellung langwierig und mühsam und auch die<br />

von der Stiftung vorgegebenen Anhaltspunkte für die Gliederung des <strong>Abschlussbericht</strong>s<br />

erschienen zunächst recht eng, doch erwies sich die während des <strong>Projekt</strong>verlaufs mögliche<br />

Gestaltungsfreiheit als wichtig. Der <strong>Projekt</strong>leiter jedenfalls fand die vorgegebenen<br />

Gliederungspunkte für den <strong>Abschlussbericht</strong> förderlich.<br />

Als zeitlich sehr belastend und gerade der abschließenden Phase der Berichtserfassung nur<br />

eingeschränkt zuträglich waren die gleichzeitigen intensiven Bemühungen um die<br />

Anknüpfung und Festigung von Kontakten, die möglichen Anschlussprojekten dienen sollten.<br />

Zwar beschäftigten entsprechende Erwägungen das <strong>Projekt</strong> immer wieder, doch galt<br />

zunächst dessen Gelingen alle Aufmerksamkeit. Weiterführung war eindeutig cura posterior.<br />

Andererseits konnte erst nach einem hinreichend gefestigten Überblick zum aktuellen<br />

Geschehen über Künftiges nachgedacht werden. Es besteht hier ein Dilemma, für das sich<br />

keine wirklich zufrieden stellende Lösung erkennen lässt. Denn selbst dort, wo seit längerem<br />

bereits über mögliche Weiterungen nachgedacht wurde und auch der Dialog zur<br />

<strong>Projekt</strong>leitung nicht abriss, war es ein breiter Graben zwischen Idee und Phantasie einerseits<br />

und dem Entschluss ein <strong>Projekt</strong> zu beantragen. Im Verlauf der Abschlussphase des Berichts<br />

kann hierzu gesagt werden:<br />

• <strong>Projekt</strong>e lassen sich relativ verlässlich installieren, wenn wissenschaftliche<br />

Hochschulen und Praxis sich zusammentun. Praxis ohne Hochschule kann allenfalls<br />

episodisch arbeiten, die Aussagen sind von lokalem oder individuellem Wert.<br />

Hochschule ohne Praxis kann zur abgehobenen Lehre werden, die mit minimalen,<br />

schmalen Erkenntnissen jongliert. Beides ist unbefriedigend und nützt nur bedingt.<br />

Deshalb ist ein <strong>Projekt</strong> mit solcher Verankerung im praktischen Schulalltag in beiden<br />

Feldern, Schule und Hochschule zu verankern ( vgl. auch Punkt 4)<br />

31


• <strong>Projekt</strong>e bedürfen interdisziplinärer Basis. Gerade Themen mit sonderpädagogischer<br />

und pädiatrischer Ausrichtung können auf Kooperation nicht verzichten. Im übrigen<br />

erwiesen sich gerade Mediziner von außerhalb (z. B. Verband der Kinderärzte) dem<br />

<strong>Projekt</strong> gegenüber als förderlich.<br />

• <strong>Projekt</strong>e mit der von uns praktizierten zeitlichen Aufteilung von 2/3 Praxisanteil und<br />

1/3 Berichterstellung sind zeitlich ökonomisch noch zu leisten. Unzulänglich erstellte<br />

Berichte, sind, mit den regelhaft verfügbaren Kräften kaum in vertretbaren Zustand<br />

zu bringen, im verfügbaren Zeitraum eigentlich gar nicht.<br />

• Die Einbindung der <strong>Projekt</strong>arbeit in einen Kreis von Mitarbeitern aus<br />

unterschiedlichen Institutionen, wie es im Falle von Baden – Württemberg und<br />

Sachsen von Anfang an der Fall gewesen war, ist vermutlich ein Sicherheitsfaktor für<br />

geordneten Ablauf. Künftig sollte noch mehr darauf geachtet werden, Vertreterinnen<br />

und Vertreter der Parlamente und der Gesundheitsbehörden in diese Regiekreise mit<br />

einzubinden. Daran sollte festgehalten werden, auch wenn das Echo auf mehrere<br />

Rundschreiben des <strong>Projekt</strong>s gerade von den Gesundheitsbehörden der Länder mager<br />

war, bzw. gänzlich ausblieb.<br />

• Die Einschätzung des <strong>Projekt</strong>leiters auf der Basis ausgewerteter Rückmeldungen aus<br />

Ministerien, wonach wenig aussagekräftige oder gar falsche Antworten – z.B. auf gar<br />

nicht gestellte Fragen – keineswegs als Nachweis für Untätigkeit gelten können, hat<br />

sich auch in der Schlussphase bestätigt. Doch hängen dann entsprechende<br />

selbstverständliche Haltungen und Handlungsweisen von Lehrern von der Sensibilität<br />

einzelner in einem Kollegium ab. Pädagogik als Hilfe in besonderen Lebenssituationen<br />

bleibt dem Zufall überlassen; manche Schüler haben das Glück, an solche Lehrerinnen<br />

und Lehrer zu geraten und atmen auf, andere kommen aus Blockierungen nicht<br />

heraus, die ihnen gepanzerte Didaktik zumutet. Dennoch ist eine Erweiterung von<br />

Spielraum möglich, wobei solide Information, Verzicht auf Anklagen und Entwicklung<br />

des Einfühlungsvermögens von Lehrern ein Weg ist, der Perspektiven erlaubt.<br />

Für den <strong>Projekt</strong>leiter waren die Sitzungen mit den dazu vorzulegenden Zwischenberichten in<br />

schriftlicher Form oder als mündlicher Vortrag jeweils wesentliche Zäsuren, die jeweils<br />

korrigierende, ergänzende und ermunternde Elemente enthielten. Manches konnte auch im<br />

Austausch erst entdeckt werden, so z.B. die Möglichkeiten der Homepage. Die Gefahr bei<br />

<strong>Projekt</strong>en ist - ohne die unmittelbare Einbindung in eine Hochschule und damit in den<br />

wissenschaftlichen Diskurs mit Kolleginnen und Kollegen – eine zunehmende Selbstreferenz<br />

und wachsende interne Bestätigung mit ihren problematischen Seiten.<br />

Bewertung des <strong>Projekt</strong>s<br />

6. Zielerreichung<br />

Die Ergebnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sieben Schulen sind in den<br />

Einzelberichten zusammengestellt und dokumentiert. Diese Berichte sind eigenverantwortlich<br />

erstellt, z. T. außerordentlich persönlich geprägt und zeigen in den Wegen einzelner<br />

Mitarbeiter deren Mühen, Schwierigkeiten und auch Erfolge. Vielleicht ist dies das<br />

hervorstechende Merkmal aller Berichte, dass sie ungeschminkt und bewegend, gleichwohl<br />

nüchtern berichten. Alle 7 Dokumente zeigen Eigenständigkeit auch gegenüber dem<br />

<strong>Projekt</strong>leiter, der per Arbeitsverträge als Werkverträge zwar zum Rahmenthema zu hören<br />

war, der aber auf die Gestaltung der Arbeitsschwerpunkte und auf die gewählte Methode im<br />

Detail keinen Einfluss hatte. Dies hat sich bewährt. Insofern können alle Berichte als<br />

32


Vorlagen für Diskussion gelten, denen Anregungen unmittelbar zu entnehmen sind und die<br />

andererseits auch für die Anwendung an anderer Stelle der Modifizierung bedürfen.<br />

Allerdings, es gibt keinen Vergleich, schon gar keinen Vergleich West - Ost, der in der<br />

Anfangsphase mit einer gewissen Bangigkeit befürchtet worden war. Das <strong>Projekt</strong> hat nach<br />

dem Eindruck des <strong>Projekt</strong>leiters gerade hier in einem überschaubaren Bereich zum Abbau<br />

von gegenseitigen Vorurteilen beigetragen. Zentrum des <strong>Projekt</strong>s war von Anfang an und ist<br />

bis zum Abschluss geblieben die Priorität praktisch pädagogischer Erträge und realistischer<br />

organisatorischer Schritte. Diese sind zum Ende der zwei Jahre praktischer <strong>Projekt</strong>arbeit<br />

weitgehend erfüllt worden. Über die Fülle an Details werden die Einzelberichte informieren.<br />

Man wird allerdings daran denken müssen, dass vieles während der offiziellen Laufzeit<br />

angestoßen worden ist, das nachwirkt. So einmal die unmittelbare Arbeit zwischen<br />

Klinikschule und allgemeiner Schule. Hier ist immer wieder ausdrücklich hervorgehoben<br />

worden, wie sehr allein schon die Möglichkeit zur Rückfragen Handeln erleichtert. Dies<br />

bezog sich auf bestimmte Formen von Gesprächen:<br />

• soll man die Kollegen in den allgemeinen Schulen eher hart konfrontieren mit den<br />

Unzulänglichkeiten ihrer Interventionen bei kranken Kindern?<br />

• Soll man längerfristigen Erwägen unter Verzicht auf unmittelbare Hilfe mehr Raum<br />

geben und damit ähnlich wie in den genannten Gesprächskreisen (z. B. Gelsenkirchen)<br />

dem Problem nähern, oder soll ohne ausdrückliche Belehrung die Wirkungsweise von<br />

Interventionen bedacht werden ?<br />

• Welcher Stil passt jeweils zu einzelnen Beratungslehrern? Wie kann man den eigenen<br />

Stil gegenüber andern begründen? Welche Merkmale prägen den eigenen Stil?<br />

• Konnte ein Stil ersonnen werden, der sich für alle Kollegien eignet?<br />

Es zeigte sich, dass gerade die Zeit vor der Übergabe des <strong>Abschlussbericht</strong>s – insofern hat das<br />

<strong>Projekt</strong> zwei Endpunkte, nämlich Ende der praktischen <strong>Projekt</strong>arbeit, Ende des <strong>Projekt</strong>s<br />

insgesamt – noch einmal zu einer besonders aktiven Zeit wurde, die für den <strong>Projekt</strong>leiter die<br />

Begegnung mit wesentlich mehr differenzierten Rückfragen brachte, so etwa nach der<br />

Leserlichkeit der Manuskripte, nach der Brauchbarkeit von Vorlagen für die<br />

Vervielfältigung, nach möglichen Umschichtungen der verfügbaren Restmittel angesichts<br />

neuen und unvorhergesehenen Bedarfs. Man kann damit rechnen, dass solche Nachfragen<br />

auch nach dem offiziellen <strong>Projekt</strong>ende weitergehen werden.<br />

Als günstig erwiesen sich Fortbildungsangebote in den sächsischen Lehrerfortbildungsstätten,<br />

in die auch Elemente eingebaut waren, die durchaus provisorischen Charakter haben<br />

konnten. Unabgeschlossenheit wurde zum Merkmal von Qualität, sofern unabgeschlossene<br />

Ergebnisse tatsächlich Perspektiven erkennen ließen. In den Sozialwissenschaften und ihren<br />

Anwendungsgebieten wird ohnehin sozusagen „unter dem laufenden Rad gearbeitet“,<br />

Erkenntnisse sogleich erprobt, verworfen oder verändert und in den reflektorischen Prozess<br />

erneut eingespeist. Besonders wach ist dieser Prozess in Sachsen wahrgenommen worden.<br />

Dort war die aktive und hochinteressierte Einmischung eines Mitglieds des<br />

Landesparlaments eine zusätzliche Motivation zur Förderung innovativer Überlegungen.<br />

Über die Serie von Fortbildungsveranstaltungen und die Teilnahme von Mitarbeiterinnen des<br />

<strong>Projekt</strong>s konnte an anderer Stelle berichtet werden.<br />

Pressearbeit im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s hatte viele Gesichter: vielfach wurde korrekt berichtet<br />

und der Gegenstand des <strong>Projekt</strong>s auch richtig erfasst. Die Homepage des <strong>Projekt</strong>s hat eine<br />

Anzahl von Berichten übernommen, zugleich gab es mitunter eine gewisse Vereinfachung und<br />

Trivialisierung, doch können wir deren Wirkungsweise auf die Leserschaft nicht hinreichend<br />

verlässlich beurteilen.<br />

33


6.1 Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse können insgesamt als differenzierter Anstoß im Umfeld der einzelnen 7<br />

Schulen angesehen werden. Dazu die Berichte.<br />

6.2 Resonanz aller Beteiligten<br />

Eine Reihe von Schulen hat ihre Arbeit am <strong>Projekt</strong> von vornherein auf möglichst häufigen<br />

Dialog mit dem <strong>Projekt</strong>leiter ausgelegt. Dabei standen z. T. mehr strukturelle Elemente im<br />

Vordergrund, z.B. Fragen der Kooperation mit der Schulverwaltung, Information der<br />

Schulleitungen oder Teilnahme an Grundveranstaltungen für Studienanfänger in den<br />

Lehrämtern GHS, RS und Sonderpädagogik. Andere Schulen haben ihre Arbeit bei allenfalls<br />

gelegentlichen Kontakten weitgehend selbständig gemacht. Was die Einhaltung notwendiger<br />

und rechtzeitig gesetzter Termine für Berichte und andere Dokumente anbetrifft, so war dies<br />

das am wenigsten zufrieden stellende Kapitel der ganzen <strong>Projekt</strong>arbeit. Hier wurde die<br />

<strong>Projekt</strong>leitung und dem Webmaster unnötige Arbeit abverlangt.<br />

7. Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit hatte unterschiedliche Schwerpunkte, die z. T. bei <strong>Projekt</strong>beginn<br />

vereinbart waren, z. T. auch sich erst im Verlauf der Arbeit entwickelten. Im Vordergrund<br />

standen vor allem folgende Schwerpunkte.<br />

7.1 Informationen an Parlamente und Ministerien<br />

Zu den vereinbarten Grundinformationen gehörten die Schreiben an die zuständigen<br />

Ministerien für Kultus, Bildung und Gesundheit in den Ländern der Bundesrepublik<br />

Deutschland und bei der Bundesregierung. Sie ergingen während der <strong>Projekt</strong>zeit zwischen<br />

Herbst 2003 und Frühjahr 2006. Die Antwortschreiben sind noch während der Laufzeit des<br />

<strong>Projekt</strong>s ausgewertet und im Frühjahr 2006 zusammen mit einer Vorankündigung der<br />

Abschlusstagung als separates Dokument einem größeren Verteilerkreis zugesandt worden.<br />

Der Kreis der Ministerien wurde nunmehr um die Präsidien der Landtage erweitert. Von<br />

dort aus sind inzwischen in einigen Ländern die Fraktionen der Parteien informiert worden,<br />

von denen inzwischen auch einige geantwortet haben.<br />

Eine Gesamtbilanz kann erst zu einem späteren Zeitpunkt erstellt werden. Dies wird erst im<br />

Nachgang zur Abschlusstagung des <strong>Projekt</strong>s möglich sein und dann ergänzend über die<br />

Homepage des <strong>Projekt</strong>s ins Internet gestellt werden. Dies deshalb, weil der Rücklauf von<br />

Antwortschreiben derzeit noch nicht abgeschlossen ist.<br />

7. 1. 1 Informationsschreiben des <strong>Projekt</strong>s an Bundesministerien und an die 16<br />

Länder der Bundesrepublik<br />

Gemäß I.1. der „Besonderen Bewilligungsbedingungen“ mit Fördermitteln der Robert Bosch<br />

Stiftung gehört es zu den Aufgaben des <strong>Projekt</strong>s, die Kultusministerien der Länder und das<br />

Bundesministerium für Gesundheit und Soziales in das Vorhaben einzubinden. Dies geschah<br />

zu Beginn der Arbeit über ein ausführliches Schreiben, in dem Anlass, Gegenstände des<br />

Vorhabens, geplanter Ablauf des <strong>Projekt</strong>s, dessen Methoden und Ziele dargelegt wurden<br />

(09.12. 2003).<br />

34


In die darauf folgenden Informationen vom 01.04. 2004 und vom 20.07.2004, auch aus Anlass<br />

der 1.Arbeitstagung vom 12./13.November 2004, wurden dann zusätzlich die Ministerien für<br />

Gesundheit und Soziales in den Ländern in den Verteiler miteinbezogen.<br />

In einem dritten Schreiben vom Frühjahr 2005 informierten wir dann als zusammenfassende<br />

Rückschau über die genannte 1. Arbeitstagung, verbunden mit dem Angebot, die erarbeiteten<br />

Broschüren des <strong>Projekt</strong>s zu versenden. Wir erweiterten dazu den Verteiler erneut und<br />

bezogen die Ministerpräsidenten der Länder und über die Präsidenten der Länderparlamente die<br />

Vertretung der Abgeordneten in den Ländern mit ein.<br />

Auf dieser Basis und der erfolgten Rückmeldungen aus Bund und Ländern wurde die<br />

folgende Übersicht zu den eingegangenen Stellungnahmen erstellt. Berücksichtigt wurde der<br />

Schriftwechsel bis zum 1. September 2005.<br />

7.1.2 Situation in Baden - Württemberg<br />

Es verwundert nicht, dass mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport (MKS) Baden<br />

- Württemberg zum Zeitpunkt der Installierung des <strong>Projekt</strong>s und mit den beiden<br />

mitwirkenden Schulen für Kranke aus diesem Land (Freiburg i.Br. und Tübingen) zugleich<br />

auch Leitung und Mitarbeiter des <strong>Projekt</strong>s in einen Begleitkreis einbezogen worden sind.<br />

Dieser Begleitkreis traf und trifft sich regelmäßig über die gesamte Laufzeit halbjährlich im<br />

MKS; auch gab es mit der zuständigen Referentin beim MKS fortlaufenden schriftlichen und<br />

fernmündlichen Austausch. Das MKS versuchte von Anfang an über die Beschäftigung mit<br />

den Schulen für Kranke hinaus das Augenmerk auf kranke Kinder und Jugendliche in den<br />

allgemeinen Schulen zu richten. Hier haben die Arbeitsstellen für Kooperation bei den<br />

Oberschulämtern und bei den Staatlichen Schulämtern, nach der Verwaltungsreform vom<br />

01.01.05 inzwischen die Schulreferate bei den Regierungspräsidien und bei den<br />

Landratsämtern, Schulart übergreifende Aufgaben übernommen.<br />

Die Abschlusstagung des <strong>Projekt</strong>s, vorgesehen für den 23.06.06, wird zugleich auch als Tagung<br />

geplant, die Rechenschaft geben soll über die Ergebnisse versuchter Implementierung der<br />

<strong>Projekt</strong>ergebnisse in die allgemeinen Schulen des Landes. Diese Tagung wird deshalb<br />

Rückblick auf das <strong>Projekt</strong> und zugleich Stand aktueller Aktivitäten im Land und möglicher<br />

Vertiefungen bieten.<br />

Damit wird angestrebt, dem Thema als zeitlich befristetes und inhaltlich forschendes <strong>Projekt</strong><br />

längerfristig eine ständige Präsenz im Land zu verschaffen. Es geht um eine allmähliche<br />

Loslösung vom <strong>Projekt</strong> und das Ersinnen und Praktizieren eigener, auf die Möglichkeiten des<br />

Landes abgestimmte Angebote von Dauer, gewiss unter dem Vorzeichen ständiger<br />

Evaluation. Dies ist in Baden – Württemberg auf gutem Weg, in Sachsen bereits etabliert.<br />

Längerfristig ist ein solches Modell auch in den anderen Ländern grundsätzlich vorstellbar,<br />

doch ohne persönlichen Kontakt und ohne wissenschaftliche Begleitung nicht zu realisieren.<br />

Während im Bereich unmittelbaren Austauschs mit dem MKS über die gesamte Laufzeit des<br />

<strong>Projekt</strong>s produktiv, auch kontrovers, gearbeitet wurde, waren die hier eingegangenen<br />

schriftlichen Stellungnahmen aus dem Land zwar ermunternd, doch in der Sache selbst wenig<br />

aussagekräftig. Die Amtsspitze des MKS allerdings sagte Unterstützung zu, die dann für die<br />

Mitfinanzierung der Abschlusstagung konkret gegeben worden ist.<br />

7.1.3 Relativierung der Aussagen aus den Ländern<br />

Diese insgesamt ambivalente Einschätzung soll von Anfang an eine möglicherweise schiefe<br />

Beurteilung relativieren, so, als seien die z. T. enttäuschenden Antworten aus den<br />

Kultusministerien der Länder und die nahezu gänzlich ausgebliebenen Antworten aus den<br />

35


Gesundheits - und Sozialministerien symptomatisch für dortiges Interesse, bzw. Desinteresse<br />

am Thema. Mit ziemlicher Sicherheit aber kann man die Auswirkungen von Unterredungen<br />

und Dienstbesprechungen vor Ort bei den Ministerien der Länder Baden – Württemberg und<br />

Sachsen als mit förderlich für die günstigen Entwicklungen in eben diesen beiden Ländern<br />

ansehen. Die Auswirkungen aus sprachlichem Austausch sind mit dem Austausch<br />

schriftlicher Texte allein letzten Endes nicht vergleichbar. Tatsächlich hat der unmittelbare<br />

Kontakt entscheidend zu den guten Ergebnissen beigetragen. Andererseits bekundete keines<br />

der anderen 14 Länder ausdrücklich Interesse, mit dem <strong>Projekt</strong> näher in Austausch zu<br />

treten; meist beließ man es bei Floskeln, etwa, dass „Informationen gewiss nützlich sein<br />

könnten“. Vorbehaltlich der weiteren Planung für die Abschlussphase des <strong>Projekt</strong>s ist<br />

beabsichtigt, ein Angebot für einen Besuch vor Ort auch den Ländern zu machen. Vielleicht<br />

führt dies zu mehr Nachhall auf dem Hintergrund vorzeigbarer Ergebnisse aus den beiden<br />

genannten Ländern.<br />

Bis dato ist jedenfalls festzuhalten: Dieser Zusammenhang von einerseits nachhaltiger<br />

Kooperationsbereitschaft im unmittelbaren Kontakt als Voraussetzungen für gedeihliche Arbeit<br />

und auf der anderen Seite von folgenlosen Bekundungen von Interesse in schriftlicher Form<br />

ist eines der prägnantesten Ergebnisse des <strong>Projekt</strong>s.<br />

Das Missverhältnis zwischen dem tatsächlichen Problem chronisch kranker Schüler im<br />

Unterricht der allgemeinen Schulen und der Anerkennung dieses pädagogischen<br />

Versäumnisses in Lehrerbildung und Lehrerfortbildung ist zu groß, als dass es sich über<br />

Schriftwechsel auch nur annähernd schließen ließe. Es kann vermutet werden, dass sich<br />

möglicher persönlicher Kontakt vor Ort zumindest belebend auf eine grundsätzliche<br />

Diskussion auswirken könnte.<br />

Ähnlich ist es mit dem Eingeständnis dieser Situation, abzulesen an den z. T. hilflosen<br />

Argumenten in den offiziellen Schreiben. Die Rivalität zwischen den Ländern ist wohl<br />

vergleichbar groß und wird im bürokratischen Alltag auch so permanent versteckt, als dass<br />

sich hier Wesentliches ändern könnte. Wandlungen sind allenfalls längerfristig vorstellbar. Es<br />

wird hier die Vermutung geäußert, dass sich die Trennungen der Abteilungen nach<br />

Schularten, wie sie in den Kultusministerien bestehen, zusätzlich hinderlich für übergreifende<br />

pädagogische Fragestellungen erweist. Belegt werden kann dies mit den z. T. langen<br />

Rücklaufzeiten, gelegentlich begründet mit den Hinweisen auf „versehendliche<br />

Ressortierung“, unklaren Zuständigkeiten u. a. m.<br />

Die meisten der 14 Länder – also außer Baden – Württemberg und Sachsen - haben in mehr<br />

oder weniger detaillierten Schreiben dem <strong>Projekt</strong> und möglichen zu erwartenden Ergebnissen<br />

Interesse entgegengebracht, z. T. auch von eigener entsprechender Arbeit in<br />

Konzeptualisierung und Gesetzgebung berichtet. Auch wurde auf bestehende<br />

Modellvorhaben verwiesen oder solche in Aussicht gestellt. Einige Kultusverwaltungen haben<br />

weder in der Sache geantwortet oder auch nur den Posteingang unserer Schreiben<br />

bestätigt.<br />

7.1.4 Ergebnisse aus den Ländern<br />

Zu den Ländern mit relativ ausführlichen Stellungnahmen gehört Bayern. Dabei wird<br />

allgemein zur Einschulungsuntersuchung bei den Schulanfängern informiert, in der Folge<br />

auf bestehende Informationsquellen für Lehrer allgemeiner Schulen aufmerksam gemacht –<br />

die Information via Internet steht dabei im Vordergrund. Der wesentliche Faktor<br />

entsprechender Inhalte in Lehrerbildung und Lehrerfortbildung wird formal nachdrücklich<br />

hervorgehoben und auf entsprechende Lehramtsprüfungen in den vorliegenden<br />

36


Verordnungen verwiesen. Das zitierte Schreiben macht erkennbar, dass Bayern das Problem<br />

erkannt hat, doch ist nicht ersichtlich, wie im Einzelfall die informatorischen Hinweise vor<br />

Ort Schule zwischen chronisch krankem Schüler und Lehrer umgesetzt werden. Der Staat<br />

überlässt es im Wesentlichen der Initiative und dem Interesse des einzelnen Lehrers.<br />

Aus dem Schreiben des Kultusministeriums von Brandenburg ist einerseits von nicht<br />

nachvollziehbarer Interpretation unseres Schreibens vom 9.12.03 zu berichten. So wurde der<br />

zentrale Punkt des <strong>Projekt</strong>s, nämlich die schulische Betreuung kranker Kinder und<br />

Jugendlicher an allgemeinen Schulen gar nicht erfasst und über Schulunterricht an<br />

Klinikschulen Auskunft erteilt, in einem anderen Fall mit Zahlen kranker Schüler<br />

argumentiert, die sich zwar erfreulich ausnehmen, doch gänzlich unrealistisch sind: man habe<br />

„seit dem Schuljahr 1999/2000“…einen „Rückgang von 81 auf 77 SchülerInnen zu<br />

verzeichnen“ (Kultusministerium Brandenburg, 10.04.2004).<br />

In die Verwaltungsvorschriften sind zum Unterricht, bzw. zur Beschulung kranker Kinder<br />

ausdrücklich Hinweise zur Wiedereingliederung in die Stammschule aufgenommen. So ist von<br />

der abgebenden Schule für Kranke ein pädagogischer Bericht vorzulegen und gemeinsam<br />

„mit der Schule, mit der das Schulverhältnis besteht“ – vermutlich ist die Stammschule oder<br />

Heimatschule damit gemeint - „den Eltern“, „der Klassenpflegschaft“ die „schulische<br />

Förderung“ zu besprechen und ein „Eingliederungsprogramm“ festzulegen. Ergänzend heißt<br />

es dann: “Die Schulleitung der Schule, mit der das Schulverhältnis besteht, konkretisiert das<br />

Eingliederungsprogramm und setzt es schulorganisatorisch und pädagogisch um.“<br />

(Verwaltungsvorschrift Brandenburg v.18.06.2001). Erfahrungen mit diesem Procedere<br />

werden nicht berichtet.<br />

Wenig aussagekräftig ist die Antwort des Hessischen Kultusministeriums vom 06.04.2004. So<br />

heißt es dort: „Eine spezielle Abfrage zur Erfassung von Schülerinnen und Schülern mit den<br />

von Ihnen beschriebenen Krankheitsbildern gibt es in Hessen nicht und ist auch nicht<br />

vorgesehen“. Konsequent in diesem Sinne sind dann die Hinweise, wonach Lehrer nach<br />

Zustimmung durch die Eltern aus vorliegenden Krankenakten „die Beeinträchtigungen des<br />

Kindes erkennen und Ansätze für eine angemessene Beschulung des Kindes erhalten<br />

können“. Es wird dann in einem Satz auf die entsprechende Fachkompetenz von<br />

Sonderschulen und Förderzentren verwiesen. Ganz ratlos dann der Umgang mit dem Kapitel<br />

Lehrerbildung, wobei sich der Staat als Träger der Lehrerbildung aus Empfehlungen<br />

zurückzieht, die er der Fachrichtung „Körperbehindertenpädagogik“ anheim stellt.<br />

Schließlich, wie bei anderen Ländern ähnlich, der Rückzug auf die Empfehlung der KMK<br />

aus dem Jahr 1998.<br />

Mecklenburg – Vorpommern greift zunächst auch auf das KMK – Papier von 1998 zurück,<br />

nennt dann aber als eines der wenigen Länder die Misere der Lehrerbildung beim Namen<br />

und führt konstruktiv sogar Inhalte auf, die dort anzubieten wären. Man kann die dortigen<br />

Hinweise darüber hinaus als Bausteine für die Lehrerfortbildung aufgreifen, zumal sie die<br />

wichtige Koordination von Pädagogik, Medizin und Schulverwaltung benennen. Es besteht<br />

offenbar eine besonders ausgeprägte Kluft zwischen Schulrealität und Schulpraxis auf der<br />

einen Seite gegenüber Vorstellungen einer Schule, die sich als Element in einem Verbund<br />

gesellschaftlicher Kräfte versteht. Ob diese Vorstellungen bisher in die Lehrerbildung<br />

eingegangen sind oder beabsichtigt ist, darauf hinzuwirken, ist nicht bekannt.<br />

Das niedersächsische Kultusministerium zieht sich zunächst auf Zahlenangaben zurück, die<br />

von uns nicht erfragt worden waren. Ausweichend auch die Aussagen zur Lehrerbildung, wo<br />

die Hochschulen auf die Themenbereiche „Lern -, Sprach- und Verhaltensstörungen und zur<br />

Gesundheitsförderung“ eingehen können. Aussagen zur 2.Phase verharren dann vollends im<br />

37


Bereich des Möglichen – offenbar hat man es den Seminaren vollständig freigestellt, was dort<br />

angeboten werden kann. Die niedersächsischen Angaben sind mit die dürftigsten was Inhalte<br />

und Verbindlichkeit eines auch nur minimalen Programms anbetrifft. Die dem Schreiben<br />

beigefügten Auszüge aus dem Schulgesetz spiegeln diesen Eindruck ergänzend wider.<br />

Eine schriftliche Stellungnahme aus Nordrhein – Westfalen erreichte uns mit Datum vom<br />

18.02.04. Dabei verweist man auf die richtige Tatsache, dass chronisch kranke Schüler nicht<br />

grundsätzlich sonderpädagogischen Förderbedarf haben, basierend auf einer Behinderung.<br />

Inhaltliche Konsequenzen daraus werden nicht gezogen. Man verweist in der Folge dann auf<br />

Hausunterricht und Klinikschule, beides in der Sache unbestritten, doch für das <strong>Projekt</strong><br />

weniger interessant. Was den zentralen Punkt von Lehrerbildung und Fortbildung anbetrifft,<br />

so wird auf die Ausbildungspläne der Heilpädagogischen Fakultäten Dortmund und Köln<br />

verwiesen. Einzig zu Diabetes mellitus wird informierend auf eine vorliegende Broschüre<br />

verwiesen, weitere, zu anderen Krankheitsbildern, werden in Aussicht gestellt. Offenbar<br />

wissen Schulverwaltung und Lehrerbildung nur begrenzt voneinander.<br />

Eine ausführliche Dienstbesprechung des <strong>Projekt</strong>leiters mit dem zuständigen Referenten im<br />

Ministerium für Schule, Jugend und Kinder (Februar 2005) erwies sich als ausführlich und<br />

freimütig, auch auf dem Hintergrund, dass zwei der sieben mitarbeitenden Schulen<br />

(Gelsenkirchen und Herdecke) in diesem Land ansässig sind. Es kann vermutet werden, dass<br />

sich eine vergleichbar offene und konstruktive fachliche Diskussion auch mit den zuständigen<br />

Ministerien anderer Länder ergeben würde, doch ist dies in diesem Kontext ( noch ) nicht zu<br />

diskutieren.<br />

Als ausdrücklich interessiert am <strong>Projekt</strong> und den dabei gewonnenen Erkenntnissen hat sich<br />

Rheinland – Pfalz gezeigt. Dies ist u. a. an 4 Schreiben des dortigen Ministeriums für<br />

Bildung, Frauen und Jugend abzulesen. Das Land hatte bisher keine speziellen Schulen für<br />

Kranke eingerichtet und ist derzeit dabei, entsprechende Erlasse zu entwickeln. Der Akzent<br />

liegt insgesamt auf Schul- und Hausunterricht, während das institutionell schwierige Kapitel<br />

„Kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ nicht ausdrücklich erwähnt<br />

wird. In Aussicht gestellt werden Schritte in die entsprechende Richtung im Kontext<br />

veränderter Lehrerbildung nach BA – Studium, und ein Arbeitskreis bietet entsprechende<br />

Angebote für Lehrer aller Schularten an, auch mit dem Ziel, mittelfristig ein<br />

Fortbildungskonzept zu erstellen. Aus dem Hinweis auf eine Handreichung von 1990 ist die<br />

entsprechende Zielgruppe immerhin nicht auszuschließen. Es bleibt offen, um welchen<br />

schulischen Handlungsrahmen es dabei geht.<br />

Im Saarland wird Schulunterricht in Kliniken und als Hausunterricht von einem<br />

Sonderschulrektor organisiert. Hier besteht persönlicher Kontakt zum <strong>Projekt</strong>leiter und zu<br />

einzelnen Lehrern. Auf das Thema des <strong>Projekt</strong>s geht das zuständige Ministerium im<br />

vorliegenden Schreiben nicht ein.<br />

Für Sachsen gilt im Wesentlichen das zu Baden – Württemberg bisher Ausgeführte, vor allem<br />

was den Kontrast zwischen schriftlichen Verlautbarungen und nachhaltiger Präsenz in der<br />

Diskussion anbetrifft. Auch hier sorgten die drei Standorte der Schulen für Kranke (Dresden,<br />

Freital und Leipzig) als Stationen des <strong>Projekt</strong>s für regen Austausch, über Besuche und<br />

schriftliche Dokumente. Sachsen war auch das einzige Land, in dem es zu einem anhaltenden<br />

und ausgeprägten Engagement der Vizepräsidentin des Landtages, Frau Andrea Dombois, an<br />

den dortigen Schulen und zum Austausch mit dem <strong>Projekt</strong> gekommen ist. Die<br />

Regionalkonferenzen mit den drei sächsischen Schulen fanden jeweils im SMK oder in einem<br />

einem Regionalschulamt statt, regelmäßig in Gegenwart von Ministeriumsvertretern und der<br />

Schulverwaltung. Nach unserem Kenntnisstand hat Sachsen, auch auf dem Hintergrund des<br />

38


<strong>Projekt</strong>s, am 20./21.Mai 2005 eine Akademietagung in der Sächsischen Akademie für<br />

Lehrerfortbildung, Meißen (SALF) zum Thema „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche<br />

in den allgemein bildenden Schulen“ für Lehrkräfte aller Schularten durchgeführt. Die<br />

<strong>Projekt</strong>leitung und die sächsischen Mitarbeiter im <strong>Projekt</strong>s waren mit eingebunden.<br />

Gleiches gilt für eine Arbeitstagung veranstaltet vom Regionalschulamt Dresden am 12.11.05<br />

in Kreischa bei Dresden, die der Implementierung des Themas „Chronisch kranke Kinder<br />

und Jugendliche erleben Normalität im Alltag“ in sächsischen Schulen gewidmet war. Die<br />

<strong>Projekt</strong>leitung war dabei mitbeteiligt werden und die sächsischen Mitarbeiterinnen im<br />

<strong>Projekt</strong> stellten ihre Ergebnisse vor. Die Tagung war für 100 Teilnehmer ausgeschrieben.<br />

Soweit bekannt ist Sachsen auch das einzige Land, in dem die „Gesundheitskassen“ ebenso<br />

wie Elterninitiativen auf Aktivitäten der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen in die Förderung kranker<br />

Schüler in den allgemeinen Schulen miteinbezogen werden. Man gewinnt den Eindruck eines<br />

außerordentlich lebendigen Umfeldes.<br />

Dem Schreiben des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur von<br />

Schleswig – Holstein lässt sich allgemeines Interesse für das <strong>Projekt</strong> entnehmen, und die<br />

tröstliche Versicherung des Referenten für die Fragen chronisch kranker Kinder und<br />

Jugendlicher in öffentlichen allgemein bildenden Schulen in Schleswig – Holstein lautet:<br />

„Sicherlich lassen sich auch in Schleswig – Holstein die schulpädagogischen und<br />

schulorganisatorischen Bedingungen chronisch kranker Kinder und Jugendlicher weiter<br />

verbessern“ (16.03.05). Man erhofft sich Anregungen aus den Broschüren des <strong>Projekt</strong>s.<br />

Schließlich das Kultusministerium Thüringen. Das Land verweist auf Förderschullehrer, die<br />

als „Mobile Sonderpädagogische Dienste“ in den verschiedensten Förderschwerpunkten tätig<br />

sind. Diese Dienste haben im Sinne von Serviceangeboten Lehrer in den allgemeinen Schulen<br />

zu fördern und zu beraten. Ausdrücklich heißt es dann: „Dies gilt auch für chronisch kranke<br />

Schüler“ (15.06.2004): Ganz offen geht man mit dem derzeitigen unbefriedigenden Stand um:<br />

„In den Lehrerfortbildungen ist es zunächst erst einmal erforderlich für diese Thematik zu<br />

sensibilisieren und dann für interessierte Lehrer konkrete Angebote zu unterbreiten“<br />

Schließlich folgt ein Hinweis, dass als Ergänzung vorliegender KMK – Empfehlungen der<br />

Beratungsaspekt bei der Wiedereingliederung in die allgemeine Schule aufgenommen werden<br />

könnte. In einem weiteren Schreiben wird verstärkte Aufklärung zum Thema zugesagt, doch<br />

erliegt man auch hier der Einseitigkeit „Medizinischer Rehabilitation“ von Kindern und<br />

Jugendlichen, die ein Arbeitskreis Gesundheit e.V. herausgibt (10.03.05).<br />

Aus Berlin und Hamburg liegen weder Eingangsbestätigungen auf unsere Schreiben und<br />

Einladungen zur 1. Arbeitstagung vor, noch haben wir Antworten in der Sache selbst<br />

erhalten.<br />

Bremen erbat Unterlagen und Sachsen – Anhalt bedauerte, an der 1. Arbeitstagung nicht<br />

teilnehmen zu können.<br />

Besondere Beachtung kommt dem Schriftwechsel mit dem Bundesministerium für<br />

Gesundheit und Soziale Sicherheit zu. Noch vor dem Schreiben an die Länder erging eine<br />

erste, ausführliche Information an die zuständige Bundesministerin Schmidt (13.08.03), das<br />

zeitnahe auch beantwortet wurde (26.08.03). Darin verweist die Ministerin auf wichtige<br />

Kampagnen der Prävention und Frühförderung von Gesundheit. Dabei wird ausdrücklich<br />

auf Kinder abgehoben und die Absicht des <strong>Projekt</strong>s, was die Einschätzung von außen<br />

anbetrifft, in die Reihe stützender und begleitender Maßnahmen eingefügt. Die Bitte um<br />

Übermittlung von Ergebnissen am <strong>Projekt</strong>ende wird geäußert.<br />

In einem zweiten Schreiben informieren wir die Parlamentarische Staatsekretärin Frau<br />

Marion Caspers – Merk (20.07.04) und erhalten gleichfalls Antwort unter Hinweis auf die<br />

39


Arbeit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und deren Broschüren für<br />

die Hand des Lehrers. Tatsächlich hat diese Broschüren zunehmend in den Schulen Einzug<br />

gehalten und kann insgesamt als gelungenes Informationsorgan bezeichnet werden. Eine<br />

kritische Stellungnahme im Detail wird der in Arbeit befindlichen CD – ROM vorbehalten<br />

sein, die vor allem auf die Schwierigkeit der „Übersetzung“ medizinischer Erkenntnisse auf<br />

die pädagogische Praxis vor Ort bezogen sein wird.<br />

Eine beabsichtigte persönliche Information des Ministerin und der Parlamentarischen<br />

Staatssekretärin soll erfolgen, wenn wir gegen Abschluss des <strong>Projekt</strong>s über konkrete<br />

Ergebnisse verfügen, die dann auch auf ihre Wirksamkeit im Schulalltag zu überprüfen sein<br />

werden.<br />

Man muss zur Kenntnis nehmen, dass unter der föderalen Struktur der Bundesrepublik alle<br />

Aktivitäten grundsätzlich unter dem Aspekt der Konkurrenz zu sehen sind, zumal, was die<br />

Kulturpolitik anbetrifft, Schule und Lehrerbildung ganz besonders. Dies kann im Einzelfall<br />

durchaus als edler Wettstreit verlaufen, allgemein aber überwiegt zumal bei<br />

Bundesministerien die Defensive bei gleichzeitig bekundetem wohlwollendem Interesse.<br />

Noch ausgeprägter ist die Zurückhaltung des Zentralsekretariats der KMK als versucht<br />

wurde, dort eine Initiative in der Sache anzuregen (20.01.04). Weder auf schriftlichem Weg<br />

noch über ein ausführliches Telefonat ließ sich eine andere Position dieser Institution<br />

erkennen als einzig und allein das Beharren auf der Funktion eines perfekten Sekretariats.<br />

Man gewann den Eindruck erheblicher Angst vor den möglichen Folgen aktiv, nicht nur<br />

ausführend zu sein.<br />

7.1.5 Kritische Beurteilung<br />

Insgesamt bezeugen die schriftlichen Stellungsnahmen der Länder, dass das <strong>Projekt</strong> in der<br />

Sache weitgehend, in einen Bereich eingedrungen ist, dem man sich vor Ort gar nicht, z. T.<br />

notdürftig oder allgemein und zufällig genähert hatte. Dies sagt nicht unbedingt etwas<br />

darüber aus, in welchem Maß man dort eine notwendige Beachtung, Entwicklung und<br />

Installierung entsprechender Angebote sieht. Der regelmäßige Verweis auf die KMK –<br />

Empfehlungen wirkt allerdings eher defensiv, abwiegelnd. Als ungenügend ist der nahezu<br />

vollständige Verzicht auf eine ausdrückliche und in der Sache substanzielle Verknüpfung von<br />

Schulpraxis mit Lehrerbildung und Lehrerfortbildung anzusehen. Offenbar sind die<br />

Hochschulen in einer anderen Welt angesiedelt. Ausnahmen bestätigen die Regel.<br />

Das Angebot des <strong>Projekt</strong>s, Broschüren aus der <strong>Projekt</strong>arbeit, also schriftliche Dokumente<br />

und eine Videoproduktion zu erwerben, wurden von den Ministerien so gut wie nicht<br />

aufgegriffen, wohl aber von einzelnen Lehrerinnen und Lehrern aus einer Reihe von<br />

Ländern, besonders dort, wo das Thema zum Gegenstand von Lehrerfortbildung gemacht<br />

wurde. Man kann sagen, dass die Grundinformationen allmählich „durchsickern“. Dazu trägt<br />

gewiss auch die Homepage des <strong>Projekt</strong>s bei, die auch erst allmählich entdeckt wird und<br />

zugleich zur Annäherung an das Thema beiträgt. Es ist nicht auszuschließen, dass nach<br />

Abschluss des <strong>Projekt</strong>s das Interesse und auch die Nachfrage überhaupt erst in Gang<br />

gekommen sein wird. Es ist zu gegebener Zeit deshalb zu überlegen, wie künftig mit der<br />

Pflege der Homepage umzugehen sein wird. Auffällig war, dass mehrfach die Schule für<br />

Kranke als eigene Institution mit der zentralen Frage des <strong>Projekt</strong>s, nämlich chronisch kranke<br />

Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen miteinander verwechselt wurde<br />

Nach dem Stand der Dinge zum Ende des zweiten ( Sommer 2005) von drei Arbeitsjahren<br />

(Beginn Sommer 2003) des <strong>Projekt</strong>s hat die Arbeit in Baden – Württemberg und Sachsen an<br />

den dortigen insgesamt 5 Schulen und in den Ministerien vieles an eigener Initiative auf den<br />

Weg gebracht, für Nordrhein – Westfalen gilt dies für die beiden dortigen Schulen genauso,<br />

40


ei den Auswirkungen in der Verwaltung des Kultusministeriums kann dies nicht mit<br />

gleicher Sicherheit gesagt werden.<br />

Das <strong>Projekt</strong> und die von Seiten der Robert Bosch Stiftung eingesetzten Mittel können nach<br />

Sicht der <strong>Projekt</strong>leitung als lohnende Investition angesehen werden. Die nachhaltigsten<br />

Auswirkungen resultieren nach unserem Eindruck überwiegend aus konkreten Begegnungen<br />

vor Ort der Schulen, dem ständigen Austausch über Email – Post und über Gespräche bei<br />

den Ministerien.<br />

Man wird nach <strong>Projekt</strong>ende, also zum 30.Juni 2006, darüber nachzudenken haben, wie man<br />

die Ministerien in den Ländern vielleicht doch noch in den Austausch einbinden könnte.<br />

Zunächst sollen mögliche Reaktionen auf die Versendung dieses Schreiben, einmal bezogen<br />

auf die eingegangenen Schreiben der Ministerien, zum anderen bezogen auf das Angebot für<br />

weitere Informationen über die geplante Tagung am 23.Juni 2006 abgewartet werden. Eine<br />

Beantwortung der z.T. kritischen Rückmeldungen aus den Ländern wird nach Abschluss des<br />

<strong>Projekt</strong>s vorgenommen werden.<br />

7.2 Pressearbeit<br />

Die Pressearbeit wurde von den einzelnen Schulen mit unterschiedlicher Intensität und<br />

wechselndem Erfolg betreiben. Die lokale und regionale Tagespresse und auch die Blätter der<br />

Berufsverbände berichteten insgesamt korrekt, in der Substanz vollständig und brachten<br />

auch insgesamt ein gutes Echo zustande. Das Echo wurde immer dann lebendig und<br />

differenziert, wenn es etwa gelegentlich bei „Tagen der offenen Tür“ zu Begegnungen<br />

zwischen Eltern und Lehrern und auch zwischen Lehrern, Eltern mit ehemaligen<br />

Schülerpatienten gekommen ist. Noch mehr Nachhall gab es, wenn es Schulen gelang, sich<br />

um Benefizveranstaltungen erfolgreich zu bewerben und dann auch die Übergabe von Sach -<br />

und Geldspenden öffentlich erfolgen konnte. In Sachsen hatte die Übernahme der<br />

Schirmherrschaft über den sächsischen Teil des <strong>Projekt</strong>s durch die Vizepräsidentin des<br />

Landtages zu deutlichem Interesse geführt.<br />

Die lokale Presse (Südwestpresse – Schwäbisches Tagblatt und Tübinger Chronik, GEA -<br />

Reutlinger Generalanzeiger ) am Ort Reutlingen und Tübingen hatte bereits zu einem frühen<br />

Zeitpunkt die ärztliche Mitarbeiterin und den <strong>Projekt</strong>leiter zum Gespräch gebeten und dann<br />

auch ausführlich und korrekt über das <strong>Projekt</strong> berichtet. In die Homepage des <strong>Projekt</strong>s ist<br />

die Mehrzahl der Pressenachrichten aufgenommen worden.<br />

Enttäuschend ist die merkwürdige Entwicklung in der Berichterstattung bei der ZEIT. Hier<br />

hatte ein fachkundiger Redakteur, Herr Wüsthof, selbst Kinderarzt, ausführlich in zwei<br />

Schulen recherchiert, Klinik und Schulalltag kennen gelernt, auch Interviews mit Schülern<br />

und Lehrern geführt (September 2005), doch kam es nicht zu der zugesagten<br />

Veröffentlichung. Die Redaktion der ZEIT als verantwortlich für die jeweiligen Ausgaben<br />

beschieden die aufgezeigten Probleme und Konflikte in den allgemeinen Schulen als mehr<br />

oder weniger unmöglich – es sei doch selbstverständlich, kranken Kindern verständnisvoll,<br />

zuvorkommend und hilfsbereit zu begegnen. Darüber herrsche doch wohl Konsens in den<br />

Schulen. Ein eigener Bericht sei deshalb überflüssig Von diesem Standpunkt war die ZEIT bis<br />

dato nicht abzubringen, obwohl Herr Wüsthof inzwischen die Dokumentation über die<br />

Antwortschreiben aus den Ländern vorgelegt hat. So der Stand der Dinge Mitte April 2006<br />

bei Abfassung des Berichts.<br />

Enttäuschend war auch das Ergebnis einer sog. Pressefahrt, die das Regierungspräsidium<br />

Tübingen für die Journalisten der Region Südwürttemberg 2005 veranstaltete. Zwar wurde<br />

das <strong>Projekt</strong> eingeladen, konnte bei der Vorstellung unter korrekten äußeren Bedingungen,<br />

41


ezogen auf die Redezeiten, den medizinischen und den pädagogischen Teil des <strong>Projekt</strong>es<br />

vorstellen. Doch zeigte sich, dass die Eindrücke auf die Journalisten in Begehungen von<br />

Klassenräumen der Kinderklinik mit kranken Kindern so dominierten, dass die „unsichtbar“<br />

gebliebenen Schülerinnen und Schüler draußen in den allgemeinen Schulen völlig ins<br />

Hintertreffen gerieten. Die Berichte bezogen sich ausschließlich auf das, was zu sehen war.<br />

Die Presse hat dann auch exakt in diesem Sinne reagiert und berichtet. Auch die Bilder in<br />

den überregionalen Zeitungen hatten unisono den gleichen Duktus. Dass dann auch noch die<br />

der Presseabteilung des RP übergebenen schriftlichen Dokumente falsch in die Pressemappe<br />

rubriziert wurden, trug zu diesem unangemessenen Bericht in der Tagespresse bei. Die<br />

bedauernden Stellungnahmen von RP und Schulbehörde waren glaubhaft, doch konnten sie<br />

am Ergebnis nichts mehr korrigieren.<br />

7.3 Homepage des <strong>Projekt</strong>s<br />

Der Aufbau einer Homepage www.interklinikschule.de war von Anfang an als wesentliche<br />

Informationsquelle des <strong>Projekt</strong>s intern und für interessierte Gäste anzusehen. Dabei war es<br />

uns wichtig, zwischen einem öffentlichen Teil und einem internen Teil beim Zugang zu<br />

unterscheiden. Der interne Teil, mit einem eigenen Codewort zu öffnen, sollte in erster Linie<br />

die Protokolle der Sitzungen enthalten und vor allem die Serie der monatlichen<br />

Rundschreiben des <strong>Projekt</strong>leiters an die Mitarbeiterinnen, an die drei Kultusministerien und<br />

an einige wenige weitere Schulen, die eine engere Mitarbeit vorübergehend erwogen hatten.<br />

Die monatliche Versendung wurde zum Jahresende 2005 beendet, einzelne ergänzende<br />

Rundbriefe ergingen aus besonderen Anlässen, z.B. im Kontext der Abschlusstagung.<br />

Die Homepage konnte einerseits viele Fragen sogleich aufnehmen und beantworten, andere<br />

dagegen erhielten über die Rundschreiben zusätzliche Nahrung. Es zeigte sich freilich auch,<br />

dass der direkte Dialog zur <strong>Projekt</strong>leitung über Emails, weniger über Telefon oder Briefe<br />

gleichwohl notwendig und ausführlich war.<br />

Nach den ersten Anfragen bezüglich Informationen für Kolleginnen und Kollegen aus dem<br />

Ausland – wir können hier auf die innovative Arbeit von HOPE, der internationalen<br />

Vereinigung der Klinikschullehrer hinweisen – entschloss sich der <strong>Projekt</strong>leiter, die<br />

Grundinformation über das <strong>Projekt</strong> soweit als möglich in den Sprachen der EU in die<br />

Homepage zu stellen. Über eigene persönliche Kontakte und solche über Bekannte konnten<br />

im Verlauf der 3 Jahre eine Anzahl von Übersetzungen erstellt und zugänglich gemacht<br />

werden. Dass dabei gerade auch die Länder Osteuropas und einige der neuen EU – Länder<br />

mit aufgenommen werden konnten, ist besonders erfreulich. Vorteilhaft wäre eine<br />

Fortschreibung, doch ist dies mit den verfügbaren Mitteln derzeit nicht möglich. Auch hier ist<br />

zu vermuten, dass es einen „Nachhall“ geben wird und Anfragen nach den Texten und nach<br />

den Produkten des <strong>Projekt</strong>s erbeten werden.<br />

Die zahlenmäßige Auswertung von Besuchen auf der Homepage wird einem Bericht des<br />

Webmasters des <strong>Projekt</strong>s, Herrn Kaletta, zu entnehmen sein. Hier nur soviel: die Homepage<br />

wird das <strong>Projekt</strong> und dessen Ergebnisse auch nach dessen Abschluss im Sommer 2006<br />

repräsentieren – eine Weiterführung und Pflege wird notwendig sein, gerade um auch die<br />

vielen Anfragen soweit als möglich zu befriedigen. Im letzten Zwischenbericht an die Robert<br />

Bosch Stiftung vom Ende März 2006 wurde die notwendige Weiterführung dargelegt und<br />

hierzu Vorschläge unterbreitet. Ein eigener Bericht des Webmasters des <strong>Projekt</strong>s wird<br />

separat vorgelegt.<br />

42


7.4 Resonanz<br />

Es besteht kein Zweifel, dass Begegnungen mit dem <strong>Projekt</strong> insgesamt und auch bezogen auf<br />

Einzelheiten für viele das Thema „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den<br />

allgemeinen Schulen“ überhaupt erstmals ins Bewusstsein gehoben haben. Oft war die<br />

persönliche oder familiäre Situation wesentlicher Anknüpfungspunkt. Dennoch mögen die<br />

krassen Unterschiede in den Antwortschreiben an das <strong>Projekt</strong> hinreichend erkennbar<br />

machen, wie weit auseinander auch nur erste Zugänge zum Personenkreis liegen.<br />

Anerkennende Schreiben an die Leiterinnen des Gesprächskreises für Lehrerinnen und<br />

Lehrer an allgemeinen Schulen (z. B. Gelsenkirchen)mit Hinweisen auf seelische Entlastung<br />

sind genauso vorzuweisen wie nachhaltiger Widerstand, in den Schulen überhaupt Probleme<br />

zu erkennen (vgl. dazu z.B. die Reaktion der ZEIT). Auch der Unterschied zwischen klinisch<br />

versorgten Schülern als stationär aufgenommene Patienten und chronisch kranken Schülern,<br />

die nur kurze Zeit oder auch gar nicht in Kliniken versorgt worden waren wurde in mehreren<br />

Antworten gar nicht erfasst.<br />

Als zunächst allgemeiner Eindruck, der im Einzelnen zu überprüfen sein wird, kann gelten,<br />

dass dort, wo die Ministerien der Länder dem Thema des <strong>Projekt</strong>s Bedeutung verleihen und<br />

im Rahmen der eigenen Arbeit als förderungswürdig ansehen, auch das <strong>Projekt</strong>thema in den<br />

nachgeordneten Dienststellen zumindest aufgegriffen wird. Über die Qualität vor Ort<br />

entscheidet ohnehin ein Kollegium selbst.<br />

8. Begleittexte zum <strong>Projekt</strong><br />

Die folgenden Texte sind Wegmarken während der Chronologie des <strong>Projekt</strong>s gewesen,<br />

• einmal Grußworte zur Übernahme der Schirmherrschaft von Frau Vizepräsidentin<br />

Dombois über die sächsischen Schulen im <strong>Projekt</strong> am 9.September 2004 in Dresden,<br />

• zur Eröffnung der 1.Arbeitstagung 12.November 2004 in Reutlingen<br />

• zur Eröffnung der Abschlussveranstaltung des <strong>Projekt</strong>s am 23.Juni 2006 in Reutlingen<br />

• zur Übergabe des <strong>Abschlussbericht</strong>s an die Robert Bosch Stiftung<br />

• und der Pressetext zu diesem Anlass<br />

43


Gruß – und Dankeswort zur Feierstunde am 9.September 2004<br />

Interdisziplinäres Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den<br />

allgemeinen Schulen“<br />

Sehr geehrte Frau Dombois,<br />

Verehrte Damen,<br />

sehr geehrte Herren,<br />

Überlegungen zur Einführung in das <strong>Projekt</strong> aus Anlass der Übernahme der<br />

Schirmherrschaft über das Forschungsprojekt für die beteiligten drei sächsischen Schulen im<br />

<strong>Projekt</strong>.<br />

Im Namen der <strong>Projekt</strong>leitung und der beiden beteiligten Hochschulen, der Pädagogischen<br />

Hochschule Ludwigsburg, Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen(Dekan Prof. Dr. Hans<br />

Weiß) und der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abteilung Allgemeine<br />

Pädiatrie, Hämatologie und Onkologie ( Leitung Prof. Dr. med. Dietrich Niethammer) der<br />

Universitätsklinik Tübingen danke ich herzlich für die Übernahme der Schirmherrschaft,<br />

bezogen auf die drei sächsischen Schulen im <strong>Projekt</strong>, der Schule am Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus Dresden, der Krankenhausschule Freital und der Klinikschule Leipzig.<br />

Alle drei Schulen sind mit den in das <strong>Projekt</strong> eingetretenen Beratungslehrern zu unseren<br />

wertvollen Partnern geworden, offen, interessiert und den pädagogischen Aufgaben wach<br />

zugewandt. Besonders die gegenwärtige Phase der Vorbereitung der 1.Arbeitstagung in<br />

Reutlingen und Tübingen ist gekennzeichnet von Anfragen und übermittelten Ergebnissen –<br />

eine lebendige Auseinandersetzung prägt das gegenwärtige Bild. Zugleich erlebt es der<br />

<strong>Projekt</strong>leiter als große Herausforderung, nun ein zweites Mal in die Kooperation mit dem<br />

Sächsischen Staatsministerium für Kultus eingebunden zu sein und gemeinsam nach Wegen<br />

zu suchen, wie chronisch kranken Schulkindern und Jugendlichen eine bessere Basis für ihre<br />

Schulbildung gegeben werden kann – für viele von ihnen ist Krankheit nicht nur eine<br />

Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität, sondern belastet auch die Teilnahme am<br />

Hineinwachsen in die Kultur – schließlich soll die nächste und übernächste Generation an<br />

dem weiterbauen, was wir ihr hinterlassen haben. Es ist also nochmals Anstrengung gefragt.<br />

Die Bereitschaft von Frau Vizepräsidentin, die Schirmherrschaft zu übernehmen geschieht in<br />

einer Zeit des Umbruchs und erheblicher Zweifel an bestehender Ordnung sozialer Systeme.<br />

Existenzielle Ängste können leicht dazu führen, die Gruppe der chronisch kranken Kinder<br />

angesichts anderer Gewichte in der Schulpädagogik, Bildungspolitik und<br />

Gesundheitsfürsorge an den Rand zu stellen. Doch dort sind diese Schüler bereits. Dabei sind<br />

es immerhin nach jüngsten Erhebungen ca. 12 – 15 % aller Schulkinder, die in der einen<br />

oder anderen Form zu dieser Patientengruppe gehören. Gewiss gibt es zahlenmäßige Größen,<br />

die herausragen: Asthma bronchiale, Neurodermitis, Mukoviszidose, Diabetes mellitus,<br />

Rheuma, Patienten mit Leukämie und nach Operationen bei bösartigen Tumoren – eine<br />

große Zahl eher seltener Krankheiten kommt noch dazu, doch dies sagt nichts über den<br />

Krankheitswert und das persönliche Erleben und die Verarbeitung aus. Jedes einzelne Kind<br />

ist eine Lebensgeschichte, oft eine Leidensgeschichte von tiefem Leid, die uns aufmerksam<br />

und zugewandt zu machen hat. Die Aufgabe der <strong>Projekt</strong>mitarbeiter ist es freilich auch,<br />

manches Mal aufgeregte Aktivität zu mäßigen helfen, besonnen nach Möglichkeiten zu<br />

suchen. Ich habe diesen Aspekt im ersten Jahr unserer Arbeit besonders schätzen gelernt.<br />

An dieser Stelle setzt das interdisziplinäre Forschungsprojekt an. Es handelt sich um das weit<br />

und breit einzige entsprechenden Vorhaben, das die Disziplinen Pädiatrie und Pädagogik<br />

44


zusammengeführt hat, um einerseits dabei nach gemeinsamen Themen und Fragestellungen<br />

zu suchen hat, andererseits zunächst nach Unterschieden.<br />

So ist es für die Argumentation nach außen unerlässlich über solide Untersuchungen zu<br />

verlässlichen Aussagen bezüglich Verbreitung und Vielfalt von Krankheitsbildern zu<br />

kommen, denen sich die Lehrkräfte in den Schulen gegenübersehen. Im politischen Alltag<br />

spielen Zahlen eine solche Rolle, die man sich, allein auf die schulische Aufgabe konzentriert,<br />

nicht träumen lässt. Man argumentiert und wirbt dann unversehens einseitig, der<br />

Verständnisprozess wird mühsam bei oft ganz ungenügendem Erfolg. Ein weiteres Moment<br />

hat viel mit medizinischer Aufklärung zu tun – Lehrerinnen und Lehrer geraten oft in die<br />

Situation mit Fachbegriffen konfrontiert zu werden, die dann auf dem Hintergrund aktueller<br />

Entscheidungen leicht in eine laienhafte Medizin abdriften. Hier ist es die Aufgabe der<br />

ärztlichen Mitarbeiterin, Frau Dr. med. Astrid Kimmig, Tübingen, eine Übersicht zu<br />

Krankheitsbildern für Lehrkräfte und Eltern vorzubereiten, die den Ort der Vermittlung,<br />

nämlich Schule als Zentrum der Umsetzung von Fachwissen ansieht. Eine Reihe von Schulen<br />

an Kliniken sieht es bereits seit längerem als eine ihrer Aufgaben an, zusammen mit Ärzten in<br />

den Stammschulen die Rückschulung von Klinikpatienten vorzubereiten. Hier sind die<br />

Lehrpersonen und die Mitschüler mit der Aufgabe konfrontiert, das Ende der Abwesenheit,<br />

man kann auch sagen den Neuanfang in vertrauter Umgebung zu stärken, Vorurteile zu<br />

Krankheiten, etwa das Kapitel Ansteckung oder Vererbung chronischer Krankheiten<br />

überhaupt anzusprechen und allmählich so aufzubereiten, dass Informationen angenommen<br />

werden können. Es ist ein Merkmal unserer <strong>Projekt</strong>arbeit, dass wir gegenüber der Devise<br />

„Mehr Information, mehr Wissen, mehr Sicherheit“ allergrößte Skepsis hegen – alle<br />

Erfahrungen gehen dahin, dass der emotionale Hof für die Vermittlung die Voraussetzung für<br />

die Fähigkeit ist, Zusammenhänge anzunehmen. Nur wenn Befürchtungen von Kindern und<br />

von Lehrern aufgenommen, mit ihnen zusammen erwogen und gewichtet werden können,<br />

zumal Phantasien über Krankheitsverläufe ihren Ort haben dürfen, hat die Pädagogik eine<br />

Chance.<br />

Deshalb ist es eine der zentralen Aufgaben, der Gesprächsführung im Umgang mit den<br />

Lehrerinnen und Lehrern der Stammschulen besonderes Augenmerk zu schenken – einzelne<br />

Klinikschulen haben deshalb Gesprächskreise gebildet für Kolleginnen und Kollegen in den<br />

Regelschulen, die kranke Kinder , oft genug ehemalige Klinikpatienten, unterrichten und sich<br />

den Problemen „fortdauernder notwendiger Besonderheiten“ nicht oder nur unter Anleitung<br />

gewachsen sehen. Besonders belastend kann die Lernsituation werden für Kinder mit sog.<br />

unsichtbaren Krankheiten. Sie führen nicht selten zu Zweifeln am Krankheitswert mit fatalen<br />

Folgen: Kinder müssen sich für ihre gesundheitliche Beschwernis rechtfertigen.<br />

Beratung demnach als therapeutischer Vorgang, abgehoben vom Schulalltag? Im Gegenteil,<br />

die Betrachtung von Alltagsproblemen, etwa rasche Ermüdbarkeit oder notwendige<br />

Unterrichtsunterbrechung zur Medikamenteneinnahme, - für viele Kolleginnen und Kollegen<br />

muss sich das Außergewöhnliche als Norm erst allmählich entwickeln, sie suchen oft nach<br />

allgemeinen Lösungen und können den unbedingt notwendigen Einzelfalls nur langsam als<br />

wünschenswert und förderlich erkennen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kooperation mit<br />

der Schulverwaltung – hier im Land finden die Regionaltagungen jeweils im Ministerium und<br />

in der Schulverwaltung statt im Beisein der Verantwortlichen. Das <strong>Projekt</strong> hat immer auch<br />

Werkstattcharakter; solange wir die Anfänge würdigen, kann Entwicklung sein, wo Wissen<br />

gelagert ist, stagniert der Dialog – die Kultusverwaltung verbindet das <strong>Projekt</strong> mit den<br />

Schulen, die Schulen haben die Aufgabe, dem <strong>Projekt</strong> Beine zu machen. Deshalb ist hier auch<br />

die Lehrerfortbildung eingebunden, die von der SALF organisiert wird. Was noch gänzlich<br />

fehlt, ist die Verbindung in die allgemeine Lehrerbildung. Es kann nicht Aufgabe der<br />

Sonderpädagogik allein sein, dass selbstverständliches Recht für alle Kinder und<br />

Jugendlichen Lehr – und Forschungsgegenstand der Sonderpädagogik ist – auch hier gibt es<br />

ermutigende Ansätze, die im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s entwickelt werden. Einer speziellen<br />

45


Didaktik für kranke Schüler stehen wir skeptisch gegenüber – allzu leicht gerät dabei aus<br />

dem Blickfeld, dass sich viele Probleme aus den Bereichen körperlicher chronischer<br />

Krankheiten dann im Sinne von Schüler und Schule aufgreifen lassen, wenn sich der Gedanke<br />

des Nachteilsausgleichs mit Phantasie und der unerlässlichen Vermittlung gegenüber den<br />

Mitschülern vertreten lässt. Im Bereich psychischer und psychosomatischer Krankheiten<br />

Bedarf die Schule zusätzlicher innerschulischer und vor allem externer Hilfen, ein<br />

Aufgabenfeld, das allerdings bei unserem <strong>Projekt</strong> nicht im Mittelpunkt steht, wohl aber bei<br />

vielen unsere Schülerinnen und Schüler mit ins Krankheitsbild hineinspielt.<br />

Persönlich erlebe ich die Zusammenarbeit mit den Schulen als eine Herausforderung an die<br />

Pädagogik. Man kann auch sagen: “Nun zeigt mal, was Euch einfällt angesichts einzelner<br />

Kinder in der Klasse, angesichts von Eltern in der Sprechstunde“. Wir sind auf einer<br />

Expeditionsreise, bei der jede unserer sieben mitarbeitenden Schulen auf ihre Weise sucht<br />

und entdeckt, die Ergebnisse oder auch nur Vermutungen mit den anderen und mit der<br />

<strong>Projekt</strong>leitung teilt. Über eine Homepage halten wir Kontakt untereinander, allerdings bis<br />

jetzt noch eher vorsichtig und tastend. Die <strong>Projekt</strong>briefe, die monatlich per Email verschickt<br />

werden, informieren über Aktuelles und geben die wichtigsten Ergebnisse der anderen<br />

Schulen weiter – und einige kommunizieren auf diesem Weg längst miteinander. Im Aufbau<br />

begriffen sind Übersetzungen der Allgemeinen Grundinformation zum <strong>Projekt</strong> in die<br />

Sprachen der EU – Länder. Es ist uns wichtig, dabei auch neue EU – Mitglieder mit<br />

einzubeziehen. Neben der englischen Fassung liegt die polnische bereits vor, die tschechische<br />

ist in Arbeit – bis zum Jahresende hoffen wir vollständig zu sein. Neben einer CD – ROM dem<br />

Bereich „Krankheitsbilder für Pädagogen“ gewidmet, einer Materialsammlung für die<br />

Schulen, einer Dokumentation zum Forschungsgegenstand „Kranke Kinder und Schule“ und<br />

einer ersten Analyse zur mühsamen Akzeptanz kranker Kinder in den allgemeinen Schulen,<br />

können wir auf eine bereits vorliegende Videoproduktion zum Thema Heimatschulbesuche<br />

hinweisen.<br />

Bereits gut vorgeplant ist die 2.Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s. Sie findet in Kreischa statt, 11./12.<br />

November 2005, den Abschluß der dreijährigen Arbeit wird dann im Frühjahr 2006 die<br />

Übergabe des Gesamtberichts an die Stiftung und an die Öffentlichkeit bilden.<br />

Unschätzbar wichtiger Begleiter in der Entwicklung der Themen und der Ausgestaltung des<br />

Forschungsdesigns, vor allem bei der finanziellen Förderung des <strong>Projekt</strong>s, ist die Robert<br />

Bosch Stiftung GmbH. Ohne diese Basis wäre das <strong>Projekt</strong> nicht zustande gekommen.<br />

Sie sehen, wir haben es mit einem fachlich spannenden, menschlich bereichernden und<br />

notwendigen Vorhaben zu tun, das ein wenig Entlastung in die Schulen bringen möchte,<br />

damit Phantasie und Kontinuität im Alltag mit Kindern Augen und Ohren öffnen.<br />

Wir bitten heute um besonnene und kontinuierliche Begleitung, die frühe Selbstsicherheit<br />

kritisch befragen und neue Wege mutig beschreiten lässt.<br />

46


Christoph Ertle, Einführung in die Tagung<br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen<br />

Schulen<br />

1. Arbeitstagung des interdisziplinären Forschungsprojekts am 12.<br />

und 13. November 2004 in Reutlingen und Tübingen<br />

Tagungsthema: Kranke Kinder im Schulalltag<br />

- übersehen,<br />

- unverstanden,<br />

- fehl am Platz ?<br />

Verehrte Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

die große Zahl an Gästen erfüllt uns mit Freude, sie macht auch nachdenklich - die Tagung<br />

ist ein Versuch, sich darüber auszutauschen, wie es uns zu Mute ist mitten in einer Exkursion<br />

ungewissen Ausgangs - wir sagen Dank und bitten um kritische Nähe. Was mag Sie hierher<br />

geführt haben?<br />

Das Thema selbst ? Es lässt sich in seiner Unschärfe nicht schönreden, nicht abrunden, schon<br />

gar nicht einer Schulart stabil zuordnen. Es bedarf der Kooperation über Grenzen<br />

wissenschaftlicher Disziplinen hinweg. Diese Absicht gehörte zu den ersten Überlegungen,<br />

damals 2002, als wir bei einer Planungsrunde in der Robert Bosch Stiftung Elemente für ein<br />

neues Haus in die Hand nahmen und erwogen, ob und ggfs. wie sie sich zusammen fügen<br />

ließen. Sonderpädagogik reichte dafür nicht aus.<br />

„Krank“ und „allgemeine Schule“ - dazu waren erneut Grenzen zu überschreiten.<br />

Allerdings, es bestanden organisatorische Voraussetzungen, denn in Baden – Württemberg,<br />

Nordrhein – Westfalen und Sachsen sind Schulen für Kranke eingerichtet, die schon immer,<br />

auf unterschiedliche Weise beim Brückenbau engagiert waren – nach draußen in die<br />

allgemeinen Schulen, nach innen zur Pädiatrie im gleichen Haus. Pädiatrie und Pädagogik<br />

waren sich also nahe, manchmal konflikthaft in einer Zwei - Welten - Vorstellung gefangen,<br />

in anderen Fällen so, dass Heilung und Pflege als Menschenbildung erkannte und mit Mut<br />

und Phantasie gestaltete Praxis eines umfassenden Lebensraumes für Kinder und<br />

Jugendliche geworden ist, die krank sind und die leben möchten. Es gibt dafür viele Beispiele,<br />

oft versteckt, im Kleinen wirksam und Kindern nahe. Heute werden wir uns in Tübingen<br />

zusammenfinden, um für ein solches Beispiel Dank zu sagen.<br />

Von Grenzüberschreitungen ist die Rede: dass schulartübergreifende Dienstbesprechungen<br />

für das <strong>Projekt</strong> inzwischen bei den Kultusministerien stattfinden, in Baden – Württemberg<br />

zusammen mit der Landesarbeitsstelle Kooperation, in Sachsen die Regionaltagungen von<br />

Anfang an ebenda. Und inzwischen hat die Vizepräsidentin des Sächsischen Landtages, Frau<br />

Andrea Dombois, die Schirmherrschaft über das <strong>Projekt</strong> in den sächsischen Schulen<br />

übernommen, - eine neue Qualität bildungspolitischer Aktivität. Hier mischt sich eine hohe<br />

Repräsentantin des Parlaments in die Schulpraxis ein – man kann nur wünschen, es möge<br />

Schule machen. Dass sich auch Frau Eva Köhler, die Frau des Bundespräsidenten für die<br />

Arbeit der Brückenbauer interessiert, zeigt, dass das Vorhaben gesehen und gewürdigt wird.<br />

Es gibt noch andere Grenzüberschreitungen - sehen wir hin, wie Schüler mit Grenzen<br />

umgehen:<br />

Auf ein zögerliches Klopfen an der Türe einer Klinikschule blickt die Lehrerin auf – sie<br />

unterrichtet Mathematik; für zwei oder drei ihrer Schüler ist daraus inzwischen Astronomie<br />

geworden, andere bemühen sich, mit Zeichenprogrammen Bewegungen der Himmelskörper<br />

47


zu dokumentieren – das übliche Herein erübrigt sich, weil die beiden 8. und 9 Klässler, bis vor<br />

kurzem noch ihre Schüler, im Raum stehen. Ob sie am Unterricht teilnehmen dürften, die<br />

eine oder andere Stunde? Ja, ja, eigentlich seien sie als gesund entlassen. Schon, sind wir<br />

auch, das heißt… Nein, niemand würde draußen hänseln und insgeheim seien sie ja froh,<br />

wieder in ihrer Stammschule zu sein, aber…was dort fehle, sei Nähe und Dabeibleiben<br />

beim Abwägen von Lösungswegen und bei den kleinen Zeichen wacher und präsenter<br />

Pädagogik. Hier, in der Spezialschule seien sie drangekommen, oft, sie hätten zeigen können,<br />

was sie können – draußen, da schnappten ihnen die Guten die Lösungen vor der Nase weg…<br />

Die Lehrer arbeiten halt am liebsten mit denen, die vorne herumhüpfen. Man wundert sich,<br />

wie Schüler mit den armen Lehrern identifiziert sind, die Lehrer geraten in die Nähe Trost<br />

bedürftiger Leute, Schüler müssen für ihre Lehrer eintreten - eine neue Dimension, die für<br />

die weitere Entwicklung grau in schwarz sehen lässt. Drankommen als Glücksfall im<br />

Unterricht? Wissen und Fähigkeiten nicht abgenommen bekommen, schon gar nicht, wenn<br />

die Leistung unfertig ist, noch weniger, wenn Schüler nicht putzmunter, krank oder in<br />

Lebenskrisen sind? Wird dann die Klinikschule zur Insel für Ermutigung, für<br />

unaufdringliche Nähe, für Wachsamkeit gegenüber individuellen Neigungen? Die<br />

Klinikschule als Erholungsraum, der Schule draußen erträglich macht ?<br />

Die Lehrerin blieb gelassen, bot beiden Platz und machte kein Aufhebens, als die Schüler die<br />

Auszeit selbst regulierten. In einem Papier des VDS wird die Klinikschule als solches<br />

Moratorium ausdrücklich empfohlen, die Klinikschule als Angebotsschule. Unglaublich –<br />

bietet also die Spezialschule der allgemeinen Schule neue Impulse, die dort verloren gegangen<br />

sind? Dann wäre die Klinikschule der Ort für Innovationen, die draußen gebraucht und<br />

vielleicht auch willkommen sind?<br />

Draußen, dort also, wo die Hauptarbeit des <strong>Projekt</strong>s einmünden und wo die Ergebnisse<br />

schließlich Praxis verbessern sollen? Was tut sich dort?<br />

Eine Szene aus einer allgemeinen Schule. Frühjahr 2004. Nein, da sei ich auf dem Holzweg,<br />

chronisch kranke Kinder und Jugendliche seien in seiner Schule nicht zu finden – da, ein<br />

Blick auf den Schulhof müsse mich doch belehren: lauter gesunde Kinder, oder ob ich ihm<br />

auch nur ein krankes Kind zeigen könne? So konfirmierte mich der Schulleiter einer GHS.<br />

Ich musste einräumen, nein, das schaffe ich nicht. Er blieb höflich und wollte mir Mut<br />

machen: wenn er mal ein krankes Kind hätte, würde er sich melden. Ich denke, er fand<br />

keines.<br />

Doch, sollte er tatsächlich Recht haben? Waren die bekannten Prozentangaben vielleicht<br />

falsch? Die ärztliche Mitarbeiterin im <strong>Projekt</strong>, Frau Kimmig machte die Probe aufs Exempel<br />

und konnte aus aktuellen Zahlen bestätigen, was immer wieder die Runde macht: die Zahl<br />

chronisch kranker Kinder und Jugendlicher im Schulalter liegt zwischen 12 - 15 %. Sie wird<br />

selbst noch Näheres ausführen.<br />

Eine Schwierigkeit verdunkelt die Optik. Es gibt Krankheitsbilder, die springen nicht ins<br />

Auge. Heißt dies, dass unsichtbare Krankheiten oder auf den ersten Blick unsichtbare<br />

Krankheiten keine sind? Manche Kollegen sind rasch bei der Hand, wenn es um eine<br />

fatale Logik: wer krank ist, liegt im Bett, wer nicht im Bette liegt, kann nicht krank sein. Und<br />

wer dennoch vorgibt, krank“ zu sein, simuliert, wer simuliert, braucht Unterricht, damit er<br />

sich an die Realität gewöhnt. So einfach ist das.<br />

Phantastereien ? Geht es uns nicht oft selbst so, dass wir nur den Augen trauen, die schwache<br />

Stimme und den klagenden Unterton von Kindern nicht wahrnehmen, weil uns die<br />

Schulzucht im Genick hat? Bilden wir uns doch nichts ein. Wir sind alle nicht viel besser. Erst<br />

langsam öffnen sich Fenster in anderes Denken.<br />

Ich gehe bei meinen Kolleginnen und Kollegen in den 7 Schulen, in Dresden und Freiburg, in<br />

Freital und Gelsenkirchen, in Herdecke, Leipzig und Tübingen in die Schule und hoffe, dass<br />

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ich am Ende versetzt werden kann. Bei den Besuchen in den Regionalkonferenzen Ost, Süd<br />

und West bekomme ich Hausaufgaben und oft noch Nachschlag per Email, die wollen, dass<br />

ich etwas lerne. Z.B. Wie kann beraten werden, ratlose und engagierte Kolleginnen und<br />

Kollegen in den allgemeinen Schulen? Gibt es so etwas wie eine günstige Gesprächsführung?<br />

Treffsicher und wirkungsvoll ? Oder sind die Kolleginnen, wenn sie als Beratungslehrerinnen<br />

tätig sind nicht am besten beraten, wenn sie zuhören, was draußen Mühe macht und finden<br />

schon allein deshalb dankbare Gesprächspartner?<br />

Und wie weiter ? Machen wir uns doch nichts vor: wir sind am Anfang. Wir machen<br />

vorsichtige Schritte, lernen das Laufen, z. T. mit sichtbarer Freude. Alle nur keine Sprüche<br />

über große Erkenntnisse. Vielleicht einer der erfreulichen Punkte, – diese übereinstimmende<br />

Zurückhaltung, das Abwägen und dann von der anderen Seite aus erneut betrachten. Der<br />

<strong>Projekt</strong>leiter ist in erster Linie Lernender, der neue Zusammenhänge erkennen möchte.<br />

Kolleginnen und Kollegen, die sich an einem solchen <strong>Projekt</strong> beteiligen sind glücklicherweise<br />

neugierig. Es herrscht eine Grundstimmung von Erforschen, eine Mentalität, die übrigens<br />

der allgemeinen Mentalität des Lehrerberufs fremd ist. Mehr noch – für diesen Anfang muss<br />

jede Schule ihren eigenen Weg suchen, sehen, wie die persönlichen Kräfte und die<br />

Voraussetzungen des Systems allgemeine Schule zusammen zu bringen sind.<br />

Wir hatten uns am Anfang des <strong>Projekt</strong>s darauf verständigt, jede Schule möge an der Brücke<br />

nach draußen bauen, wo bereits seit längerer Zeit gearbeitet worden ist. … Nein, keine<br />

Einheitslösung, denn schließlich haben unsere Lehrerinnen und Lehrer z. T langjährige<br />

Erfahrung - daran galt es anzuknüpfen, bzw. überhaupt miteinander herauszufinden, wo<br />

Interessen und wo Neigungen und Notwendigkeiten liegen. Und es galt zu prüfen, wo denn<br />

draußen in den allgemeinen Schulen überhaupt Interesse besteht.<br />

Solche Schulen gibt es, mehr als zunächst geahnt – ich lerne am Beispiel eines Gymnasiums<br />

zu staunen, wie ein Schulleiter die Rückführung von Schülern einer Klinikschule, die bei ihm<br />

probeweise beschult werden, in die Hand nimmt und dieses Konzept inzwischen als ein<br />

pädagogisches Merkmal seiner Schule versteht. Nein, an die große Glocke wird nichts<br />

gehängt, sondern besonnen abgewogen. Bei manchen Kollegen verstummen die verächtlichen<br />

Bemerkungen, andere müssen noch daran festhalten und verrechnen Noten in Englisch gegen<br />

Fleiß, Mathe gegen. Sauberkeit, andere beginnen zu entdecken, welche pädagogischen Kräfte<br />

in Lateinvokabeln, in Chemie und in Physik schlummern können. Dabei tragen kranke<br />

Kinder ausgesprochene Spezialthemen in sich, die sie liebend gerne anbieten möchten.<br />

Manche Lehrer sind dankbar, wenn man ihnen solches verborgene Wissen mitteilt – woher<br />

sollen sie denn alles wissen? Oft ist es schon ein erster Schritt zur Rückkehr aus der Klinik in<br />

die Stammschule, wenn die Rückkehrer wissen, mein Platz wird für mich freigehalten, und<br />

dann beginnen sich Mitschüler Gedanken zu machen, wenn der wahnsinnige Juckreiz bei<br />

Neurodermitis wenigstens nicht mehr schamhaft verschwiegen werden muss, sondern als<br />

elende Situation fassbar werden kann.<br />

Das <strong>Projekt</strong> ist ein Vorhaben auf Zeit. Was am Ende der 3 Jahre bis Mitte 2006 den Weg<br />

über die Schul- und Gesundheitsministerien an Vorstellungen von Vorsorge seelischer<br />

Gesundheit schließlich in die Schulen und zu den Eltern finden wird, gestaltet sich bisher als<br />

völlig offen. Das <strong>Projekt</strong> wird weitere Dokumente vorlegen, verbunden mit der Hoffnung, es<br />

möge sich in den 16 Ländern etwas bewegen. Das Echo ist bisher insgesamt freundlich über<br />

gemischt interessiert, bis zu Schweigen. Wir bleiben nüchtern im Hinblick auf nachhaltiges<br />

Interesse, schließlich sind wir keine Missionare.<br />

Wir haben damit begonnen, die Grundinformationen über das <strong>Projekt</strong> in die Sprachen der<br />

EU übersetzen zu lassen. Besuchen Sie uns im Internet. Teilen Sie unserem Webmaster mit,<br />

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wenn Sie einen Link zu eigenen Homepages anzubieten haben. Er ist für die Koordination<br />

zuständig. Der Sinn dieser Grenzüberschreitung? Vielleicht, um auch dort anzustoßen, sich<br />

um eine übersehene Minderheit zu kümmern und die Disziplinen Kinderheilkunde und<br />

Jugendmedizin und Schulpädagogik und Gesundheitslehre auf ein Feld gemeinsamen<br />

Interesses und gemeinsamer Verantwortung aufmerksam zu machen. Wir sind in guter<br />

Nachbarschaft zur Vereinigung HOPE, die sich diesem Thema seit 15 Jahren verdienstvoll<br />

zugewandt hat.<br />

Unser <strong>Projekt</strong> ist begrenzt. Eine Initialphase ohne direkte Weiterführung ? Ja, – so ist es. Es<br />

wäre anerkennend, wenn wir am Ende zu hören bekämen: danke schön, wir können jetzt<br />

selbst, wir brauchen Euch nicht mehr, wir können es besser als Ihr. Die Robert Bosch<br />

Stiftung fördert Initiativen – wir sind froh über die kritische und anregende Beratung, die wir<br />

dort in regelmäßigen Abständen bekommen. Die Vorgaben sind klar: mit der Mittelzusage<br />

liegt die Gliederung für den <strong>Abschlussbericht</strong> auf dem Tisch und daneben der Katalog, der<br />

die Hausaufgaben enthält. Sie können dies in der Dokumentation nachlesen. Damit ist der<br />

Arbeitsrahmen ausgefüllt: danach sind die Schulen und die Lehrerbildung an der Reihe. . .<br />

Die 7 Schulen werden heute und morgen ihre Überlegungen vorlegen, die sie in eigener Regie<br />

erstellt haben – sie machen davon Gebrauch, dass ihnen per Arbeitsvertrag<br />

eigenverantwortliches Handeln verbrieft ist, ein Stück demokratischen<br />

Wissenschaftsverständnisses. Diese Arbeitstagung sehen wir als Forum an, bei dem wir<br />

anbieten und gerne mitnehmen möchten.<br />

Wie geht es weiter? Im Wesentlichen sollen die Erfahrungsberichte der teilnehmenden<br />

Kolleginnen zum Ende des laufenden Schuljahres abgeschlossen sein und in zwei Jahren,<br />

voraussichtlich im Sommer 2006, bei einer Folgetagung / Abschlusstagung noch einmal,<br />

intern mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, diskutiert werden. Dann folgt die Phase<br />

der Koordination der Ergebnisse, die dann nach Inhalten, nach den beiden Disziplinen und<br />

nach den Konsequenzen für die Lehrerbildung, Lehrerfortbildung und Gesundheitserziehung<br />

geordnet werden sollen, schließlich den Kultusministerien vorzulegen sind. Dieser<br />

Tagungsband wird dann öffentlich präsentiert, er wird den Teilnehmern dieser Tagung<br />

zugehen – dies haben wir für den Frühsommer 2006 ins Auge gefasst. Er wird eine<br />

Bestandsaufnahme der jetzigen und der folgenden Tagung sein, darin wird von Erfindungen<br />

zu berichten sein, die Schulen mit kollegialer Beratung gemacht haben, und andere mit<br />

ausgewählten Heimatschulbesuchen bei ganz unterschiedlichen Krankheitsbildern, es wird<br />

von Elternberatung als Modell für eine aufgeschlossene Förderschule die Rede sein und von<br />

ersten Versuchen, in der 1. Phase der Lehrerbildung bei GHS – Lehrern Fuß zu fassen, und<br />

im schwierigen Terrain vereinigter Schulleitermacht. Mit dem Denkmodell einer Expedition<br />

in fremdes Gefilde ist vieles erfassbar – es ist letzten Endes die Frage, ob man die Mühe als<br />

Beweis für den Unsinn solcher Forschungsarbeit bewertet und sich dann vom Acker macht<br />

oder ob man sich mit wenigem zufrieden geben kann. Die Probe aufs Exempel sind dann die<br />

Kinder, denen es vielleicht, da und dort ein wenig besser gehen mag, wenn sich Lehrerinnen<br />

und Lehrer draußen in den allgemeinen Schulen etwas freier fühlen, da und dort<br />

Erschöpfung neuem Mut Platz macht. Was will man mehr? Ich danke Ihnen.<br />

50


Professor Dr. phil. Christoph Ertle,<br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“<br />

Vortrag zur Abschlusstagung des Forschungsprojekts am 23.Juni 2006 in Reutlingen, 10.15<br />

Schulkinder machen erfinderisch – von der Regel und der Ausnahme<br />

in der Pädagogik bei Krankheit<br />

„Es freue sich, wer da atmet im rosigten Licht, da unten aber ists fürchterlich“, so spricht der<br />

Jüngling nach glücklicher Rückkehr in Schillers Taucher. Von beiden Extremen sind wir im<br />

<strong>Projekt</strong> verschont geblieben – weder Glanz und Gloria, gelegentlich rosiges Licht, noch<br />

Düsternis, durchaus gelegentlich Wolken und Gewitter. Was die Inhalte und den Verlauf<br />

anbetrifft, so gab es Ausblicke, hell und wach machend, wir konnten begierig auf Neues<br />

zuzugehen, dort auch prüfend verweilen, Staunen wurde möglich – und wir lernten, dass wir<br />

noch immer am Anfang einer die Schularten übergreifenden Arbeit stehen.<br />

Dieser Weg gestaltete sich mühsam: auf unsere Bitten in ersten Informationsschreiben und<br />

späteren Einladungen an die Länderministerien für Kultus und Schule und für Gesundheit<br />

bekamen wir Antworten, die z. T. Ratlosigkeit verrieten – das Ansinnen, sich um chronisch<br />

kranke Schüler in den allgemeinen Schulen zu kümmern, zu denen nach zuverlässigen<br />

Zahlenangaben immerhin zwischen 10 – 15 % aller Schülerinnen und Schüler in Deutschland<br />

gehören, dieses Ansinnen wurde vielfach überlesen oder zwischen Zuständigkeiten zerrieben.<br />

Wir bekamen Antworten auf Fragen, die wir nicht gestellt hatten. Bemerkenswert auch die<br />

Verwechslung der Schule für Kranke, längst eingerichtet, hochgeschätzt und ein Modell mit<br />

Zukunft, mit der Pädagogik für chronisch kranken Kindern in den allgemeinen Schulen.<br />

Missverstehen kann man dies eigentlich nicht, wohl aber derart fixiert sein an bestehende<br />

Schulsysteme, die für übergreifende Aufgaben, Ausbildungen und Weiterbildungen keinen<br />

Blick haben. Wer sich als Hochschullehrer auf ein <strong>Projekt</strong> wie das nun zu Ende gehende<br />

einlässt, muss mit heftigen Reaktionen rechnen. Der <strong>Projekt</strong>leiter konnte und kann mit<br />

manchen unverständlichen Rückmeldungen leben. Wer in die Heiligtümer getrennter<br />

Schulsystem eindringt oder gar erwartet, als könnte die Bildungsministerin der<br />

Bundesregierung auch nur ein Wort zum Thema chronisch kranke Kinder und Jugendliche<br />

in den allgemeinen Schulen beitragen, der irrt sich. Die Antwort in Kürze: Schule ist<br />

Ländersache. Ein solches <strong>Projekt</strong> kann nicht darauf setzen, everybodys darling zu sein, es<br />

muss benennen, Wege aufzeigen, die eigene Eitelkeit kritisch prüfen und Streit nicht aus dem<br />

Wege gehen.<br />

Gleichwohl: es gab erfüllte Begegnungen, in der Sache weiterführend und von Neugier<br />

geprägt. Es gehört zu den ermutigenden und dankenswerten Erfahrungen, dass in den drei<br />

mitwirkenden Ländern, in den Ministerien und in der Schulverwaltung, in Baden –<br />

Württemberg, Nordrhein – Westfalen und Sachsen kontinuierlich und mit eigenen Initiativen<br />

am gesponnenen Faden des ersten Entwurfs weitergearbeitet wurde und wird. Dies ist und<br />

war hoch befriedigend, es verdient Dank und Anerkennung. Dieser Dank geht ganz direkt an<br />

die Schulen, an alle Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer im <strong>Projekt</strong> Sie haben<br />

bewundernswert gearbeitet, viel Zeit und Mühe investiert, eigenständige Produkte vorgelegt.<br />

Dank gewiss auch an die Verwaltung und die Leitung der Fakultät für Sonderpädagogik, für<br />

Beratung und Vermittlung, - noch habe ich einen Briefkasten in der Hochschule. Dank nicht<br />

zuletzt an den Webmaster, der die Fäden zusammenhielt. Zweifellos wäre ein <strong>Projekt</strong> dieser<br />

Art ohne die Medien moderner Kommunikation unmöglich gewesen.<br />

Vor allem dort, wo sich die Kultusministerien in Arbeitskreisen und Regionaltagungen<br />

zusammen mit Vertretern der Schulpraxis, der Lehrerfortbildung, der Landesarbeitsstellen<br />

für Kooperation, der Medizin und des <strong>Projekt</strong>s in die Diskussion einbrachten, entstanden<br />

51


eispielhafte Modelle, die für alle Länder empfehlenswert sind. Solange dies auf wenige<br />

Länder begrenzt bleibt, verharrt die Mühe um chronisch kranke Kinder und Jugendliche auf<br />

regionalem Stand.<br />

Umgekehrt gibt es ermutigende Signale, wenn sich Parlamentarier konkret vermittelnd<br />

einschalten und Dienste, Ämter und Verbände mit Aufgabenstellungen an einen Tisch<br />

bringen. Hier ist die Entwicklung in Sachsen vorbildlich verlaufen.<br />

Mein erstes Fazit: Länderministerien in den Bereichen Kultus, Schule und Gesundheit<br />

müssen initiativ werden und ressortübergreifend Arbeitsgruppen einrichten. Modelle aus den<br />

drei Jahren <strong>Projekt</strong>arbeit eignen sich bestens zur Prüfung vor Ort – jeder muss seinen Weg<br />

finden, die Stärken sind unterschiedlich und die regionalen Anforderungen ebenso. Auch<br />

haben Ministerien die politische Macht, die sie einsetzen können. Ich konnte an den<br />

entsprechenden Arbeitsgruppen in Baden - Württemberg und in Sachsen teilnehmen – die<br />

Leistungen eben da werden bleiben und werden sich auch weiter entwickeln. Die heutige<br />

Tagung versucht die Verknüpfung zwischen <strong>Projekt</strong> und Land, der Stab wird weitergereicht,<br />

vielleicht auch in andere Länder, deren Vertreterinnen und Vertreter ich ausdrücklich in<br />

Reutlingen willkommen heiße. Mit der heutigen Tagung hat die Intensität der Vermittlung<br />

eine neue Qualität erreicht. Die Länder und ihre Angebote übernehmen jetzt mehr<br />

Verantwortung, das <strong>Projekt</strong> ist zu Ende. Es sollte auf Übersehenes aufmerksam machen,<br />

Lücken entdecken, Anstöße geben. Dies macht <strong>Projekt</strong>e, übrigens ein Grundmodell aus der<br />

Reformpädagogik, die das europäische Bildungssystem zu Beginn des 20.Jahrhundert prägte,<br />

so wertvoll und anziehend.<br />

Mein zweites Fazit: Die vorliegenden Berichte sind Anstöße, sind lokale Dokumente, sind<br />

kleine Ausschnitte und sind z. T. persönlich geprägt. Keiner ist wie der andere. Die Schulen<br />

sind mit ihren Erträgen nach draußen in die allgemeinen Schulen sich selbst treu geblieben.<br />

Meine Aufgabe sah ich darin, zunächst zu sehen und zu erkennen, wo Klinikschulen stehen<br />

und auf welche Weise sie ihre doppelte Aufgabe ansteuern, nämlich Brücken nach innen und<br />

nach draußen zu bauen. Es war uns wichtig, dass jede der sieben mitwirkenden Schulen dort<br />

ansetzt, wo sie für sich und für ihre Möglichkeiten Zukunft sieht. Es handelt sich um Berichte<br />

aus der Praxis, die nun der Diskussion und der Konfrontation bedürfen. Wer den Berichten<br />

den Diskurs verweigert, kann sich die Lektüre sparen. Niemand braucht die Ergebnisse zu<br />

preisen, viel Lob macht immer hellhörig, Kritik in der Sache sehen wir als unerlässlich an, sie<br />

zeigt, dass die Arbeit weitergeführt werden muss. Es ist vorgesehen, alle Ergebnisse in die<br />

Homepage zu stellen, auch die Ergebnisse des heutigen Tages, die in einem Nachtrag<br />

zusammengefasst werden sollen. Veränderungen haben den Kindern und Jugendlichen zu<br />

dienen, die Lehrerschaft hat die Pflicht zur Vermittlung, doch die ersten und ruhelos<br />

machenden Impulse kommen von den Kindern, die auf vielfach Weise leiden und die über ihr<br />

Leiden erfinderisch machen können. Hellhörig zu werden und ganz wach – wir verdanken es<br />

den Kindern. Und viele Kolleginnen und Kollegen sind bereit, davon auch sich anstecken zu<br />

lassen. Insgesamt ist die Stimmung in den Schulen gegenüber chronisch kranken<br />

Schülerinnen und Schülern verändert. Die harten und moralisierenden bis ästhetisierenden<br />

Angriffe in zahllosen Varianten sind zurückgegangen und haben z. T. einfühlsamen und<br />

stimmigen Formen der Zuwendung Platz gemacht. Man kann den Eindruck gewinnen, als<br />

antworten Schulpädagogen auf eine scheinbar neue Aufgabe, die doch so alt ist wie sie neu<br />

erscheint.<br />

Mein drittes Fazit: Wesentliche Impulse, inhaltlich, auch formal, die Schulmauern weit zu<br />

überspringen, das Vorhaben interdisziplinär zu führen, kamen von der Robert Bosch<br />

Stiftung, - unbürokratisch, bedachtsam begleitend, in den regelmäßigen Sitzungen im Hause<br />

52


der Stiftung, nie Routine, lebendig und oft auch Verwunderung auslösend – so habe ich die<br />

drei Jahre erlebt und sage meinen Dank, für das <strong>Projekt</strong> und auch ganz persönlich. Dieser<br />

Hintergrund war mächtig anspornend, und er war anstrengend. Der Stiftung konnten wir<br />

uns anvertrauen und ließen uns in die Pflicht nehmen. Drittmittelförderung ist unverzichtbar,<br />

weil sie Anstöße fördert und auf Problem in der Gesellschaft aufmerksam macht, die im<br />

Alltag übersehen oder missachtet werden. Insofern hat das <strong>Projekt</strong> versucht, einen Aspekt des<br />

übergeordneten Themas „Leben mit Krankheit“ aufzugreifen und Erfahrungen<br />

zusammenzutragen.<br />

Ungeklärt ist bis heute, wie das schulartübergreifende Thema des <strong>Projekt</strong>s in der<br />

Lehrerbildung Fuß fassen könnte. Und auch die Lehrerfortbildung tut sich schwer, trotz<br />

einiger Initiativen. Baden – Württemberg hat dankenswerterweise dem Thema der kranken<br />

Kinder in der Ausbildung der Sonderschullehrer via Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />

einen Schwerpunkt eingeräumt. Er ist bis dato unerfüllt, hat an der Hochschule keine feste<br />

personelle Verankerung, weil die Entsprechung in der Studienordnung nach wie vor fehlt.<br />

Zwar kann niemand ernsthaft an einen eigenen Ausbildungsgang für Krankenpädagogik in<br />

den allgemeinen Schulen denken, doch würde solide Grundinformation für Lehrer und<br />

Lehrerinnen aller Schularten gerade Kindern mit den sog. unsichtbaren Krankheiten<br />

seelische Entlastung bieten und ihren Lebensmut stärken – dass sie verständnisvolle<br />

Gegenüber finden, ist nach wie vor eher die Ausnahme, nicht die Regel. Ich möchte die<br />

Gelegenheit nutzen und zu bedenken geben, diesen bisherigen Verzicht auf einen Blick in<br />

unbekannte Gegenden doch erneut zu prüfen und ihn vielleicht einer Revision zuzuführen.<br />

Was bleibt? Es ist viel ersonnen worden, dokumentiert, es sind Produkte vorzuweisen, von<br />

denen wir uns vorstellen, sie mögen zur Kenntnis genommen werden, sie mögen das Erleben<br />

und die Wahrnehmung verändern, nicht nur Wissen vermehren. In einer<br />

zusammenfassenden Skizze sieht dies so aus:<br />

.<br />

Was wiegt mehr, die Freiburger nachhaltigen Mühen, in die Schulverwaltung hineinzuwirken<br />

und dort Breitenarbeit in Gang zu bringen, zugleich der nächsten Generation an jungen<br />

Kolleginnen und Kollegen an der PH erste Anregungen anzubieten, oder die Tübinger<br />

Spezialität, sich dem Kapitel Heimatschulbesuche seit Jahren zu widmen, ein bewegendes<br />

Videodokument darüber vorzulegen und erste tastende Schritte zwischen Klinikschule und<br />

Heimatschulklasse via Datenaustausch zu versuchen ? Hier wäre noch Arbeit zu investieren,<br />

die neuen Brücken bauen hilft.<br />

Wie soll man die Bemühungen der Gelsenkirchener Kolleginnen in einer kleinen Schule für<br />

Kranke betrachten, die für die Lehrerinnen der Klinikpatienten nach deren Entlassung einen<br />

Gesprächskreis installiert haben, Anregungen in der Didaktik, vor allem aber Entlastung bei<br />

psychisch kranken Kindern anbieten, dankbare Abnehmer finden und dann auf der anderen<br />

Seite die sensiblen Angebote aus Herdecke, wo der Unterricht in der Klinikschule zwischen<br />

Entlassung und Stammschule moderiert, den Schritt nach draußen überhaupt erst möglich<br />

macht und wo die Kooperation mit einem Gymnasium dort zur Stärkung und<br />

Wiederentdeckung von Pädagogik geführt hat ?<br />

Schließlich Sachsen, dessen drei Schulen als nahe zusammengerückt erscheinen, zugleich<br />

eigene Profile entwickeln konnten, Dresden, als die größte von ihnen, mit einem breiten<br />

Angebot zur Beratung in allen Schularten und für alle Krankheiten, hier wurde auch<br />

besonders vernehmbar über die verändernden Faktoren der Arbeit nachgedacht und in die<br />

Diskussion eingebracht, zugleich ein wesentlicher Schritt in die Information zur<br />

Früherkennung von Diabetes mellitus getan. „Die großen Veränderungen spielen sich im<br />

53


Kleinen ab“, ließ mich eine Kollegin wissen. Auf die Frage, wie sie das meine. „Die Eltern<br />

und die Stammschulkollegen fragen bei pädagogischen Problemen inzwischen uns, ja uns,<br />

und die Frau Dr. in der Klinik, wenn deren Bereich gefragt ist“. Das Erkennen und Erfassen<br />

von Unterschieden zu den persönlichen Überraschungen. Freital, ein schulischer<br />

Mikrokosmos, getragen, wie Herdecke von einer Kollegin, bei dem in Personalunion<br />

Klinikschule, Elternarbeit ambulant und kranke Kinder in einer Förderschule zum Spektrum<br />

zählen – entsprechend sind die Produkte, die erste Informationen geben, Zusammenhänge in<br />

einem psychosozialen und sozialmedizinischen Netz sichtbar machen – die geistige Arbeit<br />

künftiger Benutzer wird über die Brauchbarkeit entscheiden. Die Produkte regen an, bleiben<br />

an der Basis, verweigern sich dem bloßen Konsum. Ähnlich schließlich Leipzig, wo die beiden<br />

Kolleginnen sich früh in eine große Initiative der Stadt und ihrer Kinderkliniken<br />

angeschlossen haben, vor allem Öffentlichkeitsarbeit betreiben und die Maschen eines<br />

sozialmedizinischen Netzwerkes derzeit mit einander verknüpfen.<br />

Um die zusätzlich im <strong>Projekt</strong> übernommenen Aufgaben voll würdigen zu können, ist zu<br />

erwähnen, dass alle Kolleginnen, ohne Ausnahme, stets in beiden Bereichen tätig sind und<br />

waren, an ihren Schulen für Kranke und draußen, als Beratungslehrerinnen und<br />

Beratungslehrer in den allgemeinen Schulen. Die Beratungsarbeit war immer zusätzliche<br />

Arbeit.<br />

Die Impulse wirken weiter. Nun wird es darum gehen, Bewährtes weiter zu führen,<br />

eigenständige Lösungen zu finden, erfinderisch zu sein, so, wie wir es von den Kindern her<br />

kennen. Das Ende macht vielleicht Mut zu neuen Anfängen.<br />

Professor Dr. phil. Christoph Ertle, <strong>Projekt</strong>leiter des <strong>Projekt</strong>s<br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“<br />

Übergabe des <strong>Abschlussbericht</strong>s an die Robert Bosch Stiftung GmbH, 23.Juni 2006, 12.15<br />

„Über die Erfindung einer Idee, zu Planung von Inhalten, zum Verlauf, zu Ergebnissen und<br />

künftigen Aufgaben“<br />

Es sei am Ende des Anfangs zu gedenken – die Gegenwart mit dem Anfang zu vergleichen,<br />

oder auch das Ende als neuen Anfang zu betrachten – ein Kreislauf also, der nicht aufhören<br />

will.<br />

Und das <strong>Projekt</strong>, das uns nun über drei Jahre beschäftigt hat ? Das Schicksal der chronisch<br />

kranken Kinder und Jugendlichen hatte uns nicht in Ruhe gelassen und neugierig gemacht,<br />

wir wollten dem Rätsel auf die Spur kommen, was diese Gruppe von immerhin 12 – 15 % in<br />

manchen Schulen, bei manchen Lehrerinnen und Lehrern und in manchen Lebenssituationen<br />

so schwer leben lässt. Wäre es immer gleich, könnte man daraus ein Schulfach oder gar eine<br />

Studienrichtung machen, ein spezielles Lehramt mit Brief und Siegel daraus backen, vielleicht<br />

hätte alles seine Ordnung.<br />

Es drohte die falsche Routine; deshalb war es die erste wichtige Entscheidung vorab, das<br />

<strong>Projekt</strong> interdisziplinär mit Medizin und Pädagogik auf den Weg zu bringen. Ich bin<br />

zufrieden, dass wir nach Zeiten von notwendiger Streitbarkeit Produkte vorlegen können, die<br />

bedacht, angewandt und weitergetrieben werden können. Der interdisziplinäre Ansatz schützt<br />

vor früher Zufriedenheit und er weitet die Perspektive<br />

Es galt, wach zu bleiben, denn Schelte kam von Kollegen der eigenen Zunft, – wie wir denn<br />

auf die Idee kämen, in den 7 Schulen aus 3 Ländern mit unterschiedlichen Inhalten, mit<br />

54


großen Schulen innerhalb der Universitätsklinika in Dresden, Freiburg, Leipzig und<br />

Tübingen, mit kleinen Schulen in Freital, Gelsenkirchen und Herdecke unter der<br />

gemeinsamen Klammer zu fahren und keinen methodischen Vergleich ins Zentrum zu<br />

rücken. Vielleicht war die Idee des <strong>Projekt</strong>leiters ja wirklich verwegen, Erfahrungen vor Ort<br />

mit ihren unzähligen Nuancen genauer zu betrachten, sich dabei der eigenen Tätigkeit zu<br />

vergewissern und vieles, was bisher anonym geblieben war, zu beschreiben und begrifflich zu<br />

fassen, dies unter Verzicht auf zahlenmäßige Vergleichbarkeit.<br />

Wir wollten an der Praxis beginnen, dort, wo es schlimme Erfahrungen gab und auch<br />

hoffnungsvolle Angebote für diese Kinder. Und wir wollten dorthin zurückkehren, von<br />

Anfang an erste Ergebnisse sogleich wieder an der Praxis zu erproben, keine Trennung in<br />

Grundlagenerforschung, Entwicklung und Anwendung, für manche deshalb ein Zerrbild von<br />

Wissenschaft, für uns Ausgang und Ziel gediegener Wissenschaft. Es galt Arbeitskraft und<br />

verfügbare Mittel aufeinander abzustimmen, diese auch noch mit vorzeigbaren Ergebnissen<br />

zu verknüpfen.<br />

Ich hatte das Glück, an diesem Prozess teilhaben zu können und sage auch an dieser Stelle<br />

meinen Dank, an diesem Vorhaben, manches Mal einer Expedition gleich, teilnehmen zu<br />

können.<br />

Was wurde in Angriff genommen?<br />

• Alle Klinikschulen als die entscheidenden Träger des Vorhabens hatten und haben<br />

Kinder drinnen und draußen zu unterrichten. Sie bauten ihre Kontakte aus in alle<br />

Schularten und zu Kindern mit allen möglichen chronischen Erkrankungen und aller<br />

Altersstufen auf und konnten sich dabei auf allgemeine Erfahrungen im Vorfeld<br />

stützen. Diese Kontakte haben auch heute noch vorläufigen Charakter und sind von<br />

tastendem Vorgehen bestimmt. Forschung als Anfang und bei vielen Kolleginnen und<br />

Kollegen als nachhaltige Motivation – so kann man den Kerngedanken formulieren.<br />

Zugleich sind Erkenntnisse gewachsen, die in Lehrerbildung und Lehrerfortbildung<br />

vermittelt werden können. Darüber geben alle vorliegenden Berichte aus den Schulen,<br />

Schätze praktischer Pädagogik und die produzierten Medien, z.B. der VHS –<br />

Produktion Bilddokumentation „Heimatschulbesuche – Brücken ins Leben“ der<br />

Tübinger Klinikschule, eindrucksvoll Auskunft.<br />

• Es gibt Kolleginnen und Kollegen in den Stammschulen, die sich für das Ansinnen der<br />

Gäste, also der Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer des <strong>Projekt</strong>s, interessieren<br />

– manche entdecken dabei, dass die Gäste in der Lage sind, ihnen die Augen und<br />

Ohren zu öffnen. Manche kranken Kinder ebenda wurden neu entdeckt, obwohl sie<br />

seit Jahren in den Klassen saßen. Fallbesprechungsgruppen, wie sie z. B. von den<br />

Kolleginnen der Schule für Kranke Gelsenkirchen ersonnen, strukturiert und<br />

durchgeführt werden, können Grundmodell sein, das regional angeboten wird. Kein<br />

Besserwissen, sondern die Suche nach einem Weg, der handlungsfähiger machen<br />

kann. Sprache vermitteln und Sprache kann Schweigen auflösen. Man hat freilich<br />

auch erkennen müssen, dass die Kontakte zu den Stammschullehrern gepflegt werden<br />

müssen, weil sich die Fülle an psychischen Anstrengungen längerfristig als<br />

Erschöpfung erweist. Es hat sich gezeigt, dass Lehrer theoretische und kasuistische<br />

Anteile in den einzelnen Sitzungen als besonders förderlich erleben. Und manches Mal<br />

erleben sie auch an sich selbst nachhaltige Veränderungen.<br />

• Aus der Kooperation mit Gymnasien, an allen großen Kliniken, besonders ausgeprägt<br />

z.B. in Herdecke, wissen wir, dass sich durch die Anstöße der örtlichen Klinikschule<br />

ein Kreis von interessierten Lehrkräften aller Fachrichtungen bilden konnte, der sich<br />

längerfristig für chronisch kranke Kinder zuständig fühlt. Weshalb soll nicht im Zuge<br />

55


der Profilierung einzelner Schulen im Zeitalter nach PISA auch das pädagogisches<br />

Element „Schulalltag mit Krankheit“ zur Ehre gereichen? Keine weitere<br />

Spezialschule und damit erneutes Zeichen von Trennung, sondern Zuwendung vor<br />

Ort als Recht auf Bildung mit pädagogischer Phantasie. Sprache vermittelt neue<br />

Zugänge zur eigenen Kreativität.<br />

• Es gehört seit vielen Jahren zum Standard von Klinikschulen, die Funktion eines<br />

Moratoriums wahrzunehmen in dem Sinne, dass rückkehrende Schülerpatienten in die<br />

Stammschulen den Übergang oft krisenartig verarbeiten und den Abschied von der<br />

optimalen Zuwendung in der Klinikschule nicht ertragen können. Dann kann der<br />

Vorschlag, einzelne Stunden oder Unterrichtstage wahlweise zu verbringen, lieber<br />

drinnen oder doch schon draußen, seelische Entlastung und Gewinn an Selbständigkeit<br />

sichern. Untersucht ist diese praktische Erfahrung im größeren Umfang bisher nicht,<br />

damit auch kein Gegenstand der Lehrerbildung. Wieder ist die Sonderpädagogik<br />

innovativ gewesen und hat für allgemeine Schulen das Licht angeschaltet. Sprache<br />

kann allmählich zusammen mit Kindern gefunden werden, doch dazu bedarf es eines<br />

organisatorischen Rahmens.<br />

• Die Freiburger Klinikschule gehört zu den wenigen Kollegien, die eng mit einer<br />

Lehrerbildungsstätte kooperiert in dem Sinn, dass sie regelmäßig im Rahmen der<br />

Einführungsveranstaltung für Studienanfänger der Lehrämter GHS, RS und<br />

Sonderpädagogik teilnimmt und dort ihrerseits Grundinformationen zum Thema<br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche“ anbietet. Inzwischen sind bereits<br />

zahlreiche Wissenschaftliche Hausarbeiten dazu angefertigt worden, eine Erfahrung,<br />

die wir aus Reutlingen auch kennen. Alle basieren auf Praktika in Klinikschulen.<br />

Offenbar sind solche Schulen auch für die nächste Generation an Lehrern sehr<br />

attraktiv, bieten ungeahnte Impulse. Es ist wie überall: Kinder geben die ersten<br />

Impulse, die Lehrer und Hochschullehrer nehmen sie auf, je nach dem, und die<br />

Studierenden tragen sie in Studium und künftigen Beruf. Und die Kliniklehrer geben<br />

diesem Austausch Sprache.<br />

• Schulen sind in ein Netzwerk eingebaut, ob sie es wahrnehmen oder nicht. Dieses<br />

Netzwerk umfasst soziale Dienste, Angebote der Jugendhilfe und der<br />

Gesundheitsbehörden, sozialpädiatrische und sozialpsychiatrische Angebote,<br />

Elterninitiativen in Gestalt von Fördervereinen und Selbsthilfegruppen, und es<br />

schließt auch Institutionen mit ein, die zunächst nicht als der Schule unbedingt<br />

verbunden betrachtet werden. Dazu gehören Sportvereine ebenso wie Krankenkassen.<br />

In Sachsen hat sich gezeigt, dass die Initiative einer Parlamentarierin weit reichende<br />

Impulse zu verleihen mag. Dies gilt besonders für Freital. In Dresden und Leipzig sind<br />

auf städtischer Ebene und aufgebaut von privaten Trägern umfassende Initiativen für<br />

Kinder entstanden, in Dresden die „Kinderhilfe Dresden“ e.V., in Leipzig die<br />

Initiative „Leipziger Alledabei“ des Kinderzentrums der Kinderklinik und der<br />

Kinderchirurgie, in Tübingen hat der Förderverein der Kinderklinik sich besondre<br />

Verdienste um den Vertrieb der Materialien erworben.. Alle diese Initiativen haben<br />

Elemente des <strong>Projekt</strong>s aufgenommen. In allen drei Städten, Dresden, Leipzig und<br />

Tübingen sind die Initiativen, bzw. Fördervereine bereit gewesen, mit in die<br />

Herstellung, in die Finanzierung und in den Vertrieb der Produkte einzutreten.<br />

Sprache hat dazu beigetragen, Schulmauern zu überwinden.<br />

• Es überraschte zunächst, dass in den Klinikschulen für den Verkehr nach draußen<br />

Fragebögen, Musterbriefe und Sammlungen von Themen erwünscht waren - offenbar<br />

waren einfache Handreichungen als Anstöße für Gespräche in den Stammschulen<br />

Türöffner. Und dann war es nicht überraschend, dass gerade in diesem Bereich<br />

formaler Anleitungen für Gesprächsleitfäden mit Schülern, Lehrern und Eltern, bei<br />

unterschiedlichen Krankheitsbildern, bei Umschulungen und Kontaktsuche auch<br />

56


ezüglich von Produkten eine Rolle spielen. Ähnliches gilt für Organigramme,<br />

üblicherweise als formalistische Elemente verschrien. Wer sie als erste Hilfen<br />

verstehen kann, ist gut beraten – den Dialog mit den Stammschullehrern ersetzen sie<br />

nicht, aber sie fördern Sprache in den Kollegien.<br />

• Schließlich Internet und Homepage, Email und regelmäßige Rundschreiben an alle<br />

Mitarbeiter. Kein Zweifel, ohne diesen Hintergrund wäre das <strong>Projekt</strong> nicht möglich<br />

gewesen. Alle Kolleginnen und Kollegen haben sich auf diesen Weg aktiv eingelassen<br />

und einen raschen und aktuellen Austausch möglich gemacht. Das gilt auch für den<br />

Webmaster, der dem <strong>Projekt</strong>leiter gegenüber immer mehr die Frage nach der<br />

Zukunftsfähigkeit der Information und ihrer Träger vorbrachte. In der Homepage des<br />

<strong>Projekt</strong>s sollte für eine bestimmte Zeit zusammengeführt werden, was die Arbeit in<br />

ihren wesentlichen Elementen trug und trägt. Die hohe Zahl an Nachfragen mag dies<br />

zusätzlich zu begründen. Längst trägt das <strong>Projekt</strong> auch der EU und ihrer Sprachen<br />

Rechnung, inzwischen auch im Vorgriff auf die neuen Europäer, die anstehen und die<br />

vielleicht einst dazukommen werden. Die Vielzahl der Besucher der Homepage macht<br />

etwas davon deutlich. Ein erster Schritt ist bisher gemacht. Die Weiterführung und<br />

Pflege der Homepage ist ein Dreh- und Angelpunkt für alle möglichen<br />

Transferprojekte. Man wird zu prüfen haben, ob dies realistisch ist.<br />

• Dann die weiteren konkreten Produkte, bereits zu Beginn in Angriff genommen, eine<br />

CD – ROM mit Darstellungen von Kinderkrankheiten für die Hand von Erziehern –<br />

die Autorin Frau Kimmig hat dieses Dokument gefertigt und darüber auch eigens<br />

schriftlich berichtet. Dann das Kniebuch und die CD – ROM über Tom, ein Kind mit<br />

Diabetes aus Dresden, von Kolleginnen und deren Angehörigen produziert. Noch nicht<br />

gelöst sind Probleme des Vertriebs.<br />

• Was bleibt am Ende des <strong>Projekt</strong>s? Die wesentlichen Positionen sind genannt, die<br />

notwendigen Weiterführungen skizziert – einige wenige konkrete Transferthemen<br />

konnten benannt werden, vieles liegt noch im Bereich von Vorstellungen und<br />

Phantasien. Wir werden sehen, was nach einem ersten Durchatmen und Besinnen<br />

konkret aufzugreifen ist. Doch dazu bedarf es interessierter Leute, die auf Neues<br />

zugehen. Von Seiten des <strong>Projekt</strong>s besteht die Bereitschaft, sofern gewünscht,<br />

Informationen anzubieten. Das Thema und die bisher geleistete Arbeit sind wertvoll,<br />

sie sollten weitergeführt werden. Das Interesse draußen ist da und dort wach<br />

geworden, der düstere Anfang, mit mehr Verachtung und Häme als Wachheit und<br />

zupackende Präsenz, ist überwunden, vieles ist auf gutem Weg – er ist indessen noch<br />

lang. Vielleicht ist das Ende ein Ausblick auf einen neuen Anfang. Gegenüber Skepsis<br />

überwiegt inzwischen vorsichtige Hoffnung.<br />

• Die Robert Bosch Stiftung hatte nach dem Vorgängerprojekt „Schüler im<br />

Klinikum“(1994 – 2001) den Weg zum neuen Vorhaben (2003 – 2006) angeregt, mit<br />

vorangetrieben, wesentliche Fördermittel für Mitarbeiter, Sachkosten und Produkte<br />

bereitgestellt. Hierfür auch an dieser Stelle noch einmal unseren Dank. Die Stiftung<br />

hat deutlich gemacht, Thema und Details sind, bezogen auf den erreichten<br />

Erkenntnisstand, auch solide genug um weitergeführt zu werden. Es wird an der<br />

Entdeckerfreude und an Vorstellungen von Zukunft, zugleich an Vorstellungen über<br />

veränderte Schulstrukturen liegen, ob aus dem Angebot, Neues zu ersinnen, Konkretes<br />

erwächst.<br />

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Pressemitteilung zur Abschlussveranstaltung des <strong>Projekt</strong>s „Chronisch kranke<br />

Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“, an der Fakultät für<br />

Sonderpädagogik Reutlingen, am 23.Juni 2006. Das <strong>Projekt</strong> wurde gefördert mit<br />

Mitteln der Robert Bosch Stiftung GmbH.<br />

Mit der Übergabe der <strong>Abschlussbericht</strong>e aus den mitwirkenden 7 Schulen für Kranke –<br />

teilnehmende Länder waren Baden – Württemberg, Nordrhein – Westfalen und Sachsen -<br />

geht das <strong>Projekt</strong> nach dreijähriger Laufzeit zu Ende. Der Gesamtbericht enthält auch die<br />

Berichte des <strong>Projekt</strong>leiters für den pädagogischen Teil und den Bericht der medizinischen<br />

Mitarbeiterin. Anlass für das <strong>Projekt</strong> war der unbefriedigende und wissenschaftlich kaum<br />

untersuchte Status, vor allem die psychosoziale Situation und das Erleben von Lernen und<br />

Leistungsanforderungen bei chronisch kranken Schülern in den allgemeinen Schulen<br />

gewesen. Immerhin kann von ca. 12 – 15 % chronisch kranken Kindern und Jugendlichen im<br />

Schulalter ausgegangen werden. Über eine Pilotstudie konnte herausgefunden werden, dass<br />

von Seiten der Lehrerinnen und Lehrer erhebliches und verbreitetes Unverständnis<br />

gegenüber den z. T. erheblich eingeschränkten Lernmöglichkeiten besteht, je nach<br />

Krankheitsbild, je nach persönlicher Krankheitsverarbeitung und je nach schulischem<br />

Angebot. Vor allem die „unsichtbaren Krankheiten“ wirken irritierend. Dies bildete den<br />

ersten Ansatzpunkt, um weitere Zusammenhänge zwischen Krankheit und schulischer<br />

Reaktion zu erforschen, zugleich Veränderungen im pädagogischen Alltag der allgemeinen<br />

Schulen anzuregen. Als Zugang bot sich an, die fachliche Kompetenz der Klinikschulen zu<br />

nutzen, deren Kollegien auf entsprechende Erfahrungen aus ihrer Arbeit bauen können. Sie<br />

sind wichtige Vermittler in der Brückenfunktion zwischen Klinikschule und allgemeiner<br />

Schule. Im Vordergrund stand Beratung in einer Vielzahl einzelner Ausprägungen, in erster<br />

Linie bezogen auf den Zusammenhang von chronischen Krankheiten, schulischem Angebot<br />

und dessen Aufbereitung und dem pädagogischen Hintergrund der jeweiligen Schule. Die<br />

Arbeit der Kliniklehrerinnen und Kliniklehrer hatte immer zwei Schwerpunkte, nämlich<br />

Unterricht in der Klinikschule mit stationär aufgenommenen Schülern und beraterische<br />

Angebote in den allgemeinen Schulen für chronisch kranke Schülerinnen und Schüler. In den<br />

7 Schulen des <strong>Projekt</strong>s, in Dresden, Freiburg, Freital/ Sachsen, Gelsenkirchen, Herdecke,<br />

Leipzig und Tübingen lagen jeweils eigene Konzepte zu Grunde, die teils schon in Anfängen<br />

bestanden, teils neu ersonnen werden mussten. Das <strong>Projekt</strong> wurde von Anfang an<br />

interdisziplinär durchgeführt und dabei versucht, die Positionen von Medizin und<br />

Pädagogik, Kinderheilkunde/ Jugendmedizin und Sonderpädagogik, Gesundheit und<br />

Krankheit, kennen zulernen und gegenseitig zu ergänzen. Flankierend zur Arbeit der Schulen<br />

hatte die <strong>Projekt</strong>leitung und die ärztliche Mitarbeiterin die Aufgabe übernommen,<br />

Fortbildung der Kliniklehrer regional anzubieten und einzelne Lehrergruppen (z.B.<br />

Sportlehrer, Schulleiter ) über Zusammenhänge von Pädagogik und Gesundheitserziehung zu<br />

informieren und das <strong>Projekt</strong> auch Ärzten bekannt zu machen. Die Bewirtschaftung der Mittel<br />

und organisatorische Hilfe bei Tagungen hatte dankenswerterweise die Fakultät für<br />

Sonderpädagogik Reutlingen übernommen. Kooperationspartner im <strong>Projekt</strong> war die Klinik<br />

für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abteilung Allgemeine Pädiatrie, Hämatologie und<br />

Onkologie des Universitätsklinikums Tübingen. Die entlang des <strong>Projekt</strong>s durchgeführten<br />

Arbeitstagungen, als zentrale Veranstaltungen(2004,2006) oder als regionale Angebote unter<br />

der Regie der Beratungslehrer(in Sachsen 2005, 2006) konnten die Grenzen der einzelnen<br />

Schularten überwinden und Lehrerinnen und Lehrer, einzelne Vertreter der<br />

Gesundheitsbehörden, der Selbsthilfeverbände und der Elternverbände mit der<br />

Schulverwaltung zusammenführen. Ergänzend zu den genannten Berichten wird eine<br />

Informations - CD zu chronischen Krankheiten im Schulalter vorgelegt. Dazu ein Zitat aus<br />

dem Cover: „Was hilft, damit in der Schule unterstützend mit solchen (chronisch kranken)<br />

Schülerinnen und Schülern umgegangen werden kann?“ Als weitere Produkte sind zu<br />

58


nennen: eine VHS und DVD – Produktion zur „Brückenfunktion der Heimatschulbesuche“,<br />

und eine für den Elementar – und Primarbereich erstellte CD – ROM samt Bilderbuch zum<br />

Thema Diabetes mellitus. Diese Dokumente sind in Kooperation zwischen Pädagogik und<br />

Medizin in Dresden und Tübingen entstanden. Die sieben <strong>Abschlussbericht</strong>e enthalten jeweils<br />

örtliche Konzepte der Beratungsarbeit, z. T. mit kasuistischem Schwerpunkt, z. T. mit<br />

Verläufen und systematischen Zugängen zu Gesprächskreisen für Lehrerinnen und Lehrer<br />

ehemaliger Schüler einer Klinikschule, z. T. geben sie Aufschluss über die Ergänzung des<br />

pädagogischen Konzepts eines Gymnasiums. Hier weitere ausgewählte Themen :<br />

„Kooperation Klinikschule – allgemeine Lehrerbildung“, „Basiscurriculum Pädagogik bei<br />

Krankheit für Lehrer aller Schularten“ „Kooperation Klinikschule – Gremien der Schulleiter<br />

allgemeiner Schulen“, „Gesprächskreise Klinikschule – Lehrerinnen ehemaliger<br />

Klinikschüler nach Rückschulung in die allgemeine Schule“, „Formen der Kooperation mit<br />

Verbänden, lokalen Initiativen im pädagogischen und sozialmedizinischen Bereich“,<br />

„Klinikschule als Moratorium zwischen Klinik und Heimatschule, bzw. Stammschule“.<br />

Schließlich noch Angebote formaler Art. Einzelne Schulen haben Handreichungen und<br />

Hilfsmittel wie Organigramme, Musterbriefe und andere Vorlagen produziert, die sich bei<br />

Fortbildungstagungen, Elternabenden und zur Information der Öffentlichkeit verwenden<br />

lassen. Im Verlauf des <strong>Projekt</strong>verlaufs wurde eine Homepage erstellt, in der neben einem<br />

allgemeinen Teil auch ein interner Bereich dem Austausch der 20 Lehrerinnen und Lehrer<br />

untereinander dient. Hier sind die regelmäßigen monatlichen Informationen der<br />

<strong>Projekt</strong>leitung an alle Mitarbeiter und Mitarbeiter versammelt, ebenso einzelne Protokolle,<br />

während im allgemeinen Teil u. a. Pressemitteilungen, einzelne Veröffentlichungen und<br />

inzwischen Grundinformationen zum <strong>Projekt</strong> in den wesentlichen europäischen Sprachen<br />

zusammengestellt sind. Zur Abschlusstagung werden die Produkte vorgelegt, ebenso die<br />

Berichte aus den Schulen, diese als CD – ROM.<br />

Als wesentlich für die Weiterführung der <strong>Projekt</strong>aufgaben und deren Verankerung in den<br />

allgemeinen Schulen sehen wir die regelmäßigen Begleitkreise an, die in Baden –<br />

Württemberg und in Sachsen in unterschiedlicher Form installiert worden sind und die den<br />

Prozess begleiteten. In diesen Begleitkreisen, jeweils angesiedelt bei den Kultusministerien,<br />

kamen die Vertreterinnen und Vertreter der allgemeinen Schulen mit der Schulverwaltung<br />

und dem <strong>Projekt</strong> zusammen, um auch über den aktuellen Verlauf und über die<br />

Weiterführung im Sinnen von Innovationen in die Lehrerbildung und Lehrerweiterbildung<br />

zu beraten. Wir sehen in solchen Arbeitsformen auch wirksame Modelle für die Verankerung<br />

einer veränderten, alle Kinder und Jugendlichen im Schulalter betreffenden gesunden Schule<br />

an. Es ist deshalb hilfreich, wenn sich, wie in Sachsen auch Vertreter und Vertreterinnen aus<br />

den Parlamenten in die <strong>Projekt</strong>arbeit einbringen. Auf diesem Hintergrund knüpfen sich<br />

Hoffnungen auf aktive Weiterentwicklung, so z.B. in Baden – Württemberg. Die<br />

Abschlusstagung dient damit auch als Podium für hier im Lande ersonnene Angebote für<br />

chronisch kranke Kinder und Jugendliche. Andere Länder sind eingeladen, ihrerseits<br />

entsprechende Modelle zu ersinnen und sie zur Diskussion zu stellen. Über mögliche<br />

Transferprojekte sind noch keine Entscheidungen auf den Weg gebracht, wohl aber sind<br />

Ideen zu skizzieren: Pflege und Weiterführung der Homepage: www.interklinikschule.de,<br />

Pädagogik bei Krankheit, Informationen an weitere Bundesländer über bisherige<br />

Erfahrungen in den bisherigen „<strong>Projekt</strong>ländern“ Baden – Württemberg, Nordrhein –<br />

Westfalen und Sachsen, Möglichkeiten der Vernetzung über Medien zwischen Klinikschule<br />

und allgemeiner Schule am Beispiel einzelner Schülerpatienten. Wie solche Transferprojekte<br />

aussehen und wie die bisherigen Erfahrungen zusammengeführt werden könnten, ist noch<br />

offen. Jedenfalls sollen die Ergebnisse der Abschlusstagung, die immerhin ein gutes halbes<br />

Jahr nach der Fertigstellung der Berichte vorgetragen werden, ergänzend in die Homepage<br />

eingestellt und damit über Internet zugänglich gemacht werden.<br />

59


Kurzvita<br />

Ertle, Christoph, geb. 1936, Ausbildung zum Volksschullehrer an der Pädagogischen<br />

Akademie Dortmund 1956 - 1958, Schuldienst 1958 - 1962 in Nordrhein - Westfalen,<br />

Studium der Pädagogik, Psychologie und Geographie in Tübingen und Freiburg 1962 - 1967;<br />

Staatsexamen, M. A., Dr. phil., Psychoanalytiker (DPV, IPA). Wiss. Assistent Pädagogisches<br />

Seminar der Universität Tübingen 1968, seit 1970 Dozent, 1972 Professor für Verhaltensgestörtenpädagogik<br />

an den Pädagogischen Hochschulen Reutlingen und Ludwigsburg,<br />

Fakultät für Sonderpädagogik.<br />

Arbeitsschwerpunkte: Pädagogik und Didaktik bei Problemkindern; Schule und Unterricht<br />

bei kranken Kindern und Jugendlichen; interdisziplinäre Arbeit zwischen Pädagogik und<br />

Psychoanalyse, Beispiel Balintgruppe; Biographie und Werk - Versuche zur Motivation von<br />

Künstlern und Wissenschaftlern.<br />

60


<strong>Abschlussbericht</strong><br />

der medizinischen Mitarbeiterin<br />

Dr. Astrid Kimmig<br />

kimmig@interklinikschule.de


<strong>Abschlussbericht</strong><br />

Dr. med. Astrid Kimmig,<br />

Gösstr. 74/1.<br />

72070 Tübingen<br />

<strong>Projekt</strong> „Chronisch kranke Kinder und<br />

Jugendliche in den allgemeinen Schulen“<br />

(www.interklinikschule.de)<br />

Bewilligungsnummer 12-5-1300.0017.0<br />

Robert Bosch Stiftung GmbH<br />

<strong>Projekt</strong>leiter:<br />

Prof. Dr. Christoph Ertle, Bachstr.19, 72127 Jettenburg<br />

Dauer des <strong>Projekt</strong>s: 1.7.2003 bis 30.6.2006<br />

PH Ludwigsburg, Fakultät für Sonderpädagogik in Reutlingen<br />

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, UKT Tübingen<br />

In diesem Teil des <strong>Abschlussbericht</strong>s wird berichtet von der Tätigkeit und den Ergebnissen<br />

der von mir als ärztlicher Mitarbeiterin durchgeführten medizinischen Teile des <strong>Projekt</strong>s.<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig


Inhalte des medizinischen Teils des <strong>Projekt</strong>s / <strong>Abschlussbericht</strong>s:<br />

Thema <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Kimmig Seite<br />

1. Begleitung des <strong>Projekt</strong>s von ärztlicher Seite, Teilnahme und S. 3<br />

Beratung in den einzelnen Regionalsitzungen<br />

2. Mitarbeit im Begleitkreis des Ministeriums für Kultus und Sport<br />

zum <strong>Projekt</strong><br />

3. Mitarbeit bei der Erstellung des Videos / DVD „Schulbesuche –<br />

Brücken ins Leben“<br />

4. Mitbegründung der Arbeitsgruppe und Mitarbeit in der<br />

Arbeitsgruppe „Pädagogik bei Krankheit“ für die Landkreise<br />

Tübingen und Reutlingen, kontinuierliche Informationsarbeit für<br />

die Schulen vor Ort und auf Schulamts- und Oberschulamtsebene<br />

5. Erstellen der Informations-CD „Chronische Krankheiten im<br />

Schulalter“ mit Informationen zu Krankheitsbild und Therapie, mit<br />

der daraus resultierenden Bedeutung für Lebensalltag, Schulalltag,<br />

Sportunterricht etc.<br />

6. Betreuung zweier medizinischer Dissertationen mit Befragung von<br />

chronisch kranken Kindern mit Krebs, Rheuma, Mukoviszidose<br />

oder Diabetes mellitus zu ihrer schulischen Situation und<br />

Befragung von Lehrern/innen und Mitschülern/innen zu ihrem<br />

Umgang mit der chronischen Erkrankung des Mitschülers<br />

7. Information von Selbsthilfeverbänden und Dachverbänden von<br />

Eltern chronisch kranker Kinder und Jugendlicher über das <strong>Projekt</strong><br />

8. Durchführung von Lehrerfortbildungen, Workshops und Vorträgen<br />

9. Anschreiben von Pharmafirmen wegen Sponsoring für die 1.<br />

Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s<br />

10. Anhang<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

S. 3<br />

S. 4<br />

S. 4<br />

S. 5<br />

S. 13<br />

S. 19<br />

S. 21<br />

S. 24<br />

S. 25<br />

Da meine Tätigkeiten im <strong>Projekt</strong> und die Ergebnisse daraus sehr vielfältig sind, ordne ich den<br />

Bericht nach den oben angegebenen Themen, um eine größere Übersichtlichkeit und bessere<br />

Lesbarkeit zu erreichen.<br />

2


1. Begleitung des <strong>Projekt</strong>s von ärztlicher Seite, Teilnahme und Beratung in den<br />

einzelnen Regionalsitzungen,<br />

Vortrag und Workshop auf der 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s am 12./13.11.2004 in<br />

Reutlingen<br />

An den Regionalsitzungen zu Beginn des <strong>Projekt</strong>s habe ich als Ärztin beratend teilgenommen<br />

(8.7.03 in Tübingen, 18.7.03 in Gelsenkirchen, 12.12.03 in Gelsenkirchen, 17.2.04 in<br />

Freiburg, 05.03.04 in Dresden). So war allen <strong>Projekt</strong>mitarbeitern/innen die ärztliche<br />

Mitarbeiterin bekannt, was die Hemmschwelle, medizinische Nachfragen zu stellen oder<br />

Beratung einzuholen, abbauen hilft. Außerdem wurden alle <strong>Projekt</strong>mitarbeiter/innen<br />

(spätestens auf der 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s am 12./13.11.2004 in Reutlingen) darüber<br />

informiert, dass von mir eine Informations-CD erstellt wird zu den wichtigsten chronischen<br />

Krankheiten im Schulalter für Lehrer/innen aller Schularten.<br />

Alle <strong>Projekt</strong>mitarbeiter/innen wurden um Übersendung von Material oder Berichten von<br />

Betroffenen für die Informations-CD gebeten, was auch von Einigen erfolgt ist. Im weiteren<br />

Verlauf war eine Teilnahme meinerseits an den Regionalsitzungen inhaltlich nicht mehr<br />

notwendig. 1<br />

Bei der 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s am 12./13.11.2004 in Reutlingen hielt ich einen Vortrag<br />

zu dem <strong>Projekt</strong>verlauf aus medizinischer Sicht, dieser ist als Power Point Präsentation auf der<br />

CD beigefügt. (Vortrag Kimmig1; 13-11-04 Reutlingen)<br />

Außerdem gestaltete ich mit Herrn Klemm von der Tübinger Klinkschule den Wokshop zum<br />

Nachteilsausgleich bei Mukoviszidose mit einer Vorstellung der Informations-CD<br />

„Chronische Krankheiten im Schulalter“ zu diesem Krankheitsbild.<br />

2. Mitarbeit im Begleitkreis des Ministeriums für Kultus und Sport zum <strong>Projekt</strong><br />

Teilnahme und konkrete Mitarbeit an den Sitzungen des Begleitkreises des <strong>Projekt</strong>s im<br />

Ministerium für Kultus und Sport, Leitung Herr MR Wenz und Frau RDin Espenhain mit<br />

Vertretern/innen aus dem Sonderschul-, Grund/Hauptschulbereich, Realschulbereich und<br />

später auch Gymnasialbereich sowie Elternvertreterinnen aus der Selbsthilfe von Eltern<br />

chronisch kranker Kinder am 8.10.03, 3.12.03, 23.3.04, 23.11.04, 10.5.2005, 14.10.05,<br />

21.2.06 und 24.5.06. Hierbei ging es um regelmäßigen Austausch zu <strong>Projekt</strong>ergebnissen und<br />

Planung der Implementierung in den allgemeinen Schulen Baden Württembergs.<br />

Aus diesem Begleitkreis heraus entstand auch die Möglichkeit, ein gemeinsames Symposium<br />

mit dem Ministerium für Kultus und Sport Baden Württemberg zum <strong>Projekt</strong>abschluss am<br />

Freitag 23.6.06 in Reutlingen durchzuführen; Daraus entwickelte sich die Planungsgruppe für<br />

das Symposium, an der ich ebenfalls aktiv gestalterisch teilnahm. 2<br />

1<br />

Die Protokolle der Sitzungen sind auf der Homepage des <strong>Projekt</strong>s im internen Teil hinterlegt. Inhaltlich<br />

gehören diese Sitzungen zu dem Teil des Berichts, den Herr Prof. Ertle erstellt, weshalb hier nicht näher<br />

darauf eingegangen wird.<br />

2<br />

Inhaltlich gehören diese Sitzungen zu dem Teil des Berichts, den Herr Prof. Ertle erstellt, weshalb hier<br />

nicht näher darauf eingegangen wird.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

3


3. Mitarbeit bei der Erstellung des Videos / DVD „Schulbesuche – Brücken ins Leben“<br />

Die intensiven Arbeiten am Video „Schulbesuche – Brücken in Leben “ dauerten von Herbst<br />

2003 bis Mai 2004. Insgesamt waren ca. 10 längere Sitzungstermine in dieser Zeit<br />

notwendig.<br />

Ich beteiligte mich aktiv an Planung, Erstellung des Drehbuches, Beurteilung der gemachten<br />

Aufnahmen, Besprechung des Schnitts und der Endredaktion. Kontinuierlich war meine<br />

medizinisch fachliche Beratung gefragt. Zusätzlich waren weitere Termine notwendig zur<br />

Durchführung von Aufnahmen (Heimatschulbesuch, Untersuchung von Lena, Interviews).<br />

Der Film liegt der Robert Bosch Stiftung sowie der Öffentlichkeit vor. („Schulbesuche –<br />

Brücken ins Leben“ zu beziehen bei Deutsche Kinderkrebshilfe, Joachimstrasse 20, 53113<br />

Bonn, info@kinderkrebsstiftung.de) 3<br />

4. Mitbegründung der Arbeitsgruppe und Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „Pädagogik<br />

bei Krankheit“ für die Landkreise Tübingen und Reutlingen, kontinuierliche<br />

Informationsarbeit für die Schulen vor Ort und auf Schulamts- und<br />

Oberschulamtsebene<br />

4.1 Allgemeine Angaben:<br />

Die Arbeitsgruppe Pädagogik bei Krankheit in Tübingen / Reutlingen wurde am 12.1.2004<br />

von Frau Paula Rapp, Arbeitsstelle Kooperation am Staatlichen Schulamt Reutlingen, Herrn<br />

Max Leutner, Sonderschulrektor der Schule für Kranke am UKT Tübingen, Herrn Michael<br />

Klemm, Kliniklehrer an der Schule für Kranke am UKT Tübingen und von mir als Vertreterin<br />

des <strong>Projekt</strong>s „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“<br />

gegründet. Die Initiative zur Gründung entstand bei dem Erlasslehrgang des<br />

Kultusministeriums Baden-Württemberg „Formen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

mit der Schule für Kranke“, 08. - 10.12.2003, in Donaueschingen, an dem ich als Vertreterin<br />

des <strong>Projekt</strong>s teilnahm.<br />

Sitzungen der gesamten Gruppe fanden statt am 12.1 04, 22.4.04, 28.9.04, 18.1.05, 19.4.05,<br />

26.10.05, 17.1.06 und 2.5.06, diese wurden ergänzt durch zahlreiche Treffen in Kleingruppen,<br />

z. B. zur Verfassung der Anschreiben und Auswertung der Umfrage, die ich federführend<br />

übernommen habe.<br />

3 Im <strong>Abschlussbericht</strong> der Klinikschule Tübingen für das <strong>Projekt</strong> findet sich eine ausführliche<br />

Beschreibung und Bewertung des Filmprojekts. Um Wiederholungen zu vermeiden, sei hier auf diesen Teil<br />

des <strong>Abschlussbericht</strong>s verwiesen.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

4


Die Arbeitsgruppe wird über das <strong>Projekt</strong> Ende hinaus weiter bestehen und sich für die<br />

kontinuierliche Arbeit am Thema 2 bis 3 Mal jährlich treffen. Ich werde auch nach <strong>Projekt</strong><br />

Ende weiter in der Arbeitsgruppe mitarbeiten.<br />

Zusammensetzung der Arbeitsgruppe:<br />

Arbeitsstelle Kooperation am Landratsamt Tübingen, Abteilung Schule und Bildung (siehe<br />

Anhang 6, <strong>Abschlussbericht</strong> Kimmig Seite 35)<br />

Frau P. Rapp, Grund- und Hauptschullehrerin, Tübingen, bis Juli 2005<br />

Frau D. Stoltze, Grund- und Hauptschullehrerin, Tübingen, ab September 2005<br />

Staatliche Schule für Kranke am Universitätsklinikum Tübingen<br />

Herr M. Leutner, Sonderschulrektor<br />

Herr G. Hilff, Sonderschullehrer, bis Juli 2005<br />

Herr M. Klemm, Sonderschullehrer<br />

Frau F. Nielebock, Sonderschullehrerin ab September 2005<br />

Frau C. Schade, Sonderschullehrerin<br />

Frau A. Teßmann, Grund- und Hauptschullehrerin, ab September 2005<br />

Frau I. Warth, Sonderschullehrerin, ab September 2005<br />

<strong>Projekt</strong> „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in allgemeinen Schulen“ /<br />

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen<br />

Frau Dr. A. Kimmig, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin<br />

Abt. Gesundheit, Landratsamt Tübingen<br />

Frau Dr. H. Entner, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendärztlicher<br />

Dienst ab September 2004<br />

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie UKT Tübingen<br />

Herr P. Karg, Pflege- und Erziehungsdienst Station 2, ab September 2005<br />

FÖHRE Kids (Elternvereinigung rheumakranker Kinder)<br />

Frau H. Benkendorff, Realschullehrerin und Beratungslehrerin auch für chronisch kranke<br />

Kinder, Tübingen<br />

Regionalgruppe Tübingen Mukoviszidose e. V<br />

Herr M. Rapp, Grund- und Hauptschullehrer, Tübingen<br />

4. 2. Ziele und Erwartungen der Arbeitsgruppe Pädagogik bei Krankheit in den Landkreisen<br />

Tübingen und Reutlingen<br />

a) Durchführung einer Umfrage an allen Schulen der Landkreise Tübingen und<br />

Reutlingen zur Anzahl der den Lehrern/innen bekannten Schulkindern mit einer chronischen<br />

Erkrankung, um Informationen zur Anzahl von betroffenen Kindern und Jugendlichen in der<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

5


Region Reutlingen / Tübingen zu gewinnen und um Informationen zum Bedarf an Beratung<br />

und Unterstützung von Lehrern/innen, Kollegien und Schulleitungen zu erhalten.<br />

b) Sensibilisierung aller an der Institution Schule Beteiligten für die besondere Situation<br />

chronisch kranker Kinder und Jugendlicher in der Schule.<br />

c) Unterstützung im Lebensfeld Schule entsprechend dem durch Krankheit bedingten<br />

Bedarf in Zusammenarbeit mit dem Betroffenen / der Betroffenen und seinen / ihren Eltern.<br />

d) Aufbau eines unterstützenden Netzwerkes für chronisch kranke Kinder und<br />

Jugendliche im Bereich der Landreise Tübingen und Reutlingen in Zusammenarbeit mit der<br />

Schule für Kranke am UKT Tübingen, dafür Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer über<br />

chronisch Krankheiten und den Umgang mit chronisch kranken Schülerinnen und Schülern.<br />

e) Gewinnung von Beauftragten für chronisch kranke Kinder und Jugendliche als<br />

Ansprechpartnern/innen an jeder Schule vergleichbar den Beauftragten für<br />

Verkehrserziehung, für Suchtprävention etc. Erarbeitung von Basisinformationen für diese<br />

Ansprechpartner/innen, Planung von Fortbildungsangeboten.<br />

4.3. Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung<br />

zu a) Die Arbeitsgruppe Pädagogik bei Krankheit hat den Fragebogen für die Umfrage an<br />

Schulen aller Schularten aus den beiden Landkreisen in Anlehnung an einen bereits im<br />

Schulamtsbereich Schwäbisch Hall verwendeten Fragebogen entwickelt (siehe Anhang 2,<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Kimmig Seite 27). Die Umfrage wurde im März 2004 in Zusammenarbeit<br />

mit dem Staatlichen Schulamt Reutlingen und dem Oberschulamt durchgeführt (Anschreiben<br />

siehe Anhang 1, <strong>Abschlussbericht</strong> Kimmig Seite 25). Die Ergebnisse wurden allen Schulen<br />

schriftlich rückgemeldet.<br />

Im Oberschulamt Tübingen wurden sie durch Herrn Leutner und mich persönlich<br />

ausführlich den Referatsleitern und der Oberschulamtspräsidentin, Frau Dr. Ruep (28.6.2004)<br />

vorgestellt. Auch im Staatlichen Schulamt erhielten wir die Gelegenheit, die Ergebnisse den<br />

Schulräten (19.10.04) persönlich vorzustellen.<br />

Alle Beteiligten waren von den Daten beeindruckt, zum Teil erschrocken.<br />

Zu b) Eine erster Schritt der Sensibilisierung für diese Thematik wurde durch die Umfrage<br />

erreicht: von 194 angeschriebenen Schulen antworteten 172, eine außergewöhnlich hohe<br />

Anzahl für eine Fragebogen Aktion. Einige von ihnen haben rückgemeldet, dass sie selbst<br />

erstaunt waren über die hohe Anzahl chronisch kranker Schüler/innen in ihrer Schule und dass<br />

sie sich des Themas näher annehmen werden.<br />

Weitere Schritte zur Sensibilisierung erfolgten durch die Rückmeldung der Ergebnisse direkt<br />

an alle Schulen, sowie regelmäßige weitere Anschreiben mit Tipps und Hinweisen (siehe<br />

Anhang 3- 5, <strong>Abschlussbericht</strong> Kimmig Seiten 28- 34 ) zum Umgang mit Schülern/innen mit<br />

einer chronischen Erkrankung.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

6


Zu c) und d) Die Arbeitsgruppe ist noch dabei, ein unterstützendes Netzwerk zu planen und<br />

zu entwickeln, das in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen vor Ort in den Schulen<br />

hilfreich ist.<br />

Erste Schritte dahin sind:<br />

• die Sensibilisierung,<br />

• die Schule für Kranke am UKT vorzustellen sowie<br />

• die Arbeitstelle Kooperation als Ansprechpartner zu nennen,<br />

• die Einbindung der Abteilung Gesundheit des Landratsamts Tübingen,<br />

• die Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen sowie<br />

• die Einbindung von Elternverbänden und<br />

• der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKT Tübingen.<br />

Am 14.10.2006 wird ein von der AG Pädagogik bei Krankheit angeregter Fachtag an der<br />

Schule für Kranke am UKT Tübingen stattfinden für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten.<br />

Inhalt ist die Information über den Umgang mit chronisch kranken Schüler/innen und<br />

Informationen zu einzelnen Krankheitsbildern.<br />

Zu e) Fernziel muss momentan noch ein Beauftragter für chronisch kranke Kinder und<br />

Jugendliche bleiben. Vorschläge in diese Richtung wurden mehrfach vom Schulamt<br />

abgelehnt, da zurzeit mit der Arbeit an den Schulcurricula und den neuen Bildungsplänen<br />

keine Valenzen an den Schulen für neue Aufgaben frei wären. Aber wir werden hieran<br />

hartnäckig weiterarbeiten, da dies eine Schlüsselposition für das unterstützende Netzwerk sein<br />

wird, sowie eine Bündelung der reichhaltigen Informationen zu diesem wichtigen Thema an<br />

der Schule möglich macht.<br />

4.4. Zielerreichung, Öffentlichkeitsarbeit und Perspektiven<br />

zu a) Die Ergebnisse der Umfrage liegen vor. (siehe Anlage 1 zu Anhang 3, <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Kimmig Seite 30) Die Rückmeldequote lag mit 88,66% auswertbarer Rückmeldungen für eine<br />

Fragebogen Aktion außergewöhnlich hoch.<br />

Es wurden 62818 Schülerinnen und Schüler erfasst. Insgesamt wurden 14,9% aller<br />

Schulkinder als chronisch krank – den Lehrern/innen schon vor der Umfrage bekannt –<br />

gemeldet.<br />

Die Hälfte davon entfällt auf Allergien, die andere Hälfte verteilt sich auf ein breites<br />

Spektrum an Erkrankungen. Am häufigsten genannt wurden orthopädische Erkrankungen<br />

(1,6%), Neurodermitis (1,5%) und Asthma bronchiale (1,2%), aber auch psychische<br />

Erkrankungen mit 0,5% sind mit einer Anzahl von 297 relativ häufig gemeldet worden – dies<br />

bedeutet zwischen ein und zwei Schülerinnen und Schüler jeder Schule sind statistisch von<br />

einer psychischen Erkrankung betroffen und den Lehrern/innen bekannt.<br />

Man muss davon ausgehen, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist. Aus Schutz der Person<br />

und der Daten haben wir bewusst darauf verzichtet, dass Lehrer/innen ihre Schüler/innen nach<br />

ihren Erkrankungen fragen, sondern wollten explizit wissen, welche Erkrankungen ihnen<br />

bereits bekannt sind.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

7


Die Dunkelziffer zeigt sich zum Beispiel beim Asthma bronchiale. Asthma bronchiale hat<br />

nach Studien in Deutschland im Schulalter eine Häufigkeit von 5 – 10% 4 , uns wurden 1,2%<br />

gemeldet. Dies sind sicher nur die Kinder, deren Asthma in der Schule wegen der starken<br />

Ausprägung oder wegen zu beachtender Einschränkungen bekannt ist, bei den meisten<br />

Kindern mit Asthma ist die Erkrankung in der Schule nicht bekannt. Dies liegt zum Teil auch<br />

daran, dass Eltern und Kinder Nachteile fürchten, wenn ihre Krankheit bekannt wird.<br />

In der Regel aber profitieren die Kinder davon, wenn Klassenkameraden und Lehrer/innen<br />

informiert sind und es nicht zu vermeidbaren Notfallsituationen kommen muss, weil die<br />

Lehrer/innen auf einen akuten Atemnots-Anfall z. B. in der Pollensaison oder im<br />

Schwimmbad, nicht vorbereitet sind und kein Asthmaspray zur Hand haben. Ist das Asthma<br />

bekannt, kann jeweils gefragt werden, ob der/die Schüler/in sein/ihr Spray dabei hat.<br />

Die Resonanz auf die Rückmeldung der Ergebnisse in den Schulen und vor allem im<br />

Oberschulamt Tübingen sowie im Staatlichen Schulamt Reutlingen war sehr gut. Es konnte<br />

ein Problembewusstsein geschaffen und die Sensibilisierung für das Thema erreicht werden.<br />

Die Daten wurden auch auf der 100. Jahrestagung der Kinder- und Jugendärzte in Berlin<br />

durch einen Vortrag vorgestellt. (Vortrag Kimmig 2;11-09-04 Berlin, auf der CD)<br />

Es liegen zum ersten Mal in diesem Umfang Daten zur Häufigkeit chronischer Erkrankungen<br />

im Schulalter vor, auch wenn durch die Art der Befragung nicht alle Kinder mit einer<br />

Erkrankung erfasst werden konnten.<br />

Zu b) Es ist gelungen, die Aufmerksamkeit in einer für die Schulen sehr turbulenten Zeit auf<br />

die chronisch kranken Schüler/innen zu lenken. Hier ist kontinuierliche Weiterarbeit<br />

erforderlich, um dies wach zu halten und die Situation der kranken Kinder in der Schule zu<br />

verbessern.<br />

Zu c) bis e) Der Aufbau eines unterstützenden Netzwerkes ist durch die Arbeitsgruppe<br />

Pädagogik bei Krankheit im Gang, wird aber noch viel Zeit und Geduld in Anspruch nehmen.<br />

Wir werden hartnäckig weiter daran arbeiten, einen Beauftragten für chronisch kranke Kinder<br />

an der Schule einzuführen. Dieses kann dann Modellcharakter für andere Landkreise und<br />

Bundesländer annehmen.<br />

4 Leitlinien der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie, http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/026-<br />

010.htm<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

8


5. Erstellen der Informations-CD „Chronische Krankheiten im Schulalter“ mit<br />

Informationen zu Krankheitsbild und Therapie, mit der daraus resultierenden<br />

Bedeutung für Lebensalltag, Schulalltag, Sportunterricht etc.<br />

5.1. Allgemeine Angaben<br />

Inhalt:<br />

Erstellung eines Mediums zur schnellen und übersichtlichen Information über wichtige<br />

Krankheiten im Schulalter mit Schwerpunkt auf den Konsequenzen für den Schulalltag mit<br />

dieser Erkrankung.<br />

Methode:<br />

Aufgrund eigener ärztlicher Erfahrung und medizinischen Wissens über die Problematik von<br />

chronischer Krankheit im Schulalter wurden kompakt und leicht verständlich unter Rückgriff<br />

auf die einschlägigen Informationen aus der Literatur und den medizinischen Fachseiten des<br />

Internets Informationstexte erstellt; Dabei wurde auch auf die Erfahrung von<br />

Kliniklehrern/innen, Lehrern/innen an allgemeinen Schulen, Psychologen/innen, Ärzten und<br />

Ärztinnen sowie von Selbsthilfeverbänden zurückgegriffen.<br />

All dies wurde in optisch ansprechender Form auf der Informations-CD verlinkt. Dabei<br />

wurde besonders auf eine einfache Handhabung der CD Wert gelegt.<br />

Die technische Realisierung und das Design wurden von einem in Informatik erfahrenen<br />

Studenten durchgeführt.<br />

Neben der Fachinformation aus neuester medizinischer Literatur und den Internetrecherchen<br />

waren sehr vielfältige Kontakte mit Behandlungszentren, Psychologen/innen,<br />

Klinklehrern/innen und Vertretern/innen von Selbsthilfegruppen und Elternverbänden<br />

notwendig. Auch zahlreiche Kontakte zu Betroffenen, die bereit waren, Berichte über ihren<br />

Lebensalltag oder Schulalltag mit der Erkrankung zu schreiben oder für die CD zu überlassen,<br />

waren erforderlich.<br />

Zeitplan:<br />

Die Arbeit an der Informations-CD nahm während der gesamten <strong>Projekt</strong>laufzeit (07/03-06/06)<br />

sehr viel Zeit in Anspruch. Fertigstellung zum <strong>Projekt</strong> Ende.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

9


5.2 Ziele und Erwartungen<br />

Ziel war es, ein Medium zu schaffen, mit dessen Hilfe sich Lehrer/innen in kurzer Zeit<br />

grundlegende Informationen zur Erkrankung und der pädagogischen Bedeutung der<br />

Erkrankung erarbeiten können. Die Informations-CD soll ebenso in der Lehrer- Aus-, Fort-<br />

und Weiterbildung eingesetzt werden können.<br />

Titel:<br />

Chronische Krankheiten im Schulalter<br />

Eine Informations-CD von Dr. med. Astrid Kimmig<br />

Chronisch krank….<br />

Was hilft, damit in der Schule unterstützend mit chronisch kranken Schülerinnen<br />

und Schülern umgegangen werden kann.<br />

Medizinische und pädagogische Informationen, Hilfen und Tipps für Lehrerinnen<br />

und Lehrer aller Schularten.<br />

Inhaltsverzeichnis der Informations-CD „Chronische Krankheiten im Schulalter“:<br />

Allgemeiner Teil:<br />

• Allgemeine Hinweise<br />

• Schulrecht mit Nachteilsausgleich, Hausunterricht und Beispielen zur<br />

Aufsichtspflicht<br />

• Lexikon<br />

• Literaturtipps<br />

• Links<br />

Spezieller Teil - Krankheitsbilder:<br />

Somatische Krankheiten:<br />

• Asthma bronchiale<br />

• Allergie<br />

• Diabetes<br />

• Epilepsie<br />

• Herzerkrankungen<br />

• Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen<br />

• Chronische Kopfschmerzen<br />

• Krebserkrankungen<br />

• Mukoviszidose<br />

• Neurodermitis<br />

• Neuromuskuläre Erkrankungen<br />

• Nierenerkrankungen<br />

• Orthopädische Erkrankungen<br />

• Rheuma<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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• Tourette-Syndrom<br />

• Seltene Krankheitsbilder (Epidermolysis bullosa und Ehlers Danlos<br />

Syndrom)<br />

• Zöliakie<br />

Psychische Krankheiten:<br />

• Angststörung<br />

• Aufmerksamkeitsstörung ADS / mit Hyperaktivität ADHS<br />

• Borderline Persönlichkeitsstörung<br />

• Depression<br />

• Essstörungen<br />

• Sucht<br />

• Suizid<br />

• Zwangsstörung<br />

Rubriken zu den einzelnen Krankheitsbildern:<br />

• Beschreibung des Krankheitsbilds<br />

• Therapie der Erkrankung<br />

• Lebensalltag mit der Krankheit<br />

• Berichte von Betroffenen<br />

• Schulalltag mit der Krankheit<br />

• Bedeutung für den Sportunterricht<br />

• Konsequenzen und Tipps für Pädagogen<br />

• Selbsthilfeverbände<br />

• Unterrichtsmaterialen zur Krankheit<br />

Schulrechtliche Fragen können nicht für alle 16 Bundesländer geklärt werden, weshalb<br />

Regelungen in Baden-Württemberg beispielhaft aufgezeigt werden und darauf verwiesen<br />

wird, sich in den anderen Bundesländer bei den Ministerien für Kultus und Sport oder den<br />

Landesbildungsservern über das jeweils geltende Landesrecht zu informieren.<br />

Erwartung ist, dass die Informations-CD bundesweit und im deutschsprachigen<br />

Ausland angewendet wird zur Information von Lehrern/innen und zur Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildung von Lehrer/innen aller Schularten.<br />

5.3. Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung<br />

Vorbereitung, Durchführung und Nachbearbeitung in inhaltlicher Hinsicht wurde von mir<br />

durchgeführt. Von Beginn an nahm ich Kontakt auf zu Behandlungszentren, erfahrenen<br />

Kollegen/innen, Kliniklehrern/innen und den Selbsthilfegruppen und Elternverbänden.<br />

Kontinuierliche Recherchen des neuesten Forschungsstandes ergänzten die Informationen.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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Die von mir zusammengefassten Informationen in Text- und Bildmaterial wurde dann von<br />

Herrn Joachim Köhler für die Informations-CD aufgearbeitet und verlinkt. Das Design und<br />

die Gestaltung der Informations-CD wurden ebenso von Herrn Joachim Köhler in Absprache<br />

mit mir entworfen und durchgeführt.<br />

5.4 Zielerreichung, Öffentlichkeitsarbeit und Perspektiven<br />

Die Informations-CD wird zum 23.6.06 in einer Stückzahl von 1000 reproduziert und liegt in<br />

dreifacher Ausfertigung dem <strong>Abschlussbericht</strong> bei. Sie ist offiziell mit einer ISBN Nummer<br />

registriert und damit über die einschlägigen Katalogsysteme recherchierbar.<br />

Teile der Informations-CD wurden bereits erfolgreich in der Lehrerfortbildung eingesetzt (z.<br />

B. Asthma bronchiale siehe Anhang 10, <strong>Abschlussbericht</strong> Kimmig Seite 41) und es zeigte sich<br />

eine hervorragende Eignung. Auch die Rückmeldung von Lehrern/innen, die sich bereits<br />

vorab Informationen zu einzelnen Krankheitsbildern auf der Informations-CD erarbeitet<br />

haben, war sehr positiv.<br />

Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Bei vielen Gelegenheiten (bei den Vorträgen, im Begleitkreis im Ministerium für Kultus und<br />

Sport Baden Württemberg, in der Zeitschrift für Heilpädagogik, bei der 1. Arbeitstagung des<br />

<strong>Projekt</strong>s 12./13. November 2004, bei Fortbildungen für Schulleitungen und in den<br />

Anschreiben der Arbeitsgruppe Pädagogik bei Krankheit) wurde bereits auf die Informations-<br />

CD hingewiesen. Sie wird beim Symposium „Krank in der Schule?!“ am 23.6.06 in<br />

Reutlingen erhältlich sein. Das Ministerium für Kultus und Sport Baden-Württemberg hat<br />

angekündigt, die Informations-CD in den Schulen zu bewerben und für die Arbeitsstellen<br />

Kooperation landesweit anzuschaffen.<br />

Auch in den anderen Bundesländern werden wir die Informations-CD bekannt machen,<br />

ebenfalls über die Schulverwaltungen, in den Schulen und bei den Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildungsstellen.<br />

Im Rahmen des von Herrn Frieder Schmitt und Herrn Gerhard Lebherz entworfenen<br />

Basiscurriculums zur Aus-, Fort- und Weiterbildung zum Thema Pädagogik bei Krankheit 5 ist<br />

sie ebenso einsetzbar.<br />

5 http://www.interklinikschule.de/de/docs/basiscurriculum.pdf<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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6. Betreuung zweier medizinischer Dissertationen mit Befragung von chronisch kranken<br />

Kindern mit Krebs, Rheuma, Mukoviszidose oder Diabetes mellitus zu ihrer schulischen<br />

Situation und Befragung von Lehrern/innen und Mitschülern/innen zu ihrem Umgang<br />

mit der chronischen Erkrankung des Mitschülers<br />

6.1. Allgemeine Angaben<br />

Inhalt:<br />

Die beiden Studentinnen der Medizin Frau Schalina Landwehr und der Zahnmedizin Frau<br />

Petra Kuntzer hatten die Aufgabe, die schulische, soziale und persönliche Situation<br />

betroffener Schulkinder mit Diabetes mellitus, Rheuma, Mukoviszidose oder einer<br />

Krebserkrankung zu analysieren. Ebenso wurden die Eindrücke und Erfahrungen der Eltern<br />

der chronisch kranken Kinder, der Mitschüler/innen und Lehrer/innen eines Teils der<br />

befragten Kinder erfragt. Dabei wurde besonders die Auswirkung des Heimatschulbesuchs 6<br />

(in Begleitung eines Kliniklehrers/in, Arzt/Ärztin oder Diabetesberaterin etc.) zur Aufklärung<br />

der Klasse und des Lehrerkollegiums über die Erkrankung und den Umgang mit der neuen<br />

Situation berücksichtigt.<br />

Methode:<br />

Die Studie wurde mit der Methodik der qualitativen Sozialforschung durchgeführt. Die<br />

Befragung der betroffenen Schulkinder erfolgte mittels eines freien Leitfadeninterviews, die<br />

Befragung der Eltern, Mitschüler/innen und Lehrer/innen mittels eines Fragebogens.<br />

Leitfaden, Fragebögen und genaue Ausführung zur Methodik finden sich in der auf der CD<br />

vorliegenden vorläufigen Fassung der Dissertation von Frau Landwehr – vertraulich für die<br />

Robert Bosch Stiftung (Doktorarbeit Landwehr auf der CD). Beide Doktorandinnen wurden<br />

von mir kontinuierlich betreut und beraten, Anschreiben, Genehmigungsantrag beim<br />

Ministerium für Kultus und Sport Baden-Württemberg und der Ethik Kommission, Leitfaden<br />

und Fragebögen wurden in Absprache mit mir entwickelt. Beide Doktorandinnen wurden von<br />

mir in die Methodik und Interview-Technik eingeführt.<br />

Die endgültige Dissertationsschrift von Frau Landwehr und Frau Kuntzer werden sofort nach<br />

Drucklegung nachgereicht an die Robert Bosch Stiftung. Demnächst beginnt für Frau<br />

Landwehr das Begutachtungsverfahren, Frau Kuntzer muss ihre Arbeit erst endgültig fertig<br />

stellen, bevor das Promotionsverfahren eingeleitet werden kann. Eine Drucklegung erfolgt<br />

danach.<br />

Zeitplan:<br />

Die Vorbereitungen erfolgten im Herbst 2003. Im Frühjahr 2004 konnten die betroffenen<br />

Kinder und Eltern angeschrieben werden, ob sie bereit sind an der freiwilligen Befragung<br />

mitzuwirken. Die Befragungen wurden dann vom Frühjahr 2004 bis Herbst 2004<br />

durchgeführt. Seither arbeiten die beiden Studentinnen in Kooperation mit mir an der<br />

Auswertung der Daten und fassen ihre Ergebnisse in der Dissertationsschrift zusammen.<br />

6<br />

siehe Film „Schulbesuche – Brücken ins Leben“<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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6.2. Ziele und Erwartungen<br />

Ziel war es, zu erfassen, ob und welche Schwierigkeiten in der Schule durch eine chronische<br />

Erkrankung auftreten. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Wirkung des begleiteten<br />

Heimatschulbesuchs 7 . Ist es mit Hilfe des Heimatschulbesuchs für die Betroffenen leichter in<br />

der Klasse integriert zu bleiben? Hilft die Information den Lehrern/innen im Umgang mit<br />

ihren kranken Schülern/innen? Wichtig ist ebenso die Reaktion der Mitschüler/innen und<br />

Lehrer/innen auf die Erkrankung des Schulkindes und auf den Heimatschulbesuch zu<br />

ergründen.<br />

Erwartung ist es, genauere Erkenntnisse über das Erleben der betroffenen Schulkinder in<br />

Hinblick auf ihre Erkrankung und die Schulsituation zu erhalten. Ebenso genauere<br />

Erkenntnisse über die Bedürfnisse und Einschätzungen der Eltern, Mitschüler/innen und<br />

Lehrer/innen zu bekommen.<br />

6.3. Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung<br />

Zur Vorbereitung war es notwendig, ein positives Votum der Ethikkommission einzuholen<br />

sowie eine Genehmigung des Ministeriums für Kultus und Sport Baden-Württemberg zur<br />

Durchführung der Befragung an den Schulen.<br />

Ich nahm Kontakt auf zur Diabetesambulanz des Olgahospitals in Stuttgart, zur Schule für<br />

Kranke in Stuttgart und zur Klinikschule Karlsruhe. Die Kontakte zur Schule für Kranke in<br />

Tübingen bestanden bereits. Alle vier Institutionen waren gerne zur Kooperation bereit und<br />

verschickten unser Anschreiben an ihnen bekannte Patienten im Schulalter.<br />

Die Kinder und Jugendlichen, die ihre Bereitschaft zum Interview erklärt hatten, wurden in<br />

ihrer häuslichen Umgebung mit Hilfe des freien Leitfaden-Interviews von den Studentinnen<br />

befragt, und der Fragebogen wurde den Eltern / dem Elternteil ausgehändigt.<br />

Bei den Kindern, Jugendlichen und Eltern, die zusätzlich bereit waren, in ihrer Klasse und bei<br />

Ihren Lehrern eine Befragung durchführen zu lassen, wurden Klassenlehrer/in und<br />

Schulleitung angefragt, ob die Befragung in der Schule durchgeführt werden darf. Daraufhin<br />

wurden alle Mitschüler/innen der Klasse, alle Lehrer/innen der Klasse mittels eines<br />

Schreibens über die Befragung aufgeklärt und deren Einverständnis eingeholt. Lag das<br />

Einverständnis von allen Beteiligten vor, konnten die Doktorandinnen in die Schule kommen<br />

und die Fragebögen vor Ort ausfüllen lassen.<br />

Die mündlichen Interviews wurden auf Tonträger aufgenommen und wörtlich für die<br />

Datenauswertung transkribiert.<br />

Die Datenauswertung erfolgte nach der Methode der qualitativen Sozialforschung 8 .<br />

7 siehe Film „Schulbesuche – Brücken ins Leben“<br />

8 vgl. Flick, U. (2004) Qualitative Sozialforschung – ein Handbuch, Hamburg<br />

Huber, G. L.; Mandl, H. (1994). Verbale Daten: Eine Einführung in die Grundlagen und Methoden der<br />

Erhebung und Auswertung. Weinheim, Basel<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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6.4. Zielerreichung, Öffentlichkeitsarbeit und Perspektiven<br />

a) Allgemein:<br />

Insgesamt wurden 120 Schüler/innen mit verschiedenen Erkrankungen zwischen sechs und 18<br />

Jahren angeschrieben. Von diesen 120 Patienten haben 64 schriftlich geantwortet. 48<br />

Patienten erklärten sich bereit zu einem Interview. Bei 12 Patienten waren nur die Eltern<br />

bereit, per Fragebogen an der Studie teilzunehmen. Bei 43 Patienten konnte das Interview<br />

erfolgreich durchgeführt werden.<br />

Die Zahl der interviewten Patienten mit und ohne einen Heimatschulbesuch war nahezu<br />

gleich groß: 21 Schüler mit und 22 ohne einen Heimatschulbesuch wurden befragt.<br />

Jedoch konnten bei denjenigen Patienten mit einem Heimatschulbesuch weitaus häufiger die<br />

Lehrer/innen und/oder Mitschüler/innen befragt werden. (67% gegenüber 46%). Bei 13 der<br />

interviewten Kinder waren alle Voraussetzungen für eine Befragung in der Schule erfüllt. An<br />

der Umfrage mittels Fragebogen in den Schulen beteiligten sich 235 Mitschüler/innen und 65<br />

Lehrer/innen.<br />

b) Kurze Zusammenfassung der Dissertation:<br />

(Re-) Integration von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in Schulen aus der<br />

Sicht der Betroffenen und der Eltern, vorgelegt von Frau Schalina Landwehr.<br />

Abstract: Schalina Landwehr<br />

Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, Probleme und Belastungen, die sich aus einer<br />

chronischen Erkrankung ergeben, aufzuspüren, sowie Möglichkeiten der Unterstützung zu<br />

erkunden. Dazu wurden die Betroffenen Schüler/innen und Eltern befragt.<br />

Im Interview mit den kranken Kindern und Jugendlichen bedurfte es einer großen Sensibilität<br />

und Empathie. Oft fiel es den Betroffenen ohnehin nicht leicht, über die Krankheit und<br />

eventuelle Schwierigkeiten durch sie zu sprechen, geschweige denn mit einem Fremden und<br />

vor einem Mikrophon. Deshalb bemühten wir uns sehr, zunächst einmal durch ein Gespräch<br />

im Beisein der Eltern eine Vertrauensbasis zum Kind/Jugendlichen aufzubauen, bevor wir mit<br />

dem Interview begannen. Dieses wurde in Form eines so genannten Leitfadeninterviews<br />

geführt, was dem Befragten die Möglichkeit des freien Erzählens bot. Nur bei Unklarheiten<br />

oder Abbruch des roten Fadens wurde vom Interviewer nachgefragt.<br />

In den Interviews zeigte sich, dass chronisch krank zu sein einen großen Einschnitt in das<br />

Leben des Betroffenen und seiner Familie bedeutet. Es zeigte sich die Bedeutung dessen, dass<br />

sie möglichst viel Unterstützung und Hilfestellungen erfahren, sowohl aus dem privaten<br />

Umfeld als auch von Seiten des Krankenhauspersonals und der Schule. Je besser die<br />

Krankheit verstanden und akzeptiert wurde, desto leichter fiel letztendlich unseren<br />

Interviewpartnern das Leben mit ihr. Ein offener Umgang und Auseinandersetzungen mit ihr<br />

erleichterten ungemein.<br />

Themenschwerpunkt dieser Arbeit war der soziale Fixpunkt Schule.<br />

Es zeigte sich in der Studie: Wenn Lehrer gar nicht wussten, dass sie ein krankes Kind in ihrer<br />

Klasse haben, weil sie nicht informiert wurden, machte es das für alle Beteiligten schwerer,<br />

damit umzugehen und in eventuellen Problemsituationen reagieren und eingreifen zu können.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

15


Deshalb war es extrem wichtig, dass Lehrer und Mitschüler so gut wie möglich über die<br />

Erkrankung des Betroffenen aufgeklärt wurden. Dies geschah einerseits persönlich durch die<br />

Eltern, die über die ganz individuellen Probleme des Kindes berichten konnten.<br />

Andererseits erwies es sich ebenso als sehr hilfreich, wenn eine unabhängige, allgemeine<br />

Information stattfand, z.B. in Form eines Heimatschulbesuches. Dies konnte die persönliche<br />

Information durch Eltern oder den Betroffenen selbst nicht ersetzen, sondern lediglich<br />

ergänzen bzw. bereichern, indem Fakten geliefert und allgemeine Fragen beantwortet werden<br />

konnten.<br />

Wenn die Schüler beispielsweise von professioneller Seite her erfuhren, dass und warum ihr<br />

Mitschüler wegen der Chemotherapie nun einige Zeit keine Haare mehr haben oder wegen<br />

seines Rheumas Hilfe beim Tragen seiner Schulbücher benötigten, ärgerten sie ihn weniger.<br />

Bei einem der befragten Kinder kam es zu Hänseleien wegen der Erkrankung in einer nicht<br />

informierten Klasse.<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit sind ein eindeutiges Votum für den Heimatschulbesuch. Alle<br />

Befragten waren sehr zufrieden mit dem Angebot des Heimatschulbesuchs und den daraus<br />

resultierenden Ergebnissen, Kinder wie Eltern, Schüler wie Lehrer (diese Ergebnisse werden<br />

ausführlicher in der Arbeit von Frau Kuntzer behandelt).<br />

Fehlte ein Kind über einen längeren Zeitraum in der Schule, war sozialer Kontakt zur<br />

Heimatklasse enorm wichtig. Darüber hinaus sind Haus- und Klinikunterricht von großer<br />

Bedeutung, nicht nur, um den versäumten Stoff nachzuarbeiten, sondern auch um den Kontakt<br />

zur Heimatschule aufrecht zu erhalten.<br />

Durch Anteilnahme, Besuche, Briefe oder kleine Aufmerksamkeiten konnten die Mitschüler<br />

dem Kranken eine große emotionale Stütze sein und ihm den Wiedereinstieg in die Klasse<br />

sehr erleichtern.<br />

Besonders betonten die befragten Kinder, dass sie bei besonderen Veranstaltungen wie<br />

Ausflügen oder sportlichen Unternehmungen dabei sein können.<br />

Hierbei kam der Kommunikation zwischen Eltern und Schule eine bedeutende Rolle zu.<br />

Setzte man sich gemeinsam mit der Krankheit und den mit ihr zusammenhängenden<br />

Schwierigkeiten auseinander und sprach offen über die jeweiligen Vorstellungen im Umgang<br />

mit ihr und dem Betroffenen, konnten viele Problemsituationen schon im Voraus vermieden<br />

werden. Hierfür ist eine große Offenheit seitens der betroffenen Familie sowie der Schule<br />

nötig.<br />

Die Studie belegt die immense Bedeutung der Information über die Krankheit und deren<br />

Auswirkungen auf den Schulalltag aller an der Institution Schule Beteiligten für einen<br />

adäquaten und hilfreichen Umgang mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in der<br />

Schule.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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c) Kurze Zusammenfassung der Dissertation:<br />

Reintegration chronisch kranker Kinder und Jugendlicher in deren Heimatschule aus<br />

der Sicht der Betroffenen, der Mitschüler/innen und Lehrer/innen<br />

vorgelegt von Petra Kuntzer<br />

Abstract: Petra Kuntzer:<br />

In der zweiten Untersuchung wurde die Perspektive ausgeweitet: Neben den Einschätzungen<br />

der betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst wurden Mitschüler/innen und Lehrer/innen zu<br />

ihren Erfahrungen befragt, die sich aus der chronischen Erkrankung eines/r Mitschülers/in<br />

ergaben, sowie zu den Möglichkeiten der Unterstützung.<br />

Die Befragung der Betroffenen per Fragebogen ergab, dass sich bei der Mehrzahl das<br />

Verhalten ihrer Mitschüler nach der Diagnosestellung und vor dem Heimatschulbesuch nicht<br />

geändert hat, und sich die Mitschüler gegenüber den betroffenen Kindern gleich verhalten<br />

haben, wie vor der Diagnosestellung. Zwei der Betroffenen allerdings äußerten, dass sich ihre<br />

Mitschüler von ihnen abgewendet hatten.<br />

Die Meinung zum Heimatschulbesuch selbst war eindeutig: fast alle Befragten fanden ihn<br />

insgesamt gut und interessant, niemand war gegenteiliger Meinung. Fast alle Betroffenen<br />

hatten den Einruck, dass ihre Mitschüler/innen vom Heimatschulbesuch profitieren konnten,<br />

und sie keine Schwierigkeiten hatten mit der neuen Situation umzugehen. Auch umgekehrt<br />

hatten die betroffenen Kinder keine Probleme hinsichtlich der neuen Situation mit ihren<br />

Mitschülern/innen.<br />

Die Auswertung der Lehrerfragebögen ergab, dass sie nach der Diagnosestellung zum<br />

Großteil durch Kollegen und durch die Eltern des Kindes von dessen Erkrankung erfahren<br />

haben. Es handelte sich überwiegend um Informationen über die Krankheit an sich wie auch<br />

über den weiteren Umgang mit dem Schüler/ der Schülerin. 48 von 65 Lehrern gaben an, den<br />

Schüler/ die Schülerin genauso behandelt zu haben, wie vor der Erkrankung. Fünf Lehrkräfte<br />

bemerkten, dass der Umgang mit dem erkrankten Schüler schwieriger wurde. Es wurde ferner<br />

deutlich, dass das Thema Krankheit zuvor nicht im Unterricht behandelt wurde.<br />

Wie bei den Betroffenen überwog auch bei den Lehrern der Eindruck, dass das Verhalten der<br />

Mitschüler/innen gegenüber dem/der Erkrankten gleich geblieben ist.<br />

Die Frage nach der Bedeutung des Heimatschulbesuchs konnte leider nur von wenigen<br />

Lehrkräften beantwortet werden, denn die wenigsten von ihnen hatten den Heimatschulbesuch<br />

miterlebt. In den Klassen war während des Heimatschulbesuchs meist nur der Klassenlehrer<br />

anwesend.<br />

Wer den Besuch der Ärzte und Kliniklehrer in der Klasse miterlebt hat, fand ihn interessant,<br />

profitierte davon und lobt die anschauliche, kindgerechte Vorgehensweise der Kliniklehrer.<br />

Die betreffenden Lehrer betonten die Dringlichkeit einer solchen Veranstaltung hinsichtlich<br />

Schullandheimaufenthalten, Klassenausflügen und Sportunterricht.<br />

Andere waren allerdings auch der Meinung, dass der Heimatschulbesuch zu lang dauerte oder<br />

bemängelten, dass wegen eines / einer Erkrankten mehrere Lehrer eine Stunde Unterricht<br />

ausfallen lassen mussten.<br />

Insgesamt kann aber gesagt werden, dass der Heimatschulbesuch seitens der Lehrer als<br />

wichtige Informationsveranstaltung angesehen wurde, die dazu diente, den Umgang mit<br />

dem / der Betroffenen zu erleichtern.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

17


Die Mehrheit der Mitschüler fand den Heimatschulbesuch gut und wichtig.<br />

Die Interviews mit den betroffenen Kindern hinsichtlich des Heimatschulbesuchs ergaben,<br />

dass die, die einem Heimatschulbesuch zugestimmt hatten, diesen auch als hilfreich<br />

empfanden. Die meisten Interviewkinder erzählten, dass ihre Lehrer ganz gut mit der neuen<br />

Situation zurechtkommen sind; sie konnten die Informationen zur Erkrankung im Schulalltag<br />

umsetzen (bei Diabetes Traubenzuckervorrat im Lehrerzimmer, Rücksicht im Sportunterricht,<br />

bei Bedarf Essen und Trinken während des Unterrichts). Allerdings wurde gelegentlich auch<br />

seitens der Eltern geäußert, dass ein gewisser Nachdruck erforderlich war, um dies zu<br />

erreichen.<br />

Es gab aber durchaus auch negative Erfahrungen. Manche der betroffenen Schüler/innen<br />

berichteten, dass das notwendige Verständnis für Blutzuckermessungen oder Essen während<br />

der Unterrichtszeit fehlte. Besonders schwerwiegend wurde de Ausschluss von<br />

Klassenfahrten erlebt, und dies, obwohl sich ein Elternteil bereit erklärt hatte mitzufahren.<br />

In Bezug auf das Verhalten ihrer Mitschüler äußerten die interviewten Kinder, dass sie von<br />

diesen ganz normal behandelt wurden, dass es auch normal war, dass ihnen der beste Freund<br />

oder die beste Freundin die Hausaufgaben ins Krankenhaus gebracht hatten bzw. sich die<br />

Klasse nach dem Befinden erkundigte. Allerdings hing dies sehr stark davon ab, wie gut die<br />

Klassengemeinschaft zuvor schon war und wie groß das Interesse aller Lehrer/innen<br />

(Klassenlehrer/innen und Fachlehrer/innen) an einem intakten Klassenverband ist. Dass es<br />

aufgrund einer Erkrankung zu Hänseleien seitens der Mitschüler gekommen ist, wurde in nur<br />

einem Fall erzählt.<br />

Von besonderen Belastungen berichteten die Betroffenen im Zusammenhang mit dem<br />

Schulwechsel von der Grundschule auf eine weiterführende Schule. Zum Problem wurde u. a.<br />

die längere Unterrichtszeit (z.B. die Gefahr des Unterzuckers bei Diabetes). Des Weiteren ist<br />

in den weiterführenden Schulen die „Fürsorge“ seitens der Lehrer nicht mehr so ausgeprägt<br />

(vom ein oder anderen wurde dies auch begrüßt).<br />

Abschließend kann man sagen, dass der Heimatschulbesuch bei allen, die ihn miterlebt hatten,<br />

positiv gewertet wurde und dadurch der Umgang mit der jeweiligen Erkrankung erleichtert<br />

werden konnte. Allerdings hängt dies sehr stark von der Zusammenarbeit der Eltern mit den<br />

Lehrern und der Offenheit der Lehrer gegenüber solchen Angeboten ab. Ist dies nicht<br />

gegeben, kann es notwendig werden, die Schule zu wechseln, wie in einem Fall massiver<br />

Ignoranz seitens der Schule gegenüber der Erkrankung und den dadurch erforderlichen<br />

Maßnahmen; hier hatten sich Eltern entschlossen, das erkrankte Kind auf ein anderes<br />

Gymnasium zu schicken.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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d) Resümee:<br />

Beide Studien belegen die immense Bedeutung der Information über die Krankheit und<br />

deren Auswirkungen auf den Schulalltag aller an der Institution Schule Beteiligten für<br />

einen adäquaten und hilfreichen Umgang mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in<br />

der Schule.<br />

Die erhobenen Daten unterstützen dabei die positive Bedeutung des begleiteten<br />

Heimatschulbesuchs für chronisch kranke Schüler/innen und zeigen, wie wichtig das Thema<br />

„Schule“ den Betroffenen ist.<br />

Es ist für sie besonders wichtig im Lebensraum Schule integriert zu sein.<br />

Besonders leiden die kranken Kinder darunter, wenn sie von Gemeinschaftsveranstaltungen<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Ebenso kann eine zu große Rücksichtsnahme und Ausnahmesituation zur Ausgrenzung aus<br />

der sozialen Gemeinschaft der Klasse führen und ist von den betroffenen Schülern nicht<br />

erwünscht. Kann oder will eine Schule gar nicht auf die besondere Situation einer chronischen<br />

Erkrankung eingehen, kann das, wie hier in einem Fall gezeigt, zum „Beziehungsabbruch“,<br />

das heißt Schulwechsel führen.<br />

Beide Dissertationen werden nach dem Begutachtungsverfahren gedruckt oder als digitale<br />

Medien zur Verfügung stehen und selbstverständlich der Robert Bosch Stiftung nachgereicht.<br />

7. Information von Selbsthilfeverbänden und Dachverbänden von Eltern chronisch<br />

kranker Kinder und Jugendlicher über das <strong>Projekt</strong><br />

7.1. Allgemeine Angaben<br />

Inhalt, Methodik, Zeitplan<br />

Mit einem Anschreiben habe ich am 2.2.2004 vierzig Selbsthilfe- und Dachverbände, die sich<br />

um chronisch kranke Kinder und Jugendliche kümmern, auf das <strong>Projekt</strong> aufmerksam gemacht<br />

(siehe Anhang 7, <strong>Abschlussbericht</strong> Kimmig Seite 36).<br />

Interesse am <strong>Projekt</strong>, an Tagungen und Ergebnissen haben 15 Verbände rückgemeldet. Diese<br />

erhielten eine Einladung zur 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s am 12. und 13.11.2004 in<br />

Reutlingen. Ebenso erhielten alle uns bekannten Selbsthilfegruppen in den Landkreisen<br />

Tübingen und Reutlingen eine Einladung zur 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s (siehe Anhang 8<br />

und 9, <strong>Abschlussbericht</strong> Kimmig Seiten 37-40).<br />

Alle angegebenen Verbände erhielten eine Information und Einladung zum Symposium<br />

„Krank in der Schule?!“ am 23.6.06.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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7.2. Ziele und Erwartungen<br />

Mit der Information der Dachverbände von Eltern chronisch kranker Kinder und Jugendlicher<br />

sowie den Bundesverbänden der Selbsthilfe wurde das Ziel verfolgt, das <strong>Projekt</strong> in der<br />

Öffentlichkeit, besonders bei den Betroffenen, bekannt zu machen und auf unsere Homepage<br />

für weitere Informationen hinzuweisen. Außerdem konnte so gezielt ein größerer Kreis<br />

Interessierter zur 1. Arbeitstagung und zum Abschlusssymposium eingeladen werden.<br />

7.3. Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung<br />

Zur Vorbereitung recherchierte ich mit Hilfe von Suchmaschinen über das Internet die<br />

Bundesverbände, die sich um chronisch kranke Kinder und Jugendliche kümmern und<br />

Dachverbände der Selbsthilfegruppen sowie deren Email Adressen oder Fax Nummer.<br />

Nachdem das Anschreiben formuliert und mit Herrn Prof. Ertle inhaltlich abgesprochen war,<br />

wurde es elektronisch und per Fax verschickt.<br />

7.4. Zielerreichung, Öffentlichkeitsarbeit und Perspektiven<br />

Die fünfzehn Verbände, die geantwortet hatten, zeigten sich sehr interessiert und hoben die<br />

Bedeutung des Themas Schule für die betroffenen Kinder und Jugendlichen hervor. Sie<br />

begrüßten ausdrücklich unser <strong>Projekt</strong>.<br />

Zur Erstellung der Informations-CD „Chronische Krankheiten im Schulalltag“ konnte ich bei<br />

einigen der Verbände Informationen zum Lebensalltag mit der Erkrankung oder Berichte von<br />

Betroffenen sowie weitere Informationen erhalten, wozu sich die frühe Kontaktaufnahme als<br />

sehr hilfreich erwies.<br />

Jetzt, nach Fertigstellung der Informations-CD „Chronische Krankheiten im Schulalltag“,<br />

erhalten alle diese Verbände erneut ein Informationsschreiben.<br />

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<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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8. Durchführung von Lehrerfortbildungen, Workshops und Vorträgen<br />

8.1. Inhalt, Methodik, Zeitplan<br />

Inhalt der Fortbildungen und Vorträge ist das gesamte Themenspektrum des <strong>Projekt</strong>s<br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“. Methode ist der<br />

freie Vortrag meist mit Power Point Präsentation. Solche Fortbildungen und Vorträge wurden<br />

in den Jahren 2004 bis Juni 2006 durchgeführt.<br />

8.2. Ziele und Erwartungen<br />

Ziele und Erwartungen der Lehrerfortbildungen und Vorträge sind:<br />

• Wissen vermitteln, dass 10-15% der Schülerinnen und Schüler an chronischen<br />

Erkrankungen leiden;<br />

• die Bedeutung des Lebensraum Schule als sozialen Integrationsraum betonen, gerade<br />

auch für chronisch kranke Schüler/innen;<br />

• Informationen über die Erkrankung und Therapie der jeweiligen Krankheit<br />

vermitteln;<br />

• die Probleme im Schulalltag des/r betroffenen Schülers/in beschreiben;<br />

• die Bedeutung der Integration des/r chronisch kranken Schülers/in vermitteln,<br />

sowohl für den/die Betroffene/n selbst als auch für die Möglichkeit sozialen Lernens<br />

für die Klasse;<br />

• Sensibilisierung für die Wichtigkeit der Teilnahme an Schulausflügen, Lerngängen,<br />

Sportunterricht etc. für die soziale Integration;<br />

• Verständnis wecken für den Lebensalltag des/r betroffenen Schülers/in;<br />

• Information über die Probleme chronisch kranker Schüler/innen auch an weitere<br />

Berufsgruppen wie Kinder- und Jugendärzte.<br />

8.3. Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung<br />

Folgende Lehrerfortbildungen und Vorträge wurden von mir vorbereitet und durchgeführt:<br />

11.02.04: Statement auf der Informationsveranstaltung zu chronisch kranken<br />

Schülerinnen und Schülern für den Personalrat aus Balingen in Tübingen an der<br />

Klinikschule.<br />

• Vorstellung des <strong>Projekt</strong>s „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche an allgemeinen<br />

Schulen“;<br />

• Vorstellung der AG Pädagogik bei Krankheit in Tübingen;<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

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• Vorstellung der geplanten Umfrage der AG Pädagogik bei Krankheit zur Anzahl der<br />

den Lehrern bekannten chronisch kranken Kindern und Jugendlichen an ihrer Schule;<br />

• Inhaltliche Informationen zum Umgang mit chronisch kranken Schülerinnen und<br />

Schülern gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern aus der Schule für Kranke in<br />

Tübingen.<br />

30.3.04: Vortrag bei der Fortbildung für Schulleiterinnen und Schulleiter an allgemeinen<br />

Schulen „Chronische Erkrankungen bei Schulkindern“ mit dem Titel:<br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen – ein<br />

Forschungsprojekt der PH Ludwigsburg, Fakultät für Sonderpädagogik in Reutlingen, und der<br />

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKT Tübingen, gefördert von der Robert Bosch<br />

Stiftung.<br />

Der Vortrag befindet sich auf der CD als Power Point Präsentation und auf<br />

http://www.interklinikschule.de/de/docs/praesentation.pdf (Vortrag Kimmig 3; 30-3-2004<br />

Schwäbisch Gmünd auf CD)<br />

11.09. 04: Vortrag auf der 100. Jahrestagung der Kinder- und Jugendärzte in Berlin mit<br />

dem Titel:<br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen. Erste<br />

Ergebnisse.<br />

Der Vortrag befindet sich auf der CD als Powerpoint Präsentation. (Vortrag Kimmig 2;11-09-<br />

04 Berlin)<br />

15.10.04: Vortrag vor dem „Arbeitskreis Frauen und Schule“ für Lehrerinnen an<br />

Gymnasien und Beruflichen Schulen Südwürttemberg in Heiligkreuztal mit dem Titel:<br />

Bericht aus dem <strong>Projekt</strong> „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen<br />

Schulen“ und Vorstellung des Videos „Schulbesuche – Brücken ins Leben“ mit<br />

anschließender (lebhafter) Diskussion.<br />

27.10.04: Vortrag bei der Tagung „Weiterentwicklung der Sonderschulen“ vom 25.10.<br />

bis 27.10.2004 in Calw, Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an<br />

Schulen, für Schulleitungen aller Sonderschulen, pädagogische Berater/innen und<br />

Mitarbeiter/innen der Arbeitsstelle Kooperation des SSA RT mit dem Titel:<br />

Weiterentwicklung der Schule für Kranke - Kinder und Jugendliche mit einer<br />

chronischen Erkrankung in Schulen mit Vorstellung der Umfrageergebnisse der AG<br />

Pädagogik bei Krankheit. Anschließend Plenum: Umgang mit Kindern und Jugendlichen<br />

mit einer chronischen Erkrankung in der Sonderschule. Folgerungen für die Arbeit vor Ort.<br />

12/13.11.04: 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche<br />

in den allgemeinen Schulen“<br />

Kranke Kinder im Schulalltag: -übersehen , -unverstanden, -fehl am Platz?<br />

Vortrag: Einführung aus medizinischer Sicht. Der Vortrag befindet sich auf der CD als<br />

Power Point Präsentation. (Vortrag Kimmig 1;13-11-04 Berlin Reutlingen)<br />

Workshop: Nachteilsausgleichsregelung am Beispiel der Mukoviszidose mit Einsatz der<br />

Informations-CD, gemeinsam Mit Herrn Klemm, Klinikschule Tübingen<br />

20.2.2005: Poster beim Tag der Gesundheitsforschung – Forschung für gesunde Kinder<br />

am UKT Tübingen, Titel: Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen<br />

Schulen, das Poster liegt der Robert Bosch Stiftung vor und ist als PDF Datei auf der CD<br />

beigelegt. (Poster Kimmig 20-02-05 Tübingen)<br />

_________________________<br />

22<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig


23.06.05: Vortrag auf der Pressefahrt „Schulen auf neuen Wegen“ des<br />

Regierungspräsidiums Tübingen: Vorstellung der Umfrageergebnisse der AG<br />

Pädagogik bei Krankheit zu Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit einer<br />

chronischen Krankheit in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen.<br />

Zitate aus der Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Tübingen von<br />

Regierungspräsident Hubert Wicker:<br />

„Die Ergebnisse dieser Umfrage sind ungemein wichtig. Wir müssen in Zukunft stärker<br />

darauf achten, gesundheitlich beeinträchtigten Kindern im Schulbetrieb gerecht zu werden.“<br />

„Gerade in der Situation, in der ein schwer krankes Kind sich befindet, sind schulische<br />

Erfolgserlebnisse wichtig. Das Regierungspräsidium Tübingen wird das in seinen<br />

Möglichkeiten Stehende tun, um den schwächsten Gliedern der Schulgemeinschaft eine<br />

einfühlsame und sachlich kompetente Begleitung auch in Zukunft zu gewährleisten.“<br />

23.11.05: Sportlehrerfortbildung: Asthma und Sport des Pädagogischen Zentrums im Amt<br />

für Schule und Bildung im Landratsamt Reutlingen. (siehe Anhang 10, <strong>Abschlussbericht</strong><br />

Kimmig Seite 41)<br />

17.05.06: Teilnehmerin der Podiumsdiskussion zur Resilienz Stärkung chronisch<br />

kranker Schüler/innen beim Europaseminar 111e, Berufsbild Krankenhauslehrer/innen –<br />

Professionalisierung in Unterricht, Diagnostik und Beratung in der Landesakademie für<br />

Fortbildung und Personalentwicklung in Donaueschingen<br />

23.06.2006: Vortrag beim Symposium „Krank in der Schule?!“ mit dem Titel:<br />

Schule – ein Thema für die Kinder- und Jugendmedizin? Wichtige Aspekte zum <strong>Projekt</strong><br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ aus ärztlicher<br />

Sicht. (Vortrag Kimmig 4; 23-06-06 Reutlingen)<br />

Workshop mit dem Titel: AG Pädagogik bei Krankheit: Sensibilisierung der allgemeinen<br />

Schulen im Raum Tübingen / Reutlingen gemeinsam mit Max Leutner, Sonderschulrektor<br />

und Daniela Stoltze, ASKO Tübingen<br />

Fest geplant:<br />

30.8.2006: Vortrag zur Kinderärztefortbildung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />

am UKT „Chronisch kranke Kinder in den allgemeinen Schulen“<br />

14.10.2006: Vortrag beim Fachtag für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten zu<br />

medizinischen und pädagogischen Aspekten chronischer Krankheiten im Schulalter in<br />

der Schule für Kranke am UKT Tübingen<br />

8.4. Zielerreichung, Öffentlichkeitsarbeit und Perspektiven<br />

Durch die Vortragstätigkeit konnte eine Sensibilisierung auf allen Ebenen der Institution<br />

Schule (Lehrer/innen in den Schulen, Schulleitungen von Sonderschulen bis Gymnasien, Amt<br />

für Schule und Bildung [früher Staatliches Schulamt und Oberschulamt] am Landratsamt<br />

Tübingen und Reutlingen, Regierungspräsidium Tübingen und Stuttgart) erreicht werden.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

23


Hiermit wurde auch zusätzlich zu den Zeitungsartikeln und Vorträgen (siehe Bericht von<br />

Herrn Prof. Ertle) Öffentlichkeitsarbeit geleistet.<br />

Die Informations-CD „Chronische Krankheiten im Schulalter“ wurde von mir bereits in der<br />

Lehrerfortbildung eingesetzt und hat sich dafür bestens geeignet. Sie hat ein positives Echo<br />

bei den Lehrerinnen und Lehrern gefunden, weshalb sie in Zukunft die Aus- und Fortbildung<br />

in Pädagogik bei Krankheit unterstützen kann.<br />

9. Anschreiben von Pharmafirmen wegen Sponsoring für die 1. Arbeitstagung des<br />

<strong>Projekt</strong>s<br />

Insgesamt habe ich zwanzig Pharmafirmen angeschrieben mit der Bitte um Spenden für die<br />

Durchführung der 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche<br />

an allgemeinen Schulen“ „Kranke Kinder im Schulalltag: -übersehen, -unverstanden, -fehl<br />

am Platz?“<br />

Zwei Pharmafirmen waren bereit zu spenden. Die Firma Boehringer-Ingelheim GmbH<br />

unterstützte die Tagung mit 500 Euro und die Firma ZLB Behring GmbH mit 300 Euro.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

24


Anhang 1<br />

STAATLICHES SCHULAMT REUTLINGEN<br />

Staatliches Schulamt Reutlingen • Herderstr. 2 • 72762 Reutlingen<br />

An die<br />

Schulleitungen und<br />

Kollegien<br />

der Grund-, Haupt-, Real- und<br />

Sonderschulen<br />

in den Landkreisen<br />

Reutlingen und Tübingen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Reutlingen,<br />

Durchwahl:<br />

Name:<br />

Aktenzeichen:<br />

07.03.2004<br />

2688-18<br />

P. Rapp<br />

(Bitte bei Antwort angeben)<br />

Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung an Grund-, Haupt-, Real-<br />

und Sonderschulen<br />

Frage nach der Anzahl von Schülerinnen und Schülern mit einer chronischen<br />

Erkrankung<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die Arbeitsstellen Kooperation bei den Staatlichen Schulämtern und die Schulen für<br />

Kranke wurden vom Kultusministerium beauftragt, eine Konzeption für das schulische<br />

Lernen von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen zu entwickeln.<br />

Eine lang andauernde und / oder schwere Erkrankung wirkt belastend auf alle<br />

Lebensbereiche. Somit hat die Erkrankung eines Schülers / einer Schülerin einen<br />

wesentlichen Einfluss auf schulische Belange.<br />

Zum Aufbau von Unterstützungsmöglichkeiten für Lehrer/innen und Schüler/innen in den<br />

Landkreisen Reutlingen und Tübingen benötigen die Staatliche Schule für Kranke am<br />

Universitätsklinikum Tübingen und die Arbeitsstelle Kooperation beim Staatlichen Schulamt<br />

25


Reutlingen Zahlen zum Beratungsbedarf in Bezug auf Kinder und Jugendliche mit einer<br />

chronischen Erkrankung an allen Schulen dieser Region.<br />

Es besteht bereits eine enge Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt „Chronisch kranke<br />

Kinder und Jugendliche an allgemeinen Schulen“ (<strong>Projekt</strong>leiter Prof. Chr. Ertle, PH Ludwigsburg, Außenstelle<br />

Reutlingen, ärztliche Mitarbeiterin Frau Dr. A. Kimmig, Universitätsklinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, gefördert von der<br />

Robert Bosch Stiftung GmbH).<br />

Um einen Überblick über die Zahl und die regionale Verteilung dieser Gruppe von Kindern<br />

und Jugendlichen zu erhalten, bitten wir Sie, den beiliegenden Fragebogen auszufüllen und<br />

bis 7. April 2004 an die Arbeitsstelle Kooperation zurückzusenden.<br />

Dabei ist nur die Anzahl der Schülerinnen und Schüler anzugeben, deren chronische<br />

Erkrankung Ihnen bekannt ist.<br />

Bitte teilen Sie uns auch mit, ob Sie eine Mitwirkung von Kolleginnen und Kollegen der<br />

Schule für Kranke bei der Betreuung von Kindern mit chronischer Erkrankung für notwendig<br />

halten. Die Mitwirkung könnte Beratung und Begleitung von Lehrern/innen, Schülern/innen<br />

und Eltern in Bezug auf einzelne Krankheitsbilder umfassen.<br />

Bitte senden Sie den Fragebogen auch zurück, wenn Sie zurzeit keine chronisch erkrankten<br />

Schüler/innen an Ihrer Schule haben,<br />

Für Ihre Mitarbeit bedanken wir uns herzlich.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Jürgen Wissenbach<br />

Anlagen<br />

Fragebogen für die Schulleitung zur Rückmeldung an die Arbeitsstelle Kooperation<br />

Fragebogen als Kopiervorlage zur Ausgabe an die Klassenlehrer/innen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

26


Anhang 2<br />

Arbeitsstelle Kooperation beim<br />

Staatlichen Schulamt Reutlingen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

An die<br />

Herderstr. 2 Fax: 07121/ 26 88 50<br />

72762 Reutlingen e-Mail: Paula.Rapp@ssa-rt.kv.bwl.de<br />

Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung an Grund-,<br />

Haupt-, Real-, und Sonderschulen sowie an Gymnasien und beruflichen<br />

Schulen<br />

Anzahl aller Schüler/innen an der Schule: ____________<br />

Krankheit Anzahl Krankheit Anzahl<br />

Allergie Neurolog. Erkrankung<br />

(z. B. spastische<br />

Lähmung)<br />

Anfallserkrankung<br />

(Epilepsie)<br />

Nierenerkrankung<br />

Asthma bronchiale Orthopäd. Erkrankung<br />

Autoimmunerkrankung<br />

(z. B. Multiple Sklerose)<br />

Schule, Schulort<br />

Psychische Erkrankung<br />

(z. B. Essstörung,<br />

Zwänge)<br />

Bluterkrankheit Psychosom. Erkrankung<br />

Darmerkrankung<br />

(M.Crohn/Colitis<br />

ulcerosa)<br />

Rheuma<br />

Diabetes mellitus Stoffwechselerkrankung<br />

Herzerkrankung Unfallfolge(n)<br />

Krebserkrankung Zoeliakie<br />

Mukoviszidose<br />

Muskelerkrankung<br />

Neurodermitis<br />

Sonstige:<br />

Beratung, Unterstützung und Mitwirkung von Fachleuten halten wir für notwendig:<br />

Ja<br />

Nein<br />

Anmerkungen<br />

Termin:<br />

7.4.04<br />

(Schulleitung)<br />

27


Anhang 3<br />

STAATLICHES SCHULAMT REUTLINGEN<br />

Staatliches Schulamt Reutlingen • Herderstr. 2 • 72762 Reutlingen<br />

An die<br />

Schulleitungen und Kollegien<br />

aller Schulen in den Landkreisen<br />

Reutlingen und Tübingen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Reutlingen,<br />

Durchwahl:<br />

Name:<br />

Aktenzeichen:<br />

Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung an Schulen<br />

in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen<br />

Rückmeldung auf die Umfrage vom März 2004<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

6.7.2004<br />

2688-18<br />

wi/ra<br />

(Bitte bei Antwort<br />

angeben)<br />

wir freuen uns, dass Sie unsere Umfrage vom März 2004 in so hoher Zahl beantwortet haben.<br />

Herzlichen Dank für Ihre Mühe!<br />

Wie im Anschreiben vom März 2004 berichtet, wurden die Arbeitsstellen Kooperation bei den<br />

Staatlichen Schulämtern und die Schulen für Kranke vom Kultusministerium beauftragt,<br />

eine Konzeption für das schulische Lernen von Kindern und Jugendlichen mit chronischen<br />

Erkrankungen zu entwickeln.<br />

Im Rahmen dieses Auftrages hat die Arbeitsgruppe „Pädagogik bei Krankheit“ diese Umfrage initiiert.<br />

An dieser Arbeitsgruppe sind beteiligt:<br />

die Arbeitsstelle Kooperation beim Staatlichen Schulamt Reutlingen,<br />

die Staatliche Schule für Kranke am Universitätsklinikum Tübingen,<br />

das Forschungsprojekt “Chronisch kranke Kinder und Jugendliche an allgemeinen<br />

Schulen” (<strong>Projekt</strong>leiter Prof. Dr. phil. Chr. Ertle, PH Ludwigsburg, Fakultät für<br />

Sonderpädagogik, ärztliche Mitarbeiterin Frau Dr. A. Kimmig, Universitätsklinik für<br />

Kinderheilkunde und Jugendmedizin,<br />

gefördert von der Robert Bosch Stiftung GmbH, www.interklinikschule.de),<br />

Frau Benkendorff, Beratungslehrerin, und<br />

Herr Rapp, Vertreter einer Selbsthilfegruppe.<br />

Wir berichten Ihnen hier über die Ergebnisse der Umfrage und über die weitere Arbeit in diesem Feld.<br />

Ergebnisse der Umfrage, Stand Juni 2004, siehe Anlage<br />

28


- 2 -<br />

Bedeutung der Ergebnisse<br />

In Deutschland gibt es bisher für die Zahl der chronischen Erkrankungen von Kindern und<br />

Jugendlichen im Schulalter nur Schätzwerte, deshalb sind diese Ergebnisse von großer<br />

Bedeutung.<br />

(Die geschätzte Anzahl chronisch kranker Kinder und Jugendlicher im Schulalter liegt<br />

bei 15 – 20%. Nur wenige Erkrankungen wurden bisher erfasst.<br />

z. B. gibt es für Krebserkrankungen eine bundesweite Erfassung,<br />

für Diabetes mellitus und Asthma bronchiale gibt es regionale Erfassungen.)<br />

Aufgrund der Umfragetechnik konnten sicher nicht alle chronisch erkrankten Schülerinnen und<br />

Schüler der beiden Landkreise erfasst werden:<br />

• es haben nicht alle Schulen geantwortet,<br />

• einige Bögen waren nicht auswertbar,<br />

• es wurden nur die den Lehrerinnen und Lehrern schon bekannten Schülerinnen und<br />

Schüler mit chronischer Erkrankung erfasst.<br />

Wir haben diese Umfragetechnik aus 2 Gründen gewählt:<br />

- Der Datenschutz sollte gewährt sein.<br />

- Die Arbeitsbelastung der Schulen sollte überschaubar sein.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die Zahlen insgesamt höher sind als die Ergebnisse dieser<br />

Umfrage.<br />

Weitere Planung und Arbeit in dem Feld:<br />

Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung an Schulen in den Landkreisen<br />

Reutlingen und Tübingen<br />

Im Schuljahr 2003/04:<br />

• Kontaktaufnahme mit einzelnen Schulen<br />

Mit einzelnen Schulen, die konkreten Beratungsbedarf genannt haben, nehmen wir telefonisch<br />

oder schriftlich Kontakt auf.<br />

• Bericht der Umfrageergebnisse und Beratung von Folgerungen<br />

beim Staatlichen Schulamt Reutlingen, beim Oberschulamt Tübingen,<br />

bei der Landesarbeitsstelle Kooperation und beim <strong>Projekt</strong> „Chronisch kranke Kinder und<br />

Jugendliche an allgemeinen Schulen“.<br />

Längerfristige Vorhaben:<br />

• Erarbeitung und Bereitstellung von Informationsmaterialien für Lehrerinnen und Lehrer zu<br />

einzelnen Krankheitsbilder, Schwerpunkte: Chronische Erkrankung und schulisches Lernen.<br />

Im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s ist geplant bis Ende 2005 eine CD zu dieser Thematik zu erstellen.<br />

• Anregung und Konzeption von Angeboten in der regionalen Fortbildung für Lehrkräfte.<br />

• Erweiterung des Aufgabengebiets der Schule für Kranke am Universitätsklinikum Tübingen<br />

durch Intensivierung der Beratung, Begleitung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen<br />

mit chronischen Erkrankungen,<br />

von Eltern und Lehrerinnen und Lehrern in den allgemeinen Schulen,<br />

z. B. zu angemessenen Lernbedingungen, zu Übergängen und Schulabschlüssen.<br />

Über die weiteren Schritte werden wir Sie informieren.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

gez. J. Wissenbach Dr. A. Kimmig M. Leutner P. Rapp<br />

Staatliches Schulamt <strong>Projekt</strong> “Chron. kranke Kinder Schule für Kranke Arbeitsstelle<br />

Reutlingen und Jugendliche an allg. Schulen“ am UK Tübingen Kooperation<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

29


Staatliches Schulamt Reutlingen, 06.07.2004 Anlage 1 zu Anhang 3<br />

Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung an Schulen in den Landkreisen<br />

Reutlingen und Tübingen<br />

Rückmeldung zu der Umfrage vom März 2004<br />

Ergebnisse der Umfrage, Stand Juni 2004<br />

1. Daten der angefragten Schulen<br />

Gesamtzahl der angefragten Schulen 194<br />

Anzahl der Rückantworten 172 = 88,66%<br />

Anzahl der auswertbaren Rückantworten 162<br />

2. Daten der Schülerinnen und Schüler<br />

Gesamtzahl der erfassten Schülerinnen und Schüler 62 818 = 100%<br />

davon wurden als chronisch krank gemeldet 9 361 = 14,90%<br />

3. Chronisch kranke Schüler/-innen bezogen auf die verschiedenen<br />

Schularten<br />

erfasste Sch. chron. kranke Sch. in %<br />

Grundschulen 8 307 1 175 14,14<br />

Grund-/ Haupt- und WR-Sch. 17 652 3 179 18,01<br />

Realschulen 9 556 1 530 16,01<br />

Sonderschulen* 1 681 508 30,22<br />

Gymnasien 14 901 1 528 10,26<br />

Berufliche Schulen 10 721 1 441 13,44<br />

4. Häufig genannte chronische Erkrankungen<br />

Anzahl der Nennungen in %<br />

Allergien 4 662 7,42<br />

Orthopädische Erkrankungen 977 1,56<br />

Neurodermitis 925 1,47<br />

Asthma Bronchiale 875 1,39<br />

Auch bei den weniger häufig genannten Erkrankungen sind die absoluten Zahlen in den beiden<br />

Landkreisen hoch, z. B.<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Anzahl der Nennungen in %<br />

Psychische Erkrankungen 297 0,47<br />

Herzerkrankungen 164 0,26<br />

5. Interesse an Beratung durch Fachleute<br />

Ja 32 Nein 115 keine Angaben 15<br />

6. Einzelne Schulen berichten von Beratung, Begleitung und/oder<br />

Unterstützung durch Fachleute vor Ort, die Klinikschule oder<br />

überregionale Einrichtungen.<br />

* Die Kinder und Jugendlichen an der Schule für Körperbehinderte in Mössingen sind in diesen Daten<br />

nicht enthalten. Dies hat mehrere Gründe:<br />

Ein Teil der Schülerinnen und Schüler dieser Schule hat mehrere chronische Erkrankungen.<br />

Das Einzugsgebiet der KBS erstreckt sich über die beiden Landkreise hinaus.<br />

30


Anhang 4<br />

STAATLICHES SCHULAMT REUTLINGEN<br />

Staatliches Schulamt Reutlingen • Herderstr. 2 • 72762 Reutlingen<br />

An die<br />

Schulleitungen und Kollegien<br />

aller Schulen<br />

in den Landkreisen<br />

Reutlingen und Tübingen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Reutlingen,<br />

Durchwahl:<br />

Name:<br />

Aktenzeichen:<br />

Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung an Schulen<br />

in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen<br />

Anregungen und Vorschläge für Kollegien und Schulleitungen<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

23.11.2004<br />

2688-18<br />

Frau Rapp<br />

die Arbeitsgruppe „Pädagogik bei Krankheit“ (Beteiligte siehe Schreiben vom 06.07.2004)<br />

sammelte in den letzten Monaten Erfahrungen von<br />

- erkrankten Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern,<br />

- Selbsthilfegruppen,<br />

- Ärztinnen und Ärzten,<br />

- Lehrerinnen und Lehrern an der Klinikschule und<br />

- Kollegien und Schulleitungen an allgemeinen Schulen.<br />

(Bitte bei Antwort angeben)<br />

Aus diesen Informationen ergeben sich viele<br />

Anregungen und Vorschläge für einen unterstützenden Umgang mit chronisch kranken<br />

Kindern und Jugendlichen (Anlage 2)<br />

Die Zusammenstellung eignet sich für eine Information des Kollegiums und für die<br />

Information einzelner Lehrerinnen und Lehrer.<br />

Bei Fragen können Sie sich wenden an<br />

die Staatliche Schule für Kranke oder die Arbeitsstelle Kooperation<br />

Universitätsklinikum Tübingen beim Staatlichen Schulamt Reutlingen<br />

T. 0 70 71 / 29 86 518 T. 0 71 21 / 26 88 18 (bis 31.12.04)<br />

Dienstags, 7.30 – 13.00 Uhr<br />

Beide Einrichtungen beraten Sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

gez.<br />

J. Wissenbach Dr. A. Kimmig M. Leutner P. Rapp<br />

Staatliches Schulamt <strong>Projekt</strong> „Chron. kranke Kinder Schule für Kranke Arbeitsstelle Kooperation<br />

und Jugendliche in allgem. Schulen“ am UK Tübingen Reutlingen<br />

Anlagen: (1) Rückmeldung zu der Umfrage vom März 2004, Stand: 07.2004 (Wiederholung der<br />

Anlage 1 vom 6.7.04)<br />

(2) Anregungen und Vorschläge für einen unterstützenden Umgang mit Kindern und<br />

Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen an Schulen, Stand: 11.2004 (die<br />

überarbeitete Fassung findet sich im Anhang1 und 2 vom Brief vom 14.3.2006)<br />

31


Anhang 5<br />

Landratsamt Tübingen • Postfach 19 29 • 72009 Tübingen<br />

An die<br />

Schulleitungen und Kollegien<br />

aller Schulen<br />

im Landkreis Tübingen / Reutlingen<br />

Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung an Schulen in den Landkreisen Reutlingen<br />

und Tübingen<br />

Anregungen und Vorschläge für Kollegien und Schulleitungen<br />

Sehr geehrte Schulleitungen und Kollegien,<br />

10 - 15 % unserer Schülerinnen und Schüler sind chronisch krank - wie gehen wir in den Schulen damit<br />

um?<br />

Die Arbeitsgruppe „Pädagogik bei Krankheit“ an der Schule für Kranke Tübingen bestätigte durch die Umfrage<br />

vom März 2004 diese Aussage auch für die Schulen der Landkreise Reutlingen und Tübingen.<br />

Mit dem heutigen Schreiben möchte sich die Arbeitsgruppe bei Ihnen wieder in Erinnerung bringen und Ihnen<br />

Anregungen und Vorschläge für einen unterstützenden Umgang mit chronisch kranken Kindern und<br />

Jugendlichen zur Verfügung stellen. Dabei soll den Übergangssituationen an andere Schularten sowie den<br />

Anmeldungen der Schulanfänger besondere Beachtung geschenkt werden. An diesen Gelenkstellen der<br />

Schullaufbahn kommt der Erfragung der gesundheitlichen Situation von Kindern und Jugendlichen besondere<br />

Bedeutung zu. Wir legen diesem Schreiben zwei Blätter mit „Anregungen und Vorschlägen für Kollegien und<br />

Schulleitungen“ bei. Bitte überprüfen Sie, ob diese Anregungen für Ihre schulischen Gegebenheiten hilfreich<br />

sein können. Hinweise von Ihrer Seite nehmen wir gerne auf.<br />

Außerdem möchten wir Sie gerne aufmerksam machen auf:<br />

� Das Symposium „Krank in der Schule?!“ am Freitag, den 23.6.2006 in Reutlingen, veranstaltet vom<br />

Kultusministerium gemeinsam mit dem <strong>Projekt</strong> „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche an<br />

allgemeinen Schulen“ der Robert Bosch Stiftung.<br />

� Die Informations-CD „Chronischen Krankheiten im Schulalter“, die ab Juni 2006 erhältlich sein wird.<br />

Bei Fragen können Sie sich wenden an:<br />

Staatl. Schule für Kranke oder Arbeitsstelle Kooperation<br />

am Universitätsklinikum Tübingen 0 7071/ 207 3413<br />

0 70 71/ 29 86 518 dienstags, 8.00 – 14.00 Uhr<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

gez. J. Wissenbach Dr. A. Kimmig M. Leutner D. Stoltze<br />

Landratsamt Tübingen <strong>Projekt</strong> „Chron. kranke Kinder u. Schule für Kranke Arbeitsstelle Kooperation<br />

Abt. für Schule und Bildung Jugendliche an allg. Schulen“ am UK Tübingen Tübingen<br />

Anlagen (1) Vorschläge für einen unterstützenden Umgang mit Kindern mit chron. Erkrankung an Schulen<br />

(2) Anregungen zu Schulanmeldung und Übergängen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Abteilung Schule und Bildung<br />

Arbeitsstelle Kooperation<br />

Daniela Stoltze<br />

Telefon 0 70 71 / 2 07 –3413<br />

Telefax 0 70 71 / 2 07 – 3499<br />

d.stoltze@kreis-tuebingen.de<br />

dienstags 8.00 – 14.00 Uhr<br />

Raum C2 08<br />

14.03.2006<br />

32


_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Anlage 1 zu Anhang 5<br />

Kinder und Jugendliche mit einer körperlichen oder psychischen chronischen<br />

Erkrankung an Schulen<br />

Anregungen und Vorschläge für Kollegien und Schulleitungen<br />

• Thema in einer Gesamtlehrerkonferenz<br />

Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen an unserer Schule<br />

• Datenschutz<br />

Wenn es um die Erkrankung einzelner Kinder und Jugendlicher geht, sind die<br />

Betroffenen und ihre Eltern um ihr Einverständnis für die Weitergabe von<br />

Informationen zu fragen. Die Regeln des Datenschutzes sind zu beachten.<br />

• Chronische Erkrankungen als ein Punkt bei einem Elternabend<br />

verbunden mit der Bitte an die Eltern, Informationen, die für eine unterstützende<br />

Zusammenarbeit notwendig sind, an den / die Klassenlehrer/-in oder an die<br />

Schulleitung zu geben.<br />

• Anmeldesituation und Übergänge siehe Anlage 2<br />

• Sport- und Schwimmunterricht<br />

Weitergabe der Informationen, die den Sport- bzw. den Schwimmunterricht<br />

betreffen an den / die Sportlehrer/in, auch bei Lehrerwechsel.<br />

• Sitzplatz<br />

Für erkrankte Kinder und Jugendliche ist es ein gutes Gefühl, ihren festen<br />

Sitzplatz in der Schule reserviert zu wissen. Dies erleichtert die Rückkehr.<br />

• Nachteilsausgleich<br />

Bedeutung für Hausaufgaben, Tests, Prüfungen, Schulabschlüsse und<br />

Schulzugänge Landesbildungsserver:<br />

www.schulebw.de/schularten/sonderschulen/sonderschultypen/sfk/schulen/grundlagen/nachteilsausgleich.pdf<br />

• Gemeinsam mit den Betroffenen sollte geklärt werden,<br />

- welche Informationen in der Schulklasse und im Kollegium weitergegeben werden<br />

sollen und wer dies übernimmt?<br />

- welche Rücksichtnahme, Unterstützung, Veränderung der Gegebenheiten angemessen<br />

und hilfreich sind?<br />

Leitlinie für eine Unterstützung kann sein:<br />

Soviel Normalität wie möglich, soviel Unterstützung wie nötig.<br />

33


Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung<br />

an Schulen<br />

Anregungen und Impulse zu Schulanfang und Übergängen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Anlage 2 zu Anhang 5<br />

Für betroffene Kinder und Jugendliche bedeuten Übergänge wie z.B. Einschulung,<br />

Klassenlehrerwechsel, Raum-/ Gebäudewechsel, Schulwechsel, Übergang von der Schule in<br />

die Berufsausbildung große, häufig riesengroße Anforderungen.<br />

Um Eltern und Kinder dabei unterstützen zu können, ist es vor allem bei der Schulanmeldung<br />

erforderlich, Fragen nach der gesundheitlichen Situation zu stellen und damit notwendige<br />

Informationen für den Schulalltag, den Sport- und Schwimmunterricht sowie für<br />

außerunterrichtliche Veranstaltungen zu erhalten.<br />

Die Erfragung der gesundheitlichen Situation kann beispielsweise mit Hilfe eines<br />

Fragebogens erfolgen. Hier einige Fragen, die Sie je nach Gegebenheit verändern und<br />

ergänzen können:<br />

• Gab es bisher Krankheiten, Unfälle oder Operationen Ihres Kindes?<br />

• Wann?<br />

• Welcher Art ist / war die Erkrankung?<br />

• Besteht sie fort?<br />

• War oder ist Ihr Kind dadurch im Alltag beeinträchtigt?<br />

• Ist im Schulalltag etwas Besonderes zu beachten?<br />

• Hat Ihr Kind eine Allergie?<br />

• Wogegen?<br />

• Was muss im Notfall beachtet werden?<br />

• Braucht Ihr Kind Notfallmedikamente und hat es diese in der Schule dabei?<br />

• Hat Ihr Kind vor irgendetwas große Angst?<br />

• Wenn ja, wovor?<br />

• Wie sind die Schlafgewohnheiten Ihres Kindes?<br />

(Einschlafen, Durchschlafen, Aufstehen)<br />

Gerne nehmen wir auch Vorschläge von Ihnen auf, um sie in einer der nächsten Mitteilungen<br />

den anderen Schulen auch zur Verfügung stellen zu können.<br />

Die Entwicklung einer innerschulischen Struktur zur verlässlichen Weitergabe dieser<br />

Informationen ist unbedingt erforderlich!<br />

Das bedeutet, dass<br />

� alle Lehrerinnen und Lehrer des Schülers die erhaltenen Informationen kennen,<br />

� diese Informationen bei Lehrer- oder Schulwechsel auf jeden Fall weiter gegeben<br />

werden,<br />

� die Eltern auf diese Vorgehensweise hingewiesen werden und deren Einverständnis<br />

dafür eingeholt wird.<br />

34


Anhang 6<br />

Astekoop, AG Päd. bei Krankheit, AG-Treffen, 19.04.2005, Notizen<br />

Landratsamt Tübingen Postfach 19 29 72009 Tübingen<br />

Regionale Arbeitsstelle Kooperation Landkreis Tübingen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Abteilung: Schule und Bildung<br />

Sybill Friese, Sonderschullehrerin<br />

Paula Rapp, Grund- und Hauptschullehrerin, Diplompädagogin, Abteilung Schule und Bildung<br />

Mit Beginn des Schuljahres 1997/98 wurden bei allen Staatlichen Schulämtern in Baden-Württemberg regionale<br />

Arbeitsstellen Kooperation eingerichtet. In enger Abstimmung mit der jeweiligen Abteilung Schule und Bildung<br />

übernehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regionalen Arbeitsstelle Kooperation Aufgaben, die der<br />

Förderung und Weiterentwicklung der Kooperation zwischen allgemeinen Schulen und Sonderschulen sowie<br />

zwischen Schulen und außerschulischen Institutionen und Partnern dienen.<br />

Mit dem Inkrafttreten der Verwaltungsreform 2005 wurde für den Landkreis Tübingen eine Arbeitsstelle<br />

Kooperation im Landratsamt, Abteilung Schule und Bildung, eingerichtet.<br />

Diese Arbeitsstelle Kooperation hat folgende Aufgaben:<br />

• Beratung und Begleitung bei der Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen in<br />

allgemeinen Schulen (Einzelintegration)<br />

• Beratung und Unterstützung bei der Einrichtung von Außenklassen und integrativen<br />

Schulentwicklungsprojekten (ISEP)<br />

• Zusammenarbeit mit den Abteilungen Jugend und Soziales des Landratsamtes in Bezug auf<br />

Eingliederungshilfe und weitere unterstützende Systeme für einzelne Kinder und Jugendliche<br />

• Planung und Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem<br />

Pädagogischen Zentrum, Landratsamt Reutlingen, Amt für Schule und Bildung<br />

• Beratung bei der Durchführung von Begegnungsmaßnahmen zwischen Kindern und Jugendlichen mit<br />

und ohne Behinderung<br />

• Erstellung und Pflege von Übersichten zu sonderpädagogischen Diensten sowie anderen Einrichtungen<br />

und Partnern der Kooperation<br />

• Mitgestaltung von regionalen Arbeitskreisen<br />

o Regionaler AK „Übergang Kindertageseinrichtungen – Grundschule“<br />

o AK Weiterentwicklung der Außenklassen im Sekundarbereich 1<br />

• Beratung und Information von Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern<br />

• Aufbau eines unterstützenden Netzwerkes für Kinder und Jugendliche mit einer chronischen<br />

Erkrankung an Schulen in Zusammenarbeit mit der Schule für Kranke am Universitätsklinikum<br />

Tübingen<br />

• Mitarbeit an der Weiterentwicklung der Sonderpädagogischen Dienste<br />

Stand 14.6.05 Friese / Rapp<br />

35


Anhang 7<br />

Anschreiben: An die Bundesverbände / Dachverbände der Selbsthilfeorganisationen, die<br />

sich für kranke Kindern und Jugendlichen einsetzen<br />

Von Juli 2003 bis Dezember 2005 wird von der PH Ludwigsburg, Fakultät für<br />

Sonderpädagogik in Reutlingen, Prof. Dr. Ertle in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik<br />

für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, ärztliche Mitarbeiterin Frau Dr. Astrid Kimmig,<br />

ein von der Robert Bosch Stiftung GmbH finanziertes Forschungsprojekt durchgeführt. Das<br />

Thema ist<br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen<br />

und beschäftigt sich mit Fragen und Problemen, die für Kinder mit lang dauernden, schweren<br />

oder andauernden Erkrankungen auftreten, während sie die allgemein bildende Schule<br />

besuchen.<br />

Es soll vor allem darum gehen, die Probleme aufzuzeigen und Lösungen zur Verbesserung<br />

der Situation dieser Kinder zu erarbeiten.<br />

Wir haben die Adresse Ihres Verbandes im Internet gefunden und fragen an, ob sie an<br />

weiteren Informationen aus dem <strong>Projekt</strong>, vor allem Einladungen zu Tagungen im Rahmen des<br />

<strong>Projekt</strong>s interessiert sind.<br />

Im Aufbau befindet sich die Homepage des <strong>Projekt</strong> http://www.interklinikschule.de. Dort<br />

finden Sie aber schon jetzt weitere Informationen zum <strong>Projekt</strong>.<br />

Mit freundlichen Grüssen,<br />

Dr. Astrid Kimmig<br />

Ärztin für Kinderheilkunde<br />

Universitätsklinik für Kinder-<br />

und Jugendmedizin<br />

Hämatologische Tagesklinik<br />

Hoppe Seylerstr.1<br />

72076 Tübingen<br />

kimmig@interklinikschule.de<br />

Prof. Dr. Christoph Ertle<br />

Fakultät für Sonderpädagogik<br />

Außenstelle Reutlingen<br />

PH Ludwigsburg<br />

Bachstr. 19<br />

72127 Kusterdingen-Jettenburg<br />

Email: ertle@interklinikschule.de<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

36


Anhang 8<br />

EMAIL Adressen der angeschriebenen Bundesverbände Selbsthilfe für chronisch<br />

kranke Kinder und Jugendliche<br />

Bundesverband Herzkranke Kinder – BVHK e.V. – Geschäftsstelle<br />

bvhk-aachen@t-online.de<br />

Bundesverband Arbeitskreis Überaktives Kind (BV AÜK) e.V.<br />

bv.auek@t-online.de<br />

Kindernetzwerk e.V. für kranke und behinderte Kinder und Jugendliche in der Gesellschaft<br />

Info@Kindernetzwerk.de<br />

Deutsche Leukämie-Forschungshilfe – Aktion für krebskranke Kinder e.V. –<br />

dlfhBonn@t-online.de<br />

Leberkranke Kinder (allgemein) / Lebertransplantation<br />

TSL.Remmers@t-online.de<br />

Kinderneurologie-Hilfe Münster e.V.<br />

kinderneurologiehilfe@muenster.de<br />

Allergie- und umweltkrankes Kind e.V. – Bundesverband<br />

AUKGE@aol.com<br />

SOMA e.V. (Analbereich, Missbildungen des / Analatresien / Inkontinenz / Kloakenextrophie<br />

/ VACTERL-Syndrom / VATER-Syndrom)<br />

info@soma-ev.de<br />

aktion benni & Co e.V. – Forschungsförderung für Duchenne Muskeldystrophie<br />

gfabc@t-online.de<br />

Deutsche Morbus Perthes Initiative<br />

info@morbus-perthes.de<br />

Migräne Liga e.V. Deutschland<br />

info@migraeneliga.com<br />

Aktive SchmerzHilfe e.V. (ASH)<br />

Aktive-SchmerzHilfe@web.de<br />

AGS-Eltern- und Patienteninitiative – Geschäftsstelle<br />

Welle-Basler@t-online.de<br />

Bund diabetischer Kinder und Jugendlicher e.V.<br />

Diabeteskl@aol.com<br />

Selbsthilfegruppe hereditäre Fructoseintoleranz<br />

fructoseintoleranz@gmx.de<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

37


Mukoviszidose e.V. – Bundesverband Selbsthilfe bei Cystischer Fibrose<br />

info@mukoviszidose-ev.de<br />

CF-Netzwerk Deutschland e.V.<br />

CFRedaktionsteam@aol.com<br />

Die Schmetterlinge e.V. – Selbsthilfeorganisation für Patienten mit<br />

Schilddrüsenerkrankungen<br />

info@schild-druese.de<br />

CED-Hilfe e.V – Hilfe bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen<br />

ced-hilfe@t-online.de<br />

Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) e.V. – Bundesverband<br />

info@dccv.de<br />

Dialysepatienten Deutschlands e.V.<br />

Geschaeftsstelle@ddev.de<br />

Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG) e.V. – Geschäftsstelle<br />

Info@DZG-online.de<br />

Deutscher Neurodermitis Bund e.V.<br />

info@dnb-ev.de<br />

Bundesverband Neurodermitiskranker in Deutschland e.V. – Selbsthilfeorganisation für<br />

Neurodermitis-, Asthma und Allergiekranke<br />

Info@neurodermitis.net<br />

Bundesvereinigung JEMAH e.V. – Geschäftsstelle im Herzzentrum Duisburg<br />

info@jemah.de<br />

Holger.Lindemann@ejk.de<br />

Herzkind e.V.<br />

info@herzkind.de<br />

Bundesverband Herzkranke Kinder – BVHK e.V. – Geschäftsstelle<br />

bvhk-aachen@t-online.de<br />

Kinderherzstiftung in der Deutschen Herzstiftung e.V.<br />

info@herzstiftung.de<br />

Aplastische Anämie e.V.<br />

info@aplastische-anaemie.de<br />

Deutsche Bluthilfe e.V.<br />

Per FAX 0203/300 98-99<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

38


Deutsche Hämophiliegesellschaft zur Bekämpfung von Blutungskrankheiten e.V.<br />

dhg@dhg.de<br />

e.b.e. Epilepsie Bundes-Elternverband e.V.<br />

epilepsylv@aol.com<br />

Deutsche Epilepsievereinigung e.V.<br />

info@epilepsie.sh<br />

Informationszentrum Epilepsie (IZE)<br />

IZE@IZEpilepsie.de<br />

Stiftung Michael – Stiftung für Epilepsie<br />

StiftungMichael@t-online.de<br />

Morbus Recklinghausen Gesellschaft e.V. – Kontaktzentrum Thalebra<br />

Per FAX 03 60 20 / 74 93-6<br />

Von Recklinghausen-Gesellschaft e.V., AK Ochsenzoll<br />

vrges@aol.com<br />

Interessengemeinschaft Arthrogryposis<br />

info@iga-ev.de<br />

Osteogenesis imperfecta / Glasknochenkrankheit<br />

1.Vorsitzender@oi-gesellschaft.de<br />

Deutsche Rheuma-Liga e.V. – Bundesverband<br />

bv@rheuma-liga.de<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

39


Anhang 9<br />

Selbsthilfeverbände und Ansprechpartner für Eltern zu Erkrankungen im Kreis<br />

Tübingen und Reutlingen, die zur 1. Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s eingeladen wurden<br />

A.A.K. e.V. - Arbeitsgemeinschaft allergiekrankes Kind, Gomaringen<br />

AUK e.V. - Allergie- und umweltkrankes Kind, Tübingen<br />

DCCV, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Rottenburg<br />

Deutsche Zöliakie Gesellschaft, Reutlingen<br />

Elterninitiative diabetischer Kinder, Reutlingen<br />

Elterninitiative diabetischer Kinder, Gomaringen<br />

F.A.K.T. - Familien Anfallskranker Kinder Tübingen, Ammerbuch<br />

Förderverein für krebskranke Kinder e. V., Tübingen<br />

Förderverein für an Rheuma erkrankte Kinder e.V., FÖHRE KIDS Tübingen<br />

Förderverein zur Unterstützung neurologisch erkrankter Kinder, F.U.N.K. Tübingen e.V.<br />

Legasthenie, Kreisverband Tübingen/Reutlingen e. V., Tübingen<br />

Mukoviszidose e. V., Tübingen<br />

Neurodermitis, Eningen<br />

Osteogenesis imperfecta, Kusterdingen<br />

Rheuma-Liga e.V. Arbeitsgemeinschaft Tübingen<br />

SOMA e.V. - Anorektale Missbildung, Inkontinenz, Selbsthilfeorganisation für angeborene<br />

Missbildungen des Analbereichs, Reutlingen<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

40


Anhang 10<br />

Thema:<br />

Anmeldenummer: 220.3<br />

Thematische Erläuterungen:<br />

Was tun mit asthmabelasteten Kindern im Schulsport ??? Nein, sie müs-<br />

sen keineswegs auf der Bank Platz nehmen! Ursachen, Mittel und Praxis-<br />

beispiele sind Inhalt dieser sehr wichtigen Thematik für uns als Lehrkraft!<br />

Zielgruppe: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten - insbesondere auch<br />

SportlehrerInnen, die in ihrem Sportunterricht Kinder anleiten, die an<br />

chronischen Erkrankungen leiden!<br />

Teilnehmerzahl: maximal 40 Personen<br />

Leitung: Dr. Astrid Kimmig, Kinder- und Jugendärztin UKT<br />

Termin(e): Mittwoch 23.11.2005 jeweils 15Uhr – 17Uhr<br />

Ort: Grund- u. Hauptschule Pliezhausen (Musiksaal Grundschule)<br />

Hinweise: Anmeldung bitte per FAX an:<br />

07121 – 480 - 1850<br />

Amt für Schule und Bildung<br />

Frau Class / Herr Beck<br />

Pädagogisches Zentrum<br />

Anmeldung ist verbindlich! Bei Verhinderung bitte umgehend abmelden damit<br />

Kolleginnen und Kollegen von der Warteliste berücksichtigt werden können!!!<br />

M.Beck, Sportbeauftragter im Amt für Schule und Bildung Reutlingen Anhang<br />

_________________________<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> Dr. Kimmig<br />

Im Amt für Schule und Bildung<br />

Landratsamt Reutlingen<br />

Bismarckstr.16<br />

Tel.:071214801340<br />

41


Freiburg<br />

Klinikschule Freiburg<br />

Hauptstraße 8,<br />

79104 Freiburg i. Br.<br />

Email: Klschule@uniklinik-freiburg.de<br />

Homepage: www.klschule.fr.schule-bw.de<br />

Gertrud Layer<br />

Stephanie Mersch-Wieczorek<br />

Waltraud Schmid<br />

Frieder Schmitt


KLINIKSCHULE FREIBURG<br />

<strong>Abschlussbericht</strong>:<br />

Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen<br />

Schulen (<strong>Interklinikschule</strong>)“<br />

Die Klinikschule Freiburg – eine Agentur für schulische Kontinuität bei Krankheit<br />

Wenn sich die Klinikschule Freiburg im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s als „Agentur für schulische<br />

Kontinuität bei Krankheit“ präsentiert, führt sie zugleich einen ungewohnten Begriff in die<br />

pädagogische Diskussion ein: Agentur. Hierzu bedarf es einer Erklärung und Begründung.<br />

Ähnlich wie der seit Jahren immer mehr etablierte Begriff „Kompetenz- und<br />

Beratungszentrum“ ist der Begriff „Agentur“ geeignet, das Profil einer modernen,<br />

zukunftsorientierten Schule für Kranke zu schärfen und ihren Arbeitsauftrag zu präzisieren.<br />

Was bedeutet in diesem Zusammenhang „modern und zukunftsorientiert“?<br />

1. Die medizinische Versorgung ist gekennzeichnet durch eine fortschreitende<br />

Ambulantisierung ihrer Angebote. Wenn in zunehmendem Maße medizinische<br />

Leistungen im ambulanten Setting erbracht werden, hat dies unmittelbare<br />

Auswirkungen auf die Schule für Kranke und erfordert ein entsprechendes Angebot<br />

auch von pädagogischer Seite.<br />

2. Bei tendenziell immer kürzeren Klinikaufenthalten verlagert sich der Ort, an dem für<br />

kranke Schülerinnen und Schüler pädagogische Hilfen angeboten werden können, in<br />

den Alltagsbereich, d. h. in die allgemeinen Schulen. Diese Entwicklung erfordert eine<br />

intelligente, den individuellen Bedürfnissen angepasste Verknüpfung verschiedener<br />

Lernorte: Schule für Kranke; Hausunterricht; Besuch der Stammschulen.<br />

3. Die Krankenhaus-Bedarfsplanung des Landes Baden-Württemberg geht von der<br />

Schließung einiger Kliniken in den nächsten Jahren aus. Wenn die dort errichteten<br />

Schulen für Kranke nicht ebenfalls geschlossen werden sollen, bedeutet dies, dass<br />

auf regionaler Ebene ein Netzwerk mit Koordinations- und Beratungsaufgaben<br />

geschaffen werden muss, in dem der Schule für Kranke eine bedeutende Rolle<br />

zukommt, um zusammen mit den allgemeinen Schulen den Förder- und<br />

Unterstützungsbedarf kranker Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten.<br />

Mit diesen drei aufgezeigten Entwicklungstendenzen verändert sich das Profil der Schulen<br />

für Kranke in Richtung Agentur, d. h. Vermittlungsstelle für verschiedenste Angebote und<br />

Dienstleistungen.<br />

Mit dem Arbeitstitel Agentur verbindet die Klinkschule Freiburg also ihre Vorstellungen<br />

• eines umfassenden Angebots pädagogischer Möglichkeiten und Interventionen<br />

• individueller Beratung von Personen und Institutionen und<br />

• konkreter Dienstleistungen im „Versicherungsfall“ Krankheit.<br />

Als Abbild der erforderlichen Vielfalt haben wir unsere <strong>Projekt</strong>-Mitarbeit nicht auf einen Punkt<br />

zentriert, sondern Beiträge auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Zielrichtungen<br />

anvisiert; alle Beiträge sind darauf ausgerichtet, die Inklusion kranker Schülerinnen und


Schüler in Schule und Gesellschaft zu stärken und bei krankheitsbedingten Unterbrechungen<br />

der Schullaufbahn gute Bedingungen der Reintegration vorzubereiten.<br />

Mitarbeiter/innen im <strong>Projekt</strong><br />

Das <strong>Projekt</strong> wurde an der Klinikschule Freiburg getragen von den Realschullehrerinnen<br />

Gertrud Layer,<br />

Stephanie Mersch<br />

und der Schulleitung, vertreten durch<br />

Waltraud Schmidt, Sonderschulkonrektorin,<br />

Frieder Schmitt, Sonderschulrektor.<br />

In einem Teilprojekt, das sich der empirischen Erhebung zur Reintegration nach einem<br />

Klinikaufenthalt widmet, war das gesamte Kollegium der psychiatrischen Abteilung der<br />

Klinikschule einbezogen.<br />

Kooperationspartner/innen und Adressaten des <strong>Projekt</strong>s<br />

Neben den Klassenlehrerinnen und -lehrern, die in die Befragungen der empirischen Studien<br />

einbezogen werden, richteten sich die <strong>Projekt</strong>beiträge der Klinikschulen an folgende<br />

Kooperationspartner/innen und Adressaten:<br />

• Studentinnen/Studenten der Pädagogischen Hochschule Freiburg<br />

• Referendarinnen/Referendare verschiedener Lehrämter<br />

• Schulleiter/innen aller Schularten<br />

• Schulklassen und Lehrer/innen von erkrankten Kindern und Jugendlichen<br />

• Mitarbeiter/innen der pädagogischen und juristischen Abteilungen der unteren und<br />

mittleren Schulaufsichtsbehörden.<br />

Beratung nahm die Klinikschule ihrerseits in Anspruch von<br />

• Vertretern und Vertreterinnen von Fördervereinen<br />

• ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitäts-Kinderklinik<br />

• Firmenvertretern zum Thema: „Virtuelles Klassenzimmer“.


Beiträge der Klinikschule Freiburg im <strong>Projekt</strong> „Chronisch kranke Kinder und<br />

Jugendliche in den allgemeinen Schulen“<br />

Empirische Studien<br />

Entwicklung eines Fragebogens zu einer Diplomarbeit im Fachbereich<br />

Rehabilitationspsychologie an der Universität Freiburg<br />

„Maßnahmen zur schulischen Reintegration krebskranker Kinder und Jugendlicher“;<br />

Vermittlung des Abstracts an Schriftleitung der „Zeitschrift für Heilpädagogik“<br />

Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Frau Prof. Dr. Karin Schleider, Pädagogische<br />

Hochschule Freiburg: Schulische Reintegration von psychisch kranken Schülerinnen und<br />

Schülern („Nachsorge“). Wissenschaftliche Hausarbeiten und empirische Studien,<br />

zusammengefasst in einer Dissertation von Frau Hirsch-Herzogenrath<br />

Analoge Befragungen zur Reintegration von Schülerinnen und Schülern mit<br />

Krebserkrankungen<br />

Ausbildung / Fortbildung<br />

Darstellung des Integrationsauftrags vor PH-Studentinnen und -Studenten, ebenso vor<br />

Referendarinnen und Referendaren aller Schularten (incl. Berufliche Schulen)<br />

Erarbeitung eines Basiscurriculums „Pädagogik bei Krankheit“ als Grundlage für Aus-,<br />

Weiter- und Fortbildungskonzepte für Lehrerinnen und Lehrer<br />

Information im Schulsystem<br />

Platzierung des Themas „Chronisch kranke Schülerinnen und Schüler“ in den<br />

Dienstbesprechungen für Schulleitungen aller Schularten<br />

Informationsveranstaltung für Mitarbeiter/innen des Regierungspräsidiums Freiburg und der<br />

Staatlichen Schulämter:<br />

Hausunterricht – Alltagsprobleme einer kontinuierlichen Unterrichtsversorgung chronisch<br />

kranker Schülerinnen und Schüler<br />

Kooperation mit den allgemeinen Schulen<br />

Dokumentation der Stammschulbesuche<br />

Gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen für Eltern und Lehrer/innen (krankheitsbezogene<br />

Einladung)<br />

Mitarbeit der Klinikschule in der Mukoviszidose-Ambulanz der Uniklinik Freiburg<br />

<strong>Projekt</strong>planung: Einrichtung eines „Virtuellen Klassenzimmers“


Empirische Studien<br />

Zu Beginn eines Klinikaufenthalts werden von medizinischer Seite umfangreiche<br />

anamnestische Erhebungen durchgeführt; eine entsprechende systematische<br />

Vorgehensweise der Befragung nach Abschluss der klinischen Behandlung (Katamnese)<br />

kommt meist nicht zustande. Eine Erfolgsüberprüfung des Aufenthalts in der Klinikschule<br />

und ihrer Maßnahmen zur Reintegration findet ebenfalls nicht statt. Die Beschreibungen der<br />

Tätigkeiten von Schulen für Kranke liefern zum Thema „Nachsorge“ fast durchgehend<br />

Fehlanzeige. Dies resultiert maßgeblich aus der defizitären Ausgangslage, dass „Pädagogik<br />

bei Krankheit“ an den Hochschulen nicht vertreten ist und entsprechende Forschungen<br />

deshalb ausbleiben. Glücklicherweise widmen sich neben den beiden kontinuierlichen, von<br />

der Robert-Bosch-Stiftung geförderten <strong>Projekt</strong>en einzelne Hochschullehrer/innnen punktuell<br />

dem Thema Unterricht mit kranken Schülerinnen und Schülern. Auf diese Weise können<br />

Teilaspekte der pädagogischen Aufgaben von Schulen für Kranke empirisch überprüft und<br />

dargestellt werden.<br />

Die Klinikschule Freiburg hat Angebote der Universität Freiburg und der Pädagogischen<br />

Hochschule Freiburg aufgegriffen und mit diesen Institutionen zu definierten<br />

Fragestellungen der Reintegration nach einem Klinikaufenthalt ein wissenschaftliches<br />

Setting entwickelt.<br />

In der Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg, Abteilung Rehabilitationspsychologie,<br />

vertreten durch Dr. Reiner Stegie und Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel, wurde für eine<br />

Diplomarbeit von Michael Ehrentraut ein Fragebogen entwickelt, der die „Maßnahmen zur<br />

schulischen Reintegration krebskranker Kinder und Jugendlicher“ erfasst.<br />

Mit Unterstützung der Klinikschule wurde ein präziser und adressatenfreundlicher<br />

Fragebogen entworfen, der einen erfolgreichen Rücklauf von 80 % erzielte.<br />

Die Einzelergebnisse der Befragung wurden auf Anregung der Klinikschule in einem<br />

Abstract zusammengefasst, das – wiederum auf Vermittlung der Klinikschule – von der<br />

Schriftleitung der „Zeitschrift für Heilpädagogik“ angenommen und demnächst veröffentlicht<br />

wird.<br />

Auszug aus der Zusammenfassung der Diplomarbeit:<br />

„Die Annahme, dass die Lehrer die wichtigsten außerklinischen Ansprechpartner der<br />

onkologischen Zentren sind, wird von den Ergebnissen der Erhebung gestützt. Lediglich<br />

jedes zweite Zentrum wendet sich mit Informationsbesuchen direkt an die<br />

Klassenkameraden der krebskranken Kinder und Jugendlichen. Daneben nannten die<br />

Behandlungszentren weitere Interventionen, die dieser Zielgruppe vereinzelt angeboten<br />

werden, wie Einladungen zu Besuchen in der Klinik oder das Anfertigen von Videos über<br />

den Stationsalltag des erkrankten Schülers. Auch bezüglich der Mitschüler scheint das<br />

Hauptinteresse der Kliniken auf der Vermittlung von Informationen und Kontakten zu ihrem<br />

erkrankten Klassenkameraden zu liegen. Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass speziell<br />

für die Peers, als wichtige soziale Unterstützungsgruppe der Patienten, noch viele Angebote<br />

entwickelt und implementiert werden können.“


Dokument 1: Fragebogen


Die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Karin Schleider von der Pädagogischen Hochschule<br />

Freiburg führte zur Durchführung empirischer Teilstudien, ebenfalls zum Thema<br />

Reintegration nach Klinikaufenthalt; die wissenschaftlichen Hausarbeiten werden in einer<br />

Dissertation von Silke Hirsch-Herzogenrath zusammengefasst.<br />

Derzeit liegen 3 Studien zur Reintegration nach einer klinischen Behandlung in der Kinder-<br />

und Jugendpsychiatrie und 1 Studie zur Reintegration von krebskranken Schülerinnen und<br />

Schülern vor. Weitere Studien sind in Bearbeitung.<br />

Das wissenschaftliche Setting ist auf eine Nachfrage bei den Klassenlehrerinnen/bei den<br />

Klassenlehrern nach 6 Wochen angelegt, im psychiatrischen Bereich ist eine zweite<br />

Nachfrage 6 Monate nach einem Klinikaufenthalt vorgesehen.<br />

Die Teilstudien belegen folgende Arbeitshypothesen:<br />

• Notwendigkeit des Austauschs von Schulberichten zwischen Stammschule und<br />

Klinikschule<br />

• Bedarf der Stammschulen nach Information und Beratung (Stärkerer Wunsch nach<br />

Beratung wird in der zweiten Befragung 6 Monate nach Klinikaufenthalt deutlich!)<br />

• Bevorzugte Kriterien für gelungene Reintegration aus Sich der Stammschulen:<br />

Leistungs- und Sozialverhalten; geringere Bedeutung: emotionale Befindlichkeit der<br />

Schüler/innen.<br />

Da der Integrationserfolg bisher nur einseitig aus Sicht der Klassenlehrer/innen bewertet<br />

wird, sollen in einer Erweiterung der Gesamtstudie auch Befragungen der Schüler/innen<br />

stattfinden, die sich mit den Erwartungen an die Lehrer/innen und an das System Schule<br />

befassen.<br />

Stichpunkte zu den Einzelstudien:<br />

Dokument 2:<br />

Ergebnisse der wissenschaftlichen Hausarbeit von Anne Klug, Pädagogische Hochschule<br />

Freiburg, Lehramt Grund- und Hauptschulen: „Schulische Reintegration von psychisch<br />

kranken Kindern und Jugendlichen – eine empirische Studie“ (2003)<br />

Empfehlungen zur besseren Kooperation zwischen Stammschule und Klinikschule<br />

• Intensivere Protokollierung<br />

• Durchführung einer Unterrichtserprobung für alle Schüler/innen, eventuell als Voraussetzung<br />

für eine Entlassung<br />

• Obligatorische Erstellung eines Schulberichts sowohl von der Stammschule als auch von der<br />

Klinikschule<br />

• „Runder Tisch“ bei Aufnahme und gegen Ende des Aufenthalts der Schüler/innen<br />

Ergänzungen bzw. Ausweitung der Gesamtstudie (folgende Einzelstudien und Dissertation):<br />

• Erhöhung der Anzahl der untersuchten Schüler/innen<br />

• Befragung der Klassenlehrer/innen der Stammschule nach Klinikaufenthalt nach einem<br />

festgelegten gleichen Zeitraum<br />

• Persönliches Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern der Stammschule nach<br />

Klinikaufenthalt<br />

• Befragung der Klassenlehrer/innen der Stammschule vor Klinikaufenthalt


• Erfassung der Wünsche und Anmerkungen der Kliniklehrer/innen<br />

Einzelaspekte<br />

• Information der Stammschule über Unterrichtsinhalte in der Klinikschule und über<br />

unterrichtsrelevante Aspekte der Erkrankung (S. 21)<br />

• Wunsch nach Schulbericht (S. 26)<br />

• Protokoll über erfolgten Schulbericht in der Akte (S. 55)<br />

• Direkter Kontakt zwischen Klassenlehrer/in und Schüler/in während des Klinikaufenthalts (S.<br />

59)<br />

Dokument 3:<br />

Wissenschaftliche Hausarbeit von Katja Rodegro, Pädagogische Hochschule Freiburg,<br />

Lehramt Grund- und Hauptschulen:<br />

„Schulische Reintegration von psychisch kranken Schülerinnen und Schülern - eine<br />

empirische Studie“ (2004)<br />

Einzelaspekte<br />

Wunsch nach Schulbericht, Seite 144, 171, 180<br />

Diskussion und Ausblick, Seite 173<br />

Mehr Informationen über Lernarrangements und Zensuren in der Klinikschule, Seite 176<br />

Unterschiedliche Beurteilung des gelungenen Leistungsverhaltens, Seite 178<br />

Grundschule: wenn durchschnittliche Ergebnisse<br />

Gymnasium: wenn gute Ergebnisse<br />

Unterrichtserprobung vor Entlassung aus der Klinik anscheinend nicht ausschlaggebend für gute<br />

Reintegration<br />

Unterschiedliche Gewichtung des Gelingens: gute Noten oder unauffälliges Sozialverhalten?, Seite<br />

181<br />

Krankheit oder Klassenzusammensetzung als Bedingungen der Reintegration nicht erfasst, Seite 181<br />

Bessere Erhebungsgrundlage bei Aufnahme in der Klinikschule notwendig (Schulbericht der<br />

Stammschule bzw. standardisierte telefonische Abfrage), Seite 182<br />

Information der Stammschule über Befragung notwendig (Lehrer/innen zeigten sich überrascht), Seite<br />

182<br />

Probandenbefragung als Vergleich zur Einschätzung durch Lehrer/innen, Seite 183<br />

Fehlende Einschätzung der „Heilsamkeit“ des Unterrichts in der Klinikschule durch die Klinik, Seite<br />

183<br />

Erfolg abhängig von Therapie oder Pädagogik?, Seite 184<br />

Kriterienkatalog für Nachfolge-Studien, Seite 185<br />

• Vorhandensein eines Schulberichts der Stammschule<br />

• Information der Lehrerinnen/Lehrer der (neuen) Stammschule über ein Gespräch<br />

ca. 6 Wochen nach der Entlassung<br />

• Erhebung der Zeitpunkte t1 und t2 in einer Studie<br />

• Befragung der Schülerinnen und Schüler


• Befragung der Klinik<br />

• Beurteilung der einzelnen Bereiche (emotional, sozial, Leistungs- und Lernbereich)<br />

• Erhebung mit Schwerpunkt auf krankheitsspezifische Re/Integrationsprozesse<br />

• Möglichkeit einer unbeschulten Kontrollgruppe<br />

• Größere Stichprobe<br />

• Ergänzende quantitative Erhebungsmethoden<br />

Ausbau der Kooperation im Vordergrund der Schulentwicklung, weniger die Ausdifferenzierung der<br />

Unterrichtsqualität, Seite 186<br />

Dokument 4:<br />

Ergebnisse der wissenschaftlichen Hausarbeit von Anja Pöppelmeyer, Pädagogische<br />

Hochschule Freiburg, Lehramt Realschulen: „Katamnese zur schulischen Reintegration von<br />

psychisch kranken Schülerinnen und Schülern – eine empirische Studie“ (2004)<br />

Stichprobe t 1 (6 Wochen nach Entlassung):<br />

4 Schülerinnen, 5 Schüler<br />

Stichprobe t 2 (6 Monate nach Entlassung):<br />

4 Schülerinnen, 6 Schüler<br />

Einzelergebnisse: Lehrer/innen achten besonders auf soziale und leistungsmäßige Reintegration,<br />

weniger auf die emotionale Befindlichkeit der Schüler/innen selbst (S. 167).<br />

Insgesamt wird die Reintegration als positiv bewertet:<br />

Bei 8 von 10 Probanden wird positives Sozialverhalten festgestellt.<br />

Im Lernbereich konnten 2 von 10 Probanden ihre Leistungen nicht halten.<br />

Bei der zweiten Befragung äußerten 7 von 10 Lehrer/innen den Wunsch nach besserer<br />

Zusammenarbeit und Nachbetreuung durch die Klinikschule (S. 159).<br />

Konsequenzen (S. 174) – Bei der Anforderung eines Schulberichts darum bitten, auch das<br />

Sozialverhalten und das emotionale Befinden zu beschreiben.<br />

• Austausch von Schulberichten professionell unverzichtbar<br />

• Bei der Nacherhebung wird der Bedarf der Stammschulen nach Information und Beratung<br />

deutlicher.<br />

• Austausch und Abstimmung zwischen Lehrerinnen und Lehrern der Stammschulen besteht<br />

nicht.<br />

• Befragung der Schüler/innen selbst ist sinnvoll und notwendig (s. Studie von Frau Rodegro)<br />

• Kategorien zur Befragung Emotion und Sozialverhalten nötig<br />

• Bipolare Skalierung?<br />

Abschließendes Zitat (S. 178):<br />

„Die guten Ergebnisse zum Erfolg der Re/Integration zeigen, dass besonders die Klinikschule Freiburg<br />

wirkungsvolle Maßnahmen für die Re/Integration ergreift und ihre Schüler/innen gut vorbereitet in die<br />

Stammschulen entlässt.“<br />

Die Unsicherheit der Lehrer/innen im Umgang mit psychisch kranken Schülerinnen und Schülern<br />

verweist auf die Notwendigkeit, die Lehrerausbildung zu erweitern und die künftigen Lehrer/innen aller<br />

Schularten auf den Auftrag der Integration kranker und genesender Schülerinnen und Schüler<br />

vorzubereiten (S. 179).


Dokument 5:<br />

Ergebnisse der wissenschaftlichen Hausarbeit von Thomas Bentz, Pädagogische Hochschule<br />

Freiburg, Lehramt Realschulen: „Schulische Reintegration von krebskranken Kindern und<br />

Jugendlichen – eine empirisch-qualitative Studie“ (2004)<br />

N = 10 Schüler/innen<br />

Befragung der Klassenlehrer/innen<br />

Bei allen Schülerinnen und Schülern verlief die Reintegration insgesamt positiv.<br />

Hypothese: Guter Austausch zwischen Klinikschule und Stammschule, jedoch Wunsch nach besserer<br />

Information zum Lern- und Leistungsbereich (S. 89).<br />

Vor allem die soziale Integration wurde als unproblematisch eingestuft.<br />

Indikator für Interesse der Stammschule an Reintegration: Bei 8 von 10 Schülerinnen und Schülern<br />

wurde Hausunterricht erteilt (S. 92).<br />

Dass 4 Schüler/innen die Klasse wiederholen mussten und in einem Fall ein Schulwechsel von<br />

Realschule in die Werksrealschule stattfand, lässt auf Schwierigkeiten im Leistungsbereich schließen<br />

(S. 93). Bessere Vorbereitung durch die Klinikschule möglich / breiteres Fächerangebot?<br />

Das wissenschaftliche Setting zeigt Schwierigkeiten der Auswertung; keine exakte Auswertung von<br />

Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen wegen zu großer Heterogenität der Daten (Krankheit, Alter,<br />

Schulart, Behandlungsdauer, Zeitpunkt der Erhebung nach Rückkehr aus der Klinik)<br />

Vorschläge für Nachfolge-Studien (S. 95 f):<br />

• Größere Stichprobe<br />

• Schulbericht von Stammschule vor Klinikaufenthalt<br />

• Homogenere Datenauswahl zwecks besserer Vergleichbarkeit (Zeitspanne seit Reintegration<br />

etc.)<br />

• Kategorienbildung in den einzelnen Bereichen des Erhebungsbogens<br />

• Spezifizierung des Begriffs „Auffälligkeiten“ im Erhebungsbogen<br />

• Ergänzung des Erhebungsbogens um den Punkt „Zeitpunkt der Reintegration in die (neue)<br />

Stammschule“<br />

• Erhebung mit Schwerpunkt auf krankheitsspezifischen bzw. bedingungsspezifischen<br />

Reintegrationsprozessen<br />

• Befragung der Schülerinnen und Schüler und/oder der Erziehungsberechtigten<br />

Vorschläge zur Optimierung der Bemühungen der Klinikschule (S. 97 f):<br />

Intensive Protokollierung<br />

Austausch mit der Stammschule während und nach Klinikaufenthalt<br />

Obligatorischer Austausch eines Schulberichts<br />

Einführung eines „runden Tisches“ zu Beginn und am Ende des Klinkaufenthalts<br />

Dokument 6: Fragebogen<br />

Reintegration psychisch kranker Schülerinnen und Schüler aus schulischer Perspektive<br />

Datum: Code:<br />

1. Angaben zum Schüler/ zur Schülerin (Quelle: Akte Interview)<br />

Alter: Geschlecht: weiblich männlich<br />

Schulbezogene Probleme/Auffälligkeiten: bzw.<br />

ICD 10<br />

organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen


psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen<br />

Schizophrenie, schizotype u. wahnhafte Störungen<br />

Affektive Störungen<br />

Neurotische, Belastungs- u. somatoforme Störungen<br />

Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen u. Faktoren<br />

Persönlichkeits- u. Verhaltensstörungen<br />

Intelligenzminderung<br />

Entwicklungsstörungen<br />

Verhaltens- u. emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend<br />

2. Stammschule vor Klinikaufenthalt (Quelle: Akte)<br />

2.1 Schulart/Sonderschultyp<br />

Grundschule Realschule Gesamtschule<br />

Hauptschule Gymnasium Berufsschule<br />

.<br />

Sonderschule:<br />

Schule für Erziehungshilfe<br />

Schule für Hörgeschädigte<br />

Schule für Lernhilfe/Förderschule<br />

Schule für Sprachbehinderte/Sprachheilschule<br />

Schule für Blinde<br />

Schule für Sehbinderte<br />

Schule für Geistigbehinderte/Praktisch Bildbare<br />

Schule für Körperbehinderte<br />

Heimsonderschulen<br />

2.2 Klasse:<br />

Bildungsgang: Grundschule Realschule Hauptschule<br />

Gymnasium Sonstiges:<br />

2.3 Unterricht und schulische Betreuung<br />

2.4 Emotionaler Bereich<br />

Auffälligkeiten:<br />

Positive Anmerkungen:<br />

2.5 Sozialer Bereich<br />

Auffälligkeiten:<br />

Positive Anmerkungen:<br />

2.6 Leistungs- und Lernbereich<br />

Auffälligkeiten:<br />

Positive Anmerkungen:<br />

Zeugnisnoten: Deutsch: Mathematik: Fremdsprachen:<br />

2.7 Sonstiges<br />

3. Klinikschule (Quelle: Akte Interview)<br />

3.1 Allgemeine Angaben<br />

Aufnahme: Entlassung: Gruppe:


3.2 Unterricht und schulische Betreuung<br />

3.3 Emotionaler Bereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

3.4 Sozialer Bereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

1<br />

leichte<br />

1<br />

leichte<br />

3.5 Leistungs- und Lernbereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

1<br />

leichte<br />

2<br />

deutliche<br />

2<br />

deutliche<br />

2<br />

deutliche<br />

Zeugnisnoten: Deutsch: Mathematik: Fremdsprachen:<br />

3.6 Sonstiges<br />

3.7 Bedingungen der Reintegration<br />

3.7.1 Kooperation mit den folgenden Berufsgruppen:<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

Lehrkräfte der ehemaligen Stammschule<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Lehrkräfte der zukünftigen Stammschule<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte


Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Psychologen/Therapeuten der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Ärzte der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Päd. Fachkräfte der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Sonstige<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

3.7.2 Wurde ein Bericht der Klinik mit Hilfe einer Schweigepflichtentbindung der Eltern<br />

angefordert?<br />

Ja Nein<br />

3.7.3 Fand eine Beratung der Eltern im Hinblick auf die Reintegration statt?<br />

Ja Nein<br />

Wer führte diese durch?<br />

Lehrkräfte der ehemaligen Stammschule<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Beratungsform: telefonisch schriftlich persönliches Gespräch<br />

Lehrkräfte der zukünftigen Stammschule<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Beratungsform: telefonisch schriftlich persönliches Gespräch<br />

Lehrkräfte der Schulen für Kranke<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Beratungsform: telefonisch schriftlich persönliches Gespräch<br />

Psychologen/Therapeuten der Klinik<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Beratungsform: telefonisch schriftlich persönliches Gespräch<br />

Ärzte der Klinik<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Beratungsform: telefonisch schriftlich persönliches Gespräch<br />

Päd. Fachkräfte der Klinik<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Beratungsform: telefonisch schriftlich persönliches Gespräch<br />

Sonstige:<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Beratungsform: telefonisch schriftlich persönliches Gespräch


3.7.4 Wurde auch der betroffene Schüler auf die Reintegration vorbereitet?<br />

Ja Nein<br />

Wer führte die Vorbereitung durch?<br />

Lehrkräfte der ehemaligen Stammschule Lehrkräfte der Schule für Kranke<br />

Lehrkräfte der zukünftigen Stammschule Psychologen/Therapeuten der Klinik<br />

Ärzte der Klinik Schulsozialarbeiter<br />

Päd. Fachkräfte der Klinik Sonstige:<br />

Wie wurde der Schüler vorbereitet?<br />

3.7.5 Kam es zu weiteren Maßnahmen?<br />

Nein<br />

Ja<br />

externer Schulversuch<br />

Schulerprobung<br />

gemeinsamer Besuch mit dem Schüler an der Stammschule<br />

Kontaktaufnahme zu den Mitschülern<br />

Gestaltung der Kontaktaufnahme:<br />

sonstiges<br />

3.8 Besondere Vorkommnisse/Probleme<br />

mit den Eltern<br />

mit den Mitarbeitern der Klinik<br />

mit den Lehrkräften der Stammschule<br />

mit anderen Kooperationspartnern<br />

3.9 Ist eine Nachsorge geplant?<br />

Nein<br />

Ja<br />

Kontakt zu Schüler<br />

Kontakt zu Eltern<br />

Kooperation mit der Stammschule<br />

Kooperation mit anderen Institutionen/<br />

Kooperationspartnern<br />

sonstiges<br />

3.10 Evaluation der Reintegration<br />

Gestaltung der Kontakte<br />

3.10.1 Bewertung der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Berufsgruppen (anhand Schulnoten):<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Lehrkräfte der (neuen) Stammschule<br />

Päd. Fachkräften der Klinik<br />

Psychologen der Klinik<br />

Ärzten der Klinik<br />

Schulsozialarbeitern<br />

Sonstige:<br />

3.10.2 Bewertung (anhand Schulnoten):<br />

Vorbereitung des Kindes 1 2 3 4 5 6


Beratung der Eltern 1 2 3 4 5 6<br />

Weitere Maßnahmen 1 2 3 4 5 6<br />

3.10.3 Einschätzung (anhand Schulnoten):<br />

Reintegrationserfolg 1 2 3 4 5 6<br />

3.10.4 Wenn ein <strong>Abschlussbericht</strong> der Klinik angefordert wurde, war dieser hilfreich?<br />

Ja<br />

Erläuterung:<br />

Nein<br />

3.10.5 Wünsche und Verbesserungsvorschläge<br />

3.11 Weitere Anmerkungen<br />

4. Stammschule nach Klinikaufenthalt (1. Erhebungszeitpunkt) (Quelle: Interview)<br />

4.1 Schulart/Sonderschultyp<br />

Stammschule wie vor Klinikaufenthalt (s. Punkt 2.1)<br />

Neue Stammschule<br />

Grundschule Realschule Gesamtschule<br />

Hauptschule Gymnasium Berufsschule<br />

4.2 Klasse:<br />

Sonderschule:<br />

Schule für Erziehungshilfe<br />

Schule für Hörgeschädigte<br />

Schule für Lernhilfe/Förderschule<br />

Schule für Sprachbehinderte/Sprachheilschule<br />

Schule für Blinde<br />

Schule für Sehbinderte<br />

Schule für Geistigbehinderte/Praktisch Bildbare<br />

Schule für Körperbehinderte<br />

Heimsonderschulen<br />

4.3 Unterricht und schulische Betreuung<br />

Bildungsgang: Grundschule Realschule Hauptschule<br />

Gymnasium Sonstiges:<br />

4.3.1 Erfolgt ein Nachteilsausgleich bezüglich des Reintegrationsschülers?<br />

Ja Nein<br />

Wie erfolgt dieser?<br />

individuelle Arbeitszeit bei Klassenarbeiten und Prüfungen (z.B. Verlängerung, Unterbrechungen)<br />

Bereitstellen bzw. Zulassen spezieller Arbeitsmittel:<br />

mündliche statt schriftliche Prüfung<br />

unterrichtsorganisatorische Veränderungen (z.B. individuell gestaltete Pausenregelung oder<br />

Arbeitsplatzorganisation):<br />

differenzierte Hausaufgabenstellung<br />

Sonstiges:


4.4 Emotionaler Bereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

4.5 Sozialer Bereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

1<br />

leichte<br />

1<br />

leichte<br />

4.6 Leistungs- und Lernbereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

1<br />

leichte<br />

2<br />

deutliche<br />

2<br />

deutliche<br />

2<br />

deutliche<br />

Zeugnisnoten: Deutsch: Mathematik: Fremdsprachen:<br />

4.7 Sonstiges<br />

4.8 Bedingungen der Reintegration<br />

4.8.1 Kooperation mit den folgenden Berufsgruppen:<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

Lehrkräfte der ehemaligen Stammschule<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Lehrkräfte der Schule für Kranke<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte


Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Psychologen/Therapeuten der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Ärzte der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Päd. Fachkräfte der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Sonstige<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

4.8.2 Weitere Unterstützungsmaßnahmen:<br />

Fallsupervision<br />

Besprechungen im Kollegium<br />

Unterstützung durch Beratungslehrer der eigenen Schule<br />

Unterstützung durch Schulpsychologen<br />

Sonstiges:<br />

4.8.3 Wurde ein Bericht der Klinik mit Hilfe einer Schweigepflichtentbindung der Eltern<br />

angefordert?<br />

Ja Nein<br />

4.8.4 Haben Sie die Eltern hinsichtlich der Reintegration beraten?<br />

Nein<br />

Ja<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Beratungsform: telefonisch schriftlich persönliches Gespräch<br />

4.8.5 Wurde der betroffene Schüler auf die Reintegration vorbereitet?<br />

Ja<br />

Wie wurde er vorbereitet?<br />

Nein<br />

4.8.6 Wurde die Klasse auf den neuen bzw. zurückkehrenden Schüler vorbereitet?<br />

Ja<br />

Wie wurde sie vorbereitet?<br />

Nein<br />

4.8.7 Kam es zu weiteren Maßnahmen?<br />

Ja<br />

Erläuterung:<br />

Nein<br />

4.9 Besondere Vorkommnisse/Probleme<br />

mit den Eltern<br />

mit den Mitarbeitern der Klinik<br />

mit den Lehrkräften der Schule für Kranke<br />

mit anderen Kooperationspartnern


4.10 Evaluation der Reintegration<br />

4.10.1 Bewertung der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Berufsgruppen (anhand Schulnoten)<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Lehrkräfte der Schule für Kranke<br />

ggf. Lehrkräfte der ehemaligen<br />

Stammschule<br />

Päd. Fachkräften der Klinik<br />

Psychologen der Klinik<br />

Ärzten der Klinik<br />

Schulsozialarbeitern<br />

Sonstige:<br />

4.10.2 Bewertung (anhand Schulnoten):<br />

Beratung der Eltern 1 2 3 4 5 6<br />

Vorbereitung des Kindes 1 2 3 4 5 6<br />

Vorbereitung der Klasse 1 2 3 4 5 6<br />

Weitere Maßnahmen 1 2 3 4 5 6<br />

4.10.3 Einschätzung (anhand Schulnoten):<br />

Reintegrationserfolg 1 2 3 4 5 6<br />

4.10.4 Wenn ein <strong>Abschlussbericht</strong> der Klinik angefordert wurde, war dieser hilfreich?<br />

Ja<br />

Erläuterung:<br />

Nein<br />

4.10.5 Wünsche und Verbesserungsvorschläge<br />

4.11 Weitere Anmerkungen<br />

5. Stammschule nach Klinikaufenthalt (2. Erhebungszeitpunkt)<br />

(Quelle: Interview)<br />

5.1 Schulart/Sonderschultyp<br />

Stammschule wie sechs Wochen nach Reintegration (s. Punkt 4.1)<br />

Neue Stammschule<br />

Grundschule Realschule Gesamtschule<br />

Hauptschule Gymnasium Berufsschule<br />

Sonderschule:<br />

Schule für Erziehungshilfe<br />

Schule für Hörgeschädigte<br />

Schule für Lernhilfe/Förderschule<br />

Schule für Sprachbehinderte/Sprachheilschule<br />

Schule für Blinde<br />

Schule für Sehbinderte<br />

Schule für Geistigbehinderte/Praktisch Bildbare


5.2 Klasse:<br />

Schule für Körperbehinderte<br />

Heimsonderschulen<br />

5.3 Unterricht und schulische Betreuung<br />

Bildungsgang: Grundschule Realschule Hauptschule<br />

Gymnasium Sonstiges:<br />

5.3.1 Erfolgt (weiterhin) ein Nachteilsausgleich?<br />

Ja Nein<br />

Wie erfolgt dieser?<br />

individuelle Arbeitszeit bei Klassenarbeiten und Prüfungen (z.B. Verlängerung, Unterbrechungen)<br />

Bereitstellen bzw. Zulassen spezieller Arbeitsmittel:<br />

mündliche statt schriftliche Prüfung<br />

unterrichtsorganisatorische Veränderungen (z.B. individuell gestaltete Pausenregelung oder<br />

Arbeitsplatzorganisation):<br />

differenzierte Hausaufgabenstellung<br />

Sonstiges:<br />

5.4 Emotionaler Bereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

5.5 Sozialer Bereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

1<br />

leichte<br />

1<br />

leichte<br />

2<br />

deutliche<br />

2<br />

deutliche<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte


5.6 Leistungs- und Lernbereich<br />

Auffälligkeiten<br />

0<br />

keine<br />

Begründung/Erläuterung:<br />

positive Anmerkungen:<br />

1<br />

leichte<br />

2<br />

deutliche<br />

Zeugnisnoten: Deutsch: Mathematik: Fremdsprachen:<br />

5.7 Sonstiges<br />

5.8 Bedingungen seit der Rückführung<br />

3<br />

stark ausgeprägte<br />

5.8.1 Kooperation mit den folgenden Berufsgruppen seit der Rückführung:<br />

Lehrkräfte der ehemaligen Stammschule<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Lehrkräfte der Schule für Kranke<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Psychologen/Therapeuten der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Ärzte der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Päd. Fachkräfte der Klinik<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

Sonstige<br />

Aufgaben bei der Reintegration:<br />

Themen bei der Kooperation:<br />

Häufigkeit der Kooperation:<br />

Kooperationsmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

5.8.2 Gestaltet sich der Elternkontakt intensiver als die gewöhnliche Elternarbeit?<br />

Nein<br />

Ja<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Häufigkeit der Beratung:<br />

Kontaktmedium: Telefon Brief/e-mail persönlicher Kontakt<br />

4<br />

extrem<br />

ausgeprägte


5.8.3 Kam es zu weiteren Maßnahmen seit der Rückführung?<br />

Ja<br />

Erläuterung:<br />

Nein<br />

5.9 Besondere Vorkommnisse/Probleme<br />

mit den Eltern<br />

mit den Mitarbeitern der Klinik<br />

mit den Lehrkräften der Schule für Kranke<br />

mit anderen Kooperationspartnern<br />

5.10 Evaluation der Reintegration<br />

5.10.1 Bewertung der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Berufsgruppen (anhand Schulnoten):<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Lehrkräfte der Schule für Kranke<br />

ggf. Lehrkräfte der ehemaligen<br />

Stammschule<br />

Päd. Fachkräften der Klinik<br />

Psychologen der Klinik<br />

Ärzten der Klinik<br />

Schulsozialarbeitern<br />

Sonstige:<br />

5.10.2 Bewertung (anhand Schulnoten):<br />

Elternkontakte 1 2 3 4 5 6<br />

Weitere Maßnahmen 1 2 3 4 5 6<br />

5.10.3 Einschätzung (anhand Schulnoten):<br />

Reintegrationserfolg 1 2 3 4 5 6<br />

5.10.4 Wünsche und Verbesserungsvorschläge<br />

5.11 Weitere Anmerkungen<br />

Liste zur Beurteilung von Verhaltensauffälligkeiten von Schülern und Schülerinnen durch Lehrerinnen<br />

und Lehrer (nach der Bamberger Liste von Verhaltensauffälligkeiten für Lehrerinnen und Lehrer, 2003)<br />

Verhaltensauffälligkeiten Schule für<br />

Kranke<br />

Unkonzentriertheit<br />

Motorische Unruhe<br />

Ungenauigkeit<br />

Leistungsstörungen<br />

Mangelnde Leistungsmotivation<br />

Mangelndes Selbstvertrauen<br />

Depressive Verstimmungen<br />

Wutausbrüche<br />

Ängstlichkeit<br />

Stimmungslabilität<br />

Überempfindlichkeit<br />

Täuschen<br />

Ungehorsam<br />

Stammschule<br />

(6 Wochen nach<br />

Reintegration)<br />

Stammschule<br />

(1/2 Jahr nach<br />

Reintegration)<br />

1 2 3 1 2 3 1 2 3


Kontaktprobleme oder -<br />

schwierigkeiten<br />

Beschädigung eigener oder<br />

fremder Sachen<br />

Fordern von Aufmerksamkeit<br />

Übertriebene Anpassung<br />

Aggressives Verhalten<br />

Opfer aggressiven Verhaltens<br />

Psychosomatische Störungen<br />

Sprach- und Sprechstörungen<br />

weitere<br />

Verhaltensauffälligkeiten1*<br />

weitere<br />

Verhaltensauffälligkeiten2*<br />

weitere<br />

Verhaltensauffälligkeiten3*<br />

Weitere Verhaltensauffälligkeiten*<br />

1:<br />

2:<br />

3:<br />

Lehrer/innen-Ausbildung/-Fortbildung<br />

Studentinnen und Studenten, Referendarinnen und Referendare wurden in punktuellen<br />

Einzelveranstaltungen von 2 mal 2 Stunden im Rahmen von Vorlesungen an der<br />

Pädagogischen Hochschule oder bei einem halbtägigen Besuch der Klinikschule über den<br />

Unterstützungsbedarf kranker Schülerinnen und Schüler und über die Verantwortung des<br />

gesamten Schulsystems für kranke Schüler und Schülerinnen informiert.<br />

Auf diesem Wege wurden während der Laufzeit des <strong>Projekt</strong>s ca. 250 künftige Lehrerinnen<br />

und Lehrer erreicht; es entspricht dem Selbstverständnis der Klinikschule Freiburg,<br />

Veranstaltungen dieser Art fortzusetzen, um in jedem Semester eine gewisse Anzahl<br />

künftiger Lehrerinnen und Lehrer auf ihre diesbezüglichen Aufgaben vorzubereiten. Solange<br />

jedoch das Thema „Chronisch kranke Schülerinnen und Schüler“ nicht in die Prüfungs- und<br />

Studienordnungen aller Lehrämter aufgenommen ist, können die Bemühungen einzelner<br />

Klinikschulen als „Tropfen auf den heißen Stein“ nur eine beschränkte Wirkung entfalten.<br />

Daher widmete sich die Klinikschule Freiburg auch der Erarbeitung eines<br />

Basiscurriculums „Pädagogik bei Krankheit“, das als Grundlage für Aus-, Weiter- und<br />

Fortbildungskonzepte für Hochschulen und Lehrerseminare Voraussetzungen für eine<br />

systematische Lehrerbildung schaffen könnte, sodass auf der Basis von umfassendem<br />

Wissen die erforderliche Fürsorge für kranke Schülerinnen und Schüler angebahnt werden<br />

kann.<br />

Die Aspekte für ein Basiscurriculum sind in einem 10-Punkte-Programm aufgefächert; es<br />

wurde dem Kultusministerium, Abteilung Sonderschulen, bereits übergeben.


Dokument 7: Basiscurriculum<br />

Basiscurriculum für Aus-, Weiter- und Fortbildungskonzepte<br />

zum Thema: Pädagogik bei Krankheit; Unterricht mit<br />

kranken Schülerinnen und Schülern<br />

Inhalte:<br />

1. Pädagogische Relevanz von Krankheit<br />

• Pädagogik bei Krankheit als Aspekt von Sonderpädagogik/Heilpädagogik und allgemeiner<br />

Pädagogik<br />

• Lernen unter den Bedingungen von Einschränkung und Erschwernissen<br />

• Erschwerte emotionale und soziale Entwicklung bei chronischen Erkrankungen<br />

• Definition von Krankheit unter pädagogischen Gesichtspunkten; sozial-systemische Ansätze<br />

• Existenzielle Betroffenheit auf beiden Seiten<br />

2. Sonderpädagogik und Pädagogik bei Krankheit in ihrem Verhältnis zur Medizin<br />

• Historische Ableitung eines komplizierten Verhältnisses<br />

• Pädagogisches Rollenverständnis in Abgrenzung zu therapeutischen Interventionen<br />

• Interdisziplinarität und Kooperation<br />

• Schulische Angebote bei stationärer und ambulanter Behandlung<br />

3. Bedeutung von Schule und Unterricht für kranke Kinder und Jugendliche<br />

• Pädagogik der Inklusion<br />

• Brücke zu Normalität und Alltag<br />

• Realitätsnahe Unterrichtskonzepte<br />

• Konzentration auf ausgewählte Unterrichtsfächer<br />

• Individuelle Förderbedürfnisse<br />

4. Anschlussfähige schulpädagogische Konzepte bei Krankheit<br />

• Stärkung personaler und sozialer Kompetenzen<br />

• Methodenkompetenz<br />

• Fachkompetenz<br />

• Konstruktive Diagnostik<br />

• Hilfen durch Beratung<br />

5. Schulische Kontinuität bei Krankheit; Verbindung verschiedener Lernorte<br />

• Besuch der Stammschule<br />

• Hausunterricht<br />

• Schule für Kranke<br />

• Sonderunterricht an Schulen für Kranke bei definierten Förderbedürfnissen<br />

6. Arbeitstechniken und Vorgehensweisen zur Sicherung von Inklusion und Kontinuität<br />

• Einbeziehung der Erziehungsberechtigten<br />

• Kooperation zwischen Stammschule und Schule für Kranke<br />

• Moderation von Helferrunden<br />

• Kooperation mit verschiedenen Institutionen<br />

• Nutzung elektronischer Medien<br />

• Systematische Erhebungen zur Reintegration nach Klinikaufenthalt<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

7. Exemplarische Darstellung spezifischer Erkrankungen: pädagogische Interventionen<br />

und Fürsorge<br />

• Allgemeine schulrelevante Aspekte der Krankheit (Ernährung, Hygiene etc.)


• Besondere Situationen (Sport, außerunterrichtliche Veranstaltungen)<br />

• Notfallsituationen<br />

• Einbeziehung der Schulgemeinschaft<br />

• Berufsorientierung/Berufswahl<br />

• Rechtliche Aspekte<br />

8. Rechtliche Grundlagen und Handlungsorientierungen<br />

• Empfehlungen der Kultusministerkonferenz<br />

• Bedeutung von Teamentwicklung und Schulprogrammen<br />

• Schulrecht und Sozialrecht<br />

• Nachteilsausgleich<br />

• Selbsthilfegruppen und Netzwerke<br />

• Zuständigkeiten und Entscheidungsprozesse<br />

9. Psychohygiene und Selbstverantwortung von Lehrerinnen und Lehrern<br />

• Kollegiale Unterstützung<br />

• Supervision, Coaching<br />

• Kooperative Beratung<br />

10. Unterricht kranker Schülerinnen und Schüler als Aufgabe des gesamten Schulsystems<br />

• Verankerung des Themas in den Studien- und Prüfungsordnungen aller Lehrämter<br />

• Aufbau von Beratungsnetzen (z. B. Arbeitsstellen für Kooperation, Frühberatungsstellen an<br />

Schulen für Kranke)<br />

• Fortbildungsangebote zur Professionalisierung in den Bereichen Unterricht,<br />

Gesprächsführung, Beratung und Kooperation<br />

Entwurf: Gerhard Lebherz und Frieder Schmitt<br />

Der Information im Schulsystem widmete sich die Klinikschule Freiburg durch<br />

Präsentation des Themas „Chronisch kranke Schülerinnen und Schüler“ in den<br />

Dienstbesprechungen für Schulleitungen aller Schularten. Die dabei ausgefüllten<br />

Fragebögen - eine systematische Auswertung steht noch aus - zeigen einen dringenden<br />

Bedarf nach besserer Information, vor allem zur Häufigkeit von chronischen Erkrankungen<br />

in der eigenen Schule und zu einer sinnvollen und flexiblen Anwendung des<br />

„Nachteilsausgleichs“ für kranke Schülerinnen und Schüler.<br />

Dokument 8: Fragebogen für Schulleitungen<br />

Fragebogen für Schulleiterinnen und Schulleiter zum Thema<br />

„Chronisch kranke Schülerinnen und Schüler in den allgemeinen Schulen“<br />

1. Wie hoch ist nach Ihrer Schätzung der gegenwärtige Anteil chronisch kranker Schülerinnen und<br />

Schüler in Ihrer Schule?<br />

%


2. Hatten Sie chronisch kranke Schüler/innen in Ihrem Unterricht?<br />

Ja, ganz selten Nein<br />

Ja, gelegentlich<br />

Ja, fast jedes Schuljahr<br />

Ja, immer<br />

3. Waren Sie in der Funktion als Schulleiter/in mit besonderen Organisations- und<br />

Beratungsaufgaben bezüglich kranker Schüler/innen befasst?<br />

Ja Nein<br />

4. Wurde an Ihrer Schule für kranke Schüler/innen<br />

Nachteilsausgleich gewährt?<br />

Ja, 1–mal Nein<br />

Ja, bis 5–mal<br />

Ja, mehr als 5–mal<br />

Ja, mehr als 10–mal<br />

5. Welche chronischen Krankheiten tangieren Ihrer Meinung nach den Unterricht und die<br />

Schulorganisation in besonderem Maße? (bis 5 Nennungen)<br />

Dokument 9: Hinweise für die allgemeinen Schulen<br />

Chronisch kranke Schülerinnen und Schüler:<br />

Krankheitsspezifische Hinweise für die allgemeinen Schulen<br />

Präambel: „Kultur der Fürsorge“<br />

Notwendigkeit individueller Absprachen<br />

(zwischen Eltern, Schulleitung, Klassenleher/in)<br />

Kriterien:<br />

1. Allgemeine schulrelevante Aspekte der Krankheit<br />

• Ernährung<br />

• Medikamenteneinnahme<br />

• Hygiene<br />

• Therapiemaßnahmen<br />

• Verhalten/Leistungsfähigkeit<br />

• Fehlzeiten<br />

2. Besondere Situationen


3. Notfallsituationen<br />

• Sport/Schwimmen<br />

• Außerunterrichtliche Veranstaltungen<br />

4. Einbeziehung der Schulgemeinschaft<br />

• Hinweise für die Klasse<br />

• Hinweise für die Eltern(vertretung)<br />

5. Berufsorientierung/Berufswahl<br />

6. Rechtliche Aspekte<br />

• Verwaltungsvorschriften<br />

• Zusätzliche Hilfsmittel<br />

• Nachteilsausgleich<br />

• Infektionsschutzgesetz<br />

Als besonders erfolgreich erwies sich eine Informationsveranstaltung der Klinikschule für<br />

Mitarbeiter/innen des Regierungspräsidiums und der Staatlichen Schulämter mit den<br />

angegliederten Arbeitsstellen für Kooperation. Im Gefolge dieser Veranstaltung erleben wir<br />

vor allem in der Zusammenarbeit mit den Referaten Gymnasien und Berufliche Schulen im<br />

Regierungspräsidium eine hervorragende Sensibilisierung und eine äußerst wohlwollende<br />

Praxis von Einzelfallregelungen.<br />

Weniger erfreulich war die Tatsache, dass von den 7 eingeladenen Staatlichen Schulämtern<br />

nur 3 bei der Veranstaltung vertreten waren. Auch dies zeigt, wie dringend notwendig die<br />

Information innerhalb de Schulsystems ist.


Dokument 10: Programm der Veranstaltung<br />

KLINIKSCHULE FREIBURG<br />

Programm<br />

Informationsveranstaltung<br />

„Lehrerinnen und Lehrer für Hausunterricht – Alltagsprobleme einer<br />

kontinuierlichen Unterrichtsversorgung chronisch kranker Schülerinnen und<br />

Schüler“<br />

Datum: Donnerstag, 01.04.2004<br />

Ort: Elternhaus des Fördervereins für krebskranke Kinder,<br />

Universitäts-Kinderklinik, Mathildenstr. 1, 79106 Freiburg<br />

Leitung: Dipl. Päd. Stephanie Mersch, Klinikschule Freiburg<br />

9.30 Uhr Begrüßung der Teilnehmer/innen und Eröffnung der Veranstaltung;<br />

Fragen zur Organisation<br />

9.45 Uhr Sonderschulrektor F. Schmitt, Leiter der Klinikschule Freiburg:<br />

Hausunterricht – ein Beitrag zur schulischen Kontinuität bei chronischer<br />

Erkrankung<br />

10.15 Uhr Videofilm: „Ein Brief aus dem Krankenhaus“, Olgahospital Stuttgart<br />

10.30 Uhr Dipl. Päd. S. Mersch, Stationslehrerin Onkologie, Klinikschule Freiburg:<br />

Organisation von Hausunterricht - Alltagsprobleme einer kontinuierlichen<br />

Unterrichtsversorgung chronisch kranker Schülerinnen und Schüler<br />

11.00 Uhr Priv. Doz. Dr. U. Kontny, Oberarzt der Klinik für Onkologie und Hämatologie,<br />

Freiburg:<br />

„Pädiatrische Onkologie, was sollte ein Pädagoge wissen?“<br />

11.30 Uhr Bericht einer betroffenen Schülerin<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

13.30 Uhr Dipl. Psych. A. Müller, Psychologische Psychotherapeutin:<br />

Eine große Herausforderung: Entwicklungsaufgaben bei Jugendlichen mit<br />

einer Krebserkrankung<br />

14.00 Uhr Fragen zu rechtlichen Aspekten der Organisation von Hausunterricht<br />

Abschließende Diskussion mit Beteiligung von Juristen des Oberschulamts<br />

Freiburg - Leitender Regierungsschuldirektor H. J. Schmidt und andere<br />

15.00 Uhr Führung durch das Elternhaus des Fördervereins für krebskranke Kinder<br />

und/oder Führung über die onkologischen Stationen<br />

ca. 16.00 Uhr Ende der Veranstaltung


Dokument 11: Resümee der Veranstaltung:<br />

Bericht - Protokoll/Bewertung/Prognose - über die Informationsveranstaltung „Lehrerinnen und Lehrer<br />

für Hausunterricht – Alltagsprobleme einer kontinuierlichen Unterrichtsversorgung chronisch kranker<br />

Schülerinnen und Schüler“<br />

Leitung: Dipl. Päd. Stephanie Mersch, Klinikschule Freiburg<br />

Datum: 01.04.2004<br />

Zeit: 9.30 bis 16.00 Uhr<br />

Zielgruppe: Mitarbeiter/innen des Oberschulamts Freiburg der Abteilungen 1, 2 und 3, der<br />

7 Staatlichen Schulämter und der angeschlossenen Arbeitsstellen Kooperation<br />

Gäste: Eltern chronisch kranker Kinder<br />

Schulleiter/innen von Schulen für Kranke im Bezirk des Oberschulamts<br />

Freiburg<br />

Die ganztägige Veranstaltung bot Informationen zum Thema Hausunterricht unter pädagogischen,<br />

medizinischen, psychologischen und rechtlichen Aspekten und Möglichkeit eines intensiven<br />

Erfahrungsaustausches über Probleme der Organisation von Hausunterricht mit abschließender<br />

Vereinbarung über verbesserte Kommunikations- und Koordinationsabläufe.<br />

Die Klinikschule Freiburg widmet sich dem Thema Hausunterricht im Rahmen des interdisziplinären<br />

Forschungsprojekts „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“, indem<br />

sie es im wörtlichen Sinne als Fokus (Brennpunkt) kontinuierlicher Unterrichtsversorgung an der<br />

Nahtstelle Klinikschule und Stammschule aufgreift und es als Beispiel einer individualisierten<br />

sonderpädagogischen Intervention diskutiert.<br />

Die Schwierigkeiten und Widerstände, die im schulischen Alltag bei der Anbahnung und Durchführung<br />

von Hausunterricht auftreten, können als symptomatisch für die insgesamt unbefriedigende<br />

Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse chronisch kranker Schülerinnen und Schüler<br />

verstanden werden. Sobwohl der Beitrag einer ehemaligen Schülerin als auch die ergänzenden<br />

Einlassungen von betroffenen Eltern machten deutlich, dass die Hoffnung auf schnelle<br />

Wiederherstellung von Normalität und Alltag (z. B. in Form von Hausunterricht) oft zunichte gemacht<br />

wird: Mangelnde Ressourcen und ein Mangel an Sensibilität und Empathie verbinden sich zu einer<br />

deprimierenden Nicht-Wahrnehmung der Aufgabe.<br />

Wenn allein an der Klinikschule Freiburg pro Schuljahr ca. 50 Anträge auf Hausunterricht auf den Weg<br />

gebracht werden, wird auch eine quantitative Dimension des Problems deutlich, die eine strukturelle<br />

Verbesserung der Gesamtsituation zwingend erforderlich macht.<br />

Dabei müssen die rechtlichen Voraussetzungen (Verordnung vom 08.08.1983) und der ideelle<br />

Konsens über die Notwendigkeit von Hausunterricht auf konkrete und praktikable<br />

Handlungsmöglichkeiten transformiert werden.<br />

Hierzu einige Anregungen aus der abschließenden Diskussion:<br />

• An jeder Schule sollte – analog zu Sicherheitsbeauftragten, Frauenansprech-partnerinnen etc.<br />

– ein beauftragter Lehrer/ eine beauftragte Lehrerin die Interessen kranker Schüler/innen<br />

wahrnehmen.<br />

• Das Thema „Kranke Schülerinnen und Schüler in den allgemeinen Schulen“ muss in die<br />

Dienstbesprechungen für Schulleitungen eingebracht werden.<br />

Auf der Tagung wurde vereinbart, dass der Schulleiter der Klinikschule Freiburg vom<br />

Oberschulamt zu den nächsten Dienstbesprechungen der Gymnasien und Beruflichen<br />

Schulen eingeladen wird.<br />

• Die Schulämter und Direktionen der Gymnasien und beruflichen Schulen müssen frühzeitig<br />

(schon zu Beginn eines Klinikaufenthalts) informiert werden, damit vor Ort Lösungen gefunden<br />

werden können, die unmittelbar nach der Entlassung anlaufen können.<br />

• Die Schulen für Kranke müssen mit mehr Lehrerressourcen ausgestattet werden, um die<br />

Stammschulen bei der Durchführung von Hausunterricht teilweise zu unterstützen.<br />

• Die Schulleitungen müssen für Hausunterricht notfalls Mehrarbeitsstunden anordnen; bei den<br />

Oberschulämtern werden Mittel für die Mehrarbeitsstunden bereit gehalten, die nicht<br />

abgerufen werden.<br />

Die Notwendigkeit, eine Informationsveranstaltung zum Thema Hausunterricht anzubieten, lässt sich<br />

leider dadurch dokumentieren, dass von der Zielgruppe der sieben Staatlichen Schulämter im Bereich<br />

des Oberschulamts Freiburg und der angeschlossenen Arbeitsstellen Kooperation nur drei anwesend


waren. Dies macht deutlich, dass die Absicht des Kultusministeriums, die Arbeitsstelle Kooperation mit<br />

dem Thema Pädagogik bei Krankheit zu beauftragen, noch nicht im Bewusstsein der Beauftragten<br />

angekommen ist.<br />

Die Klinikschule Freiburg sieht sich dem Auftrag verpflichtet als zentrale Schule für Kranke an einer<br />

Universitätsklinik mit großem Einzugsbereich das Profil einer Agentur für schulische Kontinuität bei<br />

Krankheit zu schärfen und die vielfältigen Aufgaben der Information, Beratung und Koordination auf<br />

allen Ebenen wahrzunehmen.<br />

Frieder Schmitt<br />

Aus dem Arbeitsbereich „Kooperation mit den allgemeinen Schulen“ hat die Klinikschule<br />

Freiburg vier Teilaspekte ausgewählt und im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s bearbeitet.<br />

Dokumentation der Stammschulbesuche<br />

An der Klinikschule Freiburg gehören Stammschulbesuche seit Jahren zum Standard der<br />

Begleitung kranker Schülerinnen und Schüler; sie bieten eine Möglichkeit, die Integration von<br />

chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen an ihren Schulen zu fördern, ihre Interessen<br />

zu vertreten, bei aufkommenden Schwierigkeiten zu intervenieren und gleichzeitig zur<br />

Information, Beratung und Stärkung der Kolleginnen und Kollegen an allgemeinen Schulen<br />

beizutragen.<br />

Die Stammschulbesuche, die hier dokumentiert sind, wurden insgesamt in der somatischen<br />

Abteilung der Klinikschule Freiburg von 5 verschiedenen Kolleginnen und Kollegen<br />

durchgeführt. Sie fanden statt bei verschiedenen Erkrankungen, Altersstufen, Schularten, zu<br />

verschiedenen Anlässen, Zielsetzungen und sie wurden verschieden gestaltet.<br />

Sie wurden alle mit den betroffenen Erkrankten, deren Erziehungsberechtigten und der<br />

Stammschule vorbereitet und erfolgten mit oder ohne Begleitung der Betroffenen während<br />

oder nach der stationären Behandlung.<br />

Die Erfassung der in dieser Betrachtung einbezogenen Besuche erfolgte durch einen<br />

klinikschulinternen Dokumentationsbogen und zusätzliche Interviews zu jeweils denselben<br />

Fragen:<br />

1. Wie kooperativ wurde die Stammschule bei der Vorbereitung des Besuchs erlebt?<br />

2. War der Besuch erfolgreich?<br />

2.1. Wurden die gestellten Ziele erreicht?<br />

2.2. Welche Schwierigkeiten waren zu bewältigen?<br />

Abschließend wurden die Kolleginnen und Kollegen um Vorschläge zur Optimierung<br />

gebeten.<br />

Auswertung<br />

quantitativ:<br />

Die Dokumentation erfasst 21 Besuche; sie fanden an Haupt- (7) und Realschulen (5) statt, 3<br />

in Gymnasien (Klassen10, 12, 13), 2 an Berufsschulen, 2 an Grundschulen, 1 an einer<br />

Förderschule (Klasse 4) und 1 an einer Schule für Geistigbehinderte.<br />

Die Besuche betrafen 13 Jungen und 8 Mädchen mit verschiedenen Erkrankungen, z. B.<br />

Stoffwechsel-, Nieren-, Herzerkrankungen, Diabetes, Mukoviszidose, Epilepsie,<br />

onkologische Erkrankungen, wobei die onkologischen Erkrankungen die häufigsten waren.<br />

Bei ca. der Hälfte der Besuche waren die Betroffenen selbst dabei, bei manchen auch ein<br />

Erziehungsberechtigter.


Die Kolleginnen/Kollegen der Klinikschule waren meistens alleine beim Besuch, in wenigen<br />

Fällen zu zweit; bei 5 Besuchen wurden sie von medizinischen Fachkräften aus der Klinik<br />

begleitet.<br />

qualitativ:<br />

Die Anlässe zum Stammschulbesuch lassen sich in 2 Gruppen einteilen:<br />

• Bei 11 Besuchen ging es in erster Linie darum, die Klasse der Erkrankten zu<br />

besuchen, um im Unterricht über die Erkrankung zu informieren, Fragen dazu zu<br />

klären, Ängste abzubauen und um eine Begegnung mit den lange fehlenden<br />

Mitschülern.<br />

• Bei 10 Besuchen waren vor allem Klassenkonferenzen, Gespräche mit der<br />

Schulleitung im Vordergrund; es ging um Schulwechsel im Zusammenhang mit<br />

Krankheit, Schulabschlüsse, Berufsfindung, um Anwendung und Konkretisierung des<br />

„Nachteilsausgleichs“.<br />

Alle Schulbesuche außer 2 wurden aus Sicht der Betroffenen, gegebenenfalls der<br />

Erziehungsberechtigten und der begleitenden Kollegen als erfolgreich gewertet; d. h. die<br />

gesteckten Ziele wurden in Kooperation mit allen Beteiligten erreicht.<br />

Bei dem einen als nicht gelungen dargestellten Besuch war trotz intensiver Bemühung der<br />

Klinikschule keine kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer der Stammschule<br />

eines lange onkologisch erkrankten Mädchens möglich; bei der angestrebten Versetzung<br />

eines an Epilepsie erkrankten Gymnasiasten von Klasse 10 nach 11 konnte erst nach<br />

Intervention des Regierungspräsidiums der Nachteilsausgleich angewandt werden.<br />

• Schwierigkeiten bei der Vorbereitung des Stammschulbesuchs, wie z. B. Vorbehalte<br />

oder eine anfängliche Ablehnung gab es sowohl auf Seiten der Betroffenen und<br />

deren Eltern als auch bei den Kollegen der Stammschule.<br />

• Vorbehalte seitens der Betroffenen und deren Eltern waren vor allem bei den „nicht<br />

sichtbaren“ chronischen Erkrankungen, wie z. B. Diabetes, zu spüren.<br />

Die Angst, durch die Sichtbarmachung negativ aufzufallen und dadurch in der Klasse<br />

wie auch bei den Lehrern eher Nachteile zu erleiden, war oft größer als der Wunsch<br />

nach Integration durch Aufklärung und führte in manchen Fällen zur Ablehnung des<br />

Stammschulbesuchs.<br />

• Bei Kollegen musste gelegentlich erst das Bewusstsein dafür geweckt werden, dass<br />

Schüler und Schülerinnen, denen ihre Erkrankung nicht anzusehen ist, dennoch einer<br />

pädagogischen Förderung und Unterstützung bedürfen.<br />

• Kollegen, die dem Stammschulbesuch zunächst mit Skepsis begegneten, war ein<br />

generelles Unbehagen den chronisch Erkrankten (Diabetes, Epilepsie,<br />

Herzerkrankungen) gegenüber anzumerken. Sie mussten vor allem die Angst vor<br />

krankheitsbedingten Störungen im Unterricht und bei außerunterrichtlichen<br />

Veranstaltungen – wegen der erhöhten Verantwortung - überwinden.<br />

• Ängste und Widerstände seitens der Schule waren auch dann anzutreffen, wenn<br />

Erlasse und Verordnungen großzügig zugunsten der Erkrankten auszulegen waren.<br />

Die Information über den Nachteilsausgleich war dabei hilfreich.<br />

• Klassenlehrer befürchteten durch den Schulbesuch eine zu große Störung ihres<br />

Schulalltags und signalisierten mit Hinweis auf ihre zeitliche und arbeitsmäßige<br />

Überlastung, dass sie Anlass und Anliegen des Besuchs als vernachlässigbar<br />

einstuften.


• Schulleiter waren bei der ersten Kontaktaufnahme oft nicht darüber informiert, dass<br />

es an ihrer Schule chronisch Erkrankte gibt. Der Bitte um Teilnahme an<br />

Klassenkonferenzen, bei denen über notwendige pädagogische Maßnahmen<br />

entschieden werden musste, wurde manchmal erst nach langer Intervention<br />

nachgekommen.<br />

• Insgesamt war zu wenig bekannt, wie hoch die Zahl chronisch erkrankter Schüler und<br />

Schülerinnen an allgemeinen Schulen ist (10-15%) und welche verantwortliche<br />

Aufgabe die Schulen hinsichtlich ihrer Integration tragen.<br />

• Die wenigsten Schwierigkeiten gab es im Allgemeinen bei der Vorbereitung von<br />

Stammschulbesuchen bei onkologisch Erkrankten. Hier sahen alle Beteiligten die<br />

Notwendigkeit des Besuchs und waren bereit, zu dessen Gelingen beizutragen.<br />

Auf die Frage nach einer Optimierung des Stammschulbesuchs wurde vor allem eine<br />

größere Unterstützung durch medizinische Fachkräfte der Klinik bei Vorbereitung und<br />

Durchführung dieser Maßnahme gewünscht.<br />

Außerdem wurde deutlich, dass bei Lehrerinnen und Lehrern das Wissen um die Häufigkeit<br />

von chronischen Erkrankungen an ihrer Schule erweitert und ihre daraus folgende<br />

pädagogische Verantwortung gestärkt werden müssen.<br />

Fazit<br />

• Von der Klinikschule organisierte und durchgeführte Stammschulbesuche sind ein<br />

wichtiger Baustein bei der Integration chronisch kranker Kinder und Jugendlicher in<br />

den allgemeinen Schulen.<br />

• Dabei gibt es verschiedene Anlässe, Zielsetzungen und Durchführungsmodalitäten.<br />

• Das Erfolgskriterium ist eine gute Vorbereitung des Besuchs; d. h. die<br />

Zusammenarbeit aller Beteiligten.<br />

• Die dabei auftretenden Schwierigkeiten belegen die Notwendigkeit einer<br />

umfassenden medizinischen und pädagogischen Aufklärung der Lehrerkollegien über<br />

chronische Erkrankungen an ihren Schulen.<br />

Gertrud Layer<br />

Dokument 12: Dokumentationsbogen<br />

Dokumentation: Stammschulbesuche<br />

Schüler/in:<br />

Stammschule:<br />

Schulart, Klasse:<br />

Ort:<br />

Datum:<br />

Zeit:<br />

Teilnehmer/innen<br />

Stammschule:<br />

Klinikschule/Klinik:<br />

Sonstige:


Gestaltung/Inhalte des Besuchs<br />

Klassenkonferenz<br />

Gespräch mit Schulleitung<br />

Teilnahme am Unterricht<br />

Unterricht/Informationen über<br />

Erkrankung/pädagogische Relevanz<br />

Nachbesprechung (z. B. mit den Eltern)<br />

Besonderheiten/Auffälligkeiten<br />

Nachbereitung/zukünftige Maßnahmen (z. B. Hausunterricht)<br />

Eindrücke<br />

Was hat mich beeindruckt?<br />

Worüber war ich erschrocken?<br />

Was habe ich vermisst?<br />

Gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen für Eltern und Lehrer/innen<br />

(krankheitsbezogene Einladung)<br />

Die Klinikschule hat 2003 eine Tradition aufgegriffen, gezielte Fortbildungsveranstaltungen<br />

zu schulrelevanten Aspekten ausgewählter Krankheiten anzubieten; eine entsprechende<br />

Fortbildungsreihe wurde bereits zwischen 1990 und 1995 erfolgreich durchgeführt. In der<br />

neu aufgelegten Fortbildung werden gezielt Lehrerinnen und Lehrer eingeladen, in deren<br />

Klasse aktuell eine Schülerin/ein Schüler erkrankt ist.<br />

Zum Thema onkologische Erkrankungen wurde die Fortbildung mit 25 Teilnehmer/innen<br />

bereits durchgeführt.<br />

Eine weitere Veranstaltung zum Thema „Diabetes und Schule“ im Oktober 2005 wird derzeit<br />

mit dem Regierungspräsidium Freiburg, der Universitätsklinik und einem Förderverein<br />

vorbereitet.


Dokumente 13: Programm der Veranstaltungen<br />

KLINIKSCHULE FREIBURG<br />

Programm<br />

Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten zum Thema:<br />

„Liebe Klasse, ich habe Krebs!“<br />

Information und Austausch zu Schule und Beruf sowie zu medizinischen und rechtlichen<br />

Fragestellungen<br />

am Montag, 31. März 2003<br />

Leitung: Stationslehrerin Dipl. Päd. Stephanie Mersch, Klinikschule Freiburg<br />

9.30 Uhr Begrüßung der Teilnehmer/innen und Eröffnung der Fortbildung;<br />

Fragen zur Organisation<br />

9.45 Uhr Sonderschulrektor F. Schmitt, Leiter der Klinikschule Freiburg:<br />

„Schule und Unterricht – ein Beitrag zur Inklusion kranker Kinder und<br />

Jugendlicher“<br />

10.15 Uhr Videofilm: „Ein Brief aus dem Krankenhaus“, Olgahospital Stuttgart<br />

10.35 Uhr Prof. Dr. C. Niemeyer, Ärztliche Direktorin der Klinik für Onkologie und<br />

Hämatologie, Freiburg:<br />

„Pädiatrische Onkologie, was sollte ein Pädagoge wissen?“<br />

11.00 Uhr Frau Dipl. Päd. S. Mersch, Stationslehrerin Onkologie, Klinikschule Freiburg:<br />

„Liebe Klasse, ich habe Krebs!“ Schulische Begleitung während einer<br />

Krebserkrankung<br />

11.30 Uhr Eltern erkrankter Schülerinnen und Schüler berichten<br />

12.00 Uhr Dipl. Psych. A. Schmidt, Ltd. Psychologin der Station v. Pfaundler, Freiburg:<br />

„Eine<br />

große Herausforderung: Entwicklungsaufgaben bei Jugendlichen mit einer<br />

Krebserkrankung“<br />

12.30 Uhr Stationslehrer P. Cartier, med. u. chir. Stationen, Klinikschule Freiburg:<br />

„Nachteilsausgleich – Voraussetzungen, Hilfen und Möglichkeiten bei der<br />

Wiedereingliederung schwerkranker Schülerinnen und Schüler“<br />

13.00 Uhr Mittagspause (gemeinsames Mittagessen im Casino der Klinik möglich)<br />

14.30 Uhr Führung über die onkologischen Stationen<br />

15.00 Uhr Führung durch das Elternhaus des Elternfördervereins krebskranker Kinder<br />

15.30 Uhr gemeinsame Aussprache und abschließende Diskussion der Teilnehmer/innen<br />

ca. 16.30 Uhr Ende der Veranstaltung


Dokument 14: Programm der Veranstaltung<br />

Ganztägige Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten<br />

Thema: Diabetes – ein zunehmendes Problem im Schulalltag<br />

Medizinische/psychologische Informationen und pädagogische<br />

Handlungsorientierungen für die allgemeinen Schulen<br />

Zielgruppe: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten<br />

Die Fortbildung vermittelt Informationen über<br />

• medizinische Aspekte (Pathophysiologie, Verbreitung, Therapie)<br />

• emotionale und soziale Auswirkungen der Diabetes-Erkrankung<br />

• unterrichtsrelevante Aspekte einer Diabetes-Erkrankung<br />

• Notfallsituationen<br />

• Außerunterrichtliche Veranstaltungen (z. B. Schullandheim)<br />

Die Veranstaltung bietet Möglichkeiten zur Aussprache und Klärung anstehender Fragen,<br />

insbesondere für Lehrerinnen und Lehrer, in deren Klasse eine Schülerin/ein Schüler an Diabetes<br />

erkrankt ist.<br />

Referentinnen/<br />

Referenten: Betroffene Schüler/innen und Eltern<br />

Ärztinnen und Ärzte der Universitäts-Kinderklinik<br />

Lehrer/innnen der Klinkschule Freiburg<br />

Mitarbeiter/innen des Fördervereins „SPATZ“<br />

Datum: Donnerstag, 13. Oktober 2005<br />

Zeit: 9.30 – 16.30 Uhr<br />

Ort: Hörsaal der Universitäts-Kinderklinik Freiburg, Mathildenstr. 1<br />

Leitung: Prof. Dr. Karl-Otfried Schwab, Kinderklink<br />

Gertrud Layer und Frieder Schmitt, Klinikschule<br />

Ute Knoll, Förderverein<br />

Veranstalter: Universitäts-Kinderklinik Freiburg<br />

Klinikschule Freiburg<br />

Förderverein SPATZ<br />

Hinweise: Speisen und Getränke stehen zur Verfügung.<br />

Das Programm zur Veranstaltung und weitere Hinweise erhalten Sie nach der<br />

Anmeldung mit der Zulassungsbestätigung.


Mitarbeit der Klinikschule in der Mukoviszidose-Ambulanz der Universitäts-<br />

Kinderklinik<br />

Cystische Fibrose (CF) oder Mukoviszidose ist die häufigste angeborene<br />

Stoffwechselerkrankung. Bisher können nur Symptome behandelt werden, die Krankheit<br />

selbst aber kann nicht geheilt werden. Infolge eines genetischen Defekts wird in vielen<br />

Organen des Körpers ein zähflüssiger Schleim gebildet, der bereits im Kindesalter schwere<br />

Krankheitserscheinungen verursachen kann. Die Krankheit und das Ausmaß der<br />

Organschädigung kann beim einzelnen Patienten sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Die<br />

Beschwerden äußern sich vor allem in der Lunge durch ständigen Husten mit Auswurf,<br />

wiederholte Lungenentzündungen, Keimbesiedelungen der Lunge und führen zu<br />

abnehmender Belastbarkeit. Der Schleim in der Bauchspeicheldrüse bewirkt<br />

Verdauungsstörungen, einen fettigen, übel riechenden, massigen Stuhl, Gewichtsabnahme,<br />

Gedeihstörung, evtl. Diabetes und als Folge Müdigkeit.<br />

Die Behandlung ist sehr aufwändig und zeitintensiv. Die Betroffenen müssen zu jedem<br />

Essen die fehlenden Verdauungssäfte und Vitamine durch Medikamente ersetzen. Sie<br />

brauchen täglich eine spezielle Atemtherapie, Inhalation und krankengymnastische<br />

Behandlung zur Entfernung des Schleims aus der Lunge und zur Erhaltung der<br />

Lungenfunktion. Falls sich eine Diabetes-Erkrankung entwickelt hat, muss auch diese<br />

entsprechend behandelt werden.<br />

Aufgrund dieser gravierenden Symptomlage ist es Ziel meiner Arbeit die Lehrer/innen der<br />

betroffenen Schüler/innen über CF zu informieren und dafür zu sorgen, dass die Schule<br />

eventuell notwendige Veränderungen vornimmt:<br />

• Wegen Gefahr der Besiedelung der Lunge mit Wasserkeimen (Pseudomonas) kein<br />

Tafeldienst und Blumengießen möglich; Installation eines Toilettendeckels dringend<br />

notwendig<br />

• Mit dem Sportlehrer sprechen. Grundsätzlich ist Sport erwünscht , dennoch bedarf es<br />

in Einzelfällen einer besonderen Vereinbarung<br />

• Eventuell 2.Schulbüchersatz (für zu Hause und die Schule), wenn die körperliche<br />

Leistungsfähigkeit abnimmt<br />

• Den Ambulanzarzt vor einem Schullandheimaufenthalt über den Hygienezustand der<br />

sanitären Anlagen informieren<br />

• Vereinbarung treffen, die Essen und Trinken während des Unterrichts erlaubt, da<br />

diese Kinder viel essen und trinken müssen<br />

• Evtl. Stammschulbesuch, zur Aufklärung der Mitschüler/innen<br />

• Über den Ablauf eines Tages informieren, zeitliche und psychische Belastung der<br />

Betroffenen verdeutlichen.<br />

Während des Klinikaufenthaltes gebe ich dem kranken Kind und Jugendlichen Zeit und<br />

Raum, sich mit seiner Erkrankung zu befassen, Fragen zu stellen und darüber informiert zu<br />

werden anhand von Anschauungsmaterial.<br />

Seit November 2003 nehme ich regelmäßig an den wöchentlichen Treffen des CF-Teams<br />

teil. Zum Team der zertifizierten CF-Ambulanz an der Universitätskinderklinik Freiburg<br />

gehören die Ärzte und Ärztinnen, die Ambulanz-Schwester, die Krankengymnastin, die<br />

Ernährungsberaterin und eine Psychologin. Aufgrund des <strong>Projekt</strong>es gibt es eine<br />

Vereinbarung, dass ich als Kliniklehrerin teilnehme, was sehr willkommen ist.<br />

Gesprochen wird über die Patientinnen und Patienten, die am selben Tag in die Ambulanz<br />

kommen oder zu dieser Zeit stationär behandelt werden.<br />

Die Intention dieses Teams ist eine möglichst umfassende Versorgung und Begleitung der<br />

an CF-erkrankten Kinder und Jugendlichen.<br />

Durch die Ambulanz werden ca. 50 Patientinnen und Patienten betreut.


Da die SchülerInnen/inormalerweise innerhalb der Schulferien zu den regelmäßigen<br />

antibiotischen Therapien (4-mal jährlich) in die Klinik kommen, lerne ich sie eher bei einem<br />

außergewöhnlichen Stationsaufenthalt oder anlässlich eines ambulanten Termins kennen.<br />

Die aus dem stationären Bereich bekannten Vorgehensweisen eines Stammschulbesuchs<br />

bieten sich in derselben Weise auch für die ambulante Betreuung an. Nach der Zustimmung<br />

der Schülerpatientin und ihrer Eltern zum Stammschulbesuch wird das Einverständnis der<br />

Schule eingeholt. Zu klären ist, wer außer der Klassenlehrerin noch am Stammschulbesuch<br />

teilnimmt und ob eine sich anschließende Klassenkonferenz sinnvoll, erwünscht und<br />

durchführbar ist. Neben organisatorischen Angelegenheiten wird mit der Klassenlehrerin<br />

auch abgesprochen, ob sie vor dem Besuch mit der Klasse Fragen erarbeitet und diese der<br />

Klinikschullehrerin zusendet. Anhand dieser Fragen wird der Stammschulbesuch mit der<br />

Schülerin/dem Schüler und deren Eltern inhaltlich geplant. Die Einbindung einer Ärztin oder<br />

eines Arztes ist sehr wünschenswert, da sie professionell die Erkrankung darstellen und<br />

weitergehende Fragen hierzu beantworten können. Nach einem halben Jahr wird an der<br />

Stammschule nachgefragt, welche Auswirkungen dieser Besuch hatte.<br />

Anregend und hilfreich waren für mich die vorliegenden ausführlichen Berichte und<br />

Vordrucke von Michael Klemm, Kliniklehrer in Tübingen, über Kinder mit Cystischer Fibrose.<br />

<strong>Projekt</strong>planung: Einrichtung eines „Virtuellen Klassenzimmers“<br />

Waltraud Schmidt<br />

Die Klinikschule verfolgt seit einigen Jahren – parallel zu den Entwicklungen an anderen<br />

Schulen für Kranke - die Einrichtung eines „virtuellen Klassenzimmers“, vorwiegend für<br />

Schülerinnen und Schüler auf onkologischen Stationen. Beabsichtigt ist eine<br />

computergesteuerte Übertragung aus dem Krankenzimmer oder aus dem Schulzimmer der<br />

Station eines onkologisch erkrankten Kindes mit seiner Klasse in der Stammschule, wo<br />

gleichzeitig für die Übertragung die technischen Voraussetzungen für eine<br />

Computerübertragung eingerichtet sein müssten.<br />

Nachdem eine stellenspezifische Ausschreibung im Jahr 2003 nicht erfolgreich<br />

abgeschlossen werden konnte, sah sich die Klinikschule der Frage ausgesetzt, mit den<br />

vorhandenen Personalressourcen die Entwicklung des virtuellen Klassenzimmers inhaltlich<br />

abzuklären.<br />

Vorweg zogen wir Erkundigungen bei anderen Klinikschulen ein, die damit bereits<br />

Erfahrungen gesammelt hatten (Tübingen, München), und beriefen anschließend eine<br />

interdisziplinäre Expertenrunde zum Thema des vernetzten Schulzimmers ein. Neben den<br />

Kolleginnen und<br />

Kollegen der Klinikschule waren vertreten: Psychologen und Ärzte, Vertreter des<br />

Elternfördervereins für krebskranke Kinder.<br />

Die Idee einer Vernetzung fand großen Zuspruch. Jedoch zeigte sich deutlich die<br />

Notwendigkeit eines fachlich ausgewiesenen Mitarbeiters, der sich um die technischen<br />

Installationen in der Stammschule vor Ort und in der Klinik kümmern müsste. Die<br />

erforderlichen pädagogischen Kontakte Stammschule (Klasse, Lehrer/innenkollegium,<br />

Schulleitung) könnten von Lehrern der Klinikschule hergestellt werden.<br />

Im Anschluss daran hatten wir eine Computerfirma für eine Demonstration bestellt. Die<br />

Teilnehmer in Freiburg waren mit einer Person in Berlin über einen Computerbildschirm<br />

verbunden; geprüft werden sollte vor allem der „Verzögerungseffekt“ beim Sprechen und in<br />

der Gestik, der bei anderen Klinikschulen schon nachteilig beobachtet wurde. Diese<br />

Problematik zeigte sich hier nicht, jedoch waren die schriftlichen Übertragungen


unausgereift. Die Frage blieb offen, wie die Sprachübertragung in einem größeren<br />

Schulzimmer ausfallen würde.<br />

Abschließend kamen wir zu dem Schluss, dass wir auf eine weitere Verfolgung dieses<br />

<strong>Projekt</strong>s verzichten wollen, da die mangelnden personellen Ressourcen jetzt und in naher<br />

Zukunft nicht zu beheben sind und eine Unterstützung durch den Förderverein (z. B.<br />

Finanzierung der Stelle eines Zivildienstleistenden) nicht zugesagt werden konnte.<br />

Außerdem sprechen technische Probleme gegen einen Einsatz dieses Mediums zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt.<br />

Damit entfällt leider die Möglichkeit, per elektronischer Kommunikation die Bedingungen für<br />

eine Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu verbessern und die Bemühungen um eine<br />

gute Reintegration zu unterstützen.<br />

Stephanie Mersch<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Auf Einladung der Klinikschule wurde mit einer Redakteurin der „Badischen Zeitung“ ein<br />

Pressegespräch geführt, an dem die <strong>Projekt</strong>leiter Prof. Dr. Ertle und Dr. Astrid Kimmig und<br />

die mit der Klinikschule kooperierende Vertreterin der Pädagogischen Hochschule Freiburg,<br />

Prof. Dr. Karin Schleider teilnahmen.<br />

Der Pressebeitrag wurde am 30.03.2004 in der „Badischen Zeitung“ unter der Rubrik<br />

„Lernen und Forschen“ veröffentlicht.<br />

Als Anlage Dokument 15: Kopie des Presseartikels<br />

Die Mitarbeit der Klinikschule im <strong>Projekt</strong> wurde auf unserer Homepage veröffentlicht. Die<br />

lebhafte Resonanz, die die Homepage in Form von Anfragen per Telefon und E-Mails<br />

erfährt, bezieht auch den fachlichen Austausch über Fragen zum <strong>Projekt</strong> mit ein.<br />

Perspektiven:<br />

Die Klinikschule sieht sich durch ihre Mitarbeit im <strong>Projekt</strong> bestätigt, als Schule für Kranke die<br />

eingeschlagene Entwicklung zum Kompetenz- und Beratungszentrum bei Krankheit<br />

fortzusetzen.<br />

Nachdem in den vergangenen Jahren die innere Struktur und das pädagogische Profil der<br />

Schule abschließend durch die Erstellung eines Schulprogramms (2001) bearbeitet wurden,<br />

wendet sich die Klinikschule zunehmend Aufgaben zu, die auf die Kooperation mit den<br />

allgemeinen Schulen und auf Beratung innerhalb des Schulsystems ausgerichtet sind.<br />

Die Erfahrungen aus der <strong>Projekt</strong>-Mitarbeit belegen den dringenden Förder- und<br />

Unterstützungsbedarf chronisch kranker Schülerinnen und Schüler einerseits und einen<br />

immensen Beratungsbedarf bei Lehrerinnen und Lehrern andererseits. Die erfreulichen<br />

kleinen Fortschritte, die in der täglichen Kooperation mit den Stammschulen gemacht<br />

werden, ermuntern dazu – trotz oder gerade wegen der oft schwierigen Überzeugungsarbeit<br />

– die Bemühungen um eine adäquate Fürsorge für kranke Schülerinnen und Schüler in den<br />

allgemeinen Schulen zu intensivieren.<br />

Es gilt, das Bewusstsein zu schaffen für eine vielfältige und alle Lernorte einbeziehende<br />

Pädagogik bei Krankheit, die von Kompetenz und Verantwortung getragen ist.<br />

Im Sinne dieser Aufgabe profiliert sich die Klinikschule Freiburg als Agentur für schulische<br />

Kontinuität bei Krankheit.<br />

Frieder Schmitt


Schulportrait der Klinikschule Freiburg<br />

Das Schulportrait zeigt Auszüge aus dem Schulprogramm der Klinikschule Freiburg. Das<br />

vollständige Schulprogramm finden Sie auf unserer Homepage www.klschule.fr.schule-bw.de<br />

Rahmenbedingungen<br />

Die Klinikschule Freiburg ist eine öffentliche Schule für Kranke in Trägerschaft des Landes<br />

Baden-Württemberg. Die Schule ist am Universitätsklinikum Freiburg errichtet, sie ist aber bei<br />

Bedarf auch für Patientinnen und Patienten anderer Krankenhäuser einschließlich<br />

Rehabilitations-Kliniken der Region zuständig; an der Kinderabteilung des St.<br />

Josefskrankenhauses besteht eine kontinuierliche Außenstelle.<br />

Die Klinikschule Freiburg hat zwei Abteilungen und Schwerpunkte:<br />

1. Unterricht und individuelle schulische Betreuung körperlich kranker Schülerinnen und<br />

Schüler auf verschiedenen Stationen der Universitätsklinik (insbesondere Kinderklinik,<br />

Chirurgie, Innere Medizin), in einem privaten Kinderkrankenhaus und in umliegenden<br />

Rehabilitationskliniken<br />

2. Gruppenunterricht nach Stundenplan mit Schülerinnen und Schülern der Abteilung für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter und der Erwachsenen-<br />

Abteilung.<br />

Die Anfänge der Schule gehen auf das Jahr 1960 zurück, als zunächst eine Lehrerin mit<br />

einem Teildeputat an die Universitätskinderklinik abgeordnet wurde. Die heutige Größe der<br />

Schule berechnet sich aus einer seit über zehn Jahren konstanten Zahl von ca. 80<br />

Schülerinnen und Schülern.<br />

Die Zahl der Deputatsstunden wird nach der Formel: Schülerzahl x Koeffizient 4,5 errechnet.<br />

Danach stehen der Schule 360 Deputatsstunden zu. Das Gesamtdeputat verteilt sich auf 17<br />

Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten.<br />

Schülerzahl und Deputatsstunden sind von Bedeutung, weil sie den Gesamtrahmen der<br />

Schule insgesamt bestimmen, innerhalb dessen allerdings inhaltlich gerechtfertigte<br />

Verschiebungen<br />

- insbesondere zwischen den beiden Abteilungen der Schule - möglich und notwendig sind.<br />

Somatische Abteilung<br />

Anzahl der Schülerinnen und Schüler<br />

In der somatischen Abteilung der Klinikschule werden ca. 45 Kinder und Jugendliche<br />

unterrichtet, die aufgrund einer akuten oder chronischen körperlichen Erkrankung stationär<br />

oder ambulant in der Klinik behandelt werden. Es werden Schülerinnen und Schüler von<br />

Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen sowie Gymnasien und Berufsschulen unterrichtet.<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

Das Lehrerkollegium setzt sich aus z. Z. acht Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten<br />

zusammen. Für einzelne oder mehrere Stationen ist eine Stationslehrerin/ein Stationslehrer<br />

zuständig. Sie widmen sich allen auf den Stationen anfallenden unterrichtlichen,<br />

kommunikativen und organisatorischen Aufgaben. Ergänzend unterrichten Fachlehrer für<br />

Mathematik und Sprachen. Eingebunden in den Stationsablauf findet der Unterricht vor- und<br />

nachmittags statt, teilweise auch an Samstagen und in besonderen Fällen in den<br />

Schulferien.


Schulort, Schulräume<br />

Der Klinikunterricht findet entweder in den Schulzimmern, die den Stationen angegliedert<br />

sind, oder direkt in den Krankenzimmern statt. Dabei soll der Unterricht nach Möglichkeit<br />

realitätsbezogen in kleinen Gruppen von Schülerinnen und Schülern stattfinden.<br />

Ausstattung<br />

Die Schulräume sind mit vielfältigen Arbeits- und Unterrichtsmaterialien einschließlich<br />

Computern ausgestattet; außerdem besteht Zugang zum Internet. Für den Unterricht am<br />

Krankenbett stehen Laptops zur Verfügung.<br />

Psychiatrische Abteilung<br />

Anzahl der Schülerinnen und Schüler<br />

Die Klinikschule der psychiatrischen Abteilung unterrichtet ca. 35 Kinder und Jugendliche,<br />

die sich in stationärer oder teilstationärer Behandlung (Tagesklinik) befinden. In der<br />

Tagesklinik (12 Plätze) werden bevorzugt Kinder im Primarschulalter – vereinzelt<br />

Vorschulalter – aufgenommen.<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

Für jede der vier Lerngruppen sind zwei Lehrkräfte zuständig, wenn möglich eine Lehrerin<br />

und ein Lehrer. Ein Lehrer der Grundschulgruppen widmet sich schwerpunktmäßig Kindern,<br />

die vor der Einschulung stehen bzw. vom Schulbesuch zurückgestellt wurden.<br />

Schulort; Schulräume<br />

Die Klinikschule versteht sich als Lernort, dessen räumliche Konzeption sich an der<br />

gewohnten Schulrealität orientiert.<br />

Die Klinikschule der psychiatrischen Abteilung verfügt über ein eigenes Schulgebäude neben<br />

der Klinik. Die Trennung zwischen Therapie und Unterricht wird für die Kinder und<br />

Jugendlichen erfahrbar durch den Weg von Station zur Schule.<br />

Das Schulhaus wurde 1997 bezogen; es bietet unter funktionalen und ästhetischen Kriterien<br />

gute Voraussetzungen für das Lernen im Rahmen von Schule. Geräumige Klassenzimmer,<br />

ein Gruppenraum, Fachräume für Naturwissenschaft, Holz-, Metall- und Fototechnik und<br />

eine Lehrküche werden ergänzt durch Lehrer/innenzimmer, Sekretariat und Rektorat. Dem<br />

Pausenhof ist ein kleiner Lehrgarten angeschlossen. Terrassen und Freisitze eröffnen<br />

zusätzliche Möglichkeiten für ein Lernen in angenehmer Umgebung.<br />

Ausstattung<br />

Die gesamte Schule ist mit modernen Möbeln und allen erforderlichen technischen Geräten<br />

ausgestattet. In den Klassenräumen stehen den Schülerinnen und Schülern je zwei<br />

Computer zur Verfügung. Der Technikbereich ist für anspruchsvolle Werkarbeiten ausgelegt.<br />

Der umfangreiche Bestand an Unterrichtsmaterialien und Anschauungsmitteln wird ergänzt<br />

durch Geräte, die die Anfertigung eigener Lehr- und Lernmittel ermöglichen.<br />

Die jährlichen Etats für Lehr- und Lernmittel und für Investitionen erlauben eine<br />

kontinuierliche Ergänzung und Anpassung der Grundausstattung.


Leitbild<br />

Pädagogisches Selbstverständnis<br />

Die Kolleginnen und Kollegen der Klinikschule orientieren sich in ihrer pädagogischen Arbeit<br />

an folgenden Leitvorstellungen, die konsensuell entwickelt wurden:<br />

• Durch unsere pädagogische Arbeit sollen das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein<br />

der Schülerinnen und Schüler gestärkt werden. Oberstes Ziel ist der Aufbau eines<br />

positiven Selbstkonzepts.<br />

• Schulische Förderung verstehen wir als Begleitung und Beratung unter Akzeptanz<br />

individueller Lernwege der Schülerinnen und Schüler.<br />

• Durch unsere Arbeit soll bei den Schülerinnen und Schülern Freude am Lernen in<br />

angenehmer Arbeitsatmosphäre ermöglicht werden.<br />

• Durch Beobachtung und Beratung möchten wir dazu beitragen, neue Optionen in<br />

schwierigen schulischen Situationen zu ermöglichen und dadurch die soziale Integration<br />

zu stärken.<br />

Pädagogische Grundsätze<br />

Das Kollegium der Klinikschule greift die „Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zum<br />

Förderschwerpunkt Unterricht kranker Schülerinnen und Schüler“ (1998) als geeignete Denk-<br />

und Handlungsorientierung auf, um dem Anspruch einer ganzheitlichen,<br />

personenorientierten Pädagogik gerecht zu werden. Die folgenden pädagogischen<br />

Grundsätze stehen in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz.<br />

Die Klinikschule versucht, den Realraum Schule durch das Angebot klassen- und<br />

schulartspezifischer Curricula und durch eine umfangreiche Stundentafel in der Abteilung<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie aufrecht zu erhalten.<br />

Kennzeichen der Klinikschule ist jedoch ein individuelles Maß an Schulrealität, das die<br />

gegenwärtige Lebenssituation, die spezifischen Bedürfnisse und Vorlieben und konkreten<br />

Probleme der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt.<br />

Die Klinikschule versteht sich als schulpädagogischer Ort in einer therapeutischen<br />

Einrichtung; die Schule hat keinen therapeutischen Auftrag, sie versucht jedoch, für kranke<br />

Schülerinnen und Schüler „heilsam“ zu sein unter folgenden Aspekten:<br />

Jeder Schülerin/jedem Schüler wird ein individuelles Maß an Schulrealität angeboten, das<br />

sich dem bisher gewohnten Lernort nähert und dennoch ausreichend schützt. Ziel ist es,<br />

nach Möglichkeit den Anschluss an den Leistungsstand der Stammschule zu halten.<br />

Persönlichkeitsentwicklung und Wissensvermittlung sind aufeinander bezogen. Der<br />

pädagogische Auftrag der Ganzheitlichkeit erfordert die erzieherische<br />

Auseinandersetzung mit (krankheitsbedingten) Auffälligkeiten des Lernens und<br />

Verhaltens und strebt eine umfassende Bildung der Persönlichkeit an.<br />

Die Rahmenbedingungen der Klinikschule erlauben – wie in den Bildungsplänen aller<br />

Schularten vorgesehen – neue kommunikative und integrative Formen der Didaktik (z.B.<br />

Rollenspiel, <strong>Projekt</strong>e, Freie Texte, Freies Arbeiten nach Wochenplan,<br />

gruppenübergreifende Aktivitäten etc.) und eröffnen den Schülerinnen und Schülern ein<br />

erweitertes Erprobungsfeld ihrer Fähigkeiten und Wünsche.<br />

Lernen in einem möglichst angstfreien und von guter Beziehung geprägten Lernklima kann<br />

den Schülerinnen und Schülern behilflich sein, Zuversicht und Selbstvertrauen zu<br />

entwickeln und Bildung als Prozess der Selbstbestimmung und Selbstvergewisserung zu


erfahren. Ein einseitig von der Lehrerin/dem Lehrer gesteuerter und von den<br />

Schülerinnen und Schülern passiv erlebter Unterrichtsprozess soll vermieden werden.<br />

In offenen Unterrichtsformen sind weniger die quantifizierbaren Lernergebnisse von<br />

Interesse als die Wahrnehmung individueller Lernwege. Lernfortschritte können<br />

individuell ermittelt und verfügbar gemacht werden ohne störende Gruppenvergleiche<br />

einer regulären Klasse.<br />

Pädagogik bei Krankheit erfährt ihren Arbeitsauftrag von der schulischen Normalität her, aus<br />

der sich die Schülerinnen und Schüler krankheitsbedingt entfernt haben. Eine den<br />

Lernprozess begleitende Beobachtung bildet die Grundlage für umfassende Beratung<br />

und vielfältige Hilfen zur schulischen und sozialen Integration. Die allgemeinen Schulen<br />

sind in die Aufgabe der Integration mit einbezogen.


Am <strong>Projekt</strong> beteiligte Lehrerinnen und Lehrer<br />

Gertrud Layer, Jahrgang 1946, Realschullehrerin. Mitarbeit beim Aufbau des<br />

Südwestdeutschen Rehabilitationszentrums (heute Stephen-Hawking-Schule/SRH Gruppe)<br />

in Neckargemünd. Langjährige Tätigkeit an der Staudinger-Gesamtschule Freiburg. Seit<br />

1999 Stationslehrerin an der Klinikschule Freiburg mit den Schwerpunkten Nieren- und<br />

Stoffwechselerkrankungen.<br />

Stephanie Mersch-Wieczorek, Jahrgang 1949, Lehrerin der Klinikschule Freiburg,<br />

Diplompädagogin, Beratungslehrerin. Langjährige Tätigkeit in der Onkologie. Schwerpunkt<br />

Beratung von Eltern und Stammschulen zur Reintegration. Komiteemitglied HOPE,<br />

Deutschland, Mitarbeit im Comenius-<strong>Projekt</strong> des Pädagogischen Austauschdienstes.<br />

Waltraud Schmidt, Jahrgang 1949, Sonderschullehrerin für Sprachbehinderte. Mitarbeit<br />

beim Aufbau des Sprachheilkindergartens Freiburg. Langjährige Leiterin der<br />

Sprachheilpädagogischen Beratungsstelle Freiburg. Seit 1999 Sonderschulkonrektorin der<br />

Klinikschule Freiburg, Stationslehrerin in der Abteilung Neuropädiatrie, Mitarbeit im<br />

Sozialpädiatrischen Zentrum Freiburg.<br />

Frieder Schmitt, Jahrgang 1944, Sonderschulrektor. Nach Tätigkeit an verschiedenen<br />

Förderschulen seit 1987 Leiter der Klinikschule Freiburg. Tätig in der Lehrerfortbildung der<br />

Länder Baden-Württemberg und Bayern. Referent für Pädagogik bei Krankheit im vds -<br />

Verband Sonderpädagogik. Veröffentlichungen in der „Zeitschrift für Heilpädagogik“ und in<br />

Sammelbänden.


Tübingen<br />

Staatliche Schule für Kranke<br />

am Universitätsklinkum Tübingen<br />

Hoppe-Seyler-Straße 1<br />

72076 Tübingen, Kinderklinik<br />

Email: werner.haecker@med.uni-tuebingen.de<br />

Werner Häcker<br />

Michael Klemm<br />

Eva Schnabel


<strong>Abschlussbericht</strong> der Schule für<br />

Kranke am Universitätsklinkum<br />

Tübingen<br />

für das <strong>Projekt</strong><br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in<br />

den allgemeinen Schulen<br />

der<br />

Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg<br />

Fakultät für Sonderpädagogik Reutlingen<br />

Prof. Dr. Christoph Ertle<br />

und der<br />

Universitätsklinik für Kinder- und<br />

Jugendmedizin am UKT Tübingen<br />

Dr. Astrid Kimmig<br />

gefördert durch die<br />

Robert Bosch Stiftung GmbH<br />

Bewilligungsnummer<br />

12.5.1300.0017.0


Inhaltsverzeichnis<br />

Erstes Teilprojekt: Film (Video/DVD)<br />

„Schulbesuche – Brücken ins Leben“<br />

Seite 3<br />

1. Inhalte des <strong>Projekt</strong>s Seite 3<br />

2. Ziele und Erwartungen Seite 4<br />

3. Vorbereitung Seite 4<br />

4. Durchführung Seite 6<br />

5. Nachbereitung Seite 7<br />

6. Zielerreichung Seite 7<br />

7. Öffentlichkeitsarbeit Seite 8<br />

8. Perspektiven Seite 10<br />

Zweites Teilprojekt: Bild- und<br />

Tonverbindung zwischen<br />

Krankenzimmer und Klassenzimmer<br />

über Internet bzw. Videokonferenz<br />

Seite 11<br />

1. Inhalte des <strong>Projekt</strong>s Seite 11<br />

2. Ziele und Erwartungen Seite 11<br />

3. Vorbereitung Seite 12<br />

4a. Durchführung für Lisa K. Seite 12<br />

4b. Durchführung für Marius W. Seite 13<br />

5. Zielerreichung Seite 15<br />

6. Bewertung, Nachbereitung und<br />

Perspektiven<br />

Seite 15<br />

-2 -


Erstes Teilprojekt der Schule für Kranke am UKT Tübingen im Rahmen des<br />

Forschungsprojektes „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den<br />

allgemeinen Schulen“<br />

Titel:<br />

Film (Video/DVD) „Schulbesuche – Brücken ins Leben“ über die schulische<br />

Begleitung und Kooperation der Klinikschule mit der allgemeinen Schule<br />

(Juli 2003 – August 2004)<br />

Ansprechpartner für den <strong>Projekt</strong>teil: Werner Häcker, Sonderschulkonrektor<br />

Mitarbeiterinnen, Teilnehmerinnen:<br />

Werner Häcker, Klinikschullehrer von Manuel<br />

Eva Schnabel, Klinikschullehrerin von Lena und Mario<br />

Michael Klemm, Klinikschullehrer von Moritz, Luan und Michelle<br />

Dr. med. Astrid Kimmig (Fachärztin, Kinderklinik Tübingen)<br />

Verschiedene Mitarbeiterinnen des Pflegepersonals<br />

Ralf Schnabel (Redakteur, Kamera, Schnitt...)<br />

Katrin Mohr (FSJ)<br />

Herr Haase (Rektor des Albert Einstein Gymnasiums Reutlingen)<br />

Frau Müller (Klassenlehrerin von Lena H.)<br />

Frau H. (Mutter von Lena)<br />

Kranke Schülerinnen:<br />

Lena (Leukämie)<br />

Mario (Tumor)<br />

Manuel (Leukämie)<br />

Vera (Rheuma)<br />

Carolin (Rheuma)<br />

Luan (schwere fortschreitende Gelenksentzündungen)<br />

Michelle (Mukoviszidose)<br />

Moritz (Mukoviszidose)<br />

1. Inhalte des <strong>Projekt</strong>s:<br />

Erstellen eines Dokumentarfilms über die Vorbereitung und Durchführung eines<br />

Heimatschulbesuches bei einem Kind mit einer bösartigen Erkrankung. Des<br />

Weiteren sollte damit ein Film entstehen, der sensibilisiert für die Probleme von<br />

Schülerinnen mit verschiedenen chronischen Erkrankungen und Hilfestellung gibt<br />

für den Umgang mit diesen Schülerinnen.<br />

-3 -


2. Ziele und Erwartungen:<br />

a) Ziele:<br />

Ziel war es anhand eines Dokumentarfilms darzustellen,<br />

• wie wichtig die Kooperation zwischen der Schule für Kranke und der<br />

Heimatschule für eine gelingende Integration ist,<br />

• welche vielfältigen positiven Möglichkeiten es gibt, um krebskranke und<br />

chronisch kranke Schülerinnen im schulischen Bereich zu unterstützen,<br />

• welche Probleme entstehen, wenn zu wenig Informationen und<br />

Unterstützungsstrukturen vorhanden sind.<br />

Dabei sollten die möglichen Hilfen (Klassengespräch über die Erkrankung und<br />

dessen Vorbereitung sowie Lehrerkonferenz und Hausunterricht) möglichst<br />

konkret gezeigt werden.<br />

b) Zielgruppen:<br />

a) Lebensbedrohlich oder chronisch erkrankte Schülerinnen sowie deren Eltern.<br />

Diese sehen im Film, wie positiv und hilfreich es sein kann, in der Klasse offen<br />

mit der Erkrankung umzugehen und wie wichtig dies ist für das Verständnis<br />

gegenüber dem/r erkrankten Schülerin in der Klasse und bei den Lehrerinnen;<br />

sie werden dadurch ermutigt, sich ebenso zu öffnen. Dazu eignet sich vor<br />

allem die Schülerversion.<br />

b) Schülerinnen der allgemeinen Schulen, die sich mit dem Thema „Krankheit“<br />

beschäftigen.<br />

c) Lehrerinnen der allgemeinen Schule, die ein krebskrankes oder chronisch<br />

krankes Kind in der Klasse haben.<br />

d) Lehrerinnen der Schulen für Kranke, die mit der allgemeinen Schule<br />

kooperieren.<br />

e) Studierende und Referendare in der Lehrerausbildung.<br />

f) Fortbildung von Lehrerinnen aller Schularten.<br />

c) Erwartungen;<br />

Erwartung war es, mit diesem Film ein Medium zu erstellen, das erfolgreich<br />

eingesetzt werden kann für betroffene Schülerinnen und betroffene Lehrerinnen<br />

aller Schularten, das sich aber ebenso zur Lehreraus- und -fortbildung eignet.<br />

Insbesondere soll damit Verständnis für chronisch kranke Kinder in den<br />

allgemeinen Schulen geweckt werden und deren Bedürfnisse artikuliert werden.<br />

3. Vorbereitung:<br />

Die Lehrerinnen der Schulstelle Kinderklinik der Tübinger Schule für Kranke haben<br />

seit vielen Jahren ein Konzept der schulischen Begleitung entwickelt, das<br />

vorbildhaft für viele andere Klinikschulen in Europa wurde, u.a. durch<br />

Fachvorträge bei europäischen Kongressen (ausgerichtet von HOPE – Hospital<br />

Organisation of Pedagogues in Europe): erstmals wurde dieses Konzept 1992 in<br />

Wien, dann ausführlich 1996 in Uppsala von Werner Häcker und Michael Klemm<br />

dargestellt. Es folgten Fachartikel in medizinischen und pädagogischen<br />

-4 -


Zeitschriften sowie zwei Fachbücher in Zusammenarbeit mit der Fakultät für<br />

Sonderpädagogik der PH Ludwigsburg sowie dem Institut für<br />

Erziehungswissenschaft Tübingen: „Liebe Klasse, ich habe Krebs“ (1996) und<br />

„Klinik macht Schule“ (1998).<br />

Allmählich entstand dann auch der Wunsch, dieses Konzept der<br />

Heimatschulbesuche auch filmisch darzustellen.<br />

Dabei war von vorneherein klar, dass sich die Suche nach passenden Patienten,<br />

die sich während der Behandlung, aber auch bei der Vorbereitung und<br />

Durchführung des Klassengesprächs filmen ließen, als außerordentlich schwierig<br />

darstellen würde: der Verlauf der Erkrankungen ist nie vorhersehbar, teilweise<br />

verliefen sie so belastend für die Schüler, dass man sie mit Filmaufnahmen nicht<br />

noch zusätzlich fordern wollte.<br />

Erste Filmaufnahmen wurden im Jahr 2001 mit einem Schüler durchgeführt, der<br />

dafür geeignet schien. Sie wurden von ihm jedoch wieder abgebrochen. Gründe<br />

hierfür waren die zahlreichen technischen Mitarbeiter und die Vorgaben des<br />

Filmteams an den Patienten, was zum Teil eine künstliche Atmosphäre schuf, die<br />

der Patient als aufgesetzt empfand.<br />

Mit der Finanzierungsmöglichkeit durch das <strong>Projekt</strong> „Chronisch kranke Kinder an<br />

allgemeinen Schulen“ der Robert-Bosch-Stiftung, konnte für einen erneuten<br />

Versuch Herr Ralf Schnabel für die filmische Realisierung gewonnen werden. In<br />

den Vorgesprächen zeigten sich seine Fähigkeiten, auf die besondere Situation<br />

der betroffenen Schüler eingehen zu können und mit minimalem technischen<br />

Aufwand – der das Geschehen kaum bis gar nicht stören würde – zu realisieren.<br />

Da der Film sowohl Schüler im Primar- als auch im Sekundarbereich ansprechen<br />

sollte, beschlossen wir in der Altersgruppe der Viert- bis Sechstklässler nach<br />

einem Patienten zu suchen. Zwei Patienten wurden ausgewählt. Ihnen wurde von<br />

Anfang an vermittelt, dass der Film nicht im Fernsehen, sondern ausschließlich<br />

Schülern in einer ähnlichen Situation, evtl. den Mitschülern und interessierten<br />

Lehrkräften gezeigt wird. Außerdem wurde mit ihnen vereinbart, dass sie jederzeit<br />

aus dem <strong>Projekt</strong> aussteigen könnten.<br />

Eine weitere Bedingung war die Einwilligung und Unterstützung des Schulleiters<br />

und der Klassenlehrerin und des Weiteren auch die Einwilligung der Eltern der<br />

Mitschüler.<br />

Es war dann ein Glücksfall, dass Lena H. nach den Sommerferien im September<br />

2003 einwilligte, bei dem <strong>Projekt</strong> mitzumachen. Ihr gesundheitlicher Zustand<br />

einerseits und die Möglichkeit, in den Behandlungspausen immer wieder in die<br />

Klasse zu gehen, waren wichtige Voraussetzungen. Außerdem gab es im Umgang<br />

mit Lena keine gravierenden Probleme. Zu Beginn der Filmaufnahmen war sie<br />

noch in regelmäßiger ambulanter und später auch in stationärer Behandlung.<br />

Die Schulklasse (Klasse 5, Gymnasium) wurde am Tag vor dem Klassengespräch<br />

(„Heimatschulbesuch“) von Herrn Schnabel mit den technischen Geräten vertraut<br />

gemacht. Kamera, Mikrophon, Schülerinterviews und die Sammlung der Fragen<br />

zur Vorbereitung auf das Klassengespräch schafften eine gewisse Vertrautheit,<br />

sodass die Schüler beim Klassengespräch völlig vergaßen, dass gleichzeitig<br />

gefilmt wurde.<br />

-5 -


4. Durchführung:<br />

Die Durchführung erfolgte in zwei Abschnitten, in die auch der Film später<br />

gegliedert wurde: Zuerst ging es konkret um Sinn, Planung und Durchführung<br />

eines Heimatschulbesuchs als Integrationshilfe bei einer Krebserkrankung –<br />

freilich auch exemplarisch für andere schwere Erkrankungen.<br />

Erst danach, als dieser Teil – die „Schülerversion“ – weitgehend fertig gestellt war<br />

(und als außerordentlich gelungen empfunden wurde), entstand der Wunsch, auch<br />

Hilfestellungen für andere chronische Erkrankungen zu geben und dazu die<br />

zahlreichen Erfahrungen der Tübinger Kliniklehrerinnen zu nutzen.<br />

Mit den Dreharbeiten zum ersten Teil wurde mit Lena H. gleich im September<br />

2003 begonnen. Von Anfang an waren die Unterstützung durch das medizinische<br />

Team in der Kinderklinik und die Zusammenarbeit mit der Heimatschule sehr gut.<br />

Die Kooperation mit der Schule und die Organisation der Drehs in der Klinik<br />

übernahm als verantwortliche Lehrerin der Patientin Frau Schnabel.<br />

Die technische Einführung in der Schulklasse wurde mit großem Interesse<br />

angenommen. Auch Lena H. hatte keine Vorerfahrung mit Filmaufnahmen, wurde<br />

aber während der Dreharbeiten mit der Kamera zunehmend vertrauter. Herr<br />

Schnabel legte Wert darauf, dass die Patientin nicht durch Anweisungen<br />

zusätzlich belastet wurde und die Szenen wurden so aufgenommen, wie sie<br />

natürlicherweise ablaufen.<br />

Die Filmaufnahmen der beiden Unterrichtsstunden verliefen reibungslos. Die<br />

Schülerinnen stellten sehr viele Fragen. Wir hatten den Eindruck, dass die beiden<br />

Kameras und das Mikrofon als technische Minimalausstattung und die<br />

Anwesenheit von Herrn Schnabel und der FSJ Praktikantin den Ablauf nicht<br />

störten: Das Gespräch mit der Klasse verlief in der gewohnten Intensität und<br />

Präsenz. „Gewohnte Intensität und Präsenz“ bedeutet: die gezeigte Stunde ist<br />

tatsächlich für uns Kliniklehrerinnen nicht außergewöhnlich – die Mitschülerinnen<br />

sind in aller Regel (selbst in von Lehrern so genannten „Rowdy-Klassen“) so bei<br />

der Sache wie im Film gezeigt, die gestellten Fragen kommen bei diesen<br />

Besuchen immer wieder in ganz ähnlicher Weise…<br />

Bei der Lehrerkonferenz fühlten sich die Kolleginnen durch die Filmaufnahmen<br />

allerdings sehr gehemmt, daher wurde lediglich am Anfang des Gesprächs gefilmt.<br />

Im Januar 2004 wurde der Rohschnitt des ersten Teils den Mitarbeiterinnen des<br />

Filmprojekts vorgeführt. Die hohe Qualität und der für die Lehrkräfte im Verhältnis<br />

zum Nutzen vertretbare Aufwand ermutigte dann auch Herrn Klemm, seine<br />

Erfahrungen in der Kooperation und Beratung bei Mukoviszidose, Rheuma und<br />

anderen chronischen Erkrankungen mit in das <strong>Projekt</strong> einzubringen und auf den<br />

Wunsch der <strong>Projekt</strong>mitarbeiter einzugehen, den Film auf den Bereich dieser<br />

Erkrankungen auszuweiten. Dieser Teil sollte dann auch speziell für die<br />

Lehreraus- und -fortbildung ausgerichtet sein. So kam der zweite Filmteil für die<br />

Lehrerversion zustande, der besonders folgende Aspekte hervorhebt:<br />

• Negative Erfahrungen von chronisch kranken Schülerinnen bei fehlender<br />

Kooperation und Beratung.<br />

• Positive Möglichkeiten des Nachteilsausgleichs in der allgemeinen Schule und<br />

praktische Hinweise für die allgemeinen Schulen.<br />

• Die Notwendigkeit der pädagogischen Arbeit mit den betroffenen Schülern<br />

(z.B. wie bei Luan, um die Bereitschaft anzubahnen, in der Klasse offen zu<br />

reden).<br />

-6 -


Bei der Realisierung konnte auf die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit der<br />

Klinikschule mit der Rheuma- sowie der Mukoviszidoseambulanz zurückgegriffen<br />

werden.<br />

Nach Fertigstellung des Films auf VHS kristallisierte sich die Notwendigkeit<br />

heraus, zusätzlich eine DVD zu erstellen, um für Unterricht und Fortbildung auch<br />

einzelne Kapitel gezielt auswählen zu können.<br />

5. Nachbereitung:<br />

Dieses Teilprojekt wurde erst nach Beginn des gesamten <strong>Projekt</strong>s aufgenommen.<br />

Es konnten glücklicherweise Mittel innerhalb des <strong>Projekt</strong>s umgeschichtet werden,<br />

sodass die zunächst geplanten Herstellungskosten des Films etwa zur Hälfte (die<br />

andere Hälfte übernahm Klinikpädagogik e.V.) und die Arbeitsstunden der Lehrer<br />

finanziert werden konnten. Allerdings war zunächst nicht vorhersehbar, dass ein<br />

zweiter Teil des Films, eine DVD und die Erstellung des Begleitheftes für die DVD<br />

notwendig werden würde. Diese Aufgaben konnten nicht in den ursprünglichen<br />

<strong>Projekt</strong>antrag eingeplant werden, weil sie ja zur Zeit der Antragstellung nicht<br />

bekannt waren und mussten dann zum großen Teil zusätzlich und mit hohem<br />

zeitlichen Aufwand der Mitarbeiterinnen realisiert werden.<br />

Wenn in Zukunft wieder ein solches <strong>Projekt</strong> geplant werden würde, müssten<br />

sowohl von Seiten der Filmproduktionskosten, als auch für die didaktische<br />

Begleitung wesentlich höhere finanzielle Mittel beantragt werden.<br />

Da bei Beginn des <strong>Projekt</strong>s die Erstellung des Videos noch nicht vorgesehen war,<br />

wurde die Finanzierung durch zwei Stellen notwendig, zum einen durch das<br />

<strong>Projekt</strong> der Robert Bosch Stiftung, zum anderen durch den Verein Klinikpädagogik<br />

e. V. ca je zur Hälfte.<br />

Die Reproduktionskosten der Videos und der DVD mussten dann ganz vom<br />

Verein Klinikpädagogik e. V. finanziert werden.<br />

Bisher konnten von der Lehrerversion (VHS) 270 Stück, von der Schülerversion<br />

(VHS) 85 Stück und von der DVD 180 Stück verkauft, bzw. verschenkt werden.<br />

Wir planen im Mai 2006 noch eine größere Aktion, bei der wir alle Landes- und<br />

Kreismedienzentren, alle Klinikschulen und alle Landeskooperationsstellen in<br />

Deutschland mit einem Flyer über den Film informieren wollen.<br />

Offensichtlich reichte der Link im Landesmedienzentrum Baden-Württemberg und<br />

der Artikel in „Wir“, einer Zeitschrift der Deutschen Kinderkrebstiftung in Bonn und<br />

die nachgenannten Veranstaltungen nicht aus, um den Film ausreichend publik zu<br />

machen.<br />

6. Zielerreichung<br />

Das ursprüngliche Ziel – Erstellung eines Dokumentarfilmes über<br />

Heimatschulbesuche bei krebskranken Schülerinnen – wurde nicht nur in<br />

hervorragender Weise erreicht, im Laufe des <strong>Projekt</strong>s kamen weitere<br />

Zielsetzungen hinzu, die ebenfalls zu guten Ergebnissen geführt haben.<br />

Außerordentlich positive Rückmeldungen kamen u.a. von den<br />

Landesreferentinnen für Pädagogik bei Krankheit des Verbands Sonderpädagogik,<br />

von Vorstand und Mitgliedern der europäischen Kliniklehrervereinigung HOPE<br />

-7 -


(Hospital Organisation of Pedagogues in Europe) sowie vom Kultusministerium<br />

Stuttgart.<br />

Zitat aus der Film-Beurteilung des Kultusministeriums vom 28.6.2004<br />

“Der Film vermittelt in einer auch für Laien verständlichen Weise komplexe<br />

medizinische Sachverhalte und sich ergebende Konsequenzen einer<br />

chronischen Krankheit. Durch den Wechsel von Sachinformationen und durch<br />

die Darstellung unterschiedlicher persönlicher Sichtweisen (z.B. Schülerin,<br />

Eltern, Ärztin) gelingt es in beeindruckender Weise die Mehrperspektivität und<br />

Komplexität des Lebens mit chronischer Erkrankung auch für Nichtbeteiligte zu<br />

eröffnen und zu vermitteln. Es werden für den einzelnen Betrachter eine<br />

Vielzahl von Denkanstößen durch Impulssituationen gegeben und eine<br />

Ideenbörse für Arbeitsstrategien angeboten. Der Film fordert durch die<br />

besondere Art der Darstellung konkreter Beispiele dazu auf, weiter zu denken,<br />

und ist besonders gut als Impuls für eine Reflexion der eigenen Situation durch<br />

die Lehrkräfte in den Schulen geeignet.”<br />

Kolleginnen aus dem Umfeld der Klinikschulen, aber auch aus allgemeinen<br />

Schulen, lobten die ausführliche und detaillierte Darstellung. Insgesamt wurde der<br />

Film als hilfreich und geeignet für die Lehreraus- und Weiterbildung beurteilt.<br />

Die Kolleginnen aus verschiedenen europäischen Ländern waren von dem Film so<br />

angetan, dass sie großes Interesse an Übersetzungen in ihren jeweiligen<br />

Sprachen zeigten.<br />

Für neu erkrankte Schülerinnen im Bereich der Hämatologie/Onkologie bewährt<br />

sich die Schülerversion als Medium im Klinikunterricht sehr gut. Sie werden am<br />

Beispiel Lenas ermutigt, sich offen zu ihrer Krankheit und ihrer neuen<br />

Lebenssituation zu äußern. Insbesondere Schüler mit Leukämieerkrankungen<br />

können sich mit Lena identifizieren. Die Filmaufnahmen schaffen<br />

Gesprächsanlässe, um zunächst im geschützten Rahmen der Klinik auch<br />

Bedenken vor einem solchen Gespräch zu äußern. Die Kinder und Jugendlichen<br />

bekommen einen konkreten Eindruck davon, wie so ein Gespräch verlaufen kann<br />

und werden dabei unterstützt, sich selbst einzubringen.<br />

Auch Eltern und Angehörige, die teilweise nicht beim Gespräch in der Klasse mit<br />

dabei sein können, können sich einen Einblick in die Art und Weise verschaffen,<br />

wie detailliert Mitschülerinnen fragen und in welcher Weise ihre erkrankten Kinder<br />

von der Klinik unterstützt werden können.<br />

7. Öffentlichkeitsarbeit<br />

Wesentlicher Teil der Öffentlichkeitsarbeit waren folgende Filmvorführungen:<br />

• 6.5.2004: Premiere im Hörsaal der Universitätsklinik für Kinderheilkunde und<br />

Jugendmedizin Tübingen. Darüber berichtete die örtliche Presse.<br />

• 28.5.2004 im Kultusministerium Baden-Württemberg im Beisein folgender<br />

Referatsleiter:<br />

Referat Verwaltungsangelegenheiten, Schulrecht, schulische Beratungsgremien<br />

Referat vorschulische Bildung, Grundschulen, Hauptschulen<br />

Referat Sonderschulen<br />

-8 -


• 31.10.2004 in Auszügen bei der HOPE-Konferenz mit Mitgliederversammlung in<br />

Brüssel – mit simultaner Übersetzung durch Dolmetscher in Französisch und<br />

Englisch<br />

• 13.11.2004 bei der Arbeitstagung des <strong>Projekt</strong>s „Chronisch kranke Kinder in<br />

allgemeinen Schulen„ in Reutlingen.<br />

• 8.3.2005 in Auszügen bei einer Schulleitertagung der Gymnasien von<br />

Südwürttemberg in Salem.<br />

• 29.4.2005 bei der Tagung der Landesreferentinnen für Pädagogik bei Krankheit<br />

des Verbandes Sonderpädagogik in Erfurt.<br />

Wichtig war uns auch, dass der Film vom Landesmedienzentrum angeboten<br />

wird.<br />

Zu finden ist er unter folgendem Link: www.lmz-bw.de (Stichwort “Brücken ins<br />

Leben”).<br />

Hier folgt der Text:<br />

Schulbesuche - Brücken ins Leben 46 52691<br />

Lebensbedrohlich oder chronisch krank... Was getan werden kann, damit solche<br />

Schülerinnen und Schüler nicht ins soziale Abseits geraten.<br />

60 min f DVD-Video D 2004<br />

Teil 1: Am Beispiel einer Fünftklässlerin mit Leukämie wird gezeigt, wie eine<br />

Klinikschullehrerin Kontakt zur Stammschule der Schülerin aufbaut, einen<br />

Heimatschulbesuch vorbereitet und dann zusammen mit einer Ärztin durchführt.<br />

Teil 2 umreißt zunächst die Entwicklung der Heimatschulbesuche. Schülerinnen<br />

und Eltern berichten über Erfahrungen mit chronischer Krankheit in der Schule.<br />

Anhand verschiedener Beispiele wird dann ein Überblick über notwendige Schritte<br />

gegeben, die Lehrerinnen der allgemeinen Schulen ggf. in Kooperation mit der<br />

Schule für Kranke gehen können, damit ihre kranken Schülerinnen nicht ins<br />

Abseits geraten. Dadurch werden Lehrerinnen gestärkt, einfühlsam und<br />

leistungsgerecht mit diesen Kindern und Jugendlichen umzugehen.<br />

Das Kultusministerium Baden-Württemberg hat den Film für die bei den<br />

Landratsämtern mit dem Thema “Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in<br />

allgemeinen Schulen” befassten Arbeitsstellen Kooperation beschafft und für<br />

Zwecke der Lehrerfortbildung zur Verfügung gestellt. Die Arbeitsstellen<br />

Kooperation werden seitens des Kultusministeriums angeregt, den Film in<br />

vielfältiger Weise im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte aller<br />

Schularten zu diesem Themenbereich einzusetzen.<br />

Der Vertrieb der Videofilme bzw. DVD erfolgt über:<br />

• Deutsche Kinderkrebs Stiftung, Joachimstr. 20, 53113 Bonn, Tel.: 0228-91394-<br />

30, info@kinderkrebsstiftung.de<br />

• Klinikpädagogik e.V., Hoppe-Seyler-Str. 1, 72076 Tübingen, Fax: 07071/295254<br />

-9 -


8. Perspektiven<br />

Wegen des großen Interesses am Film im europäischen Ausland, wurden<br />

zunächst Übersetzungen ins Englische und Französische geplant. Herr Schnabel<br />

reichte einen Kostenvoranschlag an die Robert Bosch Stiftung ein und nahm<br />

Kontakt zur Internationalen Schule in Stuttgart auf, die für die Klassenszenen zur<br />

Verfügung stehen würde. Wir haben immer noch die große Hoffnung, die<br />

Übersetzung ins Englische bis zum nächsten HOPE-Kongress vom 2. bis 4.<br />

November 2006 finanziert zu bekommen, um den Film dort vorführen zu können.<br />

Die HOPE-Vorstands-Kollegin in Paris, Elisabeth Cauchon, plant mit dem<br />

Schulministerium für Frühjahr 2007 ein nationales Seminar, zu dem wir ebenfalls<br />

eingeladen wurden, über diese Arbeit zu referieren. Wir hoffen sehr, dass bis<br />

dahin eine Finanzierung der Übersetzung ins Französische möglich geworden<br />

sein wird.<br />

Auch die spanischen Kolleginnen haben großes Interesse an einer Übersetzung<br />

angemeldet…<br />

Der italienische HOPE-Vorstandskollege, Michele Capurso, der in der Fortbildung<br />

für Klinikpädagoginnen im Rahmen der „Associazione gioco e studio<br />

nell’ospedale“ tätig ist, war von dem Film so angetan, dass er aus eigener Initiative<br />

zusammen mit deutsch sprechenden Verwandten die Übersetzung des ersten<br />

Teils ins Italienische bereits realisiert hat. Die Premiere fand am 26.11.2005 in<br />

Mailand statt. Eingeladen waren dazu Juliane Dany, im onkologischen Bereich<br />

tätige Tübinger Kliniklehrerin und Michael Klemm; beide sprechen gut italienisch.<br />

Auch hier beeindruckte der Film so, dass anschließend 1 ½ Stunden angeregt<br />

darüber diskutiert wurde. Eine Übersetzung des zweiten Teils ist in Arbeit.<br />

-10 -


Zweites Teilprojekt der Schule für Kranke am UKT Tübingen im Rahmen des<br />

Forschungsprojektes „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den<br />

allgemeinen Schulen“<br />

Titel:<br />

Bild- und Tonverbindung zwischen Krankenzimmer und Klassenzimmer<br />

über Internet bzw. Videokonferenz vom 19.1.04 – 31.10.05<br />

Ansprechpartner für das Teilprojekt:<br />

Werner Häcker (Sonderschulkonrektor an der Staatl. Schule für Kranke, Tübingen.<br />

Träger:<br />

<strong>Projekt</strong> chronisch kranke Kinder und Jugendliche in der allgemeinen Schule,<br />

Klinikpädagogik e. V. Tübingen, <strong>Projekt</strong> „Kranke Kinder ans Netz“ und<br />

Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen,<br />

Teilnehmerinnen als kranke Schülerinnen: 1. Lisa K.<br />

2. Marius W.<br />

Teilnehmerinnen als Mitarbeiterinnen:<br />

Jürgen K. (Vater von Lisa)<br />

Rudi Luik und Mitarbeiter (ZIT – Klinikum Tübingen)<br />

Dennis Frank (Zivildienstleistender)<br />

Christian Kornick (Nachfolge-Zivildienstleistender)<br />

Antje Fleischer (TÜ-Net) und andere Mitarbeiterinnen<br />

Birgit Stolz-Hoffmann (Kliniklehrerin an der BGU Tübingen)<br />

Frau Uhlig (SWR)<br />

und weitere Mitarbeiterinnen<br />

1. Inhalte des <strong>Projekt</strong>s:<br />

Realisierung einer technisch gut durchführbaren Verbindung eines länger<br />

erkrankten Schülers vom Krankenzimmer bzw. von zu Hause ins Klassenzimmer<br />

in Bild und Ton.<br />

Im 1. Teil des <strong>Projekt</strong>s für Lisa K., Kl. 5 der Realschule in Radolfzell<br />

vom 19.1.04 – 31. 7. 04 wurde die Verbindung über das Internet durchgeführt.<br />

Im 2. Teil des <strong>Projekt</strong>s für Marius W., Kl. 7/8 des Eugen-Bolz-Gymnasiums<br />

Rottenburg vom 3.3.05 – 31.10.05 wurde die Verbindung über eine<br />

Videokonferenz hergestellt.<br />

2. Ziele und Erwartungen:<br />

Die Ziele dieses <strong>Projekt</strong>s waren vor allem die soziale Verbindung eines<br />

lebensbedrohlich erkrankten Schülers mit seiner Klasse über eine technisch gut<br />

und zuverlässig durchführbare Bild- und Tonkommunikation sowie die Erhaltung<br />

des Anschlusses an die Lernstoffinhalte der Klasse.<br />

Die Erwartung war es, eine weitgehend störungsfreie und eine wenig personal-<br />

und zeitaufwändige Verbindung zu schaffen.<br />

-11 -


3. Vorbereitung<br />

An der Klinikschule Tübingen, Schulstelle Kinderklinik läuft seit 2000 das <strong>Projekt</strong><br />

„Kranke Kinder ans Netz“, das das Ziel hat, mit Laptops in der Klinik über E-Mails<br />

und Internet den Kontakt zum sozialen Umfeld zu erhalten und sich mit anderen<br />

lebensbedrohlich erkrankten Schülerinnen auszutauschen. Ein Pfleger einer<br />

Kinderstation hat dazu einen Flyer entworfen und Sponsoren gewonnen (siehe<br />

Anlage)<br />

Bereits in diesem Flyer wurde von einem erkrankten Schüler die Vision einer<br />

Verbindung vom Krankenzimmer zum Klassenzimmer in einem Comic dargestellt.<br />

(siehe gleiche Anlage)<br />

Zunächst wollten wir das <strong>Projekt</strong> „Kranke Kinder ans Netz“ mit Laptops so<br />

installieren, dass man von jeder Station der Kinderklinik über W-Lan problemlos<br />

ins Internet gelangt und damit auch E-Mails geschrieben und empfangen werden<br />

können. Leider ist dies bis heute noch nicht problemlos möglich.<br />

Am 10.1.2004 kam im Schwäbischen Tagblatt ein großer Bericht über eine<br />

Verbindung vom Krankenzimmer ins Klassenzimmer.<br />

Lisa K. sah diesen Bericht auf der Kinderkrebsstation. Sie fragte ihren Vater, ob so<br />

etwas für sie möglich sei und Herr K. fragte mich, ob ich als Lehrer der<br />

Klinikschule Tübingen ein solches <strong>Projekt</strong> unterstützen würde. Zu diesem<br />

Zeitpunkt war mit großer Wahrscheinlichkeit abzusehen, dass Lisa auf Dauer nicht<br />

geheilt werden kann.<br />

So nahm ein <strong>Projekt</strong> seinen Lauf, bei dem ich zum damaligen Zeitpunkt nicht<br />

wusste, wie aufwändig es sich zeitlich, finanziell und technisch entwickeln würde.<br />

Unterstützung fand ich bei meiner Kollegin Birgit Stolz-Hoffmann, Schulstelle<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik.<br />

Herr K. und die beteiligten Vertreterinnen der Firmen standen 100%ig hinter<br />

diesem <strong>Projekt</strong>.<br />

4a. Durchführung für Lisa K.:<br />

Die technische Vorbereitung und Durchführung lag in den Händen von Herrn K.,<br />

Herrn Luik und Mitarbeiter (ZIT) und Herr Frank (Zivildienstleistender).<br />

Das Geld für verschiedene notwendige Anschaffungen wurde über den Verein<br />

„Klinikpädagogik e. V.“ finanziert, zum Teil wurden Geräte vom ZIT oder von<br />

Firmen ausgeliehen.<br />

Nach Gesprächen und Einverständniserklärungen mit Klassenlehrerin, Rektorin<br />

und anderen Kolleginnen der Realschule Radolfzell konnte mit der Installation<br />

sowohl in der Realschule als auch auf der KMT-(Knochenmarktransplantation)<br />

Station begonnen werden.<br />

Ab Anfang Mai 04 konnte Lisa nach anfänglichen großen technischen<br />

Schwierigkeiten die Verbindung mit ihrer Klasse über einen Laptop via Internet<br />

aufnehmen. Allerdings war Lisa, obwohl sie technisch hoch begabt war, in den<br />

ersten Tagen so frustriert, dass sie ihren Vater anrief und ihm sagte, er solle alle<br />

Geräte wieder abbauen, sie wolle nicht mehr, sie habe genug. Die Verbindung war<br />

zu langsam und Lisa konnte nicht interagieren.<br />

Für mich als Bezugslehrer und Frau Stolz-Hoffmann, die mich vertrat (wegen<br />

längerer Krankheit) war es außerordentlich schwierig, Lisa zu motivieren,<br />

durchzuhalten. Dabei stellte sich auch heraus, dass Lisa an den<br />

„Konservenstunden“ aus der Klasse überhaupt nicht interessiert war. Für sie war<br />

-12 -


nur das direkte Mitmachen in der Klasse relevant. Eine wesentliche Schwierigkeit<br />

bereitete auch die Zeitverzögerung von 8 – 12 Sekunden auf beiden Seiten.<br />

Lisa konnte während des stationären Aufenthalts vom 3.5.04 – 19.5.04 auf der<br />

KMT für höchstens 2-3 Unterrichtsstunden eine gute direkte Verbindung mit ihrer<br />

Klasse aufbauen. Wenn es nicht gelang, funktionierte entweder der Ton nicht, die<br />

Klasse hatte vergessen, die Geräte anzuschalten oder es gab keine<br />

Internetverbindung zu diesem Zeitpunkt..<br />

Herr Luik vom ZIT hat dann mit seinen Mitarbeiterinnen Ende Juni/Anfang Juli 04<br />

eine DVD erstellt, in dem das <strong>Projekt</strong> dargestellt wird (siehe beiliegende DVD mit<br />

dem Titel Kinderklinik Schule „Kranke Kinder ans Netz“).<br />

Im Juli 04 hat sich Frau Uhlig vom SWR für dieses <strong>Projekt</strong> interessiert. Am 5.7.05<br />

wurde im SWR der Film mit dem Titel „Lisas Vermächtnis“ gesendet (siehe<br />

beiliegende DVD).<br />

Nachdem Lisa Ende Oktober 04 starb, gab es eine längere Pause, zum einen<br />

nahm der Tod Lisas alle Beteiligten ziemlich mit, zum anderen war mir klar<br />

geworden, dass für mich als Lehrer an der Klinikschule bei diesen großen<br />

technischen Schwierigkeiten, der Zeitverzögerung von 8 – 12 Sekunden und dem<br />

hohen zeitlichen Aufwand eine Weiterführung des <strong>Projekt</strong>s nicht in Frage kam.<br />

Außerdem hatten wir Lehrerinnen an der Kinderklinik immer noch mit großen<br />

technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, was die tägliche Möglichkeit anbelangte<br />

mit einem Laptop ins Internet zu gelangen und E-Mails zu empfangen und zu<br />

schreiben.<br />

4b. Durchführung für Marius W.<br />

Eine Wende gab es, als Herr Luik vom ZIT über die Firma Tandberg, München<br />

drei gesponserte Videokonferenz-Codecs älterer Baureihe (siehe Anlage des ZIT<br />

vom 22.6.05) für unser <strong>Projekt</strong> erhielt. Ich selbst war skeptisch, ob es technisch<br />

wirklich wesentlich besser werden wird und ob der zeitliche Aufwand für mich<br />

möglich sein wird.<br />

Unter dem Druck der verschiedenen Sponsoren und mit Aussage von Herrn Luik,<br />

dass es technisch leicht und sicher zu handhaben sei und außerdem auch ein<br />

Schüler und seine Eltern aus der näheren Umgebung sich sehr für das <strong>Projekt</strong><br />

interessierten, nahm das 2. <strong>Projekt</strong> trotz meiner Skepsis seinen Lauf.<br />

Die Eltern des Patienten, die Lehrerinnen und Eltern der Klasse 7 des Eugen Bolz<br />

Gymnasiums in Rottenburg gaben ihre Zustimmung zu diesem <strong>Projekt</strong>. Die<br />

technische Realisierung übernahm weitgehend Herr Luik mit seinen<br />

Mitarbeiterinnen.<br />

Das Klassenzimmer der Klasse 7 musste gewechselt werden, weil im alten<br />

Klassenzimmer keine Anschlussmöglichkeiten für die Videokonferenz Codec<br />

waren.<br />

In der Kinderklinik mussten zuerst auf der Station C5West und dann auf der<br />

Station C5Süd (Knochenmarktransplantation) ISDN Leitungen angeschlossen und<br />

verlegt werden. Auch die Reservierung dieser Zimmer für Marius konnte nur durch<br />

das Entgegenkommen des Pflegepersonals ermöglicht werden.<br />

Weil Marius in den Therapiepausen nicht in die Schule durfte und deshalb oft zu<br />

Hause war, wurde auch bei ihm zu Hause eine Videokonferenz-Codec installiert.<br />

So konnte sich Marius sowohl von der Klinik als auch von zu Hause aus ins<br />

-13 -


Klassenzimmer einklinken. Er konnte auch vom Krankenzimmer in der Klinik aus<br />

mit seinen Eltern und seiner Schwester zu Hause in Verbindung über die<br />

Videokonferenz-Codec treten.<br />

Am 23.6.05 startete dann die 1. Videokonferenz mit der Schule (Schwäb. Tagblatt<br />

vom 24.06.2005, Reutlinger Generalanzeiger vom 24.06.2005). Die Erfahrungen,<br />

die sowohl Marius als auch die Klasse machten, sind vielfältig. Über die<br />

Fernbedienung konnte Marius über eine bestimmte Telefonnummer sich ins<br />

Klassenzimmer einwählen, wenn dort die Anlage angeschaltet war. Über die<br />

Fernbedienung konnte er auch die Kamera, die in der Klasse installiert war,<br />

bedienen, d.h. er konnte die Kamera auf den Lehrer richten, auf die Wandtafel<br />

(wenn er etwas nicht lesen konnte, konnte er zoomen) und auf Mitschülerinnen.<br />

Die Mikrofone im Klassenzimmer und am Krankenbett waren so leistungsfähig,<br />

dass eine Verständigung gut möglich war. Natürlich musste sich die Klasse zuerst<br />

daran gewöhnen, dass ein Mitschüler am Unterricht über diese technische<br />

Möglichkeit mitmachte und sich entsprechend diszipliniert verhalten. Auch die<br />

Lehrerinnen mussten darauf achten, dass der Schüler in den Unterricht mit<br />

einbezogen wurde.<br />

Und Marius selbst musste lernen, sich bemerkbar zu machen, wenn er etwas nicht<br />

verstand.<br />

Für Marius war ein Gefühl vorherrschend: Auch wenn er real nicht in die Schule<br />

gehen und dort am Unterricht teilnehmen konnte, war die Möglichkeit, sich über<br />

die Videokonferenz durch eine einfache Einwahl über die Fernbedienung<br />

einzuklinken, sehr beruhigend; er fühlte sich nicht ausgeschlossen, sondern<br />

integriert.<br />

Allerdings waren die Zeiten, an denen er sich einklinken konnte von<br />

verschiedenen Faktoren abhängig:<br />

Vor 10.30 Uhr morgens musste Marius aus medizinischen Gründen in der Regel<br />

ein umfangreiches Programm mit Waschen, Medikamente einnehmen,<br />

frühstücken usw. erledigen, also konnte er sich frühestens um 10.30 Uhr<br />

einklinken. Da nicht der gesamte Unterricht seiner Klasse im Klassenzimmer<br />

stattfand (Physik, Erdkunde, BK, Sport) begrenzte sich seine Teilnahme auf<br />

Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte und Latein. Diese Fächer lagen aber<br />

lt. Stundenplan nicht jeden Tag erst ab 10.30 Uhr.<br />

Schwierigkeiten gab es auch, wenn Marius z. B. in Mathematik und Latein nicht<br />

ausreichend Haus- oder Klinikunterricht erhielt und dadurch im Stoff hinten<br />

nachhing. Dann frustrierte ihn die Teilnahme über Videokonferenz, weil er zu<br />

wenig verstand und sich dann auch nicht traute, Fragen zu stellen.<br />

Aus diesen Erfahrungen ist zu folgern, dass die Teilnahme am Unterricht über<br />

die Videokonferenz auf keinen Fall den Haus- oder Klinikunterricht ersetzen<br />

kann.<br />

Durch die Installation von drei Videokonferenz-codecs hatte Marius die Möglichkeit<br />

von der Klinik aus mit seiner Schwester zu Hause mit Bild und Ton zu<br />

kommunizieren. Dies hat er häufig wahrgenommen, z. B. konnte ihm seine<br />

Schwester das Kaninchen zeigen oder sie konnten sich einfach von Angesicht zu<br />

Angesicht unterhalten.<br />

Technische Schwierigkeiten gab es durchaus:<br />

Ab und zu konnte die Übertragung nur auf 2 Kanälen (6 Kanäle sind normal)<br />

erfolgen, dadurch war es für Marius sehr mühsam, weil Bild und Ton nur verzögert<br />

und verzerrt ankamen. Dann verlor er nach einer bestimmten Zeit das Interesse<br />

-14 -


und klinkte sich aus. Dass durch irgendeinen technischen Defekt die Bilder nur<br />

schwarz-weiß und nicht farbig ankamen, hat Marius nicht gestört.<br />

Für die Klasse war die Videokonferenz mit der Zeit gut in den Tagesablauf<br />

integriert. Die Mitschülerinnen begrüßten es sehr, wenn sich Marius einklinkte; es<br />

fand auch ein Austausch darüber statt, wie es Marius gerade ging und welche<br />

besonderen Dinge in der Schule gerade passieren.<br />

5. Zielerreichung:<br />

Die soziale Verbindung mit der Klasse wurde sowohl für Lisa K. als auch für<br />

Marius W. mit Hilfe der Kommunikation ins Klassenzimmer deutlich erleichtert und<br />

verbessert.<br />

Die Internetverbindung erwies sich als technisch schwierig, am meisten störte die<br />

Zeitverzögerung bei der Übertragung, aber es war auch öfter gar nicht möglich<br />

überhaupt über das Internet in die Klasse zu gelangen.<br />

Die Videokonferenz war technisch einfacher, wenn auch nicht ohne Probleme<br />

durchzuführen, und weniger störanfällig, Als besonderen Vorteil für Marius W.<br />

erwies sich die Möglichkeit vom Krankenzimmer aus nicht nur mit der Klasse,<br />

sondern auch mit zu Hause via Bild und Ton zu kommunizieren.<br />

Die Erhaltung des Anschlusses an die Lernstoffinhalte der Klasse kann über diese<br />

Verbindung alleine nicht gewährleistet werden, da die Teilnahme am Unterricht<br />

über die Videokonferenz nicht regelmäßig genug stattfinden kann. (Stundenplan,<br />

medizinische und pflegerische Notwendigkeiten, Unterricht außerhalb des<br />

Klassenzimmers…)<br />

6. Bewertung, Nachbereitung und Perspektiven:<br />

• Die Verbindung über das Internet in das Klassenzimmer hat zu viele<br />

technische Probleme (Zeitverzögerung, zum notwendigen Zeitpunkt ist die<br />

Verbindung nicht herstellbar etc.). Dieses System ist sehr teuer und zeitaufwändig<br />

und steht in seinem Nutzen für das erkrankte Kind somit in keinem Verhältnis zum<br />

Aufwand.<br />

• Von Marius und seinen Eltern wird die Möglichkeit über Videokonferenz<br />

am Unterricht seiner Klasse teilzunehmen als absolut optimal beurteilt.<br />

• Die Heimatschule beurteilt dieses <strong>Projekt</strong> ebenfalls als sehr gut.<br />

• Für die Klinikschule bedeutet das <strong>Projekt</strong> „Videokonferenz“ einen sehr<br />

hohen zeitlichen Aufwand, der neben den normalen Anforderungen an die<br />

Kliniklehrerinnen im Rahmen der derzeitigen Deputatsstunden nicht geleistet<br />

werden kann. Die Klinikschule beurteilt das <strong>Projekt</strong> als sehr hilfreich für die<br />

Aufrechterhaltung der sozialen Integration des erkrankten Schülers/in, vor<br />

allem bei lang andauernder Abwesenheit des Schülers/in von der Klasse.<br />

• Die Videokonferenzverbindung ersetzt nicht den Klinik- oder<br />

Hausunterricht.<br />

• Als weitere Schwierigkeit ist die Finanzierung anzusehen: Es entstehen<br />

zum einen hohe Kosten für die Anschaffung von je 3 Videokonferenz-Codecs im<br />

Wert von etwa 30.000,-- € pro beteiligtem/r Schülerin. Zum anderen entstehen<br />

Personalkosten für die Installation und die notwendige technische Begleitung bei<br />

-15 -


immer wieder auftretenden technischen Problemen in Höhe von etwa 4-5.000,--€<br />

pro beteiligtem/r Schülerin. Bei diesem <strong>Projekt</strong> mit Marius und Lisa hat das ZIT<br />

mit Herrn Luik und seinen Mitarbeiterinnen den Arbeitsaufwand für die Installation<br />

und die notwendige begleitende Betreuung nicht in Rechnung gestellt, was<br />

dauerhaft nicht mehr möglich ist. Das Klinikum ist nicht bereit, diese Kosten zu<br />

übernehmen, d.h. es müssten Sponsoren gefunden werden, sowohl für die<br />

Anschaffung als auch für die technische Betreuung.<br />

• Weiterhin sind ca. 12 zusätzliche Lehrerdeputatstunden notwendig, um<br />

aus diesem <strong>Projekt</strong> eine ständige Einrichtung für 4 – 6 Patienten zu machen.<br />

Aus den genannten Gründen ist es derzeit nicht möglich, dass aus diesem<br />

<strong>Projekt</strong> eine ständige Einrichtung an der Universitätsklinik für Kinder- und<br />

Jugendmedizin Tübingen wird.<br />

-16 -


Rektorat:<br />

Hautklinik<br />

Med.<br />

Klinik<br />

HNO<br />

CRONA*<br />

Staatliche Schule für Kranke<br />

am Universitätsklinikum Tübingen<br />

Geissweg 3<br />

72076 Tübingen<br />

Schulstellen im<br />

somatischen psychiatrischen<br />

Bereich Bereich<br />

Kinder-<br />

klinik<br />

BGU*<br />

Tel.: 07071/29-86518 FAX: 07071/29-5329<br />

E-mail: sfkr.klinik@tuebingen.schule.bwl.de<br />

Schulstelle<br />

Rottenburg<br />

*CRONA: Klinikverbund von Chirurgie, Radiologie, Orthopädie, Neurologie und Anästhesie<br />

* BGU: Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik<br />

Leutner, SfKr TÜ<br />

Kinder- &<br />

Jugendpsychiatrie<br />

mit BVJ<br />

Tages-<br />

klinik


Heime und<br />

Heimschulen<br />

Fortbildungsangebote<br />

/<br />

Lehrer/-innen-<br />

ausbildung<br />

Institutionen<br />

der<br />

Arbeitswelt<br />

Gastschulen<br />

Schule für<br />

Kranke<br />

psycho-soziale<br />

Dienste<br />

Leutner, Staatl. Schule für Kranke am Universitätsklinikum Tübingen<br />

-2 -<br />

allgemeine<br />

Schulen<br />

Stammschulen<br />

Eltern /<br />

Erziehungsberechtigte<br />

medizinisch-<br />

therapeutisches<br />

Personal


Staatliche Schule für Kranke am<br />

Universitätsklinikum Tübingen<br />

- Von der Entstehung bis heute -<br />

- Ein Stück Normalität zum Genesen -<br />

Bereits in den 50er und 60er Jahren waren immer wieder Lehrerinnen in den<br />

einzelnen Abteilungen der Universitätsklinik tätig: In der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, der Kinderklinik und auch der Kinderorthopädie. Aber diese<br />

arbeiteten jede/jeder für sich, zum Teil ohne Kenntnis voneinander, eingebunden<br />

in die Hierarchie der jeweiligen Klinik. So unterrichteten in der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie zunächst ein Diplompsychologe, der auch die Lehrbefähigung<br />

für Volkschulen besaß. Als dann Herr Dr. Bäumler als Professor an die<br />

Pädagogische Hochschule Reutlingen wechselte, folgte ebenfalls ein<br />

Diplompsychologe, Herr Dr. Moosmann mit Lehrbefähigung nach. Diese hielten<br />

am Vormittag Unterricht und gingen am Nachmittag ihrem Hauptberuf nach.<br />

Im August 1971 kam als erste ausgebildete Sonderschullehrerin mit dem<br />

Hauptfach Körperbehindertenpädagogik eine Kollegin an die Kinderorthopädie, die<br />

noch immer im heutigen CRONA-Klinikum tätig ist. Von Klinikschule war noch<br />

keine Spur, dienstrechtlich war die Kollegin im Universitätsklinikum eingebunden,<br />

die Fachaufsicht lag beim Staatlichen Schulamt Tübingen.<br />

Nachfolgend erhielt auch die Kinderklinik eine Lehrerin. Jetzt gab es also drei<br />

Lehrer, jeder an seinem Platz: aber das war noch keine Schule.<br />

Dann ging alles rasend schnell.<br />

Im Verlauf des Jahres 1973 wurden vier Sonderschullehrerinnen an Kliniken<br />

innerhalb des Universitätsklinikums versetzt. Ab Frühjahr 1974 wurde auch die<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik in die kontinuierliche unterrichtliche<br />

Versorgung miteinbezogen. Schließlich wurde am 29. Mai 1974 Herr Peter Kurz<br />

als Sonderschulrektor der „Klinikschule Tübingen“ eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt<br />

gab es folgende Schulstellen: Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinderklinik,<br />

Kinderchirurgie, Kinderorthopädie und Berufgenossenschaftliche Unfallklinik<br />

(BGU). Schülerinnen in der Hautklinik und der Medizinischen Klinik wurden von<br />

der Kinderklinik aus versorgt.<br />

Jetzt gab es also eine Schule!<br />

Aber während die BGU über ein stattlich eingerichtetes Schulzimmer verfügte, die<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Kinderklinik mit bescheidenen<br />

Schulräumen aufwarteten und in der Kinderorthopädie zumindest Schränke für die<br />

Aufbewahrung der Unterrichtsmaterialien vorhanden waren, gab es in der<br />

Kinderchirurgie schlichtweg nichts!<br />

Ein kreativer Kollege funktionierte in dieser Not ein Nachtschränkchen zu einem<br />

mobilen Mehrzweckfahrzeug um, in dem die wesentlichen Unterrichtsmaterialien<br />

einsatzbereit lagerten und zog damit von Bett zu Bett, vergleichbar den Essensund<br />

Getränkeverkäufern in den alten D-Zügen der Bundesbahn, die mit ihrem<br />

Wägelchen von Abteil zu Abteil zogen.<br />

-3 -


Mit der siebten Lehrerstelle im Sommer 1975 wurde dann auch die Stelle eines<br />

Konrektors notwendig, die im Jahre 1978 eingerichtet wurde.<br />

Seit 1981 werden auch Gymnasiallehrkräfte eingesetzt für die Fächer Englisch,<br />

Französisch, Deutsch, Latein, Mathematik, Physik und Chemie für Schülerinnen<br />

der Klassenstufen 8 – 11.<br />

Ein völlig neues Tätigkeitsfeld erschloss sich durch das vom Verein für<br />

Psychoanalytische Sozialarbeit e.V. gegründete therapeutische Heim in<br />

Rottenburg. In dieser zur damaligen Zeit einzigartigen Institution in Deutschland<br />

wurden Kinder und Jugendliche aufgenommen, die aufgrund ihrer schweren<br />

psychischen Erkrankung durch alle schulischen und sozialen Netze fielen. Seit<br />

August 1980 werden diese Schüler durch zunächst eine, heute drei und ab<br />

nächstem Schuljahr vier Kolleginnen und Kollegen unterrichtet. Einzigartig bis<br />

heute geblieben ist auch die gemeinsame Trägerschaft von einem privaten Verein<br />

und dem Land Baden-Württemberg.<br />

Die nächste bedeutende Veränderung und Erweiterung des Tätigkeitsbereiches<br />

war mit dem Besuch der damaligen Staatssekretärin Frau Schultz-Hector<br />

verbunden. Herrn Professor Klosinski gelang es, sie davon zu überzeugen, dass<br />

für diejenigen jugendlichen Patienten, die ihre allgemeine Schulpflicht erfüllt haben<br />

und nicht auf weiterführende Schulen gehen, dringend berufsvorbereitende<br />

schulische Angebote erforderlich seien.<br />

So wurde ab August 1991 an der Schulstelle der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

das Berufsvorbereitungsjahr im Bereich Holz und Metall in Zusammenarbeit mit<br />

der Gewerblichen Schule Tübingen eingerichtet. Die Schülerinnen erfüllen hier<br />

ihre Berufsschulpflicht und können als Ergänzungsprüfung den<br />

Hauptschulabschluss erwerben.<br />

Bis zum Jahr 2001 vergrößerte sich die Zahl der Lehrkräfte in Voll- und Teilzeit auf<br />

16, im März des Jahres trat der jetzige Schulleiter Sonderschulrektor Max Leutner<br />

die Nachfolge von Herrn Kurz an.<br />

Ab September 2003 kam mit der Eröffnung der Tagesklinik der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie eine weitere Schulstelle hinzu, so dass derzeit sechs<br />

Schulstellen zur Klinikschule gehören (siehe Strukturblatt), an denen insgesamt 25<br />

Lehrkräfte beschäftigt sind.<br />

Seit September 2004 ist außerdem eine Kollegin an das Steinenberg-Klinikum<br />

nach Reutlingen abgeordnet, das zwar nicht zur Schule für Kranke Tübingen<br />

gehört, aber unterrichtlich von hier aus versorgt wird.<br />

Kooperation mit der Fakultät für Sonderpädagogik<br />

Die Schulstelle Kinder-und Jugendpsychiatrie kann als Ausbildungsschule auf eine<br />

über 30-jährige Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg/-<br />

Reutlingen, Fakultät für Sonderpädagogik (Verhaltensgestörtenpädagogik) mit<br />

Prof. Dr. C. Ertle und weiteren Professoren zurückblicken. Diese Zusammenarbeit<br />

wurde auch entscheidend von Prof. Dr. R. Lempp geprägt, der über viele Jahre<br />

der Kinder- und Jugendpsychiatrie als ärztlicher Direktor vorstand. Dessen<br />

Nachfolger Prof. Dr. G. Klosinski führt nun diese gute Zusammenarbeit weiter.<br />

-4 -


Struktur<br />

Den verschiedenen Schulstellen ordnen wir zwei Schwerpunkten zu:<br />

Dem somatischen und dem psychiatrischen Bereich.<br />

Zurzeit arbeiten 25 Lehrkräfte in den beiden Bereichen. Einige Lehrkräfte gehören<br />

nicht zum Stammkollegium, sondern sind an die Klinikschule abgeordnet.<br />

Außerdem helfen bei spezifischem Fächerbedarf die Tübinger Schulen aus.<br />

Im Schnitt werden 85 Schülerinnen aller Klassenstufen und Schularten im Alter bis<br />

etwa 18 Jahren von Sonderschul-, Grund- und Hauptschul-, Realschul-,<br />

Gymnasial- und Berufschul-Lehrerinnen unterrichtet.<br />

Unterricht<br />

Die Schüler erhalten Gruppen- oder Einzelunterricht, im Schulzimmer oder am<br />

Krankenbett. Art, Umfang und Inhalt des Unterrichts richten sich nach der je<br />

individuellen Situation der Patienten und natürlich nach den vorhandenen<br />

Lehrerstunden.<br />

Aufgaben<br />

Das Besondere der Unterrichtsdidaktik und -methodik der Klinikschule liegt darin,<br />

dass sie – anders als die Klinik – das Normale repräsentiert und sich nicht in das<br />

therapeutische Setting einpassen lässt. Die Schule für Kranke ist im Schulgesetz<br />

verankert und hat einen eigenständigen Erziehungs- und Bildungsauftrag zu<br />

erfüllen. Die Aufgabe ist, den Faden zur Normalität schulischen Lernens nicht<br />

abreißen zu lassen, sozusagen „Nabelschnurfunktion“ (Prof. Klosinski) zu<br />

übernehmen.<br />

Indem Schule das Normale repräsentiert und Vertrautes aus der Zeit vor der<br />

Krankheit widerspiegelt, bietet sie verlässliche Strukturen der Orientierung im<br />

inneren Chaos und Aufgewühlt-Sein der Krankheit und fördert gleichzeitig auch<br />

die Hoffnung auf Heilung.<br />

Umsetzung der Aufgaben<br />

„Nicht in das therapeutische Setting einpassen lassen“ ist das eine, Austausch von<br />

Erfahrungen und Erkenntnissen über die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen<br />

mit dem medizinisch-therapeutischen Personal sowie den psycho-sozialen<br />

Diensten der Kliniken ist das andere unverzichtbare Element für den angestrebten<br />

Heilungserfolg der Patienten.<br />

Doch das kooperative Netz muss noch weiter gespannt werden.<br />

Die Strukturveränderung der Krankenhäuser mit den stetig kürzer werdenden<br />

Aufenthaltszeiten macht die Klinikschule nicht überflüssig, sondern erfordert eine<br />

Verlagerung des Profils:<br />

Außer dem Unterricht an der Klinikschule<br />

- geht es um Hilfe bei der Organisation von Hausunterricht, Information der<br />

Stammschulen über den Umgang mit kranken Schülern, Hilfe bei der<br />

-5 -


Reintegration in die Klasse nach dem Klinikaufenthalt und um<br />

Schullaufbahnberatung.<br />

- geht es um die Sensibilisierung aller Schulen für kranke Schülerinnen (auch die,<br />

die nicht in einer Klinik sind) und damit um den Abbau von Vorurteilen und<br />

Unwissen gegenüber kranken Menschen in der Schule und in der Öffentlichkeit<br />

- geht es um die Ausbildung künftiger Lehrerinnen. Das heißt die Hochschule<br />

muss sich des Themas „Pädagogik bei Krankheit“ annehmen.<br />

Aus einem Text von Sonderschulrektor Max Leutner und Sonderschullehrer Günter Hilff<br />

-6 -


Vitae<br />

Werner Häcker, geb. 1941, Sonderschulkonrektor (Verhaltensgestörtenpädagogik)<br />

1961 – 1963 Studium am Pädagogischen Institut in Stuttgart<br />

1967 – 1974 Schulleiter der Grundschule Erligheim-Hofen (Kreis Ludwigsburg)<br />

1972 Realschullehrerprüfung<br />

1974 –1976 Aufbaustudium an der PH Reutlingen/Tübingen<br />

seit 1980 Sonderschulkonrektor an der Staatlichen Schule für Kranke am Univ.<br />

Klinikum Tübingen;<br />

1980 –1981 an der Schulstelle Kinder-und Jugendpsychiatrie,<br />

seit 1981 an der Schulstelle Kinderklinik<br />

(Mit-)Herausgeber der Bücher von kranken und behinderten Kindern und<br />

Jugendlichen Die geheimnisvolle Villa (1987), Tränen im Regenbogen (1989), sowie<br />

die Fachbücher „Liebe Klasse, ich habe Krebs“(1996) und Klinik macht Schule (1998)<br />

Mitarbeit am Film Schulbesuche –Brücken ins Leben (2004),<br />

Mitarbeit an der Bild- und Tonverbindung zwischen Krankenzimmer und<br />

Klassenzimmer über Internet bzw. Videokonferenz 2004/2005<br />

seit 1999 Kassier des Vereins Klinikpädagogik e.V. – Verein zur Förderung kranker<br />

Kinder und Jugendlicher<br />

Mitglied von HOPE (Hospital Organisation of Pedagogues in Europe)<br />

August 2006: Beginn des Ruhestands<br />

Michael Klemm, geb. 1942, Sonderschullehrer für Körperbehinderte<br />

1970-72 Gründung, Aufbau und Leitung der Körperbehindertenschule der Region<br />

Neckar-Alb in Tübingen-Pfrondorf und Mössingen<br />

1993-75 Referent für Behindertenarbeit beim Bischöflichen Jugendamt der Diözese<br />

Rotenburg-Stuttgart<br />

1976-79 Sonderschulrektor an der Körperbehindertenschule der Region Neckar-Alb<br />

in Mössingen<br />

seit 1979 Sonderschullehrer an der Schulstelle Kinderklinik der Staatl. Schule für<br />

Kranke am Universitätsklinikum Tübingen<br />

(Mit-)Herausgeber der Bücher von kranken und behinderten Kindern und<br />

Jugendlichen Die geheimnisvolle Villa (1987), Tränen im Regenbogen (1989) und


Lebenskandidaten (1993) sowie der Fachbücher „Liebe Klasse ich habe Krebs“<br />

(1996) und Klinik macht Schule (1998);<br />

Mitarbeit am Film Schulbesuche - Brücken ins Leben (2004)<br />

Seit 1999 Vorsitzender von Klinikpädagogik e.V. – Verein zur Förderung kranker<br />

Kinder und Jugendlicher<br />

2000 bis 2004 Vorstandsmitglied von HOPE (Hospital Organisation of Pedagogues in<br />

Europe), seit 2004 stellvertretendes Vorstandsmitglied<br />

Derzeitiger Arbeitsschwerpunkt: Beratung, Kooperation, Nachteilsausgleich bei<br />

chronischen Erkrankungen, auch bei SchülerInnen, die nur ambulant in der Klinik<br />

behandelt werden.<br />

Eva Schnabel, geb. 1964, Lehrerin (Grund- und Hauptschule)<br />

1988 - 1991 Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen in Schwäb.<br />

Gmünd und Freiburg i.Br. (Erstes Staatsexamen)<br />

1991 - 1992 Einjähriges Zusatzstudium für das Lehramt an einer Waldorfschule am<br />

Lehrerseminar Stuttgart Uhlandshöhe (Klassenlehrerin / Musik)<br />

1992 Zweites Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen<br />

Seit Schuljahr 1992/93 Kliniklehrerin an der Univ. Kinderklinik Tübingen<br />

Schulstelle Kinderklinik (Schwerpunkt Hämatologie / Onkologie)<br />

(Mit-) Herausgeberin von ‚Liebe Klasse, ich habe Krebs’ (1996)<br />

und ‚Klinik macht Schule’ (1998) ; Mitarbeiterin beim Film ‚Schulbesuche – Brücken<br />

ins Leben’ (2004)<br />

Mitglied von HOPE (Hospital Organisation of Pedagogues in Europe)


Gelsenkirchen<br />

Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen<br />

Städtische Kinderklinik<br />

Westerholter Str. 142<br />

45892 Gelsenkirchen-Buer<br />

Email: schulefuerkranke-ge@t-online.de<br />

Walburga Brenk<br />

Dirk Hansberg<br />

Barbara Köhn<br />

Astrid Machowinski-Spiegelberg


<strong>Abschlussbericht</strong> der Schule für Kranke Gelsenkirchen<br />

Teilnehmende Kolleginnen und Kollegen:<br />

Walburga Brenk (Schulleiterin),<br />

Dirk Hansberg,<br />

Barbara Köhn,<br />

Astrid Machowinski - Spiegelberg<br />

Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen<br />

Westerholter Str. 142<br />

45892 Gelsenkirchen


ALLGEMEINE ANGABEN ................................................................................................... 3<br />

TEILNEHMER: SCHULE FÜR KRANKE DER STADT GELSENKIRCHEN................................... 3<br />

ZIELE UND ERWARTUNGEN............................................................................................. 4<br />

VORBEREITUNG ................................................................................................................... 4<br />

DURCHFÜHRUNG ................................................................................................................. 5<br />

FRAGEBOGENAUSWERTUNG (2002 – 2005)........................................................................... 5<br />

GESPRÄCHSKREIS FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER EHEMALIGER PATIENTINNEN UND<br />

PATIENTEN DER KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE .......................................................... 6<br />

NACHBEREITUNG DER BERATUNGSGESPRÄCHE................................................................... 8<br />

ZIELERREICHUNG IN DEN BERATUNGSKREISEN................................................................... 9<br />

RESONANZ UND AUSWIRKUNGEN........................................................................................ 10<br />

Beratung bei Neurodermitis und Asthma....................................................................... 10<br />

Beratung bei Diabetes mellitus ....................................................................................... 10<br />

PERSPEKTIVEN – NOTWENDIGE FORDERUNGEN.................................................. 11<br />

ANHANG ................................................................................................................................ 13<br />

FRAGEBÖGEN....................................................................................................................... 13<br />

Manual für Heimatschulen............................................................................................. 13<br />

Fragebogen für die Heimatschule.................................................................................. 14<br />

Manual für neue Schulen ............................................................................................... 18<br />

Fragebogen für eine neue Schule................................................................................... 19<br />

TAGESORDNUNGEN UND FEEDBACK DER BERATUNGSKREISE........................................... 23<br />

INFOBRIEF FÜR LEHRER/INNEN VON AN NEURODERMITIS ERKRANKTEN KINDERN, DIE<br />

NACH DEM GELSENKIRCHENER MODELL BEHANDELT WERDEN ....................................... 31<br />

INFOBRIEF FÜR LEHRER/INNEN VON AN ASTHMA ERKRANKTEN KINDERN, DIE NACH DEM<br />

GELSENKIRCHENER MODELL BEHANDELT WERDEN ......................................................... 33<br />

2


Allgemeine Angaben<br />

Teilnehmer: Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen<br />

Die Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen wurde am 1. Februar 1980 gegründet.<br />

Heute werden durch sie Kinder und Jugendliche in 4 Gelsenkirchener Krankenhäusern<br />

beschult.<br />

Zur Zeit arbeiten vier Sonderschullehrer/innen, stundenweise unterstützt von einer<br />

Sekretärin, an dieser kleinsten Sonderschule Gelsenkirchens.<br />

Täglich werden insgesamt 20 bis 23 Kinder fast aller Schulformen vom Beginn der<br />

Schulpflicht bis einschließlich Klasse 10 unterrichtet, sofern sie wegen der Dauer ihres<br />

Fehlens in der Regelschule (mind. 4 Wochen) Anspruch auf Unterricht haben.<br />

Städtische Kinderklinik<br />

In der Kinderklinik - Buer werden Schulkinder auf drei Stationen betreut: in der<br />

psychiatrischen Tagesklinik, in der Allergologie und auf einer Akutstation. Der Unterricht<br />

erfolgt nach den individuellen Bedürfnissen der Schüler in Kleingruppen- oder<br />

Einzelunterricht entweder im Patientenzimmer oder in einem der 4 Schulräume.<br />

In der Kinderklinik - Buer befinden sich außerdem die Verwaltungsräume der Schule.<br />

Marienhospital Ückendorf<br />

Im Marienhospital Ückendorf werden von der SfK im „Haus für kranke Kinder“<br />

Schüler/innen auf den Stationen Pädiatrie, operative Disziplinen und Isolierstation<br />

unterrichtet.<br />

Neben der Möglichkeit des Unterrichts im Krankenzimmer stehen für<br />

Gruppenunterricht zeitweise die Aufenthaltsräume, die auch als Speiseraum,<br />

Elternwartezimmer und für Bastelangebote genutzt werden, zur Verfügung.<br />

Akutkrankenhäuser Bergmannsheil und Marienhospital - Buer<br />

In diesen Häusern werden Kinder mit unterschiedlichen Krankheitsbildern beschult.<br />

Der Unterricht findet überwiegend im Patientenzimmer, gelegentlich auch in Sitzecken<br />

im Flur statt. Auf der Brandstation des Bergmannsheils erfolgt der Unterricht in<br />

Einzelarbeit am Krankenbett.<br />

Der Unterricht erfolgt im nicht im Fachlehrer- sondern im Stationslehrerprinzip in<br />

alters- und schulformgemischten Kleingruppen in Räumen der jeweiligen Klinik.<br />

Jeweils 1 bis 2 Lehrer/innen sind für die Schülerschaft einer Station zuständig. Das gibt<br />

insbesondere den akut und chronisch erkrankten Kindern in den oft sehr betriebsamen<br />

Stationen der Außenstellen Sicherheit durch eine feste Bezugsperson. Bei<br />

psychosomatisch und psychiatrisch Erkrankten sind Unterricht und Erziehung oft nur<br />

über den engen personalen Bezug zum vertrauten Stationslehrer möglich. Die<br />

unabdingbaren klaren Strukturen sind durch das Stationslehrerprinzip eher gesichert<br />

als beim Klassenlehrerprinzip, wenn Kinder aus verschiedenen Stationen in einer Klasse<br />

zusammengefasst und von verschiedenen Lehrern (Klassen- und Fachlehrer)<br />

unterrichtet werden. Der Stationslehrer ist auch für Ärzte und nichtmedizinisches<br />

Personal ein fester Ansprechpartner, der mit den organisatorischen Abläufen und den<br />

Absprachen seiner Station vertraut ist. Gerade im Bereich der psychosomatischen und<br />

psychiatrischen Erkrankungen ist eine solch enge Zusammenarbeit unabdingbar.<br />

In besonderen Fällen (z.B. Bettlägerigkeit nach schweren Unfällen) erfolgt der<br />

Unterricht auch in Einzelbetreuung am Krankenbett.<br />

3


In Absprache mit den Lehrern der Heimatschulen werden die Fächer Deutsch<br />

(Sprache), Mathematik, Sachunterricht, Englisch, Französisch und Latein erteilt.<br />

Der Schwerpunkt der SfK liegt in der Arbeit mit psychisch erkrankten Kindern der<br />

Tagesklinik und mit an Allergien leidenden Kindern, die hier in Gelsenkirchen nach<br />

dem bundesweit bekannten Gelsenkirchener Modell 1 für Asthma und Neurodermitis<br />

behandelt werden. Es gehören aber auch andere chronisch und akut erkrankte<br />

Patienten sowie Patienten der Unfall- und Brandstation der Klinik Bergmannsheil zur<br />

Schülerschaft der SfK. Auch schulpflichtige Kinder aus Krisengebieten, die<br />

unentgeltlich in einem der o.g. Krankenhäuser behandelt werden, werden unterrichtet.<br />

Der Unterricht wird in Absprache mit den Ärzten individuell geplant. Die tägliche<br />

Unterrichtszeit richtet sich dabei nach der Befindlichkeit der Patienten, ihrem<br />

gesetzlichen Unterrichtsanspruch und den personellen Möglichkeiten der SfK.<br />

Ziel des Unterrichts ist es, dem Kind in der seelisch und oft auch körperlich belastenden<br />

Krankenhaussituation ein Stück Alltagnormalität zu erhalten und möglichst den<br />

Anschluss an den Leistungsstand der Heimatklasse zu gewähren. Aus diesem Grund<br />

erfolgt eine enge Zusammenarbeit nicht nur mit der Klinik und den Eltern, sondern<br />

auch mit den Lehrern der Heimatschule in Form von Informationsaustausch per<br />

Telefon, e-mail und im persönlichen Gespräch.<br />

Bei Erkrankungen und Verletzungen, die ein Arbeiten am Stoff der Klasse unmöglich<br />

machen, wird dieser entsprechend reduziert und aufbereitet. Nötigenfalls beraten die<br />

Lehrer der SfK die Eltern auch bei einem erforderlichen Klassen- oder<br />

Schulformwechsel.<br />

Ziele und Erwartungen<br />

Im Rahmen der Schulprogrammarbeit beschäftigte sich das Kollegium u.a. mit dem<br />

Thema<br />

• Zusammenarbeit mit Klinik, Heimatschule und Elternhaus<br />

Dieser Bereich hat in unserer Arbeit besondere Bedeutung, da bei einem großen Teil<br />

unserer Schüler/innen der KJP Schulprobleme vorliegen. Um unsere Arbeit in diesem<br />

Bereich zu verbessern und zu intensivieren entwickelten wir Fragebögen 2 für die<br />

Heimatschulen bzw. für Schulen, die unsere Schüler nach dem Krankenhausaufenthalt<br />

erstmalig besuchen. 3<br />

Vorbereitung<br />

Die ersten Fragebögen verschickten wir im Juni 2002 (Probelauf) und seit Beginn des<br />

Schuljahres 02/03 bis zum Ende des Schuljahres 04/05 erhielten alle Klassenlehrer/innen<br />

unserer ehemaligen Patientinnen und Patienten der KJP derartige Fragebögen.<br />

Eine erste Auswertung ergab folgendes Bild:<br />

1<br />

www.kinderklinik-ge.de unter dem Link .<br />

2<br />

Diese Fragebögen wurden in Anlehnung an schon existierende Fragebögen der Schulen für Kranke in<br />

Coesfeld und Hamm entwickelt. Wir bedanken uns herzlich.<br />

2<br />

Diese Fragebögen wurden inzwischen mehrfach überarbeitet. Die derzeit verwendete Version ist im<br />

Anhang abgedruckt.<br />

4


• Leistungsdefizite wurden nur in Einzelfällen und dann als wenig gravierend<br />

genannt<br />

• die (Re-)Integration in den Klassenverband wurde umso positiver eingeschätzt,<br />

je mehr die jeweiligen Klassenlehrer/innen zuvor schon, d.h. während des<br />

Klinikaufenthaltes, durch regelmäßige Gespräche mit Therapeuten und<br />

Lehrern/Lehrerinnen der SfK in die Therapie eingebunden waren.<br />

• bei den Kindern zu Beginn der Rückschulung festgestellte positive<br />

Verhaltensänderungen im Lern- und Sozialverhalten hatten nur dann Bestand,<br />

wenn ein guter Kontakt zwischen Schule und Elternhaus bestand oder während<br />

der Therapie aufgebaut wurde und vor allem wenn eingeleitete Maßnahmen wie<br />

Individualtherapie, Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH), Tagesheim- bzw.<br />

Hortbetreuung angenommen und fortgeführt wurden<br />

Die Ergebnisse veranlassten uns, in den Teamgesprächen im Krankenhaus noch einmal<br />

verstärkt die Einbeziehung der Heimatschullehrer/innen anzuregen, so dass inzwischen<br />

der regelmäßige Austausch während der Behandlung fest zum Therapieverlauf gehört.<br />

Außerdem ergaben sich Überlegungen, wie die Kolleginnen/Kollegen in den<br />

Heimatschulen auch nach Abschluss der Therapie Unterstützung erhalten könnten,<br />

denn in vielen Fällen ist und bleibt die Schule die einzige Institution, die die<br />

Entwicklung von Schülern/Schülerinnen kontinuierlich beobachten und begleiten kann.<br />

Um ein mögliches Scheitern des Kindes/Jugendlichen zu verhindern, muss die Schule<br />

insbesondere bei Schülerinnen und Schülern mit psychischen Problemen weitere<br />

Maßnahmen in die Wege leiten (Elternberatung, Kooperation mit anderen Institutionen<br />

etc.) Aus diesem Grund wurde den betroffenen Lehrern von Seite der SfK die<br />

Möglichkeit zur Teilnahme an einem Gesprächskreis für Lehrerinnen und Lehrern<br />

ehemaliger Patientinnen und Patienten der Kinder und Jugendpsychiatrie angeboten.<br />

Therapeuten der Klinik stellten ihre Unterstützung in Aussicht Die Treffen sollten der<br />

Nachsorge, der Beratung, dem Gesprächsaustausch über die Probleme im Schulalltag<br />

(Psychohygiene) oder auch der Fortbildung dienen.<br />

Dabei ist der Gesprächskreis offen für andere Teilnehmer und nicht nur für<br />

Lehrer/innen ehemaliger Patientinnen und Patienten gedacht.<br />

Durchführung<br />

In der Entwicklungsphase für den Beratungskreis kamen wir mit Prof. Ertle ins<br />

Gespräch, der ein Forschungsprojekt bzgl. chronisch kranker Kinder und Jugendlicher<br />

in den allgemeinen Schulen plante. Wir beschlossen daher, von nun an zusammen zu<br />

arbeiten und die Befragung weiter zu führen. Sowohl die Befragung als auch die<br />

Gesprächskreise werden seitdem durch das <strong>Projekt</strong> begleitet.<br />

Fragebogenauswertung (2002 – 2005)<br />

Insgesamt wurden 184 Fragebögen an die Heimatschulen bzw. an die neue Schule der<br />

Kinder und Jugendlichen geschickt, die während ihres Aufenthaltes in der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie durch die Schule für Kranke Gelsenkirchen unterrichtet wurden.<br />

114 wurden zurückgesandt (62%).<br />

Außer Schulen für Blinde und Gehörlose waren alle Schulformen einschließlich des<br />

Schulkindergartens vertreten. Die Mehrzahl der Kinder kam aus der Grundschule (34),<br />

5


der Gesamtschule (19) und der Schule für Lernbehinderte (17). Insgesamt waren es 31<br />

Mädchen und 83 Jungen, verteilt in Klassen von 0/E (Eingangsstufe in bestimmten<br />

Förderschulen) bis zum 8. Schuljahr.<br />

Der Fragebogen diente in erster Linie der Evaluation unserer Arbeit. Wir wollten<br />

herausfinden, wie die Zusammenarbeit mit den Heimatschulen beurteilt wird, ob unsere<br />

Abschlussgespräche und - berichte hilfreich für die weitere schulische Arbeit in der<br />

Stammschule der Kinder/Jugendlichen sind und welche weitere Unterstützung von den<br />

Lehrern der Schulen gewünscht wird. Des Weiteren diente der Fragebogen dazu, die<br />

Entwicklung der Schüler/innen noch eine Zeitlang zu verfolgen, um gegebenenfalls noch<br />

weitere Beratung anbieten zu können.<br />

Sowohl die zahlenmäßigen Angaben wie auch die verbalen Aussagen vermitteln<br />

folgendes Bild:<br />

Die Zusammenarbeit unserer Schule mit den Stammschulen wurde in der Mehrzahl als<br />

sehr positiv (62) und gut (33) bewertet. Die Berichte wurden als sehr hilfreich (32) und<br />

gut (42) für die weitere Arbeit angesehen. In 76 Fällen hat ein Abschlussgespräch<br />

stattgefunden, das in der Regel als sehr hilfreich bewertet wurde. In den Fällen, bei<br />

denen aus organisatorischen/zeitlichen Gründen kein Gespräch stattfinden konnte,<br />

wurde in der Mehrzahl bedauert, dass es nicht zu einem solchen gekommen war.<br />

Zur Entwicklung der Schüler/innen sind den Fragebögen folgende Aussagen zu<br />

entnehmen:<br />

Die (Re) Integration in den Klassenverband gelang, wie schon in der ersten Auswertung<br />

(siehe S. 5) beschrieben, in der Regel gut. Grundsätzlich ist zu beobachten, dass die<br />

Verhaltensweisen sich dann verbesserten, wenn es gelungen war, während des<br />

Klinikaufenthaltes das Umfeld der Kinder/Jugendlichen zu stabilisieren und<br />

unterstützende, psychosoziale Maßnahmen einzuleiten. Leistungsdefizite traten in der<br />

Regel nicht auf.<br />

An dem im Fragebogen angekündigten Gesprächskreis meldeten 54 Teilnehmer/innen<br />

ihr Interesse an. Bei Absagen bzw. Nein – Stimmen wurden vorwiegend<br />

zeitliche/organisatorische Gründe angegeben.<br />

Gesprächskreis für Lehrerinnen und Lehrer ehemaliger Patientinnen und<br />

Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

Im Mai 2003 fand ein erstes Treffen statt. Seither gab es insgesamt 11<br />

Beratungsgespräche mit durchschnittlich 6 externen Teilnehmern/Teilnehmerinnen. 1<br />

Die jeweiligen Tagesordnungen für die Gesprächskreise sind ähnlich:<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die ehemaligen<br />

Schülerpatienten/innen<br />

2. Bei Bedarf Informationen über das Konzept der Schule für Kranke<br />

Gelsenkirchen und der Klinik<br />

3. Kollegiale Fallbesprechung und/oder Information bzgl. spezifischer Fragen der<br />

Teilnehmer zu Krankheitsbildern, (sonder-)pädagogischen Methoden etc.<br />

4. Evaluation des Gesprächskreises durch die Teilnehmer/innen<br />

Die Gesprächsteilnehmer/innen werden als gleichberechtigte, fachkompetente<br />

Kolleginnen und Kollegen angesehen. Bei Fallberatungen wird die Struktur allerdings<br />

1 Zahlen und Angaben zur Evaluation der bisherigen Gesprächskreise befinden sich im Anhang<br />

6


von dem Kollegium der SfK vorgegeben. Die Gesprächsleitung liegt regelmäßig in der<br />

Hand einer Kollegin der SfK, die über eine psychoanalytische Zusatzqualifikation<br />

verfügt. Verschiedene Therapeuten der Klinik arbeiten bei Bedarf in diesem<br />

Beratungskreis mit.<br />

Folgende Themen wurden jeweils erarbeitet:<br />

- 20.05.03: Allgemeine Informationen und Referat über AD(H)S<br />

- 08.10.03: Kollegiale Fallberatung<br />

- 03.12.03: Kollegiale Fallberatung<br />

- 10.03.04: Information über das Trainingsraumkonzept (Bahlke) 1 und kollegiale<br />

Fallberatung<br />

- 12.05.04: Kollegiale Fallberatung<br />

- 30.06.04: Kollegiale Fallberatung<br />

- 05.10.04: Kollegiale Fallberatung<br />

- 24.11.04: Verstärkersysteme und kollegiale Fallberatung<br />

- 20.01.05: Information über Ritalin (u.ä.) und kollegiale Fallberatung<br />

- 08.03.05: Möglichkeiten/Grenzen der tagesklinischen Behandlung und kollegiale<br />

Fallberatung<br />

- 20.06.05 : Referat zum Thema Schulverweigerung und Gespräch über<br />

Einwirkungsmöglichkeiten der Schule.<br />

In den Fallbesprechungen werden jeweils ein/eine Schüler/in vorgestellt oder eine<br />

Situation aus dem Berufsfeld geschildert, die reflektiert werden soll. Gemeinsam wird<br />

versucht, die Probleme zu analysieren und Ziele und pädagogische Maßnahmen zu<br />

erarbeiten.<br />

Der Fallberatung lieg jeweils folgende Struktur zu Grunde:<br />

1. Person (Lehrer/in) stellt den Fall vor<br />

- Gruppe stellt Informationsfragen<br />

Vorstellen des Schülers:<br />

Alter, Klasse, Schullaufbahn<br />

Verhalten des Schülers:<br />

Probleme, Ressourcen, Befindlichkeit: Was tut das Kind? Was kann das<br />

Kind, wie fühlt sich das Kind?<br />

Verhalten der Eltern oder anderer beteiligter Personen bzw. Institutionen:<br />

Informationen über die Familie und sozialen Kontext<br />

Verhalten des Lehrers:<br />

Was tue ich? Wie (re)agiere ich? Was nehme ich wahr, denke ich, fühle<br />

ich, will ich erreichen? Was vermute ich? Wie erkläre ich es?<br />

Was liegt dem Verhalten möglicherweise zugrunde?<br />

Was bezweckt das Verhalten, welchen Sinn hat das Geschehen, was soll<br />

damit erreicht werden?<br />

Bisherige Lösungsversuche:<br />

Was habe ich, die Eltern, andere Institutionen bisher getan, um das<br />

Verhalten zu ändern oder besser damit umzugehen?<br />

Ziele:<br />

Was will ich, kann ich erreichen?<br />

2. Gruppe analysiert/stellt Hypothesen auf (Person hört zu)<br />

3. Gruppe sucht nach Lösungen (Person hört nur zu)<br />

1 www.trainingsraum.de<br />

7


4. Person teilt mit:<br />

- was war hilfreich/wenig hilfreich,<br />

- was bleibt offen,<br />

- welche ersten und weiteren Maßnahmen werden erfolgen.<br />

5. Abschließende Diskussion, Zusammenfassung<br />

Die Aufgabe der Gruppenleiterin besteht jeweils darin, das Gespräch anhand der<br />

Struktur zu leiten und bei Bedarf genauer nachzufragen. Ein wesentlicher<br />

Bestandteil ist auch, emotionale Befindlichkeiten einzubeziehen und die<br />

Gruppenmitglieder vor Entwertungen zu schützen.<br />

Nachbereitung der Beratungsgespräche<br />

In den bisherigen 11 Gesprächskreisen waren folgende Schulformen vertreten: (in<br />

Klammern absolute Zahl der durch die Teilnehmer/innen vertretenen Schulformen)<br />

Grundschule (16)<br />

Schule für Lernbehinderte (13)<br />

Schule für Erziehungshilfe (15)<br />

Gesamtschule (8)<br />

Realschule (4)<br />

Hauptschule (4)<br />

Sprachheilschule Sek I (1)<br />

Waldorfschule (LB/EH) (1)<br />

Die Teilnehmer/innen wechselten, wobei 12 Teilnehmer/innen mehrfach anwesend<br />

waren. Insgesamt wurden also 50 Lehrer/innen mit dem Gesprächskreis erreicht und<br />

beraten. Die Rückmeldungen erfolgten jeweils durch Fragebögen 1 und dienten als<br />

Planungsgrundlage für die nächsten Termine.<br />

Die Gesprächskreise erfüllten überwiegend die Erwartungen. Neben Informationen<br />

über häufige Krankheitsbilder und deren Medikation (z.B AD(H)S) sowie über die<br />

Arbeit der Schule für Kranke und der Tagesklinik stand vor allem der Wunsch nach<br />

kollegialer Fallberatung im Vordergrund. Aber auch Informationen über das<br />

Trainingsraumkonzept (Bahlke), Verstärkerprogramme und das Problem der<br />

Schulverweigerung wurden gewünscht, so dass diese Themen ebenfalls behandelt<br />

wurden. Besonders positiv bewertet wurde die Struktur von Sitzungen, die sowohl<br />

Informationen über ein Sachthema als auch eine Fallberatung umfassten. Kritisiert<br />

wurde der dafür zu enge zeitliche Rahmen (14.30 Uhr bis 17.00 Uhr). Die<br />

Teilnehmer/innen wünschten eine Verlängerung des Zeitrahmens, das ist aber vom<br />

Kollegium der Schule für Kranke zur Zeit nicht zu leisten.<br />

Nach ca. 1,5 Jahren Beratungskreis zeigten sich bei den Wunschthemen der<br />

Teilnehmer/innen erste Wiederholungen (z.B. Information über AD(H)S). Dieses ist<br />

erklärlich, da die Teilnehmer/innen wechseln.<br />

Die bisherigen Fallbesprechungen betrafen die Grundschule (4 Jungen,<br />

2 Mädchen), die Realschule (1 Junge, 1 Mädchen), die Schule für Erziehungshilfe ( 2<br />

Jungen) und die Schule für Lernbehinderte (1 Junge).<br />

1<br />

Die Tagesordnungen und Auswertungen der bisherigen Gesprächskreis sind ebenfalls im Anhang<br />

abgedruckt.<br />

8


Zielerreichung in den Beratungskreisen<br />

Fast alle, der laut Fragebögen an Beratung interessierten 54 Kolleginnen und Kollegen,<br />

konnten erreicht werden. Die in den Gesprächskreisen erfahrenen Anregungen wurden<br />

als sehr hilfreich empfunden und weitgehend umgesetzt.<br />

Im Verlauf unserer Arbeit zeigte sich, dass der Faktor Zeit das gravierendste Problem<br />

ist. Viele am Gesprächskreis dringend interessierte Kolleginnen und Kollegen müssen<br />

bedauernd absagen, weil die Arbeitsverdichtung in den Schulen ihnen immer weniger<br />

Raum für derartige zusätzliche Termine lässt. Die Idee, Fallberatung kollegiumsintern<br />

durchzuführen, sehen wir kritisch, da dann eventuell die notwendige Offenheit für die<br />

Fallbesprechungen nicht gegeben ist.<br />

9


Resonanz und Auswirkungen<br />

Da der Gesprächskreis für die Lehrer/innen unserer psychisch erkrankten Kinder und<br />

Jugendlichen von den bisher angesprochenen Kolleginnen und Kollegen positiv<br />

aufgenommen wurde, entschlossen wir uns, auch die Heimatschullehrer/innen von<br />

unseren Asthma- und Neurodermitispatienten durch Beratung zu unterstützen.<br />

Beratung bei Neurodermitis und Asthma<br />

Die an Asthma und/oder Neurodermitis erkrankten Kinder kommen mit Ihren Eltern<br />

aus der gesamten Bundesrepublik nach Gelsenkirchen, um sich nach dem<br />

Gelsenkirchener Modell 1 behandeln zu lassen. Die Lehrer/innen sind also für eine<br />

persönliche Beratung schwer erreichbar. Trotzdem haben auch sie vermutlich einen<br />

hohen Informationsbedarf, zumal die Behandlung in Gelsenkirchen sich von den<br />

meisten anderen Therapieansätzen unterscheidet. Aus diesem Grund haben wir<br />

entsprechende Informationsblätter entwickelt, die diesen Kolleginnen und Kollegen<br />

zugeschickt werden. Außerdem wird auf Wunsch und mit Einverständnis der Eltern<br />

eine telefonische Beratung für die Lehrer/innen der Heimatschulen angeboten.<br />

Informationsdefizite bei den Lehrern der Patienten können sich kontraproduktiv beim<br />

Therapieverlauf auswirken. 2<br />

Beratung bei Diabetes mellitus<br />

Im Lauf des <strong>Projekt</strong>es kam auch die Frage nach Beratung der Lehrer/innen von an<br />

Diabetes mellitus erkrankten Kindern, die wir ebenfalls oft unterrichten, auf. Es wurde<br />

zunächst geplant, das Schulamt zu veranlassen, Informationsveranstaltungen zum<br />

Thema Diabetes mellitus in den Katalog der örtlichen Lehrerfortbildung aufzunehmen.<br />

Eine Ärztin war bereit, dieses zu übernehmen. Da aber die Verteilung der<br />

Fortbildungsgelder verändert wurde und die Schulen diese Gelder nun überwiegend<br />

kollegiumsintern einsetzen, muss sich ein ganzes Kollegium für eine derartige<br />

Fortbildung aussprechen. Die Ärztin ist aber bei entsprechender Nachfrage auch zu<br />

solch kollegiumsinterner Fortbildung bereit, sofern der organisatorische Aufwand nicht<br />

zu groß wird. Ob dieses Angebot so in das örtliche Verzeichnis für Fortbildungen<br />

aufgenommen werden kann, muss noch geklärt werden.<br />

1 www.kinderklinik-ge.de unter dem Link .<br />

2 Auch die Infoblätter für Asthma und Neurodermitis befinden sich im Anhang.<br />

10


Perspektiven – notwendige Forderungen<br />

Resultierend aus unseren Erfahrungen können folgende Vorschläge für die allgemeine<br />

Lehrerbildung und Lehrerfortbildung gemacht werden:<br />

Schon während des Studiums, spätestens in der zweiten Phase der Lehrerausbildung,<br />

muss eine Beratungskultur entwickelt werden. Das heißt, es muss mehr Raum und<br />

Anregung zur Selbstreflexion gegeben werden. Erziehungs- und Beziehungsaspekte<br />

müssen wesentlich mehr in den Fokus des Berufsbildes „Lehrer“ gerückt werden als<br />

dies bisher der Fall ist. Fragen wie:<br />

• Wer bin ich? – Wer bist du?<br />

• Wer ist das Kind, der Jugendliche für den Lehrer? Wer ist der Lehrer für das<br />

Kind, den Jugendlichen?<br />

• Was können Kind/Jugendlicher und Lehrer miteinander tun, um das Lernen für<br />

das Kind, den Jugendlichen – allein oder zusammen mit anderen – sinnvoll zu<br />

gestalten?<br />

sollten sowohl in der Lehrerausbildung wie auch im Schulalltag immer wieder gestellt<br />

werden. 1<br />

Es geht darum, sich als Lehrer dem Kind/Jugendlichen so darzustellen, dass sie ihn in<br />

einer Art und Weise erleben, die ihnen das Lernen in Beziehungen ermöglicht:<br />

„Es liegt nicht an Kindern, den Normen der Schule zu entsprechen,<br />

es ist Aufgabe der Schule, der Verschiedenheit der Kinder Rechnung zu tragen.“<br />

(Célestin Freinet)<br />

Für das Gelingen der pädagogischen Beziehung – der personalen Begegnung von<br />

Mensch zu Mensch – sind offene Wahrnehmung, entspanntes Hinhören, Hinsehen,<br />

Hinspüren notwendig. Darüber hinaus muss der Lehrer über eine große Auswahl von<br />

Handlungsstrategien verfügen, um eine gelungene pädagogische Beziehung gestalten zu<br />

können. Um diesen ‚idealen’ Ansprüchen gerecht werden und die Arbeitsfähigkeit<br />

erhalten zu können, ist Psychohygiene (Seelengesundheit) eine wichtige Voraussetzung.<br />

Die Lehrperson ist gefordert, ihre Einstellungen, Verhaltensweisen und Maßnahmen<br />

ständig zu reflektieren. Im Mittelpunkt dieses Reflexionsprozesses steht der Umgang mit<br />

der eigenen Begrenztheit. Ziel von Psychohygiene-Maßnahmen ist: „…immer wieder<br />

neu eine individuell optimale Verfassung mit folgenden Merkmalen anzusteuern:<br />

• ein höchstmögliches Maß an Autonomie unter Anerkennung der von außen<br />

gegebenen Grenzen,<br />

• angemessener Selbstwert bei Wahrnehmung der eigenen Schwachpunkte und<br />

• eine persönliche, individuelle Identität im professionellen Austausch mit den<br />

anderen Mitgliedern der Institution.“ 2<br />

Zur Erreichung der ‚optimalen Verfassung’ ist Supervision (Team-Sv., Einzel-Sv.)<br />

unerlässlich. Seit einiger Zeit werden von der örtlichen und regionalen<br />

Lehrerfortbildung Supervisionsangebote gemacht. Die Akzeptanz der Lehrerschaft<br />

1 Wolfgang Köhn: Heilpädagogische Erziehungshilfe und Entwicklungsförderung – Ein<br />

Handlungskonzept, 3. Aufl. 2003, Universitätsverlag Winter GmbH, Heidelberg – „Edition S“<br />

2 Alexander Trost: Psychohygiene – Hilfe für Helfer, in: Trost/Schwarzer (Hg.): Psychiatrie,<br />

Psychosomatik und Psychotherapie für psycho-soziale und pädagogische Berufe, 3. vollst. überarb.<br />

Aufl. 2005, borgmann publishing KG, Dortmund.<br />

11


scheint jedoch nicht ausreichend vorhanden. Als Grund werden häufig mangelnde Zeit<br />

und Überlastung genannt. Hier ist zu fragen, ob nicht auch mangelnde Offenheit<br />

aufgrund von Ängsten (Angst vor Bloßstellung und Verkennung der eigenen<br />

Persönlichkeit, Angst vor Kritik, Angst vor persönlicher und sachlicher Veränderung,<br />

Angst vor Sanktionen und mangelnde Fehlertoleranz) eine große Rolle spielen.<br />

Hier ist wiederum auf die Ausbildungszeit zu verweisen, in der ein Bewusstsein zur<br />

Selbstreflexion in Bezug auf den Lehrerberuf geschaffen werden muss. Beratung,<br />

sowohl professionell als auch unter Kollegen, sollte die Regel und nicht die Ausnahme<br />

sein, um den persönlichen Belastungen standzuhalten und zu kollegialer<br />

Zusammenarbeit (z. B. im Teamteaching) fähig zu werden und dauerhaft zu verankern.<br />

Um unsererseits nicht allein aus einem intern diskutierten Ergebnis, bzw. aus dem von<br />

uns angestoßenen Verlauf der einzelnen Besprechungen beurteilen zu müssen und damit<br />

möglicherweise zu einseitigen Bewertungen zu kommen, halten wir die Einschätzungen<br />

durch die Teilnehmerinnen für zentral wichtig. Dies ist mit einiger Mühe verbunden, die<br />

allerdings die künftige Arbeit auf sicheren Boden stellt. Wir empfehlen deshalb, sich<br />

zunächst an dem von uns entwickelten Fragebogen und den Anregungen des Manuals<br />

grob zu orientieren. Eine eigene, jeweils schulintern variierte Version sollte das Ziel sein.<br />

Die Ergebnisse können durchaus zum Nachweis nach außen benutzt werden, etwa im<br />

Kontext von beantragten Fördermitteln. Sie können aber auch Grundlage für kritischen<br />

Dialog bilden und damit der weiteren Arbeit Anregungen vermitteln.<br />

12


Anhang<br />

Fragebögen<br />

Um aussagekräftigere Antworten zu bekommen, erhalten inzwischen alle Lehrer/innen<br />

zusätzlich zum Fragebogen ein Antwortmanual.<br />

Manual für Heimatschulen<br />

Beispielhafte Anmerkungen für qualitative Verhaltensbeschreibungen<br />

Dieses „Manual“ soll keinesfalls eine abzuarbeitende Liste darstellen, sondern nur Anregungen geben zu<br />

qualitativen Verhaltensbeschreibungen, die der jetzigen Situation vielleicht eher gerecht werden, als ein<br />

statischer Fragebogen.<br />

Für Ihre Bemühungen noch einmal vielen Dank.<br />

Zu Frage 1 – (Re)Integration in den Klassenverband:<br />

- arbeitet lieber und häufiger (weniger gern und seltener) mit Mitschülerinnen und Mitschülern<br />

zusammen und wird auch von diesen (nicht) zur gemeinsamen Arbeit aufgefordert<br />

- verbringt die Pausen häufiger (seltener) im gemeinsamen Spiel o.ä. mit anderen<br />

Zu Frage 2 – Verhaltensveränderungen<br />

- kann sich besser (schlechter) in den Unterricht einbringen<br />

- kann vereinbarte Regeln besser (schlechter) einhalten<br />

- ist vermehrt (weniger) kompromissbereit, ängstlich, einfühlsam, destruktiv...<br />

Zu Frage 3 – Kontakt zu Mitschülerinnen/Mitschülern<br />

- ist eher (weniger) zur Gruppenarbeit bereit<br />

- kann eigene Bedürfnisse besser (schlechter) zu Gunsten von anderen zurückstellen<br />

- kann eigene Bedürfnisse angemessener (weniger angemessen) vertreten<br />

Zu Frage 4 – Sozialverhalten<br />

- hilft schwächeren Schülern (macht sich lustig und provoziert sie)<br />

- wird von anderen vermehrt (weniger) als Partner/in gewählt<br />

- sucht vermehrt (weniger) Kontakt zu anderen<br />

- ist häufiger (seltener) in körperliche Auseinandersetzungen verwickelt<br />

Zu Frage 5 –Lern- und Leistungsverhalten<br />

- beteiligt sich vermehrt (weniger) von sich aus am Unterricht<br />

- führt angefangene Aufgaben häufiger (seltener) zu Ende<br />

Zu Frage 7 – Kontakt zum Elternhaus<br />

- Eltern suchen vermehrt (weniger) Erziehungsabsprachen und halten diese konsequent(er)<br />

(weniger konsequent) ein<br />

- Elterngespräche verlaufen vermehrt (weniger) sachbezogen und emotional entspannt<br />

(angespannt)<br />

Zu den Frage 8, 9, 10 und 11 – Zusammenarbeit mit der Schule für Kranke und der Klinik sowie<br />

abschließende Bemerkungen<br />

- wurden Sie rechtzeitig genug und in angemessenem Umfang angesprochen, informiert und in die<br />

Behandlung einbezogen<br />

- wurden Ihre Erwartungen bezüglich der schulischen Betreuung Ihrer Schülerin/Ihres Schülers<br />

im Krankenhaus erfüllt. Falls nein, was sollte verbessert werden?<br />

- in welchen Bereichen würden Sie sich auch für die Zukunft Unterstützung durch die Schule für<br />

Kranke erhoffen.<br />

13


Fragebogen für die Heimatschule<br />

___________________________________________________________________________<br />

Angaben zur Schülerin/zum Schüler:<br />

Geburtsdatum: Geschlecht: Schulform: Klasse:<br />

1. Die Schülerin/der Schüler konnte wieder gut in den Klassenverband integriert werden.<br />

trifft<br />

voll<br />

zu<br />

trifft<br />

überwiegend zu<br />

trifft<br />

zum Teil<br />

zu<br />

2. Haben Sie Veränderungen im Verhalten festgestellt ?<br />

positive<br />

1<br />

2<br />

trifft überwiegend<br />

nicht zu<br />

Welche Besonderheiten (positiv und/oder negativ) sind Ihnen aufgefallen ?<br />

3<br />

4<br />

trifft<br />

gar nicht<br />

zu<br />

5<br />

weiß<br />

ich<br />

nicht<br />

negative<br />

3. Wie hat sich der Kontakt zu den Mitschülerinnen/Mitschülern entwickelt ?<br />

verbessert verschlechtert unverändert gut unverändert schlecht<br />

Anmerkungen:<br />

14


4. Wie hat sich das Sozialverhalten der Schülerin/des Schülers in folgenden Bereichen entwickelt?<br />

Positive<br />

Verhaltensweisen<br />

Hilfsbereitschaft<br />

soziale<br />

Einbindung<br />

andere:<br />

Anmerkungen:<br />

mehr<br />

unverändert<br />

weniger<br />

Negative<br />

Verhaltensweisen<br />

Aggressivität<br />

sozialer Rückzug<br />

andere:<br />

mehr<br />

unverändert<br />

5. Wie hat sich das Lern- und Leistungsverhalten der Schülerin/des Schülers entwickelt ?<br />

verbessert unverändert verschlechtert<br />

gut schlecht<br />

Lernbereitschaft/Motivation<br />

Konzentration<br />

Pünktlichkeit<br />

Erledigung der Hausaufgaben<br />

Regelmäßigkeit des Schulbesuchs<br />

Vorhandensein von Lernmaterial<br />

Anmerkungen:<br />

weniger<br />

15


6. Gab es Lern- und Leistungsdefizite, die von Ihnen aufgearbeitet werden mussten ?<br />

keine<br />

0<br />

1<br />

2<br />

Wenn ja, welche Defizite waren dabei so gravierend, dass sie eine Mitarbeit im Klassenverband sehr<br />

erschwerten oder unmöglich machten ?<br />

7. Hat sich der Kontakt der Erziehungsberechtigten zu den LehrerInnen Ihrer Schule verändert ?<br />

verbessert verschlechtert unverändert gut unverändert schlecht<br />

Anmerkungen:<br />

8. Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den Lehrern der Schule für Kranke?<br />

positiv<br />

1<br />

Wobei hätten Sie sich mehr Hilfestellung erwünscht ?<br />

2<br />

9. Wie hilfreich und informativ war der Bericht der Schule für Kranke für die weitere<br />

schulische Betreuung?<br />

sehr<br />

hilfreich<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

In welchen Bereichen hätten Sie sich mehr Informationen gewünscht ?<br />

10. Hat ein Abschlussgespräch mit der/dem Lehrer/in der Schule für Kranke und dem Team des<br />

Krankenhauses stattgefunden?<br />

3<br />

ja nein<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5<br />

5<br />

6<br />

viele<br />

negativ<br />

nicht<br />

hilfreich<br />

16


Falls ja, war das Gespräch hilfreich für Sie ?<br />

sehr<br />

hilfreich<br />

1<br />

2<br />

Falls nein, hätten Sie sich ein solches Abschlussgespräch gewünscht ?<br />

ja<br />

unbedingt<br />

1<br />

Was war hilfreich, was sollte ergänzt bzw. verbessert werden ?<br />

11. Abschließende Bemerkungen: (Bitte auch die Rückseite nutzen)<br />

2<br />

Zum Abschluss ein Hinweis:<br />

Die Schule für Kranke hat einen Gesprächskreis mit den Lehrerinnen und Lehrern ehemaliger<br />

Patientinnen und Patienten der Kinder und Jugendpsychiatrie eingerichtet. Die Treffen sollen der<br />

Nachsorge, gegebenenfalls der Beratung oder einfach nur dem Gesprächsaustausch dienen.<br />

Haben Sie Interesse, an diesem Gesprächskreis teilzunehmen?<br />

ja<br />

nein<br />

3<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5<br />

5<br />

nicht<br />

hilfreich<br />

nein, auf<br />

keinen Fall<br />

Falls Sie gerne teilnehmen möchten, bitte noch Ihren Namen und die Schuladresse eintragen.<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

______________________________<br />

17


Manual für neue Schulen<br />

Beispielhafte Anmerkungen für qualitative Verhaltensbeschreibungen<br />

Dieses „Manual“ soll keinesfalls eine abzuarbeitende Liste darstellen, sondern nur Anregungen geben zu<br />

qualitativen Verhaltensbeschreibungen, die der jetzigen Situation vielleicht eher gerecht werden, als ein<br />

statischer Fragebogen.<br />

Für Ihre Bemühungen noch einmal vielen Dank.<br />

Zu Frage 1 –Integration in den Klassenverband:<br />

- arbeitet gern und oft (nicht gern und selten) mit Mitschülerinnen und Mitschülern zusammen<br />

und wird auch von diesen (nicht) zur gemeinsamen Arbeit aufgefordert<br />

- verbringt die Pausen häufig (selten) im gemeinsamen Spiel o.ä. mit anderen<br />

Zu Frage 2 – Verhalten<br />

- kann sich gut (schlecht) in den Unterricht einbringen<br />

- kann vereinbarte Regeln gut (schlecht) einhalten<br />

- ist oft (wenig) kompromissbereit, ängstlich, einfühlsam, destruktiv...<br />

Zu Frage 3 – Kontakt zu Mitschülerinnen/Mitschülern<br />

- ist gerne (wenig) zur Gruppenarbeit bereit<br />

- kann eigene Bedürfnisse gut (kaum) zu Gunsten von anderen zurückstellen<br />

- kann eigene Bedürfnisse angemessen (wenig angemessen) vertreten<br />

Zu Frage 4 – Sozialverhalten<br />

- hilft schwächeren Schülern (macht sich lustig und provoziert sie)<br />

- wird von anderen oft (kaum) als Partner/in gewählt<br />

- sucht oft (wenig) Kontakt zu anderen<br />

- ist häufig (selten) in körperliche Auseinandersetzungen verwickelt<br />

Zu Frage 5 –Lern- und Leistungsverhalten<br />

- beteiligt sich oft (kaum) von sich aus am Unterricht<br />

- führt angefangene Aufgaben häufig (selten) zu Ende<br />

Zu Frage 7 – Kontakt zum Elternhaus<br />

- Eltern suchen oft (kaum) Erziehungsabsprachen und halten diese (wenig) konsequent ein<br />

- Elterngespräche verlaufen oft (wenig) sachbezogen und emotional entspannt (angespannt)<br />

Zu den Frage 8, 9, 10 und 11 – Zusammenarbeit mit der Schule für Kranke und der Klinik sowie<br />

abschließende Bemerkungen<br />

- wurden Sie rechtzeitig genug und in angemessenem Umfang angesprochen, informiert und in die<br />

Behandlung einbezogen<br />

- wurden Ihre Erwartungen bezüglich der schulischen Betreuung Ihrer Schülerin/Ihres Schülers<br />

im Krankenhaus erfüllt. Falls nein, was sollte verbessert werden?<br />

- in welchen Bereichen würden Sie sich auch für die Zukunft Unterstützung durch die Schule für<br />

Kranke erhoffen<br />

18


Fragebogen für eine neue Schule<br />

___________________________________________________________________________<br />

Angaben zur Schülerin/zum Schüler:<br />

Geburtsdatum: Geschlecht: Schulform: Klasse:<br />

1. Die Schülerin/der Schüler konnte gut in den Klassenverband integriert werden.<br />

trifft<br />

voll<br />

zu<br />

trifft<br />

überwiegend zu<br />

2. Wie beurteilen Sie sein/ihr Verhalten ?<br />

positiv<br />

1<br />

2<br />

trifft<br />

zum Teil<br />

zu<br />

trifft überwiegend<br />

nicht zu<br />

Welche Besonderheiten (positiv und/oder negativ) sind Ihnen aufgefallen ?<br />

3. Wie ist der Kontakt zu den Mitschülerinnen/Mitschülern ?<br />

positiv<br />

Anmerkungen:<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

4<br />

trifft<br />

gar nicht<br />

zu<br />

5<br />

5<br />

weiß<br />

ich<br />

nicht<br />

negativ<br />

negativ<br />

19


4. Wie beurteilen Sie das Sozialverhalten der Schülerin/des Schülers in folgenden Bereichen ?<br />

Positive<br />

Verhaltensweisen<br />

Hilfsbereitschaft<br />

soziale<br />

Einbindung<br />

andere:<br />

Anmerkungen:<br />

viel<br />

durchschnittlich<br />

wenig<br />

Negative<br />

Verhaltensweisen<br />

Aggressivität<br />

sozialer Rückzug<br />

andere:<br />

viel<br />

durchschnittlich<br />

5. Wie schätzen Sie das Lern- und Leistungsverhalten der Schülerin/des Schülers ein ?<br />

(sehr) gut befriedigend ausreichend mangelhaft<br />

Lernbereitschaft/Motivation<br />

Konzentration<br />

Pünktlichkeit<br />

Erledigung der Hausaufgaben<br />

Regelmäßigkeit des Schulbesuchs<br />

Vorhandensein von Lernmaterial<br />

Anmerkungen:<br />

wenig<br />

20


6. Gab es Lern- und Leistungsdefizite, die von Ihnen aufgearbeitet werden mussten ?<br />

keine<br />

0<br />

1<br />

2<br />

Wenn ja, welche Defizite waren dabei so gravierend, dass sie eine Mitarbeit im Klassenverband sehr<br />

erschwerten oder unmöglich machten ?<br />

7. Wie ist der Kontakt der Erziehungsberechtigten zu den LehrerInnen Ihrer Schule ?<br />

(sehr) gut zufrieden stellend ausreichend nicht vorhanden<br />

Anmerkungen:<br />

8. Hatten Sie schon während der Behandlung der Schülerin/des Schülers Kontakt zur Schule für<br />

Kranke ?<br />

ja nein<br />

Falls ja, wie beurteilen Sie diese Zusammenarbeit ?<br />

positiv<br />

1<br />

Wobei hätten Sie sich mehr Hilfestellung erwünscht ?<br />

2<br />

9. Wie hilfreich und informativ war der Bericht der Schule für Kranke für die weitere<br />

schulische Betreuung?<br />

sehr<br />

hilfreich<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

In welchen Bereichen hätten Sie sich mehr Informationen gewünscht ?<br />

3<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5<br />

5<br />

6<br />

viele<br />

negativ<br />

nicht<br />

hilfreich<br />

21


10. Hat ein Abschlussgespräch mit der/dem Lehrer/in der Schule für Kranke und dem Team des<br />

Krankenhauses stattgefunden?<br />

ja nein<br />

Falls ja, war das Gespräch hilfreich für Sie ?<br />

sehr<br />

hilfreich<br />

1<br />

2<br />

Falls nein, hätten Sie sich ein solches Abschlussgespräch gewünscht ?<br />

ja<br />

unbedingt<br />

1<br />

Was war hilfreich, was sollte ergänzt bzw. verbessert werden ?<br />

11. Abschließende Bemerkungen: (Bitte auch die Rückseite nutzen)<br />

2<br />

Zum Abschluss ein Hinweis:<br />

Die Schule für Kranke hat einen Gesprächskreis mit den Lehrerinnen und Lehrern ehemaliger<br />

Patientinnen und Patienten der Kinder und Jugendpsychiatrie eingerichtet. Die Treffen sollen der<br />

Nachsorge, gegebenenfalls der Beratung oder einfach nur dem Gesprächsaustausch dienen.<br />

Haben Sie Interesse, an diesem Gesprächskreis teilzunehmen?<br />

ja<br />

nein<br />

3<br />

3<br />

4<br />

4<br />

5<br />

5<br />

nicht<br />

hilfreich<br />

nein, auf<br />

keinen Fall<br />

Falls Sie gerne teilnehmen möchten, bitte noch Ihren Namen und die Schuladresse eintragen.<br />

___________________________________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________<br />

22


Tagesordnungen und Feedback der Beratungskreise<br />

Beratungskreis am 20.05.03 (7 externe Teilnehmer/innen)<br />

Tagesordnung:<br />

1. Offene Runde mit Vorstellung der Teilnehmer/innen<br />

2. Information über die Arbeit der Schule für Kranke und der Klinik<br />

3. Besichtigung der Tagesklinik<br />

4. Vortrag über HKS/ADHS<br />

5. Vorstellung der Struktur zur Fallbesprechung<br />

Ergebnisse, Fragestellungen des Gesprächs:<br />

Welche Hilfen können nach Beendigung der Behandlung der Kinder in der Klinik für<br />

die Lehrer/innen der Stammschulen, die Schüler/innen und die Eltern gegeben werden?<br />

Schilderung der Situation in einer Gesamtschule: Aus den 8. Klassen wurden die<br />

schwierigen Schüler/innen in einer speziellen Lerngruppe zusammengefasst: kurze<br />

Darstellung und Ergebnisse<br />

Wie kann kollegiale Fallbesprechung in einem Kollegium installiert werden?<br />

Auswertung der Rückmeldungen:<br />

Was war gut: - Offener Einstieg<br />

- Möglichkeit der Themenmitbestimmung, der<br />

Schwerpunktsetzung<br />

- Angebot, schulische Arbeit zu unterstützen<br />

- Freundliches Klima<br />

Was könnte besser werden: - Mehr Zeit für Informationen und Austausch<br />

(Halbtagsveranstaltung)<br />

Vorschläge für die weitere Arbeit: - Fortsetzung des Gesprächskreises<br />

- Weitere Informationen über die Arbeit der Klinik,<br />

z.B. therapeutische Konzepte<br />

- Hilfen zur Diagnostik in der Schule<br />

Um die Rückmeldungen leichter überblicken zu können, haben wir im Anschluss an den<br />

ersten Gesprächskreis entsprechende Fragebögen entwickelt.<br />

23


1. Wurden Ihre Erwartungen an diesen Nachmittag erfüllt ?<br />

ja weitgehend nein<br />

Falls Sie nein angekreuzt haben würde uns eine Begründung bei der Überarbeitung unseres<br />

Konzeptes sehr helfen.<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht ?<br />

ja teilweise nein<br />

Falls Sie nein angekreuzt haben würde uns auch hier eine Begründung helfen.<br />

3. Welche Themen würden Sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten ?<br />

-<br />

-<br />

-<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder?<br />

Die Rückseite bietet Raum für weitere Anmerkungen. Auch kritische Aussagen sind erwünscht.<br />

Vielen Dank.<br />

24


Beratungskreis am 08.10.03<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Kollegiale Fallbesprechung<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen (bei 10 externen Teilnehmern/innen):<br />

Alle Teilnehmer/innen der Heimatschulen füllten den Fragebogen aus. Die Lehrer/innen der Schule für<br />

Kranke enthielten sich, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.<br />

1. Wurden Ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

Ja: 6 weitgehend: 4<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

Ja: 7 weitgehend: 3<br />

3. Welche Themen würden Sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten? (Mehrfachnennungen<br />

möglich)<br />

Fallbesprechungen 9<br />

Krankheitsbilder: ADS 1<br />

Förderdiagnostik 2<br />

Beratungskreis am 03.12.03<br />

Tagesordnung :<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer/innen und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Information über das Konzept der Schule für Kranke und der Klinik<br />

3. Kollegiale Fallbesprechung<br />

4. Verschiedenes<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen (bei 7 externen Teilnehmer/innen):<br />

(Das Kollegium der SfK beteiligte sich nicht an der Abfrage, um ein klareres Ergebnis zu bekommen)<br />

1. Wurden Ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

Ja 6 weitgehend 1<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

Ja 4 teilweise 3<br />

3. Welche Themen würden Sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten?<br />

- weitere Fallberatungen<br />

- Trainingsraum<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder? (qualitative<br />

Aussagen)<br />

- positiv<br />

- gut<br />

- Hilfe zu einer bewussten Wahrnehmung des Verhaltens des Kindes<br />

- es ist sinnvoll, dass Klinik und Schule in Kontakt bleiben<br />

- sinnvoll, so bleibt der Kontakt erhalten<br />

25


Beratungskreis am 10.03.04<br />

Tagesordnung :<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Informationen über das Trainingsraumkonzept oder/und eine kollegiale Fallbesprechung (in<br />

ähnlicher Form wie beim letzten Mal)<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen (5 externen Teilnehmer/innen)<br />

Alle Teilnehmerinnen der Heimatschulen füllten den Fragebogen aus. Die Lehrer/innen der Schule für<br />

Kranke enthielten sich, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.<br />

1. Wurden Ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

Ja 2 weitgehend 3<br />

Weitergehende Bemerkungen wurden nicht gemacht.<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

Ja 3 teilweise 2<br />

3. Welche Themen würden Sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten?<br />

- weitere Fallberatungen (4)<br />

-Umgang mit psychisch kranken Kindern (1)<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder?<br />

- positiv (2)<br />

- gut (1)<br />

- keine Angaben (2)<br />

- Anmerkung: der Fragebogen ist ok, man kann aber nicht unbedingt zu allen Punkten viel<br />

schreiben<br />

Beratungskreis am 12.05.04<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Kollegiale Fallberatung<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen (4 externen Teilnehmer/innen – zwei kurzfristige Absagen wegen<br />

Krankheit und viele Absagen wegen Terminproblemen)<br />

Alle Teilnehmerinnen der Heimatschulen füllten den Fragebogen aus. Die Lehrer/innen der Schule für<br />

Kranke enthielten sich, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.<br />

1. Wurden ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

3 x ja 1 x weitgehend<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

3 x ja 1 x teilweise<br />

3. Welche Themen würden sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten?<br />

Verhaltensprobleme unterschiedlichster Art 1 x<br />

Fallbesprechungen 1 x<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder?<br />

- Positiv, da Rückmeldung und weiterer Kontakt möglich ist<br />

- o.k.<br />

- gut<br />

- noch nicht erhalten<br />

26


Beratungskreis am 30.06.04<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Kollegiale Fallberatung<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen (5 externen Teilnehmer/innen, viele Absagen wegen Terminproblemen)<br />

Alle Teilnehmerinnen der Heimatschulen füllten den Fragebogen aus. Die Lehrer/innen der Schule für<br />

Kranke enthielten sich, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.<br />

1. Wurden ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

3 x ja 2 x weitgehend<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

4 x ja 1 x teilweise<br />

3. Welche Themen würden sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten?<br />

Fallbesprechungen 4 x<br />

Informationen zur Kinder- und Jugendpsychiatrie 1 x<br />

Elternarbeit – Absprachen - Verstärkungen<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder?<br />

- positiv<br />

- (sehr) sinnvoll<br />

- hilfreich zur Überprüfung möglicher Verhaltensänderungen<br />

- (gut), da mir selbst dabei Verhaltensveränderungen sehr viel bewusster werden<br />

Beratungskreis am 05.10.04<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Kollegiale Fallberatung<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen (5 externenTeilnehmer/innen, viele Absagen wegen Terminproblemen)<br />

Alle Teilnehmerinnen der Heimatschulen füllten den Fragebogen aus. Die Lehrer/innen der Schule für<br />

Kranke enthielten sich, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.<br />

1. Wurden ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

4 x ja 1 x weitgehend<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

5 x ja 0 x teilweise<br />

3. Welche Themen würden sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten?<br />

- Verstärkersysteme 3 x<br />

- Konditionierung 1 x<br />

- Umgang mit Schulschwänzern 1 x<br />

- Fallbesprechungen 1 x<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder?<br />

- hilfreich, da man sich selber klarer wird über Veränderungen<br />

- gut<br />

27


Beratungskreis am 24.11.04<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Verstärkersysteme (falls Konzepte bekannt sind, bitte ggf. vorstellen) und/oder<br />

4. Kollegiale Fallbesprechung<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen ( 6 externenTeilnehmer/innen) Alle Teilnehmerinnen der Heimatschulen<br />

füllten den Fragebogen aus. Die Lehrer/innen der Schule für Kranke enthielten sich, um das Ergebnis<br />

nicht zu verfälschen.<br />

1. Wurden Ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

Ja 5 weitgehend 1<br />

- habe wichtige Informationen über Verstärkersysteme erhalten<br />

- habe konkrete Möglichkeiten für meinen vorgestellten Fall erhalten<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

Ja 5 teilweise 1<br />

- konnte Vieles auf meinen Schulalltag übertragen<br />

- habe neue Ideen zum Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten bekommen<br />

- die Besprechung verschiedener Fallbeispiele bringt für die eigene Unterrichtspraxis neue<br />

Anregungen und Ideen<br />

- Hilfestellungen sind im Schulalltag gut einsetzbar<br />

- Ich werde die Vorschläge der Gruppe versuchen umzusetzen und habe dadurch neue<br />

Handlungsmöglichkeiten erhalten<br />

- stringenter an der Methode (Fallbesprechung) bleiben. Häufig/teilweise vermischen sich die<br />

Punkte bzw. Person, die Fall vorgestellt hat, macht wieder Ausführungen<br />

3. Welche Themen würden Sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten?<br />

(Mehrfachnennungen sind möglich)<br />

- Infos über Ritalin und andere Medikamente (1)<br />

- Fallbesprechung (2)<br />

- Elterngespräche (1)<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder?<br />

- gut für die eigene Reaktion der Verhaltensveränderung<br />

- positiv (2)<br />

- keine Angaben (2)<br />

- noch keinen Fragebogen erhalten (1)<br />

Beratungskreis am 20.01.05<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Informationen über Medikation bei AD(H)S (Ritalin u.ä.) und/oder<br />

Kollegiale Fallbesprechung<br />

28


Ergebnis der Rückmeldebögen (4 externe Teilnehmer/innen, 1 kurzfristige Absage) Alle Teilnehmerinnen<br />

der Heimatschulen füllten den Fragebogen aus. Die Lehrer/innen der Schule für Kranke enthielten sich,<br />

um das Ergebnis nicht zu verfälschen.<br />

1. Wurden Ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

Ja 3 weitgehend 1<br />

- Informationen über Ritalin u.ä. waren sehr fundiert<br />

- Kontakt/Gespräch zum Leiter der Tagesklinik war interessant<br />

- Fallbesprechung hat auch ihre Grenzen<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

Ja 3 teilweise 1<br />

- es ist wichtig zu erfahren, dass es legitim als Lehrerin ist, zu sagen, das überfordert mich<br />

- bin bestätigt worden, dass Ritalin kein Allheilmittel ist<br />

3. Welche Themen würden Sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten?<br />

(Mehrfachnennungen sind möglich)<br />

- Fallbesprechung (2)<br />

- wann ist eine psychiatrische Behandlung angesagt<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder?<br />

- die Aufmerksamkeit gegenüber dem Kind wird größer (1)<br />

- positiv (2)<br />

- keine Angaben (1)<br />

Beratungskreis am 08.03.05<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Möglichkeiten und Grenzen einer tagesklinischen Behandlung (Vortrag durch Dr. Dirksen,<br />

Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie)<br />

4. Kollegiale Fallbesprechung<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen : (Bei 6 externen Teilnehmer/innen)<br />

Wegen der sehr umfangreichen Tagesordnung wurde die Evaluation nur mündlich durchgeführt. Die<br />

Teilnehmerinnen lobten die Struktur der Tagesordnung, die sowohl Information über ein Sachthema als<br />

auch eine Fallberatung umfasste. Kritisiert wurde der dafür zu enge zeitliche Rahmen (14.30 Uhr bis<br />

17.00 Uhr) Die Teilnehmerinnen wünschen eine Verlängerung des Zeitrahmens, das ist aber vom<br />

Kollegium der Schule für Kranke zur Zeit nicht zu leisten.<br />

Beratungskreis am 20.06.05<br />

Tagesordnung:<br />

1. Vorstellung der Teilnehmer und Austausch über die Schüler/innen<br />

2. Bei Bedarf: Informationen über das Konzept der Sch. f. Kranke und der Klinik<br />

3. Schulverweigerung (Vortrag, voraussichtlich durch Dr. Dirksen, Leiter der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie )<br />

4. Kollegiale Fallbesprechung<br />

Ergebnis der Rückmeldebögen: (Bei 5 externen Teilnehmer/innen, 2 kurzfristige Absagen)<br />

Alle Teilnehmerinnen der Heimatschulen füllten den Fragebogen aus. Die Lehrer/innen der Schule für<br />

Kranke enthielten sich, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.<br />

29


1. Wurden Ihre Erwartungen an diesem Nachmittag erfüllt?<br />

Ja 3 weitgehend 2<br />

- keine Anmerkungen<br />

2. Hat Ihnen dieser Nachmittag Hilfen für den Schulalltag gebracht?<br />

Ja 1 teilweise 4<br />

- positiv, ermöglicht neue Perspektiven durch viele Sichtweisen und andere Standpunkte<br />

3. Welche Themen würden Sie gerne bei einem kommenden Treffen bearbeiten?<br />

(Mehrfachnennungen sind möglich)<br />

- AD(H)S (2)<br />

4. Wie beurteilen Sie unsere Fragebogenaktion nach der Rückschulung der Kinder?<br />

- schwierig, da das Verhalten der Schüler sehr vielschichtig ist und schlecht so genau zu<br />

erfassen<br />

- noch keinen Fragebogen erhalten (2)<br />

- positiv<br />

30


Infobrief für Lehrer/innen von an Neurodermitis erkrankten Kindern, die<br />

nach dem Gelsenkirchener Modell behandelt werden<br />

Sehr geehrte/r Frau/Herr<br />

Ihr/e Schüler/in (Name) befindet sich z.Z. für voraussichtlich zwei bis drei Wochen zur<br />

stationären Behandlung in der Kinderklinik Gelsenkirchen und nimmt täglich 1-2<br />

Stunden am Unterricht der Schule für Kranke teil. Sollten Sie (Name) für diese Zeit<br />

Informationen zu den Lerninhalten mitgegeben haben, bedanken wir uns dafür<br />

herzlich, da es unsere Arbeit sehr erleichtert. Wir werden versuchen, möglichst viele der<br />

gestellten Aufgaben zu bearbeiten. Falls Sie uns (noch weitere) Informationen zum<br />

Unterrichtsstoff zukommen lassen wollen, ist das über unser Fax-Gerät am einfachsten.<br />

Der Anlass dieses Schreibens ist jedoch nicht in erster Linie der Lernstoff. Vielmehr<br />

wurden wir in der Vergangenheit oft von Kolleginnen und Kollegen gefragt, wie die<br />

Schule mit einem an Neurodermitis erkrankten Kind, das nach dem Gelsenkirchener<br />

Verfahren nach Prof. Stemmann behandelt wird, umgehen soll. Wir haben versucht, die<br />

häufigsten Fragen im Folgenden aufzugreifen:<br />

Zunächst einmal: Neurodermitis ist nicht ansteckend. Alle Bezugspersonen, also auch<br />

Lehrer/innen und Mitschüler/innen sollten versuchen, die oft entstellend wirkende,<br />

eitrige Haut zu übersehen und das Kind so anzunehmen, wie es ist.<br />

Nach Prof. Stemmann gilt Neurodermitis als heilbar und ist „nicht als eine<br />

Hauterkrankung zu betrachten. Vielmehr liegt die Ursache der Erkrankung in einer<br />

Fehlsteuerung des Immunsystems und der Empfindlichkeit der Haut begründet. Diese<br />

kann durch ungünstige Erfahrungen mit spezifischen Stress- und Belastungssituationen<br />

erworben werden und ist somit nicht angeboren. An der Haut werden nur<br />

Krankheitszeichen sichtbar. Das Denken und Bemühen gilt demzufolge nicht so sehr der<br />

kranken Haut. Der Denk- und Behandlungsansatz konzentriert sich vielmehr auf den<br />

ganzen Menschen. Gelingt es, ihn so zu beeinflussen, dass er Reize, Belastungen adäquat<br />

verarbeitet, dass er wieder lernt, seine körpereigene Abwehr und die Empfindlichkeit<br />

der Haut normal zu steuern, so heilt die Neurodermitis aus.“ 1 Als Behandlungszeitraum<br />

ist meistens von einem Jahr auszugehen. Die Therapie setzt dabei folgende<br />

Schwerpunkte:<br />

• Überwindung von Trennungsangst<br />

• Ernährungsumstellung<br />

• Verminderung von Umweltbelastungen<br />

• Verbesserung der Stressverarbeitung<br />

• Durchbrechen der Regelkreise der Erkrankung<br />

Die Punkte 1 bis 3 betreffen zwar primär die Familie, trotzdem kann die Schule die<br />

Behandlung unterstützen indem die Klasse darüber informiert wird, dass die veränderte<br />

Ernährung, bei der Kuhmilch, Hühnereieiweiß, Industriezucker (=Süßigkeiten!) und<br />

Fruchtsäure vermieden werden, zur Gesundung wichtig sind. Abfällige Bemerkungen<br />

über die Nahrung behindert den Heilerfolg und nur falsche Freunde verlocken zum<br />

Essen von Süßigkeiten.<br />

Bei den Punkten Stressverarbeitung und Durchbrechen der Regelkreise der Krankheit<br />

1 Patienteninformationsschrift Neurodermitis.Das Gelsenkirchener Behandlungsverfahren v. Prof.<br />

Stemmann. Bundesverband Allergie- und umweltkrankes Kind e.V. 2001, S. 2<br />

31


ist der Einfluss der Schule größer. Jeder Mensch reagiert auf Stress, teilweise mit<br />

Überreaktionen wie z.B. Bauchschmerzen. Der Neurodermitiker hat verlernt, mit<br />

alltäglichem Stress normal umzugehen und reagiert über die Haut. In der Schule ist<br />

auch für die Kinder ein gewisser Stress z.B. bei Anforderung normal. Führt dieser<br />

Stress beim erkrankten Kind zu Juckreiz und Kratzen, so muss man es kratzen lassen,<br />

nicht die Anforderung zurücknehmen oder das Kind ablenken um das Kratzen zu<br />

verhindern. Auch ein Verbot nützt nichts. Ein bestehender Juckreiz ist eine solche Qual,<br />

dass das Kind keine andere Möglichkeit hat, als sich zu kratzen. In solchen<br />

Anforderungssituationen sollte das Kind durch individuelle Hilfe bei der Bewältigung<br />

der Aufgabe unterstützt werden, so dass ein Auslösen des Juckreizes möglichst<br />

verhindert wird. Ziel ist die Stärkung des Selbstbewusstseins: „Du schaffst das“ , nicht<br />

das Signal „Du bist krank und kannst das nicht“. Dazu gehören Lob und Ermutigung<br />

sowie das Anerkennen auch kleiner Lernfortschritte. Sollte in Ausnahmefällen das<br />

Ekzem so stark sein, dass eine Teilnahme z.B. am Sportunterricht nicht möglich ist, so<br />

darf das Kind durch die Erkrankung keinen Vorteil erfahren (z.B. nach Hause gehen),<br />

es soll statt dessen andere Aufgaben erledigen. Erschweren erkrankte Hände<br />

schriftliches Arbeiten, so können dem Kind Erleichterungen geboten werden (Kopie der<br />

Seite aus dem Mathebuch, so dass nur Ergebnisse einzutragen sind, Arbeit am PC o.ä.)<br />

Eltern, Lehrer/innen und Mitschüler/innen „sollten mit dem erkrankten Kind wie mit<br />

einem normal gesungen Kind umgehen.“ 1 Klassenregeln gelten für alle Kinder, auch für<br />

Neurodermitiker.<br />

Ausführlichere Informationen zum Thema Neurodermitis erhalten Sie über die<br />

Homepage der Kinderklinik (www.kinderklinik-ge.de) unter dem Link .<br />

Wir hoffen, Ihnen, den Mitschülerinnen und Mitschülern und dem (noch) erkrankten<br />

Kind mit diesem Informationsschreiben den Schulalltag zu erleichtern. Um unsere<br />

Arbeit zu verbessern, würden wir uns freuen, von Ihnen eine Rückmeldung zu erhalten,<br />

ob und in welcher Weise diese Information für den Schulalltag hilfreich war, welche<br />

Fragen noch offen bleiben e.t.c.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

W. Brenk, Sonderschulrektorin<br />

Dieses Informationsblatt wurde mit freundlicher Unterstützung der Robert Bosch<br />

Stiftung erstellt<br />

1 Patienteninformationsschrift Neurodermitis.Das Gelsenkirchener Behandlungsverfahren v. Prof.<br />

Stemmann. Bundesverband Allergie- und umweltkrankes Kind e.V. 2001, S. 10<br />

32


Infobrief für Lehrer/innen von an Asthma erkrankten Kindern, die nach<br />

dem Gelsenkirchener Modell behandelt werden<br />

Sehr geehrte/r Frau/Herr<br />

Ihr/e Schüler/in (Name) befindet sich z.Z. für voraussichtlich zwei bis drei Wochen zur<br />

stationären Behandlung in der Kinderklinik Gelsenkirchen und nimmt täglich 1-2<br />

Stunden am Unterricht der Schule für Kranke teil. Sollten Sie (Name) für diese Zeit<br />

Informationen zu den Lerninhalten mitgegeben haben, bedanken wir uns dafür<br />

herzlich, da es unsere Arbeit sehr erleichtert. Wir werden versuchen, möglichst viele der<br />

gestellten Aufgaben zu bearbeiten. Falls Sie uns (noch weitere) Informationen zum<br />

Unterrichtsstoff zukommen lassen wollen, ist das über unser Fax-Gerät am einfachsten.<br />

Der Anlass dieses Schreibens ist jedoch nicht in erster Linie der Lernstoff. Vielmehr<br />

wurden wir in der Vergangenheit oft von Kolleginnen und Kollegen gefragt, wie die<br />

Schule mit einem an Asthma erkrankten Kind, das nach dem Gelsenkirchener<br />

Verfahren nach Prof. Stemmann behandelt wird, umgehen soll. Wir haben versucht, die<br />

häufigsten Fragen im Folgenden aufzugreifen:<br />

Nach Prof. Stemmann gilt Asthma als heilbar. Die Erkrankung „manifestiert sich an<br />

den Bronchien als Folge einer funktionellen, zentralen Fehlsteuerung der körpereigenen<br />

Abwehr und des Tonus des Bronchialsystems und ist keine isolierte Organerkrankung.<br />

Zu der Fehlsteuerung der Immunabwehr trägt wesentlich ein kränkendes Gefühl bei das<br />

in Situationen entsteht, in denen der Betroffene ein Gefühl der Angst empfindet, dass<br />

jemand in sein Revier einzubrechen oder es unerlaubterweise zu verlassen droht. Der<br />

Betroffene gerät als Folge der Krankheit in Regelkreise, die ihm nicht bewusst werden<br />

und die sein Asthma fördern.<br />

Die Behandlung des Asthma bronchiale nach dem Gelsenkirchener<br />

Behandlungsverfahren beinhaltet deshalb neben einer medikamentösen Therapie, die<br />

Erhöhung der Befähigung des Betroffenen, auf seine körpereigene Abwehr, die<br />

Barrierefunktion der Schleimhäute und die Steuerung des Bronchialsystems<br />

normalisierend einzuwirken.“ 1 Das bedeutet, er muss lernen Stress, der nach Prof.<br />

Stemmann der Hauptauslöser für Asthma ist, besser zu verarbeiten. Dieses geschieht<br />

u.a. durch autogenes Training. „Außerdem wird die Umgebung des Betroffenen<br />

angeleitet zu einem heilungsfördernden Umgang mit der Erkrankung.“ 2 Dazu gehört<br />

eine therapieunterstützende Ernährungsumstellung, bei der Kuhmilch, Hühnereieiweiß,<br />

Industriezucker (=Süßigkeiten!) und Fruchtsäure vermieden werden.<br />

Die Behandlung des Asthmas betrifft zwar primär die Familie, trotzdem kann die<br />

Schule diese unterstützen indem die Klasse darüber informiert wird, dass die veränderte<br />

Ernährung zur Gesundung wichtig ist. Abfällige Bemerkungen über die Nahrung<br />

behindert den Heilerfolg und nur falsche Freunde verlocken zum Essen von<br />

Süßigkeiten.<br />

Bei der Stressverarbeitung und dem Durchbrechen von krankheitsbedingten<br />

Regelkreisen (Asthma-Schonung/Vermeidung/Aufmerksamkeit-Schwächung-Asthma)<br />

ist der Einfluss der Schule recht groß. Jeder Mensch reagiert auf Stress, teilweise mit<br />

Überreaktionen wie z.B. Bauchschmerzen. Der Asthmatiker hat verlernt, mit<br />

alltäglichem Stress normal umzugehen und reagiert mit Krankheit . In der Schule ist<br />

auch für die Kinder ein gewisser Stress z.B. bei Anforderung normal. Auch<br />

Asthmatiker müssen sich diesen Anforderungen stellen. Dabei sollte durch individuelle<br />

1 Homepage der Kinderklinik Gelsenkirchen (http://www.kinderklinik-ge.de/Asthma.htm<br />

2 Homepage der Kinderklinik Gelsenkirchen (http://www.kinderklinik-ge.de/Asthma.htm<br />

33


Hilfe die Bewältigung der Aufgaben unterstützt werden. Ziel ist die Stärkung des<br />

Selbstbewusstseins: „Du schaffst das“ , nicht das Signal „Du bist krank und kannst das<br />

nicht“. Dazu gehören Lob und Ermutigung sowie das Anerkennen auch kleiner<br />

Lernfortschritte. Sollte in Ausnahmefällen die Erkrankung so stark sein, dass eine<br />

Teilnahme z.B. am Sportunterricht nicht möglich ist (Im allgemeinen können<br />

Asthmatiker am Schulsport teilnehmen !), so darf das Kind durch die Erkrankung<br />

keinen Vorteil erfahren (z.B. nach Hause gehen), es soll statt dessen andere Aufgaben<br />

erledigen. Bei einem akuten Anfall ist natürlich unverzügliche medikamentöse oder<br />

ärztliche Hilfe nötig.<br />

Ausführlichere Informationen zum Thema Asthma erhalten Sie über die Homepage der<br />

Kinderklinik (www.kinderklinik-ge.de) unter dem Link .<br />

Wir hoffen, Ihnen, den Mitschülerinnen und Mitschülern und dem (noch) erkrankten<br />

Kind mit diesem Informationsschreiben den Schulalltag zu erleichtern. Um unsere<br />

Arbeit zu verbessern, würden wir uns freuen, von Ihnen eine Rückmeldung zu erhalten,<br />

ob und in welcher Weise diese Information für den Schulalltag hilfreich war, welche<br />

Fragen noch offen bleiben e.t.c.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

W. Brenk, Sonderschulrektorin<br />

Dieses Informationsblatt wurde mit freundlicher Unterstützung der Robert Bosch<br />

Stiftung erstellt<br />

34


Schulportrait<br />

Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen<br />

Die Schule für Kranke der Stadt Gelsenkirchen wurde am 1. Februar 1980 gegründet.<br />

Heute werden durch sie Kinder und Jugendliche in 4 Gelsenkirchener Krankenhäusern<br />

beschult.<br />

Zur Zeit arbeiten vier Sonderschullehrer/innen, stundenweise unterstützt von einer<br />

Sekretärin, an dieser kleinsten Sonderschule Gelsenkirchens.<br />

Täglich werden insgesamt 20 bis 23 Kinder fast aller Schulformen vom Beginn der<br />

Schulpflicht bis einschließlich Klasse 10 unterrichtet, sofern sie wegen der Dauer ihres<br />

Krankenhausaufenthaltes (mind. 4 Wochen) Anspruch auf Unterricht haben.<br />

Städtische Kinderklinik<br />

In der Kinderklinik - Buer werden Schulkinder auf drei Stationen betreut: in der<br />

psychiatrischen Tagesklinik, in der Allergologie und auf einer Akutstation. Der Unterricht<br />

erfolgt nach den individuellen Bedürfnissen der Schüler in Kleingruppen- oder<br />

Einzelunterricht entweder im Patientenzimmer oder in einem der 4 Schulräume.<br />

In der Kinderklinik - Buer befinden sich außerdem die Verwaltungsräume der Schule.<br />

Marienhospital Ückendorf<br />

Im Marienhospital Ückendorf werden von der SfK im „Haus für kranke Kinder“<br />

Schüler/innen auf den Stationen Pädiatrie, operative Disziplinen und Isolierstation<br />

unterrichtet.<br />

Neben der Möglichkeit des Unterrichts im Krankenzimmer stehen für<br />

Gruppenunterricht zeitweise die Aufenthaltsräume, die auch als Speiseraum,<br />

Elternwartezimmer und für Bastelangebote genutzt werden, zur Verfügung.<br />

Akutkrankenhäuser Bergmannsheil und Marienhospital - Buer<br />

In diesen Häusern werden Kinder mit unterschiedlichen Krankheitsbildern beschult.<br />

Der Unterricht findet überwiegend im Patientenzimmer, gelegentlich auch in Sitzecken<br />

im Flur statt. Auf der Brandstation des Bergmannsheils erfolgt der Unterricht in<br />

Einzelarbeit am Krankenbett.<br />

Der Unterricht erfolgt im Stationslehrerprinzip in alters- und schulformgemischten<br />

Kleingruppen in Räumen der jeweiligen Klinik. Jeweils 1 bis 2 LehrerInnen sind für die<br />

Schülerschaft einer Station zuständig. Das gibt insbesondere den akut und chronisch<br />

erkrankten Kindern in den oft sehr betriebsamen Stationen der Außenstellen Sicherheit<br />

durch eine feste Bezugsperson. Bei psychosomatisch und psychiatrisch Erkrankten sind<br />

Unterricht und Erziehung oft nur über den engen personalen Bezug zum vertrauten<br />

Stationslehrer möglich. Die unabdingbaren klaren Strukturen sind durch das<br />

Stationslehrerprinzip eher gesichert als beim Klassenlehrerprinzip, wenn Kinder aus<br />

verschiedenen Stationen in einer Klasse zusammengefasst und von verschiedenen<br />

Lehrern (Klassen- und Fachlehrer) unterrichtet werden. Der Stationslehrer ist auch für<br />

Ärzte und nichtmedizinisches Personal ein fester Ansprechpartner, der mit den<br />

organisatorischen Abläufen und den Absprachen seiner Station vertraut ist. Gerade im<br />

Bereich der psychosomatischen und psychiatrischen Erkrankungen ist eine solch enge<br />

Zusammenarbeit unabdingbar.<br />

In besonderen Fällen (z.B. Bettlägerigkeit nach schweren Unfällen) erfolgt der<br />

Unterricht auch in Einzelbetreuung am Krankenbett.


In Absprache mit den Lehrern der Heimatschulen werden die Fächer Deutsch<br />

(Sprache), Mathematik, Sachunterricht, Englisch, Französisch und Latein erteilt.<br />

Der Schwerpunkt der SfK liegt in der Arbeit mit psychisch erkrankten Kindern der<br />

Tagesklinik und mit an Allergien leidenden Kindern, die hier in Gelsenkirchen nach<br />

dem bundesweit bekannten Gelsenkirchener Modell 1 für Asthma und Neurodermitis<br />

behandelt werden. Es gehören aber auch andere chronisch und akut erkrankte<br />

Patienten sowie Patienten der Unfall- und Brandstation der Klinik Bergmannsheil zur<br />

Schülerschaft der SfK. Auch schulpflichtige Kinder aus Krisengebieten, die<br />

unentgeltlich in einem der o.g. Krankenhäuser behandelt werden, werden unterrichtet.<br />

Der Unterricht wird in Absprache mit den Ärzten sehr individuell geplant. Die tägliche<br />

Unterrichtszeit richtet sich dabei nach der Befindlichkeit der Patienten, ihrem<br />

Unterrichtsanspruch und den personellen Möglichkeiten der SfK.<br />

Ziel des Unterrichts ist es, dem Kind in der seelisch und oft auch körperlich belastenden<br />

Krankenhaussituation ein Stück Alltagnormalität zu erhalten und möglichst den<br />

Anschluss an den Leistungsstand der Heimatklasse zu gewähren. Aus diesem Grund<br />

erfolgt eine sehr enge Zusammenarbeit nicht nur mit der Klinik und den Eltern,<br />

sondern auch mit den Lehrern der Heimatschule.<br />

Bei Erkrankungen und Verletzungen, die ein Arbeiten am Stoff der Klasse unmöglich<br />

machen, wird dieser entsprechend reduziert und aufbereitet. Nötigenfalls beraten die<br />

Lehrer der SfK die Eltern auch bei einem erforderlichen Klassen- oder<br />

Schulformwechsel.<br />

1 www.kinderklinik-ge.de unter dem Link .


Walburga Brenk<br />

*1956<br />

verheiratet, 2 Söhne, 1 Tochter<br />

Lehramt fürSonderpädagogik<br />

für Kinder mit<br />

Lernbehinderungen und Erziehungsschwierigkeiten<br />

1978 – 1979 Gymnasium<br />

(Unterrichtsauftrag)<br />

1981 – 1983 Schule für Lernbehinderte<br />

1983 – 1985 Schule für Kranke<br />

1990 Schule für Kranke<br />

Rektorin der Schule für Kranke<br />

Dirk Hansberg<br />

*1957<br />

verheiratet, 2 Söhne<br />

Lehramt für Sonderpädagogik<br />

für Kinder mit<br />

geistigen Behinderungen und Sprachbehinderungen<br />

1985 – 1989 Unterrichtsaufträge und<br />

Sprachtherapien in<br />

verschiedenen Sonderschulen<br />

und Institutionen<br />

1989 – 1999 Schule für Erziehungshilfe<br />

1999 Schule für Kranke<br />

Medienbeauftragter der Schule für Kranke


Barbara Köhn<br />

geb.1949<br />

verheiratet, 2 Töchter<br />

*<br />

Lehramt für Grund- und Hauptschule<br />

Lehramt für Sonderpädagogik<br />

(Kinder mit geistiger und sprachlicher Behinderung)<br />

Schuldienst<br />

1972 - 1974 Grundschule<br />

1974 - 1976 Schule für Lernbehinderte<br />

1976 - 1978 Aufbaustudium<br />

Universität Dortmund<br />

1978 - 2000 Schule für Sprachbehinderte<br />

(Primarstufe)<br />

seit 2000 Schule für Kranke Gelsenkirchen<br />

*<br />

1996 – 2003 Ausbildung zur Therapeutin:<br />

„Psychoorganische Analytikerin“ (ECP)<br />

Astrid Machowinski-Spiegelberg<br />

*1954<br />

verheiratet, 2 Söhne<br />

Lehramt für Sonderpädagogik<br />

für Kinder mit<br />

Lernbehinderungen und Körperbehinderungen<br />

1978 – 1980 Schule für<br />

Lernbehinderte/Turfstraße<br />

1980 – 1998 Schule für<br />

Körperbehinderte/Löchterschule<br />

1998 Schule für Kranke<br />

Staatlich geprüfte Hauswirtschafterin


Herdecke<br />

Ita-Wegman-Schule<br />

am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke<br />

Gerhard - Kienle - Weg 4<br />

58313 Herdecke<br />

Email: bbeekk@web.de<br />

http://www.gemeinschaftskrankenhaus.de/<br />

Dr. rer. nat. Brigitte Beekmann - Knörr


Dr. rer. nat. Brigitte Beekmann - Knörr<br />

Wörthstraße 35 58091 Hagen<br />

Telefon: 02331 / 71454<br />

e-mail: bbeekk@web.de<br />

Klinikschule – allgemeine Schule. Erfindungsreiches Miteinander<br />

in gemeinsamer Praxis für psychisch kranke Schüler<br />

Bericht im Rahmen des <strong>Abschlussbericht</strong>s<br />

zum interdisziplinären Forschungsprojekt<br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“<br />

Gefördert aus Mitteln der Robert-Bosch-Stiftung<br />

15. Februar 2006<br />

Dieser Bericht ist mein schriftlicher Beitrag zu dem Forschungsprojekt „Chronisch<br />

kranke Kinder in den allgemeinen Schulen“. Mir war es ein Anliegen, im Rahmen dieses<br />

<strong>Projekt</strong>s die Wiedereingliederung psychisch kranker Jugendlicher in die allgemeinen<br />

Schulen zu beobachten, meine Erfahrungen und Überlegungen aus vielen Jahren Unterrichtstätigkeit<br />

in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie darzustellen und dies auf dem<br />

Hintergrund einiger Fallbeispiele zu erläutern. Von unserer Schule habe nur ich an diesem<br />

<strong>Projekt</strong> teilgenommen. Zur Einführung möchte ich mich und unsere Schule vorstellen.<br />

- 1 -<br />

Ita-Wegman-Schule<br />

am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke<br />

Gerhard-Kienle-Weg 4<br />

58313 Herdecke<br />

Telefon: 02330 / 62 3906, -3900


1. Allgemeine Angaben über meine Schule,<br />

Grundsätzliches zur pädagogischen Arbeit<br />

Ich bin Lehrerin an der Ita-Wegman-Schule – Waldorfschule besonderer Art, Schule<br />

für Kranke, am Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke/Ruhr. Seit 12 Jahren unterrichte<br />

ich hier, vorwiegend – bedingt durch meine Ausbildung – Mathematik in den<br />

Klassenstufen 7 oder 8 bis 13, aller Schularten. Die Schüler unserer Schule sind ganz<br />

überwiegend (über 90 %) Patienten der drei kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilungen<br />

sowie der Abteilung für junge Erwachsene; darunter sind auch immer wieder<br />

körperlich kranke Kinder und Jugendliche, beispielsweise mit Diabetes, Mucoviscidose<br />

oder Epilepsie, die Probleme im Umgang mit ihrer Erkrankung haben.<br />

In unserer Schule haben wir täglich ca. 50 Schüler. Das Kollegium besteht aus acht Lehrerinnen<br />

und Lehrern, darunter drei Fachlehrer mit Unterrichtsgenehmigungen bis<br />

zum Abitur (Klasse 13), die anderen bis Klasse 12, und zwei Sonderschullehrern. Darüber<br />

hinaus haben die meisten KollegInnen noch heilpädagogische, psychotherapeutische<br />

oder ähnliche andere Zusatzausbildungen absolviert.<br />

Die stationär aufgenommenen Kinder zwischen 6 und 12 Jahren sowie die Patienten der<br />

Tagesklinik werden in drei „Klassen“ von jeweils einer Lehrerin unterrichtet („Stationslehrer-prinzip“).<br />

Dieser Unterricht ist stark am Waldorfunterricht orientiert, mit Epochenunterricht<br />

(„Hauptunterricht“) usw.; zugleich werden die Schüler in zusätzlichem<br />

Kleingruppenunterricht auf die Wiedereingliederung in die normalen, meist staatlichen<br />

Schulen vorbereitet, aus denen sie kommen.<br />

Die älteren Schüler (ab ca. 12 bis ca. 20 Jahre) kommen aus allen möglichen Schulen<br />

und Klassenstufen; die verschiedenen Schularten sind ungefähr wie im Landesdurchschnitt<br />

von NRW vertreten. Einige Unterschiede gibt es dennoch: bei den Jungen sind<br />

Schüler der Hauptschulen und Sonderschulen überproportional vertreten, und diejenigen<br />

der anderen Schultypen (RS, GS, GY) unterproportional. Aus den Klassenstufen 10<br />

bis 13 sind regelmäßig einige Schüler da, so dass wir immer auch in der gymnasialen<br />

Oberstufe bis hin zum Abitur unterrichten.<br />

Bei diesen älteren Schülern ab 12 Jahre arbeiten wir mit dem „Fachlehrerprinzip“: Die<br />

Schüler erhalten vorwiegend Fachunterricht in kleinen Gruppen von bis zu 6 Schülern,<br />

meist Deutsch, Englisch und Mathematik; regelmäßig werden auch Französisch und Latein,<br />

bei Bedarf Philosophie, Physik, Biologie und andere Fächer unterrichtet.<br />

Jeder Schüler hat einen „Bezugslehrer“, bei dem alle schulischen Angelegenheiten zusammenlaufen;<br />

dies ist die Nahtstelle zwischen Therapie, Eltern, Außenschule und Klinikschule.<br />

Die vielfältigen Aufgaben, die mit dieser „Bezugslehrerschaft“ verbunden<br />

sind, werden im Laufe dieses Berichts immer wieder deutlich werden. Nach dem neuen<br />

Schulgesetz in NRW ist für jeden Schüler ein Förderplan zu erstellen; hierfür ist bei uns<br />

ebenfalls der Bezugslehrer verantwortlich.<br />

Wir nehmen alle Kinder und Jugendlichen zu Beginn ihres stationären Aufenthalts sofort<br />

in die Schule auf (möglichst am nächsten Tag, jeder Tag zählt inzwischen bei der<br />

berechnung der Stellen!), auch die magersüchtigen. Nur gelegentlich wird die Situation<br />

hergestellt, dass ein Schüler/in gar nicht in die Schule darf, sondern sich die Teilnahme<br />

am Unterricht regelrecht erst „verdienen“, erarbeiten muss; derartige Maßnahmen<br />

werden in Absprache mit dem pädagogischen Team der Station geregelt.<br />

- 2 -


Mit allen Stationen gibt es tägliche und regelmäßige Übergaben, Besprechungen und<br />

ausführliche Fallbesprechungen sowie z.T. Fallsupervisionen; wir nehmen an Eltern-<br />

und Familiengesprächen teil, organisieren auch größere „Helferkreis“- Zusammenkünfte,<br />

und nehmen regelmäßig Kontakt mit der Heimatschule jedes Schülers auf.<br />

Nach einiger Zeit, mitunter erst gegen Ende des stationären Aufenthaltes unserer Schüler<br />

stellt sich die Frage nach der Wiedereingliederung in die „normalen“ Schulen. Inzwischen<br />

haben wir hierfür sehr viele Varianten im Spiel, die ganz von der individuellen<br />

Situation aller Beteiligten abhängen. Manche Schüler gehen von der Station aus ein oder<br />

zwei Tage in der Woche in ihre eigene Klasse zurück, manche schließlich täglich. Bei<br />

anderen ist im Rahmen der Wiedereingliederung ein „Außenschulversuch“ in einer<br />

Schule in der Umgebung unseres Krankenhauses sinnvoll; mehrere Schulen sind hier<br />

dankenswerterweise bereit, unsere Schüler als Gastschüler für Wochen oder Monate<br />

aufzunehmen. Darüber wird im Folgenden noch ausführlicher berichtet.<br />

2. Ziele und Erwartungen meines Teil-<strong>Projekt</strong>es innerhalb des<br />

Forschungsprojektes<br />

Mir war es ein Anliegen, folgende drei Themenbereiche im Rahmen dieses Forschungsprojektes<br />

näher zu untersuchen:<br />

• die Wiedereingliederung psychisch erkrankter Jugendlicher in ihre bisherige oder<br />

in eine andere Schule,<br />

• die Darstellung des möglichen Vorgehens an Hand von Fallbeispielen, ohne statistische<br />

Erfassung,<br />

• die Beobachtung solcher Verläufe über längere Zeiträume hinweg, um das eigene<br />

Vorgehen überprüfen zu können.<br />

Mit der ersten Fragestellung habe ich mich seit vielen Jahren, vom Beginn meiner Tätigkeit<br />

als Lehrerin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie an, befasst, vgl. [1]. Es ist<br />

schon seit Jahrzehnten sehr auffallend, welch großer Teil unserer Schüler massive Probleme<br />

in ihren Schulen und Klassen hat, sowohl im Hinblick auf die schulischen Leistungen,<br />

aber vor allem auch im Hinblick auf ihre soziale Integration; bei ungewöhnlich vielen<br />

von ihnen stellt sich die Frage nach einem Wechsel der Schule oder der Klasse.<br />

Wie bereits gesagt, bin ich von unserer Schule am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke<br />

die einzige Kollegin, die an dem Forschungsprojekt mitarbeitet; schon aus diesem<br />

Grund erschien es mir nicht sinnvoll, die Wiedereingliederung unserer Schüler auf statistische<br />

Weise zu untersuchen. Der gewichtigere Grund ist jedoch, dass die einzelnen<br />

Geschichten unserer Schüler so unterschiedlich sind, jede Situation und jede Familie besonders,<br />

so dass mir Fallbeispiele als das geeignetere Mittel erschienen, die Problematik<br />

der Wiedereingliederung darzustellen. Auch mir selbst war es ein Anliegen, meine Arbeit<br />

und besonders einzelne Fälle einmal zusammenhängend darzustellen, sie dabei kritisch<br />

zu hinterfragen und Schlüsse für die Zukunft und möglicherweise auch für die<br />

Lehrerbildung daraus zu ziehen. Ich habe mich auf drei Beispiele beschränkt; natürlich<br />

ließe sich dieses Kapitel beliebig erweitern.<br />

An dieser Stelle mag ein Lese-Hinweis nützlich sein: die Falldarstellungen in Abschnitt<br />

4.3 lassen sich unabhängig vom Text davor gut lesen und können meiner Meinung nach<br />

beim Leser einen nützlichen Hintergrund für die jetzt folgenden Erörterungen bilden –<br />

ich schlage also vor, sie jetzt schon einmal oder auch zwischendurch gelegentlich zu lesen.<br />

- 3 -


3. Vorbereitung<br />

Beteiligte<br />

• Ich als Lehrerin an der Ita-Wegman-Schule (jeweils in Zusammenarbeit mit Kollegen),<br />

• die Stationen, deren Schüler ich unterrichte (5 West, 4 West, 4 Ost, 6 West / Ost),<br />

• Schulen in der Umgebung des Krankenhauses, die unsere Schüler als Gastschüler<br />

übernehmen, insbesondere die Friedrich-Harkort-Schule (Gymnasium) in<br />

Herdecke,<br />

• die ursprünglichen „Heimatschulen“ der Schüler,<br />

• die zukünftigen (geplanten) Schulen, in die die Schüler evtl. umgeschult werden<br />

sollen.<br />

Schwierigkeiten, Probleme:<br />

• Unvorhergesehene Therapieabbrüche: immer wieder kam und kommt es vor,<br />

dass Patienten oder ihre Familien die Situation des stationären Aufenthalts nicht<br />

bis zum Ende der Therapie durchhalten, sondern vorher abbrechen. Dies führte<br />

zu einer höheren Fluktuation auf den Stationen und in der Schule, zu einer erheblichen<br />

Mehrbelastung aller Mitarbeiter, und auch zum Abbruch mancher geplanten<br />

Falldarstellungen.<br />

• Vor allem in den vergangenen drei Jahren hat die Aufenthaltsdauer sehr abgenommen:<br />

die Therapieabläufe sind gegenüber früher z.T. verändert, es gibt mehr<br />

Patienten, die nur zu kurzen Kriseninterventionen kommen.<br />

• Der Druck der Krankenkassen auf die Krankenhäuser, auch in der Psychiatrie<br />

und psychosomatischen Therapie kürzere „Liegezeiten“ zu erreichen, wirkt sich<br />

erheblich auf die Schule aus.<br />

• Die Therapie krebskranker Kinder hat sich ebenfalls stark verändert. Diese Kinder<br />

werden oft nur noch für 1-2 Tage zur chemotherapeutischen Behandlung<br />

aufgenommen, die Therapie findet überwiegend ambulant statt. Für die Familien<br />

bedeutet das (neben anderen Vorteilen und Belastungen) u.a., dass diese Kinder<br />

von der Klinikschule kaum mehr betreut werden können. Die Heimatschule kann<br />

für diese Kinder Hausunterricht organisieren.<br />

• Der viel raschere Wechsel der Patienten als noch vor einigen Jahren bedeutet<br />

auch für die Lehrer der Klinikschule eine erhebliche Zusatzbelastung. Es bleibt<br />

nur wenig Zeit zum Kennen lernen und für Diagnosen; die Zeit für das eigentliche<br />

Kerngeschäft, das Unterrichten, wird immer mehr beschnitten durch die übrigen<br />

ebenso notwendigen betreuenden Maßnahmen: Kontakt zur Schule aufnehmen,<br />

Wiedereingliederung in die alte oder eine neue Klasse, oder eine neue<br />

Schule suchen usw.<br />

• Wir haben ungefähr die vier- bis fünffache Anzahl von Schülern pro Jahr zu<br />

betreuen gegenüber früher, vor 10 Jahren.<br />

Alle diese Gründe führen zu großem Druck und viel Hektik in den täglichen Abläufen.<br />

- 4 -


4. Durchführung<br />

4.1 <strong>Projekt</strong>verlauf<br />

Die Mitarbeit an dem Forschungsprojekt der RBS hat dazu geführt, dass ich meine üblichen<br />

Tätigkeiten und die Abläufe in der Schule für Kranke unter den Gesichtspunkten<br />

und Zielen des <strong>Projekt</strong>es genauer beobachtet und sorgfältiger geplant und durchgeführt<br />

habe.<br />

Vor allem den Schritten zur Wiedereingliederung meiner Bezugs-Schüler, für deren<br />

schulische Belange ich verantwortlich war, habe ich besondere Aufmerksamkeit gewidmet:<br />

- besondere Sorgfalt im Umgang mit den Schulen und Lehrern und bei den Gesprächen<br />

mit unseren Schülern und Eltern beachtet,<br />

- mir mehr Zeit dafür genommen,<br />

- die „Katamnese“ verstärkt und Nachfragen bis zu vier Jahren später durchgeführt,<br />

was aus den Jugendlichen geworden ist (vgl. Fallbeispiele: Kim, Ernst,<br />

Maria).<br />

4.2 Änderungen gegenüber der Planung<br />

Im ersten Jahr seit Beginn des Forschungsprojektes wurde mir wieder besonders deutlich,<br />

dass die betroffenen Lehrer mehr Informationen über die Krankheitsbilder benötigen<br />

und auch wünschen. Sie möchten mehr darüber wissen, in welchen Situationen und<br />

warum Kinder und Jugendliche in den „Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

im Kindes- und Jugendalter“ behandelt werden. Diese Information und Aufklärung<br />

ist im Zusammenhang mit der Wiedereingliederung unserer Schüler besonders wichtig<br />

und eine eigene Aufgabe.<br />

Diese Fragestellung „Aufklärung der Lehrer“ ist eine erste Veränderung gegenüber der<br />

ursprünglichen Zielsetzung, die Probleme der Wiedereingliederung vor allem und allein<br />

mit Hilfe der Falldarstellungen aufzuzeigen.<br />

Eine weitere Veränderung der Zielsetzung des <strong>Projekt</strong>s geschah durch das <strong>Projekt</strong><br />

selbst:<br />

In den vergangenen 2 Jahren intensivierte sich eben durch meine Mitarbeit am Forschungsprojekt<br />

die Zusammenarbeit mit der Friedrich-Harkort-Schule (Städtisches<br />

Gymnasium) in Herdecke. Durch die wachsende Anzahl und sorgfältigere Vorbereitung,<br />

Begleitung und Auswertung der „Außenschulversuche“ mit Schülern der Krankenhausschule<br />

entstand einerseits eine Vereinfachung und mehr Routine, andererseits ein fast<br />

modellhaftes Vorgehen beim Ablauf dieser Schulversuche. Dies führte in inzwischen so<br />

weit, dass die Friedrich-Harkort-Schule ihr Engagement für kranke Schüler und die<br />

Zusammenarbeit mit unserer Schule bei der Wiedereingliederung unserer Schüler als<br />

spezielles Profil und besondere Qualität in ihr Schulprogramm aufgenommen hat. Es<br />

wurden „Gedanken zur Eingliederung von Schüler/-innen bei chronischer Krankheit“<br />

gemeinsam erarbeitet und formuliert. Der entsprechende Abschnitt des Schulprogramms<br />

ist unten im abschließenden Kapitel 5 eingefügt, in dem über diese Kooperation<br />

mit der Friedrich-Harkort-Schule nochmals berichtet wird.<br />

- 5 -


4.3 Zentrale Fragestellungen und Schwerpunkte des Teilprojekts<br />

Drei Fragestellungen und Schwerpunkte sind besonders zum Gegenstand des hier vorliegenden<br />

schriftlichen <strong>Abschlussbericht</strong>es geworden:<br />

I. Was müssen Lehrer über psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen<br />

wissen?<br />

II. Einbeziehung der Klasse – was sagt man den Mitschülern und wie sagt man es?<br />

III. Falldarstellungen und einige systematische Erkenntnisse für Lehrer hieraus<br />

Zu I: Was müssen Lehrer über psychische Erkrankungen bei Kindern und<br />

Jugendlichen wissen?<br />

Zunächst dachte ich daran, dass z.B. in den „Handreichungen für Lehrer“ von C. Ertle<br />

eine Zusammenstellung mit Informationen über die wichtigsten psychiatrischen Krankheitsbilder<br />

sinnvoll sei, ähnlich wie sie im Frühjahr 2004 vom Landschaftsverband<br />

Westfalen-Lippe herausgegeben worden ist, allerdings mehr für Erwachsene. Daran<br />

hinderte mich bald meine gefühlsmäßige Abneigung gegen solche Klassifikationen von<br />

Krankheiten, Schubladen für Schüler ... Denn was ist „psychisch krank“, was ist „normal“?<br />

Wir sind also bei der nächsten Frage: Was ist gesund? Was ist krank?<br />

In einem eindrücklichen Vortrag rief K. Dörner in Delmenhorst am 22.10.04 hierzu eine<br />

Formulierung von Friedrich Nietzsche in Erinnerung: Gesundheit ist nicht Abwesenheit<br />

von Krankheit, sondern eher definiert durch „das Maß an Leiden, mit dem ich leben<br />

kann“.<br />

Aber – so meine Beobachtungen in 12 Jahren in der Kinder- und Jugend-Psychiatrie –<br />

es gibt ein Maß von Umständen, Belastungen, Symptomen und Krankheitsmerkmalen,<br />

die ein Kind in seiner Umgebung eben nicht mehr bewältigen kann, und diesen Zustand<br />

kann man dann als „krank“ bezeichnen. Die heute meist verwendete ICD-10 Klassifikation<br />

geht so vor: sie klassifiziert nach dem Vorliegen einer bestimmten Anzahl und<br />

Schwere von Symptomen über einen bestimmten Zeitraum hinweg.<br />

Mit der Abklärung, ob bei einem Schüler oder einer Schülerin ein solcher Zustand als<br />

krank zu bezeichnen ist, welche Fachleute hinzugezogen werden sollten, oder ob man<br />

das Problem noch mit vereinten Kräften selbst bewältigen kann, sind Lehrer im allgemeinen<br />

überfordert.<br />

Schule und Lehrer sind normalerweise auch nicht die Gesprächspartner, mit denen die<br />

Eltern oder Familien ihre privaten Konflikte bearbeiten wollen oder können; und so erfährt<br />

der Lehrer meist auch nur einen Bruchteil der Problematik.<br />

Gewiss gibt es Kinder und Jugendliche, die auch ganz extreme Situationen bewältigen,<br />

ohne offiziell als „psychisch krank“ definiert und ärztlich behandelt zu werden. Es<br />

hängt eben von der Gesamtsituation, der Belastbarkeit der Betroffenen und ihrem umgebenden<br />

„sozialen Netz“, von den Menschen um sie herum und in der Schule besonders<br />

auch von den einzelnen Lehrern ab.<br />

Das Eingreifen und Helfen in schwierigen Situationen von Seiten der Lehrer ist eine<br />

Gratwanderung; es ist wichtig, dass die Lehrer hierbei ihre Aufgaben und ihre Grenzen<br />

sehen und andere Menschen und Stellen mit entsprechenden Kompetenzen und Zustän-<br />

- 6 -


digkeiten erforderlichenfalls hinzuziehen. Umgekehrt gilt das ebenso: Ärzte und Therapeuten<br />

aller Art sollten erkennen, wo die Aufgabenbereiche der Schule und Lehrer liegen,<br />

und wo die Lehrer als Fachleute hinzuziehen sind.<br />

Natürlich gibt es sicher viele Ärzte, die gewiss gerne und auch sehr gute Lehrer geworden<br />

wären, wie umgekehrt viele Lehrer sicherlich sehr gute Ärzte geworden wären ...<br />

aber nun haben die einen wie die anderen sich in ihren Bereichen ausgebildet und dort<br />

spezialisiert und Erfahrungen gewonnen, sind Fachleute auf ihren Gebieten geworden.<br />

Davon sollten sie gegenseitig Nutzen ziehen.<br />

Es ist also wichtig, dass in den Schulen die wesentlichen „Anlaufstellen für Probleme“<br />

gut bekannt sind, z.B. Jugendschutzstellen; Kinderschutzbund mit zahlreichen Einrichtungen,<br />

geschützte Anlaufstellen für Mädchen und junge Frauen usw. Auch die Kenntnis<br />

über die einschlägigen Gesetze sind häufig kaum vorhanden: Wir haben beispielsweise<br />

in vielen Gesprächen (z.B. „Runde-Tisch-Gespräche“ mit allen Beteiligten: Jugendlichen,<br />

Eltern, Ärzten, Lehrern der Heimatschulen, ...) festgestellt, dass vor allem<br />

die Eltern und die Lehrer sehr wenig über das Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz und die<br />

Sozialgesetze wissen; sie kennen ihre Rechte und ihre Ansprüche nicht, wissen zu wenig<br />

über all die Hilfemöglichkeiten, die diese Gesetze bieten.<br />

Große Schulen in Deutschland haben häufig Sozialarbeiter eingestellt; auch auf diese<br />

Weise werden außerschulische Institutionen früher aufmerksam und einbezogen. In<br />

Frankreich beispielsweise müssen Schulen ab einer bestimmten Größe eine Krankenschwester<br />

einstellen, ähnliche Regelungen gibt es auch in anderen Ländern.<br />

Ich bin also von meiner ursprünglichen Frage - der Information der Lehrer über die<br />

psychiatrischen Krankheiten – zur umgekehrten Aufgabenstellung geraten: Lehrer<br />

können und müssen sehr viel deutlicher machen, wofür sie die Fachleute sind, welches<br />

ihre ureigensten Bereichen und Kompetenzen sind.<br />

Die andere Seite des Problems ist noch weniger bewusst und bearbeitet: Ärzte und Therapeuten<br />

empfinden Lehrer meist nicht als gleichwertige Partner und Fachleute für<br />

Lernen und Lehren, und ebenso fühlen sich die Lehrer auch nicht als solche. Ziel wäre<br />

ein Dialog unter Fachleuten, in Gleichwertigkeit.<br />

Nebenbemerkung: In NRW gibt es übrigens eine Arbeitsgemeinschaft „Arzt und Lehrer“<br />

im Hartmannbund der Landesverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe. Ihr 27.<br />

Symposium am 6. November 2004 hat sich mit dem Thema befasst: „Macht Schule Lehrer<br />

und Schüler krank? Pathogene Faktoren und Präventionsmöglichkeiten im Schulsystem“.<br />

Das 28. Symposion dieser Arbeitsgemeinschaft widmete sich am 10. Dezember<br />

2005 dem Thema: “Psychische Belastungen von Kindern und Eltern bei Adipositas und<br />

anderen Essstörungen: Prävention, Diagnostik und Bewältigungsmöglichkeiten“. Die<br />

Beiträge dieser Tagungen sind in gedruckter Form erschienen und können bei den jeweiligen<br />

Landesverbänden des Hartmannbundes bestellt werden (z.B. beim Landesverband<br />

Westfalen-Lippe, Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e. V., Westfalendamm<br />

81, 44141 Dortmund; Telefon 0231 / 43 37 97, Telefax 0231 / 41 61 37,<br />

lv.wl@hartmannbund.de ; siehe auch www.hartmannbund.de )<br />

Zu II. Auseinandersetzung mit dem Stigma der „Klapse“ und des Verrücktseins,<br />

und wie sagt man das der Klasse?<br />

- 7 -


Seit Jahren schon orientiere ich mich bei der Wiedereingliederung meiner Schüler an<br />

dem Konzept der Heimatschulbesuche der Tübinger Kinderklinik (vgl. [3]) und versuche,<br />

für die psychisch erkrankten Kinder etwas Ähnliches, ihrer Situation angepasstes<br />

zu verwirklichen. Dabei liegt jedoch jeder Einzelfall anders, und das Vorgehen muss<br />

ganz individuell erarbeitet und abgestimmt werden. Was sollen die Lehrer, was die<br />

Klassenkameraden wissen? Ist es sinnvoll, den Kontakt zur Klasse zur Klasse aufrecht<br />

zu erhalten, und wie? Wie kommt man nach längerer Abwesenheit wieder in die Klasse,<br />

was sagt man? Wo war man? „Liebe Klasse, ich habe Krebs!“ ist doch noch etwas anderes<br />

als zu sagen: „Liebe Klasse, ich habe eine Depression, eine Psychose,...., ich war in<br />

der Psychiatrie“. Und wie informiert man eine Klasse über solche psychiatrischen Erkrankungen?<br />

Wie führt man neue Schüler bei einem Außenschulversuch während des stationären<br />

Aufenthalts in die „gastgebende“ Klasse ein, in der sie nur wenige Wochen oder Monate<br />

sein werden?<br />

Als besonders wirksam hat es sich nach meiner Erfahrung erwiesen, wenn die Schüler<br />

selbst über ihren Aufenthalt berichten können: Schüler informieren Schüler – ähnlich<br />

wie bei dem Konzept der Heimatschulbesuche der Tübinger Kinderklinik. Gelegentlich<br />

sind wir als Lehrer oder auch Ärzte unseres Krankenhauses mit in die Klassen gegangen<br />

und haben etwas über die Erkrankung oder die Situation unserer Schüler (in deren<br />

Anwesenheit) erzählt. Häufig findet eine Vorbereitung der ersten Schulbesuche in Rollenspielen,<br />

Gruppengesprächen sowie Familien- und Einzelgesprächen statt, sowohl auf<br />

den Stationen als auch im Schulunterricht bei uns.<br />

An Stelle ausführlicher theoretischer Erörterungen zitiere ich als Beispiel einen Brief,<br />

den Peter, 16 ½ Jahre alt und in der 9. Klasse Hauptschule, aus dem Krankenhaus an<br />

seine Klasse eine Woche vor Beginn der Sommerferien geschrieben hat. Peter war bis<br />

zur 8. Klasse auf einer Realschule und war dann in die Hauptschule gekommen. Er hatte<br />

zwei wesentlich ältere Schwestern, die älteste war schwer behindert; sie ist bereits<br />

verstorben.<br />

Ich hatte mit Peter die Frage erörtert, ob und wie er den Kontakt zu seiner Klasse pflegen<br />

wollte, und wie er sie auf seine nach den Sommerferien geplante Rückkehr vorbereiten<br />

wollte; wie meist, hatte ich ihm auch vorgeschlagen, der Klasse einen Brief zu<br />

schreiben, nur mit Grüßen, oder mit kurzer Andeutung seiner Erkrankung, ganz wie er<br />

wollte. Solch einen Brief müsse er auch gar nicht abschicken, sondern könne ihn ja einfach<br />

nur für sich, zur inneren Vorbereitung schreiben. Peter entschied sich nach einigen<br />

Tagen für einen Brief. Er schrieb ihn am PC, an drei Tagen während des Mathematikunterrichts,<br />

immer nur wenige Minuten lang. Den Brief zu schreiben war ihm wichtig,<br />

er hat es nie vergessen, sondern mich zu Beginn der Stunde von sich aus daran erinnert,<br />

dass er jetzt weiter schreiben wolle. Am Schluss hat er dann – mehrmals – ein Rechtschreibprogramm<br />

drüber gehen lassen, dies ist eine von mir nicht korrigierte Fassung:<br />

Hallo Leute<br />

Warscheinlich habt ihr in den letzten tagen die ich in der schule war mitgekriegt<br />

das ich mich etwas komisch verhalten hab.<br />

Nun ja ich glaube ich sollte euch mal die Wahrheit über mich erklären.<br />

- 8 -


Vor etwa 3 Jahren wurde festgestellt das ich eine akute Angsterkrankung hab.<br />

Dies resultierte daraus dass ich nicht mehr in die schule gehen konnte, so fing alles<br />

an.<br />

Ok manchen von euch wussten dies schon weil ich es ihnen anvertraut hab.<br />

Aufgrund meiner angst zustände die schnell in Panik umschlugen und mein leben<br />

in ein Schuttfeld verwandelt wurde mein leben zu einergroßen herrausforderung.<br />

Mein leben wurde seit den tag Umgekrämpelt ich konnte keine alltäglichen Situationen<br />

wie ins Schwimmbad gehen tätigen ohne das ich dieses Gefühl der angst<br />

im Hinterkopf hatte und noch hab. Ich bin von meiner alten schule runter weil<br />

erst der verdacht bestand dass es der Leistungsdruck wäre.<br />

Doch hat man festgestellt das es nicht der Leistungsdruck war.<br />

Also viel diese Hilfe für mich ins wasser.<br />

Mit der angst zu leben ist schwer und mühsam, diese 3 Jahre waren die anstrengensten<br />

meines Lebens.<br />

Die nicht nur einen geistigen Tribut forderten.<br />

Da ihr ja wisst das ich hier im Krankenhaus bin aber nicht wisst wieso will euch<br />

dies sagen.<br />

Ich sitze auf der ... Station ... ( Kinder und Jugendpsychartrie)<br />

Um ein für alle mal die angst loszuwerden, es ist der Kampf meines Lebens wenn<br />

ich ihn verliere ist mein leben vorbei.<br />

Wenn ich diesen Kampf verliere werde ich nie wieder ein normales leben erreichen<br />

geschweige denn leben können.<br />

Aber eine gute Nachricht kann ich euch mitteilen es sieht so aus als ob ich diesen<br />

Kampf gewinne und warscheinlich in ca. 2-3 Wochen meine Therapie abgeschlossen<br />

hab und zurück komme.<br />

Ich hoffe ihr versteht mich nun besser und nehmt die Sache ernst die ich euch<br />

jetzt erklärt habe denn diesen Brief an euch zu schreiben fällt mir schwer, sehr<br />

schwer.<br />

Ich vermisse euch sehr und ich freue mich darauf gesund hier wieder in ein<br />

halbwegs normales leben wieder zurückzukehren.<br />

Tschüss bis bald<br />

Euer Peter<br />

(Sommer 2004; Abdruck mit veränderten Namen, mit Erlaubnis von Peter und seinen<br />

Eltern.) Ich war über die Direktheit und Offenheit des Briefes so betroffen, dass ich<br />

doch erst die Mutter gefragt habe, ob sie damit einverstanden sei, dass ihr Sohn so an<br />

seine Klasse schriebe.<br />

Ein Vierteljahr später hat mir die damalige Klassenlehrerin von Peter berichtet, wie die<br />

Klasse seinen Brief aufgenommen hat. Peter hatte den Brief wenige Tage vor dem Ende<br />

des Schuljahres an seine alte Klasse geschickt und die Klassenlehrerin hat den Brief<br />

dort verlesen – es sei mucksmäuschenstill gewesen, und es habe zunächst große Betroffenheit<br />

geherrscht, dann Bewunderung und Hochachtung gegenüber Peter, seinem Brief<br />

und der Offenheit, mit der er geschrieben hatte. Das war der richtige Weg, sagt die Lehrerin.<br />

Sie erzählte mir dazu das Beispiel einer anderen Schülerin, die auch in einer anderen<br />

psychiatrischen Klinik gewesen war; das Mädchen und ihre Mutter wollten den<br />

Aufenthalt mit allen Kräften verschweigen – was doch nicht gelang: es wurde bekannt,<br />

- 9 -


und es sei zu Hänseleien („Klapsenkind“) und eher einem ausschließenden Verhalten<br />

seitens der Klasse gekommen.<br />

Zurück zu Peter: Nach den Sommerferien wurden die Klassen in Peters Schule neu zusammengesetzt,<br />

Peter kam in 10 b (Hauptschulabschluss 10 b), wo er mehr Konkurrenz<br />

erfährt als früher. In den ersten Tagen des neuen Schuljahres erschien Peter der Lehrerin<br />

noch sehr krank und schlecht aussehend. Inzwischen erlebt sie ihn als gefestigt,<br />

selbstbewusst, souverän. Sie hat ihn am Tag vor unserem Telefongespräch gesehen, als<br />

er aus freien Stücken zu ihr kam und sich für einen anderen Schüler einsetzte, der die<br />

Klasse 9 wiederholen muss und sehr gemobbt wird. Peter will, dass man etwas für diesen<br />

Schüler tut.<br />

Peter ist ein sehr ernsthafter Schüler, er macht sich viele Gedanken über Leben und<br />

Tod, wirkt manchmal etwas altklug. Er ist einer der vielen Schüler, die ursprünglich auf<br />

der Realschule oder dem Gymnasium waren und infolge der Schwierigkeiten „nach unten“<br />

weitergereicht wurden.<br />

Zur Frage, was Lehrer über solche Krankheiten wissen müssten: Peter hatte früher<br />

schwere Panikanfälle in der Schule, lag z.B. zusammengekrümmt, kreidebleich und zitternd<br />

auf dem Parkplatz ... was sollten die Lehrer da tun?<br />

„Wir haben Klassen, in denen 2/3 der Schüler in stationärer oder ambulanter Therapie<br />

aller Art sind, wir könnten Ihnen noch viele Patienten schicken.“ So die ernüchternde<br />

Aussage der Lehrerin, die wir in ähnlicher Form auch aus vielen andern Schulen und<br />

Klassen immer wieder hören.<br />

Die von dieser Lehrerin angesprochene Notlage ist bei weitem kein Einzelfall. Viele Lehrer<br />

und Schulen versuchen selbst, aus dieser Notlage Auswege zu schaffen und mit sehr<br />

viel Engagement, Einsatz, Zeit, Stellen, verschiedenen Programmen und Fortbildungen<br />

die vielfältigen und großen Probleme zu bewältigen: so gibt es längst an jeder Schule<br />

Beratungslehrer, dazu gibt es inzwischen eine Fülle von Maßnahmen wie<br />

- Trainingsraumkonzepte (auch als „Time-out-Räume“, Selbstverantwortungsraum<br />

bekannt),<br />

- Aufmerksamkeitstraining,<br />

- Streitschlichterausbildungen,<br />

- Konfliktbewältigungstraining,<br />

- Mobbing-Prävention,<br />

- Schulgemeinschaftstage oder Besinnungstage unter Anleitung professioneller pädagogischer<br />

und psychologischer Fachleute<br />

und vieles andere.<br />

Ein weiteres Beispiel möge nochmals das Thema der Stigmatisierung durch psychische<br />

Krankheiten und die Frage, wie man damit umgehen kann, beleuchten.<br />

Eine 14-jährige Patientin, die lange bei uns war, hatte ihrer Klasse während ihrer langen<br />

Abwesenheit nicht gesagt, wo sie war; sie hatte auf der Station ein Plakat an ihre<br />

Zimmertür gehängt, mit vielen Graffitis geschmückt und dem ins Auge fallenden Aufruf:<br />

„Ich bin ein Klapsenkind, holt mich hier raus.“ Immer, wenn ich daran vorbeiging,<br />

empfand ich deutlich eine zwiespältige Botschaft: einerseits will sie verschweigen, wo sie<br />

ist, und andererseits schreit sie laut heraus, wo sie ist; sie will ein Klapsenkind sein, sie<br />

ist auch freiwillig da, und dennoch soll man sie herausholen.<br />

Unsere Befangenheit, Angst, Unsicherheit gegenüber psychisch Kranken ist nach wie<br />

vor groß. Im Alltag wird zudem „psychisch krank“ oft immer noch mit „geistig behin-<br />

- 10 -


dert“ gleichgesetzt, und so werden die Aufgaben, die sich für den Umgang mit psychisch<br />

Erkrankten stellen, völlig verkannt und verwechselt.<br />

Das Problem, die Umgebung über die eigene Erkrankung zu informieren, stellt sich natürlich<br />

bei den anderen Krankheiten auch, aber bei den psychischen Krankheiten in anderer<br />

Weise. Es ist eben ein Unterschied, ob man sagen soll „ich habe Diabetes“ oder<br />

„Asthma“ – oder „ich habe eine Borderline-Persönlichkeitsstörung“ oder „ich habe eine<br />

depressive Episode“; kann oder will man das sagen? Was sollen diese Kinder als junge<br />

Erwachsene im Fragenkatalog der (privaten) Krankenversicherungen angeben, die einen<br />

Menschen, der sich bei ihnen anmelden will, ganz genau abfragen, wann er welche<br />

Krankheiten gehabt hat (bis zu zehn Jahren zurück)? Das würde ich vermutlich auch<br />

lieber verschweigen.<br />

Zurück zur anfangs gestellten Frage, ob man eine Information über die Krankheitsbilder<br />

(z.B. im Rahmen der „Handreichungen für Lehrer“) verfassen sollte und ob diese<br />

von Fachleuten für Lehrer besonders verfasst werden müssten. Es müssten darin bei jedem<br />

Krankheitsbild vor allem die Konsequenzen für Schule und Unterricht dargestellt<br />

werden.<br />

Ziel ist dabei nicht, dass die Lehrer zu ärztlichen Fachleuten werden, sondern genauer<br />

sehen, wo ihre Aufgaben und Grenzen sind, und wann andere Fachleute hinzugezogen<br />

werden müssen – wie ich oben bereits ausgeführt habe.<br />

Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wird derzeit von Frau Dr. A. Kimmig, Tübingen,<br />

eine CD erarbeitet, auf der Informationen über zahlreiche Krankheitsbilder speziell im<br />

Hinblick auf Schulen und Lehrer zusammengestellt werden. Hier im Anschluss habe ich<br />

deshalb nur eine kleine, subjektiv zusammengestellte Liste von wichtigen Krankheitsbildern<br />

aus dem Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie eingefügt, die heute in den<br />

entsprechenden Abteilungen bei Kindern und Jugendlichen behandelt werden. Für jedes<br />

der Krankheitsbilder wären folgende Informationen wichtig:<br />

• Beschreibung des Krankheitsbildes,<br />

• Beschreibung der heute üblichen, evtl. auch kontroversen verschiedenen Therapiekonzepte,<br />

• Informationen über Medikamente, die üblicherweise gegeben werden, sowie deren<br />

erwünschte Wirkungen und Nebenwirkungen; Bewertung von Medikamenten<br />

bei psychischen Erkrankungen. Es ist immer noch die Meinung sehr verbreitet,<br />

Medikamente in der Psychiatrie dienten bloß zum „Ruhigstellen“, Dämpfen...<br />

und die Kinder seien dann nicht mehr ansprechbar – oder: das seien doch Drogen;<br />

• Auswirkungen (aller drei bisherigen „Punkte“) auf den Unterricht mit diesem<br />

Kind / Jugendlichen.<br />

Krankheitsbilder (subjektive Auswahl!) :<br />

• Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen<br />

• Emotionale Störungen<br />

• Angst-, Zwangserkrankungen<br />

• Schulangst / Schulphobie / Schulverweigerung<br />

• Posttraumatische Belastungsstörungen, z. B. nach (sexuellem, anderem) Missbrauch,<br />

Kriegserlebnissen, traumatischen Erfahrungen in der Familie.<br />

• Epilepsie (z.B. Aufklärung darüber, dass der Glaube, bei den Anfällen würden<br />

Gehirnzellen zerstört, falsch ist!)<br />

• Psychogene Anfälle<br />

- 11 -


• Psychosen<br />

• Depressionen<br />

• Suizidalität<br />

• Ess-Störungen<br />

• Entwicklungsstörungen<br />

• ADS, ADHS<br />

Diese Auswahl ist von meiner Erfahrung geprägt: ich arbeite nur mit Jugendlichen über<br />

12 Jahren und jungen Erwachsenen; die Kollegen, die mit den jüngeren Patienten arbeiten,<br />

haben es mit noch ganz anderen Erkrankungen zu tun, vor allem Entwicklungsstörungen<br />

verschiedener Art. Von der anfänglichen Vorstellung, detaillierte Beschreibungen<br />

der Krankheitsbilder und Therapiekonzepte seien allgemein nützlich oder notwendig<br />

für Lehrer, habe ich inzwischen Abstand genommen. Man findet beliebig viele und<br />

ausführliche Informationen leicht im Internet, auch in den offiziellen Katalogen zur Diagnoseklassifikation<br />

ICD-10 (herausgegeben von der WHO) und DSM. Für einzelne<br />

Krankheiten gibt es bereits zahlreiche Broschüren mit speziellen Hinweisen für Schulen<br />

und Lehrer, ganz besonders über Diabetes, Epilepsie, ADHS, Depressionen und andere.<br />

Viele derartige Ratgeber werden von Selbsthilfegruppen zusammengestellt und herausgegeben.<br />

Informationen über solche Selbsthilfegruppen und Interessengemeinschaften<br />

für spezielle Krankheiten findet man ebenfalls im Internet.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie hat<br />

Leitlinien für Diagnostik und Therapie herausgegeben, die ebenfalls im Internet nachzulesen<br />

sind: Leitseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen<br />

Fachgesellschaften (AWMF) http://leitlinien.net/, von dort zu „Leitlinien Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie und -psychotherapie“ weiter gehen, oder direkt über<br />

http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/ll_kjpp.htm anzeigen lassen.<br />

Wegen der sehr guten und ausführlichen Darstellung habe ich die Titelseite und Präambel<br />

der Leitlinien zur Information kopiert und im Anhang eingefügt (Fassung Januar<br />

2006); die anschließende Liste soll die Fülle der Krankheitsbilder, Diagnosetypen und<br />

Symptomenkomplexe illustrieren, für die bereits Leitlinien veröffentlicht wurden.<br />

III: Fallbeispiele und schulpädagogische Folgerungen daraus<br />

Die hier beschriebenen Schulgeschichten handeln alle von Gymnasiumsschülern. Das<br />

liegt auch daran, dass ich auf Grund meiner Ausbildung vorwiegend die älteren Schüler<br />

von Klasse 8 oder 9 bis zum Abitur unterrichte. Außerdem ist es sehr schwierig, in den<br />

Klassen 9 oder 10, aus denen ein großer Teil unserer Schüler kommt, Außenschulversuche<br />

in einer Haupt- oder Realschule durchzuführen. In diesen Klassenstufen sind die besagten<br />

Schulen – Lehrer und Schüler – mit der Vorbereitung und Durchführung der<br />

Abschlussprüfungen so belastet, dass wir es kaum wagen, ihnen die zusätzliche Aufgabe<br />

der Aufnahme und Betreuung unserer Schüler als Gastschüler anzutragen. Das sind die<br />

wesentlichen Gründe dafür, dass im Folgenden nur Gymnasialschüler beschrieben werden.<br />

- 12 -


Falldarstellung 1: Kim<br />

(unterbrochene Schullaufbahn; Mutismus)<br />

Vorgeschichte und schulische Laufbahn:<br />

Kim ist eine heute fast 18-jährige Schülerin, die stationär in die Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

bei uns aufgenommen wurde, weil sie nicht mehr sprach (Elektiver<br />

Mutismus). Sie ist in den Niederlanden geboren und im Alter von 13 oder 14 Jahren<br />

mit ihren Eltern nach Nordrhein-Westfalen gekommen. Beide Eltern stammen aus<br />

Ostasien, leben und arbeiten aber schon lange überwiegend in Europa, wo auch die<br />

insgesamt vier Kinder der Familie geboren und aufgewachsen sind. Zwischenzeitlich<br />

lebte die Familie (meist zusammen) auch in Übersee.<br />

So verlief auch die Schulzeit von Kim recht bewegt: in den ersten 6 Jahren besuchte<br />

sie sechs verschiedene Grundschulen, und die Einschätzung ihrer verschiedenen<br />

Lehrerinnen schwankte von lernbehindert bis sehr intelligent. In den Niederlanden<br />

besuchte sie zwei Jahre lang eine Montessori-Schule.<br />

Nach der Übersiedlung nach Deutschland (NRW) kam sie zunächst auf ein Gymnasium;<br />

es gelang ihr aber überhaupt nicht, sich in die Schule einzugewöhnen, sie<br />

sprach immer weniger und weigerte sich schließlich ganz, in die Schule zu gehen.<br />

Von diesem Gymnasium wurde sie an eine Hauptschule überwiesen, wo sie neben<br />

der Regelklasse zusätzlich eine Vorbereitungsklasse für die deutsche Sprache besuchte.<br />

In der Regelklasse „erledigte Kim ihre schriftlichen Aufgaben sehr gut,<br />

sprach aber weder mit den Lehrern/Innen noch mit den Mitschülern/Innen.“<br />

Die Lehrerin der Vorbereitungsklasse schrieb uns (auf unsere – bei allen Schülern<br />

übliche – Bitte um Informationen) einen sehr ausführlichen Bericht:<br />

.... „Vor allem aber lernte Kim (in dieser Vorbereitungsklasse), sich vor der Klasse zu<br />

äußern, laut zu lesen und sich am Gemeinschaftsleben zu beteiligen. Im Fach Mathematik<br />

konnte sie ohne Schwierigkeiten folgen. Es erschien für ihre schulische Laufbahn<br />

sinnvoll, Kim zum Halbjahr ... in eine Regelklasse (Klasse 7) zu integrieren.<br />

Dieser Versuch misslang. Nach drei Monaten weigerte sich Kim, zur Schule zu kommen<br />

und konnte auch mit niemandem darüber sprechen, da ihre Stimme versagte. Es wurde<br />

nun der schulpsychologische Dienst in .... eingeschaltet, und Kim besuchte wieder die<br />

Vorbereitungsklasse mit 15 anderen Schülern und Schülerinnen im Alter von 12 bis 17<br />

Jahren. Nach und nach konnte sie wieder am normalen Unterrichtsgeschehen teilnehmen<br />

und fühlte sich im Klassenverband wohl. Dieser Zustand wurde durch die Teilnahme<br />

an <strong>Projekt</strong>en (u.a. einem Mädchenprojekt), in denen auch Schülerinnen der Regelklasse<br />

in kleinen Gruppen waren, stabilisiert.<br />

Im neuen Schuljahr stellte sich die Lernsituation für Kim wesentlich schwieriger dar, da<br />

die Inhalte der Vorbereitungsklasse Deutsch – auch bei starker Binnendifferenzierung –<br />

Kim häufig unterforderten, der Besuch einer Regelklasse aus den oben geschilderten<br />

Gründen aber ausgeschlossen werden musste. Da (man) darauf hoffte, für Kim noch vor<br />

Weihnachten einen Klinikplatz zu bekommen, blieb Kim aus pädagogischen Gründen<br />

weiter in der Vorbereitungsklasse, nahm aber am Unterricht kleinerer Schülergruppen<br />

(z.B. im Wahlpflichtunterricht) teil, seit kurzem auch am Englischunterricht der Klasse<br />

7 (E-Kurs).<br />

.... Ich hoffe aber, ich konnte Ihnen durch meine Schilderung einen Eindruck von den<br />

Schwierigkeiten vermitteln, die Kim in der Schule hatte, und wünsche Ihnen für Ihre<br />

Arbeit viel Erfolg!<br />

- 13 -


Dieser Bericht war mir sehr hilfreich. Ich zitiere ihn hier so ausführlich, weil dadurch<br />

ganz deutlich wird, wo die Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer liegen, und<br />

wofür sie die Fachleute sind.<br />

Diese Beobachtungs- und Wahrnehmungsfähigkeit, Kenntnis, Sorgfalt ist das, was<br />

die Lehrer als ihren Anteil, ihre Aufgabe bei solchen Problemen einbringen und wo<br />

sie segensreich wirken können, weil sie dazu beitragen, den Kindern umfassende und<br />

vielfältige Hilfe zukommen zu lassen. Hier haben die Lehrerin und ihre Rektorin<br />

nicht selbst „ therapiert“, sondern in ihrem Aufgabenbereich so viel bewirkt wie<br />

möglich – davon werde ich später noch mehr berichten.<br />

Durch die Einschaltung des schulpsychologischen Dienstes hatten diese Lehrerin und<br />

die Rektorin der Hauptschule für die Einweisung in unser Krankenhaus gesorgt und<br />

betreuten Kim bis zur Aufnahme bei uns in ihrer Integrationsklasse, länger als üblich.<br />

Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie:<br />

Kim war bei uns auf einer Station für 12 – 18 jährige Jugendliche und nahm sogleich<br />

am Unterricht in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik teil. Sie sprach<br />

fast nichts, arbeitete jedoch in allen Fächern bereitwillig und vor allem natürlich<br />

schriftlich mit, sie sprach nur auf Aufforderung, sehr leise, kurz und fast unverständlich.<br />

Es war für uns drei Kollegen gar nicht einfach, das Niveau ihrer Leistungen<br />

einzuschätzen. Bei allen wurden jedoch ihre „schnelle und präzise Auffassungsgabe“<br />

und ihre Leistungsbereitschaft deutlich; sie konnte Verbesserungsvorschläge<br />

oder Berichtigungen gut annehmen, sofort umsetzen und für sich nutzen.<br />

Ich unterrichtete Kim in Mathematik und war auch ihre „Klassenlehrerin“. Hier<br />

zeigte sich der schon lange bekannte große Vorteil der Mathematik: dass Mathematik<br />

nämlich eine grammatikalisch sehr klare, einfache (fast nie hintergründige oder<br />

doppeldeutige!) Sprache verwendet, die es auch sprachlich weniger gewandten oder<br />

geschulten Menschen ermöglicht, Neues rasch zu lernen (es wird jeder Begriff definiert,<br />

nichts darf verwendet werden, was nicht vorher erklärt wird!) und auch komplizierten<br />

Gedankengängen zu folgen und solche selbst zu denken. So wurde bald<br />

deutlich, dass Kim den Mathematikstoff der 8. Klasse Realschule beherrschte und<br />

gut darüber verfügen konnte. Ich traf mit ihr feste Vereinbarungen der Art „In jeder<br />

Unterrichtsstunde meldest Du Dich 3 Mal selbständig, um der Lehrerin und der<br />

Klasse etwas mitzuteilen!“ und „3 Mal je Stunde stellst Du an die Lehrerin oder die<br />

Mitschüler/innen eine Frage!“. Solche Vereinbarungen nahm sie ernst und bemühte<br />

sich sehr, sie genau einzuhalten.<br />

In der Gruppe der Jugendlichen auf der Station wurde Kim recht gut integriert und<br />

begann zu sprechen. Von ärztlicher Seite wurde bei Kim schließlich auch eine posttraumatische<br />

Belastungsstörung vermutet, die auf für sie offenbar tief verletzende<br />

Erfahrungen und Bloßstellungen im 1. Schuljahr zurückgingen; allerdings hat Kim<br />

sehr wenig erzählt.<br />

Wiedereingliederung:<br />

Nach einigen Wochen planten wir einen Außenschulversuch, um schließlich auf irgendeine<br />

Weise die Wiedereingliederung ins übliche Schulsystem zu ermöglichen; sie<br />

war ja seit 2 Jahren nicht in einer normalen Klasse gewesen, und ein friedliches Leben<br />

bei uns kam als Dauerlösung auch nicht in Betracht.<br />

Ich fand einen Schulversuch ein sehr gewagtes Unternehmen: Kim hatte inzwischen<br />

in ihrem Leben acht oder neun verschiedene Klassen kennen gelernt, sie hatte nir-<br />

- 14 -


gends länger als ein oder zwei Jahre dazugehört. Deshalb musste man behutsam und<br />

überlegt vorgehen, um Kim nicht nochmals einer möglicherweise zu sehr belastenden<br />

oder verletzenden Erfahrung auszusetzen.<br />

Eine achte Klasse irgendeines Schultyps kam eigentlich nicht in Frage, da Kim bereits<br />

16 Jahre alt war und schon 2 Jahre lang „in der 8. Klasse“ gewesen war. Eine 9.<br />

Klasse der Haupt- oder Realschule schied meiner Meinung nach auch aus, da diese<br />

Klassen in dieser Zeit des Schuljahres (es war Mitte Februar) mit ihren Schulabschlüssen<br />

beschäftigt sind und dort eigentlich kein Raum für solch eine Wiedereingliederung<br />

ist. Ein Versuch in der Gesamtschule in unserer Nähe wäre möglich gewesen;<br />

drei Aspekte bewogen mich, diese Möglichkeit auszuschließen:<br />

1. Die Schulgröße und die damit verbundene größere soziale Belastung – diese<br />

Schule hat ca. 2000 Schüler. Auch die wechselnden Lerngruppen in den verschiedenen<br />

Kursen schienen mir eine zusätzliche Belastung (kein fester Klassenverband).<br />

2. Stiller Hintergedanke, den ich niemandem gesagt habe: Falls der Schulversuch<br />

gelingen und Kim sich in der Schule und Klasse einleben würde, sollte von der<br />

räumlichen Entfernung (ca. 30 km) zu ihrer Heimatstadt her die Möglichkeit bestehen,<br />

auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus dort bleiben und mit<br />

täglichen Fahrten die Schule besuchen zu können, mindestens bis zum Ende des<br />

laufenden Schuljahres, in der Hoffnung, dass sie dann auch den Hauptschulabschluss<br />

nach Klasse 9 erreicht haben würde.<br />

3. Kim selbst wollte lieber auf ein Gymnasium gehen.<br />

Aus diesen Überlegungen heraus fragten wir in einem benachbarten Gymnasium mit<br />

knapp 1000 Schülern an, ob sie zu einem solchen Versuch bereit wären. Das geschah<br />

dann tatsächlich: Kim konnte eine – im Hinblick auf die beschriebenen Probleme besonders<br />

ausgewählte – 9. Klasse als Gastschülerin besuchen, während sie weiterhin<br />

Patientin der jugendpsychiatrischen Station war.<br />

Im Einzelnen lief der Schulversuch in folgenden Schritten ab: Wir führten im Krankenhaus<br />

gemeinsam mit der behandelnden Ärztin die vorbereitenden Gespräche mit<br />

Kims Eltern. Ich stellte Kim beim Direktor der Schule vor und wir vereinbarten zusammen<br />

mit Kim alle Einzelheiten, zudem zeigte der Direktor ihr die Schulgebäude<br />

und -räume und erzählte ihr viel über den Schulablauf dort; an einem anderen Tag<br />

holte Kim mit einer pädagogischen Betreuerin die Schulbücher ab. Mit den Eltern<br />

führten wir dann auch ein Gespräch in der Außen-Schule; an allen Gesprächen<br />

nahm auch Kim teil.<br />

Am ersten Schultag wurde Kim bis zum Schulsekretariat von einer Betreuerin der<br />

Station begleitet, den Heimweg schaffte sie allein mit dem Bus – auch das hatte sie<br />

vorher geübt.<br />

In der ersten Woche nahm sie täglich an zwei passend ausgesuchten Unterrichtstunden<br />

teil, dann zunehmend an mehr Unterricht bis zur vollen Stundenzahl in der 4.<br />

Woche.<br />

Kim blieb insgesamt fast fünf Monate in stationärer Behandlung und ging nach zwei<br />

Monaten täglich in die Außenschule. Nach ihrer Entlassung besuchte sie weiterhin<br />

von ihrer Heimatstadt aus diese Klasse; sie schaffte tatsächlich am Ende der Klasse 9<br />

den Hauptschulabschluss und wurde in Klasse 10 versetzt, mit insgesamt ausreichenden<br />

Leistungen, und einer wohlwollenden „4-“ in Englisch.<br />

Rechtliche Konstruktion:<br />

- 15 -


Als sich abzeichnete, dass dieser Außenschulversuch erfolgreich verlaufen könnte,<br />

wurde zusammen mit der Bezirksregierung und der „abgebenden“ Hauptschule vereinbart,<br />

dass Kim offiziell bis zum Schuljahresende Schülerin der Hauptschule bleiben<br />

und als Gastschülerin das Gymnasium besuchen solle, welches die Einhaltung<br />

der Schulpflicht überwachte; am Schuljahresende sollte die Versetzungskonferenz<br />

das weitere Vorgehen entscheiden. Kim war während dieser Zeit vom Unterricht in<br />

der 2. Fremdsprache befreit mit der Aussicht, am Ende der 10. Klasse eine Feststellungsprüfung<br />

in Niederländisch abzulegen.<br />

- 16 -


Katamnese:<br />

Wie bereits gesagt, wurde Kim am Ende des Schuljahres der 9. Klasse auf Beschluss<br />

der Lehrerkonferenz in die Klasse 10 versetzt und damit auch regulär als Schülerin<br />

des Gymnasiums aufgenommen. Auch die Klasse 10 hat Kim erfolgreich abgeschlossen.<br />

Die Feststellungsprüfung in Niederländisch hat sie am Ende der 10. Klasse im<br />

Juni 2005 an einem auswärtigen, für sie ganz fremden Gymnasium bestanden,<br />

schriftlich und mündlich „3“. Von ihrer Schule wurde sie dabei in der Weise unterstützt,<br />

dass sich einen Lehrer aussuchen durfte, der sie an diesem Tag in die fremde<br />

Schule begleitete. Sie suchte sich hierfür ihren Klassenlehrer aus, der mit ihr zur<br />

Prüfung fuhr, dort wartete und wieder mit ihr zur Schule zurück fuhr.<br />

Ich habe mich im Hinblick auf diesen Bericht in diesem Herbst 2005 noch einmal mit<br />

dem Klassenlehrer und Kim getroffen und die vergangenen zwei Jahre rückblickend<br />

betrachtet. Kim hat eine große Leistung vollbracht, indem sie mitten in die Klasse 9<br />

eines Gymnasiums eingestiegen ist, den Anschluss an das Unterrichtsniveau dort gefunden<br />

und danach die Klasse 10 mit gutem Erfolg abgeschlossen hat. Dabei haben<br />

sie alle Lehrer dauernd unterstützt und ermutigt, ohne jedoch zu „billige“ Noten zu<br />

geben. Kim hat im Laufe der Zeit dort viel mehr und auch etwas lauter sprechen gelernt.,<br />

aber sie blieb nach wie vor sehr still und zurückgezogen. So hat Kim zwar<br />

sehr viel Selbstvertrauen und Selbstsicherheit gewonnen – aber doch noch nicht soviel,<br />

dass sie sich die gymnasiale Oberstufe zugetraut hätte: nach den Sommerferien<br />

kam sie einfach nicht mehr wieder.<br />

Wir – ihr Klassenlehrer und ich – haben daraufhin bei ihr zu Hause angerufen und<br />

sie und ihre Familie auch aufgesucht. Sie war nicht wieder zur Schule gekommen,<br />

weil sie zuviel Angst hatte, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Inzwischen<br />

hat sie Kontakt zu einem Berufskolleg aufgenommen und bereitet sich auf eine Ausbildung<br />

in einem gestalterisch-künstlerischen Bereich vor. Auch an dieser Schule<br />

haben wir Kontakt zu einer Lehrerein herstellen können, die Kim ein wenig einführen,<br />

bei der Anmeldung unterstützen und begleiten will.<br />

Zum Schluss dieser Falldarstellung komme ich auf die Frage zurück: was müssen die<br />

Lehrer über die Erkrankung – hier: den elektiven Mutismus, posttraumatische Belastungsstörungen<br />

– ihrer Schülerin wissen? Eigentlich recht wenig: das, was hier<br />

zum Erfolg geführt hat, war meist unabhängig vom Wissen über die spezielle Erkrankung.<br />

Es war wichtig, bei den vielen täglich auftauchenden Fragen, den großen<br />

und kleinen Problemen und überraschenden Schwierigkeiten miteinander im Gespräch<br />

zu bleiben, flexibel und einander entgegenkommend Lösungen zu suchen, die<br />

möglichst unkompliziert und praktisch waren. Diese Flexibilität und Bereitschaft<br />

war auf beiden Seiten gefordert und vorhanden, auf Seiten der Klinikschule wie der<br />

des Gymnasiums, über lange Zeit hinweg.<br />

Wichtig waren auch alle Maßnahmen, die Kim in jeder Hinsicht ermutigten, unterstützten<br />

und stabilisierten. Und dabei ist vor allem die normale Feinfühligkeit eines<br />

jeden Lehrers in besonderem Maße gefragt.<br />

- 17 -


Falldarstellung 2: Ernst N.<br />

(u.a. Autismus)<br />

Vorgeschichte:<br />

Ernst ist der ältere von zwei Söhnen einer normalen Familie. Er schielte früher<br />

stark, trägt eine Brille, wird als schon immer sehr ruhig, eher ängstlich und einzelgängerisch,<br />

dabei auch verlässlich beschrieben.<br />

Ernst kam im Alter von 13;3 Jahren zu uns, da es in vielen sozialen Kontexten, insbesondere<br />

im schulischen Bereich massive Schwierigkeiten gab: Ernst besuchte die<br />

8. Klasse eines Gymnasiums, dort sei er heftig gemobbt worden, zum krassen Außenseiter<br />

worden und habe sich kaum noch zu wehren gewusst. Bei seinen Versuchen<br />

der Kontaktaufnahme sei er zurückgewiesen worden, habe heftig, wütend und<br />

impulsiv reagiert. Mehrfach sei es zu aggressiven Durchbrüchen mit Kontrollverlust<br />

gekommen, bei denen er andere Schüler tätlich angegriffen habe. Er sei dann „ausgerastet“<br />

und habe so heftig geschlagen, dass die Schule „es kaum noch verantworten<br />

könne“, ihn weiter als Schüler zu behalten. Es hatte auch Anzeigen von Seiten<br />

anderer Eltern mit erkennungsdienstlicher Behandlung durch die Polizei gegeben.<br />

Nach zwei Klassenkonferenzen innerhalb eines Schuljahres gab es schließlich am<br />

10.9.2001 eine Schulkonferenz mit Androhung des Schulverweises. Bei dieser Schulkonferenz<br />

war Ernst ganz allein da, ohne jeden „Beistand“. Vom Tag danach an,<br />

dem 11. September 2001, hat Ernst seine Schule keinen Tag mehr besucht.<br />

Die beschriebenen Schwierigkeiten traten in der 5. Klasse erstmals auf, in der 6.<br />

Klasse beruhigte sich die Lage etwas, in der 7. Klasse fanden die Klassenkonferenzen<br />

statt. Bei Ernsts Aufnahme beschrieben die Therapeuten ein „leicht erhöhtes Angstniveau“,<br />

eine „deutlich erhöhte Impulsivität“, eine „ungewöhnliche Kränkbarkeit“<br />

und „depressive Anteile“. Für mich war im Zusammenhang mit der „ungewöhnlichen<br />

Kränkbarkeit“ bemerkenswert, dass Ernst im Alter von 14 Jahren besonders<br />

schwer an Keuchhusten erkrankte, genau in den Wochen unmittelbar nach der Geburt<br />

seines jüngeren Bruders. Nach seiner eigenen Geburt hatte Ernst eine schwere<br />

Neugeborenenhepatitis erlitten, die einen kompletten Blutaustausch erforderlich<br />

machte.<br />

Schulische Laufbahn:<br />

Ernst hat 4 Jahre lang die Grundschule besucht, er war zum Zeitpunkt der Aufnahme<br />

bei uns am Anfang der 8. Klasse des Gymnasiums und ein guter Schüler.<br />

Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie:<br />

Ernst wurde mit den Diagnosen „Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung,<br />

Angststörung bei normaler Begabung ohne spezifische Entwicklungsrückstände“<br />

Anfang Oktober in die Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgenommen. Er kam<br />

sofort nach den Herbstferien in die Krankenhausschule und erhielt täglich drei<br />

Stunden Unterricht (in kleinen Gruppen, nicht einzeln). Auch in unserer Schule war<br />

er sehr zurückgezogen, nahm kaum Kontakt auf und wirkte bedrückt.<br />

In Einzelgesprächen wurden die vergangenen schulischen Situationen bearbeitet, vor<br />

allem auch die Schulkonferenz, nach der er den weiteren Schulbesuch verweigert<br />

hatte. Hätte er drei Wünsche bei einer Fee frei, so wünschte er sich,<br />

1. auf einem Gymnasium bleiben zu können,<br />

- 18 -


2. die anderen sollten vergessen, was gewesen ist, und<br />

3. einen Internet-Anschluss.<br />

In den Gesprächen mit ihm war bei mir das Gefühl entstanden, dass er sich nicht<br />

einfach das Vergessen aller Vorfälle wünscht, sondern mehr noch: alles ungeschehen<br />

zu machen. So überlegten und erarbeiteten wir gemeinsam, wie man die Vorfälle bearbeiten<br />

und bereinigen könnte, so dass er in seiner Stadt den Klassenkameraden<br />

auch wieder in Würde begegnen könne. Als eine solche „Bearbeitungsmaßnahme“<br />

schrieb er Ende November einen Brief an seine alte Klasse (auf dem PC):<br />

Hallo 8b,<br />

in diesem Brief möchte ich mich entschuldigen, aber auch verabschieden.<br />

Ich bin seit dem 4.10.01 in der Psychiatrie im Gemeinschaftskrankenhaus in<br />

Herdecke, um zu lernen mich nicht mehr zu streiten. Ihr denkt bestimmt, in einer<br />

Psychiatrie läuft man in weißen Kitteln rum u.s.w., aber es ist ganz anders. Wir<br />

sind immer um die 12 Jugendliche und laufen so rum wie zu Hause. Es gibt hier<br />

mehrere Zweibettzimmer mit normalen Betten (aus Holz), die wir auch nach unserem<br />

Geschmack ausschmücken können. Wir gehen in Herdecke einkaufen, ins<br />

Kino, ins Schwimmbad oder machen einen Stadtbummel. Oft gehen wir auch<br />

zum Klettermax in Dortmund. Ich habe im Krankenhaus eigenen Schulunterricht.<br />

Ich habe aber auch verschiedene Therapien, z.B. Musiktherapie. Ich will<br />

nicht weiter erzählen, sondern zum eigentlichen Thema des Briefes zurückkommen.<br />

Ich will mich bei allen entschuldigen, denen ich Ärger gemacht habe und<br />

vor allem bei denen, mit denen ich mich gestritten habe. Ich würde eigentlich<br />

gerne zu euch zurückkommen, aber ich komme nicht, weil mir der Schulverweis<br />

angedroht wurde. So werde ich die Schule wechseln, weiß jedoch noch nicht, auf<br />

welche Schule ich später gehen werde. Deshalb will ich mich von Euch verabschieden.<br />

Wir werden uns vermutlich nicht wiedersehen, was ich bei manchen<br />

sehr bedaure. Ich habe mich mit einigen von Euch nicht schlecht verstanden.<br />

Eine Sache wünsche ich mir von Euch: Wenn wir uns mal begegnen sollten, seid<br />

bitte weder gemein noch unfreundlich zu mir und sprecht auch nicht schlecht über<br />

mich.<br />

Alles Gute<br />

Ernst<br />

(Für mich wird deutlich erkennbar, welchen Einfluss unsere Gespräche im Unterricht<br />

hatten, was davon bei ihm hängen blieb).<br />

Weitere Schullaufbahn und Wiedereingliederung:<br />

Im Verlauf des Aufenthalts und Unterrichts bei uns rasch klar geworden, dass Ernst<br />

zwar weiterhin ein Gymnasium besuchen, aber auf keinen Fall in seine Schule zurückkehren<br />

würde. Dies wollte auch die Leitung der Schule nicht. Zwei andere<br />

Gymnasien des Ortes hatten ebenfalls Bedenken, Ernst bei sich aufzunehmen, teils<br />

aus Sorge, er würde bei ihnen, in der dort gegebenen Situation bald wieder zum<br />

Mobbing-Opfer, teils aus innerschulischen und aktuellen, von Ernst ganz unabhängigen<br />

Gründen oder Schwierigkeiten. Alle diese Bedenken waren gut nachvollziehbar<br />

– aber damit hatten wir noch keine Schule für Ernst gefunden.<br />

- 19 -


Schließlich war ein Gymnasium in einem anderen Ort in der Nähe bereit, Ernst als<br />

Gastschüler aufzunehmen, so dass er nach Weihnachten, vom Krankenhaus aus,<br />

dort in die reguläre Klasse 8 gehen konnte. Dieser Schulversuch glückte, und Ernst<br />

besuchte während des weiteren stationären Aufenthalts, der noch zwei Monate dauern<br />

sollte, den gesamten Unterricht und durfte sogar an einer Skifreizeit teilnehmen.<br />

In dieser Klasse und Schule fühlte er sich so wohl, dass er nach der Entlassung aus<br />

dem Krankenhaus dort blieb, die Schule nahm ihn als regulären Schüler auf und er<br />

konnte die laufende Klasse 8 erfolgreich abschließen.<br />

Auch während des Klinik-Aufenthalts bei uns kam es zu einigen heftigen Ausbrüchen<br />

und Aggressivitäten Ernsts. Wie damit umgegangen wurde, wie die Therapie<br />

im Einzelnen aussah, will ich hier nicht nachzeichnen – das war die Arbeit der Therapeuten<br />

und des Stationsteams und es würde hier zu weit führen. Ernst fühlte sich<br />

in diesen Ausnahmesituationen existentiell bedroht und musste mit viel Mühe andere<br />

Auswege lernen, als seine „Gegner“ zu würgen oder ihnen den Ellenbogen auf den<br />

Kehlkopf zu drücken ....<br />

Nach insgesamt 5 Monaten bei uns (die Krankenkassen waren nur sehr schwer zu<br />

dieser langen Aufenthaltsdauer zu bewegen!) wurde er Ende Februar entlassen, inzwischen<br />

mit der Diagnose einer „leichten Ausprägung eines Asperger- (Autismus-)<br />

Syndroms mit leichten Rückständen in der motorischen Entwicklung“.<br />

Katamnese:<br />

Heute besucht Ernst immer noch diese Schule, inzwischen in der Oberstufe. Die Eltern<br />

leben getrennt, und die Mutter hat beim letzten Umzug darauf geachtet, dass<br />

der Schulweg zu dem neuen Gymnasium für Ernst kürzer wird. Ernst wohnt bei der<br />

Mutter und will auf keinen Fall in eine andere Schule gehen; er fühlt sich dort sehr<br />

wohl. Die Mutter ist sehr entlastet über die gute Entwicklung; sie unterrichte selbst<br />

an einer Volkshochschule Jugendliche ohne Schulabschluss, und dabei treffe sie viele<br />

Menschen, die von Gymnasien geflogen sind: „Schickt Eure Kinder nach ...., habe<br />

ich schon manchem geraten, dessen Kinder Schwierigkeiten .... hatten.“<br />

Von Ernsts Schule habe ich dieselben positiven Rückmeldungen bekommen: Ernst<br />

ist unauffällig und eine durchschnittlicher bis guter Schüler. Es gab keine Ausbrüche<br />

von Aggressivität mehr. In Mathematik hat er erfolgreich an der „Mathematik-<br />

Olympiade“ teilgenommen.<br />

- 20 -


Falldarstellung 3: Maria S.<br />

(Verdacht auf schizoaffektive Psychose, Suizidversuche)<br />

Kindheit und schulische Laufbahn:<br />

Maria wurde als „stressiger Säugling“ geschildert, unruhig, aufgeweckt. Ihre Eltern<br />

trennten sich, als sie 1 Jahr alt war. Als Kind sei sie aktiv und lebendig gewesen,<br />

kontaktfreudig und selbständig. Sie war stets eine gute Schülerin, die hohe Ansprüche<br />

an sich selbst stellte. Nach der Grundschule besuchte sie das Gymnasium ihrer<br />

Heimatstadt. Ab der 9. Klasse wurde sie zunehmend unsicher in Bezug auf die<br />

Selbsteinschätzung ihrer Leistungsfähigkeit. Trotz der zunehmenden Krankheitsphasen<br />

(s.u.) besuchte Maria weiter ihre Schule und konnte auch in ihrer Klasse<br />

mithalten.<br />

Vorgeschichte und Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie:<br />

Maria wurde erstmals notfallmäßig im Alter von 16 ½ Jahren stationär in einer<br />

kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik aufgenommen. Sie hatte einige Wochen<br />

zuvor einen Suizidversuch unternommen (Sturz aus einem Fenster), kam aber nicht<br />

ins Krankenhaus. Nach einer Sylvesterparty in einer entfernten Stadt wurde sie als<br />

„hochgradig verstört, extrem verkrampft und verlangsamt, unbeweglich in Körperhaltung<br />

und Mimik“ beschrieben und äußerte wieder Suizidgedanken. In diesem<br />

Zustand wurde sie aufgenommen und verbrachte 3 Monate in der Klinik. Als Diagnose<br />

wurde eine rezidivierende depressive Störung mit schwerer Episode und psychotischen<br />

Symptomen und Identitätsstörung angegeben. Maria besuchte zu der Zeit<br />

die Klasse 10 eines Gymnasiums; sie konnte nach dem Krankenhausaufenthalt wieder<br />

in diese Klasse zurückkehren und wurde in Klasse 11 versetzt; sie war stets eine<br />

gute Schülerin gewesen (s.u.). Dieser erste Krankenhausaufenthalt wurde von der<br />

Mutter, die das Therapiekonzept entwertete, als „nicht geglückt“ erlebt.<br />

Etwa ein Jahr lang blieb Marias Zustand stabil, sie erhielt neuroleptische Medikamente<br />

und ambulante Therapie. Dann kam es im Frühjahr, ein Jahr nach der Entlassung,<br />

wieder zu einer depressiven Symptomatik, und Maria wurde ein dreiviertel<br />

Jahr lang ambulant behandelt. Sie erhielt andere Medikamente, mit deren Hilfe zwei<br />

depressive Schübe ambulant behandelbar waren. Maria setzte nach einer Stabilisierungsphase<br />

die Medikamente ab oder nahm sie nur noch unregelmäßig ein. Kurz<br />

vor Weihnachten war Maria in einem schwer depressiven Zustand und wurde stationär<br />

im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke aufgenommen. Nach Aussage der behandelnden<br />

Ärzte traten die schweren depressiven Episoden sehr plötzlich und ohne<br />

deutliche Vorstadien auf.<br />

Dieser (zweite) Aufenthalt im Krankenhaus lag ziemlich genau 2 Jahre nach dem<br />

ersten Aufenthalt und dauerte 3 ½ Monate. Während dieses Aufenthalts lernte ich<br />

Maria kennen und begleitete ihren weiteren schulischen Weg.<br />

Maria erhielt bereits drei Wochen nach ihrer Aufnahme, sofort nach den Weihnachtsferien,<br />

Unterricht in unserer Krankenhausschule. Sie besuchte damals die<br />

Klasse 12 des Gymnasiums.<br />

Sie hatte Biologie und Kunst als Leistungskurse belegt, Mathematik, Deutsch und<br />

Englisch als Grundkurse. Das Fach Mathematik bereitete ihr besondere Sorge, und<br />

sie legte großen Wert darauf, dass wir in der Schule für Kranke mit ihr daran arbeiteten,<br />

dass sie in Mathematik den Anschluss an ihre Klasse halten könnte.<br />

- 21 -


Als schulisches Ziel vereinbarten wir zusammen mit der behandelnden Ärztin und<br />

dem Stufenlehrer ihrer Schule, dass zunächst der erfolgreiche Abschluss der Klasse<br />

12 des Gymnasiums und damit die Fachhochschulreife anzustreben sei; über das<br />

Fernziel Abitur könne man ja danach entscheiden.<br />

Deshalb erhielt sie täglich eine Stunde Mathematikunterricht und bearbeitete unter<br />

meiner Anleitung den Unterrichtsstoff ihrer Klasse (Analysis). Wie immer hatte ich<br />

Kontakt zu ihren Klassen- und Fachlehrern aufgenommen.<br />

Maria konnte diesen Unterrichtsstoff verstehen und daran arbeiten; sie war aber<br />

recht langsam und unsicher, brauchte viel Zuwendung, Ermutigung und Unterstützung<br />

auch bei einfacheren technischen mathematischen Schritten. Sie war zunächst<br />

auch ein wenig unselbständig, so dass ich mich während des Unterrichts kaum anderen<br />

Schülerinnen zuwenden konnte.<br />

Maria konnte nach den ersten vier Wochen bereits deutlich besser und selbständiger<br />

mitarbeiten, so dass wir – im Hinblick auf das Ziel Fachhochschulreife – eine weitere<br />

Belastung wagten: wiederum in Absprache mit ihrem Stufenleiter, der Ärztin und<br />

den Betreuern auf der Station fuhr sie zwei Mal pro Woche in ihre Schule und nahm<br />

dort an den sechs Unterrichtsstunden (2 x 3 Stunden, teilweise nachmittags) des<br />

Leistungskurses Kunst teil. Dieser Kunstunterricht fügte sich auch gut in die anderen<br />

Therapien ein, die Maria im Rahmen des stationären Aufenthaltes erhielt.<br />

Nach weiteren vier Wochen besuchte Maria - immer noch als Patientin des Krankenhauses<br />

- zusätzlich die sechs Unterrichtsstunden des Biologie-Leistungskurses ihrer<br />

Schule. Diese Stunden lagen am Vormittag, so dass die übrigen Unterrichtsstunden<br />

bei mir (vor allem Mathematik), Therapien und die Arztgespräche nach diesen<br />

Zeiten ausgerichtet wurden.<br />

Maria bewältigte auch diese zusätzliche Belastung gut und konnte Ende März, zu<br />

Beginn der Osterferien, nach Hause entlassen werden, mit der genauen Medikation<br />

der weiterhin notwendigen Psychopharmaka.<br />

Wiedereingliederung:<br />

Die Wiedereingliederung in Marias Klasse war mit dem Besuch der Leistungskurse<br />

bereits gut eingeleitet worden. Für die ersten Schulwochen nach ihrer Entlassung<br />

hatten wir – Maria, ihre Mutter, die behandelnde Ärztin und ich als Lehrerin der<br />

Klinikschule – zusammen mit dem Stufenleiter und den Fachlehrern einen detaillierten<br />

Plan erarbeitet. So durfte sie in der ersten Woche nach den Osterferien zusätzlich<br />

zu den Leistungskursen nur wenige ausgewählte Unterrichtsstunden besuchen,<br />

so dass die tägliche Gesamtbelastung nicht mehr als 3 oder 4 Unterrichtsstunden betrug.<br />

Diese Zeiten durften auf keinen Fall überschritten werden, auch wenn Maria<br />

dies gewünscht hätte und es ihr gut ging.<br />

Die nächste Schulwoche mit 4 bis 5 Stunden täglich planten wir wieder in einem gemeinsamen<br />

Gespräch mit allen Beteiligten. Nach drei Wochen durfte Maria dann am<br />

gesamten Stundenplan teilnehmen und auch alle Klausuren mitschreiben. Die fehlenden<br />

Klausuren des Frühjahrs vor Ostern wurden durch andere Beurteilungen ersetzt,<br />

z. B. durch eine Mathematikklausur, die Maria in meinem Unterricht bearbeitet<br />

hatte, durch mündlich festgestellte Leistungen usw.<br />

- 22 -


Alle diese Maßnahmen wurden von den Lehrern und der Leitung der Heimatschule<br />

mit ausgearbeitet und unterstützt und geschahen im Rahmen der rechtlichen Bestimmungen<br />

für die Gymnasiale Oberstufe. Gewiss wurde hierbei der mögliche Ermessensspielraum<br />

voll ausgenutzt, und die Tatsache, dass Maria schon jahrelang eine<br />

gute und zuverlässige Schülerin gewesen war, hat wohl auch eine Rolle gespielt –<br />

die Bereitschaft und Unterstützung dieser Heimatschule ist dessen ungeachtet sehr<br />

bemerkenswert und hoch zu achten.<br />

Katamnese:<br />

Es mögen oft nur Kleinigkeiten, scheinbar geringe Maßnahmen oder Absprachen<br />

von allen Seiten gewesen sein – in ihrer Fülle haben sie ermöglicht, dass Maria die<br />

Klasse 12 erfolgreich abschließen konnte. Es ging ihr insgesamt so gut, dass sie sich<br />

auch den Besuch der Klasse 13 zutraute, die sie ebenfalls erfolgreich mit dem Abitur<br />

abgeschlossen hat.<br />

Inzwischen studiert sie Biologie im 6. oder 7. Semester. Ich konnte sie leider nicht<br />

mehr persönlich erreichen, um nachzufragen, wie es ihr heute geht.<br />

- 23 -


5. Nachbereitung<br />

5.1 Systematische Folgerungen aus den Fallbeispielen<br />

Anlässlich einer internen Weiterbildung im Sommer 2005 haben wir, das Kollegium der<br />

Ita-Wegman-Schule, gemeinsam einige Gesichtspunkte herausgearbeitet, die wir bei der<br />

Durchführung von Außenschulversuchen und generell für die Frage der Wiedereingliederung<br />

unserer Schüler in das allgemeine Schulwesen für bedeutsam erachten. Diese<br />

Gesichtspunkte, Fragen, Überlegungen wurden ganz konkret an Hand der oben dargestellten<br />

Fallbeispiele ausgearbeitet.<br />

Im folgenden habe ich unter Verwendung dieser Ergebnisse „Listen“ zusammengestellt,<br />

die als Richtschnur dienen, an Hand derer jeder Schulbesuch in unserer Schule und<br />

auch die Wiedereingliederung in die eigene oder eine andere Außenschule geplant, überlegt<br />

und durchgeführt wird. Diese Zusammenstellungen sind als „Merklisten“ zu verstehen,<br />

nicht notwendig vollständig und auch nicht immer ganz ausformuliert – eben als<br />

Hilfestellung für mich selbst bei der Auseinandersetzung mit der Schulsituation jedes<br />

einzelnen Schülers.<br />

1. Handlungsfelder für die Krankenhausschule – für den Schulbesuch jedes einzelnen<br />

Schülers<br />

o Anamnese Schullaufbahn, Leistungsstand, allgemeine Entwicklung;<br />

o Umfangreiche Diagnostik in Zusammenarbeit mit der Klinik (z.B. Teilleistungsstörungen,<br />

LRS, Rechenschwäche, ADHS, Autismus usw.);<br />

o Förderplan erstellen;<br />

o Unterricht: Auswahl der Fächer, Anzahl der Unterrichtsstunden usw.;<br />

o besonderer Unterricht mit nicht (sogleich) schulfähigen Jugendlichen: neben der<br />

Vermittlung des Schulstoffes und Lernfähigkeiten können allgemeine Qualitäten<br />

wie Gruppenfähigkeit, Ordnung in Schulsachen, verlässliche Mitarbeit im Unterricht<br />

und bei den Hausaufgaben, soziales Verhalten usw. zunächst im Vordergrund<br />

stehen;<br />

o kontinuierlicher, täglicher Austausch mit dem Stationsteam, den Ärzten und<br />

Therapeuten, Eltern, Lehrern ... sollte stattfinden;<br />

o möglichst bald nach der Aufnahme werden Kontakte nach „außen“ aufgenommen:<br />

zur Herkunftsschule und ihren Lehrern, zum Jugendamt, Einrichtungen<br />

der Jugendhilfe ...usw.;<br />

o Zusammenarbeit mit Schulen, Lehrern, Ämtern, Jugendamt, Jugendhilfe, und<br />

o Zusammenarbeit mit (Pflege-) Eltern, Heimen und deren Erziehern während des<br />

Aufenthalts pflegen;<br />

o verwahrloste Jugendliche (sozial, seelisch, real-körperlich) bedürfen unserer besonderen<br />

Aufmerksamkeit;<br />

o falls es nötig ist, muss rechtzeitig mit der Suche nach passenden Einrichtungen<br />

und Schulen für die Zeit nach der Entlassung begonnen werden;<br />

o alles dies ist besonders für Jugendliche zu beachten, die aus allen Netzen gefallen<br />

sind und für die es wenig Zukunft gibt;<br />

o auch die Ablösungsphase, die Vorbereitung der Entlassung und Eingliederung in<br />

die Schule o.ä. „draußen“ muss man im Blick behalten;<br />

o Fragen des Schulrechts spielen täglich eine Rolle und müssen fachkundig bearbeitet<br />

werden;<br />

o gelegentlich sind strafrechtliche Aspekte und Entscheidungen wesentlich mit zu<br />

berücksichtigen;<br />

- 24 -


o bei allem: wir Lehrer müssen Ermessens- und Handlungsspielräume kennen und<br />

ausnutzen!<br />

2. Handlungsfelder außerhalb der Krankenhausschule, „Brückenfunktion“ der KHS<br />

Für die Schulen und ihre Lehrer „draußen“ sind dieselben Handlungsfelder wie für die<br />

Klinikschule (Punkt 1.) von Bedeutung. Wichtig ist, wie oben bereits erwähnt wurde,<br />

dass die öffentlichen Schulen – mehr als oft üblich - im Blick haben, welche amtlichen<br />

und nicht-amtlichen Anlaufstellen und Einrichtungen in problematischen Situationen<br />

Hilfe bieten können. Deshalb müssen auch wir Lehrer von den Klinikschulen immer<br />

wieder über diese Möglichkeiten informieren und darauf im Einzelfall hinweisen.<br />

o Informationen über die amtlichen und sonstigen Zuständigkeiten, Hilfsangebote<br />

und Hilfsmöglichkeiten (Jugendämter, Jugendschutzstellen, Kinderschutzbund,<br />

Zufluchtshäuser, Beratungsstellen ....)<br />

o Information über die Gesetzeslage (Kinder- und Jugendhilfegesetz, Sozialgesetze<br />

...).<br />

Lehrer und Schulen sollten vor allem bessere Kenntnis des Jugendhilfegesetzes<br />

haben; die Gesetzestexte sind im Internet verfügbar<br />

o (z.B. http://www.sozialgesetzbuch.de/gesetze/08/).<br />

3. Kritische Reflexion, Problemfelder im Arbeitsprozess<br />

Bei der Erarbeitung der oben beschriebenen Handlungsfelder ergaben sich einige ganz<br />

wichtige Aspekte und Fragen, die wir uns selbst bei jedem Schüler und jedem Schulversuch<br />

immer wieder stellen müssen. Ich will sie hier nur formulieren, nicht beantworten<br />

– denn es gibt keine generellen Antworten, sie hängen in vielen Details von der einzelnen<br />

Situation ab, und wichtig ist vor allem, sie im Auge zu behalten.<br />

o Die Verantwortung der Bezugslehrerinnen bei uns in der Klinikschule kann sehr<br />

groß werden, da sie einen entscheidenden Einfluss auf die Schullaufbahn der Jugendlichen<br />

und damit auf ihr künftiges Leben nehmen können; dasselbe gilt natürlich<br />

für die Klassenlehrer und Beratungslehrer in den allgemeinen Schulen.<br />

Das Bewusstsein hierfür darf nicht verloren gehen.<br />

o Ebenso darf das Risiko von Fehleinschätzungen und auch das mögliche Scheitern<br />

unserer Wiedereingliederungsbemühungen nicht vergessen werden.<br />

o Gibt es „heimliche Aufträge“ der Patienten, (Pflege-) Eltern oder Lehrer an uns,<br />

die wir nicht bemerken oder nicht Anliegen der Schule wären? Es kann sein, dass<br />

das Ziel des Aufenthalts in der Klinik nicht Therapie oder Aufarbeitung von bereits<br />

benannten Problemen ist, sondern beispielsweise eine Vermeidungsstrategie,<br />

die dem Auftrag der Schule zuwiderläuft.<br />

o Für die Analyse der Elterndynamik und die Konsequenzen hieraus müssten wir<br />

Lehrer uns regelmäßig genügend Zeit einräumen.<br />

o Besteht genügend Offenheit in der Kommunikation, ist genügend geschützter<br />

Raum für Offenheit vorhanden? Ist auch Verschweigen manchmal wichtig?<br />

o Was macht die Eingangsdiagnose der Ärzte mit uns Lehrern? Beeinflusst sie unseren<br />

Blick auf die Schüler, ermöglicht oder verhindert sie andere Sichtweisen?<br />

- 25 -


5.2 Betreuung kranker Schüler � Teil eines Schulprogramms<br />

Seit Beginn der Schule haben wir Außenschulversuche mit einigen Schulen in der Umgebung<br />

des Gemeinschaftskrankenhauses durchgeführt, mit Grundschulen, Haupt- und<br />

Realschulen, Gesamtschulen, Waldorfschulen, Gymnasien.<br />

Zahlenmäßig den größten Umfang hat die Zusammenarbeit mit der Friedrich-Harkort-<br />

Schule Herdecke angenommen; über diese möchte ich im Rahmen des Forschungsprojektes<br />

der RBS hier nochmals besonders berichten.<br />

Die enge Zusammenarbeit mit dieser Schule ist in kontinuierlichem Miteinander seit 14<br />

Jahren entstanden; inzwischen sind viele ihrer Lehrer mit der Arbeit der Krankenhausschule<br />

vertraut geworden.<br />

Natürlich bedeutet jede Aufnahme eines unserer Schüler als Gastschüler für die Lehrer<br />

und die Klassen dort eine zusätzliche Belastung, manchmal auch Schwierigkeit.<br />

Deshalb müssen wir in der Krankenhausschule dafür sorgen, die Schulen nicht zu überlasten.<br />

Es ist also wichtig, dass wir die Schüler genügend gut kennen, um sicher zu sein,<br />

- ob der Schulversuch zu diesem Zeitpunkt überhaupt passend ist, um was es bei diesem<br />

Versuch geht,<br />

- ob wir dem Schüler diesen Versuch zumuten und empfehlen können,<br />

- ob wir der Schule den Schüler als Gastschüler empfehlen können,<br />

- und in welche Klasse er sollte.<br />

Wir müssen also die Schüler in jeder Hinsicht gut vorbereiten.<br />

Auch die gastgebende Schule kann diese Schulversuche nicht ohne die Betreuung und<br />

Begleitung durch uns Lehrer der Ita-Wegman-Schule durchführen; der Direktor formulierte<br />

es ganz einfach: „Wir brauchen Sie“, und er muss sich darauf verlassen können,<br />

dass die Schüler, die von uns kommen, vorbereitet sind.<br />

Die jahrelangen gemeinsamen Erfahrungen bei der Wiedereingliederung kranker Schüler<br />

haben im vergangenen Jahr 2005 dazu geführt, dass die Friedrich-Harkort-Schule<br />

Herdecke diese Zusammenarbeit als besonderen Zug ihrer Arbeit formuliert und in ihr<br />

Schulprogramm aufgenommen hat. Eine Kopie dieses Abschnitts ist hier im Anschluss<br />

eingefügt; die Formulierung entstand auf Grund gemeinsam zusammengetragener Beobachtungen<br />

und Kriterien. Das ganze Schulprogramm wird auch im Internet veröffentlicht<br />

(http://www.fhs-herdecke.de).<br />

Kooperation der Friedrich Harkort-Schule mit der Ita-Wegman-Schule,<br />

Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke<br />

Eingliederung von Schülerinnen und Schülern bei chronischer Krankheit<br />

Die Friedrich-Harkort-Schule begreift sich als offene Schule, die schon aufgrund einer<br />

breit gefächerten Austauschpalette ständig Gäste im Unterricht begrüßt oder eigene<br />

SchülerInnen für Auslandsaufenthalte beurlaubt. Sie empfindet diese Öffnung als Bereicherung,<br />

da die außerhalb gewonnenen Erfahrungen gestaltend in das Schulleben<br />

einfließen können.<br />

Dieser Gastschülerstatus wird infolge einer bisher reibungslos verlaufenen Kooperation<br />

zwischen der Ita-Wegman-Schule, der Schule für Kranke am Gemeinschaftskrankenhaus<br />

Herdecke, und dem Herdecker Gymnasium auch auf die Eingliederung<br />

von SchülerInnen während oder nach längerfristiger Erkrankung, insbesondere im<br />

psychischen Bereich, ausgedehnt. Da jeder Fall individuell gelagert ist, muss bei den<br />

- 26 -


Schulversuchen unter Normalbedingungen auch sehr persönlichkeitsspezifisch vorgegangen<br />

werden. Trotzdem kristallisieren sich einige übergreifende Gesichtspunkte<br />

heraus, die im Allgemeinen positive Rahmenbedingungen für den Erfolg der Eingliederung<br />

schaffen.<br />

Zunächst nimmt das einführende Gespräch einen sehr wichtigen Punkt ein. In diesem<br />

Gespräch erhält die Schule umfassende Informationen über die Person, soweit<br />

diese bereit ist, sie aufzudecken. Die Anwesenheit des/der Betreuers/-in aus der Ita-<br />

Wegman-Schule gewährleistet, dass keine wichtigen Aspekte unerwähnt bleiben.<br />

Der/die Betreuer/-in gibt Denkanstöße, erinnert an die vorher mit dem/der Schüler/-in<br />

vereinbarten Auflagen oder teilt in vertraulichen Gesprächen mit der Schulleitung die<br />

wichtigsten Informationen mit, wenn sie nicht der Schweigepflicht unterliegen.<br />

Die nun folgenden Schritte sind - oberflächlich betrachtet - organisatorischer Natur,<br />

haben aber immens wichtige pädagogische Implikationen, die über den Erfolg mitentscheiden.<br />

In einer Situation, die geprägt ist von der Unsicherheit, ob man den Belastungstest<br />

besteht und ob das Verlassen des Schonraumes der kleinen und vertraut<br />

gewordenen Lerngruppen der Ita-Wegman-Schule nicht zu früh erfolgt, gilt es, über<br />

die sinnvolle Auswahl der Klassenstufe diesen Unsicherheiten entgegenzuwirken.<br />

Dabei sind natürlich die bisherige Schullaufbahn, der Leistungsstand und das Alter<br />

wichtige Kriterien. Da die einzelnen Jahrgangsstufen der FHS mehrzügig sind, muss<br />

auch die Wahl der Klasse besonders bedacht werden. Je kleiner die Schülerzahl in<br />

der Klasse ist, desto intensiver können sich die LehrerInnen um die Lernenden kümmern,<br />

insbesondere um diejenigen, die besondere Aufmerksamkeit erfordern.<br />

Darüber hinaus ist auch die Klassenzusammensetzung ein nicht zu vernachlässigender<br />

Faktor. Klassengemeinschaften, die einen stabilen und integrativen Sozialverband<br />

aufweisen, assimilieren einen Neuankömmling schneller als Klassen, die<br />

selbst noch ihr Setting in den bestehenden Strukturen finden müssen.<br />

Auch der dritte Punkt, eine Klassenwahl mit Blick auf die Lehrerbesetzung zu treffen,<br />

erscheint wichtig, weil bei der Integration fremder SchülerInnen in ganz besonderem<br />

Maße Fingerspitzengefühl, Zuwendung, Interesse an der Person, Beobachtung und<br />

Steuerung des Integrationsprozesses und entsprechende Techniken gefragt sind, auf<br />

die rein fachwissenschaftlich ausgerichtete KollegInnen, die sich auf die konsequente<br />

Umsetzung curricularer Vorgaben konzentrieren, unter Umständen nicht so viel Wert<br />

legen.<br />

Gelegentlich muss auch die Schulaufsichtsbehörde konsultiert werden, wenn<br />

Schullaufbahnen bisher in andere Richtungen wiesen, die in dieser Form nicht fortgeführt<br />

werden können. Die Bezirksregierung ist - in ständigem Kontakt mit der Schule -<br />

um kreative Lösungen bemüht und nutzt den vorhandenen Ermessensspielraum im<br />

Sinne des anstehenden individuellen Falles.<br />

Es folgt in einem weiteren Schritt die Information der unterrichtenden Lehrkräfte,<br />

die mit ihrer Unterstützung und ihren Beobachtungen bedeutende Hilfestellung für<br />

den Erfolg der Maßnahme leisten. Diese Information und Koordination obliegt der jeweiligen<br />

Klassenleitung.<br />

Durch die Vorbereitung in der Ita-Wegman-Schule auf die reale Situation im Regelschulsystem<br />

und durch die flankierenden organisatorisch-pädagogischen Maßnahmen<br />

sind die bisherigen Fälle der Eingliederung positiv verlaufen. Wünschenswert im<br />

Interesse einer weiteren Qualitätsverbesserung wäre die Evaluation eines jeden<br />

Falles, um die Bestätigung des Erfolgs und die Bedingungen zu erfahren, die zu diesem<br />

Gelingen geführt haben, oder auch diese Rahmenbedingungen zu verändern,<br />

wenn es notwendig erscheint.<br />

Die Eltern dieser SchülerInnen sind in der Regel über den gelungenen Ausgang dieser<br />

Schulversuche so froh, dass sie – selbst wenn sie nicht in der Nähe wohnen -<br />

lange Wege in Kauf nehmen und ihre Kinder auch über die geplante Dauer dieser<br />

- 27 -


Maßnahme hinaus in ihren neu erworbenen Klassen- und Sozialverbänden belassen,<br />

um ihnen möglichst lange das solide pädagogische Fundament persönlicher und sozialer<br />

Sicherheit zu gewähren.<br />

Neben der Erleichterung von Rahmenbedingungen für Unterricht, die nur die Politik<br />

schaffen kann, ist für die zukünftige Lehrerausbildung ein grundlegendes Instrumentarium<br />

zur Diagnostik zu schaffen, das erlaubt, unerwünschte und für die Eingliederung<br />

kontraproduktive Entwicklungen rechtzeitig wahrzunehmen (das bezieht sich<br />

sowohl auf das einzugliedernde Individuum als auch auf dessen Umfeld), und Techniken<br />

zu vermitteln, Außenseiter im Allgemeinen und Neuankömmlinge, die während<br />

oder nach langer Krankheit einen Schulversuch wagen, im Besonderen in einen bestehenden<br />

Sozialverband zu integrieren.<br />

So weit der Auszug aus dem Schulprogramm der Friedlich-Harkort-Schule. Die Bemerkung<br />

über die Kooperationsbereitschaft der verschiedenen Schulbehörden kann ich bestätigen;<br />

ich erlebe immer wieder, dass man bemüht ist, mit viel Phantasie die vorhandenen<br />

Möglichkeiten auszunutzen und gemeinsam individuell angemessene Lösungen zu<br />

finden.<br />

- 28 -


5.3 Rückblick und Ausblick<br />

(Positive und negative Erfahrungen; langfristige Auswirkungen; Übertragbarkeit auf<br />

andere <strong>Projekt</strong>e; Zusammenarbeit mit <strong>Projekt</strong>partnern)<br />

Einige Außenschulversuche nahmen einen problematischen Verlauf oder wurden ohne<br />

erkennbare Ergebnisse abgebrochen. Dies war z. B. der Fall bei älteren Schülern /innen,<br />

die schon längere Zeit, teilweise jahrelang, keine Schule mehr besucht hatten. Es<br />

hat sich in solchen Fällen deutlich nachteilig ausgewirkt, wenn keine längere Schulzeit<br />

bei uns vorangegangen war. Hierfür können mehrere Gründe eine Rolle spielen:<br />

- die Schüler/innen sind nach langem Fernbleiben von der Schule regelmäßiges<br />

Lernen noch nicht wieder gewohnt, sie müssen sich an Vieles erst wieder erinnern,<br />

ihre Durchhaltefähigkeit ist noch geschwächt,<br />

- sie sind sich ihrer Leistungsfähigkeit in der Schule überhaupt nicht sicher,<br />

- sie erleben eher Nicht-Verstehen oder Versagen denn Ermutigung oder Stärkung<br />

in den Unterrichtsstunden,<br />

- sie können keine Beziehungen zu den Klassenkameraden aufbauen, fühlen sich in<br />

den Kursen fremd, sind häufig auch einige Jahre älter als die anderen, dazu ist<br />

oft auch die Zeit zu kurz,<br />

- die Gefühle des Ausgeschlossenseins und die der unzureichenden Leistungsfähigkeit<br />

verstärken sich gegenseitig in nachteiliger entmutigender Weise.<br />

Auch diese Erfahrungen haben dazu beigetragen, die Kriterien und Bedingungen für<br />

Außenschulversuche genauer formulieren zu können, die schließlich zu dem oben zitierten<br />

Abschnitt im Schulprogramm der Friedrich-Harkort-Schule geführt haben.<br />

Wie bereits erwähnt, findet eine ähnliche Zusammenarbeit der Ita-Wegman-Schule<br />

auch mit anderen Schulen der Umgebung statt; je nach Schultyp und Alter der Schüler<br />

sind dabei die jeweils zuständigen Lehrer unserer Schule einbezogen. Auch der Ablauf<br />

der Zusammenarbeit mit der Friedrich-Harkort-Schule lässt sich in ähnlicher Weise auf<br />

andere Schulen übertragen. Dabei ist immer wieder die Qualität der Beziehungen entscheidend,<br />

die es zwischen der Ita-Wegman-Schule und den Außenschulen aufgebaut<br />

werden können.<br />

Schluss<br />

Gemessen an der gesamten Schulzeit unserer Schüler ist die Dauer des Aufenthalts in<br />

unserer Krankenhausschule sehr kurz. Es hat sich aber immer wieder deutlich gezeigt,<br />

dass diese Zeit für die Schüler eine besondere und sehr sensible, oft entscheidende Phase<br />

in ihrer Biographie darstellt. So spielt auch die Schulzeit hier eine besondere Rolle, zudem<br />

sie häufig mit der Vorbereitung einer Umschulung in eine andere Klasse oder<br />

Schule verbunden ist.<br />

Aber auch aus tiefer liegenden Gründen sind die Krankenhausschule und unsere Bemühungen<br />

um die Wiedereingliederung in die allgemeinen Schulen von Bedeutung.<br />

Erstens nämlich ist für Kinder das Lernen so wichtig, weil sie eigentlich lernen wollen.<br />

Lernen ist naturgegeben: Neues kennen lernen, Verstehen (also mit bereits Gesichertem,<br />

Vertrautem verknüpfen und diese Verknüpfungen immer besser festigen) und Einsich-<br />

- 29 -


ten gewinnen (d.h. neue, oft überraschende Verknüpfungen zwischen bereits Bekanntem<br />

herstellen) sind Tätigkeiten, die der Mensch von Geburt an ganz natürlich und spontan<br />

ausführt und die ihm Lust bereiten. Der Mensch lernt eigentlich immer, aus naturgegebenem<br />

Interesse an der Welt.<br />

Wenn Schüler nicht lernen können, so ist dies eher in Störungen der Beziehungen und<br />

des Bindungs- und Erkundungssystems lange vor ihrer Schulzeit begründet als in ihrem<br />

intellektuellen Unvermögen. Eine positive Lernerfahrung in der Schule trägt entscheidend<br />

dazu bei, dass die Schüler neue, andere Erfahrungen machen und ihr eigenes, häufig<br />

von Schwächgefühlen geprägtes Selbstbild korrigieren und verändern können.<br />

Für den Lehrer ist es eine wesentliche Grundlage seines Erfolgs, diese Einsichten so sicher<br />

im Gefühl zu haben, dass er sie in der täglichen Arbeit auch in schwierigen Fällen<br />

umsetzen kann. Nach meiner Erfahrung ist die Überzeugung des Lehrers, dass die Schüler<br />

eigentlich lernen wollen, bereits mitentscheidend für ihre Lernbereitschaft in der<br />

Gruppe. Wenn ich ihnen nicht unterstelle, dass sie sowieso keine Lust haben, sondern<br />

signalisiere, dass ich ganz selbstverständlich davon ausgehe, dass sie mitarbeiten werden,<br />

so fühlen sie sich nicht abgelehnt, sondern können mitmachen.<br />

Zweitens traue ich den Schülern das Lernen von vornherein zu. Ich habe die Überzeugung,<br />

dass sie das, was in der Schule von ihnen verlangt wird, auch lernen können (immer<br />

bezogen auf die für sie in der jeweiligen Situation passenden Anforderungen und<br />

das passende Lerntempo) - so wie ich ja auch von einem kleinen Kind ganz selbstverständlich<br />

annehme, dass es laufen lernen und die Welt erkunden und begreifen will.<br />

Ganz wesentlich ist schließlich auch das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Bedürfnis<br />

nach Zugehörigkeit: aus diesen Gefühlen heraus möchten die Schüler in ihrer Klasse<br />

bleiben, nicht den Anschluss verlieren oder als Versager ausgeschlossen werden.<br />

Es für die Schüler wichtig, in der Schule Erfolg zu haben. Lernen ist ein zentraler Lebensbereich<br />

der jungen Menschen. Das alles zusammengenommen ist das Motiv, sich im<br />

Zusammenwirken zwischen Krankenhausschule und allgemeiner Schule darum zu bemühen,<br />

den Kindern, die in diesem Lebensbereich entgleist sind, zu anderen Erlebnissen<br />

zu verhelfen, so gut es irgend geht.<br />

Dass der Lehrer diese grundlegenden Einsichten verinnerlicht hat, ist mindestens genauso<br />

wichtig bei der Betreuung der kranken Schüler wie die Kenntnis von Krankheitsbildern.<br />

In den Jahren der Arbeit an diesem Forschungsprojekt habe ich selbst sehr viel gelernt,<br />

wie ich an Hand der Fallbeispiele dazustellen versucht habe. Ich bin darin bestärkt<br />

worden, eigene Ermessenspielräume auszunutzen, auch wenn man damit allein steht.<br />

Immer wieder müssen für die Schüler individuelle Regelungen gefunden werden, nicht<br />

aus Gründen der Schonung oder Bevorzugung, sondern im Sinne eines Nachteilsausgleichs,<br />

um auch kranken Schülern die Wahrnehmung ihrer Rechte zu ermöglichen. Es<br />

geht meist nicht darum, neue Gesetze oder Verordnungen zu verlangen, sondern die<br />

vorhandenen Freiräume zum Handeln auszunutzen und neue oder ungewöhnliche Lösungen<br />

zu suchen, die der aktuellen Situation und den Bedürfnissen der Schüler angepasst<br />

sind. Dabei ist für mich Aufgehobensein in einer Klasse oder Schule manchmal<br />

höher zu bewerten als die formal „richtige“ Schulform.<br />

Ziel ist, den kranken Schülern zu verhelfen, die „normalen“ Bildungswege fort zu führen<br />

und dabei unnötige schmerzliche oder gefährliche Brüche in ihren Lebenswegen<br />

möglichst zu vermeiden.<br />

- 30 -


Bewertung<br />

6. Zielerreichung<br />

7. Öffentlichkeitsarbeit<br />

Aktivitäten, Resonanz:<br />

Rückmeldungen der Schüler<br />

Schulprogramm der FHS<br />

Interview mit A. Wüsthof, Die ZEIT (erscheint im Frühjahr 2006)<br />

8. Perspektiven<br />

geplante Fortführung von Programmen, <strong>Projekt</strong>en, Kooperationen<br />

Wie oben schon geschildert: Integration ist Teil des Schulprogramms geworden<br />

9. Zitierte Literaturangaben<br />

[1] Krankenhausschule und schulische Re-Integration in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.<br />

Die Ita-Wegman-Schule im Gemeinschafts-Krankenhaus Herdecke;<br />

in: Ursula Pfeiffer et al. (Hrsg.), Klinik macht Schule. Die ”Schule für Kranke”<br />

als Brücke zwischen Klinik und Schule. Tübingen. Attempto-Verlag 1998<br />

[2] Mathematik- und Physikunterricht in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Abschlussarbeit<br />

für die Beraterausbildung am Alfred-Adler-Institut Nord. Delmenhorst<br />

2003<br />

[3] „Liebe Klasse, ich habe Krebs!“: Pädagogische Begleitung lebensbedrohlich erkrankter<br />

Kinder und Jugendlicher. Joachim Schroeder u.a. ... Tübingen. Attempto-Verlag<br />

1996<br />

- 31 -


Anhang<br />

Informationen zu psychiatrischen Krankheitsbildern<br />

Dieser Anhang ist ein Ausdruck aus den im Internet veröffentlichten Leitlinien<br />

(http://leitlinien.net) der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und<br />

Psychotherapie, die dort laufend aktualisiert und ergänzt werden. Dieser Abdruck stellt<br />

also nur eine „Momentaufnahme“ dar und soll beispielhaft zeigen, wie viele und wie<br />

ausführliche Informationen allgemein und kostenlos zugänglich sind.<br />

AWMF online<br />

Leitlinien für Diagnostik und Therapie<br />

- 32 -<br />

Arbeitsgemeinschaft der<br />

Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen<br />

Fachgesellschaften<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie<br />

Zum Index Leitlinien<br />

Präambel für die Leitlinien in der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

und Psychotherapie<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie legt<br />

in Zusammenarbeit mit den anderen Verbänden dieses Faches erstmals Leitlinien für<br />

die Diagnose und Behandlung psychischer Störungen von Kindern und Jugendlichen<br />

vor. Ziel dieses Versuchs ist nicht, Ärzte im Umgang mit psychisch kranken Kindern<br />

und Jugendlichen und deren Familie zu reglementieren oder ärztliche Handlungsspielräume<br />

einzuengen, auch nicht in erster Linie das Vermeiden von Fehlern, wohl aber die<br />

Bemühung, Diagnostik und Therapie zu optimieren. Der Blick in die gegenwärtige Literatur<br />

zeigt, in welchem Ausmaß Konzepte über psychiatrische Erkrankungen und die<br />

sich aus ihnen ergebenden Konsequenzen in unserem Fach noch voneinander abweichen<br />

können. Das kann gelegentlich im Sinne der Patienten sein, wird aber deren Belangen<br />

bisweilen nicht gerecht. Die amerikanische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

(American Academy of Child and Adolescent Psychiatry) hat ihre Leitlinien als<br />

Practice Parameters bezeichnet. Sie kommt mit diesem Begriff dem Anliegen der Leitlinien<br />

wahrscheinlich näher als mit der im deutschen Sprachraum üblichen Bezeichnung.<br />

Der empirisch begründete Umgang mit psychischen Störungen dieser Altersstufe hat<br />

keine lange Tradition. Gründe dafür sind die schmale Basis der Evaluationsforschung in<br />

der Psychotherapie, speziell in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, und die<br />

Vorsicht im Umgang mit Psychopharmaka, die bei Erwachsenen bezüglich Wirksamkeit<br />

und Sicherheit gut untersucht sind, hingegen für Kinder und Jugendliche mit ihren<br />

entwicklungsbedingten Besonderheiten aber ausreichende Erfahrungen fehlen. Das


letztgenannte Defizit erklärt sich aus der geringen bzw. unterschiedlichen Vorkommenshäufigkeit<br />

mancher schwerer psychischer Störungen im frühen Lebensalter und<br />

den ethischen Problemen, denen sich Doppelblindstudien bei Minderjährigen gegenübersehen.<br />

Die beschriebene Situation rechtfertigt unseres Erachtens die Publikation von<br />

Anleitungen für die Praxis.<br />

Die hier vorgestellten Empfehlungen wurden jeweils von Gruppen von Fachärzten erarbeitet,<br />

die in Universitätskliniken, im nicht-universitären klinischen Bereich und in Praxen<br />

bzw. Ambulanzen tätig sind. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass leichte<br />

wie schwere Störungen gleichermaßen berücksichtigt werden. Die von diesen Gruppen<br />

nach einem vorgegebenen Schema erarbeiteten Vorschläge, wurden in einer von der<br />

Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie gebildeten<br />

Kommission inhaltlich überprüft. Differenzen wurden im Dialog mit der jeweiligen<br />

Gruppe erörtert und konnten in allen Fällen ausgeräumt werden. Danach folgte die<br />

formale Vereinheitlichung der Entwürfe. Anschließend wurden sie gemeinsam mit dem<br />

Berufsverband der Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in<br />

Deutschland und der Bundesarbeitsgemeinschaft der leitenden Klinikärzte für Kinder-<br />

und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie diskutiert. Dabei erfolgten Modifikationen.<br />

Es ist zu hoffen, dass sich damit in den Leitlinien ein ausreichend breites Spektrum<br />

fachlicher Erfahrungen niederschlagen konnte. Mit dem jetzigen Schritt werden sie der<br />

Fachöffentlichkeit übergeben, die sich damit zum Dialog aufgefordert fühlen soll. Derartige<br />

Anleitungen unterliegen schon wegen des Fortschrittes von Diagnostik und Therapie<br />

Veränderungen. Der Vorschlag der Kommission ist es deswegen auch, die Leitlinien<br />

nach zwei Jahren erneut zu überprüfen, um dann etwaige Anregungen aus dem Kreis<br />

der Kollegen einzuarbeiten und notwendige Korrekturen vorzunehmen.<br />

Die Leitlinien beziehen sich auf bestimmte Störungsbilder. Ihre Anwendung setzt den<br />

fachkundigen Umgang mit Kindern und Jugendlichen voraus. Ebenso vorausgesetzt<br />

wird die Anwendung diagnostischer Basisregeln, wie etwa der körperlichen Untersuchung,<br />

die auch bei psychisch kranken Kindern und Jugendlichen erforderlich ist, die<br />

der Einbeziehung der Familie bei Diagnostik und Therapie oder der kontinuierlichen<br />

Laborkontrollen bei der Behandlung mit Psychopharmaka. Angegeben werden Art und<br />

Umfang des notwendigen Vorgehens, nicht einzelne Behandlungsschritte und Details<br />

von Methoden der Diagnostik und Therapie. Auch lassen sich nicht alle Informationen<br />

auf alle Stadien, die eine psychische Störung durchläuft, anwenden, so daß die jeweiligen<br />

Empfehlungen nach Ausprägung und Verlaufsphase einer Erkrankung zu adaptieren<br />

sind. Soweit Jugendhilfemaßnahmen in den Leitlinien angesprochen sind, sind darin<br />

verschiedenartige Interventionen von der ambulanten über die teilstationäre bis zur<br />

vollständigen außerfamiliären Betreuung mit unterschiedlichen Relationen von pädagogischen<br />

und therapeutischen Elementen gemeint.<br />

Dass Leitlinien den Dialog über diagnostische und therapeutische Notwendigkeiten und<br />

über deren Zweckmäßigkeit nicht ersetzen können, versteht sich. Sie sind schon deshalb<br />

nicht verbindlich, weil im Einzelfall abweichende Vorgehensweisen oder Heilversuche<br />

gerechtfertigt sein können. Die Leitlinien sind aber in dem Sinn "bindend", dass sich<br />

der Arzt, der häufig von ihnen abweicht, über dieses Vorgehen im klaren sein und sich<br />

seine Gründe dafür bewusst machen sollte. Leitlinien sind auch eine Hilfe für die Vermittlung<br />

empirischen Wissens und die kollegiale Kooperation in Qualitätszirkeln. Wo<br />

immer möglich, basieren die hier übermittelten Handlungsanleitungen deswegen auf<br />

überprüften Erfahrungen. Hinweise auf einschlägige Literatur sollen das verdeutlichen.<br />

Insoweit die empirische Basis schmal ist, wurde eine entsprechend vorsichtige Diktion<br />

- 33 -


verwendet, aber nicht auf die Übermittlung von Vorschlägen verzichtet, eben um zur<br />

Sammlung überprüfbaren Wissens beizutragen.<br />

Es muss nicht ausdrücklich gesagt werden, dass aus den gemachten Vorschlägen wegen<br />

des aufgezeigten Rahmens forensische Konsequenzen nicht gezogen werden können.<br />

Auch soll der untersuchende und behandelnde Arzt sich durch sie nicht neuen Patientenforderungen<br />

gegenübergestellt sehen. Andererseits soll ihm aber eine Handhabe gegenüber<br />

den Kostenträgern zur Verfügung stehen, um ihm unter dem verständlichen<br />

Sparzwang einen ausreichenden Handlungsspielraum zu sichern.<br />

Die vorgelegten Leitlinien folgen entsprechend der kinder- und jugendpsychiatrischen<br />

Tradition einem multimodalen Ansatz. Dieses Vorgehen hat sich im Modell einer multiaxialen<br />

Diagnostik niedergeschlagen und ist im deutschen Sprachraum Standard geworden.<br />

Die Leitlinien folgen keinem bestimmten theoretischen Konzept, sondern sind<br />

unter diesem Gesichtspunkt eher als "eklektisch" zu betrachten. Dennoch sind sie nicht<br />

frei von einer theoretischen Grundlage. Der Hintergrund dafür, dass überhaupt diagnostische<br />

und therapeutische Empfehlungen gegeben werden können, ist die Vorstellung,<br />

dass sich aus zurückliegendem und gegenwärtigem Verhalten künftiges Verhalten<br />

von Kindern, Jugendlichen und Familien voraussagen lässt, dass Anamnese und Befund<br />

also Aussagen über den Verlauf von Störungen unter Bedingungen von Behandlung und<br />

Nichtbehandlung erlauben. Dabei befindet sich der Kinder- und Jugendpsychiater in einer<br />

relativ günstigen Position, kann er doch viele Störungen quasi in statu nascendi beobachten<br />

und ist nicht nur mit dem "Endprodukt" einer individuellen Entwicklungsgeschichte<br />

konfrontiert. Das gilt sowohl für psychopathologische Phänomene als auch für<br />

die Entwicklung zentralnervöser Funktionen oder für die Lebensumstände, in denen ein<br />

Kind oder Jugendlicher sich befindet.<br />

Für die Weiterentwicklung der Empfehlungen wird es wesentlich sein, zu beobachten,<br />

wie sie in der Praxis angenommen werden. Dazu sind Studien unabhängiger Partner oder<br />

Institutionen notwendig. Sofern Empfehlungen nicht angenommen werden, muss<br />

überprüft werden, warum das nicht geschieht, vor allem ob dafür Patienteninteressen<br />

oder Kostenbelange ausschlaggebend sind. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, der Berufsverband der Ärzte für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Deutschland und die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

leitender Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie<br />

publizieren diese Empfehlungen mit der Bitte um konstruktive Kritik, sinngemäße Anwendung<br />

und Beobachtung der Akzeptanz.<br />

- 34 -


Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie hat<br />

Leitlinien für folgende Diagnosetypen bzw. Symptomenkomplexe erarbeitet bzw. weitere<br />

in Erarbeitung:<br />

AWMF-<br />

Reg.-Nr.<br />

028/001<br />

028/002<br />

028/003<br />

028/004<br />

028/005<br />

028/006<br />

028/007<br />

028/008<br />

028/009<br />

028/010<br />

028/011<br />

028/012<br />

028/033<br />

028/013<br />

028/014<br />

028/015<br />

028/035<br />

028/016<br />

028/017<br />

028/018<br />

akt.<br />

Stand: gültig<br />

bis:<br />

Persönlichkeits- und Verhaltensstö- 05/2003 05/2008<br />

rungen aufgrund einer Krankheit,<br />

Schädigung oder Funktionsstörung des<br />

Gehirns (F07)<br />

Psychische und Verhaltensstörungen 05/2003 05/2008<br />

durch psychotrope Substanzen (F1)<br />

Schizophrenie, schizotype und wahn- 05/2003 05/2008<br />

hafte Störungen (F2)<br />

Manische und bipolare affektive Stö- 05/2003 05/2008<br />

rungen (F30, F31)<br />

Depressive Episoden und rezidivieren- 05/2003 05/2008<br />

de depressive Störungen (F32, F33)<br />

Anhaltende affektive Störungen (F34) 05/2003 05/2008<br />

Zwangsstörungen (F42) 05/2003 05/2008<br />

Reaktionen auf schwere Belastungen 05/2003 05/2008<br />

und Anpassungsstörungen (F43)<br />

Dissoziative Störungen, Konversions- 05/2003 05/2008<br />

störungen (F44)<br />

Somatoforme Störungen (F45) 05/2003 05/2008<br />

Eßstörungen (F50) 05/2003 05/2008<br />

Nicht-organische<br />

(F51)<br />

Schlafstörungen 05/2003 05/2008<br />

Persönlichkeitsstörungen (F60, F61) 05/2003 05/2008<br />

Abnorme Gewohnheiten und Störun- 05/2003 05/2008<br />

gen der Impulskontrolle (F63)<br />

Störungen der Geschlechtsidentität 05/2003 05/2008<br />

(F64) sowie der sexuellen Entwicklung<br />

und Orientierung (F66)<br />

Intelligenzminderung (F7) und 05/2003 05/2008<br />

grenzwertige Intelligenz<br />

Umschriebene Artikulationsstörungen 05/2003 05/2008<br />

(F80.0)<br />

Umschriebene Entwicklungsstörungen 05/2003 05/2008<br />

der Sprache (F80.1, F80.2)<br />

Umschriebene Entwicklungsstörungen 05/2003 05/2008<br />

schulischer Fertigkeiten (F81)<br />

Tiefgreifende Entwicklungsstörungen 05/2003 05/2008<br />

(F84)<br />

- 35 -


028/019<br />

028/036<br />

028/020<br />

028/021<br />

028/022<br />

028/023<br />

028/024<br />

028/025<br />

028/026<br />

028/027<br />

028/028<br />

028/029<br />

028/030<br />

028/031<br />

028/034<br />

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Zuletzt aktualisiert am 23.02.2005; 09:23:01<br />

© AWMF online<br />

Hyperkinetische Störungen (F90) 05/2003 05/2008<br />

Auf den familiären Rahmen be- 05/2003 05/2008<br />

schränkte Störung des Sozialverhaltens<br />

(F91.0)<br />

Störungen des Sozialverhaltens (F91, 05/2003 05/2008<br />

F92)<br />

Phobische Störungen (F40) und Emoti- 05/2003 05/2008<br />

onale Störungen des Kindesalters<br />

(F93.1, F93.2)<br />

Angststörungen (F41, F93.0) 05/2003 05/2008<br />

Elektiver Mutismus (F94.0) 05/2003 05/2008<br />

Bindungsstörungen (F94.1, F94.2) 05/2003 05/2008<br />

Tic-Störungen (F95) 05/2003 05/2008<br />

Enuresis und funktionelle Harninkon- 05/2003 05/2008<br />

tinenz (F98)<br />

Enkopresis (F98.1) 05/2003 05/2008<br />

Regulationsstörungen im Säuglingsal- 05/2003 05/2008<br />

ter (u.a. F98.2)<br />

Stereotype Bewegungsstörung (F98.4) 05/2003 05/2008<br />

Stottern (Stammeln) (F98.5), Poltern<br />

(F98.6)<br />

Suizidalität im Kindes- und Jugendalter<br />

Vernachlässigung, Mißhandlung, sexueller<br />

Mißbrauch<br />

Nicht aktualisierte Leitlinien siehe<br />

Liste<br />

- 36 -<br />

05/2003 05/2008<br />

05/2003 05/2008<br />

05/2003 05/2008


Kurze Vorstellung<br />

der Ita-Wegman-Schule am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke<br />

7. Mai 2005<br />

Die Ita-Wegman-Schule am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke wurde offiziell 1985<br />

gegründet; sie ist eine „private Ersatzschule in freier Trägerschaft“, die vom Krankenhausträgerverein<br />

selbst getragen wird. Unsere Schüler sind zum ganz überwiegenden<br />

Teil Patienten der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie oder junge Erwachsene;<br />

wenige kommen von der pädiatrischen Station.<br />

Auch unsere Schule strebt an, allen Schülern den Anschluss an das Lernen auf ihrem<br />

Niveau zu ermöglichen und das Selbstvertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und ihr<br />

Selbstwertgefühl zu stärken. Damit sollen möglichst gute Voraussetzungen für die Wiedereingliederung<br />

in ihre Stammschulen geschaffen werden. Oft ist es aber auch nötig,<br />

eine andere Klasse oder sogar eine andere Schule oder Ausbildungsstätte für unsere<br />

Schüler zu finden. Der Aufenthalt und die Therapie in einer psychiatrischen Abteilung<br />

ist für alle Kinder und Jugendliche eine Ausnahmesituation. In dieser Situation will unsere<br />

Schule eine Brücke sein, um künftig eine gute (und in vielen Fällen hoffentlich bessere)<br />

Schullaufbahn zu ermöglichen. In den vergangenen Jahren hat sich dieses Anliegen<br />

zunehmend als wichtige, zentrale Aufgabe gestellt. Wegen der immer kürzeren Aufenthaltsdauer<br />

in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (durchschnittlich nur noch 40 bis<br />

60 Tage) ist es jedoch häufig nur unter großem Zeitdruck oder gar nicht mehr möglich,<br />

diese Aufgabe angemessen und gut zu erfüllen.<br />

Insofern passt das Forschungsvorhaben des <strong>Projekt</strong>s der Robert-Bosch-Stiftung genau<br />

zu dieser täglichen zentralen Aufgabe unserer Schule; es ist unser Anliegen, die Bedingungen<br />

für eine gelungene Wiedereingliederung in die „äußeren“ Schul- und Bildungswege<br />

zu erkunden und zu verbessern.<br />

Unser Schulalltag:<br />

Insgesamt unterrichten wir ca. 50 Schüler täglich. Wir sind 8 Lehrerinnen und Lehrer,<br />

davon 3 Fachlehrer mit Unterrichtsgenehmigungen bis Klasse 13, die anderen bis Klasse<br />

12.<br />

Die (stationär aufgenommenen) Kinder zwischen 6 und 12 Jahren sowie die Patienten<br />

der Tagesklinik werden in 3 „Klassen“ von jeweils einer Lehrerin unterrichtet („Stationslehrerprinzip“).<br />

Dieser Unterricht ist stark am Waldorfunterricht orientiert (mit<br />

Epochenunterricht usw.); zugleich werden die Schüler auf die Wiedereingliederung in<br />

die normalen staatlichen Schulen vorbereitet, aus denen sie meist kommen.<br />

Die älteren Schüler (ab ca. 12 bis 18 oder 20 Jahre) kommen aus allen möglichen Schulen<br />

und Klassenstufen, die verschiedenen Schularten sind ungefähr so wie im Landesdurchschnitt<br />

in NRW vertreten. Einige Unterschiede gibt es dennoch: bei den Jungen<br />

sind Schüler der Hauptschulen und Sonderschulen überproportional vertreten, und die


der anderen Schultypen (RS, GS, GY) unterproportional. Aus den Klassenstufen 10 bis<br />

13 sind regelmäßig einige Schüler da (ca. 6), so dass wir immer auch in der gymnasialen<br />

Oberstufe bis hin zum Abitur unterrichten.<br />

Bei diesen älteren Schülern arbeiten wir mit dem „Fachlehrerprinzip“: Die Schüler erhalten<br />

vorwiegend Fachunterricht in kleinen Gruppen (bis zu 6 Schüler), meist Deutsch,<br />

Englisch oder Mathematik; auch Französisch, Latein, Philosophie, Biologie und andere<br />

Fächer werden unterrichtet.<br />

Wir nehmen alle Kinder und Jugendlichen zu Beginn ihres stationären Aufenthalts sofort<br />

in die Schule auf (möglichst am nächsten Tag, jeder Tag zählt inzwischen!), auch<br />

die magersüchtigen. Nur gelegentlich wird die Situation hergestellt, dass ein Schüler /in<br />

nicht sofort am Unterricht teilnehmen darf, sondern Vorleistungen seinerseits erbringen<br />

muss, um wieder zur Schule gehen zu dürfen - er/sie muss sich die Teilnahme am<br />

Unterricht regelrecht erst „verdienen“. Solche – wie überhaupt alle pädagogischen –<br />

Maßnahmen werden in engen Absprachen mit den pädagogischen Mitarbeitern Ärzten<br />

und Psychologen der Stationen erarbeitet.<br />

Mit allen Stationen gibt es tägliche und regelmäßige Übergaben (jeden Morgen sowie<br />

mittags beim Wechsel der Vormittags- zu den Nachmittagsbetreuern), mindestens wöchentliche<br />

Besprechungen und ausführliche Fallbesprechungen und z.T. Fallsupervisionen;<br />

auch mit den Ärzten und Psychologen finden regelmäßige Besprechungen statt.<br />

Wir nehmen an Eltern- und Familiengesprächen teil und führen Gespräche und Beratungen<br />

über den künftigen Schul- und Bildungsweg durch. Es kommt auch vor, dass wir<br />

den ganzen „Helferkreis“ – z. B. Mitarbeiter von Jugendamt, Sozialamt, Schulen, Kirchengemeinde<br />

, die sich bereits um die Familie kümmern - einer Familie zusammenrufen,<br />

um das weitere Vorgehen gemeinsam abzusprechen. Wir nehmen (in Absprache mit<br />

den Erziehungsberechtigten) gleich zu Beginn der Therapie regelmäßig Kontakt mit der<br />

Heimatschule jedes Schülers auf. Auch während des Aufenthalts bei uns und anlässlich<br />

der Entlassung sind wir in Kontakt mit den Außenschulen.<br />

Brigitte Beekmann-Knörr<br />

Ita-Wegman-Schule am Gemeinschaftskrankenhaus<br />

Gerhard-Kienle-Weg 4<br />

58313 Herdecke


Brigitte Beekmann-Knörr,<br />

Lebenslauf<br />

geb. 1946 in Münster/Westfalen.<br />

1966 bis 1972 Studium der Mathematik und theoretischen Physik in Tübingen und Lyon,<br />

Diplom 1972 (Spezialgebiet Partielle Differentialgleichungen); daneben intensive<br />

Beschäftigung mit Fragen des Umweltschutzes, Städtebaus, Stadterneuerung und<br />

Denkmalpflege. Erste Berufstätigkeiten in der Planungsabteilung der Zentralen Verwaltung<br />

der Universität Tübingen (Hochschul- und Stadtentwicklungsplanung, Abfallentsorgung)<br />

und als Mitarbeiterin von Inge und Walter Jens (Bearbeitung von Archivmaterialien<br />

für das Buch „Eine deutsche Universität. 500 Jahre Tübinger Gelehrtenrepublik“,<br />

1977).<br />

Umzug nach Hagen (Westfalen) bedingt durch berufliche und private Gründe, 1977 und<br />

1978 Geburt meiner Kinder. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften (Vordiplom<br />

1982) „Wiedereinstieg“ in die Mathematik und Promotion 1987 (Spezialgebiet<br />

Differentialgeometrie, in Münster /W.); zugleich Assistentin an der FernUniversität Hagen<br />

und in Münster von 1983 bis 1988.<br />

Von 1988 bis 1992 verschiedene Unterrichtstätigkeiten im privaten und schulischen Bereich<br />

sowie Tätigkeit im Rahmen eines Werkvertrags für den Verkehrsverbund Rhein-<br />

Ruhr. Von 1980 an zunehmende Beschäftigung mit Fragen der Psychologie, Erziehung<br />

und des Lernens und Unterrichtens; schließlich Ausbildung am Alfred-Adler-Institut<br />

Nord (Delmenhorst, 1999 bis 2003) zur Psychologischen Beraterin. Zehn Jahre lang<br />

(1988 bis 1998) Elternarbeit und -Beratung in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund<br />

Hagen (Lernen und Lernprobleme).<br />

Seit 1992 Lehrerin an der Ita-Wegman-Schule, Schule für Kranke, am Gemeinschaftskrankenhaus<br />

Herdecke. Dort arbeite ich vorwiegend mit Jugendlichen und junge Erwachsenen,<br />

die stationär in den Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie des<br />

Krankenhauses aufgenommen sind, gelegentlich auch solche aus den pädiatrischen Abteilungen.<br />

Ich unterrichte Mathematik (alle Klassen und Schularten), etwas Physik, Biologie,<br />

Chemie und Erdkunde und regelmäßig auch (fachfremd) Latein, vertretungsweise<br />

habe ich auch Französisch unterrichtet.<br />

Veröffentlichungen: Arbeiten und Aufsätze aus den Bereichen Verkehrs- und Stadtplanung,<br />

Mathematik (Diplomarbeit, Dissertation, verschiedene Arbeiten zu Eigenwerten)<br />

sowie zum Unterricht bei psychisch kranken Kindern und Jugendlichen und zu Fragen<br />

ihrer Wiedereingliederung in die allgemeinen Schulen.


Sächsische Schulen<br />

Klinikschule im Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus, Dresden<br />

Klinik- und Krankenhausschule<br />

Freital<br />

Klinik- und Krankenhausschule<br />

Dr. Georg-Sacke-Schule, Leipzig


<strong>Abschlussbericht</strong> der Sächsischen<br />

Klinikschulen zum <strong>Projekt</strong><br />

„<strong>Interklinikschule</strong>“<br />

Reutlingen, am 23 Juni 2006


<strong>Abschlussbericht</strong> der Sächsischen Klinikschulen zum <strong>Projekt</strong><br />

"<strong>Interklinikschule</strong>"<br />

1. Mitarbeiter<br />

Klinikschule Freital Frau Mücke<br />

Klinikschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig Frau Richter<br />

Frau Chayeb<br />

Klinikschule Dresden Frau Schönekerl (Arbeitsgr.- Ltr. KKS<br />

Sachsen)<br />

Frau Stettnisch<br />

Frau Metag<br />

Frau Riedel<br />

Beratendes Mitglied Frau Bär<br />

Andere teilnehmende Schulen<br />

Klinikschule Freiburg i.Br.<br />

Schule für Kranke Gelsenkirchen<br />

Ita Wegmann Schule Herdecke<br />

Klinikschule Tübingen<br />

Schirmherrin des <strong>Projekt</strong>s: Frau Dombois (Vizepräsidentin des<br />

Sächsischen Landtages)<br />

<strong>Projekt</strong>leiter : Herr Prof. Ertle<br />

Drittmittelgeber : Robert Bosch Stiftung GmbH<br />

2. <strong>Projekt</strong>inhalte<br />

- Erfassung der Probleme chronisch Kranker im Schulalltag<br />

- Beratung der Lehrer/Innen<br />

- Erarbeitung einer Handreichung zum Umgang mit chronisch Kranken<br />

Hauptziel: Verbesserung und Erleichterung des Schulalltags von chronisch<br />

kranken Schülerinnen und Schüler<br />

Fernziel: Implementierung in die Lehrerausbildung


3. Folgende chronische Erkrankungen wurden untersucht:<br />

Somatische Erkrankungen:<br />

- Onkologische Erkrankungen, Mukoviszidose,<br />

- Asthma bronchiale, Diabetes mellitus, Epilepsie, Rheumatische Erkrankungen,<br />

- Neurodermitis, Chronische Nierenerkrankungen, Skoliose<br />

Psychiatrische Erkrankungen:<br />

- Essstörungen, Psychosen, Borderline- Störung, Elektiver Mutismus, ADHS<br />

4. Methoden unserer Arbeit<br />

- Selbststudium zu chronischen Erkrankungen und Informationsaustausch mit<br />

unseren Therapeuten<br />

- Schüler-, Eltern- und Lehrerbefragungen<br />

- Schulbesuche unter Einbeziehung der Eltern, Mitschüler und Lehrer<br />

- Beratungsgespräche mit Schülern, Eltern, Therapeuten und Lehrern<br />

- Hospitationen an Heimatschulen<br />

- Telefonische Beratung, Hinweise auf Fachliteratur<br />

- Regionale Fortbildungen zu Krankheitsbildern ( Krankheitssymptome und<br />

deren Ursachen, Auffälligkeiten in der Schule, förderpädagogische<br />

Maßnahmen)<br />

5. <strong>Projekt</strong>zeitraum<br />

September 2003 bis Herbst 2005, Abschlusstagung in Reutlingen im Juni 2006<br />

6. Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus der <strong>Projekt</strong>arbeit<br />

( Zuarbeit der Klinikschulen Leipzig, Freital und Dresden )<br />

Position des Schülers:<br />

- Unzureichende oder keine Information an Lehrer und Mitschüler durch<br />

den Schüler (Ursachen: fehlendes Vertrauen, Imageverlust, Vermeiden<br />

von Außenseiterposition; Schüler wollen weder Mitleid noch Spott)<br />

- Bei psychischen Störungsbildern oft keine Information vom Schüler, da<br />

geringe Toleranz erwartet wird<br />

- Fehlende Kenntnis über die Zusammenhänge des<br />

Krankheitsgeschehens<br />

- Geringes Selbstwertgefühl und Beeinträchtigung der Lebensqualität


- Verstärkung des Leidensdrucks durch Gleichgültigkeit und Desinteresse<br />

von Mitschülern und Lehrern<br />

- Schüler wollen normal behandelt werden, wünschen sich, dass sie offen<br />

auf ihre Erkrankung hin angesprochen werden, äußern Bedürfnis nach<br />

Sicherheit und Geborgenheit<br />

- Starke Demütigungen bei äußerlichen Veränderungen des chronisch<br />

Kranken<br />

- Chronische Erkrankungen geraten im Schulalltag leicht in<br />

Vergessenheit, Schülern ist das Erinnern an ihre Erkrankung<br />

unangenehm<br />

- Stärkere Einschränkungen im Freizeitbereich (Isolation, Ausgrenzung,<br />

geringe Sozialkompetenz)<br />

- Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit<br />

- Versäumen von Unterrichtsstoff aufgrund der Erkrankung und<br />

gleichzeitige Überforderung, bzw. auch Verschlechterung des<br />

Gesundheitszustandes (psychische Befindlichkeit)<br />

- Verbot der Teilnahme am Sportunterricht, obwohl Übungen ohne<br />

Leistungsbewertung möglich wären<br />

- Regelmäßiges Essen und Trinken besonders bei Schülern mit<br />

Mukoviszidose und Diabetes wird eingeschränkt, da Toilettenverbot<br />

während der Stunde<br />

- Mangelnde Hygiene im Sanitärbereich<br />

- Verbot der Teilnahme an Klassenfahrten<br />

- Chronisch Kranke werden voll akzeptiert in ihrer Klasse, sie fühlen sich<br />

wohl, Mitschüler und Lehrer sind ausreichend informiert, chronisch<br />

Kranke haben unter diesen Bedingungen oft kein Krankheitsempfinden<br />

Position der Eltern:<br />

- Eltern fällt es oft schwer, die Krankheit des Kindes zu akzeptieren und<br />

leiden manchmal mehr als ihr Kind. Sie wollen Normalität und<br />

verschweigen deshalb die Erkrankung<br />

- Sie fühlen sich unverstanden, erwarten mehr Empathie und Kompetenz<br />

seitens der Schule<br />

- Eltern geben der Schule die Schuld am Leistungsversagen ihres Kindes<br />

- Sie haben keine Kenntnis über § 26 a (Schulgesundheitspflege) und von<br />

den Möglichkeiten des Nachteilsausgleichs<br />

- Eltern dürfen auf Wunsch des Kindes keine Informationen über das<br />

Krankheitsbild weitergeben<br />

- Eltern entwickeln geringes Vertrauen gegenüber Lehrern, anderen<br />

Eltern sowie Mitschülern ihres Kindes (Organisation von Hilfen bei<br />

Schulfehlzeiten unzureichend)<br />

- Sie haben Sorge, dass ihr Kind überlastet wird (zu viele Stunden, zu<br />

kurze Pausen)<br />

- Eltern neigen zur Überbehütung ihres Kindes, sie haben Angst vor<br />

ungewisser Zukunft, sehen keine Möglichkeit des Lösens vom<br />

Elternhaus (Selbständigkeit ihres Kindes kann kaum entwickelt werden)<br />

- Eltern sind mit der Schule zufrieden, sehen ihr Kind gut untergebracht


Position der Lehrer:<br />

- Lehrer wissen oftmals nicht, welche der Krankheiten zu den chronischen<br />

Erkrankungen gehören (besondere Unsicherheiten bei den psychischen<br />

Störungsbildern)<br />

- Lehrer benötigen sowohl medizinisches Wissen über die Krankheit als<br />

auch Informationen über Möglichkeiten der förderpädagogischen<br />

Einflussnahme<br />

- Lehrer wünschen sich in der Ausbildung Informationen über<br />

Krankenhauspädagogik<br />

- Klassenlehrer haben verständlicherweise oft Angst, chronisch kranke<br />

Kinder auf Klassenfahrten oder anderen Unternehmungen mitzunehmen<br />

und möchten nicht allein die Verantwortung für einen längeren Zeitraum<br />

übernehmen (Unsicherheit beim Handeln in Notfallsituationen)<br />

- Lehrer wissen wenig über die Einnahme von Medikamenten und deren<br />

Nebenwirkungen<br />

- Lehrer stoßen manchmal auf Widerstand bei den Eltern, wenn sie den<br />

Verdacht auf eine mögliche Erkrankung des Kindes äußern und bei der<br />

Bewältigung des Problems helfen wollen (hauptsächlich bei psychischen<br />

Störungsbildern)<br />

- Sie sind oft unsicher bei der Auslegung des Nachteilsausgleichs und bei<br />

Empfehlungen von außerunterrichtlichen Unterstützungssystemen<br />

- Lehrer fühlen sich allein gelassen, sie benötigen das Vertrauen der<br />

Eltern und des Betroffenen sowie kompetente Unterstützung durch<br />

Beratungslehrer und Schulärzte sowie moralischen Zuspruch<br />

- Lehrer haben den Wunsch, keine Abstriche an der Unterrichtsqualität<br />

zum Erreichen der Bildungsstandards vorzunehmen und beklagen sich<br />

deshalb immer wieder, dass sie keine Zeit haben, um sich individuell mit<br />

den chronisch kranken Schülern beschäftigen zu können.<br />

- Lehrer befinden sich oft in einem Balanceakt zwischen dem Gewähren<br />

einer Sonderrolle für den Schüler und der Normalität, die er bekommen<br />

sollte.<br />

- Es fehlt an Kenntnis über die Nutzung des Ergänzungsbereiches für<br />

Förder- bzw. Integrationsstunden sowie für die Abdeckung des<br />

Hausunterrichts.<br />

- Sportlehrer benötigen mitunter konkretere Arztatteste für die Teilnahme<br />

am Sportunterricht<br />

- Lehrer sehen eine uneingeschränkte Schweigepflichtsentbindung für alle<br />

Fachlehrer als notwendig<br />

- Die Mehrzahl der Lehrer empfindet die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

aller Erziehungsträger als unentbehrlich für die<br />

Persönlichkeitsentwicklung des chronisch kranken Schülers<br />

- An vielen Schulen bestehen unseres Erachtens diese günstigen<br />

Bedingungen<br />

Dieser umfassende Einblick in die vielen Probleme bei der Arbeit mit chronisch<br />

Kranken führt zu folgenden


Schlussfolgerungen:<br />

1. Der Umgang mit chronisch Kranken muss von Mitschülern als auch von<br />

Lehrern gelernt werden. Hierfür sind sowohl individuelle Fortbildungen als<br />

auch bestimmte Sequenzen in der Lehrerausbildung notwendig.<br />

2. Positive Erfahrungen gibt es im somatischen Bereich, großen Nachholbedarf<br />

haben die Lehrer bei psychischen Störungsbildern und Hinweisen zum<br />

Umgang mit psychisch Kranken.<br />

3. Die Integration chronisch Kranker ist ein Prozess, der von gesellschaftlichen<br />

als auch von individuellen Faktoren ( Berührungsängste, Unwissenheit )<br />

abhängig ist, das heißt:<br />

- Vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schülern und<br />

Lehrern<br />

- Gute soziale Einbindung des chronisch Kranken<br />

- Förderliches Lernklima als eine wichtige Stützstrategie beim Lernen<br />

lernen<br />

- Schaffen von „nahtlosen“ Übergängen zwischen Kindergarten und<br />

Schule, zwischen 4. und 5. Klasse und bei Schulwechsel<br />

- Aufbau eines Netzwerkes als systemische Herangehensweise (<br />

chronisch Kranker, Eltern, Arzt, Lehrer der Klinikschule, Lehrer der<br />

Heimatschule, Mitschüler, Regionalschulamt, Selbsthilfegruppen … )<br />

4. Die Pädagogen müssen sich Kenntnisse über die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit aneignen.<br />

5. Nutzen des Nachteilausgleichs, der sowohl Lehrern, Schülern und Eltern<br />

bekannt sein müsste<br />

6. Hilfe bei der Integration durch Begleitung des Schülers seitens der<br />

Kliniklehrer und Ärzte. Hinweise zum Umgang mit chronisch Kranken müssen<br />

individuell ausgerichtet sein. Es bestehen seit einem Jahr Angebote der<br />

Klinikschule, Krankheitsbilder zu somatischen und psychischen<br />

Krankheitsbildern vorzustellen.<br />

7. Unterstützung der Eltern und Schüler bei der Schullaufbahnberatung sowie<br />

bei der Inanspruchnahme gesetzlich fixierter Unterstützungssysteme, zum<br />

Beispiel Einzelfallhelfer, Besuch von Tagesgruppen, Sozialarbeiter,<br />

Schulpsychologen, Jugendamt<br />

8. Der Erfahrungsschatz von bestimmten Schulen, die schon eine größere<br />

Anzahl von chronisch Kranken erfolgreich integriert haben (vor allem<br />

psychisch Kranke) muss genutzt werden, indem ein zentral vorgegebenes<br />

Stützpunktsystem als Ansprechpartner mit Beteiligung der Klinikschulen<br />

geschaffen wird.<br />

9. Die Begleitung psychisch Kranker ist ein oft langwieriger Prozess mit vielen<br />

Rückfällen, der oft die gesamte optimistische Grundhaltung des Lehrers<br />

erfordert (Schuldgefühle behindern den pädagogischen Prozess). Da ein<br />

großes Informationsbedürfnis seitens der Heimatschullehrer und Eltern nach<br />

Aufklärung über psychische Störungsbilder besteht, schlagen wir dem Leiter<br />

der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Dresden, Herrn<br />

Professor Scholz vor, einen Tag der Offenen Tür, wo beispielsweise Einblicke<br />

in die Klinik gewonnen werden, zu organisieren.<br />

10. Für eine schnelle Integration zugunsten des Schülers wäre eine<br />

unbürokratischere und kürzere Bearbeitung des FAV (Förderpädagogisches<br />

Aufnahmeverfahren) erforderlich.


Schlussbemerkungen<br />

Die Arbeit am <strong>Projekt</strong> hat uns viel Mühe aber auch Freude bereitet, besonders<br />

deshalb, weil wir bei den Lehrern an den Heimatschulen viel Resonanz, Engagement<br />

und Empathie vorgefunden haben. Für uns Teilnehmer brachte die Arbeit am <strong>Projekt</strong><br />

auch eine kritischere Sicht auf unsere Tätigkeit an der Klinikschule, und dies<br />

beinhaltet mehr Öffnung nach außen und konkrete, konstruktive Empfehlungen für<br />

die Lehrer der Heimatschulen.<br />

Im Rahmen der <strong>Projekt</strong>arbeit entstanden ein Kinderbuch zum Diabetes mellitus<br />

sowie Vorträge und Hinweisen zum Umgang mit chronisch Kranken, die an Epilepsie,<br />

Asthma bronchiale, Borderline-Störung, Anorexie und chronischen<br />

Nierenerkrankungen leiden. In diesem Zusammenhang bedanken wir uns ganz<br />

herzlich bei der Bosch-Stiftung als Drittmittelgeber sowie bei der Dresdner<br />

Kinderhilfe e.V., die den Druck von 300 Diabetikerfibeln finanzierte. Die Robert-<br />

Bosch-Stiftung übernahm das Bestücken der Bücher mit CD-ROMs. Frau Dombois,<br />

Vizepräsidentin des Sächsischen Landtages und Schirmherrin des <strong>Projekt</strong>es für die<br />

sächsischen Schulen, organisierte u.a. durch Sponsoren Computertechnik und<br />

Lernsoftware für chronisch Kranke. Ein Dankeschön geht auch an Herrn Prof. Ertle,<br />

an Herrn Schwägerl, Referatsleiter vom SMK Sachsen sowie an die<br />

Förderschulreferentin des RSA Dresden, Frau Mehnert, die uns vor allem in unserer<br />

Arbeit unterstützten und mit Rat und Tat zur Seite standen.<br />

Wir wünschen der Abschlusstagung einen guten Verlauf und für uns alle viele<br />

Anregungen für unsere Arbeit.<br />

B.Schönekerl<br />

Fachberater Klinik- und Krankenhausschulen Sachsen


Dresden<br />

Klinikschule im Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus, Dresden<br />

Fetscherstraße 74<br />

01307 Dresden<br />

Email: Klinikschule.dresden@web.de<br />

Lilo Bär (beratendes Mitglied)<br />

Susanne Metag<br />

Irina Riedel<br />

Bettina Schönekerl<br />

Rosemarie Stettnisch


Klinikschule<br />

im Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“ Dresden<br />

Fetscherstraße 74<br />

01307 Dresden<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> zum <strong>Projekt</strong> <strong>Interklinikschule</strong> Ergebnisse!<br />

verallgemeinernde Aussagen<br />

1. Der Umgang mit chronisch Kranken muss von Mitschülern als auch von<br />

Lehrern gelernt werden.<br />

2. Positive Erfahrungen gibt es im somatischen Bereich, großen<br />

Nachholbedarf haben die Lehrer bei psychischen Erkrankungen~<br />

insbes. Krankheitsbilder, Hinweise zum Umgang mit Erkrankten werden<br />

gewünscht.<br />

3. Die Integration chronisch Kranker ist ein Prozess, der von<br />

gesellschaftlichen als auch von individuellen Faktoren<br />

(Berührungsängste, Unwissenheit) abhängig ist:<br />

• vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schülern und<br />

Lehrern<br />

• gute soziale Einbindung des chronisch Kranken<br />

• förderliches Lernklima<br />

• Schaffen von „nahtlosen“ Übergängen zwischen Kindergarten und<br />

Schule, zwischen 4. und 5. Klasse und bei Schulwechsel<br />

• Aufbau eines Netzwerkes (chronisch Kranker, Eltern, Arzt, Lehrer<br />

der Klinikschule, Lehrer der Heimatschule, Mitschüler,<br />

Regionalschulamt, Selbsthilfegruppen...)<br />

4. Detaillierte Kenntnisse der gesetzlichen Grundlagen für unsere Arbeit,<br />

speziell zur Förderung chronisch Kranker sind kaum vorhanden<br />

5. Nutzen des Nachteilsausgleiches, der sowohl Lehrern, Schülern und<br />

Eltern bekannt sein müsste<br />

6. Hilfe bei der Integration durch Begleitung des Schülers seitens der<br />

Kliniklehrer, Hinweise zum Umgang mit chronisch Kranken müssen<br />

individuell ausgerichtet sein<br />

7. Unterstützung der Eltern und Schüler bei der Schullaufbahn sowie bei<br />

der Inanspruchnahme gesetzlich fixierter Unterstützungssysteme ‚ zum<br />

Beispiel Einzelfallhelfer, Besuch von Tagesgruppen, Sozialarbeiter,<br />

Jugendamt


Resonanz<br />

Der Beginn des <strong>Projekt</strong>es war schwierig, da alle Beteiligten noch Suchende<br />

waren. Es gab Vorbehalte, da es große Unsicherheiten in dem Wissen über<br />

chronisch Kranke gab. Der gute Kontakt zum medizinischen Personal<br />

ermöglichte uns den Einstieg.<br />

Unsere Angebote wurden vorwiegend positiv entgegengenommen, Eltern<br />

betroffener Schüler mussten teilweise durch intensive Argumentation (bes.<br />

Eltern von Förderschulkindern) überzeugt werden.<br />

Es gab keine Ablehnung bei den Lehrern, in Ausnahmefällen aber<br />

Gleichgültigkeit. Es waren nur Zeitprobleme, die manche Gespräche<br />

hinausgezögert haben. Ein Teil der Fragebögen kam nicht zurück.<br />

Ärzte sowie Pflegepersonal schätzen unsere Arbeit und bringen sich auch<br />

beratend mit ein.<br />

Die Eltern waren erleichtert, dass ihre Kinder von uns in die Schule begleitet<br />

wurden.<br />

Beobachtungen und Erfahrungen<br />

Eltern sind oft von der Schule enttäuscht und geben der Schule die<br />

Hauptschuld am Schulversagen. Aber auch die Schule sucht die Schuld nicht<br />

selten im Elternhaus. Es kommt also darauf an, ein gutes „Miteinander“ zu<br />

schaffen.<br />

Lehrer sehen oft bei psychischen Störungsbildern keine Erkrankung, sondern<br />

eine Fehlerziehung bzw. Verwahrlosung.<br />

Die Begleitung psychisch Kranker ist ein oft langwieriger Prozess mit vielen<br />

Rückschlägen. Beratungsgespräche sind immer wieder notwendig, da es oft<br />

unvorhersehbare Situationen gibt und jeder Erkrankte individuell zu betreuen<br />

ist. Nach der Entlassung muss eine ambulante Weiterbetreuung gesichert<br />

werden. Für diese Schüler( bes. für Kinder und Jugendliche mit<br />

Schulverweigerung aufgrund seelischer Probleme) gibt es keine ausreichend<br />

vernetzte Beschulungsmöglichkeit in Zusammenhang mit therapeutischen<br />

Maßnahmen. Die Nutzung von Gesetzesvorlagen sowie anderen<br />

Hilfsangeboten für chronisch Kranke sind bei den Eltern und Lehrern gering,<br />

weil oft keine Kenntnisse zu dieser Thematik vorhanden sind.<br />

Glücklicherweise gibt es Schulen deren Leiter sofort und unbürokratisch<br />

Entscheidungen für den Schüler treffen, ohne das zum Beispiel der Schüler<br />

diagnostiziert wurde. In Leipzig wurde sogar durch die Oberstufenberaterin in<br />

Zusammenarbeit mit dem dortigen Regionalschulamt eine Schulzeitstreckung<br />

(13 Schuljahre) für eine an Mukoviszidose erkrankten Schülerin durchgesetzt.<br />

Unsere Erfahrungen zeigen, dass eine gute Zusammenarbeit im Interesse des<br />

Kindes in vielen Fällen möglich ist. Kollegen der Heimatschulen werden vor<br />

der Entlassung zu Helferkonferenzen eingeladen und die nächsten Schritte mit<br />

den behandelnden Ärzten abgesprochen.<br />

Die Lehrer der Heimatschulen sind besonders an der Information über<br />

verschiedene Krankheitsbilder interessiert. Schwerpunkte sind hierbei vor


allem Krankheitsursachen, Symptome im Schulalltag und das Aufzeigen von<br />

Hilfsmaßnahmen. Letzteres stellt einen hohen Anspruch an die Pädagogen<br />

dar, der allerdings ohne die Eltern nicht zu realisieren ist. Ein großer Teil<br />

unserer Kliniklehrer wird durch Vorträge an den Heimatschulen bereits<br />

wirksam - Spezialisierung einiger Kollegen auf bestimmte Krankheitsbilder.<br />

Die Familientagesklinik in Dresden therapiert und macht gleichzeitig die Eltern<br />

fit für die Erziehung ihrer Kinder. Die Eltern unterstützen besonders intensiv<br />

den Wiedereinstieg in den Schulalltag und fungieren gleichzeitig als,, Mittler“.<br />

Diese Mittlerrolle erscheint uns besonders geeignet für einen guten<br />

Neueinstieg nach der Krankheit. All diese Aktivitäten werden erst nach einem<br />

längeren Zeitraum wirksam werden. So wäre es sicher interessant, chronisch<br />

Kranke über einen längeren Zeitraum zu begleiten und zu analysieren. Die<br />

enge Zusammenarbeit mit den Heimatschulen, die wir schon seit jeher pflegen<br />

geben uns recht: je besser die Absprache mit allen Beteiligten, umso günstiger<br />

die Integration.<br />

Öffentlichkeitsarbeit ~<br />

Die Sächsische Zeitung veröffentlichte am 17.01.2005 einen Artikel über<br />

unsere<br />

Klinikschule und zum <strong>Projekt</strong>.<br />

Weitere Veröffentlichungen:<br />

Vorstellung des <strong>Projekt</strong>es auf der Jahreshauptversammlung (März 2005) des<br />

Sächsischen Lehrerverbandes. Dazu erschien ein Artikel in der Zeitschrift des<br />

SLV<br />

(SLVI3/2005)<br />

Der psychosoziale Arbeitskreis in Dresden wurde am 2.06.05 ebenfalls in<br />

unsere<br />

Arbeit eingeweiht.<br />

Der Dresdener Kinderhilfe e.V. brachte einen Artikel in ihrer Zeitschrift zum<br />

interdisziplinären Forschungsprojekt heraus und wird das Drucken des<br />

Kinderbuches<br />

„Hallo, ich bin Tom“ finanziell mit absichern helfen.<br />

Frau Dombois (MdL) hat die Schirmherrschaft über unser <strong>Projekt</strong><br />

übernommen.<br />

Wir werden von Herrn Schwägerl, Frau Koß (Kultusministerium) sowie Frau<br />

Mehnert<br />

(Regionalschulamt) in unserer Arbeit wirksam unterstützt.<br />

Lilo Bär, Susanne Metag, Irina Riedel, Bettina Schönekerl, Rosemarie Stettnisch


Klinikschule im Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“<br />

Was ist Klinikschule ? Was will die Klinikschule ? Wie ist der Unterricht organisiert?<br />

• Zeitpunkt, Dauer und Häufigkeit des Unterrichts<br />

werden mit dem Arzt abgesprochen.<br />

• Der Unterricht in der Klinikschule<br />

soll den Anschluss des Schülers an<br />

den Leistungsstand seiner<br />

Heimatklasse ermöglichen. Umfang<br />

und Inhalt des Unterrichts richten<br />

sich nach der Belastbarkeit des<br />

kranken Schülers.<br />

• Die Klinikschule ist eine<br />

selbständige „Staatliche<br />

Schule“<br />

• Der Unterricht orientiert sich an der individuellen<br />

Bedürfnislage und am momentanen Befinden des<br />

kranken Schülers.<br />

• Unterricht wird in den Fächern Deutsch,<br />

Mathematik, Englisch, Chemie, Geschichte,<br />

Biologie, Physik und Kunsterziehung erteilt. Er ist<br />

auf den jeweiligen schul- und jahresspezifischen<br />

Lehrstoff ausgerichtet.<br />

• Unterricht in der Klinik bedeutet vor<br />

allem<br />

- von der Krankheit<br />

abzulenken<br />

- den Tag in der Klinik zu<br />

strukturieren<br />

- dem kranken Schüler ein<br />

Stück Normalität zu<br />

vermitteln und<br />

- dem Patienten eine<br />

Perspektive zu geben.<br />

• Es werden schulpflichtige<br />

Kinder und Jugendliche aller<br />

Schularten und Altersstufen<br />

unterrichtet, die sich wegen<br />

einer Erkrankung in<br />

stationärer bzw.<br />

tagesklinischer Behandlung<br />

befinden und deshalb ihre<br />

Heimatschule nicht besuchen<br />

können.<br />

• Der Unterricht findet entweder im Klassenzimmer,<br />

auf Station oder am Bett statt. Die<br />

Gruppenzusammensetzung richtet sich nach dem<br />

Alter und der Erkrankrankung des Schülers.<br />

• Den Schülern sind die festegelegten<br />

Unterrichtszeiten bekannt. Durch klinikspezifische<br />

Abläufe und krankheitsbedingte Veränderungen<br />

im Befinden des Patienten kann es jedoch zu<br />

Verschiebungen kommen.<br />

• Bei jedem längerfristig erkrankten Schüler wird<br />

Kontakt mit der Heimatschule aufgenommen. Das<br />

Mitbringen von Stoffverteilungsplänen und<br />

Unterrichtsmaterialien (Bücher, Arbeitshefte) ist<br />

der unterrichtlichen Arbeit sehr förderlich.<br />

• Schüler die aus der Klinik entlassen wurden, aber<br />

aufgrund ihrer gesundheitlichen Verfassung noch<br />

nicht wieder in die Heimatschule gehen können,<br />

erhalten auf Antrag Hausunterricht.<br />

• Darüber hinaus soll die<br />

Wiedereingliederung in den<br />

Schulalltag der Heimatschule<br />

vorbereitet werden.<br />

• Schüler und Eltern werden in allen<br />

schulischen Fragen (Schullaufbahn,<br />

Wechsel einer Schulart,<br />

Wiederholung einer Klasse,<br />

Prüfungen, Hausunterricht), die<br />

durch die Krankheit entstehen,<br />

beraten.<br />

• Durch Heimatschulbesuche und<br />

Gespräche mit den Lehrern der<br />

Heimatschule soll das Verständnis<br />

für kranke Schüler geweckt werden.<br />

• Im § 10 der Schulordnung für<br />

die Förderschulen steht:<br />

Die Klinik- und<br />

Krankenhausschule hat die<br />

Aufgabe, kranke Schüler, die<br />

sich längere Zeit oder in<br />

regelmäßigen Abständen in<br />

einer Klinik, im Krankenhaus<br />

oder in einer Kureinrichtung<br />

befinden, so zu unterrichten<br />

und zu fördern, dass eine<br />

Wiedereingliederung in die<br />

bisher besuchten Klassen<br />

erleichtert wird. Der Umfang<br />

des Unterrichts ist mit dem<br />

behandelnden Arzt<br />

abzustimmen.


Freital<br />

Klinik- und Krankenhausschule<br />

Freital<br />

Bürgerstraße 7<br />

01705 Freital/Sachsen<br />

Email: Klinikschule.freital@web.de<br />

http://www.klinikschule-freital.de.vu/<br />

Bärbel Mücke


Forschungsprojekt<br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den<br />

allgemeinen Schulen“<br />

Förderung durch die<br />

Robert Bosch Stiftung GmbH<br />

Bericht über die Arbeit der<br />

Klinik- und Krankenhausschule Freital/Sa.<br />

Bärbel Mücke<br />

2006


1. Ermittlung des Umgangs mit chronischer<br />

Krankheit in allgemeinen Schulen<br />

1.1. Probleme, die bei verschiedenen Krank-<br />

heiten auftraten<br />

1.2. Probleme im Umgang mit der Krankheit<br />

Asthma bronchiale<br />

1.3. Probleme im Umgang mit der Krankheit<br />

Epilepsie


1.1. Probleme im Umgang mit chronischer Krankheit (allgemein): Ergebnisse der Befragungen von Lehrern, Schülern (mit verschiedenen Krankheiten, z.B. Asthma bronchiale,<br />

Neurodermitis, Rheuma, Epilepsie, Augenerkrankung, Diabetes mellitus, Autismus) und Eltern<br />

Lehrer Schüler Eltern<br />

Information der Schule durch die Eltern über<br />

das Vorliegen einer chronischen Erkrankung<br />

ihres Kindes nicht immer gegeben:<br />

• keine Kenntnis der Bestimmungen des<br />

Sächsischen Schulgesetzes (§26/ 26a) über die<br />

Verpflichtung der Mitteilung von<br />

gesundheitsrelevanten Befunden an die Schule<br />

• Versuch der Erhaltung von Normalität für ihr<br />

Kind in der Schule<br />

• kein Vertrauensverhältnis zum Klassenleiter<br />

• Befürchtung der Ausgrenzung des Kindes<br />

• Gefühl des Unverstandenseins (Lehrer kennen oft<br />

nicht die Belastungsfaktoren, die mit der<br />

Krankheit des Kindes einhergehen)<br />

Information der Lehrer durch den Schüler über die<br />

eigene Erkrankung<br />

- nicht immer gegeben<br />

• fehlendes Vertrauen zum Lehrer<br />

• bisher keine Rücksichtnahme erfahren<br />

• Wunsch nach Normalität<br />

- nicht ausreichend<br />

• Bestätigung durch Eltern notwendig<br />

• Verständnis der Zusammenhänge des<br />

Krankheitsgeschehens oft wenig ausgeprägt<br />

(Notwendigkeit der zusätzlichen Information<br />

durch den Lehrer)<br />

Information der Mitschüler nicht immer erwünscht, um<br />

• Außenseiterrolle zu vermeiden<br />

• Spott und Mitleid zu entgehen<br />

Information über Erkrankung erreicht nicht alle Lehrer<br />

(Datenschutz)<br />

• Vereinbarungen mit den Eltern über Weitergabe<br />

von Informationen fehlen<br />

• ohne Information durch Eltern über das<br />

Vorliegen einer Erkrankung keine<br />

Rücksichtnahme<br />

• Wissen über Krankheitsbilder oft lückenhaft<br />

• Informationsmaterial zum Umgang mit chronisch<br />

kranken Schülern meist nicht greifbar bzw.<br />

vorwiegend medizinisch aufgebaut; Unsicherheit<br />

bezüglich des Verhaltens in Notfallsituationen<br />

und des Maßes notwendiger medizinischer<br />

Informationen<br />

Informationsaustausch<br />

Information der Eltern über Krankheitsbilder nicht<br />

immer umfassend und ausreichend (Erschließung<br />

anderer Quellen notwendig)<br />

Information über psychische Erkrankungen oft<br />

vermieden, da geringe Toleranz erwartet<br />

Beratungslehrer: Umgang mit chronisch kranken<br />

Schülern kaum ein Thema in der Ausbildung; also nur<br />

eingeschränkte Beratung zum Umgang mit chronisch<br />

Erkrankten<br />

keine konsequente Forderung nach Nachteilsausgleich,<br />

um<br />

• Kind nicht zum Außenseiter werden zu lassen<br />

• Verhältnis zum Lehrer nicht zu belasten<br />

• Vorwürfe des Erwartens von Vorteilen<br />

(Ungleichbehandlung) zu vermeiden<br />

• die Krankheit des Kindes zu verdrängen, da man<br />

sich selbst überfordert fühlt<br />

weil<br />

• man meint, dass das an den Schulen nicht<br />

bekannt und üblich ist<br />

• positive Beispiele und gesetzliche Vorgaben, auf<br />

die man verweisen könnte, kaum zu finden sind<br />

• Zwiespalt zwischen Wunsch nach Ausgleich von<br />

durch die Krankheit bedingten Nachteilen und<br />

Angst, zum Außenseiter zu werden<br />

• Mangel an positiven Erfahrungen<br />

• Beeinträchtigungen des Selbstwertgefühls auf<br />

Grund körperlicher Einschränkungen führen zur<br />

Zurückgezogenheit und Hänseleien durch die<br />

Mitschüler<br />

• Nichtbeachtung der psychosozialen<br />

Belastungsfaktoren der Krankheit kann zu<br />

psychischen Störungen führen (z.B.<br />

Aggressionen, Schulangst)<br />

Absprachen zur Förderung des chronisch kranken<br />

Schülers: keine Normalität<br />

• Gleichmacherei statt Chancengerechtigkeit<br />

• Fachlehrersystem und wenig Präsenz des<br />

Klassenleiters als Erschwernis zur Unterstützung<br />

des Schülers in der Sekundarstufe<br />

• Nachteilsausgleich: Erwarten amtlicher<br />

Vorgaben bzw. gesetzlicher Bestimmungen zur<br />

Rechtfertigung (Mitschüler und deren Eltern)<br />

• Vorgabe des Mangels an Möglichkeiten der<br />

Förderung des Schülers (zeitlich, personell)<br />

• Einbeziehung von Mitschülern in die Förderung<br />

als Erziehungspotenzial in der Sekundarstufe<br />

teilweise vernachlässigt<br />

Nachteilsausgleich und Mitschüler<br />

Sportunterricht:<br />

• Bemängelung der Überbeanspruchung des<br />

Schülers trotz Attest<br />

• Beschwerden über Anwesenheitspflicht im<br />

Sportunterricht oder Verrichten von Hilfsdiensten<br />

für den Sportlehrer bei Attesten<br />

• Unterschätzung der positiven Wirkungen<br />

sportlicher Betätigung für den chronisch kranken<br />

Schüler (Tendenz der Überbehütung)<br />

Sportunterricht:<br />

• Forderung der Sportlehrer nach mehr Belastung<br />

(positive Trainingseffekte) trotz Attest wird als<br />

rücksichtslos empfunden<br />

• Verstärkung von Minderwertigkeitsgefühlen und<br />

Unzufriedenheit mit sich selbst durch<br />

Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

• Verminderung der Belastbarkeit durch zu wenig<br />

sportliche Betätigung<br />

Sportunterricht<br />

• Belastbarkeit des chronisch kranken Schülers<br />

durch Atteste nicht immer im Einzelnen<br />

nachvollziehbar<br />

• Forderung der Lehrer nach Umwandlung der<br />

Teilsportbefreiungen in Vollsportbefreiungen zur<br />

Vermeidung von Überforderung und den damit<br />

zusammenhängenden Beschwerden der Schüler<br />

und Eltern<br />

Sportunterricht und andere Problemfächer<br />

Geografie, Chemie, Biologie, Werken<br />

• Unverständnis der Eltern über Nichtbeachtung<br />

von Risikofaktoren durch die Fachlehrer<br />

• Bedauern des Mangels an Sachkenntnissen der<br />

Lehrer über häufig vorkommende Krankheiten<br />

Geografie, Chemie, Biologie, Werken<br />

• Mitteilung über gesundheitliche Probleme bei<br />

bestimmten Stoffen und Tätigkeiten vom<br />

Vertrauensverhältnis zum Lehrer abhängig<br />

• Glaubwürdigkeit der Aussagen vom Verhalten<br />

und der Leistung des Schülers abhängig<br />

Geografie, Chemie, Biologie, Werken<br />

• Staub an Wandkarten, durch Schleifarbeiten und<br />

in selten benutzten Räumen, Gase, Dämpfe von<br />

Chemikalien, Tierhaare, Schimmel als<br />

Risikofaktoren für Allergiker, Asthmatiker und<br />

andere chronisch Kranke kaum beachtet, da<br />

Informationen fehlen<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


1.2. Probleme bei Asthma bronchiale, die sich aus Befragungen und Beratungsgesprächen ergaben<br />

Lehrer<br />

• Ängste vor Anfällen des Schülers und der<br />

eigenen panischen Reaktion<br />

• Informiertheit über die Auslöser von<br />

Asthmaanfällen lückenhaft<br />

• Fachlehrer nicht über Krankheit des Schülers<br />

informiert (Werken: Atemnot des Schülers bei<br />

Schleifarbeiten)<br />

• Ausnutzen der Rücksichtnahme von<br />

einzelnen Schülern<br />

• Befürchtung durch Sondermaßnahmen den<br />

Schüler in eine Außenseiterrolle zu drängen<br />

• keine Kenntnis der Einnahme von<br />

Medikamenten und deren Nebenwirkungen<br />

• Uninformiertheit des Klassenleiters über<br />

Hänseleien durch Mitschüler<br />

Schüler<br />

• ungenügende Förderung bei erhöhten<br />

Schulfehlzeiten<br />

• Verharmlosung der Erkrankung, um nicht<br />

zum Außenseiter zu werden<br />

• Hänseleien bei Benutzung des Dosieraerosols<br />

und bei Einschränkungen im Sportunterricht<br />

• Überforderung im Sportunterricht durch den<br />

Lehrer<br />

• häufige Zimmer-, Etagen- und<br />

Gebäudewechsel und schwere Schultaschen<br />

• Konzentrations- und Müdigkeitsprobleme<br />

durch Medikamente oder Schlafstörungen<br />

• Einschränkungen bei Wanderungen, beim<br />

Schwimmen und Tauchen<br />

• Verminderung des Selbstwertgefühls<br />

Mitschüler<br />

• häufiges Fehlen der Aufklärung über die<br />

Erkrankung und deren Folgen<br />

• mangelndes Verständnis für die<br />

Beeinträchtigungen durch die Krankheit,<br />

dementsprechend kaum Hilfsangebote<br />

• Nachteile durch die Krankheit (Fehlzeiten<br />

durch akute Beschwerden, Kuren) werden als<br />

Vorteile (kein Schulbesuch, mehr Freizeit)<br />

ausgelegt<br />

• Misstrauen bei Benutzung des Dosieraerosols<br />

durch den betroffenen Schüler (Vorwurf der<br />

„Drogeneinnahme“)<br />

• Selbstversuche zur Prüfung der Wirkung der<br />

Medikamente (Sprays)<br />

• Bevorzugen leistungsfähiger Mitschüler im<br />

Sportunterricht bei Wettkämpfen<br />

Eltern<br />

• Unverständnis bei fehlender<br />

Rücksichtnahme von Lehrern<br />

• psychosoziale Belastungsfaktoren:<br />

ständige Sorge um das Kind, hoher<br />

Zeitaufwand für Arzttermine und<br />

Behandlungen, Arbeitsfehlzeiten<br />

(verminderte Karrierechancen), Ängste<br />

um die Zukunft des Kindes<br />

(eingeschränkte Berufswahl)<br />

• Wunsch nach mehr<br />

Einfühlungsvermögen der Lehrer<br />

gegenüber dem kranken Kind und<br />

Organisierung von Hilfen durch die<br />

Mitschüler bei Schulfehlzeiten<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


1.2. Probleme im Umgang mit der Krankheit Asthma bronchiale im Zusammenhang<br />

mit Schule<br />

Probleme der Lehrer<br />

Meist sind Lehrer nur sehr ungenau über die Krankheit informiert, da sie oft nicht wissen,<br />

wodurch Anfälle ausgelöst werden können und wie man im Notfall reagiert. Die Angst vor<br />

panischen Reaktionen bei Anfällen des Schülers könnte vermieden werden, wenn<br />

Absprachen mit den Eltern getroffen würden und die Aneignung von Basiswissen über die<br />

Krankheit selbstverständlich wäre.<br />

Auch wenn Lehrer durch die Eltern umfassend über die Erkrankung aufgeklärt wurden,<br />

wissen sie nicht, dass der Schüler das Recht auf einen Nachteilsausgleich hat. Sicher ist es<br />

richtig, den Schüler so normal wie möglich zu behandeln, aber man kann über gewisse<br />

Einschränkungen (z.B. im athletischen Bereich) nicht hinwegsehen und sogar noch<br />

befürchten, dass Rücksichtnahme meist ausgenutzt wird. Man sollte sich eher dessen<br />

bewusst sein, dass der Schüler die „Chance“ ungerechtfertigter Vorteile nutzt, wenn der<br />

Lehrer kein Grundwissen über die Erkrankung besitzt und sich nicht mit den Eltern über die<br />

Auslösefaktoren von Anfällen, belastende Umstände und die Nebenwirkungen von<br />

Medikamenten verständigt hat.<br />

Niemand möchte das chronisch kranke Kind oder den Jugendlichen in eine Außenseiterrolle<br />

drängen, so dass der Lehrer genau die Lern- und Leistungskompetenzen kennen und diese<br />

entsprechend mit den Fachlehrern beraten muss. So kann vermieden werden, dass Schüler<br />

bei Schleifarbeiten im Werkunterricht an Atemnot leiden oder Fachlehrer<br />

Hausstauballergiker Wandkarten holen lassen, die oft in verstaubten Räumen aufbewahrt<br />

werden und Asthmaanfälle verursachen.<br />

Im Sekundarbereich werden bei erhöhten Schulfehlzeiten, die bei Asthmatikern nicht die<br />

Ausnahme darstellen, unterstützende Maßnahmen nicht immer rechtzeitig genug eingeleitet,<br />

da Klassenleiter meist nur wenige Wochenstunden in ihrer Klasse unterrichten und viele<br />

Dinge, so auch Hänseleien durch Mitschüler, spät bemerken oder mitgeteilt bekommen.<br />

Probleme der erkrankten Schüler<br />

Im Falle einer Schülerin sah das konkret so aus, dass sie die 7.Klasse wiederholen musste,<br />

da sie 60 Schulfehltage ohne die Hilfe von Lehrern und Mitschülern nicht aufarbeiten<br />

konnte. Außerdem neigte sie dazu, wie auch viele andere chronisch kranke Kinder und<br />

Jugendliche, die Krankheit zu verharmlosen, um nicht als Außenseiter behandelt zu werden.<br />

Da Asthmatiker bei Wanderungen, beim Schwimmen und Tauchen oft eingeschränkt sind,<br />

leidet ihr Selbstwertgefühl darunter. Noch schlimmer ergeht es ihnen, wenn dabei noch<br />

Bemerkungen von Mitschülern fallen, man würde sich bestimmt nur „drücken“ wollen und<br />

mit dem Dosieraerosol wolle man sich nur wichtig tun oder inhaliere „Drogen“.<br />

Schüler äußern sich auch immer wieder befremdet darüber, dass Sportlehrer zu wenig<br />

Rücksicht auf ihre Krankheit nehmen und trotz Atemnot zu weiteren sportlichen Aktivitäten<br />

auffordern. Ein Vieraugengespräch könnte sicher darüber aufklären, dass körperliche<br />

Betätigung unter Beachtung bestimmter Regeln (Aufwärmen) für den Asthmatiker positive<br />

Wirkungen in Bezug auf dessen Kondition und Ausdauer hat.<br />

Beklagt werden auch häufige Zimmer-, Etagen- und Gebäudewechsel in kurzen Pausen und<br />

unter der Last der schweren Schultaschen. Hier könnten eine Optimierung der<br />

Schulorganisation und die Unterstützung der Mitschüler hilfreich sein.<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-<br />

Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Probleme der Mitschüler<br />

Da die Mitschüler meist mangelhaft oder gar nicht über Asthma bronchiale aufgeklärt sind,<br />

fehlt es ihnen am nötigen Verständnis für Betroffene. Da viele von ihnen noch keinen<br />

Asthmaanfall beobachtet haben, besitzen sie kaum Vorstellungen von den Auswirkungen<br />

dieser Krankheit. Einschränkungen im sportlichen Bereich bewerten sie manchmal als<br />

vorgetäuscht, weil sie sich nicht in die Lage des Asthmatikers versetzen können. Außerdem<br />

sind unsportliche Schüler nicht besonders beliebt, wenn es um Wettkämpfe von<br />

Mannschaften geht. Die Ablehnung sportlich eingeschränkter Schüler wirkt sich sehr<br />

ungünstig auf ihr Selbstwertgefühl aus.<br />

Die Benutzung des Asthmasprays wird manchmal von gesunden Schülern praktiziert, um<br />

die Wirkung des Medikamentes zu testen. Voreilige Schlussfolgerungen über die<br />

Nutzlosigkeit des Sprays sind dann die Folge. Schulfehlzeiten durch Kuren oder akute<br />

Beschwerden werden als mehr Freizeit von einzelnen Mitschülern angesehen, so dass<br />

Hilfsangebote zum Nacharbeiten des versäumten Schulstoffs ausbleiben.<br />

Die somatische Erkrankung kann zusätzlich durch psychosoziale Belastung einen weiteren<br />

Krankheitsschub bekommen. Die aufklärende Funktion der Lehrer erweist sich deshalb als<br />

unabdingbar.<br />

Probleme der Eltern<br />

Eltern beklagen sich oft darüber, dass Lehrer zu wenig Rücksicht auf ihr chronisch krankes<br />

Kind nehmen würden. Lehrer könnten sich kaum vorstellen, wie belastend diese<br />

Erkrankungen für sie selbst und das Kind sind. Im Vordergrund stehen dabei die ständige<br />

Sorge um das Kind und ein hoher zeitlicher und Kraftaufwand für Arzttermine und<br />

Behandlungsmaßnahmen, wobei Arbeitsfehlzeiten und verminderte Karrierechancen<br />

zusätzlich belasten. Da Asthmatiker nicht jeden Beruf ergreifen können, ängstigen sich<br />

Eltern um die Zukunft ihres Kindes.<br />

Der Wunsch nach mehr Einfühlungsvermögen seitens der Lehrer wird auch deshalb<br />

geäußert, da die Organisierung von Hilfen bei Schulfehlzeiten zu wünschen übrig lässt.<br />

Mitschüler werden zwar zu Mitschriften für den erkrankten Schüler aufgefordert, doch fehlt<br />

es an der Kontrolle der festgelegten Maßnahmen.<br />

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Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


1.3. Probleme mit der Krankheit Epilepsie (gleiche Erkrankungshäufigkeit wie Diabetes mellitus),<br />

die sich aus den Beratungsgesprächen und Befragungen ergaben<br />

Schüler<br />

Lehrer<br />

• Grundwissen über die Erkrankung (Arten der Anfälle) und über Notfallmaßnahmen<br />

unzureichend<br />

• Angst vor eigenem falschen Verhalten bei Anfällen<br />

• Vereinbarungen mit den Eltern bezüglich der Weitergabe von Informationen und die<br />

Verständigung des Notarztes fehlen<br />

• Zweifel des Lehrers über Verabreichung des Notfallmedikamentes (Mutter erwartet<br />

es)<br />

• Unklarheiten über die Belastbarkeit des Epileptikers im Sportunterricht<br />

• Information der Fachlehrer über die Erkrankung eines Schülers sowie dessen<br />

Förderung besser gewährleistet durch Unterricht der Lehrer auf Klassenstufenbasis<br />

(Meinung einer Kollegin)<br />

• Unwissenheit über die Einnahme von Medikamenten und deren Nebenwirkungen<br />

• Spott von Mitschülern trotz Aufklärung und Gesprächen über die Krankheit und deren<br />

Auswirkungen durch die Klassenleiterin<br />

• Bemühungen um Stärkung des Selbstkonzeptes des Schülers nicht immer ausreichend<br />

• Angst vor Anfällen<br />

• Verminderung des Selbstwertgefühls durch Sturzanfälle und Bewusstseinsverlust<br />

• teilweise soziale Ausgrenzung, da Eltern gesunder Kinder den Umgang mit<br />

Epileptikern untersagen (Epilepsie als „Geisteskrankheit“)<br />

• Ausschluss von Klassenveranstaltungen (Wandertage, Klassenfahrten)<br />

• Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. Müdigkeit, Gewichtszunahme)<br />

• Einschränkungen im Sportunterricht und beim Schwimmen<br />

• Nichtbeachtung der Möglichkeit des Besuchs aller Schularten (von Fähigkeiten<br />

abhängig)<br />

• Überforderung einzelner Schüler an Grund- und Mittelschulen (Schule zur<br />

Lernförderung wird wegen sinkender Schülerzahlen manchmal vermieden)<br />

• Information der Klasse über Erkrankung sinnvoll (Beachten des Wunsches des Schülers<br />

und dessen Eltern)<br />

• Hänseleien von Mitschülern trotz Offenheit im Umgang mit der Krankheit und<br />

Aufklärung durch die Klassenleiterin<br />

• Nachteilsausgleich oft nicht gewährt (z.B. mehr Zeit bei Absencen in der Klassenarbeit)<br />

Mitschüler<br />

• Toleranz gegenüber dieser Erkrankung gering- Gleichsetzung mit psychischer Störung<br />

• Meiden des betroffenen Schülers als Ausdruck der Ratlosigkeit im Umgang mit ihm<br />

(Angst vor Anfällen und dem eigenen falschen Verhalten dabei)<br />

• Augenzeugen von großen Anfällen reagieren entweder künftig mit Kontaktvermeidung<br />

oder mit der Bereitschaft zu Hilfsmaßnahmen im Notfall (von Beherrschung der<br />

Situation und der Reaktion des Lehrers/ Betreuers abhängig)<br />

• Missdeutung des Zurückziehens des erkrankten Schülers in Folge der Minderung des<br />

Selbstwertgefühls als bewusstes Ausschließen aus der Gemeinschaft<br />

• Bewertung der Einschränkungen im Sportunterricht als „sich drücken wollen“<br />

• Unkenntnis der Nebenwirkungen von Medikamenten führt zu Unverständnis bei<br />

Veränderung im Verhalten oder Aussehen<br />

Eltern<br />

• Traumatisierung nach Diagnostizierung der Krankheit und großen Anfällen<br />

• Sorge um Zukunftsaussichten des Kindes in Bezug auf eingeschränkte Berufswahl<br />

• Befürchtung einer Außenseiterrolle des Kindes bei Bekanntwerden der Krankheit in der<br />

Schule<br />

• Abnahme der Informationsbereitschaft gegenüber der Schule mit zunehmendem<br />

Bildungsgrad der Eltern<br />

• Tendenz zur Überbehütung des Kindes<br />

• Beschwerde über fehlende Rücksichtnahme des Sportlehrers im Elternabend<br />

• Sorge um Überbelastung des Kindes bei vielen Unterrichtsstunden und zu kurzen<br />

Pausen<br />

(Beobachten von Erschöpfung und Übermüdung des anfallskranken Kindes nach dem<br />

Unterricht, Stress als Auslöser von Anfällen)<br />

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1.3. Probleme im Umgang mit der Krankheit Epilepsie im Zusammenhang mit Schule<br />

Probleme der Lehrer<br />

Das Basiswissen über die Anfallsarten und deren Auswirkungen fehlt oft, wobei eben dieses<br />

die Angst vor plötzlichen Anfällen mit den verschiedenen Erscheinungsformen vermeiden<br />

könnte. Die Kenntnis der Einnahme der Medikamente des Epileptikers, deren<br />

Nebenwirkungen sowie der Notfallmaßnahmen entspricht häufig nicht den Erfordernissen.<br />

So weiß man kaum, dass nicht in jedem Fall der Notarzt bei Anfällen gerufen werden muss.<br />

Entscheidend dafür sollten Vereinbarungen mit den Eltern sein, die allerdings oft nicht<br />

detailliert genug sind, um mit allen Situationen optimal umgehen zu können. Wenn das<br />

Notfallmedikament, z.B. in Form eines Zäpfchens, verabreicht werden muss (wie im Fall der<br />

Schülerin Peggy), dann sollte der Lehrer von vorn herein sagen, dass er diese Art der<br />

Verabreichung des Medikamentes ablehnt und eine andere Möglichkeit gefunden werden<br />

muss. So können derartige Probleme im Notfall vermieden werden.<br />

Alle Lehrer der Schule sollten über die Erkrankung Bescheid wissen. So kann es nicht, wie im<br />

Fall eines neuen Lehrers zu Beginn des Schuljahres, passieren, dass bei einem Anfall eines<br />

Schülers, die Mitschüler ihrem Lehrer erst einmal zeigen mussten, was zu tun ist und wie man<br />

helfen kann.<br />

Besonders sensibel sollte der Sportlehrer in Bezug auf die Anforderungen seines Unterrichts<br />

sein, da bei permanenten Überforderungen die Lehrer-Schüler-Beziehung auf eine harte Probe<br />

gestellt wird. Bei unklaren Attesten können Gespräche mit den Eltern oder dem Schularzt<br />

helfen.<br />

In den höheren Klassen nimmt meist die Präsenz des Klassenleiters durch das<br />

Fachlehrersystem in seiner Klasse ab. Umso wichtiger ist es deshalb, die Fachlehrer mit<br />

einzubeziehen, so dass der kranke Schüler immer einen Ansprechpartner finden kann.<br />

Um Hänseleien durch Mitschüler zu begegnen, sind Aufklärungsveranstaltungen, die auch die<br />

Belastungen, die mit der Krankheit verbunden sind, verdeutlichen, angezeigt. Dabei sollten<br />

Hilfsangebote gemeinsam mit den Schülern erarbeitet werden. Sollte der Spott einiger Schüler<br />

trotzdem beibehalten werden, sind disziplinarische Maßnahmen notwendig.<br />

Probleme der erkrankten Schüler<br />

Epileptiker leiden nicht selten sehr darunter, dass sie nicht wissen, wie sie sich bei Anfällen<br />

verhalten. Da sie auch keine Möglichkeit haben, das Geschehen infolge des zeitweiligen<br />

Bewusstseinsverlustes zu kontrollieren, sind sie ängstlich oder deprimiert. Verstärkt wird die<br />

Beeinträchtigung des seelischen Gleichgewichtes noch durch die Stigmatisierung dieser<br />

Krankheit, so dass nicht wenige Eltern den Umgang mit anfallskranken Kindern verbieten.<br />

Einschränkungen beim Sport und Schwimmen führen manchmal dazu, dass diese Kinder auch<br />

nicht an Wanderungen und Klassenfahrten teilnehmen dürfen, was wiederum zu Isolation und<br />

zur Verstärkung des Gefühls des Ausgeschlossenseins führt.<br />

Sicher ist es vorteilhaft, wenn die Mitschüler über ein Anfallsleiden informiert sind. Aber es<br />

gibt auch Beispiele, die belegen, dass sehr sorgfältig abgewogen werden muss, ob die<br />

Situation des chronisch kranken Schülers dadurch nicht noch mehr belastet wird. Faktoren<br />

wie die Zusammensetzung der Klasse, deren öffentliche Meinung, die Stellung des<br />

betroffenen Schülers in der Gemeinschaft, das Alter der Schüler und der Zeitpunkt des<br />

Beginns der Erkrankung spielen hierbei eine Rolle.<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-<br />

Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Obwohl Epileptikern grundsätzlich alle Schulformen offen stehen, gibt es im „Kampf um<br />

Schülerzahlen“ teilweise die Tendenz, Schüler an der einmal gewählten Schule zu belassen.<br />

So könnten manche Anfallskranke an Schulen zur Lernförderung optimaler unterrichtet<br />

werden als an Grund- und Mittelschulen, wobei auch das Gymnasium für diese Schüler<br />

entsprechend ihrer Fähigkeiten eine geeignete Bildungseinrichtung darstellen kann.<br />

Formen des Nachteilsausgleiches, z.B. bei Absencen in der Klassenarbeit oder bei<br />

Nebenwirkungen von Medikamenten, sind leider nicht immer selbstverständlich. Darüber<br />

sollten einheitliche Regelungen für alle Fächer in der Lehrerkonferenz festgelegt werden.<br />

Probleme der Mitschüler<br />

Oft wissen die Mitschüler nur sehr wenig über diese Erkrankung, da Anfälle in der Schule<br />

infolge immer wirksamerer Medikamente eher selten sind. Die Meinung, dass Epilepsie eine<br />

Form von psychischer Krankheit wäre, wird durch Augenzeugenberichte von Anfällen oft<br />

noch erhärtet. Deshalb wollen einige Schüler keinen engeren Kontakt zu den Betroffenen,<br />

zumal sie ohnehin nicht wissen, wie sie sich ihnen gegenüber im Alltag und erst recht nicht<br />

im Notfall verhalten sollen. Sind die Schüler von klein auf mit dem Problem konfrontiert, da<br />

sie mit einem oder mehreren Epileptikern in der Klasse lernen, haben sie im Notfall auch<br />

keine Scheu, helfend einzugreifen (Beispiel: Schule zur Lernförderung).<br />

Tritt die Krankheit erst im höheren Schulalter auf, belastet diese den Schüler oft so sehr, dass<br />

die Tendenz zur Isolierung besteht, da das Selbstwertgefühl erheblich gemindert ist.<br />

Mitschüler werten dieses Verhalten als Ausschließen aus der Gemeinschaft und können sich<br />

meist nicht in die Lage des kranken Kindes oder Jugendlichen versetzen. Der<br />

Aufklärungsarbeit durch den Lehrer sind nicht selten Grenzen gesetzt, da auf Grund des<br />

Wunsches des betroffenen Schülers und dessen Eltern nicht immer offen über die Krankheit<br />

gesprochen werden darf. Allerdings gibt es auch Beispiele, die belegen, dass die umfassendste<br />

Information der Klasse durch die Klassenleiterin über die Erkrankung einer Mitschülerin nicht<br />

zwangsläufig positive Reaktionen wie Verständnis, Rücksicht und Hilfsangebote nach sich<br />

zieht. Häufig spielen das Bedingungsgefüge und die Normen in der Klasse, sowie die Stellung<br />

des Schülers in der Gemeinschaft eine Rolle. Wurde der Schüler schon immer in der Klasse<br />

anerkannt, gibt es auch weniger Probleme mit der Akzeptanz der Krankheit. Einschränkungen<br />

beim Sportunterricht und Veränderungen im Aussehen als Nebenwirkung von Medikamenten<br />

werden so eher toleriert. Eine zeitweilige Zurückgezogenheit des an Epilepsie erkrankten<br />

Schülers wird in diesem Fall nicht so negativ bewertet, so dass die Chance auf schnellere<br />

Reintegration in den Klassenverband besteht.<br />

In jedem Fall muss aber vom Lehrer eine konsequente Erziehungsarbeit, die auf die<br />

umfassende Unterstützung beim Lernen (auch mit Hilfe der Mitschüler) und Einbeziehung<br />

des kranken Schülers in alle Aktivitäten der Klasse gerichtet ist, geleistet werden.<br />

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Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Probleme der Eltern<br />

Eltern leiden in jeder Hinsicht unter der Erkrankung ihres Kindes, zumal bekannt ist, dass die<br />

Akzeptanz von Anfallsleiden allgemein gering ist. Oft existieren vollkommen unklare<br />

Vorstellungen (Form einer Geisteskrankheit) darüber. So verschweigen sie nicht selten, dass<br />

ihr Kind davon betroffen ist, was im Schulalltag ein Risiko darstellt. Wenn kein<br />

Vertrauensverhältnis zwischen Elternhaus und Schule besteht, können die Lehrer nicht<br />

erfahren, wie die Familie unter den Auswirkungen der Krankheit leidet. Ängste wegen eines<br />

ungünstigen Verlaufes der Krankheit und verminderte Karrierechancen des Kindes sowie<br />

traumatische Erlebnisse von großen Anfällen belasten sie und führen oft zur Überbehütung.<br />

So können Eltern kein Verständnis für Lehrer aufbringen, die ihr Kind über die Maßen im<br />

Sportunterricht oder in anderen Fächern strapazieren. Sie wünschen sich mehr<br />

Rücksichtnahme, Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Belange kranker Schüler.<br />

Um das zu erreichen, sollten Eltern und Lehrer in ständigem Kontakt stehen und alle<br />

anstehenden Probleme gemeinsam mit dem Kind zu lösen versuchen. Auch darf man sich<br />

nicht scheuen, Ärzte um Rat zu bitten, wenn es um die Förderung des Schülers geht. So kann<br />

auch eine Über- oder Unterforderung vermieden werden.<br />

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2. Beratung der Lehrer an allgemein<br />

bildenden Schulen<br />

2.1. Argumente für die Sensibilisierung von<br />

Pädagogen für die Arbeit mit chronisch<br />

kranken Schülern<br />

2.2. Die Vernetzung der Kliniklehrerin der<br />

KKS Freital


2.1.Argumente für die Sensibilisierung von Pädagogen zum Umgang<br />

mit chronisch kranken Schülern<br />

6.Erhöhung<br />

des Ansehens<br />

der Schule in<br />

der<br />

Öffentlichkeit<br />

5.positive Beeinflussung<br />

des Schulklimas<br />

durch<br />

Rücksicht und<br />

Verständnis<br />

7.Vorteile bei<br />

der Schulwahl<br />

(bessere Entscheidungsgrundlage<br />

der<br />

Eltern)<br />

4.Verbesserung<br />

der<br />

Qualität von<br />

Bildung und<br />

Erziehung<br />

1.Vermittlung<br />

von Orientierung<br />

und<br />

Sicherheit im<br />

Umgang mit<br />

chron. kr. Sch.<br />

3.Aufarbeiten<br />

der Erfahrungen<br />

zur<br />

Ergänzung der<br />

Handreichungen<br />

2.Beitrag zur<br />

Chancengerechtigkeit<br />

und<br />

zum<br />

subjektiven<br />

Wohlbefinden<br />

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Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


1. Vermittlung von Orientierung und Sicherheit im Umgang mit chronisch<br />

kranken Schülern:<br />

• bisher kaum ein Thema in Lehreraus- und -weiterbildung, deshalb Umgang<br />

mit diesen Schülern oft problematisch<br />

• Unzufriedenheit einiger Eltern mit unzureichender Befähigung der Lehrer<br />

zur Förderung chronisch kranker Kinder<br />

• Verbesserung der Situation durch Erschließung von Informationsmaterial,<br />

Einbeziehung von Experten (Ärzte, Therapeuten) in die Aufklärungsarbeit<br />

von Lehrern und Schülern (Ursachen, Verlauf und Auswirkungen der<br />

Krankheit auf die Lebensqualität und die schulischen Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten, Behandlungsmöglichkeiten und ihre positiven,<br />

möglicherweise auch negativen Folgen, Aufzeigen oder Erarbeitung von<br />

Varianten der Hilfe durch Lehrer und Mitschüler)<br />

• Besuch von Fortbildungsveranstaltungen<br />

• Teilnahme an Beratungsgesprächen mit Kliniklehrern<br />

2. Beitrag zur Chancengerechtigkeit und zum subjektiven Wohlbefinden<br />

• Herstellung bzw. Wahrung der Chancengerechtigkeit zwischen Kranken<br />

und Gesunden durch die Gewährung von Nachteilsausgleichen<br />

• Förderung des Gefühls der Gleichberechtigung und des Verstandenseins<br />

durch Mitmenschlichkeit, Hilfe und Akzeptanz für die chronisch kranken<br />

Kinder und Jugendlichen in der Klasse und Schule insgesamt<br />

• Aufrechterhaltung von Kontakten zum kranken Schüler bei längeren<br />

Schulfehlzeiten (Besuche im Krankenhaus oder zu Hause bei akuten<br />

Krankheitszuständen, Anfertigung von Postern mit Genesungswünschen<br />

von allen Mitschülern, Telefonate, Schreiben von Briefen, gemeinsames<br />

Aufholen der Lernrückstände, Einladungen zu Klassenveranstaltungen der<br />

Klasse der Heimatschule bei stationären Aufenthalten)<br />

3. Aufarbeiten der Erfahrungen zur Ergänzung der Handreichungen:<br />

• Nutzbarmachung der Ergebnisse der Befragungen im Rahmen der<br />

Beratungsgespräche der Kliniklehrer mit Lehrern für die durch das<br />

Forschungsprojekt entstehenden Handreichungen (Auswertung der<br />

Protokolle, um positive und negative Erfahrungen im Umgang mit<br />

chronisch kranken Kindern und Jugendlichen für den Schulalltag<br />

aufzubereiten)<br />

• Einbringen des Erfahrungsschatzes der Lehrer an den Allgemeinschulen<br />

durch die oftmals langjährige Arbeit mit chronisch kranken Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

4. Verbesserung der Qualität von Bildung und Erziehung:<br />

• Erhöhung der Qualität der Bildung und Erziehung durch größere<br />

Orientierung an den potenziellen Fähigkeiten und Möglichkeiten der<br />

Schüler, um alle erreichen zu können<br />

• Steigerung der Motivation der Schüler durch Einsicht in individuelle<br />

Stärken und Schwächen und damit Lebensnähe<br />

• Erhöhung der Sozialkompetenz (Organisierung von Hilfen für kranke<br />

Schüler, Erziehung zu Fairness gegenüber Mitschülern mit einem<br />

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Handicap, Übernahme von Verantwortung gegenüber dem hilfsbedürftigen<br />

Kind oder Jugendlichen)<br />

• Auseinandersetzung mit Behinderung Einzelner zur Befähigung der<br />

Schüler zum Umgang mit Problemen und Konflikten<br />

• Entlastung des einzelnen Lehrers und Schülers durch verstärkte Teamarbeit<br />

(Teamberatungen zur effektiven Unterstützung des chronisch kranken<br />

Schülers notwendig; Verteilung der Aufgaben auf „breite Schultern“, z.B.<br />

Mitschriften, Förderstunden, Hausaufgabendienst)<br />

5. positive Beeinflussung des Schulklimas durch Rücksicht und Verständnis:<br />

• Erhöhung des Wohlfühlfaktors der Schüler und dessen Auswirkung auf die<br />

Zufriedenheit der Eltern mit der Schule (hohes Maß an schulischer<br />

Normalität trotz Erkrankung durch eine verständnisvolle Integration,<br />

motivierende Lernatmosphäre, Stärkung des Selbstbewusstseins durch<br />

Schaffung von Erfolgserlebnissen, Beachten der Balance zwischen Über-<br />

und Unterforderung, Gefühl der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft)<br />

• Identifikation mit der Schule, an der gesundheitliche Beeinträchtigungen<br />

und deren Folgen für Alltag und Lebensgestaltung durch Fairness und<br />

Hilfsbereitschaft gemildert werden<br />

• dadurch Zunahme der Einsatzbereitschaft für schulische Belange<br />

• Vorherrschen der Einsicht in den Zusammenhang von Gesundheit und<br />

Krankheit, Geborgenheit und Einsamkeit (Krankheit kann jeden treffen und<br />

somit kann jeder auf die Hilfe der Gemeinschaft angewiesen sein!)<br />

• Intensivierung der Beziehungen zwischen Elternhaus und Schule- Steigen<br />

der Chancen für gegenseitiges Verständnis<br />

6. Erhöhung des Ansehens der Schule in der Öffentlichkeit:<br />

• Vertrauensbildung durch Praktizieren von Toleranz und kooperatives<br />

Finden von Lösungen zur Unterstützung kranker Schüler<br />

• Weitergabe positiver Erfahrungen von Schülern, die auf Grund ihrer<br />

chronischen Krankheit besonders gefördert wurden (Nachteilsausgleich,<br />

soziales Lernen)<br />

Beispiele für den Nachteilsausgleich:<br />

- Klassenarbeiten: Verminderung des Aufgabenumfangs oder der Zahl der<br />

Klassenarbeiten, Verlängerung der Arbeitszeit,<br />

- Veränderung des Zeitpunktes der Leistungsfeststellung (z.B. in den ersten<br />

Stunden), des Bewertungsmaßstabs und der Form (mündlich statt<br />

schriftlich)<br />

- Verwendung spezieller Arbeitsmittel (Kassettenrekorder, Computer,<br />

speziell gestaltete Arbeitsblätter)<br />

- Verzicht auf Mitschrift von Tafelbildern<br />

- Wahl des Unterrichtsmittels<br />

- Erteilung von Förderunterricht nach längeren Schulfehlzeiten,<br />

- Veränderung des Umfangs und der Art der Übungs- und Hausaufgaben<br />

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- Nichterteilen von Noten in bestimmten Fächern<br />

- Schulfehlzeiten: Organisierung von Unterrichtsmitschriften, Sammlung von<br />

Kopien, Übermittlung von Übungs- und Hausaufgaben<br />

- Benotung von zusätzlich erfüllten Aufgaben zur Leistungsverbesserung<br />

- Erbringen von Leistungen auch in Form von Hausarbeiten<br />

- Schulzeitverlängerung (z.B. 3 statt 2 Jahre Abiturstufe)<br />

- Sportunterricht: individuelle, der Krankheit entsprechende Übungen;<br />

Vereinbarung mit den Eltern über die sinnvolle Nutzung der Zeit bei<br />

Nichtteilnahme am Sportunterricht (keine Hilfsarbeiten oder Absitzen der<br />

Unterrichtszeit)<br />

- individuell gestaltete Pausen und Konzepte für Klassen- oder Schulfahrten<br />

7. Vorteile bei der Schulwahl (bessere Entscheidungsgrundlage der Eltern):<br />

• Bevorzugung der Schulen bei Schulstart und Schulwechsel durch die<br />

Eltern, die sich für Chancengerechtigkeit aller Schüler einsetzen, dadurch<br />

Steigerung der Attraktivität des Standortes dieser Schulen (Ermöglichen<br />

des optimalsten Bildungsabschlusses durch umfassende Fördermaßnahmen<br />

entsprechend der Fähigkeiten des chronisch kranken Schülers und Stärkung<br />

der Begabungsschwerpunkte, um die Einschränkungen bei der Berufswahl<br />

teilweise zu kompensieren<br />

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2.2. Vernetzung der Kliniklehrerin der KKS Freital<br />

7.<br />

Ärzte der<br />

Kinderklinik<br />

Freital bei<br />

medizinischen<br />

Problemen<br />

6.<br />

Schulsozialpädagogen<br />

(Einzelbetreuung und<br />

gemeinsame <strong>Projekt</strong>e<br />

zum sozialen Lernen)<br />

5.<br />

Krankenkassen<br />

(Entspannungstraining)<br />

1.<br />

Arbeitsgruppe<br />

„Förderpädagogische<br />

Beratung zur<br />

Schulprogramm-<br />

entwicklung“<br />

Lehrerin an<br />

der KKS<br />

Freital<br />

4.<br />

Epilepsiezentrum<br />

Kleinwachau<br />

(Zusammenarbeit mit<br />

Frau Frohberg zur<br />

Erstellung eines<br />

Lehrermerkblattes)<br />

2.<br />

Gesundheitsamt<br />

(Zusammenarbeit im<br />

Fall eines chronisch<br />

kranken Schülers /<br />

Gesundheitsprävention)<br />

3.<br />

Frau Dombois<br />

(Schirmherrin des<br />

<strong>Projekt</strong>es)<br />

Unterstützung<br />

chronisch kranker<br />

Schüler<br />

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1.<br />

Arbeitsgruppe<br />

„Förderpädagogische<br />

Beratung<br />

zur<br />

Schulprogramm-<br />

entwicklung<br />

Auszug aus dem Entwurf des Schulprogrammes der Schule zur Lernförderung Freital/<br />

Arbeitsgruppe „Förderpädagogische Beratung“ (bisherige Aktivitäten in blauer Schrift)<br />

Aufgaben der Kliniklehrerin in der Beratungsstelle der Schule zur<br />

Lernförderung Freital<br />

Die Kliniklehrerin als Ansprechpartnerin für Lehrer, Schüler und Eltern in Bezug auf<br />

chronische Erkrankungen im Zusammenhang mit schulischer Entwicklung:<br />

• Vermittlung von Orientierung und Sicherheit im Umgang mit chronisch kranken<br />

Schülern (z.B. Verhalten in Notfallsituationen)<br />

Beratungsgespräche mit Lehrern; Beratungsmaterial: Merkblätter für<br />

Asthma bronchiale und Epilepsie (Siehe Punkt 4: Materialien,<br />

Merkblätter und Fragebögen!)<br />

4.<br />

Epilepsiezentrum<br />

Kleinwachau<br />

(Zusammenarbeit mit<br />

Frau Frohberg zur<br />

Erstellung eines<br />

Lehrermerkblattes)<br />

• Hinweise zur Förderplanung (Leistungspotenzial des Schülers, Festlegungen zum<br />

Nachteilsausgleich)<br />

Schüler mit einer Wirbelsäulenverletzung (Anlage 1)<br />

• Beratung zu den Umfeldbedingungen von chronisch kranken Schülern<br />

Beratungsgespräche bzw. Beitrag zum Fachzirkel Oberstufe in der<br />

Schule zur Lernförderung<br />

• Nutzung von Vernetzungsmöglichkeiten, z.B. mit dem Gesundheitsamt,<br />

2.<br />

Gesundheitsamt<br />

(Zusammenarbeit im<br />

Fall eines chronisch<br />

kranken Schülers /<br />

Gesundheitsprävention)<br />

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Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


der Schirmherrin des Forschungsprojektes (Unterstützung von chronisch kranken<br />

Schülern durch Gewinnen von Sponsoren für materielle Unterstützung,<br />

z.B. durch Laptops)<br />

mit der Schulsozialarbeiterin<br />

3.<br />

Frau Dombois<br />

(Schirmherrin des<br />

<strong>Projekt</strong>es)<br />

Unterstützung<br />

chronisch kranker<br />

Schüler<br />

6.<br />

Schulsozialpädagogen<br />

(Einzelbetreuung und<br />

gemeinsame <strong>Projekt</strong>e<br />

zum sozialen Lernen)<br />

sowie Ärzten und Therapeuten (Organisierung von Vorträgen)<br />

• Aufklärung von Mitschülern über die Krankheit und deren Auswirkungen<br />

Impfprojekt mit der Mitarbeiterin für Prävention des Gesundheitsamtes<br />

des Weißeritzkreises (Vorbereitung der Hepatitisimpfung A u. B an der<br />

Schule zur Lernförderung) (Anlage 2)<br />

2.<br />

Gesundheitsamt<br />

(Zusammenarbeit im<br />

Fall eines chronisch<br />

kranken Schülers /<br />

Gesundheitsprävention)<br />

• Beratung von Eltern betroffener Kinder bei Problemen im Schulalltag<br />

• Beitrag zur Schullaufbahnberatung bei krankheitsbedingten Einschränkungen<br />

• Unterstützung von Schülern, die auf Grund ihrer Krankheit Schwierigkeiten in der<br />

Lernarbeit haben<br />

Schülerin mit Asthma bronchiale (Mittelschule Freital, Klasse 8: Siehe<br />

Protokolle)<br />

• Durchführung von <strong>Projekt</strong>en zum Thema „Chronische Krankheit und Schule“<br />

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<strong>Projekt</strong>e zum sozialen Lernen vorerst an 3 Schulen durchgeführt (CD-<br />

Rom)<br />

6.<br />

Schulsozialpädagogen<br />

(Einzelbetreuung und<br />

gemeinsame <strong>Projekt</strong>e<br />

zum sozialen Lernen)<br />

• Herstellen von Kontakten zwischen Klinikschulen und allgemein bildenden Schulen<br />

zur optimalen Förderung stationär betreuter Kinder und Jugendlicher bzw. Hilfe bei<br />

der Organisierung von Schulbesuchen in der Heimatschule<br />

• Beratung hinsichtlich der Prävention von Krankheiten (z.B. Ernährung) und von<br />

Unfällen (z.B. beim Radfahren und beim Skaten)<br />

regelmäßige Durchführung in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />

am Krankenhaus Freital<br />

Anlage 1<br />

Anhang zum Förderplan von Christoph J., Kl.1 Schule zur Lernförderung<br />

04.04.2005<br />

Festlegung von Maßnahmen zum Umgang mit seiner chronischen Erkrankung<br />

(Wirbelsäulenverletzung)<br />

1. Bisherige Informationen durch Frau J. (Mutter), bzw. Frau Mücke (Kliniklehrerin):<br />

• Krankenhausaufenthalt vom 27.02.- 11.03.2005 in Freital wegen einer<br />

Verletzung der Wirbelsäule<br />

• Klinikunterricht durch Frau Mücke (enge Zusammenarbeit mit der<br />

Klassenleiterin, Frau B., bezüglich des zu erarbeitenden Stoffs) vom 28.02.-<br />

11.03.2005<br />

• Durchführung einer Rehabilitationsmaßnahme (Mutter-Kind-Kur) in Bad<br />

Gottleuba von Mitte März bis Anfang April; dabei Unterricht durch die Klinik-<br />

und Krankenhausschule<br />

• Besuch der Schule zur Lernförderung Freital ab 05.04.2005<br />

• Christoph sollte vorwiegend im Unterricht stehen, darf bis zum Ende des<br />

Schuljahres (wahrscheinlich noch in der Klasse 2) nicht am Sportunterricht<br />

und der Hofpause teilnehmen; Rangeleien mit Mitschülern müssen<br />

unterbleiben; schwere Gegenstände dürfen nicht gehoben oder von ihm<br />

getragen werden<br />

• Medikamente werden nicht eingenommen<br />

2. Organisation von Hilfsmaßnahmen:<br />

o Christoph wird mit dem Taxi zur Schule und wieder nach Hause gebracht- ein<br />

Hilfsdienst zum Tragen des Ranzens wird am 04.04.2005 von Frau B. und<br />

Frau Mücke organisiert<br />

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o Aufklärung der Mitschüler Christophs zum Umgang mit ihm während des<br />

Unterrichts und der Pausen durch Frau B. (Hilfeleistungen und Vermeidung<br />

von Schieben, Stoßen, Drängeln usw.)<br />

o Information der Fachlehrer und der Kollegen aus dem Hort über<br />

Besonderheiten bei der Aufsicht von Christoph durch Frau B.<br />

o Zusammenarbeit Klassenlehrerin und Kliniklehrerin, um Fragen zum Umgang<br />

mit Christoph mit den Kinderärzten der Kinderklinik Freital zu klären<br />

7.<br />

Ärzte der<br />

Kinderklinik<br />

Freital bei<br />

medizinischen<br />

Problemen<br />

3. Sächliche Bedingungen und Kompetenzen:<br />

- Sächliche Bedingungen: verstellbarer Stehtisch in Lehrertischnähe; Hochliege<br />

(ca. 60cm hoch)<br />

- Lernkompetenzen: erschwerte Lernkompetenzen durch Absolvierung eines<br />

Großteils des Unterrichts im Stehen; Notwendigkeit des Schaffens<br />

zusätzlicher Pausen, in denen Christoph etwas umher laufen sollte bzw. sich<br />

hinlegen kann; Möglichkeiten der zusätzlichen Förderung nach dem<br />

Unterricht werden geprüft (Nachteilsausgleich)<br />

- Pausen: Christoph sollte sich in der Nähe des Lehrers aufhalten und Spiele,<br />

Malaufgaben oder Ähnliches zur Beschäftigung bekommen (zur Vermeidung<br />

von ausgelassenen, ruckartigen Bewegungen, die problematisch für den<br />

Krankheitsverlauf sein könnten); die Teilnahme an Hofpausen kann nur auf<br />

individueller Basis erfolgen (nur die Schüler der Klasse 1)<br />

- Sozialkompetenzen: Christophs Kontakt zu seinen Mitschülern sollte sich so<br />

normal wie möglich gestalten, ohne dabei die notwendigen<br />

Vorsichtsmaßnahmen zu vernachlässigen. Die Teilnahme an<br />

Klassenveranstaltungen, wie Wandertagen usw. sollte nach Absprache mit<br />

dem behandelnden Arzt ermöglicht werden (evt. Begleitung durch einen<br />

Erziehungsberechtigten).<br />

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Anlage:2<br />

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5.<br />

Krankenkassen<br />

(Entspannungstraining)


Entspannungstraining für chronisch kranke Kinder zur Bewältigung von psychosozialen Belastungen<br />

Schmerzen<br />

Schlafstörungen<br />

Krankenhausaufenthalte<br />

körperliche<br />

Einschränkungen<br />

Hänseleien von<br />

Mitschülern im<br />

Sportunterricht<br />

Zukunftsangst<br />

(Einschränkungen<br />

bei der Berufswahl)<br />

Arztbesuche und<br />

medizinische Behandlungenwenig<br />

Zeit für Freunde<br />

Nebenwirkungen<br />

von Medikamenten<br />

(Müdigkeit,<br />

Gewichtsprobleme)<br />

Leistungsprobleme<br />

in der Schule<br />

wegen erhöhter<br />

Fehlzeiten<br />

Minderwertigkeitsgefühle<br />

Förderung einer<br />

ausgewogenen Zeiteinteilung<br />

(Pflichten und<br />

Freiräume)<br />

Lernen, die eigene Art des<br />

Stressabbaus in<br />

Belastungssituationen<br />

einzusetzen (Sport, Musik)<br />

Vermeiden von<br />

Überforderungen durch<br />

Anwendung von<br />

Entspannungstechniken<br />

Herstellen der Balance<br />

zwischen Belastung<br />

und Entlastung<br />

Lernen, Stressfaktoren zu<br />

erkennen und zu<br />

bewältigen (Stärkung des<br />

Selbstvertrauens)<br />

Stress als negative<br />

Folge bei Überforderungen<br />

begreifen<br />

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Entspannungstraining für chronisch kranke Kinder- eine Möglichkeit zur<br />

Bewältigung von psychosozialen Belastungen<br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche müssen neben dem Alltagsstress, dem jeder<br />

Mensch ausgesetzt ist, zusätzlich mit den Belastungen, die mit der Krankheit einhergehen,<br />

zurechtkommen. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Gesundheitszustand, vielfältige<br />

Einschränkungen in Bezug auf Freizeit, Berufswahl, athletische Fähigkeiten sowie<br />

krankheitsspezifische Behandlungsanforderungen beeinträchtigen die Lebensqualität<br />

erheblich. Emotionale Probleme, wie Ängste, Depressionen, Scham und mangelndes<br />

Selbstvertrauen können die Folge sein.<br />

Mit Hilfe von Entspannungsübungen kann man Belastungsgefühlen entgegenwirken. In<br />

kritischen Momenten werden Stressreaktionen abgeschwächt oder verhindert, wenn man sich<br />

rechtzeitig entspannt. Auf voraussehbare Belastungssituationen, z.B. medizinische<br />

Behandlungen oder Bewertungssituationen in der Schule, kann man sich besser vorbereiten<br />

und sich damit gezielt auseinandersetzen. Bei einigen Erkrankungen, wie Asthma bronchiale<br />

oder Neurodermitis, spielt der Stress eine besondere, die Symptome (z.B. Atemnot)<br />

verstärkende Rolle. Deshalb sollten vor allem diese Kinder und Jugendlichen<br />

Entspannungstechniken lernen und somit nicht nur einen Beitrag zur Stressbewältigung an<br />

sich leisten, sondern auch zur Verbesserung ihres Gesundheitszustandes.<br />

Ziel muss es sein, mit mehr Gelassenheit an die Meisterung der vielfältigen<br />

Herausforderungen des Alltags mit der Krankheit im Zusammenhang mit schulischen<br />

Pflichten und den damit einhergehenden Konflikten zu gehen.<br />

Viele Dinge, wie eine effektive Zeiteinteilung, Hobbys, Sport, Freundschaften mit<br />

Gleichaltrigen, helfen, Überforderungen zu vermeiden. Problemlösungen sollten durch<br />

Aussprachen mit Eltern, Lehrern, Ärzten und Freunden angestrebt werden, um das Entstehen<br />

von Teufelskreisen zu verhindern und damit Stress abzubauen.<br />

Entspannungskurse werden von vielen Krankenkassen angeboten bzw. die Kosten für diese<br />

erstattet.<br />

Hauptsächlich wird dabei auf die Initiative der Eltern gezählt, die meist nicht genug über<br />

derartige Möglichkeiten informiert sind und somit Kinder relativ selten in den Genuss der<br />

Kurse kommen. Deshalb sollten auch die Schulen verstärkt mit den Krankenkassen auf<br />

diesem Gebiet zusammenarbeiten, da die positiven Wirkungen von Entspannungstechniken<br />

bereits durch Beratungslehrer an einigen Schulen festgestellt wurden. Oft bleibt aber viel zu<br />

wenig Zeit, um regelmäßig Entspannungskurse mit den Kindern durchzuführen, wobei an<br />

Grundschulen in dieser Hinsicht eindeutig mehr getan wird als an weiterführenden Schulen.<br />

An Schulen zur Lernförderung gehören Entspannungsübungen dank des neuen Lehrplanes<br />

zum festen Bestandteil des Schulalltags, da dort Überforderungssymptome durch<br />

Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen sowie Verhaltensauffälligkeiten keine<br />

Seltenheit darstellen.<br />

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Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


3. Entwicklung von Konzepten zur Bewältigung<br />

der schulischen Probleme im Zusammenhang<br />

mit chronischen Krankheiten<br />

3.1. Positive Bedingungen für den Umgang mit dem<br />

chronisch kranken Schüler<br />

3.2. Die Bündelung der Kräfte im Fall eines<br />

Schülers als Konzept zur Lösung von<br />

Problemen im Umgang mit chronischen<br />

Erkrankungen


Positive Bedingungen für den Umgang mit dem chronisch kranken Schüler<br />

Chancengerechtigkeit<br />

für den chronisch<br />

kranken Schüler<br />

Absprachen zwischen<br />

Klassenleiter und Eltern<br />

über Weitergabe der Informationen,Notfallmaßnahmen,<br />

Medikamente<br />

Lehrer der<br />

Klinikschule und<br />

der Heimatschule<br />

Lehrer und Ärzte<br />

Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Elternhaus und<br />

Schule als Voraussetzung<br />

kranker Schüler<br />

und Mitschüler<br />

(Unterstützung,<br />

Halten des<br />

Kontaktes)<br />

Zusammenarbeit<br />

Information<br />

Klassenleiter als<br />

ständiger<br />

Ansprechpartner<br />

Klassenleiter und<br />

Fachlehrer<br />

(Teambesprechungen)<br />

Aneignung von Wissen über<br />

die Erkrankung u. deren<br />

Behandlung als Basis für das<br />

Verständnis des chronisch<br />

kranken Schülers<br />

Bei Wechsel von<br />

einer Klasse,<br />

Schule oder<br />

Schulart zur<br />

anderen:<br />

Weitergabe der<br />

Erfahrungen mit<br />

dem Schüler<br />

Förderplan<br />

• Leistungspotenzial und<br />

Lernkompetenzen<br />

• Nachteilsausgleich<br />

• Umfeldbedingungen<br />

• sächliche Bedingungen<br />

• Vernetzungsmöglichkeiten<br />

• personelle Ressourcen<br />

Organisierung von Aufklärungsveranstaltungen<br />

für<br />

Lehrer und Schüler (Ärzte,<br />

Therapeuten)<br />

Lehrer und<br />

Schulsozialarbeiter<br />

Kenntnis der psychosozialen<br />

Belastungsfaktoren<br />

(Eltern und Schüler)<br />

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Positive Bedingungen zum Umgang mit dem chronisch kranken Schüler<br />

Um die Chancengerechtigkeit für den chronisch kranken Schüler zu garantieren, muss dieser<br />

optimal gefördert werden. Das kann nur erreicht werden, wenn alle Beteiligten (Lehrer,<br />

Eltern, Mitschüler) umfassend informiert sind und effektiv zusammenarbeiten.<br />

Dem Klassenleiter als ständigen Ansprechpartner der Schüler und Eltern obliegt es, wichtige<br />

Informationen über die Krankheit und deren Behandlung (Medikamente und deren<br />

Nebenwirkungen sowie Notfallmaßnahmen) nach Absprache mit den Eltern und dem<br />

Einverständnis des Schülers an die Fachlehrer und teilweise auch an die Mitschüler<br />

weiterzugeben und die Unterstützung für den betroffenen Schüler zu organisieren.<br />

Wichtig ist es, die psychosozialen Belastungsfaktoren, die mit der Krankheit einhergehen,<br />

kennen zu lernen. Das können emotionale Probleme (Ängste, Scham, mangelndes<br />

Selbstvertrauen), schulische und soziale Probleme (Konzentrationsstörungen,<br />

Leistungsversagen, erhöhte Schulfehlzeiten) sowie die Lebensqualität beeinträchtigende<br />

funktionelle Einschränkungen sein. Nur so kann das nötige Verständnis für das chronisch<br />

kranke Kind oder den Jugendlichen aufgebracht und entsprechende Wege zur Lösung von<br />

Problemen aufgezeigt werden. Die Verbesserung der schulischen und auch emotionalen<br />

Situation des betroffenen Schülers kann vom Lehrer maßgeblich beeinflusst werden, so z.B.<br />

durch die Organisierung von Hilfen bei erhöhten Schulfehlzeiten durch die Klassenkameraden<br />

und die Erhöhung des Selbstwertgefühls durch die Schaffung von Erfolgserlebnissen.<br />

Bei Problemen im Umgang mit dem chronisch kranken Schüler, die ohne Unterstützung nicht<br />

gemeistert werden können, bedarf es der Beratung durch Ärzte, Therapeuten und Kliniklehrer.<br />

Vorträge von Ärzten vor Lehrerkollegien haben sich laut Aussage vieler Lehrer besonders bei<br />

psychischen Erkrankungen als hilfreich erwiesen.<br />

Hänseleien durch Mitschüler muss von Anfang an konsequent entgegen getreten werden bzw.<br />

für das entsprechende Verständnis für die mit der Krankheit zusammenhängenden Probleme<br />

Sorge getragen werden. Der Schulsozialpädagoge kann dafür seinen Beitrag leisten, in dem er<br />

<strong>Projekt</strong>e zum sozialen Lernen mit den Schülern durchführt. Dadurch werden nicht nur<br />

Kenntnisse über verschiedene chronische Krankheiten vermittelt, sondern auch das<br />

Verständnis für die damit zusammenhängenden Probleme geweckt und Hilfsangebote<br />

entwickelt.<br />

Alle Maßnahmen zur Unterstützung des Schülers sollten in einem Förderplan<br />

zusammengefasst sein, der nicht nur allen Lehrern bekannt sein muss, sondern auch die<br />

Grundlage ihrer Arbeit mit chronisch kranken Schülern darstellt. Dieser Förderplan enthält<br />

Aussagen über das Leistungspotenzial des Schülers, den sich daraus ergebenden<br />

Nachteilsausgleich, die sächlichen bzw. Umfeldbedingungen an der Schule sowie personelle<br />

Verantwortlichkeiten. In Teamberatungen können die Fördermaßnahmen diskutiert,<br />

aktualisiert und präzisiert werden.<br />

Bei einem Wechsel von einer Schulart zur anderen (Grundschule – Mittelschule/Gymnasium)<br />

oder von einer Klasse zur anderen sollte es zur Gewohnheit werden, dass gute Erfahrungen<br />

mit dem Schüler auch in Bezug auf seine chronische Erkrankung weiter gegeben werden, um<br />

unmittelbar daran anknüpfen zu können und somit die künftige optimale Förderung zu<br />

garantieren.<br />

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Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Vereinbarung zum Umgang mit einem chronisch kranken Schüler<br />

Name des Schülers:<br />

Schuljahr:<br />

Klasse:<br />

Erkrankung seit …<br />

Notfall:<br />

• Adresse und Telefonnummer<br />

der Erziehungsberechtigten<br />

und des behandelnden Arztes<br />

oder Krankenhauses<br />

• Maßnahmen<br />

• Medikamente und deren<br />

Nebenwirkungen (Ort der<br />

Aufbewahrung in der Schule<br />

und Ansprechperson)<br />

Vermeidung folgender<br />

Auslösefaktoren:<br />

Weitergabe von Informationen an<br />

Fachlehrer und Mitschüler:<br />

Medikamente: Einnahme und<br />

Nebenwirkungen<br />

Zeitaufwand für medizinische<br />

Behandlungsmaßnahmen bzw.<br />

Arztbesuche (pro Woche):<br />

Schulfehlzeiten:<br />

• Unterstützung durch folgende<br />

Lehrer und Mitschüler (Halten<br />

des Kontaktes,<br />

Unterrichtsmitschriften)<br />

Umfeldbedingungen:<br />

Sportunterricht (Attest) und andere<br />

Problemfächer:<br />

Besonderheiten/ Probleme:<br />

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Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Vereinbarung zum Umgang mit einem chronisch kranken Schüler<br />

Festlegungen zum<br />

Nachteilsausgleich:<br />

Unterschriften<br />

• Eltern:<br />

• Schüler:<br />

• Klassenleiter:<br />

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Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Vernetzung als Bündelung der Kräfte im Fall eines Schülers mit einer chronischen Augenerkrankung<br />

Probleme eines chronisch kranken Schülers: fühlt sich<br />

unverstanden von Lehrern und Mitschülern- Schulunlust,<br />

schlechte Leistungen;<br />

Psychosoziale Belastungen:<br />

• Schmerzen; Operationen<br />

• Schulfehlzeiten<br />

• Versetzungsgefährdung<br />

Eltern sind frustriert, da keine Hilfen durch<br />

Schule trotz Information der Lehrer<br />

Anregung der Arbeitstagung in<br />

Reutlingen/Tübingen zur<br />

Vernetzung mit Gesundheitsamt<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Gesundheitsamt: Schularzt<br />

berichtete Kliniklehrerin über den<br />

Schüler mit der Augenerkrankung<br />

Forschungsprojekt:<br />

Kliniklehrerin bietet Unterstützung an<br />

Beratung von Eltern, Schüler,<br />

Schulpsychologin,<br />

Klassenleiterin,<br />

Beratungslehrerin u.<br />

Kliniklehrerin zur Verbesserung<br />

der Situation<br />

Schulpsychologin erstellt<br />

förderpädagogisches<br />

Gutachten nach Antrag der<br />

Eltern<br />

Bericht über diesen Schüler in der<br />

Zusammenkunft mit Frau Dombois,<br />

Herrn Dr. Münch (Chefarzt der<br />

Kinderklinik Freital), Vertreter der<br />

BKK, Bürgermeister von Freital -<br />

Vorschlag: Laptop als Hilfsmittel<br />

Suche nach Sponsoren im<br />

Weißeritzkreis<br />

4 Integrationsstunden pro<br />

Woche in der Schule<br />

Laptop als Form des<br />

Nachteilsausgleichs zur<br />

Verfügung von Tobias<br />

Umsetzung der Vorschläge<br />

zum Nachteilsausgleich<br />

durch Lehrer<br />

Teambildung von 3<br />

Mitschülern zur Unterstützung<br />

von Tobias<br />

Wachsen der Hoffnung auf das Erreichen des Klassenziels und einen guten Schulabschluss<br />

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3.2. Die Bündelung der Kräfte im Fall eines Schülers mit einer<br />

Augenerkrankung und Neurodermitis als Konzept zur Lösung von<br />

Problemen im Umgang mit chronischen Erkrankungen<br />

Als eine Anregung der Arbeitstagung in Reutlingen und Tübingen betrachtete ich die<br />

Vernetzung mit dem Gesundheitsamt.<br />

Nachdem ich einige Mitarbeiter über das Anliegen unseres <strong>Projekt</strong>es informiert hatte, wurden<br />

Möglichkeiten der Zusammenarbeit erörtert. Dabei berichtete der Amtsarzt auch über die<br />

schulischen Probleme im Fall eines Schülers mit einer seltenen chronischen<br />

Augenerkrankung, die trotz verschiedener Bemühungen bisher nicht gelöst werden konnten.<br />

So setzte ich mich mit der Mutter dieses Schülers in Verbindung, um Einzelheiten zu<br />

erfahren. Nachdem Kontakte zur Schulpsychologin und zum Schulleiter geknüpft waren,<br />

wurde eine gemeinsame Beratung mit den Eltern, dem Schüler, der Klassenleiterin, der<br />

Beratungslehrerin der Schule, der Schulpsychologin und der Kliniklehrerin zur Verbesserung<br />

der Situation durchgeführt. Dabei wurden Forderungen der Schulpsychologin und der<br />

Kliniklehrerin nach Formen des Nachteilsausgleiches und deren Umsetzung in der Schule mit<br />

den Lehrern diskutiert.<br />

Empfehlungen der Psychologin für die Schule (wichtige Formen des Nachteilsausgleichs)<br />

- zum Abschreiben von Texten deutliche, groß geschriebene Texte, Tafelbilder und<br />

Folien sowie wesentlich mehr Zeit notwendig<br />

- Kopien von sehr sauberen und groß geschriebenen Mitschriften einer Mitschülerin<br />

wären hilfreich<br />

- Mitschriften bei Krankheit sollten noch am gleichen Tag bei ihm abgegeben werden,<br />

um in Ruhe nacharbeiten zu können (Unterstützung durch die Eltern)<br />

- bei Leistungskontrollen: Aufgaben sollten groß geschrieben am Platz zur Verfügung<br />

stehen<br />

- mehr Zeit zum Schreiben von Arbeiten notwendig<br />

- Leistungen in Form von Hausarbeiten und/ oder mündlich<br />

- als Erleichterung zum Schreiben Einsatz eines Laptops<br />

- bei Schmerzen Schulbesuch morgens später (z.B. ab 2.Stunde), da die Schmerzen<br />

meist früh morgens am schlimmsten auftreten<br />

- bei Schmerzen Schließen der Augen im Unterricht und Zuhören hilfreich<br />

- bei Überlastung und Schmerzen Möglichkeit des Zurückziehens und spätere<br />

Teilnahme am Unterricht bzw. Verlassen der Schule<br />

Kliniklehrerin :<br />

- Kritik an zu langer Untätigkeit in Bezug auf die Unterstützung des Schülers<br />

- Möglichkeiten der Hilfe durch Mitschüler wurden kaum ausgelotet bzw. konsequent<br />

durchgeführt<br />

- Nachteilsausgleich als Selbstverständlichkeit auch bei chronisch kranken Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

- Notwendigkeit der schnellstmöglichen Umsetzung der Vorschläge der<br />

Schulpsychologin durch Teamberatung (Lehrer, Schüler, Eltern, Schulpsychologin,<br />

Kliniklehrerin)<br />

- Frage nach der Bereitstellung eines Laptops (Schriftgröße einstellbar; HA per E-Mail)<br />

wurde von der Schule bedauernd beantwortet; Suche nach Möglichkeiten im Rahmen<br />

des Forschungsprojektes (Gewinnung von Sponsoren durch Frau Dombois) in<br />

Aussicht gestellt;<br />

- Bedeutung von Erfolgserlebnissen für den chronisch kranken Schüler (Anfertigung<br />

zusätzlicher Aufgaben zur Benotung empfohlen)<br />

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Vorschlag der Beratungslehrerin zum Aufbau eines Teams zur Unterstützung des kranken<br />

Schülers: 3 Mitschüler sorgen für Unterrichtsmitschriften und Kopien; Diskussion um den<br />

günstigsten Platz in der Klasse<br />

Vorschlag der Klassenleiterin: Fotografieren des Tafelbildes mit einer Digitalkamera,<br />

Ausdrucken zu Hause in der optimalsten Schriftgröße<br />

Weitere Lösungsansätze:<br />

• Lösung des Problems zu den schulischen Arbeitsmitteln mit Hilfe der Eltern (Überprüfen<br />

der Vollständigkeit zu Hause) und der Mitschüler (Kontrolle, ob alles Notwendige<br />

ausgepackt ist)<br />

• Maßnahmen bei Erschöpfung des Schülers: Auszeit im Ruheraum der Schule oder<br />

Verlassen der Schule: Einrichten einer Karteikarte, auf welcher vermerkt wird, wann er<br />

nach Hause geschickt wurde bzw. wann die Eltern ihn später zum Unterricht geschickt<br />

haben<br />

• Schwierigkeiten der Schule, die 4 Integrationsstunden, die ihm nach der Feststellung des<br />

sonderpädagogischen Förderbedarfs zustehen, abzusichern (viele kranke Kollegen); 3<br />

weitere Schüler der Klasse sind chronisch krank und bekommen teilweise<br />

Integrationsstunden; Klassenleiterin konnte im Verlauf des Gesprächs zwei<br />

Integrationsstunden mit einem anderen Schüler anbieten (Möglichkeit der Kürzung des<br />

Sportunterrichts durch Attest gegeben)<br />

• Beratungslehrerin der Schule bat um Adresse und Telefonnummer der Kliniklehrerin für<br />

weitere Kontakte<br />

Die Umsetzung der Festlegungen der Beratung begann bereits am nächsten Tag in der Schule!<br />

Bei einer Zusammenkunft mit Frau Dombois, dem Chefarzt der Kinderklinik Freital, Herrn<br />

Dr. Münch, dem Bürgermeister von Freital, Herrn Mättig, sowie einem Vertreter der BKK<br />

stellte ich den Fall des Schülers mit der Augenerkrankung vor und bat um Mithilfe bei der<br />

Bereitstellung eines Laptops als Form des Nachteilsausgleichs und als Beispiel für den<br />

Umgang mit den elektronischen Medien im Zusammenhang mit chronischer Krankheit.<br />

Daraufhin begann die Suche nach Sponsoren im Weißeritzkreis, die letztendlich von Erfolg<br />

gekrönt war, indem diesem Schüler ein Laptop zur Verfügung gestellt werden konnte.<br />

Zusammenfassung der Probleme der Lehrer, des Schülers und deren Auswertung:<br />

1. Probleme im Lehrerkollegium:<br />

• Nicht alle Lehrer waren über die Belastungen, die mit der Krankheit<br />

einhergehen, informiert.<br />

• Absprachen zu dem Schüler gab es erst nach Vorlage des förderpädagogischen<br />

Die Lehrer bestanden auf einer von amtlicher Seite schriftlichen Bestätigung<br />

der Erkrankung und deren Auswirkungen, obwohl die Mutter mit<br />

verschiedenen Lehrern über die Probleme des Sohnes sprach. Zugeständnisse<br />

in Form von Sondermaßnahmen könnten bei Mitschülern als ungerechtfertigte<br />

Vorteile ausgelegt werden. (Tendenz: Alle werden über einen Kamm<br />

geschoren!)<br />

• Nachdem der Schularzt des Gesundheitsamtes mit dem Schulleiter über die<br />

Schwere der Erkrankung des Schülers sprach, gab es immer noch keine Form<br />

des Nachteilsausgleiches.<br />

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• Verhaltensauffälligen bzw. leistungsschwachen Schülern wird „Tricksen“ eher<br />

zugetraut als ruhigen Schülern, die gute Leistungen zeigen.<br />

2. Probleme des Schülers:<br />

• Nicht bewältigte Erlebnisse während der Hochwasserkatastrophe<br />

verschlimmerten den Gesundheitszustand des Jungen drastisch. Nach Ansicht<br />

der Mutter hätte in der Schule mehr darüber gesprochen werden müssen. Auch<br />

andere Kinder litten heute noch unter den Eindrücken von damals.<br />

(Entspannungskurse könnten hilfreich sein.)<br />

• Die Hilfe der Mitschüler funktionierte oft nicht, weil sie nicht von den Lehrern<br />

koordiniert und kontrolliert wurde.<br />

• Nicht erbrachte Leistungen und fehlende Arbeitsmittel konnte er gegenüber<br />

den Lehrern nicht durch seine Einschränkungen durch die Krankheit glaubhaft<br />

begründen.<br />

• Die durch das Krankheitsbild verursachte psychische Belastung wurde durch<br />

das Gefühl des Unverstandenseins in der Schule noch verstärkt.<br />

3. Allgemeine Schlussfolgerungen.<br />

• Informationen der Eltern über Erkrankungen ihrer Kinder an die Schule<br />

werden nicht in jedem Fall von den Lehrern so ernst genommen, dass es zur<br />

Berücksichtigung bei der Planung, Durchführung und Auswertung der<br />

Lernarbeit der betroffenen Schüler führt.<br />

• Wenn Eltern nach mehrmaliger Rücksprache mit den Lehrern kein Verständnis<br />

für ihr chronisch krankes Kind finden, sollten sie sich nach Hilfe umsehen.<br />

(z.B. Schularzt, Kliniklehrer)<br />

• Im Rahmen der Vernetzung kann Unterstützung für chronisch kranke Schüler<br />

organisiert werden. (Schularzt- Kliniklehrer, Kliniklehrer- Schirmherrin des<br />

<strong>Projekt</strong>es, Frau Dombois; Kliniklehrer- Beratung der Lehrer der Heimatschule)<br />

• Lehrer sollten im Rahmen von Fortbildungen besser befähigt werden,<br />

chronisch kranke Schüler zu fördern. Dabei sollten vor allen Dingen vielfältige<br />

Möglichkeiten des Nachteilsausgleiches diskutiert und fest geschrieben<br />

werden.<br />

• Das Erlernen von Entspannungstechniken kann für Kinder und Jugendliche mit<br />

chronischen Krankheiten sehr wichtig sein, um mit den Belastungen, die mit<br />

der Erkrankung zusammenhängen, besser umgehen zu können.<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-<br />

Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


4. Materialien, Merkblätter und Fragebögen für<br />

Lehrer an Allgemeinschulen als Hilfe zum<br />

Umgang mit chronischen Krankheiten


Klinik- und Krankenhausschule<br />

Freital<br />

Bürgerstr. 7<br />

O1705 Freital<br />

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,<br />

Schüler, die wegen Krankheit dem Unterricht fern bleiben müssen, sind an sich nichts<br />

Besonderes, da sie oft nach wenigen Tagen wieder die Schule besuchen dürfen. Doch auch<br />

Kinder und Jugendliche, die mit chronischen Krankheiten wie z.B. Diabetes mellitus, Asthma<br />

oder Neurodermitis leben müssen, gehören zu unserem pädagogischen Alltag. Lehrer sind<br />

häufig beim Umgang mit den betreffenden Schülern unsicher, da die Krankheiten nicht immer<br />

sichtbar oder auffällig sind.<br />

Auch wenn Schüler nach längerem Klinikaufenthalt zurück in ihre Schule kommen, ergeben<br />

sich für sie und ihre Lehrer Probleme.<br />

Um den Schulalltag chronisch kranker Kinder zu verbessern, stellt die Robert Bosch Stiftung<br />

umfangreiche Mittel zur Verfügung, die in das Forschungsprojekt „Chronisch<br />

kranke Kinder in den allgemeinen Schulen“ fließen.<br />

Gleichzeitig sollen Lehrer Beratungen durch Kliniklehrer erhalten, um mit den<br />

verschiedensten Krankheitsbildern umgehen zu können. Dabei kommt es darauf an, dass<br />

durch die Zuarbeit der entsprechenden Problemfragen die Beratungsgespräche gezielt<br />

vorbereitet werden können.<br />

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bitte ich um die Beantwortung folgender Fragen:<br />

1. Unter welchen chronischen Krankheiten leiden Kinder und Jugendliche Ihrer Schule?<br />

2. Welche Schwierigkeiten gibt es mit diesen Schülern ?<br />

3. Worin sehen Sie die Ursachen für eventuelle Probleme?<br />

4. Gibt es Beratungsbedarf bezüglich des Krankheitsgeschehens bzw. des Umgangs mit<br />

dem kranken Schüler?<br />

5. Welche positiven / negativen Erfahrungen in der Arbeit mit chronisch kranken<br />

Kindern wurden bisher gewonnen?<br />

6. Wurden Schüler Ihrer Schule für längere Zeit an einer Klinik- und Krankenhausschule<br />

unterrichtet?<br />

7. Gab es Probleme bei der Wiedereingliederung in den Schulbetrieb der Heimatschule?<br />

Wenn ja, welche?<br />

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!<br />

Bärbel Mücke<br />

Kliniklehrerin<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-<br />

Bosch-Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Klinikschule Freital<br />

Frau Mücke<br />

Asthma bronchiale und Schule- Was sollte der Lehrer wissen und beachten?<br />

Asthma bronchiale: häufigste chronische Kinderkrankheit (8-15% der Kinder und Jugendlichen<br />

betroffen), anfallartig auftretende oder chronische Atemwegseinengung durch eine Verkrampfung<br />

bzw. Entzündung der Bronchialmuskulatur;<br />

Auslöser für Asthmaanfälle:<br />

• Infekte<br />

• Allergene (Pollen, Hausstaub, Schimmelpilze, Tierhaare, Insekten, Nahrungsmittel,<br />

Medikamente, chemische Stoffe)<br />

• körperliche Anstrengung<br />

• Emotionen (Stress, Aufregung, psychische Belastung)<br />

Krankheitsbewältigung in der Schule:<br />

Jeder an Asthma leidende Schüler will ganz normal behandelt werden und keine Außenseiterrolle<br />

einnehmen, auch wenn es einige Dinge zu beachten gilt:<br />

• Auslöservermeidung im Schulumfeld oder der Schulfreizeit (Voraussetzung: Information<br />

über die Art der Auslöser durch die Eltern; Allergie- bzw. Notfallpass sollte verfügbar<br />

sein), Atemnot auch in verstaubten Turnhallen, besonderen Räumen mit Teppichboden<br />

(Geruch) und bei Schadstoffbelastungen in Um- und Altbauten<br />

• Schaffen von Erfolgserlebnissen zur Festigung des Selbstwertgefühls; Bestätigung des<br />

Kindes in Begabungsschwerpunkten, Hervorheben besonderer Leistungen, Betrauung mit<br />

einem Klassenamt oder Extraaufträgen ( besonderer Stellenwert guter schulischer<br />

Leistungen, da Erschwerung der Berufsfindung durch körperliche Einschränkungen)<br />

• Vermeiden von negativen Bewertungen der Persönlichkeit (Auslösung von<br />

Versagensängsten) und emotional belastenden Konfliktsituationen im Unterricht und in<br />

den Pausen<br />

• Einbeziehung der Schüler in alle Aktivitäten der Klasse (Wanderungen, Schulfahrten)<br />

unter Berücksichtigung der Auslöservermeidung<br />

• Problem Schulfehlzeiten (teilweise hohe Anzahl an Schulfehltagen: Organisierung von<br />

Hilfe durch Mitschriften und regelmäßige Information über den behandelten Schulstoff<br />

sowie evt. Nachhilfe durch Mitschüler oder Lehrer; Nachteilsausgleich bei Klassenarbeiten<br />

oder Leistungskontrollen)<br />

• Absicherung (räumlich, zeitlich) der Einnahme der Medikamente (Langzeittherapie und<br />

Notfallmedikament) sowie die Berücksichtigung von möglichen Nebenwirkungen<br />

(Müdigkeits- und Konzentrationsprobleme) durch differenzierte Aufgabenstellungen<br />

• Sportunterricht: Förderung der Lebensqualität durch sportliche Betätigung durch<br />

individuelle Anpassung der Anforderungen (Nachteilsausgleich bei der Benotung); bei<br />

Sportunterricht im Freien Ozonbelastung und Pollenflug beachten; Asthmaspray muss<br />

griffbereit sein<br />

• Vorsicht bei Staub verursachenden Arbeiten oder Umgang mit chemischen Stoffen<br />

(Gasen)<br />

• Schulleiter, Klassenleiter und Fachlehrer sollten informiert sein (Grundlage: Zustimmung<br />

der Eltern- Vertrauensverhältnis sowie ständiger Kontakt zwischen Schüler, Eltern und<br />

Klassenleiter wichtig!)<br />

• Information und Aufklärung der Mitschüler über die Erkrankung kann hilfreich sein<br />

(Einverständnis der Eltern und des Kindes notwendig)<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-<br />

Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Verhalten des Lehrers bei Anfällen des Schülers:<br />

Keine Panik! Aufregung und Hektik verschlimmern den Zustand des Kindes.<br />

• Beruhigung des Schülers, Aufenthalt in einem ruhigen Raum unter Aufsicht<br />

• Einnahme einer entlastenden Körperhaltung (Kutschersitz) und Anwendung von<br />

Atemtechniken (Lippenbremse)<br />

• Einsatz des Notfallmedikamentes (Dosier-Aerosol)<br />

• Benachrichtigung des Notarztes bei Verschlechterung des Zustandes oder Andauern<br />

der Beschwerden<br />

Das Thema chronische Krankheiten sollte im Unterricht behandelt werden, um die Schüler für<br />

die damit zusammenhängenden Probleme zu sensibilisieren!<br />

Literatur: BZgA: Chronische Erkrankungen als Problem und Thema in Schule und<br />

Unterricht<br />

VDS: Das chronisch kranke Kind in der Schule<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-<br />

Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Klinikschule Freital<br />

Frau Mücke in Zusammenarbeit mit<br />

Frau Frohberg<br />

vom Epilepsiezentrum Kleinwachau<br />

Epilepsie und Schule- Was sollte der Lehrer wissen und beachten?<br />

Epilepsie: Anfallsleiden (plötzliche Funktionsstörung im Gehirn)<br />

• Generalisierte Anfälle: gesamtes Gehirn erfasst, plötzliche Bewusstlosigkeit und<br />

Versteifung der Muskulatur, abrupter Sturz, Zuckungen von Gliedmaßen und im<br />

Kopfbereich (manche Kinder merken, wenn ein Anfall kommt)<br />

• Fokale Anfälle: entstehen an einem bestimmten Ort im Gehirn; es kann ein Arm oder<br />

ein Bein auf einer Körperseite zucken; Absencen (Bewusstseinspausen) dauern oft nur<br />

Sekunden<br />

Epilepsien treten häufig in Verbindung mit Hirnstörungen auf und können sich auf das Lernen<br />

(Konzentration, Merkfähigkeit, Ausdauer) und Verhalten des Schülers auswirken. .<br />

Meist gibt es keine konkreten Auslöser für epileptische Anfälle, aber begünstigende Faktoren:<br />

körperliche und geistige Überbelastung, Angst, Lärm, Stress, Schlafmangel,<br />

Schreckmomente, flackerndes Licht (Fernsehen, Kino, Disko).<br />

Medikamente unterdrücken die Anfälle, bei 70 Prozent der Patienten verhelfen sie zu<br />

Anfallsfreiheit. Mögliche Nebenwirkungen der Medikamente: verursachen Müdigkeit,<br />

Gewichtszunahme oder –abnahme, Hyperaktivität, Hautprobleme usw. (vom Medikament<br />

abhängig)<br />

Hinweise für die Schule:<br />

Jeder chronisch kranke Schüler möchte ganz normal behandelt werden und keine<br />

Außenseiterrolle einnehmen!<br />

• Stärkung des Selbstwertgefühls wichtig (Beeinträchtigung durch Sturzanfälle, Angst<br />

vor weiteren Anfällen); Spott oder Mitleid bei Mitschülern entgegenwirken; bei<br />

Lernmisserfolgen Ursachen aufdecken und Fördermaßnahmen festlegen<br />

• alle Schularten sind möglich (individuelle Fähigkeiten sind entscheidend)<br />

• Beachtung der eingeschränkten Berufswahl- Notwendigkeit der Unterstützung bei der<br />

Berufsorientierung (Beratungslehrer)<br />

• Problematik der chronischen Erkrankungen im Elternabend besprechen (Datenschutz<br />

beachten- Zustimmung der Eltern des betroffenen Kindes notwendig)<br />

• Lehrer haben diagnostische und integrative Funktion (Wichtigkeit des Kontakts zum<br />

behandelnden Arzt bezüglich der Besonderheiten in der Betreuung im Alltag und bei<br />

Anfällen)<br />

• Einbeziehung der Schüler in alle Aktivitäten der Klasse (Wanderungen,<br />

Schulfahrten), Mitnahme des Notfallpasses und evt. eines Erziehungsberechtigten<br />

Information des Kollegiums: Schulleiter, Klassenleiter und Fachlehrer sollten informiert<br />

sein (Grundlage: Zustimmung der Eltern- Vertrauensverhältnis zwischen Schüler, Eltern<br />

und Klassenleiter sowie ständiger Kontakt wichtig!)<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-<br />

Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Information der Mitschüler über die Erkrankung : kann hilfreich sein (Einverständnis<br />

der Eltern und des Kindes vorausgesetzt); Abstimmung über den Grad der<br />

Ausführlichkeit der Information mit den Eltern<br />

Sportunterricht: sportliche Anforderungen individuell anpassen (ärztlich empfohlene<br />

Einschränkungen beachten); körperliche Anstrengung und gesteigerte Atemtätigkeit<br />

lösen meist keinen Anfall aus; sportliche Betätigung fördert Lebensqualität<br />

Schwimmen: bei Anfallsfreiheit von einem Jahr normale Betreuung und Teilnahme am<br />

Schwimmen möglich, Vermeidung von Tauchen und Springen<br />

Werken, Chemie, Physik: keine gefährlichen Tätigkeiten und Experimente<br />

Leistungskontrollen: Kind mit Absencen mehr Zeit in der Klassenarbeit geben (bzw.<br />

eine andere Form des Nachteilsausgleichs schaffen), Schrift kann in diesen Momenten<br />

unleserlich sein, Teile von zu schreibenden Texten können fehlen, zeitweise<br />

eingeschränktes Konzentrationsvermögen<br />

Verhalten des Lehrers bei Anfällen des Kindes:<br />

Kenntnis der Art des Anfallsleidens wichtig für Verhalten im Notfall;<br />

Nur eingreifen, wenn nötig! (Nicht versuchen, den Anfall zu unterbrechen!)<br />

• Keine Panik! Kleidung lockern, evt. Brille abnehmen, Scheren oder andere spitze<br />

Gegenstände aus der Hand nehmen<br />

• bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage des Kindes, Kissen unter den Kopf legen<br />

Atemwege freihalten, aber nicht in den Mund fassen (es könnte zu<br />

Bissverletzungen kommen)<br />

• nicht immer ist der Notarzt zu rufen, meist schließen sich von Eltern und Kind<br />

unerwünschte Krankenhausaufenthalte an, (normaler Anfall nach spätestens 5<br />

Minuten zu Ende, Wünsche der Eltern beachten)<br />

• nach generalisierten Anfällen muss sich das Kind zurückziehen bzw. schlafen<br />

können (Atmung kontrollieren).<br />

• bei Sekunden dauernden Anfällen Kopf halten<br />

• Ort der Aufbewahrung des Notfallmedikamentes muss bekannt sein;<br />

Verabreichung des Notfallmedikaments muss mit den Eltern vereinbart werden<br />

(Lehrer ist nicht zur Verabreichung verpflichtet)<br />

Das Thema chronische Krankheiten sollte im Unterricht (Biologie, Ethik usw. behandelt<br />

werden, um die Schüler für die damit zusammenhängenden Probleme zu sensibilisieren.<br />

Literatur: BZgA:<br />

• Chronische Erkrankungen als Problem und Thema in Schule und Unterricht<br />

• Epilepsiezentrum Kleinwachau e.V.: TONI ein Wegbegleiter für Kinder im<br />

Krankenhaus<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-Bosch-<br />

Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Zielstellung der Fragebögen<br />

• umfassende Information über die Besonderheiten des Krankheitsbildes des Schülers<br />

• Kennen lernen der durch die Krankheit verursachten psychosozialen<br />

Belastungsfaktoren und Ausloten der Möglichkeiten der Hilfe und Rücksichtnahme<br />

• Festlegung von Schwerpunkten für die Förderung im Einzelnen<br />

• Erkennen der Prioritäten für den Nachteilsausgleich<br />

• Klärung von Fragen zu den Umfeldbedingungen und sächlichen Voraussetzungen<br />

• Treffen von Vereinbarungen über die Weitergabe von Informationen an Fachlehrer<br />

und Mitschüler, Medikamenteneinnahme, das Verhalten in Notfallsituationen, das<br />

Vorgehen bei schulischen Veranstaltungen (Klassenfahrten) und bei erhöhten<br />

Schulfehlzeiten<br />

• Nutzung der Vorschläge der Eltern bezüglich der Förderung und Unterstützung ihres<br />

Kindes seitens der Schule<br />

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Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Fragebogen Eltern (von an Asthma bronchiale erkranktem Kind)<br />

1. Wie lange leidet Ihr Kind schon unter Asthma?<br />

2. War Ihr Kind schon einmal wegen des Asthmas im Krankenhaus oder zur Kur?<br />

3. Hat es an einem Asthma-Verhaltenstraining teilgenommen?<br />

4. Wie kommt das Kind mit der Krankheit zurecht?<br />

5. Wie kommt die Familie mit der Erkrankung des Kindes zurecht?<br />

6. Wie viel Zeit erfordern Arztbesuche, medizinische Behandlungen und dergleichen?<br />

7. Gab es schon oft Notfallsituationen?<br />

8. Wie geht das pädagogische Personal am Besten vor, wenn Asthmaanfälle auftreten?<br />

9. Sind Sie damit einverstanden, dass alle Lehrkräfte und auch die Mitschüler Ihres Kindes<br />

von dessen Krankheit unterrichtet werden, um auch entsprechend Rücksicht nehmen zu<br />

können?<br />

10. Wann tritt das Asthma verstärkt auf? (Jahreszeiten, Tageszeiten, bei bestimmten<br />

Tätigkeiten, Tieren, Pflanzen, Nahrungsmitteln, Medikamenten, körperlichen oder<br />

seelischen Belastungen)<br />

11. Welche Medikamente nimmt Ihr Kind zurzeit ein und wie oft?<br />

12. Nimmt das Kind die Medikamente selbstständig oder mit elterlicher Unterstützung?<br />

13. Welche Nebenwirkungen werden durch die Medikamente hervorgerufen?<br />

14. Müssen Medikamente auch in der Schule eingenommen werden?<br />

15. Besteht die Notwendigkeit, dass das Kind vom Lehrer dabei erinnert oder unterstützt<br />

wird?<br />

16. Benutzt Ihr Kind ein Peak-Flow-Meter?<br />

17. Wie verhält sich Ihr Kind gegenüber den Geschwistern oder anderen Kindern?<br />

18. Wie oft fehlt Ihr Kind in der Schule wegen des Asthmas?<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-<br />

Bosch-Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


19. Könnten Konzentrationsprobleme im Unterricht durch krankheitsbedingte<br />

Schlafstörungen verursacht werden?<br />

20. Gibt es Probleme in der Schule wegen der Krankheit? (mit Mitschülern, Lehrern, im<br />

Sportunterricht)<br />

21. Welche positiven Erfahrungen haben Sie in Bezug auf die Krankheit im schulischen<br />

Alltag gemacht?<br />

22. Wie könnte die Schule dazu beitragen, dass es Ihrem Kind besser geht?<br />

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Bosch-Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Fragebogen Schüler (Asthma bronchiale)<br />

1. Seit wann leidest du unter Asthma?<br />

2. Was löst bei dir Atemnot aus?<br />

3. Wachst du manchmal nachts wegen des Asthmas auf?<br />

4. Hast du dadurch in der Schule Probleme, aufmerksam zu sein?<br />

5. Bist du oft müde?<br />

6. Welche Medikamente nimmst du und wann?<br />

7. Nimmst du die Medikamente selbstständig und auch in Anwesenheit von Lehrern und<br />

Mitschülern?<br />

8. Wissen Klassenlehrer und Mitschüler, dass du Asthma hast?<br />

9. Wie äußern sich deine Mitschüler über deine Krankheit?<br />

10. Nehmen sie Rücksicht, wenn es notwendig sein sollte?<br />

11. Hast du Vorteile oder Nachteile wegen des Asthmas in der Schule?<br />

12. Gibt es Probleme beim Sportunterricht (evt. Sport- oder Benotungsbefreiung, Vorfälle<br />

beim Sportunterricht) ?<br />

13. Hattest du bei Klassenfahrten oder Wandertagen schon einmal Probleme wegen deiner<br />

Erkrankung?<br />

14. In welchen Fächern fühlst du dich durch das Asthma belastet?<br />

15. Gehst du bei allen Problemen, die mit der Krankheit zusammenhängen, zu deinem<br />

Klassen- oder Fachlehrer?<br />

16. Was müsste sich in der Schule ändern, damit du besser mit deiner Erkrankung<br />

zurechtkämst?<br />

17. Warst du schon einmal zur Kur oder hast du an einem Asthma-Verhaltenstraining<br />

teilgenommen?<br />

18. Beherrschst du Entspannungstechniken und wie wirken sich diese aus?<br />

19. Welche positiven und negativen Erfahrungen hast du im Zusammenhang mit deiner<br />

Krankheit in der Schule gemacht?


Fragebogen Eltern (allgemein)<br />

1. Wie lange leidet Ihr Kind schon unter der chronischen Erkrankung?<br />

2. War Ihr Kind schon einmal deswegen im Krankenhaus oder zur Kur?<br />

3. Wie kommt das Kind mit der Krankheit zurecht?<br />

4. Wie kommt die Familie mit der Erkrankung des Kindes zurecht?<br />

5. Wie viel Zeit erfordern Arztbesuche, medizinische Behandlungen und dergleichen?<br />

6. Gab es schon oft Notfallsituationen?<br />

7. Wie geht das pädagogische Personal am besten vor, wenn Notfälle auftreten?<br />

8. Wer sollte im Notfall sofort informiert werden?<br />

9. Sind Sie damit einverstanden, dass alle Lehrkräfte und auch die Mitschüler Ihres Kindes<br />

von dessen Krankheit unterrichtet werden, um auch entsprechend Rücksicht nehmen zu<br />

können?<br />

10. Wann treten die Beschwerden verstärkt auf? (Jahreszeiten, Tageszeiten, bei bestimmten<br />

Tätigkeiten, Tieren, Pflanzen, Nahrungsmitteln, Medikamenten, körperlichen oder<br />

seelischen Belastungen)<br />

11. Was sollte im Umgang mit dem Schüler deshalb unbedingt vermieden werden?<br />

12. Welche Medikamente nimmt Ihr Kind zurzeit ein und wie oft?<br />

13. Nimmt das Kind die Medikamente selbstständig oder mit elterlicher Unterstützung?<br />

14. Welche Nebenwirkungen werden durch die Medikamente hervorgerufen?<br />

15. Müssen Medikamente auch in der Schule eingenommen werden?<br />

16. Besteht die Notwendigkeit, dass das Kind vom Lehrer dabei unterstützt (erinnert) wird?<br />

17. Wie verhält sich Ihr Kind gegenüber den Geschwistern oder anderen Kindern?<br />

18. Wie oft fehlt Ihr Kind in der Schule wegen der Erkrankung?<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-<br />

Bosch-Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


19. Könnten Konzentrationsprobleme im Unterricht durch krankheitsbedingte<br />

Schlafstörungen verursacht werden?<br />

20. Gibt es Probleme in der Schule wegen der Krankheit? (mit Mitschülern, Lehrern, im<br />

Sportunterricht)<br />

21. Welche positiven Erfahrungen haben Sie in Bezug auf die Krankheit Ihres Kindes im<br />

schulischen Alltag gemacht?<br />

22. Wie könnte die Schule dazu beitragen, dass es Ihrem Kind besser geht?<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-<br />

Bosch-Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Fragebogen Schüler (allgemein)<br />

1. Seit wann leidest du unter der chronischen Krankheit?<br />

2. Wodurch treten die Beschwerden besonders auf?<br />

3. Leidest du unter Schlafstörungen?<br />

4. Hast du dadurch in der Schule Probleme, aufmerksam zu sein?<br />

5. Wie sollten Lehrer und Mitschüler reagieren, wenn es eine Notfallsituation auf Grund<br />

deiner Erkrankung gibt?<br />

6. Welche Medikamente nimmst du wann und welche Nebenwirkungen haben diese?<br />

7. Nimmst du die Medikamente selbstständig und auch in Anwesenheit von Lehrern und<br />

Mitschülern?<br />

8. Wissen Klassenlehrer und Mitschüler, dass du eine chronische Krankheit hast?<br />

9. Wie äußern sich deine Mitschüler über deine Krankheit?<br />

10. Nehmen sie Rücksicht, wenn es notwendig sein sollte?<br />

11. Hast du Vorteile oder Nachteile wegen der Erkrankung in der Schule?<br />

12. Gibt es Probleme beim Sportunterricht (evt. Sport- oder Benotungsbefreiung, Vorfälle<br />

beim Sportunterricht) ?<br />

13. Hattest du bei Klassenfahrten oder Wandertagen schon einmal Schwierigkeiten wegen<br />

deiner Erkrankung?<br />

14. In welchen Fächern fühlst du dich durch die Krankheit belastet?<br />

15. Wie stellst du dir die Hilfe deiner Mitschüler vor und wie können dich die Lehrer besser<br />

unterstützen?<br />

16. Gehst du bei allen Problemen, die mit der Krankheit zusammenhängen, zu deinem<br />

Klassen- oder Fachlehrer?<br />

17. Was müsste sich in der Schule ändern, damit du besser mit deiner Erkrankung<br />

zurechtkämst?<br />

18. Welche positiven und negativen Erfahrungen hast du im Zusammenhang mit deiner<br />

Krankheit in der Schule gemacht?<br />

© Forschungsprojekt „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ mit Unterstützung der Robert-<br />

Bosch-Stiftung, Klinik- und Krankenhausschule Freital, Bärbel Mücke, 2006


Leipzig<br />

Klinik- und Krankenhausschule<br />

Dr. Georg-Sacke-Schule<br />

Morawitzstr. 2<br />

04289 Leipzig<br />

Email: Klinikschule-Leipzig@t-online.de<br />

Samira Chayeb<br />

Viola Richter


<strong>Abschlussbericht</strong> der Klinikschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig<br />

über die Mitarbeit am interdisziplinären Forschungsprojekt:<br />

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen<br />

Schulen - Pflege, Therapie, Unterricht, Rückschulung<br />

1. Allgemeine Angaben:<br />

Mitarbeiter:<br />

Klinikschullehrerinnen Frau Richter und Frau Chayeb von der Klinikschule „Dr.<br />

Georg Sacke“ Leipzig (nähere Angaben: siehe Vita)<br />

Inhalte des <strong>Projekt</strong>s:<br />

- Erforschung der Probleme, die chronisch kranke Kinder und Jugendliche im<br />

Schulalltag haben<br />

- Ermittlung, wie die Lehrer/-innen in den Heimatschulen mit den chronisch kranken<br />

Kindern und Jugendlichen umgehen<br />

- Beratung der Lehrer/-innen bei der Bewältigung schulischer Probleme im<br />

Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen<br />

- Erarbeitung und Bereitstellung von Handreichungen für die Lehrer/-innen<br />

Methoden:<br />

- Durchführung von Schüler- und Lehrerbefragungen<br />

- Realisierung von Schulbesuchen<br />

- Führen von Beratungsgesprächen im Rahmen von Lehrerzusammenkünften<br />

Zeitplan:<br />

- September 2003 bis Juni 2005<br />

2. Ziele und Erwartungen:<br />

- Mit Hilfe der Befragungen und Schulbesuche sollte ein umfassender Einblick in die<br />

noch bestehenden Probleme der Lehrer/-innen und der Schüler/-innen im Umgang mit<br />

den vielfältigen chronischen Krankheiten gewonnen werden, um dann gemeinsam<br />

Konzepte zur Bewältigung der schulischen Probleme im Zusammenhang mit den<br />

chronischen Krankheiten zu entwickeln und diese Konzepte konsequent umzusetzen.<br />

- Das Hauptziel bzw. das eigentliche Anliegen des <strong>Projekt</strong>es war die Verbesserung und<br />

die Erleichterung des Schulalltages der chronisch kranken Kinder und Jugendlichen<br />

und der Heimatschullehrer/-innen.<br />

1


3. Vorbereitung:<br />

Ablauf:<br />

- Vorstellung des Forschungsprojektes verbunden mit der Bitte um aktive<br />

Unterstützung in den psychosozialen Teambesprechungen des Klinikums St. Georg, des<br />

Parkkrankenhauses und der Universitätskinderklinik<br />

- Treffen mit der Vertreterin der Elternhilfe für krebskranke Kinder Frau Plöttner und<br />

der Diabetesberatungsschwester Kristin von der Station 5 der Universitätskinderklinik<br />

Leipzig zwecks des Austausches von Informationen und Materialien<br />

- Auswählen der zu befragenden Schüler/-innen mit den Krankheitsbildern:<br />

Mukoviszidose,<br />

Krebs � Patienten der Universitätskinderklinik Leipzig<br />

- Auswahl der für die Krankheitsbilder Mukoviszidose und Krebs relevanten Schulen<br />

und schriftliche bzw. telefonische Kontaktaufnahme mit den Schulen, um Termine für<br />

unsere Schulbesuche zu vereinbaren, wobei sich insgesamt 8 Schulen für eine Teilnahme<br />

an dem Forschungsprojekt bereit erklärten � nur eine der ausgewählten Schulen sagte<br />

aufgrund der bevorstehenden Schulschließung ab; eingeladen zu den Treffen waren<br />

hauptsächlich die Klassenlehrer der betreffenden Schüler, die Schulleitung, die<br />

Beratungslehrer und alle interessierten Lehrer/-innen<br />

- Schwierigkeiten traten insofern auf, dass einige Sekretariate nicht durchgängig besetzt<br />

sind und keine schnelle telefonische Kontaktaufnahme möglich war. Oftmals waren die<br />

betreffenden Klassenlehrer nicht erreichbar (waren krank oder im Unterricht), sodass<br />

sich die Terminabsprache verzögerte.<br />

- Erstellung von 3 Fragebögen und einer Einwilligungserklärung der<br />

Erziehungsberechtigten in die Schülerbefragung (siehe Anhang)<br />

a) Fragebogen für die Schülerbefragung (11 komplexe Fragen) � Eigenentwurf<br />

Leipzig<br />

b) Fragebogen für die Lehrerbefragung (10 komplexe Fragen) � Eigenentwurf<br />

Leipzig<br />

c) Einsatz des Fragebogens nach der Entlassung von Schülern und Schülerinnen<br />

(Rückschulung) � erarbeitet von Gelsenkirchen und überarbeitet von Dresden u.<br />

Leipzig<br />

Geplant war eigentlich noch der Einsatz der PEDQOL-Fragebögen (zur<br />

Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen), die von Frau Dr. Calaminus von der<br />

Universität Düsseldorf entworfen wurden. Trotz einer telefonischen Zusage erfolgte<br />

keine Zusendung der angeforderten Fragebögen.<br />

Weitere Probleme ergaben sich daraus, dass die komplexen Fragen der<br />

Schülerbefragung oft nicht ausreichend von den jüngeren Schülern erfasst bzw.<br />

verstanden wurden, sodass es hilfreich war, wenn die Befragung gemeinsam mit einem<br />

Lehrer durchgeführt wurde. Auf diese Weise konnten bestimmte Schülerantworten<br />

noch genauer vom Lehrer hinterfragt werden.<br />

Enttäuschend in der Auswertung der Resultate waren die Fragebögen (von Lehrern<br />

und Schülern gleichermaßen), auf deren Fragen nur mit „Ja“ oder „Nein“ geantwortet<br />

wurde und die somit für die Gesamtauswertung nicht zu verwenden waren.<br />

Obwohl eine große Anzahl von Fragebögen an die Schulen ausgegeben oder verschickt<br />

wurden, gab es nur einen geringen Rücklauf.<br />

2


4. Durchführung:<br />

<strong>Projekt</strong>verlauf:<br />

Die Schulbesuche wurden von beiden an dem <strong>Projekt</strong> beteiligten Leipziger Kolleginnen<br />

zu den festgelegten Terminen durchgeführt, wobei es zweimal zu einer Terminverschiebung<br />

kam.<br />

Bei unseren Schulbesuchen haben wir jeweils erst einmal die Klinikschule „Dr. Georg<br />

Sacke“ Leipzig und ihre Arbeitsweise vorgestellt und haben dann die Kollegen und<br />

Kolleginnen über die Aufgaben und Ziele des Forschungsprojektes „Chronisch kranke<br />

Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“ informiert. Weiterhin zeigten<br />

und erklärten wir unsere ausgearbeiteten Fragebögen, die wir speziell für unsere<br />

Erforschung einsetzen wollten. Danach konnten die Kollegen und Kolleginnen Fragen<br />

zu unserem <strong>Projekt</strong> stellen und sich über ihre Probleme im Umgang mit den chronisch<br />

kranken Kindern und Jugendlichen äußern. Am Ende des Gespräches haben wir die<br />

Klassenlehrer/-innen gebeten, den Lehrerbefragungsbogen auszufüllen und die<br />

Schülerbefragungsbögen und die Einwilligungserklärungen den entsprechenden<br />

Schülern auszuhändigen und uns die Bögen dann zurückzuschicken (adressierte<br />

Rückumschläge waren vorbereitet).<br />

Es wurde auch bei jedem Schulbesuch darauf hingewiesen, dass wir für eventuelle<br />

Rückfragen jederzeit zur Verfügung stehen und auf Wunsch der Lehrer/-innen bereit<br />

wären, die Schule erneut zu besuchen. Diese Möglichkeit nutzten aber nur 2 von den 8<br />

ausgewählten Schulen.<br />

Da die meisten Kollegen/Kolleginnen wünschten, dass nicht nur die von uns<br />

bestimmten Schüler und Schülerinnen befragt werden, da an den jeweiligen Schulen<br />

noch andere<br />

chronisch kranke Kinder und Jugendliche waren, haben wir diese mit in unsere<br />

Befragung einbezogen. So kamen zu den von uns ausgewählten Krankheitsbildern<br />

Mukoviszidose und Krebs noch folgende Krankheitsbilder ergänzend dazu: Asthma,<br />

Diabetes, Evans-Syndrom, ein Schüler mit Rheuma/Glomerulonephritis/Wegener<br />

Granulomatose, Allergie, Kleinwuchs, Neurodermitis, Nierenerkrankung,<br />

Glasknochen, Skoliose.<br />

Über die von uns durchgeführten Schulbesuche fertigten wir Gesprächsprotokolle an,<br />

die dem <strong>Projekt</strong>leiter regelmäßig zugesandt wurden.<br />

Auf drei noch von uns geplante zweite Schulbesuche (als Rückschulungsbesuche) in<br />

Schulen von aus dem Krankenhaus nach einer Krebsbehandlung zurückgekehrten<br />

Schülern erhielten wir eine Absage.<br />

Die geringste Teilnehmeranzahl der Lehrer/-innen an unseren Beratungsgesprächen<br />

im Rahmen der Schulbesuche lag bei zwei und die höchste bei 15. An dem 1.<br />

Schulbesuch zeigten sich alle Lehrer/-innen sehr interessiert, während das Interesse an<br />

einem weiteren Schulbesuch dann allerdings mehr als gering war (angegebene Gründe:<br />

Zeitmangel, Schulschließung, Erkrankung von Lehrern) und die meisten die Meinung<br />

vertraten, es bestünde dafür keine Notwendigkeit.<br />

Weiterhin wurden nicht alle von uns an die Lehrer und Schüler ausgehändigten<br />

Fragebögen zurückgeschickt. Da die Teilnahme an der Befragung freiwillig war, haben<br />

wir von Nachfragen abgesehen, um nicht die Schulen unter Druck zu setzen. Ohnehin<br />

wussten wir über den an den Schulen herrschenden Zeitmangel bereits Bescheid.<br />

Im Verlauf unserer Beratungstätigkeit wurde es notwendig, eine weitere (neunte)<br />

Schule in das Forschungsprojekt mit einzubeziehen. Hier ging es um eine gründliche<br />

und umfassende Vorbereitung der Rückschulung einer Schülerin mit einem<br />

Hirntumor, der trotz einer OP nicht vollständig entfernt werden konnte. In<br />

3


Zusammenarbeit mit der Tutorin, der Mutti, der die Schülerpatientin betreuenden<br />

Psychologin und uns wurde ein Konzept für eine mögliche Integration in die<br />

Heimatschule erarbeitet. Leider verstarb die Schülerin vor Schulbeginn.<br />

Kooperationspartner:<br />

a) Psychosoziale Team an der Universitätskinderklinik Leipzig, das Schulbesuche mit<br />

dem Ziel durchführt, die Klasse eines an Krebs erkrankten Schülers in einer<br />

Unterrichtsstunde über die Erkrankung zu informieren, Fragen den medizinischen<br />

Bereich betreffend zu beantworten und Hinweise im richtigen Umgang mit dem<br />

erkrankten Schüler zu geben<br />

b) Markus Wulftange (Sporttherapeut an der Universitätskinderklinik Leipzig), der<br />

für das <strong>Projekt</strong> Handreichungen für den Sportunterricht für die Krankheitsbilder<br />

Mukoviszidose (Grundlagentext von Joachim Auer, Nachsorgeklinik Tannheim) und<br />

Krebs erarbeitet hat<br />

c) Nachsorgeprojekt „Leipziger AlleDabei“ an der Universitätskinderklinik Leipzig,<br />

an dem<br />

sich die Klinikschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig beteiligt � am 25.06.05 fand das<br />

1. Symposium im Mercure Hotel Leipzig unter dem Thema „Psychosoziale Betreuung<br />

krebskranker Kinder und ihrer Familien“ statt mit dem Ziel der Gründung eines<br />

interdisziplinären Netzwerkes<br />

Die Idee, das Nachsorgeprojekt mit dem Forschungsprojekt zu verbinden, konnte nicht<br />

realisiert werden, da die Gründung des Nachsorgeprojektes zu einem späteren<br />

Zeitpunkt erfolgte.<br />

5. Nachbereitung:<br />

Erstellung eines Gesprächsprotokolls nach jedem Schulbesuch mit folgender<br />

Gliederung:<br />

I) Krankheitsbild<br />

II) Anwesenheit<br />

III) Ausgangssituation<br />

IV) Gesprächsnotizen<br />

V) Schlussfolgerungen<br />

Auswertung der Befragungsbögen und Schulbesuche:<br />

I) Auflistung der Lehrerprobleme (siehe Anhang: Probleme der Heimatschullehrer im<br />

Umgang mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen)<br />

II) Auflistung der Schülerprobleme (siehe Anhang: Probleme der chronisch kranken<br />

Kinder und Jugendlichen im Schulalltag)<br />

4


6. Zielerreichung:<br />

Statistik:<br />

Lehrerbefragungen: 11<br />

Schülerbefragungen: 16<br />

Rückschulungsfragebögen: 4<br />

Schulbesuche: 10<br />

+ ein außerplanmäßiges Treffen in der Klinik zur Vorbereitung einer Rückschulung<br />

Die geringe Zahl der Rückschulungsfragebögen erklärt sich aus den drei Absagen der<br />

von uns noch geplanten Rüchschulungsschulbesuchen.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Ergebnisse aus den Schulbesuchen und den Befragungen können aus den<br />

Protokollen und den Auflistungen der Lehrer- und Schülerprobleme entnommen<br />

werden.<br />

Auswirkungen:<br />

Übertragbarkeit auf das Nachsorgeprojekt „Leipziger AlleDabei“ wird angestrebt<br />

7. Öffentlichkeitsarbeit:<br />

a) Artikel von Prof. Ertle wurde an die Redaktion der Zeitung des Nachsorgeprojektes<br />

„Leipziger AlleDabei“ zum Drucken weitergegeben � noch nicht erschienen<br />

b) Vorstellung der Lehrerprobleme bei der 1. Arbeitstagung des Forschungsprojektes in<br />

Reutlingen am 12.11.04<br />

c) Vorstellen der Schülerprobleme zum Symposium „Chronisch kranke Kinder und<br />

Jugendliche in den allgemein bildenden Schulen“ am 20.05.05 in Meißen im<br />

Rahmen<br />

einer Fortbildungsveranstaltung für Lehrer/-innen<br />

d) Vorstellung des Forschungsprojektes und erster Ergebnisse vor den Schulleitern der<br />

Förderschulen und dem Referenten für Lehrerweiterbildung am Seminar für die<br />

Grund- und Förderschulen Herrn Kulpe � Bitte von Herrn Kulpe das <strong>Projekt</strong><br />

und dessen Ergebnisse auch den Lehramtsanwärtern am 08.03.06 im Seminar<br />

vorzustellen<br />

e) Vorstellung unserer Schule und erster Forschungsergebnisse vor Frau Dombois vom<br />

Sächsischen Landtag und Zusage ihrerseits für eine Informationsweitergabe im<br />

Sächsischen Landtag und Unterstützung der weiteren <strong>Projekt</strong>arbeit (Übernahme<br />

der Schirmherrschaft)<br />

Obwohl wir zur Tagung in Reutlingen und zum Symposium in Meißen die<br />

Vervielfältigung von den Handreichungen für den Sportunterricht und von den<br />

Befragungsunterlagen angeboten hatten, gab es bis auf zwei Schulen kein Interesse<br />

daran. Trotz der positiven Resonanz auf unsere Vorträge gab es kein Feedback auf<br />

unsere Bitte nach Ergänzungen zu den von uns aufgeführten Lehrer- und<br />

Schülerproblemen.<br />

5


8. Perspektiven:<br />

- Fortführen der Beratungstätigkeit im Rahmen der Klassenleitertätigkeit<br />

(Schulprogramm)<br />

- Austausch und enge Zusammenarbeit mit den Klinikschulen Dresden und Freital<br />

- eventuell weiterer Einsatz der Befragungsbögen im Nachsorgeprojekt „Leipziger<br />

AlleDabei“<br />

- Bereitstellung von Forschungsergebnissen und Handreichungen für interessierte<br />

Schulen<br />

mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen<br />

- Fortsetzen der guten Zusammenarbeit mit dem psychosozialen Team an der<br />

Universitätskinderklinik Leipzig, dem Park-Krankenhaus Leipzig und dem<br />

Dialysezentrum für Kinder im St. Georg<br />

6


Schülerbefragung<br />

(Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den Heimatschulen)<br />

Angaben zum Schüler/zur Schülerin:<br />

Alter:<br />

Schulform:<br />

Klasse:<br />

Erkrankung:<br />

1. Wie ist im Moment dein gesundheitliches Befinden?<br />

2. Fühlst du, dass du anders bist als die gesunden Kinder und Jugendlichen?<br />

3. Was unternimmst du in deiner Freizeit bzw. welche Hobbys hast du?<br />

4. Hast du aufgrund deiner Erkrankung Probleme in der Schule (Aufmerksamkeit im<br />

Unterricht, Mitarbeit, Leistungen, ......)?<br />

5. Sind deine Lehrer über deine Krankheit informiert worden - wie?<br />

6. Reagieren deine Lehrer richtig auf dein Befinden?<br />

7. Sind deine Klassenkameraden über deine Krankheit informiert worden - wie?<br />

8. Wie gehen deine Klassenkameraden mit dir bzw. deiner Erkrankung um?<br />

9. Fühlst du dich wohl in deiner Klasse?<br />

10. Nimmst du am Sportunterricht teil? Wenn ja - gibt es Schwierigkeiten bei der<br />

Ausübung<br />

bzw. fühlst du dich überfordert? Werden deine Leistungen bewertet und wie?<br />

11. Kannst du normal an außerunterrichtlichen Veranstaltungen bzw.<br />

Arbeitsgemeinschaften teilnehmen (Klassenfahrten, Klassenfeiern, Wandertage,<br />

Chor, .....)?<br />

� Entwurf: Klinik-und Krankenhausschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig<br />

7


Dr.-Georg-Sacke-Schule<br />

06.03.2004<br />

Klinik-und Krankenhausschule<br />

Förderschule der Stadt Leipzig<br />

Morawitzstr. 2<br />

04289 Leipzig<br />

Tel.0341/8781920<br />

Fax:0341/8607552<br />

Liebe Eltern,<br />

Einwilligung in die Schülerbefragung<br />

unsere Klinikschule nimmt an einem interdisziplinären Forschungsprojekt mit dem<br />

Arbeitstitel „Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen“<br />

teil.<br />

Das <strong>Projekt</strong> hat sich das Ziel gestellt, den Schulalltag chronisch kranker Kinder und<br />

Jugendlicher zu verbessern.<br />

Um die Probleme und Sorgen der chronisch kranken Kinder und Jugendlichen in ihren<br />

Heimatschulen erforschen zu können, haben wir einen Schülerbefragungsbogen<br />

entwickelt.<br />

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns bei unserem Vorhaben unterstützen und Ihre<br />

Einwilligung in eine anonyme Schülerbefragung Ihres Kindes geben.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Fr. Richter und Fr. Chayeb<br />

(Lehrerinnen der Klinikschule)<br />

Einwilligung<br />

Hiermit erkläre ich mich mit der Schülerbefragung meines Kindes einverstanden.<br />

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -<br />

-<br />

Ort, Datum Erziehungsberechtigte/r<br />

8


Lehrerbefragung<br />

(Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den Heimatschulen)<br />

1. Wie haben Sie von der Erkrankung des Schülers/der Schülerin erfahren?<br />

2. Hatten Sie schon einmal einen Fall mit dieser Erkrankung-beruflich oder<br />

auch privat?<br />

3. Besaßen Sie Kenntnisse über die Krankheit (Symptome, Auswirkungen,<br />

Behandlung,...)<br />

oder haben Sie sich über die Krankheit informiert-wenn ja: wie, wo?<br />

4. Haben Sie die Klasse oder Ihre Fachkollegen/-kolleginnen über die<br />

Krankheit des Schülers/der Schülerin informiert? Welche Reaktionen<br />

gab es darauf? (Fragen,...)<br />

5. Hatten/Haben Sie oder die Klasse Kontakt zu dem Schüler/der Schülerin<br />

während seines/ihres Krankenhausaufenthaltes?<br />

6. Haben Sie sich bzw. die Klasse auf die Rückkehr und die Integration des<br />

Schülers/der Schülerin in die Klasse vorbereitet?<br />

7. Haben Sie Ängste oder Probleme im richtigen Umgang mit dem<br />

Schüler/der Schülerin im Unterricht oder im außerunterrichtlichen<br />

Geschehen? (Klassenfahrt,...)<br />

8. Haben Sie Hinweise oder Vorschläge für andere betroffene<br />

Kollegen/Kolleginnen im Umgang mit chronisch kranken<br />

Schülern/Schülerinnen?<br />

9. Wünschen Sie prinzipiell eine Beratung durch einen<br />

Klinikschullehrer/eine Klinikschullehrerin beim ersten Bekanntwerden<br />

der Erkrankung des Schülers/der Schülerin oder erst bei der Rückkehr<br />

des erkrankten Schülers/der Schülerin?<br />

10. Haben Sie noch weitere Fragen und Probleme, die diesen Bereich<br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den Heimatschulen“<br />

berühren?<br />

� Entwurf: Klinik-und Krankenhausschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig<br />

9


Probleme der Heimatschullehrer im Umgang mit chronisch kranken<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

1.) Lehrer wissen oftmals nicht, welche der Krankheiten zu den chronischen<br />

Erkrankungen gehören<br />

2.) Lehrer benötigen gleichermaßen medizinisches Wissen über die<br />

Krankheit<br />

sowie auch pädagogische Tipps, wie sie richtig mit chronisch kranken<br />

Schülern umgehen können<br />

3.) Lehrer bzw. Schulleitungen werden häufig nicht von den Eltern über die<br />

Erkrankung des Kindes informiert, da die Eltern Angst davor haben,<br />

dass ihr Kind dann benachteiligt sein könnte � Lehrer wünschen sich<br />

ein besseres Vertrauensverhältnis zu den Eltern<br />

4.) Lehrer stoßen auf Widerstand bei den Eltern, wenn sie den Verdacht<br />

auf eine mögliche Erkrankung des Kindes äußern und bei der<br />

Bewältigung des Problemes helfen wollen (hauptsächlich bei psychischen<br />

Erkrankungen) � Lehrer fragen in solchen Fällen, wie sie sich verhalten<br />

sollen bzw. an wen sie sich wenden können<br />

5.) Lehrer beklagen sich immer wieder, dass sie keine Zeit haben, um sich<br />

individuell mit den chronisch kranken Schülern beschäftigen zu können<br />

� es fehlt an Förder- bzw. Integrationsstunden; es fehlt weiterhin an<br />

Kapazität, um den Hausunterricht von den Heimatschullehrern<br />

durchführen lassen zu können<br />

6.) betroffene Schüler müssten mehr Vertrauen in ihre Lehrer setzen und<br />

offen mit ihnen über ihre Probleme sprechen, damit der Lehrer<br />

entsprechend handeln bzw. helfen kann � wichtig hierbei: die Rolle des<br />

Beratungslehrers an den Heimatschulen<br />

7.) Sportlehrer bemängeln dubiose Arztatteste � können daraus nicht<br />

erlesen, was der Schüler im Sportunterricht mitmachen kann bzw.<br />

welche Leistung er erbringen kann<br />

8.) Klassenlehrer haben verständlicherweise oft Angst, chronisch kranke<br />

Kinder auf Klassenfahrten mitzunehmen � möchten nicht gern allein die<br />

Verantwortung für einen längeren Zeitraum übernehmen<br />

� Zusammenstellung durch die Klinikschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig<br />

10


Probleme der chronisch kranken Kinder und Jugendlichen im Schulalltag<br />

1.) Das ignorierende Verhalten von Heimatschullehrern und<br />

Klassenkameraden<br />

gegenüber der chronischen Erkrankung eines Schülers/einer Schülerin<br />

2.) Das Fehlverhalten von Schülern in Bezug auf chronisch kranke<br />

Mitschüler/-innen<br />

3.) Das Faktum des Vergessens der chronischen Erkrankung eines Schülers/<br />

einer Schülerin<br />

4.) Das Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit im Verlauf einer<br />

Unterrichts-<br />

stunde oder eines Schultages<br />

5.) Das Versäumnis von Unterrichtsstoff durch Fehltage aufgrund der<br />

Erkrankung<br />

6.) Das Einhalten der medizinischen Erfordernis regelmäßig zu trinken<br />

7.) Die Teilnahme am Sportunterricht<br />

8.) Die mangelnde Hygiene auf den Schultoiletten<br />

9.) Die Teilnahme an der Klassenfahrt<br />

10.) Die starken Einschränkungen im Bereich der Freizeitbeschäftigung<br />

� Zusammenstellung durch die Klinikschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig<br />

11


Auffälligkeiten in der Schule<br />

In den Empfehlungen zum Förderschwerpunkt Unterricht kranker Schülerinnen und<br />

Schüler / Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 20.03.1998 geht man von<br />

folgender pädagogischen Ausgangslage aus:<br />

„Kranke Kinder und Jugendliche erleben und verarbeiten eine Krankheit je nach Art,<br />

Schwere und Verlauf individuell verschieden.<br />

Dabei können physische, psychische, soziale, kognitive, willentliche und affektive<br />

Lebensfunktionen beeinträchtigt werden.“<br />

Begleiterscheinungen der Erkrankung können sein:<br />

1.) Einschränkung der Mobilität und in Folge dessen Beeinträchtigung in den<br />

Aktivitäten (in der Schule und in der Freizeit)<br />

2.) schnelle Ermüdbarkeit und Konzentrationsmangel aufgrund der geringeren<br />

physischen Belastbarkeit und daraus resultierende Schwierigkeiten den<br />

Leistungsanforderungen im Unterricht gerecht zu werden bzw. Vorhandensein eines<br />

höheren Leistungsdrucks<br />

3.) Störungen des Selbstwertgefühls und eine Verminderung des Selbstbewusstseins<br />

4.) Beeinträchtigung der Motivation<br />

5.) Desinteresse an der Lernarbeit und der Wissensaneignung aufgrund der Einbuße an<br />

der Lern - und Lebensfreude � führt manchmal zur totalen Lustlosigkeit und<br />

mitunter zur Selbstaufgabe<br />

6.) Verhaltensauffälligkeit<br />

7.) emotionale Veränderungen � Zunahme von Ängsten (Versagensängste,<br />

Zukunftsängste), beeinträchtigter Lebenswille, Depressionen, ...<br />

8.) Erschwerung der sozialen Integration und Einschränkung bei der Kontaktaufnahme<br />

� drängt erkrankte Kinder und Jugendliche oft in eine Außenseiterposition bzw. in<br />

eine ungewollte Isolation<br />

9.) Einschränkung bei der Erledigung schulischer Aufgaben im Unterricht und zu<br />

Hause � schnellere Überbelastung als beim gesunden Schüler<br />

10.) verlangsamte Denk - und Arbeitsweise � kranker Schüler steht unter erhöhtem<br />

Zeitdruck und schafft in der vorgegebenen Zeit weniger<br />

11.) Realitätsverlust � Flucht aus der Realität in eine Traumwelt, verstärkte<br />

Introversion<br />

� Zusammenstellung durch die Klinikschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig<br />

12


Ableiten von pädagogischen und förderpädagogischen Maßnahmen<br />

In den Empfehlungen zum Förderschwerpunkt Unterricht kranker Schülerinnen und<br />

Schüler weist man darauf hin, dass über leistbare Anforderungen, Erfolgserlebnisse und<br />

persönliche Zuwendungen das Selbstvertrauen und die Lern - und Lebensfreude der<br />

kranken Schülerinnen und Schüler gestützt werden sollen.<br />

Anknüpfungspunkte für die sonderpädagogische Förderung sind die vorhandenen und<br />

bereits entwickelten individuellen Fähigkeiten.<br />

Folgende Maßnahmen könnten ergriffen werden:<br />

1.) Einholen von Informationen über die Erkrankung � Handreichungen, Internet / im<br />

Rahmen des <strong>Projekt</strong>s entsteht CD mit Informationen über die chronischen<br />

Krankheitsbilder (Vertrieb ?)<br />

2.) Klassenleiter/-in sollte Gespräch mit den Eltern über die Krankheit führen �<br />

könnte dadurch weitere nützliche Informationen erhalten � Informationen sollten<br />

an alle betreffenden Fachlehrer/-innen weitergeleitet werden / möglichst, wenn die<br />

Eltern damit einverstanden sind, auch die Klasse informieren, sodass es zu keinem<br />

Fehlverhalten der Mitschüler/-innen kommen kann<br />

3.) Klassenleiter / eventuell Beratungslehrer sollten Gespräch mit krankem Schüler<br />

über mögliche schulische Probleme oder andere Schwierigkeiten im schulischen<br />

Alltag führen, denn die Schüler kommen meistens nicht von selbst auf den Lehrer<br />

zu, sondern wollen auf die Probleme hin angesprochen werden<br />

4.) bei einem bevorstehenden Krankenhausaufenthalt (Dialysepatienten,...) sollten dem<br />

Schüler Schulstoff und Aufgaben für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch<br />

mitgegeben werden, da die Klinikschullehrer sehr bemüht sind am aktuellen<br />

Schulstoff (in verkürzter, kompakter Form) der Heimatschulklasse zu arbeiten, um<br />

den Anschluss des Schülers bei seiner Rückkehr gewährleisten zu können � für die<br />

anderen Fächer dafür sorgen, dass dem Schüler von den Aufzeichnungen Kopien zur<br />

Verfügung gestellt werden<br />

5.) Einführen von Schülerpatenschaften über chronisch kranke Schüler � benannte<br />

Schüler kümmern sich um Mitschriften und helfen bei der Erledigung von Aufgaben<br />

(aktuelle und nachzuholende)<br />

6.) Nutzen von Förderstunden (nach Bedarfsfeststellung)<br />

7.) Festlegen eines individuellen, reduzierten Arbeitspensums bei der Erledigung von<br />

Aufgaben im Unterricht bzw. bei den Hausaufgaben � eine Überbelastung könnte<br />

somit vermieden werden und der Schüler steht nicht unter Zeitdruck<br />

8.) individuelles Herangehen bei der Leistungsbewertung � Schüler sind sehr<br />

empfänglich für Lob und Anerkennung schon bei nur kleinen geleisteten Aufgaben,<br />

dadurch werden sie angespornt und werden in ihrem Selbstvertrauen in ihre eigenen<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten bestärkt<br />

! wie Erwin Strittmatter in seinen „Selbstermunterungen“ so schön passend äußerte:<br />

13


„Die kleinen Schritte sind es, mit denen ich, ohne mit meiner Kraft zu wüsten, den<br />

Berg doch schließlich besteige.“<br />

� in der Klinikschule ist es möglich, zeitweise oder für die gesamte Aufenthaltsdauer<br />

im Krankenhaus die Zensierung nach Beschluss der Lehrerkonferenz auszusetzen<br />

(§ 25 der Förderschulordnung)<br />

9.) häufiger Methodenwechsel bei der Stoffvermittlung und Einsatz von interessanten<br />

Lern - und Arbeitsmitteln � kranke Schüler lernen gern spielerisch: hierfür geeignet<br />

Lernrätsel (entsprechend dem Unterrichtsthema), Einsetzübungen bzw.<br />

Lückenaufgaben, Quizfragen, Multiple - Choice - Aufgaben<br />

10.) Wecken der Kreativität, indem man die bereits bestehenden Fähigkeiten bzw.<br />

besonderen Neigungen und Interessen des Schülers durch individuelle Aufgaben<br />

fördert<br />

11.) spezielle Unterstützung bei der Berufswahl (in Absprache mit dem behandelnden<br />

Arzt, Arbeitsamt,...)<br />

! Zusammenfassend kann gesagt werden, dass von einem Lehrer eine sehr individuelle<br />

und differenzierte Vorgehensweise gefordert wird, um den kranken Schüler zu<br />

motivieren und zu aktivieren und ihn zu einer notwendigen Selbstständigkeit bzw.<br />

Selbsttätigkeit zu befähigen.<br />

� Zusammenstellung durch die Klinikschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig<br />

14


Außerschulische Unterstützungssysteme<br />

• Ämter: Gesundheitsamt, Amt für Familie und Soziales, Arbeitsamt,<br />

Regionalschulamt, Staatsministerium für Kultus, Jugendamt<br />

• Sozialarbeiter bzw. Sozialpädagogen<br />

• Ärzte (insbesondere Psychologen und Neurologen) / Kliniken (gibt<br />

Nachsorgeprojekte bzw. ein Netzwerk der psychosozialen Betreuung wie z. B. an der<br />

Universitätskinderklinik Leipzig)<br />

• Klinikschullehrer in ihrer Funktion als Beratungslehrer<br />

• psychosoziale Teams an den Kliniken (haben auch Beraterfunktion)<br />

• Selbsthilfegruppen<br />

• Elternvereine<br />

• Schwerbehindertenverbände<br />

� Zusammenstellung durch die Klinikschule „Dr. Georg Sacke“<br />

15


Workshop: „Nierenerkrankungen / Dialyse“<br />

Leiterinnen: Frau Richter / Frau Chayeb von der Klinikschule „Dr. Georg Sacke“<br />

Leipzig<br />

Schwerpunkte:<br />

1.) Vorstellung des Krankheitsbildes (Frau Richter)<br />

1.1.) Film 1. Teil: Erkrankung und Transplantation<br />

1.2.) Vorstellung der zwei Möglichkeiten der Dialyse (Power Point)<br />

1.3.) Film 2. Teil: Lebenssituation von Patienten mit einer Nierenerkrankung<br />

1.4.) Belastungen der Patienten durch Krankheit und Behandlung (Power Point)<br />

1.5.) Physische und psychische Auffälligkeiten (Power Point)<br />

1.6.) Besonders relevant für die Schule (Power Point)<br />

Diskussion: Haben Sie Fragen zum 1. Schwerpunkt?<br />

2.) Auffälligkeiten in der Schule (Einleitung und ungerade Zahlen: Frau Chayeb /<br />

gerade Zahlen: Frau Richter / Überleitung zur Diskussion: Frau Chayeb)<br />

Diskussion: Haben Sie zu den aufgeführten Punkten Fragen oder Ergänzungen?<br />

3.) Ableiten von pädagogischen und förderpädagogischen Maßnahmen (Einleitung und<br />

ungerade Zahlen: Frau Richter / gerade Zahlen: Frau Chayeb / Zusammenfassung<br />

und Überleitung zur Diskussion: Frau Richter)<br />

Diskussion: Welche pädagogischen Maßnahmen würden Sie ergreifen?<br />

4.) Außerschulische Unterstützungssysteme (Einleitung und 1. Punkt: Frau Chayeb /<br />

Überleitung zur Diskussion: Frau Richter)<br />

Diskussion: Kennen Sie weitere außerschulische Unterstützungssysteme?<br />

16


Probleme der chronisch kranken Kinder und Jugendlichen im Schulalltag<br />

1.) Das ignorierende Verhalten von Heimatschullehrern und Klassenkameraden<br />

gegenüber der chronischen Erkrankung eines Schülers/einer Schülerin<br />

� trotz der umfassenden Information über die chronische Krankheit berücksichtigen<br />

sie diese oft nicht im alltäglichen Umgang mit dem betroffenen Schüler/der betroffenen<br />

Schülerin � die betroffenen Schüler leiden still unter dieser Gleichgültigkeit und<br />

wünschen sich mehr Verständnis für ihre Lage<br />

� befragte chronisch kranke Kinder und Jugendliche äußerten, dass sie es gern hätten,<br />

wenn man sie auf ihre Erkrankung hin offen ansprechen würde, denn sie wollen,<br />

natürlich mit Rücksicht auf ihre Krankheit, normal behandelt und nicht mit Samthand-<br />

schuhen angefasst werden<br />

z.B.: ein Lehrer beauftragte die Schüler vor der Rückkehr einer an Krebs erkrankten<br />

Schülerin in ihre Klasse, diese auf keinen Fall auf ihre Erkrankung hin<br />

anzusprechen, was die Schülerin selbst sehr bedauerte, da sie es als gut<br />

empfunden hätte, wenn ihre Mitschüler Interesse an ihrer Krankheit bekundet<br />

hätten bzw. Anteilnahme gezeigt hätten<br />

2.) Das Fehlverhalten von Schülern in Bezug auf chronisch kranke Mitschüler/-innen<br />

� chronisch kranke Kinder und Jugendliche, deren Aussehen sich auf Grund der<br />

medizinischen Therapien stark verändert, sind im Schulalltag oftmals Hänseleien<br />

ausgesetzt; es fallen beleidigende und verspottende Worte, die die Betroffenen kränken,<br />

sie im Innersten zutiefst verletzen und ihr Leid noch vergrößern<br />

z.B.: eine Schülerin musste nach ihrer Leukämiebehandlung zeitweilig eine Gesichts-<br />

maske tragen und wurde deswegen stets angestarrt, ausgelacht und mit hässlichen<br />

Anspielungen konfrontiert; die Schülerin fühlte sich so in die Enge getrieben, dass<br />

sie nach einer Möglichkeit suchte, wie sie den anderen Schülern ihre Situation<br />

darlegen könnte: sie und ihre Schwester schrieben schließlich einen Artikel unter<br />

der Überschrift „Wer ist das Mädchen mit der Maske?“, der in der Schülerzeitung<br />

veröffentlicht wurde<br />

... wir möchten Ihnen natürlich den Artikel nicht vorenthalten...<br />

! Interessant war die Reaktion des Schulleiters und des Klassenleiters auf den Artikel,<br />

denn diese zeigten sich eher erstaunt über die Art und Weise, wie sich die Schülerin<br />

geoutet hat und das Problem in die Öffentlichkeit getragen hat!<br />

3.) Das Faktum des Vergessens der chronischen Erkrankung eines Schülers/einer<br />

Schülerin<br />

� häufig unbeabsichtigt gerät die chronische Erkrankung im alltäglichen<br />

Schulgeschehen bei Lehrern und Klassenkameraden in Vergessenheit, sodass sie in<br />

bestimmten Situationen erneut daran erinnert werden müssen<br />

� dies nervt die Betroffenen, denn sie möchten nicht gerade mit einem Schild durch die<br />

Gegend laufen, auf welchem steht, dass sie chronisch krank sind<br />

z.B.: neben eine ehemals an Krebs erkrankte Schülerin, die noch immer infektionsge-<br />

fährdet ist, setzt sich im Unterricht eine Schülerin mit Angina, obwohl die Klasse<br />

im Vorfeld über die Risiken nach einer Krebserkrankung informiert worden war<br />

17


4.) Das Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit im Verlauf einer Unterrichtsstunde<br />

oder eines Schultages<br />

�chronisch kranke Schüler/Schülerinnen ermüden schneller im Unterricht und können<br />

dann dem Unterrichtsgeschehen nicht mehr aufmerksam und ausdauernd folgen<br />

� dadurch entstehen Wissenslücken, die nur mit einem zusätzlichen Lernaufwand geschlossen<br />

werden können<br />

5.) Das Versäumnis von Unterrichtsstoff durch Fehltage aufgrund der Erkrankung<br />

� chronisch kranke Schüler/Schülerinnen müssen bei zu großen gesundheitlichen Pro-<br />

blemen zu Hause bleiben und versäumen somit viel Unterrichtsstoff<br />

� die Schwierigkeiten ergeben sich vor allen Dingen daraus, dass sie demzufolge den<br />

versäumten Unterrichtsstoff nachholen und sich gleichzeitig den aktuellen Unterrichts-<br />

stoff aneignen müssen<br />

� das führt zwangsläufig zu einer Überforderung und in einigen Fällen zu einer<br />

weiteren Verschlechterung des Gesundheitszustandes<br />

! Hier sollte man unbedingt die Möglichkeiten von Förder-bzw. Integrationsstunden<br />

ausschöpfen!<br />

6.) Das Einhalten der medizinischen Erfordernis regelmäßig zu trinken<br />

� besonders bei Mukoviszidose-und Diabetespatienten ergeben sich speziell während<br />

des Unterrichtes Probleme wegen der Tatsache, dass sie viel trinken sollen und<br />

demzufolge auch häufiger zur Toilette gehen müssen<br />

! Leider bringen nicht alle Lehrer das nötige Verständnis dafür auf bzw. besteht eben<br />

manchmal nicht die Möglichkeit für die Schüler im Unterricht auf die Toilette gehen<br />

zu können!<br />

Hierzu zwei Beispiele, die wir aus den Schülerbefragungsbögen entnommen haben:<br />

1. Fall: In der Schule einer Diabetesschülerin werden alle Toiletten während der<br />

Unterrichtszeit verschlossen, weil in den Toiletten randaliert wurde. Die<br />

Schüler dürfen nur in den Pausen, in denen natürlich großer Andrang<br />

herrscht, auf die Toilette gehen. Selbst für die Diabetesschülerin wird<br />

keine Ausnahme gemacht. Man könnte wenigstens ihr den Schlüssel bei<br />

Bedarf aushändigen.<br />

2. Fall: Gleich mehrere Schüler gaben an, dass ihre Sportlehrer ihnen nicht<br />

gestatten im Sportunterricht zu trinken und sie nicht zur Toilette gehen<br />

lassen, weil sie dann unbeaufsichtigt wären.<br />

7.) Die Teilnahme am Sportunterricht<br />

� oft ist es chronisch kranken Schülern nicht möglich am Sportunterricht<br />

teilzunehmen, obwohl sie in der Lage sind bestimmte Übungen, allerdings ohne<br />

Leistungsbewertung bzw. mit einer differenzierten Benotung, zu absolvieren; einige<br />

Sportlehrer scheinen die individuelle Betreuung, die natürlich mit einem Mehraufwand<br />

verbunden ist, zu scheuen oder zu fürchten<br />

!Die aktive Teilnahme am Sportunterricht muss auch für chronisch kranke Schüler<br />

gewährleistet werden, denn gerade für sie ist es wichtig, ihren körperlichen Zustand<br />

mit Hilfe von entsprechenden sportlichen Übungen zu kräftigen und zu verbessern!<br />

18


8.) Die mangelnde Hygiene auf den Schultoiletten<br />

� nicht nur, dass sich die Schulen mit dem zunehmenden Vandalismus auf den<br />

Toiletten auseinandersetzen müssen, so beschweren sich auch viele befragte Schüler<br />

darüber, dass wichtige Hygienemaßnahmen nicht eingehalten werden: oftmals fehlen<br />

die Seifenspender und die Tücher zum Abtrocknen der Hände<br />

!Gerade Schüler mit einer Krebserkrankung haben große Angst, die Schultoiletten<br />

wegen der hohen Infektionsgefahr zu benutzen!<br />

9.) Die Teilnahme an der Klassenfahrt<br />

� die Klassenfahrt spielt eine bedeutsame Rolle im Hinblick auf das<br />

Zusammenwachsen und den Zusammenhalt einer Klasse; eine Klassenfahrt bietet gute<br />

Voraussetzungen für eine bessere Integration in den Klassenverband, denn während<br />

einer Klassenfahrt können sich die Schüler unbeschwert kennen lernen und kommen<br />

sich näher; an Krebs erkrankte Schüler können diese Chance leider nicht nutzen, da die<br />

Ärzte von einer Teilnahme an einer Klassenfahrt aufgrund der Infektionsgefahr<br />

abraten<br />

� bei an Diabetes- und Mukoviszidose erkrankten Schülern ist eine Teilnahme an der<br />

Klassenfahrt häufig nur möglich, wenn ein Elternteil als Begleitung mitfährt, denn die<br />

Lehrer möchten, verständlicherweise, nicht allein die Verantwortung übernehmen<br />

!Für die betroffenen Schüler ist die Begleitung durch ein Elternteil jedoch<br />

unangenehm, da sie wieder wie bereits zu Hause unter der elterlichen Beobachtung<br />

stehen und nicht so richtig aus sich herauskommen können!<br />

10.) Die starken Einschränkungen im Bereich der Freizeitbeschäftigung<br />

� viele chronisch kranke Kinder und Jugendliche, besonders aber die Mukoviszidose-<br />

patienten, haben aufgrund der vielfältigen Therapien nur sehr wenig Freizeit<br />

� oft können sie krankheitsbedingt nicht die Aktivitäten ausüben, die sie möchten oder<br />

die Dinge tun, für die sich ihre Freunde und Gleichaltrige interessieren; dadurch fühlen<br />

sie sich ausgegrenzt und allein gelassen<br />

� die meisten Betroffenen müssen sich notgedrungen zu Hause beschäftigen und<br />

begeben sich somit in eine ungewollte Isolation; es fehlen ihnen die für ihre normale<br />

Entwicklung wichtigen sozialen Kontakte<br />

� Klinikschule „Dr. Georg Sacke“ Leipzig<br />

19


Vita der Kolleginnen der Klinik- und Krankenhausschule „Dr.- Georg- Sacke“<br />

1. Samira Chayeb<br />

- geb. 11.07.1963 in Leipzig<br />

- 1982 Abitur in Leipzig<br />

- 1982- 1987 Pädagogikstudium an der PH „ Clara Zetkin“ in Leipzig, Sektion<br />

Germanistik/ Slawistik mit dem Abschluss als Diplomlehrerin für die Deutsche<br />

Sprache und Literatur/Russisch<br />

- 1988- 1990 tätig an der 74. Oberschule in Leipzig<br />

- seit 1990 beschäftigt als Lehrerin an der Klinik- und Krankenhausschule in Leipzig<br />

- 1992- 1994 Berufsbegleitendes Direktstudium an der Universität Leipzig für das<br />

Fach Englisch an Mittelschulen<br />

2. Viola Richter<br />

- 1980 Beendigung des Studiums und erste Tätigkeit als Lehrerin an der 44.<br />

Oberschule in Leipzig in den Fächern Mathematik, Deutsch und Sport<br />

- ab Oktober 1994 Lehrerin an der Klinik- und Krankenhausschule in Leipzig<br />

- von 1997 bis 1989 Fernstudium an der Humboldt Universität Berlin/ Sektion<br />

Rehabilitations- und Kommunikationswissenschaften in der Fachrichtung „Lehrerin<br />

für Körperbehinderte“<br />

- seit 1989 tätig als Förderschullehrerin an der Klinik- und Krankenhausschule „Dr.-<br />

Georg- Sacke“


Bericht<br />

des Webmasters<br />

Julian Kaletta<br />

kaletta@interklinikschule.de


Technischer Bericht zum <strong>Projekt</strong> <strong>Interklinikschule</strong><br />

Durch die große Entfernung der verschiedenen Standorte des <strong>Projekt</strong>s wurde<br />

der größte Teil aller Austausche auf digitale Weise durchgeführt. So war der<br />

Emaildienst ein unablässiges Instrument. Das Versenden von Dokumenten,<br />

wie z. B. Berichten, Fragebögen und Protokollen wurde so stark vereinfacht.<br />

Des Weiteren wurde die Webseite “www.interklinikschule.de“ eingerichtet,<br />

einmal als Bekanntmachung und Veröffentlichung im Internet, somit auf der<br />

ganzen Welt, und zum anderen als Zugriffspunkt für alle Mitarbeiter des<br />

<strong>Projekt</strong>s. Ein interner Bereich mit Fileserver mit allen Protokollen, Formularen<br />

und Rundschreiben entstand.<br />

Für die Öffentlichkeit stehen viele Informationen auf der Webseite bereit:<br />

Eine <strong>Projekt</strong>beschreibung, eine Adressliste aller mitarbeitenden Institutionen,<br />

Presseartikel und Veröffentlichungen von <strong>Projekt</strong>mitarbeitern. Anfragen<br />

können einfach durch die Webseite durchgeführt werden, auch ohne<br />

Emaildienst.<br />

Von vornherein war es klar, dass das interdisziplinäre Forschungsprojekt<br />

nicht nur national bekannt werden soll, auch die Zugriffsstatistik der<br />

Webseite bestätigte dies. So sind jeden Monat mehr als ein Viertel der<br />

Besucher aus dem Ausland. Aus diesem Grund wurde Englisch die zweite<br />

Sprache für Menü und Inhalt. Die <strong>Projekt</strong>beschreibung selbst ist nun sogar in<br />

vierzehn verschieden Sprachen auf der Webseite zu finden. Die Sprachen sind<br />

Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch,<br />

Griechisch, Finnisch, Polnisch, Tschechisch, Russisch, Rumänisch, Bulgarisch.<br />

Für mich als Webmaster war die <strong>Projekt</strong>arbeit eine gute Tätigkeit, da sie mir<br />

Einblick gab in Inhalte und Fragestellung einer Thematik, die mich persönlich<br />

sehr interessiert.<br />

Mit dem <strong>Projekt</strong>leiter Prof. Dr. Christoph Ertle konnte ich mich darüber auf<br />

sehr anregende Weise austauschen. Oft waren auch inhaltliche Gespräche<br />

notwendig, um dem Inneren den angemessenen Ausdruck im Äußeren zu<br />

verleihen. Auf diese Weise ist auch das Logo mit dem Namen<br />

„<strong>Interklinikschule</strong>“ entstanden. (die eigentliche <strong>Projekt</strong>bezeichnung ist<br />

„Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in den allgemeinen Schulen).<br />

Für die Zusammenarbeit mit Herrn Ertle entstand auf technischer Seite<br />

zusätzlich ein VPN-Netzwerk mit Terminalverbindungen, um Probleme<br />

schnell zu lösen.<br />

Dieses Netzwerk bietet gleichzeitig dem <strong>Projekt</strong>leitungsbüro und meinem<br />

Arbeitsplatz Zugriff auf gemeinsame Dateien, um alle wichtigen Daten aktuell<br />

vorliegen zu haben.<br />

Auch nach der Beendigung des <strong>Projekt</strong>es steht die Webseite mit allen<br />

Dokumenten weiterhin zur Verfügung und es gibt zusätzlich ein Forum, in<br />

dem man sich über Thematik und Problematik austauschen kann.<br />

Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Übersicht der Zugriffe auf die<br />

Webseite.<br />

Julian Kaletta


Zugriffe<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1202<br />

3820<br />

2482<br />

2763<br />

2793<br />

3096<br />

Zugriffe auf die Webseite<br />

2741<br />

2368<br />

1489<br />

Dez 04 Jan 05 Feb 05 Mrz 05 Apr 05 Mai 05 Jun 05 Jul 05 Aug 05 Sep 05 Okt 05 Nov 05 Dez 05 Jan 06 Feb 06 Mrz 06 Apr 06 Mai 06<br />

Monat<br />

Auszug aus den Zugriffen aus Ländern im Zeitraum<br />

Dezember 2004 bis Mai 2006<br />

Gesamt 48802<br />

Unbekannt 25130<br />

Germany 16309<br />

Netherlands 589<br />

Switzerland 1002<br />

Poland 758<br />

Austria 732<br />

Finland 821<br />

Romania 436<br />

Italy 822<br />

Slovak Republic 84<br />

Mexico 317<br />

Hungary 345<br />

2539<br />

3373<br />

3087<br />

2061<br />

2177<br />

2901<br />

Portugal 273<br />

Australia 53<br />

Canada 14<br />

Estonia 57<br />

Brazil 646<br />

Spain 67<br />

France 235<br />

Paraguay 33<br />

Belgium 90<br />

Greece 33<br />

Slovenia 145<br />

USA Educational 60<br />

Schweden 45<br />

United Kingdom 25<br />

3851<br />

2820<br />

3311


Zugriffe, die auf Suchen hin erfolgten, kamen durchschnittlich von folgenden<br />

Suchmaschinen:<br />

Google 89.9 %<br />

T-Online 4.0 %<br />

Yahoo 3.1 %<br />

MSN 1.6 %<br />

AOL (de) 0.5 %<br />

Netscape 0.5 %<br />

Häufige Suchbegriffe waren dabei:<br />

(Auszug, fremdsprachliche Begriffe ausgelassen)<br />

<strong>Interklinikschule</strong><br />

kranke Schüler<br />

chronisch kranke Jugendliche<br />

Beratungskonzept Schule für Kranke<br />

kranke Kinder psychische Belastung<br />

Reintegration von psychisch kranken Jugendlichen<br />

Klinikschulen<br />

chronisch kranke Kinder in der Schule<br />

Schüler im Klinikum<br />

Umgang mit chronisch Kranken<br />

chronisch kranke Kinder im Schulalltag<br />

Pädagogik bei Krankheit<br />

Nachteilsausgleich für Kranke<br />

Nachteilsausgleich Hessen<br />

Robert Bosch Stiftung PH-Ludwigsburg<br />

Lehrer an Klinikschulen<br />

Krankenhausschule<br />

Konzept Elternberatung Kinderklinik<br />

Aufsätze Rechenschwäche<br />

Reintegration<br />

Aufgaben Beratungslehrer<br />

Nachteilsausgleich für kranke Schüler<br />

chronisch kranke Schüler in Baden<br />

Beratungslehrer in Sachsen<br />

das chronisch kranke Kind in der Schule<br />

allgemeine Lehrerfortbildung<br />

schulische Betreuung kranker Kinder und Jugendlicher<br />

Integration kranker Kinder<br />

Ausblick chronisch kranke Kinder<br />

Auswirkungen chronisch Kranker<br />

Heimatschulbesuche


Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Autoren<br />

bzw. des <strong>Projekt</strong>es unzulässig und strafbar.<br />

Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

© 2006 <strong>Projekt</strong> <strong>Interklinikschule</strong>, Reutlingen<br />

Gestaltung und Endredaktion, Julian Kaletta<br />

www.interklinikschule.de

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