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Soziale Einrichtungen finanzieren

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Zeitschrift der Barmherzigen Brüder in Bayern<br />

59. Jahrgang · Oktober 2007 · Internet: www.barmherzige.de<br />

<strong>Soziale</strong><br />

<strong>Einrichtungen</strong><br />

<strong>finanzieren</strong>


2 Misericordia 10/07<br />

Thema: Finanzierung<br />

Finanzierung von Krankenhäusern 3<br />

Das persönliche Budget 5<br />

Kosten im Pflegeheim 7<br />

Private Stiftungen 8<br />

Nebenbei bemerkt 10<br />

Barmherzige Brüder in Bayern<br />

Straubing<br />

Organspendepreis 10<br />

Nuklearmedizinische Praxis im Klinikum 10<br />

Regensburg<br />

Ausbildung von Dokumentationsassistentinnen 11<br />

Umbau in St. Hedwig 17<br />

Goldene Profess von Frater Englmar 11<br />

Treffen der Heimbeiräte und Werkstatträte 12<br />

Wer Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen<br />

und andere<br />

soziale <strong>Einrichtungen</strong> betreibt,<br />

muss darauf achten, dass die<br />

Finanzierung gesichert ist.<br />

Reichenbach<br />

Neue Wohnanlage für Menschen mit Autismus 12<br />

Neuhauser Eustachius-Kapelle nachgebaut 13<br />

Kommissionen und Beauftragte 2007 - 2010 14<br />

Glückwunsch zum Examen 15<br />

Kostenz<br />

Schwester Ritas Abschied 16<br />

Barmherzige Brüder weltweit<br />

Neue Struktur in Afrika 17<br />

Scholastiker-Werkwoche zur Bioethik in Wien 18<br />

Kirche und Gesellschaft<br />

Rosenkranzbruderschaft in Reichenbach 20<br />

Serie „Ich glaube“: Karin Stoiber 21<br />

Serie Kunst: Das Granatapfel-Messgewand 22<br />

Raten und Gewinnen 23<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wie wir aus der Heiligen Schrift wissen, hatten Jesus und die<br />

zwölf Apostel eine Kasse, die von Judas Iskariot verwaltet<br />

wurde. Häufig befasst sich Jesus in seinem Reden und Tun<br />

mit finanziellen Dingen. Er sagt etwa, dass man dem Kaiser<br />

geben soll, was des Kaisers ist, also Steuern zahlen. Er beruft<br />

einen Zöllner in das Apostelgremium und kehrt bei Zachäus,<br />

einem schamlosen Steuereintreiber der römischen Besatzungsmacht,<br />

als Gast ein. In seinen Geschichten schildert er einen<br />

schwerreichen Mann, vor dessen Haus der arme Lazarus auf<br />

der Straße liegt. Weiterhin nennt er den einen Narren, der<br />

nichts anderes im Sinn hat, als seinen Besitz zu vergrößern<br />

und seine Scheunen zu erweitern – weiß er doch nicht, ob er<br />

nicht morgen schon tot sein wird.<br />

Bei einer großen Versammlung von Menschen, die Jesus hören<br />

wollten, forderte ein Teilnehmer Jesus auf, seinem Bruder<br />

zu sagen, er solle das Erbe mit ihm teilen. Jesus lehnt diese<br />

Richter- oder Schlichterrolle ab, nimmt aber die Gelegenheit<br />

wahr, sich über Geld zu äußern: „Gebt acht und hütet euch<br />

vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht<br />

nicht darin, dass ein Mensch ein großes Vermögen anhäuft<br />

und dann im Überfluss lebt.“ (Lukas 12,13)<br />

Jesus verurteilt denjenigen nicht, der Geld besitzt; aber er weist<br />

stets auf verantwortungsvolles Umgehen mit den finanziellen<br />

Ressourcen hin. Auch Johannes von Gott, der Ordensgründer<br />

der Barmherzigen Brüder, hatte seine liebe Not im Umgang<br />

mit Geld. Damit er seine Kranken und Armen unterstützen<br />

konnte, sammelte er bei seinen Wohltätern, hatte aber dennoch<br />

meist Schulden. Diese bedrückten ihn sehr, wie wir aus seinen<br />

Briefen wissen.<br />

Auch uns muss es heute bedrückt machen, wie weltweit Reichtum<br />

und Armut in unvorstellbarer Weise auseinanderdriften.<br />

Es gibt auf der Erde Hunderte von Menschen, die ein Vermögen<br />

von einer Billion Dollar besitzen. Das ist gerade soviel,<br />

wie die Hälfte der Menschheit, nämlich drei Milliarden, an<br />

jährlichem Einkommen hat. Selbstverständlich können wir<br />

uns auf den Standpunkt stellen, dass wir an dieser Situation<br />

nichts verändern können. Da wir aber eine weltweit tätige<br />

Ordensgemeinschaft sind, muss uns ein gerechter Einsatz der<br />

Finanzen am Herzen liegen. Dies fängt nicht in der Dritten<br />

und Vierten Welt an, sondern bei uns.<br />

Ihr<br />

Frater Eduard Bauer


Thema: Finanzierung ·<br />

Eduard Fuchshuber gibt einen Überblick über<br />

die Finanzierung von Krankenhäusern mit speziellem Augenmerk auf die DRGs<br />

Von Fallpauschalen und<br />

Relativgewichten<br />

Seit dem Krankenhausfinanzierungsgesetz<br />

(KHG) aus dem Jahr 1972 baut die<br />

Finanzierung der deutschen Kliniken<br />

auf zwei voneinander getrennten Säulen<br />

auf. Diese im Fachterminus duale Finanzierung<br />

oder auch Dualistik genannte<br />

Form der Krankenhausfinanzierung unterscheidet<br />

die laufenden Betriebskosten<br />

eines Krankenhauses von den allgemeinen<br />

Investitionskosten der Kliniken.<br />

Duale Finanzierung<br />

Während der laufende Betrieb eines<br />

Krankenhauses über die Erlöse aus<br />

Krankenhausleistungen durch die Gesetzliche<br />

und Private Krankenversicherung<br />

abgegolten wird, werden die<br />

Investitionen, wie zum Beispiel Bau-<br />

und Sanierungsarbeiten oder auch die<br />

Beschaffung von größeren Anlagegütern,<br />

über eine staatliche Förderung finanziert.<br />

(Siehe Schaubild unten!)<br />

Die Gelder hierfür kommen aus dem<br />

Haushalt eines Bundeslandes (etwa die<br />

Hälfte wird über die Krankenhausumlage<br />

von den einzelnen Kommunen getragen).<br />

2007 sind beispielsweise für die<br />

bayerischen Krankenhäuser hierfür etwa<br />

452 Mio. Euro vorgesehen. Seit 1972<br />

belaufen sich diese Beträge kumuliert<br />

auf inzwischen fast 18 Milliarden Euro.<br />

In Bayern werden von der Staatsregierung<br />

bzw. dem zuständigen Ministerium<br />

unter Mitwirkung eines Krankenhaus-<br />

Misericordia 10/07 3<br />

Dipl. oec. Eduard Fuchshuber leitet die Stabsstelle für<br />

Politik und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bayerischen Krankenhausgesellschaft<br />

mit Sitz in München. Der Gesundheitsökonom<br />

ist Spezialist für Gesundheitspolitik und Krankenhausmarketing<br />

und fungiert auch als Pressesprecher der<br />

Krankenhausgesellschaft. – Die Bayerische Krankenhausgesellschaft<br />

e. V. (BKG) ist der Verband der Krankenhausträger<br />

in Bayern und vertritt etwa 230 Krankenhausträger<br />

mit über 350 Kliniken und knapp 80.000 Betten (Stand:<br />

Dezember 2006 - Internet: www.bkg-online.de und www.<br />

krankenhausregister.de)<br />

planungsausschusses unter anderem die<br />

Standorte, Größe, Ausstattung und die<br />

medizinischen Fachrichtungen im sogenannten<br />

Krankenhausplan festgeschrieben<br />

und es wird ein Jahreskrankenhausbauprogramm<br />

aufgelegt, in dem einzelne<br />

Fördermaßnahmen beschrieben und mit<br />

Fördergeldern versehen werden.<br />

Die Entgelte zur Finanzierung des<br />

laufenden Betriebes gründen auf zwei<br />

weiteren Gesetzesgrundlagen, dem<br />

Gesetz über die Entgelte für voll- und<br />

teilstationäre Krankenhausleistungen<br />

(KHEntG) und der Bundespflegesatzverordnung<br />

(BPflV). In der Vergangenheit<br />

wurden die laufenden Kosten<br />

in einem Krankenhaus durch sogenannte<br />

tagesgleiche Pflegesätze finanziert.<br />

Ein Krankenhaus erhielt somit für die<br />

Behandlung eines Patienten für jeden<br />

Tag seines stationären Aufenthalts einen<br />

Grund- bzw. Basispflegesatz (was quasi<br />

den Hotelleistungen im Krankenhaus<br />

entspricht) sowie einen abteilungsspezifischen<br />

Pflegesatz für die medizinischpflegerischen<br />

Leistungen, um die unterschiedlichen<br />

Kosten der verschiedenen<br />

Fachrichtungen leistungsgerechter abgebildet<br />

zu wissen.<br />

Die Höhe der jeweiligen Pflegesätze<br />

wurde jährlich zwischen den einzelnen<br />

Krankenhäusern und den Krankenkassen<br />

verhandelt und für ein Jahr


4 Misericordia 10/07 · Thema: Finanzierung<br />

festgeschrieben. Ebenfalls vereinbarten<br />

die Verhandlungspartner die einzelnen<br />

Mengen an Behandlungstagen in der<br />

Klinik. Das hieraus resultierende Gesamtbudget<br />

eines Krankenhauses sollte<br />

anschließend nach Möglichkeit eingehalten<br />

werden. Leistungsausweitungen<br />

oder -kürzungen und damit Budgetüber-<br />

und -unterschreitungen wurden<br />

mit entsprechenden Zu- und Abschlägen<br />

entsprechend ausgeglichen.<br />

Neues Finanzierungssystem<br />

für laufende Betriebskosten<br />

Mit dem Gesundheitsreformgesetz 2000<br />

hat der Gesetzgeber entschieden, das<br />

bisherige Vergütungssystem der Pflegesätze<br />

durch ein pauschaliertes Vergütungssystem<br />

abzulösen. Daher wurde<br />

nach einem freiwilligen „Testjahr“<br />

ab 2004 verbindlich für alle deutschen<br />

Krankenhäuser ein auf Diagnosen beruhendes<br />

Patientenklassifikationssystem<br />

(„Diagnosis Related Groups“ – DRGs<br />

oder auch Fallpauschalen genannt) über<br />

den Zeitraum von fünf Jahren in verschieden<br />

großen Anpassungsschritten<br />

eingeführt. Basierend auf dem australischen<br />

DRG-System wurde hierfür ein<br />

eigenes deutsches Fallpauschalensystem,<br />

die G-DRGs (German DRGs), entwickelt<br />

und seitdem stetig fortgeschrieben.<br />

Mit der Einführung der G-DRGs ist<br />

eine bundesweite Vergütungsregelung<br />

geschaffen worden, die im Gegensatz<br />

zu den bisherigen Tagespflegesätzen<br />

einheitliche Preise für vergleichbare<br />

Leistungen zum Ziel hat.<br />

Medizinische Diagnosen nach der internationalen<br />

Klassifikation von Krankheiten<br />

(ICD), medizinische Prozeduren<br />

nach dem Operationen- und Prozedurenschlüssel<br />

(OPS) und weitere Patientendaten<br />

werden im einzelnen Krankenhaus<br />

in einem aufwendigen Verfahren erfasst<br />

und je Behandlungsfall einer von über<br />

1.000 Fallpauschalen (Stand 2007) zugeordnet.<br />

Für jede DRG wurde ein sogenanntes<br />

Relativgewicht in einem bundesweit<br />

standardisierten Kalkulationsverfahren<br />

bestimmt. Um nämlich letztendlich<br />

einheitliche Preise für die jeweiligen<br />

Krankenhausleistungen berechnen zu<br />

können, wurden zunächst sämtliche<br />

DRGs im Krankenhaus in Relation zum<br />

Durchschnitt aller kalkulierten Leistungen<br />

gesetzt. Diese Gewichtung ist nicht<br />

zuletzt notwendig, um die vielfältigen<br />

Faktoren der Krankenhausbehandlung,<br />

wie zum Beispiel das Alter des Patienten,<br />

Zusatzerkrankungen, besondere<br />

Pflegebedürftigkeit, über- oder unterdurchschnittliche<br />

Verweildauer etc.,<br />

entsprechend ihrer ökonomischen Relevanz<br />

unterschiedlich berücksichtigen zu<br />

können. Das Relativgewicht einer DRG<br />

dient als Faktor für die spätere monetäre<br />

Vergütung der Krankenhausleistung.<br />

So besitzt beispielsweise (siehe Schaubild<br />

oben!) eine Standardbehandlung<br />

wie eine „klassische Geburt“ ohne<br />

irgendwelche Komplikationen ein sogenanntes<br />

Relativgewicht von etwa 0,5<br />

(also halb so aufwendig wie der Durch-<br />

schnittsfall), während eine Stoßwellenbehandlung<br />

bei der Entfernung von<br />

Nierensteinen den Bewertungsfaktor 2<br />

oder eine Total endoprothese des Knies<br />

mit etwa 3,5 bewertet ist. Den größten<br />

Aufwand im Krankenhaus und daraus<br />

resultierend auch die teuerste Behandlung<br />

umfasst nach dem aktuellen System<br />

2007 die Transplantation von Organen<br />

mit einer anschließenden Langzeitbeatmung,<br />

die mit einem Relativgewicht von<br />

etwa 65 bewertet wird.<br />

Der zweite Faktor zur Ermittlung von<br />

Preisen bei Krankenhausleistungen ist<br />

der sogenannte Basisfallwert (BFW),<br />

der in jedem Bundesland separat verhandelt<br />

und festgelegt wird. Der durchschnittliche,<br />

fiktive Landesbasisfallwert<br />

(LBFW) beträgt 2007 beispielsweise in<br />

Bayern etwa 2.787 Euro. Während für<br />

die fünfjährige Übergangsfrist jedes<br />

deutsche Krankenhaus einen individuellen<br />

BFW mit den Krankenkassen<br />

verhandelt, wird ab dem Jahr 2009 ein<br />

einheitlicher Basisfallwert die Preise<br />

landesweit nivellieren. Das geschieht<br />

dadurch, dass in dieser Übergangsfrist,<br />

auch Konvergenzphase bezeichnet, der<br />

krankenhausindividuelle BFW in verschiedenen<br />

Angleichungsschritten dem<br />

LBFW nach gesetzlicher Vorgabe angenähert<br />

wird.<br />

Mit den Erlösen aus diesen diagnosebezogenen<br />

Pauschalen muss ein Krankenhaus<br />

nun haushalten und ist gezwungen,<br />

darauf zu achten, dass die aufkommenden<br />

Kosten im Einzelfall die Erlöse


nicht überschreiten. Der wirtschaftliche<br />

Druck wird damit unmittelbar auf jeden<br />

einzelnen Behandlungsfall übertragen.<br />

Bei Mehr- und Mindererlösen erfolgt<br />

wie früher auch ein Budgetausgleich<br />

über Zu- und Abschläge.<br />

Teilt man die Gesamtzahl aller Relativgewichte<br />

sämtlicher Fälle eines Krankenhauses,<br />

auch Casemix bezeichnet,<br />

durch die Anzahl aller Fälle, erhält<br />

man den sogenannten Casemix-Index<br />

(CMI), der als gemittelter Fallwert eine<br />

ökonomische Kennzahl zum Leistungsvergleich<br />

von Krankenhäusern oder einzelnen<br />

Abteilungen dient. Je höher der<br />

CMI-Wert eines Krankenhauses ist, desto<br />

schwerer erkrankte Patienten werden<br />

dort im Schnitt behandelt.<br />

Bestimmte Krankenhausleistungen, die<br />

noch nicht über DRGs abgebildet werden<br />

können, werden mit Zusatzentgelten<br />

oder anderen Sondervergütungsformen<br />

abgegolten. Kliniken oder einzelne Abteilungen<br />

davon werden dazu als besondere<br />

<strong>Einrichtungen</strong> eingestuft und<br />

separat vergütet. Damit besteht auch<br />

weiterhin Bedarf zur Weiterentwicklung<br />

des G-DRG-Systems. Psychiatrien und<br />

psychosomatische Abteilungen sind<br />

bislang vom DRG-System komplett<br />

ausgenommen, da deren Leistungen im<br />

derzeitigen Fallpauschalensystem nicht<br />

adäquat dargestellt werden können.<br />

Ausblick<br />

Anetta Hummel über das persönliche Budget<br />

Derzeit beratschlagen die Gesundheitsminister<br />

der Bundesländer, wie die zukünftige<br />

Gestaltung des ordnungspolitischen<br />

Rahmens weitergehen soll.<br />

Aus Krankenhaussicht sind unter anderem<br />

folgende Punkte von zentraler<br />

Bedeutung:<br />

• Kommt das Einkaufsmodell, also<br />

die Einzelvertragslösung zwischen<br />

Krankenkassen und Kliniken? Damit<br />

könnten die Krankenkassen stationäre<br />

Leistungen individuell in bevorzugten<br />

Kliniken einkaufen. Die<br />

freie Arztwahl wäre damit ebenfalls<br />

beeinträchtigt, denn die Versicherten<br />

würden dazu angehalten, sich nur<br />

mehr in den Kliniken behandeln las-<br />

Thema: Finanzierung ·<br />

Mehr Selbstbestimmung<br />

Misericordia 10/07 5<br />

sen, mit denen ihre Krankenversicherung<br />

für das jeweilige Krankheitsbild<br />

einen Vertrag geschlossen hat.<br />

Dies wiederum käme einer Patientensteuerung<br />

gleich.<br />

• Werden die Basisfallwerte nach der<br />

Einführungsphase ab 2009 nun landesspezifisch<br />

oder bundeseinheitlich<br />

berechnet? Im letzteren Fall würden<br />

die Krankenhausleistungen im gesamten<br />

Bundesgebiet einheitlich<br />

vergütet und regionale Unterschiede<br />

nicht mehr berücksichtigt werden.<br />

• Kommt die monistische Krankenhausfinanzierung?<br />

Und wie wäre<br />

diese ausgestattet? Vor dem Hintergrund<br />

eines beträchtlichen Investitionsstaues<br />

von bis zu 50 Milliarden<br />

Euro wird der Ruf nach einem Wechsel<br />

weg von der Dualistik hin zu<br />

einer Finanzierung aus einer Hand<br />

(Monistik) immer lauter. Problematisch<br />

ist dabei die Frage, inwieweit<br />

die Länder weiterhin finanzielle<br />

Mittel bereitstellen müssen, um die<br />

Krankenversicherung vor zusätzlichen<br />

Belastungen und steigenden<br />

Beiträgen zu bewahren.<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

Das persönliche Budget ist eine Geldleistung,<br />

die ein Mensch mit Behinderung<br />

ab dem 1. Januar 2008 erhalten<br />

kann, um sich die Unterstützung, die<br />

er benötigt, selbst bei einem oder auch<br />

mehreren Leistungsanbietern einzukaufen.<br />

Bisher war dies nur als Sachleistung<br />

möglich, das heißt: Der Mensch<br />

mit Behinderung musste die anfallenden<br />

Kosten nicht selbst bezahlen, sondern<br />

der Kostenträger überwies sie direkt an<br />

den Leistungserbringer. Es handelt sich<br />

also um keine zusätzliche Leistung sondern<br />

um eine neue Alternative. – Das<br />

persönliche Budget wurde 2001 ins Sozialgesetzbuch<br />

(SGB) IX als neue Leistungsform<br />

aufgenommen. Die Initiative<br />

kam überwiegend von Selbsthilfeorganisationen,<br />

die die Selbstbestimmung<br />

der Menschen mit Behinderung stärken<br />

wollten. In verschiedenen EU-Ländern<br />

gibt es bereits unterschiedliche Formen<br />

des persönlichen Budgets. Die betroffenen<br />

Personen berichten überwiegend,<br />

dass durch das persönliche Budget eine<br />

deutliche Steigerung des Selbstwertgefühls<br />

eingetreten ist.<br />

In Zusammenhang mit dem persönlichen<br />

Budget spricht man von einem<br />

sogenannten Paradigmenwechsel - ein<br />

großes Ziel heißt dabei „Ambulant vor<br />

stationär!“ Der Gesetzgeber gibt als<br />

Leitlinie aus, dass die Kosten durch das<br />

Anetta Hummel<br />

ist bei den Barmherzigen<br />

Brüdern<br />

in Straubing für<br />

Aufnahme- und<br />

Budgetberatung<br />

zuständig.<br />

persönliche Budget nicht höher sein dürfen<br />

als bei der bisherigen Sachleistung.<br />

Ausnahme: Für eine bestimmte Zeit<br />

dürfen die Kosten höher sein, wenn dadurch<br />

eine stationäre Wohnform durch<br />

eine ambulante ersetzt wird.<br />

Fortsetzung auf Seite 6


6 Misericordia 10/07<br />

Von vielen Seiten werden Ängste laut,<br />

dass der Kostenträger das persönliche<br />

Budget als Sparmodell sieht und Kosten<br />

zu Lasten von qualifiziertem Personal<br />

reduziert werden sollen. Vom Gesetzgeber<br />

wird stark auf Nachbarschaftshilfe<br />

oder auf Nichtfachkräfte abgehoben.<br />

Hier darf ich aber Dr. Rolf Baumann<br />

vom Bayerischen Sozialministerium<br />

zitieren, der davor warnt zu glauben,<br />

dass ambulante Dienste kostengünstiger<br />

seien als stationäre (siehe Misericordia<br />

7/07, Seite 19).<br />

Modellregionen<br />

Im Jahr 2004 wurden im gesamten<br />

Bundesgebiet verschiedene Modellregionen<br />

für die Einführung des persönlichen<br />

Budgets ausgewählt; in Bayern<br />

sind Mittelfranken und München an<br />

dem Projekt beteiligt. Es gestaltete sich<br />

sehr schwierig, Menschen zu finden, die<br />

ein persönliches Budget beantragten. In<br />

München konnte nur eine Person zur<br />

Teilnahme am Projekt gewonnen werden;<br />

in Mittelfranken sind es etwa 80.<br />

Bei meinen Recherchen stellte ich fest,<br />

dass Menschen mit einer Beeinträchtigung<br />

überwiegend die Personen als<br />

Leistungserbringer gewählt haben, zu<br />

denen sie bereits Vertrauen gewonnen<br />

haben und mit deren Leistungen sie zufrieden<br />

waren.<br />

In den einzelnen Modellregionen wird<br />

sehr unterschiedlich mit der Leistungsform<br />

umgegangen. Das persönliche<br />

Budget kann bei der zuständigen Sozialverwaltung<br />

formlos beantragt werden.<br />

Vom Kostenträger wird dann zu einem<br />

sogenannten Zielvereinbarungsgespräch<br />

eingeladen. In diesem Gespräch sind die<br />

betroffene Person, eine Person ihres Vertrauens,<br />

ein rechtlicher Betreuer (wenn<br />

vorhanden) und ein Vertreter des Kostenträgers<br />

anwesend. Grundsätzlich gilt<br />

jedoch, dass der Leistungserbringer mit<br />

dem Vertrag zwischen der betroffenen<br />

Person und dem Kostenträger nichts<br />

mehr zu tun hat, sondern die betroffene<br />

Person sich seinen Leistungserbringer<br />

unabhängig und selbst aussuchen kann.<br />

Für den Kostenträger ist es wichtig, dass<br />

die Ziele, die in regelmäßigen Abständen<br />

beim Zielvereinbarungsgespräch<br />

vereinbart werden, mit dem persönlichen<br />

Budget verfolgt werden.<br />

Auch Menschen mit Behinderung möchten so weit wie möglich selbstbestimmt leben.<br />

Die Bandbreite der Ziele bzw. der Hilfeleistungen,<br />

für die ein persönliches<br />

Budget beantragt werden kann, ist sehr<br />

vielseitig. Es kann sich hierbei um<br />

Teilhabeleistungen am Leben handeln<br />

(zum Beispiel Begleitung ins Kino,<br />

zum Schwimmen usw.) oder um Leistungen<br />

wie zum Beispiel Fahrdienste.<br />

Das heißt: es wird nicht mehr ein Fahrdienst<br />

vom Sozialhilfeträger zugewiesen,<br />

sondern die betroffene Person kann<br />

sich ihren Fahrdienst selbst organisieren<br />

und bei Unzufriedenheit auch jederzeit<br />

das Vertragsverhältnis kündigen und ein<br />

anderes Unternehmen beauftragen. Die<br />

Leistungsvielfalt ist fast grenzenlos.<br />

Erfahrungen in Bethel<br />

Interessant war mein Besuch in einer<br />

Einrichtung in Bethel (Bielefeld), der<br />

ersten Einrichtung, die Erfahrungen im<br />

stationären Bereich gesammelt hat. Dort<br />

wurde ein Teil der Maßnahmepauschale<br />

als Geldleistung auf ein separates Konto<br />

des Bewohners überwiesen. Dieser<br />

konnte somit bestimmen, mit wem er<br />

Aktivitäten unternehmen möchte. Es gestaltete<br />

sich schwierig, den Dienstplan<br />

abzudecken bzw. so zu gestalten, dass<br />

die Wünsche des Bewohners erfüllt werden<br />

konnten. Es war jedoch allen Mitarbeitern<br />

schnell bewusst: Wenn sie die<br />

gewünschten Aktivitäten nicht anbieten<br />

konnten, wurde ein externer Anbieter<br />

ausgewählt. Diese Abwahl wirkte sich<br />

finanziell negativ auf den Personalpool<br />

aus und hatte zur Folge, dass eine Halbtagsstelle<br />

gestrichen werden musste.<br />

Bei den Bewohnern steigerte sich durch<br />

das persönliche Budget das Selbstbe-<br />

wusstsein; es wurde ihnen klar, dass<br />

sie einen Anspruch auf Leistungen haben<br />

und nicht mehr nur Bittsteller sind,<br />

sondern „Kunden“ - und bekanntlich ist<br />

der Kunde ja König …<br />

Fazit ist, dass sich nicht die Frage stellt:<br />

„Wollen wir das persönliche Budget?“,<br />

sondern, dass ab dem 1. Januar 2008<br />

jeder Berechtigte einen Rechtsanspruch<br />

darauf hat. Ich glaube nicht, dass zum<br />

Start schon sehr viele Berechtigte Gebrauch<br />

davon machen werden. Es ist<br />

jedoch sinnvoll, sich auf diese Veränderung<br />

einzustellen.<br />

Gleichzeitig halte ich es ebenfalls für<br />

sinnvoll, ein breites Angebot an Freizeitmöglichkeiten<br />

zu schaffen, über andere<br />

Betreuungsmöglichkeiten nachzudenken<br />

und manche Abläufe im Tagesgeschehen,<br />

die mit sogenannten indirekten<br />

Betreuungsleistungen zusammenhängen,<br />

straffer zu organisieren, sodass für<br />

direkte Leistungen am „Kunden“ mehr<br />

Zeit bleibt. Unter indirekten Betreuungsleistungen<br />

werden Leistungen verstanden<br />

wie zum Beispiel Dokumentation,<br />

Medikamente bestellen, herrichten und<br />

verabreichen, Fallbesprechungen und<br />

ähnliches. Bei den direkten Leistungen<br />

wird der Mensch mit Beeinträchtigung<br />

mit einbezogen.<br />

Das persönliche Budget lässt sehr viele<br />

Möglichkeiten offen, um individuelle<br />

Betreuungsleistungen anzubieten.<br />

Weitere Infos im Internet unter<br />

www.budget.parität.org<br />

(Kompetenzzentrum persönliches<br />

Budget).


Nikolaus Oblinger erläutert die Kosten im Pflegeheim<br />

Thema: Finanzierung ·<br />

Misericordia 10/07 7<br />

Zwei Drittel fürs Personal<br />

Bei den meisten Menschen löst es Unverständnis aus, wenn sie damit konfrontiert<br />

werden, dass ein Platz im Pflegeheim im Monat 3000 Euro kosten kann.<br />

Warum ist das so teuer, wofür wird dieses Geld verwendet?<br />

Das Entgelt setzt sich aus den folgenden<br />

drei Komponenten zusammen:<br />

1. Pflegebedingter Aufwand<br />

2. Unterkunft und Verpflegung<br />

3. Investitionskosten<br />

(Die folgenden Zahlen sind Durchschnitts-<br />

und Erfahrungswerte des<br />

Caritasverbandes in der Diözese Augsburg)<br />

Pflegebedingter Aufwand<br />

Im „pflegebedingten Aufwand“ sind<br />

vorrangig die Personalkosten für das<br />

Pflegepersonal (mindestens 50 Prozent<br />

Fachkräfte und Hilfskräfte) enthalten.<br />

Die Menge des Personals ist (in Bayern<br />

weitgehend einheitlich) durch sogenannte<br />

Personalschlüssel festgelegt.<br />

Den einzelnen Pflegestufen sind unterschiedliche<br />

Personalmengen zugeordnet,<br />

im Durchschnitt aber muss eine<br />

Vollzeitkraft in der Pflege 2,4 Bewohner<br />

24 Stunden pro Tag an 365 Tagen im<br />

Jahr versorgen.<br />

Darin liegt das Hauptkostenproblem: Eine<br />

Vollzeitkraft (38,5 Wochenstunden)<br />

arbeitet im Durchschnitt, nach Abzug<br />

von Urlaub, Krankheit etc. pro Woche<br />

netto etwa 30 Stunden. Betreut werden<br />

(mit unterschiedlichen Intensitäten) die<br />

Bewohner aber je Woche an 168 Stunden.<br />

So werden rein rechnerisch etwa<br />

5,5 Vollzeitkräfte benötigt, da mit theoretisch<br />

zu jeder Tages- und Nachtzeit zumindest<br />

eine Person anwesend ist. Da im<br />

Schnitt den Arbeitgeber eine Planstelle<br />

(nach Caritas-AVR) etwa 41.500 Euro<br />

pro Jahr kostet, verur sacht die rechnerische<br />

Präsenz nur einer Person bereits<br />

225.000 Euro Kosten im Jahr.<br />

Im pflegebedingten Aufwand sind neben<br />

dem Pflegepersonal auch noch anteilig<br />

Personalkosten der Leitung/Verwaltung,<br />

der Hauswirtschaft/Haustechnik und<br />

Sachkosten enthalten. Im Schnitt liegt<br />

der pflegebedingte Aufwand bei ca. 64<br />

Euro pro Tag.<br />

Unterkunft und Verpflegung<br />

In diesem Bereich sind anteilig vorrangig<br />

Restpersonalkosten der Leitung/Verwaltung,<br />

der Hauswirtschaft/Haustechnik<br />

und Sachkosten (Lebensmittel, Energie,<br />

Verwaltungssachkosten etc.) beinhaltet.<br />

Die Durchschnittskosten liegen hierfür<br />

bei etwa 17,80 Euro pro Tag.<br />

Investitionskosten<br />

Die reinen Gebäudekosten (Abschreibung,<br />

Zinsen, Instandhaltungspauschalen<br />

oder Mieten) sind je nach Alter und<br />

Ausstattung sehr unterschiedlich. Sie<br />

können sich pro Tag und Platz von 4<br />

Euro bis 20 Euro bewegen. Eventuelle<br />

öffentliche Förderungen werden abgezogen.<br />

– Die Baukosten eines Platzes<br />

betragen etwa 75.000 Euro. Bislang<br />

war eine öffentliche Förderung von bis<br />

zu 45.000 Euro pro Platz möglich. Seit<br />

2007 hat der Freistaat Bayern die Neubau-<br />

und auch Instandhaltungsförderung<br />

für Pflegeheime ersatzlos eingestellt.<br />

Dies bedeutet für zukünftige Projekte<br />

eine wesentliche Verteuerung der Investitionskosten.<br />

Hoher Anteil<br />

der Personalkosten<br />

Nikolaus<br />

Oblinger ist<br />

Leiter des<br />

Referats<br />

Verwaltung<br />

beim Caritasverband<br />

für die<br />

Diözese Augsburg.<br />

Grob betrachtet stehen für jeden Bewohner<br />

0,6 Personalplanstellen aus allen<br />

Funktionsbereichen zur Verfügung.<br />

Diese Personalkosten verursachen etwa<br />

zwei Drittel der Gesamtkosten. Den Rest<br />

bedingen das Gebäude und Sachkosten<br />

für Verpflegung, Energie, Verwaltung<br />

etc.<br />

Wie finanziert ein Bewohner<br />

seinen Heimplatz?<br />

Wenn ein Bewohner zum Beispiel in<br />

der Pflegestufe II pro Tag ca. 95 Euro,<br />

das sind 2.900 Euro im Monat, bezahlen<br />

muss, erhält er von der Pflegeversicherung<br />

1.279 Euro pro Monat. Die restlichen<br />

ca. 1.600 Euro muss er selbst aufbringen.<br />

Dieser Betrag übersteigt meist<br />

die Rente oder regelmäßige Einkünfte.<br />

Eventuelle Differenzen müssen aus dem<br />

eigenen Vermögen oder, falls nicht oder<br />

nicht mehr möglich, von der öffentlichen<br />

Sozialhilfe finanziert werden.


8 Misericordia 10/07 · Thema: Finanzierung<br />

Private Stiftungen als Förderer sozialer Leistungen<br />

Für die Ewigkeit angelegt<br />

In Deutschland werden viele soziale<br />

Leistungen von so genannten freien<br />

Trägern, also nicht staatlichen <strong>Einrichtungen</strong>,<br />

erbracht. Dazu gehören<br />

Wohlfahrtsverbände wie der Deutsche<br />

Caritasverband, gemeinnützige Vereine<br />

wie der Malteser Hilfsdienst e.V. oder<br />

Ordensgemeinschaften wie die Barmherzigen<br />

Brüder. Diese freien Träger,<br />

von denen traditionell viele der Kirche<br />

nahe stehen, betreiben ganz unterschiedliche<br />

<strong>Einrichtungen</strong>, beispielsweise<br />

Kinderheime, Behindertenwerkstätten,<br />

Krankenhäuser, Altenheime oder Hospizdienste.<br />

Finanziert werden ihre Angebote zu<br />

einem großen Teil durch die öffentliche<br />

Hand bzw. staatliche Sicherungssysteme,<br />

etwa den Kranken-, Renten- oder<br />

Pflegeversicherungen. Diese staatlichen<br />

Zuschüsse werden jedoch knapper und<br />

decken immer seltener die Kosten. Die<br />

Folge ist, dass soziale Dienste, die über<br />

die Grundversorgung hinausgehen,<br />

schon bald nicht mehr finanzierbar sein<br />

werden. Schon heute können Besuchsdienste<br />

für alte und einsame Menschen,<br />

Ausflüge mit Menschen mit Behinderung<br />

oder die medizinische Versorgung<br />

von Obdachlosen nur deshalb angeboten<br />

werden, weil es ehrenamtliche Helfer<br />

und großzügige Spender gibt.<br />

Langfristig absichern statt<br />

kurzfristig Löcher stopfen<br />

Das Spendenaufkommen schwankt<br />

jedoch. Zwar haben die meisten Menschen<br />

ein relativ konstantes Spendenbudget,<br />

aber bei Naturkatastrophen wie<br />

Erdbeben oder Überflutungen wird ein<br />

Großteil dieses Budgets in die Katastrophenhilfe<br />

gespendet. Um die Finanzierungslücken<br />

zu schließen, die sich durch<br />

ausbleibende Staatszuschüsse oder<br />

schwankende Spendenbeträge ergeben,<br />

sind private und vor allem langfristige<br />

Finanzierungsmöglichkeiten gefragt.<br />

Gemeinnützige Stiftungen sind hier-<br />

für ein hervorragendes Instrument. Da<br />

das von einer Privatperson oder einem<br />

Unternehmen eingebrachte Stiftungsvermögen<br />

unangetastet bleibt und nur<br />

die Vermögenserträge wie Zinsen oder<br />

Mieteinnahmen für den Stiftungszweck<br />

verwendet werden dürfen, ist eine Stiftung<br />

für die Ewigkeit angelegt. Wenn ein<br />

Stifter in der Stiftungssatzung einen bestimmten<br />

Stiftungszweck wie beispielsweise<br />

die Förderung des Münchner<br />

Johannes-Hospizes verankert, können<br />

die Barmherzigen Brüder mit konstanten<br />

und regelmäßigen Stiftungserträgen<br />

für ihre Hospizarbeit rechnen.<br />

Möglichkeiten<br />

und Vorteile für Stifter<br />

Wer sich mit einer eigenen Stiftung für<br />

den Dienst am Menschen engagiert, hat<br />

im Vergleich zu einem Spender viele<br />

Gestaltungsmöglichkeiten: Indem ein<br />

Stifter den Zweck und den Vorstand<br />

seiner Stiftung sowie die Höhe des Stiftungsvermögens<br />

selbst festlegt, gibt er<br />

seinem Engagement ein ganz persönliches<br />

Profil. Durch die Wahl eines<br />

entsprechenden Stiftungsnamens kann<br />

er zudem auch das Andenken an einen<br />

geliebten Menschen wach halten.<br />

Auch der Gesetzgeber hat die Bedeutung<br />

privater Stiftungen für die Lösung<br />

gesellschaftlicher Probleme erkannt:<br />

Erst kürzlich verabschiedete der Bundesrat<br />

ein Gesetz zur steuerlichen Förderung<br />

des Stiftungswesens. So können<br />

Stifter neuerdings bis zu einer Million<br />

Euro steuerwirksam in eine Stiftung einbringen.<br />

„Damit wird Stiften so attraktiv<br />

wie nie zuvor“, sagt Dr. Tom Offerhaus,<br />

Rechtsanwalt und Senior Manager bei<br />

Ernst & Young in München. Besonders<br />

interessant ist die Gründung einer Stiftung<br />

mit geerbtem Vermögen. Wenn<br />

Vermögensteile aus einer Erbschaft innerhalb<br />

von 24 Monaten zur Gründung<br />

einer Stiftung verwendet, bzw. einer<br />

bereits bestehenden Stiftung zugeführt<br />

werden, entfällt die Erbschaftsteuer.<br />

Rechtlich unterscheidet man zwischen<br />

zwei Formen der gemeinnützigen Stiftung:<br />

die rechtlich selbstständige und die<br />

treuhänderische Stiftung. Zur Gründung<br />

einer rechtlich selbstständigen Stiftung<br />

ist ein Mindestkapital von 50.000 Euro<br />

notwendig. „Nur wenn eine Stiftung<br />

operativ tätig werden soll, also beispielsweise<br />

Trägerin eines Altenheims<br />

sein soll, sollte sie rechtlich selbstständig<br />

sein. Als Rechtsperson kann eine<br />

selbstständige Stiftung Personal einstellen<br />

und Verträge abschließen“, erklärt<br />

Dr. Tom Offerhaus.<br />

Bei einer treuhänderischen Stiftung<br />

verwaltet ein Treuhänder das Stiftungsvermögen<br />

gemäß der Stiftungssatzung.<br />

Als Treuhänder fungieren oftmals eingetragene<br />

Vereine, rechtlich selbstständige<br />

Stiftungen oder auch Ordensgemeinschaften.<br />

Da eine treuhänderische<br />

Stiftung nicht der staatlichen Stiftungsaufsicht<br />

unterliegt, kann sie innerhalb<br />

weniger Wochen gegründet werden.<br />

Ein weiterer Vorteil ist, dass sie bereits<br />

ab einem Gründungskapital von 5.000<br />

Euro ins Leben gerufen werden kann. Da<br />

die treuhänderische Stiftung die Verwaltungsstrukturen<br />

des Treuhänders nutzt,<br />

ist ihre Verwaltung zudem deutlich kostengünstiger<br />

als bei selbstständigen Stiftungen.<br />

Somit ist die Errichtung einer<br />

treuhänderischen Stiftung eine äußerst<br />

einfache Form des Stiftens. „Die treuhänderische<br />

Stiftung ist das richtige Instrument,<br />

wenn der Stifter gemeinnützige<br />

<strong>Einrichtungen</strong> langfristig fördern will.<br />

Dabei hat er die gleichen steuerlichen<br />

Vorteile wie mit einer selbstständigen<br />

Stiftung - nur ohne deren Verwaltungsaufwand“,<br />

fasst Dr. Tom Offerhaus die<br />

Vorteile der treuhänderischen Stiftung<br />

zusammen.<br />

Förderstiftungen<br />

für kirchliche Träger<br />

Einige Träger sozialer <strong>Einrichtungen</strong><br />

haben die Möglichkeiten privater Stif-


tungen bereits erkannt und machen<br />

entsprechende Stiftungsangebote. Sie<br />

übernehmen - oftmals kostenlos - die<br />

Gründung und Verwaltung von treuhänderischen<br />

Stiftungen. Im Gegenzug<br />

verpflichten sich die Stifter, die sozialen<br />

Leistungen des entsprechenden Trägers<br />

zu fördern.<br />

Besonders erfolgreich sind diese Initiativen<br />

bei kirchlichen Trägern. Offensichtlich<br />

wissen die Stifter ihr Geld bei<br />

kirchlichen Treuhändern gut aufgehoben.<br />

Das Vertrauen ist oftmals so groß,<br />

dass manche Stifter sogar ein Testament<br />

zu Gunsten ihrer eigenen Stiftung machen.<br />

Erfolgreiche<br />

Ordensgemeinschaften<br />

Die Steyler Missionare etablierten im<br />

Sommer 2004 ein Stiftungszentrum,<br />

dem sich bisher 86 Stifter mit einem Gesamtvermögen<br />

von 4,3 Millionen Euro<br />

anvertrauten. Mit den Stiftungserträgen<br />

<strong>finanzieren</strong> die Steyler Missionare Entwicklungshilfeprojekte<br />

in aller Welt.<br />

Ähnlich erfolgreich sind die auf Kinder-<br />

und Jugendhilfe spezialisierten<br />

Salesianer Don Boscos. Die Deutsche<br />

Ordensprovinz des zweitgrößten Männerordens<br />

der Welt bietet bereits seit<br />

2001 die einfache Gründung einer eigenen<br />

Stiftung an. Innerhalb von sechs<br />

Jahren wurden hier 135 Stiftungen mit<br />

einem Gesamtvermögen von 9,6 Millionen<br />

Euro errichtet. Allein im Jahr 2006<br />

konnten diese Stiftungen 700.000 Euro<br />

für Kinder- und Jugendhilfeprojekte im<br />

In- und Ausland zur Verfügung stellen,<br />

Tendenz steigend.<br />

Pater Herbert Bihlmayer, Vorstandsvorsitzender<br />

des Don Bosco Stiftungszentrums,<br />

ist überzeugt, dass sein<br />

Stiftungsangebot der richtige Weg für<br />

die langfristige Finanzierung sozialer<br />

Leistungen ist: „Der Erfolg unserer Stiftungsidee<br />

zeigt, dass das Engagement<br />

für Not leidende Kinder und Jugendliche<br />

außerordentlich groß ist, wenn man den<br />

Menschen die richtigen Hilfestellungen<br />

gibt.“<br />

Oliver Paxmann<br />

Thema: Finanzierung ·<br />

Stiftungszentrum<br />

der Barmherzigen Brüder<br />

Misericordia 10/07 9<br />

Seit Sommer 2005 ermöglichen auch die Barmherzigen Brüder in Bayern<br />

die Gründung einer eigenen Stiftung. Bereits ab einem Grundstockvermögen<br />

von 5.000 Euro können Privatpersonen und Unternehmen einfach und<br />

innerhalb von drei Wochen eine treuhänderische Stiftung ins Leben rufen.<br />

Das Stiftungszentrum der Barmherzigen Brüder übernimmt kostenlos alle<br />

Gründungsformalitäten und verwaltet die Stiftungen zu Selbstkosten.<br />

Das Gesamtvermögen der elf bereits errichteten Stiftungen beläuft sich derzeit<br />

auf 1,6 Millionen Euro. 2006 konnten 60.000 Euro an Stiftungserträgen<br />

für soziale Leistungen der Barmherzigen Brüder zur Verfügung gestellt<br />

werden. Das Wohn- und Pflegeheim in Algasing erhielt einen behindertengerechten<br />

Kleinbus für gemeinsame Ausflüge. Auch ein mit Stiftungsgeldern<br />

finanziertes Spezialtandem steigert seit letztem Jahr die Lebensqualität<br />

der Menschen in Algasing. Das Münchner Johannes-Hospiz konnte mit<br />

Stiftungserträgen eine schmerzlindernde Dekubitus-Matratze anschaffen,<br />

und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder München wurde mit einem<br />

speziellen Rehabilitationsgerät für Schulterpatienten ausgestattet. „Die Stiftungen<br />

helfen uns, unsere Arbeit langfristig abzusichern und auch Projekte<br />

zu fördern, für die sonst kein Geld da wäre“, freut sich Frater Eduard Bauer,<br />

Provinzsekretär der Barmherzigen Brüder.<br />

Kontakt:<br />

Stiftungszentrum der Barmherzigen Brüder<br />

Sollner Straße 43<br />

81479 München<br />

T: 089 / 744 200 292<br />

F: 089 / 744 200300<br />

E-Mail: barmherzige@stiftungszentrum.de<br />

Internet: www.stiftungszentrum.de/barmherzige<br />

Bewohner und Mitarbeiter der Barmherzigen Brüder in Algasing freuen sich über<br />

den behindertengerechten Kleinbus, der aus Mitteln der Friedr. Jos. Fischer-Bechteler-Wohltätigkeits-Stiftung<br />

angeschafft wurde.


10 Misericordia 10/07 · Finanzierung / Barmherzige Brüder in Bayern<br />

Nebenbei bemerkt<br />

17 Prozent Rendite<br />

Eine Meldung der Katholischen Nachrichtenagentur: „Der Benediktinerpater<br />

Anselm Grün hat für seine Abtei Münsterschwarzach 2006 eine Rendite<br />

von 17 Prozent erwirtschaftet.“ In diesem Jahr sei es jedoch an den Börsen<br />

schwieriger geworden, sagte der Zellerar des unterfränkischen Klosters in<br />

der ARD-Talkshow „Beckmann“. 17 Prozent Rendite? Das ist ordentlich.<br />

Da könnte man fast neidisch werden - mit Sparbuch, Festgeld und Co ist<br />

das nicht zu erreichen. Da geht offenbar einer mit Mut und wirtschaftlichem<br />

Sachverstand zu Werke. Und noch dazu einer, der zugleich unzähligen Menschen<br />

spirituelle Impulse zu geben vermag. In unseren Köpfen geht das<br />

nicht so leicht zusammen: Wir halten die frommen Gottessucher gerne für<br />

weltfremd und die ökonomisch Erfolgreichen tendenziell für gottesfern.<br />

Anselm Grün scheint ein Beispiel dafür zu sein, dass Gottesglaube und<br />

wirtschaftlich kluges Handeln keine Gegensätze sein müssen, sondern in<br />

einer reifen Persönlichkeit eine glaubwürdige Harmonie eingehen können.<br />

Solche Glaubwürdigkeit wird natürlich auch dann gestärkt, wenn der erwirtschaftete<br />

Gewinn nicht in Luxus investiert, sondern einem sinnvollen<br />

Zweck zugeführt wird. - Was „sinnvoll“ ist, das ist allerdings wieder eine<br />

andere Frage …<br />

Johann Singhartinger<br />

Organspendepreis<br />

für Klinikum Straubing<br />

Das Klinikum St. Elisabeth in Straubing<br />

ist bei der 7. Jahrestagung der Transplantationsbeauftragten<br />

Bayerns am 11.<br />

Juli in München für das Jahr 2006 mit<br />

dem Bayerischen Organspendepreis in<br />

Bronze ausgezeichnet worden. Weitere<br />

Auszeichnungen überreichte der bayerische<br />

Sozialstaatssekretär Jürgen W.<br />

Heike an das Klinikum Augsburg und<br />

das Klinikum Deggendorf. „Die Ge-<br />

Nuklearmedizinische<br />

Praxis<br />

jetzt im Klinikum<br />

Die Barmherzigen Brüder arbeiten auch<br />

im Klinikum St. Elisabeth in Straubing<br />

verstärkt mit niedergelassenen<br />

Ärzten zusammen und bauen damit die<br />

Verzahnung von ambulanter und stationärer<br />

Patientenversorgung aus. Dr.<br />

Joachim Böhm, Straubinger Internist<br />

und Facharzt für Nuklearmedizin, hat<br />

Mitte August seine Praxisräume in das<br />

Klinikum verlegt. Er versorgt ambulante<br />

und stationäre Patienten im Bereich der<br />

nuklearmedizinischer Diagnostik. Arzt<br />

und Klinikum sind sicher, dass beide<br />

Seiten von diesem Modell profitieren.<br />

Im Klinikum ist bereits seit gut einem<br />

Jahr die Mammographie-Praxis von Dr.<br />

Renate Kausch angesiedelt, die neben<br />

ambulanten auch stationäre Patientinnen<br />

des Klinikums betreut.<br />

meinschaftsaufgabe Organspende kann<br />

nur funktionieren, wenn alle Beteiligten<br />

partnerschaftlich zusammenarbeiten und<br />

außergewöhnliches Engagement zeigen.<br />

Dies haben unsere diesjährigen Preisträger<br />

beispielhaft und mit großer Motivation<br />

getan“, erklärte Heike bei der<br />

Preisverleihung. „Organspende ist eine<br />

Sisyphusarbeit“, sagt Professor Marianne<br />

Haag-Weber, Transplantationsbeauftragte<br />

am Klinikum Straubing und<br />

Leiterin der KfH-Dialyse-Abteilung. Sie<br />

ist täglich mit Menschen konfrontiert,<br />

die auf eine Niere warten - im Durchschnitt<br />

sechs bis sieben Jahre. Zehn mal<br />

stand Professor Haag-Weber im letzten<br />

Jahr vor der Situation, mit Angehörigen<br />

über eine mögliche Organspende sprechen<br />

zu müssen. Sechs mal stimmten die<br />

Angehörigen zu. In drei Fällen konnten<br />

Nieren entnommen werden, in drei weiteren<br />

auch Herz und Leber.<br />

Freude über die Auszeichnung, die Staatssekretär<br />

Jürgen W. Heike (rechts) überreichte,<br />

bei Geschäftsführer Uwe Wilfert<br />

und der Transplantationsbeauftragten<br />

Professor Marianne Haag-Weber vom Klinikum<br />

St. Elisabeth Straubing


Barmherzige Brüder in Bayern ·<br />

Misericordia 10/07 11<br />

Ausbildung Klinischer Dokumentationsassistentinnen<br />

Das Krankenhaus Barmherzige Brüder<br />

in Regensburg bietet seit neuestem<br />

als einziges Krankenhaus in Ostbayern<br />

den IHK-Weiterbildungslehrgang<br />

„Medizinische Dokumentation“ an.<br />

Die Ausbildung zielt drauf ab, Krankenhaus-Ärzte<br />

von der stetig anwachsenden<br />

Bürokratie zu entlasten und ihnen mehr<br />

Zeit für die Patienten einzuräumen. Vor<br />

kurzem konnten die ersten 38 Absolventinnen<br />

ihr bundesweit anerkanntes Zer-<br />

Der erste Absolventenjahrgang der Klinischen Dokumentationsassistentinnen<br />

mit Gesamtleiter Dr. Andreas Kestler (2. von rechts)<br />

tifikat in einem feierlichen Festakt von<br />

der IHK-Beauftragten Barbara Bachner<br />

und dem Krankenhaus-Gesamtleiter Dr.<br />

Andreas Kestler entgegennehmen (siehe<br />

Foto). Sechs Monate lang nahmen die<br />

Arzthelferinnen, Stationssekretärinnen<br />

und Pflegekräfte an der Qualifizierung<br />

berufsbegleitend teil. Nach 150 praxisnahen<br />

Unterrichtsstunden absolvierten<br />

sie bei der IHK eine Abschlussprüfung<br />

mit dem hervorragenden Notendurch-<br />

schnitt von 2,4. Dr. Thomas Koch und<br />

Dr. Josef Kozlovsky, beide zuständig<br />

für Medizin-Controlling bei den Barmherzigen<br />

Brüdern, erarbeiteten das<br />

Lehrgangskonzept und unterrichteten<br />

die Absolventen dreimal in der Woche.<br />

Schon jetzt gibt es Nachfragen von anderen<br />

Kliniken, die sich gerne an einem<br />

Folgelehrgang beteiligen möchten.<br />

Svenja Uihlein<br />

Goldene Profess von Frater Englmar Obermeier<br />

Im Mittelpunkt stehen, das ist nicht Frater<br />

Englmars Sache. Deshalb fand auch<br />

zu seinem 50-jährigen Professjubiläum<br />

am 15. August keine große Feier statt.<br />

Der gelernte Maurer ist aber einer, der<br />

zupacken kann, auch noch mit 73 Jahren.<br />

Er gilt als einer der Mitbegründer<br />

der Werkstätten für behinderte Menschen<br />

(WfbM) in der Bayerischen Ordensprovinz.<br />

Seit Ende der 1960er Jahre<br />

baute er in Reichenbach kontinuierlich<br />

Arbeitsangebote für Heimbewohner auf<br />

und erwarb auch eine pädagogische Ausbildung.<br />

1976 wurde die Reichenbacher<br />

WfbM eingeweiht, die Frater Englmar<br />

bis 1983 leitete. Seit 1992 lebt und arbeitet<br />

der gebürtige Niederbayer in Algasing.<br />

Er liebt seinen kleinen Garten<br />

und er liebt – trotz starker Sehschwäche<br />

– das Radfahren. – Möge sein Schutzengel<br />

ihm auch weiterhin treu bleiben!<br />

js<br />

Frater Englmar<br />

auf dem Radl


12 Misericordia 10/07 · Barmherzige Brüder in Bayern<br />

Treffen der Heimbeiräte und Werkstatträte<br />

Informativ und kurzweilig<br />

Reichenbach. Intensive Gespräche,<br />

umfassende Informationen und natürlich<br />

ausreichend Zeit für Begegnung<br />

und Austausch zeichnen seit Jahren die<br />

traditionellen provinzweiten Treffen der<br />

Heimbeiräte und Werkstatträte aus. Die<br />

52 VertreterInnen aus den Behinderten-<br />

<strong>Einrichtungen</strong> Algasing, Gremsdorf,<br />

Reichenbach und Straubing trafen sich<br />

am 19. Juli in Reichenbach. Gesamtleiter<br />

Karl Fries und Willi Reisinger, Vertrauensmann<br />

der Reichenbacher Werkstatträte,<br />

hatten gemeinsam mit dem<br />

Heimbeiratsvorsitzenden Franz Köchl<br />

Neue Wohnanlage für Menschen mit Autismus<br />

Reichenbach. Alles ist für die Barmherzigen<br />

Brüder in Reichenbach planmäßig<br />

und nach Wunsch gelaufen: Am 9. Mai<br />

war Baubeginn für das neue Wohnheim<br />

für Menschen mit Autismus und am 12.<br />

September feierte man das Richtfest.<br />

Architekt Michael Naumann bezeichnete<br />

die neue 374 Quadratmeter große Anlage<br />

mit 18 Einzelzimmern als weiteren<br />

Meilenstein in der Gesamtkonzeption<br />

der Einrichtung. Sein Dank galt allen<br />

beteiligten Firmen und Handwerkern,<br />

„ohne deren Zutun wir heute nicht hier<br />

wären.“ Dem konnte sich Gesamtleiter<br />

Karl Fries anschließen - er freute<br />

sich insbesondere für die zukünftigen<br />

Bewohner: „Sie sollen sich hier wohlfühlen<br />

und einen ihren Bedürfnissen<br />

gerecht werdenden Wohnplatz finden<br />

können.“<br />

Bezugsfertig soll das rund zwei Millionen<br />

teure Projekt im Sommer 2008 sein.<br />

Der Orden schultert die Kosten allein,<br />

hat allerdings bei der Aktion Mensch<br />

einen Förderantrag über 350.000 Euro<br />

gestellt. Als positiv bezeichnete der<br />

Vertreter des Bezirkstages Franz Löffler<br />

die Basis der Zusammenarbeit und<br />

sagte - auch im Namen des stellvertretenden<br />

Landrates Fritz Winkelmann -<br />

weiterhin seine Unterstützung zu: „Als<br />

sozialer Landkreis sehen wir uns den<br />

Menschen mit Behinderung verpflich-<br />

und dem Werkstattsratsvorsitzenden<br />

Richard Alfery ein abwechslungsreiches<br />

Programm zusammengestellt.<br />

Nach der Begrüßungsrunde nahm man<br />

sich ausreichend Zeit für einen Film<br />

über die Reichenbacher Einrichtung:<br />

„Ein Tag im Leben von Rita und Karl-<br />

Heinz“ schildert sehr anschaulich das<br />

Leben in der Einrichtung in seiner<br />

ganzen Bandbreite. Ein kurzer Besuch<br />

im Snoezelen-Pavillon mit seinen sechs<br />

Sinnesräumen sorgte für die nötige Entspannung,<br />

um sich beim folgenden Mittagessen<br />

ausgiebig über aktuelle Themen<br />

zu unterhalten.<br />

Beeindruckt zeigten sich die TeilnehmerInnen<br />

bei der Besichtigung der neuen<br />

Förderstätte in Walderbach. Dort gibt<br />

es neben den 24 Plätzen für Menschen<br />

mit sehr schweren Behinderungen auch<br />

20 für Menschen mit Autismus. Am<br />

Schluss war man sich einig: Der Tag<br />

war nicht nur sehr informativ, sondern<br />

auch ausgesprochen kurzweilig.<br />

Michaela Matejka<br />

tet.“ Ganz nach alter Tradition wurde<br />

der Richtbaum gesetzt und dann der<br />

Richtspruch vorgetragen. „Es soll das<br />

Glas am Grunde zerspringen und diesem<br />

Hause Segen bringen“, beendete hoch<br />

vom Dach Hans Rösl von der gleichnamigen<br />

Zimmerei seine Verse.<br />

Michaela Matejka<br />

Die Gäste des Richtfests<br />

vor dem Rohbau in Walderbach


Ein besonderes Geschenk<br />

Reichenbach. Der Kontakt zwischen den Barmherzigen<br />

Brüdern und der Neuhauser Dorfgemeinschaft war und ist<br />

schon immer sehr herzlich und intensiv. Kein Wunder, sind<br />

doch beide auf ein und den selben Mann stolz: Frater Eustachius<br />

Kugler, der in Neuhaus geboren wurde und 1893 in<br />

Reichenbach als Kandidat ins Kloster kam. Das Gedenken<br />

an den bekannten Ordensmann verbindet in ganz besonderer<br />

Weise. So findet etwa der jährliche Gottesdienst zum To destag<br />

am 10. Juni in der kleinen Kapelle statt, seit sie 2000 zu seinem<br />

Gedenken neu errichtet wurde. Ein Schmuckstück mit<br />

farbenprächtigen Fenstern, die allesamt Geschichten aus dem<br />

Leben des Ordensmanns erzählen.<br />

Eine geniale Idee hatten die Neuhauser jetzt, als es darum ging,<br />

sich anlässlich des Festzuges zum 1000-jährigen Bestehen der<br />

Stadt Nittenau zu präsentieren: „Wir bauen einfach die Kapelle<br />

nach“, war man sich recht schnell einig. Und so entstand ein<br />

weiteres Schmuckstück aus Holz, ein originalgetreuer Nachbau,<br />

mit viel Liebe zum Detail, sogar ein Glöckchen ist im<br />

Turm. Mächtig stolz darf sich deswegen auch Willi Sturm<br />

zeigen, der das Projekt mitinitiiert hat: „Wir waren so etwa 15<br />

‚Künstler’, die alle zusammen gearbeitet haben.“ Drei Monate<br />

lang packten sie kräftig zu.<br />

Doch was sollte nach dem Fest mit dem Prunkstück passieren?<br />

Die Lösung lag schnell auf der Hand, erzählt Willi Sturm:<br />

„Warum nicht die Barmherzigen Brüder fragen?“ Bei Prior<br />

Frater Ludwig Schmid stießen sie gleich auf helle Begeisterung.<br />

Sofort wurde ein passendes Plätzchen gesucht, ein<br />

Schutzdach gebaut und so stand dem „Einzug“ der Kapelle<br />

auch schon nichts mehr im Wege. Ein paar starke Handwer ker<br />

Buchhinweis<br />

Barmherzige Brüder in Bayern ·<br />

Misericordia 10/07 13<br />

Anton Stelzl und Wolfgang Salbeck begutachten gemeinsam mit<br />

Prior Frater Ludwig Schmid (von links) den maßstabgerechten<br />

Nachbau der Neuhauser Kapelle. Sogar eine Glocke ist im Turm!<br />

vom Reichenbacher Technischen Dienst brachten das Kleinod<br />

an Ort und Stelle. „Dankeschön, liebe Neuhauser“, sagte Prior<br />

Frater Ludwig Schmid von ganzem Herzen. Und freuen wird<br />

er sich noch lange, nicht nur wenn er daran vorbeigeht. Besonders<br />

auch deswegen, weil ganz aktuell die Seligsprechung<br />

von Frater Eustachius Kugler in aller Munde ist.<br />

Michaela Matejka<br />

Klosterland Bayern –<br />

Barmherzige Brüder sind dabei<br />

Die Präsentation findet am 27. September in den Räumen des Krankenhauses<br />

Barmherzige Brüder in München statt: Der zweite Band der „Weiß-blauen<br />

Glaubenswelten“ (Klosterland Bayern) ist gerade im Verlag St. Michaelsbund erschienen.<br />

Autor Peter Dermühl und Fotograf Michael Westermann hatten in der<br />

Münchner Boulevardzeitung tz mit großem Erfolg eine Serie über bayerische Klöster<br />

publiziert. Daraus war ein Buchprojekt entstanden (wir berichteten) und es wurde<br />

noch eine zweite Staffel an „Kloster-Geschichten“ gestartet. Dieses Mal waren<br />

auch die Barmherzigen Brüder mit von der Partie. Und diese zweite Serie bringt der<br />

Verlag St. Michaelsbund wiederum als Buch heraus. Insgesamt werden 14 – sehr<br />

unterschiedliche – Klöster und Ordensgemeinschaften vorgestellt: neben den Barmherzigen<br />

Brüdern zum Beispiel die Salesianer von Benediktbeuern, verschiedene<br />

Benediktinerklöster, die Congregatio Jesu und das Birgittenkloster Altomünster.<br />

Peter Dermühl/Michael Westermann, Weiß-blaue Glaubenswelten – Klosterland<br />

Bayern II, 192 Seiten, Verlag St. Michaelsbund, 17,80 Euro


14 Misericordia 10/07 · Barmherzige Brüder in Bayern<br />

Barmherzige Brüder Bayerische Ordensprovinz<br />

Kommissionen und<br />

Beauftragte 2007 bis 2010<br />

Kommission Ordensleben<br />

Vorsitz: Frater Emerich Steigerwald, Provinzial<br />

Mitglieder: die Definitoren Frater Benedikt Hau (München),<br />

Frater Eduard Bauer (München), Pater Leodegar Klinger<br />

(Regensburg), Frater Eberhard Michl (Frankfurt) und die<br />

Prioren Frater Bernhard Binder (Kostenz), Frater Andreas<br />

Hellermann (Püttlingen), Pater Johannes von Avila Neuner<br />

(München), Frater Timotheus Rohrmoser (Algasing), Frater<br />

Ludwig Schmid (Reichenbach), Frater Donatus Wiedenmann<br />

(Neuburg) und die für die Ausbildung verantwortlichen Mitbrüder<br />

Frater Richard Binder (Graz-Eggenberg) und Frater<br />

Karl Wiench (München)<br />

Kommission Berufungspastoral<br />

Vorsitz: Frater Karl Wiench<br />

Mitglieder: Frater Eduard Bauer, Frater Alfons M. Höring<br />

(Frankfurt), Frater Matthäus Lange (München), Frater Seraphim<br />

Schorer (Regensburg), Frater Odo Weiper (Regensburg)<br />

Verantwortlicher für die Ordensmissionen<br />

Frater Alfons M. Höring (Frankfurt)<br />

Verantwortlicher für die Hospitalpastoral<br />

Ulrich Doblinger (Reichenbach)<br />

Zentralkommission<br />

Vorsitz: Frater Emerich Steigerwald, Provinzial<br />

Mitglieder: die Definitoren Frater Benedikt Hau, Frater<br />

Eduard Bauer, Pater Leodegar Klinger, Frater Eberhard Michl<br />

und die Gesamtleiter/-in/Geschäftsführer Frater Paulus Haug<br />

Kommission<br />

Berufungspastoral<br />

Kommission<br />

Ordensleben<br />

Verantwortlicher<br />

für Ordensmissionen<br />

Verantwortlicher<br />

für Hospitalpastoral<br />

Koordinationsgruppe<br />

Misericordia -<br />

Hauszeitschriften<br />

Koordinationsgruppe<br />

Fortbildung<br />

Provinzleitung<br />

Zentralkommission<br />

(Püttlingen), Frater Donatus Wiedenmann (Neuburg), Günther<br />

Allinger (Gremsdorf), Günter Ducke (Algasing), Hans<br />

Emmert (Straubing), Karl Fries (Reichenbach), Peter Lenz<br />

(Regenburg/München/Straubing), Franz Kellner (Kostenz),<br />

Dr. Andreas Kestler (Regensburg), Christiane-Maria Rapp<br />

(Bad Wörishofen), Dr. Hans-Peter Siedhoff (Regensburg),<br />

Frank Tovar (München), Uwe Wilfert (Straubing) und Verwaltungsdirektor<br />

Bernd Peter (Provinzialat München)<br />

Kommission Ethik<br />

Vorsitz: Frater Emerich Steigerwald, Provinzial<br />

Mitglieder: Pater Leodegar Klinger (Regensburg), Dr. Thomas<br />

Binsack (München), Konrad Gstettner (Reichenbach),<br />

Elisabeth Jäger (Regensburg), Martin Karg (Regensburg),<br />

Generaloberin Schwester Lucia M. Obieglo (Straubing), Sabine<br />

Scheiblhuber (Straubing), P. Prof. Dr. Herbert Schlögel<br />

(Regensburg), Prof. Dr. Birgit Seelbach-Göbel (Regensburg),<br />

Heinrich-Jürgen Steinfeld (Straubing), Karl Werner (Kostenz)<br />

Koordinationsgruppe<br />

Misericordia/Hauszeitschriften<br />

Vorsitz: Frater Eduard Bauer<br />

Mitglieder: Susanne Grundner (Algasing), Angelika Köhler<br />

(Neuburg), Christoph Kuhn (Falkenstein), Kerstin Laumer<br />

(Straubing, Äußere Passauer Str.), Michaela Matejka (Reichenbach),<br />

Karin Otto (Bad Wörishofen), Christa Reichmann<br />

(Straubing, Klinikum St. Elisabeth), Herbert Reitmair (München),<br />

Johannes Salomon (Gremsdorf), Johannes Schmitt<br />

(Püttlingen), Johann Singhartinger (München), Svenja Uihlein<br />

(Regensburg)<br />

Misericordia-Beirat<br />

Fortbildung-Beirat<br />

Arbeitsgruppe<br />

Geschäftsführer<br />

Krankenhäuser<br />

Arbeitsgruppe<br />

Menschen mit<br />

Behinderungen<br />

Arbeitsgruppe<br />

Altenheime<br />

Kommission<br />

Ethik


Misericordia-Beirat<br />

Vorsitz: Frater Emerich Steigerwald, Provinzial<br />

Mitglieder: Frater Eduard Bauer, Hans Emmert (Straubing),<br />

Susanne Grundner (Algasing), Max Kronawitter<br />

(München), Johann Singhartinger (München), Dr. Johannes<br />

Schießl (München) Monika Schneider-Stranninger<br />

(Straubing), Dr. Hans-Peter Siedhoff (Regensburg, St.<br />

Hedwig)<br />

Koordinationsgruppe Fortbildung<br />

Vorsitz: Frater Eduard Bauer<br />

Mitglieder: Frater Bernhard Binder, Susanne Grundner<br />

(Algasing), Veronika Hargaßer (Bad Wörishofen), Marlene<br />

Jostock (Straubing), Nicole Kiendl (Regensburg),<br />

Dorothea Koss (Püttlingen), Michaela Matejka (Reichenbach),<br />

Johannes Salomon (Gremsdorf), Gabriele Schäfer-<br />

Gaàl (Straubing, St. Elisabeth), Silvia Schroll (Straubing,<br />

Marienheim), Claudia Specht (München), Karl Werner<br />

(Kostenz), Ingrid Woithe (Regensburg)<br />

Fortbildung-Beirat<br />

Vorsitz: Frater Emerich Steigerwald, Provinzial<br />

Mitglieder: Frater Eduard Bauer, Dr. Roland Braun (Regensburg),<br />

Andrea Falkowsky (München), Prof. Dr. Josef<br />

Eckstein (Regensburg), Frau Ursula Franke (Regensburg)<br />

Elisabeth Jäger (Regensburg), Paula Karl (München), Hermann<br />

Krieger (Freiburg), Prof. Dr. Johannes Wechsler<br />

(München), Karl Werner (Kostenz), Kurt Wirsing (Waging)<br />

Arbeitsgruppe<br />

Geschäftsführer in Krankenhäuser<br />

Vorsitz: Frater Benedikt Hau<br />

Mitglieder: Dr. Martin Baumann (Referent), Dr. Andreas<br />

Kestler (Regensburg), Peter Lenz (Regensburg / München<br />

/ Straubing), Dr. Hans-Peter Siedhoff (Regensburg), Frank<br />

Tovar (München), Uwe Wilfert (Straubing)<br />

Arbeitsgruppe<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

Vorsitz: Frater Eduard Bauer<br />

Mitglieder Gesamtleiter: Günther Allinger (Gremsdorf),<br />

Günter Ducke (Algasing), Hans Emmert (Straubing), Karl<br />

Fries (Reichenbach), Franz Kellner (Kostenz)<br />

Mitglieder Verwaltungsleiter: Alois Daschner (Reichenbach),<br />

Matthias Krug (Gremsdorf), Sabine Materna (Algasing),<br />

Jakob Pollinger (Straubing)<br />

Mitglieder pädagogische Leiter: Franz Heß (Gremsdorf),<br />

Erich Höcherl (Reichenbach), Michael Gimpel (Algasing),<br />

Martin Werner (Kostenz), Sabine Scheiblhuber<br />

(Straubing)<br />

Arbeitsgruppe Altenheime<br />

Vorsitz: Frater Eberhard Michl<br />

Mitglieder: Frater Paulus Haug (Püttlingen), Frater Donatus<br />

Wiedenmann (Neuburg), Margarethe Barbian (Püttlingen),<br />

Hans Emmert (Straubing), Gregor Linnemann<br />

(München), Silvia Schroll (Straubing), Sonja Hasselbach<br />

(Falkenstein), Stephan Zinsmeister (Neuburg)<br />

Barmherzige Brüder in Bayern ·<br />

Misericordia 10/07 15<br />

Die Gremsdorfer Absolventen mit Schulleiter Andreas Keidel (liegend)<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

zum bestandenen Examen!<br />

Ende Juli haben an den Fachschulen für Heilerziehungspflege<br />

der Barmherzigen Brüder in Bayern 76 Studierende die<br />

dreijährige Ausbildung zum/zur Heilerziehungspfleger/in mit<br />

Erfolg abgeschlossen: in Gremsdorf 22 (7 externe), in Reichenbach<br />

26 (4 externe), in Straubing 28 (8 externe). Die Zahl<br />

der Männer und der Frauen war in diesem Jahr exakt gleich<br />

(jeweils 38). In Gremsdorf werden 4, in Reichenbach 12 und<br />

in Straubing 5 Absolventen weiter beschäftigt. – 1 Frau und<br />

3 Männer aus Algasing haben ebenfalls die dreijährige Ausbildung<br />

mit Erfolg beendet und werden von der Einrichtung<br />

übernommen.<br />

Die einjährige Ausbildung – Heilerziehungspflegehilfe – wurde<br />

an den Schulen in diesem Jahr nicht angeboten. Aus Gremsdorf<br />

hat 1 Schüler an einer benachbarten Schule die einjährige<br />

Ausbildung geschafft, aus Algasing ebenfalls 2.<br />

Bereits im Frühjahr konnten sich 20 Schülerinnen und 2<br />

Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege am Klinikum<br />

St. Elisabeth in Straubing nach drei Jahren über einen<br />

erfolgreichen Abschluss als Gesundheits- und Krankenpfleger/innen<br />

freuen, 6 von ihnen arbeiten weiter im Haus. In den<br />

Berufsfachschulen in München und Regensburg war es dann<br />

Anfang September so weit: In München fanden erstmals die<br />

Prüfungen der „Berufsfachschule für Krankenpflege Dritter<br />

Orden und Barmherzige Brüder“ nur noch am Klinikum Dritter<br />

Orden statt. Dort haben 27 Schülerinnen und 6 Schüler<br />

die Prüfungen bestanden, nur 1 von ihnen wird künftig im<br />

Krankenhaus Barmherzige Brüder beschäftigt sein. Auch in<br />

Zukunft werden die Studierenden für Praxiseinsätze ins Krankenhaus<br />

Barmherzige Brüder kommen. In Regensburg freuten<br />

sich 28 Schülerinnen und 2 Schüler über ihren Krankenpflege-Abschluss,<br />

23 von ihnen werden im Haus bleiben. In der<br />

Kinderkrankenpflege wird es erst im nächsten Jahr wieder<br />

einen Abschluss geben.<br />

js


16 Misericordia 10/07 · Barmherzige Brüder in Bayern / Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

Kennen sich<br />

seit über vier<br />

Jahrzehnten:<br />

Schwester Rita<br />

Walter, neue<br />

Provinzoberin<br />

der Bamberger<br />

Provinz der DillingerFranziskanerinnen,<br />

und<br />

Frater Emerich<br />

Steigerwald,<br />

Provinzial der<br />

Barmherzigen<br />

Brüder.<br />

Schwester Ritas Abschied<br />

Kostenz. Schon Anfang April war die<br />

Entscheidung gefallen (wir berichteten),<br />

nun rückte für Schwester Rita Walter der<br />

Tag des sicher nicht leichten Abschieds<br />

von Kostenz näher. Nach 38 Jahren im<br />

Bayerischen Wald, zuletzt als Leiterin<br />

des St. Johannes-Kinderheims trat sie<br />

am 1. September ihre neue Aufgabe als<br />

Provinzoberin der Bamberger Provinz<br />

der Dillinger Franziskanerinnen an. Am<br />

22. August wurde mit zahlreichen Gästen<br />

aus Kirche, Politik und Gesellschaft<br />

in Kostenz Abschied gefeiert.<br />

Nach einem Gottesdienst mit Dompropst<br />

Wilhelm Gegenfurtner würdigten mehrere<br />

Redner die Verdienste von Schwester<br />

Rita. Frater Emerich Steigerwald,<br />

Provinzial der Barmherzigen Brüder,<br />

kennt die Dillinger Franziskanerin bereits<br />

seit über 40 Jahren. „Ich war ein<br />

junger Sozialarbeiter im St. Vinzenz-<br />

Kinderheim in Wallersdorf“, erinnerte<br />

er sich beim Stehempfang, als dort im<br />

Sommer 1966 „eine neue Schwester für<br />

die Kleinkinder“ anfing: Schwester Rita.<br />

1968 trat Frater Emerich in den Orden<br />

der Barmherzigen Brüder ein, 1969 wur-<br />

de das Kinderheim von Wallersdorf nach<br />

Kostenz verlegt – eine Entscheidung,<br />

an der auch Schwester Rita mitgewirkt<br />

habe. „Es waren arbeitsintensive, erfolgreiche,<br />

gute und gesegnete Jahre“,<br />

resümierte der Provinzial die letzten<br />

Jahrzehnte. Und direkt an Schwester Rita<br />

gewandt sagte er: „Sie übergeben ein<br />

Heim, das anerkannt gute Dienste leistet<br />

und unter den Heimen gut positioniert<br />

ist“ und schloss mit einem herzlichen<br />

„Vergelt’s Gott von uns Brüdern“.<br />

Die Leitung des Kinderheims hat Martin<br />

Werner, der seit vielen Jahren der Kostenzer<br />

Dienstgemeinschaft angehört,<br />

übernommen. Ein Konvent der Dillinger<br />

Franziskanerinnen bleibt dem Haus<br />

erhalten: Die bisherige Provinzoberin<br />

Schwester Bonita Mall wird als Oberin<br />

in den Bayerischen Wald kommen,<br />

außerdem werden dem Konvent die<br />

Schwestern Cornele Hörmann und Carmen<br />

Gergele angehören sowie Schwester<br />

Waltrudis Sagmeister, die schon bisher<br />

in Kostenz war.<br />

js<br />

Leitlinien für<br />

Versorgung<br />

älterer Heimbewohner<br />

(KNA) Die Teilnehmer des „Runden<br />

Tisches - Zukunft der Behindertenhilfe<br />

in Bayern“ haben nach zweijährigen<br />

Beratungen Leitlinien für eine bedarfsgerechte<br />

Versorgung von behinderten<br />

Menschen im Alter verabschiedet. Sozialministerin<br />

Christa Stewens (CSU) appellierte<br />

am 23. August in München an<br />

die beteiligten Verbände und Behörden,<br />

die Vereinbarungen zügig umzusetzen.<br />

Jede Region benötige ein Rahmenkonzept,<br />

das auf ihre Versorgungsstruktur<br />

zugeschnitten sei und die Bedarfsentwicklung<br />

berücksichtige.<br />

Der Statistik nach stieg bundesweit die<br />

Zahl der in Behinderteneinrichtungen<br />

lebenden, über 50-jährigen Menschen<br />

von 25.700 im Jahr 1990 auf fast 87.000<br />

im Jahr 2004. Dies sei durch eine qualifizierte<br />

Förderung und die verbesserten<br />

medizinischen Möglichkeiten erreicht<br />

worden, betonte Stewens. Eine bedarfsgerechte<br />

Versorgung dürfe daher nicht<br />

an Zuständigkeiten und Ausgaben scheitern.<br />

– An dem Runden Tisch hatten sich<br />

Vertreter von Pflegekassen, Sozialhilfe-<br />

und Einrichtungsträgern, Behindertenverbänden<br />

sowie die Behindertenbeauftragte<br />

der Staatsregierung beteiligt.<br />

Köhler würdigt<br />

Werkstätten<br />

(KNA) Bundespräsident Horst Köhler<br />

hat die Arbeit der Werkstätten für behinderte<br />

Menschen (WfbM) gewürdigt.<br />

Neben der Teilhabe am Arbeitsleben gäben<br />

sie Benachteiligten einen sinnvollen<br />

und produktiven Tagesinhalt, schrieb<br />

er an die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Werkstätten für behinderte Menschen<br />

(BAG:WfbM). Für den „Werkstätten:<br />

Tag 2008“ vom 24. bis 26. September<br />

2008 in Bremen hat Köhler die Schirmherrschaft<br />

übernommen.


Umbau<br />

in St. Hedwig<br />

Regensburg. Die ostbayerische Bevölkerung<br />

setzt sich schon seit Jahren<br />

engagiert für die Errichtung der Kinderuniklinik<br />

Ostbayern (KUNO) ein.<br />

Die Klinik St. Hedwig, wesentliches<br />

Standbein der neuen Kinderuniklinik,<br />

wird in den nächsten Wochen<br />

die erste KUNO-Baumaßnahme<br />

fertig stellen. Diese ist ausschließlich<br />

von Spendengeldern finanziert.<br />

Die neuen Räumlichkeiten werden<br />

die Perinatal-Ambulanz sowie einen<br />

Kernspin-Tomographen beherbergen,<br />

der vor allem für die Untersuchung<br />

von Kindern gedacht ist.<br />

Der 1,5 Millionen Euro teure Umbau<br />

soll im November in Betrieb genommen<br />

werden. Krankenhaus-Gesamtleiter<br />

Dr. Hans-Peter Siedhoff freut<br />

sich: „In Zukunft müssen keine kranken<br />

Kinder mehr zu einem externen<br />

Kernspin-Tomographen gefahren<br />

werden. Die Ärzte können die Kinder<br />

gleich vor Ort untersuchen, und<br />

den kleinen Patienten bleibt dadurch<br />

der Transport erspart.“ Der neue<br />

Kern spin-Tomograph, eine großzügige<br />

Spende einer bayerischen Firma,<br />

erforderte umfangreiche bauliche<br />

Maßnahmen.<br />

Die neue Perinatalambulanz ist eine<br />

sinnvolle Ergänzung des bereits<br />

bestehenden Perinatalzentrums an<br />

der Klinik St. Hedwig. In der neuen<br />

Ambulanz werden die Schwangeren<br />

in einer persönlichen Atmosphäre<br />

betreut. Sie befindet sich auf<br />

einer Ebene mit dem Kreißsaal, dem<br />

Kreißsaal-OP und der Hebammen-<br />

Ambulanz. Durch die räumliche<br />

Konzentration können die Schwangeren<br />

nun direkt Tür an Tür versorgt<br />

werden und so lange Wege vermieden<br />

werden. Damit wird die Betreuung<br />

von Schwangeren und Kindern<br />

weiter optimiert.<br />

Svenja Uihlein<br />

Barmherzige Brüder in Bayern und weltweit ·<br />

Misericordia 10/07 17<br />

Neue Struktur des Ordens in Afrika<br />

Vom 13. bis 21. August fand in Lomé in<br />

Togo eine Afrikakonferenz der Barmherzigen<br />

Brüder statt, an der 45 Brüder<br />

teilgenommen haben. Nach einem Tag<br />

des Gebets, einer Versöhnungsfeier und<br />

einer Heiligen Messe legten im Rahmen<br />

eines feierlichen Aktes der Provinzial<br />

der Provinz zur Mutter der Barmherzigkeit,<br />

Frater Patrick Nshamdze, der<br />

Delegat der Generaldelegatur zum heiligen<br />

Richard Pampuri, Frater Leopold<br />

Gnami, und der Delegat der Generaldelegatur<br />

zum heiligen Benedikt Menni,<br />

Frater Jesus Labarta, ihre Ämter in die<br />

Hände von Pater General nieder.<br />

Anschließend zog sich das vollständig<br />

anwesende Generaldefinitorium zu einer<br />

Sitzung zurück, bei der die Auflösung der<br />

in Afrika bestehenden Provinz und der<br />

zwei Generaldelegaturen beschlossen<br />

wurde und anschließend die Errichtung<br />

einer neuen Struktur. Die neue Struktur<br />

besteht aus einer einzigen Provinz für<br />

ganz Afrika mit vier Provinzdelegaturen.<br />

Die Provinz wurde unter den Schutz des<br />

heiligen Augustinus gestellt und hat ihr<br />

Provinzialat in Lomé in Togo.<br />

Das Generaldefinitorium hat bei der<br />

Gelegenheit unter anderem folgende<br />

Ernennungen approbiert:<br />

Generalrat Frater Robert Chakana<br />

Provinzial<br />

Frater Jesus Labarta,<br />

1. Provinzrat mit den Zuständigkeitsbereichen<br />

Ausbildung und Erneuerung<br />

Ferien in Ligurien<br />

Frater Patrick Nshamdze<br />

2. Provinzrat und Provinzdelegat für<br />

Kamerun und Kenia<br />

Frater Boniface Sambieni<br />

3. Provinzrat und Provinzdelegat für<br />

Togo und Benin<br />

Frater Johannes Torwoe<br />

4. Provinzrat und Provinzdelegat für<br />

Ghana<br />

Frater André Sene<br />

Provinzdelegat für Senegal<br />

Frater Brice Luc Ouendo<br />

Provinzsekretär<br />

Frater Leon Mbengue<br />

Novizenmeister<br />

Mehrere Häuser der Provinz – in Mozambique,<br />

Sierra Leone, Sambia und<br />

Liberia – werden auch künftig eine spezielle<br />

„partnerschaftliche Beziehung“<br />

zu europäischen Provinzen haben. Für<br />

diese Beziehungen ist der Abschluss<br />

von Fünfjahresverträgen geplant, die erneuert<br />

werden können. Die betreffenden<br />

Häuser bleiben jedoch unter der Jurisdiktion<br />

des afrikanischen Provinzials.<br />

Die Generalleitung hofft, dass der Zusammenhalt,<br />

die Kooperation und der<br />

Austausch unter den Brüdern und <strong>Einrichtungen</strong><br />

in Afrika wächst und so die<br />

neue Struktur zu einer solideren und gezielteren<br />

Präsenz des Ordens in Afrika<br />

beiträgt.<br />

Aus Varazze, in Norditalien an der ligurischen Küste zwischen Genua und Savona<br />

gelegen, erreichte die Redaktion ein Brief aus dem dortigen Ferienhaus der Barmherzigen<br />

Brüder (Lombardische Provinz). Die ganzjährig geöffnete Ferienresidenz<br />

liegt auf einem wunderschönen Aussichtspunkt, der gepflegte Park zieht sich bis<br />

hinunter ans Meer. Die teils behindertengerecht ausgestatteten Einzel- und Doppelzimmer<br />

können mit Voll- oder Halbpension oder auch nur mit Frühstück gebucht<br />

werden. Von Varazze aus sind verschiedene Ausflüge möglich, zum Beispiel nach<br />

Genua, nach Sanremo oder Monte-Carlo. Brüder und Mitarbeiter aus der Bayerischen<br />

Provinz der Barmherzigen Brüder seien herzlich willkommen und könnten<br />

einen Spezialtarif in Anspruch nehmen. – Fotos und weitere Infos über die Casa<br />

Soggiorno „Beata Vergine della Guardia“ (in italienischer, teilweise auch englischer<br />

Sprache) im Internet unter www.fatebenefratelli.it/bvg .


18 Misericordia 10/07 · Barmherzige Brüder weltweit<br />

Die Teilnehmer der Interprovinziellen Scholastiker-Werkwoche kamen aus Polen, Deutschland und der Österreichischen Ordensprovinz.<br />

Scholastiker-Werkwoche<br />

zur Bioethik in Wien<br />

Konvent und Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien waren Ende August<br />

Gastgeber für die Interprovinzielle Scholastiker-Werkwoche mit etwa 30<br />

Teilnehmern aus Polen, Deutschland und der Österreichischen Ordensprovinz.<br />

Vom 27. bis 29. August standen medizinethische Grundsatzthemen auf dem<br />

Programm – Referenten waren der Primar (Chefarzt) der medizinischen Abteilung<br />

Univ. Prof. Johannes Gobertus Meran M.A. und der Gesamtleiter des<br />

Wiener Krankenhauses Mag. Dr. Reinhard Pichler. Die beiden (auf dem Foto<br />

rechts abgebildet) fassen im folgenden Beitrag einige Aspekte des Themas<br />

zusammen.<br />

Medizin- und pflegeethische Entscheidungen<br />

berühren immer mehr grundlegende<br />

Fragen der persönlichen Werthaltung,<br />

des Menschenbildes, der ethischen<br />

Grundausrichtung, der medizinischen<br />

Fachdisziplin und des Rechts.<br />

Ethische Fragen<br />

am Lebensanfang<br />

Embryonaler Schutz<br />

ab der Befruchtung<br />

Dem Embryo gebührt von Anfang an<br />

Schutzwürdigkeit. Dies wird aber nicht<br />

von allen anerkannt. Immer wieder wird<br />

mit Akribie hinterfragt, ab welchem<br />

Zeitpunkt das Leben schutzwürdig ist,<br />

wann also der Anfang des Lebens ist.<br />

Für Katholiken ist es klar mit dem Beginn<br />

der Befruchtung (=Verschmelzung<br />

von Ei und Samenzelle). Andere argumentieren,<br />

dass Befruchtung ein Prozess<br />

ist, der sich über 24 Stunden erstreckt<br />

– das heißt mit Abschluss des Befruchtungsprozesses<br />

sei Schutzwürdigkeit<br />

gegeben.<br />

Ein weiterer Vorschlag setzt die Schutz-<br />

würdigkeit nach 14 Tagen an, wenn die<br />

Einnistung in die Gebärmutter stattfindet,<br />

denn ab da sind die notwendigen<br />

äußeren Voraussetzungen für die Weiterentwicklung<br />

des Embryos vorhanden.<br />

Wieder andere wollen den Beginn der<br />

Empfindungsfähigkeit oder die selbständige<br />

extrauterine (außerhalb des Mutterleibs)<br />

Lebensfähigkeit, die heutzutage<br />

immer früher möglich ist, als Beginn<br />

des menschlichen Lebens festsetzen.<br />

Schließlich gestehen manche erst mit<br />

der Entwicklung der Gehirnanlage, der<br />

Geburt oder gar erst einige Jahre danach,


wenn die Fähigkeit, denken zu können,<br />

ausgeprägt ist, volles Lebensrecht zu.<br />

– Der Zeitpunkt der Befruchtung ist von<br />

allen denkbaren Punkten der am wenigsten<br />

willkürliche und daher am besten<br />

argumentierbar.<br />

Pränataldiagnostik<br />

Das Hauptproblem der Pränataldiagnostik<br />

ist, dass diagnostisch sehr viel<br />

angeboten wird, mitunter auch verpflichtend,<br />

der Gynäkologe bei negativer<br />

Prognose aber meist nur zur Abtreibung<br />

raten kann, denn es gibt kaum pränatale<br />

Therapiemöglichkeiten. Sich als Eltern<br />

dann bewusst zu entscheiden, das Kind<br />

auszutragen ist psychisch enorm belastend<br />

und oft ein einsamer Weg. Faktum<br />

ist, dass die Pränataldiagnostik Aussagen<br />

mit Wahrscheinlichkeiten trifft<br />

oder sich die negativen Prognosen im<br />

Lauf der Schwangerschaft noch ändern<br />

können.<br />

Fortpflanzungsmedizin<br />

- Präimplantationsdiagnostik<br />

Dem Streit um eine verbrauchende<br />

Forschung mit Embryonen, die Erzeugung<br />

überzähliger Embryonen durch die<br />

künstliche Befruchtung (IVF), insbesondere<br />

bei der „Präimplantationsdiagnostik“<br />

(PID), kommt deshalb besondere<br />

Bedeutung zu, weil hier beginnendes<br />

Leben gefährdet und teils auch vernichtet<br />

wird.<br />

Ethische Fragen<br />

am Lebensende<br />

Die Ziele des Arztes „Nil nocere - nicht<br />

schaden“ und „heilen“ waren früher deckungsgleich,<br />

das ist heute nicht mehr<br />

so. Durch die apparative Lebensverlängerung<br />

gerät der hilflose Patient ohne<br />

eine beachtliche Patientenverfügung oft<br />

eher in eine Chronifizierung des Leidens<br />

als in eine nennenswerte Verlängerung<br />

der Gesundheit. Die Schere zwischen<br />

kurativen (heilenden) Möglichkeiten<br />

und palliativer (lindernder) Versorgung<br />

wird von Arzt zu Arzt sehr unterschiedlich<br />

interpretiert.<br />

Durch den Paradigmenwechsel in der<br />

Arzt-Patienten-Beziehung ist der Arzt<br />

viel stärker auf die Willensbestimmung<br />

des Patienten angewiesen. Der Arzt wird<br />

zum Begleiter auch auf der letzten Wegstrecke<br />

des Lebens. Der Arzt ist nicht<br />

mehr nur der Heilkunde verpflichtet,<br />

sondern aufgefordert, auch ein partnerschaftliches<br />

Verhältnis zum Patienten<br />

herzustellen.<br />

Das Sterben ist ein Teil des Lebens, welches<br />

mit dem Tod sein Abschluss findet.<br />

Das Sterben ist nicht einfach das Ende,<br />

es ist die Vollendung des Lebens. Wie<br />

ein Mensch stirbt und wie er diese letzte<br />

Aufgabe erfüllt, das gehört selbst zum<br />

Gelingen seines Lebensbogens.<br />

Barmherzige Brüder weltweit ·<br />

Misericordia 10/07 19<br />

Der Begriff „Sterbehilfe, Euthanasie“<br />

wird unterschiedlich verwendet. Einmal<br />

bedeutet er eine gute Begleitung<br />

des Sterbenden, einmal meint er die<br />

(verbotene) gezielte Herbeiführung<br />

des Todes durch die Hand eines Arztes.<br />

Kardinal Franz König hat den schönen<br />

Satz geprägt: „Die Hoffnung unheilbar<br />

Kranker ist nicht, durch die Hand<br />

des Arztes getötet zu werden, sondern<br />

an der Hand eines Menschen zu sterben.“<br />

– Wenn im kurativen (heilenden)<br />

Bereich keine Erfolgsaussichten mehr<br />

gegeben sind, ist ein Wechsel von der<br />

kurativen zur palliativen Medizin angezeigt:<br />

das ist eine Änderung der Behandlungsziele,<br />

kein Verzicht auf weitere Behandlungsmaßnahmen.<br />

Jede Therapie<br />

darf abgebrochen werden, wenn sie ihr<br />

Behandlungsziel nicht mehr erreichen<br />

kann. Die Endlichkeit des Lebens ist zu<br />

respektieren. Es ist ein Grundrecht Sterbender,<br />

am eigenen Sterben nicht durch<br />

medizinische Maßnahmen gehindert zu<br />

werden. Doch gilt es dann ein würdiges<br />

Sterben, zum Beispiel durch effiziente<br />

Schmerztherapie, zu ermöglichen.<br />

Stein Husebø, norwegischer Palliativmediziner,<br />

sagt: „Bei der ausdrücklichen Bitte<br />

um aktive Euthanasie eines Patienten<br />

an mich frage ich mich immer, in welcher<br />

Form ich wichtige Hilfe versäumt habe.<br />

Es hat sich gezeigt, dass bessere Hilfe<br />

möglich gewesen wäre.“<br />

Auf dem Programm der<br />

Scholastiker stand auch<br />

ein Besuch des ZisterzienserstiftesHeiligenkreuz,<br />

in das wenige<br />

Tage später – am 9.<br />

September – auch Papst<br />

Benedikt XVI. während<br />

seiner Österreich-Reise<br />

kam.


20 Misericordia 10/07 · Kirche und Gesellschaft<br />

Die Rosenkranzbruderschaft in Reichenbach<br />

Maria als „Pforte<br />

des Himmels“<br />

Ob als Plastik in Holz oder Stein, ob<br />

auf Fresken oder Gemälden, Maria, die<br />

Mutter Gottes, sie ist in der ehrwürdigen<br />

Klosterkirche zu Reichenbach allgegenwärtig.<br />

Marienverehrung hat hier eine<br />

jahrhundertelange Tradition, ebenso die<br />

Rosenkranzbruderschaft. Schon vor der<br />

Reformationszeit, also schon vor 1556,<br />

war in Reichenbach die sogenannte<br />

„Erzbruderschaft unserer Lieben Frau<br />

des allerheiligsten Rosenkranzes“ existent.<br />

In der Folgezeit bis zur Gegenreformation<br />

und Rekatholisierung ab<br />

1621 wechselten sich evangelische und<br />

calvinistische Prediger in der Seelsorge<br />

ab, kein Platz also für eine katholische<br />

Bruderschaft.<br />

Schon im Jahr 1653 aber wurde die Rosenkranzbruderschaft<br />

in Reichenbach<br />

wiederbelebt und man kann annehmen,<br />

dass sie seitdem ununterbrochen besteht.<br />

Im Pfarrarchiv Walderbach vorliegende<br />

Bruderschaftsabrechnungen lassen diese<br />

Vermutung zu. Sie ist eine von 110 Bruderschaften<br />

in der Diözese Regensburg<br />

und zählt derzeit ca. 80 Mitglieder, die<br />

alljährlich am zweiten Sonntag im Oktober<br />

ihr Bruderschaftsfest mit einem<br />

Festgottesdienst und einer Prozession<br />

begehen und dabei ihr Gelöbnis erneuern.<br />

Über die geschichtlichen Abläufe und<br />

das Schicksal der Reichenbacher Bruderschaft<br />

gibt eine alte Urkunde Auskunft,<br />

die allerdings unvollständig und<br />

stark beschädigt ebenfalls im Pfarrarchiv<br />

zu finden ist. Abschriften befinden sich<br />

in einer Chronik von Walderbach sowie<br />

in der Chronik der Barmherzigen Brüder<br />

Reichenbach. Zwar ist das Schriftstück<br />

nicht datiert, doch stammt es nachweislich<br />

aus der Zeit nach 1653. – Ein Ausschnitt<br />

aus der alten Urkunde: „Bei dem<br />

Stift und Kloster Reichenbach, welches<br />

im Jahr 1118 von dem hochgeborenen<br />

Fürsten Diepold, Markgrafen zu Vohburg,<br />

zur damaligen Zeit Verweser des<br />

Landes, zu Ehren der himmlischen Kaiserin<br />

Maria gewidmet und dem Orden<br />

des heil. Benedikt begründet, ist auch<br />

die Erzbruderschaft unserer Lieben<br />

Frau des allerheiligsten Rosenkranzes<br />

mit Eifer und Andacht aufgerichtet worden.<br />

Als aber die abtrünnigen Lutheraner<br />

und hernach des verrückten Calvini<br />

teuflische Sekten in dessen Landen<br />

und Oberen Kurpfalz einfielen, ist bei<br />

obigem Kloster Reichenbach durch die<br />

ungerechte calvinistische Infektion diese<br />

heilige und heilwirdige Andacht ernannter<br />

Erzbruderschaft des allerheiligsten<br />

Rosenkranzes total ausgetilgt und verunreinigt<br />

auch durch die Marianischen<br />

Erzfeinde, die vorhandene Statue der<br />

heiligen Bildnisse nach der bilderstürmerischen<br />

Ketzer Gebrauch aus dem<br />

Weg geräumt, teils von Feuerflammen<br />

verzehrt zu werden in den Ofen geworfen<br />

und ansonsten verwüstet“.<br />

Die Reichenbacher Rosenkranzbruderschaft<br />

hat Höhen und Tiefen überstanden.<br />

Im Jahr 2003 konnte sie ihr 350jähriges<br />

Jubiläum feiern. Was der heilige<br />

Dominikus der Legende nach begründet<br />

hat, wurde von den Benediktinern<br />

übernommen, von den Jesuiten bewahrt<br />

und auch der Konvent der Barmherzigen<br />

Brüder wählte bei seiner Gründung im<br />

Jahr 1891 das Patronat der Rosenkranzkönigin.<br />

Auch wenn der Rosenkranz<br />

scheinbar nicht mehr so recht in unsere<br />

Zeit passen will, er hat seine Bedeutung<br />

nicht verloren. Der Rosenkranz ist ein<br />

meditatives Gebet, das den Beter über<br />

Maria Gott näher bringt. Die Inschrift bei<br />

der Marienstatue über dem Hauptportal<br />

der Klosterkirche drückt es deutlich aus:<br />

„Sancta Maria ianua coeli“ – „Heilige<br />

Maria - Pforte zum Himmel“.<br />

Christine Pestenhofer<br />

Fotos (von links): Marienaltar in der Klosterkirche;<br />

Bruderschaftsfahne; Gemälde<br />

(Marienverehrung) im Vorraum zum Chor,<br />

erst kürzlich restauriert, vermutlich von<br />

einem Hochaltar der Jesuiten (17. Jhd.)


„O lass im Hause<br />

dein uns all<br />

geborgen sein“<br />

Gotteslob Nr. 639 – Ein Haus voll<br />

Glorie schauet<br />

In vielen oberbayerischen Dorfkirchen<br />

sind in den Kirchenbänken Namensschilder<br />

angebracht (siehe Foto oben!).<br />

„Unser Kirchenstuhl“ – so sagen die<br />

Menschen in meiner Heimat Mittenwald,<br />

und das mit Stolz. Im Urlaub,<br />

wenn ich untertags zum stillen Gebet<br />

in der Pfarrkirche verweile, beobachte<br />

ich immer wieder, wie Fremde von Bank<br />

zu Bank gehen und die Namensschilder<br />

lesen, oft schmunzelnd oder lächelnd –<br />

verständlich, denn für sie scheinen diese<br />

Namensschilder einen Besitzanspruch<br />

auszudrücken. Doch das Haus Gottes<br />

ist für alle da, alle haben darin einen<br />

Platz.<br />

Die Namensschilder sind mit einem<br />

sogenann ten Stuhlzins verbunden, das<br />

heißt mit einem jährlichen finanziellen<br />

Beitrag helfen die Menschen, das<br />

Gotteshaus zu erhalten. Als diese Namensschilder<br />

in unseren Dorfkirchen<br />

angebracht wurden, gab es dort noch<br />

eine geschlossene Dorfgemeinschaft,<br />

so dass mit den Namensschildern in der<br />

Kirchenbank zum Ausdruck kam: Meine<br />

Pfarrkirche ist mir ein Stück Heimat, da<br />

habe ich einen festen Platz. So haben<br />

unsere Vorfahren in der Tat zum Ausdruck<br />

gebracht, was der Psalmist vor<br />

Jahrtausenden im Psalm 84 gebetet hat,<br />

der überschrieben ist mit „Die Freude<br />

am Heiligtum“.<br />

Pater Johannes von Avila Neuner<br />

Serie „Ich glaube“<br />

Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich<br />

als Kind am Karfreitag das Leiden und<br />

Sterben Jesu Christi nicht recht verstanden<br />

habe. Wie konnte der liebe Gott nur zulassen,<br />

dass seinem Sohn so etwas geschieht?<br />

Wieso musste Jesus diesen furchtbaren<br />

Kreuzestod sterben? Als ich selbst Mutter<br />

war, hörte ich dieselben Fragen bald von<br />

meinen eigenen Kindern. Und ich glaube<br />

nicht, dass ich ihnen damals eine wirklich<br />

zufriedenstellende Antwort geben konnte.<br />

Erst als ich selbst, beim Tod eines mir nahe<br />

stehenden Menschen, zum ersten Mal hautnah<br />

mit Leiden und Sterben konfrontiert<br />

wurde, bekam der Karfreitag für mich eine<br />

Kirche und Gesellschaft ·<br />

Wanderausstellung über den Tod<br />

(KNA) Die Ausstellung „Noch mal leben<br />

vor dem Tod“ mit Fotografien und<br />

Texten über das Lebensende ist vom<br />

18. Oktober bis 16. Dezember in der<br />

ehemaligen Karmeliterkirche in München<br />

zu sehen. Gezeigt werden 49 große<br />

Schwarzweißfotografien von Menschen<br />

jeden Alters und Geschlechts. Sie wurden<br />

kurze Zeit vor und unmittelbar nach<br />

ihrem Tod porträtiert. Der Fotograf Walter<br />

Schels hat den Großteil der Aufnahmen<br />

im Laufe eines Jahres in Hospizen<br />

gemacht. Mitautorin ist die Journalistin<br />

Beate Lakotta vom Nachrichtenmagazin<br />

„Spiegel“. Während der achtwöchigen<br />

Ausstellungszeit wird es täglich Führungen<br />

geben. An den Sonntagen werden<br />

Meditationen angeboten. Außerdem<br />

„... gelitten unter Pontius<br />

Pilatus, gekreuzigt, gestorben<br />

und begraben, ...“<br />

Misericordia 10/07 21<br />

ist geplant, dass sich jeden Donnerstag<br />

Wissenschaftler in Foren mit Sterben<br />

und Tod auseinandersetzen. Jeden<br />

Freitag wollen sich namhafte Künstler<br />

in Worten, Klängen und Bildern „dem<br />

Unaussprechlichen und Undenkbaren<br />

in Leben und Tod nähern“, heißt es in<br />

der Ankündigung des Erzbischöflichen<br />

Ordinariats. So beteiligen sich unter anderen<br />

der Intendant des Volkstheaters<br />

München, Christian Stückl, der Liedermacher<br />

Konstantin Wecker sowie die<br />

Theologen und Benediktiner Anselm<br />

Grün und Odilo Lechner.<br />

Weitere Informationen im Internet unter<br />

www.noch-mal-leben-muenchen.de<br />

Karin Stoiber mit dem Heimbewohner<br />

Jens von Hoff während<br />

eines Besuches bei den Barmherzigen<br />

Brüdern Gremsdorf im<br />

April 2007<br />

ganz reale Bedeutung. Und der Gedanke an die Leidensgeschichte Jesu, an<br />

den Mensch gewordenen Sohn Gottes, hat mir damals Mut und Hoffnung<br />

gegeben. Jesus wusste um seinen baldigen Tod. Er sprach offen darüber und<br />

war trotzdem manchmal angstvoll und verzagt. Doch letztlich hatte er die<br />

Gewissheit, dass dieser Tod nicht das Ende sein würde. Diese Gewissheit<br />

von der Auferstehung Jesu und der unermesslichen Liebe Gottes hat mir<br />

damals Kraft gegeben, das urmenschliche Schicksal von Sterben und Tod zu<br />

ertragen. Das Kreuz ist seither nicht mehr das Symbol für Leiden und Tod<br />

für mich. Es ist das Zeichen für Hoffnung und neues Leben.<br />

Karin Stoiber, Ehefrau des bayerischen Ministerpräsidenten


22 Misericordia 10/07<br />

· Kirche und Gesellschaft<br />

Serie Kunst<br />

Das Granatapfel-Messgewand<br />

Anlässlich des 40-jährigen Priesterjubiläums<br />

von Pater Leodegar Klinger im<br />

Sommer 2005 ließen die Barmherzigen<br />

Brüder in den Textilen Werkstätten von<br />

Regens-Wagner Dillingen ein Messgewand<br />

nach Entwürfen von Schwester<br />

Animata Probst anfertigen. Die heute<br />

76-jährige Dillinger Franziskanerin<br />

hat 1954 ihre Gelübde abgelegt, ihre<br />

Ordensgemeinschaft ermöglichte ihr<br />

eine fundierte Ausbildung: sie ist unter<br />

anderem eine Schülerin von Professor<br />

Franz Nagel (Akademie der Bildenden<br />

Künste München) und heute in weiten<br />

Kreisen für ihre überzeugenden textilen<br />

Gestaltungen bekannt. Für das hier vorgestellte<br />

Messgewand hat Schwester<br />

Animata die Symbolik des Granatapfels<br />

mit Kreuz verwendet, das Wappenzeichen<br />

der Barmherzigen Brüder.<br />

Ihre Interpretation dieses Zeichens, die<br />

das Kreuz in das Rund des Granatapfels<br />

einschließt, besticht durch Schlichtheit<br />

und Klarheit in Formen und Farben.<br />

Ausgehend von der Entwurfszeichnung<br />

von Schwester Animata wurde das<br />

Granatapfel-Motiv mit einem Pulver<br />

auf den Stoff gepaust und mit Spiritus<br />

fixiert. Anschließend wurden die<br />

zu bearbeitenden Abschnitte in einen<br />

Rahmen einge spannt und die einzelnen<br />

Granatäpfel per Hand gestickt.<br />

„Vier bis fünf Stunden pro Granatapfel<br />

wird das schon gedauert haben“,<br />

erklärt Schwester Animata. Neben den<br />

Granatäpfeln zieren das Messgewand<br />

noch handgewebte Borten aus roten und<br />

goldenen Fäden.<br />

Bereits seit über 150 Jahren fertigen die<br />

Dillinger Franziskanerinnen Paramente,<br />

das sind Textilien, die im Kirchenraum<br />

und in der Liturgie verwendet werden.<br />

Damals nahm sich die Generaloberin,<br />

Schwester Theresia Haselmayr der Erziehung<br />

und schulischen Bildung gehörloser<br />

Mädchen an. In ihrem Anliegen<br />

wurde sie unterstützt von Johann Evangelist<br />

Wagner, dem Regens des Dillinger<br />

Priesterseminars. Bald kümmerten sich<br />

die Dillinger Franziskanerinnen auch<br />

um Menschen mit geistiger Behinderung.<br />

Heute beraten und begleiten mehr<br />

als 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Regens-Wagner-Stiftungen etwa<br />

7500 Menschen mit Behinderung. Die<br />

Provinz der Dillinger Franziskanerinnen<br />

in den Regens-Wagner-Stiftungen<br />

ist eine von sieben Provinzen – weltweit<br />

gibt es etwa 1000 Dillinger Franziskanerinnen.<br />

js


Raten und Gewinnen<br />

Das Oktober-Rätsel lautet:<br />

Für welchen englischen Begriff steht das Kürzel DRG, das seit einigen Jahren<br />

in der Welt der Krankenhäuser in aller Munde ist?<br />

Die Lösung finden Sie, wenn Sie diese Misericordia-Ausgabe aufmerksam lesen<br />

- viel Freude dabei!<br />

Bitte schicken Sie eine Postkarte mit der Lösung und Ihrer Adresse an<br />

Barmherzige Brüder<br />

Bayerische Ordensprovinz<br />

Postfach 20 03 62<br />

80003 München<br />

Einsendeschluss<br />

ist der 15. Oktober 2007.<br />

Zu gewinnen gibt es diese edle Flasche<br />

Wein in einer exklusiven Holzkiste (siehe<br />

Foto) – zur Verfügung gestellt von der<br />

Benedikt Menni-Werkstatt der Barmherzigen<br />

Brüder in Gremsdorf.<br />

Zweite Chance: Bei der Jahresziehung<br />

2007 wird ein Kicker aus der Benedikt<br />

Menni-Werkstatt der Barmherzigen Brüder<br />

Gremsdorf verlost (Selbstabholung<br />

– Wert ca. 800 Euro).<br />

Die Lösung aus<br />

dem letzten Heft:<br />

Das Zitat<br />

stammte von<br />

Eduard Mörike.<br />

Gewonnen hat<br />

Gabi Deml,<br />

Walderbach<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Die Gewinnerin hat<br />

Bernd Peter gezogen -<br />

er ist Verwaltungsdirektor<br />

im Provinzialat der<br />

Barmherzigen Brüder.<br />

Raten und Gewinnen ·<br />

Impressum<br />

Misericordia 10/07 23<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brüder®<br />

Bayerische Ordensprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Postfach 200362, 80003 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-120<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Redaktion der Hauszeitschriften: Die Misericordia<br />

erscheint zum Teil mit den Hauszeitschriften<br />

unserer <strong>Einrichtungen</strong>, die für<br />

deren Inhalt selbst verantwortlich sind.<br />

Grund-Layout: Astrid Riege - grafica<br />

Fotos:<br />

altrofoto.de (22), Bilderbox.com (Titel, 7<br />

unten, 24 oben), Eisvogel (5), Grundner<br />

(9), Harrer (2), Kellner (16), Klinikum<br />

Straubing (10), KNA-Bild (6), Lederer<br />

(18, 24 unten), Matejka (12-13), Nawatzky<br />

(19), Neuner (21 oben), Pestenhofer (20),<br />

Salomon (15 oben), Singhartinger (11 unten,<br />

23 unten), Uihlein (11 oben), J. Welz<br />

(21 unten).<br />

Verlag: Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Postgiro: Nürnberg 73477-854<br />

Bankleitzahl 760 100 85<br />

Druck: Marquardt<br />

Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg<br />

Erscheint zehn Mal jährlich.<br />

Jahresabonnement: 14,00 Euro


24 Misericordia 10/07 · Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

Die Österreichische<br />

Ordensprovinz<br />

Neben der Gründung einer Niederlassung<br />

in Feldsberg (1605) im heutigen<br />

Tschechien war die Entsendung von<br />

Frater Gabriel Ferrara, einem in Italien<br />

hoch angesehenen Chirurgen, nach Wien<br />

ein wichtiger Schritt zur Etablierung der<br />

Barmherzigen Brüder in Mitteleuropa.<br />

1614 eröffnete er in Wien ein kleines<br />

Hospital mit 20 Betten, das Ausgangspunkt<br />

für zahlreiche Gründungen war,<br />

unter anderem auch 1622 in Neuburg an<br />

der Donau – das erste Brüder-Hospital<br />

auf bayerischem Boden.<br />

1659 wurde die Provinz zum heiligen<br />

Erzengel Michael mit Sitz in Wien<br />

gegründet. Ihr gehörten sechs Hospitäler<br />

(Wien, Feldsberg, Prag, Graz, Neuburg<br />

und Triest) und 153 Brüder an. In der<br />

Folgezeit wuchs die Provinz stark – allein<br />

zwischen 1680 und 1700 legten 165<br />

Brüder die Profess ab. Die Niederlassungen<br />

erstreckten sich von Schlesien<br />

im Norden bis zur Adria im Süden, vom<br />

Rhein im Westen bis ins heutige Rumänien<br />

im Osten.<br />

1781 löste Kaiser Joseph II. die deutschen<br />

Niederlassungen außerhalb der<br />

habsburgischen Erblande aus dem<br />

Provinzverband. Eine Säkularisation<br />

etwa nach bayerischem Muster blieb den<br />

Häusern der Provinz dadurch erspart.<br />

Teilweise kam es für den Orden sogar<br />

zu einem Aufschwung – 1845 zählte<br />

die Provinz fast 500 Brüder und 1856<br />

wurde eine eigene Ungarische Provinz<br />

gegründet. 1879 spaltete sich die Grazer<br />

Reformprovinz von der Österreichisch-<br />

Böhmischen Provinz ab – die Wiedervereinigung<br />

erfolgte erst 1951.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg und der<br />

Gründung der Tschechoslowakei wurden<br />

die dortigen Niederlassungen aus<br />

der Wiener Provinz herausgenommen.<br />

Die Tschechoslowakische Provinz<br />

wurde 1939 wiederum in die Böhmisch-<br />

Mährische Provinz und die Slowakische<br />

Vizeprovinz geteilt. Die Nazis waren<br />

ja in die Tschechoslowakei einmarschiert,<br />

gleichzeitig wurde ein eigener<br />

slowakischer Staat errichtet.<br />

In Österreich führen die Barmherzigen<br />

Brüder heute sieben allgemeine<br />

Krankenhäuser, eine Einrichtung für<br />

Menschen mit Behinderung, ein Altenheim<br />

und ein Kurhaus. Seit 1993<br />

ist der Österreichischen Ordensprovinz<br />

die Ungarische Provinzdelegatur, seit<br />

1997 die Slowakische Provinzdelegatur<br />

an geschlossen. Die Österreichische<br />

Provinz (einschließlich Delegaturen)<br />

zählt 44 Brüder, dank zahlreicher junger<br />

Brüder, zum Teil auch aus Vietnam, beträgt<br />

der Altersdurchschnitt nur 50 Jahre<br />

(Orden weltweit: 56). js<br />

Serie Ordensprovinzen<br />

Frater Gabriel Ferrara<br />

Bild oben:<br />

Die Wiener Hofburg<br />

Die im Mai neu gewählte Provinzleitung<br />

der Österreichischen Ordensprovinz (von<br />

links): Frater Pius Volk (St. Veit/Glan),<br />

Pater Imre Kozma (Budapest), Provinzial<br />

Frater Ulrich Fischer, Frater Paulus<br />

Kohler, Frater Matthias Meczywor (Graz).

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