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Natur und Umwelt in Vorarlberg - Vorarlberger Naturschutzrat

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<strong>Natur</strong><strong>und</strong><strong>Umwelt</strong><strong>in</strong><strong>Vorarlberg</strong>Analysen Ziele Visionen 2009VORARLBERGERNATURSCHUTZRAT


Vorwort3Die aktuelle <strong>Umwelt</strong>situation ist geprägtvon Widersprüchlichkeiten. ZurBegrenzung des Klimawandels mussder Verbrauch von fossilen Brennstoffen reduziertwerden. Saubere Energieformen wieSonnenenergie, W<strong>in</strong>denergie, Energie ausWasserkraft <strong>und</strong> Biomasse haben allerd<strong>in</strong>gsneben den unbestrittenen Vorteilen auchNachteile. Große Sonnenkollektoren störendas Landschaftsbild. W<strong>in</strong>dparks bee<strong>in</strong>flussenden Vogelzug. Der Ausbau der Wasserkraftbeansprucht noch die letzten natürlichenFließstrecken. Rationelle Biomassenutzungaus dem Wald verlangt e<strong>in</strong>e wenig erträglicheFe<strong>in</strong>erschließung mit Forststraßen. DieAtomkraft feiert fröhliche Urständ, obwohlniemand wirklich weiß woh<strong>in</strong> mit dem Müll,der zehntausende Jahre weiter strahlt. Zuallem Überfluss verunsichern widersprüchlicheMeldungen zum Klimawandel. Dass sichder e<strong>in</strong>e oder andere Fehler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er derartkomplexen Anstrengung wie jener des Klimaratese<strong>in</strong>schleicht, w<strong>und</strong>ert den Fachmannallerd<strong>in</strong>gs nicht. Für Außenstehendeist dies aber e<strong>in</strong> Vertrauensverlust.Faktum ist, dass die notwendige Suchenach Alternativen wie e<strong>in</strong>e Law<strong>in</strong>e here<strong>in</strong>bricht<strong>und</strong> viele <strong>Natur</strong>schutzerfolge der letztenJahrzehnte <strong>in</strong> Frage stellt. Man denkehier an den Lech. Bereits zu Beg<strong>in</strong>n der 70-er Jahre gab es erste Anstrengungen, denLech als den letzten fast natürlichen Hochgebirgsflussder Ostalpen als e<strong>in</strong>e Art »Er<strong>in</strong>nerungsfluss«,der von der Quelle bis zurMündung (zum<strong>in</strong>dest bis zur Staatsgrenze)unverändert fließt, zu erhalten. Natürlich istder Lech nicht mehr ganz der Alte, aber immerh<strong>in</strong>noch weitgehend natürlich. Es istdiese Vollständigkeit, <strong>in</strong> der WissenschaftIntegrität genannt, die ihn zu e<strong>in</strong>em sowertvollen Stück Alpen macht. Dies ist derSchutzgr<strong>und</strong>, der auch die Beanspruchunge<strong>in</strong>iger Quellbäche verbietet. Die Betreiberwissen das, <strong>und</strong> trotzdem machen sie weiter.Auf ihrer Seite ist das Argument dersauberen Energie <strong>und</strong> des umweltfre<strong>und</strong>lichenVerkehrsmittels. <strong>Natur</strong> <strong>in</strong> der Ökofalle– e<strong>in</strong> Dilemma, das unlösbar sche<strong>in</strong>t. DasProblem ist aber, dass serienweise alte Plänewieder aus den Schubladen geholt werden,weil man nun gute Argumente für den Ausbauder Wasserkraft hat <strong>und</strong> die <strong>Umwelt</strong>bewegung<strong>in</strong> die Defensive geraten ist.Die Weltwirtschaftskrise hat weiter dasihrige dazu beigetragen, dass wieder dasHeil <strong>in</strong> immer mehr <strong>und</strong> größer gesehen wird– bus<strong>in</strong>ess as usual ist angesagt. Da machtes auch nichts, dass die letzten, von technischenAnlagen <strong>und</strong> Straßen freien Gebiete<strong>Vorarlberg</strong>s geopfert werden sollen. Es hatsich <strong>in</strong> manchen Kreisen e<strong>in</strong>fach noch nichtherum gesprochen, dass <strong>Natur</strong>ressourcenwie e<strong>in</strong> ganzer Fluss, große Ruheräume fürMensch <strong>und</strong> Wild e<strong>in</strong>fach begrenzt s<strong>in</strong>d. MitMellau-Damüls s<strong>in</strong>d Tabus gefallen.Mit dem vorliegenden Bericht sollen alljene Kräfte Motivation f<strong>in</strong>den, die sich für e<strong>in</strong>enAusgleich zwischen <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> Fortschritte<strong>in</strong>setzen. Se<strong>in</strong>e kritischen Positionenmögen Ansporn se<strong>in</strong>, Haltungen <strong>und</strong> Entwicklungenkritisch zu h<strong>in</strong>terfragen <strong>und</strong> Konsequenzenzu ziehen. Dieser Bericht enthältneben den bewährten plus/m<strong>in</strong>us- <strong>und</strong> Ampelbewertungen,Stellungnahmen der Landtagsklubs,von NGOs, von Behörden, e<strong>in</strong>Dokument, das weitumfassendes <strong>Umwelt</strong><strong>in</strong>teressezeigt. Der <strong>Natur</strong>schutzrat hofft, mitdem neuen Bericht dieses Interesse <strong>und</strong>Engagement zu stärken. Nit lugg lo. In diesemS<strong>in</strong>ne sei den Kollegen im Rat, derGeschäftsführer<strong>in</strong> <strong>und</strong> allen, die am Zustandekommendes Berichts beteiligt waren,herzlich gedankt.Univ. Prof. Mag. Dr. Georg GrabherrVorsitzender des <strong>Natur</strong>schutzrates


ImpressumMedien<strong>in</strong>haber, Herausgeber, Verleger<strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schutzratJahngasse 9, 6850 DornbirnTel.: 05572/23 2 35Fax: 05572/23 2 35 8E-mail: <strong>in</strong>atura@dornbirn.atInternet: http://www.naturschutzrat.atKonzeption, Redaktion, GestaltungDipl.-Ing. Daniela Grabher (Leitung)Dipl.-Geogr. Katr<strong>in</strong> Lön<strong>in</strong>gUlli WeberÖsterreichisches Ökologie-InstitutGeschäftsstelle <strong>Vorarlberg</strong>Kirchstr. 9/2, 6900 BregenzTel: 05574/52 0 85Fax: 05574/52 0 85 4E-Mail: oeko<strong>in</strong>stitut.vlbg@ecology.atInternet: http://www.ecology.atBildnachweisMax Albrecht: Seite12, 16Amt für Wald, <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> Landschaft Liechtenste<strong>in</strong>: Seite 61Kev<strong>in</strong> Artho/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Cover vorne <strong>und</strong> h<strong>in</strong>tenPeter Buchner/Tiroler Landesmuseum: Seite 8Biosphärenpark Großes Walsertal: Seite 20Markus Burtscher: Seite 32CriticalMass <strong>Vorarlberg</strong>: Seite 22Herbert Flatz/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 16Mattias Fredriksson, young mounta<strong>in</strong> market<strong>in</strong>g gmbh/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 46Andreas Gassner/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 54Marktgeme<strong>in</strong>de Götzis: Seite 24Otmar Heidegger/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 14Robert Hofrichter: Seite 18Kar<strong>in</strong> Klas: Seite 14Landbus Unterland: Seite 22Katr<strong>in</strong> Lön<strong>in</strong>g: Seite 10Landwirtschaftskammer <strong>Vorarlberg</strong>, Forstreferat: Seite 18Peter Mathis/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 12Peter Meile: Seite 59<strong>Natur</strong>park Nagelfluh: Seite 16Österreichischer Alpenvere<strong>in</strong>: Seite 20Markus Petter: Seite 36Harald Scherbantie: Seite 24Jutta Soraperra: Seite 8Thorbecke Luftbild/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 52<strong>Umwelt</strong><strong>in</strong>stitut <strong>Vorarlberg</strong>: Seite 14Vision Rhe<strong>in</strong>tal: Seiten 12, 22Walter Vonbank/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 50Hans Wiesenhofer/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 44Max Granitza: Seite 8young mounta<strong>in</strong> market<strong>in</strong>g gmbh/<strong>Vorarlberg</strong> Tourismus: Seite 20Druck <strong>und</strong> Herstellunggugler crossmedia, 3390 Melk/Donau;<strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schutzrat, Dezember 20094


InhaltABCTrends <strong>und</strong> EntwicklungenBiologische <strong>und</strong> landschaftliche Vielfalt 8Boden 10Siedlungsentwicklung <strong>und</strong> Raumplanung 12Gewässer 14Landwirtschaft 16Wald <strong>und</strong> Forstwirtschaft 18Tourismus 20Verkehr 22Energie 24Was sagen Politik <strong>und</strong> NGOs zu den 26Forderungen des <strong>Natur</strong>schutzratesUnter der LupeDas Biotop<strong>in</strong>ventar <strong>Vorarlberg</strong> 32<strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfung <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> 34Das S 18-Nachfolge-Verfahren 38Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseKlimawandel <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Folgen 44Klimawandel <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> 46Folgen klimatischer Veränderungen für den Bodensee 50Visionen für die <strong>Vorarlberg</strong>er Landwirtschaft 54Das Liechtenste<strong>in</strong>er Notfütterungskonzept 58<strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schutzrat 63Literaturverzeichnis 645


7Trends <strong>und</strong>Entwicklungen


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenBiologische <strong>und</strong>landschaftlicheVielfaltBiotop<strong>in</strong>ventare auswertenNur knapp e<strong>in</strong> Fünftel der unter EU-Recht geschütztenArten <strong>und</strong> Lebensräume weist laute<strong>in</strong>er europaweiten Studie e<strong>in</strong>en zufriedenstellenden Erhaltungszustand auf. Vier Fünftels<strong>in</strong>d gefährdet. Vor allem magere <strong>und</strong> weniggedüngte Standorte, feuchte wie trockene,s<strong>in</strong>d stark bedroht. Mit der Streuwiesenverordnung<strong>und</strong> dem Vertragsnaturschutzwirkt die Landesregierung diesem Trend entgegen.Der vollständige Flächen- <strong>und</strong> tat -sächliche Qualitätszustand z.B. von trockenenMagerwiesen <strong>und</strong> artenreichen Fettwiesen istaber nicht befriedigend erhoben.Erfolge mit der LandwirtschaftZahlreiche Flächen <strong>in</strong> steileren Hanglagenwerden trotz erheblichen Mehraufwands traditionellpfleglich genutzt. Das dokumentiertdie Wiesenmeisterschaft jedes Jahr aufsNeue. Zudem konnten seit 2006 zusammenmit den LandwirtInnen über 120 gesamt -betriebliche <strong>Natur</strong>schutzpläne umgesetztwerden. 2008 betrafen 17,2 Prozent dergesamten ÖPUL-Prämien <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> <strong>Natur</strong>schutzmaßnahmen.Erwähnenswert istauch das österreichweite Beobachtungsnetzwerk»Biodiversitätsmonitor<strong>in</strong>g mit Landwirt -Innen«, an dem bisher über 52 Vorarl -berger Innen beteiligt s<strong>in</strong>d.Brutvögel reagieren auf KlimawandelLaut aktueller Brutvogelkartierung brütendie meisten Arten <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> <strong>in</strong> höherenLagen als noch vor 20 Jahren. Sie habenihren Lebensraum, zweifellos auch e<strong>in</strong>e Folgedes Klimawandels, <strong>in</strong> die Höhe ausgedehntoder verlegt. Es s<strong>in</strong>d sowohl Insektenfresserals auch die Samen fressenden F<strong>in</strong>kenvögel,die vermehrt über 1800 m angetroffenwerden. Arten wie Rabenkrähe <strong>und</strong>Kolkrabe profitieren von den zahlreichenJausenstationen.In den Tallagen ist laut dieser Langzeitstudiee<strong>in</strong> auffälliger Rückgang bei Bodenbrüternfestzustellen. Neben typischenFeuchtgebietsarten wie Großer Brachvogel,Bekass<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Kiebitz fällt nun immer mehrauch der Rückgang der Feldlerchen <strong>und</strong>Braunkehlchen auf.Bruterfolge <strong>in</strong> den letzten zwei Jahrenkönnten auf Erfolge e<strong>in</strong>zelner Maßnahmenh<strong>in</strong>weisen. Sie s<strong>in</strong>d aber leider noch ke<strong>in</strong> Belegfür e<strong>in</strong>e Trendumkehr.Höhenverbreitung ausgewählter BrutvögelVergleich der Perioden 1981-1989 <strong>und</strong> 2001-2008Weit mehr alsdie Hälfte allerBrutvögel brütennach e<strong>in</strong>erLangzeitstudiesignifikant <strong>in</strong>höheren Lagen.Quelle: Birdlife,<strong>Vorarlberg</strong>er Brutvogelatlas20108


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>plusm<strong>in</strong>usForderungen Das alte <strong>und</strong> aktualisierte Biotop<strong>in</strong>ventarist <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e wirkungsvolleErhaltungsstrategie zuanalysieren. E<strong>in</strong>e dynamischeHomepage soll Maßnahmen <strong>und</strong>Entwicklungen <strong>in</strong> den Biotopflächentransparent machen. Das aktualisierte Biotop<strong>in</strong>ventarenthält e<strong>in</strong>e Reihe von Fach<strong>in</strong>formationen<strong>und</strong> Handlungsanleitungen.Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Behörden sollenbefähigt werden diese umzusetzen. E<strong>in</strong> Landschaftsentwicklungskonzeptmuss für den Freiraum <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesonderefür die Grünzone im Rhe<strong>in</strong>talerarbeitet werden. Erst dannkönnen Aussagen über naturverträglicheVarianten für Straßenbauprojektewie Autobahnanschlüsse,Berufsradverkehr etc. getroffenwerden.+ Viele traditionsbewuss -te LandwirtInnen erhalten<strong>in</strong> Hanglagendurch aufwendige Pflegeartenreiche Magerwiesen.+ Die Ortsgeme<strong>in</strong>deWidnau stellt <strong>in</strong>Lustenau über 2,5 haFläche für <strong>Natur</strong>schutzzweckezur Verfügung.Der Vere<strong>in</strong>»Die Drossel« hat hier2009 neue Gewässergeschaffen.+ Geme<strong>in</strong>den werdenseit 2008 <strong>in</strong> ihrer <strong>Natur</strong>schutzarbeitdurchdas Programm »<strong>Natur</strong>schutz<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de«unterstützt.+ Seit 2008 gibt es e<strong>in</strong>eNeophytenberatung<strong>und</strong> Versuchsflächenzur Beobachtung derWirkung von Bekämpfungsmaßnahmen.- Biotopvernetzung wirdim Rhe<strong>in</strong>tal <strong>und</strong> Wal -gau zurzeit nicht weiterverfolgt, obwohlVision Rhe<strong>in</strong>tal <strong>und</strong> die<strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schutzstrategiedies <strong>in</strong>ihre Zielkataloge aufgenommenhaben.- Viele Amphibienlebensräumes<strong>in</strong>d stark bedroht.Fischfreie Laichgewässer,Überschwemmungsgebietesowie natürliche Ausbreitungsweges<strong>in</strong>d rarergeworden.- Die <strong>Natur</strong>a 2000-GebietsbetreuerInnens<strong>in</strong>d bis auf wenigeAusnahmen nicht offiziellbestellt! Die Betreuungist somit nicht<strong>in</strong> allen Gebietengewährleistet.- Die Situation der Bodenbrüterist trotzzahlreicher Bemühungenbesorgniserregend.Umsetzung der Forderungen 2003/20069 Das Verkehrsproblem im UnterenRhe<strong>in</strong>tal soll ohne <strong>Natur</strong>bee<strong>in</strong>trächtigunggelöst werden. Für das Rhe<strong>in</strong>tal <strong>und</strong> den Walgau s<strong>in</strong>dHabitatsverbesserungen durchzuführen<strong>und</strong> Vernetzungen zu sichern. Für besonders gefährdete <strong>und</strong>sensible Gebiete im StreuwiesenkomplexRhe<strong>in</strong>tal-Walgau müssenPufferzonen ausgewiesen werden. Die Förderung des gesamtbetrieblichen<strong>Natur</strong>schutzplans für die Landwirtschaftmuss ausgeweitet bzw.allen zugänglich gemacht werden.Der Prozess ist noch im Gange, e<strong>in</strong>enaturverträgliche Lösung ist nochnicht <strong>in</strong> Sicht.Es gibt e<strong>in</strong>ige Projekte im Rhe<strong>in</strong>tal, diezu e<strong>in</strong>er Habitatsverbesserung geführthaben.Maßnahmen s<strong>in</strong>d nicht ausreichend.umgesetzt


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenBodenBilanz ohne verb<strong>in</strong>dliche Schluss -folgerungenNach 15 Jahren wurde über das <strong>Vorarlberg</strong>erBodenschutzkonzept von 1988 Bilanz gezogen.Die Erfolge <strong>und</strong> Entwicklungen schätztenFachleuten verschiedener Abteilungen e<strong>in</strong>. IhrErgebnis: Das Bodenschutzkonzept hat nochnicht ausgedient, trotz Verbesserungen imBereich der Abfallentsorgung sowie <strong>in</strong> derLand- <strong>und</strong> Forstwirtschaft.Die Bilanz macht auf Defizite <strong>und</strong> Problemebei der Zielerreichung aufmerksam. Genanntwerden Stickstoffe<strong>in</strong>träge, Bodenverdichtung,Erosionen <strong>und</strong> Instabilität von Schutzwald -böden oder Schädigungen der Bodenstrukturdurch die Anlage von planierten Schipisten.Was der Bilanz fehlt, s<strong>in</strong>d verb<strong>in</strong>dlicheSchluss folgerungen für zukünftige Strategiensowie evaluierbare Zielvere<strong>in</strong>barungen.Viehdichte nach Geme<strong>in</strong>den 2008(GVE/ha)Schwermetalle <strong>und</strong> Nährstoff -anreicherungen <strong>in</strong> FeuchtbiotopenUntersuchungen im Boden von Feuchtbiotopen,<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Staulagen, zeigendeutliche Immissionse<strong>in</strong>flüsse aus demStraßenverkehr (Blei <strong>und</strong> Cadmium). DerOberboden weist erhöhte Nährstoffgehalte(Stickstoff, Phosphor <strong>und</strong> Kalium) auf. Inüber der Hälfte der 31 untersuchten Standortewurde ausreichend bis sehr hoheNährstoffversorgung nachgewiesen (nachden Richtl<strong>in</strong>ien für die sachgerechte Düngungfür Grünland). Und dies, obwohl alleFlächen extensiv bzw. nicht bewirtschaftetwerden! Die Ursachen s<strong>in</strong>d laut Studienautorunklar. Hier besteht also Aufklärungsbedarf.Antibiotika <strong>in</strong> WirtschaftsdüngerDiverse Untersuchungen weisen auf Veter<strong>in</strong>ärantibiotikaim Wirtschaftsdünger h<strong>in</strong>.Antibiotika werden <strong>in</strong> der landwirtschaftlichenNutztierhaltung zur Therapie <strong>und</strong> auchprophylaktisch e<strong>in</strong>gesetzt. Viele Antibiotikawirkstoffeverbleiben persistent im Boden.Der Tierges<strong>und</strong>heitsdienst reduziert laufenddie Anwendung von Antibiotika. Daneben istdas Land <strong>Vorarlberg</strong> an e<strong>in</strong>em österreichweitenProjekt beteiligt, das e<strong>in</strong>e mögliche Reduktiondes Antibiotikae<strong>in</strong>trages <strong>in</strong> landwirtschaftlichgenutzte Böden durch optimierteVergärungsprozesse des Düngers <strong>in</strong> Biogasanlagenuntersucht. Allerd<strong>in</strong>gs ist das Ausmaßder Abnahme noch nicht klar.< 1,5 im Tiefland< 1 im Berggebietum 1,5 im Tieflandum 1 im Berggebiet> 1,5 im Tiefland> 1 im BerggebietIn e<strong>in</strong>igen Regionen (orange) ist die Vieh -dichte höher als das ökologisch anzustrebendeMaß. Ökosysteme werden durch die damitverb<strong>und</strong>enen, potentiell zu hohen Nährstoff -e<strong>in</strong>träge <strong>in</strong>stabiler.Quelle: Land <strong>Vorarlberg</strong>10


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>plusm<strong>in</strong>usForderungen Der Bilanzierung des Bodenschutzkonzeptesmüssen verb<strong>in</strong>dlicheSchlussfolgerungen mit evaluierbarenZielen folgen. Stickstoffe<strong>in</strong>träge (Stickoxide ausVerkehr, Industrie <strong>und</strong> Hausbrandsowie Ammoniak aus Viehhaltung<strong>und</strong> Düngung) müssen nachweislichreduziert werden. Weitere/neue Biogasanlagen dürfennur genehmigt werden, wenn Kontam<strong>in</strong>ationendes Bodens ausgeschlossenwerden können. Bei aktuellerVerwertung der Rückstände aus Biogasanlagens<strong>in</strong>d Kontam<strong>in</strong>ationendes Bodens auszuschließen.+ Die Bodenbilanz gibtnach 15 Jahren e<strong>in</strong>enÜberblick über den aktuellenStand.+ Durch das AktionsprogrammNitratrichtl<strong>in</strong>ie2008 ist e<strong>in</strong>e Abnahmeder Belastung durchDüngemittel <strong>in</strong> derLandwirtschaft zu erwarten.+ In e<strong>in</strong>er B<strong>und</strong>/B<strong>und</strong>esländerkooperationwirddas Reduktionspotenzialvon Antibiotika <strong>in</strong>landwirtschaftlich genutztenBöden durchBiogasanlagen untersucht.Darüber h<strong>in</strong>ausmüssen aber dr<strong>in</strong>gendMaßnahmen zur Reduktiondes E<strong>in</strong>tragsgetroffen werden.- Stickstoffe<strong>in</strong>trägedurch Luftverfrachtungens<strong>in</strong>d laut Bilanzdes Bodenschutzkonzeptsnach wie vorhoch. Sie führen zuNährstoffungleichgewichten<strong>in</strong> sensiblenÖkosystemen.- Kraftfuttere<strong>in</strong>satz aufAlmen wie auch anden Heimbetriebenkann zum<strong>in</strong>dest lokalzu Eutrophierung <strong>und</strong>zu Biodiversitätsverlustführen. E<strong>in</strong>e umfassende,objektive Studiedazu fehlt.- Untersuchungen vonGärrückständen ausBiogasanlagen zeigen,dass die Verwertungvon Abfällen, den sogenannten Kofermenten,zu Schadstoffe<strong>in</strong>trägen<strong>in</strong> den Bodenführen können.Umsetzung der Forderungen 2003/200611 E<strong>in</strong> Netz an Beobachtungsflächen <strong>in</strong>sensiblen Lebensräumen ist e<strong>in</strong>zurichten,um Veränderungen des Bodensfestzuhalten <strong>und</strong> Erhaltungsmaßnahmenzu entwickeln. Für<strong>Vorarlberg</strong> ist e<strong>in</strong>e Stickstoffbilanzzu erstellen. In den Feuchtgebieten ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>takterWasserhaushalt als wichtigsterStandortfaktor zu sichern. Besondersgroß ist der Handlungsbedarfim Rhe<strong>in</strong>delta, wo Streuwiesengroßflächig austrocknen <strong>und</strong> versauern. Maßnahmen zur Bewusstse<strong>in</strong>sbildungzum Thema Bodenschutz s<strong>in</strong>dzu setzen.31 Feuchtbiotope wurden vorarlbergweituntersucht. Folgeuntersuchungens<strong>in</strong>d notwendig.Es gibt vere<strong>in</strong>zelte Maßnahmen.E<strong>in</strong> entscheidender Fortschritt kannaber noch nicht verzeichnet werden.nicht umgesetzt


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenSiedlungsentwicklung<strong>und</strong>RaumplanungFlächenverbrauch wird dokumentiertLaut der Bilanz über 15 Jahre Bodenschutzkonzeptweist der Bodenverbrauch weiterh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>en negativen Entwicklungstrend auf. In denletzten 10 Jahren wurde im Schnitt wöchentliche<strong>in</strong> Hektar Baufläche gewidmet. Das s<strong>in</strong>d<strong>in</strong> Summe 550 ha. Dagegen haben sich dieBauerwartungsflächen im gleichen Zeitraumum nur 240 ha reduziert. Zum ersten Mal seitersche<strong>in</strong>en dieses Berichtes ist es möglich, anhande<strong>in</strong>er elektronischen Datenbank laufendden Widmungsstand <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Entwicklungbis auf Geme<strong>in</strong>deebene abzurufen.Landwirtschaft unter BodendruckAuf landwirtschaftliche Gunstlagen im Wal -gau <strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong>tal entsteht e<strong>in</strong> immer größererDruck durch Siedlungsentwicklung, Freizeite<strong>in</strong>richtungen<strong>und</strong> Betriebsgebiete. Auchwenn das Freihalteziel der Grünzone weitestgehende<strong>in</strong>gehalten wird, geht landwirtschaftlicherBoden durch Umwidmungenverloren. Landwirte weichen auf unproduktiverenBoden aus <strong>und</strong> landestypische Kulturlandschaftenwie mäßig <strong>in</strong>tensiv genutzteWiesen <strong>und</strong> Streuobstwiesen, verschw<strong>in</strong>den.Es entsteht e<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander von Intensivgrünland,diversen Freizeitnutzungen <strong>und</strong>geschützten extensiven Streuwiesen.Letzte großräumige WildnisgebieteNach e<strong>in</strong>er Studie des <strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schutzratesgibt es im Land nur noch dreigrößere natürliche Landschaftsräume, dieaufgr<strong>und</strong> ihrer Abgelegenheit bisher wederdurch Siedlungs-, Lift- oder Wegebau erschlossenwurden. Zur Sicherung dieserletzten größeren zusammenhängenden echten<strong>Natur</strong>räume <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> arbeitet dieRaumplanungsabteilung geme<strong>in</strong>sam mit der<strong>Natur</strong>schutzabteilung <strong>und</strong> den betroffenenGeme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>en Landesraumplan aus. Diesersoll die Gebiete langfristig vor E<strong>in</strong>griffen,Wegebau <strong>und</strong> Bauwerken schützen. Obwohle<strong>in</strong>ige dieser Gebiete (Gafluna/Wildebene imVerwall, Faludriga-Nova/Gadental-Braunarlgebiet,Freschen) schon e<strong>in</strong>en <strong>Natur</strong>schutzstatushaben, kann erst e<strong>in</strong>e Weiße Zone dieNicht-Erschließung sichern.Bauflächenzuwachs 1999 bis 2009 - SpitzenreiterBürserberg hat se<strong>in</strong>Siedlungsgebiet(Bauflächen) trotzrückläufiger Bevölkerungsentwicklung<strong>in</strong> 10 Jahren umbe<strong>in</strong>ahe die Hälfteerweitert.Quelle:Land <strong>Vorarlberg</strong>12


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>Forderungen Für das Rhe<strong>in</strong>tal <strong>und</strong> den Walgauist vor Planungen weiterer größererraumwirksamer Maßnahmen e<strong>in</strong>Landschaftsentwicklungskonzept zuerstellen. Die Ergebnisse der VisionRhe<strong>in</strong>tal haben diesen Handlungsbedarfschon 2006 aufgezeigt. Überörtliche, regionale Entwicklungsplanungensollen regionsspezifischeZiele für die örtliche Raumplanungvorgeben. Flächenwidmungskompetenzensollen weitestgehendauf e<strong>in</strong>e überörtliche, regionaleEbene angehoben werden.plus+ Die jährlichen Veränderungen<strong>in</strong> derFlächenwidmung werdenim GeografischenInformationssystemdes Landes dokumentiert.Die jährlicheAuswertung der Datensollte der Öffentlichkeitzugänglich gemachtwerden.+ 17 Geme<strong>in</strong>den habenim rechtsgültigenFlächenwidmungsplangroßflächig zusammenhängendeLandwirtschaftsflächen(FL)als Freihaltegebiet gewidmet.Sie können soe<strong>in</strong>er weiteren Bebauungaußerhalb desSiedlungsgrüns entgegenwirken.m<strong>in</strong>us- Im Walgau s<strong>in</strong>d seit2002 über 24 ha derGrünzone für Betriebsgebieteumgewidmetworden. WertvolleLandwirtschaftsbödenwie auch Auwälderwurden dafür geopfert.- Es gibt derzeit ke<strong>in</strong>ewirksamen Raumplanungs<strong>in</strong>strumente,dieden Zuwachs vonZweitwohnungen <strong>in</strong>sbesondereFerienwohnanlagene<strong>in</strong>dämmenkönnen. Aufgr<strong>und</strong>der Abschaffung derBewilligungspflicht fürden Baugr<strong>und</strong>stücksverkehr(EU-Regelung)liegt die Verantwortungnun alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> denGeme<strong>in</strong>den. Nur beider Widmung hat dasLand als GenehmigungsbehördeMöglichkeitzur E<strong>in</strong>flussnahme.Von der Landespolitikfehlt dazu e<strong>in</strong>eklare Positionierung.Umsetzung der Forderungen 2003/2006 Größere zusammenhängende <strong>und</strong>noch nicht erschlossene Landschaftsgebietemüssen mit Hilfee<strong>in</strong>es Raumkonzeptes erhaltenbleiben.Prozess zur Sicherung wurdee<strong>in</strong>geleitet.13


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenGewässerRaum für Bäche <strong>und</strong> FlüsseIn Folge der Jahrh<strong>und</strong>ert-Hochwasser desletzten Jahrzehnts wurde mit verschiedenenMaßnahmen der passive Hochwasserschutzdurch Rückhalt des Wassers vorangetrieben.So wurden bzw. werden im Rahmen von Gewässerentwicklungskonzeptenfür die BezauerBäche, Ehbach-Nafla, die Dornbirner -ach <strong>und</strong> die Ill die Potenziale für den Hochwasserrückhalterhoben <strong>und</strong> versucht, dieseschrittweise durch privatrechtliche Vere<strong>in</strong>barungenmit Gr<strong>und</strong>besitzern <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> -ankäufe zu sichern. Zur langfristigen Sicherungnotwendiger Flächen für Hochwasserrückhalt<strong>und</strong> Überflutung wird vom Landdie Schaffung von »Blauen Zonen« <strong>in</strong> derRaumplanung angestrebt. Trotzdem fallendurch den Druck von Anra<strong>in</strong>erInnen immerwieder Entscheidungen zugunsten der Verbauungvon möglichen Hochwasserrückhalt<strong>und</strong>Überflutungsflächen. Es s<strong>in</strong>d weitereAnstrengungen nötig, um die noch vorhandenennatürlichen Retentions- <strong>und</strong> Überflutungsräumean allen Gewässern zu erhalten.Die Gründung e<strong>in</strong>es Wasserverbands Wal -gau ist e<strong>in</strong> wegweisender Schritt dazu.Pflicht zur Verbesserung der GewässerMit der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie hat sichÖsterreich verpflichtet, bis 2015 den gutenökologischen Zustand se<strong>in</strong>er Gewässer herzustellen.In <strong>Vorarlberg</strong> s<strong>in</strong>d über 60 Prozentder größeren Fließgewässer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ökologischschlechten Zustand. Ursachen dafürs<strong>in</strong>d Wasserausleitungen mit zu ger<strong>in</strong>gerRestwasserführung, Schwallbetrieb derKraftwerke, für Fische nicht passierbareBauwerke, Gewässerverbauungen <strong>und</strong> -be-gradigungen sowie Verunre<strong>in</strong>igungen. Nunliegt e<strong>in</strong> Entwurf für das Maßnahmenprogrammzur Erreichung bzw. Erhaltung desguten ökologischen Zustandes der Gewässervor. Dar<strong>in</strong> werden im Wesentlichen zweiSanierungsschwerpunkte angeführt: dieHerstellung der Durchgängigkeit bzw. Fischpassierbarkeitder Gewässer <strong>und</strong> die Verbesserungder Gewässerstruktur. E<strong>in</strong> wesentlicherPunkt, der Umgang mit Interessen -konflikten zwischen Wasserkraftnutzungen<strong>und</strong> dem Erhalt bzw. der Herstellung desguten ökologischen Zustands bleibt jedochoffen. Der <strong>Natur</strong>schutzrat fordert, dass Projektezum Ausbau der Wasserkraft nur dannbewilligt werden, wenn ke<strong>in</strong>e ökologischenFolgen für die Gewässer entstehen.Zeitplan zur Herstellung des guten ökologischenZustandes der FließgewässerGemäß dem Entwurf des Maßnahmenprogrammszur Erreichungdes guten ökologischenZustandes der Gewässer müssen119 Gewässerabschnittesaniert werden. Bis 2015 sollen13 Abschnitte, die restlichen106 Gewässerstrecken bis2021 bzw. 2027 saniert werden.Gründe für die Verschiebungs<strong>in</strong>d hohe Kosten <strong>und</strong> erschwerteMachbarkeit.Quelle: Land <strong>Vorarlberg</strong>14


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>plusm<strong>in</strong>usForderungen <strong>Vorarlberg</strong> muss sicherstellen, dassdie noch vorhandenen natürlichenRetentions- <strong>und</strong> möglichen Über -flutungsräume an allen Gewässern<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> erhalten werden.Die vorhandenen Räume sollenkartiert <strong>und</strong> durch raumplanerischeMaßnahmen langfristig gesichertwerden. Projekte zum Ausbau der Wasserkraftdürfen nur dann bewilligtwerden, wenn ke<strong>in</strong>e ökologischgravierenden Folgen für die Gewässerentstehen. Ökologisch besonderswertvolle <strong>und</strong> sensible Gewässerabschnittesollten planlich ausgewiesen<strong>und</strong> von weiterer Nutzungdurch Wasserkraft ausgenommenwerden (»no-go areas«).+ Seit 2005 wurden imFrastanzer Ried <strong>und</strong>im Schildried natürlicheRetentionsräume<strong>und</strong> die RetentionsbeckenRüttenen <strong>in</strong>Me<strong>in</strong><strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Valdunageschaffen, 15 weitereHochwasserrückhalteräumes<strong>in</strong>d <strong>in</strong>Planung bzw. werdenumgesetzt.+ In den letzten Jahrenwurde e<strong>in</strong> SchwerpunktprogrammzurVerbesserung derAkzeptanz von ökologischorientierten Maßnahmenim Rahmender Gewässer<strong>in</strong>standhaltungumgesetzt.Neben der Ausarbeitung<strong>und</strong> Verbreitungvon Handlungsanleitungenwurden auchSchulungen für dieBauhofmitarbeiter derGeme<strong>in</strong>den durchgeführt.- Es fallen immer nochEntscheidungen gegenden Erhalt von vorhandenemRetentionsraum.Auch aufFlächen, die von denletzten Hochwasserbetroffen waren, s<strong>in</strong>dzusätzliche Verbau -ungen entstanden.Dadurch werden neueZwangspunkte für denhochwassersicherenAusbau der Gewässergeschaffen, mit derFolge der Abflussbeschleunigung<strong>und</strong>Erhöhung des Risikosfür die Unterlieger.- Die Schaffung vonNotentlastungsräumenzur Dämpfung vonRhe<strong>in</strong>hochwasserwurde zurückgestellt.Auf die Nutzung dieserPotenziale zum HochwasserschutzimUnteren Rhe<strong>in</strong>tal solltejedoch nicht verzichtetwerden.Umsetzung der Forderungen 2003/200615 Fließgewässer – vorhandeneFlächen für Revitalisierungenerheben <strong>und</strong> durch Widmungoder Kauf sichern. Mehr Mittel für Gewässerentwicklungskonzepte,Akzeptanz verbessern. Entwicklungskonzept Alpenrhe<strong>in</strong>:Planungen zu Pilotstrecke Lustenau<strong>und</strong> Notentlastung von Extremhochwasserbis 2009 Landesweites Revitalisierungsprogrammfür Gewässer bis 2005 Bewertungsmethode ökologischerMehrwert von Revitalisierungen Gewässerschutz: Kriterienkatalogfür neue Nutzungen <strong>in</strong>kl. Kle<strong>in</strong>wasserkraftwerkebis 2004Erfolgt im Rahmen der GewässerentwicklungskonzepteDornbirnerach <strong>und</strong>Ill.Bewusstse<strong>in</strong>sbildung <strong>und</strong> Informationsollte verstärkt werden.Das Thema Notentlastung wurdezurückgestellt, zur Schwall-Sunk-Problematikwurde e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppee<strong>in</strong>gerichtet.E<strong>in</strong>e Maßnahmenliste wurde erstellt.E<strong>in</strong> Entwurf für ökologische Qualitätszieleliegt vor.Kriterien für Kle<strong>in</strong>wasserkraftwerkefehlen.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenLandwirtschaftVielfalt der Alpweiden ist gefährdetAlpweiden nehmen e<strong>in</strong> Fünftel der <strong>Vorarlberg</strong>erLandesfläche e<strong>in</strong>. 80 Prozent davonwurden seit jeher nicht gedüngt. Auf diesennährstoffarmen Flächen gedeihen die artenreichstensubalp<strong>in</strong>en <strong>und</strong> alp<strong>in</strong>en Pflanzengeme<strong>in</strong>schaften.Werden diese Flächen gedüngt,erfolgt e<strong>in</strong>e Verdrängung der auf magereBöden angepassten Arten. Durch bessereErschließung der Alpen, Gewässerschutzvorgaben<strong>und</strong> technischen Fortschrittfällt heute Stalldünger (Jauche, Gülle) konzentriertan <strong>und</strong> kann großflächig ausgebrachtwerden. Dadurch <strong>und</strong> durch die E<strong>in</strong>stellungder Nutzung ungünstiger Flächenwird die Biodiversität der Alpen bee<strong>in</strong>trächtigt.Deshalb s<strong>in</strong>d Strategien gegen die Konzentrationder Bewirtschaftung auf wenigerFläche <strong>und</strong> Maßnahmen, die Gewässerschutzmit Biodiversitätserhaltung verb<strong>in</strong>den, erforderlich.Positiv ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhangdie Betonung von Festmistsystemen bei derFörderung von Stallbauten auf Alpen.Intensivgrünland im BerggebietTraditionelle blumenreiche Wiesen s<strong>in</strong>d dasFlaggschiff der Biodiversität der <strong>Vorarlberg</strong>erBerggeme<strong>in</strong>den. Im vorderen <strong>und</strong> teilweiseim mittleren Bregenzerwald sowievere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong> anderen Bergregionen beträgtdie Viehdichte mehr als das ökologisch anzustrebendeMaß bzw. bef<strong>in</strong>det sich an derObergrenze (nach Dietl W. von 1 GVE/ha).Wiesen werden stärker gedüngt <strong>und</strong> häufigergeschnitten. Dies verr<strong>in</strong>gert die Vielfalt<strong>und</strong> führt zur allgeme<strong>in</strong>en »Vergrünung« derWiesen. Im neuen Förderprogramm vonAgrarumweltmaßnahmen (ÖPUL 2007) wirdden LandwirtInnen der Erhalt von 5 Prozentihrer Wiesen als extensives Grünland aufgetragen.Auch wenn die Vergrünung der Wiesenzunimmt, zeigt die Erfahrung der Wiesenmeisterschaft,dass etliche Betriebee<strong>in</strong>en höheren Anteil als 5 Prozent ihrerFlächen extensiv mit maximal zwei Schnittenpflegen <strong>und</strong> nutzen. Leistungsabgeltungens<strong>in</strong>d daher entsprechend zu adjustieren.Gentechnikfreie FütterungMit der grenzüberschreitenden E<strong>in</strong>beziehungvon Mischfutterlieferanten aus Deutschlandwurde die Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e flächendeckendeVersorgung der <strong>Vorarlberg</strong>er Milchviehbetriebemit nachweislich GVO-freiem Kraftfuttergeschaffen. Alle Ländle-Milchbauern, dieFutterlieferanten <strong>und</strong> <strong>Vorarlberg</strong> Milch werdennun von unabhängigen Stellen regelmäßig aufdie gentechnikfreie Produktion geprüft.Nutzungshäufigkeit - Anzahl der PflanzenartenDie Untersuchungvon 36 Grünlandflächen<strong>Vorarlberg</strong>erBergbauernhöfezeigt die Reduktionder pflanzlichenVielfalt durch steigendeSchnitthäufigkeit.Quelle: UMG <strong>Umwelt</strong>büroGrabher16


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>plusm<strong>in</strong>usForderungen Nicht gedüngte Alpweiden s<strong>in</strong>d bedeutendfür die ökologische Qualitätder alp<strong>in</strong>en Landschaft. Diese sollmit e<strong>in</strong>er Richtl<strong>in</strong>ie für das Düngemanagementaus ökologischer<strong>und</strong> betrieblicher Sicht <strong>und</strong> Beratungder AlpbewirtschafterInnensichergestellt werden. Das Verbot des Ausbr<strong>in</strong>gens vonalp fremdem Dünger ist e<strong>in</strong>e wichtigeAuflage der Förderung derAlpung <strong>und</strong> Behirtung. Österreichnimmt hier e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle e<strong>in</strong>,trotzdem sollte die E<strong>in</strong>haltung desVerbots stärker kontrolliert werden. In der Tierzucht muss die Alptauglichkeitder Tiere <strong>und</strong> die Tierges<strong>und</strong>heite<strong>in</strong>en höheren Stellenwertbekommen <strong>und</strong> soll vom Land aktivunterstützt werden (Belohnung derstandortangepassten Milchviehzuchtim Zuge der <strong>Umwelt</strong>beihilfe).+ Vom Alpwirtschaftsvere<strong>in</strong>wurden mehrereVeranstaltungen zurThematik Tierzucht<strong>und</strong> Alptauglichkeitdes Milchviehs durchgeführt.Dies hat zurBewusstse<strong>in</strong>sbildungüber die Bedeutungder Tierzucht für e<strong>in</strong>enachhaltige Alpwirtschaftbeigetragen.+ Die <strong>Vorarlberg</strong>er Milchproduktionwurde auf»gentechnikfrei« umgestellt.+ Bei der Wiesenmeisterschaftwurde e<strong>in</strong>egesamtbetriebliche Bewertungfür vorbildlichabgestufte Wiesennutzunge<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong>stößt auf reges Interesse.- Besorgniserregend: 80Prozent der Kühe erlebenihre dritte Laktationnicht mehr. Gr<strong>und</strong>ist die Häufung vonErkrankungen desEuters <strong>und</strong> Verlust derFruchtbarkeit.- Von 1997 - 2007 stiegdie durchschnittlicheJahresmilchleistung <strong>in</strong><strong>Vorarlberg</strong> um 1410 kgMilch auf 6634 kg proKuh. Der massive Kraftfuttere<strong>in</strong>satzist aus ökologischerSicht zu h<strong>in</strong>terfragen,auch wenn aufgr<strong>und</strong>des Futterpreis -anstiegs im Jahr 2008die mittlere Milchleistungum 89 kg pro Kuh leichtgesunken ist.- Die Produktionskriterienvon Ländle Milchenthalten ke<strong>in</strong>e überdie gesetzlichen ökologischenM<strong>in</strong>destbestimmungenh<strong>in</strong>ausgehendeStandards zurBewirtschaftung derFutterflächen.Umsetzung der Forderungen 2003/200617 <strong>Umwelt</strong>beihilfe auf wenig bis mittel<strong>in</strong>tensive Flächen ausrichten;Orientierung an ökologisch prüf -baren Ergebnissen. Landesweite Umstellung auf »gentechnikfreie«Milchproduktion. Bewusstse<strong>in</strong>sbildung: alpfremderDünger darf auf Alpen nicht ausgebrachtwerden. Der Kraftfuttere<strong>in</strong>satz auf Kuhalpensoll h<strong>in</strong>terfragt <strong>und</strong> fachlichdiskutiert werden. Produktionsrichtl<strong>in</strong>ien für LändleMilch sollen ökologische Kriterienenthalten wie beispielsweise jenefür die ÖPUL-Förderung.Änderung zugunsten weniger bis mittel<strong>in</strong>tensiver Nutzung ist erfolgt:Orientierung am ökologischen Erfolgfehlt noch.umgesetztVerstärkte Aufklärung ist nochnotwendig.Problematik: Fehlende Standortan -passung der Tierzucht <strong>und</strong> Verschiebungder Abkalbung <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>ter.Ökologische Kriterien zur Grünland -nutzung wurden bisher nicht e<strong>in</strong>geführt.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenWald <strong>und</strong>ForstwirtschaftNatürlichkeit der WälderFast die Hälfte der <strong>Vorarlberg</strong>er Wälder wurde<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie als naturnah bzw. natürliche<strong>in</strong>gestuft. Hauptgr<strong>und</strong> dafür ist die traditionelleArt der Nutzung, die auf den hohenAnteil von Kle<strong>in</strong>wald (60%) <strong>und</strong> denverbreiteten Schutzwaldcharakter zurückzuführenist. Mit der Forststrategie 2018 hatdas Land <strong>Vorarlberg</strong> Maßnahmen zum Erhaltder Natürlichkeit der Wälder angekündigt.Ziel ist, die Menge an Totholz <strong>in</strong> den Wäldernzu erhöhen <strong>und</strong> »künstliche« Wälder <strong>in</strong> Richtungder natürlichen Waldvegetation umzuwandeln.HolzmobilisierungGleichzeitig <strong>und</strong> wesentlich konkreter werden<strong>in</strong> der Forststrategie Maßnahmen zurSteigerung des Holze<strong>in</strong>schlages angeführt.Speziell im wenig genutzten <strong>und</strong> daher naturnahenKle<strong>in</strong>wald soll der Holzvorrat »mobilisiert«werden. Die genannten Maßnahmenreichen von Beratung über Forstaufschließungs-<strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekte sowieLaserscann<strong>in</strong>g-Vorratserhebung bis h<strong>in</strong>zur Förderung von Wirtschaftsprogrammenim Kle<strong>in</strong>wald. Der Zielkonflikt zwischen demErhalt der <strong>Natur</strong>nähe des Waldes <strong>und</strong> derErhöhung der Holznutzung wird <strong>in</strong> der Forststrategienicht angesprochen. Für e<strong>in</strong>e Lösungdieses Konflikts fehlen f<strong>und</strong>ierte Untersuchungen<strong>und</strong> Erkenntnisse über die lang -fristigen Risiken <strong>und</strong> Wirkungen auf den Walddurch die zu erwartende stärkere Nutzung.Auwald muss besser geschützt werdenIn den letzten fünf Jahren wurden alle<strong>in</strong> imBezirk Bludenz für die Errichtung von LKW-Abstellplätzen, Produktionshallen, Kraftwerks-,Abwasserentsorgungs- <strong>und</strong> Wasserversorgungsanlagen,Lagerplätze <strong>und</strong> dergleichenmehr als 15 ha Auwald gerodet.Weitere Flächen s<strong>in</strong>d bereits umgewidmet.Dieser früher <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> sehr verbreiteteWaldtyp ist mittlerweile selten geworden,obwohl Auwald sowohl nach dem Forst -gesetz (allgeme<strong>in</strong>er Waldschutz) als auchnach dem <strong>Natur</strong>schutzgesetz besondersgeschützt ist <strong>und</strong> seitens des <strong>Natur</strong>schutzesdie Sicherung der noch vorhandenenBestände regelmäßig e<strong>in</strong>gefordert wird.Holze<strong>in</strong>schlag <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> (<strong>in</strong> 1000 Efm)Die Abbildung zeigte<strong>in</strong>e stetige Zunahmedes Holze<strong>in</strong>schlages.2008 wurden100.000 FestmeterHolz mehrgenutzt als Anfangder 90er Jahre. Dadie jährliche Holznutzungschwanktwurden 10-Jahresmittelwertegebildet.Quelle: BMLFUW18


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>plusm<strong>in</strong>usForderungen Die starke Zunahme der Holznutzung<strong>und</strong> die geplanten Maßnahmenzur Holzmobilisierung (Fe<strong>in</strong>erschließung)müssen auf ihre langfristigenAuswirkungen auf die Natürlichkeitder <strong>Vorarlberg</strong>er Wälder untersuchtwerden. Vor allem ist e<strong>in</strong>ewissenschaftliche Abschätzung derRisiken erforderlich, die durch densteigenden Energieholzbedarf entstehen. Wirksame Maßnahmen zur Sicherungdes Tannenbestandes durchnatürliche Verjüngung s<strong>in</strong>d erforderlich.Pilotprojekte zur Reduktion desWildbestandes auf e<strong>in</strong> verträglichesNiveau nach Liechtenste<strong>in</strong>er Vorbildsollen entwickelt <strong>und</strong> erprobt werden(u.a. Fütterungsstrategien zurReduktion <strong>und</strong> Verteilung des Wildbestandes).+ Zwei Waldschulen –die Waldschule Bodensee<strong>in</strong> Bregenz <strong>und</strong> dieSilbertaler Waldschule– wurden e<strong>in</strong>gerichtet.Diese bieten fachlich<strong>und</strong> didaktisch f<strong>und</strong>ierteBildungsprogrammefür K<strong>in</strong>der, Jugendliche<strong>und</strong> Schulklassen an.Dies ist e<strong>in</strong> wichtigerBeitrag zur Förderungdes Bewusstse<strong>in</strong>s <strong>und</strong>der Kenntnis des LebensraumsWald.+ Waldfachpläne für die<strong>Natur</strong>a 2000 GebieteBregenzerachschlucht,Spirkenwälder imBrandnertal, Sam<strong>in</strong>atal<strong>und</strong> im Gadental, Verwallsowie KlostertalerBergwälder wurdenentwickelt. Damit wurdendie Gr<strong>und</strong>lagen fürdie aus naturschutzfachlicherSicht passendeBewirtschaftung dieserWälder geschaffen.- Der Anreiz zum Ausbaudes Forststraßennetzeswird wegen der Förderungauch <strong>in</strong> Wäldernaufrechterhalten, die fürden Schutz vor <strong>Natur</strong>gefahrenke<strong>in</strong>e Bedeutunghaben. Die nachfolgendenNutzungen durchFreizeitaktivitäten bewirkenvielfach anhaltendeVerschlechterungen derbetroffenen Waldlebensräume.Seit 2004 wurden97 Kilometer Forststraßenbeantragt.- Die Tanne kann sichnur <strong>in</strong> den wenigenGebieten ausreichendverjüngen, wo der Bestandan Rot- <strong>und</strong>Rehwild auf e<strong>in</strong>em verträglichenMaß gehaltenwird. In <strong>Vorarlberg</strong>erreicht laut Wilde<strong>in</strong>flussmonitor<strong>in</strong>gnur e<strong>in</strong>Siebtel der Jungbäumedie Höhenklasse 2 bis5 Meter.Umsetzung der Forderungen 2003/200619 Hohe Fördersätze für Forstwege nur,wenn Wegebau mit <strong>Natur</strong>- <strong>und</strong> Landschaftsschutzabgestimmt wurde. Die Förderung der Natürlichkeitmuss auf alle Wälder ausgeweitetwerden. Derzeit wird sie nur <strong>in</strong>»<strong>Natur</strong>a 2000« - Wäldern gewährt. Seltene Waldtypen müssengeschützt werden. <strong>Natur</strong>schutzfachliche Weiterbildungder Forstbehörden Ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sparung der Funktion derWaldaufseherTrotz Ablehnung des <strong>Natur</strong>schutzeswerden Wege bewilligt <strong>und</strong> gefördert.nicht umgesetztGr<strong>und</strong>lagen zum Erhalt seltener Waldtypenwurden erarbeitet, Auwälderwerden zu wenig geschützt.umgesetztumgesetzt


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenTourismusRegionale StrategienDie politische Neuausrichtung des <strong>Vorarlberg</strong>erTourismus ermöglicht den regionalenDest<strong>in</strong>ationen, eigene Strategien zu entwickeln.Hier sollten verstärkt die Vorteilenachhaltiger Regionalentwicklung e<strong>in</strong>bezogenwerden. Ansätze s<strong>in</strong>d bereits vorhanden.So wurde zum Beispiel von 14 Geme<strong>in</strong>denim Bregenzerwald <strong>und</strong> im Allgäu dergrenzüberschreitende »<strong>Natur</strong>park Nagelfluhkette«gegründet. In dessen Leitbild habensie sich zur Erhaltung ihrer Moore, Schluchten<strong>und</strong> Alplandschaften verpflichtet.Auch der Biosphärenpark Großes Walsertalwartet mit Nachhaltigkeitszielen auf <strong>und</strong> setztsie um. Heuer ist die Region mit dem Alchemilla-KräuterprojektÖsterreich-Sieger des»European Dest<strong>in</strong>ations of Excellence«(EDEN) Awards, den die Europäische Kommissionausgeschrieben hat. Kriterium war dieVerb<strong>in</strong>dung von <strong>Natur</strong>schutz <strong>und</strong> Tourismus.Förderungen ohneNachhaltigkeitskriterienDas Leitbild 2010+ für den Tourismus be<strong>in</strong>haltetLeitl<strong>in</strong>ien, die zu Nachhaltigkeit <strong>und</strong>Klimaschutz auffordern. Konkret genannts<strong>in</strong>d Zurückhaltung bei der Widmung vonFreiflächen sowie verstärkte Angebotsgestaltung<strong>in</strong> Richtung umweltschonende Nutzungvon <strong>Natur</strong>- <strong>und</strong> Kulturlandschaft. Dieaktuellen Richtl<strong>in</strong>ien für Investitionsförderungendagegen stärken den Ausbau vonBettenkapazitäten <strong>und</strong> Freizeitanlagen. Siebe<strong>in</strong>halten allesamt ke<strong>in</strong>e Nachhaltigkeitskriterienwie sie beispielsweise für dieWohnbauförderung schon seit Längerem bestehen.Investitionen mit FolgenSchigebiete <strong>in</strong>vestieren <strong>in</strong> den qualitativen<strong>und</strong> quantitativen Ausbau ihrer Tourismus -angebote, meist mit erheblichen E<strong>in</strong>griffen<strong>in</strong> den <strong>Natur</strong>haushalt. Alle<strong>in</strong> seit 2006 wurden41 Anträge für Neuerrichtungen bzw.Erweiterungen von Beschneiungsanlagene<strong>in</strong>gereicht. In den letzten drei Jahren lagenbei der <strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft Anträge fürGeländekorrekturen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ausmaß vonm<strong>in</strong>destens 200 ha auf dem Tisch. Hangneigungen,Unebenheiten <strong>und</strong> Mulden werdenfür den Schneesport ausgeglichen <strong>und</strong> verändert.In m<strong>in</strong>destens fünf Berggeme<strong>in</strong>dens<strong>in</strong>d jeweils <strong>in</strong> der Nähe von Schigebietengrößere Ferienwohnanlagen im Entstehenbzw. geplant.Anzahl der jährlichen Anträge fürSchneeerzeugungsanlagen bzw. ErweiterungenNach dem schneearmenW<strong>in</strong>ter 2006boomten die Anträgefür künstlicheBeschneiungsanlagen.Auswirkungenauf den Wasserhaushaltwerdennicht h<strong>in</strong>terfragt.Quelle:<strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft<strong>Vorarlberg</strong>20


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>plusm<strong>in</strong>usForderungen Investitionsförderungen für Errichtung<strong>und</strong> Sanierung von Gebäuden<strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die touristischenZwecken dienen, sollen sich an denökologischen Kriterien der Wohnbauförderungorientieren. Tourismusförderungen aller Artsollen nur bei E<strong>in</strong>haltung nach -gewiesener <strong>Umwelt</strong>standards vergebenwerden. Projekte, die gravierende E<strong>in</strong>griffe<strong>in</strong> der <strong>Natur</strong> darstellen, sollten vonFörderungen ausgeschlossen se<strong>in</strong>. Klima-Anpassungsstrategien können<strong>und</strong> sollen auf regionaler Ebeneausgearbeitet werden. Immerh<strong>in</strong>liegen nach e<strong>in</strong>er OECD-Studie von25 <strong>Vorarlberg</strong>er Skigebieten bei e<strong>in</strong>erTemperaturzunahme von 2°Cgerade mal 12 Gebiete noch <strong>in</strong>schneesicherer Höhenlage.+ 2008 wurde der <strong>Natur</strong>parkNagelfluhkettemit Zielen <strong>und</strong> Maßnahmenzum Schutz<strong>und</strong> zur nachhaltigenNutzung der <strong>Natur</strong>lebensräumegegründet.+ <strong>Vorarlberg</strong> Tourismushat 2009 erstmals e<strong>in</strong>enSonderpreis fürNachhaltigkeit vergeben.Es ist empfehlenswert,den Innovationspreis<strong>in</strong> Zukunftgr<strong>und</strong>sätzlich an Nachhaltigkeitskriterienzub<strong>in</strong>den.+ E<strong>in</strong>ige kommunale <strong>und</strong>regionale Projekte <strong>und</strong>Aktivitäten verb<strong>in</strong>dentouristische <strong>und</strong> naturschutzorientierteZiele<strong>und</strong> tragen so zu e<strong>in</strong>ernachhaltigen Entwicklungihrer Tourismusregionbei (moorekrumbach, KäseherbstBregenzerwald, Alchemilla-Kräuterprojekt).- Investitionsförderungenerfolgen ohneökologische oderNachhaltigkeits -kriterien.- Der enorme Ausbauder Infrastruktur <strong>in</strong>Schigebieten verändertdie Berglandschaft <strong>und</strong>gefährdet traditionelle<strong>und</strong> im ökologischenGleichgewicht stehendeKulturlandschaften,die Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>ennachhaltigen Tourismus.- Wertvolle Alpgründewurden <strong>in</strong> Baulandumgewidmet umFerienwohnanlagen zuerrichten, obwohl wiebeispielsweise amBürserberg/TschenglaWidmungsüberhangfür Ferienwohnungenim Ortszentrum besteht.Umsetzung der Forderungen 2003/200621 Die ökologischen Auswirkungenvon Trendsportarten müssenuntersucht werden. Es dürfen ke<strong>in</strong>e Wildrückzugs- <strong>und</strong>Ruhegebiete für Freizeit- <strong>und</strong> Tourismuserschlossen werden. Die Umsetzungsstrategie des Tourismusleitbildesmit Maßnahmenzur Erreichung kurz- <strong>und</strong> langfristigerZiele ist unter E<strong>in</strong>beziehungdes <strong>Natur</strong>schutzes zu erarbeitennur anlassbezogenSchigebietsverb<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong>-erweiterungen s<strong>in</strong>d gemäß dem neuenTourismuskonzept möglich.nicht umgesetzt


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenVerkehrKe<strong>in</strong>e weitere Zerschneidung des RiedsIm Verkehrskonzept 2006 hält das Land<strong>Vorarlberg</strong> fest, dass der vorhandene <strong>Natur</strong><strong>und</strong>Landschaftsraum bestehen bleiben,zusammenhängende Freiflächen im Rhe<strong>in</strong>tal<strong>und</strong> Walgau erhalten sowie funktionell <strong>und</strong>qualitativ verbessert werden sollen. Inzwischenwurden zwei Prozesse gestartet, <strong>in</strong>welchen nach Lösungen zur Verkehrsentlastungvon Wohngebieten <strong>und</strong> nach Möglichkeitenzum Ausbau von Betriebsgebieten<strong>und</strong> deren Anb<strong>in</strong>dung an die A14 im UnterenRhe<strong>in</strong>tal gesucht wird. Verschiedene Variantenwurden entwickelt <strong>und</strong> diskutiert. Die Vorschlägebe<strong>in</strong>halten auch den Bau neuerStraßen, die Auswirkungen auf die landschaftlicheQualität der Riedlandschaften haben. E<strong>in</strong>eVerschlechterung muss ausgeschlossenwerden. Ergänzend dazu sollte die verkehrserzeugendeWirkung (etwa durch Neuansiedlungverkehrs<strong>in</strong>tensiver Strukturen) e<strong>in</strong>egrößere Rolle <strong>in</strong> den Überlegungen spielen.Gebot zum MobilitätsmanagementBetreiberInnen großer Verkehrserregertragen e<strong>in</strong>e Verantwortung für die mitverursachtenBelastungen des Verkehrs. Bisherwird von der Politik die Strategie verfolgt,die VerursacherInnen freiwillig zu Maßnahmenzu bewegen. Um die Entlastungspotenzialeflächendeckend nutzbar zu machen, iste<strong>in</strong> Umdenken notwendig. Die Verant -wortung großer Verkehrserreger muss durche<strong>in</strong> Gebot zum Mobilitätsmanagement e<strong>in</strong>gefordertwerden. Dabei soll das Land beider Beratung, Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungdes öffentlichen Personennahverkehrs(ÖPNV) wirkungsvolle Unterstützung leisten.Erfolge <strong>und</strong> Anstrengungen beim ÖPNVIn den letzten Jahren wurde konsequent ander Verbesserung des ÖPNV gearbeitet: dasFahrplanangebot wurde ständig erweitert,Ergänzungen erfolgten auch im Spätverkehr,das Taktangebot wurde vergrößert <strong>und</strong> dieAnschlusssicherung ausgeweitet. Für die Altersgruppe19 bis 26 Jahre gibt es seit heuere<strong>in</strong> vergünstigtes Angebot für den gesamtenVerkehrsverb<strong>und</strong>. Zudem wird auf Tariferhöhungenbis 2010 verzichtet. Der neue Busbahnhof<strong>in</strong> Dornbirn ist vorbildlich <strong>in</strong> Ausstattung<strong>und</strong> Komfort. Die hier realisierten Standardssollen Maßstab für Verbesserungen anÖPNV-Knoten <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> se<strong>in</strong>.Landbus Unterland: Entwicklung der Fahrgastzahlen<strong>und</strong> der gefahrenen KilometerDie Anzahl derFahrgäste im LandbusUnterland hatsich seit dem Jahr2000 verdoppelt.Quelle: Geme<strong>in</strong>deverbandPersonennahverkehrUnteresRhe<strong>in</strong>tal22


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>plusm<strong>in</strong>usForderungen Die Zerschneidung <strong>und</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigungder landschaftlichen Qualitätder Riedgebiete muss dr<strong>in</strong>gend vermiedenwerden. Dem entsprechendeLösungen sollen <strong>in</strong> den ProzessenMIR <strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong>tal Mitte angestrebtwerden. Ergänzend dazusollte die zusätzlichen Verkehrerzeugende Wirkung durch Neuansiedlungverkehrs<strong>in</strong>tensiver Strukturene<strong>in</strong>e größere Rolle <strong>in</strong> denÜberlegungen spielen. Die Verantwortung großerVerkehrs erreger muss durch e<strong>in</strong>Gebot zum Mobilitätsmanagemente<strong>in</strong>gefordert werden. Dabei soll dasLand bei der Beratung, Koord<strong>in</strong>ation<strong>und</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des ÖPNV wirkungsvolleUnterstützung leisten.+ Hard, Kennelbach,Lauterach, Schwarzach,Wolfurt <strong>und</strong> Bregenzarbeiten mit Unterstützungdes Landesim regionalen Mobilitätsmanagement»plan-b« zusammen.+ Mit der Initiative »<strong>Vorarlberg</strong>Mobil« wurdee<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>deplattforme<strong>in</strong>gerichtet. Inregelmäßigen Abständentreffen sich VertreterInnender Geme<strong>in</strong>denzum Erfahrungsaustausch,entwickelnStrategien <strong>und</strong>setzen Projekte zurSensibilisierung derBevölkerung für den<strong>Umwelt</strong>verb<strong>und</strong> um.+ E<strong>in</strong>e ambitionierteRadverkehrsstrategiefür <strong>Vorarlberg</strong> wurdeentwickelt. Diese sollkonsequent umgesetztwerden.- In der Planungüberörtlicher Radwegewurden bisher die Interessendes <strong>Natur</strong>schutzesnoch zu wenige<strong>in</strong>bezogen. Diessollte nachgeholt werden,um die Planungvon Neutrassierungen<strong>und</strong> Qualitätsverbesserungenauch aus naturschutzfachlicherSicht zu optimieren.- Mobilitätsmanagementist für große Verkehrserreger<strong>und</strong> bei neuenBetriebsansiedlungennoch nicht verpflichtend.Umsetzung der Forderungen 2003/200623 Maßnahmen zur »Entschneidung«der Landschaft <strong>und</strong> Erhaltung vonwertvollen Lebensräumen <strong>und</strong> Biotopverb<strong>und</strong>en. Große Verkehrserreger sollen bisspätestens 2008 verpflichtetwerden, Mobilitätskonzepte vor -zulegen. Mobilitätsmanagement soll gesetzlichbei neuen Ansiedlungen vorgeschriebenwerden. Lärmschutz ist <strong>in</strong> der Raum -planung zu verankern.Im Prozess »Mobil im Rhe<strong>in</strong>tal« wirdder Aspekt der Entschneidung e<strong>in</strong>bezogen.nicht umgesetztnicht umgesetztLärmkarten wurden erstellt, Konsequenzen<strong>in</strong> Raumplanungspraxis <strong>und</strong>-gesetz fehlen.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenEnergieE<strong>in</strong> energieautonomes <strong>Vorarlberg</strong> ist daslangfristige strategische Ziel der <strong>Vorarlberg</strong>erLandespolitik. Zur Realisierung diesesZiels sollen im Prozess »Energiezukunft <strong>Vorarlberg</strong>«entsprechende Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong>Weichenstellungen geschaffen werden. Konkretsoll durch höhere Effizienz der Energieverbrauchreduziert werden <strong>und</strong> der Anteilan erneuerbaren Energieträgern (ohne Wasserkraft)an der Energiebereitstellung um 60Prozent gesteigert werden. Der Ausbau dererneuerbaren Energien durch verstärkte Biomasse-<strong>und</strong> Wasserkraftnutzung muss jedochohne ökologisch gravierende Folgen fürdie Gewässer <strong>und</strong> den Wald erfolgen. Durchden stark wachsenden Energieholzbedarfs<strong>in</strong>d langfristig negative Auswirkungen aufden Wald zu befürchten.Heimisches Brennholz ist begrenztDie Zahl der Holzheizungen ist <strong>in</strong> den letztenJahren rasant gestiegen. Seit 1990 wurden<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> Heizungen mit e<strong>in</strong>er Gesamtleistungvon 290 Megawatt <strong>in</strong>stalliert. ImJahr 2007 betrug der Energieholz-Verbrauchim Land 350.000 Festmeter. Alle<strong>in</strong> heuerwerden neue Holzheizwerke mit e<strong>in</strong>em zusätzlichenBedarf von 32.000 Festmeter errichtet.Der stark gestiegene Bedarf kannnicht mehr durch das marktverfügbare heimischeEnergieholz gedeckt werden. Dermittlere jährliche Holze<strong>in</strong>schlag im Land beträgt315.000 Festmeter. Etwa 30 bis 50 Prozentdavon werden als Energieholz verwertet.Nebenwirkungen auf den Wald?Wegen der Versorgungslücke mit heimischemEnergieholz <strong>und</strong> zur Stärkung der regionalenWertschöpfung strebt das Land b<strong>in</strong>nen10 Jahren e<strong>in</strong>e Erhöhung des Holze<strong>in</strong>schlagsauf 450.000 Festmeter an. Um dieszu erreichen, soll der E<strong>in</strong>schlag im bisherwenig genutzten Kle<strong>in</strong>wald erhöht werden.Zwei Drittel des heimischen Waldes bef<strong>in</strong>detsich im kle<strong>in</strong>flächigen Privateigentum. Es bestehtdie berechtigte Sorge, dass Erschließungszwänge<strong>und</strong> erhöhter E<strong>in</strong>schlagden nachgewiesen hohen Natürlichkeitsgradder <strong>Vorarlberg</strong>er Wälder verr<strong>in</strong>gern werden.Wächst der Bedarf an Energieholz weiterh<strong>in</strong>,so erhöht sich mit jedem Anstieg des Ölpreisesauch der Nutzungsdruck auf den Wald.E<strong>in</strong>e wissenschaftliche Abschätzung der Folgenfür die Natürlichkeit des Waldes wurdeim Gegensatz zur Erfassung des wirtschaftlichnutzbaren Energieholzpotenzials nochnicht veranlasst. Dies muss rasch nachgeholtwerden.Holzheizungen <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> - Entwicklung der LeistungQuelle:LandwirtschaftskammerNieder -österreich24


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>plusm<strong>in</strong>usForderungen Der hohe Natürlichkeitsgrad des<strong>Vorarlberg</strong>er Waldes darf nicht gefährdetwerden. E<strong>in</strong>e wissenschaftlicheAbschätzung der durch densteigenden Energieholzbedarf entstehendenRisiken ist erforderlich. Projekte zum Ausbau der Wasserkraftdürfen nur dann bewilligt werden,wenn ke<strong>in</strong>e ökologisch gravierendenFolgen für die Gewässer entstehen.+ Das Land hat beschlossen,langfristige<strong>in</strong>e hohe Autonomie<strong>in</strong> der Energieversorgunganzustreben.+ Wohnbauförderung: Eswerden ke<strong>in</strong>e Wohnungenmehr gefördert,die nur den gesetzlichenEnergiestandarderfüllen.+ Die Energieberatungfür Unternehmen wirdzahlreich <strong>in</strong> Anspruchgenommen. Zudemfördert das Land Grobstudienfür die Steigerungder Energieeffizienzdurch überbetrieblicheAbwärmenutzungaus Industrie bzw. Gewerbebetrieben.+ <strong>Vorarlberg</strong> beteiligtsich am PilotprojektElektromobilität»VLOTTE« <strong>und</strong> leistetdamit e<strong>in</strong>en wichtigenBeitrag zur E<strong>in</strong>führungdieser energieeffizientenForm des motorisiertenIndividualverkehrs.- Der Energieverbrauch<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> ist seitdem Jahr 2000 um1,66 Prozent oder 138Gigawattst<strong>und</strong>en proJahr gestiegen.- Beim Ausbau der thermischenSolarenergienutzungist <strong>Vorarlberg</strong>weit entfernt vom Zieldes Energiekonzepts.Um das Ziel zu erreichen,müsste die Kollektorflächeum das2,4-fache vergrößertwerden.- Wichtige Maßnahmendes Energiekonzeptswurden nicht umgesetzt: Berücksichtigung externerKosten bei Investitionsentscheidungen Evaluation <strong>und</strong> leistungsorientierteVerbesserungbestehenderLandesförderungen Energetische Kriterienbei WirtschaftsförderungenUmsetzung der Forderungen 2003/200625 Nebenwirkungen des E<strong>in</strong>satzesvon Biomasse mittels waldbau -licher, natur- <strong>und</strong> landschafts -bezogener Konzepte abwägen. Energetische Sanierung durchstärkere Anreize <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeitforcieren. Dem Trend zu größeren Wohnflächenpro Kopf durch die Anpassungder Wohnbauförderung entgegenwirken. Das Energiekonzept rasch um -setzen, dafür ausreichend Mittelbereitstellen.nicht umgesetztSanierungsförderung wurde verbessert,diese wird sehr gut angenommen.nicht umgesetztWichtige Maßnahmen wurden nichtumgesetzt.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenWas sagenPolitik <strong>und</strong> NGOs?Umsetzung der Forderungen der <strong>Natur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>berichte 2003/2006Die Maßnahmen des Landes zur Umsetzung der Forderungen der Berichte wurden 2008erhoben <strong>und</strong> Rückmeldungen dazu von NGOs, <strong>Umwelt</strong>fachleuten sowie von Landtags -fraktionen e<strong>in</strong>geholt. Die Ergebnisse zu ausgewählten Forderungen werden im Folgendenwiedergegeben. Der gesamte Bericht zum Monitor<strong>in</strong>g ist auf www.naturschutzrat.at erhältlich.Landschaftsentwicklungskonzept für die GrünzoneStellungnahme Land Passiert im Rahmen Vision Rhe<strong>in</strong>talÖVP-ClubS<strong>in</strong>nvoller laufender Prozess unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der betroffenen Geme<strong>in</strong>denFPÖ-ClubVision Rhe<strong>in</strong>talGRÜNER ClubWenig konkretes erkennbar<strong>Natur</strong>schutzb<strong>und</strong> Es ist die Frage, ob das, was <strong>in</strong> der Vision Rhe<strong>in</strong>tal bisher <strong>in</strong> diesem Bereich passiert,ausreichend ist, um diese Forderung zu erfüllen. Die Prioritäten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der VisionRhe<strong>in</strong>tal sicher andere <strong>und</strong> der <strong>Natur</strong>schutz spielt eher e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle beiden Themen der Vision Rhe<strong>in</strong>tal.Für das Rhe<strong>in</strong>tal <strong>und</strong> den Walgau s<strong>in</strong>d Habitatsverbesserungen durchzuführen <strong>und</strong> Vernetzungen zusichernStellungnahme Land Projektgruppe wird e<strong>in</strong>gerichtet <strong>und</strong> Konzeption erarbeitet. Studie als Gr<strong>und</strong>lage fürSchutzmaßnahmen ökologisch bedeutsamer Riedgräben wurde vergeben. Im SchweizerRied Lustenau Nord <strong>und</strong> Süd wurden zahlreiche Maßnahmen zur Biotopverbesserungvorgenommen.ÖVP-ClubProzess voll im GangFPÖ-ClubVor allem im Walgau ist noch zu wenig passiert. Sollte auch Thema im Rahmen derVision Walgau se<strong>in</strong>.GRÜNER ClubVor allem im Walgau ist der Druck massiv angestiegen: Betriebserweiterungen(Liebherr, Hilti, Vögel) gehen immer vor.<strong>Natur</strong>schutzb<strong>und</strong> Es gibt hier durchaus positive Beispiele, von e<strong>in</strong>er Vernetzung s<strong>in</strong>d wir aber nochsehr weit entfernt.BH FeldkirchHabitatsverbesserungen für <strong>Natur</strong>a 2000 Bangs/Matschels: Nutzungsentflechtungsollte dr<strong>in</strong>gend erfolgenFür gefährdete Gebiete im Streuwiesenkomplex Rhe<strong>in</strong>tal-Walgau müssen Pufferzonen ausgewiesenwerden.Stellungnahme Land Es gibt e<strong>in</strong>e Verordnung über Pufferzonen von Gebietsteilen außerhalb des <strong>Natur</strong>a 2000Gebietes »Soren, Gleggen-Kölbern, Schweizer Ried <strong>und</strong> Birken-Schwarzes Zeug«ÖVP-ClubForderung umgesetztFPÖ-ClubVerordnung über Pufferzonen muss landesweit erfolgenGRÜNER ClubDas »versehentliche« Anknabbern von Streuwiesen, z.B. beim Pflügen, geht ungebrochenweiter.26


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong><strong>Natur</strong>schutzb<strong>und</strong>BH FeldkirchDie erwähnte »Pufferzone« ist ke<strong>in</strong>e Pufferzone im eigentlichen S<strong>in</strong>n, sondernbekanntlich nur e<strong>in</strong>e Kompromisslösung. So wurden Bereiche, die re<strong>in</strong> fachlich zum<strong>Natur</strong>a 2000-Gebiet gehören müssten, wenigstens durch diese Verordnung geschützt.Die Frage der Wiesennutzung wurde aus der Verordnung ausgeklammert.Streuwiesen s<strong>in</strong>d über diese Verordnung nicht vor Intensivierung geschützt.Sonst aber nicht vorhanden wie z.B. im Koblacher Ried. Problem: Intensivwiesenzwischen Streueparzellen - ohne Puffer.Für die Überwachung der Streuwiesen im Rhe<strong>in</strong>tal <strong>und</strong> Walgau braucht es mehrArbeitskraft.Überarbeitung des BodenschutzkonzeptesStellungnahme Land »15 Jahre <strong>Vorarlberg</strong>er Bodenschutzkonzept – e<strong>in</strong>e Bilanz« wurde veröffentlicht.Fachübergreifendes Gremium hat 92 Teilaspekte bewertet <strong>und</strong> bei 72 Aspekten mehroder weniger positive Entwicklungen festgestellt.ÖVP-ClubÜberarbeitung erfolgt; Bilanz im <strong>Umwelt</strong>ausschuss des Landtages vorgestellt <strong>und</strong>diskutiertFPÖ-ClubDie positive Bilanz der Bewertung zeigt ke<strong>in</strong>en unmittelbaren HandlungsbedarfGRÜNER ClubBilanz veröffentlicht, Scheitern wird offen angesprochen (Bodenverbrauch geht ungebremstweiter), Konsequenzen fehlenE<strong>in</strong> Netz an Beobachtungsflächen <strong>in</strong> sensiblen Lebensräumen ist e<strong>in</strong>zurichten, um Veränderungendes Bodens festzustellen <strong>und</strong> Erhaltungsmaßnahmen zu entwickeln. E<strong>in</strong>e Stickstoffbilanz für <strong>Vorarlberg</strong>ist zu erstellen.Stellungnahme Land Landesweites Beobachtungsnetz von Feuchtbiotopen wurde angelegt, um den aktuellenBodenzustand zu ermitteln. Stickstoffbilanz für Waldboden Pfändergebiet <strong>und</strong>Breitenberg.ÖVP-ClubForderung erfüllt; Stickstoffbilanz an zwei Standorten erprobt;FPÖ-ClubUntersuchung der Stickstoffbilanz muss aufs ganze Land ausgeweitet werden<strong>Natur</strong>schutzb<strong>und</strong> Die Stickstoffbilanz für Waldboden <strong>in</strong> ausgewählten Gebieten ist <strong>in</strong>teressant,behandelt aber nur e<strong>in</strong>en Teilbereich. Interessant wäre e<strong>in</strong>e Stickstoffbilanz für ganz<strong>Vorarlberg</strong>, <strong>in</strong>sbesondere auch wie viel durch den Import von Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln<strong>in</strong>s Land kommt.27Sicherung des Wasserhaushaltes als wichtigster Standortfaktor <strong>in</strong> Feuchtgebieten. Besonders großist der Handlungsbedarf im Rhe<strong>in</strong>delta.Stellungnahme Land Im Rhe<strong>in</strong>delta wurde 2007 e<strong>in</strong>e Straße verlegt, dadurch konnte e<strong>in</strong> Teilbereich wiedervernässtwerden, weitere Maßnahmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Planung. Die Bodenseeufer wurdenbewertet, e<strong>in</strong> Leitfaden zur Renaturierung bee<strong>in</strong>trächtigter Uferbereiche ist <strong>in</strong> Arbeit.FPÖ-ClubRenaturierungsmaßnahmen werden besonders von der Abteilung Wasserwirtschaftprioritär behandeltGRÜNER ClubWird beim neuerlich geplanten Kraftwerk Untere Ill vollkommen außer Acht gelassen!<strong>Natur</strong>schutzb<strong>und</strong> Der neue Stau im Rhe<strong>in</strong>delta funktioniert nicht. Das Wiedervernässungsprojekt zieht


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Trends <strong>und</strong> EntwicklungenWas sagenPolitik <strong>und</strong> NGOs?BH Feldkirchsich extrem <strong>in</strong> die Länge. Für manche Arten wie z.B. die Uferschnepfe dürften die geplantenMaßnahmen vermutlich zu spät kommen. Von 2006 bis 2008 konnten ke<strong>in</strong>eBrutversuche mehr beobachtet werden, es ist zu befürchten, dass die Uferschnepfe<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> als Brutvogel ausgestorben ist.In Matschels stellt der s<strong>in</strong>kende Gr<strong>und</strong>wasserstand e<strong>in</strong> Problem für die Streuwiesen dar.Landesweites Revitalisierungsprogramm für Gewässer bis 2005Stellungnahme Land Für Renaturierungen von Gewässern werden seit Jahren Mittel vom Land zur Verfügunggestellt.ÖVP-ClubDies wird auch <strong>in</strong> Zukunft der Fall se<strong>in</strong>.FPÖ-ClubBeim Wasserbau hat nachweislich e<strong>in</strong>e entsprechende Bewusstse<strong>in</strong>sbildung stattgef<strong>und</strong>en;Umsetzung erfolgt schrittweise.GRÜNER ClubIm gesamten Bereich der Renaturierung von Gewässern s<strong>in</strong>d wir über e<strong>in</strong>ige schöne,aber kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> lokale Projekte nicht h<strong>in</strong>ausgekommen. Alle großen Herausforderungen(Ill, Bregenzerach, Frutz, Rhe<strong>in</strong>…) kommen nicht vorwärts.Flächen, die potentiell für Revitalisierungen zur Verfügung stehen, sollen erhoben <strong>und</strong> durch Widmung alsRetentionsflächen (Raumplanung) oder durch Ankauf gesichert werden.Stellungnahme Land Retentionsflächen werden im Rahmen von Gewässerentwicklungskonzepten (GEK)gesichert. GEKs liegen für Bezauer Bäche, Ehbach-Nafla <strong>und</strong> Dornbirnerach vor.Raumplanung <strong>und</strong> Wasserwirtschaft haben Gr<strong>und</strong>lagendaten erarbeitet, e<strong>in</strong>zelne Retentionsflächenwurden schon geschaffen. Flächenwidmungspläne aller Geme<strong>in</strong>den(Uferrandstreifen als Hochwasserrückhalt <strong>und</strong> für ökologische Zwecke) werden begutachtet.Niederwaldbewirtschaftung an der Bregenzerach erfolgt seit 2 Jahren.ÖVP-ClubUmfassende Dokumentation der Fließgewässer <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> als Arbeitsgr<strong>und</strong>lage erstellt.FPÖ-ClubFestlegung von Retentionsflächen darf nicht so weit gehen, dass die wirtschaftlicheEntwicklung von Geme<strong>in</strong>den praktisch verunmöglicht wird, weil dann ke<strong>in</strong>e Gewerbegebietemehr zur Verfügung stehen. Dies ist <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Talschaften zuberücksichtigen.GRÜNER Club2005er Hochwasser ist aus dem Bewusstse<strong>in</strong> schon wieder verschw<strong>und</strong>en. Bei derBehebung der Schäden wurde im Zweifelsfall auf »Ausbaggern <strong>und</strong> Dämme erhöhen«gesetzt. Oberlauf-Verbauungen werden das Problem beim nächsten Hochwassersichtbar machen: für die Unterlieger!BH FeldkirchKonflikte mit bestehenden Widmungen; Ufer von Fließgewässern mit ökomorphologischenDefiziten werden nach wie vor verbaut; Rückwidmung <strong>in</strong> FF entlang von Fließgewässernsollte forciert werden; weitere Dezimierung von Auwäldern sollte unterbleiben.Kraftfuttere<strong>in</strong>satz auf Alpen erheben <strong>und</strong> Zweckmäßigkeit fachlich diskutierenStellungnahme Land Aus Gründen der Tierges<strong>und</strong>heit wird für Milchkühe die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Fütterungmit Heu oder Kraftfutter als unverzichtbar erachtet.28


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>FPÖ-ClubGRÜNER ClubDie Zweckmäßigkeit von Kraftfuttere<strong>in</strong>satz ist aus fachlicher Sicht mehr als begründet.Ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>sicht erkennbar; Kuhkrankheit auf Mittelargen 2007 g<strong>in</strong>g spurlos vorüber;Leistungszucht steht nach wie vor über allem. Für die gesamte Alpwirtschaftgilt, dass es immer noch weiter <strong>in</strong> Richtung »Intensivierung« geht anstatt zurück zuextensiver Bewirtschaftung!Größere zusammenhängende <strong>und</strong> noch nicht erschlossene Landschaftsgebiete müssen mit Hilfe e<strong>in</strong>esRaumkonzeptes erhalten bleibenStellungnahme Land Erweiterungen <strong>und</strong> Schigebietsverb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d nur dann möglich, wenn für dieRegion wirtschaftlich s<strong>in</strong>nvoll <strong>und</strong> die Auswirkungen auf <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> Landschaft vertretbars<strong>in</strong>d. Erschließung nicht erschlossener Gebiete ist nach neuem Tourismus -leitbild ausgeschlossen.ÖVP-ClubMit Augenmaß Entwicklung ermöglichen; <strong>Natur</strong> steht dabei im Vordergr<strong>und</strong>;bestehende rechtliche Möglichkeiten s<strong>in</strong>d ausreichend.GRÜNER ClubAuch hier gilt: im Zweifel wird immer mit dem so genannten »überwiegend öffentlichenInteresse« argumentiert;<strong>Natur</strong>schutzb<strong>und</strong> Die Beurteilung von Projekten ersetzt ke<strong>in</strong>e vorausschauende Planung mit Hilfe e<strong>in</strong>esRaumkonzeptes. <strong>Vorarlberg</strong> ist nach Artikel 10 des Tourismusprotokolls der Alpenkonventionverpflichtet, Ruhezonen nach ökologischen Gesichtspunkten auszuweisen,<strong>in</strong> denen auf touristische Erschließung verzichtet wird.29Das Mobilitätsverhalten zu verändern, muss ernsthaftes <strong>und</strong> konsequentes Anliegen der Politik se<strong>in</strong>.»Weiche« Maßnahmen reichen aus strategischer Sicht nicht aus. Maßnahmen s<strong>in</strong>d zu setzten, diedas Autofahren weniger attraktiv machen, Visionen aus dem Verkehrskonzept für neue öffentlicheVerkehrssysteme (R<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ie Unteres Rhe<strong>in</strong>tal) s<strong>in</strong>d weiter zu verfolgen.Stellungnahme Land Das Ziel »Formel 3-2-1« zur Veränderung des Mobilitätsverhaltens wird mit konkretenMaßnahmen konsequent umgesetzt. Visionen werden im konsensorientierten PlanungsverfahrenUnteres Rhe<strong>in</strong>tal („Mobil im Rhe<strong>in</strong>tal“) untersucht. Die Arbeitsgruppe»Wohnen & Mobilität« beschäftigt sich mit der Gestaltung von Wohnbauten <strong>und</strong>ihrem E<strong>in</strong>fluss auf das umweltbewusste Mobilitätsverhalten.ÖVP-ClubWeiterer Ausbau des ÖPNV; weiterer Ausbau des Radwegenetzes; Freizeitverhaltenüberdenken; viele Wege mit dem PKW s<strong>in</strong>d weniger als 4 km!FPÖ-ClubStändig steigende Treibstoffpreise tragen zu diesem Ziel bei. Zwangsmaßnahmens<strong>in</strong>d abzulehnen, immerh<strong>in</strong> leben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie. E<strong>in</strong>e R<strong>in</strong>gstraßenbahn hateher nostalgischen Charakter. E<strong>in</strong>e Trasse zu f<strong>in</strong>den, die Haltestellen <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvollerEntfernung zu Wohngebieten sicherstellt, dürfte fast unmöglich se<strong>in</strong>, denn Straßenbahnens<strong>in</strong>d alles andere als leise. S<strong>in</strong>nvoller sche<strong>in</strong>t der E<strong>in</strong>satz von O-Bussen. Sies<strong>in</strong>d sehr leise, können bestehende Straßen nutzen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens so umweltfre<strong>und</strong>lichwie Straßenbahnen.GRÜNER ClubInvestitionen erfolgen fast ausschließlich <strong>in</strong> den motorisierten Individualverkehr(Pfändertunnel, Achra<strong>in</strong>tunnel, NEU: Lorünser Tunnel); im Vergleich dazu s<strong>in</strong>d diezusätzlichen Aufwendungen für den ÖPNV marg<strong>in</strong>al!


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31Unter der Lupe


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Unter der LupeDas Biotop<strong>in</strong>ventar<strong>Vorarlberg</strong>Georg GrabherrLeiter des Departmentsfür <strong>Natur</strong>schutz -biologie, Vegetations<strong>und</strong>Landschafts -ökologie an derUniversität Wien;Vorsitzender des<strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schutzratesWas ist e<strong>in</strong> Biotop<strong>in</strong>ventar,speziell das <strong>Vorarlberg</strong>er?Noch vor wenigen Jahrzehnten wusstennicht e<strong>in</strong>mal viele Biologen was e<strong>in</strong> Biotopist, manche wissen es bis heute nicht. Wassoll also der Durchschnittsbürger darunterverstehen, zumal schon weitere Fachbegriffewie Habitat, Ökosystem, Biodiversität aufihn zustürmen? Daher e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> paar Klarstellungen.Sie s<strong>in</strong>d der Erstfassung des <strong>Vorarlberg</strong>erBiotop<strong>in</strong>ventars entnommen, das<strong>in</strong> den 80-er Jahren unter Leitung von GeorgGrabherr <strong>und</strong> Mario Broggi entstanden ist.Dieses Inventar war <strong>und</strong> ist auf die besondersschutzwürdigen Biotope ausgerichtet,um es gleich vorweg zu nehmen, auf die<strong>Natur</strong>juwelen des Landes, die nicht nurdurch Schönheit <strong>und</strong> besonderen Reiz ausgezeichnets<strong>in</strong>d, sondern e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle<strong>in</strong> der Erhaltung der biologischen Vielfalt,der Bio diversität, spielen.Was ist also e<strong>in</strong> BIOTOP aus fachlich-wissenschaftlicherSicht? Es ist e<strong>in</strong> Landschaftsteilmit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> sich mehr oder weniger geschlossenenLebensgeme<strong>in</strong>schaft aus Pflanzen<strong>und</strong> Tieren. Er grenzt sich durch spezifischeArten, durch das Ersche<strong>in</strong>ungsbild, dieLage <strong>und</strong> die Bodenbeschaffenheit von derUmgebung ab. Klassisches Beispiel für e<strong>in</strong>enBiotop wäre etwa e<strong>in</strong> Weiher, es kann abergenauso e<strong>in</strong> Waldstück, e<strong>in</strong>e Wiese se<strong>in</strong>.Häufig bilden e<strong>in</strong>zelne Biotope <strong>in</strong> sich zusammenhängendeKomplexe aus, wie etwae<strong>in</strong> Quellmoor mit der Quelle als E<strong>in</strong>zelbiotop<strong>und</strong> den angrenzenden nassen »Quellsümpfen«.Dann wird von BIOTOPKOMPLEXgesprochen.Besonders Großtiere haben Biotop übergreifendeReviere oder ganze Landschaftsteilebilden e<strong>in</strong>en geschlossenen <strong>und</strong> viel -fältigen Lebensraum von besondererSchutz würdigkeit (z.B. Kanisfluh). In diesemFall kann von e<strong>in</strong>em GROSSRAUMBIOTOPgesprochen werden.Gr<strong>und</strong>sätzlich ist Biotop e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>erBegriff. E<strong>in</strong> Biotop muss nicht von vornehere<strong>in</strong>besonders oder überhaupt schutzwürdigse<strong>in</strong>. Auch e<strong>in</strong> Garten ist z.B. e<strong>in</strong> Biotop mitKultur- <strong>und</strong> Wildpflanzen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er großenZahl an Tieren - beliebten <strong>und</strong> unbeliebten -sei es im Boden oder an Pflanzen.E<strong>in</strong> Biotop gilt dann als besondersschutzwürdig bzw. ist als <strong>Natur</strong>juwel zu verstehen,wenn der Natürlichkeitsgrad hochist, aber nicht nur. »Natürlich« heißt, derBiotop bleibt auch ohne menschliche Pflegeerhalten. »Ursprünglich« heißt, der Biotopwurde bzw. hat sich nicht verändert. <strong>Vorarlberg</strong>ist e<strong>in</strong> altes Kulturland <strong>und</strong> ursprünglicheBiotope, die uns e<strong>in</strong> Bild von der Vorarl -berger <strong>Natur</strong> vor der Besiedlung oder zuZeiten noch ger<strong>in</strong>ger Besiedlungsdichte geben,s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Talräumen fastvollständig verschw<strong>und</strong>en. Weitere Kriteriens<strong>in</strong>d Seltenheit, Vorkommen geschützter<strong>und</strong> gefährdeter Arten <strong>und</strong> Lebensgeme<strong>in</strong>schaften,sowie landschaftspflegerische, landeskulturelle<strong>und</strong> wissenschaftliche Bedeutung.32


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>33Häufig wird auch die biologische Vielfalt,sprich Biodiversität als Kriterium herangezogen.Dies ist e<strong>in</strong> sehr zwiespältiges Kriterium.Schutzwürdige Biotope wie e<strong>in</strong>e Streuwiesekönnen vielfältig se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e alte geschütteteSchotterhalde kann aber mituntermehr Arten aufweisen als die Wiese. Im <strong>Vorarlberg</strong>erInventar wird dieses Kriterium nurausnahmsweise beachtet.Kurzer Rückblick <strong>und</strong> AusblickSeit der Vorlage der Inventare besondersschutzwürdiger Biotope zwischen 1984 <strong>und</strong>1989 s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong> 20 Jahre vergangen. Sie habenzweifellos ihre Spuren <strong>in</strong> Landschaft <strong>und</strong><strong>Natur</strong> <strong>Vorarlberg</strong>s h<strong>in</strong>terlassen. Auch wenndas e<strong>in</strong>e oder andere <strong>Natur</strong>juwel dem enormenZivilisationsdruck im Land weichenmusste, unterm Strich ist die Bilanz äußerstpositiv. Schutzgebiete s<strong>in</strong>d entstanden wiedas Schutzsystem der Streuwiesen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>tal<strong>und</strong> Walgau, das <strong>Natur</strong>schutzgebiet MehrerauerSeeufer, die Kernzonen im Bio -sphärenpark Großes Walsertal. Vor allembewährten sich die Inventare bei Planung<strong>und</strong> angeschlossenen Behördenverfahren.Der Status der ausgewiesenen Biotope als<strong>in</strong>formelle Vorbehaltsflächen führte zu ange -pass ten Planungen <strong>und</strong> Rücksichtnahmen.Die verbreitete Angst mancher Gr<strong>und</strong>besitzer<strong>und</strong> Landwirte vor e<strong>in</strong>er »schwarzen Enteignung«erwies sich als gr<strong>und</strong>los. Mit derNeuauflage des Inventars <strong>und</strong> der fachlichexzellenten Bearbeitung durch das Büro AVLsoll der bewährte Weg weiter verfolgt werden.Die Aufgabenstellung an die Projektnehmerwar: die Aktualisierung des <strong>Natur</strong>wertes der ausgewiesenenBiotope des Inventars 84-89; e<strong>in</strong>e dem Stand der Technik (VOGIS) entsprechende,flächenscharfe Aufnahme,wodurch sich zwangsläufig Änderungenim Vergleich zum alten Inventar ergaben; e<strong>in</strong>e fachliche Bewertung der Schutzwürdigkeit<strong>und</strong> Festlegung allfälliger Ergänzungen; die Bereitstellung e<strong>in</strong>er Informationsbasisfür die Geme<strong>in</strong>denMit der Vorlage des neuen Biotop<strong>in</strong>ventarsverb<strong>in</strong>den nun Auftraggeber <strong>und</strong> Auftrag -nehmer vor allem den Wunsch, dass sich dieGeme<strong>in</strong>den aktiv für den Schutz <strong>und</strong> – wonotwendig – für die Pflege der ausgewiesenenbesonders schutzwürdigen Biotope e<strong>in</strong>setzenbzw. diese bei Entwicklungsplänen<strong>und</strong> Aktivitäten berücksichtigen. Um dies <strong>in</strong>gewissem S<strong>in</strong>ne »schmackhaft« zu machen,s<strong>in</strong>d gleich zu Beg<strong>in</strong>n des Inventars die drei»besten Biotope« als NATURJUWELEN vorgestellt,welche entweder im regionalen oderüberregionalen Rahmen e<strong>in</strong>e hervorragendeBedeutung für den <strong>Natur</strong>erhalt haben. Diesheißt nicht, dass die weiteren Biotope wenigerwert wären. Es soll nur zeigen, woraufdie Geme<strong>in</strong>de besonders stolz se<strong>in</strong> kann.Die Geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong>ventare wurden <strong>in</strong> derZwischenzeit ausgegeben <strong>und</strong> sollen imRahmen der Aktion »<strong>Natur</strong> <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de«weiter verankert werden. Diese Vorgangsweiseist zweifellos vorbildlich, darfaber nicht davon ablenken, dass e<strong>in</strong>eGesamtschau <strong>und</strong> vertiefte Auswertung derAktualisierung notwendig ist. Nur so ist derErfolg klar detailliert darzustellen. Auchwenn diese Auswertungen noch fehlen, dasBiotop<strong>in</strong>ventar war das Rückgrat im <strong>Natur</strong> -management der letzten Jahre. Man stellenur die Frage, was an <strong>Natur</strong> noch da wäre,hätte es das Inventar nicht gegeben. Alle Beteiligtenkönnen stolz se<strong>in</strong>: die <strong>Natur</strong>schutzpolitik,die Adm<strong>in</strong>istration, die NGOs <strong>und</strong> vorallem die zahlreichen jungen Feldbiologen,die oft unter schwierigsten Bed<strong>in</strong>gungenauch die letzten W<strong>in</strong>kel des Landes durch -stöbert haben.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Unter der Lupe<strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfung<strong>in</strong><strong>Vorarlberg</strong>Gerhard BeckMitglied des<strong>Umwelt</strong>senatesAm 1.1.1995 wurde die <strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfung(UVP) aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er EU-Richtl<strong>in</strong>ie<strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>geführt. Die Zulassungvon umweltrelevanten Großprojekten wurdegr<strong>und</strong>legend neu gestaltet: An die Stelle e<strong>in</strong>erVielzahl von Genehmigungsverfahrenbei Geme<strong>in</strong>de-, Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esbehördenist e<strong>in</strong> konzentriertes Genehmigungsverfahrenbei der Landesregierung getreten.Die Landesregierung ist für alle Verfahren –ausgenommen für B<strong>und</strong>esstraßen <strong>und</strong> Hochleistungsstrecken- umfassend zuständig,sie verdrängt also die Zuständigkeit andererBehörden. Sie hat zum Beispiel auch die aufGeme<strong>in</strong>deebene durchzuführenden Bauverfahrenabzuwickeln. E<strong>in</strong>e umfassende Prüfungder <strong>Umwelt</strong>auswirkungen nach b<strong>und</strong>es- <strong>und</strong>landesrechtlichen Vorgaben ist zentraler Bestandteildes UVP-Genehmigungsprozesses.Auch der Rechtsschutz wurde mit derE<strong>in</strong>führung der <strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfunge<strong>in</strong>heitlich gestaltet. Als Berufungsbehördegegen Bescheide der Landesregierungwurde e<strong>in</strong>e neue Rechtsschutz<strong>in</strong>stanze<strong>in</strong>gerichtet: Der unabhängige <strong>Umwelt</strong>senat(US) mit Sitz <strong>in</strong> Wien, e<strong>in</strong>e Kollegialbehördemit RichterInnen, welche vom B<strong>und</strong> <strong>und</strong> denLändern nom<strong>in</strong>iert werden. Die Mitgliederdes <strong>Umwelt</strong>senates s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ausübung ihresAmtes unabhängig <strong>und</strong> an ke<strong>in</strong>e Weisungengeb<strong>und</strong>en.Seit dem 1.1.1995 (E<strong>in</strong>führung der UVP)wurden <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> <strong>in</strong>sgesamt 17 Verfahrennach dem UVP-Gesetz abgeschlossen,bei 2 Verfahren (Kopswerk II <strong>und</strong> GolfplatzRankweil) wurden Bewilligungsbescheideerlassen, bei den anderen 15 Verfahren handeltes sich um so genannte Feststellungsbescheide.In diesen wurde jeweils ermittelt,ob e<strong>in</strong> Vorhaben e<strong>in</strong>er UVP zu unterziehenist. Von den 15 Feststellungsverfahren wurden12 Vorhaben als nicht UVP-pflichtigermittelt, nur bei 3 Verfahren wurde die Verpflichtungzur Durchführung e<strong>in</strong>er UVP festgestellt(Golfplatz Rankweil, Splitt<strong>in</strong>ganlageHäusle <strong>in</strong> Lustenau <strong>und</strong> Pumpwerk Rells <strong>in</strong>Vandans). Von der <strong>Umwelt</strong>anwaltschaft wurdenur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Fall (GolfplatzRankweil) e<strong>in</strong>e Berufung erhoben mit demErgebnis, dass für die Errichtung des GolfplatzesRankweil die Verpflichtung zurDurchführung e<strong>in</strong>er UVP auferlegt wurde.Laut Statistik des <strong>Umwelt</strong>b<strong>und</strong>esamtes wurdenvon bisher 174 <strong>in</strong> Österreich abgeschlossenenVerfahren nur 5 Vorhaben nichtbewilligt. Abgesehen vom Kostenfaktor – e<strong>in</strong>UVP-Verfahren verursacht erhebliche Kostenfür Planung <strong>und</strong> Sachverständige – ist dieZurückhaltung <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> unberechtigt.Das recht erfolgreich durchgeführte UVP-Verfahren beim Kopswerk II der <strong>Vorarlberg</strong>erIllwerke AG hat gezeigt, dass das konzentrierteGenehmigungsverfahren zu besserenErgebnissen führt als bei mehrerenE<strong>in</strong>zelverfahren. Trotz e<strong>in</strong>er Vielzahl vonParteien wurde ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Berufung e<strong>in</strong>gebracht.Stellung des <strong>Umwelt</strong>anwaltesBeim <strong>Umwelt</strong>anwalt handelt sich um e<strong>in</strong> Organ,das vom jeweiligen B<strong>und</strong>esland dafüre<strong>in</strong>gerichtet wurde, um den Schutz der <strong>Umwelt</strong><strong>in</strong> Verwaltungsverfahren wahrzunehmen.In <strong>Vorarlberg</strong> bestimmt § 50 des Gesetzesüber <strong>Natur</strong>schutz <strong>und</strong> Landschaftsentwicklung,dass der <strong>Natur</strong>schutzanwaltauch <strong>Umwelt</strong>anwalt im S<strong>in</strong>ne des <strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfungsgesetzesist. Er istan allen UVP-Verfahren mit dem Recht aufStellungnahme zum Vorhaben <strong>und</strong> vor allemmit dem Recht auf Berufung (z.B. GolfplatzRankweil) beteiligt. Im UVP-Verfahren verfügtdie <strong>Umwelt</strong>anwaltschaft über das volleBerufungsrecht, <strong>in</strong> den landesrechtlich geregelten<strong>Natur</strong>schutzverfahren besitzt die <strong>Umwelt</strong>anwaltschafte<strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>geschränktes34


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>35Berufungsrecht. Die <strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Umwelt</strong>anwaltschafthat auch schon mehrfach vonihrem Recht Gebrauch gemacht, Feststellungsanträgezu stellen, damit die Behördeklärt, ob e<strong>in</strong> Vorhaben e<strong>in</strong>er UVP zu unterziehenist (z.B. Erweiterung Schigebiet Lech,Ferienpark Bürserberg) oder nicht. Von der<strong>Umwelt</strong>anwaltschaft wurde nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigenFall (Golfplatz Rankweil) e<strong>in</strong>e Berufunge<strong>in</strong>gebracht mit dem Ergebnis, dass für dieErrichtung des Golfplatzes Rankweil die Verpflichtungzur Durchführung e<strong>in</strong>er UVP festgestelltwurde.Golfplatz RankweilIn <strong>Vorarlberg</strong> sche<strong>in</strong>t die Scheu vor UVP-Verfahren besonders ausgeprägt zu se<strong>in</strong>, amBeispiel des Golfplatzes Rankweil soll dieserörtert werden. Die BezirkshauptmannschaftFeldkirch hat mit Bescheid vom15.11.2004 die naturschutzrechtliche Bewilligungfür den Golfplatz erteilt. Im Zuge derBauausführung kam es zu wesentlichenPlanabweichungen, <strong>in</strong>sbesondere der Standortdes Clubhauses, des Parkplatzes <strong>und</strong>der Driv<strong>in</strong>g Range sowie verschiedenerSpielbahnen wurde verändert. Die BezirkshauptmannschaftFeldkirch verfügte deshalbam 20.9.2005 die Baue<strong>in</strong>stellung. Sie beurteiltedie Projektänderungen als so wesentlich,dass rechtlich von e<strong>in</strong>em Neuvorhaben,für das e<strong>in</strong> neuer Bewilligungsantrag zu stellenist, auszugehen war. In der Zwischenzeithat sich jedoch die Rechtslage geändert.Seit 1.1.2005 s<strong>in</strong>d Golfplätze mit e<strong>in</strong>erFlächen<strong>in</strong>anspruchnahme von mehr als 10ha zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>er UVP zu unterziehen. E<strong>in</strong>e<strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfung wurde jedochnicht beantragt, vielmehr wurden dieEntscheidungen der Behörden bis zu denHöchstgerichten bekämpft. Schließlich habender <strong>Umwelt</strong>senat <strong>und</strong> der Verwaltungsgerichtshof(Erkenntnis vom 23.10.2007)Darstellung der bisherigen Verfahren (Stand 20.10.2009)1. Hohenems, Ste<strong>in</strong>bruch Rhomberg:Erweiterung: Feststellungsbescheid LReg. 25.11.97: nicht UVP-pflichtigBerufungsbescheid US 23.12.98: Berufung ke<strong>in</strong>e Folge gegeben2. Götzis, Ablagerung Aushubmaterial:Feststellungsbescheid LReg. 29.3.00: UVP-pflichtig,Berufungsbescheid US 16.2.2004: Bescheid LReg. bestätigtVerwGH 6.11.03: Bescheid US 12.6.04 aufgehobenErsatzbescheid US 16.2.2004: nicht UVP-pflichtig3. Gaschurn, Neubau Kopswerk II:Bewilligungsbescheid LReg. 29.6.2004, mehrere Änderungsbescheide,ke<strong>in</strong>e Berufungen4. Bregenz-Fluh, Kiesabbau Moosbrugger:Feststellungsbescheid LReg 19.8.2003: nicht UVP-pflichtig5. Mellau – Damüls, Zusammenschluss Schigebiet:Feststellungsbescheid LReg. 17.8.2004, nicht UVP-pflichtig, ke<strong>in</strong>e Berufung6. Lustenau, Restabfälle Häusle:Feststellungsbescheid LReg. 21.4.05: nicht UVP-pflichtigBerufungsbescheid US 13.9.05: UVP-pflichtigErkenntnis VerwGH 26.1.06: Beschwerde als unbegründet abgewiesen7. Göfis <strong>und</strong> Frastanz, Hochwasserschutz an der Ill:Feststellungsbescheid LReg. 5.7.05: nicht UVP-pflichtig8. Lech, Beileitung Spullersee:Feststellungsbescheid LReg. 4.11.05: nicht UVP-pflichtig9. Lech, Erweiterung Schigebiet:Feststellungsbescheid LReg. 29.11.05: nicht UVP-pflichtig10. Rankweil, Golfplatz:Feststellungsbescheid LReg. 27.06.06: nicht UVP-pflichtigBerufungsbescheid US 10.11.06: UVP-pflichtigVerwGH 23.10.2007: Beschwerde als unbegründet abgewiesen11. Bürserberg, Neubau Ferienpark mit 93 Wohnungen:Feststellungsbescheid LReg. 7.10.08: nicht UVP-pflichtig12. Vandans, Pumpwerk Rells:Feststellungsbescheid LReg. 29.10.08: UVP-pflichtig13. Bürs, Erweiterung der Parkplätze beim Zimbapark:Feststellungsbescheid LReg.12.11.08: nicht UVP-pflichtig14. Gaschurn, Stauzielerhöhung um 1,44 m beim Ausgleichsbecken Rifa:Feststellungsbescheid LReg. 27.4.09: nicht UVP-pflichtig15. Rankweil, Golfplatz:Bewilligungsbescheid LReg. 28.4.09, ke<strong>in</strong>e Berufungen16. Hohenems, Ste<strong>in</strong>bruch Rhomberg, Erweiterung:Feststellungsbescheid LReg. 22.5.09: nicht UVP-pflichtig17. Schröcken, Neubau Schipisten <strong>und</strong> Dorfbahn:Feststellungsbescheid LReg. 22.5.09: nicht UVP-pflichtig18. Lustenau, Splitt<strong>in</strong>ganlage Häusle: Anzeige des Vorhabens19. Vandans, Pumpspeicherkraftwerk Rellswerk der VIW: Verfahren anhängig


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Unter der Lupe<strong>Umwelt</strong>anwaltschaft aufgeworfen. Diese hatam 05.09.2003 bei der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierungden Feststellungsantrag gestellt,ob für den Zusammenschluss der Schigebietee<strong>in</strong>e UVP durchzuführen ist. Die Landesregierunghat sodann mit Bescheid vom17.08.2004 festgestellt, dass für »die Verb<strong>in</strong>dungder Schigebiete Mellau <strong>und</strong> Damülsdurch den Neubau von Bahnen mit den dazugehörigenPisten« e<strong>in</strong>e UVP nicht durchzuführenist. Zum<strong>in</strong>dest zu h<strong>in</strong>terfragen ist dieTatsache, warum von der <strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft,obwohl sie sich heftig gegen dasProjekt ausgesprochen hat, trotz ausdrücklicherE<strong>in</strong>räumung der Parteistellung ke<strong>in</strong>eBerufung erhoben wurde. Im Berufungsverfahrenwäre es möglich gewesen, die vonder Landesregierung vorgenommenenFlächenermittlungen im H<strong>in</strong>blick auf se<strong>in</strong>e<strong>Umwelt</strong>relevanz zu überprüfen. Insbesonderehätte geklärt werden können, warum dieSchigebietserweiterungen der letzten 5 Jahrebei den Flächenermittlungen berücksichtigtwurden, h<strong>in</strong>gegen die Flächen für denSpeichersee <strong>in</strong> Damüls als »Qualitätsverbesserung«<strong>und</strong> somit als nicht »UVP-relevant«ausgeklammert wurden. Dies gilt auch fürdie Deponieflächen zur Ablagerung des Aushubmaterials,zumal e<strong>in</strong> räumlicher <strong>und</strong>sachlicher Zusammenhang mit der Schigebietserweiterungwohl kaum verne<strong>in</strong>t werdenkann.Der <strong>Natur</strong>schutzbescheid wurde von der<strong>Natur</strong>schutzanwält<strong>in</strong> erfolglos bis zum Verwaltungsgerichtshofbekämpft, obwohl unzweifelhaftdurch Gutachten feststand, dassder re<strong>in</strong>e Flächenverbrauch für Schipistene<strong>in</strong> Ausmaß von 10 ha nicht erreicht. E<strong>in</strong> Berufungsrechtim <strong>Natur</strong>schutzverfahren bestehtfür die <strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft nämlichnur ab e<strong>in</strong>em Flächenverbrauch vonmehr als 10 ha. Im UVP-Verfahren wäre dasanders zu beurteilen gewesen, im S<strong>in</strong>ne ei-<strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfung<strong>in</strong><strong>Vorarlberg</strong>festgestellt, dass e<strong>in</strong>e UVP durchzuführenist. Ohne die vorgenommenen Änderungenhätte der Golfplatz <strong>in</strong> den ursprünglich bewilligtenAusmaßen gebaut werden können.Die Antragsteller<strong>in</strong> wäre gut beraten gewesen,bereits im Jahre 2005 e<strong>in</strong> Verfahren zurUVP zu beantragen <strong>und</strong> nicht mit der Antragstellungbis zum 22.7.2008 zuzuwarten.Das UVP-Verfahren wurde auch ohne nennenswerteSchwierigkeiten mit Bescheid derLandesregierung vom 28.4.2009 abgeschlossen.Zusatzbemerkung: Ke<strong>in</strong>e derVerfahrensparteien, <strong>in</strong>sbesondere die <strong>Umwelt</strong>anwaltschaft,haben gegen den UVP-Bewilligungsbescheide<strong>in</strong>e Berufung erhoben.Die sofortige E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>es Verfahrens bereitsim Jahre 2005 hätte viel Zeit, Kosten<strong>und</strong> auch Unannehmlichkeiten erspart,ebenso erheblichen Behördenaufwand.Zusammenschluss der SchigebieteMellau <strong>und</strong> DamülsDie Frage, ob für den Zusammenschluss derSchigebiete Mellau - Damüls e<strong>in</strong>e UVPdurchzuführen ist, wurde von der BezirkshauptmannschaftBregenz <strong>und</strong> nicht von der36


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>37ner Gesamtbetrachtung s<strong>in</strong>d sämtliche mitdem Vorhaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em räumlichen odersachlichen Zusammenhang stehenden Maß -nahmen zu berücksichtigen, wie zum BeispielFlächen für Schipisten, Aufstiegshilfen,Parkplätze, Deponieflächen <strong>und</strong> sogar dieKapazitätserweiterungen der letzten 5 Jahre.E<strong>in</strong>e Berufungsentscheidung durch den<strong>Umwelt</strong>senat hätte Klarheit geschaffen, zue<strong>in</strong>er Beschleunigung des Verfahrens <strong>und</strong>Versachlichung beigetragen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e bessereGesamtbeurteilung ermöglicht.EU-BeschwerdeverfahrenVom Alpenschutzvere<strong>in</strong> wurde an das EuropäischeParlament e<strong>in</strong>e Petition wegen dergeplanten Schigebiets-Neuerschließungen <strong>in</strong>Mellau <strong>und</strong> Damüls gerichtet. Beim bewilligtenZusammenschluss der Schigebiete Mellau<strong>und</strong> Damüls sei ke<strong>in</strong>e UVP durchgeführt<strong>und</strong> damit gegen die Richtl<strong>in</strong>ie 85/337/EWGüber die UVP bei bestimmten öffentlichen<strong>und</strong> privaten Projekten verstoßen <strong>und</strong> dasBodenschutzprotokoll der Alpenkonventionnicht berücksichtigt worden. Weiters br<strong>in</strong>gensie vor, dass die gegenständlichen Gebieteals zusätzliche <strong>Natur</strong>a 2000-Gebiete zunom<strong>in</strong>ieren seien.Die Landesregierung hat zu dieser Beschwerdezusammenfassend vorgebracht,das naturschutzrechtliche Verfahren, das dieBezirkshauptmannschaft Bregenz mit Bescheidvon 24.02.2006 abgeschlossen habe,entspreche im Umfang, <strong>in</strong> dem es geführtwurde, weitestgehend den geme<strong>in</strong>schaftsrechtlichenAnforderungen an e<strong>in</strong>e UVPgemäß der UVP-Richtl<strong>in</strong>ie, man habe e<strong>in</strong>e»de facto-<strong>Umwelt</strong>verträglichkeitsprüfung«durchgeführt.Der B<strong>und</strong>esgesetzgeber sah sich jedenfallsveranlasst, die UVP-Regelungen überSchigebiete ergänzend zu regeln. Bereits abe<strong>in</strong>er Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme mit Geländeveränderungenvon mehr als 10 ha (bisher20 ha) im Zuge der Errichtung von Aufstiegshilfenoder Schipisten hat die Behördeim Rahmen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelfallprüfung festzustellen,ob mit erheblichen <strong>Umwelt</strong>auswirkungenzu rechnen ist.Dazu wörtlich im Motivenbericht zu dieserGesetzesänderung:»Aufgr<strong>und</strong> mehrerer <strong>in</strong> der Praxis aufgetretener<strong>und</strong> durch Sachverständigengutachtenbelegter Fälle besteht triftiger Gr<strong>und</strong> zur Annahme,dass bei Erweiterungsvorhabenauch unter 20 ha Geländeveränderungenoftmals mit erheblichen <strong>Umwelt</strong>auswirkungenzu rechnen ist (siehe etwa EU-BeschwerdeverfahrenNr. 201/08/ENVI zurSchigebietszusammenlegung Mellau-Damülsoder Feststellungsverfahren zur SchigebietszusammenlegungKals-Matrei). Der derzeitigeSchwellenwert für Erweiterungsvorhabenvon 20 ha würde derartige Vorhaben jedochgenerell von e<strong>in</strong>er UVP ausnehmen <strong>und</strong> istdaher nicht als EU-konform anzusehen.«Die Novelle zum UVP-G 2000 ist bereitsam 19.8.2009 <strong>in</strong> Kraft getreten. Beim nunmehrigenSchwellenwert von 10 ha wäre <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelfallprüfung zu klären gewesen,ob mit erheblichen <strong>Umwelt</strong>auswirkungen zurechnen <strong>und</strong> für den Fall e<strong>in</strong>er Bejahung e<strong>in</strong>eUVP durchzuführen ist. Das Ermittlungsverfahrender Bezirkshauptmannschaft Bregenzim naturschutzrechtlichen Verfahrenhat unmissverständlich ergeben, dass miterheblichen <strong>Umwelt</strong>auswirkungen zu rechnenist. Die Bewilligung wurde nur deshalberteilt, weil die mit dem Vorhaben verb<strong>und</strong>enenpositiven wirtschaftlichen <strong>und</strong> touristischenAuswirkungen e<strong>in</strong> überwiegendesGeme<strong>in</strong>wohl darstellen.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Unter der LupeDas S 18-Nachfolge-VerfahrenAndreas PostnerTransform i.V.Hildegard Bre<strong>in</strong>er<strong>Natur</strong>schutzb<strong>und</strong>Manfred HagenVCÖSeit gut 2 Jahren läuft das PlanungsverfahrenMIR (»Mobil im Rhe<strong>in</strong>tal«). Es versucht,<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kooperativen, offenen PlanungsprozessStrategien zur Lösung der komplexenVerkehrsprobleme im <strong>Vorarlberg</strong>er UnterenRhe<strong>in</strong>tal zu f<strong>in</strong>den, nachdem das S-18-Planungsverfahren, das sich mit den Vorläufer-Verfahrenüber 30 Jahre h<strong>in</strong>gezogen hatte,desaströs gescheitert war. Das MIR-Planungsverfahrenhat dabei e<strong>in</strong>e relativ komplexeProzess-Struktur. Kernstück dieserStruktur ist das sogenannte Regionalforum,e<strong>in</strong>e Art »Parlament« (Ros<strong>in</strong>ak, Konzeptverfasserdes MIR-Planungsprozesses), bestehendaus über 35 Mitgliedern, die von derLandesregierung <strong>in</strong> dieses Gremium berufenoder später durch das Regionalforum selbstals neue Mitglieder aufgenommen wurden.Dazu gehören VertreterInnen der Landes -regierung, der projektbeteiligten ASFINAG,der <strong>Vorarlberg</strong>er Verkehrsverb<strong>und</strong>, die Bürgermeisterder Region, Kammer- bzw. InteressenvertreterInnensowie ÖAMTC <strong>und</strong>ARBÖ, die <strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft, VertreterInnender NGOs (<strong>Natur</strong>schutzb<strong>und</strong> <strong>Vorarlberg</strong>,Verkehrsclub Österreich, Transform)sowie von Bürger<strong>in</strong>itiativen. Auch dieBürgermeister der angrenzenden SchweizerRhe<strong>in</strong>talgeme<strong>in</strong>den werden zu den Sitzungendes Regionalforums e<strong>in</strong>geladen. Durchdas Regionalforum werden Arbeitsaufträgean die bestellten Planungsbüros formuliert<strong>und</strong> deren Ausarbeitungen bewertet. Letztlichsollen vom Regionalforum Empfehlungenan die politischen Entscheidungsträgerbeschlossen werden, welche der zahlreichenLösungsansätze <strong>und</strong> Maßnahmenbündel umgesetztwerden sollen.Die NGOs nehmen <strong>in</strong> diesem Verfahrene<strong>in</strong>e durchaus nicht unbedeutende Rolle e<strong>in</strong>.Nachdem das S-18-Straßenbauverfahren anden f<strong>und</strong>iert begründeten E<strong>in</strong>sprüchen, dievon NGO-VertreterInnen geme<strong>in</strong>sam mit der<strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft, der Marktgeme<strong>in</strong>deWolfurt, sowie der Ortsgeme<strong>in</strong>de Au formuliert<strong>und</strong> bei verschiedenen Gerichtene<strong>in</strong>gebracht worden waren, gaben sich dieNGO-VertreterInnen mit dem Aus der S 18ke<strong>in</strong>eswegs zufrieden sondern fordertenschon im <strong>Vorarlberg</strong>er Verkehrskonzeptalternative Lösungen zu der langjährigenFehlplanung S 18 e<strong>in</strong>. Da die Ausarbeitungvon Alternativen <strong>in</strong>nerhalb des Verkehrskonzeptes2005 durch die Landesregierung nochverweigert wurde, drängten die NGOs darauf,im Landesverkehrskonzept wenigstensdie Vorgehensweisen festzulegen, wie dieLösungsf<strong>in</strong>dung nach dem voraussehbarenScheitern der S 18 erfolgen sollte. In diesemS<strong>in</strong>n verstehen sich die NGOs als Ko-Architektendieses nun laufenden PlanungsverfahrensMIR.OrganisationsstrukturNach zwei Jahren <strong>in</strong>tensiver Prozess-Beteiligungmacht es durchaus S<strong>in</strong>n, Zwischenbilanzzu ziehen. Zweifelsohne ist e<strong>in</strong> 35köpfigesGremium zu groß, um arbeitsfähigeRahmenbed<strong>in</strong>gungen für <strong>in</strong>tensiv zu bearbeitendeDetailabklärungen <strong>und</strong> daraufbasierende Entscheidungen herbeiführen zukönnen. Des Öfteren mussten zusätzlicheWorkshops mit VertreterInnen des Regionalforumszusammengestellt werden, um fachspezifischeGr<strong>und</strong>positionen ausloten zukönnen. Teilweise wurde verabsäumt, abstimmbareEntscheidungsgr<strong>und</strong>lagen imRegionalforum so zeitlich strukturiert vorzulegen,dass transparente, nachvollziehbareEntscheidungen unter e<strong>in</strong>er möglichst umfassendenBeteiligung optimal <strong>in</strong>formierterMitglieder kont<strong>in</strong>uierlich hätten stattf<strong>in</strong>denkönnen. Dies führte zu e<strong>in</strong>er gewissenAbsetzbewegung mancher e<strong>in</strong>geladenerBürgermeister <strong>und</strong> e<strong>in</strong>iger Interessens -vertreter Innen, weil lange Zeit zu wenige38


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>Übersichtsplan: Alternativen im Straßennetz39Entscheidungen getroffen wurden, danachdie Kont<strong>in</strong>uität der Prozessbeteiligung nachließ<strong>und</strong> dadurch immer größere Informationsunterschiedeentstanden waren.Damit war aber auch die Rolle des Regionalforumsnicht mehr so ganz klar: Immermehr Vorentscheidungsprozesse verlagertensich <strong>in</strong>s Planungsteam der Experten. Diesführte dazu, dass sich im vergangenen Jahrdie Öffentlichkeitsarbeit an den teilweisenicht unumstrittenen Me<strong>in</strong>ungen der Planerorientierte <strong>und</strong> nicht so sehr an der eigentlichenBeschlusslage des Regionalforums.Erst nach e<strong>in</strong>em heftigeren, öffentlichenEklat über die Darstellungen von Ergebnissen,die so nie beschlossen worden waren,wurden vere<strong>in</strong>zelte Rollenklärungen aufgenommen,ohne aber wirklich e<strong>in</strong>e durchgehendeStr<strong>in</strong>genz zu erreichen.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Unter der LupeDas S 18-Nachfolge-VerfahrenModellbildung, Gr<strong>und</strong>lagenVor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist es verständlich,dass auch die Modellbildung zur Beurteilungvon Verkehrswirksamkeiten verschiedener,ausgearbeiteter Lösungsvarianten mitgrößeren Schwierigkeiten verb<strong>und</strong>en war. Esbleibt e<strong>in</strong> Nachteil des Verkehrsmodells,Verkehrszwecke nicht genauer darstellen zukönnen <strong>und</strong> beispielsweise Fahrradverkehre<strong>und</strong> ihre Wirkungen nicht direkt im Modelldarstellen zu können. Um die wirtschaftlichenRahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagender Datendurchläufe musste lange gerungenwerden. Anfangs wurde mit utopischenWachstumsraten <strong>und</strong> mit viel zu niedrigenTreibstoffpreisen gerechnet <strong>und</strong> es war fürdie NGOs e<strong>in</strong> sehr mühsamer Weg, die globalwirtschaftlichstark veränderten Verhältnissegegen die Praxis leichtfertiger Daten -übernahme durchzusetzen.Konfliktpunkte:Energie- <strong>und</strong> Ressourcenbewertung,Klimaschutz VariantenbewertungenTeilweise bestand <strong>und</strong> besteht <strong>in</strong> demgroßangelegten <strong>und</strong> durchwegs aufwendigenVerfahren die Gefahr, durch vorgeschobene»pragmatische« Lösungsstrategiendr<strong>in</strong>gend zu lösenden Zieldef<strong>in</strong>itionen oderZielkonflikten aus dem Weg zu gehen. Eskonnte bisher nicht e<strong>in</strong>sichtig gemacht werden,dass Energie-Versorgungs-Sicherheitfür sich e<strong>in</strong> neues Bewertungskriterium darstellt,das m<strong>in</strong>destens gleichwertig mit denanderen, klassischen Nachhaltigkeitszielbereichen(Ökologie, Ökonomie, Soziales) mite<strong>in</strong>zubeziehen wäre. Es wurde von der Projektleitungbis jetzt nicht akzeptiert, dassdas Lösungsmodell des PlanungsprozessesMIR zw<strong>in</strong>gend sektorale Klimaschutzzielee<strong>in</strong>halten muss, die zur Erreichung der imRahmen von »Energie-Zukunft-<strong>Vorarlberg</strong>«bereits beschlossenen Energie-Autonomie<strong>und</strong> zur E<strong>in</strong>haltung der globalen Klimazielenotwendig wären. Und die betriebs- bzw.volkswirtschaftlichen Bewertungen vonBahn- <strong>und</strong> Straßenbahn-Varianten weichenderartig eklatant von bisher vorgelegten Kostenschätzungenvon renommiertenStraßenbahn- <strong>und</strong> Bahnprojektbetreibernab, dass diese Lösungsstrategien vorschnellhätten ausgeschieden werden sollen.Was die NGOs bis jetzt erreicht habenDie NGOs haben <strong>in</strong> mühsamen Diskussionen<strong>und</strong> Verhandlungen durchgesetzt, dass zum<strong>in</strong>destteilweise realistischere Wirtschafts<strong>und</strong>Energie-Basisdaten bei der Modellerstellungverwendet werden. Es müssen Modellegerechnet werden, die bis 2025 nur mehr mitdurchschnittlich 1,6 Prozent jährlichem Wirtschaftswachstum,jedoch mit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen5-prozentigen Preiserhöhung beifossilen Treibstoffen rechnen (statt mit 2 ProzentWirtschaftswachstum <strong>und</strong> nur 3-prozentigerPreiserhöhung). Die konkrete Umsetzungdieser Beschlüsse fehlt jedoch noch. AlleVerkehrswirksamkeiten <strong>und</strong> Verkehrsprognosender vorliegenden Varianten-Untersuchungenwurden bisher nach den alten, ausder Hochkonjunkturphase stammenden Datengerechnet <strong>und</strong> haben daher für die NGOske<strong>in</strong>e ausreichende Plausibilität.Die NGOs haben die Treibhausgasproblematik<strong>in</strong>tensiv thematisiert: Laut e<strong>in</strong>em<strong>in</strong>ternen Papier des Energie-Institutes müss -ten zur Erreichung der EU-weit vere<strong>in</strong>bartenKlimaschutzziele über 30 Prozent der CO2-Emissionen reduziert werden. Dies geht vone<strong>in</strong>em Reduktionserfordernis aus EU-Vere<strong>in</strong>barungenvon über 30 Prozent bis zum Jahr2025 aus – unter der Voraussetzung, dasses zu e<strong>in</strong>er Post-Kyoto-Vere<strong>in</strong>barung kommenwird. E<strong>in</strong>e Voraussetzung, von der ausSicht der NGOs schon alle<strong>in</strong> im Interesse desWeltklimas ausgegangen werden muss. Es40


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>41ist evident, hier auf Zielszenarien zu bestehen,die bei Ausgabe von 1,2 Milliarden Euro(Vergleichszahl der Errichtungskosten<strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierungskosten der gescheitertenS-18-Variante) sicherstellen müssen, dassdanach die global lebensnotwendigen Klimaschutz-Reduktionszieleerreichbar werdenmüssen. Zum Unterschied dazu erreichendie bisher durch die Planungen erzieltenCO2-Reduktionen nur etwa maximale CO2-Reduktionen von -4 bis -9 Prozent gegenüberheutigen CO2-Emissionen. E<strong>in</strong> solches Ergebnisist für die NGO-VertreterInnen <strong>in</strong>akzeptabel.Dazu kommt, dass diese bisherigen Ergebnissedes Planungsprozesses MIR zur Reduktionvon Treibhausgasen aus Sicht derNGOs jedenfalls nicht <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang mit der e<strong>in</strong>stimmigenLandtagsentschließung über dieErreichung der Energie-Autonomie bis 2050stehen. Deshalb gehört der Klimaschutz nachwie vor zu den ungelösten Agenden.Die NGOs haben völlige Transparenz fürdie Kostenbewertungen e<strong>in</strong>gefordert <strong>und</strong>durchgesetzt, dass es zu e<strong>in</strong>er vergleichendenAnalyse der betriebswirtschaftlichen<strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Bewertungen vonStraßenbahn- <strong>und</strong> Bahnprojekten unter Beteiligungführender <strong>Vorarlberg</strong>er Betreiber-Unternehmen kommen wird. Diese vergleichendenBewertungen liegen bisher nicht vor.Völlig loyal zum Prozessablauf haben dieNGOs Straßenvarianten, die bisher die Klimazieleweit verfehlt haben, nicht a priorivon weiteren Bearbeitungen ausgeschlossen.Sie fordern jedoch e<strong>in</strong>e Überarbeitung<strong>und</strong> Ausdehnung der Maßnahmenbündel e<strong>in</strong>,um die dr<strong>in</strong>gend zu erreichenden Zieletatsächlich erreichen zu können. Geschiehtdas nicht, werden die NGOs alle jeneProjekt alternativen ablehnen, die zu e<strong>in</strong>erErhöhung der Treibstoffgase führen <strong>und</strong> dasErreichen der Klimaziele massiv erschwerenoder h<strong>in</strong>auszögern.Der Planungsprozess könnte schonweiter se<strong>in</strong>Teilweise werden Straßentrassen-Alternativenim Verfahren weitergeführt, die im politisch-rechtlichenKontext ke<strong>in</strong>erlei Chancenauf Realisierung haben: Dazu gehören alleTrassen, die erneut die <strong>Natur</strong>a 2000 Gebietequeren, sowie jene Trassen-Varianten,die die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Nordumfahrung desLauteracher Riedes suggerieren. Seitens derMarktgeme<strong>in</strong>den Hard <strong>und</strong> Lauterach liegendazu e<strong>in</strong>deutig negative Stellungnahmen derBürgermeister vor, die von den NGO-VertreterInnenvoll<strong>in</strong>haltlich unterstützt werden.Sofern Straßentrassen-Ergänzungeneventuell notwendig werden könnten, spitztsich alles auf den Raum Lustenau zu. Darauf,welche Lösungen zur Entlastung der Bevölkerungvom Schwerverkehr hier dienachhaltig Beste se<strong>in</strong> könnte, sollten sichjetzt schon alle Kräfte entscheidend konzentrieren.Der Geme<strong>in</strong>dewahlkampf führt zuunnötigen Verschleppungen. Zentral zurDiskussion steht die <strong>in</strong> Lustenau selbst starkumstrittene Ostumfahrung Lustenaus mitstraßenbaulichen Ergänzungen im RaumHöchst sowie verschiedene westliche Alternativendazu. Nach übere<strong>in</strong>stimmender Me<strong>in</strong>ungder NGO-VertreterInnen könnten wirhier im Planungsprozess schon viel weiterse<strong>in</strong>.Die weitere Beteiligung der NGOs wirdmaßgeblich von der Ernsthaftigkeit derBemühungen abhängen, die wirtschaftlichenRealitäten, Ressourcenverknappung, Klimaschutz-Ziele,die vere<strong>in</strong>barte Energie-Autonomiesowie nachvollziehbare Kosten-Nutzen-Rechnungenfür alle realisierbaren Variantenanzuerkennen <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Alternativen-Entwicklungen e<strong>in</strong>zubeziehen.


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43Perspektiven<strong>und</strong> Impulse


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseKlimawandel <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e FolgenGeorg GrabherrLeiter des Departmentsfür <strong>Natur</strong>schutzbiologie,Vegetations- <strong>und</strong>Landschaftsökologiean der UniversitätWien; Vorsitzenderdes <strong>Vorarlberg</strong>er<strong>Natur</strong>schutzratesDas Klima wird wärmer, <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> umca. 1°C alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den letzten 30 Jahren. Dasletzte Jahr war auch ungewöhnlich nass.Hochwasserereignisse häufen sich. Wie lässtsich das erklären? Nun, Klimawandel istnichts Neues. Zyklische Veränderungen derErdbahn um die Sonne, des Neigungsw<strong>in</strong>kelsder Erdachse <strong>und</strong> deren Bewegung (die Erdachse»eiert«), regelmäßige Sonnenfleckenaktivitäten,Vulkaneruptionen mit ihrenAschewolken, all dies führte <strong>und</strong> führt zuKlimaänderungen quasi auf natürliche Weise.Es ist der Energiezustrom von der Sonne,der letztlich entscheidet. Ist er, vere<strong>in</strong>fachtgesagt, höher oder niedriger <strong>in</strong> Relationzur Entfernung, hat dies Konsequenzenfür das Erdklima. Dieses hängt wieder abvon der Reflexion durch die Atmosphäre, derAbsorption <strong>in</strong> dieser, der Reflexion direkt ander Oberfläche <strong>und</strong> der Erd-Ausstrahlungselbst. E<strong>in</strong> Teil des langwelligen Anteils dieserStrahlungsströme bleibt <strong>in</strong> der Atmosphärehängen, da er von verschiedenen Gasenwie Wasserdampf, Kohlendioxid, Methanabsorbiert wird. Der Effekt: Die Atmosphäreist wärmer als sie ohne diese Gase wäre.Gäbe es diesen »Glashauseffekt« nicht,wäre die Durchschnittstemperatur auf derErde –16°C, e<strong>in</strong> menschliches Leben unmöglich.Dieser kurze Ausflug <strong>in</strong> die physikalischenGr<strong>und</strong>lagen zeigt, dass h<strong>in</strong>ter demKlima Gesetzmäßigkeiten stehen, die fix s<strong>in</strong>d<strong>und</strong> sich nicht weg diskutieren lassen. Dasist sicheres Wissen.Gäbe es also solche physikalisch-chemischenGesetzmäßigkeiten nicht, würdenauch die Kunstschneemasch<strong>in</strong>en am Arlberg<strong>und</strong> anderswo nicht funktionieren. Aus demGesagten geht daher zwangsläufig hervor,dass e<strong>in</strong>e Veränderung der Konzentrationder Gase temperaturwirksam se<strong>in</strong> muss.Somit s<strong>in</strong>d wir am Punkt: Der Gehalt anKohlendioxid, aber auch an Methan <strong>und</strong> anderendieser Dipolgase hat im Industriezeitalter,vor allem durch die Verbrennung vonKohle, Erdgas <strong>und</strong> Öl stark zugenommen. Erwar <strong>in</strong> den letzten 500.000 Jahren noch nieso hoch wie heute. Diese Fakten legen nahe,dass die beobachteten Klimaveränderungenmit dieser Veränderung der Atmosphärenchemiezusammen hängen. Dies <strong>in</strong> Zweifelzu ziehen, was <strong>in</strong> vielen Kreisen noch geschieht,gliche etwa der Feststellung, dassWasser nicht siedet.KlimafolgendiskussionKritisch wird es natürlich dann, wenn überdie Folgen diskutiert wird, seien dies nun die»durchschnittlichen« oder die »katastrophalen«.Das Problem besteht dar<strong>in</strong>, dass dasAndenken, was passieren könnte, e<strong>in</strong> weitesFeld von Spekulationen bietet, je weiter h<strong>in</strong>aus<strong>in</strong> die Zukunft, umso spekulativer. Beiden e<strong>in</strong>en herrscht Weltuntergangsstimmung,bei den andern Wonne über die44


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>45zukünftigen Palmen am Bodenseestrand. Etwasist sicher, es wird für uns Menschen positive<strong>und</strong> negative Entwicklungen geben.Gew<strong>in</strong>ner <strong>und</strong> Verlierer werden sich gegenüberstehen bzw. stehen sich bereits gegenüber.Langfristig werden die Menschen aberüberall Verlierer se<strong>in</strong>.Was kann die Wissenschaft zu dieserDiskussion anbieten? Sie stützt sich auf ausgef<strong>in</strong>kelteComputermodelle, kann mit diesenaber auch nur ausreizen, was unter welchenBed<strong>in</strong>gungen zwangsläufig passierenmüss te. Sicherheit im strengen S<strong>in</strong>n kannsie nicht liefern. Dies ist nur durch direkteMessung <strong>und</strong> Beobachtung möglich. Im physikalisch-klimatologischenBereich s<strong>in</strong>d esdie Wetterstationen seit 150 Jahren (teilsnoch älter). Kohlendioxid wird am MaunaLoa auf Hawaii seit 50 Jahren gemessen.Wie aber steht es mit Monitor<strong>in</strong>g im biotischen<strong>und</strong> sozioökonomischen Feld. Gibt esbereits »Klimaverlierer« oder wie hat sichdie <strong>Natur</strong> schon verändert? SchwimmendeEisbären sieht man <strong>in</strong>zwischen jeden Tag imFernseher, doch fehlen dazu die langen Zeitreihenan Beobachtungen. Noch vor 50 Jahrenwar Klimawandel im heutigen, durch denMenschen bestimmten, S<strong>in</strong>n ke<strong>in</strong> Thema,geschweige denn systematisches <strong>und</strong> standardisiertesMonitor<strong>in</strong>g.Wie reagiert die <strong>Natur</strong> auf denKlimawandel?Es gibt Ausnahmen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e davon stammtaus der Silvretta. Im Jahr 1835 bestieg der<strong>Natur</strong>forscher <strong>und</strong> Pfarrer Oswald Heer mitse<strong>in</strong>em Bündner Führer Johann Madutz denPiz L<strong>in</strong>ard (3.411m), übrigens die Erstbesteigung.Er notierte direkt am Gipfel e<strong>in</strong>ePflanze, den Alpen-Mannschild, 60m tieferden Gletscherhahnenfuß. Heute wächst –wie zahlreiche andere Pflanzenarten – derHahnenfuß am Gipfel. Die Erwärmung seitdamals hat diese Arten höher steigen lassen<strong>und</strong> wie wir <strong>in</strong>zwischen wissen, mit höhererGeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten.Die <strong>Natur</strong> reagiert, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> vielen Fällenverzögert. Mobile Arten, also Tiere, s<strong>in</strong>dschneller als Pflanzen. Es überrascht dahernicht, dass mehrere Vogelarten <strong>in</strong>zwischen<strong>in</strong> höheren Zonen <strong>Vorarlberg</strong>s brüten, wie<strong>Vorarlberg</strong>er Ornithologen nachgewiesenhaben.Mehr Engagement für KlimafolgenforschungHier anschließend möge noch e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weisauf Klimafolgenforschung <strong>und</strong> Monitor<strong>in</strong>gerlaubt se<strong>in</strong>. Als e<strong>in</strong>e der Unterlagen für Kopenhagenwollte die Europäische <strong>Umwelt</strong> -agentur Beweise vorlegen, dass europaweitsich die <strong>Natur</strong> verändert. In der milliardenschwerenEU-Forschungsszene fand mannichts Geeignetes. Man musste auf dieMonitor<strong>in</strong>gdaten von BirdLife International,also auf freiwillige Amateurforschungzurückgreifen. Basierend auf Hochschulforschungwaren nur die Beobachtungen aufHochgebirgsgipfeln von 18 BergregionenEuropas (u.a. Sierra Nevada, Pyrenäen,Alpen, Ural) geeignet, welche im Rahmenvon GLORIA (Global Observation ResearchInitiative <strong>in</strong> Alp<strong>in</strong>e Environments; Univ.Wien; Leitung: G. Grabherr) erhoben wurden.Ökologische Langzeitforschung passtnicht <strong>in</strong>s wissenschaftliche Förderungsschema,wäre aber ungeme<strong>in</strong> wichtig. Nur sie liefertsicheres Wissen zu den Klimawandelfolgen.E<strong>in</strong> forschungspolitisches Engagementauch der B<strong>und</strong>esländer (auch durch E<strong>in</strong>fluss -nahme beim B<strong>und</strong>) wäre hier gefragt, nichtnur wissenschaftliche Götterspeisen wie dieQuantenphysik zu bew<strong>und</strong>ern, sondern diedr<strong>in</strong>gend nötige ökologische Langzeit -forschung e<strong>in</strong>zufordern.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseKlimawandel <strong>in</strong><strong>Vorarlberg</strong>Helga Kromp-KolbLeiter<strong>in</strong> des Institutsfür Meteorologie ander Universität fürBodenkultur WienDen natürlichen Klimaänderungen überlagertist der durch den Menschen verursachteKlimawandel. Die erheblichen E<strong>in</strong>griffedes Menschen <strong>in</strong> die natürlichen Strahlungsprozesseführen zu e<strong>in</strong>er klimatischen Reaktion<strong>in</strong>nerhalb sehr kurzer Zeiträume verglichenmit den natürlichen Klimaänderungen<strong>und</strong> -schwankungen. Seit über h<strong>und</strong>ert Jahrenvon der Wissenschaft beschrieben, istder anthropogene Klimawandel jetzt weltweitso deutlich geworden, dass auch die Öffentlichkeit<strong>und</strong> die Politik ihn zur Kenntnisnehmen müssen. Maßnahmen zum Klimaschutz– eigentlich Maßnahmen zum Selbstschutzder Menschen – s<strong>in</strong>d überfällig. Mitjedem Jahr Verzögerung, werden sie aufwendiger,teurer <strong>und</strong> schmerzlicher werden [1].Was kann man <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> bereitsbeobachten?Weltweit ist die Temperatur im Mittel <strong>in</strong> denletzten etwa 150 Jahren um 0,8°C gestiegen,<strong>in</strong> Österreich um bis zu 2°C. Die Tatsache,dass der Klimawandel <strong>in</strong> Österreich raschervor sich geht als auf globaler Ebeneliegt an der ger<strong>in</strong>geren Dämpfung durchgroße Wassermassen auf der Nordhemi -sphäre <strong>und</strong> den Kont<strong>in</strong>enten. In <strong>Vorarlberg</strong>wurde e<strong>in</strong> Anstieg von etwa 1,7°C imJahres mittel seit Beg<strong>in</strong>n der Messungen Mittebis Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts gemessen.Die W<strong>in</strong>tertemperatur ist um etwa 2°C, dieSommertemperatur um etwa 1,5°C gestiegen.Der Anstieg ist für die beiden <strong>in</strong> Vorarl -berg verfügbaren langen Reihen – Bregenz<strong>und</strong> Feldkirch – sehr ähnlich, wenn auch dieTemperatur <strong>in</strong> Bregenz vor allem im W<strong>in</strong>terdurch den Bodensee bee<strong>in</strong>flusst, deutlichhöher liegt als jene <strong>in</strong> Feldkirch. Aufgr<strong>und</strong>e<strong>in</strong>es Vergleiches mit den Temperaturreihenvon Obergurgel (1938 m) <strong>und</strong> dem HohenSonnblick (3105 m) ist davon auszugehen,dass der Temperaturanstieg <strong>in</strong> höherenLagen <strong>Vorarlberg</strong>s ähnliche Werte aufweist.46


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>47Dieser Temperaturanstieg geht mit e<strong>in</strong>erZunahme der Häufigkeit von Tagen mitTemperaturen über 30°C e<strong>in</strong>her – seit demVergleichszeitraum 1960-1990 hat sich dieseZahl fast verdoppelt [2].Im W<strong>in</strong>ter ist <strong>in</strong> Feldkirch die Zahl derSonnensche<strong>in</strong>st<strong>und</strong>en deutlich gestiegen:von ca. 150 St<strong>und</strong>en <strong>in</strong> den 1950er Jahrenauf über 250 St<strong>und</strong>en. Allerd<strong>in</strong>gs liegenStrahlungsdaten erst seit etwa 60 Jahrenvor, sodass dieser Trend nur <strong>in</strong> Zusammenhangmit der Temperaturreihe <strong>in</strong>terpretierbarist. Auch der Herbst ist sonnenreichergeworden. Frühl<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Sommer zeigen ke<strong>in</strong>evergleichbar e<strong>in</strong>deutige Tendenz.Der Temperaturanstieg bedeutet, dassdie Andauer der Schneedecke zurück geht,die Schneefallgrenze häufiger <strong>in</strong> höheren Lagenauftritt, Permafrost auftaut <strong>und</strong> Gletscherzunehmend an Masse verlieren. Alle<strong>in</strong>der Anstieg der Schneefallgrenze kann bedeutendeAuswirkungen haben, da e<strong>in</strong> Teildes Niederschlags, der früher als Schnee fiel<strong>und</strong> daher im Gebirge abgelagert <strong>und</strong> vor -übergehend gespeichert wurde, unter denwärmeren Verhältnissen als Regen fällt <strong>und</strong>rasch <strong>in</strong>s Tal abfließt. Dies erhöht das Überschwemmungsrisikobeträchtlich, wennnicht geeignete Hochwasserschutzmaßnahmen<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zugsgebieten getroffen werden.Zum Zeitpunkt der zwar ergiebigen,ke<strong>in</strong>eswegs aber sehr dramatischen Niederschläge,durch welche die Überschwemmungendes Jahres 2005 ausgelöst wurden, lagdie Nullgradgrenze zum Beispiel oberhalbvon 3000 m Höhe [3]. Der Rückgang derGletscher <strong>und</strong> das Auftauen des Permafrostesstellen wegen der freiwerdenden, nichtgefestigten Geste<strong>in</strong>smassen e<strong>in</strong> erhöhtes Risikofür Mensch <strong>und</strong> Infrastruktur <strong>in</strong> den alp<strong>in</strong>enTälern dar.Die bisherigen Änderungen der Niederschlagsmengen<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> s<strong>in</strong>d wenigere<strong>in</strong>deutig. Das ist nicht verw<strong>und</strong>erlich, fälltdoch der Großteil des Niederschlages imSommer, an konvektive Ereignisse, d.h. anSchauer <strong>und</strong> Gewitter geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> weisengroße Variabilität von Jahr zu Jahr auf.Die eher an großräumigere, synoptischeProzesse, wie Fronten, geb<strong>und</strong>enen W<strong>in</strong>terniederschlägeliefern nur e<strong>in</strong>en etwa halb sogroßen Beitrag, wie die Sommerniederschläge.In Feldkirch, Bregenz <strong>und</strong> Langen habendie Niederschläge <strong>in</strong> den letzten Jahrzehntenim W<strong>in</strong>ter <strong>und</strong> Sommer etwas abgenommen,<strong>in</strong> den Übergangsjahreszeiten ist ke<strong>in</strong>e klareTendenz zu verzeichnen. Doch sollte diesenTrends ke<strong>in</strong>e zu große Bedeutung beigemessenwerden, da sie noch nicht lange anhalten.Deutlicher ist das Bild h<strong>in</strong>sichtlich derZahl der Tage mit starken Niederschlägen:Niederschlagsmengen über 25 mm tretenstatt wie zu Beg<strong>in</strong>n der Messreihe <strong>in</strong> Feldkirchan 6 Tagen, nun schon an 8 Tagen proJahr auf; die Zahl der Tage mit Niederschlägenüber 20 mm ist von r<strong>und</strong> 11 auf 14 Tageangestiegen. Diese Zunahme geht vor allemauf <strong>in</strong>tensivere Niederschläge im W<strong>in</strong>terhalbjahrzurück; die Änderungen im Sommers<strong>in</strong>d weniger ausgeprägt.Wie schaut die Zukunft aus?Die Klimaentwicklung der Zukunft hängtmittel- <strong>und</strong> langfristig wesentlich von denTreibhausgasemissionen der Menschen ab.Kurzfristig ist jedoch die Entwicklung weitgehendvorgegeben, zum e<strong>in</strong>en, weil e<strong>in</strong>plötzliches sehr rasches Abs<strong>in</strong>ken der Emissionenwegen der Trägheit des politischenSystems unwahrsche<strong>in</strong>lich ist <strong>und</strong> dahernicht <strong>in</strong> Betracht gezogen werden muss,zum anderen weil das Klimasystem selbstträge ist, <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong>e Stabilisierung desKlimas auf dem derzeitigen Treibhausgaskonzentrationsniveaunoch m<strong>in</strong>destens zwei


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseKlimawandel <strong>in</strong><strong>Vorarlberg</strong>bis drei Jahrzehnte Klimaänderung mit sichbr<strong>in</strong>gen würde. Bis sich die großen Eismassen<strong>und</strong> der Meeresspiegel an die bisherigeErwärmung angepasst haben, werden nochJahrh<strong>und</strong>erte bis Jahrtausende vergehen.Die Klimaentwicklung bis 2030 oder 2040 istdaher ziemlich unabhängig von dem jeweiligenEmissionsszenarium. Erst bei längerenBetrachtungen spielt das Emissionsszenariume<strong>in</strong>e wesentliche Rolle. So ist bis Ende desJahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong> globaler Temperaturanstiegum 1,8°C im Falle weitreichender Klimaschutzmaßnahmen<strong>und</strong> reduzierten Bevölkerungswachstumszu erwarten, bei ungebremstemBevölkerungswachstum <strong>und</strong> weitererNutzung vorwiegend fossiler Energieträgerjedoch e<strong>in</strong> Anstieg von über 4°C [4].In erster Näherung geht das Intergovern -mental Panel on Climate Change (IPCC) davonaus, dass sich bis Mitte des Jahrh<strong>und</strong>ertsbisherige Trends fortsetzen, h<strong>in</strong>sichtlichdes Temperaturanstieges auch noch beschleunigen.In Österreich ist die Situationjedoch etwas schwieriger, weil der Alpenrauman der Schnittstelle verschiedener Klimaregionenliegt, im Zentrum zwischen dergedämpften Erwärmung des maritimenWesteuropas <strong>und</strong> der viel ausgeprägterenReaktion des eurasiatischen Kont<strong>in</strong>ents, sowiezwischen der Region deutlich zunehmenderNiederschlagsmengen im NordenEuropas <strong>und</strong> der Region s<strong>in</strong>kender Niederschlagsmengenim Süden <strong>und</strong> Südosten.E<strong>in</strong> Vergleich der verschiedenen Regionalmodelle,die das Gebiet von <strong>Vorarlberg</strong>umfassen, ergibt bis Mitte dieses Jahrh<strong>und</strong>ertsTemperaturanstiege von ca. 2 bis 4°C.E<strong>in</strong>e gesamtösterreichische Studie [2] zeigt,dass sich die Anzahl der Tage mit Temperaturenüber 30°C gegenüber der Periode1960–1990 <strong>in</strong> allen Höhenlagen m<strong>in</strong>destensverdoppeln, teilweise – <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong>höheren Lagen – auch verdreifachen kann.Höhere Temperaturen bewirken auch e<strong>in</strong>enAnstieg der Wassertemperaturen <strong>und</strong> zunehmendeVerdunstung, <strong>in</strong>sbesondere beigroßen Wasseroberflächen, wie dem Bodensee.Aber auch Pflanzen verlieren mehrWasser bei hohen Temperaturen. Gepaartmit kürzer anhaltender Schneedecke <strong>und</strong>möglicherweise weniger Niederschlägen imSommer kann dies zu Trockenstress beiPflanzen <strong>in</strong> natürlichen Ökosystemen <strong>und</strong> <strong>in</strong>der Landwirtschaft führen. <strong>Vorarlberg</strong> gehörtjedoch nicht zu den diesbezüglich besondersgefährdeten Regionen Österreichs.Die Zahl der Frosttage geht, je nachHöhenlage, voraussichtlich um 30 – 60 Tagezurück. Im Rhe<strong>in</strong>tal ist e<strong>in</strong>e Reduktion umetwa 30 Prozent zu erwarten, im Gebirgezwar prozentuell e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Anteil, aber<strong>in</strong> absoluten Tagen mehr Frosttage [5]. Dasbedeutet jedoch nicht unbed<strong>in</strong>gt, dass dieFrostgefahr für Pflanzen im Frühjahr zurückgeht,da die Pflanzen <strong>in</strong>folge der früher e<strong>in</strong>setzendenErwärmung unter Umständen <strong>in</strong>empf<strong>in</strong>dlicheren phänologischen Phasen getroffenwerden.Niederschlagsszenarien s<strong>in</strong>d wesentlichweniger robust als Temperaturszenarien [6].Die Regionalmodelle zeigen im Allgeme<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>e deutliche Zunahme der Niederschlagsmengenim W<strong>in</strong>ter, wobei die Intensität sichnicht wesentlich verändert, im Sommer h<strong>in</strong>gegenwesentliche ger<strong>in</strong>ge Niederschlagsmengen<strong>und</strong> diese eher <strong>in</strong> kurzen Zeiträumen,also als heftige Schauer. Dies entsprichtnicht dem gegenwärtigen Trend, daderzeit die Zunahme <strong>in</strong>tensiver Niederschlägezwar im Sommer <strong>und</strong> W<strong>in</strong>ter zu verzeichnenist, jedoch wesentlich deutlicher im W<strong>in</strong>ter,<strong>und</strong> die Niederschlagsmengen zu beidenJahreszeiten abnehmen. Nach der FloodriskStudie [7] ist bis <strong>in</strong> den Zeitraum 2070 -2100 mit e<strong>in</strong>er Tendenz der Erhöhung dermittleren Monatsabflüsse der Bregenzerach48


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>49vom W<strong>in</strong>ter bis <strong>in</strong> den Frühl<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>erReduktion im Sommer zu rechnen. DasJahresmaximum verschiebt sich von Mai aufApril wegen der früher e<strong>in</strong>setzendenSchneeschmelze <strong>und</strong> der Erhöhung der flüssigenNiederschläge im W<strong>in</strong>ter. Die Niederwasserphasenverschieben sich von Jännerbis März auf Ende des Sommers <strong>und</strong> <strong>in</strong> denHerbst h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.Unter heutigen Klimabed<strong>in</strong>gungen ist imE<strong>in</strong>zugsgebiet der Bregenzerach <strong>in</strong> 1200mSeehöhe im Jänner <strong>und</strong> Februar an fast allenTagen Schneebedeckung gegeben, im Dezember<strong>und</strong> März an ca. 80 Prozent aller Tage.Der Anteil an Schneetagen reduziert sichauf 45 bis 60 Prozent, bei stärkerer Erwärmungsogar auf nur ca. 30 bis 40 Prozent.Die Gefahr von Hochwasser, die durchkurze, <strong>in</strong>tensive Niederschläge verursachtwerden, steigt, aber Schmelz–Hochwassergehen zurück. Insgesamt dürfte sich dasRisiko bei der Bregenzerach nicht erhöhen.Was kann <strong>und</strong> muss getan werden?<strong>Vorarlberg</strong> zeichnet sich durch zahlreiche,teilweise sehr <strong>in</strong>novative <strong>und</strong> wirksame Ansätzezur Abkehr von fossilen Energieträgern<strong>und</strong> zum Klimaschutz aus: es gibt über 30erfolgreiche e5- <strong>und</strong> Klimabündnisgeme<strong>in</strong>den,die Bürger<strong>in</strong>itiativen zu umwelt- <strong>und</strong>menschenfre<strong>und</strong>licherer Mobilität s<strong>in</strong>d zahlreich<strong>und</strong> oft national prämiert, besondershervorzuheben das <strong>in</strong>ternational beachtete<strong>und</strong> vom Österreichischen Klima- <strong>und</strong> Energiefondsunterstützte Projekt VLOTTE,Musterhäuser im Passivhausbereich <strong>und</strong>Plus-Energie-Häuser <strong>und</strong> vieles mehr. <strong>Vorarlberg</strong>bezieht schon jetzt etwa 30 Prozentse<strong>in</strong>er Energie aus erneuerbaren Energiequellen<strong>und</strong> hat sich vorgenommen, durchEffizienzsteigerung <strong>und</strong> weitere Steigerungdes Anteils der Erneuerbaren <strong>in</strong> 40 bis 50Jahren energieautark zu se<strong>in</strong>. Dennoch zeigendie Energieberichte des Landes, dasssowohl Energieverbrauch als auch CO2-Emissionen steigen – e<strong>in</strong>e Trendumkehr istnoch nicht zu erkennen. Die Anstrengungenmüssen also zweifelsohne verstärkt werden– <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong> ebenso wie österreich- <strong>und</strong>weltweit.Dabei ist es essentiell, dass der Blick aufdas Gesamtsystem nicht verloren geht. Wiee<strong>in</strong>e vielbeachtete Studie [8] kürzlich wissenschaftlichbelegte, haben menschlicheE<strong>in</strong>griffe zu e<strong>in</strong>em Überschreiten der vomnatürlichen Ökosystem verkraftbaren Veränderungennicht nur im Klimabereich, sondernauch h<strong>in</strong>sichtlich des Stickstoffhaushaltes<strong>und</strong> der Biodiversität geführt. AndereBereiche nähern sich dieser Grenze. Es gehtalso darum, zukunftsfähige Lösungen zu f<strong>in</strong>den,die mit ihrem Beitrag zum Klimaschutz<strong>und</strong> zum Umgang mit der Energieverknappungauch den Ressourcenverbrauch <strong>in</strong>sgesamtsenken, d.h. den Verbrauch vonFlächen <strong>und</strong> Raum, von sogenanntem »grünen«Wasser, von seltenen Metallen <strong>und</strong> Erden,usw.. Obwohl technologische Innovationwichtig <strong>und</strong> unentbehrlich ist, zeigt sichganz deutlich, dass es mit den e<strong>in</strong>fach ersche<strong>in</strong>endentechnologischen Lösungen, wiedem E<strong>in</strong>satz von Kernenergie oder der Kohlenstoffsequestrierung(CCS) nicht getanwäre. Sie kämen e<strong>in</strong>erseits allesamt zu spät<strong>und</strong> greifen andererseits e<strong>in</strong>deutig zu kurz,da sie ke<strong>in</strong>en Beitrag zur Zukunftsfähigkeitdes globalen Ökosystems leisten, bestenfallsdie Probleme zeitlich <strong>und</strong> thematisch verschieben[9]. Die notwendigen Änderungens<strong>in</strong>d tiefgreifender <strong>und</strong> erfordern e<strong>in</strong> Umdenken[10], weg von ressourcenvergeudendemLebensstil h<strong>in</strong> zu mehr Lebensqualitätohne weitere <strong>Natur</strong>zerstörung.Literatur siehe Seite 65


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseFolgen klimatischerVeränderungen fürden BodenseeBernd WahlInstitut fürSeenforschung (ISF)der Landesanstalt für<strong>Umwelt</strong>, Messungen<strong>und</strong> <strong>Natur</strong>schutzBaden-Württemberg(LUBW), LangenargenDer Wasserkreislauf ist e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteildes globalen Klimasystems, derdas Klima mitbestimmt, aber auch selbstdurch das Klima gesteuert wird. Für Gewässer,wie den Bodensee, ist daher zu erwarten,dass sich die globale klimatischeEntwicklung <strong>in</strong> mehr oder weniger starkenregionalen Veränderungen widerspiegelt.Welche regionalen Entwicklungen bei denmeteorologischen <strong>und</strong> hydrologischen Verhältnissenbereits erkennbar s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> mitwelchen künftig zu rechnen ist, wird seitetwa 10 Jahren <strong>in</strong>nerhalb des RahmenprojektesKLIWA (»Klimaveränderung <strong>und</strong> Konsequenzenfür die Wasserwirtschaft«,www.kliwa.de) untersucht.Abb 1.: Mittlere Jahresgänge des Bodensee-Pegels für verschiedene Zeiträumeab 1960.Wasserstände des BodenseesDer Bodensee erhält den größten Teil se<strong>in</strong>esZuflusswassers aus dem alp<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>esE<strong>in</strong>zugsgebiets. Das nivale <strong>und</strong> teils glazialehydrologische Regime prägt daher se<strong>in</strong>ensaisonalen Wasserstandsverlauf, <strong>und</strong> dieserwiederum die Lebensbed<strong>in</strong>gungen im Flachwasser-<strong>und</strong> Uferbereich sowie <strong>in</strong> ufernahenFeuchtgebieten. Mit den tendenziell wärme-50


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>ren W<strong>in</strong>tern hat sich der w<strong>in</strong>terliche Wasserrückhalt<strong>in</strong> Form von Schnee verr<strong>in</strong>gert.Die hierdurch verm<strong>in</strong>derte Menge anSchmelzwasser im Frühjahr <strong>und</strong> Sommer erklärtmit, warum im Bodensee seit e<strong>in</strong>igenJahren die sommerlichen Wasserstände imMittel auffällig niedriger ausfallen (Abb. 1).Aber auch andere E<strong>in</strong>flussfaktoren kommen<strong>in</strong> Betracht, wie etwa Veränderungen <strong>in</strong> denNiederschlagsmengen oder <strong>in</strong> der Verdunstung.Die Flora <strong>und</strong> Fauna des Ufers <strong>und</strong> desufernahen Bereichs wird sich an diese Änderungenanpassen. Auch die Erosions- <strong>und</strong>Sedimentationsabläufe <strong>in</strong> der Flachwasserzonekönnen sich mit den Wasserständenändern. Vor allem die Antwort des Menschenauf die veränderten Wasserstände birgt jedochdie Gefahr e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung desUfers <strong>und</strong> der Flachwasserzone des Bodensees:Ausbaggerungen oder bauliche Maßnahmen<strong>in</strong> der Flachwasserzone werden verstärktgefordert werden, um z.B. die Nutzbarkeitder Häfen <strong>und</strong> Schiffsanlegestellenauch bei niedrigeren Wasserständen zusichern.Abb. 2: Verlauf der Jahresmittel der Oberflächen-Wassertemperatur(blau, Seemitte) <strong>und</strong> der Lufttemperatur (rot, Station Konstanz desDeutschen Wetterdienstes) von 1962 – 2008. Die Steigungen der l<strong>in</strong>earenTrendgeraden (grau) s<strong>in</strong>d als Zahlenwert <strong>in</strong> der Grafik angegeben(°C/Jahr). Da die 1960er Jahre durch außergewöhnlich kalte Jahregekennzeichnet waren, fallen die Trendwerte für den dargestelltenZeitbereich relativ hoch aus.51Temperatur, Schichtung <strong>und</strong> DurchmischungWährend Veränderungen im Wasserhaushaltdes Bodensees im Wesentlichen von Entwicklungen<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zugsgebiet abhängen,wird der Wärmehaushalt des Sees vorwiegendüber den Energieaustausch an derWasseroberfläche bestimmt. Der ansteigendeTrend der Lufttemperaturen geht dahermit e<strong>in</strong>er ähnlichen Entwicklung der oberflächennahenWassertemperaturen e<strong>in</strong>her(Abb. 2). E<strong>in</strong>e tendenzielle Erwärmung istjedoch auch bis <strong>in</strong> die tieferen Bereiche desSees erkennbar.Der saisonale Temperaturverlauf (Abb. 3)bestimmt maßgeblich die Schichtungs- <strong>und</strong>Abb. 3: Der mittlere Verlauf der Wassertemperaturen des Bodenseesbei der Seemitte-Messstelle (Mittelwerte von 1961-2005). Der Temperaturverlauflässt die Schichtungsperiode von etwa April bis Januar erkennen,während im Februar <strong>und</strong> März die sich ausgleichenden Temperaturene<strong>in</strong>e tiefgreifende vertikale Durchmischung ermöglichen, welchejedoch von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark ausfällt.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseFolgen klimatischerVeränderungen fürden BodenseeDurchmischungsvorgänge (Abb. 4), welchefür viele biologische <strong>und</strong> hydrochemischeAbläufe wichtig s<strong>in</strong>d. Das E<strong>in</strong>setzen der thermischenSchichtung im Frühjahr schafft dieVoraussetzung für e<strong>in</strong> rasch ansteigendesAlgenwachstum, welches im Nahrungsnetzwiederum für das Zooplankton <strong>und</strong> für dieFische Bedeutung hat.Im Sommer wird durch die thermischeSchichtung der vertikale Wasseraustauschweitgehend unterb<strong>und</strong>en. Zwar s<strong>in</strong>ken abgestorbenePlanktonreste <strong>in</strong> die Tiefe; die imTiefenwasser freiwerdenden Nährstoffe gelangenjedoch erst mit der w<strong>in</strong>terlichen vertikalenDurchmischung wieder nach oben.Umgekehrt führt die w<strong>in</strong>terliche Durchmischungzum Auffrischen der Sauerstoffkonzentrationen<strong>in</strong> der Tiefe.Die langjährigen Messreihen der Beobachtungsprogrammezum Bodensee zeigenjedoch, dass sich mit der Erwärmung diesehydrodynamischen Prozesse verändert haben(KLIWA 2007). Die w<strong>in</strong>terliche vertikaleDurchmischung <strong>und</strong> damit die Sauerstofferholungim Tiefenwasser fallen häufigerschwach aus. Die thermische Schichtung imFrühjahr setzt eher e<strong>in</strong> <strong>und</strong> damit auch dasWachstum des Phytoplanktons. Im Sommerführen die höheren Temperaturen zu e<strong>in</strong>erstabileren thermischen Schichtung <strong>und</strong> damitzu e<strong>in</strong>er noch ger<strong>in</strong>geren vertikalenDurchmischung des Wassers im Bereich derSprungschicht.Veränderte Temperaturen wirken auchdirekt auf die Organismen. Während beispielsweiseerhöhte Oberflächentemperaturenim Spätherbst bei den Blaufelchen zu e<strong>in</strong>emspäteren Ablaichen führen (Wahl &Löffler 2009), bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> wärmeres Tiefenwassere<strong>in</strong>e raschere Entwicklung der Blaufelcheneier(Eckmann 1987).Zur Untersuchung der Wirkmechanismen,welche die thermischen <strong>und</strong> hydrodynamischenAbläufe des Bodensees bestim-52


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>53men, werden auch numerische hydrodynamischeModelle angewandt. Diese unterstützendie Interpretation der beobachteten Veränderungen<strong>und</strong> ermöglichen auch prognostischeBerechnungen zu Zukunftsszenarien.Auswirkungen der erwarteten künftigen klimatischenVeränderungen lassen sich somitabschätzen. Die im Rahmen von KLIWAdurchgeführten Simulationsrechnungen zeigenbeispielsweise für e<strong>in</strong>e weitere Erwärmunge<strong>in</strong>e noch stärkere Bee<strong>in</strong>trächtigungder w<strong>in</strong>terlichen Tiefenwassererneuerung.Hierbei s<strong>in</strong>d jedoch im Wesentlichen die w<strong>in</strong>terlichenTemperaturverhältnisse maßgeblich.Die beobachteten Veränderungen zeigen,dass die limnischen Abläufe eng an die Witterungsverhältnissegekoppelt s<strong>in</strong>d. Wie sichdie klimatischen Veränderungen auf daskomplexe Wirkungsgefüge des Ökosystemsgroßer tiefer Seen auswirken, wird e<strong>in</strong>e derwesentlichen Aufgaben der limnologischenForschung <strong>in</strong> den kommenden Jahren se<strong>in</strong>.Bereits jetzt gibt es Untersuchungen dieüberprüfen, ob das bislang etablierte Zusammenspielder Organismen des Nahrungsnetzesgestört werden könnte (z.B.Straile et al 2007). Wichtig bei der Klimafolgenforschungfür den Bodensee ist auch,andere E<strong>in</strong>flussfaktoren, wie beispielsweiseVeränderungen <strong>in</strong> der Gewässerbelastungoder die Auswirkungen neu e<strong>in</strong>geschleppterTier- <strong>und</strong> Pflanzenarten, zu berücksichtigen.Auch der Handlungsbedarf <strong>und</strong> die Handlungsmöglichkeitenmüssen im Kontext desgesamten Gewässerschutzes betrachtet werden.Während es wohl ke<strong>in</strong>e Möglichkeitengibt, e<strong>in</strong>er sich abschwächenden w<strong>in</strong>terlichenDurchmischung entgegenzuwirken, lässt sichdas Auftreten von Sauerstoffdefiziten im Tiefenwasserdurch e<strong>in</strong>e möglichst ger<strong>in</strong>geNährstoffbelastung des Sees m<strong>in</strong>imieren.Literatur siehe Seite 65Abb. 4: Schema zur Abhängigkeit der vertikalen Durchmischung vonden Temperaturverhältnissen im See. Die Dichte des Wassers hängtvon der Temperatur ab. Das schwerere Wasser mit Temperaturen nahe4°C sammelt sich <strong>in</strong> der Tiefe. Es wird <strong>in</strong> der Regel nur dann effektivdurch Wasser aus den oberen Schichten ausgetauscht, wenn die Temperaturverhältnissevertikal nahezu ausgeglichen s<strong>in</strong>d.


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseVisionen für dieLandwirtschaftDer <strong>Natur</strong>schutzrat hat deshalb nach denVorschlägen des FIBL (Forschungs<strong>in</strong>stitut fürbiologische Landwirtschaft) Überlegungen zue<strong>in</strong>er »naturverträglichen Viehzucht <strong>in</strong> Vorarl -berg« angestellt. In e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe wurdenfolgende Werthaltungen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> -auffassungen als F<strong>und</strong>ament analysiert:Bekenntnis zur Region: Regionale Lebensmittelerzeugungforcieren, stärken Tradition <strong>und</strong> Innovation geeignetverb<strong>in</strong>den B<strong>in</strong>dung, Verwurzelung <strong>in</strong> der Region alsWert pflegen <strong>Natur</strong> <strong>in</strong> ihrer Eigenart <strong>und</strong> VielfaltberücksichtigenBekenntnis zu Qualität <strong>und</strong> Leistung:Glaubwürdige Markenprodukte vomBauern zum Händler schaffenErik SchmidDie <strong>Vorarlberg</strong>er Landwirtschaft ist traditio-Lebens- <strong>und</strong> Standortqualität erhaltenLeiter der Abteilungnell sehr e<strong>in</strong>seitig auf Milchwirtschaft ausge-Leistung <strong>und</strong> Qualität transparent <strong>und</strong>Veter<strong>in</strong>ärangelegen-richtet, obwohl auch andere Produkte imnachvollziehbar anbietenheiten im Amt derGrün- <strong>und</strong> Bergland erzeugt werden könn-Betriebswirtschaftliche Notwendigkeit<strong>Vorarlberg</strong>erten. Das absehbare Ende der Quotenrege-berücksichtigenLandesregierunglung <strong>und</strong> der dramatisch gesunkene Milch-Aber auch volkswirtschaftliche Gesamt-preis fordern e<strong>in</strong> Überdenken der bisherigenzusammenhänge aufzeigenStrategie »Milch ohne Obergrenze«.Viele Bauern s<strong>in</strong>d mit der Betreuung ih-Beachtung der physischen Ges<strong>und</strong>heitrer auf Hochleistung getrimmten Kühe über-der Menschen:fordert. Das genetische Potenzial der HerdenGes<strong>und</strong>e Lebensmittel von ges<strong>und</strong>enist den betrieblichen Möglichkeiten derBöden <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en TierenStand orte schon längst <strong>und</strong> weit davon ge-Ges<strong>und</strong>e Lebensmittel wertschätzenstürmt. Insbesondere auf den Alpen zeigt(auch über Preis)sich dieses Missverhältnis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dramati-Bekenntnis zur naturbezogenenschen Verschlechterung der Tierges<strong>und</strong>heit.Wirtschaft (Bodenhaftung)Aber auch <strong>in</strong> den Talbetrieben gibt esKreislaufwirtschaft praktizieren/förderne<strong>in</strong>e besorgniserregende Entwicklung: 80Unabhängigkeit bei Energie <strong>und</strong> Saat-Prozent der Kühe erleben ihre dritte Laktati-gut/Zucht (wieder) erlangenon nicht mehr. Die prämierten Dauerlei-Der Standort bestimmt die Genetikstungskühe rekrutieren sich aus den 20 Pro-Berufliche Autonomie über moralischeszent »Überlebenden«.Handeln54


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>Bekenntnis zu ethisch orientiertemHandeln: Tiere als Mitgeschöpfe wahrnehmen <strong>und</strong>behandeln Mitwelt wertschätzen (Lebensraum; Tiere,Landschaft…) Gesamte <strong>Natur</strong> respektieren, Achtsamkeitim Umgang E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den geeigneter Pflegemaßnahmenzur Erhaltung von <strong>Natur</strong>werten Ressourcen wertschätzen (Energie,Transporte, Wasser) Nachhaltig wirtschaften, statt kurzfristigGew<strong>in</strong>n zu maximieren Fair denken <strong>und</strong> handeln Lokale Wirtschaft unterstützen, fair trade<strong>in</strong> der RegionAbb 1: Abgangsursachen Milchkühe; Vergleich 1960 zu 2000Quelle: Schwer<strong>in</strong> 2004Vision: Ausbau der Ländle-Marke zue<strong>in</strong>er regionalen Fairness-MarkeE<strong>in</strong>es der Hauptprobleme <strong>in</strong> der ehrlichenKommunikation dieser Botschaften ist diezum Teil massive Diskrepanz <strong>in</strong> der Wahrnehmungz.B. der Bedeutung des Nutztierschutzesbei den Bauern (Produzenten) <strong>und</strong>bei der Bevölkerung (Konsumenten). Ersteredenken eher <strong>in</strong> technischen Normen alsQualitätskriterien des Endproduktes, Letztereeher <strong>in</strong> emotionalen Kriterien entlang desProduktionsprozesses. Die zunehmendeEntfremdung der urbanen Gesellschaft vonder ländlichen br<strong>in</strong>gt zusätzliche massiveInformationsdefizite, die die Kommunikationnahezu verunmöglichen. Darüber h<strong>in</strong>austrägt der stark konzentrierte Lebensmittelhandelmit erfolgreicher Eigenmarkenstrategiewenig zur Transparenz bei.Quellen siehe S. 64 <strong>und</strong> 65Abb 2: Erkrankungen <strong>in</strong> der 3. Laktation <strong>in</strong> Abhängigkeit von der MilchleistungQuelle: FLEISCHER et al 200155


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseVisionen für dieLandwirtschaftHandlungsfelder <strong>und</strong> Lösungsansätze:Handlungsfeld Ausprägungen LösungsansätzeAuftritt der BauernKonsequentes Handelnder BauernMotto:Wir Bauern nützen die <strong>Natur</strong>verantwortungsvoll!Vorzeigebetriebe schaffenDie Ausbilder (landwirtschaftliche Lehrer,Berater) qualifizierenBei den Bauern die Werthaltungen thematisieren<strong>und</strong> weiter entwickeln: Tiere s<strong>in</strong>d Teil der Schöpfung Wichtig ist der Gesamtzusammenhang Betriebswirtschaftliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungenbeachtenDie Qualität des Endprodukts <strong>in</strong> den Mittelpunktdes Handelns rücken – dabei ist zu beachten,dass die Qualität entlang des ganzenProzesses entsteht.Aufklärung derKonsumentenBereitschaft der Konsumenten,Händler, Gastronomie, öffentlichenE<strong>in</strong>richtungen, Qualität zuerkennen, Wert zu schätzen<strong>und</strong> zu kaufenDie Bauern halten die Qualitätskriterien e<strong>in</strong><strong>und</strong> schaffen damit GlaubwürdigkeitBeispiel: Beim Ländle-Alpschwe<strong>in</strong> müssen dieRegeln wirklich e<strong>in</strong>gehalten werden!Motto:Ländle-Produkte haben Klasse!Leistungsverweigerer konsequentsanktionierenLändle Qualitätsklassen schaffen <strong>und</strong> ihreVorzüge bekannt machenDie Zuchtpolitik überdenken (Wollen wir fürden Exportmarkt oder den Heimmarkt produzieren?)56


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>Handlungsfeld Ausprägungen LösungsansätzeInformation derBevölkerungZu den Zielgruppen gehören: K<strong>in</strong>der Jugendliche Erwachsene Familien Geme<strong>in</strong>nützige Organisationen Lehrer/<strong>in</strong>nen ….Ges<strong>und</strong>e Wiesen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Tiere müssenauch vorhanden <strong>und</strong> vorzeigbar se<strong>in</strong>.Landwirtschaftliche Wertvorstellungen, Methoden<strong>und</strong> Qualitäten lehren <strong>und</strong> erleben lassenDer Bevölkerung zeigen, dass unsere Landwirtschaftke<strong>in</strong> Zoo oder Museum ist, sondernaus echten, lebendigen Betrieben bestehtEs geht um Bildung! Erkennen von Zusammenhängen Mündiges Verhalten Erkennen von Lügen <strong>und</strong>AusredenDie Themen Landwirtschaft, Viehzucht,Ernährung, usw. im Schulunterricht <strong>in</strong>haltlich<strong>und</strong> methodisch völlig neu – erlebnisorientiert– gestaltenProjektstelle »tierleben« www.tierleben.or.atMotto:Bei uns erleben Sie Landwirtschaft<strong>und</strong> ihre Qualität!Motto: Wir <strong>in</strong>formieren engagiert!Erlebnisbauernhöfe (Kooperation »Tierschutzmacht Schule« <strong>und</strong> »Schule am Bauernhof«)Faires Denken <strong>und</strong>HandelnEs gibt vere<strong>in</strong>barte Fairness-Regelnim ganzen ProzessMotto:Uns können Sie beim Wort nehmen– die Ländlemarken halten,was sie versprechen!E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Bewertungssystemausarbeiten <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>baren(H<strong>in</strong>weis: ethicalmatrix.net) »Fairnessmarke«nach dem Modell e5Für die Landwirtschaft Anreizsysteme <strong>und</strong>Sanktionsmechanismen entwickeln <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>barenMit Ländlemarken konsequente Markenpolitikbetreiben, Qualität damit verb<strong>in</strong>denRegionale Partnerschaften aufbauen57


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseDas Liechtenste<strong>in</strong>erNotfütterungskonzeptFelix NäscherAmt für Wald, <strong>Natur</strong><strong>und</strong> LandschaftFürstentumLiechtenste<strong>in</strong>Die Praxis der künstlichen Rothirsch-W<strong>in</strong>terfütterungwar <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong> währendJahrzehnten üblich. An vier Standorten, <strong>in</strong>deren E<strong>in</strong>zugsbereich zwischen 40 bis über150 Stück Wild standen, wurde bis 2004 vonMitte Oktober bis Anfang Mai Futter vorgelegt.Die Wildkonzentration um die Futterstellenwar Ursache von nicht länger verantwortbarenVerbiss- <strong>und</strong> Schälschäden amJungwald; auch das Wild selbst litt unterStress <strong>und</strong> zeigte e<strong>in</strong> vergleichsweise ger<strong>in</strong>geresKörpergewicht als ungefüttertes Wild<strong>in</strong> der Nachbarregion.Diese ungünstigen Wirkungen waren Anlass,die künstliche W<strong>in</strong>terfütterung 2004 zuverbieten. Seitdem wird e<strong>in</strong> Konzept e<strong>in</strong>erfrühestens Mitte Januar e<strong>in</strong>setzenden Magerheuvorlageangewendet, um Notzeitenzu überbrücken. Dieses so genannte Notfütterungskonzeptwurde vom Amt für Wald,<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> Landschaft <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit dem Jagdbeirat, Jagdpächtern <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>deförsternauf der Basis der Empfehlungene<strong>in</strong>es umfassenden Gutachtens entwickelt<strong>und</strong> von der Regierung im Frühl<strong>in</strong>g2004 als verb<strong>in</strong>dlich beschlossen.Positive ErfahrungenWie die durchwegs positiven Erfahrungender ersten fünf Jahre belegen, begünstigtdieses Notfütterungskonzept e<strong>in</strong>e ausgewogenereVerteilung des Rothirschs über diegeeigneten W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>standsgebiete; gleichzeitigstellt es sicher, dass e<strong>in</strong> Notfutterangebotbei anhaltendem Frost <strong>und</strong> hoherSchneelage, welche die <strong>Natur</strong>äsung unzugänglichmachen, Waldschäden vermeidenhilft. Auch der Rothirsch selbst profitiert <strong>in</strong>se<strong>in</strong>em Wohlbef<strong>in</strong>den.Die bisherigen Erfahrungen beweisenaber auch, dass die Jagdpächter – nach e<strong>in</strong>igerÜberzeugungsarbeit – mit e<strong>in</strong>er konsequentenUmsetzung der geme<strong>in</strong>sam vere<strong>in</strong>bartenStrategien <strong>und</strong> Maßnahmen Verantwortungfür die Erhaltung des Rothirsch-LebensraumesWald <strong>und</strong> für den Rothirschselbst zu übernehmen bereit s<strong>in</strong>d. Diese Jägers<strong>in</strong>d es, welche langfristig auch die Möglichkeite<strong>in</strong>er nachhaltigen Jagd auf denRothirsch sichern – die Jagd auf e<strong>in</strong>enRothirsch, der zwar nur mehr <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gererZahl vorhanden se<strong>in</strong> wird, aber tatsächlichnoch Wildtier se<strong>in</strong> kann.Der Lebensraum des RothirschsDer Wald mit se<strong>in</strong>er Ausstattung an lebensnotwendigenRequisiten, wie Raum fürÄsung, Deckung, Ruhe <strong>und</strong> Fortpflanzung,<strong>in</strong>sbesondere jedoch dessen Eignung alsW<strong>in</strong>terlebensraum, erweist sich <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong>als limitierender Faktor für die E<strong>in</strong>schätzungdes tragbaren Rothirschbestandes.Der »Liechtenste<strong>in</strong>er« Rothirsch ist Teile<strong>in</strong>er Rothirschpopulation, welche die angrenzendenGebiete <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong>Graubünden <strong>und</strong> <strong>Vorarlberg</strong> besiedelt. DerLebensraum, der dem Rothirsch <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong>zur Verfügung steht, umfasst nur etwae<strong>in</strong> Drittel derjenigen Fläche, welche die zusammengehörende Rothirschpopulation effektivbesiedelt. In Liechtenste<strong>in</strong> beträgt dervom Rothirsch (mit)genutzte Kernlebensraumwährend des Sommerhalbjahres 3300ha – 2800 ha <strong>in</strong>nerhalb des Waldareals,während des W<strong>in</strong>terhalbjahres 1100 ha, wovon1000 ha Wald s<strong>in</strong>d. Der Rothirsch ist somitim Sommer wie im W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> höchstemMaße auf den Wald als Lebensraum angewiesen.Gleichzeitig besiedeln die Gämse,das Reh <strong>und</strong> am Rande auch der Ste<strong>in</strong>bockdiese Gebiete <strong>und</strong> konkurrierende menschlicheAnsprüche wie Schutzwalderfordernisseoder Freizeitnutzung reduzieren die Tragfähigkeitdieses Lebensraums für den Rothirschmarkant.58


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>Ungestörte, sonnigePlätze mit schnellausapernden Stellens<strong>in</strong>d die wichtigstenFaktoren für e<strong>in</strong>enidealen W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>stand59Künstliche W<strong>in</strong>terfütterung bis 2004Die künstliche W<strong>in</strong>terfütterung des Rot -hirschs bezweckte die Erreichung wald- <strong>und</strong>jagdwirtschaftlicher Ziele: Die Lenkung <strong>in</strong> <strong>und</strong> die B<strong>in</strong>dung an geeigneteW<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>standsgebiete; die Verm<strong>in</strong>derung <strong>und</strong> Verhütung von untragbarenVerbiss- <strong>und</strong> Schälschäden; die Steigerung des Körpergewichtes, dieErhöhung der Widerstandskraft <strong>und</strong> dieVerbesserung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes; die Katastrophenhilfe während außergewöhnlichstrengen W<strong>in</strong>tern; die Steigerung der Trophäenstärke.Es galt e<strong>in</strong>en Rothirschbestand zu überw<strong>in</strong>tern,der bezüglich se<strong>in</strong>er Zahl nahezu demSommerbestand entsprach – <strong>und</strong> dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emW<strong>in</strong>terlebensraum, der an Fläche ledigliche<strong>in</strong>en Bruchteil des Sommerlebensraumesausmacht. In diesem W<strong>in</strong>terlebensraumwollen gleichzeitig zunehmend umfassenderemenschliche Nutzungs<strong>in</strong>teressen befriedigtwerden, welche mit den Bedürfnissendes Rothirschs <strong>in</strong> Konkurrenz stehen.Die künstliche W<strong>in</strong>terfütterung wurdewährend Jahrzehnten bis zum Jahr 2004 <strong>in</strong>tensiv,nach gängiger Lehre vorbildhaft <strong>und</strong>mit großem E<strong>in</strong>satz der Jagdpächter betrieben.Dennoch – mit der Futtervorlagewährend 5 bis 7 Monaten an den vier Groß -fütterungen wurden die angestrebten Zieleverfehlt.Die Krücke »künstliche W<strong>in</strong>terfütterung«war nicht <strong>in</strong> der Lage, den natürlichen jahreszeitlichenMangel an Lebensrequisiten fürden Rothirsch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>terlebensraumauch nur annähernd auszugleichen <strong>und</strong>Schäden am Wald zu verh<strong>in</strong>dern. Verbiss<strong>und</strong>Schälschäden verunmöglichten die Erreichungvon Waldbau- <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>schutzzielenauf großer Fläche <strong>und</strong> verursachtenvolkswirtschaftlich hohe Kosten. Die Wildschädens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Liechtenste<strong>in</strong> gemäß derletzten Verbisszaunkontrolle 2004/05 auf 75Prozent der Vergleichsflächenpaare untragbar.Als tragbar wird e<strong>in</strong> Wildbestand erachtet,welcher auf nicht mehr als 25 Prozentder Vergleichsflächenpaare untragbareSchäden verursacht.Das natürliche Wanderverhalten des Rot -hirsches <strong>in</strong> die W<strong>in</strong>terlebensräume im unte-


<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>Perspektiven <strong>und</strong> ImpulseDas Liechtenste<strong>in</strong>erNotfütterungskonzeptren Sam<strong>in</strong>a-, im Gamp- <strong>und</strong> im Gamperdonatalsowie <strong>in</strong> den rhe<strong>in</strong>talseitigen Westhangwurde durch die als künstliche »Barrieren«wirkenden W<strong>in</strong>terfütterungen beh<strong>in</strong>dert.Die <strong>in</strong>tensiv gefütterten, liechtenste<strong>in</strong>ischenRothirsche wiesen vergleichsweise ger<strong>in</strong>gereKörpergewichte auf als die ungefütterten<strong>in</strong> den benachbarten KantonenGraubünden <strong>und</strong> St. Gallen <strong>und</strong> die Hirschezeigten e<strong>in</strong>e schwächere Kondition. Sieerfüllten auch die Erwartungen an den Zuwachsder Trophäenstärke nicht.Diesen Umständen trug das Rothirsch-Management, <strong>in</strong>sbesondere die Abschussplanung,nicht ausreichend Rechnung. DieTragfähigkeit der Lebensräume für den Rot -hirsch wird seit den letzten 40 Jahrenzunehmend beschnitten – <strong>und</strong> dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emderartigen Maße, dass im W<strong>in</strong>ter jeweils nure<strong>in</strong> Bruchteil jenes Wildbestandes e<strong>in</strong> Auskommenzu f<strong>in</strong>den vermag, der im Sommerim Berg- <strong>und</strong> Alpengebiet leben kann. Auche<strong>in</strong>e bestmöglich ausgestattete W<strong>in</strong>terfütterungvermag dies nicht zu kompensieren.Das Liechtenste<strong>in</strong>er NotfütterungskonzeptE<strong>in</strong> nachhaltig nutzbarer Rothirsch-W<strong>in</strong>terlebensraumzeichnet sich aus durch dasgleichzeitige Vorhandense<strong>in</strong> von weitestgehendungestörten E<strong>in</strong>standsflächen, von zugänglicher<strong>Natur</strong>äsung sowie von e<strong>in</strong>em diesenLebensrequisiten angepassten Wildbestand.Jagdwirtschaftliches Ziel ist es, e<strong>in</strong>endauerhaft tragbaren Rothirschbestand zu erhalten,dessen Lebensgr<strong>und</strong>lagen wo immermöglich zu verbessern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e möglichst<strong>in</strong>teressante, gleichzeitig aber nachhaltige,jagdliche Nutzung zu begünstigen. Als nachhaltigtragbar ist dieser Rothirschbestanddann zu erachten, wenn sichergestellt ist,dass die Lebensraumkapazität langfristignicht übernutzt wird, e<strong>in</strong>e Abstimmung aufdie anderen Nutzungs<strong>in</strong>teressen gewährleistetist <strong>und</strong> sich dieser Wildbestand <strong>in</strong> artgemäßemWohlbef<strong>in</strong>den entwickeln kann.Gemäß den Bestimmungen der laufendenJagdpachtverträge soll <strong>in</strong> der Jagdpachtperiode2004 bis 2012 e<strong>in</strong>e Reduzierung desW<strong>in</strong>terbestandes auf etwas über 1 Stück/100 ha Wald oder max. ca. 100 bis 120Stück erfolgen – e<strong>in</strong>e Größe des Rothirschbestandes,welche <strong>in</strong> etwa der natürlichenTragfähigkeit des W<strong>in</strong>terlebensraumes entsprechendürfte.Im Liechtenste<strong>in</strong>er Berg- <strong>und</strong> Alpengebietkönnen zwischen Anfang November <strong>und</strong>Ende April erhebliche Starkschneefälle e<strong>in</strong>treten.Diese erlauben <strong>in</strong> der lockeren <strong>und</strong>hohen Schneedecke über mehr als 10 Tagekaum mehr längere Wanderungen des Wildes.Gerade <strong>in</strong> der zweiten W<strong>in</strong>terhälftekann auch e<strong>in</strong>e hart gefrorene, dickeSchneeschicht das Erreichen der <strong>Natur</strong>äsungzu e<strong>in</strong>er Zeitperiode verunmöglichen, <strong>in</strong> welcherdie im Herbst angelegten Fettreservenschon verbraucht s<strong>in</strong>d. Beides kann ab EndeJanuar – selbst bei e<strong>in</strong>em Rothirschbestand,der se<strong>in</strong>e natürlichen Nahrungsgr<strong>und</strong>lagennicht übernutzt – zu erheblichen Verlustendurch Schwäche <strong>und</strong> Hungertod führen. Insolchen Situationen soll das Notfütterungskonzeptzum Tragen kommen. Dieses zieltdarauf h<strong>in</strong>, dem Rothirsch- <strong>und</strong> Rehbestand,e<strong>in</strong>e selbst gewählte Verteilung über den zurVerfügung stehenden Lebensraum zu erlauben;gleichzeitig soll die Nutzung geeigneter,alle Lebensrequisiten enthaltender Nischendurch die Vermeidung von Wildkonzentrationenbegünstigt werden.Mit der Mahd von Berg- <strong>und</strong> Alpenwiesen<strong>und</strong> der Errichtung von Magerheutristen <strong>und</strong>-raufen kann dezentral das Sommeräsungsangebotmaßgeblich verbessert <strong>und</strong> gleichzeitige<strong>in</strong>e wildtiergerechte Notfuttervorlagebereitgestellt werden. Extreme W<strong>in</strong>terbed<strong>in</strong>-60


<strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>Geöffnete Triste<strong>in</strong> der Notzeit61gungen sollen unter Rücksichtnahme auf gesellschaftlich-ethischeWerthaltungen betreffendFürsorge für die »anvertraute«Kreatur (Tierschutz) durch Notfuttervorlagevon Magerheu überbrückt werden. Es gehtdabei nicht darum, die Kondition <strong>und</strong> Konstitutionder Tiere zu verbessern oder die Trophäenqualitätzu erhöhen. Es geht vielmehrdarum, den Hungertod von Wildtieren beiExtrembed<strong>in</strong>gungen zu verh<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> dasWild mittels Notfuttervorlage von Siedlungen<strong>und</strong> viel befahrenen Straßen fernzuhalten.Notzeit Frühester Term<strong>in</strong> für die Öffnung der Tristen<strong>und</strong> Raufen ist der 15. Januar. Vorbehaltenbleiben außerordentliche Extremsituationen,die sich bereits im Dezembere<strong>in</strong>stellen. Über das Vorliegen<strong>und</strong> die Konsequenzen e<strong>in</strong>er solchenSituation bef<strong>in</strong>det der Jagdbeirat. Tristen <strong>und</strong> Raufen können vor dem 20.Februar geöffnet werden bei Notwendigkeitzur kle<strong>in</strong>räumigen Lenkung des Wildesoder bei Unzugänglichkeit der natürlichenÄsung über mehr als 10 Tage <strong>in</strong>Folge anhaltender, extremer Schneehöheoder anhaltender Verharschung. Bis zur Erlaubnis zur Futtervorlage nachBef<strong>in</strong>den des Jagdbeirates s<strong>in</strong>d die Tristen<strong>und</strong> Raufen e<strong>in</strong>gezäunt zu halten. Die Tristen <strong>und</strong> Raufen können unabhängigvon der Witterung ab dem 20. Februardem Wild zugänglich gemacht werden.AusblickDas auf e<strong>in</strong>er Verteilungsstrategie fußendeNotfütterungskonzept ist Ausdruck e<strong>in</strong>esVerständnisses im Umgang mit Wildtieren,welches Wildtiere achtet <strong>und</strong> deren Lebensraumschützt, welches die <strong>in</strong> hohem Maßvorhandene Anpassungsfähigkeit des Rothirsches– auch <strong>in</strong> der Nähe des Menschen –laufend wach erhält, welches die Futter -potenziale des Waldes nutzt <strong>und</strong> gleichzeitigVerbiss- <strong>und</strong> Schälschäden verh<strong>in</strong>dert,welches, unter Inkaufnahme e<strong>in</strong>zelner Fallwildstücke<strong>in</strong> Extremsituationen, das Wildtiertatsächlich als Wildtier erhält <strong>und</strong>welches nicht zuletzt e<strong>in</strong>e Jagd erlaubt, dieaufgr<strong>und</strong> ihrer ethisch korrekten Gr<strong>und</strong>lagediesen Namen auch verdient.


<strong>Vorarlberg</strong>er<strong>Natur</strong>schutzratGeorg Grabherrgeboren 1946, Studium der Biologie <strong>und</strong> Erdwissenschaften, 1984 Habilitationim Fach Botanik <strong>in</strong> Innsbruck. 1986 Berufung als ordentlicherUniversitätsprofessor für Vegetationsökologie <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>schutzforschungan die Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Vegetation aus nationaler<strong>und</strong> globaler Sicht; Klimafolgenforschung, <strong>Natur</strong>schutzforschung.Mitglied zahlreicher Kommissionen, seit 2001 Vorsitzender des<strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schutzrats.Ra<strong>in</strong>er Siegelegeboren 12.09.1957, HTL-Hochbau-Bautechniker, seit 1993 Bürgermeisterder Geme<strong>in</strong>de Mäder, seit 1995 Obmann <strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Umwelt</strong>geme<strong>in</strong>deverbandes,seit 1999 1. Vorsitzender des Geme<strong>in</strong>denetzwerks»Allianz <strong>in</strong> den Alpen«.Ernst Bickelgeboren 1951, landwirtschaftliche Fachschule <strong>und</strong> Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister;im Hauptberuf Landwirt sowie Alpmeister auf der AlpeSera <strong>in</strong> Blons im Biosphärenpark Großes Walsertal; Geme<strong>in</strong>derat <strong>in</strong>Blons.Hans Peter Metzlergeboren 1965, 1980-1986 Besuch der Tourismuschule Bludenz, Matura1986, im selben Jahr Übernahme des elterlichen Betriebs »Hotel Schiff«<strong>in</strong> Hittisau nach dem Tod des Vaters, 1988-1994 Obmann des JungenGastgewerbes <strong>Vorarlberg</strong>, 1995-2000 Obmann der Regio Bregenzerwald,Mitbegründer der »Käsestrasse Bregenzerwald« <strong>und</strong> derenObmann von 1998-2008.63Margit Schmid, Geschäftsführer<strong>in</strong>geboren 1961, Diplombiolog<strong>in</strong>, Studienzweig Zoologie. Seit 1985 alswissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> der <strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schau beschäftigt.Im Rahmen dieser Tätigkeit zehn Jahre Amtssachverständige für<strong>Natur</strong>- <strong>und</strong> Landschaftsschutz. Seit 1993 Leiter<strong>in</strong> der <strong>Vorarlberg</strong>er<strong>Natur</strong>schau <strong>in</strong>atura, Mitglied des Wissenschaftsbeirates, des Kulturbei -rates <strong>und</strong> des <strong>Umwelt</strong>schutzbeirates der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung.


Literatur <strong>und</strong> QuellenA Trends <strong>und</strong> EntwicklungenBiologische <strong>und</strong> landschaftliche VielfaltAVL Arge Vegetationsökologie <strong>und</strong> Landschaftsplanung(2008): Aktualisierung des <strong>Vorarlberg</strong>er Biotop -<strong>in</strong>ventar. Im Auftrag der <strong>Vorarlberg</strong>er LandesregierungBirdlife (unveröff.): <strong>Vorarlberg</strong>er Brutvogelatlas 2010,EntwurfBodenScherer, J. (2008): Bodenschutz – <strong>Umwelt</strong>archivFeuchtbiotope. Amt der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung,(Hrsg), BregenzGans, O.; Pf<strong>und</strong>tner, E.; W<strong>in</strong>ckler, Ch. (2007): Reduktiondes Antibiotikae<strong>in</strong>trages <strong>in</strong> landwirtschaftlichgenützte Böden durch Biogasanlagen, Zwischenbericht.B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<strong>Umwelt</strong>- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft (Hrsg), WienEberhard, W.; Scheffknecht, Ch. (2007): Biogasgülle –Nähr- <strong>und</strong> Schadstoffgehalte <strong>in</strong> Gärrückständen. Amtder <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung (Hrsg), BregenzAmt der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung, R<strong>in</strong>derdatenbank:Viehdichte <strong>in</strong> <strong>Vorarlberg</strong>er Geme<strong>in</strong>den 2008Siedlungsentwicklung <strong>und</strong> RaumplanungAmt der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung, FWP-Bilanz2009, unveröff.B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<strong>Umwelt</strong>- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft (Hrsg), (2009): Indikatorenberichtzur Biodiversität <strong>in</strong> Österreich, Nachhaltigkeitfür <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> MenschUMG <strong>Umwelt</strong>büro Grabher (2005): Kartierung derLandnutzung im Talraum des <strong>Vorarlberg</strong>er Rhe<strong>in</strong>tals.E<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>lage für ökologische Planungen, Bewertungen<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Landschaftsmonitor<strong>in</strong>g. Im Auftrag des<strong>Vorarlberg</strong>er <strong>Natur</strong>schutzrates.GewässerAmt der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung: Hochwasserschutzmaßnahmenbrauchen Raum, Unterlage zurPressekonferenz am 2. Juni 2008 mit LR Re<strong>in</strong> <strong>und</strong> LREggerB<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Wasserwirtschaft (2005): EU Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie2000/60/EG Österreichischer Berichtüber die IST – Bestandsaufnahme. Anhang - TabellenB<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Wasserwirtschaft (2009): Nationaler GewässerbewirtschaftungsplanDonau – Rhe<strong>in</strong> – Elbe,Entwurf. Wasserkörpertabelle Ziele-Maßnahmen-ÖkologieAmt der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung: InternationaleWasserwirtschaft im E<strong>in</strong>zugsgebiet von Alpenrhe<strong>in</strong><strong>und</strong> Bodensee, Tagung am 19. Mai 2009 <strong>in</strong> BregenzLandwirtschaftDietl, W.; Lehmann, J. (2004): Ökologischer Wiesenbau.Nachhaltige Bewirtschaftung von Wiesen <strong>und</strong>Weiden. Österreichischer AgrarverlagUMG <strong>Umwelt</strong>büro Grabher (2004): Ökologische Bewertungvon <strong>Vorarlberg</strong>er Bergbauernhöfen unterschiedlicherNutzungs<strong>in</strong>tensitätWald <strong>und</strong> ForstwirtschaftAmt der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung (2009): Forststrategie2018 des Landes <strong>Vorarlberg</strong>BMLFUW – B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft,<strong>Umwelt</strong> <strong>und</strong> Wasserwirtschaft: Grüne Berichte,Daten zum Holze<strong>in</strong>schlagBWF – B<strong>und</strong>esforschungs- <strong>und</strong> Ausbildungszentrumfür Wald, <strong>Natur</strong>gefahren <strong>und</strong> Landschaft: Ergebnissedes Österreichischen Wilde<strong>in</strong>flussmonitor<strong>in</strong>gs 2004/06<strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft <strong>Vorarlberg</strong>, BH Bludenz: Informationenzum Ausmaß der AuwaldrodungenRechnungshof (2009): Bericht des Rechnungshofes.Aufgabenerfüllung <strong>und</strong> Organisation der Forstdienste<strong>in</strong> den Ländern<strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft <strong>Vorarlberg</strong>: Daten zu Bauanträgenvon ForststraßenTourismusAmt der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung (2008): Leitbild2010+ Tourismus <strong>Vorarlberg</strong><strong>Vorarlberg</strong> Tourismus (2009): Investitionsschub <strong>in</strong>der <strong>Vorarlberg</strong>er Tourismuswirtschaft<strong>Natur</strong>schutzanwaltschaft <strong>Vorarlberg</strong> (unveröff.): Datenzu Beschneiungsanlagen <strong>und</strong> GeländekorrekturenVerkehrAmt der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung (2006): »Mobilim Ländle« - Verkehrskonzept <strong>Vorarlberg</strong> 200664


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