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Mitteilungen - Freundeskreis Indianerhilfe eV

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<strong>Mitteilungen</strong> · www.indianerhilfe.de · Ausgabe Mai 2010lesen – weitergeben – mithelfen<strong>Mitteilungen</strong><strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e.V.– Berichte aus Peru und Bolivien –Jahreshauptversammlung am 12. Juni 2010 in Hamburg


<strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e. V. (FKI)Gemeinnützigkeit anerkanntVorstandsmitgliederMaria Andrade de Schultze, Berlin – Projekt Peru 1Prof. Dr. Ina Rösing, Ulm – Projektleitung BolivienIsabel Schweitzer, Köln – PersonalreferentinKatharina Zacarias, Hamm – SchatzmeisterHans-H. Schneider, Kassel – SchriftführerDr. Werner Fleck, Gießen – Projektleitung Peru 1Dr. Andreas Langeheinecke, Fulda – Projektleitung Peru 2Albrecht Trautmann, Göttingen – Projektvorbereitung, PlanungenDr. Bernhard Rappert, Burscheid – Geschäftsführender VorsitzenderGeschäftsstelle <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e.V.LeitungFrauke Stachulla-Koppen und Dr. Bernhard RappertFriedrich-Ebert-Platz 17 · 51373 LeverkusenTelefon 02 14/9 60 09 67 · Fax 02 14/40 24 86e-mail indianerhilfe@netcologne.deRedaktionNikolai Plößer (M.A.), Bergisch GladbachGestaltung und ProjektmanagementStephanie Feyerabend, LeverkusenDruckDruckstudio GmbH, DüsseldorfHerausgeber<strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e.V.Verantwortlich für den InhaltDr. Bernhard Rappert · Jahnstraße 14 · 51399 Burscheide-mail brappert@aol.comInternet www.indianerhilfe.denatureOffice.com | DE-136-521353Titelbild:Die Kinder unseresMotoristen Ramon, dieauf dem Klinikgelände„Boot“ spielenInhaltEditorial – Über das konträre Gegenteil 3Zum Tod von Claude Lévy-Strauss 5Neue Ärzte / Mitarbeiteram Rio Chambira 6Unser Kindergarten 8Über die Arbeit des FKI / Landkarte 12Einnahmen und Ausgaben 2009 14Erste Eindrücke –Unser neuer Doktor berichtet 18Einladung zur Jahreshauptversammlung 29Apolobamba – Bolivien 30Leserbriefe 36Windpocken – eine Krankengeschichte 38FKI-Aufnahmeantrag / Spendenkonten 39Aktionen/Termine 40Liebe Freunde…Liebe Freunde und Leser der <strong>Mitteilungen</strong>,Editorialtäglich konfrontieren uns die Medien mit neuen Unglücken und Katastrophen ausaller Welt und haben dabei ein entsetzlich kurzes Gedächtnis. Wann haben Sie z.B.zuletzt Neuigkeiten von Haiti gehört? Sollen wir etwa annehmen, das Elend dortsei durch den schnellen Eingriff beseitigt?„Die größte Entscheidung Deines Lebens liegtdarin, dass Du Dein Leben ändern kannst,indem Du Deine Geisteshaltung änderst...“Albert SchweitzerDas Spendengeschäft ist hart und zynisch als ginge es um Werbung für die neuesteAnti-Falten-Creme. Während ich dies schreibe, versiegen die Spenden für Haitimit dem Schwund an medialer Aufmerksamkeit.Aber das Sterben im Regenwald vollzieht sich immer in aller Stille. Das Elend dortist kein Lärmen für europäische Titelseiten. Wir müssen genauer hinhören.Ich möchte darum einmal einen Versuch mit dem „konträren Gegenteil“ machen.Anders als das „kontradiktorische Gegenteil“ widerspricht das „konträre“ nichteinfach, sondern gibt eine Alternative. Das kontradiktorische Gegenteil von z.B.„blau“ wäre „nicht-blau“, wohingegen das konträre Gegenteil etwa „rot“, „gelb“oder „grün“ wäre.Wenn nun die Medien mich drängen, in Gedanken und Anteilnahme bei den Opferneines gerade aktuellen Unglücks zu verweilen, dann will ich mich nicht verweigern– selbst wenn ich es könnte.Aber ich mache den Versuch mit dem konträren Gegenteil: Ich verweile in Gedankenund Anteilnahme bei diesen Menschen und wende meine Aufmerksamkeitdann auch all jenen Notleidenden zu, die ihr Elend gerade nicht im Spektakel desScheinwerferkegels, sondern im Schatten fristen, den er auf den Rest der Weltwirft.Und darum geht es bei unserer Hilfe für die indigenen Völker Lateinamerikas:Nicht einer spek takulären Katastrophe die Spitze zu nehmen, sondern durch kon-3


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Lévy-Strauss Editorialtinuierliche Arbeit und nachhaltige Unterstützung dem täglichen Leid dieser MenschenSchritt für Schritt abzuhelfen.Es dauert seine Zeit, bis in einem Volk von Analphabeten das System der „Promotoresde Salud“ etabliert ist. Immer noch sterben die Menschen an Malaria, Eiweißmangelund Unterernährung.Unser Kindergarten wurde im März neu gebaut und von einem Tag auf den anderenhaben wir 24 Kinder in Betreuung, die zum größten Teil mit dem Kindergartenbootabgeholt und zurückgebracht werden.Es gibt noch viel zu tun im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ am Rio Chambira!Aber die Aufgabe ist uns alle Mühe und Beharrlichkeit wert, wenn wir die düstereZukunft der Indigenen – mit Ihrer Unterstützung – auch weiterhin stets noch einwenig lichter machen können!Ihre FKI-RedaktionZu spät…Wie so häufig kommt die Mutter nicht rechtzeitig mit ihrem unterernährten und durchfallkrankenKind zur Klinik. In solchen Fällen ist unsere Hilfe meist vergebens...Zum Tod von Claude Lévy-StraussUnsere zentrale medizinische, pädagogische und soziale Entwicklungsarbeit liegt inPeru bei den Shipibo, Conibo (Rio Ucayayli), bei den Ashauninka, Yanesha, Cacataibo(Rio Pachitea, Zungaro, Pichis), bei den Urarina (Rio Chambira), in Mexikobei den Mazahua (Zentrales Hochland) und in Bolivien bei den Quechua-Indianernin der Kallawaya-Region. Es sind noch zum Teil traditionelle Kulturen.Auf diesem Hintergrund unserer Arbeit betrachten wir den nur Tage vor seinem101. Geburtstag (gestorben am 31. Oktober 2009) weltberühmten EthnologenClaude Lévi-Strauss.Er war der „große Anthropologe, Philosoph und Zeitzeuge – der Jahrhundertdenker“(Prof. Wolf Lepenies am 4.11.09 in der WELT). Lévi-Strauss „war eine Legendezu Lebzeiten und eine der prägendsten Figuren der humanwissenschaftlichenForschung im 20. Jahrhundert“ (Prof. Constan-tin von Barloewen am 3.11.09 inder ZEIT). Zu seinem 100. Geburtstag sagte Assheuer am 21.8.08 in der ZEIT: Er„ist der bedeutendste Ethnologe und auch der bedeutendste Anthropologe, derKronzeuge des 20. Jahrhunderts, ein übergreifender Intellektueller… Sein Denkenist aktuell wie nie. Kein anderer hat die zerstörerische Macht unserer Zivilisationso hellsichtig beschrieben wie er.“Was macht uns der Tod von Lévi-Strauss bewusst für unsere Arbeit?Er hat bereits seit einem halben Jahrhundert eine absolute Aufwertung sogenannter„primitiver“ Völker geleistet. Er hat alle Urteile über und Abwertungen vonnicht-westlichen „unzivilisierten“ Kulturen nachdrücklich immer wieder von neuemund besonders in den letzten Jahren infrage gestellt. Er hat zudem die modernenFortschrittsideen kritisiert – er war der „große illusionslose Zivilisationskritiker“(4.11.09 in der FAZ).Die westliche Zivilisation ist nach Lévi-Strauss NICHT den fremden Kulturenüberlegen – sie haben vielmehr ihre eigenen Fortschrittsbegriffe. Er sieht die Vergleichbarkeitrationaler Weltdeutungen zwischen traditionellen und „zivilisatorischen“Kulturen. Er hat sein ganzes Leben Religion und Mythen vielfältiger Kulturenuntersucht. Die gleichen Fragen stellen auch alle Mythen der Welt, nachLévi-Strauss. Sie haben universale Denkprinzipien, identische invariante Strukturen,unsichtbare vergleichbare Muster.Diese grundlegende Sicht der Nicht-Überlegenheit der „Zivilisation“, der kritischenBeeinflussung und Änderung von der westlichen „Zivilisation“ bleibengegenwärtige kritische Gedanken für unsere Arbeit.Ina Rösing und Ernst Eibach5


<strong>Mitteilungen</strong> Nov ‘09Kindergarten /DankeDanke für dieUnterstützungHinzu kommt die Planung und Gestaltung der Inhalte. Hier hat der peruanischeStaat klare Vorgaben, die Kindergärten sind in Peru viel mehr Vorbereitung fürdie Schule und daher auch für die Kinder der Urarinas ein wichtiger Schritt in dieZukunft.Wir haben eine neue Kindergärtnerin aus Iquitos, die sich mit großem Engagementihrer Aufgabe widmet. Bald soll sie auch aus Deutschland zusätzliche Unterstützungbekommen …Auch im vergangenen Jahr waren eswieder einige Freunde und Fördererdes FKI, die in ihren Vereinen,im <strong>Freundeskreis</strong>, in der Schule oderbei den Gästen ihrer Geburtstagsfeierüber die Arbeit des FREUNDES-KREIS INDIANERHILFE berichtetenund Spenden sammelten.Ein ganz besonderer Dank gilt hierHerrn Karl-Joachim Badem, der nunschon seit 10 Jahren zweimal pro Jahrsehr erfolgreich in seinem Bekanntenund<strong>Freundeskreis</strong> Spenden für denFKI sammelt.Danke für die Unterstützungnatürlich auch an all die regelmäßigenEinzelspender, Unternehmer, Schulen,Gemeinden und Vereine, die dieArbeit des FKI mit ihren – teilweisesehr großzügigen – Spenden tragenund voranbringen.11


Bilinguale Schule der Ashanincas<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Über die Arbeit des<strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e.V.Der <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e.V. (FKI)Die Nachfolgeorganisation der „Deutschen Hilfe für das Amazonas-HospitalAlbert Schweitzer“ besteht seit über 50 Jahren und unterstützt die Not leidendenindigenen Völker in Mexiko, den Amazonas-Wäldern Perus und im Hochland vonBolivien.Das Leben der Indianer Südamerikas hat nichts gemein mit romantischenVorstellungen à la Karl May und dem Leben im „Einklangmit der Natur“. Es ist der Kampf ums nackte Überleben!Der FKI ist ein gemeinnütziger Verein, der sich gemäß seiner Satzung der Aufgabeverschrieben hat, der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas in ihren Bemühungenum eine Bewahrung ihrer Kulturen beizustehen. Die von konfessionell-religiösenund parteipolitisch-ideologischen Vorstellungen freie Arbeit wird allein getragenvom Engagement unserer Mitglieder und Spender.Der Vorstand arbeitet absolut ehrenamtlich, die Verwaltungskosten sind somitsehr gering. Dies ist Voraussetzung für das Spendensiegel des Deutschen Institutsfür soziale Fragen/DZI, wo unsere Arbeitsweise jährlich überprüft wird. In Europainformieren wir in Schulen, in kirchlichen und in privaten Einrichtungen überdie Probleme der Indianer. Wir machen Ihre schwierige Lage deutlich und stellenMöglichkeiten der Hilfe vor. In öffentlichen Aktionen (Schuhputzen, Verkaufs- undInfostände, Veranstaltungen in Schulen, etc.) werben wir für unsere „Hilfe zurSelbsthilfe“.Wir brauchen Ihre Unterstützung für unsere Projekte!Wir benötigen ihre praktische, ehrenamtliche Mitarbeit (Verbreitung unseresAnliegens in der Öffentlichkeit, bei Freunden, Bekannten, in Ihrem Arbeitsumfeld).Gerne sind wir mit Informationsmaterial behilflich.Wir brauchen Ihre finanzielle Hilfe – mehr denn je!Auf Wunsch senden wir Ihnen einen Spendenvordruck zu oder Sie überweisenIhren Beitrag auf eines der angegebenen Konten (steuerabzugsfähig, Spendenbescheinigungwird automatisch am Ende des Jahres zugeschickt. Bis 100,- € gilt auchdie Überweisung als Beleg für das Finanzamt).4 Chambira1 Pachitea2 PichisProjekte EditorialUnsereStandorte3 Apolobamba


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Einnahmenund AusgabenErläuterung zurEinnahmen- und Ausgabenrechnung 31.12.2009EinnahmenDie Einnahmen aus Beiträgen und Spenden sind gegenüber dem Vorjahr um 5.686€ gestiegen. Herzlichen Dank an alle Spender!Die sonstigen Erträge weisen in 2009 deshalb einen so hohen Betrag aus, weil hierauch die Förderung vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit(BMZ) über 36.600 € verbucht ist. Dieser Förderbetrag ist gebunden an das ProjektEinrichtung und Neubau des Kindergartens Albert Schweitzer auf dem KlinikgeländeTucunaré am Rio Chambira und taucht daher als Ausgabe im ProjektPeru II wieder auf.Unsere Anlagen haben sich nach dem herben Verlust im Jahr 2008 wieder erholtund so konnte ein nicht realisierter Gewinn bei den Wertpapieren über 8.506 €verbucht werden, dieser wird nach dem Imparitätsprinzip nicht in der Bilanz undEin- und Ausgabenrechnung berücksichtigt.Der Saldo in der Eröffnungsbilanz betrug 86.596,59 €, der Saldo per 31.12.2009gem. Jahresdepotabstimmung beträgt 95.103,14 €.Die gesamten Einnahmen fallen so um 52.346,32 € höher aus als im Vorjahr.AusgabenDie Projektkosten im Projekt Peru I (Rio Pichis, Pachitea) sind gegenüber dem Vorjahrum 2.400 € gestiegen.Die Projektkosten Peru II fallen aus den o.g. Gründen um 36.000 € höher aus, weitereKosten für den Neubau des Kindergartens fallen im Jahr 2010 an. Das BMZgewährt eine Teilfinanzierung, das gesamte Projekt Kindergarten Albert Schweitzerist mit 48.800 € veranschlagt.In 2009 sind im Gegensatz zu 2008 für das ganze Jahr Sozialversicherungsbeiträgeund Lohnsteuer angefallen, außerdem war für fünf Monate eine Aushilfe auf 400 €Basis angestellt, für die auch Beiträge an die Knappschaft gezahlt wurden.Für die Geschäftsstelle mussteein neuer PC mit Bildschirmund ein Laserdruckerangeschafft werden, daherfallen die Ausgaben bei derGeschäftsführung, Bürobedarfentsprechend höher aus.Auch beim Druck und Versandder <strong>Mitteilungen</strong> sinddie Kosten leicht gestiegen, esmussten <strong>Mitteilungen</strong> nachbestelltwerden.Grund für die höheren Kostenbei den sonstigen Aktionensind die Ausgaben für dieCharity Veranstaltung im vergangenenSeptember, zusammenmit dem Kinderschutzbund.Der Gewinn für den FKIaus dieser Veranstaltung liegtaber bei 5.623 €. Eine gelungen<strong>eV</strong>eranstaltung, die sicherwiederholt wird, aber ohne die viele ehrenamtliche Hilfe so nicht möglich gewesenwäre.Die sonstigen Ausgaben liegen im Rahmen des Vorjahres. Die gesamten Ausgabenfallen 16.800 € höher aus als in 2008. Trotzdem konnte ein positives Jahresergebnisvon 5.965 € erzielt werden.Die Kassenprüfung hat bereits stattgefunden, jetzt werden die Unterlagen derBuchführung 2009 nochmals von Frau Silvia Liebig-Preuten, Wirtschaftsprüferinund Steuerberaterin aus Leverkusen, kontrolliert. An dieser Stelle einen herzlichenDank an Frau Liebig-Preuten, die die Prüfung in den vergangenen Jahrenimmer auf eigene Rechnung durchgeführt hat.Auch das DZI Spendensiegel wurde dem <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> erneut zuerkannt.Leverkusen, 4.5.2010, Frauke Stachulla15


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Einnahmenund AusgabenFREUNDESKREISINDIANERHILFE e.V.LEVERKUSENEinnahmen- und Ausgabenrechnungper 31. Dezember 2009FREUNDESKREISINDIANERHILFE e.V.LEVERKUSENEinnahmen- undAusgabenrechnung per 31.12.2009StandEinnahmen EURO EUROBeiträge u. SpendenSpenden - Freiburg 4.060,31Spenden - Göttingen 42.611,78Spenden - Leverkusen 120.097,78166.769,87sonstige Erträge 47.726,00Zinserträge 5.053,35Außerordentliche Erträge 0,00Einnahmen gesamt 219.549,22Ergebnis 5.965,44AusgabenProjektkostenBolivien Projektkosten 0,00Personalkosten 0,00Lohnnebenkosten 0,00 0,00Peru I Projektkosten 10.954,30Personalkosten 11.079,83Lohnnebenkosten 0,00 22.034,13Peru II Projektkosten 81.819,80Personalkosten 52.334,27Lohnnebenkosten 7.986,50 142.140,57PersonalkostenGehälter Deutschland 8.957,38gesetzl. soziale Aufwendungen 7.292,26Berufsgenosssenschaft 0,00ReisekostenReise- u. Supervisionskosten 6.557,41Reisekosten in der BRD 761,76sonst. Betriebliche AufwendungenGeschäftsführung, Bürobedarf 1.951,51Telefon / Internet 602,11Porto 788,50Druck u. Versand <strong>Mitteilungen</strong> 8.437,05Werbung/Öffentlichkeitsarbeit 3.804,27Rechts- und Beratungskosten 0,00sonst. Gebühren u. Abgaben 145,50Versicherungen 286,42Mieten u. sonst. Raumkosten 900,00sonst. Betriebsausgaben 550,30sonstige Aktionen 5.720,07Zinsaufwendungen 8,82Kosten des Geldverkehrs 1.398,80Kursdifferenzen Wertpapiere 0,00Außerordentl. Aufwendungen 0,00Abschreibungen u. GWG 1.246,92Ausgaben gesamt 213.583,7831.12.0931.12.08BemerkungenEinnahmen EURO EURO EURO EURO Konto DifferenzenBeiträge u. SpendenSpenden - Freiburg 4.060,31 3.233,81 08200 826,50Spenden - Göttingen 42.611,78 37.228,97 08201 5.382,81Spenden - Leverkusen 120.097,78 120.620,67 08202 -522,89166.769,87 161.083,45 5.686,42sonstige Erträge 47.726,00 1.682,00 08600 46.044,00Zinserträge 5.053,35 4.191,72 02650 861,63Außerordentliche Erträge 0,00 245,73 02500 -245,73Einnahmen gesamt 219.549,22 167.202,90 52.346,32Ergebnis 5.965,44 -29.545,79 35.511,23AusgabenProjektkostenBolivien Projektkosten 0,00 0,00 04900Personalkosten 0,00 0,00Lohnnebenkosten 0,00 0,00 0,00 0,00Peru I Projektkosten 10.954,30 11.131,02 04902 -176,72Personalkosten 11.079,83 8.471,70 04902 2.608,13Lohnnebenkosten 0,00 22.034,13 0,00 19.602,72 2.431,41Peru II Projektkosten 81.819,80 37.829,93 04903 43.989,87Personalkosten 52.334,27 58.558,15 04903 u. 04121 -6.223,88Lohnnebenkosten 7.986,50 9.690,80 04131 -1.704,30142.140,57 106.078,88 36.061,69PersonalkostenGehälter Deutschland 8.957,38 8.652,75 4120 u. 4190 304,63gesetzl. soziale Aufwendungen 7.292,26 4.955,93 04130 2.336,33Berufsgenosssenschaft 0,00 400,00 04138 -400,00ReisekostenReise- u. Supervisionskosten 6.557,41 5.145,94 04661 1.411,47Reisekosten in der BRD 761,76 444,30 04660 317,46sonst. Betriebliche AufwendungenGeschäftsführung, Bürobedarf 1.951,51 840,43 04930 1.111,08Telefon / Internet 602,11 581,93 04920 20,18Porto 788,50 536,95 04910 251,55Druck u. Versand <strong>Mitteilungen</strong> 8.437,05 7.220,92 04610 + 04611 1.216,13Werbung/Öffentlichkeitsarbeit 3.804,27 5.058,13 04600 -1.253,86Rechts- und Beratungskosten 0,00 226,34 04950 -226,34sonst. Gebühren u. Abgaben 145,50 764,15 04955 -618,65Versicherungen 286,42 286,42 04360 0,00Mieten u. sonst. Raumkosten 900,00 900,00 04200 + 04210 0,00sonst. Betriebsausgaben 550,30 721,50 04958 -171,20sonstige Aktionen 5.720,07 1.573,70 04959 4.146,37Zinsaufwendungen 8,82 15,33 02100 -6,51Kosten des Geldverkehrs 1.398,80 1.290,27 04970 108,53Kursdifferenzen Wertpapiere 0,00 30.410,08 -30.410,08Außerordentl. Aufwendungen 0,00 0,00 0,00Abschreibungen u. GWG 1.246,92 1.042,02 04830 + 04855 204,90Ausgaben gesamt 213.583,78 196.748,69 16.835,0917


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Ablösungin der Klinik TucunaréAblösung in der Klinik TucunaréSeit Februar 2010 arbeitet der deutsche Arzt Daniel Peters aus Bonn am RioChambira. Dies ist sein erster Bericht über die Reise ans „Ende der Welt“ insAmazonasgebiet Perus. Unterstützt wird er seit März 2010 von Dr. Jan Schnapauff,Kollege und Freund. Die Zeit der Einarbeitung und Übergabe des Projekts durchdie Ärztin Carol Boettger beginnt.1. KapitelDie beschwerliche Reise zur Clinica TucunareSamstag, 6. Februar 2010Regenschwer hängen Ansammlungen von Frühnebel über dem Uferdickicht undzeichnen sich dunkel gegen den rauchblauen Himmel ab. Hier und da scheinen dieWolken hindurch. Im ockerfarbenen Wasser des Marañon treiben in grellem Gründie Wasserhyazinthen vorüber. Für einen Sekundenbruchteil erhasche ich einenBlick auf die Rückenflosse eines Flussdelphins.Ich bin an Bord der Eduardo IV, einem typischen Amazonasflussdampfer, der soebenin Nauta festmacht, zwölf Stunden flussaufwärts der AmazonasmetropoleIquitos im Norden Perus gelegen.Mit an Bord sind Dr. Carol Boettger und unsere zwei Krankenschwestern. Carolist eine engagierte Ärztin und zudem eine lustige Reisegefährtin. Geboren in denDie Fahrt von Iquitos zur Mündung des Rio Chambira.Alles muss mit auf diesem Ozeandampfer. Menschen, Tiere, Maschinen und Proviant. Je nachBelegung ein Abenteuer oder eine Strapaze. In jedem Fall nichts für zarte Gemüter.Hochland-Regenwaldgebieten Perus, verfügt sie über viel Erfahrung in der medizinischenBasisversorgung abgelegener, indigener Kommunen im unwirtlichenUrwald. Zusammen mit ihrem Mann Jean-Pierre, einem Kanadier aus Montreal,hat sie bereits für verschiedene Organisationen gearbeitet. Es ist ihr zweiter Einsatzin der Clinica Tucunare, dem Ziel unserer Reise.Hinter uns liegt bereits eine anstrengende Woche. In unzähligen Motocarro-Fahrten besorgten wir Säckeweise Nahrungsmittel und Medikamente für diekommenden Wochen in unserer Urwaldklinik. Zudem kauften wir Werkzeuge,Ersatzteile und erledigten einige persönliche Einkäufe für unsere Arbeiter – einDvD-Spieler, eine Stereoanlage, Shorts, Unterwäsche, Hemden, etc.Wir treffen uns mit den Ärzten von PAMAFRO – einer lateinamerikanischenOrganisation, die unter Anderem gegen die im Amazonasgebiet endemische Malariakämpft.Für sie werden wir auf unseren Flussfahrten in den nächsten Wochen 2000 Moskitonetze(das entspricht anderthalb Tonnen Fracht) an die 3500 Stammesangehörigender Urarina verteilen, die unserer medizinischen Verantwortung unterstehen.Eine mitgebrachte Erkältung, der rasche Klimawechsel, die Zeitumstellung und dieStrapazen der Reise fordern schließlich ihren Tribut. 36 Stunden verbringe ich ineinem schläfrigen Dämmerzustand im Bett, unter einem klappernden Deckenventilator.Jeder Versuch mich aufzurichten endet über der Kloschüssel, bis ich auchden letzten Tropfen Flüssigkeit erbrochen habe. Erst nach ein paar Litern Elektrolytlösung,die Carol mir besorgt, geht es mir langsam besser.Iquitos ist vor Allem laut. Hunderte der dreirädrigen Motocarros schwärmenunablässig ratternd durch die Straßen und machen jede Unterhaltung in normalerLautstärke unmöglich. Gleich an der Plaza-de-armas steht das wohl kuriosesteHaus der Stadt. Das in Frankreich für einen Kautschukbaron im equadorianischenQuito gefertigte „Eisenhaus“ landete aufgrund eines Schreibfehlers im peruanischenIquitos. Heute ist das mit seinen Stahlträgern an den Eiffelturm erinnerndeGebäude ein Restaurant.Mit der letzten Fuhre Gepäck erreichen wir in der Abenddämmerung Masusa, denHafen von Iquitos. Machete, unser Träger, schultert mühelos den 50-kg Maissackund verstaut ihn bei unseren anderen Sachen im Bauch der Eduardo IV. Von derReling aus beobachten wir das geschäftige Treiben auf der vermüllten, schlammigenAnlegestelle, bis auch die letzten schwarzen Säcke auf den lastengewöhnten undmuskulösen Schultern der Packer ihren Weg über die Holzplanken zum Frachtraumgefunden haben.Das Signal zum Ablegen ertönt, der PS-starke Diesel pflügt schäumend das schwarzeWasser des Amazonas um und bringt den Dampfer schließlich, die anderenKähne unter Knirschen zur Seite drängend, sicher in die Fahrrinne.19


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Ablösungin der Klinik TucunaréUnendlich viel Wasser auf dem Maranon, der mit dem Fluss Ucayali zusammen den Amazonas bildet.Im lauen Fahrtwind stehe ich am Bug und folge mit den Augen dem Strahl desScheinwerfers, der regelmäßig das Ufer und den Fluss vor uns absucht. Die Hitzedes Tages entlädt sich in Wetterleuchten, das die Silhouetten der Regenwaldbäumezuckend erhellt. Die meisten Passagiere haben ihre Hängematten im Heckteildes Schiffes befestigt, so dass dort bald kein Durchkommen mehr ist. Carol undich teilen uns eine kleine Kabine mit zwei Eisenpritschen. Fahrtwind dringt durchdie Ritzen und alle möglichen Arten von Insekten mit ihm. Ich trage Repellent aufund falle bald in einen relativ erholsamen Schlaf.Bei jedem Blick auf die Uhr stelle ich mit Erstaunen fest, dass die Zeit tatsächlichvergeht. Irgendwie muss die Sonne es geschafft haben, über unser Boot auf dieSteuerbordseite zu klettern, wo sie nun die Wolken erhellt.Immer wieder zieht ein Regenschauer vorüber; immer wieder tauchen kleine Siedlungenaus dem Nichts auf. Palmgedeckte Hütten und schlanke Kanus an der Uferböschung.Wir landen kurz an. Ein paar Passagiere und Säcke gehen von Bord, füruns Übrige geht die Reise weiter.Wieder eine Siedlung. Das ganze Dorf steht am Ufer und nimmt uns beim Ablegenmit Wasserbomben unter Beschuss – morgen ist Karneval.Sonntag/Montag, 7./8. Februar 2010Nun stehen wir selbst im grellen Licht des Bordscheinwerfers am Bug der Eduardo,neben einem Berg von Säcken voller Lebensmittel und Medikamenten. Esist kurz nach Mitternacht als wir Ollanta erreichen. Im Schein unserer Stirnlampenschaffen wir, zusammen mit den Schiffsjungen, unsere Fracht an Land.Ramon und Grimaldo, unsere beiden Bootsmänner, erwarten uns bereits. DieEduardo setzt ihre Reise flussaufwärts fort und lässt uns zurück in der von Summen,Zirpen, Zwitschern, Schwirren und Quaken erfüllten tropischen Nacht.Die ersten schweren Regentropfen fallen, als wir die beiden gelben Aluminiumbooteder FAAN (Fundacion Alemana de Apoyo al Nativo) beladen. Ramonund Grimaldo starten die Außenbordmotoren und der letzte Abschnitt unsererReise beginnt. Mit Scheinwerfern tasten wir uns durch den überwucherndenUrwald voran, bis wir schließlich den Ausgang der Lagune finden, die Mündungdes Rio Chambira.Unter dem Verdeck des Bootes sitzen wir zusammengekauert und in unsereRegenponchos gehüllt. Der Fahrtwind und der satte Regen, der ohne Unterlass aufuns niederprasselt, lassen uns frieren. Hinzu kommt die Müdigkeit. Es ist 01:30h.Immer wieder falle ich in einen kurzen, verkrampften Schlummer.Mit der Dämmerung wird der Fluss sichtbar. Noch ist alles grau. Zu beiden Seitendes Chambira baut sich der Urwald auf wie eine Wand. Regentropfen wühlendie Wasseroberfläche auf. Mit röhrendem Außenborder schneidet der gelbe Kieldurch die Wellen. Langsam stellt sich wieder das mittlerweile gewohnte Farbenspielein: Braun, Grün, Graublau.Ein Vogel flattert durch die Szenerie, ein paar offene, palmengedeckte Holzhütten,hin und wieder ein Kanu. Bei solchem Verkehr drosseln wir unsere Fahrt, um dieKanus mit unseren Bugwellen nicht in die Gefahr des Kenterns zu bringen.Wir sind im Gebiet der Urarina. Verstohlen, teilweise aber auch unverholen, blickenuns die Menschen an, ohne die Hand zum Gruß zu heben. Die rot-blaueTracht der Frauen ist die einzige Neuerung, die die westlichen Missionare durchsetzenkonnten.Die tropische Hitze nimmt spürbar zu. Dann endlich, nach Stunden, taucht zuunserer Rechten die Clinica Tucunare auf. Von Weitem schon haben die Arbeiterunseren Motor gehört und sich an der Anlegestelle versammelt. Sie heißen unsherzlich, wenn auch zurückhaltend, willkommen und helfen beim Entladen derBoote.Ich bin endlich am Ziel. Matt, aber glücklich. Nach Wochen und Monaten der Vorbereitung,des Umräumens, Packens und Reisens, habe ich endlich wieder einenOrt, den ich mein Zuhause nennen darf. Ein Jahr lang werde ich nun als Flussarzthier leben und arbeiten, im Amazonastiefland von Peru, zu allen Seiten umgebenvon mehreren Tagesreisen Urwald.21


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Ablösungin der Klinik Tucunaré2. KapitelDas neue Zuhause und seine HerausforderungenIch sitze an einem einfachen Schreibtisch in meinem Zimmer und schreibe. Diespärliche Einrichtung steht in seltsamem Kontrast zu der Ausrüstung, die nunendlich ihren Platz für die nächste Zeit gefunden hat. All die oft unnötigen Hightech-Gegenstände,die Reisende mit sich herumschleppen; hier sind sie jeden Centwert. Lampen, Messer, regenfeste Taschen und Koffer, schnelltrocknende Handtücherund Klamotten – all das habe ich bereits dankbar in Gebrauch genommen.Gerade zählt mein Chronograph die Stunden, die die kleine Tablette braucht, umdas hiesige Wasser für mich genießbar zu machen.Die Tür, die Wände und das Dach sind aus groben Holzplanken gezimmert. ImOsten und Süden sind die Wände ab Brusthöhe offen. Lediglich ein Netz schütztvor Insekten und anderen Eindringlingen. Fenster und Vorhänge gibt es nicht. Sodringen mit einer frischen Briese die Geräusche des Dschungels zu mir herein.Mittwoch – Freitag, 10. – 12. Februar 2010Die Luft ist so dick und heiß, dass man sie schneiden könnte. Der Schweiß läuftmir in Strömen, und meine Füße köcheln in den Gummistiefeln, die in der Regenzeithier unerlässlich sind.Das Dach über uns, mit hohen, spitzen Giebeln, ist traditionell palmgedeckt. DerHolzboden unter mir schwankt bei jedem Schritt. Anderthalb Meter über derErde. Wände gibt es nicht.Wir haben an einem grob gezimmerten Tisch Platz genommen. Gerade bringt Grimaldo,unser Motorist, den letzten Sack mit Moskitonetzen und legt ihn neben dieMedikamentenkoffer hinter uns.In einer Ecke uns gegenüber, teilweise abgewandt, sitzen die Frauen in ihren engenblauen Wickelröcken und kaminroten, nach vorne abstehenden Blusen. Immerwieder verscheuchen sie ärgerlich die abgemagerten Hunde und Hühner, durchdie sie sich in ihrer Versammlung gestört fühlen. Nur das tennisballgroße Äffchenmit dem langen Schwanz darf zwischen ihnen herumklettern und sich in ihremHaar verstecken.Die Männer sitzen uns zugewandt. Sie tragen Shorts und T-Shirts – die sind teilweisederart zerfetzt, dass sie den Namen kaum verdienen. Oft aber sind es auchsaubere Trikots irgendeiner Fußballmannschaft.Es ist bereits die dritte comunidad, die ich zusammen mit Paulina, ihrer Schwesterund einer der neuen Krankenschwestern besuche. Über Funk hatten wir vorTagen unsere Visite angekündigt und dem Gesundheitshelfer (promotor de salud)aufgetragen, alle zu versammeln und dafür zu sorgen, dass das Unterholz im Dorf– vor allem um und unter den Hütten – zurückgeschnitten wird. Diese Maßnahmeist wichtig im Kampf gegen die malariaübertragende Anopheles-Mücke undVoraussetzung für die Ausgabe der Moskitonetze.Zunächst stelle ich mich der Gemeinschaft vor, dann erkläre ich ausführlich denrichtigen Gebrauch und die Pflege der imprägnierten Netze. Schließlich beginnenwir mit der Verteilung, die nach Anzahl, Alter und Geschlecht der Familienmitgliedererfolgt.Da die Väter die beiden ersten Punkte oft nicht genau benennen können, bittenwir für gewöhnlich die Familien zu uns nach vorne, um selbst das Alter zu schätzenund die Kinder zu zählen. Ängstlich zögernd und häufig nur nach mehrmaligerAufforderung wagen sich die Frauen und Kinder zu uns.Alles wird genau dokumentiert und mit der Unterschrift des Familienoberhauptesbestätigt. Viele haben weder einen Personalausweis, noch sind sie des Schreibensmächtig, so dass wir den Fingerabdruck nehmen. Andere krakeln unsicher ihrenVornamen auf das Papier, um ihn dann mit einem geschwungenen Kringel zu unteroderzu durchstreichen.Sobald alle Familien ihre Netze erhalten haben, beginnen wir mit der Sprechstunde.Einer nach dem Anderen legen uns die Väter die sorgfältig in Plastikfolien aufbewahrtenImpfkarten der FAAN vor. Neben Polio und „Penta“, einer Fünffachimpfungunter anderem gegen Tetanus, Diphterie und Keuchhusten, impfen wirvor allem gegen Gelbfieber, Hepatitis-B und Tuberkulose. Wir erhalten die Impfstoffevon den Gesundheitsbehörden in Iquitos, haben jedoch zur Zeit nur Poliound Penta zur Verfügung, die wir – sorgfältig gekühlt – mit uns führen.Während dieser ersten Flussfahrten impfe ich vor allem Säuglinge und Kleinkinder.Um Fieberreaktionen vorzubeugen, flößen wir ihnen zuvor Paracetamol-Lösungein.Neben der Impfroutine werden uns zahlreiche Patienten mit Verdacht auf- odersogar manifester Malaria vorgestellt. Wir nehmen dann stets einen dicken Tropfen(für den Malarianachweis) und einen Blutausstrich, die wir später im Kliniklaboruntersuchen. Das Ergebnis teilen wir dem Promotor über Funk mit.Wir behandeln Patienten mit Hautpilz, bakteriellen Hautinfektionen, Durchfällen,Wurmerkrankungen, Lungen- und Bindehautentzündungen sowie Prellungen.Schwere Fälle, sowie Fälle von Leishmaniose und Tuberkuloseverdachtsfälle, bittenwir in die Klinik zu kommen oder nehmen sie gleich mit. Das bedeutet allerdingsimmer auch, weitere Familienangehörige mitzunehmen, die die Patienten zuversorgen haben.Die Behandlungen finden stets vor den Augen Aller statt. Langsam jedoch leertsich die Hütte und unsere Arbeit ist beendet. Zum Schluss gehen wir gemeinsammit dem Promotor die Dorfapotheke durch und füllen sie auf. Die Medikamenteder Gesundheitsbehörden geben wir umsonst weiter, andere verkaufen wir füreinen symbolischen Preis. Bezahlt werden wir in Naturalien wie Zitronen, Koch-23


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Ablösungin der Klinik Tucunarébananen oder auch geflochtenen Taschen und Schmuck, die mit großem Ernstin Anzahl und Preis festgelegt werden. Wir wollen die Eigenverantwortung fördernund Abhängigkeiten vermeiden. Ziemlich geschafft von der Arbeit, beladenwir unser gelbes Boot und setzen die Reise fort. Beim Blick zurück erscheinendie braunen Hütten auf ihren hohen, dünnen Beinen wie eigentümliche, grasendeTiere.Ich nutze die Zeit auf dem Boot um in meinem Tropenmedizinbuch zu lesen oderetwas zu essen. Der Fahrtwind verschafft angenehm Kühlung.3. KapitelAlltag am ChambiraMontag – Mittwoch, 15. – 17. Februar 2010Unsere frischen Vorräte neigen sich dem Ende zu. Das Meiste ist verzehrt oderverdorben. Sogar meine Notration Zigaretten, eine halbe Schachtel noch ausDeutschland, ist dem Pilz und der Feuchtigkeit zum Opfer gefallen. Ich werde sienicht vermissen. Die letzte Packung Müsli rühre ich mit Pulvermilch an. Das Mittagessenbesteht im Wechsel aus Reis mit Thunfisch oder Nudeln mit Thunfischund Tomatensauce. Ein paar Zwiebeln sind noch übrig und manchmal öffnen wireine Dose mit Würstchen. Carol und unsere Köchin haben ein Brot gebacken, daszusammen mit der verbleibenden Margarine und eingeschweißter karamelisierterMilch ganz hervorragend schmeckt.Manchmal schenken uns die Leute wilde Paprika – kaum größer als Erdbeeren –,Zitronen oder Kochbananen, was unserer Diät ein wenig Abwechslung verschafft.Zudem nehme ich Vitaminpräparate und trinke fast täglich einen Liter Rehydratationslösung,die mir hilft, meinen Wasser- und Elektrolythaushalt im Gleichgewichtzu halten. Seitdem leide ich weniger unter Kopfschmerzen bei starker Hitze.Unsere Krankenschwestern fischen oft am Abend und meistens fangen sie zweioder drei Fische mit ihrer einfachen Leine, an deren Ende ein wenig Blei und einHaken mit einem Stück Kochbanane baumeln. Manchmal laden sie uns ein.An Festtagen wird gelegentlich ein Huhn geschlachtet. Nur Eier gibt es fast immer.Wie immer erwache ich früh. Der Hahn schreit, die Hennen gackern und dieArbeiter beginnen bereits um 6 Uhr. Mit ihren Macheten halten sie das Gras flachund das Unterholz auf Abstand. Auch das gehört zur Malariaprophylaxe.Um sieben Uhr legen wir ab. Der Himmel ist wolkenverhangen und grau, derFahrtwind so kühl, dass ich eine Jacke überziehe. Bis zur Mündung des Pucayali,eine halbe Stunde flussaufwärts, sehen wir gleich drei Flussdelphine. Ihre glattenRücken mit der unverwechselbaren Flosse tauchen wenige Meter vor oder nebenuns auf. Unser Ziel ist die comunidad Sta. Cecilia.Der Pucayali ist so schmal, dass der Regenwald an manchen Stellen ein Dach überdem Fluss bildet. Die Äste hängen tief. An mehreren Stellen sind Bäume in denFluss gestürzt, die ihn fast auf ganzer Breite blockieren. Grimaldo nimmt Anlauf,hebt den Außenborder aus dem Wasser und wir schlittern hinüber.Es beginnt zu regnen. In unsere Ponchos gehüllt, rücken wir enger unter demSonnendach zusammen. Die Tropfen werfen die Wasseroberfläche auf und miteinem Mal ist der Fluss hellgrau wie der Himmel und nicht mehr glatt und dunkel.Tropfnasse Äste streifen unser Boot. Hin und wieder sehe ich einen königsblauschillernden Schmetterling. Hütten tauchen nur vereinzelt auf. Die Einwohner dercomunidad leben weit verstreut. In ihren schlanken Kanus paddeln sie gegen denStrom. Am Bug der der Familienvater, hinten die Mutter mit ihrer leuchtend rotenBluse, dazwischen ihre Kinder.Mit der Zeit lichtet sich mir die überwältigende Komplexität der mich umgebendenWelt. Ich entdecke nachts auf dem Weg zur Latrine plötzlich Frösche. Ich lernedie Geräusche des Waldes und die Insekten, die mich abends am Fluss plagen, zuunterscheiden. Mein Körpergefühl kehrt langsam zurück. Ich beginne einen Überblicküber meinen Wasserhaushalt und meinen Appetit zu gewinnen. Der Umgangmit der Hitze fällt mir leichter. Ich nehme mir mehr Zeit, auf mich selbst zu achten,mir die Versammlungen und Bootsfahrten angenehmer zu gestalten. Ich lerne, dasNötigste dabeizuhaben und Unnötiges in der Klinik zu lassen. Auch den starkenAkzent der Urarina im Spanischen verstehe ich mit jedem Tag besser.Von anderen Auslandsaufenthalten ist mir vieles vertraut. Ich kenne das Gefühlder Einsamkeit und der Fremde. Ich verarbeite meinen Kulturschock – den ichsicherlich habe – langsam, ohne in Stress zu geraten. Stück für Stück taste ich michan die vor mir liegende Arbeit heran, ohne utopische Ansprüche an mich selbst zustellen. So geht es jeden Tag ein bisschen einfacher. Ich wachse in die Gemeinschafthinein und beginne meine Zeit sinnvoll auszufüllen und zu genießen.4. KapitelVisite wechselseitigFreitag – Montag, 5. – 8. März 2010Als ich aufwache, blicke ich in ein dutzend großer, dunkler Augenpaare. Raschschäle ich mich aus meinem Schlafsack, kleide mich an und verstaue meine Sachen.Die Menschen vor meiner Hütte, Kinder und Erwachsene, verfolgen aufmerksamjede meiner Bewegungen.Wir sind in Santa Rosa de Siamba, der dritten cumunidad unserer Flussreise. Wiebereits am Tag zuvor, verteilen wir Moskitonetze und halten Sprechstunde. Wirsehen die für diese Region typischen Erkrankungen: Malaria, Durchfälle, Binde-25


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Ablösungin der Klinik Tucunaréhautentzündungen, Hautinfektionen. Sanft zeichnet die Morgensonne das Profilder Frauen, die sich ein wenig abseits unter dem hohen Giebeldach eingefundenhaben. Aus der Vielfalt der warmen Brauntöne stechen ihre roten Blusen wieArafedern gegen das Grün des Waldes hervor. Über Funk teilt uns die Krankenschwesterunserer Klinik mit, dass unsere Kwashiokor-Patientin nach 24 Stunden„aufpäppeln“ bereits wieder Appetit hat.Am späten Vormittag setzen wir unsere Reise fort, den Chambira hinauf, tieferin den Urwald hinein. Nach den kräftigen Regengüssen der letzten Tage führtder Fluss wieder reichlich Wasser. Trotzdem wird er zunehmend schmaler unddie undurchdringlichen Ufer treten näher zusammen. Ich entdecke zwei Kolibris.Mit Flügeln die oszillieren, wie das Hitzeflirren zur Mittagszeit, nehmen sie ihreNektarmahlzeit ein.Schreibend und lesend sitzen wir in unserem gelben Boot, das fast vollständig mitPaketen voller Moskitonetze beladen ist.Mit einem Mal beginnt es zu regnen. Rasch bedecken wir die Netze mit einer Planeund streifen unsere Ponchos über. Als kurze Zeit später die Sonne wieder scheint,dampft der Regenwald wie eine Waschküche. Zunehmend erschweren Äste undumgestürzte Bäume unser Fortkommen. Ramon fährt mit halber Kraft. Einmalmüssen wir das Dach einklappen und uns tief ducken. Lianen hängen bis ins Wasserhinein, bunte Falter begleiten uns ein Stück, Vögel kreischen.Wir erreichen Mangual, die letzte comunidad des Alto Chambira. Ohne Funkgerätund bei niedrigem Wasserstand abgeschnitten, eignet ihr eine Atmosphäre friedlicher,vollkommener Einsamkeit. Gerade einmal neun Familien leben hier.Ein kleines, verwildertes Schwein inspiziert neugierig unsere Taschen, währendwir Sprechstunde halten. Am gegenüberliegenden Ufer kläffen Affen. Hier ist dieArbeit der von uns ausgebildeten Gesundheitshelfer (promotores) von unschätzbaremWert.Wir schlagen unser Nachtlager in einer der Hütten auf. Im letzten Licht des Tagesbaden wir im Fluss, dann essen wir gemeinsam auf dem schwankenden Holzbodenim Schein zweier Kerzen. Bereits um sieben Uhr ist es stockdunkel. Zehn StundenNacht, vierzehn Stunden Tag. Vierzehn Stunden Licht zum Arbeiten, Kochen,Essen, Spielen. In einer Hütte flackert ein Feuer, Wetterleuchten zuckt über derNachthimmel. Schwirren umgibt uns. Wir liegen unter unseren Moskitonetzenund versuchen Schlaf zu finden. Noch hat die Nacht die Schwüle des Tages nichtvertrieben. Es beginnt zu regnen. Das palmgedeckte Dach rauscht, aber hält nichtganz dicht. Ich breite meinen Poncho über mein Netz.Das Kläffen der Affen weckt uns schon im Morgengrauen. Eine halbe Stunde spätersind wir wieder auf dem Fluss. Frühnebel hängt in den Kronen der Bäume.Vorsichtig lenkt Ramon unser Boot durch die enge grüne Schlucht. Wir besuchenzwei kleine comunidades. Die Bewohner erwarten uns bereits hoch oben am Ufer.Die dritte und letzte comunidad des Tages liegt an einem kleinen Nebenarmdes Chambira. Wieder prasst satter Regen auf uns herab. Der Fluss scheint fastwie Asphalt. Ein umgestürzter Baum bereitet unserer Fahrt beinahe ein Ende.Schliesslich gelingt es Ramon, ihn mit seiner Machete zu zerteilen, so dass wir ihnmit Anlauf passieren können. Wenig später erreichen wir Buena Vista. Nach derSprechstunde schlagen wir unser Nachtlager in der Dorfschule auf, einer blechgedecktenHütte an einem Ende des örtlichen Fussballfeldes. Fast jede comunidadhat ihre Schule, nur wenige jedoch haben einen Lehrer. Bevor wir unter die Moskitonetzekriechen, spreche ich kurz über Funk mit Jan. Er ist in der Klinik gebliebenund hat dort gerade einen Fall schwerer Malaria zu versorgen.Der Morgen ist blass und dunstig. Nebelschwaden hängen bis auf den Fluss herab.Unsere Schlafsäcke und Kleider sind feucht. Irgendwo weint ein Säugling, aus einemalten Radio krächzt „La voz de la selva“, der lokale Radiosender. Vor unserer Hüttehaben sich die Männer des Dorfes bereits versammelt. Schüchtern drängt sicheiner nach dem anderen zu uns herein, um uns beim Packen zuzusehen.Dank der Regenfälle der vergangenen Nacht ist der Wasserspiegel ein wenig angestiegen,so dass wir die Baumstämme nun mühelos überqueren.5. KapitelDer Tod und das MädchenMittwoch, 10. März 2010Der Anblick der kleinen Malina bricht mir das Herz. Mit stumpfen, leeren Augenblickt sie mich an. Dann driftet ihr Blick ins Nichts. Ein wimmerndes, sechs Kilogrammschweres Bündel, gerade einmal zwei Jahre alt und schon dem Todegeweiht. Ihr Zustand deutet auf eine lange Zeit des Hungerns. So lange, dass ihreHaut blassgelb und schuppig geworden ist, die Haare stumpf, ihr Bauch und ihreBeine aufgequollen, weil die eiweißleeren Gefäße das Wasser nicht haben haltenkönnen.Wegen ihrer geschwollenen Füße hatten ihre Eltern sie vor ein paar Tagengebracht. Nun fehlt die Motivation für die lange Zeit des Nahrungsaufbaus. Unseresorgsam zubereitete Milch schütten sie weg und lassen kaum zu, dass unsereKrankenschwestern die Kleine füttern.Der Vater ist nicht der Vater, die Mutter im achten Monat schwanger. Denkbarungünstige Bedingungen für die intensive Fürsorge, die Malina nun braucht, umzum Leben zurückzufinden.Nach anfänglicher Besserung verschlechtert sich ihr Zustand zusehends. Ihr Wimmernwird leiser und versiegt beinahe, ihre Bewegungen mit daumendicken Ärmchenwerden seltener.27


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10JahreshauptversammlungWir überwachen die festgelegten Nahrungszeiten oder füttern die Kleine selbst,doch ohne die Unterstützung ihrer Eltern wird sie sterben. Wir können es nichtverhindern. Ich bin nicht wütend. Ich verurteile nicht. Ein solch ausgeprägter Mangelist ein langsamer Prozess. Niemand sieht sich selbst im Spiegel altern. Vielleichtist es das Misstrauen unserer Medizin gegenüber, die ihre Tochter in wenigenTagen mehr als zwei Kilogramm hat verlieren lassen. Wir können nicht erklären,dass die Ödeme ausgeschwemmt sind und es ohne Nahrung natürlich den Durchfallnicht gäbe, an dem Malina nun leidet. Zwölf Jahre Studium der westlichenMedizin, die mich auf hunderte Jahre Schicksalsergebenheit nicht haben vorbereitenkönnen.Jahreshauptversammlung 2010Am Samstag, den 12. Juni 2010findet die diesjährige Hauptversammlung des <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e.V. inder Evangelisch-Reformierten Gemeinde in Hamburg statt.TOP 1. Begrüßung durch den Vorstand und Genehmigung der TagesordnungTOP 2. Berichte aus den Projekten:Projekt Pachitea – Maria Andrade de SchultzeRio Pichis – Werner FleckRio Chambira – Dr. Bernhard RappertMit Bildern aus den Projekten!TOP 3. Bericht der Geschäftsstelle über das Geschäftsjahr 2009TOP 4. Bericht der RechnungsprüferEntlastung des VorstandsNeuwahl der Rechnungsprüfer für das Jahr 2010TOP 5. Verschiedenes/SchlussausspracheGäste sind herzlich willkommen.Ich habe keine Chance ihr zu helfen.Und so hat Malina keine Chance zu überlebenDaniel Peters - Clinica TucunaréKonten des <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e. V.:Commerzbank Leverkusen (BLZ 375 400 50) Nr. 4 461 000Commerzbank Göttingen (BLZ 260 400 30) Nr. 6 160 600Kennwort für alle Spenden „<strong>Indianerhilfe</strong> e.V.“Neuigkeiten und Impressionen vom Chambira gibt es jetzt auch als Blog!www.indianerhilfe.blog.deOrtEvangelisch-reformierte Kirche in HamburgPalmaille 6 · HamburgDie Hauptversammlung beginnt um 15.00 Uhr.Mit freundlichen GrüßenDr. Bernhard Rappert, Geschäftsführender VorsitzenderWarum in Hamburg?Seit über 50 Jahren unterstützen die Mitglieder der Evangelisch-ReformiertenGemeinde die Arbeit des <strong>Freundeskreis</strong>es <strong>Indianerhilfe</strong>. Begonnen hat das Engagementmit der Arbeit von Dr. Theodor Binder in Pucallpa, später wurde das Hospitalin Santa Ana Nichi in Mexiko unterstützt, jetzt die Arbeit am Rio Chambiraim Amazonasgebiet Perus.Es wird für den Vorstand wieder einmal Zeit DANKE zu sagen. Und das möchtenwir auch gerne persönlich tun!29


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Apolabamba BerichtApolobamba Berichtvon Prof. Dr. Dr. h.c. Ina RösingDer verstorbene Medizinmannund Ritualist VicenteKallamp’a aus Toqoroq’oEin Kind aus Toqoroq’oJosé Kallamp’a, ein Ritualistaus Toqoroq’oApril 2010Veränderte Kallawaya-RegionSeit drei, vier Jahren ziehen zunehmend viele Bewohner der Kallawaya-Regionrunter in die Yungas (den Dschungel) und bauen Coca an. Aus anderen Dörfernziehen viele Indianer nach La Paz oder Cochabamba. Das Dorf Niñokorin hat nurnoch 20 Familien. In Quiabaya hat man die Schule geschlossen, weil es zu wenigKinder gibt. Chajaya ist ein weiteres fast leeres Dorf, die meisten leben in La Paz.Der vor einem Jahrverstorbene MedizinmannDaniel Lizárraga aus CurvaAber es gibt auch einige Dörfer, in denen die Rituale vielfältig neu belebt werden,z. B. in Hanaq Wayk’u und in Chari. Als dieses Jahr ein Indianer zum kuraq jilaqata(Haupt-Inhaber des Dorfes, „Präsident“ dieses Dorfes für dieses Jahr) bestimmtwurde, hat der kuraq jilaqata im Januar ein ganz großes kollektives Ritual für denBeginn des Amtsjahres bereitet. Der kuraq jilaqata ließ alle vier Ritualisten desDorfes aus den Cocablättern lesen, für wessen „Hand“ die Bereitung des Kollektivritualsbestimmt ist. Die Coca-Lesung entschied für José Quispe. Er ist damitder Jahresritualist des Dorfes Hanaq Wayk’u.31


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Apolabamba BerichtDie drei Haupt-Ritualisten des Dorfes sind seine Gehilfen. Die Rolle der weiblichenRitualisten übernehmen die alte Alexandra, die Witwe des verstorbenenIgnacio Quispe (der Sohn von meinem Väterchen Valentín Quispe), und Fidela, dieFrau des Ritualisten Antonio Ramos.Den ganzen Donnerstag Abend bis Mitternacht wurde das Kollektivritual bereitetin vielfältigen Ritualhandlungen mit zwei Lamaföten, mit Eiern für Ankari („Gott“des Windes), mit Opfergaben für die heiligen Orte, für Pachamama, für den SeePachaqota, für die Blitzgottheiten und für das cabildo, die kollektive Opferstättedes Dorfes.Hanaq Wayk’u ist Beispiel eines Dorfes, das sich jetzt, nach sieben Jahren Weltkulturerbe-Ernennungder Kallawaya-Kultur (2003), verstärkt den Ritualen zuwendet.In diesem Dorf wird auch sehr aktiv das Kommunalrecht praktiziert – es wirdnicht auf das bolivianische Justizwesen und seine Anwälte zurückgegriffen.Es gibt auch weitere kleine Gesten der Stärkung der Kallawaya-Kultur. In Charazani,dem Hauptdorf der Provinz Bautista Saavedra, wohnen noch einige wenigeMestizen. Der Mestize Cristófero Oblitas und seine Frau Justa bemühen sich umindianische Kleider für ihre Tochter, die auf einem Fest spielen soll. Es ist ganzungewöhnlich, dass Mestizen sich um Indianerkleider für ihre Kinder bemühen!Auch der siebte Geburtstag der Weltkuturerbe-Ernennung wurde mit ei-nemgroßen – weniger rituellen – Fest in Charazani begangen (November 2009).Vereine: Folgen der Weltkulturerbe-ErnennungDie Anzahl der gegründeten Vereine ist inzwischen auf zehn angestiegen – allebasieren inzwischen auf dem bolivianischen Recht. Das bedeutet Verzicht auf kommunaleLeitung (nicht Abstimmung, nicht Wahl, nicht Mehrstimmensysten…). Solch<strong>eV</strong>ereine sind z.B. der Consejo Boliviano de la Cultura y Medicina Kallawaya,gegründet in der Stadt Cochabamba, außerhalb der Kallawaya-Region, geleitet voneinem Anwalt, ein Sohn eines längst verstorbenen Medizinmannes Octavio Magnaniaus Curva ist. Da gibt es die Associación de Medicos Kallawayas Originarios deBolivia, die geleitet wird von einem Präsidenten aus dem Kallawaya-Dorf Chari.Oder auch den Verein Kallawayas sin Frontera in Cochabamba und in Jujuy/Argentinienund einige andere Vereine in La Paz, in El Alto, aus den Dörfern Curva,Kaalaya und Chajaya. Alle diese Vereine bemühen sich um die Anerkennung undUnesco-Finanzierung des „Meisterwerkes des mündlichen und immateriellen kulturellenErbes der Menschheit“ in der Kallawaya-Region.Familien-NothilfeLetzten Dezember ist ein vierjähriges Kind im Charazani-Fluss ertrunken. ImNovember und Dezember gab es drei Tote bei einem Lastwagenunfall in der Kallawaya-Region.Ich bin noch mit den betroffenen Familien im Gespräch um eineHilfe. In La Paz gab es auch einen Lastwagen-Unfall, bei dem zwei Jugendlicheder Kallawaya-Region verletzt wurden. Ich finanziere derzeit deren Krankenhausaufenthalt.Außerdem unterstütze ich weitere acht-, zwölf- und vierzehnköpfigeFamilien und einige allein lebende Alten.Dank und BitteAllen, die mir bisher geholfen haben, helfen zu können, möchte ich meinen herzlichenDank aussprechen! Ich möchte Sie außerdem bitten, die Indianer auch weiterhinnicht zu vergessen, Ihre Spenden werden immer noch dringend gebraucht.Spenden-KontenDie Überweisung ist auf zwei Spenden-Konten möglich:1. Für Dorfprojekte:<strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e.V.Commerzbank Göttingen (BLZ 260 400 30),Konto-Nr. 6 160 600(Spendenbescheinigung)2. Für Apolobamba-Familien-Not- und Katastrophenhilfe:Sonderkonto „Apolobamba-Familien-Not- und Katastrophenhilfe“Prof. Dr. Ina RösingPostbank Stuttgart (BLZ 600 100 70),Konto-Nr. 9379-708(keine Spendenbescheinigung)Adresse: Prof. Dr. Dr. h. c. Ina Rösing, Institut für Transkulturelle Forschung,Postfach 13 40, 89203 Neu-Ulm.33


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Neue Wege gehenNeuerscheinungen2010 2009vonProf. Dr. Dr. h.c.Ina RösingUnser ökologisches und sozialesEnga gement lässt sich auch mithöchs ten Ansprüchen an die Qualitätder Drucksachen in Einklang bringen.Das belegen unsere zahlreichen Zertifizierungenund Auszeichnungen:Wenn man etwas besser machen will als die anderen, muss man den Muthaben, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Deshalb ruhen wir uns nicht aufunseren Erfolgen aus, sondern sehen sie als Ansporn, uns ständig weiterzuentwickeln.Das gilt für unsere Druckmaschinen auf dem neusten Stand derTechnik ebenso wie für unsere ökologisch und ethisch ausgerichtete Unternehmenskultur.Für unsere Mitarbeiter bedeutet das mehr Spaß und Erfolg durchTransparenz, Fairness und Eigenverantwortung. Und unsere Kunden profitierenso von ganz besonders engagiertem persönlichem Service – rund um die Uhr!2008 2008 2008und außerdem2008 2008 2007Druckstudio GmbH I Prof.-Oehler-Str. 10–1140589 Düsseldorf I Telefon: 0211.77 09 63-0info@druckstudiogruppe.comwww.druckstudiogruppe.com


<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10LeserbriefeIn der Novemberausgabe der <strong>Mitteilungen</strong> veröffentlichtenwir einen Artikel über den bewaffnetenKonflikt zwischen Indigenen und der peruanischenPolizei am 5. Juni 2009. Der Beitrag Die „Teufelskurve“des 5. Juni setzte sich vor allem kritisch mitder Darstellung dieser Auseinandersetzung in LeMonde diplomatique auseinander (Der folgendeBriefwechsel wurde für den Druck sinnwahrendgekürzt).Dr. Eckhard Schreiber-Weber an Dr. Bernhard Rappert:Lieber Bernhard,die Artikel der <strong>Mitteilungen</strong> lesen sich mit Spannung und die Aufmachung ist lebendig.Ich begrüße auch die Entmythologisierung und die „Politisierung“. Ohne diepolitischen Rahmenbedingungen zu beleuchten, kann der <strong>Freundeskreis</strong> keineerfolgreiche Arbeit leisten. Der Artikel aus Le Monde Diplomatique zur „Curvadel Diabolo“ ist sehr interessant. Die Kritik am „eurozentristischen Bezugsrahmen“von Nikolai Plößer erschließt sich mir aber nicht so ganz. Ich vermissedie Antwort auf die Frage „Denken wir den Widerstand der Indigenen überhauptrichtig, wenn wir ihn europäisch denken?“ Wo denken wir denn da falsch und wolegt Le Monde diplomatique eine falsche Sichtweise an den Tag?Trotzdem erachte ich es als einen enormen Fortschritt, solche Artikel in den <strong>Mitteilungen</strong>zu lesen zu können.Macht weiter so!!HerzlichstEckhardNikolai Plößer:Lieber Herr Dr. Schreiber-Weber,Leserbriefees freut mich sehr zu hören, dass die thematische Erweiterung der <strong>Mitteilungen</strong> inIhrem Sinne als Spender und Mitglied des <strong>Freundeskreis</strong>es ist!Wo jeder von uns den Widerstand der Indigenen vielleicht falsch denkt, vermagnatürlich auch nicht zu beantworten. Ich halte es jedoch für sehr wichtig, sich dessenbewusst zu bleiben, dass die Anerkennung des kulturellen Eigenrechts von Völkernwie den Urarinas nicht dadurch schon geleistet ist, dass man vorschnell fürsie Partei ergreift und sie zu Opfern unserer Politik stilisiert, ohne sich überhauptjemals darum bemüht zu haben, zu verstehen, wie ihre eigene Perspektive auf dieSituation eigentlich ist.Es ist schlicht naiv zu behaupten – wie Le Monde diplomatique das tut –, die Kinderder Indigenen würden „leben und glücklich sein“, wenn man diese Völker nurin Ruhe ließe (was sie ja auch gar nicht wollen, sie wollen unsere Unterstützung).Die Kindersterblichkeit dort ist horrend und das ist, näher besehen, nur zum Teileine Folge der Kolonisation.Weiterhin ist es doch schon seltsam, dass 25 Polizisten bei der Auseinandersetzunggestorben sind, aber nur 10 Indigene. Der Grund dafür liegt darin, dass dieIndigenen weit abseits des eigentlichen Konflikts eine Polizeistation überfallen undsämtlichen dort stationierten Polizisten kurzerhand die Kehlen durchgeschnittenhaben, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.Die Indigenen sind eben nicht bloß die völlig wehrlosen Opfer, vor die man sichstellen muss. Es sind Menschen mit Rechten und eigener Verantwortung. Das warmir – durchaus im Sinne der Forderung nach Hilfe zur Selbsthilfe – so wichtig einmalherauszustellen.Mit freundlichem GrußNikolai Plößer37


Von den Windpocken gezeichnet… dieErkrankung ist neu für die Urarinas unddementsprechend groß ist die Angst!AufnahmeantragAn den <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e. V., Geschäftsstellec/o Dr. B. Rappert · Friedrich-Ebert-Platz 17 · 51373 LeverkusenIch werde Mitglied des <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e. V. und unterstütze seineArbeit unter den Indianern Südamerikas.Windpocken am Rio ChambiraEine KrankengeschichteKinderkrankheiten wie Masern, Windpocken oder Keuchhusten sind bei uns seitJahrzehnten bekannt und verbreiten in der Regel kaum noch Schrecken, da entwederImpfungen einen schweren Krankheitsverlauf verhindern oder – im Fallder Windpocken – unsere Körper ausreichend Abwehrstoffe entwickelt haben.Außerdem kennen wir die „Windpocken“ und wissen um das rasche Abklingen.Am Rio Chambira ist das etwas anderes. Die Einheimischen kennen die Erkrankungnicht und sind deshalb in höchstem Maße alarmiert und beängstigt.Im Folgenden berichtet Dr. Jan Schnappauf über den Besuch einer Familie undschickt uns beeindruckende Bilder.In der Nacht zum 20. April stellt sich die Familie von Sr. Tobias Nuribe Macusi vor.Sie sind am frühen Abend aus St. Cecilia, einer Gemeinde in einem Nebenarm desRio Pucayacau, mit dem Kanu aufgebrochen und erreichen die Klinik Tucunare kurznach Mitternacht, waren also 12 Stunden mit dem Kanu unterwegs.Die Ehefrau Gisela und die acht Monate alte Tochter Alida sind seit zwei Tagenan Windpocken erkrankt. In der Comunidad St. Cecilia hatten in den vorherigenTagen schon zwei andere Personen die Windpocken. Wahrscheinlich ist das Virusvon einem Händler eingeschleppt worden, der vor zwei Wochen im Ort seineWaren verkauft hat.Die kleine Alida präsentiert sich mit den bekannten Hauterscheinungen am ganzenKörper, während bei der Mutter die Symptome noch relativ wenig ausgeprägt sindund vor allem ein leichtes Fieber besteht. Wir nehmen die Patienten in unser Patientenhausauf, in dem derzeit keine anderen Kranken untergebracht sind. Da nichtalle Urarina diese typische Kinderkrankheit in jungen Jahren durchgemacht habenund wir nicht von einer allgemeinen Immunität der Bevölkerung ausgehen können,besteht eine hohe Ansteckungsgefahr. Vor allem ältere Patienten sind gefährdetund können stärkere Symptome ausprägen. Bis auf die Krankenschwestern undÄrzte muss der Kontakt zu anderen Mitgliedern der Klinik unterbleiben.Nach zwei Tagen zeigt auch die Mutter Gisela ein ausgeprägtes Krankheitsbild. Vorallem im Gesicht besteht eine starke Bläschenbildung und aufgrund der Mitbeteiligungder Ohren, bestehen Ohrenschmerzen. Unsere Behandlung wird eine vorallem symptomorientierte sein, da die Krankheit in der Regel folgenlos ausheilt.Bitte ankreuzen:Meinen jährlichen Mitgliedsbeitrag von €(Mindestbeitrag jährlich € 20,– zur Deckung der Versandkosten derMITTEILUNGEN) überweise ich regelmäßig auf die angegebenen Kontendes <strong>Freundeskreis</strong>es <strong>Indianerhilfe</strong>.OderIch ermächtige den <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e. V.meinen jährlichen Mitgliedsbeitrag von €(Mindestbeitrag jährlich € 20,–) von meinem Konto abzubuchen:Name der Bank:Kontonummer:AbsenderVorname:Geburtsdatum * :Straße:Datum:Bankleitzahl:Nachname:Postleitzahl, Ort:Unterschrift:* freiwillige AngabeKonten des <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong> e. V.:Commerzbank Leverkusen (BLZ 375 400 50) Nr. 4 461 000Commerzbank Göttingen (BLZ 260 400 30) Nr. 6 160 600Kennwort für alle Spenden „<strong>Indianerhilfe</strong> e.V.“Wichtige InformationDer Aufnahmeantrag kann innerhalb von 2 Wochen widerrufen werden.Überweisungen werden von den Banken / Sparkassen maschinell gelesen und z.Z. auf neutraleBelege übertragen. Wir können somit auf unseren Bankbelegen nicht mehr erkennen,ob die Überweisung auf einem Vordruck mit unserem steuerbegünstigten Vermerk erfolgtist oder nicht. Selbstverständlich werden wir Ihnen am Ende des Jahres eine Spendenbescheinigungschicken.Bei Spenden bis € 100,– gilt die Quittung des Überweisungsformulars alsZuwendungsbescheinigung!


Aktionen<strong>Mitteilungen</strong> Mai ‘10Ausstellungseröffnung im Burscheider Badehaususstellungim Badehaus BurscheidBürgermeister-Schmidt-Straße 7c51399 Burscheidvom 10.4. bis 24.4. 2010„Donde no hay doctor“Als Arzt bei den Indianern SüdamerikasSehr geehrte damen und Herren,gerne möchten wir Sie am 10. April 2010 um 19.00 Uhrim Badehaus Burscheid zur Eröffnung unserer Ausstellung einladen.nach der Begrüßung durch Stefan Caplan, Bürgermeister vonBurscheid, wird dr. Bernhard Rappert eine kleine Einführung indie Arbeit der indianerhilfe geben.Wir freuen uns auf Sie!Für ihr leibliches Wohl wird gesorgt. Statt geschenke bitten wirum eine kleine Spende für die Arbeit der indianerhilfe.Weitere informationen unter www.indianerhilfe.de<strong>Freundeskreis</strong> indianerhilfe e.V.dr. Bernhard RappertEinlAdUngzur AusstellungseröffnungDonde no hay doctor10. April 2010 • 19 UhrAm 10. April 2010 eröffnete StefanCaplan (Bürgermeister von Burscheid)in den Räumlichkeiten des KulturvereinsBurscheid e.V. die Ausstellung„Donde no hay doctor“, die Bilder aus50 Jahren Arbeit des <strong>Freundeskreis</strong><strong>Indianerhilfe</strong> zeigte. Der Erlös ausden Eintrittsgeldern kommt selbstverständlichden Urarina zugute!Ein besonderes Highlight für die Besucherwaren ohne Zweifel die Bilder desStarfotografen Thomas Höpker, die er inder Gründungszeit des FKI gemacht hatteund seinerzeit in dem Buch „Yatumpapa“ veröffentlicht hat. Einige Originaleaus dem Archiv des FKI wurden jetzt ausgestellt.Termine …… werden regelmäßig auf unserer Homepage www.indianerhilfe.de aktualisiertSchon heute laden wir Sie ein zum „Fest der Begegnung“ in den Bonner Rheinauenam Samstag, den 4. September 2010.Albert Schweitzer Schule KasselAktionswochenende (04.12. und 05.12.2009)Wie in all den vergangenen Jahren konnten wir uns wieder auf die Mithilfe derAlbert Schweitzer Schule in Kassel verlassen, die uns durch die diversen Aktionenca.12.000,– € spenden konnte. Herzlichen Dank!Als Thema wurde diesmal „Ganz weit(er) Weg“ gewählt.http://ass.medienzentrum-kassel.de/ags-projekte/rio-pachitea/ripa-2009 „Am Freitagabend fanden in der Aula vielfältigeAktionen statt. Das Highlight des Abends lagdarin, dass es dem <strong>Freundeskreis</strong> <strong>Indianerhilfe</strong>gelungen ist, einen Internetcomputer in Peru aufzustellen.Somit konnte eine Live-Schaltung zu derÄrztin der Clinica Tucunaré aufgebaut werden.“

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