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GL 5/2008 - der Lorber-Gesellschaft eV

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<strong>GL</strong> 5/<strong>2008</strong> Die Bekehrungsgeschichte des Johannes Tauler39Seele überließ er sich dem Herrn, und indem er sich Jesus, den Gekreuzigten,und Seine große Liebe lebhaft vorstellte, rief er mit dem Mundund Herzen: „Ach, barmherziger Gott, erbarme Dich über mich armenSün<strong>der</strong> durch Deine grundlose Barmherzigkeit, denn ich bin nicht wert,dass mich die Erde trägt.“Jetzt wurde es heller in seinem Innern. Er fühlte sich neubelebt an Leibund Seele, voll Kraft und Mut. Alles, was ihm vorher dunkel war, hattesich ihm jetzt aufgeklärt. Er konnte sich kaum darein finden und wusstenicht, wie ihm geschah. Er ließ dann seinen treuen Freund, den Mann, zusich kommen und erzählte ihm alles, was mit ihm vorgegangen war. Dieserfreute sich und sprach: „Lieber Herr, jetzt haben Sie die große GnadeGottes gefunden, nun hat Sie <strong>der</strong> Geist lebendig gemacht. Jetzt haben Siedas Licht des Heiligen Geistes und die Heilige Schrift in Ihnen. Sie werdensie nun besser verstehen und den Zusammenhang jener Stellen einsehen, indenen Sie vorher Wi<strong>der</strong>sprüche zu finden glaubten. Jetzt können Sie IhremVorbild Jesus Christus nachfolgen. Nun mögen Sie auch wie<strong>der</strong> anfangenzu predigen. Eine Ihrer Predigten wird jetzt mehr Nutzen stiften als vorherHun<strong>der</strong>te; denn jetzt kommen Ihre Worte aus einer lauteren Seele. Jetztkönnen Sie erst Ihre Bücher recht benutzen. Jetzt wird man Sie umso mehrehren und lieben, je mehr man Sie vorher verachtet hat. Sie haben daherbeson<strong>der</strong>s zu sorgen, dass Sie dabei in <strong>der</strong> Demut bleiben. Denn Siewissen, wer einen großen Schatz öffentlich trägt, hat sich vor Dieben zuhüten. Nur die Demut kann ihn bewahren. Es ist nun auch nicht mehrnötig, dass ich Sie belehre; Sie haben den Meister, dessen Werkzeug ichbisher war, selbst bei Ihnen, dem übergeben Sie sich mit unbegrenztemGehorsam.“Die erste Predigt versagt ihmDer Doktor ließ nun öffentlich von <strong>der</strong> Kanzel verkündigen, dass ernach drei Tagen wie<strong>der</strong> predigen werde. Je<strong>der</strong>mann verwun<strong>der</strong>te sichdarüber, und am bestimmten Tag versammelte sich eine große MengeZuhörer. Der Doktor bestieg die Kanzel, hielt seine Kappe vor das Gesichtund betete: „Barmherziger, ewiger Gott, ist es Dein Wille, so gib mir zureden, damit Dein göttlicher Name gelobt und geehrt, diese Menschen aberdadurch gebessert werden.“Dann fing er so zu weinen an, dass ihn die große Empfindung keinWort vollbringen ließ. Das dauerte so lange, dass die Zuhörer endlich zumurren anfingen und einer laut ausrief: „Herr, wie lange werden wir nochdasitzen und warten müssen? Es ist schon spät, wollt Ihr nicht predigen, so

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