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Das Prinzip Bart Simpson Fotografisches Um- und Weiterdenken ...

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52 / 53 kiss<br />

Jens Ertelt / Jonathan Monk<br />

Welchen Weg sind wir<br />

gegangen?<br />

Die sechs Schritte des<br />

Unterrichtsprojektes<br />

Erster Schritt<br />

Benennen <strong>und</strong> diskutieren von Körperlichkeit:<br />

der Körper als Medium in der Kunst<br />

Als Einstieg wählte ich einige Arbeiten aus der frühen Phase der Konzeptkunst,<br />

die sich mit der Bedeutung des Körpers befassten. 10 Der erste Schritt<br />

war wiederum in zwei Experimente unterteilt.<br />

<strong>Das</strong> erste Experiment [M1] bestand aus einer einfachen Übung zur Körperwahrnehmung,<br />

in welcher zeichnerische Mittel zur Formulierung <strong>und</strong><br />

Benennung von körperlichen Sinneseindrücken erprobt wurden. Diese<br />

sollten in späteren Phasen als ergänzende Diskussionsgr<strong>und</strong>lage bei<br />

der Erforschung der Körpersprache von Stars dienen. Skizzen sollten die<br />

Formulierung <strong>und</strong> Präzisierung der gemachten Erfahrungen ermöglichen:<br />

Erfahrungen blieben nicht immateriell, sondern wurden in sichtbare Spuren<br />

<strong>und</strong> Ergebnisse übersetzt <strong>und</strong> waren mit konkreten Fragestellungen <strong>und</strong><br />

Problemen – hier mit der Frage nach der Zeichnung von Körperwahrnehmungen<br />

– verb<strong>und</strong>en. 11 Es war wichtig, zu erörtern, was eine Zeichnung<br />

in diesem Zusammenhang leisten kann <strong>und</strong> soll. Es ging nicht um eine<br />

exakte Darstellung des Körpers, sondern um eine möglichst spontane<br />

Schülerinnen der Offenen Schule Waldau im<br />

Unterricht von Jens Ertelt<br />

Formulierung. Nicht die Gegenstands-, sondern die<br />

Ausdrucksform sollte visualisiert werden. Viele Teilnehmerinnen<br />

hatten bereits aus dem Kunstunterricht<br />

an der Offenen Schule Waldau Erfahrungen<br />

mit dieser Form der Zeichnung. In der Praxis<br />

setzte ich Zeichenkohle <strong>und</strong> Bleistifte ein <strong>und</strong> gab<br />

einfache Anweisungen (schnelles, spontanes Erfassen<br />

von Sinneseindrücken, Radieren verboten! etc.).<br />

Im zweiten Experiment [M2] bedienten wir uns einer<br />

Schlüsselstrategie Jonathan Monks: Wir nutzten<br />

künstlerische Positionen zur Diskussion eigener Fragestellungen.<br />

In diesem Zusammenhang erprobten<br />

die Schülerinnen zwei Körperperformances von Bruce<br />

Nauman: Body Pressure (1974) <strong>und</strong> Untitled (Performance<br />

Project for Leverkusen) (1969). Die Performances<br />

standen den Gruppen als schriftliche, jedoch<br />

gekürzte <strong>und</strong> übersetzte Handlungsanweisungen zur<br />

Verfügung. Die Schülerinnen hatten die Aufgabe,<br />

ihre eigenen körperlichen Eindrücke während der<br />

Durchführung der Performances, ähnlich wie im<br />

ersten Experiment, zeichnerisch festzuhalten.<br />

Zweiter Schritt<br />

Erprobung der Fotografi e als Medium<br />

für die Behauptung von Realität<br />

In einem zweiten Schritt sollte das ›Täuschungspotenzial‹ von Fotografie<br />

genauer untersucht werden. Welche Möglichkeiten der Selbstinszenierung<br />

bietet uns das Medium? Die Auseinandersetzung mit medialen Inszenierungen<br />

von Stars im Vorfeld des Projektes hatte den Bef<strong>und</strong> ergeben, dass<br />

ein Großteil des vorgef<strong>und</strong>enen Materials fotografischer Natur ist. Seien<br />

es bewusste Inszenierungen (produzierte Wirklichkeiten), scheinbar ›zufällige‹<br />

Schnappschüsse (vorgef<strong>und</strong>ene Wirklichkeiten) oder kompromittierende<br />

Aufnahmen. 12 <strong>Das</strong> Medium Fotografie bot für die praktische<br />

Erprobung dieser Themen im Unterrichtsprojekt sowohl experimentellen<br />

Freiraum als auch Halt: Sie gab uns Gelegenheit, (Zwischen-) Resultate<br />

gemeinsam zu diskutieren.<br />

Zunächst untersuchten wir die Fotografie im Hinblick auf den Anspruch,<br />

die so genannte Realität im weitesten Sinne abzubilden. Die zentrale Frage,<br />

die uns im weiteren Verlauf dieses Schrittes leitete, war: Was muss ein<br />

Foto leisten, damit wir ihm glauben?<br />

»Die Fotografie ist der Ort, den ein Sender <strong>und</strong> Produzent, ein<br />

Fotograf <strong>und</strong> Macher benutzt, um sich selbst, einem Anderen,<br />

einer Zielgruppe oder Masse – als Empfänger etwas mitzuteilen.<br />

Der Sender hat mit seiner Botschaft dem Empfänger gegenüber<br />

immer eine bestimmte Intention, die seine Mitteilung jeweils<br />

einfärbt. Die fotografische Botschaft erfüllt mit ihrer Aussage,<br />

Wirkung <strong>und</strong> Bedeutung eine Funktion.« 13<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser gemeinsam diskutierten Gedanken wurde ein<br />

drittes Experiment [M3] durchgeführt, in welchem die Schülerinnen<br />

aufgefordert waren, ›Beweisfotos‹ von verschiedenen Situationen, die sich<br />

an Naumans ›mentalen Übungen‹ orientierten, zu erstellen. Wir machten<br />

uns in der Gruppe Gedanken über die fotografischen Möglichkeiten, die<br />

uns die Kamera bietet. Die Tendenz zur inflationären Produktion von<br />

digitalem Bildmaterial sollte in diesem Experiment eingedämmt werden.<br />

10 Vgl. Fritzsche, Bettina: »Performative Annäherungen an<br />

Identität in der Fan-Kultur«, a.a.O., S. 208f.<br />

11 Vgl. Pazzini, Karl-Josef: »Kunst existiert nicht. Es sei denn<br />

als angewandte«, in: Thesis. Tatort Kunsterziehung, Nr. 2,<br />

2000, S. 8–17.<br />

12 Vgl. hierzu Balkenhol, Bernhard: Fotografie <strong>und</strong><br />

Wirklichkeit. Unveröffentlichtes Seminarskript,<br />

1990/2009, S. 1–4.<br />

13 Ebd., S. 2.<br />

Steckbrief Schule<br />

Schule<br />

Hessen, Offene Schule Waldau,<br />

Integrierte Gesamtschule der Sek<strong>und</strong>arstufe I<br />

Größe der Schule<br />

875 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

Klassenstufe<br />

8. Jahrgangsstufe<br />

Besonderheiten der Schule<br />

Versuchsschule des Landes Hessen<br />

Steckbrief Unterrichtseinheit<br />

Zeitlicher Rahmen<br />

Projektwoche Medien vom 22.–26. Juni 2009<br />

Gruppengröße<br />

12 Mädchen<br />

Thema<br />

Nutzung des Mediums Fotografie zur Diskussion<br />

von Idolen <strong>und</strong> Stars<br />

Orte<br />

Schule & Schulgelände

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