Ausgabe 02/2012 - Wirtschaftsjournal
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Maschinen- und Anlagenbau<br />
Virtuelles Training für sicheren<br />
Anlagenbetrieb<br />
Über den Planungsprozess hinaus zeigen virtuelle Technologien<br />
großen Nutzen für den Betriebsprozess. Bevor die<br />
Anlage fertig umgebaut bzw. erweitert ist und wieder läuft,<br />
kann das Betriebspersonal schon am virtuellen Modell<br />
trainieren. So kennt sich die Mannschaft bestens mit allen<br />
Neuerungen aus, bevor sie die Arbeit an der modifizierten<br />
Anlage wieder aufnimmt. Technische Informationen zu neu<br />
geplanten Apparaten, Behältern, Rohrleitungen und Armaturen<br />
sind am virtuell-interaktiven Anlagenmodell ebenso<br />
sichtbar wie die Fließrichtung oder die Gefahrenklassen der<br />
Medien.<br />
Nach einem Umbau verhält sich eine Anlage anders als<br />
im vorhergehenden Betriebszustand. Fehlbedienungen hätten<br />
unter Umständen fatale Folgen, nicht nur für die Gesundheit<br />
der Mitarbeiter. Im schlimmsten Fall würden sie außerdem<br />
den gesamten Anlagenbetrieb lahm legen. Daher haben<br />
gerade im Chemieanlagenbau Qualifizierungen und kontinuierliche<br />
Sicherheitsschulungen oberste Priorität. Für einen<br />
effektiven Anlagenbetrieb über den gesamten Lebenszyklus<br />
werden die Bediener regelmäßig geschult. Heutzutage kann<br />
dies am interaktiven virtuellen Modell erfolgen. Durch den<br />
individuellen interaktiven Umgang mit dem Anlagenmodell<br />
erreicht die Mitarbeiterqualifikation eine neue Qualität. Die<br />
Schulungsteilnehmer trainieren zwar am virtuellen Modell,<br />
aber mit echten Lerneffekten. Unabhängig von Zeit und<br />
Raum und ohne Abstriche bei Sicherheit und Arbeitsschutz.<br />
Schulung in der Messwarte<br />
In Ludwigshafen setzt man bereits eine virtuell-interaktive<br />
Lernumgebung für das Training ein. An einer Anlage zur<br />
Gewinnung von Salpetersäure fand für die Isolierung des<br />
Lachgases ein Umbau statt. Für den Umbau der Salpetersäurefabrik<br />
konzipierten die Fraunhofer-Experten ein Szenario,<br />
bei dem die Betriebsmannschaft schon vor Inbetriebnahme<br />
die Anlage virtuell begehen und kennenlernen<br />
konnte. Das heißt, die Fraunhofer-Experten bauten direkt<br />
in der Messwarte eine mobile VR-Trainingsstation auf.<br />
Im Trainingsmodul ist das komplette 3-D-Modell der<br />
Anlage dargestellt. Sämtliche Metadaten wie Apparatenummer,<br />
Temperatur, Druck und Medium sowie Schulungsunterlagen<br />
sind sichtbar. Das komplette Schulungswissen<br />
30 <strong>Wirtschaftsjournal</strong> | Februar <strong>2012</strong><br />
wurde in das Trainingsmodell integriert und ist seitdem in<br />
neuerer, intuitiverer Form verfügbar. Die Schichtarbeiter<br />
konnten sich mit der neuen Funktionsweise vertraut machen,<br />
veränderte Zugangswege erkennen, die neuen verfahrenstechnischen<br />
Aspekte studieren und nicht zuletzt neue<br />
Sicherheitsvorschriften kennenlernen. Und all das bevor die<br />
Anlage mit allen Erneuerungen wieder lief. Ein beachtlicher<br />
Zeitgewinn. Auch neue Kollegen können somit schnellstens<br />
eingewiesen werden.<br />
Zukunftsperspektive:<br />
Augmented Reality kontrolliert<br />
Montagefortschritt<br />
Während des Umbaus einer Anlage finden auf der Baustelle<br />
viele Prozesse zeitgleich statt. Während das Betriebspersonal<br />
schon virtuell an der neu umgebauten Anlage trainiert,<br />
haben die Koordinatoren auf der Baustelle ganz andere<br />
Dinge im Blick. Für die Baustellenfortschrittskontrolle ist<br />
beispielsweise entscheidend, wie weit die Arbeiten insgesamt<br />
tatsächlich vorangekommen sind und ob man sich im<br />
geplanten Zeitfenster bewegt. Ob sich die Bauteile auch<br />
genau dort befinden, wo sie vorgesehen wurden. Das klingt<br />
zwar selbstverständlich, entspricht aber überhaupt nicht<br />
der Realität. �