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Natura 2000 Gebiet Möserner Moor - Kärnten

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Kreuzspinnennetz im Möserner <strong>Moor</strong>:Ein Symbol für das Schutzgebietsnetzwerk <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong><strong>Natura</strong> <strong>2000</strong>in KärntenDie Natur kennt keine Grenzen. Nach diesem Motto wurdein der Europäischen Union ein System zum länderübergreifendenSchutz von gefährdeten Tier- und Pflanzenartenentwickelt. Auf der rechtlichen Basis der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie(Richtlinie 92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie(Richtlinie 79/409/EWG) soll die biologischeVielfalt von Arten und Lebensräumen erhalten bleiben.Kärnten hat derzeit 33 <strong>Gebiet</strong>e als <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong>e an dieEU gemeldet. 18 davon wurden bereits durch eine Verordnungder Kärntner Landesregierung als Europaschutzgebiete ausgewiesen.Damit sollen viele unserer kostbarsten Natur- undKulturlandschaften für die Zukunft bewahrt und in ihrem Erhaltungszustandverbessert werden.Nutzung erwünscht!Keine Angst vor Europaschutzgebieten! Je nach Art des <strong>Natura</strong><strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong>es kann eine angepasste Nutzung erwünscht sein. Sosind z. B. vielfältige Kulturlandschaften mit 1- bis 2-mal jährlichgemähten Wiesen („Blumenwiesen“), Weiden, Hecken, Einzelbäumenund weiteren Strukturelementen ideale Lebensräume fürzahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Vielfach wird die angepassteBewirtschaftung mit Förderungen unterstützt.Auch beim Möserner <strong>Moor</strong> ist eine Nutzung als Streuwiese erwünscht.Ohne Mahd würden die Flächen zuwachsen. Gemeinsammit den Grundbesitzern werden Maßnahmen entwickelt.Die Flächen werden wieder traditionell genützt und damit langfristiggesichert.<strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong>e in Kärnten (grün markierte Flächen).Das <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong> Möserner <strong>Moor</strong> im Südwesten Kärntens6 (roter Kreis). (Land Kärnten, Kagis 2012)7


Das Möserner <strong>Moor</strong>Lage• <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong>, Fläche: 12 ha• <strong>Gebiet</strong>scode: AT2123000• Gemeinde Gitschtal, Seehöhe ca. 1.000m• Flachmoor, nominiert nach der FFH Richtlinie 1• <strong>Gebiet</strong>sprägendes Schutzobjekt: DohlenkrebsDas Möserner <strong>Moor</strong> liegt am Ende des Gitschtales, im Nahbereichder Verbindungsstraße (B87) zwischen Weißbriach unddem Weißensee. Das <strong>Moor</strong> ist sowohl vom Gailtal als auch vomDrautal aus erreichbar. Auf einer Seehöhe von ca. 1.000 m beherbergtdas Flachmoor einen der größten DohlenkrebsbeständeKärntens. Das war ausschlaggebend dafür, dass das <strong>Moor</strong> im Jahr2002 als <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong> (Europaschutzgebiet) nach der FaunaFlora Habitat Richtlinie nominiert wurde.Das <strong>Moor</strong> ist in ein weitläufiges Waldgebiet eingebettet undstellt lokal eine der wenigen Freiflächen in der Landschaft dar.1) Fauna-Flora-Habitatrichtlinie von 1992. Rechtliche Grundlagedes Biotop- und Artenschutzes innerhalb der EuropäischenUnion.8 (Karte: BEV)9


Möserner <strong>Moor</strong>: Mit zunehmendem Alter brechen dieaufgeforsteten Fichtenbestände zusammen.AusgangslageZeittafelIm Jahr <strong>2000</strong> wird im Rahmen eines Artenschutzprogramms imMöserner <strong>Moor</strong> eines der größten Dohlenkrebsvorkommen vonKärnten nachgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt ist das <strong>Moor</strong> in einemschlechten Erhaltungszustand.<strong>Moor</strong>e galten lange Zeit als wertlos, da sie landwirtschaftlich nurschwer nutzbar waren. Zahlreiche <strong>Moor</strong>e fielen Bodenverbesserungsmaßnahmenzum Opfer. Um das Jahr 1970 wurde auch dasMöserner <strong>Moor</strong> mit einem <strong>Moor</strong>pflug bearbeitet und der Naturraumdadurch stark geschädigt. Die <strong>Moor</strong>pfluggräben solltendie Fläche entwässern. Das <strong>Gebiet</strong> wurde wenig erfolgreich mitFichten aufgeforstet. Heute versucht man durch verschiedeneRekultivierungsmaßnahmen diese ehemals wertvolle KulturundNaturlandschaft wieder herzustellen.bis ca. 1960um 1970<strong>2000</strong>/20012002200620072011Beweidung und regelmäßige Mahd für Einstreuund Pferdefutter. Großflächiger Pfeifengraswiesenbestand.Systematische Entwässerung mit einem <strong>Moor</strong>pflugund Aufforstung mit Fichten.Artenschutzprogramm Dohlenkrebse• Bestandserhebung Dohlenkrebse• Restrukturierung Möserner Bach• Erste Wiedervernässung des <strong>Moor</strong>es• Schlägerung von FichtenAusweisung als EuropaschutzgebietErstellung des <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> Managementplans mitMaßnahmenempfehlungenUmsetzung Maßnahmen laut Managementplan• Ausweisung von Mähflächen, Fräsen von<strong>Moor</strong>pfluggräben, Eineggen undtlw. Einsaat von 2 Pilotflächen mit 4.000 m²• Mahd und Monitoring von 4 SchilfflächenErweiterung der <strong>Moor</strong>rekultivierungFräsen und Pflege auf zusätzlich 13.000 m²Arbeiten mit <strong>Moor</strong>pflug im Gailtal - ca.1970: Mit einem ähnlichenGerät wurde auch das Möserner <strong>Moor</strong> vor rund 40 Jahren bearbeitet.(Amt der Kärntner Landesregierung, Abt. 18 Unterabteilung Hermagor)10 11


Möserner <strong>Moor</strong> 2011: Die Freifläche soll durchgezielte Pflegemaßnahmen erhalten bleiben.ManagementplanLaut FFH Richtlinie besteht die gesetzliche Verpflichtung, für jedes<strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong> einen Managementplan zu erstellen. Darinsoll der Erhaltungszustand der einzelnen Schutzgüter (sieheAuflistung rechts) des <strong>Gebiet</strong>es dargestellt werden. Gemeinsammit den betreffenden Grundbesitzern werden die Maßnahmenzur Erhaltung der Schutzgüter entwickelt. Der Managementplanwurde im August 2007 fertig gestellt.Wichtigste Ziele:• Erhaltung einer stabilen Dohlenkrebspopulation• Verbesserung des Erhaltungszustandes der <strong>Moor</strong>flächen• Erhaltung der PfeifengraswiesenWichtigste Maßnahmen:• Verbesserung der Dohlenkrebsgewässer(bereits vor dem Managementplan umgesetzt)• Wiedervernässung, Schließen der <strong>Moor</strong>pfluggräben• Fräsen der Streuwiesen in Teilbereichen• Wiederaufnahme der Streuwiesennutzung• Pflegemahd zur SchilfbekämpfungSchutzgüterLebensräume (FFH-Richtlinie Anhang I):• 3140: Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischerVegetation aus Armleuchteralgen• 6410: Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigenund tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)• 6430: Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanenbis alpinen Stufe• 7230: Kalkreiche Niedermoore• 91E0: Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior(Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)Tier- und Pflanzenarten (FFH-Richtlinie Anhang II):1092: Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes)1193: Gelbbauchunke (Bombina variegata)Als mögliche Durchzügler:1354: Braunbär (Ursus arctos)1361: Luchs (Lynx lynx)Außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es:In einer unmittelbar an das <strong>Gebiet</strong> angrenzenden Waldparzellewurde der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) nachgewiesen.12 13


Der Mösernerbach - ein unverbauter Wald- und Wiesenbachbietet für den Dohlenkrebs einen idealen Lebensraum.SchutzgutDohlenkrebsAussehenDie bedeutendsten Dohlenkrebsvorkommen Österreichsliegen in Kärnten. Im Möserner <strong>Moor</strong> lebt eine der größtenPopulationen. Die Krebse finden hier optimale Lebensräume.Sie leben im Mösernerbach, einem unverbauten WaldundWiesenbach mit wenig Geschiebe, der im Möserner<strong>Moor</strong> entspringt. Auch die <strong>Moor</strong>gräben innerhalb des Niedermoorswerden vom Krebs bewohnt. Das Möserner <strong>Moor</strong>wurde in erster Linie aufgrund des Dohlenkrebsvorkommensals <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong> ausgewiesen.Die meisten Krebse bewohnen den Bereich der <strong>Moor</strong>gräbenund den oberen Abschnitt des Möserner Baches.Der Bestand nimmt zum Quellbereich hin ab. Im Süden,nach einer Gefällestufe, wird der Geschiebetrieb imBach zu stark, dadurch sind kaum mehr Krebse zu finden.Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes)Der Dohlenkrebs wird ausgewachsen max. 10-12 cm groß undgehört somit zu den kleinen Vertretern der heimischen Flusskrebse.Die Körperfarbe variiert zwischen beige und hellbraun.Die Kärntner Dohlenkrebse haben im Vergleich zu den restlicheneuropäischen Vorkommen meist dunkelbraun gefärbteScherenoberseiten. Die Scherenunterseiten sind beige bisgelborange - im Vergleich zum Edel- und Signalkrebs jedochnie rötlich gefärbt. Das wichtigste Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmalzum Steinkrebs ist eine Bedornung hinter derNackenfurche.Dohlenkrebse im Mösernerbach - durch das klare Wasserschimmern zwei Dohlenkrebse.14 15


<strong>Moor</strong>graben am Möserner <strong>Moor</strong>. Auch hier im Quellgebiet desMösernerbaches lebt der Dohlenkrebs. Foto: KöstenbergerVerhaltenVermehrungDohlenkrebse sind vorwiegend nachtaktiv. Tagsüber versteckensie sich unter Steinen, zwischen Wurzeln oder in selbstgegrabenen Höhlen. Oft ragen nur die langen Fühler aus demUnterschlupf hervor. Am späten Nachmittag verlassen sie ihreVerstecke und begeben sich auf Nahrungssuche. Sie sind wahreAllesfresser. Zum Nahrungsspektrum zählen abgestorbenePflanzenteile, frische Wasserpflanzen, Algen, Würmer, Insekten,Schnecken, Kleinkrebse, Frösche und sogar die eigenen Artgenossen.Auch größere Fische oder im Wasser verendete Säugetierewerden in Gemeinschaftsarbeit verzehrt.© Martin WeinländerDohlenkrebsmännchenoder -weibchen?li: Weibchenre: Männchen mitBegattungsgriffelWenn die Wassertemperatur im Herbst deutlich sinkt, ist Paarungszeitim Möserner <strong>Moor</strong>. Die Dohlenkrebsmännchen packendie geschlechtsreifen Weibchen an den Scheren und werfensie auf den Rücken. Danach setzen sie ihre Samenpaket imBereich der Laufbeine des Weibchens ab. Erst einige Tage nachder Paarung beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Zuvorklappt es seinen Schwanz so ein, dass sich eine „Brutkammer“bildet. In diese heftet es die Eier. So sind sie sicher vor Feinden.Erst im Frühling schlüpfen die Jungen und bleiben noch zwei bisdrei Wochen im sicheren Schutz der Mutter.Dohlenkrebs in seinem Versteck. Foto : KöstenbergerEin Jahr im Leben eines DohlenkrebsesDer Jahresrhythmus der Krebse wird vorwiegend vonder Wassertemperatur gesteuert. Im Winter bleibt derKrebs versteckt und nimmt kaum Nahrung zu sich. ImSommer ist er aktiv, frisst viel und wächst. Der Frühsommerist die Zeit der Häutung. Im Herbst ist Paarungszeit.li: Dohlenkrebsweibchen mit Eiern. re: Sömmerlinge.Foto li : Martin Weinländer16 17


Flusskrebs versteckt in Armleuchteralgen.Foto: KöstenbergerKrebse in KärntenGefahr KrebspestEinst waren Flusskrebse bei uns weit verbreitet. Neben demzunehmenden Verlust von Lebensräumen durch Gewässerverbauungenund Verschmutzung, ist es vor allem dieKrebspest die unsere heimischen Krebsvorkommen starkdezimiert und in vielen Gewässern ausgerottet hat.Die drei in Kärnten heimischen Flusskrebsarten: oben: Dohlenkrebs(Austropotamobius pallipes) - mit ausgewachsen max.12 cm geringfügig größer als der Steinkrebs. unten li: Edelkrebs(Astacus astacus) - mit bis zu 18 cm deutlich größer als Dohlen- undSteinkrebs. unten re: Steinkrebs (Austropotamobius torrentium)Fotos : Köstenberger und Herbert FreiEingebrachte Arten: Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus),Kamberkrebs (Orconectes limosus), Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus),Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)Nordamerikanischer Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)Wie die meisten nordamerikanischen Flusskrebsarten ist der SignalkrebsÜberträger der Krebspest. Erkennbar ist er an den hellenFlecken an den Scherengelenken. Foto: KöstenbergerDie Krebspest ist eine Pilzinfektion, die sehr schnell denKrebspanzer und das Gewebe durchwachsen kann. Binnen kürzesterZeit sterben die heimischen Flusskrebse daran. Übertragenwird die Krebspest hauptsächlich durch die nordamerikanischenFlusskrebsarten (z.B. Signalkrebs). Die „Nordamerikaner“sind meist resistent gegen die Krebspest, übertragen aber denErreger. Die Krebspest kann auch durch Besatzfische, Wasservögel,Boote, Taucher oder Fischereigeräte übertragen werden.18 19


ÜbersichtskarteMöserner <strong>Moor</strong>Anmerkung: Die <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong>sgrenze wurde auf Basisdes Grundstückkatasters festgelegt. Durch natürliche Umlagerungenist der heutige Bachlauf vom Grundstückskataster unddamit auch von der <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong>sgrenze abweichend.


Schrägluftaufnahme Möserner <strong>Moor</strong> 2001. Gut erkennbar:Alte <strong>Moor</strong>pfluggräben und neu gebaggerte Wasserflächen.Schutzgut KalkreichesKalkreiche NiedermoorNiedermooreDas <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong> Möserner <strong>Moor</strong> war ursprünglichfast zur Gänze ein Kalkreiches Niedermoor. Es entstand imQuellgebiet des Mösernerbaches. Nach Entwässerung undAufforstung des <strong>Moor</strong>es kann man heute nur noch den zentralenBereich zu diesem Schutzgut zählen.Kalkreiche Niedermoore haben im Gegensatz zu Hochmooreneinen hohen Basengehalt im Substrat bzw. im Wasser. Aufgrunddieses Bodenchemismus findet man hier besondere Pflanzenarten.Im Möserner <strong>Moor</strong> stellt das Rostrote Kopfried (Schoenusferrugineus) die Leitart dar. Typisch für ein Kalkreiches Niedermoorsind kleinwüchsige Sauergräser die auch bestandsbildendsein können. Orchideen zählen zu den Besonderheiten. Schilf giltin den <strong>Moor</strong>flächen als Störungszeiger.Exkurs Kalkreiche <strong>Moor</strong>e Nieder-Was macht ein <strong>Moor</strong> zum <strong>Moor</strong>?In <strong>Moor</strong>en herrscht permanente Wassersättigung und damitSauerstoffmangel. Im Untergrund befindet sich eine dichteSchicht (z. B. Lehm) die das Versickern des Wassers verhindert.Der Sauerstoffmangel führt zu einem unvollständigen Abbauvon Pflanzenresten, die als Torf abgelagert werden. Mit zunehmendemAlter des <strong>Moor</strong>es werden die Torfschichten dicker - ausdem Niedermoor kann ein Zwischenmoor und in weiterer Folgeein Hochmoor entstehen.Querschnitt eines Hochmoors (Skizze in Anlehnung an Steiner 1992)Typisch für Kalkreiche Niedermoore wie das Möserner<strong>Moor</strong>: li: Rostrotes Kopfried (Schoenus ferrugineus),re: Sauergräser wie die Gelb-Segge (Carex flava)Nieder- oder Hochmoor?Nieder- oder Flachmoore gelten als ein Vorstadium des Hochmoores.Ihr Erscheinungsbild ist „flach“, sie haben Verbindungzum Grundwasser. Hochmoore haben die Verbindung zumGrundwasser verloren und werden nur noch durch Niederschlägemit Feuchtigkeit und Mineralsalzen versorgt. Ihre Form istnach oben gewölbt. Der Lebensraum ist sauer und nährstoffarm- er gilt als „Extremstandort“.22 23


Torfmoose (Spaghnum) im Möserner <strong>Moor</strong>. Torfmoose könnenohne Verbindung zum Untergrund wachsen.Schutzgut KalkreichesNiedermoorBesonderheitenli: Sumpfbaldrian (Valeriana dioica)re: Rasen- oder Haarbinse (Trichophorum cespitosum)Orchideen im Möserner <strong>Moor</strong>: li: Sumpfstendelwurz (Epipactispalustris) und Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea)Foto: Bernd Haynold u. Thomas Huntkeli: Fieberklee (Menyanthes trifoliata) - wächst vom Ufer aus indie offenen Wasserflächen hinein. re: Torfmoos (Spaghnum) imMöserner <strong>Moor</strong>. Torfmoose können das 20 bis 30-fache ihres Eigengewichtesan Wasser speichern.li: Alpen- Fettkraut (Pinguicula alpina) - fängt mit seinenklebrigen Blättern kleine Insekten und ergänzt damit seinenNährstoffhaushalt. re: Mehlprimel (Primula farinosa) - hat einenweißen, mehligen Belag unter den Blättern.24 25


Pfeifengraswiese im Möserner <strong>Moor</strong>. Im Herbst färbt sich dasPfeifengras rötlich, der Schwalbenwurz-Enzian setzt Akzente.SchutzgutPfeifengraswieseBesonderheitenPfeifengraswiesen sind im Möserner <strong>Moor</strong> rund um daseigentliche Niedermoor großflächig zu finden. Sie sindtypisch für feuchte und magere Standorte. Als klassische„Streuwiesen“ wurden sie im Möserner <strong>Moor</strong> traditionelleinmal jährlich gemäht. Das Mahdgut wurde als Einstreuoder als Pferdefutter verwendet. Streuwiesen zählen zu denartenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas.Das Pfeifengras darf erst im Herbst gemäht werden. Nur dannkann es genug Nährstoffe aus den Blättern zurück in die bodennahenHalmknoten und Wurzeln verlagern. Bis dahin könnenauch die wertvollen Gräser und Kräuter aussamen. Wenn dieMahd der Pfeifengraswiese aufgegeben wird, so werden die kleinenlichtbedürftigen Pflanzenarten verdrängt.li: Teufelsabbiss (Succisa pratensis) - sein Wurzelstock sieht auswie „abgebissen“. re: Blutwurz (Potentilla erecta) - sie trägt ihrenNamen nach dem roten Wurzelsaft.li: Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea) - Leitart der Pfeifengraswiesenam Möserner <strong>Moor</strong>. re: Schilfrohr (Phragmites australis) -ohne regelmäßige Mahd verdrängen rhizombildende Arten, wiebeispielsweise das Schilf, die lichtliebenden Gräser und Kräuter.li: Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea) - liebt kalkreiche,feuchte Standorte. re: Wacholder (Juniperus communis) -einzelne Wacholderbäumchen bereichern das Landschaftsbildim Möserner <strong>Moor</strong>. Die reifen blauen Beeren werden in der Küchegerne als Gewürz verwendet.26 27


Gewässer mit Armleuchteralgen im Möserner <strong>Moor</strong>.Schutzgut Gewässer mitArmleuchteralgenZum Schutzgut „Oligo- bis mesotrophe kalkhältige Gewässermit Armleuchteralgen“ zählen saubere Seen, Baggerseen,Weiher sowie Tümpel in Schottergruben, Auen und<strong>Moor</strong>en. Seit den Renaturierungsmaßnahmen im Jahr 2001sind auch im Möserner <strong>Moor</strong> Armleuchteralgenbestände zufinden. Vor allem im „großen“ <strong>Moor</strong>tümpel hat sich ein schönerBestand entwickelt.Geheimnisvolle ArmleuchteralgenSchon im Devon (vor rund 400 Mio. Jahren) gab es auf der ErdeArmleuchteralgen. Sie zählen weder zu den Algen noch zu denPflanzen und stellen eine eigene Gruppe innerhalb der heutigenLebewesen dar. Ihren deutschen Namen verdanken Sie ihremAussehen: Die Quirläste und die darauf sitzenden oft orangenFortpflanzungsorgane erinnern an einen vielarmigen Kerzenleuchter.Wasserschlauch2012 wurde im großen <strong>Moor</strong>tümpel der Kleine Wasserschlauchnachgewiesen. Es handelt sich um eine seltenekarnivore (fleischfressende) Wasserpflanzenart. Die wurzellosePflanze hat zwischen den Ästchen Fangblasen. In derFangblase herrscht Unterdruck. Wenn ein Beutetier wie z.B.Wasserfloh oder Rädertierchen die feinen Borsten auf derFangblase berührt, so wird dadurch eine Klappe geöffnetund das Tierchen durch den Unterdruck eingesaugt und inweiterer Folge verdaut. So kann der Wasserschlauch auch ineiner Umgebung mit sehr wenig Nährstoffen überleben.© Martin WeinländerGegensätzliche Armleuchteralge (Chara contraria) aus demgroßen <strong>Moor</strong>tümpel im Möserner <strong>Moor</strong>.Kleiner Wasserschlauch (Utricularia minor)li: Pflanze mit Fangblasen. Dieser Teil der wurzellosen Pflanzewächst unter Wasser. Foto : Kristian Petersre: Nur die Blüten des Kleinen Wasserschlauchs ragen aus demWasser heraus. So können Sie von landlebenden Insekten bestäubtwerden. Foto : Thorsten Stegmann28 29


MaßnahmenMaßnahmenDer Frauenschuh (Cypripedium calceolus) hat seinen Namen vonAphrodite Cypris, der griech. Göttin der Schönheit und der Liebe.WeitereBesonderheitDer selteneFrauenschuhDer Frauenschuh gilt mit seiner großen auffälligen Blüteals prächtigste Orchideenart Europas. Er ist nach der RotenListe gefährdet und in ganz Europa als prioritäre Art gemäßFlora-Fauna-Habitat-Richtlinie strengstens geschützt. ImRandbereich des Möserner <strong>Moor</strong>s findet der Frauenschuheinen idealen Standort. Es handelt sich um einen lichtenFichten-Kiefernwald wo er zahlreich vorkommt.Fichten-Kiefernwald nahe dem Möserner <strong>Moor</strong>. Der Frauenschuhist auf die besondere Bodenbeschaffenheit und auf einspezielles Kleinklima an seinem Standort angewiesen. Bis zumBlühen der Pflanze dauert es viele Jahre. Schon bis zum Austriebdes ersten Einzelblatts muss der Keimling mit Hilfe eines Bodenpilzes(Mykorrhiza) drei Jahre unterirdisch Kräfte sammeln.Frauenschuh (Cypripedium calceolus) - und grüne Krabbenspinne(Diaea dorsata) mit Beute. Die Spinne lauert auf InsektenSchutz des Frauenschuhsdie durch den „marillenartigen“ Duft des Frauenschuhs zumZum Schutz des Frauenschuhs gilt: Nicht pflücken und nichtBestäuben angelockt werden. Der Frauenschuh ist eine sogenannteausgraben (beides streng verboten). Auch Fotografieren schadetKesselfallenblume. Insekten wie z. B. Sandbienen fallendem Frauenschuh indirekt durch die Bodenverdichtung beimbei der Nahrungssuche in den Kessel. Aus dem Kessel gibt esBetreten des Umfeldes. Darum die Bitte: Lassen wir dem Frauenschuhnur eine Engstelle als Ausweg. Hier wird dem Insekt der Polleneinfach seine Ruhe.30angeheftet.31


Erste Revitalisierungs-Maßnahme 2001:Schwenden von Fichten.Maßnahmen fürDohlenkrebseDer Schwerpunkt der Maßnahmen für den Dohlenkrebs wurdeschon im Jahr 2001 gesetzt. Aufbauend auf Gesprächemit Grundbesitzern und dem Fischereiberechtigten, wurdenmit gezielten Baggerungsarbeiten im Bereich des Baches,die Lebensbedingungen für den Krebs verbessert. Durchden Einbau eines großen Stahlrohres wurde die Durchgängigkeitdes Baches wieder hergestellt. So wurden zwei getrennteTeilpopulationen wieder miteinander verbunden.Maßnahmen für dasNiedermoorEbenfalls in der ersten Maßnahmenphase im Jahr 2001 wurdendie zentralen <strong>Moor</strong>flächen (rd. 10 ha) geschwendet. Derkümmerliche Fichtenbestand wurde entfernt um die Freiflächezu erhalten.Im <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> Managementplan wurden im Jahr 2006 zudemMaßnahmen zur Bekämpfung der Verschilfung vorgesehen.Dazu wurden in einem Monitoringprojekt Probeflächenausgewiesen und das Schilf händisch gemäht.© Martin WeinländerRevitalisierung 2001 - oben: Der Bachlauf wurde im BereichHändische Schilfmahd: Die Mahd im <strong>Moor</strong> ist auf lange Zeitdes <strong>Moor</strong>es wieder hergestellt. unten: Zur Verbindung von zwei,zu aufwendig, da sie nur händisch erfolgen kann. Um das Schilfdurch eine Straße getrennten, Dohlenkrebspopulationen wurdedauerhaft zurückzudrängen wäre aber eine über Jahre hinweg32ein für die Krebse durchgängiger Rohrdurchlass eingebaut.regelmäßige Mahd notwendig.33


MaßnahmenMaßnahmenFräsen der Maßnahmenfläche 2011. Die <strong>Moor</strong>pfluggräben werdeneingeebnet. Die Streuwiese wächst wieder von selbst an.Maßnahmen für diePfeifengraswieseDie Pfeifengraswiesen waren aufgrund der <strong>Moor</strong>pfluggräbennicht mehr mähbar. Im Jahr 2007 wurden in einer Pilotaktiondie ersten 4.000 m² rekultiviert. Die <strong>Moor</strong>pfluggräbenwurden mit einer Forstfräse eingeebnet und Teile derFlächen versuchsweise eingesät. Das anschließende Monitoringzeigte, dass die gefrästen Flächen auch ohne Einsaatgut anwuchsen. So wurden im Jahr 2011 gleich 1,3 ha gefrästund ohne Einsaat erfolgreich rekultiviert.Die <strong>Moor</strong>pfluggräben im Möserner <strong>Moor</strong>. <strong>Moor</strong>pflugräbenErgebnisse der Rekultivierung - oben li: Fräsen der Maßnahmenfläche2007. oben re: Gleiche Fläche 2011 - Eine Streuwiesemachen eine Mahd der Flächen unmöglich. Ohne Mahd verschilfendie Flächen zunehmend.hat sich eingestellt. unten: Im Frühjahr 2012 ist die Maßnahmenflächevon 2011 (im Bild links) auch ohne Einsaat schon gut angewachsen.Die Maßnahmenfläche von 2007 (im Bild rechts) hatsich zu einer schönen Pfeifengraswiese entwickelt.34 35


Orthofoto 1956. Das Möserner <strong>Moor</strong> ist noch unversehrt,siehe Freiflächen links und rechts der Straße. Foto: Familie MemmerG`schichtenHerr Johann Santner erinnert sich: Bis in die 60er Jahre wurdedas Möserner <strong>Moor</strong> beweidet und gemäht. Rinder undPferde wurden im Frühjahr auf das <strong>Moor</strong> und die umliegendenPfeifengraswiesen getrieben und blieben dort bis zumAlmauftrieb. Im August wurde die Fläche dann einmal mitder Sense gemäht und das Mahdgut als Einstreu und Pferdefutterweggebracht. Im Herbst nach dem Almaufenthaltkamen die Tiere noch einmal auf das <strong>Moor</strong>.vom <strong>Moor</strong>Das Krebsvorkommen im Mösernerbach war den Einheimischenseit jeher bekannt. Dass es sich aber um eine besondere Art, denDohlenkrebs, handelt, war niemandem bewusst. Erst Dr. HenningAlbrecht hat Ende der 70er Jahre die Dohlenkrebsvorkommenim Kärntner Gitschtal und damit auch im Möserner <strong>Moor</strong> wissenschaftlichbeschrieben. Heute sind im Gitschtal insgesamt 8Dohlenkrebsvorkommen bekannt. Weitere 6 Vorkommen liegenim Oberen Drautal, 5 im Oberen Gailtal und 1 im Mölltal.© Martin WeinländerGrundbesitzer und Bewirtschafter beim OrtsaugenscheinGrundbesitzer bei der Rekultivierung 2011: Die Grundbesitzer2008: von li nach re: Jörg Memmer, Benjamin Mößlacher und JohannKarl Memmer und Georg Hubmann verfolgten mit großemSantner. Das <strong>Moor</strong> liegt ihnen am Herzen und soll wiederInteresse den Fortschritt der Rekultivierungsarbeiten und nehmenwerden wie früher: „Früher war das a‘ Traum - mit Blumen unddie zukünftige Bewirtschaftung in die Hand.36Schmetterlingen“37


Sowohl dem <strong>Moor</strong>boden als auch demWasser aus dem <strong>Moor</strong> werden Heilkräfte nachgesagt.Heilquelle <strong>Moor</strong>Die Nutzung der Heilkraft des <strong>Moor</strong>es geht weit zurück. HerrSantner erzählt, dass die kranken Pferde heraufgebrachtund in das <strong>Moor</strong> gestellt wurden. Sogar von Nötsch sind dieLeute mit ihren Tieren heraufgekommen. Auch heute nochwird „Lehm“ aus dem <strong>Moor</strong> geholt und zuhause den verletztenTieren aufgelegt. Das Kurhotel Weißbriach bezieht nachwie vor sein Wasser aus dem Möserner <strong>Moor</strong>.AusblickKostbarkeiten gemeinsam erhaltenJahrzehntelang galten <strong>Moor</strong>e als wertlos. Viele sind der landwirtschaftlichenBodenverbesserung zum Opfer gefallen. Mittlerweilehaben wir den wahren Wert der <strong>Moor</strong>e erkannt. Siesind naturräumliche Kostbarkeiten - ein Pool seltener Tier- undPflanzenarten - eine Heilquelle, die wir noch nicht ganz erfassthaben - ein Kraftort für Menschen, die Ruhe und das Besonderesuchen. Das Möserner <strong>Moor</strong> ist der endgültigen Zerstörung geradenoch entkommen. Die ersten Revitalisierungsmaßnahmenhaben starke Wirkung gezeigt und sollen weiter fortgesetzt werden.Gemeinsam mit den Grundbesitzern werden weitere Maßnahmenzur Erhaltung und Verbesserung des Möserner <strong>Moor</strong>esentwickelt und umgesetzt werden.Besonders für Pferde wurde das <strong>Moor</strong> als Heilquelle herangezogen.Als Zug- und Arbeitstiere hatten sie früher einen sehrhohen Stellenwert. Foto: Familie MemmerMagischer Augenblick im Möserner <strong>Moor</strong>. Die ersten Sonnenstrahlenbringen das <strong>Moor</strong> zum Leuchten.38 39


Ein Europaschutzgebietfür den Dohlenkrebs<strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong> Möserner <strong>Moor</strong>Das Möserner <strong>Moor</strong> stellt innerhalb der <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong>eÖsterreichs eine Besonderheit dar. Es beherbergt den seltenenDohlenkrebs - eine Flusskrebsart die innerhalb Österreichs inKärnten sein Hauptverbreitungsgebiet hat. Es handelt sich umdas einzige natürliche Vorkommen im ganzen Donaueinzugsgebiet.Deshalb wurde das <strong>Moor</strong> im Jahr 2001 als <strong>Natura</strong> <strong>2000</strong><strong>Gebiet</strong> nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie nominiert.Zu diesem Zeitpunkt war das <strong>Moor</strong> in einem schlechten Zustand.Sofort begann man mit Revitalisierungsmaßnahmen, die in dennächsten Jahren erfolgreich fortgesetzt wurden. Ohne den Einsatzund die Begeisterung der Grundbesitzer wäre das nichtmöglich gewesen ...Die Broschüre gibt eine anschauliche Übersicht über das <strong>Natura</strong><strong>2000</strong> <strong>Gebiet</strong> Möserner <strong>Moor</strong>. Die geschützten Lebensräume undArten werden beschrieben. Auf die Schutzgüter Dohlenkrebs,kalkreiches Niedermoor und Pfeifengraswiese sowie auf dieMaßnahmen zu deren Erhaltung wird besonders eingegangen.Ein Kapitel zur Geschichte des <strong>Moor</strong>es entführt in vergangeneZeiten.Eine Information des Landes Kärnten

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