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Freiheit und bürgerschaftliches Engagement - Herbert-Quandt-Stiftung

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Junge Generation ist freiheitsorientierterAuffällig fanden die Wissenschaftler dieEntwicklung bei der jungen Generation. Während inden Jahren 1955 bis 2003 die ältere Generation inWestdeutschland freiheitsorientierter war als diejüngere, stimmt heute eine absolute Mehrheit von52 Prozent der Unter-30-Jährigen im Westen fürden Satz „Jeder ist seines eigenen GlückesSchmied“ (47 Prozent der Älteren). InOstdeutschland ist die Zustimmung der jungenGeneration mit 56 Prozent (39 Prozent der Älteren)sogar noch höher. Der Autor der Studie, Dr.Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach, sieht in diesem Bef<strong>und</strong> einen Hinweis auf„gesellschaftliche Veränderungen von zumindest potenziell großer Tragweite“. Die starkeGenerationenkluft sei ein Hinweis darauf, dass sich die Gesellschaft im Wandel befinde, sagtePetersen in Frankfurt.Sicherheitsbedürfnis der alternden GesellschaftDieser Entwicklung steht jedoch die in denkommenden Jahren vermutlich zunehmendeSicherheitsorientierung der Bevölkerung entgegen.Wie die Gleichheit befindet sich auch dasSicherheitsbedürfnis mit dem Wert der <strong>Freiheit</strong> imWettbewerb. Ähnlich dem Verhältnis von <strong>Freiheit</strong>zu Gleichheit ergibt sich auch bei der Relation von<strong>Freiheit</strong> zu Sicherheit zunächst ein ausgeglichenesBild: B<strong>und</strong>esweit sprechen sich 42 Prozent derBefragten dafür aus, „dass jeder in <strong>Freiheit</strong> leben<strong>und</strong> sich ungehindert entfalten kann“, während es43 Prozent für wichtiger halten, „dass man sicherleben kann <strong>und</strong> vor Verbrechen <strong>und</strong> Anschlägengeschützt ist“. Auch hier zeigt sich die jungeGeneration vor allem in den neuen B<strong>und</strong>esländerndeutlich stärker freiheitsorientiert als die ältere. 58gegenüber 31 Prozent der Unter-30-Jährigenstimmen im Osten, 50 gegenüber 33 Prozent im Westen für die <strong>Freiheit</strong> als Alternative Sicherheit.3


<strong>Freiheit</strong>sbedürfnis <strong>und</strong> Sicherheitsorientierung gleichen sich teilweise ausDie Schlussfolgerung der Wissenschaftler ist jedoch eine andere als beim Verhältnis der <strong>Freiheit</strong> zurGleichheit. Während Petersen <strong>und</strong> sein Team die starke Bevorzugung der <strong>Freiheit</strong> gegenüber derGleichheit in der jüngeren Generation als Kohorteneffekt bezeichnen, lesen sie die analoge Tendenzbeim Verhältnis von <strong>Freiheit</strong> <strong>und</strong> Sicherheit als Alterseffekt. Die Neigung der älteren Generation zurGleichheit sei u.a. auf die Prägung der ostdeutschen Bevölkerung durch den Sozialismuszurückzuführen – ein Effekt, der in der Zukunft an Bedeutung verlieren werde. Das Bedürfnis nachSicherheit hingegen nehme im Laufe des Lebens generell zu. „Je älter Menschen werden, umso eherneigen sie dazu, im Zweifelsfall der Sicherheit Vorrang vor anderen Werten einschließlich der <strong>Freiheit</strong>zu geben.“ Man müsse also annehmen, dass in einer alternden Gesellschaft wie der deutschen dieZiele der sozialen wie auch der inneren Sicherheit mehr <strong>und</strong> mehr an Bedeutung gewönnen. „Es istwahrscheinlich, dass die Tendenz zu mehr Sicherheit den Wandel des gesellschaftlichen Klimas hin zumehr <strong>Freiheit</strong> zumindest teilweise ausgleichen wird.“Bürger glauben an ihre EinflussmöglichkeitenTrotz dieser Einschränkung haben dieWissenschaftler seit 1992 einen kontinuierlichsteigenden Glauben der Bürger an den eigenenEinfluss festgestellt. War Anfang der neunzigerJahre noch eine absolute Mehrheit von 55 Prozentder Bürger der Meinung, sie sei machtlos, <strong>und</strong>glaubten seinerzeit nur 22 Prozent, man habeEinfluss auf das, was am Ort geschieht, so habensich die Verhältnisse zum Ende der ersten Dekadedes neuen Jahrtausends gedreht. In der aktuellenUmfrage glauben 39 Prozent an den eigenenEinfluss, gegenüber 31 Prozent, die sich für machtlos halten. Fast unbemerkt <strong>und</strong> abseits alleröffentlichen Debatten um Politikverdrossenheit habe sich die Gesellschaft in den letzten Jahrzehntenzu einer „Gesellschaft der Teilhabe“ gewandelt, so Petersen. Damit hätten sich auch die Chancenverbessert, Bürger für ehrenamtliches <strong>Engagement</strong> zu gewinnen.4


Anteil der ehrenamtlich Engagierten konstantAllerdings hat der Anteil der ehrenamtlichEngagierten an der Gesamtbevölkerung nach einemsteilen Anstieg von unter 10 Prozent in den 1950erJahren auf heute 28 Prozent seit den 1980er Jahrenein Plateau erreicht, das weitere Steigerungen nichteinfach erscheinen lasse.Alter <strong>und</strong> <strong>Engagement</strong>Auffällig ist dabei, dass die Gruppe der 45-59-Jährigen mit 35 Prozent weit überdurchschnittlichehrenamtlich tätig ist. In der Gruppe der Ab-60-Jährigen fällt der Anteil vermutlich aufgr<strong>und</strong> derHochbetagten, die zu nicht mehr zu <strong>Engagement</strong> inder Lage sind, wieder auf 25 Prozent. Die Autorender Studie erwarten jedoch durch dendemografischen Wandel <strong>und</strong> die höhereLeistungsfähigkeit älterer Menschen für die Zukunfteinen Anstieg des <strong>Engagement</strong>s in der Altersgruppeab 60 Jahren.5


Gebildete, konfessionell geb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> liberaleingestellte Menschen besonders engagiertNeben dem Alter spielen der Studie zufolge auchsoziale Faktoren eine große Rolle: So sind Personenmit höherer Schulbildung <strong>und</strong> konfessionellgeb<strong>und</strong>ene Menschen weit überdurchschnittlichehrenamtlich aktiv. Die Autoren belegen auch einenZusammenhang zwischen der Höhe desEinkommens <strong>und</strong> der Bereitschaft, sichehrenamtlich zu engagieren. Während 32 Prozentder Menschen mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von 3000 Euro <strong>und</strong> mehr angaben,ein Ehrenamt zu haben oder auf andere Weise privatin Gruppen oder Organisationen aktiv zu sein, lagdie Zahl der Menschen mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von unter 1750 Euro bei lediglich 21 Prozent. Bürgerschaftliches <strong>Engagement</strong> istdemnach vor allem ein Phänomen des freiheitlich eingestellten, gebildeten Bürgertums. Dies zeigtauch ein Blick auf die Parteiorientierung: Der größte Anteil der freiwillig Tätigen findet sich unter denAnhängern der Grünen <strong>und</strong> der FDP. Praktisch gleichauf an dritter Stelle folgen die Anhänger vonCDU/CSU, während die Sympathisanten der SPD <strong>und</strong> der Linken unterdurchschnittlich häufigengagiert sind.Bezogen auf Berufsgruppen zeigt sich, dass leitendeAngestellte <strong>und</strong> Beamte noch vor denSelbstständigen am häufigsten bürgerschaftlichengagiert sind. Interessanterweise fühlt sich dieseGruppe auch subjektiv am freiesten.6


Den Volltext der Studie können Sie hier herunterladen: http://www.herbert-quandtstiftung.de/files/publikationen/gzz/gzz_23_freiheit_<strong>und</strong>_buergerschaftliches_engagement_web.pdfEin PDF-Dokument mit allen in der Studie abgebildeten Tabellen <strong>und</strong> Grafiken finden Sie hier:http://www.herbert-quandt-stiftung.de/files/publikationen/gzz/gzz_23_tabellen_<strong>und</strong>_grafiken.pdfWeitere Informationen zur Arbeit der <strong>Herbert</strong> <strong>Quandt</strong>-<strong>Stiftung</strong> unter: www.herbert-quandt-stiftung.de.Für Fragen <strong>und</strong> Interviewwünsche wenden Sie sich gerne jederzeit an mich.Mit fre<strong>und</strong>lichen GrüßenRoman WeigandPresse- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<strong>Herbert</strong> <strong>Quandt</strong>-<strong>Stiftung</strong>Am Pilgerrain 1561352 Bad Homburg vor der HöheTel: +49 (0) 6172 / 404-515Mobil: +49 (0) 151 141 77 390Fax: +49 (0) 6172 / 404-6515E-Mail: roman.weigand@herbert-quandt-stiftung.de8

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