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Viktor E. Frankl und die Zentralität der Sinnfrage - Martin Bucer ...

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Hanniel Strebel„Die Freiheit des Menschen schließtdessen Freiheit in sich ein, zu sich selbstStellung zu nehmen.“ 7Im zweiten Abschnitt des ersten Teilsgehe ich dem Verhältnis <strong>Frankl</strong>s zurReligion nach. Mit seinem Werk „Derunbewusste Gott“, das 1948 entstandenist, hat er eine kurze Darstellung seinerwesentlichen Gedanken dazu gegeben.Im dritten Abschnitt bespreche ichdann <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>these seines Schaffens.<strong>Frankl</strong> entdeckte,„wie das Bedürfnis <strong>und</strong> <strong>die</strong> Frage nacheinem Lebenssinn gerade dann aufflammen,wenn es einem am dreckigstengeht.“ 8Wie<strong>der</strong>um seiner Erfahrung entspringt<strong>die</strong> Sichtweise, dass <strong>die</strong> Sinnerfüllungwesentlich mit dem Überlebenverknüpft war:„Es war nicht zuletzt <strong>die</strong> Lektion, <strong>die</strong>ich aus Auschwitz <strong>und</strong> Dachau mitnach Hause nehmen konnte: dass <strong>die</strong>jenigennoch am ehesten fähig waren,sogar noch solche Grenzsituationen zuüberleben – <strong>die</strong>jenigen, sage ich, <strong>die</strong>ausgerichtet waren auf <strong>die</strong> Zukunft, aufeine Aufgabe, <strong>die</strong> auf sie wartete, aufeinen Sinn, den sie erfüllen sollten.“ 9So erklärte er den „Willen zum Sinn“zur zentralen Frage des Menschen:„Der Mensch ist im Gr<strong>und</strong>e ein Wesen,das nach Sinn strebt – einen Sinn zufinden <strong>und</strong> zu erfüllen. Er erfüllt nichtnur in sich Triebe <strong>und</strong> Bedürfnisse. DerMensch weist über sich selbst hinaus. Erist ausgerichtet auf <strong>die</strong> Welt, in <strong>der</strong> esgilt, einen Sinn zu erfüllen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>enliebend zu begegnen.“ 10<strong>Frankl</strong> ortet gerade in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenIndustriegesellschaft ein existenziellesVakuum:„Die Überflussgesellschaft bringt einenÜberfluss an Freizeit mit sich, <strong>die</strong> zwarGelegenheit zu sinnvoller Lebensgestaltungböte, in Wirklichkeit aber dasexistenzielle Vakuum nur noch mehrzutage treten lässt.“ 11Ähnlich drückt es auch Paul Tournieraus – wenn er auch im Unterschiedzu <strong>Frankl</strong> <strong>die</strong> Symptome als Krankheitbeschreibt:„Millionen von Menschen, hauptsächlichim Westen, wissen nicht mehr,wofür sie leben. Das genügt, um krankzu werden. So drücken viele Krankeihre Verzweiflung aus.“ 12Erich Fromm beschreibt es nochmalsmit an<strong>der</strong>en Worten:„Wie viele Menschen unserer Zeit sindglücklich? ... Werden ... unsere Kin<strong>der</strong>eine Stimme vernehmen, <strong>die</strong> ihnen sagt,wohin das führt <strong>und</strong> wofür man lebt?Irgendwie fühlen sie, wie alle menschlichenWesen, dass das Leben einenSinn haben müsse – aber welchen? ...Wir kennen <strong>die</strong> Antwort nicht, weilwir sogar vergessen haben, <strong>die</strong> Frage zustellen.“ 13Das führt mich zur These <strong>der</strong> Arbeit:<strong>Frankl</strong> trifft mit <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong> den Nervdes menschlichen Lebens, weil sich<strong>der</strong> Mensch selbst transzen<strong>die</strong>rt: Er istauf Gott hin gemacht worden. <strong>Frankl</strong>4MBS Te x t e 147

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