Jetzt herunterladen (PDF; 5,4 MB - Volkswagen AG
TEST
VW PASSAT 1.8 TSI
BÜRGERS KING
VW Passat-Käufer tendieren zum Lademeister Variant. Aber bei der
neuen Generation verdient die Limousine erhöhte Aufmerksamkeit. Denn
die präsentiert sich bei entsprechender Konfi guration als Phaeton light.
60 2/2011
Zugegeben, der Bürgermeister
früherer Jahre ist der Passat nicht
mehr. Denn die nunmehr siebte
Generation eines Modells, das 1973 mit
bescheidenen 55 PS startete, entflieht der
Mittelklasse unaufhaltsam und strebt
nach oben. Zielort: Luxury City.
Dass Testwagen gern alle technischen
Möglichkeiten aufzeigen, dafür liefert
auch dieser ein Beispiel. Highline-Ausstattung,
die hochwertigste aller Optionen,
zeichnet ihn ebenso aus wie die
Fülle der Assistenzsysteme. Ob Müdig-
www.auto-motor-und-sport.de
keitswarner, City-Notbremsfunktion, automatische
Distanzregelung oder Verkehrszeichen-Erkennung
– der Kandidat
hat alles, was die Technik heute bietet.
Das resultiert in einem Endpreis, der den
passataffinen Familienvater der mittleren
Einkommensgruppe nachhaltig erschüttern
dürfte: 45 533 Euro. Die Prozentzahl
der Käufer, die im wirklichen Leben so
viel Geld für einen Passat ausgeben, wird
sich im niedrigen einstelligen Bereich
bewegen. Denn die meisten, das zeigt der
hohe Variant-Anteil am Verkauf, denken
Die neue Schnauze
verrät es: Der Passat
hat Anleihen beim
Luxusmodell Phaeton
genommen
CAR-GUIDE
VW Passat
Mittelklasse-Limousine mit
verfeinerter Technik
Ab 24 425 Euro (Trendline),
mit DSG ab 26 925 Euro
Fünfsitzige Limousine mit
variablem Kofferraum
Vorderradantrieb, Allrad für
1.8 nicht lieferbar
Ford Mondeo, Opel €€
€€
Insignia,
Renault Laguna, Skoda Superb
2/2011
€€
€€
61
nicht in Kategorien wie Luxus und Limousine.
Erfreulicherweise bleibt der Eindruck,
ein hochwertiges Produkt zu
erwerben, auch dann erhalten, wenn
man all die verbauten Optionen außer
Acht lässt. Im Innenraum haben sich
die Designer erkennbar Mühe gegeben,
den Passat mit einem Schuss Phaeton
zu verfeinern. Die Analoguhr im Armaturenbrett
erinnert an das VW-Spitzenmodell,
und auch die Qualität der
verwendeten Materialien verrät, dass
Oberklasse-Ambiente gewünscht war.
Als beispielhaft dafür darf das an
den Kanten sorgfältig abgerundete
Holzfurnier gelten, das die Brettchen
des Vorgängers beinahe aussehen lässt,
als habe sie ein Amateur mit der Laubsäge
zurechtgeschnitten. Oder die mit
einem zierlichen Chromrand versehenen
Bedienungstasten. Die Funktion
Heckleuchten mit
LED-Technik
kennzeichnen die
Top-Ausstattung
Highline
62 2/2011
wird dadurch zwar nicht besser, aber
es waren immer schon nette Details, mit
denen sich die bessere Autogesellschaft
von der mobilen Masse abhob. Wer sich
im Passat umsieht, hat allen Grund,
sich wohl zu fühlen.
Investition also an den richtigen
Stellen – weit überzeugender, als wenn
der Passat sich ein ganz neues Kleid
zugelegt und dabei größer geworden
wäre. Nichts von alledem, im Grund ist
er ein guter alter Bekannter geblieben.
Allerdings einer, der in puncto Umgangsformen
viel dazugelernt hat. Nach
dem Anlassen des Motors fällt auf, um
wieviel besser die Schalldämmung geworden
ist. Das Triebwerk hört man
nicht, sein Geräusch wird sogar vom
dezenten Rauschen des Heizgebläses
übertönt.
Bei voller Beschleunigung dringt der
typische Vierzylinder-Ton in den In-
nenraum, aber bei gleichmäßig schneller
Fahrt auf der Autobahn tritt er wieder
vollständig in den Hintergrund.
Gute Vierzylinder, das zeigt dieser Motor,
haben das Potenzial, künftig selbst
in der Luxusklasse nicht als Fremdkörper
empfunden zu werden.
160 PS aus 1,8 Liter Hubraum beweisen,
dass nicht auf Höchstleistung gezüchtet
wurde. 89 Pferdestärken pro
Liter Hubraum bewegen sich für einen
Turbomotor auf der konservativen Seite,
was den Vorteil hat, dass die Maximalleistung
bereits bei 4500 Umdrehungen
anfällt. Ein im Alltag noch
wichtigeres Nebenprodukt stellt der
Verlauf der Drehmomentkurve dar. Bereits
bei 1500/min erklimmt sie den
Maximalwert von respektablen 250
Nm, um danach ein flaches Tableau zu
bilden und erst ab der Nenndrehzahl
wieder abzufallen.
SPOTLIGHT
Doppelkupplung oder
Handschaltung?
Lohnt sich DSG? Rein theoretisch kann man
sogar noch etwas Benzingeld sparen, wenn
man sich für das handgeschaltete Sechsganggetriebe
entscheidet. Denn damit ist die
Gesamtübersetzung im höchsten Gang noch
eine Spur länger. Resultat beim Normverbrauch:
0,1 Liter weniger. Voraussetzung ist
eine sehr gekonnte Öko-Fahrweise, wie sie
das DSG automatisch regeln kann. Schon
das Komfortplus spricht für DSG.
www.auto-motor-und-sport.de
Keine Design-Spielereien: klar gegliedertes Cockpit, übersichtliche Bedienungselemente
Gute Bildschirmdarstellung, leichte Bedienung:
Navigations- und Audiosystem
Großer, glattfl ächiger Kofferraum, sicher
abgedeckte Deckelscharniere
Diese Daten verraten viel über den
Charakter: Es wird ordentlicher Durchzug
geliefert, das Ausnutzen des obersten
Drehzahlbereichs lässt sich nur in
Ausnahmefällen rechtfertigen. Kommt
zum Motor das aufpreispflichtige Direktschaltgetriebe
DSG hinzu, ergibt
sich in Modus D automatisch eine entsprechend
ökonomische Fahrweise.
Sieben Liter sind möglich, als realistisch
unter wechselnden Bedingungen
dürfen die neun Liter gelten, die als
Testverbrauch ermittelt wurden.
Wer es eilig hat auf der Autobahn
und mit strengem rechtem Fuß das DSG
dazu zwingt, häufig den sehr lang übersetzten
siebten Gang zu verlassen, wird
auf rund zwölf Liter kommen. Womit
erneut der entscheidende Einfluss des
Fahrers dokumentiert wird: Ein Zentimeter
weniger am Gaspedal holt wieder
Gang sieben, der Verbrauch sinkt, ohne
Starten ohne Schlüssel – für 555 Euro ein
teures und verzichtbares Extra
Der Turbobenziner zeichnet sich
durch hohe Laufkultur aus
dass die Durchschnittsgeschwindigkeit
nennenswert leidet.
Die ausgezeichneten Reise-Eigenschaften
unterstreicht das Fahrwerk
mit automatischer Dämpferadaption
(Aufpreis). Es bietet einen für dieses
Segment erstklassigen Federungskomfort,
der nur durch leichtes Rumpeln
über gravierende Straßenbauer-Sünden
getrübt wird. Dass sich der Passat präzise
lenkt, in Extremsituationen gut
beherrschbar bleibt und über kräftig
zupackende, fadingfreie Bremsen verfügt,
darf man bei einem neuen Volkswagen
als Selbstverständlichkeit voraussetzen.
Die zwangsläufige Folge sind fünf
Sterne. Hier wird in der Mittelklasse
ein Maßstab gesetzt, an dem die Konkurrenz
zu knabbern hat.
Text: Götz Leyrer, Fotos: Arturo Rivas
Datenblatt: bitte umblättern
2/2011
63
VW PASSAT 1.8 TSI HIGHLINE DSG
Motor
Vierzylinder- Reihenmotor (Benzin-Direkteinspritzung),
vorn quer, mit Abgasturbolader
und Ladeluftkühler, fünffach
gelagerte Kurbelwelle, zwei Ausgleichswellen,
zwei obenliegende Nockenwellen
(Kettenantrieb), vier Ventile pro Zylinder
über Rollenschlepphebel mit hydraulischem
Spielausgleich betätigt .
Leistung 118 kW (160 PS)
bei 4500/min
Spez. Leistung 65,6 kW/L (89,0 PS/L)
Hubraum 1798 cm3 Bohrung x Hub 82,5 x 84,2 mm
Verdichtungsverhältnis 9,8:1
Maximaler Ladedruck 0,8 bar
Max. Drehmoment 250 Nm bei 1500 /min
Mittl. Kolbengeschw. bei Nenndr. 12,6 m/s
Ölinhalt Motor 4,6 L
Kühlsysteminhalt 9,5 L
Kraftübertragung
Vorderradantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.
Übersetzungen: I. 3,77,
II. 2,27, III. 1,53, IV. 1,12, V. 1,18, VI.
0,95, VII.0,80, R. 4,17. Achsantrieb (I.–IV.
G.) 3,23:1 , (V.–VII., R.-G.) 4,18:1
Fahrwerk
Einzelradaufhängung vorn und hinten, vorn
mit Querlenkern, McPherson-Federbeinen,
hinten mit Querlenkern, Längslenkern,
Schraubenfedern, Stoßdämpfern,
Stabilisator vorn und hinten, Zahnstangenlenkung
mit Servounterstützung,
Lenkübersetzung 14,9:1. Drei Lenkradumdrehungen,
hydraulische Zweikreisbremse
mit Bremskraftverstärker, innenbelüftete
Scheibenbremsen vorn, Scheibenbremsen
hinten, Antiblockiersystem , Feststellbremse
auf die Hinterräder wirkend. Rädergröße
7,5 J x 17 , Reifengröße 235/45 R 17 W ,
Continental Sport Contact 5 .
Wartung
Nach Wartungsintervallanzeige
Verbrauch (ECE-Norm)
Stadt 9,5 L/100 km
über Land 5,5 L/100 km
gesamt 7,0 L/100 km
Abgaswerte
Abgasnorm Euro 5
HC (Grenzwert) 0,038 (0,10) g/km
NO (Grenzwert) 0,036 (0,06) g/km
X
CO (Grenzwert) 0,158 (1,0) g/km
CO2 162 g/km
Unterhaltskosten
Steuer 120,–
Haftpfl icht (TK 16 R6) 262 ,–
Teilkasko (TK 23 R6) 165 ,–
Vollkasko (TK 19 R6) 570 ,–
Festkosten pro Jahr 547,–
Betriebskosten pro 100 km 15,26
Wertverlust/Jahr 4500,–
(bei einer Haltedauer von 36 Monaten und
45 000 km; Progn.: auto motor und sport)
Gesamtkosten/km*
bei 15 000 km/Jahr 0,49/ 0,19
bei 30 000 km/Jahr 0,35/ 0,17
Monatliche Unterhaltskosten*
bei 15 000 km/Jahr 616,–/ 236,–
bei 30 000 km/Jahr 873,–/427,–
Garantie
zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung
zwölf Jahre gegen Durchrostung
* mit/ohne Wertverlust
▶ Luftwiderstandsbeiwert cW 0,31
▶ Stirnfl äche A 2,26 m2 ▶ Luftwiderstandsindex cW × A 0,69
▶ Gewichtsverteilung v/h 59,8/ 40,2%
▶ Leergewicht 1512 kg
▶ Zulässiges Gesamtgewicht 2050 kg
▶ Zuladung 538 kg
▶ Anhängelast/gebr. 750 / 1500 kg
▶ Wendekreis r/l 11,3 /11,1 m
▶ Spurweite v/h 1552 /1551 mm
▶ Normsitzraum 725 mm
▶ Lenkraddurchmesser 375 mm
Leistung
PS kW
140
180
118 kW (160 PS)
160 120
140
120
100 250 Nm
100
80
80 60
60
40
40
20
20
Leistung
Bremsweg in m
50
40
36,5 36,1 36,3
30
0 1 2 3 4 5 6 7
Drehzahl in 1000/min
Bremsweg
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Bremsvorgänge
gut bis 39 m
befriedigend von 40 bis 43 m
mangelhaft ab 44 m
Bewertung
Drehmoment
Nm
250
225
200
175
150
❶ Knickmaß 975 – 1195 mm
❷ Innenhöhe vorn 1015 mm
❸ Innenhöhe hinten 960 mm
❹ Innenbreite vorn 1475 mm
❺ Innenbreite hinten 1495 mm
❻ Sitztiefe vorn 510 mm
❼ Sitztiefe hinten 515 mm
❽ Sitzraum 605 – 845 mm
Radstand 2712 mm
Länge 4769 / Breite 1820 / Höhe 1470 mm
★★★★★
Die Plus-Minus-Liste zeigt es: Selbst bei kritischer Betrachtung fällt
es schwer, beim VW Passat Schwachpunkte auszumachen. Damit ist er
ein echter Volkswagen, wenn auch einer mit stolzem Preis.
Karosserie
5 – sehr gutes Platzangebot
– großer Kofferraum
– saubere Verarbeitung, hohe
Materialqualität
6 –schlechte Übersicht nach hinten
Fahrkomfort
5 – sehr gut abgestimmte Federung
– niedriges Innengeräuschniveau
– bequeme Sitze
–sehr gute Bedienungsergonomie
– gute Klimatisierung
6 –leichtes Poltern auf kurzen
Bodenwellen
Antrieb
5 – sehr kultivierter Motorlauf
– guter Durchzug bei geringen
Drehzahlen
– weich und schnell schaltendes
Direktschaltgetriebe
– gute Übersetzungsanpassung
Mehr Infos, Fotoshows, Videos und Diskussionen auf
www.auto-motor-und-sport.de
▶ Fünfsitzige Limousine mit vier Türen ▶ 160 PS ( 118 kW ) ▶ 0–100 km/h 8,6 s
▶ Höchstgeschwindigkeit 220 km/h ▶ Testverbrauch 9,0 L/100 km ▶ 33 700 Euro
Fahrleistungen s
Beschleunigung
0 – 40 km/h 2,2
0 – 80 km/h 6,0
0 – 100 km/h 8,6
0 – 120 km/h 12,2
0 – 130 km/h 14,3
0 – 140 km/h 16,8
0 – 160 km/h 23,5
400 m 16,3 (138 km/h)
Höchstgeschwindigkeit 220 km/h
Elastizität
60 – 100 km/h im IV./V. G. 6,6 /9,2
80 – 120 km/h im IV./V. G. 6,9/9,7
60 – 100 km/h im VI./VII G. 12,2/16,1
80 – 120 km/h im VI./VII G. 13,0/17,6
Fahrversuche km/h
Slalom 18 m leer/beladen 63,9/ 63,2
ISO-Wedelgasse leer/beladen 129,4/ 127,3
VDA-Ausweichgasse
Einfahrgeschwindigkeit leer/beladen 70/69
Ausfahrgeschwindigkeit leer/beladen 48 /48
Verbrauch Superbenzin L/100 km
minimal (ams-Verbrauchsrunde) 7,1
maximal 12,3
Testverbrauch 9,0
Reichweite in km 778
Fahreigenschaften
5 – gutmütiges Fahrverhalten
– stabiler Geradeauslauf
– präzise Lenkung
– gute Handlichkeit
Sicherheit
5 – großes Assistenzangebot
–umfangreiche
Sicherheitsausstattung
– gut abgestimmtes ESP
–gut dosierbare, standfeste
Bremsen
Umwelt
5 – angemessener Verbrauch
– lange Ölwechsel-Intervalle
Kosten
5 – voraussichtlich mäßiger
Wertverlust
6 – relativ hoher Preis
6 –nur zwei Jahre Garantie
Dachlast 100 kg
Tankinhalt 70 L
Kofferraumvolumen
565 L
Außengeräusch dB(A)
Standgeräusch (EG) 77
Fahrgeräusch (EG) 68
Innengeräusch dB(A)
Gang IV. V. VI. VII.
bei 80 km/h 64 64 63 63
bei 100 km/h 65 65 65 64
bei 130 km/h 68 68 68 68
bei 160 km/h – 72 72 70
Standgeräusch 40
Maximalgeräusch bei Kickdown 72
Tachometerabweichung km/h
80 76
100 95
130 125
160 155
Bremsweg m
aus 100 km/h kalt (leer) 36,4
aus 100 km/h kalt (beladen) 36,5
aus 100 km/h warm (beladen) 36,3
Hochgeschwindigkeits-Bremstest (160 km/h) 91,1
Messbedingungen:
Temperatur -5° Celsius, Luftdruck 1012 mbar
Ausstattung und Preise
Grundpreis 33 700,–
Testwagenpreis 45 533,–
Mängel am Testwagen: keine
Serienausstattung: ABS, Fahrer- und
Beifahrer-Airbag, Sidebags, seitliche
Kopfairbags, elektronisches
Stabilitäts programm, Bordcomputer,
Einparkhilfe, elektrische Fensterheber,
Klimaautomatik, Leichtmetallräder,
einstell bare Lenksäule, Radio mi CD,
Sitzheizung, Zentralverriegelung mit
Fernbedienung.
Zusatzausstattung
✔ Geschwindigkeitsregelanlage 225,–
schlüsselloser Zugang 555,–
Lederausstattung 630,–
✔ Metallic-Lackierung 550,–
Mobiltelefonvorbereitung
✔ Navigationssystem
425,–
660,–
✔ Sidebags hinten 370,–
elektr. Schiebedach
(✔ = sinnvoll)
955,–
Neuwagen-Konfi gurator: Stellen Sie unter www.automonat.de Ihren
Traumwagen selbst zusammen