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Elements23 - Evonik

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elements23<br />

SCIENCE NEWSLETTER | 22 | | 24 | 25 | 2008<br />

COATINGS<br />

SILIKOPON ® EF: Ein starkes<br />

Netzwerk gegen Rost<br />

INTERFACIAL TECHNOLOGIES<br />

Neue Stabilisatoren für<br />

PUR-Schäume: Energiesparen<br />

mit besseren Kühlschränken<br />

INORGANIC PARTICLE DESIGN<br />

Silicondichtmassen:<br />

Kieselsäuren für matte Eleganz<br />

DESIGNING WITH POLYMERS<br />

Kunststoffe für die Photovoltaik:<br />

Mit schlanken Solarzellen<br />

preiswert die Sonne anzapfen<br />

1


Dr. Alfred Oberholz<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

der <strong>Evonik</strong> Industries AG<br />

elements23 | 2008<br />

inhalt<br />

Das Titelbild zeigt einen<br />

PUR-Hartschaum.<br />

Seine Zellstruktur hat<br />

Einfluss auf die Energie -<br />

effizienz von Kühl -<br />

schränken (ab S. 12)<br />

EDITORIAL<br />

Energieeffizienz<br />

Würden Sie einen Oldtimer fahren, der 40 Liter Benzin auf 100 Kilometer braucht? Wohl kaum. Anders<br />

verhält es sich beim Wohnen: Hunderttausende Wohnungen allein in Deutschland verbrauchen viel zu viel<br />

Energie. Doch es geht auch anders. <strong>Evonik</strong> hat in Düsseldorf eine Wohnanlage aus den Sechzigern modernisiert:<br />

mit Miniblockheizkraftwerk, Photovoltaikanlage, dezentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückge -<br />

winnung, Dreifachverglasung und Wärmedämmung. Der Primärenergiebedarf pro Quadratmeter und Jahr<br />

sank von 286 kWh auf 36,2 kWh und liegt damit unter den Vorgaben der Energieeinsparverordnung für<br />

Neubauten.<br />

Zur Energiegewinnung geht <strong>Evonik</strong> auch in die Tiefe: So sind wir an den drei Geothermieprojekten in<br />

Erding, Simbach-Braunau und Unterschleißheim beteiligt. Die in diesen Anlagen erzeugte Wärme von<br />

182.000 MWh pro Jahr reicht aus, um 20.222 Einfamilienhaushalte zu versorgen. Damit ist <strong>Evonik</strong> Markt -<br />

führer in diesem Bereich.<br />

Auf der Hannover-Messe haben wir kürzlich einen handelsüblichen Golf V gezeigt, den wir mit Partnern<br />

um 371 Kilo leichter und effizienter gemacht haben. Von <strong>Evonik</strong> stammen eine um 16 Kilogramm leichtere<br />

Starterbatterie mit Lithium-Ionen-Technologie, Sandwich-Verbundwerkstoffe für Motorhaube, Dach, Heck -<br />

klappe, Türen, Innenraum und Kofferraum, Leichtlaufreifen mit Silica-Silan-Technologie und Motor- und<br />

Getriebeöle mit optimierten Öladditiven, die den Wirkungsgrad verbessern. Der Spritverbrauch sank von<br />

5,7 auf 3,9 Liter pro 100 Kilometer, der CO2-Ausstoß verminderte sich um 32 Prozent auf 103 g/km.<br />

Beispiel Photovoltaik: In Kürze fahren wir in Rheinfelden eine Anlage zur Herstellung von Solarsilizium<br />

an, die gegenüber etablierten Verfahren 90 Prozent weniger Energie bei der Abscheidung braucht. Mit<br />

neuen Batteriekomponenten wollen wir außerdem die Lithium-Ionen-Technologie zur Speicherung regenerativer<br />

Energie nutzbar machen. Und auch wenn die Siliziumtechnologie die Photovoltaik auf absehbare<br />

Zeit dominieren wird, setzen wir uns mit Alternativen auseinander. Derzeit lotet das Projekthaus Functional<br />

Films & Surfaces aus, welchen Beitrag <strong>Evonik</strong> zu flexiblen Dünnschichtzellen leisten kann.<br />

Mit unserer Entwicklungsinitiative Appliance 2010 wollen wir gemeinsam mit Kunden die Energieef fi -<br />

zienz von Kühlschränken verbessern. Die nächste Generation soll um bis zu fünf Prozent weniger Energie<br />

verbrauchen, weil die Dämmschicht aus PUR-Hartschäumen noch besser isoliert. Der Weg dahin führt über<br />

spezielle Additive, die die PUR-Zellstruktur und damit die Wärmedämmung verbessern.<br />

Mit Projekten wie diesen sichern wir die Zukunft, weil die Versorgung mit Energie zentral ist – für das<br />

Leben der Menschen, für das Florieren der Wirtschaft und, indem wir entsprechende Konzepte, Produkte<br />

und Technologien entwickeln, für das Florieren von <strong>Evonik</strong>.<br />

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre<br />

COATINGS<br />

4 SILIKOPON ® EF:<br />

Ein starkes Netzwerk gegen Rost<br />

INORGANIC PARTICLE DESIGN<br />

10 Kooperation mit dem Institut für Partikeltechnik:<br />

Hochleistungselektroden für großformatige<br />

Lithium-Ionen-Batterien<br />

INTERFACIAL TECHNOLOGIES<br />

12 Neue Stabilisatoren für PUR-Schäume:<br />

Energiesparen mit besseren Kühlschränken<br />

NEWS<br />

17 Lizenz für HCN-Technologie an Akzo Nobel<br />

17 <strong>Evonik</strong> koordiniert neues BMBF-Projekt<br />

INORGANIC PARTICLE DESIGN<br />

18 Silicondichtmassen:<br />

Kieselsäuren für matte Eleganz<br />

COATINGS<br />

22 Farbtupfer auf dem Meer:<br />

Silica sorgt für bunte Bootsrümpfe<br />

NEWS<br />

25 Neuer Vertriebskanal für Homogenkatalysatoren<br />

25 Stärkung des Exklusivsynthesegeschäfts<br />

DESIGNING WITH POLYMERS<br />

26 Kunststoffe für die Photovoltaik:<br />

Mit schlanken Solarzellen<br />

preiswert die Sonne anzapfen<br />

NEWS<br />

31 MaDriX:<br />

Verbundprojekt für gedruckte Elektronik gestartet<br />

32 TERMINE UND IMPRESSUM<br />

2 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


+++ Erweiterung der Wasserstoffperoxid-Kapazität in Brasilien abgeschlossen<br />

Das Geschäftsgebiet Active Oxygens von <strong>Evonik</strong> Industries hat die<br />

Kapazitätserweiterung seiner Wasserstoffperoxid-Anlage im brasili anischen<br />

Barra do Riacho erfolgreich abgeschlossen. Durch den Aus -<br />

bau wurde die Wasserstoffperoxid-Kapazität der Anlage auf 70.000<br />

Jahrestonnen erhöht und eine Erweiterung bis zu maximal 100.000<br />

Tonnen möglich. Das Werk Barra do Riacho ist seit Mitte der 1990er<br />

Jahre in Betrieb.<br />

„Die Fertigstellung erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem die<br />

Re gion eine stetig wachsende Nachfrage nach Wasserstoffperoxid<br />

verzeichnet“, so Dr. Alfred Oberholz, Mitglied im <strong>Evonik</strong>-Vorstand<br />

und verantwortlich für das Geschäftsfeld Chemie. „Jetzt können<br />

+++ Kapazität für Weichmacheralkohole in Marl wird ausgebaut<br />

<strong>Evonik</strong> Industries baut am Standort Marl die Produktionskapazitäten<br />

für Oxo-Alkohole um 60.000 Tonnen pro Jahr aus. Damit wird dort<br />

erstmals auch der Alkohol 2-Propylheptanol (2-PH) hergestellt, ein<br />

Ausgangsstoff zur Herstellung von Weichmachern für PVC unter<br />

anderem in Kabeln und Folien. Die Inbetriebnahme der 2-PH-Anlage<br />

ist für das 2. Halbjahr 2009 geplant.<br />

Angesichts des weltweit steigenden Bedarfs nach Weichma -<br />

chern ergänzt die neue 2-PH-Anlage das bereits bestehende<br />

Geschäft mit Isononanol (INA). Am Standort Marl verfügt <strong>Evonik</strong><br />

bereits über INA- Kapazitäten von 340.000 Tonnen pro Jahr und da -<br />

mit über die weltweit größte einzelne Produktionsanlage zur Her -<br />

stellung des Weich macheralkohols. Insgesamt wird <strong>Evonik</strong> damit<br />

zum größten Her stel ler von C9/C10-Weichmacher-Alkoholen in<br />

Europa. Dr. Klaus Engel, im Vorstand der <strong>Evonik</strong> zuständig für das<br />

Geschäftsfeld Chemie: „Mit dieser Investition optimieren wir unseren<br />

Verbund in der C4-Chemie, bei der wir bereits heute über eine<br />

weltweit führende Position und langjähriges Know-how verfügen.“<br />

<strong>Evonik</strong> Industries hat gemeinsam mit ihrem amerikanischen Joint-<br />

Venture-Partner Headwaters, South Jordan, Utah, eine deutlich er -<br />

weiterte Wasserstoffperoxidanlage im koreanischen Ulsan in Betrieb<br />

genommen. 2006 hatte das Joint Venture die Produktion von der finnischen<br />

Kemira Oyi, Helsinki, erworben. Auf Basis <strong>Evonik</strong>-eigener<br />

Technologie konnte die Kapazität von ursprünglich 34.000 Tonnen<br />

pro Jahr innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt werden.<br />

Mit dem Wasserstoffperoxid (H2O2) aus Ulsan soll zum einen<br />

der koreanische Markt für H2O2 bedient werden. Zum anderen wird<br />

das Joint Venture die koreanische SKC, Seoul, an deren Standort Ulsan<br />

direkt „über den Zaun“ mit Wasserstoffperoxid beliefern. Dr. Thomas<br />

Haeberle, Leiter Geschäftsbereich Industrial Chemicals: „Mit der In -<br />

be triebnahme der zusätzlichen Kapazitäten der Wasserstoffper oxid -<br />

anlage in Korea sind wir unserem Ziel, Wasserstoffperoxid erstmals<br />

in großen Mengen für die chemische Synthese zur Verfügung zu<br />

stellen, einen großen Schritt nähergekommen.“<br />

news<br />

wir den Bedarf unserer Kunden als verlässlicher, leistungsstarker<br />

Partner er heb lich besser abdecken. Diese Investition unterstreicht, dass<br />

wir un se re gute Position im Wasserstoffperoxid-Geschäft ausbauen<br />

wollen.“<br />

Nach der erfolgreichen Anwendung der eigenen <strong>Evonik</strong>-Hoch -<br />

leistungstechnologie in Barra do Riacho soll diese entsprechend den<br />

Marktanforderungen demnächst auch an anderen Wasserstoffper -<br />

oxid-Produktionsstandorten von <strong>Evonik</strong> eingesetzt werden – entweder<br />

im kanadischen Gibbons oder in Mobile, Alabama. Im Gegensatz<br />

zum Neubau ermöglicht der Einsatz dieser Technologie eine effiziente<br />

und wirtschaftliche Erweiterung vorhandener Anlagen.<br />

Weichmacher verwandeln sprödes PVC in ein flexibles Material<br />

und ermöglichen dadurch den breiten Einsatz des Kunststoffes bei<br />

Kon sumgütern. Sie sind zum Beispiel ein Bestandteil von Fuß bo den -<br />

belägen, Kabelisolierungen, Planenstoffen und diversen Automobil -<br />

anwendungen oder Folien. <strong>Evonik</strong> produziert in Marl über 2-PH und<br />

Isononanol hinaus auch den PVC-Weichmacher VESTINOL ® 9 mit<br />

einer Kapazität von 220.000 Tonnen pro Jahr.<br />

+++ <strong>Evonik</strong>-Joint-Venture nimmt in Korea weitere Kapazitäten für Wasserstoffperoxid in Betrieb<br />

SKC wird innerhalb der nächsten Monate eine der weltweit er sten<br />

Anlagen zur Produktion von Propylenoxid nach dem sogenannten<br />

HPPO-Verfahren in Betrieb nehmen. Wasserstoffperoxid ist neben<br />

Pro pylen der Ausgangsstoff, aus dem nach diesem kostengünstigen<br />

und umweltfreundlichen Prozess Propylenoxid hergestellt wird. Pro -<br />

py lenoxid ist ein Vorprodukt für Polyurethane, die z. B. in Armaturen<br />

und Polstern von Autos Verwendung finden. <strong>Evonik</strong> und Uhde, Dort -<br />

mund, haben das HPPO-Verfahren entwickelt und an SKC lizenziert.<br />

„Durch die gemeinsame Entwicklung innovativer Technologien<br />

kön nen wir zusammen mit bewährten Partnern neue Geschäftsfelder<br />

erschließen – wie hier die großtechnische Anwendung des Bleichund<br />

Oxidationsmittels Wasserstoffperoxid in der chemischen Syn -<br />

the se“, erklärt Haeberle die Strategie von <strong>Evonik</strong>. Um diese Strategie<br />

langfristig abzusichern, arbeiten <strong>Evonik</strong> und Headwaters gemeinsam<br />

an einem neuen Verfahren zur Herstellung von Wasserstoffperoxid<br />

nach der katalytischen Direktsynthese.<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER 3


SILIKOPON ® EF<br />

MARKUS HALLACK<br />

Gerade im Umweltschutz hat die VOC-Richtlinie (VOC<br />

steht für Volatile Organic Compounds) große<br />

Bedeutung erlangt. Sie soll die Emission flüchtiger<br />

organischer Lösemittel eingrenzen, weil sie an der<br />

Bildung des umwelt- und gesundheitsschädigenden troposphärischen<br />

Ozons – des so genannten Sommersmogs – be teiligt sind.<br />

Deutschland hat mit der „Verordnung zur Be grenzung der VOC-<br />

Emissionen aus Farben und Lacken“ vom Dezember 2004 entsprechende<br />

Vorgaben der EU umgesetzt, die in ihrem Be reich<br />

280.000 Tonnen VOC pro Jahr einsparen will. Derzeit arbeiten<br />

unterschiedliche Industriezweige – darunter Auto mobil-, Schie -<br />

nenfahrzeug- und Flugzeugbau – da ran, den VOC-Anteil in Lackformulierungen<br />

bis 2010 auf 100 Gramm pro Liter zu drücken.<br />

Ähnliche Bestrebungen zur VOC-Beschränkung gibt es<br />

auch in anderen Ländern wie den USA. Hier sind Angaben über<br />

erreichte Einschränkungen oder Zielsetzungen schwierig, weil<br />

einige Staaten eigene Richtlinien hinsichtlich VOC erlassen ha -<br />

ben. Fachleute gehen aber davon aus, dass sich auf lange Sicht<br />

die strengste Richtlinie durchsetzen wird. Diese sieht derzeit<br />

für Europa und Nordamerika einen VOC-Anteil von 250<br />

Gramm pro Liter vor.<br />

Vor diesem Hintergrund hat <strong>Evonik</strong> neue Bindemittelsys -<br />

teme mit hohem Feststoffgehalt entwickelt, die auf Silicon-<br />

Epoxy-Hybridtechnologie beruhen und sich gleichermaßen<br />

durch ihre Leistungsfähigkeit und Umweltverträglichkeit auszeichnen.<br />

Ursprünglich kamen Silicon- und Siliconkom bina -<br />

tions harze überall dort zum Einsatz, wo Hitzebeständigkeit er -<br />

forderlich ist. Weitere Eigenschaften sind die gute Witterungs -<br />

beständigkeit und die geringe Vergilbungsneigung. Einsatzfel -<br />

der sind der Aggregatebau, Auspuffanlagen für Automobile und<br />

Zweiräder sowie Kaminöfen und feuerfeste Beschichtungen.<br />

Bisher lag der Fokus auf reinen Siliconharzen bzw. Silicon-<br />

Polyester-Kombinationsharzen. Die Anwendungen lagen im mer<br />

im Bereich des hitzestabilen Korrosionsschutzes. Um die Pro -<br />

duktpalette zu erweitern, wurde mit dem neuen Silicon-Epoxy-<br />

Hybridbindemittel mehr Wert auf die Witterungsbe stän digkeit<br />

gelegt. <strong>Evonik</strong> kann hier seine Kernkompetenz ausspielen, um<br />

durch die gezielte Kombination verschiedener organischer Har -<br />

4<br />

Ein starkes Netzwerk gegen<br />

Rost ist allgegenwärtig – und Korrosionsschutz eine permanente Herausforderung. Fachleute schätzen,<br />

dass ein Drittel aller Eisen- und Stahlprodukte, die weltweit in einem Jahr hergestellt werden,<br />

zum Austausch korrodierter Bauteile dient. Der volkswirtschaftliche Schaden ist also enorm. Allein<br />

für die Vereinigten Staaten von Amerika liegt er nach Angaben des Batelle-Instituts (Columbus, Ohio)<br />

bei 300 Milliarden Dollar pro Jahr, für Deutschland beziffert ihn das renommierte Karl-Winnacker-<br />

Institut der DECHEMA auf deutlich über 50 Milliarden Euro pro Jahr. Entsprechend wichtig ist der<br />

nachhaltige Korrosionsschutz mit geeigneten Mitteln und Methoden. Im Blickpunkt stehen dabei<br />

Systeme mit hoher Haltbarkeit und langer Lebensdauer, mit Farbechtheit und -beständigkeit, mit<br />

gleichermaßen guter Ökonomie und Ökologie – wie die neuen Silicon-Epoxy-Hybridharze von <strong>Evonik</strong>.<br />

ze mit einem Siliconharz ein optimales und einzigartiges Eigen -<br />

schaftsprofil zu erzeugen.<br />

Grundharz mit Epoxid- und Alkoxygruppen<br />

Alle Siliconharze der <strong>Evonik</strong>-Marke Tego werden nach einem<br />

einheitlichen Reaktionsschema hergestellt. Dazu werden zu -<br />

nächst Harzvorprodukte mit definierter Molekulargewichts -<br />

ver teilung produziert, die als reaktive Gruppen praktisch keine<br />

SiOH-Gruppen, sondern nur noch SiOR-Gruppen tragen. Diese<br />

reagieren im Anschluss mit OH-funktionellen Verbindungen<br />

weiter zu einem Hybridharz, das sowohl Epoxid- als auch Al -<br />

koxygruppen enthält.<br />

Als Härter kommt ein Aminoalkoxysilan zum Einsatz. Des -<br />

sen Aminogruppe reagiert mit den Epoxidgruppen, die drei<br />

Alk oxygruppen reagieren unter Zuführung von Wasser bzw.<br />

unter dem Einfluss der Luftfeuchtigkeit mit den Alkoxygruppen<br />

im Harz, wobei das Amin katalytisch wirkt. Wegen dieser „Dop -<br />

pelvernetzung“ entsteht dabei ein Silicon-Epoxy-Hybrid grund -<br />

gerüst mit extrem hohem Vernetzungsgrad.<br />

Über die Variation der eingesetzten Siloxanvorprodukte<br />

und Polyole lassen sich auch Silicon-Epoxy-Hybridbindemittel<br />

(Markenname SILIKOPON ® ) mit einem Silicongehalt von 50<br />

Pro zent herstellen. Die verwendeten aliphatischen Epoxide<br />

brin gen als Eigenschaften eine gute Korrosions- und Chemika -<br />

lienbeständigkeit mit. Die Alkoxysiloxane weisen dagegen eine<br />

gute UV-Beständigkeit auf und neigen wenig zum Vergilben.<br />

Beide Komponenten werden miteinander zu den neuartigen<br />

Hybridbindemitteln umgesetzt. Der Härter aus der Gruppe der<br />

Aminoalkoxysilane, der erst nachträglich bei der Applikation<br />

hinzugefügt wird, verstärkt wiederum die Schutzwirkung<br />

gegen Korrosion und Chemikalien.<br />

Auf analoge Weise hat <strong>Evonik</strong> bereits Systeme auf Basis aromatischer<br />

Epoxide geschaffen, die sich durch extreme Hitze be -<br />

ständigkeit auszeichnen und deshalb bevorzugt zur Beschich -<br />

tung von Auspuffanlagen für Zweiräder eingesetzt werden.<br />

Zudem haften sie sehr gut auf Stahluntergründen, so dass der<br />

daraus formulierte Lack selbst bei extremen Temperatur - >>><br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


Rost<br />

SILIKOPON ® EF<br />

Aliphatisches Epoxid<br />

Korrosionsschutz<br />

Chemische Widerstandsfähigkeit<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

O<br />

R<br />

O<br />

O<br />

CH CH2<br />

R1<br />

Si OR4<br />

R3<br />

Alkoxy-Siliconharz<br />

UV-Beständigkeit<br />

Geringe Neigung zur Vergilbung<br />

H2O<br />

-ROH<br />

RO<br />

H2N<br />

Si OR<br />

OR<br />

Härter Aminoalkoxysilan<br />

Korrosionsschutz<br />

Chemische Widerstandsfähigkeit<br />

R=Me oder Et<br />

Dynasylan ®<br />

COATINGS<br />

Die neuen Silicon-Epoxy-Hybridharze sind als Korrosionsschutz<br />

für Stahl, aber auch zum Beschichten von Holz, Beton oder<br />

Kompositwerkstoffen geeignet. Wesentliche Pluspunkte sind<br />

die schwere Entflammbarkeit und vor allem der niedrige Gehalt<br />

an flüchtigen organischen Verbindungen: Er liegt bei unter<br />

100 Gramm pro Liter und schafft damit gegenüber bestehenden<br />

Systemen eine klare Verbesserung<br />

Reaktionsschema zur Herstellung der Silicon-Epoxy-Hybridharze.<br />

Ein aliphatisches Epoxid und ein Alkoxy-Siliconharz reagieren<br />

mit OH-funktionellen Verbindungen zu einem Hybridharz, das<br />

sowohl Epoxid- als auch Alkoxygruppen trägt. Bei der Vernetzung<br />

mit einem Aminalkoxysilan reagiert dessen Aminogruppe mit<br />

den Epoxidgruppen und die Alkoxygruppen unter dem Einfluss<br />

der Luftfeuchtigkeit mit den Alkoxygruppen im Harz<br />

5


wech seln nicht delaminiert. Ein derartiges Bindemittelsystem ist<br />

hervorragend geeignet, um Lackformulierungen für Aus puff -<br />

an la gen von Kraftfahrzeugen und Triebwerken zu erstellen. Bei -<br />

de Applikationen müssen diese Materialeigenschaft aufweisen.<br />

Mit dem neuen Ansatz, aliphatische Epoxide zu verwenden,<br />

ermöglicht <strong>Evonik</strong> Formulierungen, die nur fünf Prozent Löse -<br />

mittel enthalten oder – anders ausgedrückt – 75 Gramm VOC<br />

pro Liter. Dieser Wert liegt deutlich unter den üblichen am<br />

Markt erhältlichen Systemen. Typischerweise besteht eine<br />

Lack formulierung zu über 60 Prozent aus SILIKOPON ® EF, der<br />

Härter – zum Beispiel Dynasylan ® AMEO oder AMMO – wird<br />

im Verhältnis 100:16 zugegeben. Das EF markiert im Übrigen<br />

eine deutlich flexiblere Version als der Vorgänger ED (extremely<br />

durable), der sehr hart eingestellt war. Einen ebenfalls hohen<br />

Anteil von mehr als 20 Prozent haben Pigmente. Die Mischun -<br />

gen bieten den Vorteil, dass sowohl die Herstellungsmaschinen<br />

als auch die Verarbeitungsmaschinen nur in sehr begrenztem<br />

Maß angepasst werden müssen. Das bedeutet nicht zuletzt auch<br />

große Kosteneinsparungen auf Seiten des Lackherstellers und<br />

des Lackverarbeiters.<br />

Ausgezeichnete Ergebnisse im Florida-Test<br />

In intensiven Versuchsreihen unter den in der Lackindustrie<br />

weltweit akzeptierten Florida-Bedingungen haben die neuen<br />

Beschichtungssysteme sehr gut abgeschnitten. Inzwischen liegen<br />

Daten aus über zwei Jahren Florida-Test vor. Sie zeigen insgesamt<br />

eine außergewöhnliche Glanzhaltung und Witterungs -<br />

beständigkeit. Die Vergilbung ist so gering, dass das menschliche<br />

Auge sie kaum wahrnimmt. Auch die Resultate beim Kor ro -<br />

sionsschutz sind hervorragend.<br />

Derartige Systeme sind aufgrund des niedrigen Lösemit tel -<br />

anteils auch für Ultra-High-Solid-Beschichtungen geeignet.<br />

Zudem haben die Entwickler erfolgreich demonstriert, dass sie<br />

Glanzhaltung gemessen unter einem Winkel von 60 Grad unter den harten<br />

Be dingungen des Florida-Tests: SILIKOPON ® EF zeigt im Vergleich zum<br />

Vorgänger SILIKOFTAL ® ED und zu einem handelsüblichen Vergleichsharz<br />

auch nach zwei einhalb Jahren eine außergewöhnliche Glanzhaltung<br />

■■ SILIKOPON ® EF ■■ SILIKOFTAL ® ED ■■ Vergleichsharz<br />

Glanzhaltung in Prozent<br />

98<br />

Farbabstand Δ E, der die Veränderung der Farbe im Vergleich zur Ursprungsfarbe<br />

bzw. die Vergilbung beschreibt, im Florida-Test. Nach 30 Monaten ist die Ver gil -<br />

bung von SILIKOPON ® EF ebenso wie beim Vorgänger SILIKOFTAL ® ED so<br />

gering, dass sie mit dem bloßen Auge kaum wahrgenommen wird. Im Gegensatz<br />

dazu zeigt das handelsübliche Vergleichsharz eine sehr starke Vergilbung<br />

■■ SILIKOPON ® EF ■■ SILIKOFTAL ® ED ■■ Vergleichsharz<br />

Farbabstand Δ E<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

0<br />

6 12 18 24 30<br />

Monate<br />

6 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

96<br />

94<br />

92<br />

90<br />

88<br />

86<br />

84<br />

82<br />

80<br />

6 12 18 24 30<br />

Monate


Gering<br />

auch als Easy-to-clean- und als Antigraffiti-Beschichtung ein -<br />

gesetzt werden können. Entsprechende Klarlacke wurden<br />

bereits formuliert. Die Trocknungsbedingungen sind vergleichbar<br />

mit denen von konventionellen Zweikomponenten-<br />

Polyurethan systemen, wobei die Trocknung in diesem Fall<br />

nicht nur von der Temperatur, sondern auch von der Luftfeuch -<br />

tig keit abhängig ist, weil die Alkoxyvernetzung als Hydroly se -<br />

reaktion abläuft. Über diese beiden Parameter lässt sich daher<br />

die Trocknung steuern.<br />

Insgesamt kann <strong>Evonik</strong> dem Markt eine große Varia tions -<br />

breite bei den Härtern zur Verfügung stellen. Für Epoxidharze<br />

kommen als Härter aminofunktionelle Silane zum Einsatz. Auf<br />

diesem Gebiet ist <strong>Evonik</strong> seit rund 50 Jahren unter dem Mar -<br />

ken namen Dynasylan ® aktiv. Für die Härtung der neuen Sys -<br />

teme kommen insbesondere AMEO (3-Aminopropyltriethoxy -<br />

silan) und AMMO (3-Aminopropyltrimethoxysilan) in Frage,<br />

die auch in einer 1:1-Mischung oder katalysiert mit Dibutyl -<br />

Über den Härter (AMEO steht für 3-Aminopropyltriethoxysilan, AMMO für 3-Amino propyl -<br />

trimethoxysilan) und gegebenenfalls den Katalysator (DBTL steht für Dibutylzinndilaurat)<br />

lässt sich die Geschwindigkeit der Härtungsreaktion steuern. Auf die Endhärte des Lackfilms<br />

hat dies jedoch keinen Einfluss, wie die in der Abbildung dargestellte Pendelhärte zeigt<br />

■■ ED AMEO 100:16 ■■ EF AMEO 100:16 ■■ EF AMEO/AMMO 100:14<br />

■■ EF AMEO/DBTL 100:18 ■■ EF AMEO/DBTL 100:14<br />

Pendelhärte [n]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1 2 3 7 14 21 28 35<br />

Tage<br />

Abhängigkeit der Trocknungszeit von Härter (AMEO steht für 3-Aminopropyltriethoxysilan,<br />

AMMO für 3-Aminopropyltrimethoxysilan) und Katalysator (DBTL steht für Dibutyl zinndilaurat):<br />

Ob hohe Luftfeuchtigkeit oder extreme Temperaturen – mit SILIKOPON ® EF lässt sich die<br />

Härtungsgeschwindigkeit den jeweiligen Erfordernissen anpassen<br />

■■ ED AMEO ■■ EF AMEO ■■ EF AMEO/AMMO 100:14<br />

■■ EF AMEO/DBTL 100:18 ■■ EF AMEO/DBTL 100:14<br />

Trocknungsgrad (Touch dry)<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Gut<br />

1<br />

0<br />

1 2 3 4 5<br />

Stunden<br />

COATINGS<br />

zinn dilaurat (DBTL) sowie mit Bismutverbindungen eingesetzt<br />

werden können.<br />

Die Härte des Lackfilms bleibt davon unbeeinflusst – am<br />

Ende des Prozesses stellt sich unabhängig sowohl vom Härter als<br />

auch vom Katalysator immer der gleiche Wert ein. Das hat den<br />

Vorteil, dass der Härtungsvorgang entsprechend den jeweiligen<br />

Umgebungsbedingungen durch die Wahl des Härters und gegebenenfalls<br />

des Katalysators schneller oder langsamer eingestellt<br />

werden kann und dennoch immer zum gleichen Ergebnis führt –<br />

ein deutlicher Pluspunkt gegenüber Zweikomponenten-PUR-<br />

Systemen. In Langzeitversuchen wiesen die Entwickler außerdem<br />

nach, dass SILIKOPON ® EF im Gegensatz zum Vorgänger<br />

ED nicht zur Versprödung neigt.<br />

Ein zusätzliches Kriterium ist die Trocknungsgeschwindig -<br />

keit. Das gilt insbesondere bei größeren Objekten, wie zum<br />

Beispiel Eisenbahnwaggons, die immer noch von Hand lackiert<br />

werden. Für einen guten Verlauf der Beschichtung darf der >>><br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER 7


Lack nicht zu schnell „anziehen“, sondern muss noch gut fließen,<br />

wenn der Lackierer wieder am Ausgangspunkt seiner<br />

Lackie rung angelangt ist. Auch diese Zeitspannen können<br />

durch die Variation von Härter-Katalysator-System den<br />

Notwendigkeiten angepasst werden.<br />

Andererseits gibt es auch Fälle, in denen große Werkstücke<br />

schnell staubtrocken oder sogar regensicher sein müssen, weil<br />

der Platz in der Lackiererei anderweitig benötigt wird. Ähnliches<br />

gilt für Trockendocks von Schiffen, wo schon aus Kos -<br />

tengründen jede Stunde zählt. Zudem geht es hier nicht um die<br />

Schönheit des Lacks, sondern um den effizienten Auftrag und<br />

einen sicheren Korrosionsschutz. Selbst so gravierende klimatische<br />

Unterschiede, wie sie beim Streichen einer Metallkon -<br />

struk tion im extrem kalten und trockenen Murmansk oder<br />

beim Beschichten eines Krans im heißen, feuchten Singapur<br />

herrschen, lassen sich mit der Neuentwicklung von <strong>Evonik</strong><br />

überbrücken.<br />

Umweltverträgliche Lackformulierungen<br />

mit geringem VOC-Gehalt<br />

Mit den neuen SILIKOPON ® EF-Systemen stehen besonders<br />

umweltverträgliche Lackformulierungen zur Verfügung, die je<br />

nach verwendetem Pigment zu 70 bis 90 Prozent aus Produkten<br />

von <strong>Evonik</strong> bestehen. Der besondere Vorteil besteht in dem<br />

unerreicht niedrigen VOC-Gehalt, der unter 100 Gramm pro<br />

Liter liegt und damit gegenüber bestehenden Systemen eine<br />

klare Verbesserung schafft.<br />

Aber nicht nur auf Stahl, sondern auch auf verschiedenen<br />

Holzsorten macht SILIKOPON ® EF eine sehr gute Figur. Auch<br />

hier kann der VOC-Anteil auf unter 100 Gramm pro Liter<br />

gedrückt werden. Zudem verleihen entsprechende Anstriche<br />

Holz eine besondere Anmutung – das Holz wirkt sehr lebendig<br />

und die Fachleute sprechen von einer brillanten Anfeuerung.<br />

Weitere Vorteile gerade beim Holz sind die schwere Entflamm -<br />

8 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


arkeit und die Abriebfestigkeit. Diese Eigenschaften erschließen<br />

hochwertige Anwendungen wie den Yacht- und Flugzeug -<br />

innenausbau, aber auch stark strapazierte Fußböden. Dabei<br />

sind diese Lösungen auch wirtschaftlich. Beim Flugzeug- und<br />

Yachtinnenausbau müssen heute noch bis zu sieben Schichten<br />

lackiert werden, bei den neuen Systemen würden maximal drei<br />

Aufträge reichen.<br />

Neue Möglichkeiten ergeben sich auch im schweren<br />

Kor ro sions schutz. So lässt sich hoch mit Zinkstaub gefülltes<br />

SILIKOPON ® EF als Zweikomponenten-Silicon-Epoxy-Primer<br />

einsetzen. Einige große Kunden arbeiten in Forschung und<br />

Entwicklung bereits an Kombinationen beider Systeme, um ein<br />

Optimum bei den Eigenschaften zu erreichen. Die anorganische<br />

Lösung auf Basis von Kieselsäureestern hat Vorteile bei der<br />

schnellen Trocknung und dem Korrosionsschutz der Beschich -<br />

tung. Die organische Alternative dagegen sammelt Pluspunkte<br />

bei einer besseren Haftung und einer höheren Flexibilität. For -<br />

Vielseitig: SILIKOPON ®<br />

EF sorgt bei Holz für eine<br />

brillante Anfeuerung,<br />

kann bei glas- und kohle -<br />

faserver stärkten Kunst -<br />

stoffen zur Gewichts ein -<br />

sparung beitragen, haftet<br />

auch auf Beton sehr gut<br />

und schützt Metall -<br />

konstruktionen zuver -<br />

lässig vor Korrosion<br />

COATINGS<br />

mu lierungen auf der Basis von SILIKOPON ® EF vereinen beide<br />

Eigenschaften in einem Produkt.<br />

Grundsätzlich gilt: Die Einsatzchancen der neuen Lacke<br />

sind noch gar nicht endgültig ausgelotet. Fest steht bisher aber,<br />

dass SILIKOPON ® EF auf Metallen ebenso gut einsetzbar ist wie<br />

auf Beton oder Kompositwerkstoffen, also glasfaser- oder kohlefaserverstärkten<br />

Kunststoffen. Diese sind von immer größerer<br />

Bedeutung bei Rotorblättern für Windkraftanlagen oder im<br />

Flugzeugbau. Hier kann ein einschichtiger Aufbau auch zur Ge -<br />

wichtseinsparung beitragen. Ein geringeres Gewicht ist auch<br />

immer ein Thema für die Automobilhersteller – und dieser Be -<br />

reich gilt unangefochten als Champions League der Lackierer.<br />

Könnte gut sein, dass sie eines Tages auch SILIKOPON ® EF offen -<br />

steht. ●<br />

MARKUS HALLACK<br />

Jahrgang 1966<br />

Markus Hallack ist Mit ar -<br />

beiter des <strong>Evonik</strong>-Ge -<br />

schäfts bereichs Coatings &<br />

Additives am Standort<br />

Hopewell, Virginia, USA,<br />

wo das Unternehmen ein<br />

technisches Kompetenz -<br />

zentrum für Coatings und<br />

Inks unterhält. Er arbeitet<br />

dort als Senior Technology<br />

Manager für Beschichtungsadditive und Spezialharze<br />

der <strong>Evonik</strong>-Marke Tego.<br />

+1 804 541-8658, markus.hallack@evonik.com<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER 9


KOOPERATION MIT DEM INSTITUT FÜR PARTIKELTECHNIK<br />

Hochleistungselektroden für großformatige<br />

TORBEN HÖFEL (IPAT, TU BRAUNSCHWEIG), DR. ANDRÉ MECKLENBURG, DR. ANDREAS SCHORMANN, DR. CLAUDIA VEIT<br />

Vor einem Jahr hat die <strong>Evonik</strong> Litarion GmbH, eine hundertprozentige Tochter von <strong>Evonik</strong> Industries,<br />

in Kamenz bei Dresden mit der Aufnahme des Produktionsbetriebs für die Serien ferti gung von<br />

Elek troden für großvolumige Lithium-Ionen-Batterien begonnen – ein neuer Markt, der gerade im<br />

Ent stehen ist und mit Blick auf Hybridfahrzeuge und stationäre Speichersysteme attraktives Wachs tum<br />

verspricht. Konsequenterweise beschränkt <strong>Evonik</strong> sich nicht auf die reine Produk tion der neu entwickelten<br />

Elektroden, sondern sucht bereits nach Verbesserungs möglich keiten. Mit im Boot sind<br />

Hochschulpartner wie das Institut für Partikeltechnik der Technischen Univer sität Braunschweig.<br />

Fortschrittliche Energiespeicher auf Basis von Lithium-<br />

Ionen-Akkumulatoren dominieren schon heute den<br />

Bereich portabler Anwendungen mit über 99 Prozent.<br />

Für Mobiltelefone, Laptops, Kameras und Unterhal -<br />

tungs elektronik sind sie inzwischen unverzichtbar. Grund sätz -<br />

lich sind derartige Systeme dank ihrer hohen Energiedichte<br />

aber auch für viele andere Anwendungen geeignet. Dazu zählen<br />

insbesondere Kraftfahrzeuge mit Hybrid- oder Elektro an -<br />

trieb, Speichersysteme im industriellen Umfeld für elektrische<br />

Antriebe in Maschinen und Transporteinrichtungen (mobil<br />

und stationär) sowie Speicherbatterien für den industriellen<br />

und häuslichen Gebrauch, die mit regenerativ gewonnenem<br />

Strom aus Wind- und Solaranlagen gespeist werden. Zusätz -<br />

liche Einsatzmöglichkeiten ergibt der Markt für kabellose<br />

Werk zeuge, für Boote, Fahrräder und Scooter. Grundvor aus -<br />

setzung für Erfolge in diesen Segmenten ist die Weiterent -<br />

wicklung des Lithium-Ionen-Akkus in Richtung höhere Leis -<br />

tung, längere Lebensdauer, verbesserte Sicherheit sowie ge -<br />

rin gere Kosten.<br />

Vor diesem Hintergrund hat die <strong>Evonik</strong>-Tochter Litarion am<br />

Standort Kamenz in Sachsen die Produktion von Hoch leis tungs -<br />

elektroden für großformatige Lithium-Ionen-Batteriesysteme<br />

aufgenommen, die von der am gleichen Standort ansässigen<br />

Bei der Serienfertigung<br />

von Elektroden für<br />

großvolumige Lithium-<br />

Ionen-Bat te rien in<br />

Kamenz wird eine Me -<br />

tall folie, der so genannte<br />

Stromsammler, mit wenigen<br />

Mikrometer großen<br />

Partikeln beschichtet.<br />

Zum Einsatz kommen<br />

z. B. Graphitpartikel für<br />

die Anode und Lithium-<br />

Metalloxidpartikel für<br />

die Ka thode; die fertige<br />

Schicht ist etwa 20 bis<br />

200 Mikrometer dick<br />

Li-Tec Battery GmbH & Co. KG in einem engen Produktions -<br />

ver bund hergestellt werden. Für die notwendige Weiterent -<br />

wick lung der Schlüsselelemente der Batterie ist es von essenzieller<br />

Bedeutung, die physikalisch-chemischen Zusammen -<br />

hänge nicht nur im gesamten Herstellungsprozess, sondern<br />

auch in den fertigen Elektrodenbändern selbst zu verstehen<br />

und weiter zu optimieren. Zu diesem Zweck kooperiert das<br />

Entwicklungs team von <strong>Evonik</strong> auch mit ausgesuchten Hoch -<br />

schul instituten. Eine Möglichkeit der Zusammenarbeit ist die<br />

Erstel lung von Studien- und Diplomarbeiten.<br />

So verfolgt <strong>Evonik</strong> mit dem renommierten Institut für<br />

Partikeltechnik (iPAT) der Technischen Universität Braun -<br />

schweig ein Gemeinschaftsprojekt, das die Übertragung von<br />

Erkenntnissen aus physikalisch-chemischen Grundlagen unter -<br />

suchungen in die industrielle Praxis zum Ziel hat. Durch den<br />

Wissenstransfer zwischen Produktion und Hochschule unter<br />

der Koordination des <strong>Evonik</strong>-Servicebereichs Verfahrenstech -<br />

nik & Engineering war es beiden Seiten möglich, die bereits<br />

vorhandenen Erfahrungen des jeweiligen Partners zu nutzen.<br />

Das Institut für Partikeltechnik unter der Leitung von Prof.<br />

Dr.-Ing. Arno Kwade ist wie <strong>Evonik</strong> Mitglied der DFG-Pro jekt -<br />

initiative „Funktionsmaterialien und Materialanalytik zu Li thi -<br />

um-Hochleistungsbatterien“. Es hat besondere Kompetenzen<br />

10 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


Lithium-Ionen-Batterien<br />

auf den Gebieten Zerkleinern, Mischen und Dispergieren<br />

sowie Pulverhandling und -verdichtung. Die Ausstattung des<br />

iPAT, die teils bereits länger vorhanden ist, teils im Rahmen der<br />

DFG-Projektinitiative zusätzlich beschafft wurde, erlaubt die<br />

Durchführung und Untersuchung des Herstellungsprozesses<br />

von Lithium-Ionen-Elektroden im Kleinmaßstab. Die Möglich -<br />

keiten reichen von der Materialvorbehandlung über die Disper -<br />

gierung der Suspensionen bis zur Beschichtung, Trocknung<br />

und Verdichtung der Elektrodenschichten.<br />

Entwicklungsziel: längere Lebensdauer der Elektroden<br />

Für die Analytik verfügt das iPAT unter anderem über diverse<br />

Partikelgrößenmessgeräte bis in den Nanometerbereich, über<br />

Rheometer sowie über Geräte zur Messung von mikromechanischen<br />

Eigenschaften – dazu gehören unter anderem ein Ras ter -<br />

kraftmikroskop und ein Nanoindenter, mit dem Härtemes sun gen<br />

und die Bestimmung von elastischen Eigenschaften mög lich<br />

sind. Speziell für die Ermittlung der mechanischen Fes tig keit<br />

und Beständigkeit von Elektrodenbeschichtungen, die einen<br />

bedeutenden Einfluss auf die zyklische und kalendarische<br />

Lebensdauer der Elektroden haben, entwickelt oder adap tiert<br />

das iPAT derzeit verschiedene Methoden: die Nano in den tation,<br />

den Stirnabzugstest – die gebräuchlichste und am weitesten<br />

entwickelte quantitative Methode zur Messung der Haft -<br />

festigkeit dünner Oberflächenschichten – oder den Drei punkt -<br />

biegetest zur Messung der Verbund fes tig keit.<br />

Elektroden für Lithium-Ionen-Akkumulatoren bestehen<br />

aus wenigen Mikrometer großen Partikeln, z. B. Graphit par -<br />

tikel auf der Anode und Lithium-Metalloxidpartikel auf der<br />

Kathode. Diese sind auf einer Metallfolie, dem so genannten<br />

Strom sammler, in einer etwa 20 bis 200 μm starken Schicht<br />

gebunden. Wichtige Eigenschaften der Schicht sind das Flä chengewicht,<br />

die Schichthöhe und -breite, die Porosität so wie die<br />

Gemeinsam mit dem<br />

iPAT untersucht <strong>Evonik</strong><br />

Litarion beispielsweise<br />

die Schichterzeugung in<br />

der Produktionsanlage<br />

unter gezielter Variation<br />

der Dispersionseigen -<br />

schaften, insbesondere<br />

der rheologischen Eigen -<br />

schaften. Die Grafik<br />

zeigt, wie sich die Visko -<br />

si tät der Dispersion in<br />

Abhängigkeit von<br />

Fest stoff gehalt und<br />

Tempe ra tur ändert<br />

■■ T = 20 °C<br />

■■ T = 35 °C<br />

■■ T = 50 °C<br />

Viskosität [Pa•s]<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

●<br />

3<br />

●<br />

2<br />

1<br />

●<br />

0<br />

48<br />

●<br />

50 52 54 56 58 60 62 64 66<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

INORGANIC PARTICLE DESIGN<br />

Schichtkontur. Vor der Beschichtung müssen die Par tikel in<br />

einem Lösungsmittel zusammen mit einem Bindemittel dispergiert<br />

werden. Für die Beschichtung selbst stehen unterschied -<br />

liche Verfahren zur Verfügung, wobei die Auswahl unter<br />

anderem von der Gerätegröße – Labor- oder Produktionsmaß -<br />

stab – ab hängt. Die Rezeptur der Dispersion muss dem Be -<br />

schich tungs verfahren unter Einhaltung der gewünschten elektrochemischen<br />

Parameter der Elektroden angepasst werden.<br />

Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen <strong>Evonik</strong> und dem<br />

iPAT wird zum Beispiel der Einfluss wichtiger For mu lie rungsund<br />

Dispergierparameter auf die geometrischen und physikalischen<br />

Eigenschaften – unter anderem Höhe, Kontur und Po ro -<br />

si tät – von Elektrodenschichten untersucht. Konkret wol len die<br />

Forscher folgende Fragen klären:<br />

• Welchen Einfluss haben Rezeptur- und Disper gier para me -<br />

ter wie Feststoffgehalt, Dispergierzeit und -intensität, Tem pe -<br />

ratur und Vakuum auf die rheologischen Eigenschaften und die<br />

Stabilität der Dispersion für die Beschichtung?<br />

• Wie verläuft die Schichterzeugung in der Produk tions an -<br />

la ge unter gezielter Variation der Dispersionseigenschaften,<br />

insbesondere der rheologischen Eigenschaften, und gegebenenfalls<br />

unter Berücksichtigung des Beschichtungsverfahrens?<br />

• Wie hängen die Porosität verschiedener Elektroden schich -<br />

ten und die elektrochemische Leistung des fertigen Produkts<br />

zu sammen?<br />

Durch eine tiefer gehende Kenntnis dieser essenziellen<br />

Stru ktur-Eigenschaftsbeziehungen der untersuchten Systeme<br />

ist es möglich, Elektrodenbänder noch besser auf die jeweilige<br />

An wendung abzustimmen und maßgeschneidert für den Kun -<br />

den herzustellen. Auf diese Weise sollen auch die Elek tro den<br />

zur weiteren Verbesserung der Lithium-Ionen-Batterien bei -<br />

tragen. Auch deshalb soll die Zusammenarbeit mit dem iPAT,<br />

die sich schon jetzt bewährt hat, in Zukunft noch erweitert werden.<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Feststoffgehalt [%]<br />

ANSPRECHPARTNER<br />

DR. ANDRÉ MECKLENBURG<br />

Servicebereich Verfahrenstechnik & Engineering<br />

<strong>Evonik</strong> Degussa GmbH<br />

+49 6181 59-4223<br />

andre.mecklenburg@evonik.com<br />

DR. ANDREAS SCHORMANN<br />

Produktionsleitung<br />

<strong>Evonik</strong> Litarion GmbH<br />

+49 3578 37487-314<br />

andreas.schormann@evonik.com<br />

DR. CLAUDIA VEIT<br />

Elektrodenentwicklung<br />

<strong>Evonik</strong> Degussa GmbH<br />

+49 2365 49-5093<br />

claudia.veit@evonik.com<br />

11


NEUE STABILISATOREN FÜR PUR-SCHÄUME<br />

Energiesparen mit besseren<br />

DR. CHRISTIAN EILBRACHT, DR. CARSTEN SCHILLER<br />

Mit der Entwicklungsinitiative Appliance 2010 hat <strong>Evonik</strong> gemeinsam mit Kunden die Energie -<br />

effizienz von Kühlschränken ins Visier genommen: Die nächste Generation von Kühlschränken<br />

soll um bis zu fünf Prozent weniger Energie verbrauchen, weil die als Dämmschicht eingesetzten<br />

PUR-Hartschäume noch besser isolieren. Die Stellschraube, an der die <strong>Evonik</strong>-Forscher dabei<br />

drehen, ist winzig, aber wirkungsvoll: Speziell entwickelte Additive, die am Hartschaum einen<br />

Anteil von weniger als ein Prozent haben, verbessern die Zellstruktur und damit die wärmedämmenden<br />

Eigenschaften.<br />

Je feinzelliger der als Dämmschicht in Kühlschränken eingesetzte PUR-Hartschaum<br />

ist, desto besser ist die Wärmeisolierung. Um die Feinzelligkeit zu überprüfen,<br />

wurde im Rahmen einer Entwicklungskooperation eine neue Methode zur zwei -<br />

dimen sio na len Visu a li sierung und Auswertung entwickelt, die erstmalig eine routine<br />

mäßige Analyse groß flächiger Hart schaum stoff e ermöglicht. Dabei handelt es<br />

sich um eine Kombi nation aus Mikro s kop und Digitalkamera, die unter spezieller<br />

Beleuchtung Aufnahmen des zuvor angefärbten Schaums macht. Eine maßgeschneiderte<br />

Softwarelösung bestimmt dann die Anzahl und die Größe der Zellen<br />

12 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


Kühlschränken<br />

Allenfalls brauchbar zur Herstellung von Emmentaler-<br />

Käse-Imitationen, schrieben Mitarbeiter der Prüf stel -<br />

le, die 1941 ein Stück aufgeschäumtes Polyure than<br />

(PUR) untersuchen mussten. Inzwischen hat sich der<br />

Kunststoff, auf den Otto Bayer 1937 das Grundpatent er hielt, als<br />

wahres Verwandlungsgenie erwiesen. Das liegt nicht zuletzt an<br />

der Verfügbarkeit von unterschiedlichsten Po ly olen und Iso cy a -<br />

na ten – den Grundchemikalien zur Herstellung von Polyure -<br />

than werkstoffen. In Gegenwart von Wasser und/oder physikalischen<br />

Treibmitteln und Verarbeitungshilfen werden sie un ter<br />

Einsatz von geeigneten Maschinen in einer Poly additions -<br />

reaktion zu den gewünschten Pro duk ten umgesetzt.<br />

Polyurethan – jung durch Vielfalt<br />

Schon das Eigenschaftsspektrum zwischen hart und spröde<br />

bzw. weich und elastisch zeigt, welche Möglichkeiten in dem<br />

Material schlummern. Entsprechend vielfältig sind die An wen -<br />

dungen: Schuhsohlen oder Dichtungsmaterialien, Matratzen<br />

oder Fußbodenbeläge, Autositze, Montageschäume oder Wär -<br />

medämmplatten – Polyurethane sind überall. Eine essenzielle<br />

Rolle spielen sie auch als Isoliermaterial in Kühlschränken,<br />

Kühl containern und im Industriebau. Hier wird der Polyure -<br />

than-Hartschaum als Isolier- und Dämmschicht zwischen Deck -<br />

schichten aus Stahlblech, Aluminium oder Kunststoff eingesetzt,<br />

wobei der Schaum auch gleichzeitig die Verklebung der<br />

beiden Deckschichten zu einem Sandwich-Element und damit<br />

auch konstruktive Aufgaben übernimmt. Dieses Eigenschafts -<br />

profil macht den Polyurethanschaum zu einem nicht ersetzbaren<br />

Werkstoff im industriellen Kühl- und Gefriergerätebau.<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

Es ist erklärtes Ziel der Branche, die Wärme -<br />

leit fähig keit von Polyurethan-Hartschaum -<br />

systemen für Kühl schrankanwendungen bis<br />

zum Jahr 2010 um bis zu zehn Prozent zu<br />

verbessern. Diese herausfordernde Aufgabe<br />

erfordert gemeinsame Anstrengungen von<br />

Systemhäusern und den Additivlieferanten.<br />

Die Wärmeleitfähigkeit von Hartschaumstof<br />

fen setzt sich aus verschiedenen Anteilen<br />

zusammen: Wärme lei tung durch das Zellgas,<br />

Wärmeleitung durch die Poly mer matrix und<br />

Wärmestrahlung. Die beiden ersteren hängen<br />

von der chemischen Natur des Treibmittels<br />

und der Basisrohstoffe ab – hierauf können die<br />

System häu ser bei der Formulierungsent -<br />

wick lung Einfluss nehmen, müssen aber die<br />

Gege benheiten des Marktes beachten. Die<br />

Wärmestrahlung hängt dagegen von der Zell -<br />

struktur ab. Je feinzelliger der Schaum ist,<br />

desto weniger Wärmestrahlung kann durch<br />

ihn hindurchtreten. Hier ist der Ansatzpunkt<br />

der Additive von <strong>Evonik</strong>. Sie erlauben eine<br />

feinere Zellstruktur und werden dadurch<br />

einen wesentlichen Anteil zu der Reduzie rung<br />

der Ge samtwärmeleitfähigkeit beitragen<br />

INTERFACIAL TECHNOLOGIES<br />

Additive für den optimalen Schaum<br />

<strong>Evonik</strong> entwickelt bereits seit Jahren unverzichtbare Additive,<br />

insbesondere Schaumstabilisatoren, die für die Produktion und<br />

die Optimierung der Eigenschaften von Schaumstoffen von herausragender<br />

Bedeutung sind. Die neuesten Entwicklungen in<br />

diesem Bereich ermöglichen feinste Zellstrukturen, die die Wärmedämmung<br />

von Kühlschränken verbessern und somit auch<br />

einen indirekten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Schaum -<br />

stabilisatoren basieren auf organisch modifizierten Siloxanen,<br />

leiten sich also von einer Chemie ab, in der <strong>Evonik</strong> über ein breites<br />

Know-how verfügt. Geforscht und entwickelt wird dabei im<br />

Verbund: So erfolgen Synthese und anwendungstechnisches<br />

Screen ing von neuen oder weiterentwickelten Mole külen in<br />

Es sen, in Hopewell (Virginia, USA) und in Shanghai, die semiindustrielle<br />

Ausprüfung übernimmt dann das Labor am Standort<br />

in Hopewell.<br />

Unter der Bezeichnung Appliance 2010 hat <strong>Evonik</strong> nun eine<br />

Entwicklungsinitiative gestartet, die sich an ähnliche Projekte<br />

auf Kundenseite anlehnt. Konkret geht es dabei um den Kühl -<br />

schrank der Zukunft, der nicht zuletzt besonders ener gie spa -<br />

rend und umweltverträglich gestaltet sein muss. Unter suchun gen<br />

nach der Methode der Ökoeffizienzanalyse zeigen, dass schon<br />

jetzt neue Kühlschränke mit der Ener gie effizienzklasse A so viel<br />

Strom sparen, dass ihre Anschaffung gegenüber älteren Model -<br />

len (Stromverbrauch 330 kWh pro Jahr) nicht nur ökologisch,<br />

sondern auch ökonomisch sinnvoll ist. Mit geringen Mehr -<br />

kosten bei der Anschaffung kann durch einen solchen Kauf eine<br />

hohe Umweltentlastung erreicht werden, die sich durch den<br />

geringeren Stromverbrauch auch finanziell auszahlt. >>><br />

Typische Wärmeleitfähigkeiten von<br />

PUR-Kühlschrank-Systemen<br />

■■ Zellstrukturabhängiger Anteil<br />

■■ Von Treibmitteln und Basisrohstoffen<br />

abhängiger Anteil der Wärmeleitfähigkeit<br />

0<br />

Bis zu 10 % Verringerung<br />

der Wärmeleitfähigkeit<br />

Beitrag der<br />

Additive von <strong>Evonik</strong><br />

v<br />

Entwickungsziel für 2010<br />

Markteinführung 2008<br />

Aktuelle Systemgeneration<br />

v<br />

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

mW/m•K<br />

13


Die Chemie für den Schaum<br />

Bei Schaumstabilisatoren handelt es sich um<br />

Polydimethylsiloxan-Polyether-Copoly mere,<br />

die zur Gruppe der Silicontenside gehören.<br />

Sie erfüllen trotz ihres geringen Gewichts -<br />

anteils von weniger als ein Prozent an der<br />

Gesamtformulierung gleich mehrere Aufga -<br />

ben. So erleichtern sie das Mischen der unterschiedlichen<br />

Bestand teile, indem sie die<br />

Grenz flächenspannung herabsetzen. Eine<br />

intensive Vermischung der Kompo nen ten ist<br />

Voraussetzung für einen gleichmäßigen<br />

Reak tionsverlauf und die Bildung eines ho mo -<br />

genen Werkstoffs.<br />

Die Verringerung der Oberflächenspannung begünstigt zudem<br />

auch die Nukleierung der Schaumzellen, weil die Bildung kleiner<br />

Gasbläschen aus der in den Rohstoffen gelösten Luft gefördert wird.<br />

Die Anzahl dieser Gasbläschen ist entscheidend für die Fein zelligkeit<br />

des entstehenden Schaums.<br />

Die wichtigste Aufgabe des Stabilisators ist die Stabilisierung des<br />

Schaums gegenüber dem Aufplatzen von Zellwänden, das zur Ver -<br />

gröberung des Schaums und zum Verlust an Volumenaus b eute, im<br />

Extremfall auch bis zum vollständigen Kollaps des Schaums, führen<br />

würde. Auch hierbei ist die außergewöhnliche Ober flächen aktivität<br />

von Silicontensiden das entscheidende Wirk prinzip – mit siliconfreien<br />

Tensiden gelingt die Stabilisierung in der Regel nur unzureichend.<br />

Nach dem Aushärten der Polyurethanmatrix ist die Schaum struktur<br />

fixiert und der Stabilisator hat seine Aufgaben erfüllt.<br />

Die Synthese der Polydimethylsiloxan-Polyether-Copolymere<br />

voll zieht sich in zwei Schritten. Zunächst erfolgt eine Gleich ge wichtsreaktion,<br />

bei der oligomere Sili con bau steine in polymere Silicone<br />

Die Herstellung von Polyurethan-Hart -<br />

schaum aus den flüssigen Rohstoffen<br />

erfolgt mit Hilfe von Hoch druck-Ver -<br />

schäumungsanlagen. Damit bei der<br />

Aus prü fung von Additiven keine ganzen<br />

Kühlschränke ausgeschäumt werden<br />

müssen, gibt es Laborhohl formen wie<br />

die so genannte Boschlanze oder Brett -<br />

form. Die Formen sind temperaturkontrolliert<br />

und ermöglichen die Herstel -<br />

lung von Hartschaumprüf körpern, die<br />

Rückschlüsse auf das Schaumverhalten<br />

unter den realen Produktionsbedin -<br />

gun gen erlauben. Diese Versuche<br />

zeigen im Übrigen auch deutlich, dass<br />

das unterschiedliche Fließen des<br />

Schaums in Abhän gigkeit vom Schaum -<br />

stabilisator erfolgt. So lassen sich<br />

Fließhöhe, aber auch Fließstörungen,<br />

die nach dem Aufschneiden der<br />

Prüf körper erkennbar sind, durch<br />

angepasste Stabilisatoren deutlich<br />

beeinflussen<br />

14<br />

H3C<br />

CH3<br />

Si O<br />

CH3<br />

CH3<br />

Si O<br />

CH3<br />

Chemische Struktur<br />

der als Stabilisator für<br />

PUR-Hart schäume<br />

genutzten Polydime -<br />

thyl siloxan-Polyether-<br />

Copolymere<br />

n<br />

CH3 CH3<br />

überführt werden. Im zweiten Schritt werden<br />

aus Ethylen- und Propy len oxid herge-<br />

Si O Si CH3stellte<br />

Polyether an diese Sili con inter me di -<br />

CH2 CH3 ates geknüpft.<br />

CH2<br />

Die neueste Gene ra tion der Hart -<br />

CH2<br />

schaum sta bi li satoren von <strong>Evonik</strong> weist eine<br />

O<br />

besondere geometrische Anordnung dieser<br />

C2H4 x<br />

Polyether am Siloxan rücken auf, die verbes-<br />

O<br />

serte Eigenschaften ermöglicht. Der Silo -<br />

C3H6 y<br />

xan bestandteil garantiert die hohe Ober flä -<br />

OR<br />

m<br />

chenaktivität, der Polyetherbe stand teil sorgt<br />

dagegen für eine ausreichende Verträg lich -<br />

keit mit bzw. Löslichkeit in den übrigen Komponenten der Poly -<br />

urethanfor mu lierung.<br />

Aus der grundsätzlichen Reaktionsführung lässt sich eine hohe<br />

strukturelle Vielfalt ableiten. Variationsmöglichkeiten bieten das<br />

Mole kulargewicht des Copolymers sowie das Verhältnis von Siloxan<br />

zu Polyether. Das Molekulargewicht beeinflusst die Mobilität und<br />

Verfügbarkeit der Moleküle an der Oberfläche. Stabilisatoren mit<br />

einem hohen Molekulargewicht sind daher besser geeignet für<br />

wenig katalysierte Systeme, die einen hohen Bedarf an physikalischer<br />

Stabilisierung haben.<br />

Andererseits sind Stabilisatoren mit geringerem Moleku lar -<br />

gewicht besonders geeignet für schnelle, hoch katalysierte Syste -<br />

me, in denen die chemische Vernetzung wesentlich zur Stabilität<br />

während der Verarbeitung beiträgt. Weitere Stellschrauben sind<br />

das Verhältnis und die Anordnung von Ethylen- bzw. Propylen oxid<br />

im Polyether sowie auch die verwendete Endgruppe am Polyether.<br />

Beide haben starken Einfluss auf die Löslichkeit der Pro dukte in den<br />

Rohstoffen und auf deren Wirksamkeit.<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


Nach Berechnungen des Wuppertal Institutes könnte durch<br />

den Austausch von Kühlgeräten, die mehr als zehn Jahre alt sind,<br />

gegen durchschnittliche Geräte der Energieeffizienzklasse A<br />

der Stromverbrauch in deutschen Haushalten – dies sind etwa<br />

130 Terawattstunden – um circa 2,5 bis 4,0 Prozent reduziert<br />

wer den. Ziel der gemeinsamen Entwicklungsarbeiten von<br />

<strong>Evonik</strong> und seinen Kunden ist es nun, bis zum Jahr 2010 nochmals<br />

eine deutliche Effizienzsteigerung von Kühlgeräten zu<br />

realisieren.<br />

Für jeden Kühlschrankhersteller eine eigene Lösung<br />

Alle Arbeiten im Rahmen von Appliance 2010 werden in engs -<br />

tem Kontakt mit Kunden durchgeführt, wobei neben den sys -<br />

tem spezifischen Kundenanforderungen insbesondere auch<br />

regionale Unterschiede der großen Märkte Europa, USA und<br />

Asien im Fokus stehen. So werden zum Beispiel in Europa be -<br />

vor zugt Pentan-Isomere als Treibmittel verwendet, während in<br />

den USA insbesondere 1,1,1,3,3-Pentafluorpropan (HFC-<br />

245fa) zum Einsatz kommt.<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

INTERFACIAL TECHNOLOGIES<br />

Mit Hilfe der neuen Zellstruktur-Ana -<br />

lysemethode lässt sich die positive<br />

Wir kung der optimierten Schaum sta bi -<br />

lisatoren und Nukleierungsmittel von<br />

<strong>Evonik</strong> auf die Feinzelligkeit von Poly -<br />

urethan-Hartschaumstoffen sichtbar<br />

machen: Die linke Abbildung zeigt<br />

eine mikroskopische Aufnahme der Zell -<br />

struktur eines aktuellen Schaum systems<br />

für Kühlschrankanwen dun gen; die rechte<br />

Abbildung zeigt – bei gleichem<br />

Vergrößerungsfaktor – einen mit dem<br />

gleichen Polyurethansystem erhaltenen<br />

Schaumstoff, wobei jedoch die Standard-<br />

Additivierung gegen die neuen Additive<br />

von <strong>Evonik</strong> ausgetauscht wurde<br />

Die größten Abnehmer dieser Polyurethanadditive von<br />

<strong>Evonik</strong> sind die führenden multinational operierenden Chemieun<br />

ternehmen, die sowohl als Erzeuger eines zentralen Roh -<br />

stoffes (Diphenylmethandiisocyanat [MDI]) im PUR-Markt<br />

agie ren als auch als so genannte Systemhäuser fungieren. Dabei<br />

liefern sie den Kühlschrankproduzenten fertig vorformulierte<br />

Polyurethansysteme, bestehend aus der Mischung aus Poly olen<br />

und Additiven (A-Komponente) und dem Isocyanat (MDI,<br />

B-Kom ponente). <strong>Evonik</strong> unterstützt die Systemhäuser dabei,<br />

in dividuell zugeschnittene Lösungen für einzelne Kühl schrankhersteller<br />

zu finden. Als Schlüsselerfolgsfaktor für <strong>Evonik</strong> hat<br />

sich hier das breite anwendungstechnische Know-how, gepaart<br />

mit intensiven Entwicklungsnetzwerken mit allen führenden<br />

Sys temhäusern, erwiesen. Dadurch kann das Unternehmen<br />

Kun denbedürfnisse frühzeitig erkennen und schnell kreative<br />

Ansätze für kundenorientierte Lösungen entwickeln.<br />

Der frühzeitige Einstieg von <strong>Evonik</strong> als Additivlieferant in<br />

den Entwicklungsprozess ermöglicht es, gemeinsam mit den<br />

Sys temhäusern Synergien zu nutzen und Wege zu beschreiten,<br />

die sich nur bei gleichzeitiger Optimierung von Polyol- >>><br />

15


For mu lierung und Schaumstabilisator eröffnen. Die hohe<br />

Kompe tenz in der Siliconchemie dient <strong>Evonik</strong> hier als Basis, mit<br />

deren Hilfe maßgeschneiderte Schaumstabilisatoren – wie<br />

nach dem Bau kastenprinzip – aufgebaut werden können, die<br />

den individu ellen Anforderungen unterschiedlichster Poly ure -<br />

than-Schaum systeme gerecht werden.<br />

Kühlschränke fit für die Zukunft machen<br />

Die Wärmeleitfähigkeit Lambda (λ) des eingesetzten Dämm -<br />

stoffs gilt als wichtigste Größe bei der Herstellung von Kühl -<br />

schränken, denn sie liefert das Bewertungskriterium für die<br />

isolierende Wirkung. Als Herausforderung hat sich die gesamte<br />

Branche und damit auch <strong>Evonik</strong> das Ziel gesetzt, den λ-Wert um<br />

bis zu zehn Prozent zu verbessern. Grundsätzlich gilt: Je feinzelliger<br />

der Schaum, desto besser ist die Wärmeisolation. Die<br />

Zellstruktur lässt sich in hohem Maße über die Wahl und die Gestaltung<br />

der Additive – insbesondere des Schaum sta bi li sa tors –<br />

beeinflussen. So leisten die Additive einen wesentlichen Beitrag<br />

zum Erreichen einer maximalen Energieeffizienz.<br />

Doch nicht nur die Feinzelligkeit des Schaums bestimmt die<br />

Energieeffizienz, auch dessen gleichmäßige und störungsfreie<br />

Verteilung ist von entscheidender Bedeutung. Bei der Kühl -<br />

schrankproduktion werden die Blechaußenhaut und die Kunst -<br />

stoffinnenhaut des Kühlschrankkabinetts in Stützformen fi -<br />

xiert. In den dazwischen freibleibenden Raum wird die flüssige<br />

Polyurethan-Reaktionsmischung – meist nur an einer einzigen<br />

Stelle – eingespritzt. Der entstehende und expandierende<br />

Schaum muss komplexe Fließwege zurücklegen, die ihn me -<br />

cha nisch beanspruchen und schädigen können, bis er den Hohl -<br />

raum in der Wandung ganz ausfüllt und ausgehärtet ist. Jede<br />

Fehlstelle, jede Störung kann zur Ausbildung von Wärme brü -<br />

cken führen, die die Isolationswirkung des Gesamtsystems vermindern.<br />

Deshalb ist die Verbesserung der Fließfähigkeit auch<br />

ein wichtiger Ansatzpunkt für den Additivhersteller.<br />

Mit Schaumstabilisatoren eines neuen, innovativen Struk -<br />

turtyps ist es <strong>Evonik</strong> gelungen, Feinzelligkeit und Fließverhal -<br />

ten gleichermaßen zu adressieren. Diese Substanzen ermöglichen<br />

eine besonders wirkungsvolle Absenkung der Ober -<br />

flächen spannung der Polyurethan-Reaktionsmischung, was<br />

einerseits die Entstehung der Schaumzellen (Nukleierung)<br />

fördert, d. h. den Schaum feinzelliger macht, und andererseits<br />

den expandierenden Schaum effektiv stabilisiert, d. h. die Fließ -<br />

fä hig keit verbessert und Schaumstörungen minimiert.<br />

Trotz der großen Erfolge, die Feinzelligkeit durch optimierte<br />

Schaumstabilisatoren zu verbessern, sind diesem Weg auch<br />

Grenzen gesetzt, da sich die Oberflächenspannung nicht beliebig<br />

weit absenken lässt. Auch deshalb hat <strong>Evonik</strong> zusätzliche<br />

Anstrengungen unternommen, um die heterogene Nukle ie rung<br />

durch Nutzung eines neuartigen Feststoffkonzepts zu unterstützen.<br />

Ein solches zusätzliches Nukleierungsmittel könn te die<br />

Keimzahl und damit die Feinzelligkeit noch weiter erhöhen.<br />

<strong>Evonik</strong> hat hierfür jetzt eine Lösung gefunden und zum Patent<br />

angemeldet.<br />

Stabilisatoren für Polyurethanschäume sind wichtige For -<br />

mulierungsbestandteile, die eine rationale Produktion oft erst<br />

ermöglichen, in jedem Fall aber wesentlichen Anteil an der Sys -<br />

Der Schnitt durch eine<br />

Kühlschrankfront zeigt,<br />

welche kom ple xen<br />

Fließwege die Polyure -<br />

than-Reaktionsmischung<br />

zurücklegen muss,<br />

die meist nur an einer<br />

einzigen Stelle eingespritzt<br />

wird<br />

temoptimierung haben. Die neuen Silicontenside zeigen dies<br />

deutlich – vor allem im Zusammenspiel mit der zusätzlichen<br />

Nukle ierung durch ausgewählte Feststoffe. Sie verbessern die<br />

Pro duktivität und senken die Kosten. Dank der vielen Stell -<br />

schrauben, die im System enthalten sind, und dem tiefen an -<br />

wen dungstechnischen Verständnis der Struktur-Wirkungsbe -<br />

ziehungen von <strong>Evonik</strong> lassen sich auf Basis der engen Ent wick -<br />

lungspartnerschaften kundenspezifische Lösungen nach dem<br />

Baukastenprinzip erzeugen. <strong>Evonik</strong> leistet mit dieser Spezialität<br />

auch einen Beitrag zum Umweltschutz – gemäß dem Motto:<br />

kleine Menge, große Wirkung. Bei einem Anteil von unter<br />

einem Prozent im Gesamtsystem sicherlich eine zutreffende<br />

Aussage. ●<br />

DR. CHRISTIAN EILBRACHT<br />

Jahrgang 1969<br />

Christian Eilbracht ist im <strong>Evonik</strong>-Geschäftsbereich<br />

Con sumer Specialties als Technical Director global verantwortlich<br />

für Entwicklung und Anwendungstechnik<br />

von Polyurethanadditiven. Nach Chemiestudium und<br />

Pro motion 1997 an der Universität Dortmund mit<br />

Schwer punkt Festkörperchemie startete er seine berufliche<br />

Laufbahn bei Hoechst im Bereich Hochtempera -<br />

tur supra leitung. Anschließend wechselte er zur Clariant<br />

in den Bereich Pigmente und Additive, wo er sich mit<br />

For schung und Entwicklung von Flammschutzmitteln<br />

für Thermoplaste und Polyurethanschäume beschäftigte. 2001 wechselte er zu<br />

<strong>Evonik</strong> Industries.<br />

+49 201 173-2882, christian.eilbracht@evonik.com<br />

DR. CARSTEN SCHILLER<br />

Jahrgang 1973<br />

Carsten Schiller arbeitet im <strong>Evonik</strong>-Geschäftsbereich<br />

Consumer Specialties als Technical Manager Rigid Foam<br />

Development in der Anwendungstechnik der Produkt -<br />

linie Polyurethanadditive. Zu seinen Aufgaben gehören<br />

Produktentwicklung, technischer Kundenser vice und<br />

technisches Key Account Management. Nach Chemie -<br />

studium an der Universität Hamburg und Pro motion an<br />

der Ruhr-Universität Bochum im Jahr 2003 forschte er<br />

an der Universität Duisburg-Essen an resorbierbaren Bio -<br />

materialien, bis er Anfang 2005 zu <strong>Evonik</strong> Industries kam.<br />

+49 201 173-2161, carsten.schiller@evonik.com<br />

16 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


+++ Lizenz für HCN-Technologie an Akzo Nobel<br />

<strong>Evonik</strong> Industries hat über sein Tochterunternehmen <strong>Evonik</strong> Röhm<br />

GmbH mit Akzo Nobel Functional Chemicals B.V., Amersfoort, ein<br />

Abkommen zur Lizenzierung seiner Cyanwasserstoff-Herstel lungs -<br />

technologie auf Basis des Andrussow-Verfahrens geschlossen. Akzo<br />

Nobel wird diese Technologie für die Herstellung von Chelatisie -<br />

rungs agenzien, die beispielsweise bei der Produktion von Seifen und<br />

Reinigungsmitteln Anwendung finden, in einer Anlage im World -<br />

scale-Maßstab am Standort Ningbo Chemical Industry Zone (NCIZ)<br />

in China nutzen. <strong>Evonik</strong> stellt Akzo Nobel im Rahmen der Lizenzver -<br />

gabe ein umfangreiches Technologiepaket zur Verfügung, das unter<br />

anderem die Beratung von der Planung bis zur Inbetriebnahme der<br />

Anlage umfasst.<br />

<strong>Evonik</strong> blickt bei der Herstellung von Cyanwasserstoff (HCN)<br />

auf über 50 Jahre Erfahrung zurück. Für drei der vier industriell verwendeten<br />

Direktsyntheseverfahren – das Andrussow-, das BMAund<br />

das Formamid-Verfahren – liegt umfangreiches Know-how vor.<br />

Das Andrussow-Verfahren ist das verbreitetste Direktsynthe se -<br />

verfahren zur Herstellung von Cyanwasserstoff. Dabei wird ein Ge -<br />

misch aus Ammoniak und Methan bei über 1.000 Grad Celsius an<br />

+++ <strong>Evonik</strong> koordiniert neues BMBF-Projekt<br />

<strong>Evonik</strong> Industries koordiniert in seinem Science-to-Business-Center<br />

Nanotronics das neue Projekt „Industrielle Sol-Herstellung und<br />

Beschichtung von flexiblen Trägersubstanzen mit nanoskaligen Sol-<br />

Gel-Materialien (SolGel)“ des Bundesministeriums für Bildung und<br />

Forschung (BMBF). An dem Projekt arbeiten neben <strong>Evonik</strong> die FH<br />

Südwestfalen, das Partikelinstitut der TU Braun schweig sowie die<br />

Firmen Ystral GmbH, Ballrechten-Dottingen, und SUNCoat GmbH,<br />

Zittau. Das am 1. Januar 2008 gestartete und auf drei Jahre angelegte<br />

Forschungsprojekt wird vom BMBF innerhalb des Rahmenkon -<br />

zepts „Forschung für die Pro duktion von morgen“ gefördert und vom<br />

Projektträger Forschungs zentrum Karlsruhe betreut.<br />

Die Sol-Gel-Technologie ist ein innovatives Verfahren für die<br />

Her stellung von dünnen, funktionellen Beschichtungen auf unter -<br />

schied lichen Substraten. Sol-Gel-Beschichtungen zeichnen sich<br />

durch hohen Kratz- und Abriebschutz unter Beibehaltung der substratspezifischen<br />

Flexibilität aus. Zusätzliche Eigenschaften wie<br />

Temperatur- und Chemikalienresistenz, Easy-to-clean, Antigraffiti<br />

und Wärmereflexion können entsprechend den Kundenanforde run -<br />

gen eingestellt werden. Anwendungsbereiche sind unter anderem<br />

der Schutz von Möbeloberflächen, die Ausrüstung von selbstklebenden<br />

Folien für die Folierung von Fahr zeugen, schmutzabweisende<br />

und schweißbeständige Kunstleder ober flächen und der UV-Schutz<br />

von textilen Geweben.<br />

Die Projektarbeiten konzentrieren sich auf die Entwicklung von<br />

industriellen Verfahren und Anlagen zur Oberflächenbeschichtung<br />

von flexiblen bahnförmigen Trägersubstraten wie Kunststofffolien,<br />

Poly estergewebe und Textilien mit nanoskaligem Sol-Gel-Material.<br />

Ziel ist es, Produkten neue, bisher unerreichte Oberflächeneigen -<br />

schaf ten zu ge ben. Dadurch sollen die Wertschöp fung der Pro duk te<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig verbes-<br />

news<br />

einem Platinnetz als Katalysator umgesetzt. Die Abwärme aus der<br />

Kühlung des Reaktionsaustrags wird genutzt, um Dampf zu erzeugen.<br />

Dieser Prozess stellt heute die wichtigste Methode zur großtechnischen<br />

Herstellung von Cyanwasserstoff dar.<br />

„Wir stellen unserem Partner umfangreiches Wissen und einen<br />

großen Erfahrungsschatz zur Verfügung und ermöglichen ihm so ein<br />

schnelles Erreichen des Marktstandards hinsichtlich Sicherheit, Ökologie<br />

und Ökonomie bei der Herstellung von Cyanwasserstoff“,<br />

betonte Gregor Hetzke, Leiter des Geschäftsbereichs Performance<br />

Polymers von <strong>Evonik</strong>.<br />

<strong>Evonik</strong> betreibt weltweit mehrere Anlagen zur Produktion von<br />

Cyanwasserstoffen und besitzt neben dem Technologiewissen auch<br />

umfangreiches Betreiber-Know-how. Die Prozesse wurden seit der<br />

Inbetriebnahme der ersten Anlage in den fünfziger Jahren kontinuierlich<br />

optimiert. Das Unternehmen hat verschiedene Patente zur<br />

Herstellung von Cyanwasserstoff nach dem Andrussow-Verfahren<br />

angemeldet. Dazu zählen neueste Entwicklungen, beispielsweise der<br />

Einsatz von mit Sauerstoff angereicherter Luft bei der Synthese,<br />

wodurch sich eine deutliche Kapazitätserhöhung erreichen lässt.<br />

sert werden. Die Übertragung von Dispergierung, Sol-Produktion<br />

und Applizierung des Be schich tungsmaterials auf bahnförmige Trä -<br />

ger substrate in den industriellen Produktionsmaßstab stellt den<br />

Schwer punkt des Projekts dar.<br />

Die Partner besitzen alle für die Erreichung der Ziele erforderlichen<br />

Kompetenzen in den Bereichen Dispergier tech nik, Verfahrens -<br />

tech nik und Prozesstechnik und können auf Vorarbeiten und um -<br />

fang reiches Know-how zurückgreifen. <strong>Evonik</strong> verfügt über Erfah -<br />

run gen bei der Entwicklung und Pro duk tion von Materialien und der<br />

Überführung in Dispersionen sowie bei der Beschichtung von Sub -<br />

stra ten. Die FH Südwestfalen verfügt über spezielle Kenntnisse, technische<br />

Einrichtungen und qualifiziertes Personal bei der Herstellung<br />

und Entwick lung neuartiger Materialien und ihrer Ver arbeitung zu<br />

na no skalierenden Schichten und Schichtsystemen. Das Institut für<br />

Par tikel technik der TU Braunschweig erforscht seit mehr als 20 Jah -<br />

ren die Zerkleinerung und Dispergierung von Mikro- und Nanopar -<br />

ti keln sowie den Aufschluss von Mikroorganismen. Ystral ist seit<br />

mehr als 30 Jahren auf dem Gebiet der Misch- und Dispergier technik<br />

tätig und stellt sowohl Maschinen als auch komplette Anla gen her.<br />

Die Firma SUNCOAT GmbH besitzt langjährige Erfah rungen in der<br />

Beschichtungstechnologie. Die Maschinenplattform für die Applika -<br />

tion des Sols auf Foliensubstrat steht hier zur Verfügung. Als Unter -<br />

auftragnehmer ist die EHA-Spezialmaschinenbau GmbH an dem Pro -<br />

jekt beteiligt. Sie ist Entwickler und Her stel ler von Maschinen und<br />

Anlagen für die Beschichtung von bahnförmigen Trägerstoffen und<br />

ein hochspezialisierter Anbieter von Sonder lösungen.<br />

Zentraler Punkt der Ergebnisverwertung des Projekts wird die<br />

Bereitstellung eines Verfahrens im industriellen Maßstab sein, mit<br />

dem flexible bahnförmige Substrate mit einem nanoskaligen Material<br />

auf Sol-Gel-Basis beschichtet werden können.<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER 17


Da Silicondichtmassen gute Beständig -<br />

keit gegen Wasser und hohe Elastizität<br />

aufweisen, kommen sie insbesondere<br />

im Sanitärbereich, in Küchen, an Fens -<br />

tern und im Außenbereich, aber auch in<br />

elektronischen Displays zum Einsatz<br />

18<br />

Silicondichtmassen:<br />

DR. JÜRGEN MEYER, DR. MARIO SCHOLZ<br />

Mattierte Oberflächen liegen nicht nur<br />

im Trend, sondern haben auch den<br />

Vorteil, blendfrei zu sein. Ein neu entwickeltes<br />

Mattierungsmittel von <strong>Evonik</strong><br />

macht es möglich, transluzente und<br />

pigmentierte Silicondichtmassen ohne<br />

Qualitätseinbußen zu mattieren.<br />

Anwen dungsgebiete sind elektronische<br />

LCD-Displays, aber auch Dehnungsfugen<br />

auf Wegen und Terrassen aus Naturstein<br />

oder Fugen von Duschkabinen.<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


Kieselsäuren für matte Eleganz<br />

attierte Oberflächen sind für den Betrachter an -<br />

genehmer und bisweilen sicherer als glänzende<br />

Flä chen. Beispielsweise unterdrücken matte Sili -<br />

con ab dichtungen an elektronischen LCD-Dis -<br />

plays von Hinweistafeln, Handys oder Taschenrech nern störende<br />

Licht reflexe, so dass die Displays besser ablesbar sind.<br />

Modische Gesichtspunkte kommen ins Spiel, wenn es da rum<br />

geht, in Ter ras senbelägen aus Naturstein matte Dehnungs fugen<br />

anzubringen, die im Sonnenlicht nicht glänzen und sich harmonisch<br />

in das Gesamtbild einfügen.<br />

Seit Kurzem steht für derartige Anwendungen von transluzenten<br />

und pigmentierten Silicondichtstoffen ein neues Mat tie -<br />

rungsmittel zur Verfügung, eine speziell granulierte und hydrophobierte<br />

pyrogene Kieselsäure, die <strong>Evonik</strong> unter dem Namen<br />

VP AEROPERL ® R806/30 vermarktet. Schon geringe Mengen<br />

als Zugabe zu Formulierungen, die die pyrogene Kieselsäure<br />

AEROSIL ® M<br />

150 als Thixotropierungsmittel enthalten, bewirken<br />

einen bemerkenswerten Mattierungseffekt bei kalt vernetzenden<br />

Siliconpolymeren. Dabei bleibt die Lichtdurchlässigkeit der<br />

vernetzten Dichtmasse erhalten und das Fließverhalten der<br />

Dichtmasse ändert sich kaum.<br />

Mattierungsmittel verändern Oberflächeneigenschaften<br />

Glanz und Glanzlosigkeit sind visuelle Eindrücke, die bei der<br />

Betrachtung einer bestimmten Oberfläche entstehen. Dabei<br />

spie len der Einstrahlwinkel des Lichts und die Beschaffenheit<br />

der Oberfläche eine entscheidende Rolle. Glatte Oberflächen<br />

reflektieren die Lichtstrahlen gerichtet und es gilt das Refle xi -<br />

onsgesetz, wonach Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel ist. Für<br />

das menschliche Auge erscheint eine solche Oberfläche glänzend.<br />

Raue, unebene Oberflächen dagegen streuen das reflektierte<br />

Licht in alle Richtungen, so dass der Betrachter sie als matt<br />

wahrnimmt.<br />

Lichtreflexion an glatten und rauen Oberflächen. Glatte Oberflächen reflektieren<br />

die Lichtstrahlen gerichtet – sie glänzen. Raue Oberflächen dagegen<br />

streuen das reflektierte Licht in alle Richtungen, so dass sie matt erscheinen<br />

Glänzend Mattiert<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

INORGANIC PARTICLE DESIGN<br />

Um glatte, glänzende Oberflächen in matte zu verwandeln,<br />

kommen Mattierungsmittel zum Einsatz. Sie enthalten Teil -<br />

chen, die aufgrund ihrer sich im Mikrometerbereich bewegenden<br />

Größe verhindern, dass sich glatte Oberflächen ausbilden.<br />

Auf die übrigen physikalischen und chemischen Eigenschaften<br />

des zu mattierenden Materials haben sie idealerweise keinen<br />

Einfluss.<br />

Die von Natur aus glänzenden Silicondichtstoffe ließen sich<br />

bislang nur durch Zusatz entweder von Gemischen aus Fett säu -<br />

ren, Fettsäureestern und Polybutadien oder von großen Men gen<br />

an Spezialkreiden mattieren. Beide Verfahren haben den Nach -<br />

teil, dass sie die gewünschten Eigenschaften der Silicon dicht -<br />

masse maßgeblich beeinflussen. Eine schnelle Vernetzung und<br />

eine gute Lagerstabilität sind damit nicht mehr gewährleistet.<br />

Mattierungsmittel auf Basis von Kieselsäuren, wie sie zur<br />

Mat tierung von Farben und Lacken eingesetzt werden, sind für<br />

Silicondichtmassen aufgrund ihres Wassergehalts ungeeignet.<br />

Wasser bzw. Luftfeuchtigkeit sind erst dann erwünscht, wenn<br />

die Silicondichtmasse aus der Kartusche appliziert wurde, da sie<br />

die Vernetzungsreaktion in Gang setzen und halten, bis das<br />

Fugenmaterial ausgehärtet ist. Findet die Vernetzung durch<br />

Spuren von Wasser bereits in der Kartusche statt, kann die Mas se<br />

nicht mehr in die Fuge gespritzt werden.<br />

Das neu entwickelte Mattierungsmittel VP AEROPERL ®<br />

R806/30 des <strong>Evonik</strong>-Geschäftsbereichs Inorganic Materials<br />

macht es erstmals möglich, transluzente und pigmentierte Sili -<br />

condichtmassen nicht nur ohne Qualitätseinbußen, sondern<br />

sogar mit teilweise verbesserten mechanischen Eigenschaften<br />

zu mattieren. Während die anderen Typen der noch jungen<br />

AEROPERL ® -Produktgruppe hydrophil sind und als Träger für<br />

Katalysatoren, Wirkstoffe, Öle und Kosmetika eingesetzt werden,<br />

handelt es sich bei der neuen Produktvariante um ein hy -<br />

dro phobiertes Granulat.<br />

Die Herstellung des Eduktes für VP AEROPERL ® R806/30<br />

basiert auf dem AEROSIL ® -Prozess: Bei der Hochtemperatur -<br />

hydrolyse von Siliziumtetrachlorid in einer Knallgasflamme bildet<br />

sich Siliziumdioxid in Form von sehr kleinen Primär teil -<br />

chen. Diese aggregieren und agglomerieren unter Ausbildung<br />

des dreidimensionalen Netzwerks der pyrogenen Kieselsäure<br />

AEROSIL ® .<br />

Durch Sprühgranulierung entsteht daraus ein Granulat aus<br />

kugelförmigen Teilchen, die mehrere Mikrometer groß sind.<br />

Diese Teilchen sind jedoch noch hydrophil, weil sie auf ihrer<br />

Oberfläche Silanolgruppen tragen. Durch einen kontinuierlichen<br />

Nachbehandlungsprozess werden die Silanolgruppen mit<br />

einem entsprechenden Hydrophobierungsmittel umgesetzt<br />

und in Trimethylsilylgruppen überführt. Das auf diese Weise<br />

hergestellte hydrophobe, pyrogene Kieselsäuregranulat nimmt<br />

deutlich weniger Feuchtigkeit auf als hydrophile AEROSIL ® -<br />

Typen und ist deshalb, und aufgrund seiner definierten Teil -<br />

chengröße, für die Mattierung von Silicondichtmassen bestens<br />

geeignet. >>><br />

19


Die Rasterelektronenmikroskopaufnahme von<br />

VP AEROPERL ® R806/30 zeigt die gleichmäßige<br />

Teilchengrößenverteilung im Mikrometerbereich<br />

Wie viel matt ist matt genug?<br />

Die Eignung des hydrophoben Kieselsäuregranulats als Mattie -<br />

rungsmittel für Silicondichtstoffe testeten die Entwickler in<br />

einer Reihe von Experimenten. Sie bestimmten den Restglanz,<br />

die Lichtdurchlässigkeit – die Transluzenz – und die Oberflä -<br />

chen rauigkeit der Vulkanisate. Außerdem ermittelten sie das<br />

rheologische Verhalten und die thixotropen Eigenschaften. Das<br />

thixotrope Verhalten von Silicondichtstoffen verhindert beispielsweise,<br />

dass die Fugenmasse ausläuft oder Nasen bildet,<br />

weil sie sich im Ruhezustand nach dem Auspressen verfestigt.<br />

Für ihre Testreihe stellten die Wissenschaftler die Sili con -<br />

dichtmassen nach einer Standardformulierung zusammen:<br />

62,4 Prozent Siliconpolymer, 24,6 Prozent Siliconöl, 4,0<br />

Prozent Vernetzer, 1,0 Prozent Haftvermittler, 0,01 Prozent<br />

Katalysator und 8,0 Prozent AEROSIL ® 150 als Thixotropie rungsmittel.<br />

Den Anteil des Mattierungsmittels variierten sie, indem<br />

sie einen Teil des Thixotropierungsmittels durch VP AEROPERL ®<br />

R806/30 ersetzten. Auf diese Weise konnten sie direkt den<br />

Einfluss des Mattierungsmittels auf die rheologischen Eigen -<br />

schaften der Silicondichtmasse und auf die optischen und me -<br />

cha nischen Eigenschaften des Vulkanisats bestimmen.<br />

Optische Eigenschaften der vernetzten Silicondichtmassen: Schon bei Zusatz<br />

von 0,8 Prozent VP AEROPERL ® R 806/30 verringert sich der Restglanzwert<br />

um 75 Prozent im Vergleich zur Formulierung mit reinem AEROSIL ® 150.<br />

Die Transluzenz ändert sich dabei nur unwesentlich<br />

■■ Reflexion [bei 20 °] Transluzenz [DE] ■■<br />

45<br />

25<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

100% 50% 20% 10% 0%<br />

Menge an AEROSIL ® 150, die durch das<br />

Mattierungsmittel VP AEROPERL ® ●<br />

●<br />

● ●<br />

●<br />

20<br />

15<br />

10<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

5<br />

0<br />

R 806/30 ersetzt wurde<br />

20<br />

Lichtmikroskopische Aufnahme<br />

einer Silicondichtung<br />

ohne VP AEROPERL ® R806/30<br />

Lichtmikroskopische Aufnahme einer<br />

Silicondichtung mit VP AEROPERL ® R 806/30<br />

(100 Prozent bezogen auf AEROSIL ® 150)<br />

Die mattierende Wirkung des hydrophoben Kieselsäure -<br />

granulats bestimmten sie mit einem Reflektometer. Es zeigte<br />

sich, dass geringste Zusätze von VP AEROPERL ® R806/30 den<br />

Restglanz sehr deutlich verringern. Die Transluzenz der Vulka -<br />

ni sate änderte sich dabei nur geringfügig.<br />

Messungen der Oberflächenrauigkeit durch Abtasten der<br />

Oberfläche mit einem Hommel-Tester bestätigten die Ergeb nis -<br />

se der Restglanzmessungen: Ohne Zusatz des Mattierungs -<br />

mittels ist die Oberfläche glatt. Mit steigender Konzentration<br />

nimmt die Aufrauung der Oberfläche deutlich zu. Diesen Zu -<br />

sam menhang zwischen der Konzentration an Mattierungs -<br />

mittel und Oberflächenrauigkeit spiegeln auch Aufnahmen mit<br />

dem Lichtmikroskop wider. Ohne VP AEROPERL ® R806/30<br />

zeigt das lichtmikroskopische Bild eine ebene und glatte Ober -<br />

fläche. Mit zunehmendem Mattierungsmittelanteil wird die<br />

Oberfläche vermehrt durch kugelförmige Gebilde aufgeraut.<br />

Ein weiterer Pluspunkt von VP AEROPERL ® R806/30 ist,<br />

dass es die mechanischen Eigenschaften von Silicondichtmassen<br />

verbessert, weil es nicht nur als Mattierungsmittel, sondern<br />

auch als Verstärkerfüllstoff wirkt. Üblicherweise setzen Silicon -<br />

dicht stoffhersteller als Füllstoff AEROSIL ® 150 ein, das eine<br />

spezi fi sche Oberfläche von 150 m 2 /g besitzt. Effizienter wäre<br />

Viskosität der Silicondichtmasse in Abhängigkeit von der Konzentration an<br />

VP AEROPERL ® R 806/30. Durch den Zusatz von AEROPERL ® zu einer<br />

Stan dard formulierung mit acht Prozent AEROSIL ® 150 erhöht sich erwartungs -<br />

gemäß die Viskosität, da das AEROPERL ® gleichzeitig auch als Verdickungsmittel<br />

wirkt. Dieser Effekt kann jedoch kompensiert werden, wenn die Menge<br />

an AEROSIL ® 150 entsprechend reduziert wird<br />

Viskosität Pa•s<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

100% 50% 20% 10% 0%<br />

Menge an AEROSIL ® 150, die durch das<br />

Mattierungsmittel VP AEROPERL ® R 806/30 ersetzt wurde<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


Die Abtastung einer Silicondichtung<br />

mit VP AEROPERL ® R 806/30<br />

(100 Prozent bezogen auf AEROSIL ® 150)<br />

mit einem Hommel-Tester<br />

AEROSIL ® 300, dessen Oberfläche doppelt so groß und entsprechend<br />

aktiver ist. Da es aber extrem schwierig zu dispergieren<br />

ist, können die Hersteller es in Silicondichtmassen im<br />

Allgemeinen nicht einsetzen.<br />

Hier punktet das neue Mattierungsmittel: Es stammt von<br />

einem AEROSIL ® 300 ab, ist im Gegensatz zu diesem aber leicht<br />

dispergierbar. Im Ergebnis verbessern sich sowohl die Bruch -<br />

dehnung als auch die Zugfestigkeit der vernetzten Dichtmasse.<br />

Als Zusatz zu einer Standardformulierung, die AEROSIL ® 150<br />

enthält, bewirkt VP AEROPERL ® R806/30 allerdings auch eine<br />

Zunahme der Viskosität und eine Abnahme der Extrudier -<br />

barkeit. Dies lässt sich jedoch kompensieren, wenn der Anteil<br />

an AEROSIL ® 150 entsprechend verringert wird.<br />

Auf Basis ihrer Experimente empfehlen die Entwickler, 0,8<br />

Prozent des Mattierungsmittels VP AEROPERL ® R 806/30 und<br />

nur 7,2 Prozent des Füllstoffs AEROSIL ® 150 – statt den in Stan -<br />

dardformulierungen üblichen acht Prozent AEROSIL ® 150 –<br />

einzusetzen. Schon bei diesem geringen Zusatz an Mat tie -<br />

rungs mittel verringert sich der Restglanz um 75 Prozent, die<br />

Transluzenz bleibt gut und die Viskosität ändert sich kaum.<br />

Zudem lässt es sich unkompliziert in den gängigen Formulie -<br />

rungen für Silicondichtmassen dispergieren.<br />

Durch den Zusatz von VP AEROPERL ® R 806/30 verbessert sich die<br />

Bruchdehnung der Vulkanisate. Eine Ausnahme ist die Formulierung mit<br />

zehn Prozent des Mattierungsmittels; hier geht die Bruchdehnung im<br />

Vergleich zur Standardformulierung ohne Zusatz leicht zurück.<br />

Die gleichen Effekte werden auch bei der Zugfestigkeit beobachtet<br />

Bruchdehnung [%]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

120<br />

0<br />

100% 50% 20% 10% 0%<br />

Menge an AEROSIL ® 150, die durch das<br />

Mattierungsmittel VP AEROPERL ® R 806/30 ersetzt wurde<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

INORGANIC PARTICLE DESIGN<br />

Mit der Entwicklung der neuen AEROPERL ® -Variante für<br />

Silicondichtmassen kommt <strong>Evonik</strong> dem Wunsch der Anwender<br />

nach Mattierung entgegen und hat einmal mehr die Vielfalt und<br />

Wandlungsfähigkeit pyrogener Kieselsäuren unter Beweis<br />

gestellt. Die Grundlage dafür ist das umfangreiche Know-how<br />

des Unternehmens, um anorganische Partikel wie Kieselsäuren<br />

hinsichtlich Größe, Struktur und Oberflächenbeschaffenheit<br />

gezielt zu modifizieren und sie für die jeweilige Anwendung<br />

maßzuschneidern. ●<br />

DR. JÜRGEN MEYER<br />

Jahrgang 1959<br />

Jürgen Meyer ist in der AEROSIL ® -For -<br />

schung des <strong>Evonik</strong>-Geschäftsbereichs<br />

Inorganic Materials verantwortlich für<br />

das Thema Partikelmodifizierung. Nach<br />

Chemiestudium und Promotion an der<br />

Julius-Maxi mi lians-Universität Würz burg<br />

startete er seine berufliche Lauf bahn<br />

1988 bei Degussa (heute <strong>Evonik</strong> Degussa<br />

GmbH) in der damaligen Anorganischen<br />

Forschung und arbeitete mit gefällten<br />

und pyrogenen Kieselsäuren sowie mit Mattierungsmitteln. Nach verschiedenen<br />

Stat ionen in der Produktion in Rheinfelden, wo er zu letzt<br />

Bau und Inbetriebnahme der Anlage zur Herstel lung von strukturmodifizierten<br />

AEROSIL ® -Typen verantwortete, übernahm er 2000 seine<br />

jetzige Position.<br />

+49 6181 59-4203, dr-juergen.meyer@evonik.com<br />

DR. MARIO SCHOLZ<br />

Jahrgang 1959<br />

Mario Scholz ist Leiter der Anwen -<br />

dungs technik für Siliconkautschuk im<br />

Ges chäfts bereich Inorganic Mate rials.<br />

Nach Chemiestudium und Promotion an<br />

der Georg-August-Universität Göttingen<br />

kam er 1990 als Mitarbeiter zu Degussa<br />

(heute <strong>Evonik</strong> Degussa GmbH) in den<br />

Bereich der damaligen Anorganischen<br />

For schung. Er war verantwortlich unter<br />

anderem für die Entwicklung von Car bon<br />

Black für die Reifenindustrie und für die Entwicklung und Produk tion<br />

von Zeolith-Katalysatoren für die petrochemische Industrie, bis er<br />

2004 seine jetzige Position übernahm.<br />

+49 6181 59-5338, mario.scholz@evonik.com<br />

21


FARBTUPFER AUF DEM MEER<br />

Silica sorgt für bunte Boots<br />

Angenommen, die Automobilindustrie würde nur weiße Fahrzeuge ausliefern. Unvorstellbar?<br />

Die Hersteller von Glasfaserbooten befanden sich jahrelang in dieser Situation. Erst mit einem<br />

Additiv von <strong>Evonik</strong> hat sich dies nun geändert. Der Fall liefert gleichzeitig ein gutes Beispiel dafür,<br />

wie der Kunde von der konzerninternen Zusammenarbeit über drei Kontinente hinweg profitiert.<br />

Herbst 2006, eine Messe für Segel- und Motorboote in<br />

den USA. Hier trifft sich das Who’s who der Bran che –<br />

Hersteller, Zulieferer und Veranstalter. Auch Ver tre -<br />

ter des Geschäftsbe reichs Inorganic Materials von<br />

<strong>Evonik</strong> sind unter den Besu chern, um die Kontakte zu ihren Ge -<br />

schäftspartnern aus der Zu lie fer industrie zu pflegen. „Gibt es<br />

denn keine Möglichkeit, farbige Glasfaserboote anzubieten?“<br />

werden sie in einem Gespräch unvermittelt von einem Kunden<br />

gefragt. Die Bootshersteller signalisierten immer wieder, dass<br />

angehende Skipper vom Einheitsweiß heutiger Bootsrümpfe<br />

genug hätten – für Sonder farben möglicherweise sogar Auf -<br />

preise bezahlen würden. Doch bislang traten bei dunklen oder<br />

farbigen Bootsrümpfen durch den ausgiebigen Kontakt mit<br />

Meer wasser nach einiger Zeit Spu ren von Verwitterung und<br />

Verfärbungen auf.<br />

Glasfaserbootsrümpfe tragen außen so genannte Gel-Be -<br />

schich tungen, die zwei Funktionen erfüllen: Sie sorgen für ein<br />

ästhetisches Erscheinungsbild und schützen die Rümpfe gleichzeitig<br />

vor schneller Verwitterung durch das aggressive Meer -<br />

wasser. Eine Gel-Beschichtung besteht aus einem ungesättigten<br />

Polyesterharz, bei dem Silica als Additive für die richtige Rheo -<br />

logie bei der Verarbeitung sorgen. Durch Rühren lässt sich die<br />

22<br />

JIM TOTH, DR. STEFAN UHRLANDT<br />

Dünnflüssigkeit solcher Gel-Beschichtungen beeinflussen; sie<br />

sind thixotrop: Ihre Viskosität sinkt, wenn Scherkräfte wirken.<br />

Verschwindet die Scherung, wird also nicht mehr gerührt, stellt<br />

sich langsam wieder die Ausgangsviskosität der Substanz ein.<br />

Die Thixotropie der Gel-Beschichtungen muss hoch sein, damit<br />

die Schicht nach dem Aufsprühen auf die Glasfaserrümpfe nicht<br />

zerfließt und nicht tropft. Ist die Thixotropie jedoch zu hoch,<br />

führt dies zu einer ungleichmäßigen Gel-Beschichtung, wodurch<br />

sich die Oberfläche des Bootsrumpfes verformen kann.<br />

Damit Gel-Beschichtungen witterungsbeständig sind, müssen<br />

sie zwei wesentliche Eigenschaften besitzen: Ihre Porosität<br />

und ihr Anteil an metallischen Ionen sollten möglichst niedrig<br />

aus fallen. Porosität entsteht, wenn Lufteinschlüsse nicht entfernt<br />

werden, bevor das Gel aushärtet. Wie viel Luft entweichen<br />

kann, hängt auch von der durchschnittlichen Teilchen -<br />

größe und der Morphologie der Silica ab. Durch die in der Be -<br />

schich tung verbleibende Luft kann das Meerwasser leichter<br />

ein dringen und sich in den Poren einlagern. Langfristig be -<br />

schleunigt dies die Verwitterung der Gel-Beschichtung.<br />

Die Reinheit der Silica wiederum bestimmt, wie viele metallische<br />

Ionen sich später in der Gel-Beschichtung befinden. Je<br />

mehr es sind, desto stärker kann es zu unerwünschten Prozes -<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


ümpfe<br />

sen kommen, beispielsweise zur Osmose, die letztlich zur<br />

Bläschen- und Schleierbildung in der Gel-Beschichtung führen.<br />

Die gefällte Silica SIPERNAT ® 22LS und die pyrogene Silica<br />

AEROSIL ® 200, die beide von <strong>Evonik</strong> produziert werden, sind<br />

zwei Beispiele für etablierte Additive in Gel-Beschichtungen.<br />

SIPERNAT ® 22LS weist für eine gefällte Silica eine mittlere Rein -<br />

heit auf, sorgt aber für eine geringe Porosität der Gel-Be schich -<br />

tungen. AEROSIL ® 200 wiederum ist zwar sehr rein, er zeugt<br />

aber eine höhere Porosität. Aus diesen Gründen schieden beide<br />

Silica für witterungsbeständige farbige Formulierungen aus.<br />

Japanische Silica lässt Farben länger leuchten<br />

Nach weiteren Gesprächen mit Herstellern von Gel-Be schich -<br />

tungen und der Analyse des Portfolios von <strong>Evonik</strong> in den USA<br />

und Europa mussten die Mitarbeiter von Inorganic Materials<br />

feststellen, dass es kein geeignetes Produkt mit der erforderlichen<br />

Reinheit gab. Daher wandten sie sich an DSL, ein Gemein -<br />

schaftsunternehmen von <strong>Evonik</strong> und Shionogi & Co in Japan.<br />

Aufgrund der Vorgaben identifizierten die dortigen Kollegen<br />

potenziell geeignete Silica, die in Japan produziert werden.<br />

SIPERNAT ® FPS-5, eine gefällte Silica, erwies sich letztlich als<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

Mit SIPERNAT ® FPS-5<br />

lassen sich künftig auch<br />

Bootsrümpfe aus<br />

Glasfaser beliebig bunt<br />

beschichten<br />

COATINGS<br />

vielversprechender Kandidat: Sie besitzt etwas bessere rheologische<br />

Eigenschaften als SIPERNAT ® 22LS, die erforderliche<br />

hohe Reinheit und führt im Vergleich zu pyrogenen Silica nur<br />

zu geringer Porosität. Die japanische Lackindustrie verwendet<br />

SIPERNAT ® FPS-5 traditionell als Verdickungsmittel; darüber<br />

hinaus kommt es in Verfahren zum Einsatz, bei denen die Be -<br />

schich tung durch elektrolytische Abscheidung erzeugt wird, da<br />

hier eine hohe Reinheit erforderlich ist.<br />

Da die Zeit drängte, lieferten die Entwickler des Geschäfts -<br />

be reichs Inorganic Materials SIPERNAT ® FPS-5 an mehrere<br />

Kun den, damit diese erste Experimente machen konnten. Zeit -<br />

gleich setzten sie eigene Tests auf, um witterungsbeständige<br />

farbige Formulierungen bewerten zu können. Da das Labor für<br />

diese Tests völliges Neuland betreten musste, bestand die größte<br />

Hürde darin, die erforderlichen Ergebnisse in sehr kurzer<br />

Zeit zu erzielen. Alle verfügbaren personellen Ressourcen flossen<br />

dazu in das Projekt. Bereits im Juli 2007, also nur ein gutes<br />

halbes Jahr, nachdem der Kunde ursprünglich auf <strong>Evonik</strong> zugekommen<br />

war, beantragte das Unternehmen dann ein Patent in<br />

den USA, da die Tests positiv verlaufen waren. Kollegen in<br />

Deutsch land waren dabei für die Abwicklung der patentrechtlichen<br />

Seite zuständig. So entwickelte sich aus der Suche >>><br />

23


Der Farbabstand Δ E beschreibt die Veränderung der Farbe im Vergleich zur<br />

Ursprungsfarbe. Der obere Teil der Grafik zeigt die Werte für eine blaue<br />

Gel-Beschichtung, die sieben bzw. 14 Tage lang 65 °C warmem Meerwasser<br />

aus gesetzt war. Die Formulierung mit SIPERNAT ® FPS-5 übertrifft deutlich<br />

die Formulierungen mit anderen Silica.<br />

Das Gleiche gilt für eine rote Gel-Beschichtung; der untere Teil der Grafik<br />

zeigt die Werte nach sieben Tagen in 65 °C warmem Meerwasser<br />

■■ Sieben Tage ■■ 14 Tage<br />

Blaue Gel-Beschichtung<br />

Rote Gel-Beschichtung<br />

4,5 % SIPERNAT ® FPS-5<br />

4,5 % SIPERNAT ® 22LS<br />

4,5 % Handelsübliches Vergleichsprodukt<br />

3,25 % SIPERNAT ® FPS-5<br />

3,25 % SIPERNAT ® 22LS<br />

3,25 % Handelsübliches Vergleichsprodukt<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6<br />

Farbabstand Δ E<br />

nach einer passenden Silica eine weltumspannende, konzerninterne<br />

Zusammenarbeit über drei Kontinente hinweg.<br />

In den Bewitterungstests bei <strong>Evonik</strong> lieferten Formulie -<br />

rungen von blauen und roten Gel-Beschichtungen überzeugende<br />

Ergebnisse: Setzten die Labormitarbeiter Glasfaserplatten<br />

mit den neuen Gel-Beschichtungen sieben beziehungsweise 14<br />

Tage lang 65 °C warmem Meerwasser aus, zeigten diese deutlich<br />

geringere Veränderungen als Vergleichsplatten, auf die<br />

Formulierungen mit anderen Silica aufgetragen worden waren.<br />

Der Anteil des SIPERNAT ® FPS-5 schwankte je nach verwendetem<br />

Polyesterharz zwischen zwei und sechs Prozent. Auch die<br />

Geschäftspartner von <strong>Evonik</strong> kamen in ihren Tests zu ähnlich<br />

überzeugenden Ergebnissen. Farbigen Gel-Beschichtungen für<br />

Bootsrümpfe stand also nichts mehr im Wege.<br />

Bis heute gibt es kein mit SIPERNAT ® FPS-5 vergleichbares<br />

Produkt auf dem Markt: Entweder liefern Konkurrenzprodukte<br />

eine gute Rheologie oder verbessern die Witterungs be -<br />

stän dig keit – aber keines leistet wie SIPERNAT ® FPS-5 beides<br />

gleichzeitig. Die Silica ermöglicht den Kunden von <strong>Evonik</strong><br />

hochwertigere Gel-Beschichtungen und eröffnet ihnen mit der<br />

freien Wahl der Farbgebung einen komplett neuen Markt.<br />

Wie stark die Nachfrage nach farbigen Bootsrümpfen ist,<br />

zeigt die schnelle Einführung der Produkte, die SIPERNAT ®<br />

FPS-5 nutzen: Obwohl diese Silica um einiges teurer als beispielsweise<br />

SIPERNAT ® 22LS ist, entwickelt sich das Geschäft<br />

sehr gut. Denn erstmals können Hersteller von Gel-Be schichtun -<br />

gen damit werben, dass ihre Produkte Bläschen- und Schleier -<br />

bil dung, Durchlässigkeit und Ausbleichen verhindern – sogar<br />

unterhalb der Wasserlinie. Die Zeiten, in denen Skipper sozusagen<br />

nur weiße Autos kaufen konnten, sind damit Geschichte. ●<br />

JIM TOTH<br />

Jahrgang 1971<br />

Jim Toth studierte Chemieingenieurwesen an der Ohio<br />

State University, wo er 1995 mit dem Master of Science<br />

abschloss. In seiner Masterarbeit, die von General Motors<br />

gefördert wurde, beschäftigte er sich mit Flüssig spritz -<br />

guss/Formpressen von großen Teilen. Er startete seine<br />

berufliche Laufbahn als Produktingenieur bei Bombardier<br />

Recreational Products, wo er für die chemischen und<br />

die Verbundwerkstoffkomponenten verschiedener Fahr -<br />

zeuge verantwortlich war. Anschließend arbeitete er<br />

bei Akzo Nobel im technischen Service und unterstützte<br />

Kunden aus der Polymerindustrie im Bereich organische Peroxidinitia toren für Duro -<br />

plaste. 2005 wechselte er zu <strong>Evonik</strong> in die Anwendungstechnik, wo er sich mit Silica<br />

für ungesättigte Polyesterharze beschäftigt.<br />

+1 732 981-5015, jim.toth@evonik.com<br />

DR. STEFAN UHRLANDT<br />

Jahrgang 1967<br />

Stefan Uhrlandt leitet im <strong>Evonik</strong>-Geschäftsbereich<br />

Inor ganic Materials die Anwendungstechnik Perfor -<br />

mance Solutions, NAFTA. Nach Chemiestudium und<br />

Promo t ion an der Universität Hannover kam er 1995<br />

zu <strong>Evonik</strong> Industries und beschäftigte sich zunächst mit<br />

Forschung und Entwicklung von Silica als Entschäumer<br />

und für Reifenanwendungen. Ab 1998 war er verantwortlich<br />

für Erweiterung und Betrieb der Pilotanlage<br />

für gefällte Silica. Vier Jahre später wechselte er nach<br />

Piscataway, New Jersey, USA, in den Bereich<br />

Anwendungstechnik, dessen Leitung er 2004 übernahm.<br />

+1 732 981-5326, stefan.uhrlandt@evonik.com<br />

24 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


+++ Neuer Vertriebskanal für Homogenkatalysatoren<br />

Sigma-Aldrich vertreibt seit dem 1. Februar die catASium ® und<br />

cataCXium ® -Produktfamilien von <strong>Evonik</strong> Industries. Für Forschungs -<br />

zwecke können Mustermengen von diesen Homogenkatalysatoren<br />

direkt über die Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis (Missouri, USA),<br />

bezogen werden. Das Angebot umfasst Liganden und Metall kom -<br />

plex-Katalysatoren für die asymmetrische Hydrierung (catASium ® -<br />

Familie) sowie für Palladium-katalysierte C-X-Kupp lungs reaktionen<br />

(cataCXium ® -Familie). „Mit diesen Liganden decken wir ein breites<br />

Spektrum an organischen Synthesen ab, um aus einfachen Aus gangs -<br />

ver bindungen komplexe Moleküle herzustellen“, sagt Dr. Jürgen<br />

Krau ter, verantwortlich für das Marketing im <strong>Evonik</strong>-Geschäfts ge -<br />

biet Catalysts. „Durch die umfangreichen Ver triebsmöglichkeiten<br />

von Sigma-Aldrich bieten wir Chemikern in Forschung und Entwick -<br />

lung einen einfachen Zugang zu den Homogenkatalysatoren.“<br />

„Dies ist für uns ein bedeutsamer Schritt, um zum führenden An -<br />

bie ter im Bereich der (asymmetrischen) Katalyse zu werden, einem<br />

der heutzutage wichtigsten Gebiet der organischen Chemie“, freut<br />

sich Dr. Daniel Weibel, Produktmanager für die asymmetrische Syn -<br />

the se bei Sigma-Aldrich. Kommerzielle Mengen der Homogen ka ta -<br />

ly satoren werden weiterhin direkt von <strong>Evonik</strong> vertrieben.<br />

Sigma-Aldrich gehört zu den führenden Life Science- und High-<br />

Tech-Unternehmen und ist der weltweit größte Kataloganbieter von<br />

Chemikalien. Die biochemischen und organischen Chemikalien und<br />

+++ Stärkung des Exklusivsynthesegeschäfts<br />

<strong>Evonik</strong> Industries hat die verbleibenden 49 Prozent an dem bisherigen<br />

Joint Venture Degussa Lynchem Co. Ltd., Dalian (China), von den<br />

chinesischen Anteilseignern Yuncai Wang und Jingkun Wang übernommen.<br />

Damit wird Degussa Lynchem eine hundertprozentige<br />

Tochter von <strong>Evonik</strong>. Die Anteile werden über die <strong>Evonik</strong> Degussa<br />

China Co. Ltd. gehalten. Hinsichtlich der finanziellen Bedingungen<br />

wurde Stillschweigen vereinbart. Die Transaktion steht noch unter<br />

dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen.<br />

Das Joint Venture wurde 2006 zwischen <strong>Evonik</strong> und den chinesischen<br />

Partnern durch einen Anteilskauf von 51 Prozent an der<br />

news<br />

Kits des Unternehmens kommen unter anderem in der wissenschaftlichen<br />

und genomischen Forschung, der Biotechnologie, der pharmazeutischen<br />

Entwicklung, in der Diagnose von Krankheiten und als<br />

Schlüsselkomponenten in der Herstellung von Pharmazeutika oder<br />

anderen Hightechbereichen zum Einsatz.<br />

<strong>Evonik</strong> ist ein führender Lieferant von katalytischen Systemlö -<br />

sun gen. Das Unternehmen bietet ein breites Portfolio an homogenen<br />

und heterogenen Katalysatoren aus einer Hand sowie ein umfassendes<br />

Servicepaket für Kunden aus den Bereichen Life Sciences, Fein -<br />

chemie, Industriechemikalien, Zwischenprodukte und Polymere.<br />

Die catASium ® -Produktfamilie kommt<br />

bei der asymmetrischen Hydrierung<br />

zum Einsatz. Das Bild zeigt exemplarisch<br />

catASium ® MN(R), einen Bisphospho -<br />

lan-Pyrrol-2,5-dion-Liganden<br />

Die cataCXium ® -Produktfamilie ist für<br />

Pd-katalysierte C-X-Kupp lungs -<br />

reaktionen geeignet. Das Bild zeigt<br />

exemplarisch cataCXium ® A, einen<br />

Bisadamantylbutylphosphin-Liganden<br />

Lynchem Co. Ltd. gegründet. „Mit der Übernahme der restlichen An -<br />

teile von Degussa Lynchem stärken wir unser weltweites Ex klu siv -<br />

synthesegeschäft und bauen es im Sinne unserer er folg reichen<br />

Strategie der horizontalen Integration weiter aus“, sagt Dr. Alfred<br />

Oberholz, Mitglied des <strong>Evonik</strong>-Vorstands und zuständig für das<br />

Geschäftsfeld Chemie.<br />

<strong>Evonik</strong> ist der erste europäische Lieferant, der das Konzept der<br />

horizontalen Integration in der Exklusivsynthese umgesetzt hat. Dies<br />

sieht vor, Zwischen- und Wirkstoffvorprodukte sowie nicht patentgeschützte<br />

Wirkstoffe zu wettbewerbsfähigen Kosten in China zu<br />

produzieren. An seinen europäischen Standorten konzentriert sich<br />

<strong>Evonik</strong> auf höher veredelte Zwischenprodukte und patentgeschützte<br />

Wirkstoffe. Damit profitieren die Kunden sowohl vom Technolo gie -<br />

portfolio an den europäischen <strong>Evonik</strong>-Standorten als auch von der<br />

langjährigen Erfahrung hinsichtlich der Einhaltung behördlicher und<br />

patentrechtlicher Vorgaben bei patentgeschützten Zwischenpro duk -<br />

ten und Wirkstoffen.<br />

Das Geschäftsgebiet Exclusive Synthesis von <strong>Evonik</strong> konzentriert<br />

sich auf die kundenspezifische Herstellung von pharmazeutischen<br />

Zwischenprodukten, Wirkstoffen und Feinchemikalien mit hohen<br />

Qualitätsanforderungen. Mit seinem weltweiten Produktions- und<br />

Forschungsnetzwerk bietet <strong>Evonik</strong> hier einen nahtlosen Service –<br />

von der Syntheseentwicklung im Labormaßstab bis hin zur kommerziellen<br />

Produktion in FDA-zertifizierten Anlagen (FDA = Food and<br />

Drug Administration, USA). Das Geschäftsgebiet Exclusive Synthesis<br />

gehört zum Geschäftsbereich Health & Nutrition.<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER 25


KUNSTSTOFFE FÜR DIE PHOTOVOLTAIK<br />

26<br />

Mit schlanken Solarzellen preiswert<br />

DR. CLAUDIUS NEUMANN, DR. JOCHEN ACKERMANN<br />

Die Solarbranche sucht dringend nach neuen, preiswerten<br />

Materialien, denn trotz eines anhaltenden Booms ist<br />

die Photovoltaik im Vergleich zu anderen regenerativen<br />

Energiequellen ohne staatliche Sub ven tion immer noch<br />

nicht wettbewerbsfähig. Um Solar zellen den Weg in<br />

einen ebenso nachhaltigen wie zukunftsträchtigen Ener -<br />

gie markt zu ebnen, müssten ihre Herstellungs- und<br />

Installations kosten deutlich gesenkt werden. Den Schlüs -<br />

sel zu einer höheren Wirtschaftlichkeit könnte die<br />

moder ne Dünnschicht technologie in Verbindung mit<br />

leistungsfähigen Kunststoffen liefern. Ent wick ler des<br />

Projekthauses Functional Films & Surfaces von <strong>Evonik</strong><br />

haben für dieses Vorhaben bereits eine strategische<br />

Marschroute erarbeitet.<br />

Allen Einsparungen zum Trotz wird die Energie -<br />

nachfrage in den kommenden Jahrzehnten unaufhörlich<br />

steigen. Die Inter nationale Energieagentur<br />

(IEA) geht in ihrem aktuellen World Energy Outlook<br />

davon aus, dass der weltweite Energiebedarf von derzeit 10,8<br />

Milliarden Tonnen Öleinheiten bis 2030 auf 16,3 Milliarden<br />

Tonnen wachsen wird, was einem An stieg von über 50 Prozent<br />

entspricht. Den Prog nosen zufolge wird es auch in den kommenden<br />

Jahr zehnten bei einem Energiemix blei ben, bei dem<br />

der Anteil der erneuerbaren Energien aller Voraus sicht nach<br />

aber überproportional steigen wird. Heu te sind weltweit über<br />

180 GW elektrische Leistung aus erneuerbaren Energien in -<br />

stal liert; dies entspricht rund 18 Prozent des globalen Ener gie -<br />

auf kom mens.<br />

Im Spektrum der erneuerbaren Energien gilt die Photovol -<br />

ta ik als besonders zukunftsträchtig. Ob wohl der Anteil des So -<br />

lar stroms am Gesamtstrom ver brauch in Deutschland gegenwärtig<br />

noch im Promillebereich angesiedelt ist, weist dieser<br />

Sek tor derzeit zweistellige Wachstumsraten pro Jahr auf. Damit<br />

ist die Photovoltaik die Erneuerbare-Ener gien-Technologie mit<br />

dem höchsten Wachstum und den größten Zukunftsperspek -<br />

tiven. Das liegt unter anderem daran, dass die dafür notwendigen<br />

Solar module umweltverträglich auf Hausdächern und Frei -<br />

flächen untergebracht werden können. Weiter hin steht der<br />

Energiespender Sonne quasi unendlich zur Verfügung: Das<br />

Energieangebot der Sonne ist mehr als 10.000-fach größer als<br />

der weltweite Energiebedarf.<br />

Ungeachtet der hohen Attraktivität der Photo vol taik müssen<br />

die Kosten für Solarstrom von derzeit etwa drei Euro pro Watt -<br />

peak auf mindestens einen Euro sinken, um ohne Subven tionen<br />

wettbewerbsfähig zu sein. Hinter Wattpeak (Wp) verbirgt sich<br />

ein standardisiertes Maß für die Leistungsfähigkeit von Solar zel -<br />

len und Modulen, da zu Vergleichs zwecken Modul preise üb -<br />

licher weise in Euro/Wp angegeben werden. Dabei entspricht<br />

ein Wp der elek trisc hen Leistung, die erreicht wird, wenn So -<br />

lar strahlung mit 1.000 Watt je m 2 senkrecht auf das Modul trifft<br />

und die Temperatur der Solarzellen bei 25 °C gehalten wird.<br />

Solarstrom soll wettbewerbsfähig werden<br />

Die europäische Photovoltaik-Technologieplatt form, ein Zu -<br />

sam menschluss der wichtigsten Dia log führer im Photovol ta ik -<br />

bereich auf europäischer Ebene, hat im Juni 2007 eine Strategic<br />

Research Agenda (SRA) veröffentlicht. Um Europas weltweite<br />

Führungsrolle in der Photovoltaik zu festigen, werden in dem<br />

Dokument kurz-, mittel und langfristige Forschungsprioritäten<br />

gesetzt. Der SRA zufolge kann Solarstrom in Südeuropa bis<br />

2015 mit konventioneller Stromerzeugung wettbewerbsfähig<br />

sein und bis 2020 in fast ganz Europa. Laut SRA lässt sich die als<br />

Grid Parity bezeichnete Wettbewerbs fä hig keit durch eine starke<br />

Marktentwicklung erreichen, sofern die nötigen Marktein -<br />

führungsinstrumente in so vielen europäischen Ländern wie<br />

mög lich etabliert sind. Als beispielhaft wird das deutsche Er -<br />

neu erbare-Energien-Gesetz (EEG) bezeichnet.<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


die Sonne anzapfen<br />

Grid parity<br />

Grid parity, auf deutsch „Netz-Gleichwertigkeit“, wird dann er -<br />

reicht, wenn Strom aus einer Photovoltaikanlage zum gleichen<br />

Preis wie der Endverbraucherpreis von Steckdosenstrom angeboten<br />

werden kann. Wenn z. B. Steckdosenstrom eines Tages<br />

rund 25 Cent/kWh kostet (2007: ca. 19 Cent) und die<br />

Einspeisever gütung für Solarstrom z. B. 24 Cent beträgt, kann es<br />

für den einzelnen Hauseigentümer sinnvoller sein, seinen<br />

Solarstrom direkt zu verbrauchen, statt ihn ins öffentliche Netz<br />

einzuspeisen. Nicht zu verwechseln ist Grid Parity mit dem<br />

Vergleich der Produk tions kosten von Solarstrom und konventionell<br />

erzeugtem Strom. Denn die reinen Produktionskosten z. B.<br />

für Atom- oder Kohle strom liegen nur bei 3 bis 8 Cent/kWh<br />

(Produktionskosten plus Kosten für CO2-Zertifikate plus<br />

Netzentgelte). Erst wenn Solar strom zum selben Preis hergestellt<br />

werden kann, ist er wirklich wettbewerbsfähig. Erst dann<br />

kann es für einen Energieversorger rein betriebswirtschaftlich<br />

sinnvoll sein, ein Solar- statt ein Kohle kraftwerk zu errichten.<br />

Eines zeichnet sich bereits deutlich ab: Im Ver gleich zu der<br />

Entwicklung bei den etablierten Solar zellen auf Basis von<br />

mo no- oder polykristallinem Si li zium lässt sich die Kon kur -<br />

renz fä hig keit von Solar strom über neue Dünn schicht tech -<br />

nologien wesentlich schneller realisieren. Als eines der derzeit<br />

leistungsfähigsten Dünnschichtverfahren gilt die CIGS-Tech -<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

DESIGNING WITH POLYMERS<br />

nologie, die im Gegensatz zum Si li ziu m wafer auf wenige<br />

Mikrometer dicken, photovoltaisch aktiven Kupfer-Indium-<br />

Gallium-Selenid-Halbleiter schichten basiert. Die Herstellung<br />

erfolgt durch Ver dampfung der Halbleitermaterialien im Va -<br />

kuum und Abschei dung auf Glas als Substrat ma te rial (Abb. 1,<br />

S. 28). Dieses Verfahren konnte in den letzten Jahren auf einen<br />

Stand gebracht werden, der die Serien fer tigung von Modulen in<br />

der Größe von 120 x 80 cm erlaubt.<br />

Module müssen leichter und schlanker werden<br />

Das Verfahren bietet den Vorteil, dass es die Hersteller vom derzeit<br />

knappen Rohstoff Silizium unabhängig macht und darüber<br />

hinaus eine elegante technologische Alternative zum etablierten<br />

Kristallisationsverfahren bei der Solarsiliziumherstellung<br />

darstellt. Eine weitere Trumpfkarte von Dünnschicht technolo -<br />

gien ist die Fähigkeit, im Gegensatz zu Siliziummodulen auch<br />

bei schwachem oder diffusem Restlicht, etwa auf nicht zum<br />

Son nenverlauf optimal ausgerichteten Dachflächen, Energie zu<br />

liefern.<br />

Nach wie vor nachteilig wirken sich indessen die teuren und<br />

schweren Glasplatten der Dünnschichtmodule aus, zwischen<br />

denen die photovoltaisch aktiven Schichten eingebettet sind. In<br />

dieser Schichtstruktur dient die untere Glasplatte als Träger,<br />

während die obere Glasschicht als Barriere gegen Feuchtigkeit<br />

und Sauerstoff wirkt, die die geforderte garantierte Haltbarkeit<br />

von mindestens 20 Jahren ermöglicht. Die Montage solcher >>><br />

27


Glas-Glas-Module auf Hausdächer setzt in der Regel starke<br />

Unter konstruktionen voraus, wodurch etwa ein Drittel der an -<br />

fal lenden Gesamtkosten auf die Installation entfällt. Der näch s te<br />

logische Schritt in der Fortentwicklung der Dünn schicht tech -<br />

nologie sind daher Maßnahmen, die zu wesentli chen Ge wichtsund<br />

Kostenreduzierungen bei den Solar mo du len führen. Genau<br />

an dieser Stelle setzt die Kompetenz des Pro jekthauses Func -<br />

tional Films & Surfaces von <strong>Evonik</strong> an.<br />

Das Projekt „Polymer Materials for Solar Energy Gene r a -<br />

tion“ verfolgt das Ziel, die gläsernen Barrieren der Solarmodule<br />

durch ein geeignetes Foliensystem zu ersetzen. Dieses muss die<br />

photovoltaisch aktive Schicht mit hoher Zuverlässigkeit gegen<br />

Umwelteinflüsse schützen und zugleich mindestens die Trans -<br />

mission von Glas aufweisen – Voraussetzungen, die mit Poly -<br />

methylmethacrylat (PMMA)-Folien erfüllt werden könnten.<br />

<strong>Evonik</strong> kann bei den entsprechenden Entwicklungsarbeiten an<br />

Abbildung 1<br />

Bei der CIGS-Techno logie können<br />

Dünn schichtsolarzellen und -module<br />

in einem kontinuierlichen Prozess<br />

vom Substrat bis zum fertigen Modul<br />

hergestellt werden<br />

Abbildung 2<br />

Aufbau eines konventionellen silizium -<br />

basierten Solarmoduls. Verglasung,<br />

Verkapselung und Rahmen sind mögliche<br />

Innovations felder für Kunststoff -<br />

hersteller in der Photo voltaikindustrie<br />

Substrat<br />

Floatglasreinigung<br />

Solarzellen<br />

Rückseitenkontakt auftragen<br />

Mo, DC-Sputtern<br />

Frontseitenkontakt auftragen<br />

ZnO:Al, RF-Sputtern<br />

Isolierschnitt<br />

Laserstrukturierung<br />

Rückseitenkontakt herstellen<br />

Mechanische Strukturierung<br />

Isolierschnitt Kontakte auftragen<br />

Mechanische Strukturierung<br />

seine langjährige Erfahrung mit diesen Materialien in An wen -<br />

dungen mit hohem Anspruch an Witterungsbeständigkeit<br />

anknüpfen.<br />

Kunststoffe als bedeutende Konstruktionselemente<br />

von Solarmodulen<br />

Bereits im Aufbau konventioneller siliziumbasierter Solar mo -<br />

du le (Abb. 2) leisten Folienmaterialien auf Polymerbasis heute<br />

schon einen wesentlichen Beitrag zur Haltbarkeit, mechanischen<br />

Sta bilität und elektrischen Betriebssicherheit. Zum einen<br />

werden die verlöteten Solarzellen in einen thermisch aushärtenden<br />

Kunst stoff eingebettet, der sie vor mechanischer Belas -<br />

tung schützt. Während die Frontseite für den Lichteintritt aus<br />

Glas besteht, wird die Rückseite der Module durch eine Folie<br />

isoliert. Deren Aufgabe besteht im Schutz vor Witterungs- >>><br />

k k k<br />

v v<br />

k k k<br />

Glasabdeckung Vorderseite<br />

• Schutz vor schädlichen<br />

Umwelteinflüssen<br />

• Transmission > 90 %<br />

EVA* -Laminierung<br />

• Struktureller und<br />

mechanischer Träger für<br />

photovoltaische Schichten<br />

• Elektrische Isolierung<br />

• Wärmeleitung<br />

TPT*-Abdeckung Rückseite<br />

• Schutz vor schädlichen<br />

Umwelteinflüssen<br />

• Elektrische Isolierung von<br />

der Umgebung<br />

* Ethylenvinylacetat<br />

* Kunststoffverbundfolie mit<br />

einem Aufbau aus<br />

Polyvinylfluorid-Polyester-<br />

Polyvinylfluorid<br />

Absorberschicht<br />

CIGS, Inline-Koverdampfung<br />

Pufferschicht<br />

CdS, chemisches Bad<br />

i-ZnO, RF-Sputtern<br />

Verkapselung<br />

EVA/Sicherheitsglasrahmung<br />

28 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER<br />

v


Abbildung 3<br />

Je nach Anwendung sind die Anforde -<br />

rungen an Wasserdampf durchlässigkeit<br />

(WVTR, Water Vapour Transfer Rate)<br />

und Sauerstoffdurchlässigkeit (OTR,<br />

Oxygen Transfer Rate) eines Barriere -<br />

materials unterschiedlich. Während<br />

bei Verpackungsfolien für technische<br />

Teile ein Wert von eins genügt, erfordern<br />

flexible organische Leuchtdioden<br />

(OLEDs) einen hohen Schutz vor<br />

Feuchtigkeit und Sauerstoff mit Durch -<br />

lässigkeitswerten von etwa 10 -6, die<br />

nur mit anorganischen Schichten<br />

erreicht werden können. Für Kunst -<br />

stoff folien für flexible Dünnschich t -<br />

module müssen daher neue Konzepte<br />

für die Barriereschicht entwickelt<br />

werden<br />

Abbildung 4<br />

Die Barriereeigenschaften<br />

eines konventionellen Kunststoffs<br />

gegenüber Wasserdampf und<br />

Sauerstoff lassen sich durch die<br />

Beschichtung mit anorganischen<br />

Metalloxiden verbessern<br />

Abbildung 5<br />

Die Entwickler im Projekthaus<br />

Functional Films & Surfaces von<br />

<strong>Evonik</strong> arbeiten an Kunststoff -<br />

folien für flexible Solarzellen,<br />

die in einem kontinuierlichen<br />

Rolle-zu-Rolle-Prozess gefertigt<br />

werden könnten<br />

+ Hybrid (Sol-Gel)<br />

PECVD (plasmagestützte<br />

Abscheidung von Schichten)<br />

Elektronenstrahlverdampfung<br />

Flexible OLEDs<br />

Durchlässigkeitsbereich<br />

von Barrierematerialien<br />

Polymer<br />

Flexible LCDs<br />

und organische<br />

Solarzellen<br />

DESIGNING WITH POLYMERS<br />

Zwei anorganische Schichten Eine anorganische Schicht<br />

Einzelne Polymerschicht<br />

OTR [cm 3 /(m 2 •d •bar)]<br />

WVTR [g/(m 2 •d)]<br />

Sputtern<br />

Rolle mit<br />

flexiblem<br />

Substrat<br />

10 -4<br />

Substrat aus<br />

Hochtemperaturkunststoff<br />

(z. B. PI, PEEK)<br />

Rückkontakt<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER 29<br />

10 -2<br />

10 -2<br />

10 -6<br />

Solarzellenverkapselung<br />

Verpackung von<br />

technischen Teilen<br />

10 -2<br />

10 -1<br />

10 -1<br />

10 0<br />

Photovoltaische<br />

Schicht<br />

Abscheidung<br />

10 0<br />

10 0<br />

10 -4 10 -3 10 -2 10 -1 10 0 10 1 10 2<br />

WVTR [g/(m 2 •d)], OTR [cm 3 /(m 2 •d•bar)]<br />

Frontkontakt<br />

10 -2<br />

10 2<br />

Rolle mit<br />

Barriere -<br />

und<br />

Frontfolie<br />

10 -1<br />

Verkapselung<br />

10 0<br />

Rolle mit flexibler<br />

photovoltaischer Zelle<br />

Flexible Barriere-Kunststofffolie<br />

(z. B. EVA, Silikone, TPU)<br />

Flexible transparente Folie für die<br />

Frontseitenabdeckung<br />

(z. B. PMMA, ECTFE)


einflüssen und der Vermeidung des Durchschlagens der elek -<br />

trischen Spannung auf der Modulrückseite.<br />

Die besondere Herausforderung bei Dünnschichtmodulen<br />

besteht im Ersatz der Frontabdeckung aus Glas durch eine<br />

trans parente Folie mit hoher Lichtdurchlässigkeit, die trotzdem<br />

die photovoltaisch aktive Schicht vor Witterungseinflüssen und<br />

mechanischer Beschädigung schützt. Dazu müssen konventionellen<br />

Kunststoffen durch entsprechende Oberflächenfunk tio -<br />

nalisierung Barriereeigenschaften verliehen werden, die den<br />

Durch tritt von Feuchtigkeit und Sauerstoff deutlich verringern.<br />

Ein Maß für diese Barriereeigenschaften sind die Wasserdampfund<br />

die Sauerstoffdurchlässigkeit. Im Vergleich zu konventionellen<br />

Verpackungsfolien müssen diese beiden Messgrößen für<br />

Dünnschichtmodule um ein bis zwei Größenordnungen verringert<br />

werden (Abb. 3, S. 29).<br />

Lösungsansätze für diese Herausforderung bieten Be -<br />

schich tungstechnologien, die heute schon bei der Herstellung<br />

von Verpackungsmaterialien standardmäßig zum Einsatz kommen.<br />

Dabei werden metallische Oxide beispielsweise des<br />

Siliziums oder Aluminiums im Vakuum durch den Beschuss mit<br />

Elektronen verdampft und als nanometerdünne Schicht auf der<br />

Kunststoffoberfläche abgeschieden. Die Barrierewirkung dieser<br />

Beschichtung kann durch den zusätzlichen Auftrag eines<br />

Lackes noch verbessert werden (Abb. 4, S. 29).<br />

Module wie Dachbahnen verkleben<br />

Mit halben Sachen wollen sich die Entwickler des Projekthauses<br />

mittelfristig aber nicht zufriedengeben. Vielmehr haben sie be -<br />

reits konkrete Vorstellungen zur Herstellung von Folien für<br />

Module, bei denen auch die zweite tragende Glasschicht durch<br />

ein Polymer ersetzt wird. Solche Module wären voll flexibel und<br />

könnten – so die Vision – wesentlich wirtschaftlicher als bis her<br />

in einem kontinuierlichen Rolle-zu-Rolle-Prozess gefertigt<br />

werden (Abb. 5, S. 29). Auf diese Weise ließen sich sehr leichte<br />

Solar zellen realisieren, die sich in Form von Dachbahnen ohne<br />

zusätzlichen Unterbau einfach auf dem Dach verkleben lassen.<br />

Unabhängig davon könnten die Folien erstmals auch an<br />

schwer zugänglichen Stellen oder auf beliebig geformte Ober -<br />

flächen installiert werden. Das sind Bereiche, wo man bisher<br />

keine Solarzellen aufbringen konnte. Derzeitige Entwicklun -<br />

gen zielen darauf ab, Polymere in Hochtemperatursubstrate<br />

Wegen seiner hohen Witterungsbeständigkeit und Transmission erfüllt PMMA wichtige<br />

Voraussetzungen, um als Ersatz für die Glasabdeckung Solarmodule leichter zu machen.<br />

<strong>Evonik</strong> kann hier in Forschung und Entwicklung an seine langjährige Erfahrung bei der Folienproduktion<br />

anknüpfen. Das Bild rechts zeigt eine entsprechende Anlage in Weiterstadt<br />

umzuwandeln, damit sie mit dem Abscheidungsprozess kompatibel<br />

sind.<br />

Ausschlaggebend für den Einstieg in die neue Technologie<br />

waren die Bedürfnisse des Marktes. So sucht die Solarwirtschaft<br />

aufgrund des enormen Marktwachstums gerade im Bereich der<br />

Dünnschichtphotovoltaik nach neuen Produkten, um die Mo -<br />

dul herstellung vor allem auch für den Bau von großen Solar -<br />

kraftwerken in Gebieten mit hoher Sonneinstrahlung wett -<br />

bewerbsfähig zu machen. Dabei erscheint die Dünnschicht -<br />

tech nologie wegen der Möglichkeit, auch bei vergleichsweise<br />

ungünstigen Lichtverhältnissen Strom zu erzeugen, in Verbin -<br />

dung mit flexiblen Folien als große Chance, auch in mittleren<br />

Breiten die Sonne erfolgreich, das heißt vor allem wirtschaftlich<br />

anzuzapfen. Insgesamt wird die Entwicklung künftig darauf<br />

hinauslaufen, dass jede Technik in einem bestimmten Markt -<br />

segment der Solarwirtschaft zur Anwendung kommen wird. ●<br />

DR. CLAUDIUS NEUMANN<br />

Claudius Neumann ist im Projekthaus Functional<br />

Films & Surfaces von <strong>Evonik</strong> verantwortlich für das<br />

Projekt „Polymere Materialien für Solare Energie -<br />

erzeugung“. Er studierte Chemie an den Universitäten<br />

Erlangen, Mainz und Dijon. Nach seiner Promotion an<br />

der Uni Mainz kam er 1997 als Mitarbeiter zu <strong>Evonik</strong>,<br />

wo er sich zunächst mit Entwicklung und Verbesserung<br />

von superabsorbierenden Polymeren beschäftigte.<br />

2000 wechselte er in den früheren Geschäftsbereich<br />

Methacrylates und leitete dort den technischen Service<br />

und die Anwendungstechnik des Geschäftsgebiets<br />

Performance Monomers. Ab 2005 verantwortete er im Bereich F&E des damaligen<br />

Geschäftsbereiches Advanced Polymer Shapes die Arbeit der Gruppe Functional<br />

Plastics. Ende 2006 wechselte er in das damals neu gegründete Projekthaus.<br />

+49 6181 59-6287, claudius.neumann@evonik.com<br />

DR.-ING. JOCHEN ACKERMANN<br />

Jochen Ackermann leitet seit Juli 2006 das <strong>Evonik</strong>-Pro -<br />

jekthaus Functional Films & Surfaces in Hanau-Wolf -<br />

gang. Nach dem Studium des Chemie-Ingenieurwesens<br />

an der Universität Erlangen-Nürnberg und der Pro mo -<br />

tion am dortigen Institut für Technische Chemie startete<br />

er 2000 seine berufliche Laufbahn als Entwicklungs -<br />

ingenieur in der Monomerverfahrenstechnik der <strong>Evonik</strong><br />

Röhm GmbH. Nach einer Station als Gruppenleiter<br />

Mono merverfahrenstechnik in Darmstadt wechselte er<br />

zur amerikanischen <strong>Evonik</strong>-Tochter CYRO Industries<br />

in Fortier, Louisiana. Hier war er verantwortlich für den<br />

Neubau einer Monomer pro duk tionsanlage, bis er seine aktuelle Position übernahm.<br />

+49 6181 59-6375, jochen.ackermann@evonik.com<br />

30 elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER


+++ MaDriX: Verbundprojekt für gedruckte Elektronik gestartet<br />

Die Unternehmen PolyIC, BASF, <strong>Evonik</strong> Industries, Elantas Beck und<br />

Siemens haben ein vom Bundesministerium für Bildung und For -<br />

schung (BMBF) gefördertes Verbundprojekt mit dem Namen<br />

MaDriX gestartet. Mit diesem Projekt wird die Entwicklung leis -<br />

tungsfähigerer gedruckter Funketiketten (Radio Frequency<br />

Identification, RFID) vorangetrieben.<br />

Die aktuelle Generation der RFID-Etiketten enthält Siliziumchips<br />

und wird aufgrund ihres aufwändigen Herstellungsverfahrens überwiegend<br />

für die Kennzeichnung teurer Produkte eingesetzt. Mit Hil -<br />

fe der Technologie der gedruckten Elektronik können RFID-Etiket -<br />

ten kostengünstiger hergestellt werden. Dazu trägt die Entwicklung<br />

neuer Materialien wie elektrisch leitender und halbleitender Kunst -<br />

stoffe bei. Diese werden in hochproduktiven Druckverfahren zur<br />

Her stellung kostengünstiger RFID-Etiketten eingesetzt. Damit eignen<br />

sich die gedruckten Funketiketten für die Kennzeichnung preiswerter<br />

er Konsumgüter und könnten die bisher bekannten Barcodes<br />

ablösen.<br />

Bei dem für drei Jahre geplanten Gemeinschaftsprojekt hat<br />

PolyIC die Konsortialführerschaft. Die Gesamtinvestitionssumme be -<br />

läuft sich auf rund 15 Millionen Euro, an denen sich das BMBF mit<br />

rund acht Millionen Euro beteiligt. Das Projekt wird im 5. Rah men -<br />

programm „Schlüsseltechnologien – Forschung für Innovationen Be -<br />

reich Kommunikationstechnologie“ des BMBF gefördert. Pro jekt trä -<br />

ger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR).<br />

Mit MaDriX sichern die beteiligten Un -<br />

ternehmen zu sammen mit dem Bun -<br />

desministerium die derzeit führende Po -<br />

sition des For schungs standorts Deut sch -<br />

land im Bereich der gedruckten Elek -<br />

tronik.<br />

Mit RFID-Etiketten ausgezeichnete<br />

Wa ren lassen sich per Funk identifizieren<br />

und kom men in der Warenlogistik bis hin<br />

zur Super marktkasse zum Einsatz. Darü -<br />

ber hinaus werden Pro dukte fälschungssicherer.<br />

Eine schrittweise Marktein füh -<br />

rung gedruck ter RFID-Eti ket ten ist innerhalb<br />

der nächsten zehn Jahre realistisch.<br />

Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg<br />

von MaDriX ist die enge Zu sam menarbeit<br />

der Unternehmen. PolyIC beschäftigt sich<br />

mit den Themen Bau elementcharak te ri -<br />

sie rung und Prozess entwicklung so wie<br />

mit dem Aufbau von Demonstratoren.<br />

BASF, <strong>Evonik</strong> Indus tries und Elantas Beck<br />

steuern neue Materialien zur Herstellung<br />

von Halb leitern und Isolatoren bei, die in<br />

elektronischen Schaltungen eingesetzt<br />

werden. Für die Qua litätskontrolle im<br />

Druck prozess entwickelt Siemens neue<br />

Ver fah ren im Bereich der optischen Echt -<br />

zeit-Druck inspektion. Darüber hinaus<br />

arbeiten mehrere Universitäten sowie<br />

Forschungs ins ti tute an MaDriX mit.<br />

news<br />

Schwerpunkt bei <strong>Evonik</strong> sind neuartige<br />

Halbleitersysteme<br />

Der Beitrag von <strong>Evonik</strong> zum Verbundprojekt MaDriX teilt sich in<br />

zwei Bereiche. Auf der einen Seite steht die Synthese von neuartigen<br />

Halbleitersystemen bei verschiedenen Unterauftragsnehmern, auf<br />

der anderen Seite die Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse in<br />

industrielle Prozesse und das Upscaling. Der strategische For -<br />

schungs- und Entwicklungsbereich von <strong>Evonik</strong>, die Creavis Techno -<br />

l ogies & Innovation, kooperiert im Bereich des Ver bundprojekts<br />

extern mit der Universität Wuppertal, der TU Berlin, der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg und dem MPI für Polymerfor schung in Mainz.<br />

Neben den Tätigkeiten bei der Creavis sollen die Kompetenzen<br />

von <strong>Evonik</strong> in den Bereichen Nanomaterialien und PMMA in das Pro -<br />

jekt eingebracht werden. „Wir halten dazu engen Kontakt zu Dr.<br />

Sven Hill, New Business Development Aerosil, und zu Dr. Günter<br />

Schmitt vom Bereich New Business Development im Ge schäfts -<br />

bereich Coatings & Additives”, erklärt Dr. Heiko Thiem, Projektleiter<br />

MaDriX von Seiten Creavis, die engen Kooperationen.<br />

Im Science-to-Business-Center Nanotronics von <strong>Evonik</strong> werden<br />

die Halbleiter und Dielektrikasysteme für die Verwendung in standardisierten<br />

Messplätzen getestet, die im Rahmen von MaDriX ent wi -<br />

ckelt werden. Auch die Überführung der Materialsysteme in un ter -<br />

schiedliche Druckprozesse gehört zu den Projektaufgaben von<br />

<strong>Evonik</strong>.<br />

Das erste gedruckte polymere RFID-Tag<br />

[13,56 MHz] (Foto: PolyIC)<br />

Kilometerlange gedruckte Logikschaltkreise<br />

für RFID-Tags (Foto: PolyIC)<br />

elements23 EVONIK SCIENCE NEWSLETTER 31


JUNI 08<br />

01.06.– 04.06.2008<br />

4th International Conference on<br />

Renewable Resources & Biorefineries<br />

ROTTERDAM (NIEDERLANDE)<br />

www.rrbconference.com<br />

JULI/AUGUST 08<br />

20.07.–24.07.2008<br />

48th Symposium on Polymer Colloids<br />

PRAG (TSCHECHISCHE REPUBLIK)<br />

www.imc.cas.cz/sympo/48micros<br />

SEPTEMBER 08<br />

07.09.–10.09.2008<br />

7th European Symposium<br />

on Biochemical Engineering Science<br />

FARO (PORTUGAL)<br />

www.esbes2008.org<br />

SEPTEMBER/OKTOBER 08<br />

28.09.– 01.10.2008<br />

Green Solvents<br />

KONSTANZ<br />

events.dechema.de/gspsa.html<br />

<strong>Evonik</strong> Industries AG<br />

Rellinghauser Straße 1–11<br />

45128 Essen<br />

www.evonik.com<br />

01.06.– 05.06.2008<br />

Nanotech 2008<br />

BOSTON (MASSACHUSETTS,USA)<br />

www.nsti.org/Nanotech2008<br />

27.07.– 01.08.2008<br />

17th International Conference<br />

on Photochemical Conversion and<br />

Storage of Solar Energy<br />

SYDNEY (AUSTRALIEN)<br />

www.ips17.com<br />

07.09.–11.09.2008<br />

4th International Symposium<br />

on Macro- and Supramolecular<br />

Architectures and Materials<br />

DÜSSELDORF<br />

www.chemie.uni-duesseldorf.de/<br />

Faecher/Organische_Chemie/OC2/<br />

ritter/MAM_08<br />

28.09.– 02.10.2008<br />

5th International Conference<br />

on Combinatorial and High Throughput<br />

Materials Science<br />

SEEON<br />

www.dechema.de/seeon<br />

02.06.– 03.06.2008<br />

American Coatings Show<br />

CHARLOTTE (NORTH CAROLINA, USA)<br />

www.american-coatings-show.com<br />

28.07.– 01.08.2008<br />

23rd IUPAC Symposium<br />

on Photochemistry<br />

GÖTEBORG (SCHWEDEN)<br />

photoscience.la.asu.edu/<br />

Goteborg2008<br />

16.09.–20.09.2008<br />

2nd EuCheMS Chemistry Congress<br />

TURIN (ITALIEN)<br />

www.euchems-torino2008.it<br />

07.10.– 09.10.2008<br />

ProcessNet Jahrestagung 2008<br />

KARLSRUHE<br />

www.dechema.de/jt2008<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Evonik</strong> Degussa GmbH<br />

Innovation Management<br />

Chemicals<br />

Rellinghauser Straße 1–11<br />

45128 Essen<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Dr. Norbert Finke<br />

<strong>Evonik</strong> Degussa GmbH<br />

Innovation Management Chemicals<br />

norbert.finke@evonik.com<br />

Redaktion<br />

Dr. Karin Aßmann<br />

(verantwortlich)<br />

<strong>Evonik</strong> Services GmbH<br />

Konzernredaktion<br />

karin.assmann@evonik.com<br />

termine<br />

22.06.–25.06.2008<br />

7th World Surfactants Congress<br />

PARIS (FRANKREICH)<br />

www.cesio2008.com/index.htm<br />

31.08.– 03.09.2008<br />

5th International Conference<br />

on Environmental Catalysis<br />

BELFAST (UNITED KINGDOM)<br />

www.centacat.qub.ac.uk/5icec/<br />

index.html<br />

28.09.–30.09.2008<br />

6th International Conference<br />

on Inorganic Materials<br />

DRESDEN<br />

www.im-conference.elsevier.com/<br />

index.htm<br />

07.10. – 09.10.2008<br />

European BioPerspectives<br />

HANNOVER<br />

www.bioperspectives.org<br />

Redaktionelle Mitarbeiter<br />

Dr. Angelika Fallert-Müller<br />

Dr. Rolf Froböse<br />

Klaus Jopp<br />

Michael Vogel<br />

Gestaltung<br />

Michael Stahl, München<br />

Fotos<br />

<strong>Evonik</strong> Industries<br />

Dieter Debo<br />

Markus Schmidt<br />

Stefan Wildhirt<br />

Würth Solar (S. 26)<br />

DIGITALstock (S. 8 links)<br />

Getty Images (S. 22)<br />

Mauritius Images (S. 18)<br />

Druck<br />

Mediahaus Biering GmbH<br />

München<br />

Nachdruck nur mit<br />

Genehmigung der Redaktion

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