Gesellschafts- politische Kommentare - Leo Schütze Gmbh
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gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 2/08 – März 2008 – Seite 30<br />
Dr. Thomas Spies,<br />
MdL Hessen<br />
Der Patient ist nie oder fast nie „Kunde“ im Sinne des<br />
gleichstarken Verhandlungspartners der Akteure im<br />
Gesundheitswesen, sondern immer – wegen Krankheit<br />
und Hilfsbedürftigkeit – in einer ungleich schwächeren<br />
Position.<br />
Deshalb hat jede wettbewerbliche Steuerung, sofern<br />
sie direkt oder mittelbar den Patienten betrifft, einen<br />
ergänzenden Kontrollbedarf, mit dem der Patient<br />
durch einen öffentlichen Garanten geschützt wird.<br />
Dr. Frank Thoss,<br />
Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA)<br />
Das deutsche Gesundheitssystem ist nicht zukunftsfähig.<br />
Die bestehenden Strukturen und Steuerungsinstrumente<br />
sind weder effektiv noch effizient. Nur ein<br />
wettbewerblicher Systemwechsel bietet einen Ausweg.<br />
Mit mutigen Strukturreformen können die positiven<br />
Wirkungen von Markt und Wettbewerb auch im<br />
Gesundheitswesen genutzt werden. Die Leistungsfähigkeit<br />
des Systems wird gesteigert und die Versorgung<br />
orientiert sich zuallererst an den Wünschen und<br />
Bedürfnissen der Versicherten und Patienten.<br />
Der Arzneimittelsektor ist in eine umfassende wettbewerbliche<br />
Neuausrichtung des Gesamtsystems ein-<br />
Dr. Albrecht Winkler,<br />
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland Pfalz<br />
● Risikoselektion ist kein Problem der Zukunft, sondern<br />
der Gegenwart. Mit der Komplettierung des<br />
Finanzkraftausgleichs und der Einführung von<br />
Morbiditätselementen im Risikostrukturausgleich<br />
trägt der Gesundheitsfonds gerade dazu bei, die<br />
Funktionsfähigkeit des Krankenversicherungswettbewerbs<br />
weiter zu verbessern. Der Preis, egal<br />
ob nun Beitragssatz oder Zusatzprämie genannt,<br />
behält seine wichtige Steuerungsfunktion bei, wird<br />
aber auch in Zukunft nicht alleiniger Wettbewerbsparameter<br />
sein.<br />
● Unser solidarisches Krankenversicherungssystem<br />
hat sich – gerade auch bei international vergleichender<br />
Betrachtung – im Grundsatz bewährt,<br />
Wir sind weit davon entfernt, auch nur die erforderlichen<br />
Parameter und Methoden einer solchen, den<br />
gleichstarken und informierten Kunden schaffenden<br />
Prüfung zu kennen, geschweige denn implementiert<br />
zu haben.<br />
Es bleibt fraglich, ob die wettbewerblich gewonnenen<br />
Effizienzvorteile dann die Kosten der Sicherungsparameter<br />
noch übersteigen.<br />
zubeziehen. Zentrale Eingriffe in die Marktpreisbildung,<br />
wie Zwangsrabatt und Festbeträge, sind abzuschaffen<br />
und durch bilaterale Verhandlungen zwischen<br />
den Krankenversicherern und Arzneimittelherstellern<br />
zu ersetzen. Voraussetzung für dezentrale<br />
Abstimmungen ist aber, dass auch zwischen den<br />
Krankenversicherern echter Wettbewerb herrscht und<br />
die Regeln der Wettbewerbskontrolle greifen. Ferner<br />
müssen Versicherte und Patienten die Möglichkeit<br />
haben, sich über alle Gesundheitsthemen kundig zu<br />
machen und sich direkt beim Hersteller über verfügbare<br />
Medikamente zu informieren.<br />
muss aber weiter entwickelt werden. Ein Systemwechsel<br />
etwa zu alterskohortenspezifischen Gesundheitsprämien<br />
ist schon aufgrund der damit<br />
verbundenen gravierenden Doppelbelastungen<br />
Älterer nicht umsetzbar.<br />
● Mit den Reformen der letzten Jahre hat die Politik<br />
sowohl die Rolle der Patientinnen und Patienten<br />
gestärkt als auch den Ärztinnen und Ärzten – zuletzt<br />
mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
und dem GKV-WSG – neue Perspektiven eröffnet.<br />
Mit der Neuordnung der ambulanten Vergütung<br />
wird dem berechtigten Interesse der Ärztinnen und<br />
Ärzte an einer auskömmlichen, transparenten und<br />
kalkulierbaren Honorierung Rechnung getragen.