impuls - AGAPLESION Frankfurter Diakonie Kliniken
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IMPULS<br />
ZEITSCHRIFT DER FRankFURTER DIakonIE-kLInIkEn<br />
Bethanien-Krankenhaus Diakonissen-Krankenhaus Markus-Krankenhaus<br />
und Markus <strong>Diakonie</strong> Oberin-Martha-Keller-Haus Haus Saalburg<br />
02/08<br />
FokUS 100 JaHre BetHanien-KranKenHauS<br />
obERIn-MaRTHa-kELLER-HaUS DeMenzBereicH eröffnet<br />
InTERvIEw PrOfeSSOr Dr. a. Werner MOnDOrf
EDIToRIaL/InHaLT<br />
02 IMPULS 02/08<br />
Liebe Patienten und<br />
Freunde der <strong>Frankfurter</strong><br />
<strong>Diakonie</strong>-kliniken,<br />
„Der Schwestern Werk“.<br />
So lautet der titel der<br />
festschrift zum 100jährigen<br />
Jubiläum des Bethanien-Krankenhauses<br />
in frankfurt-Bornheim. initiative und<br />
engagement von evangelisch-methodistischen<br />
Predigern und Diakonissen ist es zu<br />
verdanken, dass wir nunmehr auf eine 100jährige<br />
tradition von Krankenpflege und<br />
Medizin zurückblicken dürfen. Mit dem<br />
Bezug des Bethanien-Krankenhauses 1908<br />
am heutigen Standort in frankfurt-Bornheim<br />
(im Prüfling) wurde der Grundstein gelegt<br />
für diese erfolgsgeschichte. Heute ist das<br />
Bethanien-Krankenhaus ein moderner<br />
Gesundheitsdienstleister. teilnahme an der<br />
notfallversorgung mit der Herznotfalleinheit,<br />
Stammzelltherapie bei bösartigen erkrankungen<br />
sowie modernste bildgebende und<br />
endoskopische Verfahren sind nur einige<br />
wenige Schlagworte, die die innovationskraft<br />
des Bethanien-Krankenhauses und der dort<br />
tätigen Ärzte widerspiegeln. „Der Schwestern<br />
Werk“. Das, was Diakonissen vor über<br />
hundert Jahren begannen, ist heute das<br />
Werk aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
aber nicht nur der „Wiederherstellung der<br />
Körperfunktion“ gilt dabei unser augenmerk.<br />
auch die Seelsorge leistet einen erheblichen<br />
Beitrag zur Genesung. Mit der Seelsorgekonzeption<br />
und der aufstockung der<br />
Seelsorge-Stellen haben wir die nötigen<br />
Vorraussetzzungen dafür geschaffen.<br />
Darauf dürfen wir stolz sein. Wir sagen<br />
Dank an alle Mitarbeiter, die dies durch ihren<br />
täglichen einsatz möglich machen. Dank auch<br />
an die Gremien und Behörden, die diesen<br />
Weg unterstützen und begleiten.<br />
Wir in den frankfurter <strong>Diakonie</strong>-<strong>Kliniken</strong><br />
wollen diesen Geist von der tradition in die<br />
Moderne weiter tragen. Damit sind wir gut<br />
aufgestellt für die zukunft.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Bernd Weber, Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung<br />
InHaLT<br />
EDIToRIaL/IMPRESSUM 02<br />
kURZ noTIERT 03/04<br />
aUS DEn HÄUSERn<br />
obERIn-MaRTHa-kELLER-HaUS 05<br />
Demenzbereich eröffnet<br />
bETHanIEn-kRankEnHaUS 08<br />
Die zukunft hat bereits begonnen<br />
bETHanIEn-kRankEnHaUS 09<br />
„zeit zum zuhören“<br />
FokUS 06/07<br />
100 Jahre Bethanien-Krankenhaus<br />
InTERvIEw /bETHanIEn<br />
Perspektiven entwickeln und sich einmischen<br />
Kreuz, Herz, anker<br />
10/11<br />
LESERbRIEFE<br />
ihre Meinung ist uns wichtig! Deshalb schreiben Sie uns, wenn wir Sie mit dieser<br />
zeitschrift zu einer reaktion anregen. Was hat ihnen besonders gefallen? Was interessiert<br />
Sie? Was möchten Sie kritisieren? Schreiben Sie uns! frankfurter <strong>Diakonie</strong>-Klinken,<br />
Ginnheimer Landstraße 94, 60487 frankfurt am Main, redaktion.<strong>impuls</strong>@fdk.info<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber frankfurter <strong>Diakonie</strong>-<strong>Kliniken</strong> gemeinnützige GmbH, Ginnheimer Landstraße 94, 60487<br />
frankfurt am Main, www.fdk.info Redaktion Dr. roland Strasheim, redaktion.<strong>impuls</strong>@fdk.info<br />
autoren Karsten W. Mohr, Dr. roland Strasheim Fotos agaplesion, Barbara aumüller, christoph Boeckheler,<br />
Petra esch-Pohl, Dirk Leinhos, Dr. roland Strasheim, Luigi ungarisch Grafik Standard rad. communication<br />
Druck aW-Offsetdruck
nEUER GESCHÄFTSFüHRER In DEn FRankFURTER DIakonIE-kLInIkEn<br />
zum 18. august 2008 trat Dr. med. Dennis Göbel als Geschäftsführer in die frankfurter<br />
<strong>Diakonie</strong>-<strong>Kliniken</strong> ein. er löst Diplom-Kaufmann Michael Keller ab, der innerhalb des Ver-<br />
bundes agaplesion gemeinnützige aktiengesellschaft die aufgabe als alleingeschäftsführer<br />
des evangelischen Krankenhauses elisabethenstift in Darmstadt übernimmt. „Mein ziel<br />
ist es, die frankfurter <strong>Diakonie</strong>-<strong>Kliniken</strong> in der rhein-Main-region zu einem der führenden<br />
Dienstleister im Bereich Gesundheit weiterzuentwickeln“, erklärt Dr. Göbel und ergänzt:<br />
„neben einer engen Verzahnung zwischen dem stationären und ambulanten Sektor ist die<br />
Qualitätsführerschaft in der Medizin dafür von entscheidender Bedeutung.“ Seine berufliche<br />
Laufbahn begann Dennis Göbel als facharzt für anästhesie. nach betriebswirtschaftlicher<br />
Weiterbildung übernahm er verschiedene aufgaben im Krankenhausbereich. zuletzt war er<br />
Geschäftsführer des Helios Klinikum Krefeld. Dr. med. Dennis Göbel wurde 1962 in Kaiserslautern/Pfalz<br />
geboren. er ist verheiratet, Vater dreier Kinder und lebt mit seiner familie in<br />
der nähe von Mainz.<br />
kInDERFLoHMaRkT aM MaRkUS-kRankEnHaUS<br />
Bereits zum zweiten Mal fand am Samstag, 27.9.2008 in der aula des Markus-Krankenhauses<br />
ein Kinderflohmarkt statt. unter dem Motto „von privat an privat“ wurden gebrauchte<br />
Kinderkleidung, Spielzeug und Kindermöbel angeboten. auch viele Mitarbeiter nutzten die<br />
Gelegenheit zum Kaufen oder Verkaufen. natürlich testeten die Kleinen die Sachen direkt vor<br />
Ort; oder machten eine Probefahrt mit dem neuen Bobby-car. „Wieder ein voller erfolg“,<br />
urteilt Sigrid Lickfeld, Krankenschwester der Wochenstation im Markus-Krankenhaus und<br />
Organisatorin des flohmarktes. „Der flohmarkt wird gut angenommen und viele, die im<br />
Markus entbunden haben, treffen sich hier wieder“, so Lickfeld weiter. Der nächste flohmarkt<br />
findet am Samstag, 21.3.2009 ab 12 uhr statt.<br />
kURZ noTIERT<br />
Dr. med. Dennis Göbel im Gespräch mit andela Gotic,<br />
arzthelferin im Medizinischen Versorgungszentrum<br />
am Markus-Krankenhaus<br />
nEUE PFLEGEDIREkToRIn IM bETHanIEn-kRankEnHaUS<br />
Seit 1. Mai 2008 ist Sigrid Kuptschitsch die neue Pflegedirektorin im Bethanien-Krankenhaus.<br />
Sie kommt vom Markus-Krankenhaus, wo sie zuletzt als stellvertretende Pflegedirektorin<br />
tätig war. frau Kuptschitsch ist seit 1990 bei den frankfurter <strong>Diakonie</strong>-<strong>Kliniken</strong> tätig.<br />
nach ihrem Studium zur Dipl.-Pflegewirtin war sie schon einmal am Bethanien-Krankenhaus<br />
tätig, und zwar im Medizincontrolling. im September 2003 wechselte sie als Klinik-Pflegedienstleiterin<br />
in das Markus-Krankenhaus. frau Kuptschitsch ist verheiratet und hat eine<br />
tochter.<br />
Sigrid Kuptschitsch im Gespräch mit Geschäftsführer Jürgen Schäfer<br />
flohmarkt in der aula des Markus-Krankenhauses<br />
übER DEn woLkEn<br />
frankfurt aus der Luft konnte sich familie Leinhos am 27. Juli 2008 anschauen. Sie hatte<br />
beim Quiz am tag der offenen tür im Markus-Krankenhaus den 1. Preis gewonnen.<br />
Vater Dirk Leinhos hatte die entscheidende Karte ausgefüllt. und so starteten Dirk<br />
und claudia Leinhos mit Sohn Sven zu einem Hubschrauberrundflug über frankfurt. Bei<br />
strahlendem Sonnenschein konnten sie nicht nur ihr Wohnhaus und den arbeitsplatz<br />
von Vater Dirk, sondern auch das Markus-Krankenhaus mit all seinen Baumaßnahmen<br />
aus luftiger Höhe betrachten. „ein toller tag und ein toller Gewinn“, urteilte die<br />
ganze familie nach der sicheren Landung.<br />
02/08 IMPULS 03
kURZ noTIERT<br />
„kULTUR IM kRankEnHaUS“ – JETZT aUCH IM bETHanIEn<br />
im Herbst 2004 wurde die reihe „Kultur im Krankenhaus“ im<br />
Markus-Krankenhaus „aus der<br />
taufe gehoben“. Mit großem<br />
erfolg fanden seitdem fünf bis<br />
sechs Veranstaltungen pro<br />
Spielzeit statt. Was lag ferner,<br />
als die erfolgreiche Veranstaltungsreihe<br />
im Jahr des<br />
100-jährigen Jubiläums auch<br />
im Bethanien-Krankenhaus<br />
zu starten. Den auftakt der<br />
Saison 2008/2009 machten<br />
Duo camillo mit ihrem Kabarett-<br />
Programm „Keine halben<br />
Duo camillo im Bethanien-Krankenhaus<br />
Sachen“. Von der Heiligen<br />
elisabeth bis hin zur „Wiederbelebung<br />
nach dem tod an der imbissbude“ waren alle themen rund<br />
um Gesellschaft, Krankenhaus und Kirche vertreten. Die zuschauer<br />
waren begeistert. „ein perfekter Start der reihe“, so Krankenhausdirektor<br />
Schäfer. „Das wird schwer zu überbieten sein“. Seien Sie<br />
also gespannt auf die kommenden Veranstaltungen. Das Programm<br />
finden Sie auch im internet unter www.fdk.info.<br />
04 IMPULS 02/08<br />
WIR BILDEN AUS<br />
<strong>Diakonie</strong>seminar Agaplesion<br />
für Pflegeberufe<br />
KONTAKT<br />
Ursula Günschmann<br />
Schulleitung<br />
Tel. (069) 95 33-24 63<br />
Fax (069) 95 33-2519<br />
kps@fdk.info<br />
www.fdk.info<br />
URoLoGIE IM MaRkUS-kRankEnHaUS<br />
aUF DEM nEUESTEn STanD<br />
Die Klinik für urologie hat ihr angebot an minimal-invasiven Opera-<br />
tionen weiter ausgebaut. Seit august 2008 ist der Greenlight-Power-<br />
Laser HPS (High Performance System) im einsatz. „Mit seinen 120<br />
Watt Leistung hat dieses Gerät der zweiten Generation viele Vorteile<br />
für uns und den Patienten“, so Dr. med. Martin Hatzinger, facharzt<br />
für urologie und Sektionsleiter für minimal-invasive urologie der<br />
Klinik. „zum einen ist die Behandlungszeit um ca. 30 Prozent gesunken<br />
und zum anderen können<br />
wir den Laserstrahl noch<br />
gezielter einsetzen als bisher“.<br />
Die neue Operationsmethode<br />
ist besonders für Patienten<br />
mit einer gutartigen Prostatavergrößerung<br />
geeignet, die<br />
inzwischen eines der häufigsten<br />
Männerleiden ist.<br />
Oberarzt Dr. Hatzinger am Greenlight-Laser<br />
aMbULanTES THERaPIEZEnTRUM aM DIakonISSEnkRankEnHaUS<br />
ERöFFnET<br />
Das Diakonissen-Krankenhaus hat im<br />
august sein Leistungsspektrum um<br />
den Bereich der ambulanten therapeutischen<br />
Leistungen erweitert.<br />
erfahrene therapeuten und spezielle<br />
Geräte bieten ein umfangreiches<br />
Leistungsspektrum. neben Physiotherapie<br />
(Krankengymnastik) und<br />
Massage werden auch ergotherapie<br />
und Logopädie angeboten.<br />
Patientin im neuen therapiezentrum<br />
„Mit der eröffnung des therapiezentrums konnten wir unser Leistungsangebot<br />
auf den ambulanten Bereich ausweiten“, so Privatdozent<br />
Dr. med. rupert Püllen, Ärztlicher Direktor des Diakonissen-Krankenhauses.<br />
„Dies bedeutet eine noch engere Verzahnung zwischen dem<br />
stationären Krankenhausaufenthalt und der ambulanten nachbehandlung“.<br />
aber nicht nur den Patienten des Diakonissen-Krankenhauses<br />
steht diese therapiemöglichkeit offen, sondern allen gesetzlich<br />
und privat versicherten Patienten. Das ambulante therapiezentrum<br />
hat die zulassung für alle Krankenkassen und steht Menschen aller<br />
altersgruppen offen. ein interessantes angebot also auch für die<br />
anwohner rund um das Diakonissen-Krankenhaus im nordend. um<br />
lange Wartezeiten zu vermeiden, arbeitet das therapiezentrum als<br />
reine Bestellpraxis.<br />
Die terminvereinbarung kann telefonisch unter der rufnummer:<br />
(069) 95 93 75 - 4 00 erfolgen.
OBerin-MartHa-KeLLer-HauS<br />
DEMEnZbEREICH ERöFFnET<br />
am Samstag, 7. Juni 2008 hat das altenpflegeheim oberin-Martha-keller-Haus<br />
seinen neuen wohnbereich für demenziell erkrankte bewohner eröffnet. Im<br />
anschluss daran wurde die Eröffnung mit einem Tag der offenen Tür unter dem Motto<br />
„Lebensqualität mit Demenz“ gefeiert.<br />
DEMEnZbEREICH – DIE nEUEn<br />
RÄUMLICHkEITEn<br />
Der Demenzbereich im erdgeschoss ist aus-<br />
gestattet mit gemütlichen zimmern, einem<br />
großzügigen Wohn- und essraum, offenen<br />
Sitzgruppen, einem Wellness-Pflegebad<br />
sowie einem eigenen Garten. Bis zu 17<br />
Be-wohner können sich den neu gestalteten<br />
Gebäudeflügel teilen und wohnen in elf<br />
einbett- und drei zweibett-zimmern.<br />
Das Gebäude in der Dielmannstraße 26<br />
beherbergt neben dem Demenzbereich die<br />
vollstationäre Pflegeeinrichtung Oberin-<br />
Martha-Keller-Haus sowie das feierabendhaus<br />
der Diakonissen der evangelisch-<br />
Methodistischen Schwesternschaft Bethanien.<br />
für die etablierung des Demenzbereiches<br />
waren umfangreiche umbaumaßnahmen<br />
von September 2007 bis ende Mai 2008<br />
notwendig. insgesamt wurden hierfür 1,4<br />
Mio. euro investiert.<br />
DEMEnZbEREICH – DaS THERaPIEkonZEPT<br />
individuell gestaltete zimmer<br />
Die zimmer sollen möglichst unter einbezug<br />
der angehörigen individuell gestaltet und<br />
den privaten häuslichen Lieblingsplätzen<br />
angepasst werden. Das ist teil der gemeinsamen<br />
Biographiearbeit. Die Wohnelemente<br />
haben biographische und damit auch eine<br />
emotionale Bedeutung für die Bewohner.<br />
Das Wiedererkennen eigener Gegenstände<br />
erleichtert den persönlichen rückzug im<br />
zimmer. im weiteren Krankheitsverlauf<br />
verliert es meist an Bedeutung. Denn Menschen<br />
mit Demenz suchen zunehmend die<br />
nähe zu anderen Menschen – daher auch<br />
das angebot an Doppelzimmern.<br />
Gemeinsame räume<br />
Die Beleuchtung der räume ist besonders<br />
hell und zentral gesteuert, um die Sturzgefahr<br />
zu mindern. Die gute ausleuchtung und<br />
eine abwechslungsreiche Wohnraumgestaltung<br />
erleichtern die Orientierung. Küchengeräte<br />
sind mit speziellen Sicherungen ausgestattet,<br />
damit die Bewohner sich gefahrlos an<br />
hauswirtschaftlichen arbeiten beteiligen<br />
können. Die einrichtungsgegenstände in<br />
fluren und nischen sollen die Sinne anregen<br />
und zur Beschäftigung einladen:<br />
Beispiel: es wurde eine Garderobe eingerichtet,<br />
aus der sich alle Bewohner bedienen<br />
können. Das vermindert die krankheitsbedingte<br />
neigung, die eigenen oder fremde<br />
Schränke auszuräumen. in den fluren lassen<br />
unterschiedliche Sitzmöglichkeiten die Wahl,<br />
sich zurückzuziehen oder sich an gemeinschaftlichen<br />
aktivitäten zu beteiligen.<br />
eigener Sinnesgarten<br />
Besonderes augenmerk wurde auf den frisch<br />
angelegten Sinnesgarten gelegt, der die<br />
spezifischen Bedürfnisse der Bewohnergruppe<br />
berücksichtigt. er wird alle ihre Sinne<br />
anregen: Die Bewohner sollen den unterschiedlich<br />
gestalteten Bodenbelag fühlen,<br />
thymian und Lavendel riechen, verschiedene<br />
Pflanzbereiche sehen und frisch geerntete<br />
Beeren schmecken. Hier können die Bewohner<br />
auch ihrem für die Krankheit typischen<br />
Bewegungsdrang nachgeben.<br />
Pflege, Betreuung und alltagsgestaltung<br />
Das Oberin-Martha-Keller-Haus möchte den<br />
demenzkranken Menschen ein größtmögliches<br />
Maß an normalität, individualität und<br />
Selbstständigkeit erhalten. Die arbeit mit<br />
den Bewohnern orientiert sich deshalb an<br />
aUS DEn HÄUSERn<br />
einbindung der Bewohner in die Hausarbeit<br />
Sinnesgarten in der außenanlage des Demenzbereiches<br />
deren Biographie und berücksichtigt die<br />
individuelle Lebensgeschichte. Hier sind für<br />
die Mitarbeiter drei aspekte wesentlich:<br />
1. Bewohner leben in der Vergangenheit: als<br />
positiven und kreativen Prozess annehmen.<br />
2. Bewohner in ihren Krankheitsphasen<br />
wertschätzen: kein korrigierendes Handeln.<br />
3. Kenntnis der Biographie schafft Verständnis.<br />
DEMEnZ - DaS kRankHEITSbILD<br />
Demenz tritt vorwiegend bei degenerativen<br />
Krankheiten des Gehirns auf. Die<br />
Schädigung betrifft kognitive Leistungen<br />
(Gedächtnis, aufmerksamkeit, Denkvermögen,<br />
Sprache) genauso wie seelische<br />
zustände und das Verhalten. Derzeit gibt<br />
es keine Möglichkeit, Demenzerkrankungen<br />
zu heilen. Die Verlaufsmuster<br />
der Krankheit zeigen große individuelle<br />
unterschiede. Die stationäre Versorgung<br />
demenzkranker Menschen stellt deshalb<br />
besondere anforderungen an architektur,<br />
ausstattung, Pflege und Betreuung,<br />
ernährung, Qualifizierung der Mitarbeiter<br />
und arbeitsorganisation.<br />
02/08 IMPULS 05
FokUS<br />
fOKuS<br />
DER SCHwESTERn wERk<br />
100 JaHre BetHanien-KranKenHauS in franKfurt-BOrnHeiM<br />
Die Geschichte des bethanien-krankenhauses begann bereits vor mehr als 100 Jahren:<br />
1885 nahm der bethanien-verein sein erstes krankenhaus in Frankfurt in der Gauß-<br />
straße mit 18 betten und einem „operationszimmer“ in betrieb. Pro Jahr konnten<br />
etwa 200 Patienten von dort tätigen Ärzten und Diakonissen versorgt werden.<br />
Doch schon bald mussten aufgrund der<br />
steigenden Patientenzahlen neue räumlichkeiten<br />
gefunden werden. und so wurde 1908<br />
das Bethanien-Krankenhaus mit nunmehr<br />
70 Betten und einem Mutterhausgebäude<br />
eröffnet. Bereits im ersten Jahr nach der<br />
eröffnung wurden 629 Patienten im neubau<br />
„im Prüfling“ versorgt.<br />
auch ein elektrischer aufzug wurde eingebaut,<br />
der von der eigens dafür benannten<br />
„Liftschwester“ bedient wurde. neben der<br />
„Liftschwester“ gab es auch eine „telefonschwester“,<br />
die den Kontakt zwischen den<br />
Patienten, den Ärzten und dem Krankenhaus<br />
vermittelte. Denn schon damals war das<br />
Bethanien-Krankenhaus ein reines Belegarztkrankenhaus.<br />
ein Modell, das heute aktueller<br />
denn je ist.<br />
06 IMPULS 02/08<br />
bethanien während der weltkriege<br />
Der erste Weltkrieg ging am Bethanien-<br />
Krankenhaus nicht spurlos vorbei. Knappe<br />
ressourcen und die Versorgung von verletzten<br />
Soldaten und zivilisten stellten das<br />
Bethanien-Krankenhaus vor immer neue<br />
Probleme. Wiederum räumliche enge und<br />
die steigende anzahl Patienten führten<br />
zur eröffnung eines weiteren Standortes,<br />
dem Bethanien-Krankenhaus „auf dem<br />
Mühlberg“ in frankfurt-Sachsenhausen im<br />
Jahre 1938.<br />
Die Jahre der nS-Diktatur waren auch für<br />
das Bethanien-Krankenhaus nicht folgenlos.<br />
Vielen jüdischen Ärzten in frankfurt<br />
wurde die zulassung entzogen, darunter<br />
auch viele Ärzte, die am Bethanien-Krankenhaus<br />
tätig waren.<br />
im Januar 1944 traf ein schwerer alliierter<br />
Luftangriff ganz frankfurt. Das Dach des<br />
Bethanien-Krankenhauses „im Prüfling“<br />
wurde durch Brandbomben stark beschädigt.<br />
nachkriegszeit, wiederaufbau und die<br />
„medizinische konzeption“<br />
in den kommenden Jahrzehnten baute<br />
das Bethanien-Krankenhaus sein Leistungsspektrum<br />
kontinuierlich aus und trieb auch<br />
die notwendigen baulichen Veränderungen<br />
mit Hochdruck voran. So konnte im Jahre<br />
1954 ein erweiterungsbau als erster Krankenhausbau<br />
in frankfurt nach dem Krieg in<br />
Betrieb genommen werden. ende der Siebziger<br />
gab es eine Krise. Belegkrankenhäuser<br />
waren politisch nicht gewollt und es drohte<br />
die Schließung des Bethanien-Krankenhauses.<br />
Die Leitungskräfte suchten rat (siehe hierzu<br />
auch „interview“ auf Seite 10/11) und eine<br />
zukunftsfähige medizinische Konzeption<br />
für das Bethanien-Krankenhaus sah die<br />
ansiedlung von verschiedenen facharztgruppen<br />
am Krankenhaus vor. Diese „teams“ sollten<br />
die notwendige medizinisch fachliche<br />
Kompetenz und Kontinuität gewährleisten.<br />
Der im Jahr 1978 erfolgte Bau eines Herzkathetermessplatzes<br />
am Belegkrankenhaus<br />
Bethanien war damals eine Sensation. Solche
einrichtungen gab es in Deutschland zu<br />
dieser zeit nur an universitätskliniken. anfang<br />
der 80er Jahre folgten die Onkologie und<br />
weitere internistische und chirurgische fachdisziplinen.<br />
Die radiologie wurde ausgebaut,<br />
1986 ein computertomograf (ct) installiert. in<br />
den folgenden Jahren wurden weitere erweiterungsbauten<br />
vorgenommen, so dass nach<br />
und nach die Praxen der Belegärzte auf das<br />
Krankenhausgelände ziehen konnten. Somit<br />
war die Vorraussetzung für eine enge Verzahnung<br />
ambulanter und stationärer Versorgung<br />
gegeben. Der Belegarzt kann buchstäblich<br />
nach der morgendlichen Visite „über den Gang“<br />
in seine Praxis gehen. Bei notfällen im Krankenhaus<br />
ist er stets verfügbar.<br />
Der Mensch im Mittelpunkt<br />
aber nicht nur die Medizin, nicht nur die<br />
technik sind entscheidend. Die Menschen,<br />
die das notwendige Wissen, die erfahrung<br />
und das engagement einbringen, erwecken<br />
ein Krankenhaus zum Leben. Dem täglichen<br />
einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
in der guten tradition der Diakonissen ist die<br />
erfolgsgeschichte „100 Jahre Bethanien-<br />
Krankenhaus“ zu verdanken. Der Schwestern<br />
Werk, das vor 134 Jahren begann, wird damit<br />
weiter fortgeführt.<br />
bETHanIEn – DER naME IST PRoGRaMM<br />
Das bethanien-krankenhaus und sein 100-jähriges Jubiläum stehen in dieser<br />
ausgabe des IMPULS im Fokus. aber was bedeutet eigentlich bethanien?<br />
woher stammt der name?<br />
Bethanien ist ein Ortsname. zwei Dörfer mit<br />
diesem namen werden in der Bibel erwähnt.<br />
Der bekanntere Ort lag ca. 3 Kilometer<br />
von Jerusalem entfernt. Dort wohnten die<br />
Geschwister Martha, Maria und Lazarus.<br />
Sie waren freunde Jesu (Joh. 11,11) und<br />
hatten offenbar ein großes Haus, in dem sie<br />
Gastfreundschaft pflegten.<br />
Der Ort nahe bei Jerusalem war als Quartier<br />
für Jerusalem-Pilger sehr geeignet. Jesus<br />
lehrte dort, so wird es in der Geschichte von<br />
Martha und Maria berichtet (Lukas 10,38<br />
ff). Die andere bekannte Geschichte von<br />
der auferweckung des Lazarus zeigt, dass<br />
die Herrschaft Gottes über den tod siegt<br />
(Johannes 11,1 ff).<br />
FokUS<br />
Von dem anderen Dorf mit namen Bethanien<br />
– jenseits des Jordan (Johannes 1,28) – ist<br />
weniger bekannt. Johannes der täufer<br />
wirkte dort. es liegt im heutigen Jordanien.<br />
Die Wortbedeutung von „Bethanien“ kann<br />
übersetzt werden mit: „Haus, wo man sich<br />
des elends annimmt“. Die namensgebung<br />
des Bethanien-Vereins und später auch<br />
des Bethanien-Krankenhauses in Bezug auf<br />
den biblischen Ort demonstriert, wie stark<br />
sich die Gründerväter des Vereins dem<br />
christlichen Glauben und dem ziel, in der<br />
nachfolge christi Kranken und Sterbenden<br />
zu helfen und Linderung zu verschaffen,<br />
verpflichtet sahen.<br />
Karsten W. Mohr<br />
Sie möchten mehr über das bethanien-krankenhaus und seine Geschichte erfahren?<br />
bestellen Sie „Der Schwestern werk“ - die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum.<br />
per Mail unter bestellung@fdk.info<br />
im Internet unter www.fdk.info/fdk-service/bestellung.html<br />
02/08 IMPULS 07
aUS DEn HÄUSERn<br />
BetHanien-KranKenHauS<br />
DIE ZUkUnFT<br />
HaT bEREITS bEGonnEn<br />
Ein 100-jähriges Jubiläum gibt Gelegenheit zur Rückblende. noch mehr aber anlass,<br />
in die Zukunft zu blicken. Und die hat im bethanien schon längst begonnen.<br />
neuer operationstrakt<br />
Mit dem neubau des Operationstraktes<br />
stehen seit 2006 sieben Säle zur Verfügung.<br />
Dort operieren 27 fachärzte aus den verschiedenen<br />
Bereichen der chirurgie und<br />
der Hals-, nasen-, Ohrenheilkunde. Von<br />
allgemeinchirurgie über unfall-, Plastische<br />
und Gefäßchirurgie bis hin zur Wirbelsäulenund<br />
Orthopädischen chirurgie reicht das<br />
Spektrum. im chirurgischen zentrum wurde<br />
2007 die weltweit erste implantation einer<br />
individuell anatomisch gefertigten radiusprothese<br />
am Handgelenk durch Priv.-Doz.<br />
Dr. med. Dirk Hollander, Leitender chirurg<br />
am Bethanien, vorgenommen. Die Ärzte<br />
bieten das komplette Spektrum moderner<br />
operativer Verfahren. Dabei stehen minimalinvasive<br />
techniken („Schlüsselloch-chirurgie“)<br />
und schmerzarme Operationen (z.B. bei der<br />
Mandelentfernung) in Verbindung mit der<br />
14 Plätze umfassenden intensivstation im<br />
Vordergrund.<br />
Innere Medizin – netzwerk der kompetenz<br />
in der Kardiologie steht das Herz im Mittelpunkt.<br />
aber auch Veränderungen der Gefäße<br />
des Körpers (z.B. Halsschlagadern, Beinarterien)<br />
können im cardioangiologischen<br />
centrum Bethanien (ccB) diagnostiziert<br />
und behandelt werden. Dafür ist das ccB<br />
bestens ausgerüstet mit zwei Herzkathetermessplätzen,<br />
einem cardio-ct und einem<br />
cardio-Mrt (Kernspintomograf). eine zweite<br />
Herznotfalleinheit (chest-Pain-unit) konnte<br />
2006 in Betrieb genommen werden. Daneben<br />
zählt das ccB zu einem der größten Herzschrittmacherzentren<br />
europas und verfügt<br />
über eine fernüberwachung von Herzpatienten<br />
(telemetrie).<br />
08 IMPULS 02/08<br />
im Bereich der Onkologie konnte mit dem<br />
Beginn autologer Stammzelltransplantationen<br />
2003 ein Meilenstein gesetzt werden.<br />
Praxis, tagesklinik und Bettenstation<br />
der Onkologischen Gemeinschaftspraxis<br />
sind auf einer ebene im Krankenhaus angesiedelt.<br />
Kurze Wege – auch in der Kooperation<br />
mit den anderen fachdisziplinen<br />
des Hauses – stehen dabei im fokus. Denn<br />
der Onkologe arbeitet mit den operativen<br />
fächern, aber auch mit den internisten und<br />
Gastroenterologen des centrum Gastroenterologie<br />
Bethanien eng zusammen.<br />
Moderne Diagnostik und Therapie<br />
für die bildgebende Diagnostik stehen in der<br />
Gemeinschaftspraxis radiologie modernste<br />
apparate zur Verfügung. Schnelle Diagnostik<br />
und vollständige Digitalisierung sind nur<br />
einige Highlights. Durch das im Bethanien<br />
installierte PacS (picture archiving and<br />
communication system) hat der arzt auf<br />
der Station und in der Praxis direkten zugriff<br />
auf röntgen- und ct-Bilder. Labordiagnostik,<br />
Pathologie, Physio-, Logo- und ergotherapie<br />
sowie ernährungsberatung machen das<br />
Bethanien-Krankenhaus zu einem modernen<br />
Gesundheitsdienstleister.<br />
Die unterbringung der Patienten ist im<br />
Bethanien auf dem neuesten Stand. Mehrere<br />
Stationen wurden in den letzten vier<br />
Jahren neu gebaut, bestehende umgebaut.<br />
Dadurch entstanden moderne, hochwertig<br />
ausgestattete Patientenzimmer. aus dem<br />
ehemaligen „Schwesternzimmer“ ist ein<br />
moderner Pflegestützpunkt geworden; offen<br />
und freundlich gestaltet.<br />
eröffnung der neuen Herznotfalleinheit 2006<br />
(v.l.n.r. Dr. H.-f. Spies, Dr. W.-a. fach, OB Dr. Petra roth)<br />
auch Wissenschaft und ausbildung werden<br />
groß geschrieben. Das Bethanien-Krankenhaus<br />
ist Lehrkrankenhaus der universität<br />
Pécs in ungarn und der ev. fachhochschule<br />
in Darmstadt.<br />
Mehr als 70 fachärzte sind am Bethanien-<br />
Krankenhaus als Belegärzte tätig, von denen<br />
54 ihre Praxis direkt auf dem Gelände des<br />
Bethanien-Krankenhauses haben. Sie versorgen<br />
ca. 12.000 stationäre und ein Vielfaches<br />
an ambulanten Patienten pro Jahr. insgesamt<br />
steht dafür am Bethanien-Krankenhaus eine<br />
Grundfläche von ca. 20.000 qm zur Verfügung.<br />
Vernetzung und Kooperation zum Wohle des<br />
Patienten werden im Bethanien-Krankenhaus<br />
seit mehr als 100 Jahren praktiziert.<br />
neue Stationsmittelpunkte
BetHanien-KranKenHauS<br />
„ZEIT ZUM ZUHöREn“<br />
Früher waren Diakonissen Seelsorgerin und krankenschwester in einer Person.<br />
Somit war die „Profilierung“ eines christlichen krankenhauses mehr als deutlich.<br />
Heutzutage hat nahezu jedes krankenhaus ausgebildete Seelsorger. was also<br />
unterscheidet ein christliches Haus wie das bethanien-krankenhaus noch im bezug<br />
auf die Seelsorge? vielleicht ist es die wahrnehmung, der Stellenwert und die<br />
ausgestaltung des bereiches „Seelsorge“.<br />
Seelsorge als elementares angebot<br />
„ich bin überzeugt davon, dass die Seelsorge<br />
sowohl für die Patienten und ihre angehörigen<br />
als auch für die Mitarbeitenden ein<br />
elementares angebot ist, das möglichst<br />
vielen zur Verfügung stehen sollte“, erklärt<br />
Krankenhausdirektor Jürgen Schäfer. Dabei<br />
richtet sich das Seelsorgeangebot keinesfalls<br />
nur an Menschen christlichen Glaubens.<br />
auf Wunsch wird für die Patienten auch<br />
der Kontakt zu Vertretern anderer religionsgemeinschaften<br />
hergestellt, zum Beispiel<br />
der jüdischen Gemeinde und muslimischer<br />
Glaubensrichtungen.<br />
Zeit zum Zuhören<br />
Doch eine gute Seelsorge braucht vor<br />
allem eines: zeit zum zuhören. Daher war<br />
das angebot der evangelischen Kirche mit<br />
bislang einer halben Stelle klar begrenzt. in<br />
Verhandlungen mit der evangelischen Kirche<br />
war es in diesem Jahr gelungen, den erhalt<br />
der halben kirchlichen Stelle sicherzustellen<br />
und darüber hinaus eine weitere halbe Stelle<br />
im Bethanien-Krankenhaus zusätzlich zu<br />
schaffen, die die evangelische Kirche in<br />
Hessen und nassau aus Mitteln des Bethanien-Krankenhauses<br />
refinanziert.<br />
Pfarrer christoph rahlwes ergänzt nun seit<br />
September 2008 das Seelsorge-team des<br />
Bethanien-Krankenhauses. Bereits seit über<br />
zwanzig Jahren ist Pfarrerin Gisela Löbbers<br />
als Seelsorgerin im Bethanien tätig. Beide<br />
werden unterstützt von ehrenamtlichen<br />
Seelsorgern. Dazu gehört auch Diakonisse<br />
Schwester Maria Ling vom <strong>Diakonie</strong>werk<br />
Bethanien.<br />
neue kapelle<br />
Seelsorge kann zu jeder zeit an jedem Ort<br />
stattfinden. Dennoch braucht jede Seelsorge<br />
auch einen Ort der Stille. im Bethanien-Krankenhaus<br />
wurde nun nach eineinhalb Jahren<br />
im September 2008 wieder eine Kapelle<br />
als Ort der einkehr und des gemeinsamen<br />
feierns eröffnet. Die neue Kapelle ist „ganz<br />
nah am lieben Gott“, nämlich auf dem Dach<br />
des Hauses D. „Über eineinhalb Jahre haben<br />
wir improvisiert und die Gottesdienste im<br />
aUS DEn HÄUSERn<br />
Pfarrer christop rahlwes (links) im Gespräch mit Bernd Weber Der Künstler Steffen Schuster erläutert die Gestaltung der neuen Kapelle<br />
Mediencenter gefeiert. Wir sind froh, dass<br />
wir jetzt wieder eine Kapelle haben“, so<br />
Pfarrerin Löbbers. „Wir haben bewusst Wert<br />
auf eine schlichte Gestattung der Kapelle<br />
gelegt.“ ein weißes Holzkreuz, ein weißer<br />
altar und ein weißes Pult für die Predigt<br />
zeugen davon. farbtupfer finden sich in der<br />
Kapelle in form der einfassung der eingangstür<br />
sowie der fenster. Diese beiden von<br />
dem bayerischen Künstler Steffen Schuster<br />
gestalteten fenster zeigen zwei Motive:<br />
den Weg der Jünger nach emmaus und den<br />
Jakobsbrunnen.<br />
Diakonische arbeit in guter Tradition<br />
Pflegende und Seelsorgende setzen heute<br />
gemeinsam die tradition diakonischer arbeit<br />
als ausdruck gelebten Glaubens im Sinne<br />
christlicher nächstenliebe in der tradition<br />
der Diakonissen fort. Dabei haben träger<br />
und Mitarbeiter das christliche Profil des<br />
Hauses immer im Blick. „austauschbarkeit<br />
vermeiden, die zeichen der zeit, den Bedarf<br />
und die Bedürfnisse der Menschen erkennen.<br />
So lautet die Maxime“, führt Bernd Weber,<br />
Vorstandsvorsitzender der gemeinnützigen<br />
aktiengesellschaft agaplesion, aus. „Dabei<br />
sind wir sind der tradition der Diakonissen<br />
verpflichtet“, ergänzt Weber. Bau und Gestaltung<br />
der neuen Kapelle wurden durch<br />
die Bethanien Diakonissen-Stiftung mit<br />
60.000 euro unterstützt. Jeweils eine halbe<br />
Stelle Seelsorge im Bethanien- und Markus-<br />
Krankenhaus werden durch die frankfurter<br />
<strong>Diakonie</strong>-<strong>Kliniken</strong> refinanziert.<br />
02/08 IMPULS 09
InTERvIEw<br />
PERSPEkTIvEn EnTwICkELn<br />
UnD SICH EInMISCHEn<br />
IMPULS im Gespräch mit Prof. Dr. a. werner Mondorf<br />
IMPULS: Herr Prof. Mondorf. Sie waren von<br />
1973 bis 1997 Professor für innere Medizin<br />
an der universitätsklinik in frankfurt. Wie kam<br />
es zu der Mitwirkung bei der medizinischen<br />
neuorientierung des Bethanien-Krankenhauses<br />
ende der siebziger Jahre?<br />
Mondorf: Damals war ich Leiter der Medizinischen<br />
Poliklinik der universitätsklinik<br />
frankfurt und kam von einem Studienaufenthalt<br />
aus den uSa. Dort habe ich in einem<br />
Krankenhaus in Boston gearbeitet und so<br />
das System der belegärztlichen Versorgung in<br />
den uSa kennen gelernt. 1975 wurde ich in<br />
der Kirchengemeinde am Merianplatz von<br />
Pastor Mann angesprochen. Belegkrankenhäuser<br />
waren politisch nicht mehr gewollt.<br />
Dem Bethanien drohte das aus und man<br />
suchte nach einer neuen medizinischen Konzeption.<br />
So konnte ich meine positiven<br />
erfahrungen mit dem Belegarztsystem aus<br />
den uSa einbringen.<br />
IMPULS: Was unterschied damals das System<br />
in den uSa von dem Belegarztsystem in<br />
Deutschland?<br />
Mondorf: in Deutschland waren Belegärzte<br />
meist „einzelkämpfer“ während sich in den<br />
uSa Gruppen von fachärzten zu Praxis-teams<br />
zusammenschlossen. Diese teams sorgten<br />
automatisch für nachwuchs aus den eigenen<br />
reihen. Somit war und ist eine Kontinuität<br />
der fachlichen Kompetenz gewährleistet. ein<br />
zweites Problem war, dass viele nachwuchsärzte<br />
– die für teures Geld an universitäten<br />
ausgebildet wurden – keine Perspektive hatten.<br />
Wenn es ihnen nicht gelang, eine der wenigen<br />
chefarzt-Stellen zu ergattern, „verschwanden“<br />
sie häufig in der niederlassung in<br />
einzelpraxen. Dieses unglaubliche Potenzial<br />
ging damit der stationären Versorgung<br />
verloren.<br />
10 IMPULS 02/08<br />
IMPULS: Wie konnten Sie ihr Konzept<br />
konkret umsetzen?<br />
Mondorf: zunächst wurde das Konzept mit<br />
der Leitung des Bethanien-Krankenhauses<br />
abgestimmt. Oberin elise Berner, Pastor Volz<br />
und die gesamte Diakonissen-Schwesternschaft<br />
gaben mir volle rückendeckung und<br />
zeigten sich offen für die damit verbundenen<br />
Veränderungen. es folgten Gespräche mit<br />
Stadtrat ernst Gerhardt und dem Geschäftsführer<br />
der aOK Hans-Georg Kraushaar. es<br />
gelang, sie von unserem innovativen Modell<br />
zu überzeugen. Konkret wurde die umsetzung,<br />
als die Stadt uns das Gebäude der<br />
ehemaligen Kinderklinik in der Böttgerstraße<br />
anbot. Hier konnten wir die erste Gruppe von<br />
fachärzten ansiedeln.<br />
IMPULS: Wer waren die ersten fachärzte,<br />
die dort tätig wurden?<br />
Mondorf: ich sprach zwei renommierte<br />
Kardiologen – namentlich Dr. roland ensslen<br />
und Dr. Hartmut Merle an, die zu diesem<br />
zeitpunkt in Bad nauheim tätig waren. zunächst<br />
waren die beiden äußerst skeptisch.<br />
aber ich konnte ja nicht nur mit dem Konzept<br />
aufwarten, sondern schon mit der konkreten<br />
zusage seitens der Stadt und den Kostenträgern.<br />
Daraufhin haben die beiden zugesagt<br />
und die räume in der Böttgerstraße bezogen.<br />
im Bethanien-Krankenhaus konnte eine<br />
Herzkatheteranlage in Betrieb genommen<br />
werden. Damals eine Sensation, denn solche<br />
anlagen gab es sonst nur an universitätskliniken.<br />
Später kamen Dr. Hans-friedrich Spies<br />
und Dr. Detlef Scherer hinzu. Die Gruppe der<br />
Kardiologen – das ccB – besteht heute aus<br />
23 fachärzten.<br />
IMPULS: Wie ging es weiter mit der medizinischen<br />
Profilierung?<br />
Mondorf: Dr. Walther war Oberarzt in der<br />
Onkologie der universitätsklinik. auch ihn<br />
konnte ich von diesem neuen belegärztlichen<br />
Konzept überzeugen. zusammen mit Professor<br />
Manfred fischer gründete er 1981 die Onkologische<br />
Gemeinschaftspraxis und beide<br />
nahmen ihre tätigkeit am Bethanien-Krankenhaus<br />
auf. es folgten Dr. fritz Braumann und<br />
Dr. rainer fonrobert als internisten.<br />
IMPULS: Hatte sich in der Patientenversorgung<br />
in frankfurt damals etwas geändert?<br />
Hatten die Veränderungen am Bethanien-<br />
Krankenhaus auswirkungen?<br />
Mondorf: natürlich. Die universitäten waren<br />
meist wenig flexibel. Die niedergelassenen<br />
Ärzte fanden sehr schnell heraus, dass, wenn<br />
etwas „rasch und kompetent“ gemacht<br />
werden sollte, diese facharztgruppen am<br />
Bethanien ihre direkten ansprechpartner<br />
waren. Somit fand eine umorientierung der<br />
Patientenströme hin zu den Belegärzten des<br />
Bethanien-Krankenhauses statt. Hier konnten<br />
die einweisenden Ärzte sicher sein, dass<br />
immer ein facharzt behandelt und vor allem<br />
zeitnah. außerdem haben die Ärzte des<br />
Bethanien auch fortbildungen organisiert<br />
und konnten so zeigen, dass sie stets auf dem<br />
neusten Stand der Wissenschaft waren.<br />
IMPULS: Wie wurden diese massiven Veränderungen<br />
in der medizinischen Struktur im<br />
Bethanien-Krankenhaus wahrgenommen?<br />
Mondorf: Der Verwaltungsrat des <strong>Diakonie</strong>werkes<br />
Bethanien, die Leitung mit Bernd Weber<br />
aber auch alle Diakonissen, Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter haben diese Veränderungen<br />
mit großem engagement voran gebracht.<br />
Somit konnte es uns gelingen, dieses<br />
Konzept in kürzester zeit zum erfolgsmodell<br />
in frankfurt zu machen, das auch heute noch<br />
erfolgreich ist.<br />
IMPULS: Warum glauben Sie, dass das<br />
Belegarztmodell in Deutschland ein Schattendasein<br />
führt, während dieses in den uSa<br />
fast flächendeckend erfolgreich praktiziert<br />
wird?<br />
Mondorf: aus unwissenheit über die Leistungsfähigkeit<br />
des Belegarztsystems. Sicherlich<br />
spielen auch finanzielle aspekte und die<br />
interessen einzelner eine rolle. aber die<br />
deutsche Politik würde gut daran tun, dies<br />
nochmals zu überdenken. Denn das bisherige<br />
System der deutschen Krankenhäuser steht<br />
meines erachtens kurz vor dem Kollaps. in<br />
den uSa ist das System der Belegärzte erfolgreich<br />
seit Jahrzehnten zum Wohle des<br />
Patienten etabliert.<br />
IMPULS: Wie würden Sie das heutige<br />
Bethanien-Krankenhauses beschreiben?<br />
Mondorf: Kompetent. flexibel. innovativ.<br />
zukunftsorientiert. Kollegennah. Das sind<br />
die Schlagworte, die auf Belegärzte und<br />
Krankenhaus zutreffen. Des Weiteren eine<br />
hohe wissenschaftliche Kompetenz. Seine<br />
hochmoderne ausstattung und seine innovationskraft<br />
haben zu einer uneingeschränkten<br />
akzeptanz bei Ärzten und Patienten geführt.<br />
IMPULS: Wir blicken auf 100 Jahre Bethanien-<br />
Krankenhaus zurück. Welchen rat geben Sie<br />
dem Krankenhaus für die zukunft?<br />
Mondorf: am Ball bleiben. Perspektiven<br />
entwickeln und diese konsequent vertreten.<br />
auch auf der politischen Bühne. Sich einmischen.<br />
Denn das Bethanien-Krankenhaus<br />
hat nach wie vor eine zukunftsfähige Konzeption,<br />
die die Versorgung der Patienten auf<br />
höchstem niveau gewährleistet. und vor allem<br />
arbeiten dort Menschen, die dies durch ihr<br />
tägliches engagement möglich machen.<br />
Somit wirkt der gute Geist der Diakonissen<br />
im Bethanien-Krankenhaus weiter fort.<br />
PRoFESSoR DR. MED. aLbERT wERnER MonDoRF<br />
geboren 1931 in Mayen<br />
Das bethanien-Logo vereinigt<br />
kreuz, Herz und anker<br />
Das kreuz steht für den christlichen Glauben.<br />
es ist eines der am häufigsten gebrachten<br />
Symbole. einerseits erinnert es an das<br />
Leiden und den Kreuzestod Jesu. und ist<br />
gleichzeitig für alle christen zum Symbol der<br />
rettung geworden.<br />
Das Herz als Symbol für die Liebe wird<br />
allgemein verstanden. Die Liebe wird in der<br />
Bibel in den Mittelpunkt des Lebens gestellt.<br />
Jesus nennt die Gottes- und nächstenliebe<br />
als wichtigstes Gebot. Weil Gott die Menschen<br />
liebt, werden sie liebesfähig.<br />
InTERvIEw/bETHanIEn<br />
Studium der Medizin und Medizinalassistentenzeit in frankfurt am Main<br />
1971-1972 Studienaufenthalt an der Harvard-universität /uSa<br />
1972 ernennung zum Professor an der universität frankfurt<br />
1973-1997 Leiter der Medizinischen Poliklinik der universitätsklinik frankfurt<br />
Professor Dr. a. Werner Mondorf war von 1975 -2002 ehrenamtlich in Gremien des<br />
<strong>Diakonie</strong>werk Bethanien e.V. und der frankfurter <strong>Diakonie</strong>-<strong>Kliniken</strong> vertreten.<br />
2002 wurde er für sein engagement mit dem Goldenen Kronenkreuz der <strong>Diakonie</strong><br />
ausgezeichnet. er ist heute ehrenamtlich in der ethikkommission der Landesärztekam-<br />
mer Hessen tätig.<br />
kREUZ, HERZ UnD ankER –<br />
GLaUbE, LIEbE, HoFFnUnG<br />
Der anker ist Symbol für Halt und Hoffnung.<br />
im Hebräerbrief (6,19) wird davon<br />
gesprochen, dass die christen einen anker<br />
für ihre Seele haben, der sie im Himmel<br />
verankert.<br />
im „Hohen Lied der Liebe“ (1. Korinther 13)<br />
schließt Paulus damit, dass er Glaube,<br />
Hoffnung und Liebe als das bezeichnet, was<br />
Bestand hat. - „nun aber bleiben Glaube,<br />
Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die<br />
Liebe ist die größte unter ihnen.“<br />
Dieser tradition fühlt sich Bethanien verbunden.<br />
Das Symbol von Kreuz, Herz und anker<br />
ist auch auf der Brosche der Bethanien-Diakonissen<br />
abgebildet.<br />
Karsten W. Mohr<br />
02/08 IMPULS 11
ethanien-krankenhaus<br />
im Prüfling 21-25<br />
60389 frankfurt am Main<br />
tel. (069) 46 08 - 0<br />
fax (069) 46 08 - 422<br />
bethanien@ fdk.info