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Freier Wille 21.08.2013 - WissIOMed

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Studium generale: Projekt© Herausgeber: Prof. Dr. med. Bernd Fischer www.wissiomed.de e-mail:memory-liga@t-online.deattraktiv, den in der Tat erfahren wir uns als frei Handelnde, wenn wir Grundhaben, uns selbst als die Autoren unserer Taten zu verstehen.Die Befürchtung, dieses Modell mache den Handelnden zu einem Creator ex nihilo,also zum Schöpfer aus einem Nichts von Vorbedingungen, ist unbegründet, dennniemand handelt ohne subjektive Vorbedingungen wie bestimmteCharaktereigenschaften oder durch Erfahrung gefestigte Neigungen (A.d.V:Potentialität: Disposition. Diese zurückliegenden Repräsentationen sind im Nachhinein (aposteriori) nicht mehr durch Kausalverhältnisse zu erklären), in bestimmten Situationen(A.d.V: Konditionalität. Exposition) so und nicht anders zu handeln (A.d.V: Realität).Wenn man sich gegenseitig kennt (man kennt die Konditionen, auf bestimmte Ereignisse ineiner bestimmten Weise zu reagieren), kann man die an dieser Stelle die Handlungen desanderen mit einer gewissen Sicherheit voraussagen, ohne dass dies ein Einwandgegen die Handlungsfreiheit wäre. Solange es nicht gelingt, alle subjektivenVoraussetzungen solcher Entscheidungen auf simple Kausalverhältnisse zureduzieren, ist die Annahme einer völligen Unfreiheit des Handelns einmetaphysisches (Lehre, die das hinter der sinnlich erfahrbaren, natürlichen Welt Liegende, dieletzten Gründe und Zusammenhänge des Seins behandelt) Vorurteil…Verstehen wir dasÜberlegenkönnen, dem wir einen Einfluss auf unsere Bestrebungen zugestehen, alseine Disposition (s.o.), dann sind …die Resultate ungleich schwierigervorherzusagen, weil wir es nicht nur mit einer komplexen Ursache-Wirkungsbeziehung (Stieße man die Venus von Milo im Louvre von ihrem Sockel, zerbrächesie in tausend Stücke) zu tun bekommen, sondern mit Annahmen, Vorurteilen,Gründen, Argumenten und Gegenargumenten. Dieses ‚Reich der Gründe‘, in demwir uns bei unseren Überlegungen aufhalten, kann man auch nicht auf denMonitoren der Neurophysiologen sichtbar machen, und solange dies nicht derFall ist, haben sie auch keinen vernünftigen Grund, diese Handlungsfreiheit zubestreiten.Überlegungen können prinzipiell immer so oder auch anders ausfallen; ohne dieseOffenheit ist der Begriff ‚Überlegung‘ falsch am Platz. Diese Fähigkeit, unserekausal wirksamen Handlungsimpulse durch das Erwägen von Gründen faktisch zubeeinflussen, ist dasjenige, was wir uns selbst und anderen als Handlungsfreiheitunterstellen, und auf dieser Basis verstehen wir uns als Personen.Wir müssen wohl bei Kant bleiben, der darauf bestand, dass wir die <strong>Wille</strong>nsfreiheitim Sinne eines ursachelosen Verursachenkönnens von Handlungen nicht beweisen,sondern in praktischer Arbeit nur postulieren können; insofern lässt sich niemalsdefinitiv zeigen, dass wir oder jemand anders zu einem vergangenen Zeitpunktauch hätte anders handeln können.“ (Schnädelbach, 2012, 189,190, 191)Der amerikanische Philosoph Brandom hat die folgenden normativen Merkmaledem echten Dialog noch hinzugefügt:69

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