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Prof. Günther Vogt - ETH Zürich

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<strong>Prof</strong>essur für<br />

Landschaftsarchitektur<br />

Chair of Landscape<br />

Architecture<br />

<strong>Prof</strong>essor<br />

<strong>Günther</strong> <strong>Vogt</strong><br />

Assistenz<br />

Franziska Bark<br />

Tobias Baldauf<br />

Alice Foxley<br />

Medea Hoch<br />

Florian Otto<br />

Forschung<br />

Jürgen Krusche


Entwurf ws 2006/07<br />

Projektentwicklung<br />

Hanael Sfez<br />

links:<br />

Tischmodell image from<br />

Rachel Metzger<br />

Process Cartography I<br />

Als spatial practitioners haben wir viel mit Kartographie zu<br />

tun. Wo es traditionellen Kartographen um Weisen<br />

der Darstellung realer geo- und topographischer Gegebenheiten<br />

geht, beschäftigen wir uns oft mit imaginierten<br />

Räumen. Unseren Entwurfsprozess könnte man als die Art<br />

und Weise des Umgangs mit realem und imaginiertem<br />

Terrain verstehen. Den Begriff der Karte erweiternd, handelt<br />

es sich bei «Process Cartography» also nicht nur<br />

um Karten, Pläne, Schnitte, Ansicht und Modelle, sondern<br />

u. a. auch um Zeichnungen, Filme, Tonaufnahmen und<br />

Texte.<br />

Die Kartographie basiert auf der Unterscheidung zwischen<br />

Symbol und Objekt; eine Karte ist kein Terrain.<br />

Viele Übersetzungskriterien trennen Karte und Terrain,<br />

wenn es darum geht, das Reale und das Imaginierte<br />

in eine standardisierte und zugleich spezifische Sprache<br />

zu überführen, sie unterliegen aber auch jedem Entwurfsprozess.<br />

In unserem einführenden Semester haben<br />

wir uns auf fünf konventionelle Weisen der Darstellung<br />

von Raumgestaltungen konzentriert – Konzeptmodell,<br />

Bild, Arbeitsmodell, Plan und die Präsentation – samt den<br />

individuellen Übersetzungsschritten von einem zum<br />

anderen.<br />

Das Kasernenareal wurde als Gelände ausgewählt, da<br />

es weder «Park» noch «Garten» oder «Platz» ist und<br />

weil es die Studentinnen und Studenten mit einem Ort<br />

mit sehr diversem sozio-kulturellen Kontext konfrontierte.<br />

Die Studentinnen und Studenten wurden aufgefordert,<br />

Endpräsentation<br />

Martin Staubli<br />

211<br />

Process Cartography I<br />

The idea of cartography is something which as spatial<br />

practitioners we have much to do with. Whereas the<br />

traditional cartographer is concerned with ways of representing<br />

real geographical and topographical situations,<br />

we are often engaged with imagined spatial situations. We<br />

might think of our design processes as the art and<br />

science of representing both real and imagined terrain. By<br />

extended definition, ‘Process Cartography’ provides<br />

us not only with maps, plans, sections, elevations and<br />

models but also with drawings, films, sound recordings<br />

and texts.<br />

Cartography is dependent on the differentiation of<br />

symbol and object; the map is not the territory. Several<br />

criteria of translating the real and imagined into a<br />

standardized and yet specific symbolic language separate<br />

map and territory, but also underlay every design process.<br />

In our introductory semester, we focus on five conventions<br />

of spatial design representation – the concept<br />

model, the image, the working model, the plan and the<br />

presentation – and the individual steps of translation<br />

from the one to the next one.<br />

The area of the former barracks was chosen as the site<br />

for a new terrain in the city of Zurich, because it is neither<br />

park, nor garden nor square, and because it presented<br />

NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />

<strong>Günther</strong> <strong>Vogt</strong>


<strong>Günther</strong> <strong>Vogt</strong><br />

NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />

Wahlfach<br />

Konzeptentwicklung<br />

Mathis Keller und<br />

Marc Haller<br />

irgendwo zu beginnen und eine Intervention in ihrem umgedrehten<br />

Tisch als imaginärem Terrain zu machen,<br />

wozu ihnen alle möglichen Materialen zur Verfügung<br />

standen. Der Tisch repräsentierte im Anschluss daran<br />

das Gelände des Kasernenareals.<br />

Bei der Bewertung standen das Entwurfskonzept und<br />

die kritische Auseinandersetzung der Studierenden mit<br />

dem individuellen Entwurfsprozess Seite an Seite. Sie<br />

sollten klare Kriterien für die Entwicklung ihres Entwurfs<br />

finden und sich der Entscheidungen bewusst werden,<br />

die sie fällen, wenn sie ihre sich entwickelnden Entwürfe<br />

von einem Darstellungsmodus in den nächsten übersetzen.<br />

Wie zum Beispiel lässt sich eine vorgestellte Atmosphäre<br />

in einem Plan oder Modell manifestieren? Oder<br />

inwiefern entwickelt sich der Umgang mit dem Arbeitsmodell<br />

auf der Basis von Ideen, die in einem Bild eingefangen<br />

sind?<br />

Präsentationen zum Modellbau und der Herstellung<br />

von Plänen im Büro <strong>Vogt</strong> Landschaftsarchitekten<br />

wurden durch Workshops bzw. Endkritiken der Gäste<br />

Tanja Mergler (ucca, Canterbury), Peter Erni (Peter Erni<br />

Architekturbüro, Meggen, ch) und Lars Müller (Lars<br />

Müller Publishers, Baden) ergänzt.<br />

«Pairi-daeza: Wasser»<br />

Pairi-daeza ist persisch für «eine Mauer, die einen Garten<br />

umschliesst». Der Begriff stellt den Ausgangspunkt<br />

dar für eine Wahlfachserie, die landschaftsarchitektonische<br />

Grundelemente erkundet. Anschliessend an «Umgrenzung»<br />

und «Schwelle» befasste sich dieses Wahlfach mit dem<br />

Thema «Wasser». Das Element mit seinen aussergewöhnlichen<br />

Eigenschaften findet sich in <strong>Zürich</strong> mit seinem<br />

See, seinen Flüssen und 1200 Brunnen überall. Und dennoch<br />

ist die formbildende Dynamik von Wasser in<br />

der Stadt rar. Das Wahlfach suchte das Element daher an<br />

einem der wenigen offenen Bachläufe auf. Wie seine<br />

Namen Wehrenbach, Wildbach, Hornbach changiert dieser<br />

Bach zwischen domestiziert und wild. Die Studierenden<br />

entwarfen eine Intervention, die den Bewegungscharakter<br />

von Wasser erfahrbar machte. Sie wählten einen Ort<br />

zwischen Burgwies und Horn, den sie vermassen, kartierten<br />

und in ein Modell übersetzten oder in eine Versuchsanordnung,<br />

in der Wasser am Gestaltungsprozess mitwirkte.<br />

212<br />

students with a space strongly connoted by the sociocultural<br />

diversity of its context. The students were asked to<br />

‘begin anywhere’ with the physical modeling of an imaginary<br />

terrain defined by their own table upturned, using<br />

whatever materials came to hand. The table would come<br />

to represent the designated site in the Barracks.<br />

The concept for the design of the terrain was assessed<br />

alongside with students’ critical handling of their individual<br />

design processes. The students were asked to find<br />

clear criteria for advancing their designs and to be conscious<br />

about their decision-making, as they translated their<br />

developing designs from one representational mode<br />

to another. For example, how would they approach the<br />

manifestation of an imagined atmosphere in the making<br />

of a plan or a model? Or how did their handling of<br />

the working model develop from the ideas suggested by<br />

their defining image?<br />

Alongside sessions about model making and representation<br />

on plan at <strong>Vogt</strong> Landschaftsarchitekten, guests<br />

Tanja Mergler (ucca, Canterbury), Peter Erni (Peter<br />

Erni Architekturbüro, Meggen, ch) and Lars Müller (Lars<br />

Müller Publishers, Baden) gave related workshops and<br />

took part in the final criticism.<br />

‘Pairi-daeza: Water’<br />

The elective is part of a six-semester investigation concerned<br />

with the development of Pairi-daeza (Persian<br />

for ‘a wall enclosing a garden’) to the garden typology<br />

‘Paradise’. The series explores the basic elements of<br />

landscape design. Following ‘peri’ and ‘threshold’, this<br />

elective dealt with the topic ‘water’. With its lake,<br />

its rivers and 1200 wells, one finds this element with its<br />

extraordinary qualities all around the city of Zurich.<br />

However, the sculpting dynamics of water are rarely to<br />

be found here. The elective therefore explored the<br />

element at one of the rare open brooks. Like its names<br />

Wehrenbach, Wildbach, Hornbach, the brook moves<br />

between being domesticated and wild. The students chose<br />

a site between Burgwies and Horn of which they were<br />

asked to take measurements, from which they made a map<br />

and translated into a model. Their design interventions<br />

allowed the water’s play to become experiencable.


Forschungsprojekt eth<br />

<strong>Zürich</strong>, nsl, Institut<br />

für Landschaftsarchitektur<br />

(ila), <strong>Prof</strong>. <strong>Günther</strong> <strong>Vogt</strong><br />

Berlin (Streetart)<br />

and<br />

Tokyo (Walking)<br />

Taking to the Streets<br />

Das Forschungsprojekt Taking to the Streets (seit April 2007)<br />

nimmt sich mit Leidenschaft eines Themas an, das allgemein<br />

nicht als sehr attraktiv betrachtet wird: der Strasse.<br />

Doch betrachten wir die Strasse nicht nur als Ort<br />

des Verkehrs, sondern vielmehr als Raum, und zwar als<br />

Lebensraum. Aus der Perspektive des Raums ist die<br />

Strasse immer auch öffentlicher Raum, Handlungs- und<br />

Bewegungsraum, performativer Raum, Raum der Kommunikation<br />

genauso wie subversiver Raum der politischen<br />

Äusserungen und künstlerischen Interventionen.<br />

Im Zentrum der Untersuchung steht nicht die grossmassstäbliche<br />

Planung, sondern das Kleine und Alltägliche,<br />

das tägliche Leben mit all seinen Handlungen und<br />

Mikro-Gestaltungen, welche als Ausdruck eines ständig ablaufenden,<br />

dynamischen und lebendigen Prozesses verstanden<br />

werden; eines Prozesses, der den Raum als Lebensraum<br />

– als lived space, wie es Henri Lefèbvre nennt – erst<br />

konstituiert. Die deutsche Raumsoziologin Martina Löw<br />

spricht diesbezüglich auch von Spacing-Prozessen.<br />

Der Raum der Strasse, als Beispiel eines stets aktuellen<br />

und verdichteten urbanen Raums, geht aus den vielschichtigen<br />

Relationen zwischen den Handlungen und<br />

Wahrnehmungen der Menschen und der gebauten<br />

Umwelt hervor. Um dieser Komplexität gerecht zu werden,<br />

siedelt sich die Untersuchung zwischen Landschaftsarchitektur,<br />

Architektur und Städtebau, Kunst und Soziologie<br />

an und vereint sowohl architektur-, stadt- und<br />

raumsoziologische wie künstlerische, kulturwissenschaftliche<br />

und phänomenologische Sichtweisen und Methoden.<br />

Am treffendsten wird dieses interdisziplinäre – in diesem<br />

Fall auch interkulturelle – Forschungsgebiet vielleicht<br />

unter dem Begriff Raumwissenschaft zusammengefasst.<br />

Vergleichende Studien in Ostasien (vor allem<br />

China und Japan) und Europa werden möglichst vielfältige<br />

Erscheinungsweisen, Gestaltungen und Funktionen der<br />

Strasse in den Blick nehmen. Durch die enge Zusammenarbeit<br />

mit Kooperationspartnern in Japan und China<br />

sollen nicht-eurozentrische Verfahrensweisen und Perspektiven<br />

erarbeitet werden, die neue Möglichkeiten und<br />

Strategien für die Analyse und Planung künftiger Gestaltungen<br />

des öffentlichen Raums eröffnen können.<br />

Schwerpunkt der Untersuchung werden Feldforschungen<br />

in ausgewählten Städten Europas, Chinas und<br />

Japans sein. Diese basieren auf der Methode des Imagebased<br />

Research, einer Methode, die künstlerische Ansätze<br />

mit neuen Bildstrategien, wie sie auch im Bereiche<br />

der visuellen Anthropologie eingesetzt werden, verbindet.<br />

Die Bildproduktion wird dadurch mit zum Forschungsinhalt.<br />

Bilder werden einen wesentlichen Teil<br />

der Ergebnisse darstellen, wodurch bewusst die Rolle der<br />

Bilder innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses thematisiert<br />

wird.<br />

Wir schliessen uns ganz dem Motto des Studios von<br />

Yoshihiko Iida an der Yokohama-Graduate School<br />

for Architecture (y-gsa), einem Kooperationspartner des<br />

Projekts, an: «Taking to the streets and thinking about architecture».<br />

213<br />

Taking to the Streets<br />

The research project Taking to the Streets (ongoing since<br />

April 2007) passionately deals with a topic otherwise<br />

not considered very attractive: the street. We deal with<br />

the street not only as the realm of traffic but rather as<br />

a space, the space of everyday life. Seen from the perspective<br />

of ‘space’, the street is simultaneously public<br />

space, space of action and movement, performative space,<br />

a space of communication, as well as a subversive space<br />

of political expressions and artistic interventions.<br />

The center of our investigation is not the large scale<br />

planning, but the small and the common, everyday<br />

life with all its actions and micro-designs, which is understood<br />

as a continuous, dynamic and lively process, a<br />

process which, according to Henri Lefebvre, constitutes<br />

the space as ‘lived’ in the first place. In regards to<br />

this definition, the German sociologist Martina Löw<br />

speaks of spacing-processes.<br />

As an example of a condensed and ever-current space,<br />

the realm of the street is created by the manifold relations<br />

between the built environment and the actions<br />

and perceptions of people. In order to do justice to<br />

this complexity, the examination of this research is positioned<br />

between the fields of landscape architecture,<br />

architecture and urban planning, art and sociology, and<br />

combines the respective different methods and ways<br />

of seeing accordingly. The interdisciplinary – and in this<br />

case also inter-cultural – field of research can be summarized<br />

under the term ‘science of space’.<br />

Comparable studies in Eastern Asia (mainly China and<br />

Japan) and Europe will ideally examine manifold<br />

phenotypes, designs and functions of the street. Via the<br />

close cooperation with partners in Japan and China,<br />

non-Eurocentric modes of procedure and perspectives will<br />

be developed. They can open up new possibilities and<br />

strategies for the analysis and planning of future designs<br />

of public space.<br />

The main focus of the research is field-studies in<br />

selected cities in Europe, China and Japan. They will be<br />

based on the method of image-based research, a method<br />

combining artistic approaches with new strategies in<br />

the employment of images, also used in the field of<br />

visual anthropology. The production of images is hence<br />

going to be part of the research. Images are going to<br />

form a main part of the research results, and the role of<br />

images within the academic discourse will be discussed.<br />

We conclude with a motto from the studio of<br />

Yoshihiko Iida at the Yokohama-Graduate School for<br />

Architecture (y-gsa), one of our cooperation partners<br />

for the project: ‘Taking to the streets and thinking about<br />

architecture’.<br />

NSL/Institut ILA Departement Architektur<br />

<strong>Günther</strong> <strong>Vogt</strong>

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