Roman Rain - Negatief
Roman Rain - Negatief
Roman Rain - Negatief
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VNV NatioN<br />
DowN Below<br />
the BirthDay Massacre<br />
FrozeN PlasMa<br />
FuNker Vogt<br />
akaNoiD<br />
tyske luDDer<br />
schöNgeist<br />
aMBeriaN DawN<br />
aMBerian dawn<br />
The BirThday Massacre<br />
Juni / Juli 09<br />
AusgAbe 20 - JAhrgAng 4<br />
The eTernal afflicT<br />
grAtis zum<br />
mitnehmen
eDitorial iNhalt<br />
Da ist es – unser erstes Jubiläum. Die 0. Ausgabe<br />
des NEGAtief. Und noch dazu haltet ihr<br />
dieses Heft zum ersten Mal am diesjährigen<br />
WGT in der Hand. Mit dem Titelthema haben<br />
wir auch einen der etabliertesten Acts und stilprägenden<br />
Elektrokünstler auf dem Frontcover.<br />
Nicht minder interessant: Unser Rücktitelthema<br />
Down Below. Auf den Seiten dazwischen<br />
beweist die Szene stilprägenden Freigeist<br />
und dass trotz weltweiter Krise in allen Wirtschaftszweigen<br />
inklusive Tonträgerbranche die<br />
Kunst nicht auf der Strecke bleibt. Wir freuen<br />
uns auch weiterhin über Eure zahlreichen Zuschriften<br />
und Vorschläge und hoffen auch weiterhin<br />
auf Eure Gunst.<br />
Eure Redaktion<br />
negAtieF AbO<br />
Schon wieder ist das NEGAtief in Eurem<br />
Club vergriffen? Media Markt und Saturn<br />
haben auch keine mehr? Holt Euch das NE-<br />
GAtief nach Hause! Ihr zahlt lediglich einen<br />
Jahresbetrag von 1 Euro für Porto und Verpackung<br />
und habt sechs Mal im Jahr noch<br />
vor dem Streetdate das NEGAtief in Eurem<br />
Briefkasten. Schickt eine E-Mail mit dem<br />
Betreff „Abo“ und Eurer Postadresse an<br />
redaktion@negatief.de.<br />
Schloss Cottenau – 95339 Wirsberg<br />
Tel. 09227/940000<br />
kontakt@negatief.de www.negatief.de<br />
Herausgeber: Danse Macabre, Inh.: Bruno Kramm,<br />
Schloss Cottenau, 95 9 Wirsberg<br />
Chefredaktion: Bruno Kramm (V.i.S.d.P.)<br />
Redaktion: Gert Drexl, Sarah Heym, Marius Marx, Norma<br />
Hillemann, Peter Istuk, Poloni Melnikov, Maria Mortifera, Ringo<br />
Müller, Heiko Nolting, Tyves Oben, Siegmar Ost, Stephanie<br />
Riechelmann, Diana Schlinke<br />
Anzeigen Akquise: Heidrun Smolnikar<br />
Layout: Stefan Siegl Lektorat: Ringo Müller<br />
5 Tourdaten<br />
5 Kolumne Schementhemen<br />
7 Soundcheck<br />
13 Portrait: Nebelwelt<br />
49 Portrait: Unlicht<br />
49 Festival: Dark Park Festival<br />
50 Festival: Summer Darkness<br />
37 Akanoid<br />
54 Amberian Dawn<br />
40 Biomekkanik<br />
58 Brillig<br />
34 The Birthday Massacre<br />
44 Die Art<br />
14 Down Below<br />
52 Division Kent<br />
17 Eigensinn<br />
48 Frozen Plasma<br />
41 Funker Vogt<br />
23 GriffonVox<br />
21 The Eternal Afflict<br />
18 MAV<br />
36 The Kick<br />
19 Legio Mortis<br />
46 Mob Research<br />
20 Notes from Underground<br />
24 Oberer Totpunkt<br />
32 Orange Sector<br />
47 Rappacinis Tochter<br />
38 Reincarnatus<br />
51 <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong><br />
42 Schöngeist<br />
26 Second Disease<br />
22 Tyske Ludder<br />
56 Pandique<br />
8 VNV Nation<br />
Vervielfältigung oder auszugsweise Verwendung benötigt<br />
der schriftlichen Genehmigung. Keine Haftung für<br />
unverlangt eingesandte Informations- und Datenträger.<br />
Die Artikel geben nur die Meinung der jeweiligen Verfasser<br />
wieder. Nach dem deutschen Pressegesetz Art.9 sind<br />
wir verpflichtet, darauf aufmerksam zu machen, dass für<br />
sämtliche redaktionellen Beiträge in unserem Heft eine<br />
Unkostenpauschale für Vertrieb an den Auftraggeber berechnet<br />
wurde. Trotz dieses Geschäftsverhältnisses entsprechen<br />
jedoch sämtliche Textbeiträge der persönlichen<br />
Meinung des jeweiligen, unentgeltlichen Verfassers und<br />
seiner Interviewpartner. Das NEGAtief versteht sich als<br />
eine, im Sinne der allgemeinen Verbreitung der alternativen<br />
Musikszene dienenden Publikation, die gerade<br />
kleinere Firmen durch eine preisbewusste aber alternative<br />
und flächendeckende Publikation ihrer vertriebenen<br />
Künstler unterstützt.<br />
....in diesen Läden gibt es das NEGAtief<br />
Media Markt: Aschaffenburg, Augsburg, Bad Dürrheim, Bochum,<br />
Chemnitz, Dessau, Dresden-Nickern, Duisburg, Flensburg,<br />
Goslar, Groß Gaglow, Günthersdorf, Heide, Heilbronn, Herzogenrath,<br />
Hildesheim, Kaiserslautern, Karlsruhe, Koblenz, Krems,<br />
Leoben, Limburg, Linz, Magdeburg, Memmingen, München,<br />
Nürnberg-Kleinreuth, Oldenburg, Pforzheim, Porta Westfalica,<br />
Reutlingen, Saarbrücken ,Sindelfingen, Stuttgart, Trier, Viernheim,<br />
Vössendorf, Weiterstadt, Wien, Wien Hietzing, Wiesbaden<br />
Saturn: Augsburg, Bad Oeynhausen, Bergisch Gladbach,<br />
Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Dresden,<br />
Düsseldorf, Erfurt, Essen, Euskirchen, Frankfurt, Gelsenkirchen,<br />
Gelsenkirchen, Göttingen, Graz, Hagen, Halle, Hamburg,<br />
Hamm, Hanau, Hannover, Ingolstadt, Kaiserslautern, Karlsruhe,<br />
Kassel, Klagenfurth, Kleve, Köln, Köln-Hürth, Köln-Porz,<br />
Krefeld, Leipzig, Leverkusen, Linz, Magdeburg, Mainz, Moers,<br />
München (Stachus), Münster, Neuss, Oberhausen, Reutlingen,<br />
Röhrsdorf, Saarbrücken, Stuttgart, Vössendorf, Weimar, Wien<br />
Millennium City<br />
Expert: Andernach, Bad Kreuznach, Burbach, Dillenburg,<br />
Ehringshausen, Friedberg, Gießen, Hachenburg, Koblenz,<br />
Mainaschaff, Nastätten, Neuwied, Siegen, Waldbröl, Wetzlar,<br />
Wiesbaden<br />
Best Music World GmbH Münster<br />
Cover Schallplatten Berlin<br />
Unger Sound & Vision GmbH Paderborn<br />
Zoff Records H.-J- Pitzke Bremen<br />
Atelier A.P. Wagner Bodenheim<br />
...in diesen Clubs gibt es das NEGAtief:<br />
Codex, Komplex, Eventruine, Club Pavillion, TopAct, Matrix,<br />
Club Trafo, Alchimistenfalle, Bloodline, Beatclub, Rockfabrik,<br />
Kulthallen, Musiktheater, Unikum, Sonic, Crash, Melodrom,<br />
K17, Freeze Frame, Dark Flower, Kuz, Come-In, Muc-Kantine,<br />
Vortex, Black Painting, Uni1, Beat-Club, Gag18, Mau Club,<br />
Sächsischer Bahnhof, Nachtwerk e.V., Sound Saarland,<br />
Panoptikum, Druckkammer, Final, Fina Destination, Capitol,<br />
Eleganz / Bigstone, Koma, Flamingo, Locco/ Kulturruine, Radar,<br />
Nachtcantine, Meier Music Hall, Club ZV Bunker, Markthalle,<br />
Forellenhof, Shadow, Kir, Unix, Centrum, Bar Issix, Musikbunker<br />
Nightlife, Witchcraft, Loop, Dominion Factory, Vauban<br />
Insel, Underground, Südbahnhof, Darkarea, Dark Dance, Boiler<br />
Room, Zentrum Zoo, Ringlokschuppen, Nachtwerk, Archiv,<br />
Kulturbahnhof Kato, Kufa / SB, RPL, Schützenparkbunker,<br />
Nerodom<br />
... und über Xtra-X<br />
oder per Abonnement bei<br />
www.NEGAtief.de
The Birthday Massacre<br />
Show and Tell Tour 009<br />
18.07.09 Köln, Amphi-Festival<br />
0.07.09 Wien, tba<br />
.07.09 Zürich, tba<br />
.07.09 Winterthur, Gaswerk<br />
6.07.09 Blackcave Festival<br />
06.08.09 Summer Darkness Festival<br />
ALBUM wEEK 17<br />
1 Diary of Dreams - (If)<br />
Project Pitchfork - Dream, Tiresias!<br />
The Prodigy - Invaders Must Die<br />
Depeche Mode - Sounds of the<br />
Universe<br />
5 Steinkind - Galle, Gift & Größenwahn<br />
6 Leather Strip - AEngelmaker<br />
7 QEK Junior - Ausverkauf<br />
8 Zeromancer - Sinners International<br />
9 Wumpscut - Fuckit<br />
10 Metallspürhunde - Böse Wetter<br />
Myk Jung durchleuchtet die Schatten<br />
Die kurzen Momente von Schein<br />
Wer sind wir? Wir gehören der Schwarzen<br />
Independent-Gemeinde an. Wir sind<br />
cool, finster, rebellisch, tiefschürfend. Wir<br />
sind kreativ, haben Visionen, tanzen individuell,<br />
sehen auffällig aus – und obendrein<br />
gut, klar. Aus unserer Mitte heraus<br />
werden Klänge, Texte, Bilder erschaffen.<br />
Harte Klänge und unverdauliche, dunkelromantische,<br />
morbide, anklagende, tiefsinnige<br />
und vielerlei mehr. Wir erleben<br />
auf Konzerten gemeinsame Momente,<br />
blinzeln stolzen Blickes in die Düsterdiscos,<br />
huldigen einander in durchgestylter<br />
Coolness und geheimnisvoller Pose.<br />
Manchmal kommen wir<br />
uns vor wie von einer anderen<br />
Welt.<br />
Und wenn die Industrial<br />
Night vorbei ist, die Fri-<br />
Lesungstermine:<br />
30.5. WGT, Cinestar, FHL<br />
6.6. Geldern, Tolkien Tag<br />
14.6. Velbert, Flux<br />
07.08.09 Hamburg, Logo<br />
09.08.09 Hildesheim, M’era Luna<br />
SEELENZORN<br />
1.05.09 .Pulp & Gothic-Family.NET<br />
Festival, Eventschloss PULP Duisburg<br />
1 .06.09 0. Dark Dance Treffen, Lahr<br />
Covenant<br />
1 .06.09 Lahr - Dark Dance Treffen<br />
18.07.09 Köln - Amphi Festival<br />
Eisbrecher<br />
05.06.09 <strong>Rain</strong>au-Buch (Aalen) - Rock<br />
am Limes Open Air Festival 009<br />
0 .07.09 Mülheim an der Ruhr<br />
Castle Rock Festival 009<br />
17.07.09 Cuxhaven Seeflughafen<br />
Deichbrand Festival 009<br />
18.07.09 Köln Tanzbrunnen<br />
Amphi Festival 009<br />
KMFDM<br />
09.06.09 Rüsselsheim - Das Rind<br />
10.06.09 Wien - Viper Room<br />
19.07.09 Köln Tanzbrunnen - Amphi<br />
sur schon ein wenig zerknautscht, dann<br />
gehen wir zum Auto und setzen uns die<br />
Brille zum Fahren auf. Auf dem Rückweg<br />
schon entgleiten uns die koketten Masken<br />
von Possenspiel: Der eine nölt, dass<br />
der andere zu viel gesoffen hat; eine<br />
zweite hat zu viel gebaggert; ein dritter<br />
ist den anderen zu mimosenhaft gewesen.<br />
Später putzt man sich die Zähne und<br />
beißt dann doch noch in ein Leberwurstbütterken,<br />
sitzt auf’m Klo und guckt ins<br />
TV-Blättchen.<br />
Kann es sein, dass wir alle einer Vision<br />
von etwas Größerem hinterher haschen,<br />
dessen Teil man sein mag? Man sucht<br />
das Wunder, immer noch naiv, hinter<br />
Gesichtern und unterm<br />
Neonlicht. Treff ich eine<br />
Band, die ich allezeit<br />
bewundert habe, denke<br />
ich, in deren Backstage<br />
Ausgewählte tOurdAten<br />
Festival 009<br />
1.07.09 Hamburg - LOGO<br />
.07.09 Berlin - Postbahnhof<br />
Project Pitchfork<br />
1 .06.09 Berlin - Zita Rock Festival<br />
0.06.09 Gelsenkirchen<br />
Blackfield Festival<br />
7.06.09 Ammerbuch (Tübingen)<br />
Dark Park Festival<br />
Unheilig<br />
1 .06.09 Berlin - Zitadelle - ZITA<br />
ROCK Festival 009<br />
0.06.09 Abendberg - Burg Abendberg<br />
- Feuertanz Festival 009<br />
7.06.09 Ammerbuch (Tübingen)<br />
Dark Park Festival<br />
11.07.09 Osterode am Harz<br />
Open Air Arena<br />
17.07.09 Görlitz - Landskron<br />
Brauereihof<br />
19.07.09 Köln Tanzbrunnen - Amphi<br />
Festival 009<br />
das Dunkle Geheimnis zu<br />
finden, was unser Zentrum<br />
darstellt. Denn wenn dies<br />
nicht bei den großen Visionsstiftern<br />
zu finden ist,<br />
ja wo denn dann? Aber da<br />
ist nichts, kein Geheimnis!<br />
In der Backstage herrscht<br />
das übliche Geplänkel von<br />
oberflächlichem Hochmut,<br />
flachen Witzen und sexistischen<br />
Sprüchen, es stinkt<br />
nach Bier, die Blicke sind<br />
trotz steigender Besoffenheit<br />
arrogant. Alle sitzen in<br />
ihren verbeulten Tourklamotten<br />
rum, allein zehn Minuten<br />
vor dem Gig streifen<br />
sie was Cooles über, schmieren sich Ruß<br />
ins Gesicht. Wozu? Um zu proklamieren:<br />
„Hey Leute, ich hab mir gerade vor fünf<br />
Minuten Ruß ins Gesicht geschmiert,<br />
wart ihr auch so schnell beim Schminken?“?<br />
Denn das Publikum hat sich<br />
seinerseits auf schwarz geschminkt, eine<br />
knappe Stunde zuvor. Und gemeinsam<br />
Welle:Erdball<br />
7.06.09 Ammerbuch (bei Tübingen)<br />
Dark Park Festival<br />
10.07.09 Bargenstedt - Dellbrück<br />
Dungeon Open Air 009<br />
german electronic webcharts<br />
ALBUM wEEK 19<br />
1 Diary of Dreams - (If)<br />
Depeche Mode - Sounds of the<br />
Universe<br />
Project Pitchfork - Dream, Tiresias!<br />
Wumpscut - Fuckit<br />
5 Leather Strip - AEngelmaker<br />
6 Prodigy - Invaders Must Die<br />
7 Noisuf-X - Voodo Ritual<br />
8 Orange Sector - Mind.Fuck<br />
9 Skold vs. KMFDM - Skold vs. KMFDM<br />
10 V.A. - Electropop<br />
feiern die auf und die vor der Bühne ihre<br />
flüchtigen Momente von Fake.<br />
Tja, Freunde, nicht den Kopf hängen lassen.<br />
Ihr wisst ja, der Kolumnist darf überspitzen.<br />
Nicht den Kajal vergessen.<br />
www.schementhemen.de<br />
myspace.com/schementhemen<br />
5
tipp der redaktion<br />
Oberer Totpunkt<br />
„Erde ruft“<br />
Was als Albumtitel die<br />
Nähe zu einem Gedicht<br />
des deutschen<br />
Expressionisten Gottfried<br />
Benn vermuten<br />
lässt, ist mindestens<br />
so aufrüttelnd wie<br />
dessen frühe Werke aus der Krebsbaracke. Der<br />
Schlund hinter der Normalität gründet tiefer als es<br />
die dunkelste Fantasie wahrhaben möchte und die<br />
Texte des Hamburger Duos lassen das Blut gefrieren,<br />
wenn sie den schmalen Grat zwischen Idyll und lebendigem<br />
Albtraum beschreiben, der sich auf einem<br />
pulsierenden Musikbett groovenden Minimalismus<br />
breitmacht. Die klingenden Psychogramme zitieren<br />
mal EBM, mal Hip-Hop, um dann zum infernalischen<br />
Finale in wagnerianischen Bläsersätzen zu ertrinken.<br />
Und dem Hörer wird spätestens jetzt klar: Erde ruft...<br />
GERt DRExl<br />
Brillig<br />
„The Red Coats“<br />
Nach Jabberwock<br />
(unser Album des Monats)<br />
gelingt Black<br />
<strong>Rain</strong> schon wieder<br />
eine außergewöhnliche<br />
Veröffentlichung<br />
im Dunstkreis von<br />
Lewis Carroll’s Alice<br />
im Wunderland. Brillig, aus Australien stammend,<br />
sind herrlich verschroben und begeistern durch<br />
eine überschäumende Entdeckungsreise des Unterbewussten<br />
aber auch Absurden. Musikalisch<br />
irgendwo zwischen Dresden Dolls, Gothic Folk und<br />
Tim Burton Filmmusik überrascht immer wieder die<br />
bisweilen anachronistische Instrumentierung und<br />
das Arrangement der musikalischen Kleinodien. Die<br />
visuelle Rückbesinnung zu den frühen Jahren des<br />
vergangenen Jahrhunderts mag konservativ wirken,<br />
verleiht dem größtenteils leisen Gesamtwerk aber<br />
wahre Authentizität. sIEGMaR ost<br />
Reincarnatus<br />
„Media Vita“<br />
Aus den Niederlanden<br />
stammend, bringt diese<br />
reisende Ladiesband<br />
frischen und<br />
experimentellen Wind<br />
in ein keltisch mittelalterliches<br />
Klangbild.<br />
Diese Kombination<br />
mit klassischen Rockelementen verzichtet aber nicht<br />
auf das mittelalterliche Instrumentarium und kreiert<br />
dadurch einen ausnahmslos eigenständigen Sound.<br />
Ein sehr gutes und abwechslungsreiches Debütalbum,<br />
das einen Moment in sich gekehrt um dann<br />
wieder explosiv in vielschichtigen Arrangements ein<br />
breites Spektrum an Gefühlen abdeckt. Atmosphärische<br />
Klangwälder, poppige Rhythmen und groovige<br />
Elemente werden von wundervollen weiblichen<br />
Gesangslinien durchzogen, während das textliche<br />
Potpourri altes Englisch mit Französisch und Latein<br />
kombiniert. MaRIa MoRtIfERa<br />
Schöngeist<br />
„Liebeskrieger“<br />
Auch wenn das Cover<br />
und der Titel fast schon<br />
ein wenig aufgesetzt,<br />
das Image eines echten<br />
Loverboys kreieren:<br />
Diese Band kann<br />
mehr. Eingängiger<br />
Gothrock a la Unheilig trifft auf vereinzelten Synthesizer-Stakkatos<br />
und eine extrem ausgewogene Produktion,<br />
die ein großes Budget vermuten lässt. Der<br />
latente Einfluss orientalischer Musik lässt sich zwar<br />
nur wirklich heraushören, wenn man die Bandbio<br />
gelesen hat, trotzdem thematisiert der sprachlich<br />
geschickt formulierende türkischstämmige Vorzeigedeutsche<br />
Probleme des Miteinanders von Orient und<br />
Okzident auf gänzlich eigene Weise. Viele Songs handeln<br />
natürlich – wie hätte man es anders erwartet<br />
– von der Liebe und dem schnellen Sex, gleiten aber<br />
nie in die Oberflächlichkeit ab. Wer Unheilig, Eisbrecher<br />
oder Seelenzorn mag, wird diese neue Band der<br />
rockenden Adonisgeneration lieben. PEtER Istuk<br />
Down Below<br />
„Wildes Herz“<br />
Down Below legen mit<br />
„Wildes Herz“ (Premium<br />
Rec./Soulfood) ihr<br />
drittes Album vor: Eine<br />
harmonische Mischung<br />
aus Rock und <strong>Roman</strong>tik.<br />
Die Liebe ist erneut<br />
ein großes Thema, doch stehen diesmal die eigene<br />
Freiheit und Selbstentfaltung im Vordergrund. Mit<br />
viel Energie und Optimismus transportieren sie<br />
ihre Inhalte. Mit „Euphorie“ beginnt ihr Werk, doch<br />
kommen auch die ruhigen Klänge - und die oben erwähnte<br />
Liebe - nicht zu kurz wie beispielsweise bei<br />
„Die letzten Worte“ oder „Bei dir“. Ein Album für all<br />
diejenigen, die nach Musik suchen, welche tiefgründig<br />
und kraftvoll zugleich ist. Neo-Scopes wandlungsfähige<br />
Stimme vermag es, die Stimmungen der<br />
Songs perfekt umzusetzen und die eigenen Gefühle<br />
zu wecken. Wer mehr erfahren möchte, der möge unsere<br />
Titelstory lesen, bei der uns Neo-Scope noch viel<br />
mehr über die neue CD verraten hat. DIana schlInkE<br />
Akanoid<br />
„Civil Demon”<br />
„Civil Demon“ ist das<br />
Werk einer sehr gereiften<br />
Band. Ursprünglich<br />
noch im reinen<br />
Synthpop Zuhause, hat<br />
nun eine ganze Genremischung<br />
bei Akanoid<br />
Einzug gehalten, die<br />
von Industrialrock über melancholischen Elektropop<br />
bis zu halbakustischen Singer-Songwriter-Perlen<br />
reicht. Dabei gelingt es der Band um Frontmann Hilton<br />
Theissen, die von früher eingefahrenen Klischees<br />
zu vermeiden und kann sich durch ein beachtliches<br />
Händchen für spannendes Songwriting und ein<br />
weites Spektrum an Kompositionen eine deutlich<br />
erkennbare Individualität bewahren. RInGo MüllER<br />
7
8<br />
Symmetrische Musik<br />
VNV Nation haben in den vergangenen Jahren<br />
wie keine andere Band das elektronische Genre<br />
geprägt. Inklusive einer Armee von Nachahmern,<br />
Inspirierten und remixten Bands kann<br />
die Band um den nimmermüden Ronan Harris<br />
auf ein beachtliches Stück Musikgeschichte zurückblicken.<br />
Und das nun bald seit 20 Jahren.<br />
Und dafür haben sich Ronan und Mark für ihre<br />
Fans was ganz besonders einfallen lassen. Darüber<br />
hinaus ist Ronan aber auch ein geselliger<br />
Zeitgeist, der sich auch gerne mal mit seinen<br />
Fans an der Bar eines Festivals sehen lässt und<br />
nie den Kontakt zu seiner treuen Gefolgschaft<br />
verloren hat. Im Interview gibt Ronan bereitwillig<br />
Auskunft zum neuen Werk, aber auch<br />
darüber, wie es zum Futurepop kam, seine<br />
Vorliebe für Symmetrie und wie es mit seiner<br />
körperlichen Fitness aussieht. Da die meisten<br />
Songs der „Reformation 1“ bereits 2005 fertig<br />
waren, stellt sich natürlich eingangs gleich die<br />
Frage, woran eine frühere Veröffentlichung<br />
gescheitert ist.<br />
Ronan Harris: Das ist eine lange Geschichte. Die<br />
Livetracks mussten wir neu aufnehmen. Also wollte<br />
ich bereits 005 „Reformation 1“ als Nachfolger<br />
von „Matter and Form“ veröffentlichen. Die Songs<br />
von „Matter and Form“ sollten hierauf in einer<br />
Neubearbeitung erscheinen. Die ursprüngliche Idee<br />
war es, den Songs ein neues Gewand zu geben. Was<br />
dann passierte, war Folgendes: Die Location, wo<br />
VNV NatioN<br />
wir das Konzert aufgenommen hatten, wollte eine<br />
Menge Geld dafür, dass wir unsere eigenen Songs<br />
benutzen. Das ist heutzutage üblich in den USA,<br />
dass sie dann eine Gebühr verlangen.<br />
Das hab ich in einem anderen Interview von<br />
dir gelesen, aber ich dachte es ging da nur um<br />
die DVD Aufnahmen.<br />
Nein, die wollten Geld, dass man den Club benutzt<br />
hat. Nicht wegen der Aufnahmen, die wollten einfach<br />
mehr Geld. Und das hat uns vorher niemand<br />
gesagt. Und davon hab ich vorher auch noch nie<br />
was gehört. Und da hab ich meinen Booker in den<br />
USA gefragt und er meinte, man braucht die Erlaubnis<br />
vom Club. Also fragte ich da nach und die schauten<br />
sich unsere Verkaufszahlen an und hatten gleich<br />
Dollarzeichen in den Augen.<br />
Und wie habt ihr das Problem<br />
dann gelöst?<br />
Wir haben dann versucht, einen<br />
Kompromiss zu finden. Aber das<br />
war nicht möglich und so zog<br />
sich alles in die Länge und am<br />
Schluss war ich dann bei den<br />
Arbeiten zu „Judgement“. Das Live-Material war<br />
dann als erstes fertig. Das andere kam dann später.<br />
Eigentlich sollten es nur ein paar Livesongs werden,<br />
eine längere EP eben. Nun ist es eine Box, aber das<br />
war nicht die ursprüngliche Idee des Ganzen. Aber<br />
letztendlich ist es eine tolle Sache, dass es so passiert<br />
ist, weil wir nach dem ganzen Ärger nun die<br />
Möglichkeit hatten, diese Box rauszubringen.<br />
Nächstes Jahr habt Ihr euer 20-jähriges Jubiläum,<br />
warum habt ihr nicht bis dahin gewartet?<br />
Ja, so steht es geschrieben, dass sich VNV Nation<br />
1990 gegründet haben, aber eigentlich schreibe<br />
ich ja schon seit 1989 Musik im Stile von VNV, aber<br />
Marc und ich haben dann entschieden, dass der<br />
Name VNV Nation seit 1989 existiert. So kann man<br />
eigentlich schon von einem 0-jährigem Jubiläum<br />
sprechen. Es ist ein großes Geschenk an die Fans<br />
und das ist auch der Hauptgrund, warum wir das<br />
Ganze gemacht haben. Aber es war eine gute<br />
Idee, erst „Reformation 1“ rauszubringen und dann<br />
das neue Album „Of Faith, Power and Glory“ zwei<br />
Monate später. Und dann kamen und kommen die<br />
großen Festivals wie M’era Luna oder WGT. Wir haben<br />
jetzt unsere eigene Firma, sodass wir den Preis<br />
bestimmen können und die Produktion für USA und<br />
Europa zur selben Zeit abgeschlossen werden konnten,<br />
was eine Menge Geld gespart hat. Ich wollte<br />
keinen hohen Preis für die Box. Und es ist möglich,<br />
für Euro diese Box unter die Leute zu bringen. Es<br />
gab so viel positive Resonanz und die Box sieht so<br />
schön aus. Es ist für unsere Fans. Wir wollen ihnen<br />
nicht einfach das Geld aus den Taschen ziehen. Es<br />
ist möglich, finanziell erfolgreich zu sein, aber man<br />
muss Leute nicht ausbeuten. Eine CD ist eine Live<br />
CD und die zweite enthält neue Songs, Songs zum<br />
Soundtrack „Gene Generati-<br />
„Ich liebe symmetrie,<br />
ich glaube, wenn<br />
Dinge symmetrisch<br />
sind, dann sind sie<br />
im Gleichgewicht.“<br />
on“.<br />
Werden Soundtracks der<br />
neue Schaffensbereich des<br />
Ronan Harris?<br />
Ich würde gerne mehr Filmmusik<br />
machen. Für mich ist<br />
die Musik zum Film etwas<br />
Besonderes. Musik kann dir dabei helfen eine Szene<br />
zu interpretieren und Atmosphäre rüberbringen.<br />
Musik kann dir die Worte geben, damit du die Story<br />
verstehst. Und darum liebe ich Filmmusik aus dem<br />
gleichen Grund wie Instrumentalstücke. Viele von<br />
den Fans mögen das, andere wiederum mögen eher,<br />
wenn ich dazu singe. Ich aber mag Musik, die ohne<br />
Worte spricht. Dieser Soundtrack war eine tolle Gelegenheit,<br />
es war Spaß, es war ein Low Budget Movie,<br />
nichts Spezielles. Und es war so interessant für<br />
mich, weil ich das schon immer machen wollte.<br />
Und Science-Fiction passt ja ganz gut zu VNV<br />
Nation, oder?<br />
Sie fragten mich und ich sagte ja. Es ist ein stranger<br />
Film. Ich würde nie an einem Projekt arbeiten, mit<br />
dem ich mich nicht identifizieren kann.<br />
Das heißt mehr Soundtrack von Ronan Harris?<br />
Ich hoffe es.
Du selbst machst viele Remixe. Ist es eine Ehre<br />
für dich, wenn Bands dich nach einem Remix<br />
fragen, und bist du stolz, wenn der Remix erfolgreicher<br />
ist als das Original?<br />
Ich liebe es, Remixe zu machen, denn ich kann in<br />
den meisten Tracks etwas heraushören, das mich<br />
inspiriert, daran weiterzuarbeiten. Inspiration ist<br />
alles, wenn das fehlt, ist das ein langer langweiliger<br />
Job. Es ist für mich eine große Ehre zu remixen. Und<br />
wenn dann die Remixe fast so erfolgreich sind wie<br />
das Original, hat man die Möglichkeit sich einem<br />
völlig anderen Publikum zu präsentieren. Ich liebe<br />
das Remixen, aber ich gehe nicht mit dem Ehrgeiz<br />
heran etwas Besseres daraus zu machen<br />
als das Original, es soll anders<br />
sein.<br />
Gibt es denn momentan<br />
eine Band,<br />
die du gerne mal<br />
remixen würdest?<br />
The Killers, ohne<br />
Frage meine absoluteLieblingsband.<br />
Ich liebe<br />
diese Band, ich<br />
liebe, wie er singt<br />
und ihre Texte. In<br />
Deutschland kannte<br />
man die Killers ja gar<br />
nicht, bis zu dem Hit<br />
„Human“, denn er repräsentiert<br />
nicht die Band. Ich<br />
liebe die Band seit ihrer ersten<br />
Platte und live sind sie absolut<br />
Klasse.<br />
Seit dem Beginn deines musikalischen Schaffens<br />
haben sich die Möglichkeiten und<br />
die Methoden des Songwritings extrem<br />
entwickelt. Denkst du, dass diese neue<br />
Technik einen direkten Effekt auf deine<br />
Songkreationen hat?<br />
Ich denke, jeder, der elektronische Musik<br />
macht, kommt an einen Punkt, an dem er<br />
durch die Technik limitiert ist. Realistisch<br />
gesehen finde ich, Musik sollte mit einem<br />
Minimum gemacht werden, um daraus das<br />
Beste entstehen zu lassen. Was wirklich<br />
eine große Veränderung bzw. eine Freiheit<br />
gebracht hat, ist, dass der Computer<br />
heutzutage einfach alles kann und damit<br />
meine ich alles. Manchmal ist der Segen aber auch<br />
ein Fluch, denn die vielen Möglichkeiten halten<br />
dich oft davon ab, dich auf das Wesentliche im<br />
Songschreiben zu begrenzen. Wenn du diese<br />
Technik zur Verfügung hast, musst du auch<br />
jede einzelne Funktion verstehen. Du musst<br />
sie intuitiv verstehen. Und wenn du zu viel<br />
Technik hast, wirst du es niemals lernen können.<br />
Für mich ist es die einfachste Möglichkeit<br />
mich an mein Klavier oder mein Keyboard zu<br />
setzen und einen Song zu schreiben.<br />
Da passt die nächste Frage ganz gut:<br />
Komponierst du deine Musik<br />
zu Texten oder<br />
u m g e k e h r t ?<br />
9
10<br />
„Ich glaube an die Magie,<br />
an die Energie und eine<br />
kraft. Wenn du möchtest,<br />
kannst du sie benutzen.“<br />
Ist da erst eine Melodie in deinem Kopf oder<br />
beginnst du einfach mit elektronischen Experimenten?<br />
Bei den meisten Songs ist die Melodie schon in<br />
meinem Kopf ohne mich zu fragen. Es ist wie, wenn<br />
du einen Ohrwurm hast und du ihn nicht mehr rausbekommst.<br />
Und wenn du da den Text nicht kennst,<br />
schreibst du einfach deinen eigenen Text. Ich weiß<br />
nicht, woher die Songs kommen. Aber es gibt andere<br />
Songs, bei denen ich einen Sound auf dem Keyboard<br />
finde und der mich inspiriert, plötzlich anzufangen<br />
zu singen.<br />
VNV Nation ist für einen speziellen Sound bekannt.<br />
Ist es da eine Bürde für dich, vor allem<br />
wenn du dich dann musikalisch weiterentwickelst.<br />
Es ist schon strange. Es ist ein Fakt, dass einige der<br />
älteren Fans genervt waren, weil sie sich nicht mit<br />
uns auf unsere musikalische Reise begeben haben.<br />
Ich weiß, dass das verrückt ist für die, die als erstes<br />
„Empire“ gehört haben und so ihren Einstieg<br />
zu uns fanden. Andere hörten „Advance and Follow“,<br />
bei anderen ist es „Matter and Form“, bei<br />
anderen ist es „Judgement“. Alle sind an einem<br />
anderen Zeitpunkt zu uns gestoßen. Die Gefühle<br />
und die Erinnerungen sind mit der Musik assoziiert<br />
und verknüpft. Es ist nicht die Musik, sondern der<br />
Moment in ihrem Leben, den sie damit verbinden<br />
und den kann ich nicht wiedergeben. Die Zeit geht<br />
aber weiter. Dein Leben entwickelt sich. Die Musik<br />
entwickelt sich. Alles macht Fortschritte, ändert sich,<br />
neue Erfahrungen, neue Freunde, und auch neue<br />
Musik. Und ich möchte dabei auch die Musik von<br />
VNV weiterentwickeln. Aber da ist auch der Stolz<br />
und die Leidenschaft in der Musik, weil es der Musikstil<br />
ist, den ich mag. Aber ich kann nicht immer<br />
und immer wieder dasselbe wiederholen. Das wird<br />
langweilig. Ich kann ein Album nicht so schreiben,<br />
weil der Fan es so will. Und da gibt es leider Leute,<br />
die so denken.<br />
VNV Nation als Name und auch einige Songs<br />
und Albumtitel implizieren eine Art religiöse<br />
Andeutung. Bist du spirituell? Und würdest du<br />
deine Ideen diesbezüglich mitteilen?<br />
Ich folge keiner organisierten Religion. Ich akzeptiere<br />
Religion und ich komme auch gut mit Menschen<br />
aus, die ihren Glauben haben. Wir haben<br />
schließlich alle die gleiche Frage: Warum sind wir<br />
hier? Was ist der Grund dafür? Existenz? Warum<br />
existiert das Universum? Aber ich bin ein spiritueller<br />
Mensch ohne organisierte Religion. Es gibt
eine Menge in der Welt, was ich nicht mag. Hinter<br />
den räumlichen Dimensionen dieser Welt gibt es<br />
aber mehr. Ich glaube an die Magie, an die Energie<br />
und eine Kraft. Wenn du möchtest, kannst du sie<br />
benutzen. Vielleicht ist es einfach die Art, wie wir<br />
die Dinge sehen. Man kann einige meiner Songs<br />
aus diesem Blickwinkel betrachten, aber ich denke<br />
z. B. „Matter and Form“ hat überhaupt nichts mit<br />
Religion zu tun. „Judgement“ eher, aber das war<br />
eher meine Version eines westlichen Karma. Es geht<br />
um die Wirkung einer Situation. Deine Entscheidungen<br />
können etwas bewirken. Und das bedeutet<br />
dann Konsequenzen. Zu „Judgement“ gab es zehn<br />
verschiedene Interpretationen des Namens, einige<br />
davon sind sehr einfach, andere sind sehr abstrakt.<br />
Ich mag keine schwachen Titel. Ich glaube, wenn ich<br />
etwas sagen möchte, dann sollen die Leute merken,<br />
dass ich es ernst meine und dass da etwas Wichtiges<br />
zu sagen ist. Wenn ich was Überzeugendes<br />
sagen will, sollte das auch der Titel aussagen.<br />
Deine Artwork sind immer im geometrischen<br />
Sinne durchstrukturiert. Ist dies auch der Weg,<br />
wie du deine Musik umsetzt, bzw. würdest du<br />
dich als Ton-Architekt sehen?<br />
Das Artwork ist nicht immer von mir. Die letzten<br />
beiden Alben „Judgement“ und das neue Album<br />
wurden von einem Künstler aus Polen<br />
gestaltet, der einfach ein Genie<br />
ist. Ich liebe Symmetrie, ich glaube,<br />
wenn Dinge symmetrisch sind, dann<br />
sind sie im Gleichgewicht. Das heißt<br />
nicht, dass ich unsymmetrische Dinge<br />
nicht mag. Ich denke ein Bild,<br />
ein Artwork oder ein Logo, was eine<br />
Band repräsentiert, sollte etwas<br />
Starkes ausdrücken. Das Cover kann<br />
viel ausdrücken. Ich liebe Design, ich<br />
liebe es, Dinge anzuschauen.<br />
Mark Jackson ist als Drummer<br />
seit Jahren ein ständiger Be-<br />
gleiter auf deinen<br />
Touren. Wie<br />
bringt er sich bei<br />
der Entstehung<br />
eines Albums<br />
ein?<br />
Mark ist mein<br />
psychologisches<br />
Mitglied der Band.<br />
Wenn ich was<br />
schreibe, frage ich mich immer: Was<br />
würde Mark darüber denken? Wir sprechen dann<br />
drüber, wir tauschen unsere Ideen aus. Wir hören<br />
uns dann ein, zwei Wochen nicht, wenn ich am Album<br />
arbeite, dann spiele ich es ihm vor und er sagt<br />
dann, ob er es gut findet oder nicht. Wir tauschen<br />
unsere Ideen aus. Er ist ein guter Freund, ich liebe<br />
diesen Kerl. Eine fantastische Person.<br />
Live hast du zusätzlich zumeist sehr prominente<br />
Keyboarder an Bord, z.B. Vasi von Frozen<br />
Plasma. Wie kommt das?<br />
Der Grund ist einfach, das sind Freunde von uns.<br />
Und sie waren auf Tour mit uns und da hat sich die<br />
Situation ergeben. Eine große Familie, das gilt auch<br />
für Tom von SITD.<br />
Wenn man den Begriff Futurepop hört, bringt<br />
man damit immer VNV Nation als einen der<br />
Erfinder diese Musikstilles in Verbindung. Wie<br />
fühlt man sich als Erfinder einer Stilrichtung?<br />
Das ist schon eine tolle Sache, aber ich hab das im<br />
„Reformation 1“-Booklet geschrieben, weil nur ein<br />
Song darauf ist, den man typischerweise als klassischen<br />
Futurepop bezeichnen würde. Wir und mit<br />
uns auch Bands wie Apoptygma Berzerk kamen<br />
aus der futuristischen Welt der 80er, hörten Underground<br />
Musik, und wollten keine kommerzielle<br />
Musik machen. Deshalb wollten wir was Neues erfinden.<br />
Die Idee war es, Industrial oder späte 80er<br />
EBM Einflüsse und härtere Dancemusic mit einer<br />
tollen Melodie zu mischen. Dabei inspirierten uns<br />
auch Bands wie The Prodigy, The Chemical Brothers<br />
oder Underworld. Und das vereinigten wir, um einen<br />
neuen Sound zu schaffen. Futurepop war geboren.<br />
Ein paar Monate später wiesen viele Labels ihre<br />
Bands als das Feinste in Sachen Futurepop aus, nur<br />
um mit auf den Zug aufzuspringen, um mehr Platten<br />
zu verkaufen. Ein Hauptgrund, diese Bezeichnung<br />
zu kreieren, war es, einen Terminus für alternativen<br />
Electro zu finden. So kam es zu dem Begriff Futurepop.<br />
Aber auch einige EBM Bands klingen wie<br />
Trance, und auch Trance Musik klingt zeitweise wie<br />
„Die Idee war es,<br />
Industrial oder späte<br />
80er EBM Einflüsse und<br />
härtere Dancemusic<br />
mit einer tollen<br />
Melodie zu mischen.“<br />
EBM.<br />
Wie hältst du dich fit<br />
für eine Tour?<br />
Du hast mich auf der<br />
Bühne gesehen. Ich<br />
habe kein Problem auf<br />
der Bühne von rechts<br />
nach links zu rennen. Ich<br />
bin einfach ein Energiebündel.<br />
Und dabei singe ich noch. Einmal hat mich<br />
vor der Bühne einer gefragt, wie machst du das, wo<br />
du doch so fett bist. Da sagte ich, oh danke, hier ist<br />
das Mikro, du kennst unsere Lieder, ich möchte jetzt,<br />
dass du mit mir auf die Bühne kommst, dich mit mir<br />
auf der Bühne bewegst und dazu singst. Nach<br />
Minuten war der K. o. Und ich mache das für ½<br />
Stunden. Und ich liebe es.<br />
www.vnvnation.com<br />
hEIko noltInG<br />
11
Rituell Räuchern<br />
Nebelwelt ist ein Anbieter besonderen<br />
Räucherwerks, Lokta Papier<br />
und Accessoires. Unter dem Titel<br />
„Schall und Rauch“ bieten Nebelwelt<br />
an einem Gemeinschaftsstand<br />
mit dem GriffonVox Label<br />
Grentzwert ihre verführerischen<br />
Produkte an. Denn die Kombination<br />
von guter Musik, bezaubernden<br />
Düften und stilvoller Dekoration<br />
schleicht sich ins Gemüt der sonst<br />
so hektischen Besucherwelt.<br />
Doch Nebelwelt Artikel sind jetzt<br />
auch im Internet erhältlich. Die liebevoll<br />
gestaltete Präsenz bietet unter<br />
www.nebel-welt.de alle Artikel der<br />
reichhaltigen Produktpalette an. Die<br />
Duftkompositionen entführen in die<br />
mystisch, magische Welt des Räucherns.<br />
Nebelwelt bietet kein unübersehbares<br />
Angebot, wie viele andere<br />
Räucherwarenanbieter, sondern fein<br />
zusammengestellte, rituelle Räuchermischungen<br />
und reine Substanzen für<br />
besondere Stunden. Alle Mischungen<br />
werden natürlich nach eigener Rezeptur<br />
zusammengestellt. Mit Sorgfalt<br />
suchen die Nebelweltfeen die<br />
Zutaten für die Räuchermischungen<br />
aus und bringen diese teilweise selber<br />
von ihren Asienreisen mit. Ma-<br />
gische Mischungen wie „Vampire“<br />
mit Patchouli oder „Divination“ mit<br />
Lavendel gehören zu den beliebtesten.<br />
Besondere Spezialität sind die mit<br />
einem keltischen Knoten versehenen,<br />
schwarzen Geschenkboxen. Den Inhalt<br />
der Schachtel kann sich der Kunde<br />
aus dem Räucherwerksortiment selbst<br />
zusammenstellen. Im Online Shop gibt<br />
es bereits gefüllte Geschenkboxen<br />
zu kaufen. Ideal geeignet z.B. für jemanden,<br />
der gerade erst die Welt des<br />
Räucherns für sich entdeckt. Am diesjährigen<br />
WGT Stand demonstriert man<br />
auch den Umgang mit Kohle und Kräutern.<br />
Eine Auswahl an Geschenkartikeln,<br />
gefertigt aus handgeschöpften,<br />
nepalesischem Lokta Papier, findet<br />
man ebenfalls bei Nebelwelt. Die Verbindung<br />
zu diesem asiatischen Land<br />
ist den Betreiberinnen sehr wichtig, da<br />
dort noch eine alte Handwerkskultur<br />
gepflegt wird.<br />
Mit dem Verkauf der Lokta Produkte<br />
werden zum einen die Menschen und<br />
die Kultur in Nepal unterstützt und<br />
zum anderen natürlich dem Kunden<br />
hochwertige und schön gestaltete<br />
Waren angeboten. Dieses Sortiment<br />
bietet ausgefallene Geschenkboxen,<br />
kleine Notizbücher und viele weitere<br />
Geschenkideen.<br />
www.nebel-welt.de<br />
sIEGMaR ost<br />
1
1<br />
Wild-romantisch<br />
Trotz, dass es erst ihr zweites Album ist,<br />
welches am 26. Juni erscheinen wird,<br />
kennt sie jeder: Die sympathischen<br />
Dunkel-Rocker von Down Below. Die<br />
Anhänger der sachsen-anhaltinischen<br />
Band werden das neue Werk schon<br />
sehnsüchtig erwarten. NEGAtief lag<br />
„Wildes Herz“ (Premium Rec./Soulfood)<br />
exklusiv als erstes Magazin in<br />
voller Länge vor. Beim Hören offenbarte<br />
sich uns eine Facette, die auf<br />
dem Vorgänger „Sinfony23“ (2007)<br />
noch nicht so ausgeprägt war: Optimismus.<br />
Ihre Düsternis behielten<br />
Neo-Scope, Carter, Convex und Mr.<br />
Mahony jedoch bei und so entstand<br />
eine wirklich rare Mischung aus dunklem<br />
Rock und beglückender Energie.<br />
Diese Lieder geben Kraft. Down Below<br />
erzählen aus ihrem und deinem Leben:<br />
von Liebe, Freiheit und dem eigenen<br />
Weg. Dies geschieht<br />
mal<br />
rockig,
mal ruhig, mal beides zusammen im unverkennbaren<br />
Stil Down Belows. Neo-Scopes Gesang<br />
hat die Macht, Gefühle hervorzurufen,<br />
an die man nicht mehr geglaubt hat. Eine innere<br />
Ruhe breitet sich aus und zeitgleich neue<br />
Energie. Wer noch nach den richtigen Songs<br />
gegen die allgegenwärtigen Depressionen<br />
sucht, sollte reinhören. Wir sprachen mit Sänger<br />
Neo-Scope über Vorurteile und Mut, Falco<br />
und Hesse, Sport und Musik.<br />
Am Anfang steht mit „Euphorie“ ein für Down<br />
Below erstmal ungewöhnliches Stück – sehr,<br />
sehr rockig und wahrlich euphorisch. Zudem<br />
ist ein Chor zu hören. Kannst du uns etwas<br />
über die Entstehung dieses Liedes erzählen?<br />
Neo-Scope: „Euphorie“ ist einer der Songs, die<br />
plötzlich so da waren. Ich hatte irgendwie das Wort<br />
„Euphorie“ im Kopf, verband ein<br />
Gefühl damit und hatte den Song<br />
innerhalb von drei Stunden als<br />
Demo-Variante fertig. Als die Band<br />
ihn dann zum ersten Mal hörte,<br />
waren sich alle einig, er kommt<br />
auf das Album. Der Chor ist von<br />
der Frauenhandballmannschaft<br />
unseres Rosslauer Vereins DRHV06<br />
eingesungen worden. Die Mannschaft<br />
verwendet diesen Titel jetzt<br />
als Einmarschhymne. Ich finde ja<br />
sowieso, dass Sport und Musik gut zusammenpassen<br />
und auch Parallelen aufweisen. Beides birgt<br />
viel Energie in sich, schweißt zusammen und kann<br />
Foto: midnightpix.de<br />
dir helfen, ein Ventil zu sein. Warum also nicht eine<br />
Synergie schaffen.<br />
Bei „Alle deine Wege“ heißt es,<br />
dass man seinen Weg allein geht<br />
und kein Mensch für immer bei<br />
einem ist, was zwar der Wirklichkeit<br />
entspricht, doch wir alle streben<br />
danach, mit jemandem zusammen den<br />
Weg zu gehen. Was gibt einem denn Halt,<br />
wenn man allein auf seinem Weg ist? Wofür<br />
steht der Stern in diesem Lied?<br />
Die absolute Wahrheit ist doch, dass erst mal jeder<br />
Mensch mit sich allein ist und zwangsläufig sein<br />
ganzes Leben mit sich verbringt. Da ist es sicher<br />
clever, mit sich im Reinen zu sein. Jeder Mensch<br />
ist einzig = ein - sam, ein in sich abgeschlossenes<br />
ganzheitliches Wesen. Er kann zwar kommunizieren,<br />
muss aber doch alles letz-<br />
„Mit den songs<br />
möchten wir einen<br />
anstoß geben,<br />
dass andere den<br />
Mut finden,<br />
einfach ganz sie<br />
selbst zu sein.“<br />
„Jeder<br />
Mensch ist<br />
einzig.“<br />
ten Endes mit sich ausmachen<br />
und Entscheidungen finden. Der<br />
Stern aber bezieht sich symbolisch<br />
auf Liebe als Ursprung des<br />
Lebens und den Nordstern, den<br />
man auch früher schon zur Orientierung<br />
genutzt hat. Wenn<br />
man das beides ins Verhältnis<br />
setzt, erhält man ein schönes<br />
Bild und eine wirkungsvolle<br />
Metapher.<br />
Insgesamt scheint das Album verschiedene<br />
Stadien einer Beziehung aufzuzeigen. Bei<br />
„Frei“ kommt der Wunsch nach neuer Freiheit<br />
zum Tragen. Im Gegensatz dazu folgt mit<br />
„Mein wildes Herz“ ein Song, der eine<br />
Liebesnacht beschreibt.<br />
„Wildes Herz“ ist eine Hommage an<br />
Falcos „Jeanny“ sowie Hermann Hesse<br />
- beides großartige Künstler. Speziell Hermann<br />
Hesse begleitet mich in meinem<br />
Schaffen immer wieder. Der Song beschreibt schon<br />
so etwas wie einen Akt, ist aber viel eher als eine<br />
Fantasie zu verstehen, ein merkwürdiger nächtlicher<br />
Wachtraum, der bedrohlich und anziehend<br />
zugleich wirkt.<br />
Auch bei „Dein Wille“ geht es um das Freisein.<br />
Geht es um die eigene Freiheit, sein Leben so<br />
zu gestalten, wie man es will? Ist man frei von<br />
innen heraus?<br />
Ja, das denke ich. Frei zu sein, ist ja ein Grundbedürfnis.<br />
„Dein Wille“ erinnert daran, dass wir einen<br />
freien Willen haben, den uns niemand nehmen<br />
kann. Den Song verstehe ich außerdem als meine<br />
ganz persönliche Kriegserklärung an Bankrotte,<br />
Fast Food, Ideale und dem Chaos der hoch technologisierten<br />
und dennoch primitiven neuen Welt.<br />
Es sind mehrere Ebenen auf „Wildes Herz“<br />
herauszuhören. Neben den schon angesprochenen<br />
Stadien einer Beziehung ist ganz klar<br />
ein Ja zum Leben, ein Optimismus zu spüren,<br />
der sich auch sprachlich ganz direkt an den<br />
Hörer richtet – ich denke da vor allem an „Keine<br />
einzige Träne“. Woher kommt der neue<br />
15
16<br />
VÖ „Wildes Herz“: 26.6.2009<br />
Optimismus – denn bei „Sinfony<br />
23“ war der positive Lebenswille<br />
noch nicht das große Thema.<br />
Da hast du Recht, doch auch da war<br />
das schon zu spüren in Songs wie<br />
„Heal“, „Sinfony “ und „Private<br />
Soul Security“ beispielsweise. Uns<br />
begegnet noch immer das Vorurteil:<br />
„Oh das sind die Bösen von Down<br />
Below“, „ach die sind doch so düster“-Stempel<br />
auf die Stirn und fertig.<br />
Kleider machen Leute - du kannst ja<br />
sicher auch ein im wahrsten Sinne<br />
des Wortes „Liedchen“ davon singen.<br />
Wir verstehen uns aber nicht als lebensverneinend,<br />
sondern schlichtweg<br />
als eigen und lebendig, das heißt, wir<br />
entwickeln uns weiter. Schwarz heißt<br />
ja nun nicht nur Trauer und negativ<br />
eingestellt zu sein, sondern steht<br />
auch für Kraft, Konstanz und Dynamik.<br />
Wir jedenfalls leben gerne und<br />
zwar so, wie wir sind und sein wollen.<br />
Mit solchen Songs möchten wir einen<br />
Anstoß geben, dass andere den Mut<br />
finden, das auch zu tun und einfach<br />
ganz sie selbst zu sein.<br />
Während sich auf „Sinfony 23“<br />
fast ausschließlich englischsprachige<br />
Texte befinden, sind die<br />
Songs auf „Wildes Herz“ ausnahmslos<br />
auf Deutsch. War dies<br />
eine bewusste Entscheidung oder<br />
hat es sich so ergeben?<br />
Nein, das nicht, wir überlegen bei<br />
Down Below gemeinsam jeden Schritt<br />
und wägen ab, was das Richtige wäre<br />
und was das Falsche. Wir hatten schon<br />
sechs deutschsprachige Songs und<br />
fanden es falsch, sie zu verwerfen.<br />
Ein halb und halb (Englisch/Deutsch)<br />
Album zu schreiben, empfanden wir<br />
auch als inkonsequent, also falsch.<br />
Deswegen blieb uns als einzige Lösung,<br />
um uns treu zu bleiben, nur ein<br />
komplett deutschsprachiges Album.<br />
In der eigenen Sprache zu singen,<br />
birgt schon viele Vorteile. Man wird<br />
einfacher und schneller verstanden<br />
beispielsweise und kann sich gezielter<br />
und vielfältiger ausdrücken.<br />
Auch die Bilder sind wieder sehr<br />
stilvoll. Wer ist für die Fotografie<br />
verantwortlich?<br />
Wir haben die Erfahrung gemacht,<br />
dass wir immer dann erfolgreich waren<br />
mit etwas, wenn wir es gemeinsam<br />
mit Partnern gemacht haben, die<br />
wir kennen und denen wir vertrauen.<br />
Deswegen haben wir bei der Wahl<br />
der Fotografen für Micha Stein und<br />
Heiko Pohl entschieden. Ich kannte<br />
sie im Vorfeld und war auf Michas<br />
Vernissage, wo ich auch Heiko traf<br />
und von beiden die Arbeiten sehen<br />
konnte. Mir haben ihre Arbeiten gefallen,<br />
die Jungs mochten unseren Stil<br />
und so kam das eine zum Anderen.<br />
Könnt ihr mittlerweile vom Musikmachen<br />
leben? Oder wollt Ihr<br />
das überhaupt? Ist das Musikmachen<br />
Beruf oder Berufung?<br />
Wir haben das Glück, dass wir Beruf<br />
und Berufung koppeln können und<br />
das ist ein großer Luxus, für den wir<br />
jeden Tag dankbar sind und wir hoffen,<br />
dass es so bleibt.<br />
Welches Lied wir die erste Single<br />
sein? Wird es ein Video dazu geben?<br />
Es wird mit Sicherheit eine Single geben<br />
und auch ein Video. Welcher Song<br />
das sein wird, kann ich jetzt aber noch<br />
nicht beantworten, aber es wird mit<br />
Sicherheit etwas Besonderes sein.<br />
DIana schlInkE<br />
www.downbelow.de<br />
www.myspace.com/thatsdb
EigEnsinn<br />
Wahrheitsfindung<br />
Eigensinn rocken gewaltig, doch der ultimative<br />
visuelle und akustische Blickfang ist die Stimme,<br />
die es schafft, sich gegen turmhohe Gitarrenwände<br />
durchzusetzen. Bis zu ihrem Debütalbum<br />
„Die Wahrheit“ war es jedoch ein langer und<br />
teilweise schmerzlicher Weg. Die Wahrheitsfindung<br />
gestaltete sich entsprechend lang.<br />
Holly: Nur so konnte die CD genau so werden, wie<br />
wir sie haben wollten bzw. wie wir sie uns vorgestellt<br />
haben. Von Anfang an war es unser erklärtes<br />
Ziel, unsere eigene Klangästhetik herauszuarbeiten,<br />
das zu erreichen war ein sehr spannendes Abenteuer.<br />
Die erwähnten vier Jahre beinhalten nicht nur die<br />
Studiozeit, sondern auch einen allgemeinen Reifeprozess<br />
der Band und last but not least die Suche<br />
nach dem passenden Label. Unsere Songs sind konservierte<br />
Erlebnisse und Gefühle. Im Rückblick können<br />
wir sagen, dass sich unsere Sicht darauf kaum<br />
verändert hat. Wir sind wirklich zufrieden mit den<br />
Songs und ihrem Gewand.<br />
Eigensinn, der Name verrät ja eigentlich schon<br />
die Marschrichtung. Wie kam es zum Namen?<br />
Nemesis: Wir entschieden uns dafür, da der Eigen-<br />
Sinn genau das ausdrückt, was wir sind, nicht stromlinienförmig<br />
dafür vielschichtig. Mit der Zeit stellten<br />
wir fest, wie gut Eigensinn zu uns passt.<br />
Waren deutsche Texte von Anfang an geplant?<br />
Macht das nicht besonders verletzlich?<br />
Nemesis: Ich habe mich mit Eigensinn bewusst dafür<br />
entschieden, um den Zuhörer zu erreichen. Ich<br />
scheue auch nicht die Interaktion mit dem Hörer. Jeder<br />
kann sich auf seine Weise<br />
damit auseinandersetzen.<br />
Unmittelbar fällt die unglaubliche<br />
Stimmgewalt<br />
eurer Sängerin Nemesis<br />
auf. Was hat Nemesis vor<br />
Eigensinn gemacht?<br />
Nemesis: Vor Eigensinn gab<br />
es Nemesis nicht. Ich habe<br />
als Sängerin natürlich eine<br />
Vorgeschichte. Nach einer<br />
klassischen dreijährigen Gesangsausbildung<br />
zog es mich<br />
weniger zu einem Studium<br />
an der Musikhochschule,<br />
sondern vielmehr zum freien<br />
Ausdruck in verschiedenen<br />
Bands und Projekten. Um die<br />
Jahrtausendwende bin ich<br />
dann auf Holly gestoßen. Wir<br />
haben schnell gemerkt, dass<br />
wir auf einer musikalischen<br />
Wellenlänge funken und<br />
auch im emotionalen Bereich<br />
ähnlich ticken.<br />
Du hast eine Wahnsinnsröhre.<br />
Welche gesanglichen<br />
Vorbilder hast du?<br />
Nemesis: Vielen Dank für das<br />
Kompliment. Ich kann sagen, dass mich viele Künstler<br />
und Sängerinnen wie Sänger beeinflusst haben.<br />
Die großartige Janis Joplin, Lee Aaron, Nina Hagen,<br />
aber auch aus anderen Musikgenres Ella Fitzgerald,<br />
Aretha Franklin und Maria Callas, um nur einige zu<br />
nennen. Ich stehe auch auf U und war in den 80ern<br />
ein großer Billy Idol Fan. Alle diese großartigen Musiker<br />
haben meist eine Wirkung auf mich, sie sind<br />
absolut authentisch und fühlen, was sie vorbringen.<br />
Die Wahrheit ist das Motto des Albums. Ist<br />
Wahrheit relativ?<br />
„absolute Wahrheit<br />
findest du nur in<br />
abstrakten Dingen<br />
wie der Mathematik.“<br />
Holly: Du hast völlig recht, die Wahrheit, von der<br />
wir im Allgemeinen reden, ist relativ und vor allem<br />
subjektiv, denn sie ist von persönlichen Ansichten,<br />
Meinungen und Erlebnissen bestimmt. Absolute<br />
Wahrheit findest du nur in abstrakten Dingen wie<br />
der Mathematik, denn dort gibt es keinen Spielraum,<br />
+1 ist doch immer , oder? Der provokant anmutende<br />
Albumtitel „Die Wahrheit” stammt von unserem<br />
Song „Wahrheit”, dort geht es inhaltlich um<br />
(Medien-) Manipulation und Verleumdung.<br />
Nemesis: Doch jeder von uns<br />
weiß, wann die Wahrheit gesprochen<br />
wird, nämlich dann, wenn<br />
sie einen trifft!<br />
Auf eurer Myspace Seite unterstützt<br />
ihr eine Kampagne von PETA. Seid ihr<br />
aktiv im Tierschutz unterwegs?<br />
Holly: Ja, auf jeden Fall, wir unterstützen gemeinsam<br />
die Ziele und die Aktionen von PETA! Einige Bandmitglieder<br />
sind aktive Mitglieder in Tierschutzorganisationen<br />
und haben auch schon privat misshandelte<br />
Tiere aufgenommen. Es wäre schon ein großer<br />
Erfolg für uns, wenn sich jeder Leser einmal bewusst<br />
mit seiner Umwelt und den Produkten, die er täglich<br />
konsumiert, auseinandersetzt.<br />
www.eigensinn.net<br />
sIEGMaR ost<br />
17
18<br />
Italodarkwave<br />
Die erst im Mai 2008 gegründete<br />
Band aus dem beschaulichen Modena<br />
in Italien versucht, die Ideale der<br />
80er Jahre mit modernen Stilen<br />
des neuen Jahrtausends zu kombinieren.<br />
Dass die musikalische<br />
Ausrichtung dann eher an minimalistischen<br />
Batcave erinnert,<br />
mag verwundern, doch das Spektrum<br />
der Bandausrichtung scheint<br />
noch stark in Bewegung zu sein.<br />
Der Name indes thematisiert die<br />
Nervenkrankheit des Sängers, der<br />
mittlerweile glücklicherweise vollständig<br />
genesen ist. Neben dem<br />
musikalischen, fast schon archaisch<br />
wirkenden Minimalismus sind es<br />
vor allem die italienisch vorgetragenen<br />
Texte, die dem Projekt Tiefe<br />
und klangliches Format bescheren.<br />
Dass Italien mehr als Cantate und<br />
Frohsinn a la Pavarotti und Konsorten<br />
zu bieten hat, dürfte einem aktiven<br />
Underground seit den frühen<br />
80ern zu verdanken sein.<br />
Die italienische Darkwave-Szene<br />
scheint nach wie vor stark in Bewegung<br />
zu sein, wenn man die<br />
Flut der Veröffentlichungen betrachtet.<br />
Francesco: Italien hat seit den frühen<br />
80ern viele Gruppen hervorgebracht.<br />
Gerade so berühmte Bands mit einem<br />
großen Hintergrund wie Neon, Bohemien<br />
und frühe Litfiba waren prägende Künstler<br />
jener frühen Zeit, in der Darkwave und New Wave<br />
bei jungen Menschen sehr angesagt waren. Heute<br />
ist Italien eher von leichter<br />
Musik beseelt und der Underground<br />
findet abseitig<br />
statt. Und dort sind es dann<br />
eben Gruppen wie The Fro-<br />
zen Autumn, The Ashram, The Argine oder Albireon,<br />
die ihre Schwermut in Klänge formen. Gerade Angesichts<br />
der Missstände in der Welt haben vor allem<br />
junge Menschen das Bedürfnis, in Opposition der<br />
allseits bekannten italienischen Fröhlichkeit<br />
a la San Remo zu stehen. Zum Glück gibt<br />
es auch noch Myspace und Konsorten, die<br />
es einem dann Ermöglichen, mit der Welt in<br />
Austausch zu treten. Gerade das Internet hat<br />
uns ein unglaublich umfassendes Werkzeug<br />
zur Verbreitung des Undergrounds an die Hand<br />
gegeben. Und Underground ist ganz nach Dostojewski,<br />
der Ort, wo neue Ideen entstehen.<br />
Ihr singt in unterschiedlichen Sprachen. Wie<br />
wählt ihr diese jeweils aus?<br />
Wörter sind Klänge und Klänge lassen Songs ent-<br />
„underground ist, ganz<br />
nach Dostojewski, der ort,<br />
wo neue Ideen entstehen.“<br />
stehen. Insofern ist uns<br />
nicht immer nur der<br />
Ausdruck des jeweiligen<br />
Textes wichtig.<br />
Wir möchten den Klang<br />
VÖ „Enter“: 29.05.09<br />
der jeweiligen Sprache in die Musik<br />
einfließen lassen. Italienisch ist<br />
eine sehr musische Kultursprache<br />
mit großer Tradition. Verschiedene<br />
Instrumentierungen erfordern verschiedene<br />
Sprachen.<br />
Leider ist euer erstes Werk nur<br />
eine EP. Warum gibt es noch<br />
nicht mehr?<br />
Richtig, „Enter“ ist eher unser erstes<br />
Lebenszeichen, ein Dokument<br />
unserer Entstehungsgeschichte. Natürlich<br />
arbeiten wir bereits an der<br />
nächsten vollwertigen Veröffentlichung<br />
und hoffen, bis zum Winter<br />
einiges neues Material im Kasten zu<br />
haben.<br />
Welche Einflüsse macht ihr für<br />
euch geltend? Mein erster Vergleich,<br />
der mir einfiel, war die<br />
frühe Kultband Madre del Vizio.<br />
Die gemeinsamen Einflüsse sind klar<br />
immer in den 80er zu finden: Joy Division,<br />
The Cure, Depeche Mode, Bauhaus, Siouxie and<br />
the Banshees. Trotzdem versuchen wir gerade auch<br />
moderne Einflüsse wie Elektrowave, Neoklassik und<br />
Futurepop zuzulassen. Aber in der Tat, Madre del Vizio<br />
haben uns auch ermuntert, italienisch zu singen.<br />
www.myspace.com/bandmav<br />
www.mavmusik.com<br />
SIEGMAR OST
Lebenszyklen<br />
Die aus dem unterfränkischen Taubertal stammenden<br />
Legio Mortis bespielten als Vorband<br />
bereits die größten Szenenamen, wie Sisters<br />
of Mercy, In Extremo, Amon Amarth, Six Feet<br />
Under und Paradise Lost. Die Todesmetaller<br />
überzeugen mit einem atmosphärisch dichten<br />
Sound, der jetzt unter der Ägide von Alexander<br />
Krull voll zur Geltung kommt. Das zweite Album<br />
könnte somit den Durchbruch bedeuten.<br />
Gerade in den dunklen Wäldern Frankens<br />
scheint es eine Menge tiefschwärzesten Metalls<br />
zu geben. Wie erklärt ihr euch diese Affinität?<br />
Im fränkischen Raum ist die Metalszene im Allgemeinen<br />
ziemlich groß und da es seit Jahren auch mehrere<br />
Schwarzmetalbands gibt, hat sich natürlich auch<br />
die Anhängerschaft vergrößert. Das Aufkommen des<br />
Pagan Metals hat das Ganze noch verstärkt. Gerade<br />
im romantischen Franken gibt es ja zig Mythen, Sagen<br />
usw., was für ausreichend Liederstoff sorgt.<br />
Euer Album wirkt wie eine theatralische Inszenierung<br />
in einem alten Kabaretttheater. Was<br />
ist der Hintergrund?<br />
Wir haben das Thema Theater aufgegriffen, um Lebensabschnitte<br />
in drei Akten aufzuteilen. Der erste<br />
Akt steht für die Geburt und die Kindheit, als zweiten<br />
Akt sehen wir das Leben als Erwachsener, in dem<br />
man mit Erfahrungen seine Meinungen bildet. Der<br />
abschließende dritte Akt stellt den Tod beziehungsweise<br />
das Ende dar. Wir wollten das alles in einem<br />
Theater aufführen und dem Zuhörer in einer überspitzen<br />
Weise zeigen, was nicht richtig läuft. Dunkle<br />
und bösartige Bedürfnisse, die in jedem von uns stecken,<br />
aber in den meisten Fällen immer unterdrückt<br />
bleiben. Natürlich soll man auf “Theatre of morbid<br />
visions” nicht alles wörtlich nehmen, man soll selbst<br />
darüber nachdenken und seine<br />
eigenen Schlüsse daraus<br />
ziehen.<br />
„Dass uns der<br />
spaß wichtig ist,<br />
sieht man auch<br />
an unserem atc<br />
cover von ‚around<br />
the World’“<br />
Das Album wurde von keinem<br />
Geringeren als Alex<br />
Krull gemixt und gemastert.<br />
Konnte er euch wertvolle<br />
Tipps geben? Wie war<br />
die Zusammenarbeit?<br />
Ja. Alex Krull war unsere erste Wahl für den Mix der<br />
CD. Wir haben ihm beim Mix komplett freie Hand gelassen,<br />
er hat eine riesige Erfahrung und weiß, wie<br />
etwas klingen muss und soll. Als wir das Ergebnis<br />
zum ersten Mal hörten, waren wir sofort begeistert.<br />
Es klang besser als wir es uns vorgestellt hatten, er<br />
hat einen großartigen Job gemacht.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Künstlern eures Genres, die nur<br />
das Böse zum Selbstzweck thematisieren,<br />
gibt es bei euch auch<br />
wirkliche Aussagen, wie bei „Virus<br />
Called A Human Race“. Sind<br />
euch diese Themen sehr wichtig<br />
oder steht der Spaß auf der Bühne<br />
im Vordergrund?<br />
Wir setzen uns auf der Bühne schon etwas von<br />
den „sehr bösen” beziehungsweise „truen” Bands<br />
ab. Wir wollen – und das Publikum soll – Spaß haben,<br />
wenn wir auf der Bühne stehen. Wir machen<br />
auch mal gerne kleine Späße mit den Besuchern,<br />
man kann nicht immer nur Ernst sein. Dass uns der<br />
Spaß wichtig ist, sieht man auch an unserem ATC<br />
Cover von „Around the World”, der sich als Hidden<br />
Track auf „Theatre of morbid visions” befindet. Dieser<br />
Song hat es sogar fest in unser Live Programm<br />
geschafft und selbst die bösesten Black Metaller<br />
schwingen dann schon mal das Tanzbein. Natürlich<br />
lesen sich einige unserer Texte beim ersten Mal etwas<br />
extrem oder düster, aber man merkt dann auch<br />
schnell die Ironie, die dahinter steht. Natürlich geht<br />
es in einigen Texten wie z. B. „Trough the Eyes of<br />
death” oder „Time to Suffer” um dunkle Seiten im<br />
Menschen, über die jeder schon einmal nachgedacht<br />
hat, ohne es wirklich tun zu wollen. Die Thematik<br />
von „Virus called human race” soll natürlich aufrütteln,<br />
wir können nicht mehr so weitermachen, es<br />
muss sich etwas ändern, sonst gehen wir zugrunde<br />
und alles ist zu Ende.<br />
www.legiomortis.com<br />
PEtER Istuk<br />
19
n o t e s f r o m u n d e r g r o u n d<br />
0<br />
Induspagnol<br />
Kerniger Industrialrock a la Nine Inch Nails<br />
oder Marilyn Manson war bisher vorwiegend<br />
in US-amerikanischen Territorien zu Hause. Die<br />
spanischsprachigen Elektroniker frönten allenfalls<br />
dem mexikanischen Vorbildern Hocico<br />
und Spanien selbst ist natürlich eher für Bolero,<br />
Tango und Flamenco berühmt berüchtigt.<br />
Umso exotischer wirkt das nach dem literarischen<br />
Vorbild benannte und von Dostojewski inspirierte<br />
Projekt des Workaholics, Musikers, Produzenten,<br />
Songschreiber und Sänger in Personalunion, Paolo<br />
Greco. Bereits das Demo fand schnell eine Adelung<br />
durch den berühmten englischen Szeneguru Mich<br />
Mercer. Der Plattendeal mit dem innovativen Web-<br />
und jetzt auch physikalischen Label AF Musik ließ<br />
dank der regen Internetpräsenz der Band nicht lange<br />
auf sich warten und die CD wurde, um die Interpretationen<br />
vieler illustrer<br />
Remixer ergänzt, in Windeseile<br />
fertig produziert. Ohne<br />
ein starkes Team im Hintergrund<br />
wäre es aber auch Paolo<br />
nicht möglich gewesen,<br />
dieses druckvolle und vielschichtige<br />
Industrialrock Album<br />
abzuliefern. So runden<br />
das Quartett auf der Bühne<br />
die Musiker Guigher an den<br />
„Mit der spanischen<br />
kultur verbinden die<br />
meisten siesta und<br />
fiesta, Infrastruktur und<br />
unterstützung für unsere<br />
art der Musik ist kaum<br />
zu finden.”<br />
Tasten und am Bass, MdA<br />
an der Gitarre und Pumucki<br />
am Schlagzeug ab. Schwer<br />
genug, diese Musiker in<br />
einer so gänzlich anderen<br />
Musiktradition Madrids zu<br />
finden, haben die Vier trotzig<br />
ihren Weg aus der musikalischen<br />
Provinz Europas<br />
geschafft. Paolo indes fühlt<br />
sich kaum der spanischen<br />
Heimat verpflichtet, denn sein künstlerisches Elternhaus<br />
führte ihn schon früh um die Welt und ließ ihn<br />
die Kindheit in Irland, USA und England verbringen,<br />
während die anderen Mitglieder auch größtenteils<br />
aus Italien und Argentinien stammen. „Mit der spanischen<br />
Kultur verbinden die meisten Siesta und Fiesta,<br />
Infrastruktur und Unterstützung für unsere Art<br />
der Musik ist kaum zu finden.” Umso stärker fühlt<br />
man sich der internationalen Szene verbunden. Ob<br />
En Esch, Jürgen Engler, Seb Komor, Patrick Codeny<br />
oder William Faith – aus den Bekanntschaften wurden<br />
schnell musikalische Zusammenarbeiten und<br />
so liest sich die Remixer Liste auf dem Debütalbum<br />
entsprechend international. Doch auch die Originalversionen<br />
können sich hören lassen und zeichnen<br />
eine deutliche Handschrift. Religiöse, gesellschaftlich<br />
soziale Probleme und sexuelle Andeutungen zu<br />
eigenen Konflikten würzen das Album mit allerlei<br />
Themen. So ist „Crossing the rubicon” der Schritt<br />
in eine neue Welt und ins Rampenlicht der weltweiten<br />
Industrialrockszene, das jedoch einen sehr<br />
langen Entstehungsprozess hinter sich hat. Einige<br />
frühe Demos entstanden bereits letztes Jahrhundert<br />
vor der Gründung der Band. Paolo entwickelte die<br />
Ideen immer weiter und fand gerade durch sein<br />
Studium als Studiotechniker neue technische Wege,<br />
den Songs zusätzliche Facetten zu verleihen. „Wir<br />
sind definitiv keine Sessionband. Noch nie ist ein<br />
Song beim Jammen im Proberaum entstanden.“<br />
Durch die anderen Bandmitglieder, die auch allesamt<br />
technischen Berufen entstammen, wurden so<br />
den Songs viele neue musikalische Lackierungen<br />
verpasst. Dass die meisten Songs mit einem simplen<br />
Gitarrenriff ihren Anfang nahmen, kann man<br />
sich angesichts der so dichten Produktion kaum<br />
vorstellen. Aber auch Paolos Gesangslinien zeichnen<br />
sich durch verschiedenste emotionale Ebenen<br />
aus. „Gerade das positive Feedback von Künstlern<br />
wie William Faith haben mir stark geholfen, mich<br />
hier auch weiterzuentwickeln. Besonders wichtig ist<br />
mir, dass man meinen Gesangsstil keinem anderen<br />
Sänger zuordnen kann. Ich möchte meine eigene<br />
Sprache finden.“<br />
www.myspace.com/enefeu<br />
PEtER Istuk
The eTernal afflicT<br />
Altersweisheit und Kernschmelze<br />
Man glaubt es kaum. Nach unzähligen Splits<br />
und Reunions haben die zwei Hauptprotagonisten<br />
Cyan und Winus wieder zusammengefunden<br />
und diesmal sogar gleich ein eigenes<br />
Label begründet. Was dabei herauskam, konnten<br />
wir ja bereits im letzten NEGAtief berichten.<br />
Die Neuaufnahme des Klassikers „San<br />
Diego“ mit der Ausnahmestimme Syrahs von<br />
Qntal konnte sich innerhalb weniger Wochen<br />
in den Clubs festsetzen. Doch auch das neue<br />
Album – ganz im Zeichen der Kernphysik – hat<br />
in der Kernschmelze der beiden sendungsbewussten<br />
Zeitgenossen ein neues Kapitel der<br />
ewigen Affliction eröffnet.<br />
Fällt es leichter, nach dem Erfolg<br />
von „San Diego 2k9“ in<br />
die nahe Zukunft zu blicken?<br />
Hat euch der Erfolg der Single<br />
überrascht?<br />
Cyan: Wir sind glücklich, das uns der erste Coup mit<br />
Afflict:Me Records gelungen ist. Erfolg überrascht<br />
mich nicht, weil ich diese 15 Sekunden nur noch mit<br />
einem zufriedenen Lächeln quittiere, jeder Erfolg<br />
ist schön, nur leider folgen danach meistens viele<br />
schmerzhafte “Magenschwinger”.<br />
Winus: Wir freuen uns, dass dieser Song immer noch<br />
Freunde findet.<br />
Winus, hast du die Produktion von „Ion“ alleine<br />
durchgezogen? Wer war am Songwriting<br />
beteiligt? Hattet ihr mit Markus Kontakt?<br />
Winus: Nein. Per-Anders Kurenbach, der uns auch als<br />
Live-Keyboarder begleitet, hat mich bei der Produktion<br />
tatkräftig unterstützt. Das Songwriting läuft meistens<br />
so, dass ich Ideen vorgebe, die wir gemeinsam<br />
ausarbeiten. Markus ist aus<br />
zeitlichen Gründen nicht mehr in den kreativen<br />
Prozess integriert, jedoch ambitionierter<br />
Partner unseres eigenen Labels.<br />
Das ganze Album klingt sowohl musikalisch<br />
als auch gesanglich sehr breit gefächert<br />
und experimentell. Wie seid ihr an<br />
die Songs rangegangen?<br />
Cyan: Anders als noch zu Zeiten der „Euphoric<br />
and Demonic“. Wir wollten diesmal den<br />
Songs Luft zum Atmen geben, nicht mehr<br />
jeden Beat mit Gesang ersticken. Die Zeiten der Lyrics<br />
über DIN A Seiten sind einfach vorbei. Ich habe<br />
einen Fundus von etwa 50 Songtexten mit ins Studio<br />
gebracht und vor den Gesangsaufnahmen haben wir<br />
angefangen, einzelne Zeilen wie<br />
bei einem Memory-Spiel zusammenzusetzen.<br />
Die endgültigen<br />
Lyrics ergaben dann streckenweise<br />
einen sehr unterschiedlichen<br />
Sinn zu dem, was ich vorher beabsichtigt<br />
hatte. Aber genau das<br />
war sehr konstruktiv und macht „ION“ aus.<br />
Winus: Wir haben diesmal enger zusammengearbeitet,<br />
haben die Songs gemeinsam entwickelt und<br />
haben uns deutlich mehr Zeit gelassen, dieses Album<br />
zu produzieren.<br />
„Durch Entzug<br />
stellt man halt<br />
fest, was einem am<br />
wichtigsten ist.“<br />
Ist die Verschmelzung von T.E.A. und Sara<br />
Noxx auf „What we (?ll) be tomorrow“ Zufall<br />
gewesen?<br />
Winus: Ich verrate sicherlich nichts Neues, wenn ich<br />
sage, dass es zwischen T.E.A. und Sara Noxx schon<br />
seit Jahren einige Berührungspunkte gibt und darüber<br />
hinaus produziere ich ja die Sara Noxx Alben<br />
und freue mich sehr, über die stetige, extrem positive<br />
Entwicklung.<br />
Was ist eigentlich auf dem Albumcover zu sehen?<br />
Wer ist dafür verantwortlich?<br />
Cyan: Der Lichteffekt einer Kernspaltung.<br />
Winus: Und es kommt zu explosionsartigen Entladungen,<br />
ein T.E.A.-typisches Phänomen.<br />
Cyan: Verantwortlich für das Cover sind wieder BLE-<br />
ZE/Marko Jakobi (www.terrasight.net), wie schon<br />
bei der „Euphoric and Demonic“ und auch bei der<br />
CYAN INC., und meine Wenigkeit. Marko ist mittlerweile<br />
zu einem festen Bestandteil unserer künstlerischen<br />
Darstellung geworden.<br />
Werdet ihr zusätzlich<br />
zum WGT noch Auftritte in<br />
diesem Jahr haben? Wie lange werdet ihr es<br />
diesmal miteinander aushalten?<br />
Cyan: Das mit dem miteinander Aushalten hat ja<br />
jetzt eine andere Qualität bekommen, durch unser<br />
eigenes Label haben wir eine ganz andere Verantwortung<br />
der ganzen „Sache“ gegenüber. Außerdem<br />
war der private Zusammenhalt immer da, nur musikalisch<br />
konnten wir uns phasenweise nicht ausstehen<br />
oder wollten keine Zeit füreinander haben.<br />
Durch Entzug stellt man halt fest, was einem am<br />
wichtigsten ist.<br />
Winus: Weitere Konzerte sind 009 bisher in Zürich,<br />
Dessau und Augsburg konkret. Was das Aushalten<br />
angeht: Wir werden uns diesmal mehr Auszeiten<br />
gönnen und die Altersweisheit kann ja auch durchaus<br />
hilfreich sein (lacht).<br />
Jalal MoGnIR<br />
www.myspace.com/theeternalafflict<br />
VÖ „Ion“: 29.05.09<br />
1
Anonym ins 0.<br />
Schaffensjahr<br />
Tyske Ludder ist vielen Hörern<br />
aus der EBM- und Electro-Szene<br />
ein Begriff. Dass die Band um die<br />
Mannen Albert X und Olaf A.R.,<br />
die jetzt das fünfte Studioalbum<br />
mit dem Namen „Anonymous“ herausbringt,<br />
bereits auf das zwanzigste<br />
Jahr ihrer Schaffensphase<br />
hinläuft, wissen die Wenigsten. Das Urgestein<br />
bringt jetzt beim Chemnitzer Label Black <strong>Rain</strong><br />
sein zweites Album heraus.<br />
Die Texte eures neuen Albums sind wie schon<br />
bei den Vorgängeralben sozialkritisch – wie<br />
kommt ihr auf die Ideen dazu?<br />
Albert: Unsere Texte sind eigentlich nur ein Spiegelbild<br />
der Gesellschaft. Unsere Themen entdecken wir<br />
sozusagen im täglichen Studium menschlichen Versagens,<br />
egal wie und wo es sich präsentiert. Ob nun<br />
über die Medien oder als Liveperformance im Alltag,<br />
der Mensch ist schon ein verdammt interessantes,<br />
einfallsreiches und unberechenbares Tier.<br />
Der Song „Bastard“ ist sehr direkt und heftig.<br />
Sätze wie „Die Dekadenz ist der Anmut so<br />
nah“ beißen sich fest. Um was geht es allerdings<br />
genau?<br />
Ralf: Bastard spielt mit der Fantasiewelt und der Selbstgefälligkeit<br />
eines heranwachsenden Sexualtäters, der<br />
sich in der Prägungsphase befindet, praktisch vor dem<br />
Ausbruch. Beeinflusst durch die vielfältigen Reize, die<br />
auf ihn einwirken und die zunehmende Ausprägung<br />
der gewalttätigen Fantasien wird es irgendwann nicht<br />
mehr ausreichen, diese nur in der Fantasiewelt auszuleben.<br />
Der Ausbruch ist vorprogrammiert, wenn das<br />
keiner erkennt oder helfen kann.<br />
Die Songs haben eine härtere Gangart gefunden,<br />
zum Teil auch mit Gitarren. Wie kommt<br />
das?<br />
Olaf: Also tatsächlich haben wir auch schon früher<br />
immer mal wieder gesampelte Gitarren eingesetzt.<br />
Diese verwenden wir aber nie so, dass sie in den<br />
Vordergrund rücken, sondern eher subtil. Du kannst<br />
damit manchmal einem Song noch das „treibende“<br />
Etwas geben.<br />
Der größte Unterschied zu den Vorgänger-Alben ist<br />
der, dass wir nach fast 0 Jahren einfach mal auch<br />
fremde Ideen auf unsere Produktion wirken lassen<br />
wollten. Da lag es natürlich nahe, Sebastian von Wert-<br />
stahl zu fragen, ob er das Album<br />
produzieren würde. Wir haben seit<br />
„Sojus“ immer mal wieder seine<br />
Künste als Remixer in Anspruch genommen<br />
und waren schon immer<br />
ziemlich beeindruckt von dem, was<br />
er da so abliefert. Dieser Umstand<br />
und das Endmastering von Jan von<br />
Noisuf-X haben letztendlich zu dem<br />
geführt, was du eine „härtere“<br />
Gangart nennst.<br />
„March“ ist ja ein Remake eines<br />
Songs aus dem amerikanischen Bürgerkrieg.<br />
Was hat euch dazu bewogen?<br />
Albert: „March“ ist ein weiterer Seitenhieb auf den<br />
zunehmenden schärfer werdenden Militarismus weltweit.<br />
Besonders den neuen Wettlauf um atomare<br />
Waffen und das Spiel mit den Bedrohungsszenarien<br />
finden wir reichlich sonderbar und es wirft diverse Fragen<br />
über die Zurechnungsfähigkeit einiger Menschen<br />
auf. Zum Thema Irak kann man glaub ich<br />
nur noch den Kopf schütteln<br />
und sich wundern, verstehen<br />
war gestern.<br />
Letztens habe ich<br />
gelesen, dass ihr mit<br />
der Band Wertstahl<br />
zusammengearbeitet<br />
habt. Sind denn<br />
in Zukunft weitere<br />
Zusammenarbeiten<br />
mit anderen Bands<br />
geplant?<br />
Olaf: Mit Sebastian<br />
von Wertstahl verbindet<br />
uns, wie<br />
schon erwähnt,<br />
„unsere themen<br />
entdecken wir<br />
sozusagen im<br />
täglichen studium<br />
menschlichen<br />
Versagens, egal<br />
wie und wo es<br />
sich präsentiert.“<br />
eine mehrjährige Zusammenarbeit,<br />
die sich aber im Endeffekt auf Gedankenaustausch<br />
und Remixe beschränkte.<br />
Als wir uns entschlossen<br />
haben, für die neue CD mit einem<br />
Produzenten zusammenzuarbeiten,<br />
fiel die Entscheidung nicht schwer,<br />
Sebastian zu fragen. Für das Endmastering<br />
konnten wir dann auch<br />
noch Jan von Noisuf X, den wir im<br />
letzten Jahr beim Infest in Bradford<br />
kennengelernt haben, gewinnen.<br />
Ich denke schon, dass wir auch in Zukunft die Zusammenarbeit<br />
mit anderen Musikern suchen werden,<br />
man kommt halt aus seiner eigenen Schiene heraus<br />
und lässt sich für neue Dinge inspirieren. Wer das sein<br />
könnte, keine Ahnung, das wird sich ergeben.<br />
www.tyske-ludder.de<br />
DanIEl fRIEDRIch
Kontrollverlust<br />
Im letzten NEGAtief<br />
gingen wir<br />
schon ausführlich<br />
auf das Video und<br />
den Release „She<br />
Lost Control” ein,<br />
doch damit ist<br />
diesem Release<br />
noch nicht Genüge<br />
getan. Denn Lord<br />
Athanor und seine<br />
Sirenen alias GriffonVox<br />
vormals<br />
Greifenkeil haben<br />
gerade mit dieser<br />
Veröffentlichung<br />
noch mehr im Sinn.<br />
Die gemeinsame<br />
Kampagne mit<br />
Greenpeace unterstreicht<br />
die Relevanz<br />
und das Engagement<br />
für den<br />
Umweltschutz.<br />
Bereits das letzte Mal gingen wir auf eure Coverversion<br />
des Joy Division Klassikers „She’s<br />
lost control“ ein. Nun unterscheidet sich das<br />
Subjekt eures Songs gewaltig vom Original.<br />
Lord Athanor: Das Subjekt(!) mag anders sein, der<br />
Song nicht, es ist ein echtes Cover von Joy Division<br />
„She’s lost control”.<br />
Euch geht es um die Erde, die Schöpfung, die<br />
sich ihres Virus Mensch nicht mehr erwehren<br />
kann. Was prägt besonders eure Sichtweise?<br />
In der Tat geht es darum, dass der Mensch zu weit<br />
gegangen ist. Dazu muss man sich nur ein wenig im<br />
Alltag umschauen. Ohne Gefühl mit der Natur so zu<br />
verfahren, wie wir es tagtäg-<br />
lich erleben müssen, ist schon<br />
extrem brutal und rücksichtslos.<br />
Jemanden den man liebt,<br />
den man braucht, von dem<br />
man Teil ist, quält man oder<br />
tötet man nicht.<br />
Ist es nicht eigentlich schon<br />
zu spät für eine Umkehr? Die Selbstzerstörung<br />
des Menschen birgt doch auch eine Chance für<br />
eine Natur ganz ohne Menschen?<br />
„Jemanden den<br />
man liebt, den man<br />
braucht, von dem man<br />
teil ist, quält man<br />
oder tötet man nicht.”<br />
Schwer zu sagen; sehe die ganze Sache jedoch nicht<br />
nihilistisch, denn ein Kreis hat ohnehin nie ein Ende.<br />
Optionen gibt es immer, auch wenn häufig nicht klar<br />
sein mag, welche.<br />
Ist dieses Zerstörerische nicht schon in den frühen<br />
Sichtweisen der Religionen vorprogrammiert?<br />
Durchaus, diese Zerstörung ist insbesondere in<br />
allen patriarchalischen Religionen (also Macho-<br />
Religionen) festgelegt worden. In ähnlicher Weise,<br />
wie es in der christlichen Religion heißt „Mach<br />
dir die Erde Untertan”, wird diese Sicht ebenso im<br />
Judentum und Islam, etc. kundgetan. Halt in allen<br />
patriarchalischen Religionen.<br />
Damit einher geht immer ein<br />
negatives Bild gegenüber<br />
dem Weiblichen, schlechte<br />
Behandlung von Frauen, was<br />
bei diesen Religionen unübersehbar<br />
ist. Durch diese Sicht<br />
sieht und erfährt der Mensch<br />
sich nicht mehr als Teil des<br />
Ganzen, sondern stellt sich darüber. Diese Sichtweise<br />
stellt das Problem dar, denn diese Sichtweise<br />
rechtfertigt Ausbeutung und Rücksichtslosigkeit.<br />
Ihr kombiniert eure Veröffentlichung mit einer<br />
gemeinsamen Kampagne mit Greenpeace.<br />
Seid ihr schon lange im Umweltschutz aktiv?<br />
Wie kam es zu dieser Idee?<br />
Als Druide ist es Teil meiner Aufgabe mit der Natur<br />
zu kommunizieren, und der Kreation von Mutter<br />
Natur zu dienen und sich einzusetzen. Auch bei<br />
Greifenkeil ging es schon um diese Thematik, siehe<br />
„Her Name”, jedoch war die Präsentation etwas<br />
subtiler. Heute ist es unabdingbar geworden, in<br />
Bezug zur Umweltzerstörung explizit zu sein, und<br />
kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen. Sonst<br />
hört niemand mehr zu. Man muss irgendwie extrem<br />
oder schrill sein, um noch zur Kenntnis genommen<br />
zu werden; das ist mit GriffonVox wohl<br />
geglückt.<br />
Wie werdet ihr diese Kampagne unter das<br />
schwarze Volk bringen?<br />
Auf dem Release wird es ein Video geben zu<br />
„She’s lost control”, was das Thema Umwelt-<br />
Global Warming auf den Punkt bringt. Na und<br />
dann gibt es noch die neuen Tracks auf dem Release<br />
„Control Lost”. Wer die Texte hört, wird<br />
das Thema kaum überhören können. Wenn die<br />
DJs dann noch mitspielen, dann kann was Gutes<br />
daraus werden. Geplant ist auch eine Aktion<br />
zusammen mit Greenpeace am WGT Freitag.<br />
Wer sich wirklich informieren will, kann das in der<br />
Agra Messehalle am GrenTzwert Stand tun.<br />
Glaubt ihr, dass in der Szene eine größere Bereitschaft<br />
für ökologische Themen existiert?<br />
Man kann auch grün denken und schwarz tragen.<br />
www.GriffonVox.com<br />
www.MySpace.com/GriffonVox<br />
GERt DRExl
Oberer Totpunkt<br />
„Erde ruft“<br />
Das zweite Album „Erde ruft“ des Hamburger<br />
Albtraumduos Oberer Totpunkt ist genau<br />
so wahnsinnig wie ihr Erstling „10 Grad vor<br />
OT“. Die Frontfrau Bettina schafft es wieder<br />
eindrucksvoll, den Zuhörer mit scheinbarer<br />
Normalität einzulullen, um dann in gezielten<br />
Momenten, mit nur einem Wort einen Abgrund<br />
zu öffnen, der einem die kalten Schauer<br />
über den Rücken laufen und den Hörer vor der<br />
eigenen Realität erschaudern lässt. Das Ganze<br />
wird getragen von einer Mischung aus Minimalelectro,<br />
Hip-Hop, infernalischer Filmmusik<br />
und Gänsehautchören und erinnert stark an<br />
die Anfang der Neunziger aufgekommene<br />
Strömung der Neuen Deutschen Todeskunst,<br />
modern und noch tiefschürfender in die Neuzeit<br />
transportiert.<br />
Euer neues Album „Erde ruft“ beschreibt im<br />
Allgemeinen die Vergänglichkeit? Der Abriss<br />
eines Lebens?<br />
Bettina: Tatsächlich lassen wir uns thematisch leiten<br />
vom Beginn des Lebens bis zu seinem Ende – von<br />
der Geburt bei „Blutmond“ bis zum Sterbeerlebnis<br />
bei „Erde ruft“. Dabei steht für mich die Aufforderung<br />
im Vordergrund, die eigene Lebenszeit zu nutzen<br />
– denn unsere Lebensträume sollen doch nicht<br />
ungelebt bleiben und zur Farce verkommen. Dies<br />
verbindet zugleich das zweite mit unserem ersten<br />
Album: Lebst du deinen Traum oder träumst du dein<br />
Leben? Musikalisch sind, wie ich finde, einige gut<br />
tanzbare Stücke dabei, das Ganze ist also nicht gerade<br />
eine trübsinnige Angelegenheit.<br />
Im ersten Song „Blutmond“ heißt es: „Wirklich<br />
glücklich sind wir nur, wenn wir uns unserer<br />
selbst nicht bewusst sind“ und „Der Tod findet<br />
zu Lebzeiten statt.“ Beginnt nach der Geburt<br />
die Gratwanderung Leben? Das Jagen nach<br />
dem Glück?<br />
Bettina: Es klingt zwar ziemlich fies, aber genau genommen<br />
beginnt das Sterben ja mit der Geburt. Und<br />
mit dem Glück ist das immer so eine Sache - wer<br />
sich schon einmal als wirklich glücklich erlebt hat,<br />
der weiß, dass dies Momente intensiver Selbstvergessenheit<br />
sind, Augenblicke, in denen man vollkommen<br />
in etwas aufgeht. Wenn der Mensch hingegen<br />
„sich seiner selbst bewusst ist“, das heißt, wenn er<br />
seine Situation reflektiert, dann bemerkt er auch<br />
meist seine Mängel. Vielleicht ist der Mensch auch<br />
gar nicht fürs Glück begabt.<br />
Auf dem neuen Album thematisiert ihr verstärkt<br />
die biblische Geschichte, Gott und die Kirche.<br />
Ist es nicht ein Segen, mit dem Glauben an<br />
Gott zu leben und zu sterben?<br />
Micha: Tja, wenn man sich mit dem Thema Tod<br />
beschäftigt, gelangt man unweigerlich zum berühmtesten<br />
Toten der Welt…<br />
Bettina: ...den wir bei „Schlacht“ als übellaunigen<br />
Choleriker präsentieren. Das Stück spielt damit,<br />
dass seit 000 Jahren idealisierende Fantasien<br />
über die Person Jesus kultiviert werden. Wer kann<br />
schon wissen, wie er wirklich war. Obwohl ich sagen<br />
muss, dass die Auseinandersetzung mit Religion gar<br />
nicht der Leitgedanke war. Bei „Sie sind da“ geht<br />
es beispielsweise eher um die Selbstüberschätzung<br />
einer psychotischen Persönlichkeit. „Gaia“ ist die<br />
Geschichte einer Transformation, einer Wiederauferstehung,<br />
wenn man so will. Bei „Hexenjagd“ ging es<br />
um das Thema Frauenhass. Insofern ist die Frage, ob<br />
es ein Segen ist, mit dem Glauben an Gott zu leben<br />
und zu sterben, nicht ganz einfach zu beantworten:
der Glaube, verstanden als Werteorientierung und<br />
Selbstreflexion, ist vielleicht ein Segen für den, der<br />
glauben kann und schadet ja zumindest auch nicht.<br />
Aber Religion ist auch ein Herrschaftsmittel und zugleich<br />
einer der Hauptgründe für Kriege in der Weltgeschichte.<br />
Ihr habt bis jetzt ausschließlich deutsche Texte<br />
verwendet. Diesmal sind aber einige Titel und<br />
Headlines auf dem Album in Latein.<br />
Bettina: Das Sakrale passte einfach gut ins Konzept,<br />
die Geschichten selbst werden nach wie vor in deut-<br />
scher Sprache erzählt. Deutsch ist auch eine ungeheuer<br />
reiche Sprache, außerdem ist es die Sprache,<br />
die ich am sichersten beherrsche – die Lateintexte<br />
kommen von Micha.<br />
Michael: Wenn das meine alten Lehrer wüssten, in<br />
der Schule habe ich Latein gehasst! Ich mag die<br />
gregorianischen Choräle: Latein klingt mystisch<br />
– gleichzeitig hart und<br />
martialisch. Der Chor Canticum<br />
Potentem bringt<br />
auch Gänsehautmomente<br />
wie „Imperator“, „Sepultura<br />
Asini“.<br />
„Wenn man sich mit dem<br />
thema tod beschäftigt,<br />
gelangt man unweigerlich<br />
zum berühmtesten toten<br />
der Welt.“<br />
„Sepultura Asini“ behandelt<br />
das Thema<br />
Selbstmord. „Kann denn Sterben Sünde sein?“<br />
Bettina: Für die christliche Kirche war (und ist?)<br />
Selbstmord die schlimmste Sünde überhaupt, weil<br />
die Tat die Möglichkeit der Reue logisch ausschließt.<br />
Die altertümliche Reaktion darauf war reichlich hysterisch<br />
und stellt offenbar die Quelle für die späteren<br />
Zombie-Geschichten dar.<br />
Wer ist für euer Coverartwork verantwortlich?<br />
Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?<br />
Michael: Bei OT kümmert sich Bettina um die Texte<br />
(Der Bandname stammt auch von ihr), ich um die Optik.<br />
Ich finde Coverdesign und überhaupt Corporate<br />
Design extrem wichtig, um unsere künstlerischen<br />
Vorstellungen zu visualisieren. Wenn der erste Song<br />
im Kasten ist, mache ich mir bereits Gedanken über<br />
Typografie, Bilder und Farbwelten. Als wir die „10°<br />
vor OT“ eingespielt haben, wussten wir schon, dass<br />
das Folgealbum „Erde ruft“ heißen würde. Ich hatte<br />
bereits ein grobes Konzept im Kopf. Als ich in einem<br />
Blumengeschäft in Hamburg im Hinterraum zufällig<br />
das Moossofa entdeckte, wusste ich sofort: Das ist<br />
das Titelmotiv!<br />
Der Tod ist ein zentrales Thema in eurem Konzept.<br />
Wie gefällt euch der Terminus „Neue<br />
Deutsche Todeskunst“, mit dem ihr in Verbindung<br />
gebracht werdet? Die Parallelen zu<br />
Bands wie Goethes Erben sind ja nicht von der<br />
Hand zu weisen.<br />
Bettina: Der Terminus „Neue Deutsche Todeskunst“<br />
war, glaube ich, ursprünglich ironisch gemeint. Mir<br />
gefällt „Schwarze <strong>Roman</strong>tik“ besser.<br />
Michael: Ich finde, das passt perfekt zu OT. Es ist natürlich<br />
schmeichelhaft, dass wir in einem Atemzug<br />
mit wichtigen Bands des schwarzen Genres genannt<br />
werden.<br />
Ist „Hamburg“ eine Liebeserklärung an eure<br />
Heimatstadt?<br />
Michael: Eher eine Hinrichtung. Hier leben zwei Millionen<br />
Menschen, und nicht alle von ihnen auf der<br />
Sonnenseite. Seitdem ich hier lebe, nerven mich viele<br />
mit „Oh, du wohnst in Hamburg, meine Traumstadt,<br />
bla bla” – natürlich ist es eine schöne Stadt, Hafen<br />
etc. Deshalb ist Hamburg die<br />
ideale Stadt für so einen Text.<br />
Bettina: Was auf den ersten<br />
Blick attraktiv erscheint, bekommt<br />
bei näherem Hinsehen<br />
manchmal seltsame Stellen.<br />
Und wenn man dann eine<br />
Lupe zur Hand nimmt, erkennt<br />
man, dass diese Stellen eine<br />
tiefere Struktur haben. Und wenn man dann das<br />
Ganze unter dem Mikroskop betrachtet, merkt man<br />
plötzlich, dass man eine Krebszelle vor sich sieht.<br />
Wie werdet ihr den Chor in eure Liveperformance<br />
einbauen? Wann kann man euch live<br />
sehen?<br />
Bettina: Es ist immer schwer, professionelle Studiomusiker<br />
live zusammenzubekommen. Wir werden<br />
daher in verschiedenen Konstellationen spielen.<br />
Meist treten wir zu dritt auf. Ich hoffe, wir bekommen<br />
dieses Jahr ein paar Mal die große Besetzung<br />
auf die Bühne. Die nächsten Auftritte stehen im Juli<br />
und August bevor, daneben arbeiten wir gerade an<br />
einer kleinen Tour. Die konkreten Termine am besten<br />
kurzfristig auf Myspace abfragen.<br />
www.totpunkt.com<br />
VÖ „Erde ruft“: 19.06.09<br />
PolonI MElnIkoV<br />
5
Second diSeaSe<br />
Aufgewacht<br />
Was passiert nicht alles, wenn die Elektroszene<br />
schläft. Nicht viel. Umso besser, dass ab und an<br />
ein paar alte Electrorecken wiedererwachen.<br />
So auch Second Disease, die der weitgehend<br />
eingeschlafenen Electrogemeinde nach acht<br />
Jahren Pause mit „While the masses sleep”<br />
wieder Mal einen Impuls geben können. Das<br />
ehemalige Zoth Ommog Duo knüpft genau<br />
da an, wo es 2001 aufgehört hat: Harte Beats<br />
gepaart mit genial verschachtelter Elektronikfrickelei<br />
und dem oft vermissten Mut zu Lücke<br />
und Ruhe, sollten die Herzen der traditionellen<br />
EBM-Gemeinde höher schlagen lassen.<br />
Eure letzte Veröffentlichung war „Am I God?“<br />
aus dem Jahr 2001. Kann man „While the<br />
masses sleep“ als euer Comeback bezeichnen<br />
oder habt ihr nie aufgehört?<br />
Ganz aufgehört haben wir eigentlich nie, wir haben<br />
aber durch unsere Jobs ein wenig den Faden locker<br />
gelassen und nicht so richtig den Dreh gefunden,<br />
„Second Disease“ wieder zu intensivieren. Letztes<br />
Jahr haben wir uns dann allerdings einen Ruck ge-<br />
geben, auch nachdem wir unsere<br />
alten Stücke mal wieder nach<br />
langer Zeit gehört haben, besonders<br />
die „Flame the dark true“.<br />
Die Komplexität des Albums ist<br />
auch nach Jahren für uns noch<br />
außergewöhnlich. Das musste<br />
fortgesetzt werden.<br />
In welchem Zeitraum und mit<br />
wem ist das neue Album entstanden?<br />
Die ersten Ideen entstanden<br />
schon recht früh, daher knüpfen die Songs auch<br />
sehr gut an die alten CDs an. Die „While the masses<br />
sleep“ war dann bereits fertig, als wir Ende 008 mit<br />
Infacted Recordings den Deal gemacht haben.<br />
Ist der Albumtitel „While the masses sleep“<br />
auch eine Ansage an die stagnierende und sich<br />
ständig selbst kopierende heutige Elektroszene?<br />
Welches Konzept stand am Anfang des<br />
vorliegenden Albums?<br />
Ist immer nett, neue Interpretationen zum Titel zu<br />
hören. Passt auch sehr gut, ja. Wir wollten ihn be-<br />
6<br />
„Vieles ist halt auf<br />
pure tanzbarkeit<br />
ausgelegt. Man<br />
erkennt sofort die<br />
struktur, und auf<br />
Dauer ist nichts<br />
außergewöhnliches<br />
mehr dabei.“<br />
wusst mehrdeutig lassen. Genauso gibt es kein<br />
wirkliches Gesamtkonzept außer, dass die Stücke<br />
musikalisch ein Ganzes bilden sollten. Inhaltlich gibt<br />
es kein einheitliches Storyboard, sondern die Stücke<br />
behandeln ganz unterschiedliche Themen, die auch<br />
eine breite Fläche für Interpretationen bilden.<br />
Was steht hinter dem Friedhof,<br />
der euer Cover ziert?<br />
Der Friedhof war die Interpretation<br />
unseres Grafikers zum Titel<br />
„While the masses sleep“, der im<br />
Übrigen exzellente Arbeit geleistet<br />
hat. Das Cover sollte auffallen<br />
und zum Philosophieren über<br />
den Albumtitel gedacht sein.<br />
Nach den ersten Reaktionen, die<br />
wir jetzt erhalten, scheint das<br />
auch gut gelungen zu sein.<br />
Wie hat sich eure Arbeitsweise beim Songwriting<br />
und Produzieren im Laufe der Jahre verändert?<br />
Wie seht ihr die Entwicklung der EBM/<br />
Elektroszene in den letzten 10-15 Jahren?<br />
Die Arbeitsweise hat sich eigentlich kaum geändert.<br />
Wir ergänzen uns da nach wie vor prima. Generell ist<br />
es sehr schade, dass etwas außergewöhnlichere Nischenmusik,<br />
wie wir sie sicherlich auch machen, sehr<br />
selten geworden ist. Vieles ist halt auf pure Tanzbarkeit<br />
ausgelegt. Man erkennt sofort die Struktur, und<br />
auf Dauer ist nichts Außergewöhnliches mehr dabei.<br />
Bleibende „Aha-Effekte“ sind da wirklich selten.<br />
Hier und da gibt es aber glücklicherweise immer<br />
wieder Lichtblicke.<br />
Werdet ihr in naher Zukunft die Bühne entern?<br />
Konkrete Pläne gibt es nicht, da wir beruflich auch<br />
stark eingebunden sind. Wir werden aber sehen, wie<br />
sich das Projekt „Second Disease“ mit der „While<br />
the masses sleep“ entwickelt.<br />
PolonI MElnIkoV<br />
www.myspace.com/seconddisease<br />
VÖ „While the masses sleep“: 08.05.09
Orange SectOr<br />
Oldschool EBM<br />
„Mindfuck“, das neueste Werk der wiedergeborene<br />
EBM-Instanz Orange Sector macht vergessen, das<br />
zwischen dem ersten Album „Faith“ und heute fast<br />
schon zwei Dekaden liegen. Der damals in der Tradition<br />
der frühen Nitzer Ebb und DAF stehende EBM<br />
wirkt heute ausgesprochen frisch und hat im Vergleich<br />
zu den heutzutage oft weichgespülten Futurepopbands<br />
genügend Kanten und Ecken, um sich aus<br />
der Masse der Veröffentlichungen zu erheben.<br />
15 Jahre Orange Sector: Der Laden, in dem alles<br />
angefangen hatte, ist längst Geschichte (Index).<br />
Fühlt Ihr Euch heute noch zu Hause in der<br />
größtenteils modernen Hellectro Szene?<br />
Lars: Was heißt Zuhause? Wir halten uns in der Szene<br />
eigentlich nur noch auf, wenn wir eine Show spielen.<br />
Wir haben Familien und sind so langsam im gesetzteren<br />
Alter, da wird es am Wochenende meisten ruhiger.<br />
Wenn wir eine Show spielen, fühlen wir uns in<br />
den Clubs pudelwohl, gerade dann, wenn wir viele<br />
alte Bekannte treffen. So wie neulich, als wir nach 15<br />
Jahren wieder mir den Armageddon Dildos zusammen<br />
gespielt haben, das hat richtig gerockt.<br />
Mit dem „Tanzbefehl“ hattet ihr euer Comeback<br />
im großen Stil eingeläutet. Hattet ihr mit<br />
dem Erfolg eures sehr ursprünglichen EBM-<br />
Konzepts gerechnet?<br />
Lars: Darüber haben wir gar nicht nachgedacht. Wir<br />
hatten einfach einen Riesenspaß bei den Aufnahmen.<br />
Da das Album dann noch so gut aufgenommen wurde,<br />
hat es uns natürlich noch angenehmer gemacht.<br />
Zoth Ommog ist längst Geschichte, ihr dagegen<br />
seid wieder zu Kräften gekommen. Gibt es<br />
noch Kontakte zu der alten Clique des Labels?<br />
Lars: Außer zu Torben leider nicht richtig. Wir haben<br />
vor einigen Wochen mit den Dildos gespielt und das<br />
war schon eine Hausnummer. Nach 15 Jahren gute<br />
Kollegen wieder zu treffen, das Comeback hat sich<br />
gelohnt. Zwischendurch hatten wir ab und zu mit<br />
Andre Schmechta via Email Kontakt. Zoth Ommog ist<br />
zwar Geschichte, aber unvergessen!<br />
Auf eurem neuen Album wechselt ihr wieder<br />
stetig zwischen deutschen und englischen Tex-<br />
ten. Was ist der Auslöser für die<br />
jeweilige Sprache?<br />
Lars: Das kommt auf den Song und<br />
den Inhalt an. Es gibt einfach Ausdrücke,<br />
Slogans wie z.B. „Death<br />
rides the Highway” oder „Life’s a<br />
bitch and then you die”. Das passt<br />
einfach. Es kommt also wirklich auf<br />
den jeweiligen Begriff an, entweder<br />
es passt oder nicht.<br />
Das neue Album bewegt sich häufig im Midtempobereich,<br />
wirkt dadurch weit kälter und<br />
schleppend bedrohlicher als eure früheren<br />
Werke. Gab es vor Beginn der Arbeiten am Album<br />
eine Richtschnur?<br />
Lars: Nein, nicht wirklich. Das Album wurde in dem<br />
Zeitraum von zwölf Monaten aufgenommen. Das<br />
Album klingt einfach nach unserem Leben in dem<br />
Zeitraum.<br />
Alles was uns in der Zeit widerfahren ist oder uns beschäftigt<br />
hat, welche Musik wir gehört haben, all das<br />
ist in diese Songs geflossen. „Mindfuck“ is just life!<br />
„Es gibt einfach<br />
Ausdrücke,<br />
Slogans wie z.B.<br />
‚Life’s a bitch and<br />
then you die’ –<br />
das passt einfach<br />
auf Englisch.“<br />
Thematisch geht es oft um den Menschen<br />
„gefangen im System“. Sind das auch die Thematiken,<br />
die euch im Alltag beschäftigen oder<br />
handelt es sich eher um eine genretypische Stilisierung?<br />
Lars: „Sturmgeist“ und „Legend“<br />
sind leider wieder sehr aktuell und<br />
beschäftigen sich mit Amokläufen<br />
der letzten Jahre und vor allen<br />
Dingen mit den Entschuldigungen,<br />
die die Täter benutzen. „Death<br />
rides the highway“ dreht sich um<br />
Glauben und daraus resultierenden<br />
offenen Fragen. Alle Songs drehen<br />
sich um das Leben in der heutigen<br />
Zeit und beschreiben Dinge, die<br />
uns beschäftigt haben und weiterhin beschäftigen<br />
werden.<br />
„Die Haut ist der Spiegel der Seele” könnte<br />
auch ein Wahlspruch von Nivea sein. Ist es aber<br />
nicht, oder?<br />
Lars: Schön wärs, hätte bestimmt Geld gebracht. Aber<br />
nein, natürlich nicht. Es geht um ein Spiegelbild seiner<br />
selbst, was will man sein, darstellen, was denken<br />
oder sehen andere.<br />
www.orange-sector.de<br />
sIEGMaR ost
Alle Fotos: Kai Schmidt<br />
Live in Hamburg<br />
Dass The Birthday Massacre eine international<br />
erfolgreiche und gefeierte Band ist, steht außer<br />
Frage. Doch hat man irgendwie den Eindruck,<br />
dass sie noch viel mehr erreichen könnten,<br />
noch viel öfter die großen Bühnen der Welt<br />
bespielen sollten und einem noch größeren<br />
Publikum zugänglich gemacht werden<br />
sollten. Denn schließlich bringen<br />
sie alles mit, was eine Band dieses<br />
Formats benötigt. Einzigartige Musik,<br />
ein stimmiges Bandkonzept und<br />
vor allem eine sehr starke und mitreißende<br />
Präsenz auf der Bühne. Vielleicht<br />
gelingt ihnen der Griff nach den<br />
Sternen mit der baldig erscheinenden<br />
DVD. Als Appetizer gibt es jetzt schon<br />
die Audioversion des Hamburger Konzerts der<br />
2007er Tournee. NEGAtief sprach mit Frontfrau<br />
und Energiebündel Chibi.<br />
Warum habt ihr das Knust-Konzert in Hamburg<br />
für eure Live-CD/DVD gewählt?<br />
Chibi: Wir haben das eigentlich gar nicht geplant.<br />
Uns wurde am Ankunftstag gesagt, dass die Show<br />
aufgenommen wird. Wir haben dann später entschieden,<br />
es für die CD/DVD zu verwenden. Diese<br />
Tour ist eine Weile her. Ich erinnere mich, dass es ein<br />
anstrengender Regentag war. Doch Hamburg war<br />
eine gute Show, deshalb war es auch gut, diese zu<br />
nehmen.<br />
„Der fan kann<br />
also live-Material<br />
von mindestens 2<br />
stunden aus den<br />
Jahren 2005-2007<br />
erwarten.“<br />
Wie viel von den Aufnahmen<br />
habt ihr im<br />
Studio nachpoliert?<br />
Wenn du einer Filmcrew<br />
vertraust, die du nicht<br />
kennst und sie Equipment<br />
verwenden, das du nicht<br />
kennst, willst du sicher<br />
sein, dass die Aufnahmen<br />
gut sind. Liveshows sind unberechenbar, Dinge<br />
gehen schief und du hast keine zweite oder dritte<br />
Chance, um dinge zu verbessern wie im Studio. Wir<br />
haben uns die Aufnahmen angeschaut und einige<br />
Sachen akzentuiert, um es so gut wie möglich klingen<br />
zu lassen. Man will nichts verkaufen, von dem<br />
man nicht selbst überzeugt ist. Das Material war eineinhalb<br />
Jahre alt, als wir es anhörten und wir waren<br />
somit auch objektiv genug.<br />
„Show and Tell“ zeigt, dass eure Musik live<br />
noch emotionaler und energetischer ist als<br />
auf den Alben. Beachtet ihr das während des<br />
Songschreibens? Hat sich die Art des<br />
Schreibens im Laufe der Jahre<br />
verändert?<br />
Ich denke, der Live-<br />
Aspekt spielt definitiv eine Rolle. Beim Schreiben<br />
denkst du darüber nach, wie es live rüberkommt und<br />
ob es Spaß macht auf der Bühne. Das ist ein natürlicher<br />
Teil in der Bandentwicklung. Alle Songs verändern<br />
sich auf der Bühne im Vergleich zur Studioaufnahme.<br />
Als wir angefangen haben zu touren, haben<br />
wir realisiert, welchen großen Teil die Performance<br />
eines Songs einnimmt, wenn man ihn schreibt.<br />
„Show and Tell“ enthält 15 TBM-Hits. Würdet ihr sagen,<br />
eure erste Live-CD ist auch ein Best Of Album?<br />
Sicher. Ich würde sagen, die Live-Show jeder<br />
Band ist eine Art Best Of, oder? Du spielst<br />
die Songs, die du liebst, die das<br />
Publikum liebt und jeder hat<br />
seinen Spaß.
Wie weit sind die Arbeiten an der Live-DVD?<br />
Wie seid ihr in den Schnittprozess eingebunden?<br />
Wie war es, mit Paddy von Crazy Clip zu<br />
arbeiten?<br />
„Es macht immer<br />
mehr spaß, vor<br />
leuten zu spielen,<br />
die spaß haben<br />
wollen und die<br />
Musik mit uns<br />
genießen.“<br />
Wir haben ihn nur einmal getroffen.<br />
Wir kommen aus Kanada,<br />
was oft eine Barriere ist, was<br />
das Pflegen von Beziehungen<br />
mit Europäern betrifft. Ich habe<br />
unser Interview mit ihm sehr genossen.<br />
Er hat einen großartigen<br />
Humor, was zu einem sehr relaxten<br />
Interview beigetragen hat.<br />
Und diese Interviews sind immer<br />
die besten. Wir werden diesen<br />
Sommer wieder nach Europa kommen, vielleicht<br />
treffen wir ja Paddy wieder.<br />
Die meisten Fans sehen ihre Lieblingsbands<br />
auch gerne mal abseits der Bühne. Könnt ihr<br />
schon etwas über das Bonusmaterial der DVD<br />
sagen?<br />
Es ist schon viel Zeit seit dieser Tour vergangen. Ich<br />
habe eine Menge Behind-the-scenes-Fotos auf meiner<br />
Myspace Seite vom letzten Jahr. Die Hauptsache<br />
wird das Konzert in Hamburg sein. Auch in Dolby<br />
Digital 5.1. Natürlich wird es auch einige Bonus<br />
features geben. Material von europäischen Festivals,<br />
Bildergalerien und vieles mehr. Der Fan kann also<br />
Live-Material von mindestens Stunden aus den<br />
Jahren 005- 007 erwarten.<br />
Was gefällt euch besser: Eine intime Clubshow<br />
vor 500 Leuten oder ein Auftritt auf der Hauptbühne<br />
des M’era Luna oder Amphi Festivals?<br />
Beides ist gut. Bei einer kleinen<br />
Clubshow hast du eine bessere<br />
Verbindung mit den Fans und es ist<br />
persönlicher. Bei einem Festival ist<br />
es berauschender mit der großen<br />
Bühne und so vielen Leuten. Beide<br />
Varianten haben unterschiedliche<br />
Energien und sind beide eine wundervolle<br />
Erfahrung.<br />
Euer Konzept beinhaltet nicht<br />
nur Musik, sondern auch Symbolik,<br />
Mode und Performance. Sind eure Fans<br />
auch speziell?<br />
Unser Publikum war und ist sehr wichtig für uns. Wir<br />
haben seit unseren Anfängen eine enge Verbindung<br />
und einen Austausch mit ihnen. Nach jeder Show<br />
unterhalten wir uns mit Menschen, die einfach nur<br />
Hallo sagen wollen. Das ist ein sehr wichtiger Teil<br />
beim Touren für uns.<br />
Ihr habt in letzter Zeit sehr oft getourt. Habt<br />
ihr ein paar Lieblingsplätze oder Clubs? Gibt<br />
es einen Unterschied zwischen dem amerikanischen<br />
und dem europäischen Publikum?<br />
Ich glaube nicht, dass es einen<br />
richtigen Unterschied zwischen<br />
den Ländern gibt. Eher von<br />
Stadt zu Stadt, egal wo du<br />
bist. Das eine Publikum ist<br />
zurückhaltender als das andere.<br />
Es macht immer mehr<br />
Spaß, vor Leuten zu spielen, die<br />
Spaß haben wollen und die Musik<br />
mit uns genießen. Unsere Show wird<br />
besser, je mehr sich die Leute bewegen.<br />
ww.thebirthdaymassacre.com<br />
VÖ „Show and Tell“: 08.05.09<br />
PolonI MElnIkoV<br />
5
6<br />
Schwedischer Emoindustrial<br />
The Kick könnte eines der Newcomerthemen<br />
des Jahres werden, denn die musikalischen<br />
Welten des Sängers, Komponisten und Produzenten<br />
in Personalunion erinnern in ihrer<br />
beklemmenden Eingängigkeit an eine vollkommen<br />
neue Mischung aus frühen Waverock<br />
Einflüssen und modernen Industrialrockproduktionen.<br />
Mit dabei immer auch eine Prise<br />
Emo a la My Chemical <strong>Roman</strong>ce. Neben dem<br />
durch und durch runden Album hat die Band<br />
aber auch zu fast jedem Song ein Video entworfen,<br />
das auf Myspace publiziert, die jeweiligen<br />
Songs in ihrer Aussage weit transparenter<br />
erscheinen lässt.<br />
Die Songs eures ersten Albums sind extrem gut<br />
produziert und klingen extrem modern. Wie<br />
erreicht man das schon mit dem Debüt?<br />
David: Danke! Ich habe fast zehn Jahre als Studiotechniker<br />
gearbeitet und ebenso als Songschreiber<br />
und Arrangementtüftler für meine eigenen Projekte<br />
und Bands, sodass ich glaube, dass ich mich in diesen<br />
Fächern einfach selbst mit der Zeit perfektioniert<br />
habe. Das Album wurde in einem sehr kurzen Zeitraum<br />
geschrieben und zum ersten Mal bin ich nur<br />
nach meinen eigenen Vorstellungen ans Werk gegangen,<br />
ohne mit jemandem zu kollaborieren. Also<br />
konzentrierte ich mich grundlegend auf meine eigenen<br />
Einflüsse und mir wurde sehr schnell klar, wie<br />
das Album klingen sollte. Glücklicherweise<br />
wurde es auch genauso,<br />
wie ich es mir vorgestellt habe.<br />
„Es ist sicherlich<br />
cooler, eine<br />
solide fanbase<br />
zu haben, als<br />
nährboden für<br />
den ständigen<br />
hype des tages<br />
zu liefern.“<br />
Musikalisch gesehen scheinst<br />
du dich an Emo, New Wave,<br />
Industrial und vielen anderen<br />
Styles zu orientieren. Fühlst du<br />
dich als Teil einer neuen Generation<br />
von Dark-Bands, die als<br />
„Referenzen“ die frühen Neunziger<br />
angeben aber mit den<br />
modernen Mitteln arbeiten?<br />
Ich fühle definitiv, dass meine Musik die meiste Zeit<br />
in eine dunkle Richtung tendiert. Ich mag die Idee,<br />
Pop und Indie mit Gothic-Industrial-Sounds zu mischen.<br />
Meine Musik wurde bereits öfter als Indus-<br />
trial-Pop bezeichnet. Ich sehe mich nicht wirklich als<br />
Teil einer bestimmten Szene, auch wenn ich gerne<br />
einen Platz finden würde, an dem meine Musik akzeptiert<br />
wird, als das, was sie ist. Es ist sicherlich<br />
cooler, eine solide Fanbase zu haben, als Nährboden<br />
für den ständigen Hype des Tages zu liefern.<br />
Dein Gesang erinnert teilweise an den eines<br />
Trent Reznor von NIN. Beeinflusst er dich?<br />
Ich mag die Art und Weise wie Trent<br />
seine Songs und Arrangements<br />
schreibt und halte das „The Downward<br />
Spiral“ Album für ein großartiges<br />
Werk. Für den Gesang und Texte<br />
ist Trent Reznor aber kein wirklicher<br />
Einfluss. Seine musikalische Dynamik<br />
mag vielleicht den Ursprung der Frage<br />
evozieren.<br />
Du hast auch schon ein paar Videos<br />
veröffentlicht. Hast du die<br />
auch selbst gedreht? Verstehst du<br />
Videos heutzutage als logisches Beiwerk zu<br />
einem Album?<br />
Die Videos sind alle Low-Budget Streifen von Frida<br />
Sjöstam, die auch Gitarre und Keyboard in meinem<br />
Live-Line-up spielt. Ich denke, dass die visuellen<br />
Parts einer Band wie The Kick sehr wichtig sind. Und<br />
eine gute Art und Weise sich visuell auszudrücken,<br />
sind nun mal Videos. MTV ist hierbei wohl eher nicht<br />
mehr so signifikant aber das Internet ist mittlerweile<br />
viel größer als MTV jemals war und es ist eine gute<br />
Sache sich selbst im Netz zu präsentieren.<br />
MaRIa MoRtIfERa<br />
www.myspace.com/thekicksweden<br />
www.thekick.net
Das unberechenbare Innere<br />
Beim aktuellen Werk „Civil Demon“ setzen<br />
Akanoid genau da an, wo sie mit der letzten EP<br />
„100 Burning Guitars“ aufgehört haben. Aus<br />
synthetischem Pop ist Elektrorock geworden,<br />
ohne die Wurzeln zu verleugnen. Das neue<br />
Album zeigt eine gereifte Band, die es genau<br />
versteht, ihre Mischung aus Elektropop und Industrialrock<br />
mit einem beachtlichen Spektrum<br />
an Kompositionen zu mischen und stößt den<br />
Schubladendenker gewaltig und unberechenbar<br />
vor den Kopf.<br />
Euer Stil hat sich auf dem neuen Album vom<br />
Synthpop mehr zu elektronischem Rock verändert.<br />
War das eine bewusste Entscheidung<br />
oder einfach eine Weiterentwicklung weg vom<br />
Elektronischen?<br />
Hilton: Wir haben bereits in diversen früheren Stücken<br />
rockige und sogar metallische Elemente verwandt,<br />
die jedoch stets auf einem elektronischen<br />
Fundament zum Einsatz kamen, nun fusioniert die<br />
Basis mit verstärkten Rockanteilen, während der<br />
Elektronik nach wie vor eine tragende, sowie ausfüllende<br />
und nicht etwa nur schmückende Rolle<br />
zukommt. Auch haben wir schon immer mit ineinanderfließenden<br />
und zum Teil nicht zuzuordnenden<br />
Grundbausteinen gearbeitet, so sind früher bedeutend<br />
mehr Gitarrensamples<br />
zum Einsatz gekommen, als<br />
man vermuten möchte, lediglich<br />
zur funktionalen Unkenntlichkeit<br />
bearbeitet, während<br />
heute der nicht unerhebliche<br />
elektronische Teil der Musik<br />
gelegentlich subtiler scheint,<br />
als er ist. Akanoid lebt von<br />
dieser Symbiose und wird<br />
auch zukünftig von den Vorteilen<br />
beider Einflüsse und Stilistiken<br />
profitieren, denn der<br />
Rock bringt die unmittelbare<br />
Rohheit, und die Elektronik<br />
VÖ „Civil Demon“: 22.05.09<br />
die absolute Freiheit in Komposition und<br />
vor allem Produktion.<br />
Was bedeutet „Civil Demon“? Welchem<br />
Konzept folgt das Album?<br />
Als einzig verbleibendes Gründungsmitglied<br />
zeichne ich mich verantwortlich<br />
für dieses Konzept, das mein Wesen,<br />
welches sich in den Texten widerspiegelt,<br />
aber auch dieser Tage passenderweise<br />
die klangliche Charakteristik der<br />
Band beschreibt. Es spielt auf das, nennen<br />
wir es mal, unberechenbare Innere<br />
an, das eher in einem schlichten Gewand<br />
lebt. Es gibt einiges zu entdecken, denn<br />
das Album erfordert einen zweiten Blick, um mehr<br />
von seinen Inhalten preiszugeben. Die Grundlagen,<br />
sowohl des textlichen, als auch des musikalischen<br />
Konzepts von „Civil Demon“ sind schon bedeutend<br />
früher gelegt worden, als die der vorangegangenen<br />
Alben. Hier hat etwas geschlummert, das erst in dieser<br />
neuen Bandkonstellation<br />
seinen Weg nehmen konnte.<br />
Eure Kompositionen haben<br />
ein sehr breites Spektrum.<br />
Wie entstehen eure Songs<br />
und wie viele Köpfe sind<br />
am Songwriting beteiligt?<br />
Noch bin ich Hauptsongwriter,<br />
werde aber von meinen Kollegen<br />
mit reichlich Ideenmaterial<br />
und Beteiligung am Ausproduzieren<br />
unterstützt. Da<br />
die Band in dieser Besetzung<br />
noch recht jung ist, wird eine<br />
„Der Rock<br />
bringt die<br />
unmittelbare<br />
Rohheit, und<br />
die Elektronik<br />
die absolute<br />
freiheit in<br />
komposition<br />
und vor allem<br />
Produktion.“<br />
völlige Durchmischung der Einzeleinflüsse<br />
wohl erst ab dem nächsten<br />
Album stattfinden, es gibt aber<br />
auch auf diesem Longplayer Ausnahmen<br />
und Alleingänge wie „All<br />
The Noise“, das so gut wie komplett<br />
von unserem Drummer stammt, oder<br />
„Hand Over Head“, das zum Großteil<br />
von unserem Gitarristen Phil geschrieben<br />
wurde, bei dem sich aber<br />
auch bereits unser Neuzugang Greg<br />
maßgeblich einbringen konnte. Es<br />
gibt wenig Ausschussmaterial, weil<br />
wir früh gute Ideen sondieren und<br />
verfeinern, und weniger geeignete<br />
verwerfen. Das beste Material, egal von welchem<br />
Bandmitglied, findet den Weg aufs Album.<br />
Ihr wart schon mit namhaften Bands wie De/<br />
Vision auf Tour. Wird es eine erneute Tour geben?<br />
Wie sehen eure Zukunftspläne aus?<br />
Wir stecken noch mitten in der Planung für eine<br />
Herbsttour, wobei noch nicht klar ist, ob vornehmlich<br />
Supportshows für einen anderen Act oder vielleicht<br />
auch eine Co-Headliner Tour mit beispielsweise einer<br />
weiteren Band unseres Labels Echozone stattfinden.<br />
Nach unserer Releaseparty und dem darauf<br />
gefolgten WGT werden wir noch einmal im Studio an<br />
B-Versionen und weiterem Bonusmaterial für eine<br />
mögliche DVD oder EP Veröffentlichung zum Ende<br />
des Jahres, sowie einem Video arbeiten. Wir hoffen,<br />
das neue Album bis dahin möglichst oft live präsentieren<br />
zu können und freuen uns auf die Herausforderungen,<br />
die vor uns liegen.<br />
www.akanoid.de<br />
PolonI MElnIkoV<br />
7
Reincarnatus<br />
8<br />
Von wegen finsteres Mittelalter<br />
Die im Jahre 2005 gegründete Mittelalterformation<br />
entspricht in vielen Dingen nicht der<br />
traditionellen Medievalband. Da wäre zuerst<br />
einmal die Besetzung. Sieben Frauen an der<br />
Zahl und eine Instrumentierung, die weit<br />
popmusikalischer klingt, als es die Auswahl<br />
der Instrumente vermuten ließe. Die Niederländerinnen<br />
zeichnen aber auch ein weit positivistischeres<br />
Bild des Mittelalters, das von<br />
sehr feinsinnigen und romantischen Betrachtungen<br />
ausgehend, eine<br />
verspielte und liebliche<br />
Interpretation dieser<br />
Epoche entwirft. Vielleicht<br />
liegt das an der<br />
weiblichen Sichtweise,<br />
vielleicht aber auch an<br />
dem der Frontfrau Renate<br />
Dirix eigenen warmen<br />
Naturell, die unsere<br />
Fragen bereitwillig<br />
und in deutscher Sprache<br />
beantwortete. Dass<br />
der Band eine große<br />
Zukunft zu Teil werden<br />
dürfte, könnte auch an<br />
dem Engagement der<br />
Plattenfirma liegen, die<br />
bereits Schandmaul mit<br />
langem Atem zum Chartdurchbruch<br />
verhalfen.<br />
Ursprünglich als Duo<br />
von Renate Dirix und<br />
Joyce Hamers gestartet,<br />
wurde aus Reincarnatus<br />
schnell ein siebenköpfiges<br />
Projekt. Wie habt<br />
ihr zusammengefunden<br />
und welche musikalischen<br />
Wurzeln vereint<br />
ihr?<br />
Renate: Wir haben alle an<br />
der Musikhochschule studiert.<br />
Natürlich nicht mit<br />
mittelalterlichen Instrumenten, denn dafür gibt es<br />
hier keine Ausbildung am Konservatorium, was ich<br />
sehr schade finde. Joyce und ich haben vor allem<br />
in diesem Umfeld gesucht, zuerst waren auch noch<br />
ein paar Männer dabei aber mit der Zeit hat sich<br />
die Band mehr und mehr zur aktuellen Besetzung<br />
hin entwickelt.<br />
Ursprünglich hattet ihr aber ausschließlich<br />
mittelalterliche Kompositionen auf authentischen<br />
Instrumenten im traditionellen Sinne<br />
gespielt. Euer aktuelles Album vereint aber<br />
viele moderne popmusikalische Arrangements<br />
und Instrumente mit ursprünglichen<br />
Instrumenten wie Dudelsäcken, Hurdy Gurdy,<br />
Bouzuki. Wie habt ihr zu dieser Kombination<br />
gefunden? Werdet ihr das in Zukunft noch<br />
weiter verschmelzen?<br />
Renate: Also ich denke, wir haben jetzt mit unseren<br />
Debütalbum Media Vita unseren eigenen Sound<br />
gefunden. Es ist halt die Mitte zwischen Rock und<br />
Pop. Die Instrumente des Mittelalters werden so<br />
einem breiteren Publikum vorgestellt, die normalerweise<br />
vielleicht keinen Mittelaltersound mögen.<br />
Gerade diese Hörer werden sicher ein ziemliches<br />
Aha-Erlebnis haben.<br />
Welche eigene Beziehung hast du zum Mittel-
alter und seiner Musik. Gibt es neben der Musik<br />
Dinge, die dich am Mittelalter begeistern?<br />
Gerade eure Mischung mit Popmusik drängt<br />
förmlich die Frage nach anderen Einflüssen<br />
auf.<br />
Das ist wahr. Wenn ich zurückdenke, hatte bereits<br />
im Kindesalter das Mittelalter eine große Faszination<br />
auf mich ausgestrahlt. Meine erste Begegnung<br />
als Kind war, glaube ich, ein<br />
Straßenmusikant in Maastricht.<br />
Das hatte mich absolut begeistert.<br />
Die mystischen Klänge<br />
und die fantasievolle Gestaltung<br />
der Instrumente. Als Kind<br />
wollte ich dann nur noch mit<br />
dieser Art von Instrumenten<br />
spielen. Leider gab es damals in<br />
Holland noch kein Internet, wenige<br />
Informationen und kaum<br />
Hersteller für jene Instrumente.<br />
Das hat dann noch lange gebraucht.<br />
„Ich der Meinung<br />
bin das alle<br />
spiritualistische<br />
fragen mit einem<br />
großen ‚Ich weiß<br />
nicht’ beantwortet<br />
werden sollten.”<br />
Wo wurde das aktuelle Album produziert?<br />
Als ich die Musik komplett im Kopf hatte, bin ich<br />
auf Produzentensuche gegangen. Eigentlich war<br />
das schon ein richtiger Suchauftrag. Mit Karo Slok<br />
haben wir dann den richtigen Mann gefunden, der<br />
unsere Ideen von vornherein richtig verstanden<br />
hat.<br />
Ihr kombiniert viele verschiedene<br />
Sprachen, wie Latein,<br />
Französisch und Englisch. Mit<br />
dabei ist auch Hildegard von<br />
Bingen. Nach welchen Gesichtspunkten<br />
habt ihr die<br />
Texte ausgewählt?<br />
Hildegard von Bingen war ja sehr<br />
viel mehr als nur so eine Nonne.<br />
Für die damalige Zeit und die damalige Kirche<br />
war diese Frau unglaublich progressiv, ein wahrhaft<br />
heißes Eisen. Ich habe aber auch viele Texte<br />
französischer Troubadours aus dem frühen Katharen<br />
benutzt. Genereller Tenor war hier: Die Liebe<br />
herrscht!<br />
„hildegard<br />
von Bingen<br />
war ja sehr viel<br />
mehr als nur so<br />
eine nonne.”<br />
Was bedeutet eigentlich der Name Reincarnatus<br />
für dich? Glaubst du an die Reinkarnation?<br />
Eigentlich hat der Name nicht soviel mit meiner religiösen<br />
Haltung zu tun. Ich bin der Meinung, dass<br />
alle spiritualistischen Fragen mit einem groβen „Ich<br />
weiβ nicht“ beantwortet werden sollten, denn wer<br />
weiβ schon genau, was hier auf dieser Erde und<br />
hinterher passiert? Reincarnatus als Bandname bedeutet<br />
nur die Wiedergeburt des mittelalterlichen<br />
Instrumentariums in unserer heutigen Zeit.<br />
Noch einmal zu eurer Besetzung. Ist es ein Zufall<br />
oder wolltest du mit einer rein weiblichen<br />
Besetzung ein Zeichen setzen?<br />
Ja, das war ein reiner Zufall. Ganz<br />
am Anfang hatten wir noch einen<br />
Mann dabei. In den Niederlanden<br />
hieß es dann sofort, dass ein Mann<br />
zwischen so vielen Frauen seltsam<br />
wäre, noch dazu, wenn er gar nicht<br />
die Frontperson ist. Das hat uns<br />
schon sehr verwundert. Nichts desto<br />
trotz, wir hatten dann die Band<br />
zu einer reinen Frauenband gemacht.<br />
Und allen Warnungen zum<br />
Trotz: Es funktioniert super.<br />
Gibt es eine Interaktion zwischen deinen Musikerinnen<br />
und deiner ursprünglichen Songidee?<br />
Generell schreibe ich die Songs komplett, aber auf<br />
der Bühne findet dann immer wieder ein Austausch<br />
statt und die anderen bringen ihre Ideen ein. Das<br />
macht mir sehr großen Spaß.<br />
Möchtest du uns an deinem privaten Leben<br />
teilnehmen lassen?<br />
Wie schon erwähnt, hab ich mich,<br />
seitdem ich Kind bin, fürs Mittelalter<br />
interessiert. Darauf ist auch heute<br />
noch mein Leben abgestimmt. Wenn<br />
du meine Wohnung betrittst, dann<br />
kommst du direkt ins Mittelalter. Ich<br />
finde es schade, dass das Mittelalter<br />
heutzutage in erster Linie als ein finsterer<br />
und verzweifelter Ort dargestellt wird. Wer<br />
sich mit dieser Epoche genauer auseinandersetzt,<br />
findet viele positive Aspekte. Genau jene Aspekte<br />
wollen wir mit Reincarnatus beleuchten.<br />
Schandmaul haben euch als Gast auf ihr Zehnjahres-Geburtstagstour<br />
eingeladen. Daneben<br />
gibt es noch einige zusätzliche Shows.<br />
Wir freuen uns riesig auf das deutsche Publikum<br />
und hoffen, dass ihr uns in die Arme schließen werdet.<br />
Danach geht es dann in unsere Heimat und<br />
nach Belgien.<br />
www.reincarnatus.com<br />
MaRIa MoRtIfERa<br />
9
0<br />
Keine Klingonen an Bord<br />
Das Soloprojekt des hübschen blonden und<br />
durchtrainierten Schwedens nicht in Relation<br />
zu seinem bisherigen Hauptprojekt zu stellen,<br />
fällt schwer. Zu stark lastet der Schatten<br />
einer der berühmtesten schwedischen Synthpopbands<br />
auf dem Debütalbum. Dennoch muss man<br />
dem bei S.P.O.C.K als Chrull-E agierenden Schweden<br />
eine meilenweit entfernte Emanzipation konstatieren,<br />
denn außer der allgemeinen Eingängigkeit<br />
skandinavischer Kompositionen lebt das Debüt vor<br />
allem von dem extrem ausdrucksstarken Gesang und<br />
vielschichtigen und ausgefeilten Kompositionen; die<br />
man kaum noch unter dem Etikett Synthpop vereinen<br />
kann.<br />
Ihr habt viele Einflüsse auf Eurer Myspace Seite<br />
benannt. Musikalisch seid ihr aber eher im<br />
traditionellen Synthpop<br />
Zuhause. Beziehen sich<br />
deine Einflüsse eher auf<br />
den gesanglichen Teil?<br />
Synthpop? Ich fühle mich<br />
da nicht wirklich Zuhause.<br />
Natürlich gebe ich gerne<br />
zu, dass einige unserer<br />
Songs einen gewissen<br />
Synthpopeinfluss haben.<br />
Unabhängig von meiner<br />
Vorliebe zu extremen,<br />
schrägen Stilen im Metal,<br />
liegt mein eigentliches<br />
Augenmerk auf Songs und<br />
Melodien, die berühren. In<br />
meiner Welt haben gerade Bands wie Coldplay oder<br />
Nine Inch Nails das gemein. Was den Gesangsstil<br />
betrifft, fühle ich mich einem „amerikanischen“<br />
Stil näher. Ich liebe so gegensätzliche Stimmen wie<br />
James Hetfield (Metallica), Chris Cornell (Soundgarden)<br />
und die wunderbare rhythmische Phrasierung<br />
eines Frank Sinatra.<br />
„Vielleicht liegt es<br />
auch an unserer<br />
herrlichen natur, in<br />
der wir uns immer<br />
inspiriert fühlen, zu<br />
singen. Besonders<br />
während wir<br />
sturzbesoffen zur<br />
Mitsommernacht<br />
rumtorkeln.“<br />
Schweden ist noch eine der stärksten drei Popexportnationen.<br />
Woran liegt das?<br />
Warum geht Britney Spears, um ihr neues Album<br />
aufzunehmen, nicht nach Norwegen, sondern nach<br />
Schweden? Eine ernsthafte Antwort könnte im musikalischen<br />
Fokus der schwedischen Schulen liegen.<br />
Es wird bei uns einfach mehr musiziert, anstatt zu<br />
konsumieren. Vielleicht liegt es auch an unserer herrlichen<br />
Natur, in der wir uns immer inspiriert fühlen,<br />
zu singen. Besonders während wir sturzbesoffen zur<br />
Mitsommernacht rumtorkeln. Ehrlich, ich<br />
weiß, nicht woran es liegt.<br />
Du hast schon soviel mit deinem Hauptprojekt<br />
S.P.O.C.K erreicht. Suchst du<br />
jetzt einen neuen kreativen Horizont?<br />
Wie wahr. Ich liebe es, mit S.P.O.C.K auf der<br />
Bühne zu stehen, aber jetzt ist die Zeit für<br />
etwas anderes gekommen. Die Erfahrung<br />
mit etwas komplett Neuem zu beginnen und<br />
in erster Reihe zu stehen, anstelle immer nur<br />
hinter einem Frontmann zu stehen.<br />
Wie lange beschäftigst du<br />
dich schon mit der Idee zu<br />
einer Solokarriere?<br />
1998 hab ich eine ziemlich coole<br />
Metalband namens Mister<br />
Kite produziert. Die moderne<br />
Art des Metal beinhaltete für<br />
mich das fehlende Stück, den Missing<br />
Link zu Biomekkanik, über den ich so<br />
vorher noch nie nachgedacht hatte.<br />
Der Bandname hingegen klingt<br />
doch ziemlich cyberesque und nach<br />
Science-Fiction. Ist der futuristische<br />
Aspekt, so wie bei S.P.O.C.K eine<br />
Inspirationsquelle?<br />
Yeah, ich denke mal, jetzt ist es zu spät, den Namen<br />
zu ändern. Eigentlich hatte ich den Namen einer<br />
Statue von H.R.Giger entliehen. Dieser typische<br />
Gigerstyle, der erst die Alien Filme so großartig gemacht<br />
hatte. Dabei handelt es sich aber eher um das<br />
visuelle der Skulptur, als um typischen Science-Fiction.<br />
Irgendwie dieses Motiv einer sich ins Absurde<br />
steigernden Perfektion. Biomekkanik ist definitiv gegenwärtiger,<br />
als in irgendwelchen Zukunftsbetrachtungen<br />
zu schwelgen.<br />
Worum dreht sich das Debütalbum größtenteils?<br />
Wir werden alle sterben? Ich denke mal, vor allem<br />
all die Dinge, die ich nicht mag. Der Song „Heaven<br />
Awaits“ entstand z.B. zwei Wochen, bevor Präsident<br />
Bush Präsident wurde.<br />
Bisher bin nur ich Biomekkanik gewesen. Da ich als<br />
Produzent bereits für so viele andere Musiker gearbeitet<br />
hatte, wollte ich jetzt endlich nur etwas für<br />
mich selbst machen. Mit dem kompletten Livelineup<br />
ist das jetzt natürlich etwas anderes. Ich habe mit<br />
Matthias an der Gitarre und Andreas an den Keyboards<br />
tolle Musiker gefunden.<br />
www.myspace.com/biomekkanik<br />
www.biomekkanik.com<br />
sIEGMaR ost
funkervogt<br />
Frontkämpfer<br />
In der letzten Ausgabe hatten wir bereits die<br />
Live DVD beleuchtet, die sich aber wegen diverser<br />
Probleme mit dem Videomaterial verschoben<br />
hatte. Weit über vier Stunden Filmmaterial<br />
bedeutet entsprechend viel Arbeit,<br />
doch was lange währt, wird endlich gut und<br />
die DVD ist auch ein herrlicher Rückblick in die<br />
Geschichte eines EBM Urgesteins, das weltweit<br />
Erfolge feiert.<br />
Wenn ihr euch zurücklehnt und eure Liveperformance<br />
genießt: Würdet ihr euch als Schauspieler<br />
bezeichnen, oder seid das ihr auf der<br />
Bühne?<br />
Jens: Ich glaube von beidem etwas. Ohne wir selbst<br />
zu sein, könnten wir gar nicht das abliefern, was wir<br />
und unsere Fans von Funker Vogt erwarten. Selbstverständlich<br />
gehört auch eine Portion Schauspiel<br />
zum Geschäft. Um Glaubwürdigkeit beim Publikum<br />
zu erzielen, ist es logischerweise nötig, das mit Gesten<br />
und Mimik entsprechend umzusetzen. Apropos<br />
genießen. Da geht es uns wohl wie den meisten<br />
Künstlern in Film und Musik. Sich selbst beobachtet<br />
man am Bildschirm nur höchst widerwillig.<br />
Im Rückblick - Hättet ihr euch<br />
damals zu euren ersten Veröffentlichungen<br />
eine solch<br />
lange und beständige Karriere<br />
vorstellen können?<br />
Jens: Nein, denn ich behaupte<br />
einfach mal, dass es im Musikgeschäft<br />
gar nicht möglich ist, etwas<br />
auf Jahre zu planen. Aus diesem<br />
Grund haben wir uns auch niemals<br />
Gedanken um das Morgen<br />
gemacht, sondern haben uns immer<br />
brav im Jetzt und hier bewegt. Vielleicht ist das<br />
sogar ein Grund dafür, warum wir eine sehr beständige<br />
Band sind und im Umkehrschluss wird Beständigkeit<br />
und Ausdauer auch meist mit Erfolg, in welcher<br />
Form und Größenordnung auch immer, belohnt.<br />
Ihr geltet gerade auch im Ausland als die deutsche<br />
EBM Band par excellence. Wie habt ihr<br />
euch diesen Ruf erarbeitet und was unterscheidet<br />
euch hier zu euren sonstigen, vielleicht nicht<br />
so erfolgreichen Kollegen aus Deutschland?<br />
Jens: Das ist schwierig zu beantworten, ohne in<br />
Selbstlob zu verfallen. Uns war es immer egal wo,<br />
wann und vor wie vielen Leuten<br />
wir gespielt haben und<br />
wir haben immer versucht,<br />
unser Bestes zu geben, auch<br />
wenn das natürlich nicht<br />
immer geklappt hat. Vielen<br />
Bands könnte man den Vorwurf<br />
machen, dass sie sich im<br />
Erfolg sonnen, wenn sie mal<br />
auf einem Festival auf der<br />
Hauptbühne spielen durften<br />
und ein paar tausend Leute<br />
ihnen zugejubelt haben. Die<br />
Spreu trennt sich vom Weizen, wenn es ernst wird<br />
und es in dunklen, muffigen Vorstadt-Clubs vor ein<br />
paar Dutzend Hardcore-Typen zur Sache geht. Das<br />
ist unsere Welt, wie wir Sie lieben. Mal groß, mal<br />
klein aber immer mit dem Herzen dabei.<br />
„Die spreu trennt sich<br />
vom Weizen, wenn<br />
es ernst wird und es<br />
in dunklen, muffigen<br />
Vorstadt-clubs vor<br />
ein paar Dutzend<br />
hardcore-typen zur<br />
sache geht.“<br />
Die ursprüngliche EBM scheint ja gerade in den<br />
letzten Jahren wieder gewaltig Aufwind zu ge-<br />
winnen. Woran liegt das eurer Meinung nach?<br />
Gerrit: Ja? Hm, da hab ich noch gar nichts von mitbekommen.<br />
Oder sprichst du von diversen Nitzer Ebb<br />
Klonen und Ähnlichem? Dazu kann ich nur sagen,<br />
dass die Originale immer noch unerreichbar geblieben<br />
sind. Auch wenn sich die Technik der „Cover“-<br />
Bands verbessert hat und einige sogar produktionstechnisch<br />
besser klingen als die Urväter, bleibt die<br />
Seele beim Original, und da kommt halt bisher niemand<br />
heran. Mir persönlich sind schlechte Originale<br />
lieber als gute Klons.<br />
Welches Werk eurer zurückliegenden Bandgeschichte<br />
würdet ihr als das konsequenteste<br />
Funker Vogt Album bezeichnen? Und welches<br />
als das größte Experiment?<br />
Gerrit: Ich denke, das durchstrukturierteste Album<br />
war aus meiner Sicht das „Maschine Zeit“ Album.<br />
Dabei hatte ich mich musikalisch stark an dem Vorgänger<br />
„Execution Tracks“ orientiert. Aber grundsätzlich<br />
sind eigentlich alle FV-Alben konsequent,<br />
bis auf vielleicht „Navigator“, bei welchem wir ein<br />
wenig mit für uns untypischen Elementen herumexperimentiert<br />
hatten.<br />
www.funkervogt.de<br />
PEtER Istuk<br />
1
Krieg und Liebe<br />
Vom Cover der geschmackvoll illustrierten CD<br />
blickt ernst und gut beleuchtet ein Adonisgesicht,<br />
darunter der provokante Titel „Liebeskrieger“.<br />
Und siehe da, der Hübschling von Seite<br />
eins ist auch noch der Sänger der Band. Doch<br />
wer sich mit der CD auseinandersetzt, findet<br />
viel mehr als die romantischen Tagebücher eines<br />
Liebestollen. Der türkischstämmige Sänger und<br />
Texter der Band, Timur, hat sicher den Hang<br />
zum Dramatisieren, trifft hierbei aber auch immer<br />
den Nerv sozialer und gesellschaftlicher<br />
Brennpunkte. Die musikalische Mixtur erinnert<br />
an Megaherz und Eisbrecher, kann aber durch<br />
orientalische Zitate durchaus sehr eigenständig<br />
punkten.<br />
Schöngeist, der Bandname lässt viele Assoziationen<br />
wach werden. Bist du ein klassischer<br />
Schöngeist?<br />
Timur: Für mich ist ein Schöngeist jemand, der in<br />
erster Linie mit einer Gabe der Intuition und den<br />
Glauben an das „Gute” in die wenig emotional Gebildeten<br />
dafür arbeitet, die „Welt” ein kleines Stückchen<br />
menschlicher respektive relaxter zu machen. Also eine<br />
Art intellektueller Luzifer, heute nur noch benutzt als<br />
Kontrapunkt und Abschreckung zur inzwischen vergöttlichten<br />
Ignoranz und dessen Kreuzzug unter dem<br />
Banner „Liegt allein im Geiste des Betrachters” bzw.<br />
es gibt nix, jenseits von Wikipedia, Google und mir.<br />
„Liebeskrieger“ klingt als Titel sehr provokant.<br />
Schwingt in den Texten ein Teil deiner Liebesabenteuer<br />
mit?<br />
Wie heißt es so schön: „Der Gentlemen genießt und<br />
schweigt.“ Ich sag nur soviel: Für ein ordentliches<br />
Liebesabenteuer heutzutage muss man auch schon<br />
mit allerhand Geschützen auffahren und ordentlich<br />
kämpfen (lacht). Natürlich setze ich auch in einigen<br />
Texten wie z. B. In dem Song „Und immer lockt das<br />
Weib” das Thema Mann/Frau/Sex, in sagen wir mal<br />
recht heftigen Bezug zueinander. Gehört ja schließlich<br />
auch zur Königsdisziplin eines Schöngeist.<br />
Euer Werk lässt immer wieder gewisse fernöstliche<br />
und osmanische Einflüsse anklingen.<br />
Ist dir diese Verschmelzung deiner genetischen<br />
Herkunft mit deiner biografischen Musikwelt<br />
ein wichtiges Anliegen?<br />
Es ist mir insofern ein wichtiges Anliegen, da mir Authentizität<br />
und Wahrhaftigkeit, in dem was ich tue,<br />
extrem wichtig ist. Es ist richtig, dass ich ursprünglich
ein Kind mit sogenanntem Migrationshintergrund bin.<br />
Meine Eltern stammen aus Istanbul und gehörten zur<br />
sogenannten Gastarbeitergeneration im Deutschland<br />
der 60er Jahre. Ich selbst bin in München zur Welt<br />
gekommen und aufgewachsen. Ich hatte das Glück,<br />
aus einer modernen, pro-westlichen, also dem Kemalismus<br />
und Laizismus verschriebenen Familie zu<br />
kommen. Als Sänger und Komponist bin ich präsent<br />
seit Mitte/Ende der Neunziger Jahre in meiner Heimatstadt<br />
bei diversen Underground Wave/Goth/Rock<br />
Formationen. Da zu diesem Zeitpunkt die „Schwarze<br />
Szene“ in meiner bayerischen Heimat relativ spärlich<br />
bis gar nicht vorhanden war und auf der jedem von<br />
uns allbekannten Suche nach dem Sinn im eigenen<br />
Mikrokosmos, hatte ich nach längerer Abstinenz in<br />
005/ 006 die Idee geboren, den Orient zumindest<br />
musikalisch mit dem Okzident ein wenig sozialverträglich<br />
zu vereinen. Und das<br />
in Verbindung mit modernen<br />
Rockgitarren und Elektronik<br />
eben. Kannst mich auch von<br />
mir aus gerne den „ersten<br />
deutschrockenden Türken”<br />
nennen, oder was mir noch<br />
lieber wäre, die Opposition zu<br />
dieser ganzen grauenhaften<br />
und widerwärtigen Bushido-<br />
Sido-Ey-isch-schlag-Dir-in-de-<br />
Fresse-Alda-Fraktion.<br />
Im Song „Liebeskrieger“ zeichnest du eine sehr<br />
chauvinistische Sicht. Kann es nicht sein, das<br />
dich dein weibliches Gegenüber nicht auch als<br />
eigentliches Turngerät benutzt und gar nicht<br />
mehr will, weil sie auch nicht mehr vermutet?<br />
Natürlich kann das sein. Da gilt aber Vice Versa und<br />
wird leider Gottes in unserer heutigen Sozialisationsstufe<br />
viel zu oft praktiziert. Da muss man sich im<br />
Gegenzug auch die Frage stellen, warum dann auch<br />
das weibliche Gegenüber sich wider besserer Kenntnis,<br />
dennoch an dem „Turngerät” bedient, wenn sich<br />
die werte Dame unter Umständen ein Stückchen mehr<br />
erhofft? Da nehmen sich im Endergebnis beide Geschlechter<br />
in der Regel nicht viel. Guck dir doch mal<br />
allein meine Heimatstadt München an. Weit über ein<br />
Drittel unserer Einwohner fallen mittlerweile unter die<br />
„Ich sehe mich als<br />
opposition zu dieser<br />
ganzen grauenhaften<br />
und widerwärtigen<br />
Bushido-sido-Ey-ischschlag-Dir-in-de-fressealda-fraktion.“<br />
sogenannte Single-Quote. Dahingehend eine regelrechte<br />
Hochburg. Ein Irrsinn. Man könnte jetzt auch<br />
zynisch behaupten, diese Stadt sei ein einziger Swingerclub.<br />
Jeder poppt jeden (lacht).<br />
In „Sesam öffne Dich“ thematisierst du eine<br />
Urangst vieler Deutscher. Denkst du, dass es<br />
sich hierbei auch oft um das schlechte Gewissen<br />
handelt? Zumal ja Gastarbeiter zuerst mit<br />
Handkuss ins Land gerufen wurden.<br />
Ich thematisiere eigentlich zwei Dinge in diesem Song.<br />
Zum einen, wie du schon richtig erkannt hast, diese<br />
Angst und zum anderen diejenigen, welche immer<br />
wieder gerne ihre Finger in diese Angst-Wunde legen<br />
und es schüren. Die aufgrund vorrangig wirtschaftlicher<br />
Interessen dabei nicht bedenken, was sie eigentlich<br />
für ein weiterführendes kulturelles und politisches<br />
Unheil innerhalb ihrer Nationen<br />
damit anrichten. Im nach wie<br />
vor aktuellen Fall und eben in<br />
„Sesam öffne Dich” behandelt,<br />
geht es um den sogenannten<br />
unsäglichen Kampf gegen den<br />
„muslimischen” Terror in der<br />
Irakoffensive, verantwortet<br />
durch die ex-Bush-Administration.<br />
Ich denke, zu diesem Thema<br />
ist eigentlich alles gesagt,<br />
gehört und gesehen worden.<br />
Mehr muss ich da nicht vom Stapel lassen. Was mir<br />
wesentlich stärker am Herzen liegt, mit dem Versuch<br />
hier etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, ist, dieses,<br />
was du als „Urangst vieler Deutscher” bezeichnest und<br />
deren Verhältnis zu den Gastarbeitern. Ich habe mich<br />
Zeit meines Lebens extrem intensiv mit dieser Frage<br />
beschäftigt und ich kann dir darauf nur antworten: Ich<br />
weiß es nicht! Das ist wie die Suche nach dem Heiligen<br />
Gral. Du suchst und suchst und suchst und du wirst ihn<br />
nie finden. Und warum? Weil es ihn rein aus der historischen<br />
Faktenlage gar nicht geben dürfte. Was sind<br />
die historischen Fakten? Diese sind an konkreten Beispielen<br />
nicht nur aus der jüngeren Geschichte Deutschlands,<br />
also nach 19 5, BRD, Gastarbeiter, Wiederaufbau,<br />
etc. zu finden, sondern auch intensiv innerhalb<br />
der wesentlich weiter zurückliegenden Geschichte,<br />
wo tiefgreifende Freundschaft, Respekt und natürlich<br />
auch gemeinsame Interessen zwischen Deutschen<br />
und Türken an der Tagesordnung waren und dieses<br />
positive Verhältnis, deren beider Geschichte bis zum<br />
Ausbruch des 1. Weltkrieges, rein kulturell betrachtet,<br />
sehr konstruktiv geprägt haben. Eine angebliche tiefe<br />
Kluft zwischen Orient und Okzident, Germanen und<br />
Osmanen im Miteinander konnte ich da nicht wirklich<br />
ausmachen. Hier tut, finde ich, mehr Bildung Not. Ich<br />
persönlich kann da nur versuchen, meinen kleinen bescheidenen<br />
Beitrag, sowohl im Alltag als auch in der<br />
Öffentlichkeit zu leisten, indem ich (ich sage hier ganz<br />
bewusst auch meinem Volk, den Deutschen), ein Stückchen<br />
von dieser Angst zu nehmen und uns wieder auf<br />
unsere Stärken und Gemeinsamkeiten zu fokussieren<br />
und nicht auf den Mist, der uns zu trennen versucht.<br />
Ganz gleich aus welcher Richtung.<br />
In „Weil Du ein Mensch bist“ thematisierst du<br />
den Egoismus auch als Ursprung einer Gottlosigkeit.<br />
Fehlt Menschen heute oft ein spiritueller<br />
Wegweiser?<br />
Eindeutige Antwort: Ja. Es geht mir hierbei nicht darum,<br />
dass ich die Leute dazu motivieren möchte, sich<br />
jetzt in die Kirchen zu begeben. Zugegeben, wenn<br />
es mir mal aus irgendwelchen Gründen nicht so toll<br />
geht, gehe ich gerne mal in eine Kirche und setze mich<br />
einfach nur für ein paar Minuten hin und atme sozusagen<br />
geweihte/sakrale Luft. Danach geht es mir witzigerweise<br />
auch merklich besser. Im Ernst. Obwohl ich<br />
alles andere bin als religiös im institutionellen Sinne.<br />
Gar nicht meins. Es geht mir eben um eine gesunde<br />
Spiritualität und gesunde Demut und Dankbarkeit<br />
dem eigenen Leben, der Umwelt und diesem einzigartigen<br />
Planeten gegenüber.<br />
www.schoengeist-music.com<br />
www.myspace.com/scheongeistmusic<br />
GERt DRExl
Batcave’s Not Dead<br />
DIE ART sind auf Tour – und natürlich auch auf dem<br />
WGT – mit ihrem altbewährten Stilmix aus Wave,<br />
Gothic und Punk, der so recht in keine Schublade<br />
passen will und auch nicht soll. Jahre nach ihrer<br />
Gründung macht die Band noch immer das, was<br />
ihnen selbst am besten gefällt. Die Leipziger haben<br />
in der DDR mit Texten wie „Wide Wide World“ die<br />
subversive Musik zum Untergang geliefert, sich<br />
001 aufgelöst und danach unter dem Namen<br />
WissMut mit härterem, elektrolastigen Dark Wave<br />
experimentiert. Seit 007 sind sie zurück als DIE<br />
ART mit der, wie Frontmann Makarios es ausdrückt,<br />
„Quintessenz“ von DIE ART – dem aktuellen Album<br />
„Funeral Entertainment“.<br />
Punk oder Pop? Auf alle Fälle Party.<br />
Conne: Das Herzstück der neuen Platte ist die düstere<br />
Gothic-Ballade „Pale“, doch wer ein rein todessehnsüchtiges<br />
Set erwartet, wird enttäuscht: Die<br />
anderen Songs sind locker und fast schon gut gelaunt.<br />
Während einige Stücke (z. B. „Mark’s Song“)<br />
nahtlos an die Punk-Wurzeln der Band anknüpfen,<br />
kommen andere (z.B. „In the Gallery“) als melodiöser,<br />
gitarrengetragener Wave daher. Fast alle Tracks<br />
sind tanzbar, die meisten auch pog-bar, die Konzerte<br />
eigentlich immer ein Garant für eine gute Party.<br />
Das WGT ist ja sowas wie ein Heimspiel für<br />
euch. Sind die Auftritte dort anders als andere<br />
Konzerte?<br />
Conne: Das WGT ist ja ein internationales Festival,<br />
und deshalb bleibt es natürlich immer spannend.<br />
Wir spielen auf der Parkbühne, da war die Stimmung<br />
schon immer gut.<br />
Sven: Wir erreichen beim WGT mit unserer Musik<br />
Menschen, die wir in den Clubkonzerten nicht treffen,<br />
das ist schon etwas Besonderes für uns.<br />
Eine Sache, welche DIE ART ziemlich eigentlich<br />
einzigartig macht, ist, dass Frontmann Makarios<br />
die todtraurigsten Texte oftmals zu lakonisch-fröhlichen<br />
Melodien<br />
singt – z. B. „Alles, Was<br />
Dein Herz Begehrt“ oder „In<br />
The Gallery“. Sind sich hier<br />
Texter und Komponist nicht<br />
einig, oder empfindet ihr<br />
eure Lyrics gar nicht als so<br />
traurig?<br />
Makarios: Traurig ist etwas<br />
anderes. Ich sage einfach nur<br />
ganz romantisch die Wahrheit.<br />
Ich bin mehr Poet als Sänger<br />
und nicht unglücklich. Aber von den Schwarzen<br />
bin ich einer, der tatsächlich schwarz ist. Nicht<br />
modeschwarz. Schwarz ist nicht Vampir oder ein<br />
bisschen Fetisch. Schwarz ist echter Liebeskummer.<br />
„Die tiefste schwärze<br />
ist die ewige<br />
und unerfüllbare<br />
sehnsucht. Dazu<br />
muss es die schönstmögliche<br />
Wort- und<br />
Melodiewahl geben.“<br />
Die Gewissheit, dass alles endlich ist und die Gelassenheit,<br />
dies zu ertragen. Die tiefste Schwärze<br />
ist die ewige und unerfüllbare<br />
Sehnsucht. Aber dazu muss es<br />
die schönstmögliche Wort- und<br />
Melodiewahl geben. Denn das<br />
Leben ist zu kurz für nur mittleren<br />
Zustand.<br />
Die Flügelfrau auf dem Cover<br />
eurer aktuellen CD ist so<br />
etwas wie das Symbol von<br />
DIE ART geworden. Was genau<br />
bedeutet sie für euch?<br />
Conne: Die Flügelfrau ist von einem befreundeten<br />
Grafiker und ist unsere Gallionsauferstehungsfigur<br />
– die steht sozusagen für die Wiederkehr der Band,<br />
und wir lieben sie sehr. Damit knüpfen wir an die
klassischen DIE ART Cover an – z. B. an das der<br />
„Last Live Sequences“, das ja auch sehr mystisch<br />
gestaltet ist.<br />
Die neue CD wurde ja von der Presse als Meilenstein<br />
der Band bejubelt, seht ihr das auch so?<br />
Thomas: Die Platte ist gut gelungen, die Songs darauf<br />
gehören mit zu unseren besten. Aber das gilt<br />
für mich auch für andere Scheiben, wie z.B. die<br />
„But“ und die „Last“.<br />
Conne: „Die Funeral Entertainment“ ist absolut<br />
DIE ART, aber ich sehe sie nicht als Meilenstein, da<br />
kommt schon noch was mehr. Es ist eher wie eine<br />
Erlösung, zu unseren Wurzeln zurückgefunden zu<br />
haben.<br />
DIE ART gibt es jetzt seit 23 Jahren, und die<br />
beiden Masterminds Makarios und Gumprecht<br />
machen noch länger miteinander Musik. Was<br />
waren eure besten Erlebnisse mit der Band?<br />
Thomas: Unsere Auslandskonzerte. Und 1990,<br />
als wir im Rahmen eines Kulturaustausches vom<br />
französischen Präsidenten<br />
Mitterrand im Élysée-Palast<br />
empfangen wurden, das<br />
war völlig surreal, ein echter<br />
Kulturschock. Alternative<br />
Musiker am steifen Pariser<br />
Buffet!<br />
Conne: Das letzte Highlight<br />
war das Crimson Night Festival<br />
in Münster, das hat uns<br />
die Bestätigung gegeben,<br />
dass DIE ART auch im Westen<br />
ein gutes Publikum anzieht,<br />
obwohl wir da nicht mehr – oder noch nicht<br />
wieder so bekannt sind.<br />
„sachen, die in der<br />
Öffentlichkeit nicht<br />
so die 100%ige<br />
Resonanz gefunden<br />
haben, gefallen mir<br />
oft viel besser als<br />
cDs, die gut verkauft<br />
worden sind.“<br />
Wie verträgt sich ein Komponist, der gerne<br />
Pop machen will, mit einem Bandchef, der offenbar<br />
den Punk im Blut hat?<br />
Thomas: In den ganzen Jahren gab es für DIE ART<br />
immer verschiede Einflüsse. Das Interessante ist ja<br />
die Reibung, daraus entstehen unsere Songs. Unser<br />
Musikgeschmack hat sich mit der Zeit weiterentwickelt.<br />
Die poppigen Einflüsse kommen halt immer<br />
von mir, und so kommt es zu dem Konglomerat, was<br />
DIE ART mit ausmacht.<br />
Gibt es Songs, die ihr lieber spielt als andere?<br />
Makarios: DIE ART hat so viele gute, alte und neue<br />
Songs, dass wir mühelos ein Parallelprogramm<br />
aufstellen können. Das jetzige Set ist eine gute<br />
Mischung aus dem neuen Album und vielen alten<br />
Songs zum Abfeiern.<br />
Thomas: „Pale“ natürlich, aber auch Songs wie z.B.<br />
„Weather Fine“ oder „Tristesse Moderne“.<br />
Conne: Meine Lieblingsplatte ist die „Still“. Die ist<br />
rund und hat meiner Meinung nach die schönsten<br />
Texte. Sachen, die in der Öffentlichkeit nicht so die<br />
100%ige Resonanz gefunden haben, gefallen mir<br />
oft viel besser als CDs, die gut verkauft worden<br />
sind.<br />
Viele DIE ART-Songs leben von eingängigen<br />
Basslinien als Einleitung oder Solo. War es<br />
ein schweres Erbe, der Nachfolger des großen<br />
Bassisten Heinemann zu werden?<br />
Conne: Naja, ich hab mich damals schon geziert,<br />
den Part zu übernehmen. Christoph Heinemann hat<br />
vor allem in der Anfangszeit viel beigetragen. Mein<br />
Vorgänger Christian Schierwagen kam aus dem<br />
Jazz, und das hat man bis zum Schluss gehört. Ich<br />
spiele halt ganz anders. Brutaler. Härter. Straight.<br />
Was steht als nächstes an?<br />
Makarios: Im Moment sind wir im<br />
Studio und nehmen einige Titel<br />
für unsere erste „Best Of“ neu<br />
auf. Nach Jahren wird es mal<br />
Zeit dafür. Und dann wollen wir<br />
natürlich so viel wie möglich live<br />
spielen und mit unserem Publikum<br />
in Kontakt sein. Auf dem WGT, im<br />
Herbst dann mal wieder in der<br />
Schweiz, in Berlin, Leipzig, Dresden<br />
und vielleicht auch nochmal<br />
im Westen.<br />
Sven: Ich würde auch gern mal was Langsameres<br />
spielen, es muss nicht alles tanzbar und Pogo sein.<br />
Wir haben schon neues Material, aber das muss erst<br />
mal eine Weile reifen.<br />
Conne: Ich wünsche mir, noch eine lange, gute Zeit<br />
zusammen zu haben und dass wir an die Erfolge, die<br />
wir bisher hatten, anschließen können.<br />
www.myspace.com/dieart007<br />
www.upsound.de<br />
GERt DRExl<br />
Discography:<br />
2008 Funeral Entertainment<br />
2007 Alles Was Dein Herz Begehrt<br />
2002 Last Live Sequences 2000 Last<br />
1999 Dry 1998 Mellow Versions<br />
1997 Adnama 1996 Still<br />
1995 Das Schiff 1994 But 1993 Gift<br />
1991 Gold 1990 Fear<br />
5
6<br />
Paul Ravens letztes Vermächtnis<br />
Das Debütalbum „Holy City Zoo“ der Industrialrocker<br />
Mob Research ist untrennbar<br />
mit dem Ausnahmebassisten<br />
Paul Vincent<br />
Raven (Killing Joke/Ministry/Prong)<br />
und seinem<br />
tragischen Tod verbunden.<br />
Raven gründete die Band<br />
zusammen mit dem Gitarristen<br />
Mark Gemini Thwaite<br />
(The Mission/Peter Murphy)<br />
im Jahre 2007. Zusammen mit<br />
Ex-QOTSA Drummer Nick Lucero<br />
und Warrior Soul Sänger<br />
Kory Clarke ist Mob Research<br />
ein Album gelungen, dass sich<br />
irgendwo zwischen Ministry<br />
und Killing Joke bewegt, durch<br />
den rotzigen und hypnotischen<br />
Gesang von Kory Clarke aber<br />
sehr eigenständig ist und die<br />
hohen Erwartungen an die vielversprechende<br />
Besetzung erfüllt.<br />
„Wenn es sich<br />
ergibt, werdet<br />
ihr Mob<br />
Research mit<br />
Dan Raven am<br />
Bass sehen.“<br />
Wo und wann habt ihr euch zum ersten Mal<br />
getroffen?<br />
Mark Gemini Thwaite: Ich habe Paul Raven fast 0<br />
Jahre gekannt. Wir sind uns das erste Mal 1989 begegnet,<br />
als Killing Joke eine Pause machten und in<br />
London mit einem Drummer jammten, den wir beide<br />
kannten. Es war sehr cool, mit Paul zu spielen.<br />
Ich bin dann 199 als Leadgitarrist zu The Mission<br />
gegangen und habe Paul lange Jahre nicht mehr gesehen.<br />
Wir haben uns dann erst 007 in Los Angeles<br />
wieder getroffen und Mob Research gegründet,<br />
nachdem ich Paul einige meiner Demos vorgespielt<br />
hatte. Paul gab die Demos Kory Clarke (Warrior<br />
Soul/Trouble-Sänger), der gerade in New York war.<br />
Kory kam dann mit einigen großartigen Lyrics und<br />
Melodien für die Songs „Tribe“, „New Paradigm“<br />
und „Skull and Bones“.<br />
Was ist eure Bedeutung für „Holy City Zoo“?<br />
Das war der Name eines Alternativ Clubs in Birmingham<br />
in den Achtzigern. Paul und ich sind dort aufgewachsen<br />
und abgehangen. Später kam dann Kory<br />
mit dem Text für „Holy City Zoo“, einer Diskussion<br />
basierend auf der Heuchelei von Männern, eingesperrt<br />
in ihren gewalttätigen Religionen: „The Gods<br />
they worship are one and the same, but their Messiahs<br />
are different and it drives them insane“.<br />
Wo und wie lange habt ihr die<br />
Songs geschrieben und produziert?<br />
Mob Research kam als richtiges Studioprojekt<br />
zusammen. Nick Lucero in LA,<br />
Paul Raven in Portland Oregon, Kory<br />
in NY und mir. Paul und ich haben in<br />
meinem Home-Studio in LA aufgenommen.<br />
Dann haben wir Korys Gesang im Legion’s Studio<br />
in NY aufgenommen. Das war im Sommer 007.<br />
Der Bass, die Gitarren und einige Vocals waren für<br />
10 Songs schon im Kasten, bevor Paul traurigerweise<br />
am 0. Oktober 007 von uns ging. Wie mit Paul<br />
geplant, haben wir dann die programmierten Drums<br />
von meinem Demo durch Livedrums ersetzt, die Nick<br />
Lucero 008 in LA eingespielt hat. Kory hat noch<br />
die fehlenden Gesangsparts eingesungen, bevor wir<br />
die Aufnahmen zum Endmix Tim Palmer (HIM/Pearl<br />
Jam/The Mission) in den North Hollywood Studios<br />
gaben. Tims Input war sehr wertvoll für uns und ich<br />
bin auch Ville Vallo von HIM sehr dankbar, der Tim<br />
von uns überzeugte und Mob Research immer unterstützt<br />
hat.<br />
Wie schwer war es, das Album zu Ende zu produzieren,<br />
nachdem Paul Raven starb?<br />
Paul war der Protagonist und Motivator in der Band.<br />
Als er starb, brauchten wir eine Weile, bis wir weitermachenkonnten.<br />
Paul hatte<br />
einen starken<br />
Charakter, vergleichbar<br />
mit<br />
den alten Piraten,<br />
eine sehr<br />
charismatische<br />
und gesellige<br />
Persönlichkeit<br />
VÖ „Holy City Zoo“: 25.05.09<br />
und ein großartiger Bassist. Wir haben uns sehr gut<br />
verstanden, musikalisch und menschlich. Er war immer<br />
ein positiver Einfluss und seine letzten Worte<br />
zu mir waren: „Stay Positive“. Nach einigen Monaten<br />
der Schockverarbeitung, realisierte ich, dass<br />
das Mob Research Material es verdient, gehört zu<br />
werden und wir schuldeten es Paul, „Holy City Zoo“<br />
rauszubringen. Sozusagen als letzten Teil seines musikalischen<br />
Vermächtnis.<br />
Ihr seid noch nie live aufgetreten. Habt ihr das<br />
vor? Wer wird Bass spielen?<br />
Raven war immer das Epizentrum der Band. Er war<br />
der Hauptprotagonist und Gründungsmitglied. Es<br />
fühlt sich komisch an, die Platte ohne ihn zu veröffentlichen.<br />
Doch ich glaube, Paul würde erwarten,<br />
dass wir die Platte promoten. Pauls Bruder Daniel<br />
Raven spielt auch Bass für die englische Band Gundogs<br />
und er hat uns angeboten, in die Fußstapfen<br />
seines Bruders zu treten. Wir denken gerade über<br />
eine Europatour nach. Wenn es sich ergibt, werdet<br />
ihr Mob Research mit Dan Raven am Bass sehen.<br />
www.mobresearchinc.com<br />
RInGo MüllER
Rappacinis Tochter<br />
Musical meets Gothic Theatre Metal:<br />
Harte, düstere Gitarrenriffs und packende<br />
Musicalszenen, geht das zusammen? Ja, das<br />
geht, und das bereits seit über einem Jahr auf<br />
sehr erfolgreiche Weise. Die Lübecker Gothic<br />
Theatre Metal Band Aeternitas schafft es, seit<br />
Anfang 2008 auf wechselnden norddeutschen<br />
Bühnen mit ihrem Gothic Musical „Rappacinis<br />
Tochter“ beides auf sehr sehenswerte Weise<br />
miteinander zu verbinden. Nach den beiden<br />
Konzeptalben „Requiem“ und „La Danse Macabre“,<br />
die die Gruppe um Sänger und Songschreiber<br />
Alexander Hunzinger dem Publikum<br />
schon in Theaterstückform dargeboten hatte,<br />
ist das Musical nun quasi die Krönung ihres<br />
bisherigen Schaffens. Beim diesjährigen WGT<br />
in Leipzig sind Aeternitas ebenfalls mit ihrem<br />
Werk zugegen, und wer dort die Aufführungen<br />
verpasst, kann in Kürze einen Livemitschnitt<br />
auf DVD erwerben. Alexander hat uns<br />
ein paar Hintergründe zu „Rappacinis Tochter“<br />
verraten.<br />
Kannst du uns kurz erzählen, worum es in<br />
„Rappacinis Tochter“ geht?<br />
Alexander: Unser Musical basiert auf der gleichnamigen<br />
Kurzgeschichte des amerikanischen Schriftstellers<br />
Nathaniel Hawthorne. Darin kommt ein<br />
junger Mann namens Giovanni zum Studium nach<br />
Padua und bezieht ein Zimmer mit Blick auf den geheimnisvollen<br />
Garten von Dr. Rappacini. Dort erblickt<br />
er dessen hübsche Tochter Beatrice und verliebt sich<br />
in sie. Doch sie wird in diesem Garten gefangen gehalten,<br />
da sich ein dunkles Geheimnis um sie rankt.<br />
Das ist der Beginn der unmöglichen Liebe zwischen<br />
Giovanni und Beatrice.<br />
Nun kommt in Kürze die DVD zum Musical<br />
auf den Markt. Wie habt ihr im Ensemble euren<br />
wachsenden Erfolg im vergangenen Jahr<br />
erlebt und welche Highlights gab es für dich<br />
persönlich?<br />
Es sind die vielen kleinen Erfolge, die aus dem gesamten<br />
Projekt Rappacini ein großes Highlight<br />
gemacht haben. Denn bei der Umsetzung eines so<br />
großen Bühnenprojekts gibt es immer wieder Probleme<br />
und Rückschläge, mit denen man zu tun hat.<br />
Doch bei uns war es bislang immer so, dass es auf<br />
jedes Problem anschließend wieder einen weiteren<br />
Erfolg gab und es somit immer weiterging und sich<br />
größer entwickeln konnte.<br />
Wie ist die Idee entstanden, die Musik für ein<br />
Gothic Musical Projekt zu schreiben und das<br />
Musical anschließend zu inszenieren?<br />
Da ich bereits eine langjährige Leidenschaft für<br />
dramatische Musicals hatte, war es immer mein<br />
Ziel, selbst ein Musical zu erschaffen. Durch die Erfahrungen<br />
unserer ersten Aeternitas Konzeptalben<br />
schien mir der richtige Zeitpunkt gekommen, um<br />
eine Umsetzung zu wagen.<br />
Ist die Musik von „Rappacinis Tochter“ vor<br />
allem von Metal-Elementen geprägt oder gab<br />
es auch noch weitere musikalische Einflüsse?<br />
Wir haben seit jeher verschiedenste musikalische<br />
Elemente in unserer Musik untergebracht. Speziell<br />
bei der Umsetzung des Musicals kam es mir besonders<br />
darauf an, den Inhalt in eine passende musikalische<br />
Form zu gießen. Dazu gehören Metal Riffs<br />
an aggressiven Stellen, aber auch klassische Musical<br />
Elemente an dramatischen Stellen, die besonders<br />
durch unseren Co-Autor Tilman Kracke eingebracht<br />
wurden.<br />
Nach welchen Kriterien seid ihr bei der Besetzung<br />
des Stückes vorgegangen?<br />
Zunächst wurden natürlich die Rollen innerhalb<br />
der Band-Sänger verteilt. Doch wir brauchten auch<br />
andere Darsteller, die wir auf verschiedenen Wegen<br />
gefunden haben. Letztlich gab es immer eine Art Casting,<br />
bei dem wir geschaut haben, ob der Darsteller<br />
oder die Darstellerin künstlerisch zur Rolle passt. So<br />
haben wir unser gesamtes Ensemble zusammengestellt.<br />
Wer hat bei dem Stück die Regie geführt, wer<br />
war für das Bühnenbild und wer für die Kostüme<br />
verantwortlich?<br />
Seit den ersten Konzeptentwürfen arbeiten wir mit<br />
unserer Regisseurin Sandra M. Heinzelmann zusammen.<br />
Sie war die ganze Zeit bei der Umsetzung der<br />
Texte und erst Recht bei der Bühnenumsetzung dabei,<br />
die sie inszeniert hat. Die Kostüme stammen von<br />
Rina Prühs und das Bühnenbild wurde von Karsten<br />
Wiegers entworfen. Mindestens genauso wichtig<br />
bei unserer Show ist aber auch das Lichtdesign von<br />
Christine Köhler und Anna Wolf, das die dunkle Atmosphäre<br />
passend unterstützt.<br />
Wo fand der Livemitschnitt statt?<br />
Der Livemitschnitt fand am letzten Abend unserer<br />
Hamburger Sommerspielzeit 008 im Delphi Showpalast<br />
statt. Dort haben wir im Sommer 1 Auftritte<br />
gespielt.<br />
Wo wird man in den kommenden Monaten<br />
„Rappacinis Tochter“ live erleben können?<br />
Nach dem WGT, wo wir vier Shows spielen werden,<br />
stehen bereits Auftritte im Herbst 009 in Soltau,<br />
Seevetal, Hockenheim und Helmstedt fest. Weitere<br />
Auftritte sind für 010 in Planung.<br />
www.rappacini.de<br />
stEPhanIE RIEchElMann<br />
7
Frozen Plasma<br />
8<br />
Groovende Gesellschaftskritik<br />
Das Duo bereitet sich in Windeseile auf ihren neuen<br />
Release „Monumentum“ vor und schickt als Appetizer<br />
die neue Single „Earthling“ ins Rennen. Nach der<br />
Auflösung der Futurepopband NamNamBulu 005<br />
blieb Vasi nicht untätig und gründete noch im selben<br />
Jahr mit Felix Marc Frozen Plasma. Diesen lernte<br />
er auf einem VNV Nation Konzert kennen und die<br />
beiden harmonierten musikalisch sofort miteinander.<br />
Das mag auch daran liegen, dass beide einen<br />
professionellen musikalischen Background haben.<br />
Das Projekt Frozen Plasma, welches sich durch Vasis<br />
traumhafte Sequenzen und der charismatischen<br />
Stimme von Felix Marc<br />
schnell in die Gehörwindungen<br />
fraß, ist in seiner<br />
Einheit einfach einzigartig.<br />
Heute, vier Jahre nach<br />
Gründung, ist das Duo aus<br />
dem Futurepop-Olymp<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
„Die Gesellschaft<br />
sind wir. Wir<br />
verpassen durch das<br />
abschieben vieler<br />
Probleme auf ‚die<br />
Gesellschaft’, die<br />
richtigen lösungen<br />
zu finden.“<br />
Frozen Plasma ist ja, wie<br />
alle wissen, nach dem<br />
Ende von NamNamBulu<br />
entstanden. Werdet ihr<br />
noch immer oft darauf angesprochen oder hat<br />
sich das so langsam aufgelöst?<br />
Vasi: Es gibt immer wieder mal jemanden an einer<br />
Show, der mich darauf anspricht. Das ist für mich<br />
auch ok da es zu meiner musikalischen Zeitachse<br />
gehört. Aber FP hat definitiv gar nix mehr mit NNB<br />
zu tun.<br />
Wie kam es eigentlich zu dem Namen Frozen<br />
Plasma, der ja eher aus dem medizinischen Bereich<br />
kommt?<br />
Vasi: Ich hab mal zwei Sendungen nacheinander gesehen.<br />
Die erste über eine Hungersnot in Afrika und<br />
wie schwierig es ist, einfachste Lebensmittel dahin zu<br />
transportieren, geschweige denn Medikamente usw.<br />
Danach kam eine Sendung bzw. eine Reportage über<br />
die medizinischen Möglichkeiten der heutigen Zeit.<br />
Unter anderem die Möglichkeit Plasma einzufrieren<br />
und wieder aufzutauen um es wiederzuverwenden.<br />
Irgendwie war das pervers – Kein Reiskorn da fürs<br />
Überleben – und absolut wahnwitzige medizinische<br />
Möglichkeiten hier. Mag jetzt etwas pathetisch klingen.<br />
Da meine Texte sich zumeist sehr sozialkritisch<br />
austoben dürfen, wählte ich den plakativen Namen<br />
als Bandbezeichnung.<br />
Ihr habt ja beide einen schon länger bestehenden<br />
Background. Inwieweit bringt ihr euch in<br />
die Musik ein oder wie muss man sich das Entstehen<br />
eines FP-Songs vorstellen?<br />
FM: Grundsätzlich gilt bei FP: Songs und Texte kommen<br />
von Vasi, Gesang kommt von Felix. Vereinzelt<br />
ergänzen wir uns gegenseitig bei der Zielfindung der<br />
Tracks, oder ich steuere ein bis zwei Eigenkompositionen<br />
oder Mixe einzelner Tracks bei.<br />
Vasi: Genau! Felix macht nix. Liegt nur rum und suhlt<br />
sich im Ruhm, während ich arbeite. Nein, generell<br />
mache ich das Songwriting und die<br />
Texte sowie die Produktion. Aber auch<br />
wenn das nach strikter Arbeitsteilung<br />
klingt, es ist trotzdem eine perfekt<br />
eingespielte Einheit und ich bin immer<br />
wieder erstaunt, wie gut die Zusammenarbeit<br />
funktioniert.<br />
Nach euren letzten Hits wie „Tanz<br />
die Revolution“ und „Warmongers“<br />
sind wir nun gespannt auf<br />
Neues. Die neue Single heißt<br />
„Earthling“ und die geht wieder<br />
ins Ohr, schlägt aber wieder etwas ruhigere<br />
Töne an. Wie kam es zu<br />
dem Song und was verbindet<br />
ihr damit?<br />
Vasi: „Tanz die Revolution“<br />
war ein Experiment. Deutscher<br />
Text, provokativ und plakativ.<br />
Wir haben viel Lob aber auch<br />
(erwartet) viel Schelte erhalten.<br />
Solche Experimente muss<br />
man jedoch einem Musiker<br />
zugestehen. Und ich stehe zu<br />
dem Song und zwar musikalisch<br />
wie auch textlich. „Earthling“<br />
sollte die „andere” Seite<br />
von FP aufzeigen. Die ruhigere<br />
und melancholische mit diesem<br />
typischen Pathos. Das<br />
Album wird kein reines Clubalbum<br />
mit zehn Mal „Warmongers“<br />
drauf, sondern viele<br />
Facetten vereinen, von daher<br />
sollte die zweite Single kon-<br />
trär zu „Tanz die Revolution“ sein. Die Idee kam mir<br />
wie so oft beim Zappen durch die Nachrichten im TV.<br />
Oft fällt der Begriff: „Die Gesellschaft muss” Die Gesellschaft<br />
sollte! usw. Die Gesellschaft sind wir. Wir<br />
verpassen durch das Abschieben vieler Probleme auf<br />
„die Gesellschaft”, die richtigen Lösungen zu finden.<br />
Jetzt sind gerade die Banker schuld, morgen die Ölfirmen,<br />
dann wieder andere. Wir alle sind aber Teil<br />
des Systems und des Lebens auf der Erde. Wir sind<br />
die Gesellschaft und wir haben es in der Hand, Dinge<br />
zu ändern. Wir wollen nur nicht.<br />
hEIko noltInG<br />
www.myspace.com/frozenplasma
Die Tränke der Götter<br />
Honig, Wasser und Hefe<br />
– mehr brauchten schon<br />
die alten Germanen nicht<br />
zur Herstellung des Mets.<br />
Schon vor über 3000 Jahren<br />
besaßen unsere Vorfahren<br />
dieses Wissen. In den<br />
Hochkulturen Vorderasiens<br />
und Ägyptens schätzen<br />
Historiker die Wurzeln des<br />
Honigweins sogar noch<br />
früher. Den Ursprung vermutet<br />
man in vergorenen Pollen,<br />
die über den Winter oder bei<br />
Schifffahrten gegen Skorbut mit<br />
Honig eingelagert wurden. Waren<br />
die Gefäße undicht, so drangen<br />
mit der Luft Hefepilze ein und die<br />
Gärung begann spontan – ein Geschenk<br />
der Götter sozusagen!<br />
Unlicht, der Szeneshop aus Düsseldorf<br />
hat sich auf Met und Absinth<br />
spezialisiert und bietet allein 60 Sorten<br />
verschiedener Metarten an. Diese<br />
unvergleichliche Auswahl wird durch<br />
allerlei Utensilien abgerundet. Vom<br />
Tonbecher zum Trinkhorn und verschiedenen<br />
Honigsorten wird auch der<br />
Liebhaber immer wieder aufs Neue<br />
überrascht. Die Qualität und Herkunft<br />
des Honigs bestimmt neben vielen<br />
anderen Faktoren der Herstellung den<br />
Geschmack des Mets und so verwundert<br />
es nicht, dass es von lieblich über<br />
halbtrocken bis zu trockenem Met verschiedenste<br />
Geschmacksrichtungen<br />
gibt. Egal ob Edeltanne, Lavendel<br />
oder Olmokakteen – Zu fast jeder von<br />
Bienen bestäubten Pflanzenart gibt<br />
es eine Metsorte. Aber auch Absinth,<br />
das Getränk, um das sich so manche<br />
Erzählung der <strong>Roman</strong>tik dreht, ist bei<br />
Unlicht zu Hause. Gerade der Absinth<br />
erfuhr in den letzten Jahren seit seiner<br />
Legalisierung eine Renaissance. Sogar<br />
Schockrocker Manson<br />
ließ sich seine eigene<br />
Marke brauen und<br />
kredenzen. Natürlich<br />
ist diese Sorte auch<br />
im Angebot des Unlicht<br />
Stores, der übrigens<br />
auch im Internet<br />
über einen umfangreichen<br />
Webshop verfügt.<br />
Wer nach einem<br />
besonderen Geschenk<br />
Ausschau hält, sollte<br />
hier fündig werden.<br />
PEtER Istuk<br />
www.unlicht.com<br />
Dark Park Festival<br />
Schwaben wird<br />
wieder schwarz<br />
Zum ersten Mal wird dieses Jahr im<br />
Stuttgarter Raum ein größerer Event<br />
in Sachen „schwarz“ stattfinden. Die<br />
Veranstalter des Dark Park Festival<br />
schicken sich an, ein amtliches Open<br />
Air auf die Beine zu stellen, dass es so<br />
in der Region noch nicht gegeben hat.<br />
So wird am 7. Juni eine grüne Wiese<br />
zwischen Stuttgart und Tübingen zur<br />
Bühne für ein (in diesem Jahr noch<br />
eintägiges) neues Dark Wave Festival,<br />
welches wohl alle Schichten der Szene<br />
ansprechen wird. Fast schon drei<br />
Headliner stehen ganz oben auf dem<br />
Billing: Unheilig hatten es ja bereits in<br />
die offiziellen deutschen Single- wie<br />
auch Album-Charts geschafft und dürften<br />
daher auch der breiten Masse ein<br />
Begriff sein. Project Pitchfork sind alte<br />
Recken der Szene und glänzten zuletzt<br />
wieder mit tollen Alben. Welle:Erdball<br />
dagegen sind extrem tanzbar und mit<br />
ihren eigenwilligen Auftritten einfach<br />
Kult. Dazu gesellen sich mit Heavy<br />
Current und Battle Scream zwei sehr<br />
angesagte Bands der jüngeren Generation,<br />
die beide live schon vielerorts<br />
zu glänzen wussten. Der Opener Eigensinn<br />
bringt die rockige Note mit<br />
ins Spiel und ist mit seiner enormen<br />
Bühnenpräsenz der ideale Anheizer.<br />
Ein weiteres Highlight wird die von<br />
„Stuttgart Schwarz“ präsentierte After<br />
Show Party, bei der sich gegenseitig<br />
mehrere Szene DJs wie zum Beispiel<br />
DJ Dave, Martin Sprissler oder DJ Jolly<br />
die Turntables bis in die Morgenstunden<br />
übergeben werden. Neben den<br />
üblichen Verköstigungs-Ständen wird<br />
es auch einen kleinen Markt geben,<br />
bei dem vor allem natürlich kleidungsmäßig<br />
aufgerüstet werden kann. Die<br />
Tickets sind für 9,- Euro zzgl. VVK-<br />
Gebühren und MwSt. bei allen bekannten<br />
Vorverkaufsstellen zu haben<br />
oder können online unter<br />
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bestellt werden.<br />
Den ersten 500 Bestellern<br />
winkt übrigens ein Gratissampler,<br />
der exklusiv<br />
zum Festival kompiliert<br />
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9
50<br />
Dark Underground<br />
Lifestyle Weekend<br />
Die Festival Saison ist im vollen Gange<br />
und man kann sich kaum entscheiden,<br />
auf welches der tausend Festivals in<br />
Deutschland man gehen soll. Doch<br />
nicht nur in heimischen Gefilden ist<br />
das Überangebot vorhanden. Seit<br />
nunmehr zehn Jahren gibt es in Utrecht<br />
in den Niederlanden das Summer<br />
Darkness Festival, das schon lange<br />
in Sachen Bands und Atmosphäre<br />
ein ernstzunehmender Konkurrent im<br />
Festival-Urwald geworden ist, spielte<br />
in der Vergangenheit doch schon so<br />
ziemlich alles, was Rang und Namen in<br />
der Schwarzen und Alternativen Szene<br />
hat und es ist auch seit 006 ständig<br />
ausverkauft. Das Summer Darkness<br />
findet immer am zweiten Augustwochenende,<br />
gleichzeitig mit dem M’era<br />
Luna Festival statt, ist aber eher eine<br />
Konkurrenz zum WGT, da die Konzerte<br />
und ein komplexes Rahmenprogramm<br />
an vielen verschiedenen Locations in<br />
ganz Utrecht an insgesamt fünf Tagen<br />
stattfinden.<br />
Wie in den Jahren zuvor werden die<br />
Veranstaltungen in zentralen Veranstaltungsorten<br />
wie dem Tivoli, Tivoli<br />
de Helling, Ekko und fünf weiteren<br />
Locations stattfinden. Dazu gibt es<br />
exklusive Kirchenkonzerte und Disco/<br />
Club-Veranstaltungen mit internationalen<br />
Top-DJs. Das Bandprogramm<br />
kann sich natürlich auch sehen lassen<br />
und liest sich wie das who is who der<br />
Szene. Die geografische Nähe zu Westdeutschland<br />
ist ein weiteres Argument<br />
dafür, einmal ins benachbarte Holland<br />
zu reisen. Wer dieses mal nicht schon<br />
wieder auf altvertraute und gewohnte<br />
deutsche Festivalumgebung Lust hat,<br />
der sollte nicht zögern und nach Utrecht<br />
fahren.<br />
Vorläufiges Line-up:<br />
5F-X, Absolute Body Control, Atomic<br />
Neon, Beneath the Massacre,<br />
Covenant, Dandelion Wine, Dernire<br />
Volont, Deviant UK, Eisbrecher,<br />
Embrun, Emilie Autumn, Gothminister,<br />
Grendel, Hate Eternal,<br />
Klangstabil, Kloq, Korpiklaani, Lacuna<br />
Coil, Misery Index, Modulate,<br />
Ms Gentur, Negura Bunget, Noyce,<br />
Nullvektor, Other Day, Psycroptic,<br />
Reaper, Rosa Crvx, Rotersand,<br />
Sieben, S.K.E.T., Spetsnaz, Suffocation,<br />
Summer Slaughter, The Birthday<br />
Massacre, The Crüxshadows,<br />
The Faceless, Triarii, Tyr, Tyske Ludder,<br />
Uberbyte, VNV Nation
<strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong><br />
Russlands trauriger Zar<br />
Russland ist ein erstaunliches<br />
Land. Während sich unsere<br />
Musikbranche die Wunden<br />
leckt und auf Nummer sicher<br />
geht, Innovationen<br />
in der Szene auf den<br />
Nullpunkt wandern und<br />
Künstler sich allenfalls<br />
im Kopieren gängiger<br />
Standards üben, gebärt der<br />
russische Underground eine<br />
gänzlich neue dunkle Szenebewegung.<br />
Geprägt von slawischer Schwermut<br />
und dem Hang zum Existenzialismus<br />
eroberte der aus dem östlichsten Teil<br />
Russlands stammende <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> den Osten<br />
wie einst Dschingis Khan.<br />
Und in der Tat: Gibt man den Namen <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong><br />
in Youtube als Suchbegriff ein, kann man sich nach<br />
mehreren Stunden spannender Szeneschau in eine<br />
andere Welt verwundert die Augen reiben und getrost<br />
zugeben: Hier haben wir Großes verpasst.<br />
<strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> ist der ungekrönte Zar der russischen<br />
Schwermut. <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> begleitete zuletzt auch<br />
die Städte umfassende Tournee von Das Ich im<br />
Jahre 008 und konnte mitunter dank seiner<br />
treuen Fanschar größeren Applaus als<br />
die erfolgsverwöhnten Herrschaften aus<br />
Deutschland einheimsen.<br />
Der aus dem asiatisch geprägten Vladivostok<br />
stammende <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> zog nach<br />
seinen ersten Erfolgen in Richtung des<br />
6500 km entfernten Sankt Petersburg,<br />
um zumindest im Zentrum der russischen<br />
Kulturwelt gleich gesinnte Künstler wie<br />
z.B. Otto Dix zu treffen. <strong>Roman</strong> spielte<br />
im Alleingang sämtliche Instrumente wie<br />
Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboard<br />
ein, entdeckte erst spät sein stimmliches<br />
Volumen, das zwischen finstersten Bassbariton<br />
bis zu höchsten Jubeltenorlinien<br />
brilliert. Auf der Bühne kann man sich der<br />
Magie und Hingabe des zerbrechlichen,<br />
ja beinahe kränklich wirkenden Sängers<br />
kaum entziehen – <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> lebt, leidet<br />
und stirbt in seinen Liedern den russischen Traum<br />
der wahren Hingabe an ein Ideal. Ein Ideal, das in<br />
seiner Intensität vielleicht allenfalls in der frühen<br />
Sturm und Drang Epoche eines Schillers sein<br />
Ebenbild findet, jedoch in der fatalistischen<br />
Selbstaufgabe nur aus<br />
einer russischen Biografie heraus<br />
verstanden werden kann.<br />
Songs wie die optimistische<br />
Dancehymne „Higher“,<br />
die tieftraurige Ballade<br />
„Ja Umerla“ oder die Aufbruchshymne<br />
„Show Me<br />
The Way“ versprechen ein<br />
ungehörtes Wechselbad der<br />
Gefühle zwischen <strong>Roman</strong>tik<br />
und modernem Synthpop, das<br />
in dieser Form in Westeuropa<br />
bisher ungehört blieb. Glücklicherweise<br />
ist ab dem 5.6. eine<br />
Best Of Sammlung des Künstlers<br />
endlich auf iTunes und Musicload als Digitalrelease<br />
erhältlich. Ob sich die neue russische Schwermut in<br />
Deutschland etablieren kann, und Künstler wie <strong>Roman</strong><br />
<strong>Rain</strong> oder Otto Dix je den Weg auf westeuropäische<br />
Bühnenbretter finden werden, steht in den<br />
Sternen. Näher dem Firmament sind sie jedoch alle,<br />
wenn sie in den Weiten der Taiga ihren Träumen hinterher<br />
reisen. Dort zumindest befindet sich gerade<br />
<strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> auf Tournee und singt voller Inbrunst<br />
„Show me the way“.<br />
www.myspace.com/romanrain<br />
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ein Schwert schwingen<br />
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51
5<br />
Magische Anziehungskraft<br />
Zwei Jahre nach ihrem Erstling „Monsterproof“<br />
kehrt das Schweizer Soundtüftler-Duo mit<br />
„Gravity“ zurück. Das neue Album hat noch<br />
einmal an Anziehungskraft gewonnen. Die<br />
einfühlsam-erotische Stimme der Sängerin Andrea<br />
B. harmoniert perfekt mit den tragenden,<br />
filmischen Stimmungen mit mal sanften, mal<br />
hämmernden Grooves aus Synthesizern und<br />
Gitarren. Unter anderem sorgte Gareth Jones<br />
(Depeche Mode/Nick Cave) für die magische<br />
Produktion.<br />
Euer Debüt „Monsterproof“ habt ihr noch<br />
in Eigenregie produziert. „Gravity“ entstand<br />
zusammen mit mehreren namhaften Produzenten.<br />
Nun, wir haben letztlich auch „Gravity“ selbst produziert.<br />
Peter Scherer, Gareth Jones und Peter Schmidt<br />
standen uns als Engineers und Co-Produzenten zur<br />
Seite. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden und<br />
haben Seelenverwandte gefunden. Gareth Jones<br />
produzierte oder mischte die aus unserer Sicht besten<br />
Tracks von Depeche Mode, den Einstürzenden<br />
Neubauten und Nick Cave – sie bei ihrer Arbeit zu<br />
erleben, war für uns eine äußerst bereichernde Erfahrung.<br />
Oft verstanden wir uns ohne Worte.<br />
Euer erstes Album entstand an der Ecke Division<br />
Street/Kent Avenue. Wo habt ihr diesmal<br />
gearbeitet?<br />
Division Kent<br />
Unser Kompositions-Equipment ist Koffer-tauglich,<br />
was uns erlaubt, Musik zu machen, wo immer wir<br />
gerade sind. Und das nutzen<br />
wir auch gerne aus: Eine intensive<br />
kreative Zeit hatten<br />
wir zum Beispiel in einem<br />
Bildhauer-Atelier in Cadaques/Katalonien<br />
– inmitten<br />
wilder Natur, die schon die<br />
Surrealisten verzauberte. Unser musikalisches Heimatgefühl<br />
ist wohl doch am ehesten mit „staatenlos“<br />
zu beschreiben, da die Inspirationsquellen<br />
zahlreich sind. Losgezogen wir sicher in der Fusion<br />
von Elektronik und Gitarrensounds der frühen<br />
80er. Dunkle Töne waren für uns beide<br />
„unsere Ecke“. Die Bewunderung für vier<br />
Jahrzehnte Serge-Gainsbourg’sche Kunst<br />
und Zeitgeist in Sprache und Musik haben<br />
einen Hang zur Frankophilie gesät.<br />
„Die Verbindung<br />
zwischen Elektronik<br />
und saite ist bestimmt<br />
‚unsere spielwiese’“<br />
Die Texte auf „Gravity“ sind bis auf<br />
einen französischen Song in Englisch.<br />
Wer oder was entscheidet über die<br />
Sprache eurer Songs? Welche Idee<br />
steht hinter dem Albumtitel?<br />
Am Anfang unserer Songs steht eigentlich<br />
immer eine musikalische Atmosphäre, oft<br />
elektronisch generiert. Daraus ergibt sich<br />
die Sprachwahl; die Lyrics entstehen dann<br />
in einem beinahe „automatischen“ Schreibprozess,<br />
sind assoziativ, poetisch, bildmalerisch.<br />
Sie galoppieren in einem maximalen<br />
Freigeist über die musikalische Ebene und<br />
fassen so, was schwierig zu fassen ist. Der Albumtitel<br />
„Gravity“ steht im weitesten Sinne für die Anziehungskraft<br />
zwischen Dingen, die alles zu verändern<br />
in der Lage ist. Es hat sich für uns wiederholt gezeigt,<br />
dass sich die wirklich magischen Momente beim Musik<br />
machen jeder Kontrolle entziehen. So geschehen<br />
zum Beispiel beim Track „Gravity“, der den Titel zum<br />
Album gab. Ein Unfall in der Beat-Programmierung<br />
hat der ursprünglichen Komposition eine Wende<br />
gegeben und den ganzen Song auf einen ganz anderen<br />
Planeten geschickt. „Gravity“ hat aber auch<br />
bei der Entstehung der Bonus-CD mit den Remixes<br />
gewirkt und eine neue Dynamik für jeden einzelnen<br />
Song gebracht. Die Songs haben ihre Remixer (Joe<br />
& Will Ask?, Melnyk, Love Motel u.a.) über Myspace<br />
gefunden – entstanden ist eine interessante Mixtur<br />
verschiedenster Spielarten elektronischer<br />
Musik.<br />
Eure Musik lässt sich schwer<br />
einordnen. Von Punk, Electro<br />
über Trip Hop bis Rock ist so<br />
einiges dabei. Welche Künstler<br />
haben euch beeinflusst?<br />
Jaja, die lieben Definitionen. Wir sind ja selbst noch<br />
auf der Suche nach den treffenden Worten. Die Verbindung<br />
zwischen Elektronik und Saite ist bestimmt<br />
„unsere Spielwiese“ – für die eine oder andere Seite<br />
können wir uns dann in Nebenprojekten entscheiden.<br />
Die Urgesteine unserer Einflüsse sind weder die<br />
Beatles noch die Stones, sondern Depeche Mode,<br />
New Order, David Bowie und Serge Gainsbourg,<br />
aber auch „Shoegazer-Bands“ wie Slowdive und My<br />
Bloody Valentine. Natürlich gefallen uns auch aktuelle<br />
Bands wie Ladytron, Interpol, Vive la fete, IAMX<br />
und viele mehr.<br />
Wo werdet ihr demnächst auftreten? Ist<br />
Deutschland dabei?<br />
Absolut. Wir sind ab Herbst wieder unterwegs.<br />
www.division-kent.com<br />
www.myspace.com/divisionkent<br />
VÖ „Gravity“: 12.06.09<br />
PolonI MElnIkoV
5<br />
Finnischer Eigensinn<br />
Amberian Dawn haben sich gewaltig gemausert.<br />
Die gemeinsame Tournee mit Epica hat<br />
der typisch nordischen Band um die Sängerin<br />
Heidi einen riesigen Popularitätsschub verpasst.<br />
Auch wenn es eine Gothic Metal Band<br />
mit weiblicher Frontfrau nicht leicht hat, weil<br />
der Vergleich mit Nightwish unmittelbar angestellt<br />
wird, besonders wenn man dann auch<br />
noch aus Finnland stammt – Amberian Dawn<br />
unterscheiden sich nicht nur marginal von den<br />
übergroßen Landsleuten, denn im Gegensatz<br />
zu den sehr geradlinigen und unmittelbar eingängigen<br />
Songs von Nightwish punkten Amberian<br />
Dawn mit virtuosen und ausufernden<br />
Songriesen, die genug Platz für die vielgestaltigen<br />
Gesangspassagen der<br />
großartigen Sängerin Heidi<br />
liefern.<br />
Inwieweit habt ihr euch<br />
musikalisch und textlich<br />
seit eurem letzten Album<br />
„River of Tuoni“ weiterent-<br />
wickelt? Zumal dieses Album in eurer Heimat<br />
den Preis als „Debut Album of the Year 2008“<br />
auf dem „Metal of Finland“-Contest gewonnen<br />
hat.<br />
Tuomas: Sicher entwickelt man sich weiter, aber<br />
ehrlich gesagt, nicht so riesig. Der Klang an und<br />
für sich ist viel größer und breiter angelegt, aber<br />
generell setze ich mir keine Ziele, wenn ich an neuen<br />
Songs arbeite. Besonders wenn Erwartungen an<br />
dich gestellt werden. Ich denke, dass aber unseren<br />
Fans das neue Album sehr gut gefallen wird. Was<br />
solche Contests betrifft, die sind uns nicht wirklich<br />
wichtig. Gerade durch die Tourneen in Europa haben<br />
wir so unglaublich viele Menschen erreichen<br />
können. Ich hoffe natürlich, dass unser neues Album<br />
wieder genauso die Geister scheiden wird, wie<br />
unser Debüt.<br />
Heidi: Lyrisch bedienen<br />
„Ich hoffe natürlich,<br />
dass unser neues Album<br />
wieder genauso die<br />
Geister scheiden wird,<br />
wie unser Debüt.“<br />
wir uns weiterhin im<br />
Mystischen und Mythen<br />
umrankten Bereich. Ob<br />
das nun die Kalevala (finnisches<br />
Nationalepos, vergleichbar<br />
mit der Edda/<br />
Anm. der Red.) oder eben<br />
Märchenerzählungen sind. Diesesmal gibt es schillernde<br />
Geschichten, die mal aus Ägypten, mal aus<br />
der Edda oder eben aus slawischen Erzählungen<br />
stammen. Ich denke, das neue Album ist vielgestaltiger<br />
im Vergleich zum Vorgänger. Auch als Band<br />
sind wir weiter zusammen gewachsen.<br />
Wie würdet ihr den aktuellen Status der finnischen<br />
Metalszene beschreiben? Inwieweit<br />
glaubt ihr, euch vom sehr traditionell finnischen<br />
Metal zu unterscheiden?<br />
Heidi: Ich denke, dass wir uns gerade in der Komplexität<br />
der Gesangslinien von vielen anderen<br />
finnischen Metalbands mit Frontsängerin unterscheiden.<br />
Nach wie vor ist der weibliche Anteil an<br />
Frontsängern geringer als der männliche. Trotzdem<br />
wird immer schnell die Messlatte herausgeholt, um<br />
sich mit Nightwish messen zu müssen. Im Endeffekt<br />
bezieht sich jede Musik wieder auf eine andere.<br />
Trotzdem ist gerade der Anteil weiblicher<br />
Stimmen im finnischen Metal höher als sonst<br />
wo. Ihr werdet dieses Jahr ja auch auf dem<br />
Belgischen „Metal Femal Voices“ Festival auftreten.<br />
War die Wahl einer weiblichen Frontfrau<br />
von Anfang an geplant?<br />
Tuomas: Ganz am Anfang hatten wir sogar eine<br />
männliche und eine weibliche Stimme. Irgendwie<br />
hatte aber die Chemie nicht gepasst. Heidi ist natürlich<br />
eine außergewöhnliche Stimme. Letztendlich<br />
muss aber immer die Musik gut sein, da ist es<br />
vollkommen egal ob weiblicher oder männlicher<br />
Gesang.<br />
www.amberiandawn.com<br />
MaRIa MoRtIfERa
56<br />
Die Zukunft des Futurepop<br />
Die Gruppe Pandique meldet sich mit ihrer<br />
zweiten CD zurück. Damals aus dem Projekt<br />
Morgentau gegründet, besann man sich seit<br />
2001 zu zweit auf die musikalische Reise zu gehen.<br />
Heraus kam 2001 direkt ein fünfter Platz<br />
beim Sonic Seducer Battle Of The Bands.<br />
Dass sie sich darauf nicht<br />
ausgeruht haben, zeigt<br />
das neue Werk „In Sturm<br />
und Leben“. Mit teilweise<br />
sozialkritischen Texten<br />
regt ihre Musik zum Tanzen<br />
aber auch zum Nachdenken<br />
an.<br />
Mir ist aufgefallen, dass ihr gerne zwischen<br />
Englisch und Deutsch wechselt. Warum das?<br />
Thorsten: Nicht jede Musik lässt am Ende auch einen<br />
deutschen Text zu. Es gibt einfach Songs, da funktionieren<br />
keine deutschen Texte. Der Funke springt<br />
nicht richtig über. Deshalb auch der ein oder andere<br />
englischsprachige Song, wobei wir ja schon eher in<br />
Deutsch singen.<br />
„Futurepop hat<br />
irgendwie in den<br />
letzten Jahren so etwas<br />
wie ein Imageproblem<br />
bekommen.„<br />
Torsten: Weiterhin gibt es noch<br />
den pragmatischen Grund, dass<br />
ich eher in Englisch texte und<br />
Thorsten ein sehr gutes Gefühl für<br />
deutschsprachige Songs hat.<br />
Bei den ersten Songs auf dem Album dachte<br />
ich an etwas Ruhiges ala Illuminate oder Lacrimosa,<br />
aber letztendlich ist es doch eher ein<br />
Futurepop Album, was meint ihr?<br />
Thorsten: Ja, du hast Recht. Man kann es auch durchaus<br />
als Futurepopalbum<br />
bezeichnen. Da wir Apop<br />
oder auch VNV gerne hörten<br />
bzw. hören, finden wir nichts<br />
Schlechtes an diesem Begriff,<br />
obgleich ja nun jedes Plattenlabel<br />
ihren Bands, die nach<br />
Futurepop klingen, einen<br />
anderen Stempel aufdrücken<br />
wollen. Futurepop hat irgendwie<br />
in den letzten Jahren so<br />
etwas wie ein Imageproblem<br />
bekommen. Viele Bands machen<br />
immer noch Futurepop,<br />
weil sich keine innovative<br />
Stilrichtung seit VNV Nation<br />
entwickeln konnte, aber<br />
niemand sagt das so. Aber<br />
egal. Das wichtigste ist nur<br />
eins: Dass es gefällt. Torsten:<br />
Gerade aber genau diese<br />
Musikrichtung hat mich, der<br />
ja hauptsächlich die Songs<br />
komponiert und produziert,<br />
stark beeinflusst – wobei wir<br />
es jedoch tunlichst vermeiden<br />
wollen, irgendwelche Vergleiche<br />
heraufzubeschwören. Ich<br />
bin einfach nach wie vor ein<br />
großer Freund melodiöser<br />
elektronischer Popsongs, die<br />
auch mal einen Abstecher in<br />
Trancegefilde nicht scheuen.<br />
Mit „Toter Stein“ und „1000 Mütter“ wählt ihr<br />
ja sehr politische Themen. Seid ihr politisch engagiert?<br />
Thorsten: Ich bin in keiner Partei, wohl aber weiß ich<br />
die Errungenschaften des Wahlrechts durch unsere<br />
Großväter zu würdigen und gehe auch immer brav<br />
wählen. Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen,<br />
am Wahltag nicht wählen zu gehen, denn die<br />
Freiheit ist uns nicht von Gott gegeben und ich<br />
ziehe die Demokratie der Diktatur vor. Ich<br />
bin aber auch an Geschichte interessiert<br />
und wenn du einmal von Jonathan Littell<br />
„Die Wohlgesinnten“ gelesen hast, wirst<br />
du „1000 Mütter“ noch einmal anders<br />
interpretieren.<br />
In den ruhigen Liedern, von denen ich<br />
am Anfang sprach, klingt dann alles so<br />
melancholisch, auch durch den weiblichen<br />
Part. Eine weitere Facette?<br />
Thorsten: Ja, ich glaube, das neue Album ist sehr<br />
abwechslungsreich, was nicht zuletzt auch am<br />
Einsatz der weiblichen Stimme liegt. Wenn<br />
du ein Album über 60 Minuten hörst,<br />
brauchst du auch Abwechslung,<br />
damit du es zu Ende hören<br />
kannst. Das Schlimmste,<br />
was passieren kann, ist<br />
Langeweile.<br />
Torsten: Wir hatten von<br />
den Songs des Albums<br />
durchaus verschiedene<br />
Versionen zur Auswahl,<br />
wobei wir dann möglichst<br />
unterschiedliche für das<br />
Album ausgewählt haben,<br />
um dem Hörer eine Vielfalt<br />
zu bieten, die jedoch<br />
auch irgendwie rund ist<br />
im Ganzen.<br />
hEIko noltInG<br />
www.pandique<br />
.com
58<br />
Anachronistische Rebellen<br />
Es gibt immer wieder Veröffentlichungen, die<br />
schon allein durch ihr Outfit<br />
direkt ins Auge fallen. Waren<br />
das noch vor ein paar Jahren<br />
blutige Schockrocker, mal mit<br />
künstlichen Leichenteilen, mal<br />
mit eitrigem Kunstblut, so ist<br />
heutzutage eher das in die Vergangenheit<br />
gerichtete Gründerzeitimage<br />
ein echter Hingucker.<br />
Die australischen Brillig<br />
können aber auch in der Wahl<br />
der Instrumente punkten und<br />
vereinen alles, was sich an folkloristischem<br />
Instrumentarium aufbieten lässt.<br />
Ihre Songs klingen erfrischend anders und verzaubern<br />
im Vorübergehen. Doch gerade die<br />
musikalische Staffage war und ist bei Brillig<br />
einem stetigen Wandel ausgesetzt.<br />
Matt Swayne: Als wir anfingen, ging es uns vor allem<br />
darum, sehr experimentell- elektronisch geprägte<br />
Klänge zu erzeugen. Der Fokus hat sich aber von<br />
Album zu Album immer stark verschoben. Unser<br />
jetziger Sound hat nichts mehr mit den Anfängen<br />
unserer musikalischen Reise gemein. Unsere ersten<br />
Veröffentlichungen auf Black <strong>Rain</strong> stammen aus dem<br />
Jahre 007 und<br />
kombinierten<br />
noch Elektropopelemente<br />
mit<br />
akustischen Alternativen.Unser<br />
neuer Longplayer<br />
ist nun<br />
komplett akustisch.<br />
Ich würde unsere Musik sogar als Gothic Folk<br />
bezeichnen. Die Interaktion von Musik und visueller<br />
Komponente war uns immer sehr wichtig. Elisabeth<br />
„neben absinth<br />
mögen wir aber<br />
auch Whisky,<br />
Wein, Wodka, Gin,<br />
champagner, gutes<br />
Bier und cocktails.<br />
Wir sind gegen<br />
Diskriminierung.“<br />
ist als Mitglied der Band und<br />
Gestalterin des Artworks sehr<br />
an einer singulären Vision von<br />
Kunst und Musik interessiert.<br />
Euer Name erschließt sich<br />
nur dem profunden Kenner<br />
von Lews Carroll.<br />
Er stammt aus der Fortsetzung<br />
von „Alice’s Adventures in Wonderland“,<br />
„Through The Looking<br />
Glass“. Diese<br />
Geschichte<br />
beginnt mit einem Gedicht namens<br />
Jabberwocky, welches in<br />
seiner abgründigen<br />
Mysteriösität an<br />
unsere Band erinnert.<br />
Im Gedicht<br />
wird der Name als jene<br />
zwielichtige Zeit rund<br />
um den Abend beschrieben.<br />
Natürlich hat gerade<br />
unser Bandname<br />
viele Lewis Carroll Fans<br />
auf uns aufmerksam<br />
gemacht. Ich selbst bin<br />
auch Sammler verschiedenster<br />
Ausgaben und<br />
freue mich auch schon<br />
während des WGT in<br />
Leipzig, auf dem wir<br />
auch spielen werden, in<br />
Buchläden nach deutschen<br />
Ausgaben stöbern zu können. Daneben werden<br />
wir auch noch in Berlin und Prag gastieren.<br />
Einer Eurer Songs ist dem Absinth gewidmet.<br />
Genau, „Absinth makes the heart grow fonder“ beginnt<br />
mit einer Anleitung, wie man Absinth im traditionellen<br />
Sinne des alten Paris zubereitet. Daneben<br />
stellen wir die eher moderne Variante des Absinthfackelns.<br />
Und in der Tat sind wir dem Absinth zugetan.<br />
In Australien war Absinth, glaube ich auch noch<br />
nie illegal. Entsprechend ist Absinth jetzt auch nicht<br />
wirklich populär. Neben Absinth mögen wir aber<br />
auch Whisky, Wein, Wodka, Gin, Champagner, gutes<br />
Bier und Cocktails. Wir sind gegen Diskriminierung.<br />
Eure Instrumente sind entsprechend vielfältig.<br />
Ja das stimmt, wir haben eine riesige Sammlung<br />
an Instrumenten, die wir größtenteils auf „The Red<br />
Coat“ verwendet hatten. Elisabeth spielt Viola, Piano,<br />
Akkordeon, Ukulele, Zither, ich spiele Gitarre,<br />
Banjo und Mundharmonika. Jedes Instrument bringt<br />
neben seiner Klangfarbe auch spezifische Gefühle<br />
zum resonieren. Sei es die Zither, die wir immer für<br />
tragische Momente benutzen oder das Banjo, das<br />
langsam und in Moll gespielt ziemlich beunruhigend<br />
wirkt. Ebenfalls bringt das Banjo diesen<br />
altmodischen Südstaatenflair in den jeweiligen<br />
Song. Elisabeths Ukulele<br />
hat einen unglaublich<br />
schönen<br />
und individuellen<br />
Klang und stammt<br />
aus einer australischen<br />
Traditionsschmiede. Wir werden<br />
übrigens alle diese Instrumente<br />
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