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Roman Rain - Negatief

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VNV NatioN<br />

DowN Below<br />

the BirthDay Massacre<br />

FrozeN PlasMa<br />

FuNker Vogt<br />

akaNoiD<br />

tyske luDDer<br />

schöNgeist<br />

aMBeriaN DawN<br />

aMBerian dawn<br />

The BirThday Massacre<br />

Juni / Juli 09<br />

AusgAbe 20 - JAhrgAng 4<br />

The eTernal afflicT<br />

grAtis zum<br />

mitnehmen


eDitorial iNhalt<br />

Da ist es – unser erstes Jubiläum. Die 0. Ausgabe<br />

des NEGAtief. Und noch dazu haltet ihr<br />

dieses Heft zum ersten Mal am diesjährigen<br />

WGT in der Hand. Mit dem Titelthema haben<br />

wir auch einen der etabliertesten Acts und stilprägenden<br />

Elektrokünstler auf dem Frontcover.<br />

Nicht minder interessant: Unser Rücktitelthema<br />

Down Below. Auf den Seiten dazwischen<br />

beweist die Szene stilprägenden Freigeist<br />

und dass trotz weltweiter Krise in allen Wirtschaftszweigen<br />

inklusive Tonträgerbranche die<br />

Kunst nicht auf der Strecke bleibt. Wir freuen<br />

uns auch weiterhin über Eure zahlreichen Zuschriften<br />

und Vorschläge und hoffen auch weiterhin<br />

auf Eure Gunst.<br />

Eure Redaktion<br />

negAtieF AbO<br />

Schon wieder ist das NEGAtief in Eurem<br />

Club vergriffen? Media Markt und Saturn<br />

haben auch keine mehr? Holt Euch das NE-<br />

GAtief nach Hause! Ihr zahlt lediglich einen<br />

Jahresbetrag von 1 Euro für Porto und Verpackung<br />

und habt sechs Mal im Jahr noch<br />

vor dem Streetdate das NEGAtief in Eurem<br />

Briefkasten. Schickt eine E-Mail mit dem<br />

Betreff „Abo“ und Eurer Postadresse an<br />

redaktion@negatief.de.<br />

Schloss Cottenau – 95339 Wirsberg<br />

Tel. 09227/940000<br />

kontakt@negatief.de www.negatief.de<br />

Herausgeber: Danse Macabre, Inh.: Bruno Kramm,<br />

Schloss Cottenau, 95 9 Wirsberg<br />

Chefredaktion: Bruno Kramm (V.i.S.d.P.)<br />

Redaktion: Gert Drexl, Sarah Heym, Marius Marx, Norma<br />

Hillemann, Peter Istuk, Poloni Melnikov, Maria Mortifera, Ringo<br />

Müller, Heiko Nolting, Tyves Oben, Siegmar Ost, Stephanie<br />

Riechelmann, Diana Schlinke<br />

Anzeigen Akquise: Heidrun Smolnikar<br />

Layout: Stefan Siegl Lektorat: Ringo Müller<br />

5 Tourdaten<br />

5 Kolumne Schementhemen<br />

7 Soundcheck<br />

13 Portrait: Nebelwelt<br />

49 Portrait: Unlicht<br />

49 Festival: Dark Park Festival<br />

50 Festival: Summer Darkness<br />

37 Akanoid<br />

54 Amberian Dawn<br />

40 Biomekkanik<br />

58 Brillig<br />

34 The Birthday Massacre<br />

44 Die Art<br />

14 Down Below<br />

52 Division Kent<br />

17 Eigensinn<br />

48 Frozen Plasma<br />

41 Funker Vogt<br />

23 GriffonVox<br />

21 The Eternal Afflict<br />

18 MAV<br />

36 The Kick<br />

19 Legio Mortis<br />

46 Mob Research<br />

20 Notes from Underground<br />

24 Oberer Totpunkt<br />

32 Orange Sector<br />

47 Rappacinis Tochter<br />

38 Reincarnatus<br />

51 <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong><br />

42 Schöngeist<br />

26 Second Disease<br />

22 Tyske Ludder<br />

56 Pandique<br />

8 VNV Nation<br />

Vervielfältigung oder auszugsweise Verwendung benötigt<br />

der schriftlichen Genehmigung. Keine Haftung für<br />

unverlangt eingesandte Informations- und Datenträger.<br />

Die Artikel geben nur die Meinung der jeweiligen Verfasser<br />

wieder. Nach dem deutschen Pressegesetz Art.9 sind<br />

wir verpflichtet, darauf aufmerksam zu machen, dass für<br />

sämtliche redaktionellen Beiträge in unserem Heft eine<br />

Unkostenpauschale für Vertrieb an den Auftraggeber berechnet<br />

wurde. Trotz dieses Geschäftsverhältnisses entsprechen<br />

jedoch sämtliche Textbeiträge der persönlichen<br />

Meinung des jeweiligen, unentgeltlichen Verfassers und<br />

seiner Interviewpartner. Das NEGAtief versteht sich als<br />

eine, im Sinne der allgemeinen Verbreitung der alternativen<br />

Musikszene dienenden Publikation, die gerade<br />

kleinere Firmen durch eine preisbewusste aber alternative<br />

und flächendeckende Publikation ihrer vertriebenen<br />

Künstler unterstützt.<br />

....in diesen Läden gibt es das NEGAtief<br />

Media Markt: Aschaffenburg, Augsburg, Bad Dürrheim, Bochum,<br />

Chemnitz, Dessau, Dresden-Nickern, Duisburg, Flensburg,<br />

Goslar, Groß Gaglow, Günthersdorf, Heide, Heilbronn, Herzogenrath,<br />

Hildesheim, Kaiserslautern, Karlsruhe, Koblenz, Krems,<br />

Leoben, Limburg, Linz, Magdeburg, Memmingen, München,<br />

Nürnberg-Kleinreuth, Oldenburg, Pforzheim, Porta Westfalica,<br />

Reutlingen, Saarbrücken ,Sindelfingen, Stuttgart, Trier, Viernheim,<br />

Vössendorf, Weiterstadt, Wien, Wien Hietzing, Wiesbaden<br />

Saturn: Augsburg, Bad Oeynhausen, Bergisch Gladbach,<br />

Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Dresden,<br />

Düsseldorf, Erfurt, Essen, Euskirchen, Frankfurt, Gelsenkirchen,<br />

Gelsenkirchen, Göttingen, Graz, Hagen, Halle, Hamburg,<br />

Hamm, Hanau, Hannover, Ingolstadt, Kaiserslautern, Karlsruhe,<br />

Kassel, Klagenfurth, Kleve, Köln, Köln-Hürth, Köln-Porz,<br />

Krefeld, Leipzig, Leverkusen, Linz, Magdeburg, Mainz, Moers,<br />

München (Stachus), Münster, Neuss, Oberhausen, Reutlingen,<br />

Röhrsdorf, Saarbrücken, Stuttgart, Vössendorf, Weimar, Wien<br />

Millennium City<br />

Expert: Andernach, Bad Kreuznach, Burbach, Dillenburg,<br />

Ehringshausen, Friedberg, Gießen, Hachenburg, Koblenz,<br />

Mainaschaff, Nastätten, Neuwied, Siegen, Waldbröl, Wetzlar,<br />

Wiesbaden<br />

Best Music World GmbH Münster<br />

Cover Schallplatten Berlin<br />

Unger Sound & Vision GmbH Paderborn<br />

Zoff Records H.-J- Pitzke Bremen<br />

Atelier A.P. Wagner Bodenheim<br />

...in diesen Clubs gibt es das NEGAtief:<br />

Codex, Komplex, Eventruine, Club Pavillion, TopAct, Matrix,<br />

Club Trafo, Alchimistenfalle, Bloodline, Beatclub, Rockfabrik,<br />

Kulthallen, Musiktheater, Unikum, Sonic, Crash, Melodrom,<br />

K17, Freeze Frame, Dark Flower, Kuz, Come-In, Muc-Kantine,<br />

Vortex, Black Painting, Uni1, Beat-Club, Gag18, Mau Club,<br />

Sächsischer Bahnhof, Nachtwerk e.V., Sound Saarland,<br />

Panoptikum, Druckkammer, Final, Fina Destination, Capitol,<br />

Eleganz / Bigstone, Koma, Flamingo, Locco/ Kulturruine, Radar,<br />

Nachtcantine, Meier Music Hall, Club ZV Bunker, Markthalle,<br />

Forellenhof, Shadow, Kir, Unix, Centrum, Bar Issix, Musikbunker<br />

Nightlife, Witchcraft, Loop, Dominion Factory, Vauban<br />

Insel, Underground, Südbahnhof, Darkarea, Dark Dance, Boiler<br />

Room, Zentrum Zoo, Ringlokschuppen, Nachtwerk, Archiv,<br />

Kulturbahnhof Kato, Kufa / SB, RPL, Schützenparkbunker,<br />

Nerodom<br />

... und über Xtra-X<br />

oder per Abonnement bei<br />

www.NEGAtief.de


The Birthday Massacre<br />

Show and Tell Tour 009<br />

18.07.09 Köln, Amphi-Festival<br />

0.07.09 Wien, tba<br />

.07.09 Zürich, tba<br />

.07.09 Winterthur, Gaswerk<br />

6.07.09 Blackcave Festival<br />

06.08.09 Summer Darkness Festival<br />

ALBUM wEEK 17<br />

1 Diary of Dreams - (If)<br />

Project Pitchfork - Dream, Tiresias!<br />

The Prodigy - Invaders Must Die<br />

Depeche Mode - Sounds of the<br />

Universe<br />

5 Steinkind - Galle, Gift & Größenwahn<br />

6 Leather Strip - AEngelmaker<br />

7 QEK Junior - Ausverkauf<br />

8 Zeromancer - Sinners International<br />

9 Wumpscut - Fuckit<br />

10 Metallspürhunde - Böse Wetter<br />

Myk Jung durchleuchtet die Schatten<br />

Die kurzen Momente von Schein<br />

Wer sind wir? Wir gehören der Schwarzen<br />

Independent-Gemeinde an. Wir sind<br />

cool, finster, rebellisch, tiefschürfend. Wir<br />

sind kreativ, haben Visionen, tanzen individuell,<br />

sehen auffällig aus – und obendrein<br />

gut, klar. Aus unserer Mitte heraus<br />

werden Klänge, Texte, Bilder erschaffen.<br />

Harte Klänge und unverdauliche, dunkelromantische,<br />

morbide, anklagende, tiefsinnige<br />

und vielerlei mehr. Wir erleben<br />

auf Konzerten gemeinsame Momente,<br />

blinzeln stolzen Blickes in die Düsterdiscos,<br />

huldigen einander in durchgestylter<br />

Coolness und geheimnisvoller Pose.<br />

Manchmal kommen wir<br />

uns vor wie von einer anderen<br />

Welt.<br />

Und wenn die Industrial<br />

Night vorbei ist, die Fri-<br />

Lesungstermine:<br />

30.5. WGT, Cinestar, FHL<br />

6.6. Geldern, Tolkien Tag<br />

14.6. Velbert, Flux<br />

07.08.09 Hamburg, Logo<br />

09.08.09 Hildesheim, M’era Luna<br />

SEELENZORN<br />

1.05.09 .Pulp & Gothic-Family.NET<br />

Festival, Eventschloss PULP Duisburg<br />

1 .06.09 0. Dark Dance Treffen, Lahr<br />

Covenant<br />

1 .06.09 Lahr - Dark Dance Treffen<br />

18.07.09 Köln - Amphi Festival<br />

Eisbrecher<br />

05.06.09 <strong>Rain</strong>au-Buch (Aalen) - Rock<br />

am Limes Open Air Festival 009<br />

0 .07.09 Mülheim an der Ruhr<br />

Castle Rock Festival 009<br />

17.07.09 Cuxhaven Seeflughafen<br />

Deichbrand Festival 009<br />

18.07.09 Köln Tanzbrunnen<br />

Amphi Festival 009<br />

KMFDM<br />

09.06.09 Rüsselsheim - Das Rind<br />

10.06.09 Wien - Viper Room<br />

19.07.09 Köln Tanzbrunnen - Amphi<br />

sur schon ein wenig zerknautscht, dann<br />

gehen wir zum Auto und setzen uns die<br />

Brille zum Fahren auf. Auf dem Rückweg<br />

schon entgleiten uns die koketten Masken<br />

von Possenspiel: Der eine nölt, dass<br />

der andere zu viel gesoffen hat; eine<br />

zweite hat zu viel gebaggert; ein dritter<br />

ist den anderen zu mimosenhaft gewesen.<br />

Später putzt man sich die Zähne und<br />

beißt dann doch noch in ein Leberwurstbütterken,<br />

sitzt auf’m Klo und guckt ins<br />

TV-Blättchen.<br />

Kann es sein, dass wir alle einer Vision<br />

von etwas Größerem hinterher haschen,<br />

dessen Teil man sein mag? Man sucht<br />

das Wunder, immer noch naiv, hinter<br />

Gesichtern und unterm<br />

Neonlicht. Treff ich eine<br />

Band, die ich allezeit<br />

bewundert habe, denke<br />

ich, in deren Backstage<br />

Ausgewählte tOurdAten<br />

Festival 009<br />

1.07.09 Hamburg - LOGO<br />

.07.09 Berlin - Postbahnhof<br />

Project Pitchfork<br />

1 .06.09 Berlin - Zita Rock Festival<br />

0.06.09 Gelsenkirchen<br />

Blackfield Festival<br />

7.06.09 Ammerbuch (Tübingen)<br />

Dark Park Festival<br />

Unheilig<br />

1 .06.09 Berlin - Zitadelle - ZITA<br />

ROCK Festival 009<br />

0.06.09 Abendberg - Burg Abendberg<br />

- Feuertanz Festival 009<br />

7.06.09 Ammerbuch (Tübingen)<br />

Dark Park Festival<br />

11.07.09 Osterode am Harz<br />

Open Air Arena<br />

17.07.09 Görlitz - Landskron<br />

Brauereihof<br />

19.07.09 Köln Tanzbrunnen - Amphi<br />

Festival 009<br />

das Dunkle Geheimnis zu<br />

finden, was unser Zentrum<br />

darstellt. Denn wenn dies<br />

nicht bei den großen Visionsstiftern<br />

zu finden ist,<br />

ja wo denn dann? Aber da<br />

ist nichts, kein Geheimnis!<br />

In der Backstage herrscht<br />

das übliche Geplänkel von<br />

oberflächlichem Hochmut,<br />

flachen Witzen und sexistischen<br />

Sprüchen, es stinkt<br />

nach Bier, die Blicke sind<br />

trotz steigender Besoffenheit<br />

arrogant. Alle sitzen in<br />

ihren verbeulten Tourklamotten<br />

rum, allein zehn Minuten<br />

vor dem Gig streifen<br />

sie was Cooles über, schmieren sich Ruß<br />

ins Gesicht. Wozu? Um zu proklamieren:<br />

„Hey Leute, ich hab mir gerade vor fünf<br />

Minuten Ruß ins Gesicht geschmiert,<br />

wart ihr auch so schnell beim Schminken?“?<br />

Denn das Publikum hat sich<br />

seinerseits auf schwarz geschminkt, eine<br />

knappe Stunde zuvor. Und gemeinsam<br />

Welle:Erdball<br />

7.06.09 Ammerbuch (bei Tübingen)<br />

Dark Park Festival<br />

10.07.09 Bargenstedt - Dellbrück<br />

Dungeon Open Air 009<br />

german electronic webcharts<br />

ALBUM wEEK 19<br />

1 Diary of Dreams - (If)<br />

Depeche Mode - Sounds of the<br />

Universe<br />

Project Pitchfork - Dream, Tiresias!<br />

Wumpscut - Fuckit<br />

5 Leather Strip - AEngelmaker<br />

6 Prodigy - Invaders Must Die<br />

7 Noisuf-X - Voodo Ritual<br />

8 Orange Sector - Mind.Fuck<br />

9 Skold vs. KMFDM - Skold vs. KMFDM<br />

10 V.A. - Electropop<br />

feiern die auf und die vor der Bühne ihre<br />

flüchtigen Momente von Fake.<br />

Tja, Freunde, nicht den Kopf hängen lassen.<br />

Ihr wisst ja, der Kolumnist darf überspitzen.<br />

Nicht den Kajal vergessen.<br />

www.schementhemen.de<br />

myspace.com/schementhemen<br />

5


tipp der redaktion<br />

Oberer Totpunkt<br />

„Erde ruft“<br />

Was als Albumtitel die<br />

Nähe zu einem Gedicht<br />

des deutschen<br />

Expressionisten Gottfried<br />

Benn vermuten<br />

lässt, ist mindestens<br />

so aufrüttelnd wie<br />

dessen frühe Werke aus der Krebsbaracke. Der<br />

Schlund hinter der Normalität gründet tiefer als es<br />

die dunkelste Fantasie wahrhaben möchte und die<br />

Texte des Hamburger Duos lassen das Blut gefrieren,<br />

wenn sie den schmalen Grat zwischen Idyll und lebendigem<br />

Albtraum beschreiben, der sich auf einem<br />

pulsierenden Musikbett groovenden Minimalismus<br />

breitmacht. Die klingenden Psychogramme zitieren<br />

mal EBM, mal Hip-Hop, um dann zum infernalischen<br />

Finale in wagnerianischen Bläsersätzen zu ertrinken.<br />

Und dem Hörer wird spätestens jetzt klar: Erde ruft...<br />

GERt DRExl<br />

Brillig<br />

„The Red Coats“<br />

Nach Jabberwock<br />

(unser Album des Monats)<br />

gelingt Black<br />

<strong>Rain</strong> schon wieder<br />

eine außergewöhnliche<br />

Veröffentlichung<br />

im Dunstkreis von<br />

Lewis Carroll’s Alice<br />

im Wunderland. Brillig, aus Australien stammend,<br />

sind herrlich verschroben und begeistern durch<br />

eine überschäumende Entdeckungsreise des Unterbewussten<br />

aber auch Absurden. Musikalisch<br />

irgendwo zwischen Dresden Dolls, Gothic Folk und<br />

Tim Burton Filmmusik überrascht immer wieder die<br />

bisweilen anachronistische Instrumentierung und<br />

das Arrangement der musikalischen Kleinodien. Die<br />

visuelle Rückbesinnung zu den frühen Jahren des<br />

vergangenen Jahrhunderts mag konservativ wirken,<br />

verleiht dem größtenteils leisen Gesamtwerk aber<br />

wahre Authentizität. sIEGMaR ost<br />

Reincarnatus<br />

„Media Vita“<br />

Aus den Niederlanden<br />

stammend, bringt diese<br />

reisende Ladiesband<br />

frischen und<br />

experimentellen Wind<br />

in ein keltisch mittelalterliches<br />

Klangbild.<br />

Diese Kombination<br />

mit klassischen Rockelementen verzichtet aber nicht<br />

auf das mittelalterliche Instrumentarium und kreiert<br />

dadurch einen ausnahmslos eigenständigen Sound.<br />

Ein sehr gutes und abwechslungsreiches Debütalbum,<br />

das einen Moment in sich gekehrt um dann<br />

wieder explosiv in vielschichtigen Arrangements ein<br />

breites Spektrum an Gefühlen abdeckt. Atmosphärische<br />

Klangwälder, poppige Rhythmen und groovige<br />

Elemente werden von wundervollen weiblichen<br />

Gesangslinien durchzogen, während das textliche<br />

Potpourri altes Englisch mit Französisch und Latein<br />

kombiniert. MaRIa MoRtIfERa<br />

Schöngeist<br />

„Liebeskrieger“<br />

Auch wenn das Cover<br />

und der Titel fast schon<br />

ein wenig aufgesetzt,<br />

das Image eines echten<br />

Loverboys kreieren:<br />

Diese Band kann<br />

mehr. Eingängiger<br />

Gothrock a la Unheilig trifft auf vereinzelten Synthesizer-Stakkatos<br />

und eine extrem ausgewogene Produktion,<br />

die ein großes Budget vermuten lässt. Der<br />

latente Einfluss orientalischer Musik lässt sich zwar<br />

nur wirklich heraushören, wenn man die Bandbio<br />

gelesen hat, trotzdem thematisiert der sprachlich<br />

geschickt formulierende türkischstämmige Vorzeigedeutsche<br />

Probleme des Miteinanders von Orient und<br />

Okzident auf gänzlich eigene Weise. Viele Songs handeln<br />

natürlich – wie hätte man es anders erwartet<br />

– von der Liebe und dem schnellen Sex, gleiten aber<br />

nie in die Oberflächlichkeit ab. Wer Unheilig, Eisbrecher<br />

oder Seelenzorn mag, wird diese neue Band der<br />

rockenden Adonisgeneration lieben. PEtER Istuk<br />

Down Below<br />

„Wildes Herz“<br />

Down Below legen mit<br />

„Wildes Herz“ (Premium<br />

Rec./Soulfood) ihr<br />

drittes Album vor: Eine<br />

harmonische Mischung<br />

aus Rock und <strong>Roman</strong>tik.<br />

Die Liebe ist erneut<br />

ein großes Thema, doch stehen diesmal die eigene<br />

Freiheit und Selbstentfaltung im Vordergrund. Mit<br />

viel Energie und Optimismus transportieren sie<br />

ihre Inhalte. Mit „Euphorie“ beginnt ihr Werk, doch<br />

kommen auch die ruhigen Klänge - und die oben erwähnte<br />

Liebe - nicht zu kurz wie beispielsweise bei<br />

„Die letzten Worte“ oder „Bei dir“. Ein Album für all<br />

diejenigen, die nach Musik suchen, welche tiefgründig<br />

und kraftvoll zugleich ist. Neo-Scopes wandlungsfähige<br />

Stimme vermag es, die Stimmungen der<br />

Songs perfekt umzusetzen und die eigenen Gefühle<br />

zu wecken. Wer mehr erfahren möchte, der möge unsere<br />

Titelstory lesen, bei der uns Neo-Scope noch viel<br />

mehr über die neue CD verraten hat. DIana schlInkE<br />

Akanoid<br />

„Civil Demon”<br />

„Civil Demon“ ist das<br />

Werk einer sehr gereiften<br />

Band. Ursprünglich<br />

noch im reinen<br />

Synthpop Zuhause, hat<br />

nun eine ganze Genremischung<br />

bei Akanoid<br />

Einzug gehalten, die<br />

von Industrialrock über melancholischen Elektropop<br />

bis zu halbakustischen Singer-Songwriter-Perlen<br />

reicht. Dabei gelingt es der Band um Frontmann Hilton<br />

Theissen, die von früher eingefahrenen Klischees<br />

zu vermeiden und kann sich durch ein beachtliches<br />

Händchen für spannendes Songwriting und ein<br />

weites Spektrum an Kompositionen eine deutlich<br />

erkennbare Individualität bewahren. RInGo MüllER<br />

7


8<br />

Symmetrische Musik<br />

VNV Nation haben in den vergangenen Jahren<br />

wie keine andere Band das elektronische Genre<br />

geprägt. Inklusive einer Armee von Nachahmern,<br />

Inspirierten und remixten Bands kann<br />

die Band um den nimmermüden Ronan Harris<br />

auf ein beachtliches Stück Musikgeschichte zurückblicken.<br />

Und das nun bald seit 20 Jahren.<br />

Und dafür haben sich Ronan und Mark für ihre<br />

Fans was ganz besonders einfallen lassen. Darüber<br />

hinaus ist Ronan aber auch ein geselliger<br />

Zeitgeist, der sich auch gerne mal mit seinen<br />

Fans an der Bar eines Festivals sehen lässt und<br />

nie den Kontakt zu seiner treuen Gefolgschaft<br />

verloren hat. Im Interview gibt Ronan bereitwillig<br />

Auskunft zum neuen Werk, aber auch<br />

darüber, wie es zum Futurepop kam, seine<br />

Vorliebe für Symmetrie und wie es mit seiner<br />

körperlichen Fitness aussieht. Da die meisten<br />

Songs der „Reformation 1“ bereits 2005 fertig<br />

waren, stellt sich natürlich eingangs gleich die<br />

Frage, woran eine frühere Veröffentlichung<br />

gescheitert ist.<br />

Ronan Harris: Das ist eine lange Geschichte. Die<br />

Livetracks mussten wir neu aufnehmen. Also wollte<br />

ich bereits 005 „Reformation 1“ als Nachfolger<br />

von „Matter and Form“ veröffentlichen. Die Songs<br />

von „Matter and Form“ sollten hierauf in einer<br />

Neubearbeitung erscheinen. Die ursprüngliche Idee<br />

war es, den Songs ein neues Gewand zu geben. Was<br />

dann passierte, war Folgendes: Die Location, wo<br />

VNV NatioN<br />

wir das Konzert aufgenommen hatten, wollte eine<br />

Menge Geld dafür, dass wir unsere eigenen Songs<br />

benutzen. Das ist heutzutage üblich in den USA,<br />

dass sie dann eine Gebühr verlangen.<br />

Das hab ich in einem anderen Interview von<br />

dir gelesen, aber ich dachte es ging da nur um<br />

die DVD Aufnahmen.<br />

Nein, die wollten Geld, dass man den Club benutzt<br />

hat. Nicht wegen der Aufnahmen, die wollten einfach<br />

mehr Geld. Und das hat uns vorher niemand<br />

gesagt. Und davon hab ich vorher auch noch nie<br />

was gehört. Und da hab ich meinen Booker in den<br />

USA gefragt und er meinte, man braucht die Erlaubnis<br />

vom Club. Also fragte ich da nach und die schauten<br />

sich unsere Verkaufszahlen an und hatten gleich<br />

Dollarzeichen in den Augen.<br />

Und wie habt ihr das Problem<br />

dann gelöst?<br />

Wir haben dann versucht, einen<br />

Kompromiss zu finden. Aber das<br />

war nicht möglich und so zog<br />

sich alles in die Länge und am<br />

Schluss war ich dann bei den<br />

Arbeiten zu „Judgement“. Das Live-Material war<br />

dann als erstes fertig. Das andere kam dann später.<br />

Eigentlich sollten es nur ein paar Livesongs werden,<br />

eine längere EP eben. Nun ist es eine Box, aber das<br />

war nicht die ursprüngliche Idee des Ganzen. Aber<br />

letztendlich ist es eine tolle Sache, dass es so passiert<br />

ist, weil wir nach dem ganzen Ärger nun die<br />

Möglichkeit hatten, diese Box rauszubringen.<br />

Nächstes Jahr habt Ihr euer 20-jähriges Jubiläum,<br />

warum habt ihr nicht bis dahin gewartet?<br />

Ja, so steht es geschrieben, dass sich VNV Nation<br />

1990 gegründet haben, aber eigentlich schreibe<br />

ich ja schon seit 1989 Musik im Stile von VNV, aber<br />

Marc und ich haben dann entschieden, dass der<br />

Name VNV Nation seit 1989 existiert. So kann man<br />

eigentlich schon von einem 0-jährigem Jubiläum<br />

sprechen. Es ist ein großes Geschenk an die Fans<br />

und das ist auch der Hauptgrund, warum wir das<br />

Ganze gemacht haben. Aber es war eine gute<br />

Idee, erst „Reformation 1“ rauszubringen und dann<br />

das neue Album „Of Faith, Power and Glory“ zwei<br />

Monate später. Und dann kamen und kommen die<br />

großen Festivals wie M’era Luna oder WGT. Wir haben<br />

jetzt unsere eigene Firma, sodass wir den Preis<br />

bestimmen können und die Produktion für USA und<br />

Europa zur selben Zeit abgeschlossen werden konnten,<br />

was eine Menge Geld gespart hat. Ich wollte<br />

keinen hohen Preis für die Box. Und es ist möglich,<br />

für Euro diese Box unter die Leute zu bringen. Es<br />

gab so viel positive Resonanz und die Box sieht so<br />

schön aus. Es ist für unsere Fans. Wir wollen ihnen<br />

nicht einfach das Geld aus den Taschen ziehen. Es<br />

ist möglich, finanziell erfolgreich zu sein, aber man<br />

muss Leute nicht ausbeuten. Eine CD ist eine Live<br />

CD und die zweite enthält neue Songs, Songs zum<br />

Soundtrack „Gene Generati-<br />

„Ich liebe symmetrie,<br />

ich glaube, wenn<br />

Dinge symmetrisch<br />

sind, dann sind sie<br />

im Gleichgewicht.“<br />

on“.<br />

Werden Soundtracks der<br />

neue Schaffensbereich des<br />

Ronan Harris?<br />

Ich würde gerne mehr Filmmusik<br />

machen. Für mich ist<br />

die Musik zum Film etwas<br />

Besonderes. Musik kann dir dabei helfen eine Szene<br />

zu interpretieren und Atmosphäre rüberbringen.<br />

Musik kann dir die Worte geben, damit du die Story<br />

verstehst. Und darum liebe ich Filmmusik aus dem<br />

gleichen Grund wie Instrumentalstücke. Viele von<br />

den Fans mögen das, andere wiederum mögen eher,<br />

wenn ich dazu singe. Ich aber mag Musik, die ohne<br />

Worte spricht. Dieser Soundtrack war eine tolle Gelegenheit,<br />

es war Spaß, es war ein Low Budget Movie,<br />

nichts Spezielles. Und es war so interessant für<br />

mich, weil ich das schon immer machen wollte.<br />

Und Science-Fiction passt ja ganz gut zu VNV<br />

Nation, oder?<br />

Sie fragten mich und ich sagte ja. Es ist ein stranger<br />

Film. Ich würde nie an einem Projekt arbeiten, mit<br />

dem ich mich nicht identifizieren kann.<br />

Das heißt mehr Soundtrack von Ronan Harris?<br />

Ich hoffe es.


Du selbst machst viele Remixe. Ist es eine Ehre<br />

für dich, wenn Bands dich nach einem Remix<br />

fragen, und bist du stolz, wenn der Remix erfolgreicher<br />

ist als das Original?<br />

Ich liebe es, Remixe zu machen, denn ich kann in<br />

den meisten Tracks etwas heraushören, das mich<br />

inspiriert, daran weiterzuarbeiten. Inspiration ist<br />

alles, wenn das fehlt, ist das ein langer langweiliger<br />

Job. Es ist für mich eine große Ehre zu remixen. Und<br />

wenn dann die Remixe fast so erfolgreich sind wie<br />

das Original, hat man die Möglichkeit sich einem<br />

völlig anderen Publikum zu präsentieren. Ich liebe<br />

das Remixen, aber ich gehe nicht mit dem Ehrgeiz<br />

heran etwas Besseres daraus zu machen<br />

als das Original, es soll anders<br />

sein.<br />

Gibt es denn momentan<br />

eine Band,<br />

die du gerne mal<br />

remixen würdest?<br />

The Killers, ohne<br />

Frage meine absoluteLieblingsband.<br />

Ich liebe<br />

diese Band, ich<br />

liebe, wie er singt<br />

und ihre Texte. In<br />

Deutschland kannte<br />

man die Killers ja gar<br />

nicht, bis zu dem Hit<br />

„Human“, denn er repräsentiert<br />

nicht die Band. Ich<br />

liebe die Band seit ihrer ersten<br />

Platte und live sind sie absolut<br />

Klasse.<br />

Seit dem Beginn deines musikalischen Schaffens<br />

haben sich die Möglichkeiten und<br />

die Methoden des Songwritings extrem<br />

entwickelt. Denkst du, dass diese neue<br />

Technik einen direkten Effekt auf deine<br />

Songkreationen hat?<br />

Ich denke, jeder, der elektronische Musik<br />

macht, kommt an einen Punkt, an dem er<br />

durch die Technik limitiert ist. Realistisch<br />

gesehen finde ich, Musik sollte mit einem<br />

Minimum gemacht werden, um daraus das<br />

Beste entstehen zu lassen. Was wirklich<br />

eine große Veränderung bzw. eine Freiheit<br />

gebracht hat, ist, dass der Computer<br />

heutzutage einfach alles kann und damit<br />

meine ich alles. Manchmal ist der Segen aber auch<br />

ein Fluch, denn die vielen Möglichkeiten halten<br />

dich oft davon ab, dich auf das Wesentliche im<br />

Songschreiben zu begrenzen. Wenn du diese<br />

Technik zur Verfügung hast, musst du auch<br />

jede einzelne Funktion verstehen. Du musst<br />

sie intuitiv verstehen. Und wenn du zu viel<br />

Technik hast, wirst du es niemals lernen können.<br />

Für mich ist es die einfachste Möglichkeit<br />

mich an mein Klavier oder mein Keyboard zu<br />

setzen und einen Song zu schreiben.<br />

Da passt die nächste Frage ganz gut:<br />

Komponierst du deine Musik<br />

zu Texten oder<br />

u m g e k e h r t ?<br />

9


10<br />

„Ich glaube an die Magie,<br />

an die Energie und eine<br />

kraft. Wenn du möchtest,<br />

kannst du sie benutzen.“<br />

Ist da erst eine Melodie in deinem Kopf oder<br />

beginnst du einfach mit elektronischen Experimenten?<br />

Bei den meisten Songs ist die Melodie schon in<br />

meinem Kopf ohne mich zu fragen. Es ist wie, wenn<br />

du einen Ohrwurm hast und du ihn nicht mehr rausbekommst.<br />

Und wenn du da den Text nicht kennst,<br />

schreibst du einfach deinen eigenen Text. Ich weiß<br />

nicht, woher die Songs kommen. Aber es gibt andere<br />

Songs, bei denen ich einen Sound auf dem Keyboard<br />

finde und der mich inspiriert, plötzlich anzufangen<br />

zu singen.<br />

VNV Nation ist für einen speziellen Sound bekannt.<br />

Ist es da eine Bürde für dich, vor allem<br />

wenn du dich dann musikalisch weiterentwickelst.<br />

Es ist schon strange. Es ist ein Fakt, dass einige der<br />

älteren Fans genervt waren, weil sie sich nicht mit<br />

uns auf unsere musikalische Reise begeben haben.<br />

Ich weiß, dass das verrückt ist für die, die als erstes<br />

„Empire“ gehört haben und so ihren Einstieg<br />

zu uns fanden. Andere hörten „Advance and Follow“,<br />

bei anderen ist es „Matter and Form“, bei<br />

anderen ist es „Judgement“. Alle sind an einem<br />

anderen Zeitpunkt zu uns gestoßen. Die Gefühle<br />

und die Erinnerungen sind mit der Musik assoziiert<br />

und verknüpft. Es ist nicht die Musik, sondern der<br />

Moment in ihrem Leben, den sie damit verbinden<br />

und den kann ich nicht wiedergeben. Die Zeit geht<br />

aber weiter. Dein Leben entwickelt sich. Die Musik<br />

entwickelt sich. Alles macht Fortschritte, ändert sich,<br />

neue Erfahrungen, neue Freunde, und auch neue<br />

Musik. Und ich möchte dabei auch die Musik von<br />

VNV weiterentwickeln. Aber da ist auch der Stolz<br />

und die Leidenschaft in der Musik, weil es der Musikstil<br />

ist, den ich mag. Aber ich kann nicht immer<br />

und immer wieder dasselbe wiederholen. Das wird<br />

langweilig. Ich kann ein Album nicht so schreiben,<br />

weil der Fan es so will. Und da gibt es leider Leute,<br />

die so denken.<br />

VNV Nation als Name und auch einige Songs<br />

und Albumtitel implizieren eine Art religiöse<br />

Andeutung. Bist du spirituell? Und würdest du<br />

deine Ideen diesbezüglich mitteilen?<br />

Ich folge keiner organisierten Religion. Ich akzeptiere<br />

Religion und ich komme auch gut mit Menschen<br />

aus, die ihren Glauben haben. Wir haben<br />

schließlich alle die gleiche Frage: Warum sind wir<br />

hier? Was ist der Grund dafür? Existenz? Warum<br />

existiert das Universum? Aber ich bin ein spiritueller<br />

Mensch ohne organisierte Religion. Es gibt


eine Menge in der Welt, was ich nicht mag. Hinter<br />

den räumlichen Dimensionen dieser Welt gibt es<br />

aber mehr. Ich glaube an die Magie, an die Energie<br />

und eine Kraft. Wenn du möchtest, kannst du sie<br />

benutzen. Vielleicht ist es einfach die Art, wie wir<br />

die Dinge sehen. Man kann einige meiner Songs<br />

aus diesem Blickwinkel betrachten, aber ich denke<br />

z. B. „Matter and Form“ hat überhaupt nichts mit<br />

Religion zu tun. „Judgement“ eher, aber das war<br />

eher meine Version eines westlichen Karma. Es geht<br />

um die Wirkung einer Situation. Deine Entscheidungen<br />

können etwas bewirken. Und das bedeutet<br />

dann Konsequenzen. Zu „Judgement“ gab es zehn<br />

verschiedene Interpretationen des Namens, einige<br />

davon sind sehr einfach, andere sind sehr abstrakt.<br />

Ich mag keine schwachen Titel. Ich glaube, wenn ich<br />

etwas sagen möchte, dann sollen die Leute merken,<br />

dass ich es ernst meine und dass da etwas Wichtiges<br />

zu sagen ist. Wenn ich was Überzeugendes<br />

sagen will, sollte das auch der Titel aussagen.<br />

Deine Artwork sind immer im geometrischen<br />

Sinne durchstrukturiert. Ist dies auch der Weg,<br />

wie du deine Musik umsetzt, bzw. würdest du<br />

dich als Ton-Architekt sehen?<br />

Das Artwork ist nicht immer von mir. Die letzten<br />

beiden Alben „Judgement“ und das neue Album<br />

wurden von einem Künstler aus Polen<br />

gestaltet, der einfach ein Genie<br />

ist. Ich liebe Symmetrie, ich glaube,<br />

wenn Dinge symmetrisch sind, dann<br />

sind sie im Gleichgewicht. Das heißt<br />

nicht, dass ich unsymmetrische Dinge<br />

nicht mag. Ich denke ein Bild,<br />

ein Artwork oder ein Logo, was eine<br />

Band repräsentiert, sollte etwas<br />

Starkes ausdrücken. Das Cover kann<br />

viel ausdrücken. Ich liebe Design, ich<br />

liebe es, Dinge anzuschauen.<br />

Mark Jackson ist als Drummer<br />

seit Jahren ein ständiger Be-<br />

gleiter auf deinen<br />

Touren. Wie<br />

bringt er sich bei<br />

der Entstehung<br />

eines Albums<br />

ein?<br />

Mark ist mein<br />

psychologisches<br />

Mitglied der Band.<br />

Wenn ich was<br />

schreibe, frage ich mich immer: Was<br />

würde Mark darüber denken? Wir sprechen dann<br />

drüber, wir tauschen unsere Ideen aus. Wir hören<br />

uns dann ein, zwei Wochen nicht, wenn ich am Album<br />

arbeite, dann spiele ich es ihm vor und er sagt<br />

dann, ob er es gut findet oder nicht. Wir tauschen<br />

unsere Ideen aus. Er ist ein guter Freund, ich liebe<br />

diesen Kerl. Eine fantastische Person.<br />

Live hast du zusätzlich zumeist sehr prominente<br />

Keyboarder an Bord, z.B. Vasi von Frozen<br />

Plasma. Wie kommt das?<br />

Der Grund ist einfach, das sind Freunde von uns.<br />

Und sie waren auf Tour mit uns und da hat sich die<br />

Situation ergeben. Eine große Familie, das gilt auch<br />

für Tom von SITD.<br />

Wenn man den Begriff Futurepop hört, bringt<br />

man damit immer VNV Nation als einen der<br />

Erfinder diese Musikstilles in Verbindung. Wie<br />

fühlt man sich als Erfinder einer Stilrichtung?<br />

Das ist schon eine tolle Sache, aber ich hab das im<br />

„Reformation 1“-Booklet geschrieben, weil nur ein<br />

Song darauf ist, den man typischerweise als klassischen<br />

Futurepop bezeichnen würde. Wir und mit<br />

uns auch Bands wie Apoptygma Berzerk kamen<br />

aus der futuristischen Welt der 80er, hörten Underground<br />

Musik, und wollten keine kommerzielle<br />

Musik machen. Deshalb wollten wir was Neues erfinden.<br />

Die Idee war es, Industrial oder späte 80er<br />

EBM Einflüsse und härtere Dancemusic mit einer<br />

tollen Melodie zu mischen. Dabei inspirierten uns<br />

auch Bands wie The Prodigy, The Chemical Brothers<br />

oder Underworld. Und das vereinigten wir, um einen<br />

neuen Sound zu schaffen. Futurepop war geboren.<br />

Ein paar Monate später wiesen viele Labels ihre<br />

Bands als das Feinste in Sachen Futurepop aus, nur<br />

um mit auf den Zug aufzuspringen, um mehr Platten<br />

zu verkaufen. Ein Hauptgrund, diese Bezeichnung<br />

zu kreieren, war es, einen Terminus für alternativen<br />

Electro zu finden. So kam es zu dem Begriff Futurepop.<br />

Aber auch einige EBM Bands klingen wie<br />

Trance, und auch Trance Musik klingt zeitweise wie<br />

„Die Idee war es,<br />

Industrial oder späte<br />

80er EBM Einflüsse und<br />

härtere Dancemusic<br />

mit einer tollen<br />

Melodie zu mischen.“<br />

EBM.<br />

Wie hältst du dich fit<br />

für eine Tour?<br />

Du hast mich auf der<br />

Bühne gesehen. Ich<br />

habe kein Problem auf<br />

der Bühne von rechts<br />

nach links zu rennen. Ich<br />

bin einfach ein Energiebündel.<br />

Und dabei singe ich noch. Einmal hat mich<br />

vor der Bühne einer gefragt, wie machst du das, wo<br />

du doch so fett bist. Da sagte ich, oh danke, hier ist<br />

das Mikro, du kennst unsere Lieder, ich möchte jetzt,<br />

dass du mit mir auf die Bühne kommst, dich mit mir<br />

auf der Bühne bewegst und dazu singst. Nach<br />

Minuten war der K. o. Und ich mache das für ½<br />

Stunden. Und ich liebe es.<br />

www.vnvnation.com<br />

hEIko noltInG<br />

11


Rituell Räuchern<br />

Nebelwelt ist ein Anbieter besonderen<br />

Räucherwerks, Lokta Papier<br />

und Accessoires. Unter dem Titel<br />

„Schall und Rauch“ bieten Nebelwelt<br />

an einem Gemeinschaftsstand<br />

mit dem GriffonVox Label<br />

Grentzwert ihre verführerischen<br />

Produkte an. Denn die Kombination<br />

von guter Musik, bezaubernden<br />

Düften und stilvoller Dekoration<br />

schleicht sich ins Gemüt der sonst<br />

so hektischen Besucherwelt.<br />

Doch Nebelwelt Artikel sind jetzt<br />

auch im Internet erhältlich. Die liebevoll<br />

gestaltete Präsenz bietet unter<br />

www.nebel-welt.de alle Artikel der<br />

reichhaltigen Produktpalette an. Die<br />

Duftkompositionen entführen in die<br />

mystisch, magische Welt des Räucherns.<br />

Nebelwelt bietet kein unübersehbares<br />

Angebot, wie viele andere<br />

Räucherwarenanbieter, sondern fein<br />

zusammengestellte, rituelle Räuchermischungen<br />

und reine Substanzen für<br />

besondere Stunden. Alle Mischungen<br />

werden natürlich nach eigener Rezeptur<br />

zusammengestellt. Mit Sorgfalt<br />

suchen die Nebelweltfeen die<br />

Zutaten für die Räuchermischungen<br />

aus und bringen diese teilweise selber<br />

von ihren Asienreisen mit. Ma-<br />

gische Mischungen wie „Vampire“<br />

mit Patchouli oder „Divination“ mit<br />

Lavendel gehören zu den beliebtesten.<br />

Besondere Spezialität sind die mit<br />

einem keltischen Knoten versehenen,<br />

schwarzen Geschenkboxen. Den Inhalt<br />

der Schachtel kann sich der Kunde<br />

aus dem Räucherwerksortiment selbst<br />

zusammenstellen. Im Online Shop gibt<br />

es bereits gefüllte Geschenkboxen<br />

zu kaufen. Ideal geeignet z.B. für jemanden,<br />

der gerade erst die Welt des<br />

Räucherns für sich entdeckt. Am diesjährigen<br />

WGT Stand demonstriert man<br />

auch den Umgang mit Kohle und Kräutern.<br />

Eine Auswahl an Geschenkartikeln,<br />

gefertigt aus handgeschöpften,<br />

nepalesischem Lokta Papier, findet<br />

man ebenfalls bei Nebelwelt. Die Verbindung<br />

zu diesem asiatischen Land<br />

ist den Betreiberinnen sehr wichtig, da<br />

dort noch eine alte Handwerkskultur<br />

gepflegt wird.<br />

Mit dem Verkauf der Lokta Produkte<br />

werden zum einen die Menschen und<br />

die Kultur in Nepal unterstützt und<br />

zum anderen natürlich dem Kunden<br />

hochwertige und schön gestaltete<br />

Waren angeboten. Dieses Sortiment<br />

bietet ausgefallene Geschenkboxen,<br />

kleine Notizbücher und viele weitere<br />

Geschenkideen.<br />

www.nebel-welt.de<br />

sIEGMaR ost<br />

1


1<br />

Wild-romantisch<br />

Trotz, dass es erst ihr zweites Album ist,<br />

welches am 26. Juni erscheinen wird,<br />

kennt sie jeder: Die sympathischen<br />

Dunkel-Rocker von Down Below. Die<br />

Anhänger der sachsen-anhaltinischen<br />

Band werden das neue Werk schon<br />

sehnsüchtig erwarten. NEGAtief lag<br />

„Wildes Herz“ (Premium Rec./Soulfood)<br />

exklusiv als erstes Magazin in<br />

voller Länge vor. Beim Hören offenbarte<br />

sich uns eine Facette, die auf<br />

dem Vorgänger „Sinfony23“ (2007)<br />

noch nicht so ausgeprägt war: Optimismus.<br />

Ihre Düsternis behielten<br />

Neo-Scope, Carter, Convex und Mr.<br />

Mahony jedoch bei und so entstand<br />

eine wirklich rare Mischung aus dunklem<br />

Rock und beglückender Energie.<br />

Diese Lieder geben Kraft. Down Below<br />

erzählen aus ihrem und deinem Leben:<br />

von Liebe, Freiheit und dem eigenen<br />

Weg. Dies geschieht<br />

mal<br />

rockig,


mal ruhig, mal beides zusammen im unverkennbaren<br />

Stil Down Belows. Neo-Scopes Gesang<br />

hat die Macht, Gefühle hervorzurufen,<br />

an die man nicht mehr geglaubt hat. Eine innere<br />

Ruhe breitet sich aus und zeitgleich neue<br />

Energie. Wer noch nach den richtigen Songs<br />

gegen die allgegenwärtigen Depressionen<br />

sucht, sollte reinhören. Wir sprachen mit Sänger<br />

Neo-Scope über Vorurteile und Mut, Falco<br />

und Hesse, Sport und Musik.<br />

Am Anfang steht mit „Euphorie“ ein für Down<br />

Below erstmal ungewöhnliches Stück – sehr,<br />

sehr rockig und wahrlich euphorisch. Zudem<br />

ist ein Chor zu hören. Kannst du uns etwas<br />

über die Entstehung dieses Liedes erzählen?<br />

Neo-Scope: „Euphorie“ ist einer der Songs, die<br />

plötzlich so da waren. Ich hatte irgendwie das Wort<br />

„Euphorie“ im Kopf, verband ein<br />

Gefühl damit und hatte den Song<br />

innerhalb von drei Stunden als<br />

Demo-Variante fertig. Als die Band<br />

ihn dann zum ersten Mal hörte,<br />

waren sich alle einig, er kommt<br />

auf das Album. Der Chor ist von<br />

der Frauenhandballmannschaft<br />

unseres Rosslauer Vereins DRHV06<br />

eingesungen worden. Die Mannschaft<br />

verwendet diesen Titel jetzt<br />

als Einmarschhymne. Ich finde ja<br />

sowieso, dass Sport und Musik gut zusammenpassen<br />

und auch Parallelen aufweisen. Beides birgt<br />

viel Energie in sich, schweißt zusammen und kann<br />

Foto: midnightpix.de<br />

dir helfen, ein Ventil zu sein. Warum also nicht eine<br />

Synergie schaffen.<br />

Bei „Alle deine Wege“ heißt es,<br />

dass man seinen Weg allein geht<br />

und kein Mensch für immer bei<br />

einem ist, was zwar der Wirklichkeit<br />

entspricht, doch wir alle streben<br />

danach, mit jemandem zusammen den<br />

Weg zu gehen. Was gibt einem denn Halt,<br />

wenn man allein auf seinem Weg ist? Wofür<br />

steht der Stern in diesem Lied?<br />

Die absolute Wahrheit ist doch, dass erst mal jeder<br />

Mensch mit sich allein ist und zwangsläufig sein<br />

ganzes Leben mit sich verbringt. Da ist es sicher<br />

clever, mit sich im Reinen zu sein. Jeder Mensch<br />

ist einzig = ein - sam, ein in sich abgeschlossenes<br />

ganzheitliches Wesen. Er kann zwar kommunizieren,<br />

muss aber doch alles letz-<br />

„Mit den songs<br />

möchten wir einen<br />

anstoß geben,<br />

dass andere den<br />

Mut finden,<br />

einfach ganz sie<br />

selbst zu sein.“<br />

„Jeder<br />

Mensch ist<br />

einzig.“<br />

ten Endes mit sich ausmachen<br />

und Entscheidungen finden. Der<br />

Stern aber bezieht sich symbolisch<br />

auf Liebe als Ursprung des<br />

Lebens und den Nordstern, den<br />

man auch früher schon zur Orientierung<br />

genutzt hat. Wenn<br />

man das beides ins Verhältnis<br />

setzt, erhält man ein schönes<br />

Bild und eine wirkungsvolle<br />

Metapher.<br />

Insgesamt scheint das Album verschiedene<br />

Stadien einer Beziehung aufzuzeigen. Bei<br />

„Frei“ kommt der Wunsch nach neuer Freiheit<br />

zum Tragen. Im Gegensatz dazu folgt mit<br />

„Mein wildes Herz“ ein Song, der eine<br />

Liebesnacht beschreibt.<br />

„Wildes Herz“ ist eine Hommage an<br />

Falcos „Jeanny“ sowie Hermann Hesse<br />

- beides großartige Künstler. Speziell Hermann<br />

Hesse begleitet mich in meinem<br />

Schaffen immer wieder. Der Song beschreibt schon<br />

so etwas wie einen Akt, ist aber viel eher als eine<br />

Fantasie zu verstehen, ein merkwürdiger nächtlicher<br />

Wachtraum, der bedrohlich und anziehend<br />

zugleich wirkt.<br />

Auch bei „Dein Wille“ geht es um das Freisein.<br />

Geht es um die eigene Freiheit, sein Leben so<br />

zu gestalten, wie man es will? Ist man frei von<br />

innen heraus?<br />

Ja, das denke ich. Frei zu sein, ist ja ein Grundbedürfnis.<br />

„Dein Wille“ erinnert daran, dass wir einen<br />

freien Willen haben, den uns niemand nehmen<br />

kann. Den Song verstehe ich außerdem als meine<br />

ganz persönliche Kriegserklärung an Bankrotte,<br />

Fast Food, Ideale und dem Chaos der hoch technologisierten<br />

und dennoch primitiven neuen Welt.<br />

Es sind mehrere Ebenen auf „Wildes Herz“<br />

herauszuhören. Neben den schon angesprochenen<br />

Stadien einer Beziehung ist ganz klar<br />

ein Ja zum Leben, ein Optimismus zu spüren,<br />

der sich auch sprachlich ganz direkt an den<br />

Hörer richtet – ich denke da vor allem an „Keine<br />

einzige Träne“. Woher kommt der neue<br />

15


16<br />

VÖ „Wildes Herz“: 26.6.2009<br />

Optimismus – denn bei „Sinfony<br />

23“ war der positive Lebenswille<br />

noch nicht das große Thema.<br />

Da hast du Recht, doch auch da war<br />

das schon zu spüren in Songs wie<br />

„Heal“, „Sinfony “ und „Private<br />

Soul Security“ beispielsweise. Uns<br />

begegnet noch immer das Vorurteil:<br />

„Oh das sind die Bösen von Down<br />

Below“, „ach die sind doch so düster“-Stempel<br />

auf die Stirn und fertig.<br />

Kleider machen Leute - du kannst ja<br />

sicher auch ein im wahrsten Sinne<br />

des Wortes „Liedchen“ davon singen.<br />

Wir verstehen uns aber nicht als lebensverneinend,<br />

sondern schlichtweg<br />

als eigen und lebendig, das heißt, wir<br />

entwickeln uns weiter. Schwarz heißt<br />

ja nun nicht nur Trauer und negativ<br />

eingestellt zu sein, sondern steht<br />

auch für Kraft, Konstanz und Dynamik.<br />

Wir jedenfalls leben gerne und<br />

zwar so, wie wir sind und sein wollen.<br />

Mit solchen Songs möchten wir einen<br />

Anstoß geben, dass andere den Mut<br />

finden, das auch zu tun und einfach<br />

ganz sie selbst zu sein.<br />

Während sich auf „Sinfony 23“<br />

fast ausschließlich englischsprachige<br />

Texte befinden, sind die<br />

Songs auf „Wildes Herz“ ausnahmslos<br />

auf Deutsch. War dies<br />

eine bewusste Entscheidung oder<br />

hat es sich so ergeben?<br />

Nein, das nicht, wir überlegen bei<br />

Down Below gemeinsam jeden Schritt<br />

und wägen ab, was das Richtige wäre<br />

und was das Falsche. Wir hatten schon<br />

sechs deutschsprachige Songs und<br />

fanden es falsch, sie zu verwerfen.<br />

Ein halb und halb (Englisch/Deutsch)<br />

Album zu schreiben, empfanden wir<br />

auch als inkonsequent, also falsch.<br />

Deswegen blieb uns als einzige Lösung,<br />

um uns treu zu bleiben, nur ein<br />

komplett deutschsprachiges Album.<br />

In der eigenen Sprache zu singen,<br />

birgt schon viele Vorteile. Man wird<br />

einfacher und schneller verstanden<br />

beispielsweise und kann sich gezielter<br />

und vielfältiger ausdrücken.<br />

Auch die Bilder sind wieder sehr<br />

stilvoll. Wer ist für die Fotografie<br />

verantwortlich?<br />

Wir haben die Erfahrung gemacht,<br />

dass wir immer dann erfolgreich waren<br />

mit etwas, wenn wir es gemeinsam<br />

mit Partnern gemacht haben, die<br />

wir kennen und denen wir vertrauen.<br />

Deswegen haben wir bei der Wahl<br />

der Fotografen für Micha Stein und<br />

Heiko Pohl entschieden. Ich kannte<br />

sie im Vorfeld und war auf Michas<br />

Vernissage, wo ich auch Heiko traf<br />

und von beiden die Arbeiten sehen<br />

konnte. Mir haben ihre Arbeiten gefallen,<br />

die Jungs mochten unseren Stil<br />

und so kam das eine zum Anderen.<br />

Könnt ihr mittlerweile vom Musikmachen<br />

leben? Oder wollt Ihr<br />

das überhaupt? Ist das Musikmachen<br />

Beruf oder Berufung?<br />

Wir haben das Glück, dass wir Beruf<br />

und Berufung koppeln können und<br />

das ist ein großer Luxus, für den wir<br />

jeden Tag dankbar sind und wir hoffen,<br />

dass es so bleibt.<br />

Welches Lied wir die erste Single<br />

sein? Wird es ein Video dazu geben?<br />

Es wird mit Sicherheit eine Single geben<br />

und auch ein Video. Welcher Song<br />

das sein wird, kann ich jetzt aber noch<br />

nicht beantworten, aber es wird mit<br />

Sicherheit etwas Besonderes sein.<br />

DIana schlInkE<br />

www.downbelow.de<br />

www.myspace.com/thatsdb


EigEnsinn<br />

Wahrheitsfindung<br />

Eigensinn rocken gewaltig, doch der ultimative<br />

visuelle und akustische Blickfang ist die Stimme,<br />

die es schafft, sich gegen turmhohe Gitarrenwände<br />

durchzusetzen. Bis zu ihrem Debütalbum<br />

„Die Wahrheit“ war es jedoch ein langer und<br />

teilweise schmerzlicher Weg. Die Wahrheitsfindung<br />

gestaltete sich entsprechend lang.<br />

Holly: Nur so konnte die CD genau so werden, wie<br />

wir sie haben wollten bzw. wie wir sie uns vorgestellt<br />

haben. Von Anfang an war es unser erklärtes<br />

Ziel, unsere eigene Klangästhetik herauszuarbeiten,<br />

das zu erreichen war ein sehr spannendes Abenteuer.<br />

Die erwähnten vier Jahre beinhalten nicht nur die<br />

Studiozeit, sondern auch einen allgemeinen Reifeprozess<br />

der Band und last but not least die Suche<br />

nach dem passenden Label. Unsere Songs sind konservierte<br />

Erlebnisse und Gefühle. Im Rückblick können<br />

wir sagen, dass sich unsere Sicht darauf kaum<br />

verändert hat. Wir sind wirklich zufrieden mit den<br />

Songs und ihrem Gewand.<br />

Eigensinn, der Name verrät ja eigentlich schon<br />

die Marschrichtung. Wie kam es zum Namen?<br />

Nemesis: Wir entschieden uns dafür, da der Eigen-<br />

Sinn genau das ausdrückt, was wir sind, nicht stromlinienförmig<br />

dafür vielschichtig. Mit der Zeit stellten<br />

wir fest, wie gut Eigensinn zu uns passt.<br />

Waren deutsche Texte von Anfang an geplant?<br />

Macht das nicht besonders verletzlich?<br />

Nemesis: Ich habe mich mit Eigensinn bewusst dafür<br />

entschieden, um den Zuhörer zu erreichen. Ich<br />

scheue auch nicht die Interaktion mit dem Hörer. Jeder<br />

kann sich auf seine Weise<br />

damit auseinandersetzen.<br />

Unmittelbar fällt die unglaubliche<br />

Stimmgewalt<br />

eurer Sängerin Nemesis<br />

auf. Was hat Nemesis vor<br />

Eigensinn gemacht?<br />

Nemesis: Vor Eigensinn gab<br />

es Nemesis nicht. Ich habe<br />

als Sängerin natürlich eine<br />

Vorgeschichte. Nach einer<br />

klassischen dreijährigen Gesangsausbildung<br />

zog es mich<br />

weniger zu einem Studium<br />

an der Musikhochschule,<br />

sondern vielmehr zum freien<br />

Ausdruck in verschiedenen<br />

Bands und Projekten. Um die<br />

Jahrtausendwende bin ich<br />

dann auf Holly gestoßen. Wir<br />

haben schnell gemerkt, dass<br />

wir auf einer musikalischen<br />

Wellenlänge funken und<br />

auch im emotionalen Bereich<br />

ähnlich ticken.<br />

Du hast eine Wahnsinnsröhre.<br />

Welche gesanglichen<br />

Vorbilder hast du?<br />

Nemesis: Vielen Dank für das<br />

Kompliment. Ich kann sagen, dass mich viele Künstler<br />

und Sängerinnen wie Sänger beeinflusst haben.<br />

Die großartige Janis Joplin, Lee Aaron, Nina Hagen,<br />

aber auch aus anderen Musikgenres Ella Fitzgerald,<br />

Aretha Franklin und Maria Callas, um nur einige zu<br />

nennen. Ich stehe auch auf U und war in den 80ern<br />

ein großer Billy Idol Fan. Alle diese großartigen Musiker<br />

haben meist eine Wirkung auf mich, sie sind<br />

absolut authentisch und fühlen, was sie vorbringen.<br />

Die Wahrheit ist das Motto des Albums. Ist<br />

Wahrheit relativ?<br />

„absolute Wahrheit<br />

findest du nur in<br />

abstrakten Dingen<br />

wie der Mathematik.“<br />

Holly: Du hast völlig recht, die Wahrheit, von der<br />

wir im Allgemeinen reden, ist relativ und vor allem<br />

subjektiv, denn sie ist von persönlichen Ansichten,<br />

Meinungen und Erlebnissen bestimmt. Absolute<br />

Wahrheit findest du nur in abstrakten Dingen wie<br />

der Mathematik, denn dort gibt es keinen Spielraum,<br />

+1 ist doch immer , oder? Der provokant anmutende<br />

Albumtitel „Die Wahrheit” stammt von unserem<br />

Song „Wahrheit”, dort geht es inhaltlich um<br />

(Medien-) Manipulation und Verleumdung.<br />

Nemesis: Doch jeder von uns<br />

weiß, wann die Wahrheit gesprochen<br />

wird, nämlich dann, wenn<br />

sie einen trifft!<br />

Auf eurer Myspace Seite unterstützt<br />

ihr eine Kampagne von PETA. Seid ihr<br />

aktiv im Tierschutz unterwegs?<br />

Holly: Ja, auf jeden Fall, wir unterstützen gemeinsam<br />

die Ziele und die Aktionen von PETA! Einige Bandmitglieder<br />

sind aktive Mitglieder in Tierschutzorganisationen<br />

und haben auch schon privat misshandelte<br />

Tiere aufgenommen. Es wäre schon ein großer<br />

Erfolg für uns, wenn sich jeder Leser einmal bewusst<br />

mit seiner Umwelt und den Produkten, die er täglich<br />

konsumiert, auseinandersetzt.<br />

www.eigensinn.net<br />

sIEGMaR ost<br />

17


18<br />

Italodarkwave<br />

Die erst im Mai 2008 gegründete<br />

Band aus dem beschaulichen Modena<br />

in Italien versucht, die Ideale der<br />

80er Jahre mit modernen Stilen<br />

des neuen Jahrtausends zu kombinieren.<br />

Dass die musikalische<br />

Ausrichtung dann eher an minimalistischen<br />

Batcave erinnert,<br />

mag verwundern, doch das Spektrum<br />

der Bandausrichtung scheint<br />

noch stark in Bewegung zu sein.<br />

Der Name indes thematisiert die<br />

Nervenkrankheit des Sängers, der<br />

mittlerweile glücklicherweise vollständig<br />

genesen ist. Neben dem<br />

musikalischen, fast schon archaisch<br />

wirkenden Minimalismus sind es<br />

vor allem die italienisch vorgetragenen<br />

Texte, die dem Projekt Tiefe<br />

und klangliches Format bescheren.<br />

Dass Italien mehr als Cantate und<br />

Frohsinn a la Pavarotti und Konsorten<br />

zu bieten hat, dürfte einem aktiven<br />

Underground seit den frühen<br />

80ern zu verdanken sein.<br />

Die italienische Darkwave-Szene<br />

scheint nach wie vor stark in Bewegung<br />

zu sein, wenn man die<br />

Flut der Veröffentlichungen betrachtet.<br />

Francesco: Italien hat seit den frühen<br />

80ern viele Gruppen hervorgebracht.<br />

Gerade so berühmte Bands mit einem<br />

großen Hintergrund wie Neon, Bohemien<br />

und frühe Litfiba waren prägende Künstler<br />

jener frühen Zeit, in der Darkwave und New Wave<br />

bei jungen Menschen sehr angesagt waren. Heute<br />

ist Italien eher von leichter<br />

Musik beseelt und der Underground<br />

findet abseitig<br />

statt. Und dort sind es dann<br />

eben Gruppen wie The Fro-<br />

zen Autumn, The Ashram, The Argine oder Albireon,<br />

die ihre Schwermut in Klänge formen. Gerade Angesichts<br />

der Missstände in der Welt haben vor allem<br />

junge Menschen das Bedürfnis, in Opposition der<br />

allseits bekannten italienischen Fröhlichkeit<br />

a la San Remo zu stehen. Zum Glück gibt<br />

es auch noch Myspace und Konsorten, die<br />

es einem dann Ermöglichen, mit der Welt in<br />

Austausch zu treten. Gerade das Internet hat<br />

uns ein unglaublich umfassendes Werkzeug<br />

zur Verbreitung des Undergrounds an die Hand<br />

gegeben. Und Underground ist ganz nach Dostojewski,<br />

der Ort, wo neue Ideen entstehen.<br />

Ihr singt in unterschiedlichen Sprachen. Wie<br />

wählt ihr diese jeweils aus?<br />

Wörter sind Klänge und Klänge lassen Songs ent-<br />

„underground ist, ganz<br />

nach Dostojewski, der ort,<br />

wo neue Ideen entstehen.“<br />

stehen. Insofern ist uns<br />

nicht immer nur der<br />

Ausdruck des jeweiligen<br />

Textes wichtig.<br />

Wir möchten den Klang<br />

VÖ „Enter“: 29.05.09<br />

der jeweiligen Sprache in die Musik<br />

einfließen lassen. Italienisch ist<br />

eine sehr musische Kultursprache<br />

mit großer Tradition. Verschiedene<br />

Instrumentierungen erfordern verschiedene<br />

Sprachen.<br />

Leider ist euer erstes Werk nur<br />

eine EP. Warum gibt es noch<br />

nicht mehr?<br />

Richtig, „Enter“ ist eher unser erstes<br />

Lebenszeichen, ein Dokument<br />

unserer Entstehungsgeschichte. Natürlich<br />

arbeiten wir bereits an der<br />

nächsten vollwertigen Veröffentlichung<br />

und hoffen, bis zum Winter<br />

einiges neues Material im Kasten zu<br />

haben.<br />

Welche Einflüsse macht ihr für<br />

euch geltend? Mein erster Vergleich,<br />

der mir einfiel, war die<br />

frühe Kultband Madre del Vizio.<br />

Die gemeinsamen Einflüsse sind klar<br />

immer in den 80er zu finden: Joy Division,<br />

The Cure, Depeche Mode, Bauhaus, Siouxie and<br />

the Banshees. Trotzdem versuchen wir gerade auch<br />

moderne Einflüsse wie Elektrowave, Neoklassik und<br />

Futurepop zuzulassen. Aber in der Tat, Madre del Vizio<br />

haben uns auch ermuntert, italienisch zu singen.<br />

www.myspace.com/bandmav<br />

www.mavmusik.com<br />

SIEGMAR OST


Lebenszyklen<br />

Die aus dem unterfränkischen Taubertal stammenden<br />

Legio Mortis bespielten als Vorband<br />

bereits die größten Szenenamen, wie Sisters<br />

of Mercy, In Extremo, Amon Amarth, Six Feet<br />

Under und Paradise Lost. Die Todesmetaller<br />

überzeugen mit einem atmosphärisch dichten<br />

Sound, der jetzt unter der Ägide von Alexander<br />

Krull voll zur Geltung kommt. Das zweite Album<br />

könnte somit den Durchbruch bedeuten.<br />

Gerade in den dunklen Wäldern Frankens<br />

scheint es eine Menge tiefschwärzesten Metalls<br />

zu geben. Wie erklärt ihr euch diese Affinität?<br />

Im fränkischen Raum ist die Metalszene im Allgemeinen<br />

ziemlich groß und da es seit Jahren auch mehrere<br />

Schwarzmetalbands gibt, hat sich natürlich auch<br />

die Anhängerschaft vergrößert. Das Aufkommen des<br />

Pagan Metals hat das Ganze noch verstärkt. Gerade<br />

im romantischen Franken gibt es ja zig Mythen, Sagen<br />

usw., was für ausreichend Liederstoff sorgt.<br />

Euer Album wirkt wie eine theatralische Inszenierung<br />

in einem alten Kabaretttheater. Was<br />

ist der Hintergrund?<br />

Wir haben das Thema Theater aufgegriffen, um Lebensabschnitte<br />

in drei Akten aufzuteilen. Der erste<br />

Akt steht für die Geburt und die Kindheit, als zweiten<br />

Akt sehen wir das Leben als Erwachsener, in dem<br />

man mit Erfahrungen seine Meinungen bildet. Der<br />

abschließende dritte Akt stellt den Tod beziehungsweise<br />

das Ende dar. Wir wollten das alles in einem<br />

Theater aufführen und dem Zuhörer in einer überspitzen<br />

Weise zeigen, was nicht richtig läuft. Dunkle<br />

und bösartige Bedürfnisse, die in jedem von uns stecken,<br />

aber in den meisten Fällen immer unterdrückt<br />

bleiben. Natürlich soll man auf “Theatre of morbid<br />

visions” nicht alles wörtlich nehmen, man soll selbst<br />

darüber nachdenken und seine<br />

eigenen Schlüsse daraus<br />

ziehen.<br />

„Dass uns der<br />

spaß wichtig ist,<br />

sieht man auch<br />

an unserem atc<br />

cover von ‚around<br />

the World’“<br />

Das Album wurde von keinem<br />

Geringeren als Alex<br />

Krull gemixt und gemastert.<br />

Konnte er euch wertvolle<br />

Tipps geben? Wie war<br />

die Zusammenarbeit?<br />

Ja. Alex Krull war unsere erste Wahl für den Mix der<br />

CD. Wir haben ihm beim Mix komplett freie Hand gelassen,<br />

er hat eine riesige Erfahrung und weiß, wie<br />

etwas klingen muss und soll. Als wir das Ergebnis<br />

zum ersten Mal hörten, waren wir sofort begeistert.<br />

Es klang besser als wir es uns vorgestellt hatten, er<br />

hat einen großartigen Job gemacht.<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Künstlern eures Genres, die nur<br />

das Böse zum Selbstzweck thematisieren,<br />

gibt es bei euch auch<br />

wirkliche Aussagen, wie bei „Virus<br />

Called A Human Race“. Sind<br />

euch diese Themen sehr wichtig<br />

oder steht der Spaß auf der Bühne<br />

im Vordergrund?<br />

Wir setzen uns auf der Bühne schon etwas von<br />

den „sehr bösen” beziehungsweise „truen” Bands<br />

ab. Wir wollen – und das Publikum soll – Spaß haben,<br />

wenn wir auf der Bühne stehen. Wir machen<br />

auch mal gerne kleine Späße mit den Besuchern,<br />

man kann nicht immer nur Ernst sein. Dass uns der<br />

Spaß wichtig ist, sieht man auch an unserem ATC<br />

Cover von „Around the World”, der sich als Hidden<br />

Track auf „Theatre of morbid visions” befindet. Dieser<br />

Song hat es sogar fest in unser Live Programm<br />

geschafft und selbst die bösesten Black Metaller<br />

schwingen dann schon mal das Tanzbein. Natürlich<br />

lesen sich einige unserer Texte beim ersten Mal etwas<br />

extrem oder düster, aber man merkt dann auch<br />

schnell die Ironie, die dahinter steht. Natürlich geht<br />

es in einigen Texten wie z. B. „Trough the Eyes of<br />

death” oder „Time to Suffer” um dunkle Seiten im<br />

Menschen, über die jeder schon einmal nachgedacht<br />

hat, ohne es wirklich tun zu wollen. Die Thematik<br />

von „Virus called human race” soll natürlich aufrütteln,<br />

wir können nicht mehr so weitermachen, es<br />

muss sich etwas ändern, sonst gehen wir zugrunde<br />

und alles ist zu Ende.<br />

www.legiomortis.com<br />

PEtER Istuk<br />

19


n o t e s f r o m u n d e r g r o u n d<br />

0<br />

Induspagnol<br />

Kerniger Industrialrock a la Nine Inch Nails<br />

oder Marilyn Manson war bisher vorwiegend<br />

in US-amerikanischen Territorien zu Hause. Die<br />

spanischsprachigen Elektroniker frönten allenfalls<br />

dem mexikanischen Vorbildern Hocico<br />

und Spanien selbst ist natürlich eher für Bolero,<br />

Tango und Flamenco berühmt berüchtigt.<br />

Umso exotischer wirkt das nach dem literarischen<br />

Vorbild benannte und von Dostojewski inspirierte<br />

Projekt des Workaholics, Musikers, Produzenten,<br />

Songschreiber und Sänger in Personalunion, Paolo<br />

Greco. Bereits das Demo fand schnell eine Adelung<br />

durch den berühmten englischen Szeneguru Mich<br />

Mercer. Der Plattendeal mit dem innovativen Web-<br />

und jetzt auch physikalischen Label AF Musik ließ<br />

dank der regen Internetpräsenz der Band nicht lange<br />

auf sich warten und die CD wurde, um die Interpretationen<br />

vieler illustrer<br />

Remixer ergänzt, in Windeseile<br />

fertig produziert. Ohne<br />

ein starkes Team im Hintergrund<br />

wäre es aber auch Paolo<br />

nicht möglich gewesen,<br />

dieses druckvolle und vielschichtige<br />

Industrialrock Album<br />

abzuliefern. So runden<br />

das Quartett auf der Bühne<br />

die Musiker Guigher an den<br />

„Mit der spanischen<br />

kultur verbinden die<br />

meisten siesta und<br />

fiesta, Infrastruktur und<br />

unterstützung für unsere<br />

art der Musik ist kaum<br />

zu finden.”<br />

Tasten und am Bass, MdA<br />

an der Gitarre und Pumucki<br />

am Schlagzeug ab. Schwer<br />

genug, diese Musiker in<br />

einer so gänzlich anderen<br />

Musiktradition Madrids zu<br />

finden, haben die Vier trotzig<br />

ihren Weg aus der musikalischen<br />

Provinz Europas<br />

geschafft. Paolo indes fühlt<br />

sich kaum der spanischen<br />

Heimat verpflichtet, denn sein künstlerisches Elternhaus<br />

führte ihn schon früh um die Welt und ließ ihn<br />

die Kindheit in Irland, USA und England verbringen,<br />

während die anderen Mitglieder auch größtenteils<br />

aus Italien und Argentinien stammen. „Mit der spanischen<br />

Kultur verbinden die meisten Siesta und Fiesta,<br />

Infrastruktur und Unterstützung für unsere Art<br />

der Musik ist kaum zu finden.” Umso stärker fühlt<br />

man sich der internationalen Szene verbunden. Ob<br />

En Esch, Jürgen Engler, Seb Komor, Patrick Codeny<br />

oder William Faith – aus den Bekanntschaften wurden<br />

schnell musikalische Zusammenarbeiten und<br />

so liest sich die Remixer Liste auf dem Debütalbum<br />

entsprechend international. Doch auch die Originalversionen<br />

können sich hören lassen und zeichnen<br />

eine deutliche Handschrift. Religiöse, gesellschaftlich<br />

soziale Probleme und sexuelle Andeutungen zu<br />

eigenen Konflikten würzen das Album mit allerlei<br />

Themen. So ist „Crossing the rubicon” der Schritt<br />

in eine neue Welt und ins Rampenlicht der weltweiten<br />

Industrialrockszene, das jedoch einen sehr<br />

langen Entstehungsprozess hinter sich hat. Einige<br />

frühe Demos entstanden bereits letztes Jahrhundert<br />

vor der Gründung der Band. Paolo entwickelte die<br />

Ideen immer weiter und fand gerade durch sein<br />

Studium als Studiotechniker neue technische Wege,<br />

den Songs zusätzliche Facetten zu verleihen. „Wir<br />

sind definitiv keine Sessionband. Noch nie ist ein<br />

Song beim Jammen im Proberaum entstanden.“<br />

Durch die anderen Bandmitglieder, die auch allesamt<br />

technischen Berufen entstammen, wurden so<br />

den Songs viele neue musikalische Lackierungen<br />

verpasst. Dass die meisten Songs mit einem simplen<br />

Gitarrenriff ihren Anfang nahmen, kann man<br />

sich angesichts der so dichten Produktion kaum<br />

vorstellen. Aber auch Paolos Gesangslinien zeichnen<br />

sich durch verschiedenste emotionale Ebenen<br />

aus. „Gerade das positive Feedback von Künstlern<br />

wie William Faith haben mir stark geholfen, mich<br />

hier auch weiterzuentwickeln. Besonders wichtig ist<br />

mir, dass man meinen Gesangsstil keinem anderen<br />

Sänger zuordnen kann. Ich möchte meine eigene<br />

Sprache finden.“<br />

www.myspace.com/enefeu<br />

PEtER Istuk


The eTernal afflicT<br />

Altersweisheit und Kernschmelze<br />

Man glaubt es kaum. Nach unzähligen Splits<br />

und Reunions haben die zwei Hauptprotagonisten<br />

Cyan und Winus wieder zusammengefunden<br />

und diesmal sogar gleich ein eigenes<br />

Label begründet. Was dabei herauskam, konnten<br />

wir ja bereits im letzten NEGAtief berichten.<br />

Die Neuaufnahme des Klassikers „San<br />

Diego“ mit der Ausnahmestimme Syrahs von<br />

Qntal konnte sich innerhalb weniger Wochen<br />

in den Clubs festsetzen. Doch auch das neue<br />

Album – ganz im Zeichen der Kernphysik – hat<br />

in der Kernschmelze der beiden sendungsbewussten<br />

Zeitgenossen ein neues Kapitel der<br />

ewigen Affliction eröffnet.<br />

Fällt es leichter, nach dem Erfolg<br />

von „San Diego 2k9“ in<br />

die nahe Zukunft zu blicken?<br />

Hat euch der Erfolg der Single<br />

überrascht?<br />

Cyan: Wir sind glücklich, das uns der erste Coup mit<br />

Afflict:Me Records gelungen ist. Erfolg überrascht<br />

mich nicht, weil ich diese 15 Sekunden nur noch mit<br />

einem zufriedenen Lächeln quittiere, jeder Erfolg<br />

ist schön, nur leider folgen danach meistens viele<br />

schmerzhafte “Magenschwinger”.<br />

Winus: Wir freuen uns, dass dieser Song immer noch<br />

Freunde findet.<br />

Winus, hast du die Produktion von „Ion“ alleine<br />

durchgezogen? Wer war am Songwriting<br />

beteiligt? Hattet ihr mit Markus Kontakt?<br />

Winus: Nein. Per-Anders Kurenbach, der uns auch als<br />

Live-Keyboarder begleitet, hat mich bei der Produktion<br />

tatkräftig unterstützt. Das Songwriting läuft meistens<br />

so, dass ich Ideen vorgebe, die wir gemeinsam<br />

ausarbeiten. Markus ist aus<br />

zeitlichen Gründen nicht mehr in den kreativen<br />

Prozess integriert, jedoch ambitionierter<br />

Partner unseres eigenen Labels.<br />

Das ganze Album klingt sowohl musikalisch<br />

als auch gesanglich sehr breit gefächert<br />

und experimentell. Wie seid ihr an<br />

die Songs rangegangen?<br />

Cyan: Anders als noch zu Zeiten der „Euphoric<br />

and Demonic“. Wir wollten diesmal den<br />

Songs Luft zum Atmen geben, nicht mehr<br />

jeden Beat mit Gesang ersticken. Die Zeiten der Lyrics<br />

über DIN A Seiten sind einfach vorbei. Ich habe<br />

einen Fundus von etwa 50 Songtexten mit ins Studio<br />

gebracht und vor den Gesangsaufnahmen haben wir<br />

angefangen, einzelne Zeilen wie<br />

bei einem Memory-Spiel zusammenzusetzen.<br />

Die endgültigen<br />

Lyrics ergaben dann streckenweise<br />

einen sehr unterschiedlichen<br />

Sinn zu dem, was ich vorher beabsichtigt<br />

hatte. Aber genau das<br />

war sehr konstruktiv und macht „ION“ aus.<br />

Winus: Wir haben diesmal enger zusammengearbeitet,<br />

haben die Songs gemeinsam entwickelt und<br />

haben uns deutlich mehr Zeit gelassen, dieses Album<br />

zu produzieren.<br />

„Durch Entzug<br />

stellt man halt<br />

fest, was einem am<br />

wichtigsten ist.“<br />

Ist die Verschmelzung von T.E.A. und Sara<br />

Noxx auf „What we (?ll) be tomorrow“ Zufall<br />

gewesen?<br />

Winus: Ich verrate sicherlich nichts Neues, wenn ich<br />

sage, dass es zwischen T.E.A. und Sara Noxx schon<br />

seit Jahren einige Berührungspunkte gibt und darüber<br />

hinaus produziere ich ja die Sara Noxx Alben<br />

und freue mich sehr, über die stetige, extrem positive<br />

Entwicklung.<br />

Was ist eigentlich auf dem Albumcover zu sehen?<br />

Wer ist dafür verantwortlich?<br />

Cyan: Der Lichteffekt einer Kernspaltung.<br />

Winus: Und es kommt zu explosionsartigen Entladungen,<br />

ein T.E.A.-typisches Phänomen.<br />

Cyan: Verantwortlich für das Cover sind wieder BLE-<br />

ZE/Marko Jakobi (www.terrasight.net), wie schon<br />

bei der „Euphoric and Demonic“ und auch bei der<br />

CYAN INC., und meine Wenigkeit. Marko ist mittlerweile<br />

zu einem festen Bestandteil unserer künstlerischen<br />

Darstellung geworden.<br />

Werdet ihr zusätzlich<br />

zum WGT noch Auftritte in<br />

diesem Jahr haben? Wie lange werdet ihr es<br />

diesmal miteinander aushalten?<br />

Cyan: Das mit dem miteinander Aushalten hat ja<br />

jetzt eine andere Qualität bekommen, durch unser<br />

eigenes Label haben wir eine ganz andere Verantwortung<br />

der ganzen „Sache“ gegenüber. Außerdem<br />

war der private Zusammenhalt immer da, nur musikalisch<br />

konnten wir uns phasenweise nicht ausstehen<br />

oder wollten keine Zeit füreinander haben.<br />

Durch Entzug stellt man halt fest, was einem am<br />

wichtigsten ist.<br />

Winus: Weitere Konzerte sind 009 bisher in Zürich,<br />

Dessau und Augsburg konkret. Was das Aushalten<br />

angeht: Wir werden uns diesmal mehr Auszeiten<br />

gönnen und die Altersweisheit kann ja auch durchaus<br />

hilfreich sein (lacht).<br />

Jalal MoGnIR<br />

www.myspace.com/theeternalafflict<br />

VÖ „Ion“: 29.05.09<br />

1


Anonym ins 0.<br />

Schaffensjahr<br />

Tyske Ludder ist vielen Hörern<br />

aus der EBM- und Electro-Szene<br />

ein Begriff. Dass die Band um die<br />

Mannen Albert X und Olaf A.R.,<br />

die jetzt das fünfte Studioalbum<br />

mit dem Namen „Anonymous“ herausbringt,<br />

bereits auf das zwanzigste<br />

Jahr ihrer Schaffensphase<br />

hinläuft, wissen die Wenigsten. Das Urgestein<br />

bringt jetzt beim Chemnitzer Label Black <strong>Rain</strong><br />

sein zweites Album heraus.<br />

Die Texte eures neuen Albums sind wie schon<br />

bei den Vorgängeralben sozialkritisch – wie<br />

kommt ihr auf die Ideen dazu?<br />

Albert: Unsere Texte sind eigentlich nur ein Spiegelbild<br />

der Gesellschaft. Unsere Themen entdecken wir<br />

sozusagen im täglichen Studium menschlichen Versagens,<br />

egal wie und wo es sich präsentiert. Ob nun<br />

über die Medien oder als Liveperformance im Alltag,<br />

der Mensch ist schon ein verdammt interessantes,<br />

einfallsreiches und unberechenbares Tier.<br />

Der Song „Bastard“ ist sehr direkt und heftig.<br />

Sätze wie „Die Dekadenz ist der Anmut so<br />

nah“ beißen sich fest. Um was geht es allerdings<br />

genau?<br />

Ralf: Bastard spielt mit der Fantasiewelt und der Selbstgefälligkeit<br />

eines heranwachsenden Sexualtäters, der<br />

sich in der Prägungsphase befindet, praktisch vor dem<br />

Ausbruch. Beeinflusst durch die vielfältigen Reize, die<br />

auf ihn einwirken und die zunehmende Ausprägung<br />

der gewalttätigen Fantasien wird es irgendwann nicht<br />

mehr ausreichen, diese nur in der Fantasiewelt auszuleben.<br />

Der Ausbruch ist vorprogrammiert, wenn das<br />

keiner erkennt oder helfen kann.<br />

Die Songs haben eine härtere Gangart gefunden,<br />

zum Teil auch mit Gitarren. Wie kommt<br />

das?<br />

Olaf: Also tatsächlich haben wir auch schon früher<br />

immer mal wieder gesampelte Gitarren eingesetzt.<br />

Diese verwenden wir aber nie so, dass sie in den<br />

Vordergrund rücken, sondern eher subtil. Du kannst<br />

damit manchmal einem Song noch das „treibende“<br />

Etwas geben.<br />

Der größte Unterschied zu den Vorgänger-Alben ist<br />

der, dass wir nach fast 0 Jahren einfach mal auch<br />

fremde Ideen auf unsere Produktion wirken lassen<br />

wollten. Da lag es natürlich nahe, Sebastian von Wert-<br />

stahl zu fragen, ob er das Album<br />

produzieren würde. Wir haben seit<br />

„Sojus“ immer mal wieder seine<br />

Künste als Remixer in Anspruch genommen<br />

und waren schon immer<br />

ziemlich beeindruckt von dem, was<br />

er da so abliefert. Dieser Umstand<br />

und das Endmastering von Jan von<br />

Noisuf-X haben letztendlich zu dem<br />

geführt, was du eine „härtere“<br />

Gangart nennst.<br />

„March“ ist ja ein Remake eines<br />

Songs aus dem amerikanischen Bürgerkrieg.<br />

Was hat euch dazu bewogen?<br />

Albert: „March“ ist ein weiterer Seitenhieb auf den<br />

zunehmenden schärfer werdenden Militarismus weltweit.<br />

Besonders den neuen Wettlauf um atomare<br />

Waffen und das Spiel mit den Bedrohungsszenarien<br />

finden wir reichlich sonderbar und es wirft diverse Fragen<br />

über die Zurechnungsfähigkeit einiger Menschen<br />

auf. Zum Thema Irak kann man glaub ich<br />

nur noch den Kopf schütteln<br />

und sich wundern, verstehen<br />

war gestern.<br />

Letztens habe ich<br />

gelesen, dass ihr mit<br />

der Band Wertstahl<br />

zusammengearbeitet<br />

habt. Sind denn<br />

in Zukunft weitere<br />

Zusammenarbeiten<br />

mit anderen Bands<br />

geplant?<br />

Olaf: Mit Sebastian<br />

von Wertstahl verbindet<br />

uns, wie<br />

schon erwähnt,<br />

„unsere themen<br />

entdecken wir<br />

sozusagen im<br />

täglichen studium<br />

menschlichen<br />

Versagens, egal<br />

wie und wo es<br />

sich präsentiert.“<br />

eine mehrjährige Zusammenarbeit,<br />

die sich aber im Endeffekt auf Gedankenaustausch<br />

und Remixe beschränkte.<br />

Als wir uns entschlossen<br />

haben, für die neue CD mit einem<br />

Produzenten zusammenzuarbeiten,<br />

fiel die Entscheidung nicht schwer,<br />

Sebastian zu fragen. Für das Endmastering<br />

konnten wir dann auch<br />

noch Jan von Noisuf X, den wir im<br />

letzten Jahr beim Infest in Bradford<br />

kennengelernt haben, gewinnen.<br />

Ich denke schon, dass wir auch in Zukunft die Zusammenarbeit<br />

mit anderen Musikern suchen werden,<br />

man kommt halt aus seiner eigenen Schiene heraus<br />

und lässt sich für neue Dinge inspirieren. Wer das sein<br />

könnte, keine Ahnung, das wird sich ergeben.<br />

www.tyske-ludder.de<br />

DanIEl fRIEDRIch


Kontrollverlust<br />

Im letzten NEGAtief<br />

gingen wir<br />

schon ausführlich<br />

auf das Video und<br />

den Release „She<br />

Lost Control” ein,<br />

doch damit ist<br />

diesem Release<br />

noch nicht Genüge<br />

getan. Denn Lord<br />

Athanor und seine<br />

Sirenen alias GriffonVox<br />

vormals<br />

Greifenkeil haben<br />

gerade mit dieser<br />

Veröffentlichung<br />

noch mehr im Sinn.<br />

Die gemeinsame<br />

Kampagne mit<br />

Greenpeace unterstreicht<br />

die Relevanz<br />

und das Engagement<br />

für den<br />

Umweltschutz.<br />

Bereits das letzte Mal gingen wir auf eure Coverversion<br />

des Joy Division Klassikers „She’s<br />

lost control“ ein. Nun unterscheidet sich das<br />

Subjekt eures Songs gewaltig vom Original.<br />

Lord Athanor: Das Subjekt(!) mag anders sein, der<br />

Song nicht, es ist ein echtes Cover von Joy Division<br />

„She’s lost control”.<br />

Euch geht es um die Erde, die Schöpfung, die<br />

sich ihres Virus Mensch nicht mehr erwehren<br />

kann. Was prägt besonders eure Sichtweise?<br />

In der Tat geht es darum, dass der Mensch zu weit<br />

gegangen ist. Dazu muss man sich nur ein wenig im<br />

Alltag umschauen. Ohne Gefühl mit der Natur so zu<br />

verfahren, wie wir es tagtäg-<br />

lich erleben müssen, ist schon<br />

extrem brutal und rücksichtslos.<br />

Jemanden den man liebt,<br />

den man braucht, von dem<br />

man Teil ist, quält man oder<br />

tötet man nicht.<br />

Ist es nicht eigentlich schon<br />

zu spät für eine Umkehr? Die Selbstzerstörung<br />

des Menschen birgt doch auch eine Chance für<br />

eine Natur ganz ohne Menschen?<br />

„Jemanden den<br />

man liebt, den man<br />

braucht, von dem man<br />

teil ist, quält man<br />

oder tötet man nicht.”<br />

Schwer zu sagen; sehe die ganze Sache jedoch nicht<br />

nihilistisch, denn ein Kreis hat ohnehin nie ein Ende.<br />

Optionen gibt es immer, auch wenn häufig nicht klar<br />

sein mag, welche.<br />

Ist dieses Zerstörerische nicht schon in den frühen<br />

Sichtweisen der Religionen vorprogrammiert?<br />

Durchaus, diese Zerstörung ist insbesondere in<br />

allen patriarchalischen Religionen (also Macho-<br />

Religionen) festgelegt worden. In ähnlicher Weise,<br />

wie es in der christlichen Religion heißt „Mach<br />

dir die Erde Untertan”, wird diese Sicht ebenso im<br />

Judentum und Islam, etc. kundgetan. Halt in allen<br />

patriarchalischen Religionen.<br />

Damit einher geht immer ein<br />

negatives Bild gegenüber<br />

dem Weiblichen, schlechte<br />

Behandlung von Frauen, was<br />

bei diesen Religionen unübersehbar<br />

ist. Durch diese Sicht<br />

sieht und erfährt der Mensch<br />

sich nicht mehr als Teil des<br />

Ganzen, sondern stellt sich darüber. Diese Sichtweise<br />

stellt das Problem dar, denn diese Sichtweise<br />

rechtfertigt Ausbeutung und Rücksichtslosigkeit.<br />

Ihr kombiniert eure Veröffentlichung mit einer<br />

gemeinsamen Kampagne mit Greenpeace.<br />

Seid ihr schon lange im Umweltschutz aktiv?<br />

Wie kam es zu dieser Idee?<br />

Als Druide ist es Teil meiner Aufgabe mit der Natur<br />

zu kommunizieren, und der Kreation von Mutter<br />

Natur zu dienen und sich einzusetzen. Auch bei<br />

Greifenkeil ging es schon um diese Thematik, siehe<br />

„Her Name”, jedoch war die Präsentation etwas<br />

subtiler. Heute ist es unabdingbar geworden, in<br />

Bezug zur Umweltzerstörung explizit zu sein, und<br />

kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen. Sonst<br />

hört niemand mehr zu. Man muss irgendwie extrem<br />

oder schrill sein, um noch zur Kenntnis genommen<br />

zu werden; das ist mit GriffonVox wohl<br />

geglückt.<br />

Wie werdet ihr diese Kampagne unter das<br />

schwarze Volk bringen?<br />

Auf dem Release wird es ein Video geben zu<br />

„She’s lost control”, was das Thema Umwelt-<br />

Global Warming auf den Punkt bringt. Na und<br />

dann gibt es noch die neuen Tracks auf dem Release<br />

„Control Lost”. Wer die Texte hört, wird<br />

das Thema kaum überhören können. Wenn die<br />

DJs dann noch mitspielen, dann kann was Gutes<br />

daraus werden. Geplant ist auch eine Aktion<br />

zusammen mit Greenpeace am WGT Freitag.<br />

Wer sich wirklich informieren will, kann das in der<br />

Agra Messehalle am GrenTzwert Stand tun.<br />

Glaubt ihr, dass in der Szene eine größere Bereitschaft<br />

für ökologische Themen existiert?<br />

Man kann auch grün denken und schwarz tragen.<br />

www.GriffonVox.com<br />

www.MySpace.com/GriffonVox<br />

GERt DRExl


Oberer Totpunkt<br />

„Erde ruft“<br />

Das zweite Album „Erde ruft“ des Hamburger<br />

Albtraumduos Oberer Totpunkt ist genau<br />

so wahnsinnig wie ihr Erstling „10 Grad vor<br />

OT“. Die Frontfrau Bettina schafft es wieder<br />

eindrucksvoll, den Zuhörer mit scheinbarer<br />

Normalität einzulullen, um dann in gezielten<br />

Momenten, mit nur einem Wort einen Abgrund<br />

zu öffnen, der einem die kalten Schauer<br />

über den Rücken laufen und den Hörer vor der<br />

eigenen Realität erschaudern lässt. Das Ganze<br />

wird getragen von einer Mischung aus Minimalelectro,<br />

Hip-Hop, infernalischer Filmmusik<br />

und Gänsehautchören und erinnert stark an<br />

die Anfang der Neunziger aufgekommene<br />

Strömung der Neuen Deutschen Todeskunst,<br />

modern und noch tiefschürfender in die Neuzeit<br />

transportiert.<br />

Euer neues Album „Erde ruft“ beschreibt im<br />

Allgemeinen die Vergänglichkeit? Der Abriss<br />

eines Lebens?<br />

Bettina: Tatsächlich lassen wir uns thematisch leiten<br />

vom Beginn des Lebens bis zu seinem Ende – von<br />

der Geburt bei „Blutmond“ bis zum Sterbeerlebnis<br />

bei „Erde ruft“. Dabei steht für mich die Aufforderung<br />

im Vordergrund, die eigene Lebenszeit zu nutzen<br />

– denn unsere Lebensträume sollen doch nicht<br />

ungelebt bleiben und zur Farce verkommen. Dies<br />

verbindet zugleich das zweite mit unserem ersten<br />

Album: Lebst du deinen Traum oder träumst du dein<br />

Leben? Musikalisch sind, wie ich finde, einige gut<br />

tanzbare Stücke dabei, das Ganze ist also nicht gerade<br />

eine trübsinnige Angelegenheit.<br />

Im ersten Song „Blutmond“ heißt es: „Wirklich<br />

glücklich sind wir nur, wenn wir uns unserer<br />

selbst nicht bewusst sind“ und „Der Tod findet<br />

zu Lebzeiten statt.“ Beginnt nach der Geburt<br />

die Gratwanderung Leben? Das Jagen nach<br />

dem Glück?<br />

Bettina: Es klingt zwar ziemlich fies, aber genau genommen<br />

beginnt das Sterben ja mit der Geburt. Und<br />

mit dem Glück ist das immer so eine Sache - wer<br />

sich schon einmal als wirklich glücklich erlebt hat,<br />

der weiß, dass dies Momente intensiver Selbstvergessenheit<br />

sind, Augenblicke, in denen man vollkommen<br />

in etwas aufgeht. Wenn der Mensch hingegen<br />

„sich seiner selbst bewusst ist“, das heißt, wenn er<br />

seine Situation reflektiert, dann bemerkt er auch<br />

meist seine Mängel. Vielleicht ist der Mensch auch<br />

gar nicht fürs Glück begabt.<br />

Auf dem neuen Album thematisiert ihr verstärkt<br />

die biblische Geschichte, Gott und die Kirche.<br />

Ist es nicht ein Segen, mit dem Glauben an<br />

Gott zu leben und zu sterben?<br />

Micha: Tja, wenn man sich mit dem Thema Tod<br />

beschäftigt, gelangt man unweigerlich zum berühmtesten<br />

Toten der Welt…<br />

Bettina: ...den wir bei „Schlacht“ als übellaunigen<br />

Choleriker präsentieren. Das Stück spielt damit,<br />

dass seit 000 Jahren idealisierende Fantasien<br />

über die Person Jesus kultiviert werden. Wer kann<br />

schon wissen, wie er wirklich war. Obwohl ich sagen<br />

muss, dass die Auseinandersetzung mit Religion gar<br />

nicht der Leitgedanke war. Bei „Sie sind da“ geht<br />

es beispielsweise eher um die Selbstüberschätzung<br />

einer psychotischen Persönlichkeit. „Gaia“ ist die<br />

Geschichte einer Transformation, einer Wiederauferstehung,<br />

wenn man so will. Bei „Hexenjagd“ ging es<br />

um das Thema Frauenhass. Insofern ist die Frage, ob<br />

es ein Segen ist, mit dem Glauben an Gott zu leben<br />

und zu sterben, nicht ganz einfach zu beantworten:


der Glaube, verstanden als Werteorientierung und<br />

Selbstreflexion, ist vielleicht ein Segen für den, der<br />

glauben kann und schadet ja zumindest auch nicht.<br />

Aber Religion ist auch ein Herrschaftsmittel und zugleich<br />

einer der Hauptgründe für Kriege in der Weltgeschichte.<br />

Ihr habt bis jetzt ausschließlich deutsche Texte<br />

verwendet. Diesmal sind aber einige Titel und<br />

Headlines auf dem Album in Latein.<br />

Bettina: Das Sakrale passte einfach gut ins Konzept,<br />

die Geschichten selbst werden nach wie vor in deut-<br />

scher Sprache erzählt. Deutsch ist auch eine ungeheuer<br />

reiche Sprache, außerdem ist es die Sprache,<br />

die ich am sichersten beherrsche – die Lateintexte<br />

kommen von Micha.<br />

Michael: Wenn das meine alten Lehrer wüssten, in<br />

der Schule habe ich Latein gehasst! Ich mag die<br />

gregorianischen Choräle: Latein klingt mystisch<br />

– gleichzeitig hart und<br />

martialisch. Der Chor Canticum<br />

Potentem bringt<br />

auch Gänsehautmomente<br />

wie „Imperator“, „Sepultura<br />

Asini“.<br />

„Wenn man sich mit dem<br />

thema tod beschäftigt,<br />

gelangt man unweigerlich<br />

zum berühmtesten toten<br />

der Welt.“<br />

„Sepultura Asini“ behandelt<br />

das Thema<br />

Selbstmord. „Kann denn Sterben Sünde sein?“<br />

Bettina: Für die christliche Kirche war (und ist?)<br />

Selbstmord die schlimmste Sünde überhaupt, weil<br />

die Tat die Möglichkeit der Reue logisch ausschließt.<br />

Die altertümliche Reaktion darauf war reichlich hysterisch<br />

und stellt offenbar die Quelle für die späteren<br />

Zombie-Geschichten dar.<br />

Wer ist für euer Coverartwork verantwortlich?<br />

Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?<br />

Michael: Bei OT kümmert sich Bettina um die Texte<br />

(Der Bandname stammt auch von ihr), ich um die Optik.<br />

Ich finde Coverdesign und überhaupt Corporate<br />

Design extrem wichtig, um unsere künstlerischen<br />

Vorstellungen zu visualisieren. Wenn der erste Song<br />

im Kasten ist, mache ich mir bereits Gedanken über<br />

Typografie, Bilder und Farbwelten. Als wir die „10°<br />

vor OT“ eingespielt haben, wussten wir schon, dass<br />

das Folgealbum „Erde ruft“ heißen würde. Ich hatte<br />

bereits ein grobes Konzept im Kopf. Als ich in einem<br />

Blumengeschäft in Hamburg im Hinterraum zufällig<br />

das Moossofa entdeckte, wusste ich sofort: Das ist<br />

das Titelmotiv!<br />

Der Tod ist ein zentrales Thema in eurem Konzept.<br />

Wie gefällt euch der Terminus „Neue<br />

Deutsche Todeskunst“, mit dem ihr in Verbindung<br />

gebracht werdet? Die Parallelen zu<br />

Bands wie Goethes Erben sind ja nicht von der<br />

Hand zu weisen.<br />

Bettina: Der Terminus „Neue Deutsche Todeskunst“<br />

war, glaube ich, ursprünglich ironisch gemeint. Mir<br />

gefällt „Schwarze <strong>Roman</strong>tik“ besser.<br />

Michael: Ich finde, das passt perfekt zu OT. Es ist natürlich<br />

schmeichelhaft, dass wir in einem Atemzug<br />

mit wichtigen Bands des schwarzen Genres genannt<br />

werden.<br />

Ist „Hamburg“ eine Liebeserklärung an eure<br />

Heimatstadt?<br />

Michael: Eher eine Hinrichtung. Hier leben zwei Millionen<br />

Menschen, und nicht alle von ihnen auf der<br />

Sonnenseite. Seitdem ich hier lebe, nerven mich viele<br />

mit „Oh, du wohnst in Hamburg, meine Traumstadt,<br />

bla bla” – natürlich ist es eine schöne Stadt, Hafen<br />

etc. Deshalb ist Hamburg die<br />

ideale Stadt für so einen Text.<br />

Bettina: Was auf den ersten<br />

Blick attraktiv erscheint, bekommt<br />

bei näherem Hinsehen<br />

manchmal seltsame Stellen.<br />

Und wenn man dann eine<br />

Lupe zur Hand nimmt, erkennt<br />

man, dass diese Stellen eine<br />

tiefere Struktur haben. Und wenn man dann das<br />

Ganze unter dem Mikroskop betrachtet, merkt man<br />

plötzlich, dass man eine Krebszelle vor sich sieht.<br />

Wie werdet ihr den Chor in eure Liveperformance<br />

einbauen? Wann kann man euch live<br />

sehen?<br />

Bettina: Es ist immer schwer, professionelle Studiomusiker<br />

live zusammenzubekommen. Wir werden<br />

daher in verschiedenen Konstellationen spielen.<br />

Meist treten wir zu dritt auf. Ich hoffe, wir bekommen<br />

dieses Jahr ein paar Mal die große Besetzung<br />

auf die Bühne. Die nächsten Auftritte stehen im Juli<br />

und August bevor, daneben arbeiten wir gerade an<br />

einer kleinen Tour. Die konkreten Termine am besten<br />

kurzfristig auf Myspace abfragen.<br />

www.totpunkt.com<br />

VÖ „Erde ruft“: 19.06.09<br />

PolonI MElnIkoV<br />

5


Second diSeaSe<br />

Aufgewacht<br />

Was passiert nicht alles, wenn die Elektroszene<br />

schläft. Nicht viel. Umso besser, dass ab und an<br />

ein paar alte Electrorecken wiedererwachen.<br />

So auch Second Disease, die der weitgehend<br />

eingeschlafenen Electrogemeinde nach acht<br />

Jahren Pause mit „While the masses sleep”<br />

wieder Mal einen Impuls geben können. Das<br />

ehemalige Zoth Ommog Duo knüpft genau<br />

da an, wo es 2001 aufgehört hat: Harte Beats<br />

gepaart mit genial verschachtelter Elektronikfrickelei<br />

und dem oft vermissten Mut zu Lücke<br />

und Ruhe, sollten die Herzen der traditionellen<br />

EBM-Gemeinde höher schlagen lassen.<br />

Eure letzte Veröffentlichung war „Am I God?“<br />

aus dem Jahr 2001. Kann man „While the<br />

masses sleep“ als euer Comeback bezeichnen<br />

oder habt ihr nie aufgehört?<br />

Ganz aufgehört haben wir eigentlich nie, wir haben<br />

aber durch unsere Jobs ein wenig den Faden locker<br />

gelassen und nicht so richtig den Dreh gefunden,<br />

„Second Disease“ wieder zu intensivieren. Letztes<br />

Jahr haben wir uns dann allerdings einen Ruck ge-<br />

geben, auch nachdem wir unsere<br />

alten Stücke mal wieder nach<br />

langer Zeit gehört haben, besonders<br />

die „Flame the dark true“.<br />

Die Komplexität des Albums ist<br />

auch nach Jahren für uns noch<br />

außergewöhnlich. Das musste<br />

fortgesetzt werden.<br />

In welchem Zeitraum und mit<br />

wem ist das neue Album entstanden?<br />

Die ersten Ideen entstanden<br />

schon recht früh, daher knüpfen die Songs auch<br />

sehr gut an die alten CDs an. Die „While the masses<br />

sleep“ war dann bereits fertig, als wir Ende 008 mit<br />

Infacted Recordings den Deal gemacht haben.<br />

Ist der Albumtitel „While the masses sleep“<br />

auch eine Ansage an die stagnierende und sich<br />

ständig selbst kopierende heutige Elektroszene?<br />

Welches Konzept stand am Anfang des<br />

vorliegenden Albums?<br />

Ist immer nett, neue Interpretationen zum Titel zu<br />

hören. Passt auch sehr gut, ja. Wir wollten ihn be-<br />

6<br />

„Vieles ist halt auf<br />

pure tanzbarkeit<br />

ausgelegt. Man<br />

erkennt sofort die<br />

struktur, und auf<br />

Dauer ist nichts<br />

außergewöhnliches<br />

mehr dabei.“<br />

wusst mehrdeutig lassen. Genauso gibt es kein<br />

wirkliches Gesamtkonzept außer, dass die Stücke<br />

musikalisch ein Ganzes bilden sollten. Inhaltlich gibt<br />

es kein einheitliches Storyboard, sondern die Stücke<br />

behandeln ganz unterschiedliche Themen, die auch<br />

eine breite Fläche für Interpretationen bilden.<br />

Was steht hinter dem Friedhof,<br />

der euer Cover ziert?<br />

Der Friedhof war die Interpretation<br />

unseres Grafikers zum Titel<br />

„While the masses sleep“, der im<br />

Übrigen exzellente Arbeit geleistet<br />

hat. Das Cover sollte auffallen<br />

und zum Philosophieren über<br />

den Albumtitel gedacht sein.<br />

Nach den ersten Reaktionen, die<br />

wir jetzt erhalten, scheint das<br />

auch gut gelungen zu sein.<br />

Wie hat sich eure Arbeitsweise beim Songwriting<br />

und Produzieren im Laufe der Jahre verändert?<br />

Wie seht ihr die Entwicklung der EBM/<br />

Elektroszene in den letzten 10-15 Jahren?<br />

Die Arbeitsweise hat sich eigentlich kaum geändert.<br />

Wir ergänzen uns da nach wie vor prima. Generell ist<br />

es sehr schade, dass etwas außergewöhnlichere Nischenmusik,<br />

wie wir sie sicherlich auch machen, sehr<br />

selten geworden ist. Vieles ist halt auf pure Tanzbarkeit<br />

ausgelegt. Man erkennt sofort die Struktur, und<br />

auf Dauer ist nichts Außergewöhnliches mehr dabei.<br />

Bleibende „Aha-Effekte“ sind da wirklich selten.<br />

Hier und da gibt es aber glücklicherweise immer<br />

wieder Lichtblicke.<br />

Werdet ihr in naher Zukunft die Bühne entern?<br />

Konkrete Pläne gibt es nicht, da wir beruflich auch<br />

stark eingebunden sind. Wir werden aber sehen, wie<br />

sich das Projekt „Second Disease“ mit der „While<br />

the masses sleep“ entwickelt.<br />

PolonI MElnIkoV<br />

www.myspace.com/seconddisease<br />

VÖ „While the masses sleep“: 08.05.09


Orange SectOr<br />

Oldschool EBM<br />

„Mindfuck“, das neueste Werk der wiedergeborene<br />

EBM-Instanz Orange Sector macht vergessen, das<br />

zwischen dem ersten Album „Faith“ und heute fast<br />

schon zwei Dekaden liegen. Der damals in der Tradition<br />

der frühen Nitzer Ebb und DAF stehende EBM<br />

wirkt heute ausgesprochen frisch und hat im Vergleich<br />

zu den heutzutage oft weichgespülten Futurepopbands<br />

genügend Kanten und Ecken, um sich aus<br />

der Masse der Veröffentlichungen zu erheben.<br />

15 Jahre Orange Sector: Der Laden, in dem alles<br />

angefangen hatte, ist längst Geschichte (Index).<br />

Fühlt Ihr Euch heute noch zu Hause in der<br />

größtenteils modernen Hellectro Szene?<br />

Lars: Was heißt Zuhause? Wir halten uns in der Szene<br />

eigentlich nur noch auf, wenn wir eine Show spielen.<br />

Wir haben Familien und sind so langsam im gesetzteren<br />

Alter, da wird es am Wochenende meisten ruhiger.<br />

Wenn wir eine Show spielen, fühlen wir uns in<br />

den Clubs pudelwohl, gerade dann, wenn wir viele<br />

alte Bekannte treffen. So wie neulich, als wir nach 15<br />

Jahren wieder mir den Armageddon Dildos zusammen<br />

gespielt haben, das hat richtig gerockt.<br />

Mit dem „Tanzbefehl“ hattet ihr euer Comeback<br />

im großen Stil eingeläutet. Hattet ihr mit<br />

dem Erfolg eures sehr ursprünglichen EBM-<br />

Konzepts gerechnet?<br />

Lars: Darüber haben wir gar nicht nachgedacht. Wir<br />

hatten einfach einen Riesenspaß bei den Aufnahmen.<br />

Da das Album dann noch so gut aufgenommen wurde,<br />

hat es uns natürlich noch angenehmer gemacht.<br />

Zoth Ommog ist längst Geschichte, ihr dagegen<br />

seid wieder zu Kräften gekommen. Gibt es<br />

noch Kontakte zu der alten Clique des Labels?<br />

Lars: Außer zu Torben leider nicht richtig. Wir haben<br />

vor einigen Wochen mit den Dildos gespielt und das<br />

war schon eine Hausnummer. Nach 15 Jahren gute<br />

Kollegen wieder zu treffen, das Comeback hat sich<br />

gelohnt. Zwischendurch hatten wir ab und zu mit<br />

Andre Schmechta via Email Kontakt. Zoth Ommog ist<br />

zwar Geschichte, aber unvergessen!<br />

Auf eurem neuen Album wechselt ihr wieder<br />

stetig zwischen deutschen und englischen Tex-<br />

ten. Was ist der Auslöser für die<br />

jeweilige Sprache?<br />

Lars: Das kommt auf den Song und<br />

den Inhalt an. Es gibt einfach Ausdrücke,<br />

Slogans wie z.B. „Death<br />

rides the Highway” oder „Life’s a<br />

bitch and then you die”. Das passt<br />

einfach. Es kommt also wirklich auf<br />

den jeweiligen Begriff an, entweder<br />

es passt oder nicht.<br />

Das neue Album bewegt sich häufig im Midtempobereich,<br />

wirkt dadurch weit kälter und<br />

schleppend bedrohlicher als eure früheren<br />

Werke. Gab es vor Beginn der Arbeiten am Album<br />

eine Richtschnur?<br />

Lars: Nein, nicht wirklich. Das Album wurde in dem<br />

Zeitraum von zwölf Monaten aufgenommen. Das<br />

Album klingt einfach nach unserem Leben in dem<br />

Zeitraum.<br />

Alles was uns in der Zeit widerfahren ist oder uns beschäftigt<br />

hat, welche Musik wir gehört haben, all das<br />

ist in diese Songs geflossen. „Mindfuck“ is just life!<br />

„Es gibt einfach<br />

Ausdrücke,<br />

Slogans wie z.B.<br />

‚Life’s a bitch and<br />

then you die’ –<br />

das passt einfach<br />

auf Englisch.“<br />

Thematisch geht es oft um den Menschen<br />

„gefangen im System“. Sind das auch die Thematiken,<br />

die euch im Alltag beschäftigen oder<br />

handelt es sich eher um eine genretypische Stilisierung?<br />

Lars: „Sturmgeist“ und „Legend“<br />

sind leider wieder sehr aktuell und<br />

beschäftigen sich mit Amokläufen<br />

der letzten Jahre und vor allen<br />

Dingen mit den Entschuldigungen,<br />

die die Täter benutzen. „Death<br />

rides the highway“ dreht sich um<br />

Glauben und daraus resultierenden<br />

offenen Fragen. Alle Songs drehen<br />

sich um das Leben in der heutigen<br />

Zeit und beschreiben Dinge, die<br />

uns beschäftigt haben und weiterhin beschäftigen<br />

werden.<br />

„Die Haut ist der Spiegel der Seele” könnte<br />

auch ein Wahlspruch von Nivea sein. Ist es aber<br />

nicht, oder?<br />

Lars: Schön wärs, hätte bestimmt Geld gebracht. Aber<br />

nein, natürlich nicht. Es geht um ein Spiegelbild seiner<br />

selbst, was will man sein, darstellen, was denken<br />

oder sehen andere.<br />

www.orange-sector.de<br />

sIEGMaR ost


Alle Fotos: Kai Schmidt<br />

Live in Hamburg<br />

Dass The Birthday Massacre eine international<br />

erfolgreiche und gefeierte Band ist, steht außer<br />

Frage. Doch hat man irgendwie den Eindruck,<br />

dass sie noch viel mehr erreichen könnten,<br />

noch viel öfter die großen Bühnen der Welt<br />

bespielen sollten und einem noch größeren<br />

Publikum zugänglich gemacht werden<br />

sollten. Denn schließlich bringen<br />

sie alles mit, was eine Band dieses<br />

Formats benötigt. Einzigartige Musik,<br />

ein stimmiges Bandkonzept und<br />

vor allem eine sehr starke und mitreißende<br />

Präsenz auf der Bühne. Vielleicht<br />

gelingt ihnen der Griff nach den<br />

Sternen mit der baldig erscheinenden<br />

DVD. Als Appetizer gibt es jetzt schon<br />

die Audioversion des Hamburger Konzerts der<br />

2007er Tournee. NEGAtief sprach mit Frontfrau<br />

und Energiebündel Chibi.<br />

Warum habt ihr das Knust-Konzert in Hamburg<br />

für eure Live-CD/DVD gewählt?<br />

Chibi: Wir haben das eigentlich gar nicht geplant.<br />

Uns wurde am Ankunftstag gesagt, dass die Show<br />

aufgenommen wird. Wir haben dann später entschieden,<br />

es für die CD/DVD zu verwenden. Diese<br />

Tour ist eine Weile her. Ich erinnere mich, dass es ein<br />

anstrengender Regentag war. Doch Hamburg war<br />

eine gute Show, deshalb war es auch gut, diese zu<br />

nehmen.<br />

„Der fan kann<br />

also live-Material<br />

von mindestens 2<br />

stunden aus den<br />

Jahren 2005-2007<br />

erwarten.“<br />

Wie viel von den Aufnahmen<br />

habt ihr im<br />

Studio nachpoliert?<br />

Wenn du einer Filmcrew<br />

vertraust, die du nicht<br />

kennst und sie Equipment<br />

verwenden, das du nicht<br />

kennst, willst du sicher<br />

sein, dass die Aufnahmen<br />

gut sind. Liveshows sind unberechenbar, Dinge<br />

gehen schief und du hast keine zweite oder dritte<br />

Chance, um dinge zu verbessern wie im Studio. Wir<br />

haben uns die Aufnahmen angeschaut und einige<br />

Sachen akzentuiert, um es so gut wie möglich klingen<br />

zu lassen. Man will nichts verkaufen, von dem<br />

man nicht selbst überzeugt ist. Das Material war eineinhalb<br />

Jahre alt, als wir es anhörten und wir waren<br />

somit auch objektiv genug.<br />

„Show and Tell“ zeigt, dass eure Musik live<br />

noch emotionaler und energetischer ist als<br />

auf den Alben. Beachtet ihr das während des<br />

Songschreibens? Hat sich die Art des<br />

Schreibens im Laufe der Jahre<br />

verändert?<br />

Ich denke, der Live-<br />

Aspekt spielt definitiv eine Rolle. Beim Schreiben<br />

denkst du darüber nach, wie es live rüberkommt und<br />

ob es Spaß macht auf der Bühne. Das ist ein natürlicher<br />

Teil in der Bandentwicklung. Alle Songs verändern<br />

sich auf der Bühne im Vergleich zur Studioaufnahme.<br />

Als wir angefangen haben zu touren, haben<br />

wir realisiert, welchen großen Teil die Performance<br />

eines Songs einnimmt, wenn man ihn schreibt.<br />

„Show and Tell“ enthält 15 TBM-Hits. Würdet ihr sagen,<br />

eure erste Live-CD ist auch ein Best Of Album?<br />

Sicher. Ich würde sagen, die Live-Show jeder<br />

Band ist eine Art Best Of, oder? Du spielst<br />

die Songs, die du liebst, die das<br />

Publikum liebt und jeder hat<br />

seinen Spaß.


Wie weit sind die Arbeiten an der Live-DVD?<br />

Wie seid ihr in den Schnittprozess eingebunden?<br />

Wie war es, mit Paddy von Crazy Clip zu<br />

arbeiten?<br />

„Es macht immer<br />

mehr spaß, vor<br />

leuten zu spielen,<br />

die spaß haben<br />

wollen und die<br />

Musik mit uns<br />

genießen.“<br />

Wir haben ihn nur einmal getroffen.<br />

Wir kommen aus Kanada,<br />

was oft eine Barriere ist, was<br />

das Pflegen von Beziehungen<br />

mit Europäern betrifft. Ich habe<br />

unser Interview mit ihm sehr genossen.<br />

Er hat einen großartigen<br />

Humor, was zu einem sehr relaxten<br />

Interview beigetragen hat.<br />

Und diese Interviews sind immer<br />

die besten. Wir werden diesen<br />

Sommer wieder nach Europa kommen, vielleicht<br />

treffen wir ja Paddy wieder.<br />

Die meisten Fans sehen ihre Lieblingsbands<br />

auch gerne mal abseits der Bühne. Könnt ihr<br />

schon etwas über das Bonusmaterial der DVD<br />

sagen?<br />

Es ist schon viel Zeit seit dieser Tour vergangen. Ich<br />

habe eine Menge Behind-the-scenes-Fotos auf meiner<br />

Myspace Seite vom letzten Jahr. Die Hauptsache<br />

wird das Konzert in Hamburg sein. Auch in Dolby<br />

Digital 5.1. Natürlich wird es auch einige Bonus<br />

features geben. Material von europäischen Festivals,<br />

Bildergalerien und vieles mehr. Der Fan kann also<br />

Live-Material von mindestens Stunden aus den<br />

Jahren 005- 007 erwarten.<br />

Was gefällt euch besser: Eine intime Clubshow<br />

vor 500 Leuten oder ein Auftritt auf der Hauptbühne<br />

des M’era Luna oder Amphi Festivals?<br />

Beides ist gut. Bei einer kleinen<br />

Clubshow hast du eine bessere<br />

Verbindung mit den Fans und es ist<br />

persönlicher. Bei einem Festival ist<br />

es berauschender mit der großen<br />

Bühne und so vielen Leuten. Beide<br />

Varianten haben unterschiedliche<br />

Energien und sind beide eine wundervolle<br />

Erfahrung.<br />

Euer Konzept beinhaltet nicht<br />

nur Musik, sondern auch Symbolik,<br />

Mode und Performance. Sind eure Fans<br />

auch speziell?<br />

Unser Publikum war und ist sehr wichtig für uns. Wir<br />

haben seit unseren Anfängen eine enge Verbindung<br />

und einen Austausch mit ihnen. Nach jeder Show<br />

unterhalten wir uns mit Menschen, die einfach nur<br />

Hallo sagen wollen. Das ist ein sehr wichtiger Teil<br />

beim Touren für uns.<br />

Ihr habt in letzter Zeit sehr oft getourt. Habt<br />

ihr ein paar Lieblingsplätze oder Clubs? Gibt<br />

es einen Unterschied zwischen dem amerikanischen<br />

und dem europäischen Publikum?<br />

Ich glaube nicht, dass es einen<br />

richtigen Unterschied zwischen<br />

den Ländern gibt. Eher von<br />

Stadt zu Stadt, egal wo du<br />

bist. Das eine Publikum ist<br />

zurückhaltender als das andere.<br />

Es macht immer mehr<br />

Spaß, vor Leuten zu spielen, die<br />

Spaß haben wollen und die Musik<br />

mit uns genießen. Unsere Show wird<br />

besser, je mehr sich die Leute bewegen.<br />

ww.thebirthdaymassacre.com<br />

VÖ „Show and Tell“: 08.05.09<br />

PolonI MElnIkoV<br />

5


6<br />

Schwedischer Emoindustrial<br />

The Kick könnte eines der Newcomerthemen<br />

des Jahres werden, denn die musikalischen<br />

Welten des Sängers, Komponisten und Produzenten<br />

in Personalunion erinnern in ihrer<br />

beklemmenden Eingängigkeit an eine vollkommen<br />

neue Mischung aus frühen Waverock<br />

Einflüssen und modernen Industrialrockproduktionen.<br />

Mit dabei immer auch eine Prise<br />

Emo a la My Chemical <strong>Roman</strong>ce. Neben dem<br />

durch und durch runden Album hat die Band<br />

aber auch zu fast jedem Song ein Video entworfen,<br />

das auf Myspace publiziert, die jeweiligen<br />

Songs in ihrer Aussage weit transparenter<br />

erscheinen lässt.<br />

Die Songs eures ersten Albums sind extrem gut<br />

produziert und klingen extrem modern. Wie<br />

erreicht man das schon mit dem Debüt?<br />

David: Danke! Ich habe fast zehn Jahre als Studiotechniker<br />

gearbeitet und ebenso als Songschreiber<br />

und Arrangementtüftler für meine eigenen Projekte<br />

und Bands, sodass ich glaube, dass ich mich in diesen<br />

Fächern einfach selbst mit der Zeit perfektioniert<br />

habe. Das Album wurde in einem sehr kurzen Zeitraum<br />

geschrieben und zum ersten Mal bin ich nur<br />

nach meinen eigenen Vorstellungen ans Werk gegangen,<br />

ohne mit jemandem zu kollaborieren. Also<br />

konzentrierte ich mich grundlegend auf meine eigenen<br />

Einflüsse und mir wurde sehr schnell klar, wie<br />

das Album klingen sollte. Glücklicherweise<br />

wurde es auch genauso,<br />

wie ich es mir vorgestellt habe.<br />

„Es ist sicherlich<br />

cooler, eine<br />

solide fanbase<br />

zu haben, als<br />

nährboden für<br />

den ständigen<br />

hype des tages<br />

zu liefern.“<br />

Musikalisch gesehen scheinst<br />

du dich an Emo, New Wave,<br />

Industrial und vielen anderen<br />

Styles zu orientieren. Fühlst du<br />

dich als Teil einer neuen Generation<br />

von Dark-Bands, die als<br />

„Referenzen“ die frühen Neunziger<br />

angeben aber mit den<br />

modernen Mitteln arbeiten?<br />

Ich fühle definitiv, dass meine Musik die meiste Zeit<br />

in eine dunkle Richtung tendiert. Ich mag die Idee,<br />

Pop und Indie mit Gothic-Industrial-Sounds zu mischen.<br />

Meine Musik wurde bereits öfter als Indus-<br />

trial-Pop bezeichnet. Ich sehe mich nicht wirklich als<br />

Teil einer bestimmten Szene, auch wenn ich gerne<br />

einen Platz finden würde, an dem meine Musik akzeptiert<br />

wird, als das, was sie ist. Es ist sicherlich<br />

cooler, eine solide Fanbase zu haben, als Nährboden<br />

für den ständigen Hype des Tages zu liefern.<br />

Dein Gesang erinnert teilweise an den eines<br />

Trent Reznor von NIN. Beeinflusst er dich?<br />

Ich mag die Art und Weise wie Trent<br />

seine Songs und Arrangements<br />

schreibt und halte das „The Downward<br />

Spiral“ Album für ein großartiges<br />

Werk. Für den Gesang und Texte<br />

ist Trent Reznor aber kein wirklicher<br />

Einfluss. Seine musikalische Dynamik<br />

mag vielleicht den Ursprung der Frage<br />

evozieren.<br />

Du hast auch schon ein paar Videos<br />

veröffentlicht. Hast du die<br />

auch selbst gedreht? Verstehst du<br />

Videos heutzutage als logisches Beiwerk zu<br />

einem Album?<br />

Die Videos sind alle Low-Budget Streifen von Frida<br />

Sjöstam, die auch Gitarre und Keyboard in meinem<br />

Live-Line-up spielt. Ich denke, dass die visuellen<br />

Parts einer Band wie The Kick sehr wichtig sind. Und<br />

eine gute Art und Weise sich visuell auszudrücken,<br />

sind nun mal Videos. MTV ist hierbei wohl eher nicht<br />

mehr so signifikant aber das Internet ist mittlerweile<br />

viel größer als MTV jemals war und es ist eine gute<br />

Sache sich selbst im Netz zu präsentieren.<br />

MaRIa MoRtIfERa<br />

www.myspace.com/thekicksweden<br />

www.thekick.net


Das unberechenbare Innere<br />

Beim aktuellen Werk „Civil Demon“ setzen<br />

Akanoid genau da an, wo sie mit der letzten EP<br />

„100 Burning Guitars“ aufgehört haben. Aus<br />

synthetischem Pop ist Elektrorock geworden,<br />

ohne die Wurzeln zu verleugnen. Das neue<br />

Album zeigt eine gereifte Band, die es genau<br />

versteht, ihre Mischung aus Elektropop und Industrialrock<br />

mit einem beachtlichen Spektrum<br />

an Kompositionen zu mischen und stößt den<br />

Schubladendenker gewaltig und unberechenbar<br />

vor den Kopf.<br />

Euer Stil hat sich auf dem neuen Album vom<br />

Synthpop mehr zu elektronischem Rock verändert.<br />

War das eine bewusste Entscheidung<br />

oder einfach eine Weiterentwicklung weg vom<br />

Elektronischen?<br />

Hilton: Wir haben bereits in diversen früheren Stücken<br />

rockige und sogar metallische Elemente verwandt,<br />

die jedoch stets auf einem elektronischen<br />

Fundament zum Einsatz kamen, nun fusioniert die<br />

Basis mit verstärkten Rockanteilen, während der<br />

Elektronik nach wie vor eine tragende, sowie ausfüllende<br />

und nicht etwa nur schmückende Rolle<br />

zukommt. Auch haben wir schon immer mit ineinanderfließenden<br />

und zum Teil nicht zuzuordnenden<br />

Grundbausteinen gearbeitet, so sind früher bedeutend<br />

mehr Gitarrensamples<br />

zum Einsatz gekommen, als<br />

man vermuten möchte, lediglich<br />

zur funktionalen Unkenntlichkeit<br />

bearbeitet, während<br />

heute der nicht unerhebliche<br />

elektronische Teil der Musik<br />

gelegentlich subtiler scheint,<br />

als er ist. Akanoid lebt von<br />

dieser Symbiose und wird<br />

auch zukünftig von den Vorteilen<br />

beider Einflüsse und Stilistiken<br />

profitieren, denn der<br />

Rock bringt die unmittelbare<br />

Rohheit, und die Elektronik<br />

VÖ „Civil Demon“: 22.05.09<br />

die absolute Freiheit in Komposition und<br />

vor allem Produktion.<br />

Was bedeutet „Civil Demon“? Welchem<br />

Konzept folgt das Album?<br />

Als einzig verbleibendes Gründungsmitglied<br />

zeichne ich mich verantwortlich<br />

für dieses Konzept, das mein Wesen,<br />

welches sich in den Texten widerspiegelt,<br />

aber auch dieser Tage passenderweise<br />

die klangliche Charakteristik der<br />

Band beschreibt. Es spielt auf das, nennen<br />

wir es mal, unberechenbare Innere<br />

an, das eher in einem schlichten Gewand<br />

lebt. Es gibt einiges zu entdecken, denn<br />

das Album erfordert einen zweiten Blick, um mehr<br />

von seinen Inhalten preiszugeben. Die Grundlagen,<br />

sowohl des textlichen, als auch des musikalischen<br />

Konzepts von „Civil Demon“ sind schon bedeutend<br />

früher gelegt worden, als die der vorangegangenen<br />

Alben. Hier hat etwas geschlummert, das erst in dieser<br />

neuen Bandkonstellation<br />

seinen Weg nehmen konnte.<br />

Eure Kompositionen haben<br />

ein sehr breites Spektrum.<br />

Wie entstehen eure Songs<br />

und wie viele Köpfe sind<br />

am Songwriting beteiligt?<br />

Noch bin ich Hauptsongwriter,<br />

werde aber von meinen Kollegen<br />

mit reichlich Ideenmaterial<br />

und Beteiligung am Ausproduzieren<br />

unterstützt. Da<br />

die Band in dieser Besetzung<br />

noch recht jung ist, wird eine<br />

„Der Rock<br />

bringt die<br />

unmittelbare<br />

Rohheit, und<br />

die Elektronik<br />

die absolute<br />

freiheit in<br />

komposition<br />

und vor allem<br />

Produktion.“<br />

völlige Durchmischung der Einzeleinflüsse<br />

wohl erst ab dem nächsten<br />

Album stattfinden, es gibt aber<br />

auch auf diesem Longplayer Ausnahmen<br />

und Alleingänge wie „All<br />

The Noise“, das so gut wie komplett<br />

von unserem Drummer stammt, oder<br />

„Hand Over Head“, das zum Großteil<br />

von unserem Gitarristen Phil geschrieben<br />

wurde, bei dem sich aber<br />

auch bereits unser Neuzugang Greg<br />

maßgeblich einbringen konnte. Es<br />

gibt wenig Ausschussmaterial, weil<br />

wir früh gute Ideen sondieren und<br />

verfeinern, und weniger geeignete<br />

verwerfen. Das beste Material, egal von welchem<br />

Bandmitglied, findet den Weg aufs Album.<br />

Ihr wart schon mit namhaften Bands wie De/<br />

Vision auf Tour. Wird es eine erneute Tour geben?<br />

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?<br />

Wir stecken noch mitten in der Planung für eine<br />

Herbsttour, wobei noch nicht klar ist, ob vornehmlich<br />

Supportshows für einen anderen Act oder vielleicht<br />

auch eine Co-Headliner Tour mit beispielsweise einer<br />

weiteren Band unseres Labels Echozone stattfinden.<br />

Nach unserer Releaseparty und dem darauf<br />

gefolgten WGT werden wir noch einmal im Studio an<br />

B-Versionen und weiterem Bonusmaterial für eine<br />

mögliche DVD oder EP Veröffentlichung zum Ende<br />

des Jahres, sowie einem Video arbeiten. Wir hoffen,<br />

das neue Album bis dahin möglichst oft live präsentieren<br />

zu können und freuen uns auf die Herausforderungen,<br />

die vor uns liegen.<br />

www.akanoid.de<br />

PolonI MElnIkoV<br />

7


Reincarnatus<br />

8<br />

Von wegen finsteres Mittelalter<br />

Die im Jahre 2005 gegründete Mittelalterformation<br />

entspricht in vielen Dingen nicht der<br />

traditionellen Medievalband. Da wäre zuerst<br />

einmal die Besetzung. Sieben Frauen an der<br />

Zahl und eine Instrumentierung, die weit<br />

popmusikalischer klingt, als es die Auswahl<br />

der Instrumente vermuten ließe. Die Niederländerinnen<br />

zeichnen aber auch ein weit positivistischeres<br />

Bild des Mittelalters, das von<br />

sehr feinsinnigen und romantischen Betrachtungen<br />

ausgehend, eine<br />

verspielte und liebliche<br />

Interpretation dieser<br />

Epoche entwirft. Vielleicht<br />

liegt das an der<br />

weiblichen Sichtweise,<br />

vielleicht aber auch an<br />

dem der Frontfrau Renate<br />

Dirix eigenen warmen<br />

Naturell, die unsere<br />

Fragen bereitwillig<br />

und in deutscher Sprache<br />

beantwortete. Dass<br />

der Band eine große<br />

Zukunft zu Teil werden<br />

dürfte, könnte auch an<br />

dem Engagement der<br />

Plattenfirma liegen, die<br />

bereits Schandmaul mit<br />

langem Atem zum Chartdurchbruch<br />

verhalfen.<br />

Ursprünglich als Duo<br />

von Renate Dirix und<br />

Joyce Hamers gestartet,<br />

wurde aus Reincarnatus<br />

schnell ein siebenköpfiges<br />

Projekt. Wie habt<br />

ihr zusammengefunden<br />

und welche musikalischen<br />

Wurzeln vereint<br />

ihr?<br />

Renate: Wir haben alle an<br />

der Musikhochschule studiert.<br />

Natürlich nicht mit<br />

mittelalterlichen Instrumenten, denn dafür gibt es<br />

hier keine Ausbildung am Konservatorium, was ich<br />

sehr schade finde. Joyce und ich haben vor allem<br />

in diesem Umfeld gesucht, zuerst waren auch noch<br />

ein paar Männer dabei aber mit der Zeit hat sich<br />

die Band mehr und mehr zur aktuellen Besetzung<br />

hin entwickelt.<br />

Ursprünglich hattet ihr aber ausschließlich<br />

mittelalterliche Kompositionen auf authentischen<br />

Instrumenten im traditionellen Sinne<br />

gespielt. Euer aktuelles Album vereint aber<br />

viele moderne popmusikalische Arrangements<br />

und Instrumente mit ursprünglichen<br />

Instrumenten wie Dudelsäcken, Hurdy Gurdy,<br />

Bouzuki. Wie habt ihr zu dieser Kombination<br />

gefunden? Werdet ihr das in Zukunft noch<br />

weiter verschmelzen?<br />

Renate: Also ich denke, wir haben jetzt mit unseren<br />

Debütalbum Media Vita unseren eigenen Sound<br />

gefunden. Es ist halt die Mitte zwischen Rock und<br />

Pop. Die Instrumente des Mittelalters werden so<br />

einem breiteren Publikum vorgestellt, die normalerweise<br />

vielleicht keinen Mittelaltersound mögen.<br />

Gerade diese Hörer werden sicher ein ziemliches<br />

Aha-Erlebnis haben.<br />

Welche eigene Beziehung hast du zum Mittel-


alter und seiner Musik. Gibt es neben der Musik<br />

Dinge, die dich am Mittelalter begeistern?<br />

Gerade eure Mischung mit Popmusik drängt<br />

förmlich die Frage nach anderen Einflüssen<br />

auf.<br />

Das ist wahr. Wenn ich zurückdenke, hatte bereits<br />

im Kindesalter das Mittelalter eine große Faszination<br />

auf mich ausgestrahlt. Meine erste Begegnung<br />

als Kind war, glaube ich, ein<br />

Straßenmusikant in Maastricht.<br />

Das hatte mich absolut begeistert.<br />

Die mystischen Klänge<br />

und die fantasievolle Gestaltung<br />

der Instrumente. Als Kind<br />

wollte ich dann nur noch mit<br />

dieser Art von Instrumenten<br />

spielen. Leider gab es damals in<br />

Holland noch kein Internet, wenige<br />

Informationen und kaum<br />

Hersteller für jene Instrumente.<br />

Das hat dann noch lange gebraucht.<br />

„Ich der Meinung<br />

bin das alle<br />

spiritualistische<br />

fragen mit einem<br />

großen ‚Ich weiß<br />

nicht’ beantwortet<br />

werden sollten.”<br />

Wo wurde das aktuelle Album produziert?<br />

Als ich die Musik komplett im Kopf hatte, bin ich<br />

auf Produzentensuche gegangen. Eigentlich war<br />

das schon ein richtiger Suchauftrag. Mit Karo Slok<br />

haben wir dann den richtigen Mann gefunden, der<br />

unsere Ideen von vornherein richtig verstanden<br />

hat.<br />

Ihr kombiniert viele verschiedene<br />

Sprachen, wie Latein,<br />

Französisch und Englisch. Mit<br />

dabei ist auch Hildegard von<br />

Bingen. Nach welchen Gesichtspunkten<br />

habt ihr die<br />

Texte ausgewählt?<br />

Hildegard von Bingen war ja sehr<br />

viel mehr als nur so eine Nonne.<br />

Für die damalige Zeit und die damalige Kirche<br />

war diese Frau unglaublich progressiv, ein wahrhaft<br />

heißes Eisen. Ich habe aber auch viele Texte<br />

französischer Troubadours aus dem frühen Katharen<br />

benutzt. Genereller Tenor war hier: Die Liebe<br />

herrscht!<br />

„hildegard<br />

von Bingen<br />

war ja sehr viel<br />

mehr als nur so<br />

eine nonne.”<br />

Was bedeutet eigentlich der Name Reincarnatus<br />

für dich? Glaubst du an die Reinkarnation?<br />

Eigentlich hat der Name nicht soviel mit meiner religiösen<br />

Haltung zu tun. Ich bin der Meinung, dass<br />

alle spiritualistischen Fragen mit einem groβen „Ich<br />

weiβ nicht“ beantwortet werden sollten, denn wer<br />

weiβ schon genau, was hier auf dieser Erde und<br />

hinterher passiert? Reincarnatus als Bandname bedeutet<br />

nur die Wiedergeburt des mittelalterlichen<br />

Instrumentariums in unserer heutigen Zeit.<br />

Noch einmal zu eurer Besetzung. Ist es ein Zufall<br />

oder wolltest du mit einer rein weiblichen<br />

Besetzung ein Zeichen setzen?<br />

Ja, das war ein reiner Zufall. Ganz<br />

am Anfang hatten wir noch einen<br />

Mann dabei. In den Niederlanden<br />

hieß es dann sofort, dass ein Mann<br />

zwischen so vielen Frauen seltsam<br />

wäre, noch dazu, wenn er gar nicht<br />

die Frontperson ist. Das hat uns<br />

schon sehr verwundert. Nichts desto<br />

trotz, wir hatten dann die Band<br />

zu einer reinen Frauenband gemacht.<br />

Und allen Warnungen zum<br />

Trotz: Es funktioniert super.<br />

Gibt es eine Interaktion zwischen deinen Musikerinnen<br />

und deiner ursprünglichen Songidee?<br />

Generell schreibe ich die Songs komplett, aber auf<br />

der Bühne findet dann immer wieder ein Austausch<br />

statt und die anderen bringen ihre Ideen ein. Das<br />

macht mir sehr großen Spaß.<br />

Möchtest du uns an deinem privaten Leben<br />

teilnehmen lassen?<br />

Wie schon erwähnt, hab ich mich,<br />

seitdem ich Kind bin, fürs Mittelalter<br />

interessiert. Darauf ist auch heute<br />

noch mein Leben abgestimmt. Wenn<br />

du meine Wohnung betrittst, dann<br />

kommst du direkt ins Mittelalter. Ich<br />

finde es schade, dass das Mittelalter<br />

heutzutage in erster Linie als ein finsterer<br />

und verzweifelter Ort dargestellt wird. Wer<br />

sich mit dieser Epoche genauer auseinandersetzt,<br />

findet viele positive Aspekte. Genau jene Aspekte<br />

wollen wir mit Reincarnatus beleuchten.<br />

Schandmaul haben euch als Gast auf ihr Zehnjahres-Geburtstagstour<br />

eingeladen. Daneben<br />

gibt es noch einige zusätzliche Shows.<br />

Wir freuen uns riesig auf das deutsche Publikum<br />

und hoffen, dass ihr uns in die Arme schließen werdet.<br />

Danach geht es dann in unsere Heimat und<br />

nach Belgien.<br />

www.reincarnatus.com<br />

MaRIa MoRtIfERa<br />

9


0<br />

Keine Klingonen an Bord<br />

Das Soloprojekt des hübschen blonden und<br />

durchtrainierten Schwedens nicht in Relation<br />

zu seinem bisherigen Hauptprojekt zu stellen,<br />

fällt schwer. Zu stark lastet der Schatten<br />

einer der berühmtesten schwedischen Synthpopbands<br />

auf dem Debütalbum. Dennoch muss man<br />

dem bei S.P.O.C.K als Chrull-E agierenden Schweden<br />

eine meilenweit entfernte Emanzipation konstatieren,<br />

denn außer der allgemeinen Eingängigkeit<br />

skandinavischer Kompositionen lebt das Debüt vor<br />

allem von dem extrem ausdrucksstarken Gesang und<br />

vielschichtigen und ausgefeilten Kompositionen; die<br />

man kaum noch unter dem Etikett Synthpop vereinen<br />

kann.<br />

Ihr habt viele Einflüsse auf Eurer Myspace Seite<br />

benannt. Musikalisch seid ihr aber eher im<br />

traditionellen Synthpop<br />

Zuhause. Beziehen sich<br />

deine Einflüsse eher auf<br />

den gesanglichen Teil?<br />

Synthpop? Ich fühle mich<br />

da nicht wirklich Zuhause.<br />

Natürlich gebe ich gerne<br />

zu, dass einige unserer<br />

Songs einen gewissen<br />

Synthpopeinfluss haben.<br />

Unabhängig von meiner<br />

Vorliebe zu extremen,<br />

schrägen Stilen im Metal,<br />

liegt mein eigentliches<br />

Augenmerk auf Songs und<br />

Melodien, die berühren. In<br />

meiner Welt haben gerade Bands wie Coldplay oder<br />

Nine Inch Nails das gemein. Was den Gesangsstil<br />

betrifft, fühle ich mich einem „amerikanischen“<br />

Stil näher. Ich liebe so gegensätzliche Stimmen wie<br />

James Hetfield (Metallica), Chris Cornell (Soundgarden)<br />

und die wunderbare rhythmische Phrasierung<br />

eines Frank Sinatra.<br />

„Vielleicht liegt es<br />

auch an unserer<br />

herrlichen natur, in<br />

der wir uns immer<br />

inspiriert fühlen, zu<br />

singen. Besonders<br />

während wir<br />

sturzbesoffen zur<br />

Mitsommernacht<br />

rumtorkeln.“<br />

Schweden ist noch eine der stärksten drei Popexportnationen.<br />

Woran liegt das?<br />

Warum geht Britney Spears, um ihr neues Album<br />

aufzunehmen, nicht nach Norwegen, sondern nach<br />

Schweden? Eine ernsthafte Antwort könnte im musikalischen<br />

Fokus der schwedischen Schulen liegen.<br />

Es wird bei uns einfach mehr musiziert, anstatt zu<br />

konsumieren. Vielleicht liegt es auch an unserer herrlichen<br />

Natur, in der wir uns immer inspiriert fühlen,<br />

zu singen. Besonders während wir sturzbesoffen zur<br />

Mitsommernacht rumtorkeln. Ehrlich, ich<br />

weiß, nicht woran es liegt.<br />

Du hast schon soviel mit deinem Hauptprojekt<br />

S.P.O.C.K erreicht. Suchst du<br />

jetzt einen neuen kreativen Horizont?<br />

Wie wahr. Ich liebe es, mit S.P.O.C.K auf der<br />

Bühne zu stehen, aber jetzt ist die Zeit für<br />

etwas anderes gekommen. Die Erfahrung<br />

mit etwas komplett Neuem zu beginnen und<br />

in erster Reihe zu stehen, anstelle immer nur<br />

hinter einem Frontmann zu stehen.<br />

Wie lange beschäftigst du<br />

dich schon mit der Idee zu<br />

einer Solokarriere?<br />

1998 hab ich eine ziemlich coole<br />

Metalband namens Mister<br />

Kite produziert. Die moderne<br />

Art des Metal beinhaltete für<br />

mich das fehlende Stück, den Missing<br />

Link zu Biomekkanik, über den ich so<br />

vorher noch nie nachgedacht hatte.<br />

Der Bandname hingegen klingt<br />

doch ziemlich cyberesque und nach<br />

Science-Fiction. Ist der futuristische<br />

Aspekt, so wie bei S.P.O.C.K eine<br />

Inspirationsquelle?<br />

Yeah, ich denke mal, jetzt ist es zu spät, den Namen<br />

zu ändern. Eigentlich hatte ich den Namen einer<br />

Statue von H.R.Giger entliehen. Dieser typische<br />

Gigerstyle, der erst die Alien Filme so großartig gemacht<br />

hatte. Dabei handelt es sich aber eher um das<br />

visuelle der Skulptur, als um typischen Science-Fiction.<br />

Irgendwie dieses Motiv einer sich ins Absurde<br />

steigernden Perfektion. Biomekkanik ist definitiv gegenwärtiger,<br />

als in irgendwelchen Zukunftsbetrachtungen<br />

zu schwelgen.<br />

Worum dreht sich das Debütalbum größtenteils?<br />

Wir werden alle sterben? Ich denke mal, vor allem<br />

all die Dinge, die ich nicht mag. Der Song „Heaven<br />

Awaits“ entstand z.B. zwei Wochen, bevor Präsident<br />

Bush Präsident wurde.<br />

Bisher bin nur ich Biomekkanik gewesen. Da ich als<br />

Produzent bereits für so viele andere Musiker gearbeitet<br />

hatte, wollte ich jetzt endlich nur etwas für<br />

mich selbst machen. Mit dem kompletten Livelineup<br />

ist das jetzt natürlich etwas anderes. Ich habe mit<br />

Matthias an der Gitarre und Andreas an den Keyboards<br />

tolle Musiker gefunden.<br />

www.myspace.com/biomekkanik<br />

www.biomekkanik.com<br />

sIEGMaR ost


funkervogt<br />

Frontkämpfer<br />

In der letzten Ausgabe hatten wir bereits die<br />

Live DVD beleuchtet, die sich aber wegen diverser<br />

Probleme mit dem Videomaterial verschoben<br />

hatte. Weit über vier Stunden Filmmaterial<br />

bedeutet entsprechend viel Arbeit,<br />

doch was lange währt, wird endlich gut und<br />

die DVD ist auch ein herrlicher Rückblick in die<br />

Geschichte eines EBM Urgesteins, das weltweit<br />

Erfolge feiert.<br />

Wenn ihr euch zurücklehnt und eure Liveperformance<br />

genießt: Würdet ihr euch als Schauspieler<br />

bezeichnen, oder seid das ihr auf der<br />

Bühne?<br />

Jens: Ich glaube von beidem etwas. Ohne wir selbst<br />

zu sein, könnten wir gar nicht das abliefern, was wir<br />

und unsere Fans von Funker Vogt erwarten. Selbstverständlich<br />

gehört auch eine Portion Schauspiel<br />

zum Geschäft. Um Glaubwürdigkeit beim Publikum<br />

zu erzielen, ist es logischerweise nötig, das mit Gesten<br />

und Mimik entsprechend umzusetzen. Apropos<br />

genießen. Da geht es uns wohl wie den meisten<br />

Künstlern in Film und Musik. Sich selbst beobachtet<br />

man am Bildschirm nur höchst widerwillig.<br />

Im Rückblick - Hättet ihr euch<br />

damals zu euren ersten Veröffentlichungen<br />

eine solch<br />

lange und beständige Karriere<br />

vorstellen können?<br />

Jens: Nein, denn ich behaupte<br />

einfach mal, dass es im Musikgeschäft<br />

gar nicht möglich ist, etwas<br />

auf Jahre zu planen. Aus diesem<br />

Grund haben wir uns auch niemals<br />

Gedanken um das Morgen<br />

gemacht, sondern haben uns immer<br />

brav im Jetzt und hier bewegt. Vielleicht ist das<br />

sogar ein Grund dafür, warum wir eine sehr beständige<br />

Band sind und im Umkehrschluss wird Beständigkeit<br />

und Ausdauer auch meist mit Erfolg, in welcher<br />

Form und Größenordnung auch immer, belohnt.<br />

Ihr geltet gerade auch im Ausland als die deutsche<br />

EBM Band par excellence. Wie habt ihr<br />

euch diesen Ruf erarbeitet und was unterscheidet<br />

euch hier zu euren sonstigen, vielleicht nicht<br />

so erfolgreichen Kollegen aus Deutschland?<br />

Jens: Das ist schwierig zu beantworten, ohne in<br />

Selbstlob zu verfallen. Uns war es immer egal wo,<br />

wann und vor wie vielen Leuten<br />

wir gespielt haben und<br />

wir haben immer versucht,<br />

unser Bestes zu geben, auch<br />

wenn das natürlich nicht<br />

immer geklappt hat. Vielen<br />

Bands könnte man den Vorwurf<br />

machen, dass sie sich im<br />

Erfolg sonnen, wenn sie mal<br />

auf einem Festival auf der<br />

Hauptbühne spielen durften<br />

und ein paar tausend Leute<br />

ihnen zugejubelt haben. Die<br />

Spreu trennt sich vom Weizen, wenn es ernst wird<br />

und es in dunklen, muffigen Vorstadt-Clubs vor ein<br />

paar Dutzend Hardcore-Typen zur Sache geht. Das<br />

ist unsere Welt, wie wir Sie lieben. Mal groß, mal<br />

klein aber immer mit dem Herzen dabei.<br />

„Die spreu trennt sich<br />

vom Weizen, wenn<br />

es ernst wird und es<br />

in dunklen, muffigen<br />

Vorstadt-clubs vor<br />

ein paar Dutzend<br />

hardcore-typen zur<br />

sache geht.“<br />

Die ursprüngliche EBM scheint ja gerade in den<br />

letzten Jahren wieder gewaltig Aufwind zu ge-<br />

winnen. Woran liegt das eurer Meinung nach?<br />

Gerrit: Ja? Hm, da hab ich noch gar nichts von mitbekommen.<br />

Oder sprichst du von diversen Nitzer Ebb<br />

Klonen und Ähnlichem? Dazu kann ich nur sagen,<br />

dass die Originale immer noch unerreichbar geblieben<br />

sind. Auch wenn sich die Technik der „Cover“-<br />

Bands verbessert hat und einige sogar produktionstechnisch<br />

besser klingen als die Urväter, bleibt die<br />

Seele beim Original, und da kommt halt bisher niemand<br />

heran. Mir persönlich sind schlechte Originale<br />

lieber als gute Klons.<br />

Welches Werk eurer zurückliegenden Bandgeschichte<br />

würdet ihr als das konsequenteste<br />

Funker Vogt Album bezeichnen? Und welches<br />

als das größte Experiment?<br />

Gerrit: Ich denke, das durchstrukturierteste Album<br />

war aus meiner Sicht das „Maschine Zeit“ Album.<br />

Dabei hatte ich mich musikalisch stark an dem Vorgänger<br />

„Execution Tracks“ orientiert. Aber grundsätzlich<br />

sind eigentlich alle FV-Alben konsequent,<br />

bis auf vielleicht „Navigator“, bei welchem wir ein<br />

wenig mit für uns untypischen Elementen herumexperimentiert<br />

hatten.<br />

www.funkervogt.de<br />

PEtER Istuk<br />

1


Krieg und Liebe<br />

Vom Cover der geschmackvoll illustrierten CD<br />

blickt ernst und gut beleuchtet ein Adonisgesicht,<br />

darunter der provokante Titel „Liebeskrieger“.<br />

Und siehe da, der Hübschling von Seite<br />

eins ist auch noch der Sänger der Band. Doch<br />

wer sich mit der CD auseinandersetzt, findet<br />

viel mehr als die romantischen Tagebücher eines<br />

Liebestollen. Der türkischstämmige Sänger und<br />

Texter der Band, Timur, hat sicher den Hang<br />

zum Dramatisieren, trifft hierbei aber auch immer<br />

den Nerv sozialer und gesellschaftlicher<br />

Brennpunkte. Die musikalische Mixtur erinnert<br />

an Megaherz und Eisbrecher, kann aber durch<br />

orientalische Zitate durchaus sehr eigenständig<br />

punkten.<br />

Schöngeist, der Bandname lässt viele Assoziationen<br />

wach werden. Bist du ein klassischer<br />

Schöngeist?<br />

Timur: Für mich ist ein Schöngeist jemand, der in<br />

erster Linie mit einer Gabe der Intuition und den<br />

Glauben an das „Gute” in die wenig emotional Gebildeten<br />

dafür arbeitet, die „Welt” ein kleines Stückchen<br />

menschlicher respektive relaxter zu machen. Also eine<br />

Art intellektueller Luzifer, heute nur noch benutzt als<br />

Kontrapunkt und Abschreckung zur inzwischen vergöttlichten<br />

Ignoranz und dessen Kreuzzug unter dem<br />

Banner „Liegt allein im Geiste des Betrachters” bzw.<br />

es gibt nix, jenseits von Wikipedia, Google und mir.<br />

„Liebeskrieger“ klingt als Titel sehr provokant.<br />

Schwingt in den Texten ein Teil deiner Liebesabenteuer<br />

mit?<br />

Wie heißt es so schön: „Der Gentlemen genießt und<br />

schweigt.“ Ich sag nur soviel: Für ein ordentliches<br />

Liebesabenteuer heutzutage muss man auch schon<br />

mit allerhand Geschützen auffahren und ordentlich<br />

kämpfen (lacht). Natürlich setze ich auch in einigen<br />

Texten wie z. B. In dem Song „Und immer lockt das<br />

Weib” das Thema Mann/Frau/Sex, in sagen wir mal<br />

recht heftigen Bezug zueinander. Gehört ja schließlich<br />

auch zur Königsdisziplin eines Schöngeist.<br />

Euer Werk lässt immer wieder gewisse fernöstliche<br />

und osmanische Einflüsse anklingen.<br />

Ist dir diese Verschmelzung deiner genetischen<br />

Herkunft mit deiner biografischen Musikwelt<br />

ein wichtiges Anliegen?<br />

Es ist mir insofern ein wichtiges Anliegen, da mir Authentizität<br />

und Wahrhaftigkeit, in dem was ich tue,<br />

extrem wichtig ist. Es ist richtig, dass ich ursprünglich


ein Kind mit sogenanntem Migrationshintergrund bin.<br />

Meine Eltern stammen aus Istanbul und gehörten zur<br />

sogenannten Gastarbeitergeneration im Deutschland<br />

der 60er Jahre. Ich selbst bin in München zur Welt<br />

gekommen und aufgewachsen. Ich hatte das Glück,<br />

aus einer modernen, pro-westlichen, also dem Kemalismus<br />

und Laizismus verschriebenen Familie zu<br />

kommen. Als Sänger und Komponist bin ich präsent<br />

seit Mitte/Ende der Neunziger Jahre in meiner Heimatstadt<br />

bei diversen Underground Wave/Goth/Rock<br />

Formationen. Da zu diesem Zeitpunkt die „Schwarze<br />

Szene“ in meiner bayerischen Heimat relativ spärlich<br />

bis gar nicht vorhanden war und auf der jedem von<br />

uns allbekannten Suche nach dem Sinn im eigenen<br />

Mikrokosmos, hatte ich nach längerer Abstinenz in<br />

005/ 006 die Idee geboren, den Orient zumindest<br />

musikalisch mit dem Okzident ein wenig sozialverträglich<br />

zu vereinen. Und das<br />

in Verbindung mit modernen<br />

Rockgitarren und Elektronik<br />

eben. Kannst mich auch von<br />

mir aus gerne den „ersten<br />

deutschrockenden Türken”<br />

nennen, oder was mir noch<br />

lieber wäre, die Opposition zu<br />

dieser ganzen grauenhaften<br />

und widerwärtigen Bushido-<br />

Sido-Ey-isch-schlag-Dir-in-de-<br />

Fresse-Alda-Fraktion.<br />

Im Song „Liebeskrieger“ zeichnest du eine sehr<br />

chauvinistische Sicht. Kann es nicht sein, das<br />

dich dein weibliches Gegenüber nicht auch als<br />

eigentliches Turngerät benutzt und gar nicht<br />

mehr will, weil sie auch nicht mehr vermutet?<br />

Natürlich kann das sein. Da gilt aber Vice Versa und<br />

wird leider Gottes in unserer heutigen Sozialisationsstufe<br />

viel zu oft praktiziert. Da muss man sich im<br />

Gegenzug auch die Frage stellen, warum dann auch<br />

das weibliche Gegenüber sich wider besserer Kenntnis,<br />

dennoch an dem „Turngerät” bedient, wenn sich<br />

die werte Dame unter Umständen ein Stückchen mehr<br />

erhofft? Da nehmen sich im Endergebnis beide Geschlechter<br />

in der Regel nicht viel. Guck dir doch mal<br />

allein meine Heimatstadt München an. Weit über ein<br />

Drittel unserer Einwohner fallen mittlerweile unter die<br />

„Ich sehe mich als<br />

opposition zu dieser<br />

ganzen grauenhaften<br />

und widerwärtigen<br />

Bushido-sido-Ey-ischschlag-Dir-in-de-fressealda-fraktion.“<br />

sogenannte Single-Quote. Dahingehend eine regelrechte<br />

Hochburg. Ein Irrsinn. Man könnte jetzt auch<br />

zynisch behaupten, diese Stadt sei ein einziger Swingerclub.<br />

Jeder poppt jeden (lacht).<br />

In „Sesam öffne Dich“ thematisierst du eine<br />

Urangst vieler Deutscher. Denkst du, dass es<br />

sich hierbei auch oft um das schlechte Gewissen<br />

handelt? Zumal ja Gastarbeiter zuerst mit<br />

Handkuss ins Land gerufen wurden.<br />

Ich thematisiere eigentlich zwei Dinge in diesem Song.<br />

Zum einen, wie du schon richtig erkannt hast, diese<br />

Angst und zum anderen diejenigen, welche immer<br />

wieder gerne ihre Finger in diese Angst-Wunde legen<br />

und es schüren. Die aufgrund vorrangig wirtschaftlicher<br />

Interessen dabei nicht bedenken, was sie eigentlich<br />

für ein weiterführendes kulturelles und politisches<br />

Unheil innerhalb ihrer Nationen<br />

damit anrichten. Im nach wie<br />

vor aktuellen Fall und eben in<br />

„Sesam öffne Dich” behandelt,<br />

geht es um den sogenannten<br />

unsäglichen Kampf gegen den<br />

„muslimischen” Terror in der<br />

Irakoffensive, verantwortet<br />

durch die ex-Bush-Administration.<br />

Ich denke, zu diesem Thema<br />

ist eigentlich alles gesagt,<br />

gehört und gesehen worden.<br />

Mehr muss ich da nicht vom Stapel lassen. Was mir<br />

wesentlich stärker am Herzen liegt, mit dem Versuch<br />

hier etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, ist, dieses,<br />

was du als „Urangst vieler Deutscher” bezeichnest und<br />

deren Verhältnis zu den Gastarbeitern. Ich habe mich<br />

Zeit meines Lebens extrem intensiv mit dieser Frage<br />

beschäftigt und ich kann dir darauf nur antworten: Ich<br />

weiß es nicht! Das ist wie die Suche nach dem Heiligen<br />

Gral. Du suchst und suchst und suchst und du wirst ihn<br />

nie finden. Und warum? Weil es ihn rein aus der historischen<br />

Faktenlage gar nicht geben dürfte. Was sind<br />

die historischen Fakten? Diese sind an konkreten Beispielen<br />

nicht nur aus der jüngeren Geschichte Deutschlands,<br />

also nach 19 5, BRD, Gastarbeiter, Wiederaufbau,<br />

etc. zu finden, sondern auch intensiv innerhalb<br />

der wesentlich weiter zurückliegenden Geschichte,<br />

wo tiefgreifende Freundschaft, Respekt und natürlich<br />

auch gemeinsame Interessen zwischen Deutschen<br />

und Türken an der Tagesordnung waren und dieses<br />

positive Verhältnis, deren beider Geschichte bis zum<br />

Ausbruch des 1. Weltkrieges, rein kulturell betrachtet,<br />

sehr konstruktiv geprägt haben. Eine angebliche tiefe<br />

Kluft zwischen Orient und Okzident, Germanen und<br />

Osmanen im Miteinander konnte ich da nicht wirklich<br />

ausmachen. Hier tut, finde ich, mehr Bildung Not. Ich<br />

persönlich kann da nur versuchen, meinen kleinen bescheidenen<br />

Beitrag, sowohl im Alltag als auch in der<br />

Öffentlichkeit zu leisten, indem ich (ich sage hier ganz<br />

bewusst auch meinem Volk, den Deutschen), ein Stückchen<br />

von dieser Angst zu nehmen und uns wieder auf<br />

unsere Stärken und Gemeinsamkeiten zu fokussieren<br />

und nicht auf den Mist, der uns zu trennen versucht.<br />

Ganz gleich aus welcher Richtung.<br />

In „Weil Du ein Mensch bist“ thematisierst du<br />

den Egoismus auch als Ursprung einer Gottlosigkeit.<br />

Fehlt Menschen heute oft ein spiritueller<br />

Wegweiser?<br />

Eindeutige Antwort: Ja. Es geht mir hierbei nicht darum,<br />

dass ich die Leute dazu motivieren möchte, sich<br />

jetzt in die Kirchen zu begeben. Zugegeben, wenn<br />

es mir mal aus irgendwelchen Gründen nicht so toll<br />

geht, gehe ich gerne mal in eine Kirche und setze mich<br />

einfach nur für ein paar Minuten hin und atme sozusagen<br />

geweihte/sakrale Luft. Danach geht es mir witzigerweise<br />

auch merklich besser. Im Ernst. Obwohl ich<br />

alles andere bin als religiös im institutionellen Sinne.<br />

Gar nicht meins. Es geht mir eben um eine gesunde<br />

Spiritualität und gesunde Demut und Dankbarkeit<br />

dem eigenen Leben, der Umwelt und diesem einzigartigen<br />

Planeten gegenüber.<br />

www.schoengeist-music.com<br />

www.myspace.com/scheongeistmusic<br />

GERt DRExl


Batcave’s Not Dead<br />

DIE ART sind auf Tour – und natürlich auch auf dem<br />

WGT – mit ihrem altbewährten Stilmix aus Wave,<br />

Gothic und Punk, der so recht in keine Schublade<br />

passen will und auch nicht soll. Jahre nach ihrer<br />

Gründung macht die Band noch immer das, was<br />

ihnen selbst am besten gefällt. Die Leipziger haben<br />

in der DDR mit Texten wie „Wide Wide World“ die<br />

subversive Musik zum Untergang geliefert, sich<br />

001 aufgelöst und danach unter dem Namen<br />

WissMut mit härterem, elektrolastigen Dark Wave<br />

experimentiert. Seit 007 sind sie zurück als DIE<br />

ART mit der, wie Frontmann Makarios es ausdrückt,<br />

„Quintessenz“ von DIE ART – dem aktuellen Album<br />

„Funeral Entertainment“.<br />

Punk oder Pop? Auf alle Fälle Party.<br />

Conne: Das Herzstück der neuen Platte ist die düstere<br />

Gothic-Ballade „Pale“, doch wer ein rein todessehnsüchtiges<br />

Set erwartet, wird enttäuscht: Die<br />

anderen Songs sind locker und fast schon gut gelaunt.<br />

Während einige Stücke (z. B. „Mark’s Song“)<br />

nahtlos an die Punk-Wurzeln der Band anknüpfen,<br />

kommen andere (z.B. „In the Gallery“) als melodiöser,<br />

gitarrengetragener Wave daher. Fast alle Tracks<br />

sind tanzbar, die meisten auch pog-bar, die Konzerte<br />

eigentlich immer ein Garant für eine gute Party.<br />

Das WGT ist ja sowas wie ein Heimspiel für<br />

euch. Sind die Auftritte dort anders als andere<br />

Konzerte?<br />

Conne: Das WGT ist ja ein internationales Festival,<br />

und deshalb bleibt es natürlich immer spannend.<br />

Wir spielen auf der Parkbühne, da war die Stimmung<br />

schon immer gut.<br />

Sven: Wir erreichen beim WGT mit unserer Musik<br />

Menschen, die wir in den Clubkonzerten nicht treffen,<br />

das ist schon etwas Besonderes für uns.<br />

Eine Sache, welche DIE ART ziemlich eigentlich<br />

einzigartig macht, ist, dass Frontmann Makarios<br />

die todtraurigsten Texte oftmals zu lakonisch-fröhlichen<br />

Melodien<br />

singt – z. B. „Alles, Was<br />

Dein Herz Begehrt“ oder „In<br />

The Gallery“. Sind sich hier<br />

Texter und Komponist nicht<br />

einig, oder empfindet ihr<br />

eure Lyrics gar nicht als so<br />

traurig?<br />

Makarios: Traurig ist etwas<br />

anderes. Ich sage einfach nur<br />

ganz romantisch die Wahrheit.<br />

Ich bin mehr Poet als Sänger<br />

und nicht unglücklich. Aber von den Schwarzen<br />

bin ich einer, der tatsächlich schwarz ist. Nicht<br />

modeschwarz. Schwarz ist nicht Vampir oder ein<br />

bisschen Fetisch. Schwarz ist echter Liebeskummer.<br />

„Die tiefste schwärze<br />

ist die ewige<br />

und unerfüllbare<br />

sehnsucht. Dazu<br />

muss es die schönstmögliche<br />

Wort- und<br />

Melodiewahl geben.“<br />

Die Gewissheit, dass alles endlich ist und die Gelassenheit,<br />

dies zu ertragen. Die tiefste Schwärze<br />

ist die ewige und unerfüllbare<br />

Sehnsucht. Aber dazu muss es<br />

die schönstmögliche Wort- und<br />

Melodiewahl geben. Denn das<br />

Leben ist zu kurz für nur mittleren<br />

Zustand.<br />

Die Flügelfrau auf dem Cover<br />

eurer aktuellen CD ist so<br />

etwas wie das Symbol von<br />

DIE ART geworden. Was genau<br />

bedeutet sie für euch?<br />

Conne: Die Flügelfrau ist von einem befreundeten<br />

Grafiker und ist unsere Gallionsauferstehungsfigur<br />

– die steht sozusagen für die Wiederkehr der Band,<br />

und wir lieben sie sehr. Damit knüpfen wir an die


klassischen DIE ART Cover an – z. B. an das der<br />

„Last Live Sequences“, das ja auch sehr mystisch<br />

gestaltet ist.<br />

Die neue CD wurde ja von der Presse als Meilenstein<br />

der Band bejubelt, seht ihr das auch so?<br />

Thomas: Die Platte ist gut gelungen, die Songs darauf<br />

gehören mit zu unseren besten. Aber das gilt<br />

für mich auch für andere Scheiben, wie z.B. die<br />

„But“ und die „Last“.<br />

Conne: „Die Funeral Entertainment“ ist absolut<br />

DIE ART, aber ich sehe sie nicht als Meilenstein, da<br />

kommt schon noch was mehr. Es ist eher wie eine<br />

Erlösung, zu unseren Wurzeln zurückgefunden zu<br />

haben.<br />

DIE ART gibt es jetzt seit 23 Jahren, und die<br />

beiden Masterminds Makarios und Gumprecht<br />

machen noch länger miteinander Musik. Was<br />

waren eure besten Erlebnisse mit der Band?<br />

Thomas: Unsere Auslandskonzerte. Und 1990,<br />

als wir im Rahmen eines Kulturaustausches vom<br />

französischen Präsidenten<br />

Mitterrand im Élysée-Palast<br />

empfangen wurden, das<br />

war völlig surreal, ein echter<br />

Kulturschock. Alternative<br />

Musiker am steifen Pariser<br />

Buffet!<br />

Conne: Das letzte Highlight<br />

war das Crimson Night Festival<br />

in Münster, das hat uns<br />

die Bestätigung gegeben,<br />

dass DIE ART auch im Westen<br />

ein gutes Publikum anzieht,<br />

obwohl wir da nicht mehr – oder noch nicht<br />

wieder so bekannt sind.<br />

„sachen, die in der<br />

Öffentlichkeit nicht<br />

so die 100%ige<br />

Resonanz gefunden<br />

haben, gefallen mir<br />

oft viel besser als<br />

cDs, die gut verkauft<br />

worden sind.“<br />

Wie verträgt sich ein Komponist, der gerne<br />

Pop machen will, mit einem Bandchef, der offenbar<br />

den Punk im Blut hat?<br />

Thomas: In den ganzen Jahren gab es für DIE ART<br />

immer verschiede Einflüsse. Das Interessante ist ja<br />

die Reibung, daraus entstehen unsere Songs. Unser<br />

Musikgeschmack hat sich mit der Zeit weiterentwickelt.<br />

Die poppigen Einflüsse kommen halt immer<br />

von mir, und so kommt es zu dem Konglomerat, was<br />

DIE ART mit ausmacht.<br />

Gibt es Songs, die ihr lieber spielt als andere?<br />

Makarios: DIE ART hat so viele gute, alte und neue<br />

Songs, dass wir mühelos ein Parallelprogramm<br />

aufstellen können. Das jetzige Set ist eine gute<br />

Mischung aus dem neuen Album und vielen alten<br />

Songs zum Abfeiern.<br />

Thomas: „Pale“ natürlich, aber auch Songs wie z.B.<br />

„Weather Fine“ oder „Tristesse Moderne“.<br />

Conne: Meine Lieblingsplatte ist die „Still“. Die ist<br />

rund und hat meiner Meinung nach die schönsten<br />

Texte. Sachen, die in der Öffentlichkeit nicht so die<br />

100%ige Resonanz gefunden haben, gefallen mir<br />

oft viel besser als CDs, die gut verkauft worden<br />

sind.<br />

Viele DIE ART-Songs leben von eingängigen<br />

Basslinien als Einleitung oder Solo. War es<br />

ein schweres Erbe, der Nachfolger des großen<br />

Bassisten Heinemann zu werden?<br />

Conne: Naja, ich hab mich damals schon geziert,<br />

den Part zu übernehmen. Christoph Heinemann hat<br />

vor allem in der Anfangszeit viel beigetragen. Mein<br />

Vorgänger Christian Schierwagen kam aus dem<br />

Jazz, und das hat man bis zum Schluss gehört. Ich<br />

spiele halt ganz anders. Brutaler. Härter. Straight.<br />

Was steht als nächstes an?<br />

Makarios: Im Moment sind wir im<br />

Studio und nehmen einige Titel<br />

für unsere erste „Best Of“ neu<br />

auf. Nach Jahren wird es mal<br />

Zeit dafür. Und dann wollen wir<br />

natürlich so viel wie möglich live<br />

spielen und mit unserem Publikum<br />

in Kontakt sein. Auf dem WGT, im<br />

Herbst dann mal wieder in der<br />

Schweiz, in Berlin, Leipzig, Dresden<br />

und vielleicht auch nochmal<br />

im Westen.<br />

Sven: Ich würde auch gern mal was Langsameres<br />

spielen, es muss nicht alles tanzbar und Pogo sein.<br />

Wir haben schon neues Material, aber das muss erst<br />

mal eine Weile reifen.<br />

Conne: Ich wünsche mir, noch eine lange, gute Zeit<br />

zusammen zu haben und dass wir an die Erfolge, die<br />

wir bisher hatten, anschließen können.<br />

www.myspace.com/dieart007<br />

www.upsound.de<br />

GERt DRExl<br />

Discography:<br />

2008 Funeral Entertainment<br />

2007 Alles Was Dein Herz Begehrt<br />

2002 Last Live Sequences 2000 Last<br />

1999 Dry 1998 Mellow Versions<br />

1997 Adnama 1996 Still<br />

1995 Das Schiff 1994 But 1993 Gift<br />

1991 Gold 1990 Fear<br />

5


6<br />

Paul Ravens letztes Vermächtnis<br />

Das Debütalbum „Holy City Zoo“ der Industrialrocker<br />

Mob Research ist untrennbar<br />

mit dem Ausnahmebassisten<br />

Paul Vincent<br />

Raven (Killing Joke/Ministry/Prong)<br />

und seinem<br />

tragischen Tod verbunden.<br />

Raven gründete die Band<br />

zusammen mit dem Gitarristen<br />

Mark Gemini Thwaite<br />

(The Mission/Peter Murphy)<br />

im Jahre 2007. Zusammen mit<br />

Ex-QOTSA Drummer Nick Lucero<br />

und Warrior Soul Sänger<br />

Kory Clarke ist Mob Research<br />

ein Album gelungen, dass sich<br />

irgendwo zwischen Ministry<br />

und Killing Joke bewegt, durch<br />

den rotzigen und hypnotischen<br />

Gesang von Kory Clarke aber<br />

sehr eigenständig ist und die<br />

hohen Erwartungen an die vielversprechende<br />

Besetzung erfüllt.<br />

„Wenn es sich<br />

ergibt, werdet<br />

ihr Mob<br />

Research mit<br />

Dan Raven am<br />

Bass sehen.“<br />

Wo und wann habt ihr euch zum ersten Mal<br />

getroffen?<br />

Mark Gemini Thwaite: Ich habe Paul Raven fast 0<br />

Jahre gekannt. Wir sind uns das erste Mal 1989 begegnet,<br />

als Killing Joke eine Pause machten und in<br />

London mit einem Drummer jammten, den wir beide<br />

kannten. Es war sehr cool, mit Paul zu spielen.<br />

Ich bin dann 199 als Leadgitarrist zu The Mission<br />

gegangen und habe Paul lange Jahre nicht mehr gesehen.<br />

Wir haben uns dann erst 007 in Los Angeles<br />

wieder getroffen und Mob Research gegründet,<br />

nachdem ich Paul einige meiner Demos vorgespielt<br />

hatte. Paul gab die Demos Kory Clarke (Warrior<br />

Soul/Trouble-Sänger), der gerade in New York war.<br />

Kory kam dann mit einigen großartigen Lyrics und<br />

Melodien für die Songs „Tribe“, „New Paradigm“<br />

und „Skull and Bones“.<br />

Was ist eure Bedeutung für „Holy City Zoo“?<br />

Das war der Name eines Alternativ Clubs in Birmingham<br />

in den Achtzigern. Paul und ich sind dort aufgewachsen<br />

und abgehangen. Später kam dann Kory<br />

mit dem Text für „Holy City Zoo“, einer Diskussion<br />

basierend auf der Heuchelei von Männern, eingesperrt<br />

in ihren gewalttätigen Religionen: „The Gods<br />

they worship are one and the same, but their Messiahs<br />

are different and it drives them insane“.<br />

Wo und wie lange habt ihr die<br />

Songs geschrieben und produziert?<br />

Mob Research kam als richtiges Studioprojekt<br />

zusammen. Nick Lucero in LA,<br />

Paul Raven in Portland Oregon, Kory<br />

in NY und mir. Paul und ich haben in<br />

meinem Home-Studio in LA aufgenommen.<br />

Dann haben wir Korys Gesang im Legion’s Studio<br />

in NY aufgenommen. Das war im Sommer 007.<br />

Der Bass, die Gitarren und einige Vocals waren für<br />

10 Songs schon im Kasten, bevor Paul traurigerweise<br />

am 0. Oktober 007 von uns ging. Wie mit Paul<br />

geplant, haben wir dann die programmierten Drums<br />

von meinem Demo durch Livedrums ersetzt, die Nick<br />

Lucero 008 in LA eingespielt hat. Kory hat noch<br />

die fehlenden Gesangsparts eingesungen, bevor wir<br />

die Aufnahmen zum Endmix Tim Palmer (HIM/Pearl<br />

Jam/The Mission) in den North Hollywood Studios<br />

gaben. Tims Input war sehr wertvoll für uns und ich<br />

bin auch Ville Vallo von HIM sehr dankbar, der Tim<br />

von uns überzeugte und Mob Research immer unterstützt<br />

hat.<br />

Wie schwer war es, das Album zu Ende zu produzieren,<br />

nachdem Paul Raven starb?<br />

Paul war der Protagonist und Motivator in der Band.<br />

Als er starb, brauchten wir eine Weile, bis wir weitermachenkonnten.<br />

Paul hatte<br />

einen starken<br />

Charakter, vergleichbar<br />

mit<br />

den alten Piraten,<br />

eine sehr<br />

charismatische<br />

und gesellige<br />

Persönlichkeit<br />

VÖ „Holy City Zoo“: 25.05.09<br />

und ein großartiger Bassist. Wir haben uns sehr gut<br />

verstanden, musikalisch und menschlich. Er war immer<br />

ein positiver Einfluss und seine letzten Worte<br />

zu mir waren: „Stay Positive“. Nach einigen Monaten<br />

der Schockverarbeitung, realisierte ich, dass<br />

das Mob Research Material es verdient, gehört zu<br />

werden und wir schuldeten es Paul, „Holy City Zoo“<br />

rauszubringen. Sozusagen als letzten Teil seines musikalischen<br />

Vermächtnis.<br />

Ihr seid noch nie live aufgetreten. Habt ihr das<br />

vor? Wer wird Bass spielen?<br />

Raven war immer das Epizentrum der Band. Er war<br />

der Hauptprotagonist und Gründungsmitglied. Es<br />

fühlt sich komisch an, die Platte ohne ihn zu veröffentlichen.<br />

Doch ich glaube, Paul würde erwarten,<br />

dass wir die Platte promoten. Pauls Bruder Daniel<br />

Raven spielt auch Bass für die englische Band Gundogs<br />

und er hat uns angeboten, in die Fußstapfen<br />

seines Bruders zu treten. Wir denken gerade über<br />

eine Europatour nach. Wenn es sich ergibt, werdet<br />

ihr Mob Research mit Dan Raven am Bass sehen.<br />

www.mobresearchinc.com<br />

RInGo MüllER


Rappacinis Tochter<br />

Musical meets Gothic Theatre Metal:<br />

Harte, düstere Gitarrenriffs und packende<br />

Musicalszenen, geht das zusammen? Ja, das<br />

geht, und das bereits seit über einem Jahr auf<br />

sehr erfolgreiche Weise. Die Lübecker Gothic<br />

Theatre Metal Band Aeternitas schafft es, seit<br />

Anfang 2008 auf wechselnden norddeutschen<br />

Bühnen mit ihrem Gothic Musical „Rappacinis<br />

Tochter“ beides auf sehr sehenswerte Weise<br />

miteinander zu verbinden. Nach den beiden<br />

Konzeptalben „Requiem“ und „La Danse Macabre“,<br />

die die Gruppe um Sänger und Songschreiber<br />

Alexander Hunzinger dem Publikum<br />

schon in Theaterstückform dargeboten hatte,<br />

ist das Musical nun quasi die Krönung ihres<br />

bisherigen Schaffens. Beim diesjährigen WGT<br />

in Leipzig sind Aeternitas ebenfalls mit ihrem<br />

Werk zugegen, und wer dort die Aufführungen<br />

verpasst, kann in Kürze einen Livemitschnitt<br />

auf DVD erwerben. Alexander hat uns<br />

ein paar Hintergründe zu „Rappacinis Tochter“<br />

verraten.<br />

Kannst du uns kurz erzählen, worum es in<br />

„Rappacinis Tochter“ geht?<br />

Alexander: Unser Musical basiert auf der gleichnamigen<br />

Kurzgeschichte des amerikanischen Schriftstellers<br />

Nathaniel Hawthorne. Darin kommt ein<br />

junger Mann namens Giovanni zum Studium nach<br />

Padua und bezieht ein Zimmer mit Blick auf den geheimnisvollen<br />

Garten von Dr. Rappacini. Dort erblickt<br />

er dessen hübsche Tochter Beatrice und verliebt sich<br />

in sie. Doch sie wird in diesem Garten gefangen gehalten,<br />

da sich ein dunkles Geheimnis um sie rankt.<br />

Das ist der Beginn der unmöglichen Liebe zwischen<br />

Giovanni und Beatrice.<br />

Nun kommt in Kürze die DVD zum Musical<br />

auf den Markt. Wie habt ihr im Ensemble euren<br />

wachsenden Erfolg im vergangenen Jahr<br />

erlebt und welche Highlights gab es für dich<br />

persönlich?<br />

Es sind die vielen kleinen Erfolge, die aus dem gesamten<br />

Projekt Rappacini ein großes Highlight<br />

gemacht haben. Denn bei der Umsetzung eines so<br />

großen Bühnenprojekts gibt es immer wieder Probleme<br />

und Rückschläge, mit denen man zu tun hat.<br />

Doch bei uns war es bislang immer so, dass es auf<br />

jedes Problem anschließend wieder einen weiteren<br />

Erfolg gab und es somit immer weiterging und sich<br />

größer entwickeln konnte.<br />

Wie ist die Idee entstanden, die Musik für ein<br />

Gothic Musical Projekt zu schreiben und das<br />

Musical anschließend zu inszenieren?<br />

Da ich bereits eine langjährige Leidenschaft für<br />

dramatische Musicals hatte, war es immer mein<br />

Ziel, selbst ein Musical zu erschaffen. Durch die Erfahrungen<br />

unserer ersten Aeternitas Konzeptalben<br />

schien mir der richtige Zeitpunkt gekommen, um<br />

eine Umsetzung zu wagen.<br />

Ist die Musik von „Rappacinis Tochter“ vor<br />

allem von Metal-Elementen geprägt oder gab<br />

es auch noch weitere musikalische Einflüsse?<br />

Wir haben seit jeher verschiedenste musikalische<br />

Elemente in unserer Musik untergebracht. Speziell<br />

bei der Umsetzung des Musicals kam es mir besonders<br />

darauf an, den Inhalt in eine passende musikalische<br />

Form zu gießen. Dazu gehören Metal Riffs<br />

an aggressiven Stellen, aber auch klassische Musical<br />

Elemente an dramatischen Stellen, die besonders<br />

durch unseren Co-Autor Tilman Kracke eingebracht<br />

wurden.<br />

Nach welchen Kriterien seid ihr bei der Besetzung<br />

des Stückes vorgegangen?<br />

Zunächst wurden natürlich die Rollen innerhalb<br />

der Band-Sänger verteilt. Doch wir brauchten auch<br />

andere Darsteller, die wir auf verschiedenen Wegen<br />

gefunden haben. Letztlich gab es immer eine Art Casting,<br />

bei dem wir geschaut haben, ob der Darsteller<br />

oder die Darstellerin künstlerisch zur Rolle passt. So<br />

haben wir unser gesamtes Ensemble zusammengestellt.<br />

Wer hat bei dem Stück die Regie geführt, wer<br />

war für das Bühnenbild und wer für die Kostüme<br />

verantwortlich?<br />

Seit den ersten Konzeptentwürfen arbeiten wir mit<br />

unserer Regisseurin Sandra M. Heinzelmann zusammen.<br />

Sie war die ganze Zeit bei der Umsetzung der<br />

Texte und erst Recht bei der Bühnenumsetzung dabei,<br />

die sie inszeniert hat. Die Kostüme stammen von<br />

Rina Prühs und das Bühnenbild wurde von Karsten<br />

Wiegers entworfen. Mindestens genauso wichtig<br />

bei unserer Show ist aber auch das Lichtdesign von<br />

Christine Köhler und Anna Wolf, das die dunkle Atmosphäre<br />

passend unterstützt.<br />

Wo fand der Livemitschnitt statt?<br />

Der Livemitschnitt fand am letzten Abend unserer<br />

Hamburger Sommerspielzeit 008 im Delphi Showpalast<br />

statt. Dort haben wir im Sommer 1 Auftritte<br />

gespielt.<br />

Wo wird man in den kommenden Monaten<br />

„Rappacinis Tochter“ live erleben können?<br />

Nach dem WGT, wo wir vier Shows spielen werden,<br />

stehen bereits Auftritte im Herbst 009 in Soltau,<br />

Seevetal, Hockenheim und Helmstedt fest. Weitere<br />

Auftritte sind für 010 in Planung.<br />

www.rappacini.de<br />

stEPhanIE RIEchElMann<br />

7


Frozen Plasma<br />

8<br />

Groovende Gesellschaftskritik<br />

Das Duo bereitet sich in Windeseile auf ihren neuen<br />

Release „Monumentum“ vor und schickt als Appetizer<br />

die neue Single „Earthling“ ins Rennen. Nach der<br />

Auflösung der Futurepopband NamNamBulu 005<br />

blieb Vasi nicht untätig und gründete noch im selben<br />

Jahr mit Felix Marc Frozen Plasma. Diesen lernte<br />

er auf einem VNV Nation Konzert kennen und die<br />

beiden harmonierten musikalisch sofort miteinander.<br />

Das mag auch daran liegen, dass beide einen<br />

professionellen musikalischen Background haben.<br />

Das Projekt Frozen Plasma, welches sich durch Vasis<br />

traumhafte Sequenzen und der charismatischen<br />

Stimme von Felix Marc<br />

schnell in die Gehörwindungen<br />

fraß, ist in seiner<br />

Einheit einfach einzigartig.<br />

Heute, vier Jahre nach<br />

Gründung, ist das Duo aus<br />

dem Futurepop-Olymp<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

„Die Gesellschaft<br />

sind wir. Wir<br />

verpassen durch das<br />

abschieben vieler<br />

Probleme auf ‚die<br />

Gesellschaft’, die<br />

richtigen lösungen<br />

zu finden.“<br />

Frozen Plasma ist ja, wie<br />

alle wissen, nach dem<br />

Ende von NamNamBulu<br />

entstanden. Werdet ihr<br />

noch immer oft darauf angesprochen oder hat<br />

sich das so langsam aufgelöst?<br />

Vasi: Es gibt immer wieder mal jemanden an einer<br />

Show, der mich darauf anspricht. Das ist für mich<br />

auch ok da es zu meiner musikalischen Zeitachse<br />

gehört. Aber FP hat definitiv gar nix mehr mit NNB<br />

zu tun.<br />

Wie kam es eigentlich zu dem Namen Frozen<br />

Plasma, der ja eher aus dem medizinischen Bereich<br />

kommt?<br />

Vasi: Ich hab mal zwei Sendungen nacheinander gesehen.<br />

Die erste über eine Hungersnot in Afrika und<br />

wie schwierig es ist, einfachste Lebensmittel dahin zu<br />

transportieren, geschweige denn Medikamente usw.<br />

Danach kam eine Sendung bzw. eine Reportage über<br />

die medizinischen Möglichkeiten der heutigen Zeit.<br />

Unter anderem die Möglichkeit Plasma einzufrieren<br />

und wieder aufzutauen um es wiederzuverwenden.<br />

Irgendwie war das pervers – Kein Reiskorn da fürs<br />

Überleben – und absolut wahnwitzige medizinische<br />

Möglichkeiten hier. Mag jetzt etwas pathetisch klingen.<br />

Da meine Texte sich zumeist sehr sozialkritisch<br />

austoben dürfen, wählte ich den plakativen Namen<br />

als Bandbezeichnung.<br />

Ihr habt ja beide einen schon länger bestehenden<br />

Background. Inwieweit bringt ihr euch in<br />

die Musik ein oder wie muss man sich das Entstehen<br />

eines FP-Songs vorstellen?<br />

FM: Grundsätzlich gilt bei FP: Songs und Texte kommen<br />

von Vasi, Gesang kommt von Felix. Vereinzelt<br />

ergänzen wir uns gegenseitig bei der Zielfindung der<br />

Tracks, oder ich steuere ein bis zwei Eigenkompositionen<br />

oder Mixe einzelner Tracks bei.<br />

Vasi: Genau! Felix macht nix. Liegt nur rum und suhlt<br />

sich im Ruhm, während ich arbeite. Nein, generell<br />

mache ich das Songwriting und die<br />

Texte sowie die Produktion. Aber auch<br />

wenn das nach strikter Arbeitsteilung<br />

klingt, es ist trotzdem eine perfekt<br />

eingespielte Einheit und ich bin immer<br />

wieder erstaunt, wie gut die Zusammenarbeit<br />

funktioniert.<br />

Nach euren letzten Hits wie „Tanz<br />

die Revolution“ und „Warmongers“<br />

sind wir nun gespannt auf<br />

Neues. Die neue Single heißt<br />

„Earthling“ und die geht wieder<br />

ins Ohr, schlägt aber wieder etwas ruhigere<br />

Töne an. Wie kam es zu<br />

dem Song und was verbindet<br />

ihr damit?<br />

Vasi: „Tanz die Revolution“<br />

war ein Experiment. Deutscher<br />

Text, provokativ und plakativ.<br />

Wir haben viel Lob aber auch<br />

(erwartet) viel Schelte erhalten.<br />

Solche Experimente muss<br />

man jedoch einem Musiker<br />

zugestehen. Und ich stehe zu<br />

dem Song und zwar musikalisch<br />

wie auch textlich. „Earthling“<br />

sollte die „andere” Seite<br />

von FP aufzeigen. Die ruhigere<br />

und melancholische mit diesem<br />

typischen Pathos. Das<br />

Album wird kein reines Clubalbum<br />

mit zehn Mal „Warmongers“<br />

drauf, sondern viele<br />

Facetten vereinen, von daher<br />

sollte die zweite Single kon-<br />

trär zu „Tanz die Revolution“ sein. Die Idee kam mir<br />

wie so oft beim Zappen durch die Nachrichten im TV.<br />

Oft fällt der Begriff: „Die Gesellschaft muss” Die Gesellschaft<br />

sollte! usw. Die Gesellschaft sind wir. Wir<br />

verpassen durch das Abschieben vieler Probleme auf<br />

„die Gesellschaft”, die richtigen Lösungen zu finden.<br />

Jetzt sind gerade die Banker schuld, morgen die Ölfirmen,<br />

dann wieder andere. Wir alle sind aber Teil<br />

des Systems und des Lebens auf der Erde. Wir sind<br />

die Gesellschaft und wir haben es in der Hand, Dinge<br />

zu ändern. Wir wollen nur nicht.<br />

hEIko noltInG<br />

www.myspace.com/frozenplasma


Die Tränke der Götter<br />

Honig, Wasser und Hefe<br />

– mehr brauchten schon<br />

die alten Germanen nicht<br />

zur Herstellung des Mets.<br />

Schon vor über 3000 Jahren<br />

besaßen unsere Vorfahren<br />

dieses Wissen. In den<br />

Hochkulturen Vorderasiens<br />

und Ägyptens schätzen<br />

Historiker die Wurzeln des<br />

Honigweins sogar noch<br />

früher. Den Ursprung vermutet<br />

man in vergorenen Pollen,<br />

die über den Winter oder bei<br />

Schifffahrten gegen Skorbut mit<br />

Honig eingelagert wurden. Waren<br />

die Gefäße undicht, so drangen<br />

mit der Luft Hefepilze ein und die<br />

Gärung begann spontan – ein Geschenk<br />

der Götter sozusagen!<br />

Unlicht, der Szeneshop aus Düsseldorf<br />

hat sich auf Met und Absinth<br />

spezialisiert und bietet allein 60 Sorten<br />

verschiedener Metarten an. Diese<br />

unvergleichliche Auswahl wird durch<br />

allerlei Utensilien abgerundet. Vom<br />

Tonbecher zum Trinkhorn und verschiedenen<br />

Honigsorten wird auch der<br />

Liebhaber immer wieder aufs Neue<br />

überrascht. Die Qualität und Herkunft<br />

des Honigs bestimmt neben vielen<br />

anderen Faktoren der Herstellung den<br />

Geschmack des Mets und so verwundert<br />

es nicht, dass es von lieblich über<br />

halbtrocken bis zu trockenem Met verschiedenste<br />

Geschmacksrichtungen<br />

gibt. Egal ob Edeltanne, Lavendel<br />

oder Olmokakteen – Zu fast jeder von<br />

Bienen bestäubten Pflanzenart gibt<br />

es eine Metsorte. Aber auch Absinth,<br />

das Getränk, um das sich so manche<br />

Erzählung der <strong>Roman</strong>tik dreht, ist bei<br />

Unlicht zu Hause. Gerade der Absinth<br />

erfuhr in den letzten Jahren seit seiner<br />

Legalisierung eine Renaissance. Sogar<br />

Schockrocker Manson<br />

ließ sich seine eigene<br />

Marke brauen und<br />

kredenzen. Natürlich<br />

ist diese Sorte auch<br />

im Angebot des Unlicht<br />

Stores, der übrigens<br />

auch im Internet<br />

über einen umfangreichen<br />

Webshop verfügt.<br />

Wer nach einem<br />

besonderen Geschenk<br />

Ausschau hält, sollte<br />

hier fündig werden.<br />

PEtER Istuk<br />

www.unlicht.com<br />

Dark Park Festival<br />

Schwaben wird<br />

wieder schwarz<br />

Zum ersten Mal wird dieses Jahr im<br />

Stuttgarter Raum ein größerer Event<br />

in Sachen „schwarz“ stattfinden. Die<br />

Veranstalter des Dark Park Festival<br />

schicken sich an, ein amtliches Open<br />

Air auf die Beine zu stellen, dass es so<br />

in der Region noch nicht gegeben hat.<br />

So wird am 7. Juni eine grüne Wiese<br />

zwischen Stuttgart und Tübingen zur<br />

Bühne für ein (in diesem Jahr noch<br />

eintägiges) neues Dark Wave Festival,<br />

welches wohl alle Schichten der Szene<br />

ansprechen wird. Fast schon drei<br />

Headliner stehen ganz oben auf dem<br />

Billing: Unheilig hatten es ja bereits in<br />

die offiziellen deutschen Single- wie<br />

auch Album-Charts geschafft und dürften<br />

daher auch der breiten Masse ein<br />

Begriff sein. Project Pitchfork sind alte<br />

Recken der Szene und glänzten zuletzt<br />

wieder mit tollen Alben. Welle:Erdball<br />

dagegen sind extrem tanzbar und mit<br />

ihren eigenwilligen Auftritten einfach<br />

Kult. Dazu gesellen sich mit Heavy<br />

Current und Battle Scream zwei sehr<br />

angesagte Bands der jüngeren Generation,<br />

die beide live schon vielerorts<br />

zu glänzen wussten. Der Opener Eigensinn<br />

bringt die rockige Note mit<br />

ins Spiel und ist mit seiner enormen<br />

Bühnenpräsenz der ideale Anheizer.<br />

Ein weiteres Highlight wird die von<br />

„Stuttgart Schwarz“ präsentierte After<br />

Show Party, bei der sich gegenseitig<br />

mehrere Szene DJs wie zum Beispiel<br />

DJ Dave, Martin Sprissler oder DJ Jolly<br />

die Turntables bis in die Morgenstunden<br />

übergeben werden. Neben den<br />

üblichen Verköstigungs-Ständen wird<br />

es auch einen kleinen Markt geben,<br />

bei dem vor allem natürlich kleidungsmäßig<br />

aufgerüstet werden kann. Die<br />

Tickets sind für 9,- Euro zzgl. VVK-<br />

Gebühren und MwSt. bei allen bekannten<br />

Vorverkaufsstellen zu haben<br />

oder können online unter<br />

tickets@dark-park-festival.de<br />

bestellt werden.<br />

Den ersten 500 Bestellern<br />

winkt übrigens ein Gratissampler,<br />

der exklusiv<br />

zum Festival kompiliert<br />

wurde.<br />

sIEGMaR ost<br />

www.dark-parkfestival.de<br />

9


50<br />

Dark Underground<br />

Lifestyle Weekend<br />

Die Festival Saison ist im vollen Gange<br />

und man kann sich kaum entscheiden,<br />

auf welches der tausend Festivals in<br />

Deutschland man gehen soll. Doch<br />

nicht nur in heimischen Gefilden ist<br />

das Überangebot vorhanden. Seit<br />

nunmehr zehn Jahren gibt es in Utrecht<br />

in den Niederlanden das Summer<br />

Darkness Festival, das schon lange<br />

in Sachen Bands und Atmosphäre<br />

ein ernstzunehmender Konkurrent im<br />

Festival-Urwald geworden ist, spielte<br />

in der Vergangenheit doch schon so<br />

ziemlich alles, was Rang und Namen in<br />

der Schwarzen und Alternativen Szene<br />

hat und es ist auch seit 006 ständig<br />

ausverkauft. Das Summer Darkness<br />

findet immer am zweiten Augustwochenende,<br />

gleichzeitig mit dem M’era<br />

Luna Festival statt, ist aber eher eine<br />

Konkurrenz zum WGT, da die Konzerte<br />

und ein komplexes Rahmenprogramm<br />

an vielen verschiedenen Locations in<br />

ganz Utrecht an insgesamt fünf Tagen<br />

stattfinden.<br />

Wie in den Jahren zuvor werden die<br />

Veranstaltungen in zentralen Veranstaltungsorten<br />

wie dem Tivoli, Tivoli<br />

de Helling, Ekko und fünf weiteren<br />

Locations stattfinden. Dazu gibt es<br />

exklusive Kirchenkonzerte und Disco/<br />

Club-Veranstaltungen mit internationalen<br />

Top-DJs. Das Bandprogramm<br />

kann sich natürlich auch sehen lassen<br />

und liest sich wie das who is who der<br />

Szene. Die geografische Nähe zu Westdeutschland<br />

ist ein weiteres Argument<br />

dafür, einmal ins benachbarte Holland<br />

zu reisen. Wer dieses mal nicht schon<br />

wieder auf altvertraute und gewohnte<br />

deutsche Festivalumgebung Lust hat,<br />

der sollte nicht zögern und nach Utrecht<br />

fahren.<br />

Vorläufiges Line-up:<br />

5F-X, Absolute Body Control, Atomic<br />

Neon, Beneath the Massacre,<br />

Covenant, Dandelion Wine, Dernire<br />

Volont, Deviant UK, Eisbrecher,<br />

Embrun, Emilie Autumn, Gothminister,<br />

Grendel, Hate Eternal,<br />

Klangstabil, Kloq, Korpiklaani, Lacuna<br />

Coil, Misery Index, Modulate,<br />

Ms Gentur, Negura Bunget, Noyce,<br />

Nullvektor, Other Day, Psycroptic,<br />

Reaper, Rosa Crvx, Rotersand,<br />

Sieben, S.K.E.T., Spetsnaz, Suffocation,<br />

Summer Slaughter, The Birthday<br />

Massacre, The Crüxshadows,<br />

The Faceless, Triarii, Tyr, Tyske Ludder,<br />

Uberbyte, VNV Nation


<strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong><br />

Russlands trauriger Zar<br />

Russland ist ein erstaunliches<br />

Land. Während sich unsere<br />

Musikbranche die Wunden<br />

leckt und auf Nummer sicher<br />

geht, Innovationen<br />

in der Szene auf den<br />

Nullpunkt wandern und<br />

Künstler sich allenfalls<br />

im Kopieren gängiger<br />

Standards üben, gebärt der<br />

russische Underground eine<br />

gänzlich neue dunkle Szenebewegung.<br />

Geprägt von slawischer Schwermut<br />

und dem Hang zum Existenzialismus<br />

eroberte der aus dem östlichsten Teil<br />

Russlands stammende <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> den Osten<br />

wie einst Dschingis Khan.<br />

Und in der Tat: Gibt man den Namen <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong><br />

in Youtube als Suchbegriff ein, kann man sich nach<br />

mehreren Stunden spannender Szeneschau in eine<br />

andere Welt verwundert die Augen reiben und getrost<br />

zugeben: Hier haben wir Großes verpasst.<br />

<strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> ist der ungekrönte Zar der russischen<br />

Schwermut. <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> begleitete zuletzt auch<br />

die Städte umfassende Tournee von Das Ich im<br />

Jahre 008 und konnte mitunter dank seiner<br />

treuen Fanschar größeren Applaus als<br />

die erfolgsverwöhnten Herrschaften aus<br />

Deutschland einheimsen.<br />

Der aus dem asiatisch geprägten Vladivostok<br />

stammende <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> zog nach<br />

seinen ersten Erfolgen in Richtung des<br />

6500 km entfernten Sankt Petersburg,<br />

um zumindest im Zentrum der russischen<br />

Kulturwelt gleich gesinnte Künstler wie<br />

z.B. Otto Dix zu treffen. <strong>Roman</strong> spielte<br />

im Alleingang sämtliche Instrumente wie<br />

Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboard<br />

ein, entdeckte erst spät sein stimmliches<br />

Volumen, das zwischen finstersten Bassbariton<br />

bis zu höchsten Jubeltenorlinien<br />

brilliert. Auf der Bühne kann man sich der<br />

Magie und Hingabe des zerbrechlichen,<br />

ja beinahe kränklich wirkenden Sängers<br />

kaum entziehen – <strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> lebt, leidet<br />

und stirbt in seinen Liedern den russischen Traum<br />

der wahren Hingabe an ein Ideal. Ein Ideal, das in<br />

seiner Intensität vielleicht allenfalls in der frühen<br />

Sturm und Drang Epoche eines Schillers sein<br />

Ebenbild findet, jedoch in der fatalistischen<br />

Selbstaufgabe nur aus<br />

einer russischen Biografie heraus<br />

verstanden werden kann.<br />

Songs wie die optimistische<br />

Dancehymne „Higher“,<br />

die tieftraurige Ballade<br />

„Ja Umerla“ oder die Aufbruchshymne<br />

„Show Me<br />

The Way“ versprechen ein<br />

ungehörtes Wechselbad der<br />

Gefühle zwischen <strong>Roman</strong>tik<br />

und modernem Synthpop, das<br />

in dieser Form in Westeuropa<br />

bisher ungehört blieb. Glücklicherweise<br />

ist ab dem 5.6. eine<br />

Best Of Sammlung des Künstlers<br />

endlich auf iTunes und Musicload als Digitalrelease<br />

erhältlich. Ob sich die neue russische Schwermut in<br />

Deutschland etablieren kann, und Künstler wie <strong>Roman</strong><br />

<strong>Rain</strong> oder Otto Dix je den Weg auf westeuropäische<br />

Bühnenbretter finden werden, steht in den<br />

Sternen. Näher dem Firmament sind sie jedoch alle,<br />

wenn sie in den Weiten der Taiga ihren Träumen hinterher<br />

reisen. Dort zumindest befindet sich gerade<br />

<strong>Roman</strong> <strong>Rain</strong> auf Tournee und singt voller Inbrunst<br />

„Show me the way“.<br />

www.myspace.com/romanrain<br />

GERt DRExl<br />

Schwertkampfschule<br />

Ricker<br />

Sie wollten immer schon<br />

ein Schwert schwingen<br />

wie Aragorn oder der<br />

Highlander?<br />

Sie wollen auf<br />

einem Mittelaltermarkt<br />

nicht nur den<br />

Schaustellern zuschauen,<br />

sondern aktiv mitkämpfen<br />

können? Das Mittelalter<br />

und das historische Kämpfen<br />

fesselt schon lange Ihr<br />

Interesse?<br />

Dann besuchen Sie die<br />

Schwertkampfschule Ricker!<br />

Lernen Sie mittelalterlichen<br />

Schwertkampf und Showkampf!<br />

Ob jung oder alt, ob Mann oder<br />

Frau, ob Hochleistungssportler<br />

oder „Sportmuffel“ - erleben Sie<br />

eine Sportart voller Spaß und<br />

Action!<br />

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www.schwertkampf-und-mehr.de<br />

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51


5<br />

Magische Anziehungskraft<br />

Zwei Jahre nach ihrem Erstling „Monsterproof“<br />

kehrt das Schweizer Soundtüftler-Duo mit<br />

„Gravity“ zurück. Das neue Album hat noch<br />

einmal an Anziehungskraft gewonnen. Die<br />

einfühlsam-erotische Stimme der Sängerin Andrea<br />

B. harmoniert perfekt mit den tragenden,<br />

filmischen Stimmungen mit mal sanften, mal<br />

hämmernden Grooves aus Synthesizern und<br />

Gitarren. Unter anderem sorgte Gareth Jones<br />

(Depeche Mode/Nick Cave) für die magische<br />

Produktion.<br />

Euer Debüt „Monsterproof“ habt ihr noch<br />

in Eigenregie produziert. „Gravity“ entstand<br />

zusammen mit mehreren namhaften Produzenten.<br />

Nun, wir haben letztlich auch „Gravity“ selbst produziert.<br />

Peter Scherer, Gareth Jones und Peter Schmidt<br />

standen uns als Engineers und Co-Produzenten zur<br />

Seite. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden und<br />

haben Seelenverwandte gefunden. Gareth Jones<br />

produzierte oder mischte die aus unserer Sicht besten<br />

Tracks von Depeche Mode, den Einstürzenden<br />

Neubauten und Nick Cave – sie bei ihrer Arbeit zu<br />

erleben, war für uns eine äußerst bereichernde Erfahrung.<br />

Oft verstanden wir uns ohne Worte.<br />

Euer erstes Album entstand an der Ecke Division<br />

Street/Kent Avenue. Wo habt ihr diesmal<br />

gearbeitet?<br />

Division Kent<br />

Unser Kompositions-Equipment ist Koffer-tauglich,<br />

was uns erlaubt, Musik zu machen, wo immer wir<br />

gerade sind. Und das nutzen<br />

wir auch gerne aus: Eine intensive<br />

kreative Zeit hatten<br />

wir zum Beispiel in einem<br />

Bildhauer-Atelier in Cadaques/Katalonien<br />

– inmitten<br />

wilder Natur, die schon die<br />

Surrealisten verzauberte. Unser musikalisches Heimatgefühl<br />

ist wohl doch am ehesten mit „staatenlos“<br />

zu beschreiben, da die Inspirationsquellen<br />

zahlreich sind. Losgezogen wir sicher in der Fusion<br />

von Elektronik und Gitarrensounds der frühen<br />

80er. Dunkle Töne waren für uns beide<br />

„unsere Ecke“. Die Bewunderung für vier<br />

Jahrzehnte Serge-Gainsbourg’sche Kunst<br />

und Zeitgeist in Sprache und Musik haben<br />

einen Hang zur Frankophilie gesät.<br />

„Die Verbindung<br />

zwischen Elektronik<br />

und saite ist bestimmt<br />

‚unsere spielwiese’“<br />

Die Texte auf „Gravity“ sind bis auf<br />

einen französischen Song in Englisch.<br />

Wer oder was entscheidet über die<br />

Sprache eurer Songs? Welche Idee<br />

steht hinter dem Albumtitel?<br />

Am Anfang unserer Songs steht eigentlich<br />

immer eine musikalische Atmosphäre, oft<br />

elektronisch generiert. Daraus ergibt sich<br />

die Sprachwahl; die Lyrics entstehen dann<br />

in einem beinahe „automatischen“ Schreibprozess,<br />

sind assoziativ, poetisch, bildmalerisch.<br />

Sie galoppieren in einem maximalen<br />

Freigeist über die musikalische Ebene und<br />

fassen so, was schwierig zu fassen ist. Der Albumtitel<br />

„Gravity“ steht im weitesten Sinne für die Anziehungskraft<br />

zwischen Dingen, die alles zu verändern<br />

in der Lage ist. Es hat sich für uns wiederholt gezeigt,<br />

dass sich die wirklich magischen Momente beim Musik<br />

machen jeder Kontrolle entziehen. So geschehen<br />

zum Beispiel beim Track „Gravity“, der den Titel zum<br />

Album gab. Ein Unfall in der Beat-Programmierung<br />

hat der ursprünglichen Komposition eine Wende<br />

gegeben und den ganzen Song auf einen ganz anderen<br />

Planeten geschickt. „Gravity“ hat aber auch<br />

bei der Entstehung der Bonus-CD mit den Remixes<br />

gewirkt und eine neue Dynamik für jeden einzelnen<br />

Song gebracht. Die Songs haben ihre Remixer (Joe<br />

& Will Ask?, Melnyk, Love Motel u.a.) über Myspace<br />

gefunden – entstanden ist eine interessante Mixtur<br />

verschiedenster Spielarten elektronischer<br />

Musik.<br />

Eure Musik lässt sich schwer<br />

einordnen. Von Punk, Electro<br />

über Trip Hop bis Rock ist so<br />

einiges dabei. Welche Künstler<br />

haben euch beeinflusst?<br />

Jaja, die lieben Definitionen. Wir sind ja selbst noch<br />

auf der Suche nach den treffenden Worten. Die Verbindung<br />

zwischen Elektronik und Saite ist bestimmt<br />

„unsere Spielwiese“ – für die eine oder andere Seite<br />

können wir uns dann in Nebenprojekten entscheiden.<br />

Die Urgesteine unserer Einflüsse sind weder die<br />

Beatles noch die Stones, sondern Depeche Mode,<br />

New Order, David Bowie und Serge Gainsbourg,<br />

aber auch „Shoegazer-Bands“ wie Slowdive und My<br />

Bloody Valentine. Natürlich gefallen uns auch aktuelle<br />

Bands wie Ladytron, Interpol, Vive la fete, IAMX<br />

und viele mehr.<br />

Wo werdet ihr demnächst auftreten? Ist<br />

Deutschland dabei?<br />

Absolut. Wir sind ab Herbst wieder unterwegs.<br />

www.division-kent.com<br />

www.myspace.com/divisionkent<br />

VÖ „Gravity“: 12.06.09<br />

PolonI MElnIkoV


5<br />

Finnischer Eigensinn<br />

Amberian Dawn haben sich gewaltig gemausert.<br />

Die gemeinsame Tournee mit Epica hat<br />

der typisch nordischen Band um die Sängerin<br />

Heidi einen riesigen Popularitätsschub verpasst.<br />

Auch wenn es eine Gothic Metal Band<br />

mit weiblicher Frontfrau nicht leicht hat, weil<br />

der Vergleich mit Nightwish unmittelbar angestellt<br />

wird, besonders wenn man dann auch<br />

noch aus Finnland stammt – Amberian Dawn<br />

unterscheiden sich nicht nur marginal von den<br />

übergroßen Landsleuten, denn im Gegensatz<br />

zu den sehr geradlinigen und unmittelbar eingängigen<br />

Songs von Nightwish punkten Amberian<br />

Dawn mit virtuosen und ausufernden<br />

Songriesen, die genug Platz für die vielgestaltigen<br />

Gesangspassagen der<br />

großartigen Sängerin Heidi<br />

liefern.<br />

Inwieweit habt ihr euch<br />

musikalisch und textlich<br />

seit eurem letzten Album<br />

„River of Tuoni“ weiterent-<br />

wickelt? Zumal dieses Album in eurer Heimat<br />

den Preis als „Debut Album of the Year 2008“<br />

auf dem „Metal of Finland“-Contest gewonnen<br />

hat.<br />

Tuomas: Sicher entwickelt man sich weiter, aber<br />

ehrlich gesagt, nicht so riesig. Der Klang an und<br />

für sich ist viel größer und breiter angelegt, aber<br />

generell setze ich mir keine Ziele, wenn ich an neuen<br />

Songs arbeite. Besonders wenn Erwartungen an<br />

dich gestellt werden. Ich denke, dass aber unseren<br />

Fans das neue Album sehr gut gefallen wird. Was<br />

solche Contests betrifft, die sind uns nicht wirklich<br />

wichtig. Gerade durch die Tourneen in Europa haben<br />

wir so unglaublich viele Menschen erreichen<br />

können. Ich hoffe natürlich, dass unser neues Album<br />

wieder genauso die Geister scheiden wird, wie<br />

unser Debüt.<br />

Heidi: Lyrisch bedienen<br />

„Ich hoffe natürlich,<br />

dass unser neues Album<br />

wieder genauso die<br />

Geister scheiden wird,<br />

wie unser Debüt.“<br />

wir uns weiterhin im<br />

Mystischen und Mythen<br />

umrankten Bereich. Ob<br />

das nun die Kalevala (finnisches<br />

Nationalepos, vergleichbar<br />

mit der Edda/<br />

Anm. der Red.) oder eben<br />

Märchenerzählungen sind. Diesesmal gibt es schillernde<br />

Geschichten, die mal aus Ägypten, mal aus<br />

der Edda oder eben aus slawischen Erzählungen<br />

stammen. Ich denke, das neue Album ist vielgestaltiger<br />

im Vergleich zum Vorgänger. Auch als Band<br />

sind wir weiter zusammen gewachsen.<br />

Wie würdet ihr den aktuellen Status der finnischen<br />

Metalszene beschreiben? Inwieweit<br />

glaubt ihr, euch vom sehr traditionell finnischen<br />

Metal zu unterscheiden?<br />

Heidi: Ich denke, dass wir uns gerade in der Komplexität<br />

der Gesangslinien von vielen anderen<br />

finnischen Metalbands mit Frontsängerin unterscheiden.<br />

Nach wie vor ist der weibliche Anteil an<br />

Frontsängern geringer als der männliche. Trotzdem<br />

wird immer schnell die Messlatte herausgeholt, um<br />

sich mit Nightwish messen zu müssen. Im Endeffekt<br />

bezieht sich jede Musik wieder auf eine andere.<br />

Trotzdem ist gerade der Anteil weiblicher<br />

Stimmen im finnischen Metal höher als sonst<br />

wo. Ihr werdet dieses Jahr ja auch auf dem<br />

Belgischen „Metal Femal Voices“ Festival auftreten.<br />

War die Wahl einer weiblichen Frontfrau<br />

von Anfang an geplant?<br />

Tuomas: Ganz am Anfang hatten wir sogar eine<br />

männliche und eine weibliche Stimme. Irgendwie<br />

hatte aber die Chemie nicht gepasst. Heidi ist natürlich<br />

eine außergewöhnliche Stimme. Letztendlich<br />

muss aber immer die Musik gut sein, da ist es<br />

vollkommen egal ob weiblicher oder männlicher<br />

Gesang.<br />

www.amberiandawn.com<br />

MaRIa MoRtIfERa


56<br />

Die Zukunft des Futurepop<br />

Die Gruppe Pandique meldet sich mit ihrer<br />

zweiten CD zurück. Damals aus dem Projekt<br />

Morgentau gegründet, besann man sich seit<br />

2001 zu zweit auf die musikalische Reise zu gehen.<br />

Heraus kam 2001 direkt ein fünfter Platz<br />

beim Sonic Seducer Battle Of The Bands.<br />

Dass sie sich darauf nicht<br />

ausgeruht haben, zeigt<br />

das neue Werk „In Sturm<br />

und Leben“. Mit teilweise<br />

sozialkritischen Texten<br />

regt ihre Musik zum Tanzen<br />

aber auch zum Nachdenken<br />

an.<br />

Mir ist aufgefallen, dass ihr gerne zwischen<br />

Englisch und Deutsch wechselt. Warum das?<br />

Thorsten: Nicht jede Musik lässt am Ende auch einen<br />

deutschen Text zu. Es gibt einfach Songs, da funktionieren<br />

keine deutschen Texte. Der Funke springt<br />

nicht richtig über. Deshalb auch der ein oder andere<br />

englischsprachige Song, wobei wir ja schon eher in<br />

Deutsch singen.<br />

„Futurepop hat<br />

irgendwie in den<br />

letzten Jahren so etwas<br />

wie ein Imageproblem<br />

bekommen.„<br />

Torsten: Weiterhin gibt es noch<br />

den pragmatischen Grund, dass<br />

ich eher in Englisch texte und<br />

Thorsten ein sehr gutes Gefühl für<br />

deutschsprachige Songs hat.<br />

Bei den ersten Songs auf dem Album dachte<br />

ich an etwas Ruhiges ala Illuminate oder Lacrimosa,<br />

aber letztendlich ist es doch eher ein<br />

Futurepop Album, was meint ihr?<br />

Thorsten: Ja, du hast Recht. Man kann es auch durchaus<br />

als Futurepopalbum<br />

bezeichnen. Da wir Apop<br />

oder auch VNV gerne hörten<br />

bzw. hören, finden wir nichts<br />

Schlechtes an diesem Begriff,<br />

obgleich ja nun jedes Plattenlabel<br />

ihren Bands, die nach<br />

Futurepop klingen, einen<br />

anderen Stempel aufdrücken<br />

wollen. Futurepop hat irgendwie<br />

in den letzten Jahren so<br />

etwas wie ein Imageproblem<br />

bekommen. Viele Bands machen<br />

immer noch Futurepop,<br />

weil sich keine innovative<br />

Stilrichtung seit VNV Nation<br />

entwickeln konnte, aber<br />

niemand sagt das so. Aber<br />

egal. Das wichtigste ist nur<br />

eins: Dass es gefällt. Torsten:<br />

Gerade aber genau diese<br />

Musikrichtung hat mich, der<br />

ja hauptsächlich die Songs<br />

komponiert und produziert,<br />

stark beeinflusst – wobei wir<br />

es jedoch tunlichst vermeiden<br />

wollen, irgendwelche Vergleiche<br />

heraufzubeschwören. Ich<br />

bin einfach nach wie vor ein<br />

großer Freund melodiöser<br />

elektronischer Popsongs, die<br />

auch mal einen Abstecher in<br />

Trancegefilde nicht scheuen.<br />

Mit „Toter Stein“ und „1000 Mütter“ wählt ihr<br />

ja sehr politische Themen. Seid ihr politisch engagiert?<br />

Thorsten: Ich bin in keiner Partei, wohl aber weiß ich<br />

die Errungenschaften des Wahlrechts durch unsere<br />

Großväter zu würdigen und gehe auch immer brav<br />

wählen. Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen,<br />

am Wahltag nicht wählen zu gehen, denn die<br />

Freiheit ist uns nicht von Gott gegeben und ich<br />

ziehe die Demokratie der Diktatur vor. Ich<br />

bin aber auch an Geschichte interessiert<br />

und wenn du einmal von Jonathan Littell<br />

„Die Wohlgesinnten“ gelesen hast, wirst<br />

du „1000 Mütter“ noch einmal anders<br />

interpretieren.<br />

In den ruhigen Liedern, von denen ich<br />

am Anfang sprach, klingt dann alles so<br />

melancholisch, auch durch den weiblichen<br />

Part. Eine weitere Facette?<br />

Thorsten: Ja, ich glaube, das neue Album ist sehr<br />

abwechslungsreich, was nicht zuletzt auch am<br />

Einsatz der weiblichen Stimme liegt. Wenn<br />

du ein Album über 60 Minuten hörst,<br />

brauchst du auch Abwechslung,<br />

damit du es zu Ende hören<br />

kannst. Das Schlimmste,<br />

was passieren kann, ist<br />

Langeweile.<br />

Torsten: Wir hatten von<br />

den Songs des Albums<br />

durchaus verschiedene<br />

Versionen zur Auswahl,<br />

wobei wir dann möglichst<br />

unterschiedliche für das<br />

Album ausgewählt haben,<br />

um dem Hörer eine Vielfalt<br />

zu bieten, die jedoch<br />

auch irgendwie rund ist<br />

im Ganzen.<br />

hEIko noltInG<br />

www.pandique<br />

.com


58<br />

Anachronistische Rebellen<br />

Es gibt immer wieder Veröffentlichungen, die<br />

schon allein durch ihr Outfit<br />

direkt ins Auge fallen. Waren<br />

das noch vor ein paar Jahren<br />

blutige Schockrocker, mal mit<br />

künstlichen Leichenteilen, mal<br />

mit eitrigem Kunstblut, so ist<br />

heutzutage eher das in die Vergangenheit<br />

gerichtete Gründerzeitimage<br />

ein echter Hingucker.<br />

Die australischen Brillig<br />

können aber auch in der Wahl<br />

der Instrumente punkten und<br />

vereinen alles, was sich an folkloristischem<br />

Instrumentarium aufbieten lässt.<br />

Ihre Songs klingen erfrischend anders und verzaubern<br />

im Vorübergehen. Doch gerade die<br />

musikalische Staffage war und ist bei Brillig<br />

einem stetigen Wandel ausgesetzt.<br />

Matt Swayne: Als wir anfingen, ging es uns vor allem<br />

darum, sehr experimentell- elektronisch geprägte<br />

Klänge zu erzeugen. Der Fokus hat sich aber von<br />

Album zu Album immer stark verschoben. Unser<br />

jetziger Sound hat nichts mehr mit den Anfängen<br />

unserer musikalischen Reise gemein. Unsere ersten<br />

Veröffentlichungen auf Black <strong>Rain</strong> stammen aus dem<br />

Jahre 007 und<br />

kombinierten<br />

noch Elektropopelemente<br />

mit<br />

akustischen Alternativen.Unser<br />

neuer Longplayer<br />

ist nun<br />

komplett akustisch.<br />

Ich würde unsere Musik sogar als Gothic Folk<br />

bezeichnen. Die Interaktion von Musik und visueller<br />

Komponente war uns immer sehr wichtig. Elisabeth<br />

„neben absinth<br />

mögen wir aber<br />

auch Whisky,<br />

Wein, Wodka, Gin,<br />

champagner, gutes<br />

Bier und cocktails.<br />

Wir sind gegen<br />

Diskriminierung.“<br />

ist als Mitglied der Band und<br />

Gestalterin des Artworks sehr<br />

an einer singulären Vision von<br />

Kunst und Musik interessiert.<br />

Euer Name erschließt sich<br />

nur dem profunden Kenner<br />

von Lews Carroll.<br />

Er stammt aus der Fortsetzung<br />

von „Alice’s Adventures in Wonderland“,<br />

„Through The Looking<br />

Glass“. Diese<br />

Geschichte<br />

beginnt mit einem Gedicht namens<br />

Jabberwocky, welches in<br />

seiner abgründigen<br />

Mysteriösität an<br />

unsere Band erinnert.<br />

Im Gedicht<br />

wird der Name als jene<br />

zwielichtige Zeit rund<br />

um den Abend beschrieben.<br />

Natürlich hat gerade<br />

unser Bandname<br />

viele Lewis Carroll Fans<br />

auf uns aufmerksam<br />

gemacht. Ich selbst bin<br />

auch Sammler verschiedenster<br />

Ausgaben und<br />

freue mich auch schon<br />

während des WGT in<br />

Leipzig, auf dem wir<br />

auch spielen werden, in<br />

Buchläden nach deutschen<br />

Ausgaben stöbern zu können. Daneben werden<br />

wir auch noch in Berlin und Prag gastieren.<br />

Einer Eurer Songs ist dem Absinth gewidmet.<br />

Genau, „Absinth makes the heart grow fonder“ beginnt<br />

mit einer Anleitung, wie man Absinth im traditionellen<br />

Sinne des alten Paris zubereitet. Daneben<br />

stellen wir die eher moderne Variante des Absinthfackelns.<br />

Und in der Tat sind wir dem Absinth zugetan.<br />

In Australien war Absinth, glaube ich auch noch<br />

nie illegal. Entsprechend ist Absinth jetzt auch nicht<br />

wirklich populär. Neben Absinth mögen wir aber<br />

auch Whisky, Wein, Wodka, Gin, Champagner, gutes<br />

Bier und Cocktails. Wir sind gegen Diskriminierung.<br />

Eure Instrumente sind entsprechend vielfältig.<br />

Ja das stimmt, wir haben eine riesige Sammlung<br />

an Instrumenten, die wir größtenteils auf „The Red<br />

Coat“ verwendet hatten. Elisabeth spielt Viola, Piano,<br />

Akkordeon, Ukulele, Zither, ich spiele Gitarre,<br />

Banjo und Mundharmonika. Jedes Instrument bringt<br />

neben seiner Klangfarbe auch spezifische Gefühle<br />

zum resonieren. Sei es die Zither, die wir immer für<br />

tragische Momente benutzen oder das Banjo, das<br />

langsam und in Moll gespielt ziemlich beunruhigend<br />

wirkt. Ebenfalls bringt das Banjo diesen<br />

altmodischen Südstaatenflair in den jeweiligen<br />

Song. Elisabeths Ukulele<br />

hat einen unglaublich<br />

schönen<br />

und individuellen<br />

Klang und stammt<br />

aus einer australischen<br />

Traditionsschmiede. Wir werden<br />

übrigens alle diese Instrumente<br />

mitbringen.<br />

www.brillig.com.au<br />

DanIEl fRIEDRIch


Juni / Juli 09<br />

AusgAbe 20 - JAhrgAng 4<br />

DowN Below<br />

VNV NatioN<br />

the BirthDay Massacre<br />

schöngeisT funker VogT<br />

oBerer ToTpunkT<br />

FrozeN PlasMa<br />

FuNker Vogt<br />

akaNoiD<br />

tyske luDDer<br />

schöNgeist<br />

aMBeriaN DawN<br />

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