12.07.2015 Aufrufe

Bilder vom Reiche Gottes - Startseite - Maranathamedia.de

Bilder vom Reiche Gottes - Startseite - Maranathamedia.de

Bilder vom Reiche Gottes - Startseite - Maranathamedia.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BILDER VOM REICHE GOTTESInhaltVorwort.................................................................................. 7Teil I – Vom Natürlichen zum Geistlichen1. Jesus re<strong>de</strong>te in Gleichnissen............................................... 11Teil II – Die Aussaat <strong>de</strong>s Samens2. „Es ging ein Sämann aus, zu säen“(Matthäus 13,1-9.18-23; Markus 4,1-20; Lukas 8,4-15) ............ 213. „Zuerst <strong>de</strong>n Halm, danach die Ähre“(Markus 4,26-29) ..................................................................... 474. Das Unkraut (Matthäus 13,24-30.36-43) ............................... 525. „Wie ein Senfkorn“(Matthäus 13,31.32; Markus 4,30-32; Lukas 13,18.19)............. 576. An<strong>de</strong>re Lehren <strong>vom</strong> Säen <strong>de</strong>s Samens............................... 61Teil III – Aus <strong>de</strong>m täglichen Leben7. „Einem Sauerteig gleich“(Matthäus 13,33-35; Lukas 13,20.21)....................................... 718. Der verborgene Schatz (Matthäus 13,44)............................. 779. Die kostbare Perle (Matthäus 13,45.46)................................ 8810. Das Netz (Matthäus 13,47-50) ............................................... 9411. Neues und Altes (Matthäus 13,51.52)................................... 96Teil IV – Das Gebet12. Bitten, um geben zu können (Lukas 11,5-13) ...................... 10713. Zwei Arten zu beten (Lukas 18,9-14).................................... 118


BILDER VOM REICHE GOTTESVorwortEinen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Teil seiner Unterweisungen vermittelte Jesusseinen Jüngern, wenn er mit ihnen durch die HügellandschaftPalästinas wan<strong>de</strong>rte, am Jordan weilte o<strong>de</strong>r am See Genezarethrastete. Dabei veranschaulichte er ihnen die göttliche Wahrheitdurch Erfahrungen und Begebenheiten aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>r Hirten,Baumeister, Bauern, Reisen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m eines Hausvaters.So verknüpfte er <strong>de</strong>n Alltag mit <strong>de</strong>m I<strong>de</strong>engut <strong>de</strong>s Evangeliums:mit <strong>de</strong>r Liebe und Güte <strong>Gottes</strong> zu uns, mit <strong>de</strong>r Dankbarkeit undEhre, die wir <strong>de</strong>m Allmächtigen schul<strong>de</strong>n, und mit <strong>de</strong>r Verantwortung,die wir füreinan<strong>de</strong>r empfin<strong>de</strong>n sollten. Auf diese Weisebrachte er seinen Zuhörern die göttliche Lebensweisheit eindrucksvollund überzeugend nahe.Die Absichten <strong>Gottes</strong> mit Welt und Menschen erschließen sichuns am besten aus seinem Wort, aus <strong>de</strong>r Art, wie er uns ansprichtund uns sagt, was er mit uns vorhat. Und er spricht zuuns in Gleichnissen, die auch heute noch <strong>de</strong>m Verständnis je<strong>de</strong>sMenschen zugänglich sind. Der verlorene Sohn und die Arbeit imWeinberg wer<strong>de</strong>n zu einem Beispiel für die unendliche Liebe undBarmherzigkeit <strong>Gottes</strong> gegenüber <strong>de</strong>n Menschen.Das vorliegen<strong>de</strong> Buch fasst die Gleichnisre<strong>de</strong>n Jesu thematischzusammen. Wie aber sind diese Gleichnisse zu <strong>de</strong>uten? Washaben sie uns zu sagen? Welche praktischen Weisungen, welcheTröstungen und welche Verheißungen gibt uns <strong>de</strong>r Herr darin?Das sind die Fragen, die die Urgemein<strong>de</strong> nicht weniger beschäftigtenals uns heute.Die Verfasserin erschließt uns auf einfühlsame Weise die Gedankenwelt<strong>de</strong>s großen Nazareners, <strong>de</strong>r sich in seinen Re<strong>de</strong>n andas lauschen<strong>de</strong> Volk immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>Bil<strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>r Natur undaus <strong>de</strong>n Alltagserfahrungen seiner Zuhörer bediente, um geistlicheWahrheiten zu vermitteln. Jesus ist nicht mü<strong>de</strong> gewor<strong>de</strong>n,die zentralen Gedanken seiner Botschaft in immer neuen <strong>Bil<strong>de</strong>r</strong>neinzuprägen. Dabei erkennen wir, dass seine Botschaft nicht nurHeilsverkündigung ist, son<strong>de</strong>rn auch Weisung und Aufruf zurBuße angesichts <strong>de</strong>s Ernstes <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>.7


BILDER VOM REICHE GOTTESWelcher Beliebtheit sich dieses Buch erfreut, beweisen dieÜbersetzungen in fast alle Kultursprachen <strong>de</strong>r Welt und die seitJahrzehnten immer wie<strong>de</strong>r erfolgten Neuauflagen.Seit <strong>de</strong>n Tagen, da Jesus in solchen Gleichnissen zu <strong>de</strong>n Menschenre<strong>de</strong>te, haben sich zwar in allen Bereichen <strong>de</strong>s menschlichenLebens grundlegen<strong>de</strong> Wandlungen vollzogen; die eigentlichenProbleme und Nöte <strong>de</strong>s Menschen jedoch haben sich kaumverän<strong>de</strong>rt. Nach wie vor sind sie eine Folge seines gestörten Verhältnisseszu Gott, <strong>de</strong>m Schöpfer und Erhalter aller Dinge, bei<strong>de</strong>m Geborgenheit fin<strong>de</strong>t, wer immer sie sucht.Dieses Buch, das nun in einer neuen Übersetzung vorliegt,zeigt uns gleichnishaft an vielen Beispielen, wie wir auch heuteals Nachfolger Jesu leben können.8


BILDER VOM REICHE GOTTESTeil IVom Natürlichenzum Geistlichen„Die Weisheit, die wir verkündigen,ist <strong>Gottes</strong> Weisheit.Sie bleibt ein Geheimnisund vor <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Welt verborgen.Und doch hat Gott, noch ehe er die Welt schuf,in seiner Weisheit beschlossen,uns an seiner Herrlichkeit teilhaben zu lassen.“1. Korinther 2,7 Hfa


BILDER VOM REICHE GOTTES


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 1Jesus re<strong>de</strong>te in GleichnissenIn <strong>de</strong>n Gleichnissen, die Christus bei seiner Verkündigung verwen<strong>de</strong>te,erkennen wir <strong>de</strong>n gleichen Grundgedanken wie bei seinerMenschwerdung: Damit wir sein göttliches Wesen und Lebenbegreifen, ist Christus in unsere Wirklichkeit gekommen und hatsich <strong>de</strong>n irdischen Lebensbedingungen unterworfen. Die Gottheitoffenbarte sich im Menschen, die unsichtbare Herrlichkeit in <strong>de</strong>rsichtbaren menschlichen Gestalt. So lernten die Menschen mitHilfe von Bekanntem das Unbekannte begreifen; himmlischeWirklichkeiten wur<strong>de</strong>n ihnen durch die Einkleidung in Irdischesnahe gebracht: Gott selbst zeigte sich in menschlicher Gestalt.Den gleichen Grundsatz fin<strong>de</strong>n wir in <strong>de</strong>r Art, wie Christus dasVolk gelehrt hat: Er veranschaulichte das Unbekannte durch Bekanntesund göttliche Wahrheiten durch Beispiele aus <strong>de</strong>m Alltagseiner Zuhörer.In <strong>de</strong>r Heiligen Schrift heißt es: „Das alles re<strong>de</strong>te Jesus inGleichnissen zu <strong>de</strong>m Volk, und ohne Gleichnis re<strong>de</strong>te er nichts zuihnen, damit erfüllt wür<strong>de</strong>, was gesagt ist durch <strong>de</strong>n Propheten,<strong>de</strong>r da spricht: Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen undwill aussprechen, was verborgen war <strong>vom</strong> Anfang <strong>de</strong>r Welt an.“(Matthäus 13,34.35) Christus benutzte <strong>Bil<strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>r Natur, umdurch sie geistliche Wahrheiten zu vermitteln. Er verknüpfte Naturgeschehenund Alltagserfahrungen seiner Zuhörer mit <strong>de</strong>nWahrheiten <strong>de</strong>r Schrift. Auf diese Weise führen die GleichnisseChristi <strong>vom</strong> Reich <strong>de</strong>r Natur in das Reich <strong>de</strong>s Geistes und sinddamit Glie<strong>de</strong>r einer Kette <strong>de</strong>r Wahrheit, die <strong>de</strong>n Menschen mitGott und die Er<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Himmel verbin<strong>de</strong>t.11


BILDER VOM REICHE GOTTESWenn er Gleichnisse aus <strong>de</strong>r Natur benutzte, sprach Christusvon Dingen, die er selbst erschaffen, selbst mit Eigenschaften undKräften ausgestattet hatte. In ihrer ursprünglichen Vollkommenheitwar die ganze Schöpfung ein Ausdruck göttlicher Gedankengewesen. Im Paradies fan<strong>de</strong>n Adam und Eva überall in<strong>de</strong>r Natur reiche <strong>Gottes</strong>erkenntnis und göttliche Belehrung. Siesahen die Weisheit <strong>Gottes</strong> mit eigenen Augen und ließen sie zuihren Herzen sprechen; durch seine Schöpfung waren sie in unmittelbarerVerbindung mit Gott. Sobald das erste Menschenpaarjedoch das Gesetz <strong>de</strong>s Allerhöchsten übertreten hatte, verlor dieNatur <strong>de</strong>n Glanz <strong>vom</strong> Antlitz <strong>Gottes</strong>. Seit<strong>de</strong>m ist die Er<strong>de</strong> durchdie Sün<strong>de</strong> entstellt und befleckt. Doch selbst in ihrem verdorbenenZustand hat sie noch viel von ihrer ursprünglichen Schönheitbewahren können. Die Natur hat an Aussagekraft nichts verloren.Wer sich bemüht, sie zu verstehen, <strong>de</strong>m erzählt sie auch heutenoch von ihrem Schöpfer.All dies war zur Zeit Jesu in Vergessenheit geraten. Die Menschenhatten es fast verlernt, Gott in seinen Werken zu erkennen.Ihre Sün<strong>de</strong> ver<strong>de</strong>ckte wie ein Leichentuch das Antlitz <strong>de</strong>r Schöpfung,und statt wie früher Gott zu offenbaren, waren seine Werkenun eher zu einem Hin<strong>de</strong>rnis für die Erkenntnis <strong>de</strong>s Ewigen gewor<strong>de</strong>n.Die Menschen haben „das Geschöpf verehrt und ihm gedientstatt <strong>de</strong>m Schöpfer“; sie „sind <strong>de</strong>m Nichtigen verfallen inihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert“(Römer 1,25.21). Auch in Israel waren Menschengebote an dieStelle <strong>de</strong>r göttlichen Lehre getreten. Nicht nur die Schöpfung,son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Opferdienst und die heiligen Schriften selbstwaren so entstellt, dass sie Gott verbargen, statt ihn, wie es ursprünglichihre Bestimmung gewesen war, zu offenbaren.Christus wollte alles beseitigen, was die Wahrheit verdunkelte.Er kam, um die Natur <strong>vom</strong> Schleier <strong>de</strong>r menschlichen Schuldzu befreien und so erneut die geistliche Herrlichkeit sichtbar zumachen, die eigentlich alles Geschaffene wi<strong>de</strong>rspiegeln sollte. Mit<strong>de</strong>m, was er sagte, rückte er die Lehren <strong>de</strong>r Natur und <strong>de</strong>r Schriftin ein neues Licht und machte sie zu Quellen neuer Offenbarung.So pflückte Jesus einmal eine Lilie und zeigte sie Kin<strong>de</strong>rn undjungen Leuten. Sein jugendliches Gesicht erstrahlte im Glanz12


BILDER VOM REICHE GOTTESseines göttlichen Vaters, als er ihnen erklärte: „Schaut die Lilienauf <strong>de</strong>m Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnensie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seinerHerrlichkeit nicht geklei<strong>de</strong>t gewesen ist wie eine von ihnen.“Dann folgte die wun<strong>de</strong>rbare Verheißung und wichtige Lehre:„Wenn nun Gott das Gras auf <strong>de</strong>m Feld so klei<strong>de</strong>t, das doch heutesteht und morgen in <strong>de</strong>n Ofen geworfen wird: sollte er das nichtviel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?“ (Matthäus 6,28-30)Diese Worte <strong>de</strong>r Bergpredigt galten nicht nur Kin<strong>de</strong>rn undjungen Leuten, son<strong>de</strong>rn allen Zuhörern: Männern und Frauen,die ratlos und nie<strong>de</strong>rgedrückt waren von Sorgen und Enttäuschungen.Jesus fuhr fort: „Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen:Was wer<strong>de</strong>n wir essen? Was wer<strong>de</strong>n wir trinken? Womitwer<strong>de</strong>n wir uns klei<strong>de</strong>n? Nach <strong>de</strong>m allen trachten die Hei<strong>de</strong>n.Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all <strong>de</strong>ssen bedürft.“Dann sprach er, seine Arme <strong>de</strong>n Zuhörern entgegenstreckend:„Trachtet zuerst nach <strong>de</strong>m Reich <strong>Gottes</strong> und nach seiner Gerechtigkeit,so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6,31-33)Christus machte so die Botschaft verständlich, die er selbst alsSchöpfer in die Lilien und Gräser <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s hineingelegt hatteund die wir in je<strong>de</strong>r Lilie und je<strong>de</strong>m Grashalm erkennen sollen.Seine Worte sind voller Verheißungen und wollen unser Vertrauenauf Gott stärken.So umfassend verstand Christus die Wahrheit, dass er zurVeranschaulichung seiner Botschaft Beispiele aus <strong>de</strong>r Natur inall ihren Erscheinungsformen verwen<strong>de</strong>te. Die Schauplätze <strong>de</strong>sAlltagslebens brachte er in Verbindung mit geistlichen Wahrheiten,sodass uns die Natur bis heute an die Gleichnisse <strong>de</strong>s Meisterserinnert.In <strong>de</strong>r ersten Zeit seiner Verkündigung hatte Christus zu <strong>de</strong>nMenschen in so einfacher und klarer Weise gesprochen, dass eigentlichje<strong>de</strong>r die Wahrheit, die zur Erlösung führt, hätte erfassenmüssen. Aber in vielen Herzen konnte die Botschaft <strong>de</strong>nnochkeine Wurzeln schlagen und geriet schnell wie<strong>de</strong>r in Vergessenheit.„Darum re<strong>de</strong> ich zu ihnen in Gleichnissen“, sagte Jesus einmal.„Denn mit sehen<strong>de</strong>n Augen sehen sie nicht und mit hören<strong>de</strong>nOhren hören sie nicht … Denn das Herz dieses Volkes ist13


BILDER VOM REICHE GOTTESverstockt: ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen sind geschlossen.“(Matthäus 13,13.15)Jesus wollte die Menschen zu selbstständigem Fragen undNach<strong>de</strong>nken anregen; er versuchte alle, die gedankenlos in <strong>de</strong>nTag hineinlebten, aufzurütteln und ihr Herz <strong>de</strong>r Wahrheit zu öffnen.In Gleichnissen zu re<strong>de</strong>n war damals beliebt und trug unweigerlichdazu bei, die Aufmerksamkeit und Wertschätzung <strong>de</strong>rZuhörer zu gewinnen – nicht nur bei <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch beian<strong>de</strong>ren Völkern. Jesus hätte damals keine wirkungsvollereLehrmetho<strong>de</strong> wählen können. Wer unter seinen Zuhörern <strong>de</strong>naufrichtigen Wunsch nach geistlicher Erkenntnis hatte, <strong>de</strong>r konnteseine Worte auch verstehen; Jesus war ja immer gern bereit,<strong>de</strong>m ehrlich Fragen<strong>de</strong>n eine Antwort zu geben.Christus hatte aber auch Wahrheiten zu verkündigen, die dasVolk noch nicht aufnehmen, geschweige <strong>de</strong>nn verstehen konnte.Dies ist ein weiterer Grund, warum er in Gleichnissen predigte.Dadurch, dass er seine Botschaft mit Beispielen aus <strong>de</strong>m Alltagsleben,<strong>de</strong>r Natur und <strong>de</strong>m Erfahrungsbereich seiner Zuhörer verknüpfte,sicherte er sich ihre Aufmerksamkeit und konnte so ihrHerz erreichen. Sahen die Menschen später einmal das, woranJesus seine Botschaft veranschaulicht hatte, so fielen ihnen dieWorte <strong>de</strong>s göttlichen Lehrers wie<strong>de</strong>r ein. Wer dann <strong>de</strong>m HeiligenGeist sein Herz öffnete, <strong>de</strong>r verstand die Lehre <strong>de</strong>s Heilands baldimmer besser. Unbegreifliches wur<strong>de</strong> ihm klar und manches leichtverständlich, was vorher so schwer zu verstehen gewesen war.Jesus suchte Zugang zu je<strong>de</strong>m Herzen. Wenn er in seinen Predigteneine ganze Vielfalt von <strong>Bil<strong>de</strong>r</strong>n verwen<strong>de</strong>te, so zeigte eruns dadurch nicht nur die Wahrheit in ihren verschie<strong>de</strong>nartigenErscheinungsformen, son<strong>de</strong>rn wollte damit auch unterschiedlicheGruppen von Zuhörern ansprechen. Durch Beispiele aus ihremvertrauten Lebenskreis konnte er ihre Aufmerksamkeit gewinnen.So brauchte keiner das Gefühl zu haben, <strong>vom</strong> Heiland übergangeno<strong>de</strong>r vergessen wor<strong>de</strong>n zu sein. Die Geringsten und Sündigstenhörten aus seinen Worten, wie viel Verständnis und Mitgefühler ihnen entgegenbrachte.Jesus hatte aber noch einen an<strong>de</strong>ren Grund dafür, in Gleichnissenzu re<strong>de</strong>n. Unter seinen Zuhörern waren auch Priester und14


BILDER VOM REICHE GOTTESRabbis, Schriftgelehrte und Älteste, Herodianer und Oberste –weltlieben<strong>de</strong>, scheinheilige und ehrgeizige Männer, die keinengrößeren Wunsch hatten, als ihn vor Gericht bringen zu können.Ihre Spione belauerten ihn ständig, um aus seinem Mun<strong>de</strong> etwaszu hören, was zu einer Verurteilung hätte Anlass geben können.Sie wollten <strong>de</strong>n zum Schweigen bringen, <strong>de</strong>r die ganze Welt fürsich zu gewinnen schien.Der Heiland durchschaute diese Männer, und so bot er dieWahrheit in einer Weise dar, die keinen Grund zur Anklage vor<strong>de</strong>m Hohen Rat hätte geben können. In Gleichnissen verurteilteer die Heuchelei und Schlechtigkeit <strong>de</strong>r hohen Amtsträger. Hätteer diese harten Wahrheiten unverhohlen ausgesprochen, statt siein bildhafte Sprache zu klei<strong>de</strong>n, dann hätte man seinen Wortenerst gar nicht zugehört, son<strong>de</strong>rn seinem Wirken sofort ein En<strong>de</strong>gesetzt. Aber auf diese Weise gelang es ihm, <strong>de</strong>n Spionen zu entgehenund <strong>de</strong>nnoch die Wahrheit so klar darzustellen, dass je<strong>de</strong>rIrrtum bloßgelegt wur<strong>de</strong> und alle Aufrichtigen aus seinen Wortenlernen konnten. Die Weisheit und unendliche Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> wur<strong>de</strong>ndurch <strong>Bil<strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>r Schöpfung nahe gebracht; aus Naturund Lebenserfahrung lernten sie etwas über Gott: „Denn <strong>Gottes</strong>unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wirdseit <strong>de</strong>r Schöpfung <strong>de</strong>r Welt ersehen aus seinen Werken, wennman sie wahrnimmt, so dass sie keine Entschuldigung haben.“(Römer 1,20)Die Gleichnislehren <strong>de</strong>s Heilan<strong>de</strong>s machen <strong>de</strong>utlich, was echte„höhere Bildung“ ist. Christus hätte <strong>de</strong>n Menschen wertvolle wissenschaftlicheErkenntnisse vermitteln und Geheimnisse offenbarenkönnen, zu <strong>de</strong>ren Ergründung viele Jahrhun<strong>de</strong>rte mühseligerForschung nötig gewesen sind. Er hätte ihnen gelehrteHinweise geben und so bis zum En<strong>de</strong> aller Tage das naturwissenschaftlicheDenken und <strong>de</strong>n Erfin<strong>de</strong>rgeist <strong>de</strong>s Menschen maßgeblichbefruchten können. Aber Christus ging es nicht darum, bloßenWissensdurst zu befriedigen o<strong>de</strong>r menschlichem Ehrgeiz zuweltlichem Ruhm zu verhelfen. Vielmehr brachte er durch seineVerkündigung <strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>s Menschen mit <strong>de</strong>m Geist <strong>de</strong>s Unendlichenin Berührung. So empfahl er seinen Zuhörern nicht, irdischeTheorien über Gott, sein Wort und Werk zu studieren, son-15


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>rn for<strong>de</strong>rte alle dazu auf, die Gegenwart <strong>Gottes</strong> in seinerSchöpfung, seinem Wort und fürsorglichen Wirken zu erkennen.Christus vermittelte also keine graue Theorie, son<strong>de</strong>rn das,was <strong>de</strong>n Charakter bil<strong>de</strong>t, unsere <strong>Gottes</strong>erkenntnis vertieft unduns dazu befähigt, immer mehr Gutes zu tun. Er sprach überWahrheiten, die die praktische Lebensführung ebenso berührenwie die Ewigkeit.Christus selbst hatte bereits die Erziehung <strong>de</strong>s Volkes Israelgeleitet. Über die Gebote und Anweisungen, die Mose von ihmerhalten hatte, sagte er: „… und sollst sie <strong>de</strong>inen Kin<strong>de</strong>rn einschärfenund davon re<strong>de</strong>n, wenn du in <strong>de</strong>inem Hause sitzt o<strong>de</strong>runterwegs bist, wenn du dich nie<strong>de</strong>rlegst o<strong>de</strong>r aufstehst. Und dusollst sie bin<strong>de</strong>n zum Zeichen auf <strong>de</strong>ine Hand, und sie sollen direin Merkzeichen zwischen <strong>de</strong>inen Augen sein, und du sollst sieschreiben auf die Pfosten <strong>de</strong>ines Hauses und an die Tore.“ (5. Mose6,7-9) Als er dann auf dieser Er<strong>de</strong> lebte, zeigte Jesus in seinenPredigten, wie diese Anweisung auszuführen ist – wie man dieGesetze und Regeln <strong>de</strong>s <strong>Reiche</strong>s <strong>Gottes</strong> so darstellen kann, dasssie ihre Schönheit und Kostbarkeit entfalten. Gott hatte Israeldazu ausersehen, in ganz beson<strong>de</strong>rer Weise sein Wesen darzustellen,und ihm <strong>de</strong>shalb eine Heimat inmitten von Tälern undHügeln geschenkt. Im Alltagsleben wie im <strong>Gottes</strong>dienst wur<strong>de</strong>ndie Menschen ständig in Berührung mit <strong>de</strong>r Natur und <strong>de</strong>m Wort<strong>Gottes</strong> gebracht. So lehrte auch Jesus seine Jünger dort, wo dieNatur selbst reiches Anschauungsmaterial bot: am See o<strong>de</strong>r amBerghang, auf <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn und in <strong>de</strong>n Hainen. Was die Jüngerdabei von Christus lernten, wandten sie später im Dienst praktischan.Auch wir sollen durch die Schöpfung <strong>de</strong>n Schöpfer kennen lernen.Die Natur ist ein großes Lehrbuch, das wir zusammen mit<strong>de</strong>r Heiligen Schrift dazu benutzen sollen, an<strong>de</strong>ren Menschen dasWesen <strong>Gottes</strong> zu ver<strong>de</strong>utlichen und verlorene Schafe zur Her<strong>de</strong><strong>Gottes</strong> zurückzuführen. Wer sich in <strong>Gottes</strong> Werke vertieft, <strong>de</strong>mschenkt <strong>de</strong>r Heilige Geist eine Gewissheit, die durch kein logischesDenken gewonnen wer<strong>de</strong>n kann. Wenn <strong>de</strong>r menschlicheGeist noch nicht zu abgestumpft ist, um Gott zu erkennen, wenndas Auge noch nicht zu trüb ist, um ihn zu sehen, das Ohr noch16


BILDER VOM REICHE GOTTESnicht zu taub, um seine Stimme zu hören, dann wird eine tiefereBe<strong>de</strong>utung erfasst, und die hohen geistlichen Wahrheiten prägensich ins Herz ein.Die Lehren, die unmittelbar <strong>de</strong>r Natur entnommen sind, besitzenin ihrer Einfachheit und Reinheit höchsten Wert. Je<strong>de</strong>rbraucht <strong>de</strong>n Unterricht aus dieser Quelle. Schon durch ihreSchönheit führt die Natur das Gemüt weg von Sün<strong>de</strong> und weltlichenVerlockungen hin zu Reinheit und Frie<strong>de</strong>n, zu Gott. Allzuoft sind Schüler und Stu<strong>de</strong>nten voll gestopft mit Theorien undSpekulationen, die <strong>de</strong>n Namen Wissenschaft o<strong>de</strong>r Philosophie zuUnrecht tragen. Diese jungen Menschen brauchen dringend wie<strong>de</strong>reine unmittelbare Begegnung mit <strong>de</strong>r Natur. Sie müssen lernen,dass die Schöpfung und das Christentum ein und <strong>de</strong>nselbenGott haben, dass Natürliches und Geistliches in Harmonie verbun<strong>de</strong>nsind. Alles, was sie sehen o<strong>de</strong>r in Hän<strong>de</strong>n halten, kanneine Lehre für ihre Charakterbildung enthalten. Auf diese Weisewird ihr Denkvermögen gestärkt, ihr Wesen reifer und ihr ganzesLeben vere<strong>de</strong>lt.Mit seinen Gleichnissen hatte Jesus eine ähnliche Absicht wiemit <strong>de</strong>r Einsetzung <strong>de</strong>s Sabbats. Gott gab uns diesen Ge<strong>de</strong>nktagseiner Schöpferkraft, damit wir ihn in seinen Werken erkennen.Der Sabbat lädt uns dazu ein, die Herrlichkeit <strong>de</strong>s Schöpfers imGeschaffenen zu ent<strong>de</strong>cken. Aus diesem Grund hat Christus seinewichtigen Lehren mit <strong>de</strong>r Schönheit <strong>de</strong>r Natur verbun<strong>de</strong>n. Amheiligen Ruhetag sollen wir uns mehr als an allen an<strong>de</strong>ren Tagenin die Botschaften vertiefen, die Gott in das Buch <strong>de</strong>r Natur nie<strong>de</strong>rgeschriebenhat. Wir sollen dort über die Gleichnisse <strong>de</strong>s Heilan<strong>de</strong>snach<strong>de</strong>nken, wo er sie verkündigt hat: in <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn undHainen, unter freiem Himmel, inmitten von Wiesen und Blumen.Wenn wir <strong>de</strong>m Herzen <strong>de</strong>r Natur nahe sind, spüren wir <strong>de</strong>utlich,wie Christus uns nahe kommt und zu unserem Herzen von seinemFrie<strong>de</strong>n und seiner Liebe spricht.Christus hat seine Botschaft aber nicht nur mit <strong>de</strong>m Ruhetag,son<strong>de</strong>rn ebenso mit <strong>de</strong>r Arbeitswoche verbun<strong>de</strong>n. Er hat <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>rpflügt, und <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r sät, Wichtiges zu sagen: im Pflügen und Säen,im Ackern und Ernten zeigt er uns, wie seine Gna<strong>de</strong> am Menschenherzenarbeitet. Er möchte gern, dass wir in je<strong>de</strong>r nützli-17


BILDER VOM REICHE GOTTESchen Arbeit, in allen Lebensumstän<strong>de</strong>n ein Stück <strong>de</strong>r göttlichenWahrheit ent<strong>de</strong>cken. Tun wir das, dann wird die tägliche Arbeitnicht länger unsere Aufmerksamkeit von Gott ablenken, son<strong>de</strong>rnsie wird uns an unseren Schöpfer und Erlöser erinnern. Trotz allerSorgen und Mühen wird so <strong>de</strong>r Gedanke an Gott wie ein gol<strong>de</strong>nerFa<strong>de</strong>n unseren Alltag durchziehen.Die Natur strahlt für uns wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Glanz seines Angesichtesaus; wir dringen tiefer und tiefer in die göttliche Wahrheit einund wachsen so zum Ebenbild seiner Reinheit heran. Auf dieseWeise wer<strong>de</strong>n wir „Jünger <strong>de</strong>s Herrn“ (Jesaja 54,13) und gehorchenseinem Rat: „Ihr alle, Brü<strong>de</strong>r und Schwestern, sollt also an<strong>de</strong>m Platz bleiben, an <strong>de</strong>m ihr wart, als Gott euch berief, und ihrsollt diesen Platz so ausfüllen, wie es Gott gefällt.“ (1. Korinther7,24 GN)18


BILDER VOM REICHE GOTTESTeil IIDie Aussaat <strong>de</strong>s Samens„Ihr seid doch als neue Menschenwie<strong>de</strong>rgeboren wor<strong>de</strong>n,aber diesmal nicht gezeugtdurch <strong>de</strong>n Samen von sterblichen Menschen,son<strong>de</strong>rn durch das Wort <strong>Gottes</strong>,das lebt und für immer bestehen bleibt.“1. Petrus 1,23 GN


BILDER VOM REICHE GOTTES


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 2„Es ging ein Sämann aus,zu säen“„An <strong>de</strong>mselben Tage ging Jesus aus <strong>de</strong>m Hause und setzte sichan <strong>de</strong>n See. Und es versammelte sich eine große Menge bei ihm,sodass er in ein Boot stieg und sich setzte, und alles Volk standam Ufer. Und er re<strong>de</strong>te vieles zu ihnen in Gleichnissen undsprach:Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen. Und in<strong>de</strong>m er säte,fiel einiges auf <strong>de</strong>n Weg; da kamen die Vögel und fraßen’s auf.Einiges fiel auf felsigen Bo<strong>de</strong>n, wo es nicht viel Er<strong>de</strong> hatte, undging bald auf, weil es keine tiefe Er<strong>de</strong> hatte. Als aber die Sonneaufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrtees. Einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen emporund erstickten’s. Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einigeshun<strong>de</strong>rtfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach …Wenn jemand das Wort von <strong>de</strong>m Reich hört und nicht versteht,so kommt <strong>de</strong>r Böse und reißt hinweg, was in sein Herz gesätist; das ist <strong>de</strong>r, bei <strong>de</strong>m an <strong>de</strong>n Weg gesät ist. Bei <strong>de</strong>m aberauf felsigen Bo<strong>de</strong>n gesät ist, das ist, <strong>de</strong>r das Wort hört und esgleich mit Freu<strong>de</strong>n aufnimmt; aber er hat keine Wurzel in sich,son<strong>de</strong>rn er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis o<strong>de</strong>r Verfolgungerhebt um <strong>de</strong>s Wortes willen, so fällt er gleich ab. Bei<strong>de</strong>m aber unter die Dornen gesät ist, das ist, <strong>de</strong>r das Wort hört,und die Sorge <strong>de</strong>r Welt und <strong>de</strong>r betrügerische Reichtum erstickendas Wort, und er bringt keine Frucht. Bei <strong>de</strong>m aber auf gutesLand gesät ist, das ist, <strong>de</strong>r das Wort hört und versteht und dann21


BILDER VOM REICHE GOTTESauch Frucht bringt; und <strong>de</strong>r eine trägt hun<strong>de</strong>rtfach, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>resechzigfach, <strong>de</strong>r dritte dreißigfach.“ (Matthäus 13,1-9.19-23)22Der Sämann und <strong>de</strong>r SameMit diesem Gleichnis <strong>vom</strong> Sämann veranschaulicht Christus dasWesen <strong>de</strong>s Himmelreiches und das Wirken <strong>Gottes</strong> für sein Volk.Wie ein Sämann auf sein Feld geht, so kam Jesus, um <strong>de</strong>n Samen<strong>de</strong>r Wahrheit auszustreuen. Seine Gleichnisse waren das Saatgut,mit <strong>de</strong>m er die wun<strong>de</strong>rbare Wahrheit seiner Gna<strong>de</strong> verbreitete.Weil es so einfach ist, hat gera<strong>de</strong> das Gleichnis <strong>vom</strong> Sämannnoch nicht die Beachtung gefun<strong>de</strong>n, die es verdient. Christusmöchte mit ihm unsere Gedanken <strong>vom</strong> natürlichen Samen, <strong>de</strong>rauf <strong>de</strong>n Acker gestreut wird, auf <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>s Evangeliumslenken, <strong>de</strong>ssen Aussaat <strong>de</strong>n Menschen wie<strong>de</strong>r dazu bringen soll,sich auf <strong>Gottes</strong> Seite zu stellen. Kein an<strong>de</strong>rer als <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>sHimmels lehrt durch das Gleichnis <strong>vom</strong> kleinen Samenkorn, dassfür das Ge<strong>de</strong>ihen <strong>de</strong>r Saat auf <strong>de</strong>m Feld und <strong>de</strong>r Saat <strong>de</strong>r Wahrheitdieselben Gesetze gelten.Am See Genezareth hatte sich eine ungeduldige, erwartungsvolleMenschenmenge versammelt, um Jesus zu sehen und zu hören.Kranke lagen auf ihren Matten in <strong>de</strong>r Hoffnung, <strong>de</strong>n Heilandauf ihr Lei<strong>de</strong>n aufmerksam machen zu können. Christus war javon Gott dazu ausersehen, <strong>de</strong>m sündigen MenschengeschlechtHeil zu bringen, und so half er nun <strong>de</strong>n Kranken und verbreiteteum sich her Leben, Gesundheit und Frie<strong>de</strong>n.Die Menge wuchs immer mehr an und bedrängte Christusschließlich von allen Seiten. Deshalb rief er <strong>de</strong>n Fischern in ihrenBooten ein paar Worte zu, trat in <strong>de</strong>n Kahn, <strong>de</strong>r ihn über <strong>de</strong>n Seebringen sollte, und bat die Jünger, ein wenig <strong>vom</strong> Ufer abzustoßen.So konnte er besser zu <strong>de</strong>n Menschen sprechen.Am See erstreckte sich die liebliche Ebene Genezareth mitBergen im Hintergrund. Überall waren die Bauern dabei, Saatauszustreuen o<strong>de</strong>r frühes Getrei<strong>de</strong> zu ernten. Dieses Bild hatteChristus vor Augen, als er sagte:„Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen. Und in<strong>de</strong>m er säte,fiel einiges auf <strong>de</strong>n Weg; da kamen die Vögel und fraßen’s auf.


BILDER VOM REICHE GOTTESEiniges fiel auf felsigen Bo<strong>de</strong>n, wo es nicht viel Er<strong>de</strong> hatte, undging bald auf, weil es keine tiefe Er<strong>de</strong> hatte. Als aber die Sonneaufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrtees. Einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen emporund erstickten’s. Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einigeshun<strong>de</strong>rtfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach.“(Matthäus 13,3-8)Die Menschen damals verstan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Auftrag Christi nicht;die Art, wie er in diese Welt kam, entsprach nicht ihren Erwartungen.Zwar stand das gesamte jüdische Kultsystem in unmittelbaremBezug zum kommen<strong>de</strong>n Erlöser; Gott selbst hatte ja dieeindrucksvollen gottesdienstlichen Einrichtungen gestiftet, weildas Volk durch sie lernen sollte, dass zur festgesetzten Zeit <strong>de</strong>rEine kommen wür<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>n all die heiligen Dienste hinwiesen.Doch die Ju<strong>de</strong>n hatten Form und Ritus so überhöht, dass sie <strong>de</strong>reneigentlichen Sinn aus <strong>de</strong>n Augen verloren. Überlieferung undvon Menschen festgesetzte Regeln verhüllten gera<strong>de</strong>zu, was Gottihnen doch eigentlich klar zeigen wollte.Die vielen zusätzlichen Vorschriften und Traditionen hin<strong>de</strong>rten<strong>de</strong>n Einzelnen daran, eine echte Beziehung zu Gott zu fin<strong>de</strong>nund zu pflegen. Als mit Christus dann die Erfüllung all <strong>de</strong>r Symboleerschien, erkannten die Ju<strong>de</strong>n in ihm nicht die Verwirklichung<strong>de</strong>r irdischen Schattenbil<strong>de</strong>r. Sie verwarfen die Erfüllungund hielten statt<strong>de</strong>ssen an ihren Vorbil<strong>de</strong>rn und nutzlosen Zeremonienfest.Obwohl <strong>de</strong>r Sohn <strong>Gottes</strong> gekommen war, baten sie weiterhinum Zeichen. Ihre Antwort auf die Botschaft: „Tut Buße, <strong>de</strong>nn dasHimmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Matthäus 3,2) war, einWun<strong>de</strong>r zu for<strong>de</strong>rn.Das Evangelium Christi musste für sie ein Stein <strong>de</strong>s Anstoßessein, weil sie nach Zeichen statt nach einem Erlöser fragten. Sieerwarteten, dass <strong>de</strong>r Messias die Rechtmäßigkeit seiner Ansprüchedurch gewaltige Eroberungen beweisen und sein Reich auf<strong>de</strong>n Trümmern irdischer Mächte errichten wer<strong>de</strong>. Als Erwi<strong>de</strong>rungauf diese falschen Vorstellungen erzählte Jesus das Gleichnis<strong>vom</strong> Sämann. We<strong>de</strong>r durch Waffen noch durch an<strong>de</strong>re Gewaltmittelsollte das Reich <strong>Gottes</strong> <strong>de</strong>n Sieg davontragen, son<strong>de</strong>rn23


BILDER VOM REICHE GOTTESdadurch, dass ein neuer Grundsatz in die Herzen <strong>de</strong>r Menscheneingepflanzt wur<strong>de</strong>.„Der Menschensohn ist’s, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n guten Samen sät.“ (Matthäus13,37) Nicht als König, son<strong>de</strong>rn als Sämann war Christusgekommen. Er wollte keine Königreiche stürzen, son<strong>de</strong>rn gutenSamen streuen. Er hatte auch nicht die Absicht, seine Nachfolgerzu weltlichem Ruhm und nationaler Größe zu führen, son<strong>de</strong>rn erwollte sie für eine Ernte begeistern, die in geduldiger Arbeit unterVerlusten und Enttäuschungen eingebracht wer<strong>de</strong>n sollte.Die Pharisäer erfassten <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Gleichnisses sehr wohl.Aber die Lehre war ihnen unbequem, und so nahmen sie sich vor,überhaupt nichts zu verstehen. Vollkommen rätselhaft war dagegen<strong>de</strong>r Masse <strong>de</strong>s Volkes, welche Absicht <strong>de</strong>r neue Lehrer verfolgte,<strong>de</strong>r mit seinen Worten einerseits ihr Herz eigentümlichbewegte, aber an<strong>de</strong>rerseits ihre ehrgeizigen Bestrebungen bitterenttäuschte. Nicht einmal die Jünger begriffen das Gleichnis.Doch sie wollten gern mehr wissen, und so traten sie später anJesus heran und baten ihn, das Gleichnis zu erklären.Genau dies hatte Christus beabsichtigt; er wollte die Wissbegier<strong>de</strong>r Jünger wecken, um sie eingehen<strong>de</strong>r unterrichten zu können.So erklärte er ihnen <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Gleichnisses, wie er nochheute sein Wort je<strong>de</strong>m gern auslegt, <strong>de</strong>r ihn aufrichtig darum bittet.Wer beim Bibelstudium sein Herz offen hält für die Erleuchtungdurch <strong>de</strong>n Heiligen Geist, <strong>de</strong>r wird das Wort <strong>Gottes</strong> auchverstehen können. „Wenn jemand <strong>de</strong>ssen Willen tun will“, sagteJesus, „wird er innewer<strong>de</strong>n, ob diese Lehre von Gott ist o<strong>de</strong>r obich von mir selbst aus re<strong>de</strong>.“ (Johannes 7,17) Alle, die zu Christuskommen, um ein klareres Verständnis <strong>de</strong>r Wahrheit zu empfangen,wer<strong>de</strong>n es auch erhalten. Ihnen erschließt er die Geheimnisse<strong>de</strong>s Himmelreiches, die nur <strong>de</strong>r erfassen kann, <strong>de</strong>r sich vonganzem Herzen nach Erkenntnis <strong>de</strong>r Wahrheit sehnt. Ein solcherMensch wird von himmlischem Licht erfüllt wer<strong>de</strong>n und dadurchfür an<strong>de</strong>re wie eine helle Lampe auf einem dunklen Pfad sein.„Es ging ein Sämann aus, zu säen.“ Im Orient waren die Verhältnissedamals äußerst unsicher. Weil sie ständig von Gewalttatenbedroht war, hielt sich die Bevölkerung meist in <strong>de</strong>n befestigtenStädten auf. Die Bauern aber mussten täglich hinausge-24


BILDER VOM REICHE GOTTEShen, um außerhalb <strong>de</strong>r Stadtmauern ihre Fel<strong>de</strong>r zu bestellen. Soging auch Christus, <strong>de</strong>r himmlische Sämann, aus, um zu säen. Erverließ seine sichere, friedliche Wohnung und die Herrlichkeit,die er bei seinem Vater schon vor <strong>de</strong>r Erschaffung <strong>de</strong>r Welt gehabthatte; er gab seine Herrscherstellung auf <strong>de</strong>m Thron <strong>de</strong>sWeltalls auf. Als lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r, angefochtener Mensch ging er einsamhinaus, um für eine verlorene Welt unter Tränen <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>sLebens zu säen und mit seinem Blut zu begießen.In gleicher Weise sollen auch seine Helfer hinausgehen, um zusäen. So erhielt Abraham einst <strong>de</strong>n Ruf, <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>r Wahrheitauszustreuen: „Geh aus <strong>de</strong>inem Vaterland und von <strong>de</strong>iner Verwandtschaftund aus <strong>de</strong>ines Vaters Hause in ein Land, das ich dirzeigen will.“ (1. Mose 12,1) „Er zog aus und wusste nicht, wo erhinkäme.“ (Hebräer 11,8) Ebenso bekam <strong>de</strong>r Apostel Paulus, alser im Tempel in Jerusalem betete, von Gott <strong>de</strong>n Auftrag: „Gehhin; <strong>de</strong>nn ich will dich in die Ferne zu <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n sen<strong>de</strong>n!“ (Apostelgeschichte22,21) Wer gerufen wird, mit Christus zusammenzuarbeiten,muss alles verlassen und ihm nachfolgen. Er mussalte Beziehungen abbrechen, Zukunftspläne begraben, irdischeHoffnungen aufgeben; er muss mühsam und allein <strong>de</strong>n Samenausstreuen, unter Opfer und Tränen.„Der Sämann sät das Wort.“ Christus kam, um in <strong>de</strong>r Welt dieWahrheit auszusäen. Seit <strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>nfall streut Satan ununterbrochen<strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>s Irrtums. Durch eine Lüge gewann er zumersten Mal Macht über die Menschen, und so versucht er bis heuteauf die gleiche Weise, <strong>Gottes</strong> Reich auf dieser Er<strong>de</strong> zu stürzenund die Menschen unter seine Herrschaft zu bringen. DochChristus kam als Sämann aus einer höheren Welt, um <strong>de</strong>n Samen<strong>de</strong>r Wahrheit auszustreuen. Als <strong>Gottes</strong> Sohn, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>ngöttlichen Ratschlüssen mitgewirkt und im Allerheiligsten <strong>de</strong>sEwigen gelebt hatte, konnte er <strong>de</strong>n Menschen die Wahrheit unverfälschtverkün<strong>de</strong>n. Seit <strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>nfall hat Christus <strong>de</strong>r Weltdie Wahrheit offenbart. Durch ihn gelangt <strong>de</strong>r unvergänglicheSame, das lebendige, unwan<strong>de</strong>lbare „Wort <strong>Gottes</strong>, das da bleibt“(1. Petrus 1,23), zu <strong>de</strong>n Menschen. Schon mit <strong>de</strong>r ersten Verheißung,die er <strong>de</strong>m gefallenen Menschengeschlecht im Garten E<strong>de</strong>ngab, streute Christus solchen Evangeliumssamen. Das Gleichnis25


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>vom</strong> Sämann bezieht sich jedoch beson<strong>de</strong>rs auf sein Wirken alsMensch unter Menschen, und auf das Werk, das er unter ihnenbegrün<strong>de</strong>te.„Der Same ist das Wort <strong>Gottes</strong>.“ Je<strong>de</strong>s Samenkorn besitzt einenKeim, <strong>de</strong>r das Leben <strong>de</strong>r zukünftigen Pflanze in sich birgt.Ebenso ist auch das Wort <strong>Gottes</strong> von Leben erfüllt. Christus sagt:„Die Worte, die ich zu euch gere<strong>de</strong>t habe, die sind Geist und sindLeben.“ (Johannes 6,63) „Wer mein Wort hört und glaubt <strong>de</strong>m,<strong>de</strong>r mich gesandt hat, <strong>de</strong>r hat das ewige Leben.“ (Johannes 5,24)Alle Gebote und alle Verheißungen <strong>Gottes</strong> enthalten göttlicheKraft und göttliches Leben – die Voraussetzung für ihre Erfüllung.Wer <strong>Gottes</strong> Wort gläubig annimmt, empfängt das Lebenund das Wesen <strong>Gottes</strong> selbst.Je<strong>de</strong>s Samenkorn bringt eine Frucht hervor, die seiner Artentspricht. Sät man es unter <strong>de</strong>n richtigen Bedingungen aus,dann entwickelt es als Pflanze ein eigenständiges Leben. Nimmtein Mensch <strong>de</strong>n unvergänglichen Samen <strong>de</strong>s Wortes gläubig auf,so wird durch die Frucht, die daraus wächst, sein Wesen und LebenGott immer ähnlicher wer<strong>de</strong>n.Da die Rabbis, die Lehrer Israels, <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong>nicht säten, stellte sich Christus als Verkündiger <strong>de</strong>r Wahrheitin scharfen Gegensatz zu ihnen, die <strong>de</strong>n Nachdruck auf Traditionen,menschliche Lehrmeinungen und unbewiesene Vermutungenlegten. Vielfach ersetzten sie das Wort <strong>Gottes</strong> sogar ganzdurch das, was Menschen darüber gelehrt und geschrieben hatten.Darum konnte ihre Lehre auch keinen geistlichen Durst stillen.Christus dagegen lehrte und predigte nichts als das Wort <strong>Gottes</strong>.Stellte jemand ihm eine Frage, so antwortete er: „Es steht geschrieben…“ (Matthäus 4,4) „Habt ihr nie gelesen in <strong>de</strong>r Schrift…?“ (Matthäus 21,42) „Wie liest du?“ (Lukas 10,26) Ob sein Gesprächspartnerihm nun freundlich o<strong>de</strong>r feindlich gesinnt war –wo er Interesse bemerkte, säte Jesus bei je<strong>de</strong>r Gelegenheit <strong>de</strong>nSamen <strong>de</strong>s Wortes. Er, <strong>de</strong>r Weg, die Wahrheit und das Leben, jadas lebendige Wort selbst, verweist auf die Heilige Schrift: „Sieist’s, die von mir zeugt.“ (Johannes 5,39) Und für die Jünger vonEmmaus begann er „bei Mose und allen Propheten und legte ih-26


BILDER VOM REICHE GOTTESnen aus, was in <strong>de</strong>r ganzen Schrift von ihm gesagt war.“ (Lukas24,27)Wer Christus nachfolgt, sollte das Gleiche tun. Wie damals ersetztman ja auch in unseren Tagen die lebendigen Wahrheiten<strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong> durch menschliche Lehren und Vermutungen.Viele so genannte Prediger <strong>de</strong>s Evangeliums erkennen nicht dieganze Bibel als inspiriertes Wort an: ein Gelehrter verwirft diesen,<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re bezweifelt jenen Teil. Sie stellen ihr eigenes Urteilsvermögenüber das Wort <strong>Gottes</strong>, berufen sich bei <strong>de</strong>m, wassie lehren, auf ihre eigene Autorität und untergraben dadurch<strong>de</strong>n Glauben an <strong>de</strong>n göttlichen Ursprung <strong>de</strong>r Heiligen Schrift. Sosäen sie überall <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>s Unglaubens. Die Menschen wer<strong>de</strong>nverwirrt und wissen nicht mehr, was sie glauben sollen. Sokommt es zu Auffassungen, die je<strong>de</strong>r biblischen Grundlage entbehren.In <strong>de</strong>n Tagen Jesu versahen die Rabbis viele Passagen <strong>de</strong>r heiligenSchriften mit einer künstlich zurechtgezimmerten, geheimnisvollenAuslegung. Weil die klaren Aussagen in <strong>Gottes</strong> Wort ihreeigenen Praktiken verurteilten, versuchten sie es in seinerKraft zu schwächen. Das Gleiche geschieht auch heute noch. Manmöchte vertuschen, dass das Gesetz übertreten wird, und stellt<strong>de</strong>shalb das Wort <strong>Gottes</strong> als geheimnisvoll und unverständlichhin. Christus entlarvte zu seiner Zeit solch ein Verhalten. Er sagte<strong>de</strong>utlich, dass <strong>Gottes</strong> Wort von allen Menschen verstan<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n soll, und betonte die unbestreitbare Autorität <strong>de</strong>r heiligenSchriften. Auch wir sollen zeigen, dass die Bibel als das Wort <strong>de</strong>sewigen <strong>Gottes</strong> alle Streitgespräche been<strong>de</strong>n kann und Grundlageallen Glaubens ist.Die Bibel ist ihrer Kraft beraubt wor<strong>de</strong>n, und infolge<strong>de</strong>ssenverkümmert das geistliche Leben. Den Predigten, die man heutevon vielen Kanzeln hört, fehlt es meist an jener göttlichen Kraft,die das Gewissen weckt und <strong>de</strong>r Seele Leben gibt. Die Zuhörerkönnen dann nicht sagen: „Brannte nicht unser Herz in uns, alser mit uns re<strong>de</strong>te auf <strong>de</strong>m Wege und uns die Schrift öffnete?“ (Lukas24,32) Viele rufen nach <strong>de</strong>m lebendigen Gott und sehnen sichnach seiner Gegenwart. Aber we<strong>de</strong>r philosophische Abhandlungennoch schöngeistige Aufsätze – so bestechend sie auch sein27


BILDER VOM REICHE GOTTESmögen – können das Herz befriedigen. Nichts von <strong>de</strong>m, was Menschener<strong>de</strong>nken und an Meinungen vertreten, vermag hier zu helfen.Lasst darum das Wort <strong>Gottes</strong> selbst zu <strong>de</strong>n Leuten sprechen!Wer bisher nur mit überlieferten Anschauungen, mit menschlichenLehren und Maßstäben abgespeist wur<strong>de</strong>, muss endlich dieStimme <strong>de</strong>ssen hören können, <strong>de</strong>r durch sein Wort die Wie<strong>de</strong>rgeburtzum ewigen Leben schenken möchte.Christus sprach am liebsten über die väterliche Liebe und ü-berreiche Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong>, und er zeigte ausführlich die Heiligkeitseines Wesens und Gesetzes. Er selbst wollte für die Menschen<strong>de</strong>r Weg, die Wahrheit und das Leben sein. Diese Themen solltenauch heute von je<strong>de</strong>m Prediger dargeboten wer<strong>de</strong>n. Verkündigtdie Wahrheit, wie sie sich in Christus offenbart! Macht allen dieBe<strong>de</strong>utung von Gesetz und Evangelium klar! Erzählt <strong>de</strong>n Menschen,welchen Weg <strong>de</strong>r Selbstverleugnung und AufopferungChristus gegangen ist, erzählt ihnen von seiner Erniedrigung undseinem Tod, von seiner Auferstehung und Himmelfahrt, von seinerFürsprache für sie bei Gott und von seiner Verheißung: „Sowill ich wie<strong>de</strong>r kommen und euch zu mir nehmen.“ (Johannes14,3)Statt über falsche Lehren zu streiten o<strong>de</strong>r Gegner <strong>de</strong>s Evangeliumswi<strong>de</strong>rlegen zu wollen, sollten wir lieber <strong>de</strong>m Beispiel Christifolgen und aus <strong>Gottes</strong> Schatzkammer helle Wahrheiten ins Lebenstrahlen lassen. „Predige das Wort … es sei zur Zeit o<strong>de</strong>r zurUnzeit.“ (2. Timotheus 4,2) „Wohl euch, die ihr säen könnt an allenWassern.“ (Jesaja 32,20) „Wer aber mein Wort hat, <strong>de</strong>r predigemein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?spricht <strong>de</strong>r Herr.“ (Jeremia 23,28) „Alle Worte <strong>Gottes</strong> sinddurchläutert … Tu nichts zu seinen Worten hinzu, dass er dichnicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner dastehst.“ (Sprüche30,5.6)„Der Sämann sät das Wort.“ Das ist die Grundlage für alleechte Pädagogik. „Der Same ist das Wort <strong>Gottes</strong>.“ Aber in allzuvielen Schulen wird das Wort <strong>Gottes</strong> heute beiseite geschoben.An<strong>de</strong>re Themen stehen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Die Beschäftigung mit<strong>de</strong>n Werken ungläubiger Schriftsteller nimmt im Unterricht einenbreiten Raum ein; die Schulbücher wecken Zweifel an <strong>Gottes</strong>28


BILDER VOM REICHE GOTTESWort. Oft führt die wissenschaftliche Forschung in die Irre, weilman Ent<strong>de</strong>ckungen miss<strong>de</strong>utet und entstellt wie<strong>de</strong>rgibt. Manvergleicht das Wort <strong>Gottes</strong> mit gewissen Hypothesen <strong>de</strong>r Wissenschaftund stellt es als unsicher und nicht vertrauenswürdig hin.So wird schon jungen Menschen die Saat <strong>de</strong>s Zweifels eingepflanzt,die dann in Zeiten <strong>de</strong>r Versuchung aufgeht. Ohne Glaubenan das Wort <strong>Gottes</strong> aber hat <strong>de</strong>r Mensch keine geistlicheFührung und keinen Schutz mehr. Gera<strong>de</strong> junge Leute lassensich dann leicht auf Wege locken, die von Gott und <strong>de</strong>m ewigenLeben fortführen.Dieser Haltung ist auch weitgehend die allgemein verbreiteteGottlosigkeit unserer Tage zuzuschreiben. Wer das Wort <strong>Gottes</strong>abtut, verschmäht die ihm innewohnen<strong>de</strong> Kraft, die bösen Triebeund die Lebensgier <strong>de</strong>s natürlichen Herzens zu zügeln. Die Menschenverlassen sich auf ihre eigenen Maßstäbe und Kräfte un<strong>de</strong>rnten <strong>de</strong>n Tod.Hier liegt außer<strong>de</strong>m die Hauptursache geistiger Schwächeund Unfähigkeit. Wer sich von <strong>Gottes</strong> Wort abwen<strong>de</strong>t und seinDenken von <strong>de</strong>n Schriften ungläubiger Menschen prägen lässt,<strong>de</strong>r verkümmert geistig und wird anspruchslos, weil er <strong>de</strong>n Bezugzu <strong>de</strong>n tiefen und umfassen<strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r ewigen Wahrheitverliert. Das Fassungsvermögen <strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s passt sich<strong>de</strong>m an, womit er sich vorzugsweise beschäftigt; sind es vergänglicheDinge, so wird er geschwächt und mit <strong>de</strong>r Zeit unfähig, größeregeistliche Zusammenhänge zu erfassen.Deshalb ist eine solche Erziehung falsch. Je<strong>de</strong>r Lehrer solltees sich zur Aufgabe machen, seinen Schülern die großartigenWahrheiten <strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong> nahe zu bringen. Das ist die einzigeErziehung, die lebenstüchtig macht für Zeit und Ewigkeit. Siewird auch durchaus nicht <strong>de</strong>m wissenschaftlichen Denken imWege stehen o<strong>de</strong>r einen niedrigen Bildungsstand zur Folge haben.Die Erkenntnis <strong>Gottes</strong> ist ja so hoch wie <strong>de</strong>r Himmel und soweit wie das All. Nichts vere<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>n Menschen so sehr, undnichts ist so anregend für ihn wie die Beschäftigung mit allem,was das ewige Leben berührt. Gera<strong>de</strong> für junge Leute ist es <strong>de</strong>shalbgut, wenn sie sich bemühen, die göttlichen Wahrheiten zu29


BILDER VOM REICHE GOTTESverstehen. Ihr geistiges Fassungsvermögen wird dabei wachsenund stark wer<strong>de</strong>n. Alle, die <strong>Gottes</strong> Wort fleißig lesen und ihr Lebendanach gestalten, wer<strong>de</strong>n ihren geistigen Horizont erweiternund wertvolle Erkenntnis gewinnen, die unvergänglich ist.Durch das Studium <strong>de</strong>r Bibel wird uns Bildung vermittelt; wirverstehen dann aus eigener Erfahrung <strong>de</strong>n Erlösungsplan. Aufdiese Weise entsteht in uns wie<strong>de</strong>r das Ebenbild <strong>Gottes</strong>; unserDenken wird stark genug, Versuchungen abzuwehren, und schon<strong>de</strong>r junge Mensch wird so befähigt, mit Christus in <strong>de</strong>m Gna<strong>de</strong>nwerkfür die Welt zu arbeiten. So wer<strong>de</strong>n wir alle Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rhimmlischen Familie und darauf vorbereitet, einmal am Erbteil<strong>de</strong>r Heiligen in <strong>Gottes</strong> Licht teilzuhaben.Ein Lehrer <strong>de</strong>r göttlichen Wahrheit kann allerdings nur dasvermitteln, was er selbst aus eigener Erfahrung weiß. „Es gingein Sämann aus, zu säen seinen Samen.“ (Lukas 8,5) Christuskonnte die reine Wahrheit lehren, weil er selbst die Wahrheit ist.Sein Denken, Wesen und Lebensstil kamen in seiner Verkündigungzum Ausdruck.So soll es auch bei seinen Mitarbeitern sein: Wer das Wort<strong>Gottes</strong> weitergeben will, muss es sich durch persönliche Erfahrungzu Eigen machen und wissen, was es be<strong>de</strong>utet, dass Christusin die Welt gekommen ist, um uns Weisheit, Gerechtigkeit,Heiligung und Erlösung zu schenken. (1. Korinther 1,30) Nie dürfenwir das Wort <strong>Gottes</strong> als eine Möglichkeit unter vielen darstellen,vielmehr sollten wir mit <strong>de</strong>m Apostel Petrus bekennen:„Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euchkundgetan haben die Kraft und das Kommen unsers Herrn JesusChristus; son<strong>de</strong>rn wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.“(2. Petrus 1,16)Je<strong>de</strong>r Prediger und je<strong>de</strong>r Lehrer Christi sollte mit <strong>de</strong>m LieblingsjüngerJohannes bekennen können: „Was von Anfang anwar, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsernAugen, was wir betrachtet haben und unsre Hän<strong>de</strong> betastet haben,<strong>vom</strong> Wort <strong>de</strong>s Lebens – und das Leben ist erschienen, undwir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben,das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist.“(1. Johannes 1,1.2)30


BILDER VOM REICHE GOTTESAn <strong>de</strong>n Weg gesätDas Gleichnis <strong>vom</strong> Sämann befasst sich hauptsächlich damit, wieentschei<strong>de</strong>nd wichtig die Beschaffenheit <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns für das Ge<strong>de</strong>ihen<strong>de</strong>r ausgestreuten Saat ist. Christus sagte seinen Zuhörerndamit ungefähr Folgen<strong>de</strong>s: Ihr scha<strong>de</strong>t euch selbst, wenn ihrnur als Kritiker meiner Arbeit auftretet o<strong>de</strong>r in eurer Enttäuschungverharrt, weil das, was ich tue, nicht euren Erwartungenentspricht. Entschei<strong>de</strong>nd wichtig ist für euch, ob ihr meine Botschaftannehmt o<strong>de</strong>r ablehnt, <strong>de</strong>nn davon hängt euer ewigesSchicksal ab.Den Samen, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Wegrand fiel, <strong>de</strong>utete er so: „Wennjemand das Wort von <strong>de</strong>m Reich hört und nicht versteht, sokommt <strong>de</strong>r Böse und reißt hinweg, was in sein Herz gesät ist.“(Matthäus 13,19)Dieser auf <strong>de</strong>n Weg gefallene Same steht also für das Wort<strong>Gottes</strong>, das ins Herz eines unaufmerksamen Zuhörers fällt. Wieein Weg von Menschen und Tieren festgetreten wird, so verhärtetsich das Herz, das zur Landstraße für die Welt mit ihren Freu<strong>de</strong>nund Sün<strong>de</strong>n gewor<strong>de</strong>n ist. Verstrickt in Selbstsucht und Nachsichtgegenüber eigenen Fehlern, wird die Seele verstockt „durch<strong>de</strong>n Betrug <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>“ (Hebräer 3,13). Lähmung befällt die geistlichenFähigkeiten solcher Menschen; sie hören das Wort, ohne eszu verstehen, und merken gar nicht, wie sehr es gera<strong>de</strong> ihnengilt. Sie erkennen ihre eigene Not und Gefahr, in <strong>de</strong>r sie schweben,nicht. Die Liebe Christi nehmen sie nicht wahr, und seineGna<strong>de</strong>nbotschaft lassen sie wie etwas vollkommen Uninteressantesan sich vorübergehen.Wie die Vögel nur darauf warten, <strong>de</strong>n Samen am Weg aufzupicken,so lauert auch Satan darauf, <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>r göttlichenWahrheit <strong>vom</strong> Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Seele wie<strong>de</strong>r wegzunehmen. Er fürchtet,dass <strong>Gottes</strong> Wort die Sorglosen wachrütteln und ihr verhärtetesHerz beeindrucken könnte. Darum sind Satan und seine Engelüberall zu fin<strong>de</strong>n, wo das Evangelium gepredigt wird. Aberwährend die Engel <strong>de</strong>s Himmels das menschliche Herz mit <strong>Gottes</strong>Wort erfüllen wollen, bemüht sich <strong>de</strong>r Böse, es wirkungslos zumachen. Mit einem Eifer, <strong>de</strong>m nur seine Bosheit gleichkommt,31


BILDER VOM REICHE GOTTESversucht er <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Geistes <strong>Gottes</strong> entgegenzuarbeiten.Immer wenn ein Mensch sich von <strong>de</strong>r Liebe Christi angezogenfühlt und <strong>de</strong>n Heiland suchen möchte, tut Satan alles, um ihndaran zu hin<strong>de</strong>rn. Er lenkt seine Gedanken auf weltliche Dinge,stachelt ihn zur Kritik an o<strong>de</strong>r weckt bei ihm Zweifel und Unglauben.Dann gefällt <strong>de</strong>m Zuhörer plötzlich die Ausdrucksweiseo<strong>de</strong>r das Auftreten <strong>de</strong>s Predigers nicht mehr, und er beschäftigtsich nur noch mit <strong>de</strong>ssen Fehlern. Dadurch fühlt er sich so gestört,dass die Wahrheit, die er so dringend brauchte und die Gottihm in seiner Gna<strong>de</strong> gesandt hat, keinen bleiben<strong>de</strong>n Eindruckhinterlässt.Satan hat viele Helfer. Nicht wenige geben vor, Christen zusein, und unterstützen dabei die Bemühungen <strong>de</strong>s Versuchers,<strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>r Wahrheit in <strong>de</strong>n Herzen <strong>de</strong>r Menschen zu vernichten.Viele hören sich die Predigt <strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong> an undkritisieren sie dann zu Hause heftig. Sie sitzen über die Worte einesPredigers zu Gericht wie über die Ausführungen eines Dozenteno<strong>de</strong>r Politikers und erkennen die Botschaft nicht als das Wort<strong>de</strong>s Herrn an sie. Sie machen Witze darüber o<strong>de</strong>r kommentierensie sarkastisch. Charakter, Beweggrün<strong>de</strong> und Handlungsweise<strong>de</strong>s Predigers wer<strong>de</strong>n ebenso zum beliebten Gesprächsstoff wiedas Verhalten an<strong>de</strong>rer Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r. Sogar vor <strong>de</strong>n OhrenUnbekehrter richtet man über die Gläubigen und verbreitetKlatsch und üble Nachre<strong>de</strong>. Oft sprechen Eltern in dieser Weisein Gegenwart ihrer Kin<strong>de</strong>r und zerstören so die Achtung vor <strong>de</strong>nMitarbeitern <strong>Gottes</strong> und <strong>de</strong>m, was sie zu sagen haben. Die Folgedavon ist, dass sich diese Geringschätzung nicht selten sogar aufdas Wort <strong>Gottes</strong> selbst überträgt.So wird in <strong>de</strong>n Heimen vieler vorgeblicher Christen die Jugendzum Unglauben erzogen. Und die Eltern fragen sich dann,warum ihre Kin<strong>de</strong>r so wenig Interesse am Evangelium, dafür a-ber umso bereitwilliger Zweifel an <strong>de</strong>r Wahrheit <strong>de</strong>r Bibel zeigen.Sie möchten gerne wissen, weshalb sie sittlichen und religiösenEinflüssen so schwer zugänglich sind. Sie können nicht einsehen,dass es ihr eigenes Vorbild war, welches die Herzen ihrer Kin<strong>de</strong>rabstumpfte. Der gute Same fand keinen Raum zum Wurzeln undSatan riss ihn hinweg.32


BILDER VOM REICHE GOTTESAuf felsigen Bo<strong>de</strong>n gesät„Bei <strong>de</strong>m aber auf felsigen Bo<strong>de</strong>n gesät ist, das ist, <strong>de</strong>r das Worthört und es gleich mit Freu<strong>de</strong>n aufnimmt; aber er hat keine Wurzelin sich, son<strong>de</strong>rn er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängniso<strong>de</strong>r Verfolgung erhebt um <strong>de</strong>s Wortes willen, so fällt er gleichab.“ (Matthäus 13,20.21)Auf felsigem Grund fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Same nur wenig Er<strong>de</strong>. DiePflanze schießt zwar schnell auf, doch kann sie mit ihrer Wurzelnicht durch <strong>de</strong>n Fels dringen, um die nötigen Nährstoffe zu erlangen,und stirbt so bald ab. Viele, die sich Christen nennen,sind nur an <strong>de</strong>r Oberfläche für <strong>Gottes</strong> Wort empfänglich. Unterallen guten Wünschen und Zielen liegt bei ihnen die Selbstsucht<strong>de</strong>s natürlichen Herzens wie felsiger Grund unter einer dünnenHumusschicht. Sie sind von Eigenliebe erfüllt und haben daswahre Wesen <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> noch nicht erkannt; daher ist ihr Herzauch nicht <strong>vom</strong> Bewusstsein <strong>de</strong>r Schuld überwältigt. Solche Menschenlassen sich zunächst leicht überzeugen und sind dannscheinbar bekehrt, doch in Wirklichkeit ist ihr Glaube nicht echt.Sie fallen nicht <strong>de</strong>shalb von Gott wie<strong>de</strong>r ab, weil sie das Wortzu schnell annehmen o<strong>de</strong>r sich zu sehr darüber freuen – auchMatthäus folgte ja sofort <strong>de</strong>m Ruf <strong>de</strong>s Heilan<strong>de</strong>s, verließ allesund wur<strong>de</strong> sein Jünger. Gott möchte, dass wir sein Wort annehmen,sobald es unser Herz erreicht, und wir dürfen uns darüberfreuen. „So wird auch Freu<strong>de</strong> im Himmel sein über einen Sün<strong>de</strong>r,<strong>de</strong>r Buße tut.“ (Lukas 15,7) Wer an Christus glaubt, ist von Freu<strong>de</strong>erfüllt. Bei <strong>de</strong>n Menschen jedoch, von <strong>de</strong>nen das Gleichnissagt, dass sie das Wort schnell aufnehmen, verhält es sich an<strong>de</strong>rs:Sie machen sich nicht klar, welche Verpflichtungen sie eingehenund was das Wort <strong>Gottes</strong> von ihnen verlangt. Sie stellendas Wort nicht allen ihren Lebensgewohnheiten gegenüber undgeben sich Christus nicht ganz in die Hand.Wurzeln dringen tief ins Erdreich ein und nähren dort diePflanze. So ist es auch beim Christen: seine unsichtbare Verbindungmit Jesus durch <strong>de</strong>n Glauben nährt das geistliche Leben.Wo das Wort auf felsigen Grund fällt, da vertraut man nicht aufChristus, son<strong>de</strong>rn auf die eigene Kraft, die eigenen guten Werke33


BILDER VOM REICHE GOTTESund Regungen. Man verlässt sich auf die eigene Gerechtigkeit,nicht auf die Macht und Stärke <strong>de</strong>s Herrn. Ein solcher Mensch„hat nicht Wurzel in sich“, weil ihm die Verbindung zu Christusfehlt.Die heiße Sommersonne stärkt die kräftigen Halme und lässtsie reifen; die Pflanzen, die keine tiefe Wurzel haben, vertrocknendagegen in <strong>de</strong>r Hitze. So ist es auch mit <strong>de</strong>m Menschen, <strong>de</strong>r „keineWurzel hat“: „Er ist wetterwendisch“, und „wenn sich Bedrängniso<strong>de</strong>r Verfolgung erhebt um <strong>de</strong>s Wortes willen, so fällt ergleich ab“. Viele nehmen das Evangelium an, weil sie vor Not undLeid bewahrt sein wollen, und nicht, um von <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> erlöst zuwer<strong>de</strong>n. Sie sind eine Zeit lang fröhlich in <strong>de</strong>r Annahme, <strong>de</strong>rGlaube wer<strong>de</strong> sie vor Schwierigkeiten und Prüfungen verschonen.Solange in ihrem Leben alles glatt geht, scheinen sie treue Christenzu sein. In <strong>de</strong>r Feuerprobe <strong>de</strong>r Versuchung jedoch zeigt essich, dass sie nicht ertragen können, um ihres Glaubens willengesellschaftliche Nachteile und Verachtung zu erfahren. Wenndas Wort <strong>Gottes</strong> sie auf eine ihrer Lieblingssün<strong>de</strong>n aufmerksammacht o<strong>de</strong>r Opfer von ihnen verlangt, ärgern sie sich, <strong>de</strong>nn eineradikale Än<strong>de</strong>rung ihres Lebens ist ihnen zu unbequem. Angesichtsihrer gegenwärtigen Probleme und Prüfungen vergessensie die ewige Wirklichkeit. Wie die Jünger, die Jesus verließen,sagen sie allzu leicht: „Das ist eine harte Re<strong>de</strong>; wer kann sie hören?“(Johannes 6,60)Viele geben vor, Gott zu dienen, haben ihn aber nicht durchpersönliche Erfahrung kennen gelernt. Nicht, weil <strong>de</strong>r HeiligeGeist ihnen etwa eine tiefe Überzeugung geschenkt hätte, son<strong>de</strong>rnaus eigener Neigung heraus wollen sie <strong>Gottes</strong> Willen tun.Ihr Leben steht nicht in Einklang mit <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen von <strong>Gottes</strong>Gesetz. Zwar bekennen sie Christus als ihren Erlöser, glaubenaber nicht, dass er ihnen die Kraft geben wird, ihre Sün<strong>de</strong>nzu überwin<strong>de</strong>n. Sie fin<strong>de</strong>n keine persönliche Beziehung zum lebendigenHeiland und haben nicht nur angeborene, son<strong>de</strong>rn auchdurch ihren Lebenswan<strong>de</strong>l erworbene Charakterschwächen.Es ist ein großer Unterschied, ob man die Kraft <strong>de</strong>s HeiligenGeistes nur ganz allgemein anerkennt o<strong>de</strong>r ob man seine zurechtweisen<strong>de</strong>Kraft, die zur Buße drängt, selbst gespürt hat. Vie-34


BILDER VOM REICHE GOTTESle fühlen sich Gott entfrem<strong>de</strong>t. Sie merken, wie sehr sie Knechte<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> und ihres eigenen Ichs sind. Aber sie unternehmenkeinerlei Anstrengung, sich zu än<strong>de</strong>rn, kreuzigen ihr Ich nicht,geben sich nicht ganz in die Hand Christi und bitten nicht um diegöttliche Kraft, seinen Willen zu tun. Ihnen fehlt die Bereitschaft,sich nach <strong>de</strong>m göttlichen Bild umformen zu lassen. Im Großenund Ganzen geben sie zwar zu, unvollkommen zu sein, aber ihreganz konkreten Sün<strong>de</strong>n wollen sie nicht ablegen. Dabei wird mitje<strong>de</strong>m neuen Verstoß gegen <strong>Gottes</strong> Gebote ihre alte, selbstsüchtigeNatur nur noch stärker.Die einzige Hoffnung für solche Menschen besteht darin, ansich selbst die Wahrheit <strong>de</strong>ssen zu erfahren, was Christus zu Niko<strong>de</strong>musgesagt hat: „Ihr müsst von neuem geboren wer<strong>de</strong>n.“(Johannes 3,7) „Es sei <strong>de</strong>nn, dass jemand von neuem geborenwer<strong>de</strong>, so kann er das Reich <strong>Gottes</strong> nicht sehen.“ (Johannes 3,3)Nur <strong>de</strong>r ungeteilte Dienst für Gott zeugt von echter Heiligungund ist die Voraussetzung für ein wahrhaft christliches Leben.Christus for<strong>de</strong>rt uneingeschränkte Hingabe und <strong>de</strong>n ganzen Einsatz<strong>de</strong>s Herzens, <strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r Seele und aller Kräfte. Wersein eigenes Ich über alles liebt und nur für sich selbst lebt, istkein Christ.Liebe muss die Triebfe<strong>de</strong>r von allem sein, was wir tun. Nach<strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Liebe regiert Gott Himmel und Er<strong>de</strong>; in ihrsoll auch das Wesen <strong>de</strong>s Christen seinen festen Grund haben.Nur sie kann ihm Standhaftigkeit geben und die Fähigkeit,Schwierigkeiten zu überwin<strong>de</strong>n und Versuchungen zu wi<strong>de</strong>rstehen.Echte Liebe wird sich in <strong>de</strong>r Fähigkeit zum Opfer zeigen. DerErlösungsplan beruht auf einem Opfer – einem unermesslichen,unvorstellbar großen Opfer. Christus gab alles für uns dahin, undwer ihn annimmt, wird auch seinerseits bereit sein, <strong>de</strong>m Erlöseralles zu opfern. Der Wunsch, ihn zu ehren und zu verherrlichen,steht dann über allem.Wenn wir Jesus lieben, wer<strong>de</strong>n wir gern für ihn leben, arbeitenund Opfer unserer Dankbarkeit bringen. Selbst die schwersteArbeit wird uns leicht fallen. Schmerz, Mühe und Entbehrungenseinetwegen wer<strong>de</strong>n wir freudig begrüßen und wie er keinen grö-35


BILDER VOM REICHE GOTTESßeren Wunsch haben, als dass Menschen die Erlösung von Sün<strong>de</strong>und Schuld erfahren.All dies gehört zum Wesen <strong>de</strong>s christlichen Glaubens. Wo etwasdavon fehlt, ist es Täuschung. We<strong>de</strong>r die theoretische Wahrheitnoch das rein formale Bekenntnis, Jesus nachzufolgen, kannuns erretten. Wir gehören Christus entwe<strong>de</strong>r ganz o<strong>de</strong>r gar nicht.Durch Halbherzigkeit im Glaubensleben wer<strong>de</strong>n wir willensschwachund wankelmütig. Wer gleichzeitig seinem Ich undChristus dienen will, <strong>de</strong>r ist ein Hörer <strong>de</strong>s Wortes mit steinigemBo<strong>de</strong>n und wird nicht standhalten können zur Zeit <strong>de</strong>r Prüfung.36Unter Dornen gesät„Bei <strong>de</strong>m aber unter die Dornen gesät ist, das ist, <strong>de</strong>r das Worthört, und die Sorge <strong>de</strong>r Welt und <strong>de</strong>r betrügerische Reichtum erstickendas Wort, und er bringt keine Frucht.“ (Matthäus 13,22)Der Same <strong>de</strong>s Evangeliums fällt oft unter Dornengestrüppund Unkraut. Wenn keine sittliche Umwandlung <strong>de</strong>s Herzensstattfin<strong>de</strong>t, wenn schlechte Gewohnheiten und das alte Leben in<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> nicht aufgegeben wer<strong>de</strong>n, wenn das Wesen Satansnicht aus <strong>de</strong>r Seele vertrieben wird, dann erstickt <strong>de</strong>r Weizen,und Dornen wachsen zur Ernte auf.Die Gna<strong>de</strong> kann nur in einem Herzen ge<strong>de</strong>ihen, das für <strong>de</strong>nSamen <strong>de</strong>r Wahrheit offen gehalten wird. Die Dornen <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>wachsen auf je<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n, ohne dass man sich beson<strong>de</strong>rs darumzu kümmern braucht; die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> aber benötigt sorgfältigePflege. Dornen und Disteln schießen je<strong>de</strong>rzeit schnell auf; <strong>de</strong>shalbmuss das Feld ständig von ihnen gesäubert wer<strong>de</strong>n. Solangedas Herz nicht unter <strong>Gottes</strong> Führung steht und <strong>de</strong>r Heilige Geistnicht unaufhörlich unser Wesen umformt, gewinnen immer wie<strong>de</strong>ralte Gewohnheiten die Oberhand. Jemand mag sich zumEvangelium bekehren, wenn er aber keine Umwandlung erlebt,so nützt ihm das gar nichts.Wer die Sün<strong>de</strong> nicht besiegt, muss ihr unweigerlich unterliegen.Dornengestrüpp, das nur abgehauen und nicht mit <strong>de</strong>r Wurzelausgerottet wur<strong>de</strong>, schießt rasch wie<strong>de</strong>r auf, bis es die Seeleüberwuchert hat.


BILDER VOM REICHE GOTTESChristus legte im Einzelnen dar, was <strong>de</strong>m Menschen gefährlichwer<strong>de</strong>n kann: Markus erwähnt die Sorgen dieser Welt, <strong>de</strong>nbetrügerischen Reichtum und „die Begier<strong>de</strong>n nach allem an<strong>de</strong>rn“(Markus 4,19), Lukas nennt „Sorgen, Reichtum und Freu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>sLebens“ (Lukas 8,14). Dies alles erstickt <strong>de</strong>n keimen<strong>de</strong>n geistlichenSamen, sodass die Verbindung zu Christus reißt und dasgeistliche Leben abstirbt.„Die Sorge <strong>de</strong>r Welt.“ (Matthäus 13,22) Keine Gesellschaftsschichtbleibt von <strong>de</strong>r Versuchung durch weltliche Sorgen verschont:<strong>de</strong>r Arme lei<strong>de</strong>t unter harter Arbeit, Entbehrung undFurcht vor Not, <strong>de</strong>r <strong>Reiche</strong> hat Angst um seinen Besitz und wir<strong>de</strong>benfalls von mancherlei Sorgen gequält. Viele Nachfolger Christivergessen die Lehre, die uns <strong>de</strong>r Meister am Beispiel <strong>de</strong>r Feldblumenvermitteln wollte, und vertrauen nicht auf seine beständigeFürsorge. (Matthäus 6,28-33) Christus kann ihre Last nichttragen, weil sie diese gar nicht auf ihn legen. Auf diese Weise entfrem<strong>de</strong>ndie Sorgen solche Menschen <strong>vom</strong> Heiland, statt sie zuihm als ihrem Helfer und Tröster hinzuführen.Viele könnten im Werk <strong>Gottes</strong> wertvolle Arbeit leisten. Statt<strong>de</strong>ssenverwen<strong>de</strong>n sie ihre ganze Kraft darauf, Besitz anzuhäufen,sie haben nur noch Zeit für geschäftliche Unternehmungenund sehen sich <strong>de</strong>shalb gezwungen, ihr geistliches Wachstum zuvernachlässigen. Durch eigene Schuld verlieren sie die Verbindungzu Gott. Gewiss, die Bibel ermahnt uns: „Seid nicht träge in<strong>de</strong>m, was ihr tun sollt.“ (Römer 12,11) Aber damit meint sie, dasswir arbeiten sollen, um Menschen in Not helfen zu können.Je<strong>de</strong>r Christ muss einer Arbeit nachgehen; auch als Geschäftsmannbraucht man keineswegs vor Gott schuldig zu wer<strong>de</strong>n.Lei<strong>de</strong>r jedoch gehen viele in ihrem Beruf so auf, dass ihnenkeine Zeit bleibt für Gebet und Bibelstudium, keine Zeit, um Gottzu suchen und ihm zu dienen. Dann und wann haben sie wohl einBedürfnis nach geistlichen Dingen und ewigem Glück, doch sienehmen sich nie die Zeit, <strong>de</strong>r lärmen<strong>de</strong>n Welt <strong>de</strong>n Rücken zukehren und einmal nur auf die machtvolle Stimme <strong>de</strong>s Geistes<strong>Gottes</strong> zu hören.Was für die Ewigkeit wichtig wäre, wird <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen<strong>de</strong>s irdischen Lebens untergeordnet. Der Same <strong>de</strong>s Wortes kann37


BILDER VOM REICHE GOTTESkeine Frucht bringen, weil die Lebenskraft damit vergeu<strong>de</strong>t wird,das Dornengestrüpp <strong>de</strong>r Weltlichkeit zu nähren.Auch wer eine ganz an<strong>de</strong>re Arbeit tut, verfällt oft <strong>de</strong>m gleichenIrrtum. Im Dienst für <strong>de</strong>n Nächsten lässt sich mancher wegendringen<strong>de</strong>r Pflichten und seiner großen Verantwortung dieZeit zur Andacht rauben. Die Beziehung zu Gott und das Bibelstudiumwer<strong>de</strong>n vernachlässigt und das Wort Christi vergessen:„Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15,5) Wo aberChristus nicht im Mittelpunkt <strong>de</strong>s Lebens steht, da kann auchseine Gna<strong>de</strong> nicht wirksam wer<strong>de</strong>n, und man sieht <strong>de</strong>utlich dieMerkmale <strong>de</strong>r Selbstsucht. Der Dienst am Nächsten wird fragwürdigdurch die harten, lieblosen Züge eines unbußfertigen Herzensund das Bestreben, sich vor an<strong>de</strong>ren hervorzutun. Hier liegteine <strong>de</strong>r Hauptursachen dafür, dass die Arbeit für Christus so oftmisslingt o<strong>de</strong>r nur geringen Erfolg hat.„Der betrügerische Reichtum.“ (Matthäus 13,22) Die Liebezum Reichtum ist von verblen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r, täuschen<strong>de</strong>r Macht. Oftvergessen die Begüterten, dass sie nur <strong>de</strong>shalb Wohlstand erwerbenkonnten, weil Gott ihnen die Kraft dazu geschenkt hat.Statt<strong>de</strong>ssen sagen sie: „Meine Kräfte und meiner Hän<strong>de</strong> Stärkehaben mir diesen Reichtum gewonnen.“ (5. Mose 8,17) Ihr Besitzstimmt sie nicht dankbar Gott gegenüber, son<strong>de</strong>rn verleitet siedazu, sich selbst zu überschätzen. Allmählich verlieren sie dasBewusstsein, von Gott abhängig und ihren Mitmenschen verpflichtetzu sein. Statt ihren Reichtum als anvertrautes Gut zubetrachten, mit <strong>de</strong>m sie Gott ehren und ihren Mitmenschen helfenkönnen, <strong>de</strong>nken sie nur an ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse.Auf diese Weise aber kommen im Menschen nicht diegöttlichen, son<strong>de</strong>rn satanische Eigenschaften zur Entfaltung, undDornengestrüpp erstickt <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong>.„Die Freu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lebens.“ (Lukas 8,14) Vergnügungssucht istgefährlich. Alle Gewohnheiten, die <strong>de</strong>n Körper schwächen, <strong>de</strong>nVerstand trüben und die geistliche Aufnahmefähigkeit beeinträchtigen,erweisen sich als Eigensucht und Begier<strong>de</strong>, „die gegendie Seele streiten“ (1. Petrus 2,11).„Die Begier<strong>de</strong>n nach allem an<strong>de</strong>rn.“ (Markus 4,19) Das müssennicht unbedingt Wünsche sein, die von vornherein sündig38


BILDER VOM REICHE GOTTESsind; vielmehr sind es Dinge, die jeman<strong>de</strong>m wichtiger wer<strong>de</strong>n alsdas Reich <strong>Gottes</strong>. Alles, was unsere Aufmerksamkeit von Gottund unsere Zuneigung von Christus wegzieht, scha<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Seele.In jungen Jahren, wenn <strong>de</strong>r Geist beson<strong>de</strong>rs lebhaft arbeitetund sich rasch entwickelt, ist die Versuchung groß, nur an sichselbst und seine ehrgeizigen Ziele zu <strong>de</strong>nken. Erfolg in <strong>de</strong>r Weltführt leicht dazu, nicht mehr auf das Gewissen zu hören, sodassschließlich das Bewusstsein darüber verloren geht, auf welcheCharaktereigenschaften es wirklich ankommt. Wird diese Entwicklungdurch die Umstän<strong>de</strong> auch noch begünstigt, dann führtsie bald in eine Richtung, die mit <strong>de</strong>m Wort <strong>Gottes</strong> unvereinbarist.Die Eltern tragen große Verantwortung in dieser Zeit, in <strong>de</strong>rihre Kin<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs leicht beeinflussbar sind. Sie sollten allestun, um für die jungen Leute eine Umgebung zu schaffen, die ihnendie richtige Lebenseinstellung vermittelt und ihnen zeigt,was wahrer Erfolg ist. Wie viele Eltern jedoch halten es für ihrewichtigste Aufgabe, für das weltliche Glück ihrer Kin<strong>de</strong>r zu sorgen!Nach diesem Gesichtspunkt wählen sie ihren Bekanntenkreisaus und lassen sich oft in <strong>de</strong>r Großstadt nie<strong>de</strong>r, um dort ihreKin<strong>de</strong>r in die vornehme Gesellschaft einführen zu können. Sieumgeben sie mit Einflüssen, die Weltlichkeit und Stolz för<strong>de</strong>rn.In einer solchen Atmosphäre verkümmert <strong>de</strong>r innere Mensch,und hohe Lebensziele geraten in Vergessenheit. Das Vorrecht,Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> und Erben seines <strong>Reiche</strong>s zu sein, wird gegen irdischenGewinn eingetauscht.Viele Eltern glauben, zum Glück ihrer Kin<strong>de</strong>r beizutragen,wenn sie ihnen erlauben, an seichten Vergnügungen teilzunehmen,<strong>de</strong>n Sport an die erste Stelle zu setzen, ihren Spaß bei Partyszu suchen und ihnen auch noch Geld geben für allen möglichenFlitterkram und für Genussmittel. Je mehr man jedoch <strong>de</strong>rVergnügungssucht nachgibt, <strong>de</strong>sto stärker wird sie. Solche jungenLeute haben schließlich nichts an<strong>de</strong>res mehr im Sinn als oberflächlicheZerstreuung, in <strong>de</strong>r sie <strong>de</strong>n Hauptzweck ihres Lebenssehen. Sie gewöhnen sich an Müßiggang und daran, dass alle ihreWünsche möglichst schnell befriedigt wer<strong>de</strong>n, das macht es fürsie fast unmöglich, jemals standhafte Christen zu wer<strong>de</strong>n.39


BILDER VOM REICHE GOTTESSelbst die Kirche, die doch <strong>de</strong>r Grundpfeiler <strong>de</strong>r Wahrheit seinsollte, för<strong>de</strong>rt oft noch die selbstsüchtige Neigung zum Vergnügen.Was tun <strong>de</strong>nn viele Kirchengemeinschaften, um Geld für religiöseZwecke aufzubringen? Sie veranstalten Basare, Festessen,ja sogar Lotterien und Ähnliches. Dabei wird <strong>de</strong>r Ort, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anbetung<strong>Gottes</strong> vorbehalten sein sollte, entweiht durch Essen undTrinken, Geschäftemacherei und vielerlei Belustigungen. So verlierenjunge Menschen die Achtung vor <strong>Gottes</strong> Haus und <strong>de</strong>m<strong>Gottes</strong>dienst; ihre Fähigkeit zur Selbstbeherrschung wird geschwächt.Egoismus, Lebensgier und <strong>de</strong>r Wunsch, sich zur Schauzu stellen, erwachen und wer<strong>de</strong>n umso stärker, je mehr man ihnennachgibt.Die Jagd nach Genuss und Vergnügen konzentriert sichhauptsächlich auf die Großstädte. Viele Eltern ziehen dorthin,weil sie meinen, ihre Kin<strong>de</strong>r hätten Vorteile davon. Oft bereuensie später bitter enttäuscht ihren Irrtum. Denn die mo<strong>de</strong>rnenGroßstädte entwickeln sich rasch zu Hochburgen <strong>de</strong>s Lasters wieSodom und Gomorra. Die vielen freien Tage begünstigen Müßiggangund aufregen<strong>de</strong> Zerstreuungen wie Sportbesessenheit, Theaterbesuche,Pfer<strong>de</strong>rennen, Glücksspiele, Trinkgelage und nächtelangePartys. So wird die Lebensgier angestachelt und kannsich voll entfalten.Der Strom <strong>de</strong>r Zeit reißt die Jugend mit. Wer sich daran gewöhnt,im oberflächlichen Vergnügen <strong>de</strong>n höchsten Sinn seinesLebens zu sehen, öffnet einer Flut von Versuchungen die Tür.Solche jungen Leute gehen vollkommen auf in geselligen Festenund geistloser Heiterkeit. Der Umgang mit lebenshungrigenFreun<strong>de</strong>n wirkt auf sie berauschend. Bald lassen sie sich von einerForm <strong>de</strong>r Ausschweifung zu einer an<strong>de</strong>ren verleiten und verlierenso schließlich <strong>de</strong>n Wunsch und auch die Fähigkeit, einnützliches Leben zu führen. Ihr Verlangen nach Gott schwin<strong>de</strong>t,ihr geistliches Leben stirbt ab. Alle edleren Regungen in ihnenund alles, was <strong>de</strong>n Menschen mit <strong>de</strong>r höheren Welt verbin<strong>de</strong>t,verlieren für sie an Wert und wer<strong>de</strong>n herabgewürdigt.Gewiss, manche sehen vielleicht eines Tages ihre Torheit einund bereuen sie. Dann vergibt Gott ihnen. Aber weil sie ihre Seeleso nachhaltig verwun<strong>de</strong>t haben, sind sie ihr Leben lang einer40


BILDER VOM REICHE GOTTESgroßen Gefahr ausgesetzt. Das Unterscheidungsvermögen ihresGewissens, das doch immer wach und empfindsam sein sollte, istbei ihnen in hohem Maß beeinträchtigt, sodass sie Mühe haben,die Stimme <strong>de</strong>s Heiligen Geistes zu vernehmen und die ListenSatans zu durchschauen. Nur zu leicht erliegen sie aufs Neue <strong>de</strong>rVersuchung. Wenn sie dabei wie<strong>de</strong>r ganz von Gott wegkommen,en<strong>de</strong>t ihr vergnügungssüchtiges Leben schließlich im Ver<strong>de</strong>rben,und sie sind für diese und die zukünftige Welt verloren.Sorgen, Reichtum, Vergnügen – das sind die Einsätze Satansbei seinem Spiel um die Menschenseele. Darum die Warnung:„Habt nicht lieb die Welt noch was in <strong>de</strong>r Welt ist. Wenn jemanddie Welt lieb hat, in <strong>de</strong>m ist nicht die Liebe <strong>de</strong>s Vaters. Denn alles,was in <strong>de</strong>r Welt ist, <strong>de</strong>s Fleisches Lust und <strong>de</strong>r Augen Lustund hoffärtiges Leben, ist nicht <strong>vom</strong> Vater, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>rWelt.“ (1. Johannes 2,15.16)Er, <strong>de</strong>r das Herz je<strong>de</strong>s Menschen liest wie ein aufgeschlagenesBuch, sagt: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwertwer<strong>de</strong>n mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen.“ (Lukas21,34) Und <strong>de</strong>r Apostel Paulus schreibt, erfüllt <strong>vom</strong> HeiligenGeist: „Denn die reich wer<strong>de</strong>n wollen, die fallen in Versuchungund Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begier<strong>de</strong>n,welche die Menschen versinken lassen in Ver<strong>de</strong>rben und Verdammnis.Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hateinige gelüstet, und sie sind <strong>vom</strong> Glauben abgeirrt und machensich selbst viel Schmerzen.“ (1. Timotheus 6,9.10)Die Vorbereitung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nsImmer wie<strong>de</strong>r weist Christus im Gleichnis <strong>vom</strong> Sämann daraufhin, dass die unterschiedlichen Ernteerträge von <strong>de</strong>r Beschaffenheit<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns abhängen: Sämann und Same sind ja in allenFällen dieselben. Jesus lehrt also, dass die Ursache in uns selbstliegt, wenn das Wort <strong>Gottes</strong> in unserem Herzen und Leben nichtsausrichtet. Dabei haben wir durchaus die Möglichkeit, <strong>de</strong>n Ernteertragmitzubestimmen. Gewiss, wir können uns nicht aus eigenerKraft än<strong>de</strong>rn, aber immerhin haben wir die Möglichkeit <strong>de</strong>rWahl. Es liegt an unserer Entscheidung, was aus uns schließlich41


BILDER VOM REICHE GOTTESwird. Niemand braucht ein Hörer mit Weg-, Stein- o<strong>de</strong>r Dornengrundzu bleiben. Der Heilige Geist versucht ständig, die Menschenaus <strong>de</strong>r Verblendung zu reißen, die sie in weltlichen Dingengefangen hält, und das Verlangen nach unvergänglichemReichtum in ihnen zu wecken. Wer sich allerdings <strong>de</strong>m Wirken<strong>de</strong>s Heiligen Geistes wi<strong>de</strong>rsetzt, wird <strong>de</strong>m Wort <strong>Gottes</strong> gegenübergleichgültig und nachlässig; er verschul<strong>de</strong>t dann selbst die Verhärtungseines Herzens, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r gute Same keine Wurzel fassenkann, dafür aber das ersticken<strong>de</strong> Unkraut umso wil<strong>de</strong>r wuchert.Der Garten <strong>de</strong>s Herzens braucht Pflege. Sein Bo<strong>de</strong>n muss intiefer Reue über die Sün<strong>de</strong> umgegraben, Giftkräuter und Satanspflanzenmüssen mit <strong>de</strong>r Wurzel ausgerissen wer<strong>de</strong>n. Wie eindornenüberwucherter Bo<strong>de</strong>n nur durch harte Arbeit wie<strong>de</strong>r nutzbargemacht wer<strong>de</strong>n kann, so lassen sich auch die bösen Neigungen<strong>de</strong>s natürlichen Herzens nur durch wirklich ernsthaftes Bemühenim Namen Jesu und in seiner Kraft überwin<strong>de</strong>n. Der Herrfor<strong>de</strong>rt uns durch seinen Propheten auf: „Pflüget ein Neues undsäet nicht unter die Dornen!“ (Jeremia 4,3) „Säet Gerechtigkeitund erntet nach <strong>de</strong>m Maße <strong>de</strong>r Liebe!“ (Hosea 10,12) Gott selbstmöchte dies für uns tun und bittet uns, mit ihm zusammenzuarbeiten.<strong>Gottes</strong> Säleute haben die Aufgabe, <strong>de</strong>n Herzensbo<strong>de</strong>n ihrerZuhörer für die Aufnahme <strong>de</strong>s Evangeliums vorzubereiten. Bei<strong>de</strong>r Verkündigung <strong>de</strong>s Wortes wird oft zu viel pastorenhaft gepredigtund zu wenig Wert auf die Begegnung mit <strong>de</strong>m Einzelnengelegt. Dabei ist <strong>de</strong>r persönliche Einsatz für die Verlorenen gera<strong>de</strong>beson<strong>de</strong>rs wichtig. Wie Christus sollen wir uns mit Einfühlungsvermögenund Liebe um die Menschen einzeln bemühenund versuchen, ihre Aufmerksamkeit für die großartigen Wahrheiten<strong>de</strong>s ewigen Lebens zu gewinnen. Dabei mögen wir aufmanches Herz treffen, das so hart ist wie die festgetretene Landstraße,sodass es völlig sinnlos erscheint, ihm <strong>de</strong>n Heiland nahebringen zu wollen. Vielleicht ist mit Logik und Vernunftgrün<strong>de</strong>ntatsächlich nichts zu erreichen. Doch wo die Liebe Christi im persönlichenDienst sichtbar wird, vermag sie das härteste Herz zuerweichen, sodass die Saat <strong>de</strong>r Wahrheit Wurzel fassen kann.42


BILDER VOM REICHE GOTTESDer Sämann kann also durchaus etwas dagegen unternehmen,dass die Saat unter Dornen erstickt o<strong>de</strong>r auf allzu hartemBo<strong>de</strong>n nicht aufgeht. Zu Beginn seines neuen Lebens mit Christussollte je<strong>de</strong>r Gläubige grundlegend darin unterwiesen wer<strong>de</strong>n,dass die Erlösung durch <strong>de</strong>n Opfertod Christi für ihn auch be<strong>de</strong>utet,in Leben und Wesen <strong>de</strong>m Sohn <strong>Gottes</strong> immer ähnlicher zuwer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>r muss sich darüber klar sein, dass er mit Schwierigkeitenzu kämpfen und natürliche Neigungen zu überwin<strong>de</strong>nhaben wird. Je<strong>de</strong>r soll aber auch erfahren, welcher Segen darinliegt, für Christus zu arbeiten, ihm in Selbstverleugnung nachzufolgenund als Streiter <strong>Gottes</strong> Schwierigkeiten auf sich zu nehmen.Lehrt diese Menschen, <strong>de</strong>r Liebe Christi zu vertrauen und ihreSorgen auf ihn abzula<strong>de</strong>n. Lasst sie das Glück auskosten, Menschenfür ihn zu gewinnen. Dann wer<strong>de</strong>n sie über <strong>de</strong>r Liebe zu<strong>de</strong>n Verlorenen und ihrem Eifer, jenen zu helfen, ihr eigenes Ichzurückstellen können. Die Freu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Welt verlieren ihre Anziehungskraft,und keine irdische Last kann sie entmutigen,<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Pflug <strong>de</strong>r Wahrheit bricht <strong>de</strong>n harten Bo<strong>de</strong>n von Grundauf um. Dabei wer<strong>de</strong>n die Dornen nicht nur abgeschnitten, son<strong>de</strong>rnmitsamt <strong>de</strong>r Wurzel ausgerottet.Auf gutes Land gesätDer Sämann erntet keineswegs nur Enttäuschung. Über die Saat,die auf gutes Land fiel, sagte <strong>de</strong>r Heiland: „Bei <strong>de</strong>m aber auf gutesLand gesät ist, das ist, <strong>de</strong>r das Wort hört und versteht unddann auch Frucht bringt; und <strong>de</strong>r eine trägt hun<strong>de</strong>rtfach, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>resechzigfach, <strong>de</strong>r dritte dreißigfach.“ (Matthäus 13,23) „Dasaber auf <strong>de</strong>m guten Land sind die, die das Wort hören und behaltenin einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“(Lukas 8,15)Das „feine, gute“ Herz, von <strong>de</strong>m das Gleichnis spricht, ist keinsündloses Herz; das Evangelium soll ja <strong>de</strong>nen gepredigt wer<strong>de</strong>n,die verloren sind. Christus sagte: „Ich bin gekommen die Sün<strong>de</strong>rzu rufen und nicht die Gerechten.“ (Markus 2,17) Ein „feines“Herz hat <strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r sich <strong>vom</strong> Heiligen Geist überzeugen43


BILDER VOM REICHE GOTTESlässt, seine Schuld bekennt und fühlt, wie sehr er die Gna<strong>de</strong> unddie Liebe <strong>Gottes</strong> braucht. Er sucht aufrichtig nach <strong>de</strong>r Wahrheitund will <strong>Gottes</strong> Gebote halten. Ein „gutes“ Herz ist gläubig undvoll Vertrauen auf das Wort <strong>Gottes</strong>. Ohne Glauben ist es unmöglich,das Wort <strong>Gottes</strong> als solches anzunehmen; „<strong>de</strong>nn wer zu Gottkommen will, <strong>de</strong>r muss glauben, dass er ist und dass er <strong>de</strong>nen,die ihn suchen, ihren Lohn gibt“ (Hebräer 11,6).„Das ist, <strong>de</strong>r das Wort hört und versteht.“ (Matthäus 12,23)Die Pharisäer zur Zeit Christi verschlossen Augen und Ohren,um nicht sehen und hören zu müssen; <strong>de</strong>shalb konnte die Wahrheitihr Herz nicht erreichen. Sie mussten die Strafe für ihre vorsätzlicheUnwissenheit und selbstverschul<strong>de</strong>te Blindheit erlei<strong>de</strong>n.Christus lehrte seine Jünger dagegen, gern zu lernen undzu glauben. Er pries sie selig, weil sie mit gläubigen Augen undOhren sahen und hörten.Der Hörer, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Same auf gutes Land fiel, nimmt dasWort auf – nicht „als Menschenwort, son<strong>de</strong>rn als das, was es inWahrheit ist, als <strong>Gottes</strong> Wort“ (1. Thessalonicher 2,13). Nur werdie Bibel als die Stimme <strong>Gottes</strong> betrachtet, die zu ihm spricht,kann wirklich etwas für die Ewigkeit lernen. Er hat Ehrfurchtvor <strong>de</strong>m Wort, weil es für ihn die lebendige Wahrheit ist, undnimmt es in Geist und Herz auf. Solche Hörer waren Korneliusund seine Freun<strong>de</strong>, die zum Apostel Petrus sagten: „Nun sind wiralle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir <strong>vom</strong> Herrnbefohlen ist.“ (Apostelgeschichte 10,33)Die Erkenntnis <strong>de</strong>r Wahrheit ist weniger eine Frage <strong>de</strong>r Intelligenzals vielmehr <strong>de</strong>r Aufrichtigkeit und <strong>de</strong>s einfachen vertrauensvollenGlaubens. Wer <strong>de</strong>mütig um göttliche Führung bittet,<strong>de</strong>m helfen die Engel <strong>de</strong>s Herrn, und <strong>de</strong>r Heilige Geist enthülltihm die reichen Schätze <strong>de</strong>r Wahrheit.Solche Hörer bewahren das Wort in ihrem Herzen. Satan undsein Heer können es ihnen nicht wie<strong>de</strong>r entreißen.Es genügt nicht, das Wort lediglich zu hören o<strong>de</strong>r zu lesen.Wer aus ihm lernen will, muss sich in seine Wahrheit vertiefen,muss unter Gebet und mit größter Aufmerksamkeit die Be<strong>de</strong>utung<strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong> erforschen und <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r heiligenOffenbarungen ganz in sich aufnehmen.44


BILDER VOM REICHE GOTTESGott for<strong>de</strong>rt uns auf, uns mit großartigen und reinen Gedankenzu beschäftigen. Er möchte, dass wir über seine Liebe undGna<strong>de</strong> nach<strong>de</strong>nken und uns sein wun<strong>de</strong>rbares Wirken im Erlösungsplanbewusst machen. Immer klarer wer<strong>de</strong>n wir dann dieWahrheit erkennen. Immer brennen<strong>de</strong>r und inbrünstiger wirdunser Wunsch nach einem reinen Herzen und vollkommenenVerständnis wer<strong>de</strong>n. Der Mensch, <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>r reinen Atmosphäregeheiligter Gedanken bewegt, wird durch die Beschäftigungmit <strong>de</strong>m Wort und durch <strong>Gottes</strong> Nahesein umgewan<strong>de</strong>ltwer<strong>de</strong>n.„… und bringen Frucht in Geduld.“ (Lukas 8,15) Die das Worthören und bewahren, bringen in Gehorsam Frucht. Ob das Wort<strong>Gottes</strong> im Herzen aufgegangen ist, zeigt sich an guten Werken,die das verän<strong>de</strong>rte Wesen und Leben in Christus hervorbringt.Christus konnte von sich sagen: „Deinen Willen, mein Gott, tueich gern, und <strong>de</strong>in Gesetz hab ich in meinem Herzen.“ (Psalm40,9) „Ich suche nicht meinen Willen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>ssen,<strong>de</strong>r mich gesandt hat.“ (Johannes 5,30) Und die Schrift sagt: „Werda sagt, dass er in ihm bleibt, <strong>de</strong>r soll auch leben, wie er gelebthat.“ (1. Johannes 2,6)Das Wort <strong>Gottes</strong> verurteilt oft bestimmte ererbte und erworbeneCharakterzüge und Gewohnheiten eines Menschen. Der Hörerjedoch, <strong>de</strong>ssen Herz wie guter Bo<strong>de</strong>n ist, nimmt das Wort mitall seinen Bedingungen und For<strong>de</strong>rungen an und unterwirft ihmrückhaltlos alles, was er tut. Die Vorschriften und Gesetze sterblicher,irren<strong>de</strong>r Menschen verlieren für ihn im Vergleich zumWort <strong>de</strong>s ewigen <strong>Gottes</strong> an Be<strong>de</strong>utung. Von ganzem Herzen undmit ungeteilter Willenskraft sucht er das ewige Leben; Verlust,Verfolgung, ja selbst <strong>de</strong>r Tod können ihn nicht davon abbringen,<strong>de</strong>r Wahrheit gehorsam zu sein.Er bringt Frucht „in Geduld“. Niemand, <strong>de</strong>r das Wort <strong>Gottes</strong>annimmt, bleibt von Schwierigkeiten und Prüfungen verschont;doch die Anfechtung kann <strong>de</strong>n wahren Christen nicht beunruhigeno<strong>de</strong>r gar entmutigen. Auch wenn wir nicht erkennen können,wie eine Sache ausgehen wird o<strong>de</strong>r was Gott mit uns vorhat, sollenwir doch unser Vertrauen nicht wegwerfen, son<strong>de</strong>rn uns andie Liebe und Gna<strong>de</strong> unseres Herrn erinnern, unsere Sorgen bei45


BILDER VOM REICHE GOTTESihm abla<strong>de</strong>n und geduldig auf sein Heil warten. Das geistlicheLeben wird durch Kampf stark. Bewährung in <strong>de</strong>r Anfechtungfestigt <strong>de</strong>n Charakter und schenkt uns wertvolle geistliche Gaben.Die Frucht <strong>de</strong>s Glaubens, <strong>de</strong>r Sanftmut und <strong>de</strong>r Liebe reiftoft am besten in stürmischen und dunklen Tagen.„Siehe, <strong>de</strong>r Bauer wartet auf die kostbare Frucht <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> undist dabei geduldig, bis sie empfange <strong>de</strong>n Frühregen und Spätregen.“(Jakobus 5,7) So soll auch <strong>de</strong>r Christ geduldig darauf warten,dass das Wort <strong>Gottes</strong> in seinem Leben Frucht bringt. Gottbeantwortet unsere Bitte um geistliche Gaben oft dadurch, dasser uns in Lebenslagen bringt, in <strong>de</strong>nen solche Früchte reifen können;aber manchmal verstehen wir seine Absicht mit uns nichtund stellen ängstliche Fragen. Geistliche Gna<strong>de</strong>ngaben könnensich jedoch nur durch Wachstum und Fruchttragen entwickeln.Unsere Aufgabe dabei ist es, das Wort <strong>Gottes</strong> anzunehmen, es zubewahren und ihm zu gehorchen. Nur dann wird es in uns seinenZweck erfüllen.„Wer mich liebt, <strong>de</strong>r wird mein Wort halten“, sagt Jesus, „undmein Vater wird ihn lieben, und wir wer<strong>de</strong>n zu ihm kommen undWohnung bei ihm nehmen.“ (Johannes 14,23) Ein stärkerer, vollkommenerWille wird uns regieren, <strong>de</strong>nn wir sind in lebendigerVerbindung mit <strong>de</strong>r Quelle, die uns für alle Belastungen die nötigeKraft spen<strong>de</strong>t. Unser Leben steht unter <strong>de</strong>r Herrschaft JesuChristi. Wir leben nicht länger, wie allgemein üblich, mit selbstsüchtigenZielen, son<strong>de</strong>rn Christus lebt in uns. Sein Charakteroffenbart sich in unserem Wesen, und wir bringen die Früchte<strong>de</strong>s Heiligen Geistes: „Der eine trägt hun<strong>de</strong>rtfach, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>resechzigfach, <strong>de</strong>r dritte dreißigfach.“46


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 3„Zuerst <strong>de</strong>n Halm,danach die Ähre“Das Gleichnis <strong>vom</strong> Sämann hatte viele Fragen aufgeworfen. EinigeZuhörer schlossen aus ihm, dass Christus kein irdischesReich errichten wollte; viele waren verwirrt und hätten gern nochmehr erfahren. Weil Christus das sah, versuchte er mit weiteren<strong>Bil<strong>de</strong>r</strong>n ihre Gedanken von <strong>de</strong>m erhofften weltlichen Reich aufdas Wirken <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> im Menschen hinzulenken.„Und er sprach: Mit <strong>de</strong>m Reich <strong>Gottes</strong> ist es so, wie wenn einMensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nachtund Tag; und <strong>de</strong>r Same geht auf und wächst – er weiß nicht, wie.Denn von selbst bringt die Er<strong>de</strong> Frucht, zuerst <strong>de</strong>n Halm, danachdie Ähre, danach <strong>de</strong>n vollen Weizen in <strong>de</strong>r Ähre. Wenn sie aberdie Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; <strong>de</strong>nndie Ernte ist da.“ (Markus 4,26-29)Der Landmann, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Sichel auf sein Feld geht, weil dieErnte da ist, kann niemand an<strong>de</strong>rs als Christus sein. Er ist es,<strong>de</strong>r an jenem letzten großen Tag die Ernte <strong>de</strong>r Welt einbringenwird. Dagegen steht <strong>de</strong>r Sämann für all jene, die für Christus <strong>de</strong>nSamen ausstreuen. Vom Samen heißt es, dass er wächst, und <strong>de</strong>rSämann „weiß nicht, wie“. Das trifft auf <strong>de</strong>n Sohn <strong>Gottes</strong> nichtzu. Christus schläft über <strong>de</strong>m ihm Anvertrauten nicht ein, son<strong>de</strong>rnwacht Tag und Nacht. Deshalb merkt er auch, wie <strong>de</strong>r Samewächst.Das Gleichnis <strong>vom</strong> Samen zeigt <strong>Gottes</strong> Wirken in <strong>de</strong>r Natur.Er hat in das Samenkorn einen Lebenskeim hineingelegt; doch47


BILDER VOM REICHE GOTTESwenn <strong>de</strong>r Same sich selbst überlassen bliebe, hätte er nicht dieKraft, aufzugehen. Der Mensch muss seinen Teil dazu beitragen,damit das Getrei<strong>de</strong>korn wächst: Er muss <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n vorbereiten,ihn düngen und schließlich die Aussaat vornehmen; auch danachmuss er das Feld regelmäßig bearbeiten. Einen Punkt gibt es, über<strong>de</strong>n hinaus er nichts mehr ausrichten kann: Keine menschlicheMacht und Weisheit vermag aus <strong>de</strong>m Samen die lebendige Pflanzekeimen zu lassen. Wenn <strong>de</strong>r Mensch alles getan hat, was inseiner Kraft steht, muss er doch das eigentlich Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><strong>de</strong>m überlassen, <strong>de</strong>r Säen und Ernten durch seine göttliche Allmachtin wun<strong>de</strong>rbarer Weise miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n hat.Im Samenkorn steckt Leben, und Stärke in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Aberwenn nicht darüber hinaus tagaus, tagein eine unermesslicheKraft wirkte, dann könnte <strong>de</strong>r Same keine Frucht hervorbringen.Regen muss auf die durstigen Fel<strong>de</strong>r fallen, die Sonne muss siewärmen, und alle geheimen Kräfte <strong>de</strong>r Natur müssen auf <strong>de</strong>nSamen einwirken. Nur <strong>de</strong>r Schöpfer kann das Leben, das er gegebenhat, zur Entfaltung bringen. Je<strong>de</strong>r Same keimt, je<strong>de</strong> Pflanzewächst allein durch die Kraft <strong>Gottes</strong>.„Denn gleichwie Gewächs aus <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> wächst und Same imGarten aufgeht, so lässt Gott <strong>de</strong>r Herr Gerechtigkeit aufgehenund Ruhm vor allen Hei<strong>de</strong>nvölkern.“ (Jesaja 61,11) Wie beim natürlichen,so ist es auch beim geistlichen Säen: <strong>de</strong>r Lehrer <strong>de</strong>rWeisheit muss sich bemühen, <strong>de</strong>n Herzensbo<strong>de</strong>n vorzubereiten,und die Aussaat vornehmen; doch die Leben spen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kraftkann nur von Gott kommen. Jenseits einer gewissen Grenze istmenschliches Bemühen zwecklos. Wir sollen zwar das Evangeliumpredigen, doch die Kraft, die <strong>de</strong>m inneren Menschen echtesLeben schenkt, ihn gerecht macht und dazu veranlasst, Gott zuloben, können wir nicht geben. Bei <strong>de</strong>r Verkündigung <strong>de</strong>s Wortesmuss also eine Macht mitwirken, die unsere menschlichen Fähigkeitenübersteigt. Nur durch <strong>de</strong>n Geist <strong>Gottes</strong> wird das Wortso lebendig und mächtig, dass es die Seele zum ewigen Leben erneuernkann. Diese Erkenntnis wollte Christus seinen Jüngerneinprägen; dass sie aus sich selbst heraus nicht erfolgreich arbeitenkonnten, son<strong>de</strong>rn allein die wun<strong>de</strong>rbare Macht <strong>Gottes</strong> seinemWort Wirkung verleiht.48


BILDER VOM REICHE GOTTESDer Sämann leistet ein Werk <strong>de</strong>s Glaubens, <strong>de</strong>nn verstehenkann er das Geheimnis <strong>de</strong>s Keimens und Wachsens nicht. Er vertraut<strong>de</strong>r göttlichen Kraft, die die Pflanzen ge<strong>de</strong>ihen lässt. BeimSäen wirft er wertvolles Korn scheinbar achtlos fort, das seinerFamilie als Nahrung dienen könnte. In Wirklichkeit gibt er abernur einen Teil seines Besitzes auf, um später eine viel größereMenge zurückzubekommen. Er streut <strong>de</strong>n Samen aus in <strong>de</strong>r Erwartung,ein Vielfaches davon zu ernten. So sollen auch die DienerChristi voller Hoffnung auf eine gute Ernte <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>sWortes <strong>Gottes</strong> ausstreuen.Der gute Same mag eine Zeit lang unbeachtet in einem kalten,selbstsüchtigen, weltlichen Herzen liegen bleiben und scheinbarkeine Wurzeln schlagen. Wenn aber <strong>de</strong>r Geist <strong>Gottes</strong> später einmaldie Seele anrührt, geht <strong>de</strong>r verborgene Same auf und bringtFrucht zu <strong>Gottes</strong> Ehre. Wir können nie voraussehen, was in unsererArbeit für Gott uns einmal „Erfolg“ bescheren wird. Dochdamit brauchen wir uns auch gar nicht zu beschäftigen; wir sollenunsere Arbeit tun und Gott für das Ergebnis sorgen lassen. „AmMorgen säe <strong>de</strong>inen Samen, und lass <strong>de</strong>ine Hand bis zum Abendnicht ruhen.“ (Prediger 11,6) Gott hat uns das Versprechen gegeben:„Solange die Er<strong>de</strong> steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte.“(1. Mose 8,22) Im Vertrauen auf diese Verheißung pflügt und sät<strong>de</strong>r Bauer. Genauso zuversichtlich sollen wir unseren geistlichenSamen streuen, <strong>de</strong>nn Gott versichert uns: „So soll das Wort, dasaus meinem Mun<strong>de</strong> geht, auch sein: Es wird nicht wie<strong>de</strong>r leer zumir zurückkommen, son<strong>de</strong>rn wird tun, was mir gefällt, und ihmwird gelingen, wozu ich es sen<strong>de</strong>.“ (Jesaja 55,11) „Die mit Tränensäen, wer<strong>de</strong>n mit Freu<strong>de</strong>n ernten. Sie gehen hin und weinen undstreuen ihren Samen und kommen mit Freu<strong>de</strong>n und bringen ihreGarben.“ (Psalm 126,5.6)Der keimen<strong>de</strong> Same ist ein Sinnbild für <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s geistlichenLebens; die Entfaltung <strong>de</strong>r Pflanze steht für das christlicheWachstum. Wie in <strong>de</strong>r Natur, so ist auch im Reich <strong>Gottes</strong> ein Lebenohne Wachstum unmöglich. Eine Pflanze muss entwe<strong>de</strong>rwachsen o<strong>de</strong>r sterben. Wie sie entfaltet sich auch das christlicheLeben still und unmerklich, aber stetig. Es mag auf je<strong>de</strong>r seinerStufen vollkommen sein, doch ist es <strong>Gottes</strong> Wille, dass es stetig49


BILDER VOM REICHE GOTTESweitere Fortschritte macht. Heiligung ist ein Vorgang, <strong>de</strong>r dasganze Leben andauert. Mit neuen Gelegenheiten wächst unsereErfahrung und Erkenntnis. So wer<strong>de</strong>n wir schließlich stark genug,um Verantwortung tragen zu können, und <strong>de</strong>m Grad unsererReife entsprechend, wer<strong>de</strong>n wir <strong>Gottes</strong> Segen verspüren.Eine Pflanze wächst durch das, was Gott ihr zum Leben bestimmthat. Sie wurzelt tief in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, und gleichzeitig nimmtsie Sonne, Tau, Regen und die für sie lebenswichtigen Bestandteile<strong>de</strong>r Luft auf. Genauso soll auch <strong>de</strong>r Christ, unterstützt von <strong>de</strong>rKraft <strong>Gottes</strong>, wachsen. Gera<strong>de</strong> wenn wir die eigene Hilflosigkeitfühlen, sollen wir je<strong>de</strong> Gelegenheit nutzen, um unsere Glaubenserfahrungzu vertiefen. Wie die Pflanze im Bo<strong>de</strong>n, so sollen wir inChristus wurzeln; wie jene Sonne, Tau und Regen aufnimmt, sosollen wir uns seinem Geist öffnen. Dieses Werk „soll nicht durchHeer o<strong>de</strong>r Kraft, son<strong>de</strong>rn durch meinen Geist geschehen, spricht<strong>de</strong>r Herr Zebaoth“ (Sacharja 4,6). Bleiben unsere Gedanken aufChristus gerichtet, so wird er „zu uns kommen wie ein Regen, wieein Spätregen, <strong>de</strong>r das Land feuchtet“ (Hosea 6,3). Er wird überuns aufgehen als „die Sonne <strong>de</strong>r Gerechtigkeit“, als das „Heil unterihren Flügeln“ (Maleachi 3,20), und wir wer<strong>de</strong>n „blühen …wie eine Lilie“, „von Korn“ wer<strong>de</strong>n wir uns „nähren und blühenwie ein Weinstock“ (Hosea 14,6.8). Wenn wir Christus als unseremHeiland immer vertrauen, wer<strong>de</strong>n wir „wachsen in allenStücken zu <strong>de</strong>m hin, <strong>de</strong>r das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4,15).Weizen entwickelt „zuerst <strong>de</strong>n Halm, danach die Ähre, danach<strong>de</strong>n vollen Weizen in <strong>de</strong>r Ähre“ (Markus 4,28). Der Landmannstreut <strong>de</strong>n Samen aus und pflegt die heranwachsen<strong>de</strong> Pflanze,weil er einmal Korn ernten will. Er braucht Brot, um <strong>de</strong>n Hungerzu stillen, und neuen Samen für künftige Ernten. Ebenso erwartet<strong>de</strong>r göttliche Landmann eine Ernte als Lohn für seine Mühenund Opfer. Christus möchte in <strong>de</strong>n Herzen <strong>de</strong>r Menschen immerneu Gestalt gewinnen. Dies gelingt ihm bei allen, die an ihnglauben. Die Frucht als Ertrag christlichen Lebens besteht darin,dass sich das Wesen Christi im Gläubigen entfaltet und so wie<strong>de</strong>ruman<strong>de</strong>re Menschen prägen kann.Die Pflanze keimt, wächst und bringt Frucht nicht für sichselbst. „Der Regen … macht sie [die Er<strong>de</strong>] fruchtbar und lässt50


BILDER VOM REICHE GOTTESwachsen, dass sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen.“ (Jesaja55,10) Auch für uns Menschen soll das Leben nicht Selbstzwecksein. Der Christ lebt in dieser Zeit als Beauftragter Jesu,um an<strong>de</strong>ren Menschen die Frohe Botschaft zu bringen.In einem Leben, bei <strong>de</strong>m das eigene Ich im Mittelpunkt steht,kann es we<strong>de</strong>r Wachstum noch Frucht geben. Wer aber Christusals seinen persönlichen Heiland angenommen hat, wird an<strong>de</strong>renhelfen wollen und sich selbst <strong>de</strong>shalb nicht mehr so wichtig nehmen.Sprich <strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>r Liebe Christi und von seiner Güte!Schrick vor keiner Aufgabe, die sich dir stellt, zurück! Fühle eineLast für Menschen, die noch nicht erlöst sind, auf <strong>de</strong>iner Seele,und setze alles, was in <strong>de</strong>inen Kräften steht, ein, um Verlorene zuretten. In <strong>de</strong>m Maße, in <strong>de</strong>m du <strong>de</strong>n Geist Christi empfängst –<strong>de</strong>n Geist selbstloser Liebe und Arbeit für <strong>de</strong>n Nächsten –, wirstdu wachsen und Frucht bringen. Die Gna<strong>de</strong>ngaben <strong>de</strong>s HeiligenGeistes wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>inem Charakter voll zur Entfaltung kommen.Dein Glaube wird wachsen, <strong>de</strong>ine Überzeugung fester wer<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>ine Liebe vollkommen. So wird alles Reine und Edle an dirdas Bild Christi immer klarer wi<strong>de</strong>rspiegeln.„Die Frucht aber <strong>de</strong>s Geistes ist Liebe, Freu<strong>de</strong>, Frie<strong>de</strong>, Geduld,Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit.“ (Galater5,22) Diese Frucht kann nie vergehen; sie wird nach ihrer Art eineErnte zum ewigen Leben hervorbringen. „Wenn sie [die Er<strong>de</strong>]aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin;<strong>de</strong>nn die Ernte ist da.“ (Markus 4,29) Christus wartet voll Sehnsuchtdarauf, dass er in seiner Gemein<strong>de</strong> Gestalt gewinnen kann.Wenn <strong>de</strong>r Charakter Christi zum Wesensmerkmal seines Volkesgewor<strong>de</strong>n ist, wird er wie<strong>de</strong>r kommen und es zu sich nehmen.Je<strong>de</strong>r Christ darf die Wie<strong>de</strong>rkunft seines Herrn nicht nurfreudig erwarten, son<strong>de</strong>rn kann sie sogar beschleunigen. (2. Petrus3,12 EB) Trügen alle, die seinen Namen bekennen, auchFrucht zu seiner Ehre, dann könnte auf <strong>de</strong>r ganzen Welt in Win<strong>de</strong>seile<strong>de</strong>r Same <strong>de</strong>s Evangeliums ausgestreut wer<strong>de</strong>n. In Kürzewäre dann die große Ernte reif, und Christus käme, um <strong>de</strong>n kostbarenWeizen einzubringen.51


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 4Das Unkraut„Er legte ihnen ein an<strong>de</strong>res Gleichnis vor und sprach: DasHimmelreich gleicht einem Menschen, <strong>de</strong>r guten Samen aufseinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feindund säte Unkraut zwischen <strong>de</strong>n Weizen und ging davon. Als nundie Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut.“(Matthäus 13,24-26)„Der Acker ist die Welt“ (Matthäus 13,38), sagte Christus. Dabeisollten wir verstehen, dass er damit das Wirken seiner Gemein<strong>de</strong>in dieser Welt veranschaulichen wollte. Das Gleichnis beschreibtdas Reich <strong>Gottes</strong> und sein Wirken zur Erlösung <strong>de</strong>rMenschen; dieses Wirken geschieht durch die Gemein<strong>de</strong>. Zwarbewegt <strong>de</strong>r Heilige Geist überall in <strong>de</strong>r Welt die Menschenherzen,doch ist die Gemein<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ort, wo wir wachsen und reifen sollenfür die Ewigkeit.„Des Menschen Sohn ist’s, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n guten Samen sät … Der guteSame sind die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Reichs. Das Unkraut sind die Kin<strong>de</strong>r<strong>de</strong>s Bösen.“ (Matthäus 13,37.38) Der gute Same steht also für alleMenschen, die aus <strong>de</strong>r Wahrheit <strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong> geboren sind.Das Unkraut dagegen versinnbildlicht jene, die Irrtum und falscheGrundsätze verkörpern o<strong>de</strong>r eine Frucht davon sind. „DerFeind, <strong>de</strong>r es sät, ist <strong>de</strong>r Teufel.“ (Matthäus 13,39) We<strong>de</strong>r Gottnoch seine Engel haben jemals ein Samenkorn gesät, das Unkrauthervorgebracht hätte: Unkraut im geistlichen Sinn kommtallein von Satan, <strong>de</strong>m Feind <strong>Gottes</strong> und <strong>de</strong>r Menschen.Im Orient nahm man an einem Feind gern dadurch Rache,dass man ihm auf seine frisch bestellten Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Samen eines52


BILDER VOM REICHE GOTTESUnkrauts säte, das während <strong>de</strong>s Wachstums <strong>de</strong>m Weizen sehrähnlich sah, aber <strong>de</strong>n Ernteertrag erheblich beeinträchtigte und<strong>de</strong>m Besitzer <strong>de</strong>s Ackers Mühe und Verlust brachte. So streutauch Satan, <strong>de</strong>r Feind Christi, schlechten Samen unter die guteSaat <strong>de</strong>s Himmelreichs und möchte dann <strong>de</strong>n Sohn <strong>Gottes</strong> für diebösen Früchte, die daraus hervorgehen, verantwortlich machen.Er bringt Menschen in die Gemein<strong>de</strong>, die sich zwar Christennennen, aber in ihrem Wesen unbekehrt geblieben sind. Damiterreicht er, dass Gott entehrt, das Erlösungswerk falsch dargestelltund Menschen geistlich gefähr<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<strong>Gottes</strong> Mitarbeiter sehen nur ungern Gläubige und Scheingläubigein <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> nebeneinan<strong>de</strong>r. Sie wür<strong>de</strong>n die Gemein<strong>de</strong>am liebsten reinigen. Wie die Knechte <strong>de</strong>s Landbesitzersim Gleichnis wollen sie die „schädlichen Pflanzen“ ausreißen.Christus jedoch sagt ihnen mit Nachdruck: „Nein! auf dass ihrnicht zugleich <strong>de</strong>n Weizen mit ausraufet, wenn ihr das Unkrautausjätet. Lasset bei<strong>de</strong>s miteinan<strong>de</strong>r wachsen bis zur Ernte.“(Matthäus 13,29.30) Christus hat zwar <strong>de</strong>utlich angeordnet, dassMenschen, die offen in Sün<strong>de</strong> beharren, aus <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> ausgeschlossenwer<strong>de</strong>n sollen, aber er hat uns nicht dazu beauftragt,über Charakterzüge und Beweggrün<strong>de</strong> eines Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>s zuGericht zu sitzen. Er kennt unsere Natur viel zu gut, als dass eruns diese schwere Aufgabe anvertraut hätte. Wenn wir uns daranmachenwür<strong>de</strong>n, alle aus <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> auszuschließen, diewir für schlechte Christen halten, so begingen wir dabei sicherlichFehler.Oft halten wir genau jene für hoffnungslose Fälle, die Christusgera<strong>de</strong> zu sich zieht. Sollten wir mit unserem unvollkommenenUrteilsvermögen über ihr Schicksal entschei<strong>de</strong>n, so wür<strong>de</strong> vielleichtihr letzter Hoffnungsschimmer zunichte gemacht. Viele, diesich selbst für vorzügliche Christen halten, wer<strong>de</strong>n einmal als zuleicht erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Und auf <strong>de</strong>r neuen Er<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n viele zufin<strong>de</strong>n sein, von <strong>de</strong>nen es ihre Mitmenschen nie für möglichgehalten hätten. Der Mensch urteilt nach <strong>de</strong>m, „was vor Augenist; <strong>de</strong>r Herr aber sieht das Herz an“ (1. Samuel 16,7). Unkrautund Weizen sollen bis zur Ernte gemeinsam wachsen – bis zumEn<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bewährungszeit.53


BILDER VOM REICHE GOTTESDas Gleichnis <strong>de</strong>s Heilan<strong>de</strong>s will uns aber noch etwas an<strong>de</strong>resvermitteln: seine wun<strong>de</strong>rbare Geduld und mitfühlen<strong>de</strong> Liebe. Wiesich die Wurzeln <strong>de</strong>s Unkrauts und <strong>de</strong>s Getrei<strong>de</strong>s ineinan<strong>de</strong>r verschlingen,so können auch die falschen Christen in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>eng mit aufrichtigen Nachfolgern Christi verbun<strong>de</strong>n sein. Wür<strong>de</strong>man nun die Scheingläubigen, <strong>de</strong>ren wahrer Charakter nicht klarzu Tage tritt, aus <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> ausschließen, so könnten dadurchan<strong>de</strong>re zu Fall gebracht wer<strong>de</strong>n, die in diesen eine Stützegesehen haben.Nach <strong>de</strong>m in diesem Gleichnis gezeigten Grundsatz behan<strong>de</strong>ltauch Gott Menschen und Engel. Als Satan, <strong>de</strong>r Betrüger, imHimmel sündigte, durchschauten selbst die Engel auf <strong>Gottes</strong> Seitenicht völlig seinen schlechten Charakter. Deshalb vernichteteGott ihn nicht sofort; die heiligen Engel hätten sonst seine Beweggrün<strong>de</strong>nicht verstan<strong>de</strong>n und an seiner Gerechtigkeit undLiebe gezweifelt. Das wäre eine üble Saat gewesen, die als bittereFrucht Sün<strong>de</strong> und Leid hervorgebracht hätte. Deshalb verschonteGott <strong>de</strong>n Urheber <strong>de</strong>s Bösen, damit sein Charakter für alle offenbarwer<strong>de</strong>n konnte.Seit Jahrtausen<strong>de</strong>n sieht Gott in schmerzlicher Trauer <strong>de</strong>mWirken <strong>de</strong>s Bösen zu. Er hat das unermessliche Opfer auf Golgathagebracht, damit niemand durch die Verleumdungen Satansverführt wer<strong>de</strong>n muss. Das Unkraut konnte ja unmöglich ausgerissenwer<strong>de</strong>n, ohne dabei die wertvollen Getrei<strong>de</strong>pflanzen zu gefähr<strong>de</strong>n.Sollten wir also nicht ebenso geduldig gegenüber unserenMitmenschen sein wie <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>s Himmels und <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>gegenüber Satan?Die Welt hat kein Recht, an <strong>de</strong>r Wahrheit <strong>de</strong>r christlichen Botschaftzu zweifeln, nur weil es Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r gibt, die nicht ihremGlauben entsprechend leben. Ebenso wenig sollten wirChristen uns wegen dieser falschen Geschwister entmutigen lassen.Wie war es <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Urgemein<strong>de</strong>? Ananias und Saphiragehörten <strong>de</strong>m Kreis <strong>de</strong>r ersten Christen an; Simon, <strong>de</strong>r Zauberer,war getauft; Demas, <strong>de</strong>r Paulus im Stich ließ, hatte als gläubiggegolten; Judas Ischariot zählte zu Jesu Jüngern. – Der Erlösermöchte keine einzige Seele verloren gehen lassen. Seine Erfahrungmit Judas ist überliefert wor<strong>de</strong>n, um seine große Geduld mit54


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>r verdorbenen Natur <strong>de</strong>r Menschen zu zeigen. Er for<strong>de</strong>rt unsauf, die gleiche Nachsicht zu üben, <strong>de</strong>nn wir wissen ja, dass es biszum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeiten falsche Glie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> geben wird.Trotz <strong>de</strong>r Warnung Christi haben die Menschen immer wie<strong>de</strong>rversucht, das Unkraut auszureißen. Die Kirche bediente sich<strong>de</strong>r Staatsgewalt, um vermeintliche Ketzer zu bestrafen. Wer vonihrer Lehre abwich, lief Gefahr, Kerker, Folter und Tod erdul<strong>de</strong>nzu müssen, und das auf das Betreiben von Männern, die behaupteten,von Christus dazu ermächtigt wor<strong>de</strong>n zu sein. In Wirklichkeitist es <strong>de</strong>r Geist Satans, <strong>de</strong>r solche Taten veranlasst, undniemals <strong>de</strong>r Geist Christi. Auf diese Art versucht <strong>de</strong>r Teufel, dieWelt unter seine Herrschaft zu bekommen. Durch die Art, wie dieKirche mit vermeintlichen Ketzern umgegangen ist, hat sie Gottin ein falsches Licht gesetzt.Mit <strong>de</strong>m Gleichnis <strong>vom</strong> Unkraut im Weizen will Christus unsalso sagen, dass wir an<strong>de</strong>re Menschen we<strong>de</strong>r richten noch verdammen,son<strong>de</strong>rn in Demut unserer eigenen Urteilskraft misstrauensollen. Nicht alles, was auf <strong>de</strong>n Acker gesät wur<strong>de</strong>, ist gutesKorn und die Zugehörigkeit zur Gemein<strong>de</strong> noch kein Beweisdafür, dass jemand wirklich gläubig ist.Solange die Halme noch grün waren, sah das Unkraut <strong>de</strong>mWeizen sehr ähnlich. Doch als das Feld reif zur Ernte wur<strong>de</strong>, hattedas wertlose Unkraut mit <strong>de</strong>m Weizen, <strong>de</strong>r sich unter <strong>de</strong>mGewicht <strong>de</strong>r vollen Ähren nie<strong>de</strong>r bog, nichts mehr gemein. UnbekehrteMenschen, die sich fromm geben, mischen sich eine Zeitlang unter die wahren Nachfolger Christi; ihr Scheinchristentumvermag viele zu täuschen. Doch bei <strong>de</strong>r großen Ernte <strong>de</strong>r Weltwird es zwischen Gut und Böse keinerlei Ähnlichkeit mehr geben.Dann wer<strong>de</strong>n alle entlarvt, die zwar <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>, nicht aberChristus angehört haben.Das Unkraut darf gemeinsam mit <strong>de</strong>m Weizen aufwachsenund mit ihm an Regen und Sonnenschein teilhaben. Doch zurZeit <strong>de</strong>r Ernte wird man erkennen, „was für ein Unterschied istzwischen <strong>de</strong>m … <strong>de</strong>r Gott dient, und <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r ihm nicht dient“(Maleachi 3,18). Christus selbst wird entschei<strong>de</strong>n, wer würdig ist,bei <strong>de</strong>r himmlischen Familie zu wohnen. Er wird je<strong>de</strong>n Menschennach seinen Worten und Werken richten. Ein scheinbares Be-55


BILDER VOM REICHE GOTTESkenntnis zu Gott hat dann kein Gewicht mehr; ausschlaggebendfür das Schicksal in <strong>de</strong>r Ewigkeit ist allein <strong>de</strong>r wahre Charakter.Der Heiland hat nicht vorausgesagt, dass das Unkraut irgendwannWeizen sein wird. Bei<strong>de</strong>s wächst zusammen auf biszur Ernte, <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt. Dann aber wird das Unkraut gebün<strong>de</strong>ltund verbrannt, während <strong>de</strong>r Weizen in die Scheunen<strong>Gottes</strong> eingebracht wird. „Dann wer<strong>de</strong>n die Gerechten leuchtenwie die Sonne in ihres Vaters Reich.“ (Matthäus 13,43) Dannwird <strong>de</strong>r Menschensohn „seine Engel sen<strong>de</strong>n, und sie wer<strong>de</strong>nsammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt unddie da Unrecht tun, und wer<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>n Feuerofen werfen; dawird Heulen und Zähneklappern sein“ (Matthäus 13,41.42).56


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 5„Wie ein Senfkorn“Unter <strong>de</strong>r Menschenmenge, die Christus zuhörte, waren auch vielePharisäer, die voller Verachtung feststellten, dass nur wenigeihn als <strong>de</strong>n Messias anerkannten. Sie fragten sich, wie dieser unscheinbareLehrer eigentlich Israel zur Weltherrschaft führenwollte. Wie sollte er ohne Geld, Macht und Ansehen ein neuesReich aufrichten? Christus las ihre Gedanken und antwortete:„Womit wollen wir das Reich <strong>Gottes</strong> vergleichen, und durchwelches Gleichnis wollen wir es abbil<strong>de</strong>n?“ (Markus 4,30) Mit irdischen<strong>Reiche</strong>n war und ist es nicht vergleichbar; keine Staatsformkann als Mo<strong>de</strong>ll zu seiner Veranschaulichung dienen. „Esist“, fuhr Christus fort, „wie ein Senfkorn: Wenn es gesät wirdaufs Land, so ist’s das kleinste unter allen Samenkörnern auf Er<strong>de</strong>n;und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alleKräuter und treibt große Zweige, sodass die Vögel unter <strong>de</strong>mHimmel unter seinem Schatten wohnen können.“ (Markus4,31.32)Der Same keimt dadurch, dass sich die Lebenskraft entfaltet,die Gott in ihn gelegt hat. Menschliche Macht hat darauf keinenEinfluss. So ist auch das Reich Christi eine neue Schöpfung. DieGrundsätze, nach <strong>de</strong>nen es sich entwickelt, sind <strong>de</strong>nen entgegengesetzt,die für die <strong>Reiche</strong> dieser Welt gelten. Irdische Regierungenherrschen durch Machtausübung und behaupten sich durchKrieg. Der Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s neuen <strong>Reiche</strong>s dagegen ist <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>fürst.Die Heilige Schrift symbolisiert weltliche <strong>Reiche</strong> durchRaubtiere; Christus dagegen bezeichnet sie als „<strong>Gottes</strong> Lamm,das <strong>de</strong>r Welt Sün<strong>de</strong> trägt“ (Johannes 1,29). Sein Regierungspro-57


BILDER VOM REICHE GOTTESgramm kennt keine Anwendung nackter Gewalt, um das Gewissenzu beherrschen. Die Ju<strong>de</strong>n erwarteten, dass das Reich <strong>Gottes</strong>auf die gleiche Art entstehen wer<strong>de</strong> wie die <strong>Reiche</strong> dieser Welt.Durch äußerliche Maßnahmen wollten sie <strong>de</strong>r Gerechtigkeit zumSieg verhelfen und erdachten zu diesem Zweck allerlei Metho<strong>de</strong>nund Pläne. Aber Christus wirkt gegen Irrtum und Sün<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>mer <strong>de</strong>n Grundsatz <strong>de</strong>r Wahrheit und Gerechtigkeit in unser Herzpflanzt.Als Jesus das Gleichnis erzählte, konnte man überallSenfpflanzen sehen; sie überragten Gras und Getrei<strong>de</strong> undwiegten ihre Zweige im Wind. Diese Riesenpflanzen stammen auswinzigsten Samenkörnern. Zuerst waren nur zarte Schösslingeaufgekeimt, die aber bereits große Lebenskraft in sich hatten. Siewuchsen und gediehen, bis die Pflanzen ihre volle Größe erreichthatten und Vögel zwischen ihrem Blattwerk singen und vonZweig zu Zweig flattern konnten. Auch das Reich Christi sah anfangsbeschei<strong>de</strong>n und unbe<strong>de</strong>utend aus. Im Vergleich mit <strong>Reiche</strong>ndieser Welt schien es das allergeringste zu sein. Für die Mächtigendieser Er<strong>de</strong> war <strong>de</strong>r Anspruch Christi, ein König zu sein, gera<strong>de</strong>zulächerlich. Doch das Reich <strong>de</strong>s Evangeliums barg mit <strong>de</strong>nmächtigen Wahrheiten, die <strong>de</strong>r Herr seinen Nachfolgern anvertrauthatte, göttliche Lebenskraft in sich. Wie schnell wuchs es!Wie schnell gewann es an Einfluss!Als Christus das Gleichnis erzählte, bestand sein neues <strong>Reiche</strong>rst aus wenigen galiläischen Fischern, die auf Grund ihrer Armut,Einfalt und geringen Zahl von <strong>de</strong>n meisten gemie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.Dennoch sollte das Senfkorn wachsen und mit seinen Zweigenschließlich die ganze Welt be<strong>de</strong>cken. Wenn die irdischen <strong>Reiche</strong>,die die Menschen damals ehrfürchtig bewun<strong>de</strong>rten, längstuntergegangen sein wür<strong>de</strong>n, sollte das Reich Christi als gewaltige,weit reichen<strong>de</strong> Macht fortbestehen.Auch das Wirken <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> beginnt an unserem Herzen zunächstganz schwach: Wir hören ein Wort, ein Lichtstrahl erreichtunsere Seele, ein Einfluss wird spürbar. Das ist <strong>de</strong>r Beginneines neuen Lebens, <strong>de</strong>ssen Folgen kein Mensch ermessen kann.Das Gleichnis <strong>vom</strong> Senfkorn veranschaulicht nicht nur dasWachstum <strong>de</strong>s <strong>Reiche</strong>s Christi insgesamt, son<strong>de</strong>rn auch je<strong>de</strong> sei-58


BILDER VOM REICHE GOTTESner einzelnen Wachstumsstufen. Gott hat für je<strong>de</strong> Generationseiner Gemein<strong>de</strong> eine neue, beson<strong>de</strong>re Wahrheit und Aufgabe.Diese Wahrheit bleibt <strong>de</strong>n Klugen und Weltweisen verborgen, eröffnetsich aber <strong>de</strong>n kindlich Demütigen. Sie verlangt von unsSelbstaufgabe und kämpferischen Einsatz. Zuerst fin<strong>de</strong>t sie stetsnur wenige, die für sie eintreten. Ihnen wird von <strong>de</strong>n Mächtigendieser Er<strong>de</strong> und von einer verweltlichten Kirche Wi<strong>de</strong>rstand undVerachtung entgegengebracht. So prangerte zum Beispiel Johannes<strong>de</strong>r Täufer, <strong>de</strong>r Wegbereiter Christi, als Einziger <strong>de</strong>n Stolz<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n und ihr Formenwesen an.O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nken wir an die Apostel, die als Erste das Christentumnach Europa brachten! Völlig aussichtslos erschien das Unternehmen<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Zeltmacher Paulus und Silas, als sie sich mitihren Begleitern in Troas nach Philippi einschifften. Denken wiran <strong>de</strong>n betagten Paulus, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Festung <strong>de</strong>s römischen Kaiserstrotz seiner Ketten Christus verkündigte! Welchen Kampfführten nur die kleinen Sklaven- und Landarbeitergemein<strong>de</strong>nmit <strong>de</strong>r heidnischen Weltmacht Rom! Und wie leistete MartinLuther <strong>de</strong>r mächtigen Kirche, <strong>de</strong>m Meisterwerk weltlicher Weisheit,Wi<strong>de</strong>rstand und erklärte, gegen Kaiser und Papst auf <strong>Gottes</strong>Wort gestützt: „Hier stehe ich. Ich kann nicht an<strong>de</strong>rs! Gott helfemir! Amen.“O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nken wir an John Wesley, <strong>de</strong>r inmitten von Formalismus,Sittenlosigkeit und Unglauben Christus und seine Gerechtigkeitpredigte! Versetzen wir uns in die Lage eines Mannes, <strong>de</strong>ndie Not <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>n wie eine eigene Last drückt und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>shalbum das Vorrecht bittet, ihnen die Botschaft von <strong>de</strong>r Liebe Christibringen zu dürfen; von <strong>de</strong>r Geistlichkeit erhält er die Antwort:„Ruhig Blut, junger Mann! Wenn Gott die Hei<strong>de</strong>n bekehren will,so wird er es ohne Ihre und meine Hilfe tun.“Heute loben unsere großen religiösen Denker jene Männer in<strong>de</strong>n höchsten Tönen, die vor Jahrhun<strong>de</strong>rten die Saat <strong>de</strong>r Wahrheitstreuten, und setzen ihnen Denkmäler. Aber ist es nicht so,dass viele sich von diesem Werk abwen<strong>de</strong>n und das nie<strong>de</strong>rtrampelnwollen, was auch heute noch aus <strong>de</strong>rselben Saat aufkeimt?So wie<strong>de</strong>rholt sich <strong>de</strong>r alte Ruf: „Wir wissen, dass Gott mit Mosegere<strong>de</strong>t hat; woher aber dieser [Christus in Gestalt <strong>de</strong>s von ihm59


BILDER VOM REICHE GOTTESgesandten Boten] ist, wissen wir nicht.“ (Johannes 9,29) Wie frühersind auch in unserer Zeit die aktuellen Wahrheiten nicht bei<strong>de</strong>n großen Kirchenführern zu fin<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn bei Männern undFrauen, die we<strong>de</strong>r zu gelehrt noch zu arrogant sind, um an dasWort <strong>Gottes</strong> zu glauben.„Seht doch, liebe Brü<strong>de</strong>r, auf eure Berufung. Nicht viele Weisenach <strong>de</strong>m Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehenesind berufen. Son<strong>de</strong>rn was töricht ist vor <strong>de</strong>r Welt, das hat Gotterwählt, damit er die Weisen zuschan<strong>de</strong>n mache; und wasschwach ist vor <strong>de</strong>r Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschan<strong>de</strong>nmache, was stark ist; und das Geringe vor <strong>de</strong>r Welt unddas Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist … damit euer Glaube nicht stehe aufMenschenweisheit, son<strong>de</strong>rn auf <strong>Gottes</strong> Kraft.“ (1. Korinther 1,26-28; 2,5)In unserer Generation <strong>de</strong>r Endzeit soll das Gleichnis <strong>vom</strong>Senfkorn eine bemerkenswerte und ruhmreiche Erfüllung fin<strong>de</strong>n.Das kleine Samenkorn wird zu einem großen Baum heranwachsen.Die letzte Warnungs- und Gna<strong>de</strong>nbotschaft (Offenbarung14,6-14) soll allen verkündigt wer<strong>de</strong>n, „die auf Er<strong>de</strong>n wohnen, allenNationen und Stämmen und Sprachen und Völkern“, um aus<strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n „ein Volk für seinen Namen“ (Apostelgeschichte15,14) zu gewinnen. Und die Er<strong>de</strong> soll von <strong>Gottes</strong> Glanz erleuchtetwer<strong>de</strong>n. (Offenbarung 18,1)60


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 6An<strong>de</strong>re Lehren<strong>vom</strong> Säen <strong>de</strong>s SamensDie Aussaat und das Wachstum <strong>de</strong>r Pflanzen aus <strong>de</strong>m Samen bil<strong>de</strong>neinen hervorragen<strong>de</strong>n Anschauungsunterricht für Familieund Schule. Lehrt die jungen Leute, in <strong>de</strong>r Natur das Wirkengöttlicher Kräfte zu erkennen! Dadurch wer<strong>de</strong>n sie fähig, unsichtbareSegnungen im Glauben zu erfassen. Je mehr sie verstehenlernen, wie wun<strong>de</strong>rbar Gott für seine Kin<strong>de</strong>r sorgt und wiewir mit ihm zusammenarbeiten sollen, umso größer wird ihr Vertrauenzu Gott und umso stärker spüren sie seinen Einfluss inihrem täglichen Leben.Gott schuf <strong>de</strong>n Samen, wie die Er<strong>de</strong>, durch sein Wort. Auf diegleiche Weise gab er ihm Kraft, zu wachsen und sich zu vermehren.Er sagte: Es lasse die Er<strong>de</strong> aufgehen Gras und Kraut, dasSamen bringe, und fruchtbare Bäume auf Er<strong>de</strong>n, die ein je<strong>de</strong>rnach seiner Art Früchte tragen, in <strong>de</strong>nen ihr Same ist. Und es geschahso … Und Gott sah, dass es gut war.“ (1. Mose 1,11.12) AufGrund dieses Wortes keimt noch heute die Saat. Je<strong>de</strong>s Samenkorn,aus <strong>de</strong>m ein Halm zum Sonnenlicht emporwächst, bezeugtdie wun<strong>de</strong>rbare Macht jenes Wortes. Von <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r es sprach,heißt es: „Denn wenn er spricht, so geschieht’s; wenn er gebietet,so steht’s da.“ (Psalm 33,9)Christus lehrte seine Jünger zu beten: „Unser tägliches Brotgib uns heute.“ (Matthäus 6,11) Er <strong>de</strong>utete auf die Blumen undversicherte: „Wenn nun Gott das Gras auf <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> so klei<strong>de</strong>t …sollte er das nicht viel mehr für euch tun … ?“ (Matthäus 6,30)Christus ist immer bereit, unser Gebet zu erhören und seine Ver-61


BILDER VOM REICHE GOTTESheißung zu erfüllen. Ständig wirkt eine unsichtbare Macht zumWohl <strong>de</strong>s Menschen, um ihn zu ernähren und zu klei<strong>de</strong>n. DerHerr setzt viele Kräfte ein, um <strong>de</strong>n scheinbar achtlos weggeworfenenSamen zu einer lebendigen Pflanze wer<strong>de</strong>n zu lassen, die erdann ausreichend mit allem versorgt, damit sie bis zur Erntezeitreifen kann. In poetischen Worten drückt <strong>de</strong>r Psalmist diesenGedanken aus:„Du sorgst für das Land, du machst es reich und fruchtbar:So lässt du das Korn für die Menschen wachsen.Gott, <strong>de</strong>ine Bäche sind immer voll Wasser;du feuchtest die Furchen und ebnest die Schollen,du tränkst die Fel<strong>de</strong>r mit Regengüssenund segnest, was auf ihnen sprießt.Mit guten Gaben krönst du das Jahr,in <strong>de</strong>inen Spuren lässt du Überfluss zurück.“(Psalm 65,10-12 GN)Die materielle Welt steht unter <strong>Gottes</strong> Herrschaft. Die Naturgehorcht <strong>de</strong>n Naturgesetzen. Alles verkün<strong>de</strong>t und tut <strong>de</strong>n Willen<strong>de</strong>s Schöpfers. Wolken und Sonnenschein, Tau und Regen, Windund Sturm – alles unterliegt <strong>de</strong>r Aufsicht <strong>Gottes</strong> und leistet ihmunbedingten Gehorsam. Weil er <strong>de</strong>m Gesetz <strong>Gottes</strong> gehorcht,bricht <strong>de</strong>r Getrei<strong>de</strong>keim durch <strong>de</strong>n Erdbo<strong>de</strong>n und bringt „zuerst<strong>de</strong>n Halm, danach die Ähre, danach <strong>de</strong>n vollen Weizen in <strong>de</strong>r Ähre“(Markus 4,28) hervor. Alles entwickelt sich zur richtigen Zeit,weil es sich <strong>de</strong>m Wirken <strong>de</strong>s Herrn nicht wi<strong>de</strong>rsetzt. Sollte da <strong>de</strong>rMensch, <strong>de</strong>n Gott nach seinem Ebenbild geschaffen und mitVerstand und Sprache ausgestattet hat, allein die Gaben <strong>de</strong>sSchöpfers nicht wertschätzen und seinem Willen nicht gehorsamsein? Sollten gera<strong>de</strong> wir vernunftbegabte Wesen in dieser Weltnur Verwirrung stiften?In allem, was zur Erhaltung unseres Lebens dient, muss göttlichesund menschliches Bemühen zusammenwirken. Es gibtkeine Ernte, wenn <strong>de</strong>r Mensch nicht sät. Doch ohne die Einwirkung<strong>Gottes</strong>, <strong>de</strong>r Sonnenschein und Regen, Tau und Wolkenschickt, wächst keine Pflanze. Dieses Gesetz gilt überall: im Geschäftsleben,auf allen Gebieten von Forschung und Wissen-62


BILDER VOM REICHE GOTTESschaft, im geistlichen Bereich, für die Charakterbildung und je<strong>de</strong>schristliche Wirken. Wir müssen zwar das Unsere tun, doch wennwir die Kraft <strong>Gottes</strong> nicht mit unserem Bemühen zusammenwirkenlassen, richten wir nichts aus.Wann immer <strong>de</strong>r Mensch Erfolg hat – sei es im geistlichen o<strong>de</strong>rim weltlichen Bereich –, sollte er <strong>de</strong>shalb be<strong>de</strong>nken, dass er ihn<strong>de</strong>r Mithilfe seines Schöpfers verdankt. Es ist so wichtig, dass wiruns <strong>de</strong>r Abhängigkeit von Gott immer wie<strong>de</strong>r bewusst wer<strong>de</strong>n.Wir bauen zu oft auf Menschen und verlassen uns zu häufig genugauf menschlichen Erfindungsgeist; dabei haben wir zu wenigVertrauen zu <strong>de</strong>r Kraft, die Gott uns gern geben möchte. „Wirsind <strong>Gottes</strong> Mitarbeiter.“ (1. Korinther 3,9) So geringfügig diemenschliche Kraft auch ist, mit <strong>Gottes</strong> Hilfe vermag <strong>de</strong>r Menschalles durch die Kraft, die Christus ihm vermittelt.Das allmähliche Wachstum <strong>de</strong>r Pflanze aus <strong>de</strong>m Samenkornbietet gutes Anschauungsmaterial für die Kin<strong>de</strong>rerziehung. Mansieht „zuerst <strong>de</strong>n Halm, danach die Ähre, danach <strong>de</strong>n vollen Weizenin <strong>de</strong>r Ähre“ (Markus 4,28). Der Urheber dieses Gleichnissesschuf das winzige Samenkorn, gab ihm Lebensfähigkeit und bestimmtedie Gesetze, die sein Wachstum regieren. In seinem eigenenLeben verwirklichte er, was das Gleichnis lehrt: Im körperlichenwie im geistlichen Bereich folgte er <strong>de</strong>n göttlichen Wachstumsregeln,nach <strong>de</strong>nen sich auch die Pflanze richtet. SeinWunsch ist es, dass alle jungen Menschen das Gleiche tun. Er,<strong>de</strong>r König <strong>de</strong>s Himmels und <strong>de</strong>r Herrlichkeit, wur<strong>de</strong> in Bethlehemals kleines, hilfloses Kind, das völlig auf die Mutter angewiesenist, geboren. Er war ein gehorsames Kind, re<strong>de</strong>te undhan<strong>de</strong>lte wie ein Kind und nicht wie ein Mann; er ehrte seine Elternund erfüllte hilfsbereit ihre Wünsche, so gut ein Kind eskann. Doch auf je<strong>de</strong>r Stufe seiner Entwicklung war er vollkommenund zeigte die angenehme Wesensart, die ein sündloses Lebenverleiht. Die Bibel sagt: „Das Kind aber wuchs und wur<strong>de</strong>stark, voller Weisheit, und <strong>Gottes</strong> Gna<strong>de</strong> war bei ihm.“ Und überseine Jugend heißt es: „Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alterund Gna<strong>de</strong> bei Gott und <strong>de</strong>n Menschen.“ (Lukas 2,40.52)Hier wer<strong>de</strong>n Eltern und Lehrer auf ihre Aufgabe angesprochen:Sie sollen die Anlagen <strong>de</strong>r jungen Menschen so för<strong>de</strong>rn und63


BILDER VOM REICHE GOTTESlenken, dass in je<strong>de</strong>m Lebensabschnitt die natürlichen Qualitätenzur Entfaltung kommen können, wie sie <strong>de</strong>r jeweiligen Entwicklungsphaseentsprechen. Dieser Prozess soll so natürlich sein wiedas Wachstum <strong>de</strong>r Pflanzen im Garten.Kin<strong>de</strong>r mit natürlichem, ungekünsteltem Wesen gefallen unsam besten. Es ist aber unklug, ihnen <strong>de</strong>shalb übertriebene Beachtungzu schenken o<strong>de</strong>r gar ihre altklugen Aussprüche in ihremBeisein entzückt zu wie<strong>de</strong>rholen. Wer ein Kind wegen seinesAussehens, einer Leistung o<strong>de</strong>r eines Ausspruches allzu sehr in<strong>de</strong>n Himmel hebt, weckt bei ihm eine falsche Eitelkeit. Ebensoverkehrt ist es, Kin<strong>de</strong>r mit teurer und auffallen<strong>de</strong>r Kleidung herauszuputzen;das macht sie nur eingebil<strong>de</strong>t und ihre Spielkamera<strong>de</strong>nneidisch.Man sollte die Kin<strong>de</strong>r in kindgemäßer Einfachheit erziehen;dann haben sie Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n kleinen Hilfsdiensten, Vergnügungenund Erfahrungen, die ihrem Alter angemessen sind. DerKindheit entspricht in unserem Gleichnis <strong>de</strong>r Halm, <strong>de</strong>r eineSchönheit eigener Art besitzt. Es ist nicht recht, Kin<strong>de</strong>rn eineverfrühte Reife aufzwingen zu wollen; sie sollen die Frische undAnmut ihrer frühen Lebensjahre möglichst lange behalten dürfen.Auch kleine Kin<strong>de</strong>r können schon Christen sein. Sie habendann die Glaubenserfahrung, die ihrem inneren Entwicklungsstan<strong>de</strong>ntspricht. Mehr erwartet Gott nicht von ihnen. Sie brauchenin geistlichen Dingen eine gute Führung: Die Eltern müssenihnen in je<strong>de</strong>r Weise dabei helfen, ihr Wesen nach <strong>de</strong>m VorbildChristi zu formen.In <strong>Gottes</strong> Naturgesetzen folgt <strong>de</strong>r Ursache mit unfehlbarer Sicherheitdie Wirkung. Wer nachlässig war, wird durch das Ergebnisseiner eigenen Arbeit verurteilt. Die Ernte zeigt an, wiedie Aussaat war. So ist es auch im geistlichen Bereich! Den treuenArbeiter erkennt man am Ergebnis seines Schaffens. Die Erntezeigt, ob er fleißig o<strong>de</strong>r achtlos gearbeitet hat. Auf diese Weiseentschei<strong>de</strong>t sich sein Schicksal für die Ewigkeit.Je<strong>de</strong> ausgestreute Saat bringt eine Ernte nach ihrer Art hervor.So ist es auch im menschlichen Leben. Wir alle müssen Samen<strong>de</strong>r Anteilnahme, <strong>de</strong>r Zuneigung und Liebe säen, um Gutes64


BILDER VOM REICHE GOTTESzu ernten. Je<strong>de</strong> schlechte Eigenschaft, wie Selbstsucht, Eigenliebeo<strong>de</strong>r Überheblichkeit, je<strong>de</strong> egoistische Tat bringt eine übleErnte. Wer nur an sich <strong>de</strong>nkt, sät „auf sein Fleisch“ und „wirdvon <strong>de</strong>m Fleisch das Ver<strong>de</strong>rben ernten“ (Galater 6,8).Gott vernichtet keinen Menschen. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong> geht,hat sich selbst vernichtet, <strong>de</strong>nn wer die Stimme seines Gewissenserstickt, sät <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>s Unglaubens, und dieser Same wirdganz gewiss seine Frucht tragen. Als Pharao damals die ersteWarnung <strong>Gottes</strong> verwarf, säte er <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>r Halsstarrigkeitund erntete <strong>de</strong>shalb auch Halsstarrigkeit. Nicht Gott trieb ihnzum Unglauben, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r von Pharao selbst gesäte Same <strong>de</strong>sUnglaubens brachte die entsprechen<strong>de</strong> Ernte hervor. Er trotzteGott, bis sein Land verwüstet war, bis er die leblosen Körper seinesErstgeborenen und all <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Erstgeborenen seinesHauses und <strong>de</strong>r übrigen Familien seines <strong>Reiche</strong>s erblicken musste,ja, bis die Fluten <strong>de</strong>s Meeres über seinen Pfer<strong>de</strong>n, Wagen undKriegern zusammenschlugen. In seinem Schicksal bewahrheitetensich furchtbar die Worte: „Denn was <strong>de</strong>r Mensch sät, das wir<strong>de</strong>r ernten.“ (Galater 6,7) Wenn doch die Menschen dies erkennenwür<strong>de</strong>n! Wie viel sorgfältiger achteten sie dann darauf, was fürSamen sie säen!Dadurch, dass die Saat Frucht bringt, ein Teil <strong>de</strong>r Ernte aberwie<strong>de</strong>r ausgesät wird, vervielfacht sich <strong>de</strong>r Ertrag. Dieses Gesetzgilt auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen. Je<strong>de</strong> Tatund je<strong>de</strong>s Wort sind Same, <strong>de</strong>r Frucht tragen wird. Je<strong>de</strong> hilfsbereiteZuvorkommenheit, je<strong>de</strong> Tat <strong>de</strong>s Gehorsams und <strong>de</strong>r Selbstverleugnungpflanzt sich im Mitmenschen fort und wirkt von ihmauf an<strong>de</strong>re. Genauso ist je<strong>de</strong> Tat <strong>de</strong>s Nei<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r Bosheit o<strong>de</strong>rZwietracht ein Same, aus <strong>de</strong>m eine „bittere Wurzel“ (Hebräer12,15) hervorgehen wird, die viele ver<strong>de</strong>rben kann. Und wie vielean<strong>de</strong>re können durch diese vielen wie<strong>de</strong>rum vergiftet wer<strong>de</strong>n!Gute und schlechte Saat pflanzen sich also fort in Zeit und Ewigkeit.Das Gleichnis <strong>vom</strong> ausgestreuten Samen lehrt uns, in irdischenund geistlichen Dingen freigebig zu sein. Der Herr sagt:„Wohl euch, die ihr säen könnt an allen Wassern.“ (Jesaja 32,20)„Ich meine aber das: Wer da kärglich sät, <strong>de</strong>r wird auch kärglich65


BILDER VOM REICHE GOTTESernten; und wer da sät im Segen, <strong>de</strong>r wird auch ernten im Segen.“(2. Korinther 9,6) An allen Wassern säen zu können, das be<strong>de</strong>utet,ununterbrochen <strong>Gottes</strong> Gna<strong>de</strong>ngaben weiterzugeben, sie dortauszuteilen, wo immer die Sache <strong>Gottes</strong> o<strong>de</strong>r menschliche Notunseren Einsatz verlangt. Das macht uns nicht arm: „Wer da sätim Segen, <strong>de</strong>r wird auch ernten im Segen.“ Der Sämann vermehrtdie Saat, in<strong>de</strong>m er sie fortwirft, und wer die Gaben <strong>Gottes</strong> treuausteilt, empfängt selbst vermehrten Segen. Gott hat versprochen,ihn so reichlich zu versorgen, dass er auch weiterhin an<strong>de</strong>renabgeben kann. „Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes,gerütteltes und überfließen<strong>de</strong>s Maß wird man in eurenSchoß geben; <strong>de</strong>nn eben mit <strong>de</strong>m Maß, mit <strong>de</strong>m ihr messt, wirdman euch wie<strong>de</strong>r messen.“ (Lukas 6,38)Das Bild <strong>vom</strong> Säen und Ernten schließt jedoch noch mehr ein.Wenn wir <strong>Gottes</strong> zeitliche Segnungen weitergeben, dann erwecktdieser Beweis unserer Liebe und Anteilnahme beim EmpfängerDankbarkeit gegen Gott, und sein Herzensbo<strong>de</strong>n wird für dieSaat <strong>de</strong>r geistlichen Wahrheit vorbereitet. Gott, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Sämann<strong>de</strong>n Samen gab, wird dann die Saat keimen und Frucht für dasewige Leben tragen lassen.Am Bild <strong>de</strong>s Samens, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gestreut wird, stelltChristus sein eigenes Opfer für unsere Erlösung dar. „Wenn dasWeizenkorn nicht in die Er<strong>de</strong> fällt und erstirbt“, sagte er, „bleibtes allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht“ (Johannes12,24). Auch <strong>de</strong>r Tod Christi wird Frucht für das Reich <strong>Gottes</strong>tragen. In Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>s Pflanzenreicheswird neues Leben das Ergebnis seines To<strong>de</strong>s sein.Wer immer als Mitarbeiter Christi Frucht bringen will, musszuerst einmal seinem Ich absterben; er muss sein Leben in dieFurchen menschlicher Not werfen, muss Eigenliebe und Selbstsuchtbegraben. Doch <strong>de</strong>m Naturgesetz entsprechend be<strong>de</strong>utetSelbstaufopferung zugleich Selbsterhaltung. Saat, die in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>begraben wur<strong>de</strong>, bringt Frucht. Wird diese wie<strong>de</strong>r ausgesät, sovervielfacht sich die Ernte. Der Landmann bewahrt sich sein Getrei<strong>de</strong>dadurch, dass er es wegwirft. Auch für uns Menschen be<strong>de</strong>utetGeben Leben. Wer sein Leben freiwillig in <strong>de</strong>n Dienst fürGott und für <strong>de</strong>n Nächsten stellt, wird es erhalten können. Wer66


BILDER VOM REICHE GOTTESsein Leben für Christus in dieser Welt opfert, erhält es für dieEwigkeit.Das Samenkorn stirbt, um zu neuem Leben aufzusprossen.Dies sagt uns etwas für die Auferstehung: Alle, die Gott lieben,wer<strong>de</strong>n einmal im himmlischen Paradies leben. Vom menschlichenLeib, <strong>de</strong>r im Grab verwest, sagt Gott: „Es wird gesät verweslichund wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeitund wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät inArmseligkeit und wird auferstehen in Kraft.“ (1. Korinther15,42.43)Dies sind nur einige <strong>de</strong>r vielen Lehren, die die Natur in <strong>de</strong>manschaulichen Gleichnis <strong>vom</strong> Sämann und <strong>vom</strong> Samen vermittelt.Eltern und Erzieher können diese Erkenntnisse am bestendurch das praktische Beispiel weitergeben. Kin<strong>de</strong>r sollen ruhigselbst ein Stück Land bearbeiten und besäen. Dabei können ihnenEltern und Erzieher <strong>vom</strong> Garten <strong>de</strong>s Herzens erzählen, in<strong>de</strong>m guter und schlechter Same ausgesät wird. Sie können <strong>de</strong>nKin<strong>de</strong>rn klarmachen, dass auch das Herz für die Saat <strong>de</strong>r Wahrheitvorbereitet wer<strong>de</strong>n muss wie <strong>de</strong>r natürliche Garten für <strong>de</strong>nnatürlichen Samen. Wenn die Kin<strong>de</strong>r die Saat ausstreuen, bietetsich eine gute Gelegenheit, ihnen von Christi Opfertod zu erzählen;wenn dann <strong>de</strong>r Halm erscheint, können sie von <strong>de</strong>r AuferstehungJesu erfahren. Das Wachstum <strong>de</strong>r Pflanze schließlich ermöglichtimmer wie<strong>de</strong>r Vergleiche zwischen <strong>de</strong>m natürlichen und<strong>de</strong>m geistlichen Samen.Die Heranwachsen<strong>de</strong>n kann man in ähnlicher Weise belehren,in<strong>de</strong>m man sie zur Arbeit auf <strong>de</strong>m Feld anhält. Es wäre <strong>de</strong>shalbbegrüßenswert, wenn zu je<strong>de</strong>r Schule ein Stück Ackerland gehörte.Solche Län<strong>de</strong>reien könnten gera<strong>de</strong>zu als Klassenzimmer <strong>Gottes</strong>betrachtet wer<strong>de</strong>n. Man sollte überhaupt die ganze Natur alsein Lehrbuch für <strong>Gottes</strong> Kin<strong>de</strong>r ansehen, aus <strong>de</strong>m man lernenkann, wie die Seele für <strong>de</strong>n Samen <strong>de</strong>r Wahrheit vorbereitet wer<strong>de</strong>nmuss.Das Pflügen und Bestellen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s bietet einen fortwähren<strong>de</strong>nAnschauungsunterricht. Niemand, <strong>de</strong>r sich auf einem völligverwil<strong>de</strong>rten Stück Land ansie<strong>de</strong>lt, erwartet gleich eine Ernte.Er muss vielmehr Fleiß, Sorgfalt und große Anstrengung darauf67


BILDER VOM REICHE GOTTESverwen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n für die Saat vorzubereiten. Das Gleichegilt für die geistliche Arbeit am Menschenherzen: Wer die Saat<strong>de</strong>s Evangeliums auf fruchtbaren Bo<strong>de</strong>n streuen möchte, mussselbst das Wort <strong>Gottes</strong> im Herzen tragen; dann wird er erfahren,wie <strong>de</strong>r überwältigen<strong>de</strong> Einfluss <strong>de</strong>s Heiligen Geistes Herzensneulandurbar macht. Ohne harte Arbeit gibt es keine Ernte. Somuss auch in <strong>de</strong>n Herzen <strong>de</strong>r Menschen erst <strong>de</strong>r Geist <strong>Gottes</strong>wirken, sie vere<strong>de</strong>ln und reinigen, ehe sie zur Ehre <strong>Gottes</strong> Fruchtbringen können.Kein Bo<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nur hin und wie<strong>de</strong>r nach Lust und Laune bestelltwird, bringt eine reiche Ernte hervor; er verlangt vielmehrsorgfältige, ununterbrochene Aufmerksamkeit, muss oft und tiefgepflügt und von Unkraut frei gehalten wer<strong>de</strong>n, das <strong>de</strong>m gutenSamen die Nährstoffe raubt. Durch Pflügen und Säen wird so dieErnte vorbereitet. Niemand braucht auf <strong>de</strong>m Feld mit gescheitertenHoffnungen zu stehen.Der Herr segnet <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r auf diese Weise sein Feld bestelltund dabei geistliche Lehren aus <strong>de</strong>r Natur zieht. Wer auf <strong>de</strong>mAcker arbeitet, ahnt gar nicht, welche Schätze er dort fin<strong>de</strong>nkann. Während er die Ratschläge erfahrener Fachleute nicht in<strong>de</strong>n Wind schlagen sollte, ist es doch auch wichtig für seine Ausbildung,dass er selbst neue Erkenntnisse gewinnt. Die Arbeit auf<strong>de</strong>m Feld erweist sich so als Erziehungsmittel für <strong>de</strong>n innerenMenschen.Der König <strong>de</strong>s Himmels, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Samen aufgehen lässt, ihnTag und Nacht behütet und ihm Kraft zum Wachsen gibt, istauch <strong>de</strong>r Urheber unseres Daseins. Für seine Kin<strong>de</strong>r sorgt er mitnoch größerer Hingabe als für die Pflanzen. Während <strong>de</strong>r BauerSamen sät, um irdisches Leben zu erhalten, senkt <strong>de</strong>r göttlicheSämann Samen in die Seele, <strong>de</strong>r Frucht bringt zum ewigen Leben.68


BILDER VOM REICHE GOTTESTeil IIIAus <strong>de</strong>m täglichen Leben„Glücklich <strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r auf mich hört,in<strong>de</strong>m er wacht an meinen Türen Tag für Tag,die Pfosten meiner Tore hütet!Denn wer mich fin<strong>de</strong>t, hat Leben gefun<strong>de</strong>n …“Sprüche 8,34.35 EB


BILDER VOM REICHE GOTTES


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 7„Einem Sauerteig gleich“Viele gebil<strong>de</strong>te und einflussreiche Männer waren gekommen, um<strong>de</strong>n Propheten aus Galiläa zu hören. Einige von ihnen mustertenneugierig die große Menge, die sich um Christus versammelt hatte,als er am See predigte. Da waren alle Gesellschaftsschichtenvertreten: Arme, Ungebil<strong>de</strong>te, in Lumpen gehüllte Bettler, Räuber,<strong>de</strong>ren Gesichtsausdruck ihr schuldiges Gewissen wi<strong>de</strong>rspiegelte,Krüppel, Verschwen<strong>de</strong>r, Kaufleute und Müßiggänger, Vornehmeund Verachtete. Arme und <strong>Reiche</strong> – alle drängten sich zusammen,um einen günstigen Platz zu haben und Jesus hören zukönnen.Als die Gebil<strong>de</strong>ten diese seltsame Versammlung betrachteten,fragten sie sich, ob das Reich <strong>Gottes</strong> wohl wirklich aus solchenMenschen bestün<strong>de</strong>. Wie<strong>de</strong>r gab <strong>de</strong>r Heiland ihnen seine Antwortmit einem Gleichnis: „Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig,<strong>de</strong>n eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte,bis es ganz durchsäuert war.“ (Matthäus 13,33)Ein Sinnbild für die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong>Bei <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n galt <strong>de</strong>r Sauerteig mitunter als ein Symbol <strong>de</strong>rSün<strong>de</strong>. So mussten sie zur Zeit <strong>de</strong>s Passahfestes allen Sauerteigaus ihren Häusern, wie die Sün<strong>de</strong> aus ihren Herzen, entfernen.Christus warnte seine Jünger: „Hütet euch vor <strong>de</strong>m Sauerteig <strong>de</strong>rPharisäer, das ist die Heuchelei.“ (Lukas 12,1) Und <strong>de</strong>r ApostelPaulus spricht von <strong>de</strong>m „Sauerteig <strong>de</strong>r Bosheit und Schlechtigkeit“(1. Korinther 5,8). Im Gleichnis <strong>de</strong>s Heilan<strong>de</strong>s jedoch soll71


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>r Sauerteig das Reich <strong>Gottes</strong> darstellen. Er ist dort ein Bild fürdie erneuern<strong>de</strong>, umgestalten<strong>de</strong> Kraft <strong>de</strong>r göttlichen Gna<strong>de</strong>.Niemand ist zu nie<strong>de</strong>rträchtig, niemand zu tief gesunken, alsdass diese mächtige Kraft ihn nicht mehr erreichen könnte: Je<strong>de</strong>m,<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>s Heiligen Geistes anvertraut, wir<strong>de</strong>in neuer Lebenskeim eingepflanzt. Gott möchte die Menschen jawie<strong>de</strong>r zu seinem Ebenbild machen.Der Mensch ist nicht im Stan<strong>de</strong>, sich aus eigener Willensanstrengungheraus von Grund auf zu än<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>nn dazu reichtseine Kraft nicht aus. Bevor das Mehl in <strong>de</strong>r gewünschten Weiseverän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n kann, muss man Sauerteig hinzufügen – alsoetwas, das völlig von außen kommt. Genauso muss <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>rdie Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> in sich aufnehmen, wenn er für das Reich <strong>de</strong>rHerrlichkeit geeignet wer<strong>de</strong>n möchte. Alle Erziehung und Bildung,die die Welt vermitteln kann, wird versagen, wenn es darumgeht, einen in Sün<strong>de</strong> verstrickten Menschen in ein Kind <strong>Gottes</strong>umzugestalten. Die erneuern<strong>de</strong> Kraft muss von Gott ausgehen.Nur <strong>de</strong>r Heilige Geist kann eine <strong>de</strong>rartige Wandlungvollbringen. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r gerettet wer<strong>de</strong>n will – er sei vornehm o<strong>de</strong>rverachtet, arm o<strong>de</strong>r reich –, muss sich <strong>de</strong>m Wirken dieser Machtaussetzen.72Die Wandlung <strong>de</strong>s HerzensWenn <strong>de</strong>r Sauerteig mit <strong>de</strong>m Mehl vermengt ist, wirkt er von innennach außen. So beginnt auch die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> unser Lebenzu verän<strong>de</strong>rn, in<strong>de</strong>m sie das Herz erneuert. Eine rein äußerlicheWandlung genügt nicht, wenn wir wie<strong>de</strong>r in Harmonie mit Gottkommen möchten. Viele versuchen sich zu än<strong>de</strong>rn, in<strong>de</strong>m sie dieeine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re schlechte Gewohnheit ablegen, in <strong>de</strong>r Hoffnung,auf diese Weise Christen zu wer<strong>de</strong>n. Doch sie setzen an <strong>de</strong>r falschenStelle an: Man muss damit am Herzen beginnen.Es ist ein Unterschied, ob man sich nur mit schönen Wortenzu Christus bekennt o<strong>de</strong>r ob man die Wahrheit mit ganzer Seeleaufgenommen hat. Es genügt nicht, die Wahrheit nur zu kennen.Wir können sie besitzen, ohne dass sich dadurch unser Denkenän<strong>de</strong>rt. Das Herz selbst muss bekehrt und geheiligt wer<strong>de</strong>n.


BILDER VOM REICHE GOTTESWer versucht, die Gebote nur aus Pflichtgefühl zu halten, weiles eben von ihm verlangt wird, <strong>de</strong>r wird nie die Freu<strong>de</strong> erleben,die rechter Gehorsam mit sich bringt. In Wirklichkeit gehorcht erja gar nicht. Solange wir die For<strong>de</strong>rungen <strong>Gottes</strong> als eine Lastempfin<strong>de</strong>n, weil sie unseren menschlichen Neigungen zuwi<strong>de</strong>rlaufen,sind wir noch keine echten Christen. Wahrer Gehorsamist das äußerliche Zeichen für einen inneren Zustand. Er entspringt<strong>de</strong>r Liebe zur Gerechtigkeit und zum Gesetz <strong>Gottes</strong>. WahreGerechtigkeit zeigt sich in <strong>de</strong>r Treue zu unserem Erlöser. Siewird uns dazu veranlassen, das Rechte um seiner selbst willen zutun, weil Gott Freu<strong>de</strong> daran hat.Die großartige Wahrheit, dass <strong>de</strong>r Heilige Geist das Herz bekehrenkann, hat Christus im Gespräch mit Niko<strong>de</strong>mus so ausgedrückt:„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei <strong>de</strong>nn, dass jemandgeboren wer<strong>de</strong> aus Wasser und Geist, so kann er nicht in dasReich <strong>Gottes</strong> kommen. Was <strong>vom</strong> Fleisch geboren ist, das ist Fleisch;und was <strong>vom</strong> Geist geboren ist, das ist Geist. Wun<strong>de</strong>re dich nicht,dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren wer<strong>de</strong>n.Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aberdu weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es beije<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Geist geboren ist.“ (Johannes 3,6-8)Der Apostel Paulus sagte, <strong>vom</strong> Heiligen Geist erfüllt: „AberGott, <strong>de</strong>r reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe,mit <strong>de</strong>r er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in <strong>de</strong>nSün<strong>de</strong>n, mit Christus lebendig gemacht – aus Gna<strong>de</strong> seid ihr seliggewor<strong>de</strong>n –; und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetztim Himmel in Christus Jesus, damit er in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Zeitenerzeige <strong>de</strong>n überschwänglichen Reichtum seiner Gna<strong>de</strong> durchseine Güte gegen uns in Christus Jesus. Denn aus Gna<strong>de</strong> seid ihrselig gewor<strong>de</strong>n durch Glauben, und das nicht aus euch: <strong>Gottes</strong>Gabe ist es.“ (Epheser 2,4-8)Der im Mehl verborgene Sauerteig wirkt unsichtbar, umschließlich <strong>de</strong>n ganzen Teig zu durchsäuern. Genauso unmerklich,still und stetig formt <strong>de</strong>r Sauerteig <strong>de</strong>r Wahrheit das Innere<strong>de</strong>s Menschen um. Unter seinem Einfluss wer<strong>de</strong>n die natürlichenNeigungen abgeschwächt und bezwungen, wer<strong>de</strong>n neue Gedanken,neue Empfindungen und neue Beweggrün<strong>de</strong> eingepflanzt.73


BILDER VOM REICHE GOTTESDas Leben Christi ist von nun an Vorbild für die eigene Charakterbildung.Eine verän<strong>de</strong>rte Denkweise setzt sich durch; unsereFähigkeiten wer<strong>de</strong>n in neue Bahnen gelenkt. Wir erhalten zwarkeine neuen Fähigkeiten, doch wer<strong>de</strong>n die vorhan<strong>de</strong>nen geheiligt.Das Gewissen erwacht. Wir bekommen Charakterkräfte, die unsbefähigen, Gott in <strong>de</strong>r rechten Weise zu dienen.Oft wird die Frage laut: Warum gibt es so viele Menschen, diesich zu <strong>Gottes</strong> Wort bekennen und <strong>de</strong>nnoch in ihrem Re<strong>de</strong>n, ihrerGeisteshaltung und ihrem Charakter keine umgestalten<strong>de</strong> Krafterkennen lassen? Warum können so viele es nicht ertragen, wennihren Absichten und Plänen wi<strong>de</strong>rsprochen wird? Warum legenso viele eine ganz und gar unheilige Gereiztheit an <strong>de</strong>n Tag undgebrauchen verletzen<strong>de</strong>, unüberlegt gesprochene Worte? In ihremLeben offenbart sich <strong>de</strong>r gleiche Egoismus, <strong>de</strong>r gleiche vorherrschen<strong>de</strong>Drang nach eigener Bedürfnisbefriedigung, die gleicheaufbrausen<strong>de</strong> und unüberlegte Art zu sprechen wie bei <strong>de</strong>n Menschen,die ohne Gott leben. Sie sind genauso empfindlich stolzund lassen ihren natürlichen Neigungen genauso freien Lauf, alshätten sie die Wahrheit noch nie gehört. Die Antwort daraufkann nur lauten: Diese Menschen sind nicht bekehrt. Sie haben<strong>de</strong>n Sauerteig <strong>de</strong>r Wahrheit nicht in ihr Herz aufgenommen, ihmkeine Gelegenheit zu wirken gegeben und erst recht nicht ihreangeborenen und durch Gewohnheit erworbenen schlechten Neigungenseiner umformen<strong>de</strong>n Kraft unterworfen. In ihrem Lebenfehlt ganz offensichtlich das Wirken <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> Christi und <strong>de</strong>rGlaube an die göttliche Macht, <strong>de</strong>n Charakter zu erneuern.„So kommt <strong>de</strong>r Glaube aus <strong>de</strong>r Predigt, das Predigen aberdurch das Wort Christi.“ (Römer 10,17) Das Studium <strong>de</strong>r HeiligenSchrift ist eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hilfe für die Umwandlung <strong>de</strong>sCharakters. Christus betete: „Heilige sie in <strong>de</strong>r Wahrheit; <strong>de</strong>inWort ist die Wahrheit.“ (Johannes 17,17) Wenn das Wort <strong>Gottes</strong>recht gelesen und auch befolgt wird, kann es am menschlichenHerzen arbeiten und alle Eigenschaften in <strong>de</strong>n Griff bekommen,die in unheiliger Weise entartet sind. Dann macht uns <strong>de</strong>r HeiligeGeist auf unsere Sün<strong>de</strong>n aufmerksam, und Glaube keimt imHerzen auf, <strong>de</strong>r uns – durch die Liebe zu Christus – unseremHerrn in unserer ganzen Lebensart immer ähnlicher wer<strong>de</strong>n74


BILDER VOM REICHE GOTTESlässt. Nun kann Gott uns dazu benutzen, seinen Willen zu tun.Die Kraft, die wir empfangen, wirkt von innen nach außen undveranlasst uns, die Wahrheit, die wir erfahren haben, an<strong>de</strong>renmitzuteilen.Die Wahrheiten, die das Wort <strong>Gottes</strong> enthält, geben Antwortauf die Frage, was <strong>de</strong>r Mensch wirklich braucht: Bekehrungdurch <strong>de</strong>n Glauben. Diese großartigen Grundwahrheiten sindkeineswegs zu rein o<strong>de</strong>r zu heilig, um sich im Alltag verwirklichenzu lassen. Zwar sind sie so hoch wie <strong>de</strong>r Himmel und führenuns zum ewigen Leben, doch sollen wir ihren überaus wichtigenEinfluss gera<strong>de</strong> im Alltag erfahren lernen und alle großen undkleinen Dinge unseres Lebens von ihnen durchdringen lassen.Ist <strong>de</strong>r Sauerteig <strong>de</strong>r Wahrheit ins Herz gelangt, dann lenkt erdie Wünsche, läutert die Gedanken und vere<strong>de</strong>lt das Wesen.Geisteskraft und Seelenstärke wer<strong>de</strong>n belebt, und die Fähigkeitwächst, mitzufühlen und zu lieben.Für ungläubige Menschen ist jemand, <strong>de</strong>n solche Kraft erfüllt,ein Rätsel. Der geldgierige Ich-Mensch sieht seinen Lebensinhaltnur darin, sich möglichst viel an Reichtum, Ehre und weltlichemGenuss zu sichern. An die Ewigkeit <strong>de</strong>nkt er dabei nicht. EinNachfolger Christi hingegen geht nicht vollkommen im Irdischenauf. Er arbeitet für Christus und stellt seine eigenen Interessenzurück, <strong>de</strong>nn er möchte mithelfen, Menschen zu retten, die ohneChristus und ohne Hoffnung leben. Die Ungläubigen können ihnnicht verstehen, weil er <strong>de</strong>n Blick auf die ewige Wirklichkeit gerichtethält. Die Liebe Christi mit ihrer erlösen<strong>de</strong>n Kraft ist insein Herz eingedrungen, beherrscht alle seine Beweggrün<strong>de</strong> undhebt ihn hoch über <strong>de</strong>n ver<strong>de</strong>rblichen Einfluss <strong>de</strong>r Welt.Wandlung auch nach außen hinDas Studium <strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong> soll sich auch positiv auf <strong>de</strong>nUmgang mit unseren Mitmenschen auswirken. Der Sauerteig <strong>de</strong>rWahrheit wird keine Eifersucht, kein Streben nach Ehre undMacht erzeugen. Wahre, von Gott geschenkte Liebe sucht nicht<strong>de</strong>n eigenen Vorteil; sie ist we<strong>de</strong>r von Launen noch von menschlichemLob abhängig. Wer die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> annimmt, <strong>de</strong>ssen Herz75


BILDER VOM REICHE GOTTESfließt über von Liebe zu Gott und zu <strong>de</strong>nen, für die Christusstarb. Er zeigt kein übertriebenes Geltungsbedürfnis mehr. SeineMitmenschen liebt er nicht nur, weil sie ihn lieben und ihm gefalleno<strong>de</strong>r weil sie große Stücke auf ihn halten, son<strong>de</strong>rn weil Christussie zu seinem erkauften Eigentum gemacht hat. Er ist nichtbeleidigt, wenn seine Beweggrün<strong>de</strong> und das, was er sagt o<strong>de</strong>r tut,missverstan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r falsch dargestellt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn geht unbeirrtseinen Weg. Er hat ein freundliches und rücksichtsvollesWesen, <strong>de</strong>nkt beschei<strong>de</strong>n von sich und ist doch voller Hoffnung,weil er auf die Gna<strong>de</strong> und Liebe <strong>Gottes</strong> vertraut.Der Apostel ermahnt uns: „Wie <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r euch berufen hat, heiligist, sollt auch ihr heilig sein in eurem Wan<strong>de</strong>l. Denn es stehtgeschrieben: ,Ihr sollt heilig sein, <strong>de</strong>nn ich bin heilig.‘“ (1. Petrus1,15.16) Die Gna<strong>de</strong> Christi soll in unserem Wesen und in <strong>de</strong>m,was wir sagen, zum Ausdruck kommen: Sie zeigt sich in Höflichkeitund Rücksichtnahme gegenüber unseren Mitmenschen, infreundlichen Worten <strong>de</strong>r Ermutigung. Mit ihr sind Engel imHaus, und unser ganzes Leben wird zu einem Dankopfer für Gottwer<strong>de</strong>n. Unsere Liebe zu ihm zeigt sich in Freundlichkeit, Güte,Nachsicht und Geduld gegenüber unseren Mitmenschen.Auch die äußere Erscheinung <strong>de</strong>s Menschen än<strong>de</strong>rt sich: WerChristus im Herzen hat, ihn liebt und seine Gebote hält, <strong>de</strong>ssenGesicht strahlt einen tiefen Glauben aus. Es ist geprägt von Aufrichtigkeit,Frie<strong>de</strong>n mit Gott, einer selbstverständlichen Güteund von Liebe, die keinen menschlichen Ursprung hat.Der Sauerteig <strong>de</strong>r Wahrheit verän<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n ganzen Menschen:Er vere<strong>de</strong>lt das Wesen <strong>de</strong>s Grobschlächtigen, macht <strong>de</strong>n Schroffenfreundlich, <strong>de</strong>n Egoisten freigebig und veranlasst je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>rmit Sün<strong>de</strong> befleckt ist, sich im Blut <strong>de</strong>s Lammes reinzuwaschen.Sein Leben spen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Wirken bringt Geist, Seele und alle Kräfte<strong>de</strong>s Leibes in Einklang mit <strong>de</strong>m Göttlichen. Der Mensch erhältAnteil am göttlichen Wesen und entwickelt zur Ehre Christi einenvortrefflichen, vollkommenen Charakter. Angesichts solcherVerän<strong>de</strong>rungen stimmen die Engel ein Loblied an. Gott undChristus freuen sich über alle Menschen, die sich nach <strong>de</strong>m göttlichenEbenbild umgestalten lassen.76


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 8Der verborgene Schatz„Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, <strong>de</strong>nein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freu<strong>de</strong> ging er hinund verkaufte alles, was er hatte, und kaufte <strong>de</strong>n Acker.“ (Matthäus13,44)Im Altertum war es gang und gäbe, kostbaren Besitz in <strong>de</strong>rEr<strong>de</strong> zu vergraben. Raub und Diebstahl kamen häufig vor, undbei je<strong>de</strong>m Regierungswechsel mussten die <strong>Reiche</strong>n damit rechnen,dass man ihnen hohe Abgaben auferlegte. Außer<strong>de</strong>m wardas Land ständig durch Überfälle plün<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Regimenter gefähr<strong>de</strong>t.Infolge<strong>de</strong>ssen bemühten sich die <strong>Reiche</strong>n, ihren Besitz zuverstecken, um ihn zu erhalten, und als sicherer Ort dafür galtdie Er<strong>de</strong>. Oft allerdings geriet das Versteck in Vergessenheit,entwe<strong>de</strong>r weil <strong>de</strong>r Eigentümer starb o<strong>de</strong>r durch Gefangenschafto<strong>de</strong>r Verbannung von seinem Besitz getrennt wur<strong>de</strong>. Dann wartete<strong>de</strong>r so sorgfältig versteckte Schatz auf <strong>de</strong>n glücklichen Fin<strong>de</strong>r.Zur Zeit Christi war es durchaus nichts Ungewöhnliches, aufbrachliegen<strong>de</strong>m Land alte Münzen o<strong>de</strong>r Gold- und Silberschmuckzu ent<strong>de</strong>cken.Jemand hat Land gepachtet, um es zu bewirtschaften. Als seineOchsen es umpflügen, kommt ein vergrabener Schatz zu Tage.Der Mann sieht sofort, dass hier ein Vermögen liegen muss. Deshalblegt er das Gold in sein Versteck zurück, eilt nach Haus undverkauft alles, was er besitzt, um das Feld, auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Schatzvergraben ist, zu erwerben. Seine Familie und seine Nachbarnhalten ihn für verrückt; ihnen erscheint das Stück Land durchausnicht wertvoll. Doch <strong>de</strong>r Mann weiß genau, was er tut. Sobald77


BILDER VOM REICHE GOTTESihm <strong>de</strong>r Acker überschrieben ist, durchsucht er ihn Stück fürStück, bis er <strong>de</strong>n Schatz, <strong>de</strong>r nun ihm gehört, fin<strong>de</strong>t.Dieses Gleichnis will uns zeigen, wie wertvoll <strong>de</strong>r himmlischeSchatz ist und wie sehr wir uns darum bemühen sollten, in seinenBesitz zu gelangen. Der Mann, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schatz im Acker fand,war bereit, sich von allem, was er besaß, zu trennen und unermüdlichzu arbeiten, um die versteckten Wertgegenstän<strong>de</strong> zu erwerben.In gleicher Weise wird <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r um <strong>de</strong>n himmlischenSchatz weiß, keine Arbeit zu schwer und kein Opfer zu groß sein,wenn es darum geht, die Reichtümer <strong>de</strong>r Wahrheit zu gewinnen.Der Acker im Gleichnis steht für die Heilige Schrift; <strong>de</strong>rSchatz ist die Frohe Botschaft. In <strong>de</strong>r ganzen Er<strong>de</strong> gibt es nicht soviele Golda<strong>de</strong>rn und verborgene Schätze wie im Wort <strong>Gottes</strong>.78Wie ist <strong>de</strong>r Schatz verborgen?Das Gleichnis sagt uns, dass die Schätze <strong>de</strong>s Evangeliums verborgensind. Wer sich selbst für klug hält, wer aufgeblasen ist von<strong>de</strong>n Lehren eitler Menschenweisheit, kann die Schönheit, dieKraft und das Geheimnis <strong>de</strong>s Erlösungsplanes nicht erkennen.Viele haben Augen und sehen nicht, Ohren und hören nicht,Verstand und erkennen doch nicht die verborgenen Schätze <strong>de</strong>rWahrheit.Über die Stelle, an <strong>de</strong>r ein kostbarer Schatz verborgen liegt,mag ein Mensch achtlos hinweggehen. Vielleicht setzt er sich, <strong>de</strong>rin äußerster Armut lebt, sogar unter einen Baum, um auszuruhen,ohne zu ahnen, dass an <strong>de</strong>n Wurzeln ein Vermögen ruht. Soerging es <strong>de</strong>m jüdischen Volk. Wie ein gol<strong>de</strong>ner Schatz war ihmdie Wahrheit anvertraut wor<strong>de</strong>n. Christus selbst hatte <strong>de</strong>n jüdischen<strong>Gottes</strong>dienst eingesetzt, <strong>de</strong>r daher das Zeichen <strong>de</strong>s Göttlichentrug.Vorbil<strong>de</strong>r und Symbole stellten die großen Erlösungswahrheitengleichsam verschleiert dar. Doch als Christus kam, erkanntendie Ju<strong>de</strong>n in ihm nicht <strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>n all diese Sinnbil<strong>de</strong>r hinwiesen.Zwar war ihnen das Wort <strong>Gottes</strong> in die Hand gegeben wor<strong>de</strong>n;aber die Überlieferungen, die von Generation zu Generationweitergegeben wor<strong>de</strong>n waren, und die auf menschlicher Meinung


BILDER VOM REICHE GOTTESberuhen<strong>de</strong>n Auslegungen <strong>de</strong>r heiligen Schriften verbargen ihnendie große Wahrheit, wie sie sich in Jesus offenbart. Die geistlicheBe<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r heiligen Schriften war in Vergessenheit geraten;die Schatzkammer <strong>de</strong>r Erkenntnis stand ihnen offen, aber sie sahendies nicht.Gott verbirgt seine Wahrheit nicht; die Menschen selbstverdunkeln sie durch ihr Han<strong>de</strong>ln. Christus gab <strong>de</strong>m jüdischenVolk genügend Beweise dafür, dass er <strong>de</strong>r Messias war; doch inseinen Lehren for<strong>de</strong>rte er die Menschen zu einer grundlegen<strong>de</strong>nÄn<strong>de</strong>rung ihres Lebenswan<strong>de</strong>ls auf. Die Zuhörer erkannten, dasssie ihnen lieb gewor<strong>de</strong>ne Gewohnheiten und Vorstellungen,selbstsüchtige und gottlose Praktiken aufgeben müssten, wennsie Christus als die unverän<strong>de</strong>rliche, ewige Wahrheit annahmen.Dieses Opfer wollten sie nicht bringen, <strong>de</strong>shalb verwarfen sieauch die schlüssigsten Beweise, mit <strong>de</strong>nen Gott ihren Glauben anChristus wecken wollte. Sie bekannten sich zwar zu <strong>de</strong>n Lehren<strong>de</strong>s Alten Testaments, weigerten sich aber, die in ihm enthaltenenHinweise auf das Leben und Wesen Christi anzuerkennen.Sie hatten Angst davor, sich überzeugen zu lassen, weil sie dannihr Leben hätten än<strong>de</strong>rn und ihre vorgefassten Absichten hättenaufgeben müssen. Der Schatz <strong>de</strong>s Evangeliums – <strong>de</strong>r Weg, dieWahrheit und das Leben – war mitten unter ihnen; sie aber wiesendiese größte Gabe, die <strong>de</strong>r Himmel anbieten konnte, zurück.„Doch auch von <strong>de</strong>n Oberen glaubten viele an ihn“, lesen wir,„aber um <strong>de</strong>r Pharisäer willen bekannten sie es nicht, um nichtaus <strong>de</strong>r Synagoge ausgestoßen zu wer<strong>de</strong>n.“ (Johannes 12,42) Siewaren überzeugt, dass Jesus <strong>de</strong>r Sohn <strong>Gottes</strong> sei, doch es passtenicht in ihre ehrgeizigen Pläne, sich zu ihm zu bekennen. Ihnenfehlte jenes gläubige Vertrauen, das ihnen <strong>de</strong>n himmlischenSchatz gesichert hätte. Statt<strong>de</strong>ssen suchten sie weltlichen Reichtum.Auch heute sind die Menschen auf <strong>de</strong>r Jagd nach materiellenGütern, erfüllt von selbstsüchtigem, ehrgeizigem Streben. Wennes um weltlichen Reichtum, Ehre o<strong>de</strong>r Macht geht, sind sie gernbereit, <strong>de</strong>n Wertvorstellungen, Bräuchen und Erwartungen <strong>de</strong>rMenschen <strong>de</strong>n Vorrang vor <strong>de</strong>n Geboten <strong>Gottes</strong> einzuräumen. DieKostbarkeiten seines Wortes bleiben ihnen <strong>de</strong>shalb verborgen.79


BILDER VOM REICHE GOTTES„Der Mensch kann von sich aus, mit seinen natürlichen Fähigkeiten,nicht erfassen, was <strong>Gottes</strong> Geist sagt. Für ihn ist dasalles Unsinn, <strong>de</strong>nn <strong>Gottes</strong> Geheimnisse erschließen sich nurdurch <strong>Gottes</strong> Geist.“ (1. Korinther 2,14 Hfa) „Die Botschaft, dassJesus Christus unsere Rettung ist, bleibt nur für die dunkel, dieverloren sind. Diese Ungläubigen hat <strong>de</strong>r Satan so verblen<strong>de</strong>t,dass sie das helle Licht <strong>de</strong>s Evangeliums und damit die HerrlichkeitChristi nicht sehen können. Und doch erkennen wir Gottselbst nur durch Christus.“ (2. Korinther 4,3.4 Hfa)80Der Wert <strong>de</strong>s SchatzesDer Heiland sah, dass die Menschen vollkommen damit beschäftigtwaren, nach Geld und Gut zu trachten, und dabei die Wirklichkeit<strong>de</strong>s Ewigen aus <strong>de</strong>n Augen verloren. Hier wollte er Abhilfeschaffen. Um <strong>de</strong>n betören<strong>de</strong>n Bann zu brechen, <strong>de</strong>r sie gefangenhielt, rief er laut: „Was hülfe es <strong>de</strong>m Menschen, wenn er dieganze Welt gewönne und nähme doch Scha<strong>de</strong>n an seiner Seele?O<strong>de</strong>r was kann <strong>de</strong>r Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?“(Matthäus 16,26) Die gefallene Menschheit weist er auf eine vergessene,bessere Welt hin, um ihr die Ewigkeit als eine unzweifelhafteWirklichkeit zu zeigen. Er führt die Menschen zurSchwelle <strong>de</strong>s Ewigen, die von <strong>de</strong>r unsagbaren Herrlichkeit <strong>Gottes</strong>umstrahlt wird, und zeigt ihnen <strong>de</strong>n Schatz, <strong>de</strong>r dort liegt undwertvoller ist als Gold und Silber, neben <strong>de</strong>m aller Reichtum <strong>de</strong>rEr<strong>de</strong> verblasst.„Die Tiefe spricht: ,In mir ist sie nicht‘; und das Meer spricht:,Bei mir ist sie auch nicht.‘ Man kann nicht Gold für sie gebennoch Silber darwägen, sie zu bezahlen. Ihr gleicht nicht Gold vonOphir o<strong>de</strong>r kostbarer Onyx und Saphir. Gold und edles Glas kannman ihr nicht gleichachten noch sie eintauschen um güldnesKleinod. Korallen und Kristall achtet man gegen sie nicht; werWeisheit erwirbt, hat mehr als Perlen.“ (Hiob 28,14-18)Dieser Schatz ist in <strong>de</strong>r Heiligen Schrift zu fin<strong>de</strong>n. Sie ist <strong>Gottes</strong>großes Lehrbuch und Erziehungsmittel. Die Bibel enthält dieGrundlagen aller wahren Wissenschaft. Ihr Studium kann unsje<strong>de</strong>n Erkenntnisbereich zugänglich machen. Der Hauptinhalt


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>s göttlichen Wortes jedoch ist die höchste aller Wissenschaften:die Wissenschaft von <strong>de</strong>r Erlösung. Die Bibel ist gleichsam dasBergwerk <strong>de</strong>s unerforschlichen Reichtums Christi.Wahre höhere Bildung erlangt man, wenn man das Wort <strong>Gottes</strong>studiert und befolgt. Legt man es aber beiseite und greift zuBüchern, die nicht zu Gott und seinem Reich führen, dann erwirbtman eine Bildung, die eigentlich diesen Namen nicht verdient.Die Natur – Er<strong>de</strong>, Meer und Himmel – ist voll wun<strong>de</strong>rbarerWahrheiten. Von ihr sollen wir lernen. Sie unterrichtet uns inhimmlischer Weisheit und ewiger Wahrheit. Der gefalleneMensch jedoch will das nicht verstehen. Die Sün<strong>de</strong> hat seine Auffassungsgabe<strong>de</strong>rart getrübt, dass er die Natur höher als Gottstellt, wenn er sie zu verstehen sucht. Selbst richtige Erkenntnisse,die ihm die Natur vermittelt, bleiben ohne Einfluss auf <strong>de</strong>n,<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> Wort verachtet, und er verdreht sie so, dass sie <strong>vom</strong>Schöpfer fortführen.Für viele steht menschliche Weisheit höher als die <strong>de</strong>s göttlichenLehrers. <strong>Gottes</strong> Lehrbuch betrachten sie als veraltet unduninteressant. Wer dagegen <strong>vom</strong> Heiligen Geist erfüllt ist, erkennt<strong>de</strong>n wertvollen Schatz und ist bereit, alles zu verkaufen,um <strong>de</strong>n Acker zu erwerben, in <strong>de</strong>m er vergraben ist. Nicht diephilosophischen Abhandlungen so genannter berühmter Autorenbeschäftigen ihn, son<strong>de</strong>rn das Wort <strong>de</strong>ssen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsteAutor und Lehrer aller Zeiten ist und <strong>de</strong>r sein Leben für uns gab,damit wir durch ihn ewiges Leben fin<strong>de</strong>n können.Wenn man <strong>de</strong>n Schatz verachtetSatan tut alles, um <strong>de</strong>n Menschen einzure<strong>de</strong>n, dass man auchohne Gott wertvolles Wissen erlangen kann. Durch irreführen<strong>de</strong>sArgumentieren brachte er Adam und Eva dazu, <strong>Gottes</strong> Wort anzuzweifelnund es durch eine Theorie zu ersetzen, die zum Ungehorsamführte. Noch heute hat seine spitzfindige Wortklaubereidie gleiche Wirkung wie damals im Garten E<strong>de</strong>n. Wenn zum BeispielLehrer in ihrem Unterricht die I<strong>de</strong>en ungläubiger Autoreneinfließen lassen, bringen sie <strong>de</strong>n jungen Leuten ein Denken bei,81


BILDER VOM REICHE GOTTESdas zum Misstrauen Gott gegenüber und zur Übertretung seinerGesetze führt. Sie ahnen gar nicht, was sie damit anrichten undwelch schlimme Folgen ihre Arbeit haben wird.Ein junger Mensch mag die beste Schul- und Universitätsausbildungerhalten, die es heute gibt, und alles daransetzen, umsich so viel Wissen wie möglich anzueignen; wenn er aber Gottnicht erkennt und seinen Gesetzen nicht gehorcht, dann zerstörter sich selbst. Eine falsche Lebensweise raubt ihm das Gefühl für<strong>de</strong>n eigenen Wert sowie die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung.Auch bei Angelegenheiten, die ihn ganz persönlich betreffen, fehltihm das rechte Urteilsvermögen. Er lebt ohne Rücksicht auf seinseelisches und körperliches Wohlbefin<strong>de</strong>n und macht sich soselbst zum Wrack. Wirklich glücklich kann er nicht sein. Weil ersich nicht darum bemüht, nach reinen, gesun<strong>de</strong>n Grundsätzen zuleben, wird er abhängig von Gewohnheiten, die ihm <strong>de</strong>n innerenFrie<strong>de</strong>n rauben. Alle Jahre angestrengten Studiums sind umsonst,weil er mit seinen körperlichen und geistigen KräftenRaubbau getrieben und <strong>de</strong>n Tempel seines Leibes zerstört hat. Erhat sich selbst für dieses und das zukünftige Leben ruiniert. Erwollte, in<strong>de</strong>m er nach irdischem Wissen strebte, einen Schatz gewinnen,doch in<strong>de</strong>m er die Bibel beiseite legte, schob er <strong>de</strong>nSchatz von sich, <strong>de</strong>r alles an<strong>de</strong>re an Wert übertrifft.82Die Suche nach <strong>de</strong>m SchatzWir müssen das Wort <strong>Gottes</strong> studieren und auch unsere Kin<strong>de</strong>rmit <strong>de</strong>r Wahrheit vertraut machen, die es birgt. Da fin<strong>de</strong>t sich einunerschöpflicher Schatz! Die meisten stoßen allerdings nicht aufihn, weil sie nicht intensiv genug suchen. Viele begnügen sich mitVermutungen über die Wahrheit und bleiben so an <strong>de</strong>r Oberfläche,in <strong>de</strong>r Annahme, alles Wesentliche erkannt zu haben. Sienehmen als wahr hin, was an<strong>de</strong>re behaupten, und sind zu träge,um sich selbst ernsthaft an die Arbeit zu machen wie <strong>de</strong>r Mannim Gleichnis <strong>vom</strong> verborgenen Schatz. Aber wir können uns nichtauf menschliche Gedankengebäu<strong>de</strong> verlassen. Sie sind gefährlich,weil sie <strong>de</strong>n Menschen an die Stelle <strong>Gottes</strong> setzen und menschlicheAussagen höher bewerten als das Wort <strong>Gottes</strong>.


BILDER VOM REICHE GOTTESChristus ist die Wahrheit. Seine Worte sind die Wahrheit undhaben eine viel tiefere Be<strong>de</strong>utung, als oberflächlich sichtbar wird.Alles, was er gesagt hat, besitzt einen Wert, <strong>de</strong>r weit über dasunscheinbare Äußere hinausgeht. Wer <strong>vom</strong> Heiligen Geist erleuchtetist, wird diesen Wert erkennen und die kostbaren E<strong>de</strong>lsteine<strong>de</strong>r Wahrheit auch dann ent<strong>de</strong>cken, wenn sie in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>vergraben sind.Menschliche Theorien und Spekulationen führen niemals zumVerständnis <strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong>. Manche, die sich selbst für intellektuellhalten, glauben die Schatzkammer <strong>de</strong>r Erkenntnis durcheigene Erklärungen aufschließen zu müssen, angeblich, um zuverhin<strong>de</strong>rn, dass Ketzereien verbreitet wer<strong>de</strong>n. Dabei sind falscheLehren und ketzerische Ansichten gera<strong>de</strong> aus solchen Erklärungenentstan<strong>de</strong>n. Viel Mühe ist aufgewandt wor<strong>de</strong>n, umSchriftstellen zu erläutern, die dunkel und schwer verständlichschienen. Aber allzu häufig haben diese Erklärungen das, was sieerhellen sollten, nur noch mehr verdunkelt.Die Priester und Pharisäer meinten, Großes zu leisten, wennsie in ihren Predigten die eigenen Schrift<strong>de</strong>utungen über dasWort <strong>Gottes</strong> stellten; doch Christus sagte ihnen: „Ihr irrt, weil ihrwe<strong>de</strong>r die Schrift kennt noch die Kraft <strong>Gottes</strong>.“ (Markus 12,24)Und er klagte sie an: „... sie lehren solche Lehren, die nichts sindals Menschengebote.“ (Markus 7,7) Obgleich sie Lehrer <strong>de</strong>r Offenbarungen<strong>Gottes</strong> waren und in <strong>de</strong>m Ruf stan<strong>de</strong>n, sein Wort zuverstehen, lebten sie doch nicht nach diesem Wort. Seine wahreBe<strong>de</strong>utung konnten sie nicht erkennen, weil Satan sie verblen<strong>de</strong>thatte.Auch in unseren Tagen verhalten sich viele so, und viele Kirchenmachen sich dieser Sün<strong>de</strong> schuldig. Die angeblich Gelehrtenstehen in <strong>de</strong>r großen Gefahr, <strong>de</strong>n gleichen Fehler wie die jüdischenSchriftgelehrten damals zu begehen. Sie legen die göttlicheOffenbarung falsch aus, bringen damit suchen<strong>de</strong> Menschen inVerwirrung und halten sie in Unwissenheit, weil sie selbst diegöttliche Wahrheit nicht richtig verstehen.Niemand braucht die Schrift im schwachen Licht menschlicherÜberlieferung o<strong>de</strong>r Mutmaßungen zu lesen. Wie es absurdwäre, die Sonne mit einer Fackel anleuchten zu wollen, so ist es83


BILDER VOM REICHE GOTTESauch unsinnig, die Schrift durch menschliche Tradition o<strong>de</strong>r eigeneVorstellungen auslegen zu wollen. <strong>Gottes</strong> heiliges Wortbraucht nicht <strong>de</strong>n Fackellichtschein dieser Er<strong>de</strong>, um seinen herrlichenGlanz entfalten zu können. Es ist ja selbst das Licht, dieoffenbarte Herrlichkeit <strong>Gottes</strong>, neben <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>re Lichttrüb wirkt.Freilich, ernsthaft studieren und sorgfältig erforschen mussman das Wort <strong>Gottes</strong> schon. Die klare, <strong>de</strong>utliche Erkenntnis <strong>de</strong>rWahrheit fällt keinem Untätigen in <strong>de</strong>n Schoß. Auch im Alltagerreichen wir ja bekanntlich nichts ohne geduldige und beständigeAnstrengung.Will jemand Erfolg im Geschäftsleben haben, dann muss ermit <strong>de</strong>m festen Vorsatz, etwas zu schaffen, an die Arbeit gehenund zuversichtlich in die Zukunft schauen. Genauso können wirnicht erwarten, geistliche Erkenntnis zu erhalten, ohne unsernstlich darum zu bemühen. Wer die Schätze <strong>de</strong>r Wahrheit fin<strong>de</strong>nwill, muss nach ihnen graben, wie <strong>de</strong>r Bergmann nach <strong>de</strong>mReichtum schürft, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> verborgen ist. Halbherzige,gleichgültige Arbeit bringt nichts zu Stan<strong>de</strong>. Jung und Alt müssendas Wort <strong>Gottes</strong> nicht nur lesen, son<strong>de</strong>rn es unter Gebet mitganzem Herzen erforschen und nach <strong>de</strong>r Wahrheit suchen wienach einem verborgenen Schatz. Wer das tut, wird belohnt wer<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>nn Christus schenkt ihm ein besseres Verständnis <strong>de</strong>rWahrheit.84Viel hängt <strong>vom</strong> Suchen abUnser Heil hängt davon ab, ob wir die Wahrheit, die in <strong>de</strong>r Bibelzu fin<strong>de</strong>n ist, erkennen. Gott will, dass wir sie besitzen. Durchforschedarum die Bibel mit offenem Herzen! Suche in <strong>Gottes</strong> Wort,wie <strong>de</strong>r Bergmann in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> nach Golda<strong>de</strong>rn gräbt. Gib nichteher auf, als bis du über <strong>de</strong>in Verhältnis zu Gott Klarheit gewonnenhast und weißt, was er mit dir vorhat.Christus hat verheißen: „Und was ihr bitten wer<strong>de</strong>t in meinemNamen, das will ich tun, damit <strong>de</strong>r Vater verherrlicht wer<strong>de</strong> imSohn. Was ihr mich bitten wer<strong>de</strong>t in meinem Namen, das will ichtun.“ (Johannes 14,13.14)


BILDER VOM REICHE GOTTESEs gibt fromme und intelligente Menschen, die schon etwasvon <strong>de</strong>r göttlichen Wirklichkeit erfasst haben und <strong>de</strong>nen doch oftdas tiefe Verständnis fehlt, weil das Sichtbare ihnen die Herrlichkeit<strong>de</strong>s Unsichtbaren verbirgt. Wer <strong>de</strong>n verborgenen Schatzmit Erfolg suchen will, muss nach höheren Zielen streben alsnach <strong>de</strong>n Dingen dieser Welt; er muss alle seine Neigungen undFähigkeiten dafür einsetzen.Ungehorsam hat schon oft die Tür zu tieferer Erkenntnis verschlossen,die man aus <strong>de</strong>m Wort <strong>Gottes</strong> gewinnen kann. Erkenntnissetzt Gehorsam gegenüber <strong>Gottes</strong> Geboten voraus. Mandarf die Heilige Schrift nicht menschlichem Vorurteil und Misstrauenanpassen. Sie ist nur für die verständlich, die <strong>de</strong>mütig dieWahrheit suchen, um Gott gehorchen zu können.Du fragst: Was muss ich tun, um selig zu wer<strong>de</strong>n? Zunächsteinmal musst du, noch ehe du mit <strong>de</strong>m Bibelstudium beginnst,alle vorgefassten Meinungen, alle überlieferten und angenommenenI<strong>de</strong>en über Bord werfen. Wenn du in <strong>de</strong>r Schrift nur suchst,um <strong>de</strong>ine eigenen Ansichten bestätigt zu bekommen, wirst du dieWahrheit niemals fin<strong>de</strong>n. Versuche lieber beim Lesen <strong>de</strong>r Bibelzu erfahren, was <strong>de</strong>r Herr dir sagen möchte. Wenn du beim Studiumzu einer Überzeugung kommst, die mit <strong>de</strong>inen Lieblingsi<strong>de</strong>ennicht vereinbar ist, dann versuche nicht, die gefun<strong>de</strong>neWahrheit <strong>de</strong>inen Vorstellungen anzupassen, son<strong>de</strong>rn nimm diegeschenkte Erkenntnis an. Öffne Sinn und Herz, damit du aus<strong>de</strong>m Wort <strong>Gottes</strong> wun<strong>de</strong>rbare Erkenntnis gewinnen kannst.Der Glaube an Christus als <strong>de</strong>n Heiland <strong>de</strong>r Welt braucht dieBestätigung durch <strong>de</strong>n von Gott erleuchteten Verstand, <strong>de</strong>r seinerseitsunter <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>s Herzens steht, das <strong>de</strong>n himmlischenSchatz erkennt und zu schätzen weiß. Dieser Glaube istun<strong>de</strong>nkbar ohne Buße und Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Wesens. Wahrhaftglauben be<strong>de</strong>utet, <strong>de</strong>n Evangeliumsschatz zu fin<strong>de</strong>n und mit all<strong>de</strong>n daraus erwachsen<strong>de</strong>n Verpflichtungen anzunehmen.„Es sei <strong>de</strong>nn, dass jemand von neuem geboren wer<strong>de</strong>, so kanner das Reich <strong>Gottes</strong> nicht sehen.“ (Johannes 3,3) Er kann darüberVermutungen anstellen und seine Fantasie spielen lassen, dochohne das Auge <strong>de</strong>s Glaubens wird er <strong>de</strong>n Schatz nicht sehen.Christus gab sein Leben, um uns diesen unermesslichen Reich-85


BILDER VOM REICHE GOTTEStum zu sichern; aber ohne Wie<strong>de</strong>rgeburt durch <strong>de</strong>n Glauben ansein Blut gibt es keine Vergebung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>n und keine Erlösungfür Menschen, die dabei sind, zu Grun<strong>de</strong> zu gehen.Wir brauchen die Erleuchtung durch <strong>de</strong>n Heiligen Geist, umdie Wahrheiten im Wort <strong>Gottes</strong> erkennen zu können. Die Schönheitunserer natürlichen Welt wird erst sichtbar, wenn das Licht<strong>de</strong>r Sonne die Dunkelheit vertreibt und sie bescheint. Ebensowissen wir die Kostbarkeiten im Wort <strong>Gottes</strong> erst dann richtig zuschätzen, wenn die Sonne <strong>de</strong>r Gerechtigkeit sie mit ihren hellenStrahlen erglänzen lässt.Der Heilige Geist, <strong>de</strong>n das Erbarmen <strong>de</strong>r ewigen Liebe <strong>vom</strong>Himmel gesandt hat, schenkt je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r fest an Christus glaubt,das Verständnis für geistliche Dinge. Durch sein Wirken prägt eruns jene entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Wahrheiten ein, von <strong>de</strong>nen unsere Errettungabhängt, und zeigt uns so klar, welchen Weg wir gehensollen, dass niemand zu irren braucht. Wenn wir die Bibel erforschen,sollten wir Gott bitten, dass das Licht seines HeiligenGeistes sein Wort erhelle, damit wir <strong>de</strong>ssen Schätze ent<strong>de</strong>ckenund würdigen können.86Das Suchen lohnt sichNiemand soll glauben, für ihn gebe es nichts mehr zu lernen. Dermenschliche Intellekt mag messbar sein; die Werke menschlicherAutoren kann man für sich selbst vielleicht ganz erschließen, aberunser Fassungsvermögen reicht bei weitem nicht aus, um Gott zubegreifen. Es gibt eine Unendlichkeit, die sich unserem Verständnisentzieht. Wir haben bisher nur einen Schimmer <strong>de</strong>r göttlichenHerrlichkeit, Erkenntnis und unendlichen Weisheit erblickt; wirhaben sozusagen an <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Bergwerkes gearbeitet,während weiter unten reiche Golda<strong>de</strong>rn darauf warten, <strong>de</strong>n Suchen<strong>de</strong>nzu belohnen. Wenn wir <strong>de</strong>n Schacht immer tiefer hinabtreiben,wer<strong>de</strong>n wir schließlich auf <strong>de</strong>n Schatz stoßen. Der rechteGlaube wird uns zu göttlicher Erkenntnis verhelfen.Wer die Schrift im Geist Christi erforscht, wird belohnt wer<strong>de</strong>n.Wer sich wie ein Kind belehren lässt und sein ganzes Vertrauenauf Gott setzt, fin<strong>de</strong>t die Wahrheit in seinem Wort. Wären


BILDER VOM REICHE GOTTESdie Menschen gehorsam, dann könnten sie die Absichten <strong>Gottes</strong>verstehen, und die himmlische Welt wür<strong>de</strong> ihnen ihre noch unerforschtenSchatzkammern <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> öffnen. Die ganze Menschheitwür<strong>de</strong> eine grundlegen<strong>de</strong> Wandlung ihres Wesens erfahren,weil das tiefe Eindringen in die Wahrheit je<strong>de</strong>n vere<strong>de</strong>lt. Das Geheimnis<strong>de</strong>r Erlösung, die Menschwerdung Christi und seinSühnopfer wären für sie nicht länger vage Vorstellungen, son<strong>de</strong>rnkönnten von ihnen bald besser verstan<strong>de</strong>n und höher geschätztwer<strong>de</strong>n.In seinem hohepriesterlichen Gebet hat Jesus <strong>de</strong>r Welt etwasmitgeteilt, was sich uns in Herz und Sinn einprägen sollte: „Dasist aber das ewige Leben“, so sagte er, „dass sie dich, <strong>de</strong>r du alleinwahrer Gott bist, und <strong>de</strong>n du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“(Johannes 17,3) Diese Erkenntnis ist wahre Bildung; sieschenkt uns geistliche Kraft. Wenn wir Gott und Jesus Christus,<strong>de</strong>n er gesandt hat, aus Erfahrung kennen, wer<strong>de</strong>n wir wie<strong>de</strong>rzum Ebenbild <strong>Gottes</strong> wer<strong>de</strong>n, die Herrschaft über uns selbst zurückgewinnenund unser Triebleben <strong>de</strong>n höheren Kräften <strong>de</strong>sGeistes unterordnen können. Auf diese Weise wer<strong>de</strong>n wir zu Kin<strong>de</strong>rn<strong>Gottes</strong> und Erben <strong>de</strong>s Himmels, kommen in dauerhafte Verbindungmit <strong>de</strong>m Geist <strong>de</strong>s Unendlichen und haben Zugang zu<strong>de</strong>n Reichtümern <strong>de</strong>s Universums.Das also ist die Erkenntnis, die durch das Forschen im Wort<strong>Gottes</strong> gewonnen wird. Diesen Schatz kann je<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sichdarum bemüht.„Wenn du nach Vernunft rufst und <strong>de</strong>ine Stimme nach Einsichterhebst; wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschestwie nach Schätzen: dann wirst du die Furcht <strong>de</strong>s Herrnverstehen und die Erkenntnis <strong>Gottes</strong> fin<strong>de</strong>n. Denn <strong>de</strong>r Herr gibtWeisheit, und aus seinem Mun<strong>de</strong> kommt Erkenntnis und Einsicht.Er lässt es <strong>de</strong>n Aufrichtigen gelingen und beschirmt dieFrommen. Er behütet, die recht tun, und bewahrt <strong>de</strong>n Weg seinerFrommen. Dann wirst du verstehen Gerechtigkeit und Recht undFrömmigkeit und je<strong>de</strong>n guten Weg. Denn Weisheit wird in <strong>de</strong>inHerz eingehen.“ (Sprüche 2,3-10)87


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 9Die kostbare PerleDie erlösen<strong>de</strong> Liebe mit ihren segensreichen Auswirkungen verglich<strong>de</strong>r Heiland mit einer kostbaren Perle. Er veranschaulichteseine Botschaft an <strong>de</strong>r Geschichte <strong>vom</strong> Kaufmann, <strong>de</strong>r gute Perlensuchte. „Und als er eine köstliche Perle fand, ging er hin undverkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“ (Matthäus 13,46)Christus selbst ist diese wertvolle Perle. In ihm fin<strong>de</strong>n wir dieganze Herrlichkeit <strong>de</strong>s Vaters und die Fülle <strong>de</strong>s Wesens <strong>Gottes</strong>.Er spiegelt die Herrlichkeit seines Vaters wi<strong>de</strong>r und ist <strong>de</strong>ssengetreues Ebenbild. Sein Wesen ist geprägt von <strong>de</strong>n wun<strong>de</strong>rbarenEigenschaften <strong>Gottes</strong>. Je<strong>de</strong> Seite <strong>de</strong>r Heiligen Schrift ist von seinemLicht erleuchtet. Die Gerechtigkeit Christi weist genau wieeine reine, weiße Perle we<strong>de</strong>r Makel noch Flecken auf. KeinMensch kann dieses wertvolle Geschenk <strong>Gottes</strong> noch verbessern,<strong>de</strong>nn es ist vollkommen. Christus, in <strong>de</strong>m „verborgen liegen alleSchätze <strong>de</strong>r Weisheit und <strong>de</strong>r Erkenntnis“ (Kolosser 2,3), ist „unsvon Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zurHeiligung und zur Erlösung“ (1. Korinther 1,30). Alles, was unsereinnigsten Wünsche und tiefsten Bedürfnisse in dieser und <strong>de</strong>rzukünftigen Welt befriedigen kann, fin<strong>de</strong>n wir in Christus. UnserErlöser ist eine so kostbare Perle, dass im Vergleich dazu allesan<strong>de</strong>re wertlos erscheint.Christus „kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihnnicht auf“ (Johannes 1,11). <strong>Gottes</strong> Licht schien in die dunkleWelt, „und die Finsternis hat’s nicht ergriffen“ (Johannes 1,5).Doch nicht alle waren <strong>de</strong>m Geschenk <strong>de</strong>s Himmels gegenübergleichgültig. Der Kaufmann im Gleichnis steht für die Menschen,88


BILDER VOM REICHE GOTTESdie ein echtes Bedürfnis nach <strong>de</strong>r Wahrheit hatten. Bei vielenVölkern gab es aufrichtige, nach<strong>de</strong>nkliche Menschen, die sich mitLiteratur, Wissenschaft und <strong>de</strong>n heidnischen Religionen beschäftigthatten, um das zu fin<strong>de</strong>n, was für sie <strong>de</strong>r größte geistlicheSchatz sein könnte. Auch unter <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n waren etliche, dienach <strong>de</strong>m suchten, was ihnen fehlte. Unbefriedigt von einer Religion,die sich in äußerlichen Formen erschöpft, hatten sie ein Verlangennach <strong>de</strong>m, was geistlich ist und zu Gott führt. Zu letzterengehörten die Jünger, die Christus erwählt hatte, zu <strong>de</strong>n erstenKornelius und <strong>de</strong>r Kämmerer aus Äthiopien. Sie hatten um Erkenntnisvon Gott gebetet und sie stets gesucht. Als sie Christuskennen lernten, nahmen sie ihn freudig an.Die Perle im Gleichnis ist kein Geschenk: Der Kaufmann veräußerteseinen ganzen Besitz, um sie zu erwerben. Viele stellendiese Auslegung infrage, weil Christus in <strong>de</strong>r Bibel doch als einGeschenk <strong>Gottes</strong> gezeigt wird. Das ist er auch wirklich, allerdingsnur für diejenigen, die ihm ihr Leben vollständig anvertrauen.Wir sollen uns Christus schenken und willig all seinen For<strong>de</strong>rungengehorchen. Alles, was wir sind, all unsere Begabungen undFähigkeiten verdanken wir <strong>de</strong>m Herrn; <strong>de</strong>shalb wollen wir sie inseinen Dienst stellen. Wenn wir auf diese Weise ganz Christusangehören wollen, dann schenkt er sich uns mit all seinen Himmelsschätzen.So kommen wir in <strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>r kostbaren Perle.Unsere Erlösung ist ein Geschenk, und doch können wir siekaufen und verkaufen. Auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> kannman, bildlich gesprochen, die kostbare Perle ohne Geld, ohne je<strong>de</strong>Bezahlung erhalten. Auf diesem Markt kann also je<strong>de</strong>r himmlischeGüter erwerben. Das Schatzhaus mit <strong>de</strong>n E<strong>de</strong>lsteinen <strong>de</strong>rWahrheit steht allen offen. „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan“,sagt Gott, „und niemand kann sie zuschließen.“ (Offenbarung3,8) Kein bewaffneter Wächter steht vor dieser Tür; vielmehrfor<strong>de</strong>rn uns einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Stimmen auf: Komm! Ernst undliebevoll lädt uns <strong>de</strong>r Heiland ein: „Ich rate dir, dass du Gold vonmir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wer<strong>de</strong>st.“(Offenbarung 3,18)Das Evangelium von Christus ist ein Segen, an <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r teilhabenkann. Bettelarmen wird die Erlösung ebenso angeboten89


BILDER VOM REICHE GOTTESwie Steinreichen. Sie kann nicht für alles Geld dieser Welt erworbenwer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn nur durch die Bereitschaft, Christus gehorchenund ihm ganz angehören zu wollen. Selbst wenn wirnoch so gebil<strong>de</strong>t sind, kann uns diese Tatsache allein nicht näherzu Gott bringen. Die Pharisäer hatten in ihrem persönlichen undgeistlichen Leben so viel Gutes empfangen, dass sie stolz prahlenkonnten: „Ich bin reich und habe genug und brauche nichts!“ InWirklichkeit aber waren sie „elend und jämmerlich, arm, blindund bloß“ (Offenbarung 3,17). Christus bot ihnen die kostbarePerle an, doch sie konnten sich nicht dazu herablassen, sie anzunehmen.Darum kündigte er ihnen an: „Die Zöllner und Hurenkommen eher ins Reich <strong>Gottes</strong> als ihr.“ (Matthäus 21,31)Die Erlösung können wir uns nicht verdienen; wir sollen abermit so viel Eifer und Ausdauer nach ihr streben, als wenn es darumginge, alles in <strong>de</strong>r Welt dafür herzugeben.Es kommt also darauf an, die kostbare Perle zu suchen – allerdingsnicht auf <strong>de</strong>n Märkten und nach <strong>de</strong>r Art dieser Welt. DerPreis, <strong>de</strong>r von uns dafür verlangt wird, ist nicht Gold o<strong>de</strong>r Silber,die ja ohnehin Gott gehören. Wir müssen <strong>de</strong>shalb die Vorstellungaufgeben, dass irgendwelche Vorzüge – seien sie nun materiellero<strong>de</strong>r geistlicher Art – uns zur Erlösung verhelfen könnten. Gotterwartet vielmehr, dass wir ihm gehorchen und nicht mehr sündigenwollen. Christus sagt: „Wer überwin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>m will ich geben,mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwun<strong>de</strong>nhabe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.“(Offenbarung 3,21)Es gibt Menschen, die scheinbar ständig auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>rhimmlischen Perle sind. Dabei fehlt ihnen aber die Bereitschaft,ihren verkehrten Lebensstil radikal zu än<strong>de</strong>rn und ihr ichbezogenesDenken aufzugeben, damit Christus in ihnen Gestalt gewinnenkönnte. So bleibt ihr Suchen ergebnislos. Ihr wenigfrommes Geltungsbedürfnis und ihre Vergnügungssucht habensie noch nicht hinter sich gelassen, und sie <strong>de</strong>nken nicht daran,ihr Kreuz auf sich zu nehmen, um Christus auf <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>rSelbstverleugnung und Aufopferung zu folgen. Um wahre Christenzu sein, fehlt solchen Menschen oft nicht viel. Sie scheinen<strong>de</strong>m Himmelreich nahe zu sein, gelangen aber nicht hinein. Bei-90


BILDER VOM REICHE GOTTESnahe, doch nicht ganz gerettet, das be<strong>de</strong>utet: ganz – nicht nurbeinahe – verloren!Das Gleichnis <strong>vom</strong> Kaufmann, <strong>de</strong>r wertvolle Perlen suchte,hat eine doppelte Be<strong>de</strong>utung: Es bezieht sich nicht nur auf Menschen,die nach <strong>de</strong>m Reich <strong>Gottes</strong> streben, son<strong>de</strong>rn auch aufChristus, <strong>de</strong>r sein verlorenes Erbe wie<strong>de</strong>rgewinnen will. Er, <strong>de</strong>rhimmlische Kaufmann auf <strong>de</strong>r Suche nach wertvollen Perlen, sahin <strong>de</strong>r gefallenen Menschheit eine kostbare Perle. Wie verdorbenund heruntergekommen jemand durch die Sün<strong>de</strong> auch seinmochte – Christus wusste, dass auch er gerettet wer<strong>de</strong>n konnte.Menschen, die einen inneren Kampf mit Satan ausgefochten habenund durch die Macht <strong>de</strong>r Liebe gerettet wor<strong>de</strong>n sind, sind fürJesus kostbarer als solche, die nie <strong>vom</strong> rechten Weg abgekommensind. Für Gott war also die Menschheit nicht verdorben und wertlos.Er nahm sich ihrer in Christus an und sah, wie die Machtseiner erlösen<strong>de</strong>n Liebe sie umgestalten könnte. Allen Reichtum<strong>de</strong>s Weltalls sammelte er und bot ihn für diese Perle an. Jesuswird diese Perle, die er gefun<strong>de</strong>n hat, in seine Herrscherkroneeinsetzen. „Steine an seinem Dia<strong>de</strong>m sind sie, die über seinemLand funkeln.“ (Sacharja 9,16 EB) „Sie sollen, spricht <strong>de</strong>r HerrZebaoth, an <strong>de</strong>m Tage, <strong>de</strong>n ich machen will, mein Eigentumsein.“ (Maleachi 3,17)Doch unser wichtigstes Thema, mit <strong>de</strong>m wir uns gar nicht genugbeschäftigen können, ist Christus, die kostbare Perle, dieserHimmelsschatz, <strong>de</strong>n wir besitzen dürfen. Der Heilige Geist offenbartuns, wie überaus kostbar diese schöne Perle ist. Immer wenner mit Macht wirkt, geschieht es, dass dieses himmlische Geschenkin beson<strong>de</strong>rer Weise gesucht und gefun<strong>de</strong>n wird. Zur ZeitJesu hörten viele das Evangelium, doch war ihr Denken durchfalsche Lehren irregeleitet, sodass sie in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>mütigen Lehreraus Galiläa nicht <strong>de</strong>n Gesandten <strong>Gottes</strong> erkennen konnten. Nachseiner Himmelfahrt aber signalisierte die Ausgießung <strong>de</strong>s HeiligenGeistes, dass Christus nun in sein Mittleramt im Himmeleingesetzt war.Zu Pfingsten wur<strong>de</strong> dieser Geist <strong>de</strong>n Zeugen Christi gegeben,die daraufhin die Kraft <strong>de</strong>s auferstan<strong>de</strong>nen Heilands verkündigten.Nun drang himmlisches Licht in die düsteren Gedanken <strong>de</strong>-91


BILDER VOM REICHE GOTTESrer, die von <strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong>n Christi betrogen wor<strong>de</strong>n waren, und siesahen ihren Meister „erhöht zum Fürsten und Heiland, um IsraelBuße und Vergebung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>n zu geben“ (Apostelgeschichte5,31). Sie sahen, wie er, umgeben von <strong>de</strong>r Herrlichkeit <strong>de</strong>s Himmels,unermessliche Schätze in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hielt, um sie all <strong>de</strong>nenzu schenken, die sich nicht mehr gegen ihn auflehnten. Alsdie Apostel ihren Zuhörern die Herrlichkeit <strong>de</strong>s Sohnes <strong>Gottes</strong>vor Augen malten, wur<strong>de</strong>n dreitausend Menschen bekehrt. Plötzlichsahen sie sich so, wie sie wirklich waren, nämlich sündig undbefleckt, und sie erkannten in Christus ihren Freund und Erlöser.Durch die Kraft <strong>de</strong>s Heiligen Geistes, <strong>de</strong>r auf ihnen ruhte,wur<strong>de</strong> Christus erhoben und verherrlicht. Im Glauben erkanntensie, dass er Erniedrigung, Leid und Tod erdul<strong>de</strong>t hatte, damit sienicht verloren gingen, son<strong>de</strong>rn das ewige Leben gewinnen könnten.Als Christus sich ihnen durch <strong>de</strong>n Heiligen Geist offenbarte,begriffen sie seine Macht und Herrlichkeit, streckten ihm vollerGlauben die Hän<strong>de</strong> entgegen und bekannten: „Ich glaube.“Die frohe Botschaft von <strong>de</strong>r Auferstehung <strong>de</strong>s Heilands wur<strong>de</strong>danach bis an die Grenzen <strong>de</strong>r damals bekannten Welt getragen.Überall schlossen sich Neubekehrte <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> an. Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>rerlebten eine neue Bekehrung, Sün<strong>de</strong>r und Christen suchtengemeinsam nach <strong>de</strong>r kostbaren Perle. So erfüllte sich die Prophezeiung:„… dass <strong>de</strong>r Schwache unter ihnen sein wird wie Davidund das Haus David wie Gott, wie <strong>de</strong>r Engel <strong>de</strong>s Herrn vorihnen her.“ (Sacharja 12,8) Je<strong>de</strong>r Christ sah in seinem Bru<strong>de</strong>r einenAbglanz <strong>de</strong>r Güte und Liebe <strong>Gottes</strong>. Ein einziger Wunschherrschte vor, ein Ziel drängte alles an<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Hintergrund,alle Herzen schlugen in Eintracht. Nichts wünschten die Gläubigenso sehr, als das Wesen Christi darzustellen und an <strong>de</strong>r Ausbreitungseines <strong>Reiche</strong>s mitzuwirken. „Die Menge <strong>de</strong>r Gläubigenaber war ein Herz und eine Seele … Und mit großer Kraft bezeugtendie Apostel die Auferstehung <strong>de</strong>s Herrn Jesus, und großeGna<strong>de</strong> war bei ihnen allen.“ (Apostelgeschichte 4,32.33) „DerHerr aber fügte täglich zur Gemein<strong>de</strong> hinzu, die gerettet wur<strong>de</strong>n.“(Apostelgeschichte 2,47) Der Geist Christi erfüllt die ganzeGemein<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn sie hatte die kostbare Perle gefun<strong>de</strong>n.92


BILDER VOM REICHE GOTTESDas alles wird sich noch einmal und mit größerer Macht wie<strong>de</strong>rholen.Die Ausgießung <strong>de</strong>s Heiligen Geistes zu Pfingsten war<strong>de</strong>r Frühregen; <strong>de</strong>r Spätregen wird noch reichlicher fallen.Der Geist <strong>Gottes</strong> wartet darauf, dass wir ihn erbitten undfreudig empfangen wollen. Christus soll durch die Kraft <strong>de</strong>s HeiligenGeistes ein zweites Mal in seiner Fülle offenbart wer<strong>de</strong>n.Dann wer<strong>de</strong>n die Menschen <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r kostbaren Perle erkennenund mit <strong>de</strong>m Apostel Paulus sprechen: „Aber was mir Gewinnwar, das habe ich um Christi willen für Scha<strong>de</strong>n erachtet.Ja, ich erachte es noch alles für Scha<strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>r überschwänglichenErkenntnis Christi Jesu, meines Herrn.“ (Philipper3,7.8)93


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 10Das Netz„Wie<strong>de</strong>rum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meergeworfen ist und Fische aller Art fängt. Wenn es aber voll ist, ziehensie es heraus an das Ufer, setzen sich und lesen die guten inGefäße zusammen, aber die schlechten werfen sie weg. So wird esauch am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt gehen: Die Engel wer<strong>de</strong>n ausgehen unddie Bösen von <strong>de</strong>n Gerechten schei<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>nFeuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.“(Matthäus 13,47-50)Das Auswerfen <strong>de</strong>s Netzes stellt die Predigt <strong>de</strong>s Evangeliumsdar, durch die Gutes und Schlechtes in die Gemein<strong>de</strong> gelangt.Wenn das Werk <strong>de</strong>r Verkündigung abgeschlossen ist, wird imEndgericht bei<strong>de</strong>s voneinan<strong>de</strong>r getrennt wer<strong>de</strong>n. Christus sahvoraus, dass die Gemein<strong>de</strong>zugehörigkeit von falschen Brü<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>r Wahrheit in Verruf bringen wür<strong>de</strong>, ja, dass die Weltangesichts <strong>de</strong>r Inkonsequenz dieser Menschen das Evangeliumschlecht machen wür<strong>de</strong>. Selbst Gläubige, das wusste er, könntenverunsichert wer<strong>de</strong>n durch die vielen, die sich zwar Christennennen, sich aber nicht von seinem Geist regieren lassen. DieTatsache, dass solche Menschen in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> sind, könnte beivielen <strong>de</strong>n gefährlichen Gedanken wecken: Gott nimmt es mit <strong>de</strong>rSün<strong>de</strong> nicht so genau. Deshalb lüftete Christus <strong>de</strong>n Schleier <strong>de</strong>rZukunft und wies nachdrücklich darauf hin, dass allein <strong>de</strong>r Charakterund nicht die soziale Stellung über das Schicksal <strong>de</strong>s Menschenin <strong>de</strong>r Ewigkeit entschei<strong>de</strong>t.Die bei<strong>de</strong>n Gleichnisse <strong>vom</strong> Unkraut und <strong>vom</strong> Netz lehrenganz klar, dass es keine Zeit geben wird, in <strong>de</strong>r sich alle Sün<strong>de</strong>r94


BILDER VOM REICHE GOTTESzu Gott bekehren. Weizen und Unkraut wachsen zusammen aufbis zur Ernte; gute und wertlose Fische wer<strong>de</strong>n miteinan<strong>de</strong>r anLand gezogen und erst dort für immer getrennt.Außer<strong>de</strong>m lassen bei<strong>de</strong> Gleichnisse <strong>de</strong>utlich erkennen, dasses nach <strong>de</strong>m Gericht keine Gna<strong>de</strong>nzeit mehr geben wird. Unmittelbarnach<strong>de</strong>m das Werk <strong>de</strong>r Evangeliumsverkündigung abgeschlossenist, erfolgt die Trennung von Guten und Bösen. Damitist dann das Schicksal <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gruppen auf ewig entschie<strong>de</strong>n.Gott will nicht, dass irgen<strong>de</strong>in Mensch verloren geht. „So wahrich lebe, spricht Gott <strong>de</strong>r Herr: ich habe kein Gefallen am To<strong>de</strong><strong>de</strong>s Gottlosen, son<strong>de</strong>rn dass <strong>de</strong>r Gottlose umkehre von seinemWege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warumwollt ihr sterben, ihr <strong>vom</strong> Hause Israel?“ (Hesekiel 33,11) SolangeGna<strong>de</strong>nzeit ist, wirkt <strong>Gottes</strong> Geist ständig auf die Menschen einund sucht sie zu veranlassen, die Gabe <strong>de</strong>s Lebens anzunehmen.Nur wer sich diesem Drängen wi<strong>de</strong>rsetzt, wird einmal zugrun<strong>de</strong>gehen. Gott hat klar gesagt, dass die Sün<strong>de</strong> vernichtet wer<strong>de</strong>nmuss, da sie das ganze Weltall zu ver<strong>de</strong>rben droht. Wer sich nichtvon ihr lossagt, wird mit ihr zusammen ausgerottet wer<strong>de</strong>n.95


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 11Neues und AltesWenn Christus zu <strong>de</strong>n Menschen sprach, war das gleichzeitigauch ein Teil <strong>de</strong>r Ausbildung seiner Jünger für ihre zukünftigeAufgabe. Immer konnten sie aus <strong>de</strong>m, was er sagte, etwas lernen.Als er das Gleichnis <strong>vom</strong> Netz erzählt hatte, fragte er sie: „Habtihr das alles verstan<strong>de</strong>n?“ Sie antworteten: „Ja.“ Da machte erihnen durch einen weiteren Vergleich klar, welche Verantwortungihnen das Wissen um die Wahrheit auferlegte. „Darumgleicht je<strong>de</strong>r Schriftgelehrte“, sagte er, „<strong>de</strong>r ein Jünger <strong>de</strong>s Himmelreichsgewor<strong>de</strong>n ist, einem Hausvater, <strong>de</strong>r aus seinem SchatzNeues und Altes hervorholt.“ (Matthäus 13,51.52)Der Hausvater hortet seinen Reichtum nicht, son<strong>de</strong>rn teilt alles,was er erworben hat, Gewinn bringend aus. Auf diese Weisevermehrt sich <strong>de</strong>r Schatz. Der Hausvater besitzt kostbare Dinge,neue und alte. Christus zeigte also, dass die Wahrheit, die seinenJüngern anvertraut wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Welt mitgeteilt wer<strong>de</strong>n soll. In<strong>de</strong>m Maße, wie man die Erkenntnis <strong>de</strong>r Wahrheit weitergibt,vermehrt sie sich auch. Wer die Evangeliumsbotschaft mit <strong>de</strong>mHerzen erfasst hat, will sie unbedingt an<strong>de</strong>ren mitteilen.Die aus <strong>de</strong>m Heiligen Geist geborene Liebe zu Christus möchteauch an an<strong>de</strong>ren wirksam wer<strong>de</strong>n. Wer Christus angenommenhat, wird aus eigener Erfahrung berichten wollen, wie <strong>de</strong>r HeiligeGeist ihn Schritt für Schritt führte. Er wird von seinem Hungerund Durst nach <strong>de</strong>r Erkenntnis <strong>Gottes</strong> und Jesu Christi, <strong>de</strong>n ergesandt hat, erzählen, <strong>vom</strong> Erfolg seines Bibelstudiums, von seinenGebeten, inneren Kämpfen und schließlich von Christi Zusagean ihn: „Deine Sün<strong>de</strong>n sind dir vergeben.“ Weil es unnatürlich96


BILDER VOM REICHE GOTTESwäre, solche Erfahrungen zu verheimlichen, bringen das diejenigen,die von <strong>de</strong>r Liebe Christi erfüllt sind, auch nicht fertig. Jemehr <strong>de</strong>r Herr ihnen von <strong>de</strong>r heiligen Wahrheit anvertraut, umsostärker wird ihr Wunsch, dass an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>nselben Segen erfahrenmöchten. Und in<strong>de</strong>m sie <strong>vom</strong> Reichtum <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> erzählen,wird ihnen selbst die Gna<strong>de</strong> Christi immer reichlicher zuteil.Sie besitzen das einfache, rückhaltlos gehorsame Herz eines Kin<strong>de</strong>sund haben ein großes Bedürfnis nach Heiligung. Die Schätze<strong>de</strong>r Wahrheit und Gna<strong>de</strong> erschließen sich ihnen immer mehr, umso an die Welt weitergegeben zu wer<strong>de</strong>n.Die unerschöpfliche Fundgrube <strong>de</strong>r Wahrheit ist das Wort<strong>Gottes</strong>: als Heilige Schrift, als Buch <strong>de</strong>r Natur und als Buch <strong>de</strong>rErfahrung, in <strong>de</strong>m das Wirken <strong>Gottes</strong> im Menschenleben nie<strong>de</strong>rgelegtwird. Hier fin<strong>de</strong>n wir die Schätze, aus <strong>de</strong>nen wir als ChristiMitarbeiter schöpfen dürfen. Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r Wahrheitsollen wir uns auf Gott verlassen und nicht auf menschliche Einsichteno<strong>de</strong>r noch so kluge Köpfe, <strong>de</strong>ren Weisheit vor Gott nurTorheit ist. Durch seine eigens erwählten Werkzeuge wird <strong>de</strong>rHerr sich je<strong>de</strong>m offenbaren, <strong>de</strong>r aufrichtig nach Wahrheit sucht.Wer Christus nachfolgt, seinem Wort glaubt und danach lebt,<strong>de</strong>r wird keine Schwierigkeiten haben, die Welt <strong>de</strong>r Natur zu erforschenund zu erfassen. In allem wird er ein Mittel sehen, dieempfangene Wahrheit an<strong>de</strong>ren mitzuteilen. Naturkun<strong>de</strong> wird fürihn zu einer Schatzkammer <strong>de</strong>r Erkenntnis, die je<strong>de</strong>m Jünger Jesuoffen steht. Wenn wir die Schönheit <strong>de</strong>r Natur betrachten unddabei lernen, was uns die Bestellung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns, das Wachstum<strong>de</strong>r Bäume und all die Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, <strong>de</strong>s Meeres und <strong>de</strong>r Luftzu sagen haben, dann gewinnen wir einen völlig neuen Blick fürdie Wahrheit, dann ent<strong>de</strong>cken wir reiche Schätze auch in <strong>de</strong>mgeheimnisvollen Han<strong>de</strong>ln <strong>Gottes</strong> an <strong>de</strong>n Menschen, in <strong>de</strong>r Tiefeseiner Weisheit und in seinen Absichten, die sich im menschlichenLeben offenbaren. Am klarsten jedoch kann <strong>de</strong>r sündigeMensch Gott in seinem geschriebenen Wort erkennen, dieserSchatzkammer <strong>de</strong>s unermesslichen Reichtums Christi.Das Wort <strong>Gottes</strong> umfasst die Schriften <strong>de</strong>s Alten wie <strong>de</strong>s NeuenTestaments. Das eine ist ohne das an<strong>de</strong>re unvollständig. Christuswies darauf hin, dass die Wahrheiten <strong>de</strong>s Alten Bun<strong>de</strong>s ebenso97


BILDER VOM REICHE GOTTESwertvoll sind wie die <strong>de</strong>s Neuen. Er war bei <strong>de</strong>r Erschaffung dieserWelt nicht weniger <strong>de</strong>r Erlöser <strong>de</strong>r Menschen als heute. Langebevor <strong>de</strong>r Sohn <strong>Gottes</strong> als Mensch in die Welt kam, predigten bereitsAdam, Seth, Henoch, Methusalah und Noah die Frohe Botschaft.Abraham verbreitete das Evangelium in Kanaan, Lot in Sodom,und so gab es in je<strong>de</strong>r Generation treue Boten, die das Kommen<strong>de</strong>s Erlösers verkündigten. Christus selbst hatte die religiösenZeremonien <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n eingesetzt. Er war <strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r ihres Opferkultes,und in ihm erfüllte sich <strong>de</strong>r gesamte <strong>Gottes</strong>dienst. DasBlutvergießen beim Opfern sollte auf <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s <strong>Gottes</strong>lammeshinweisen. Alle Opfer waren symbolische Darstellungen, die sich inChristus erfüllten. Christus, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Patriarchen verkündigt, imOpferdienst symbolisiert, im Gesetz abgebil<strong>de</strong>t und durch die Prophetenvorhergesagt wur<strong>de</strong>, ist <strong>de</strong>r „Schatz“ <strong>de</strong>s Alten Testaments.Sein Leben, sein Tod, seine Auferstehung und sein Wirken durch<strong>de</strong>n Heiligen Geist machen ihn aber auch zum „Schatz“ <strong>de</strong>s NeuenTestaments. Unser Heiland, die Wi<strong>de</strong>rspiegelung <strong>de</strong>r Herrlichkeit<strong>de</strong>s Vaters, ist bei<strong>de</strong>s zugleich: das Alte und das Neue.Vom Leben, Sterben und <strong>de</strong>m Mittlerdienst <strong>de</strong>s Herrn JesusChristus, wovon bereits die Propheten geweissagt hatten, solltendie Apostel Zeugnis ablegen. Die Demut und Reinheit, das heiligeWesen und die unvergleichliche Liebe <strong>de</strong>s <strong>Gottes</strong>sohnes solltendabei beson<strong>de</strong>rs im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen. Um das Evangeliumnun unverkürzt zu predigen, genügte es nicht, nur <strong>vom</strong> Lebenund <strong>de</strong>r Lehre Jesu zu erzählen; vielmehr musste auch auf dieWeissagungen <strong>de</strong>r alttestamentlichen Propheten hingewiesenund <strong>de</strong>r Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Opferdienst im Alten Bundhergestellt wer<strong>de</strong>n. In seiner Verkündigung sprach Christus überall die alten Wahrheiten, <strong>de</strong>ren Ursprung er war und die er schondurch Patriarchen und Propheten hatte verbreiten lassen. Nunaber stellte er sie in einem neuen Licht dar, und wie ganz an<strong>de</strong>rserschien plötzlich ihre Be<strong>de</strong>utung! Die Art, wie er darüber sprach,brachte Licht und geistliches Leben in sie. Darüber hinaus verspracher seinen Nachfolgern, dass <strong>de</strong>r Heilige Geist ihnen Erkenntnisschenken wür<strong>de</strong>, damit sie das Wort <strong>Gottes</strong> immer besserverstehen und seine Wahrheit in neuer Schönheit an<strong>de</strong>renweitergeben könnten.98


BILDER VOM REICHE GOTTESSeit<strong>de</strong>m im Garten E<strong>de</strong>n zum ersten Mal die Erlösung verheißenwur<strong>de</strong>, haben sich Menschen immer wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Leben,Wesen und <strong>de</strong>r Mittlerrolle Christi beschäftigt. Aber je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>runter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Heiligen Geistes stand, sprach über dieseThemen so, dass dabei völlig neue Aspekte zu Tage traten. DieWahrheiten von <strong>de</strong>r Erlösung unterliegen nämlich einer ständigenEntwicklung und Erweiterung. Sie sind zugleich alt und dochimmer wie<strong>de</strong>r neu; <strong>de</strong>m Suchen<strong>de</strong>n offenbaren sie sich in immergrößerer Herrlichkeit und Macht.Je<strong>de</strong>s Zeitalter erlebt eine neue Entwicklungsstufe <strong>de</strong>r Wahrheit,und für je<strong>de</strong> Generation gibt es eine Botschaft von Gott. Diealten Wahrheiten bleiben dabei ausnahmslos wichtig; ein neuerWahrheitspunkt ist ja von <strong>de</strong>n altbekannten nicht unabhängig,son<strong>de</strong>rn ergänzt sie vielmehr. Nur wer die bereits vertrauten Aspekte<strong>de</strong>r Wahrheit verstan<strong>de</strong>n hat, kann auch die neuen begreifen.Als Christus mit seinen Jüngern über seine Auferstehung sprechenwollte, „fing [er] an bei Mose und allen Propheten und legteihnen aus, was in <strong>de</strong>r ganzen Schrift von ihm gesagt war“ (Lukas24,27). Das gleiche Licht aber, das <strong>de</strong>n neuen Wahrheitspunkterhellt, verherrlicht auch die alte Wahrheit. Wer die neue ablehnto<strong>de</strong>r für unwichtig hält, hat die alte nicht wirklich erfasst; sieverliert für ihn ihre Lebenskraft und erstarrt zur toten Form.Manche Menschen behaupten von sich, an die alttestamentlicheWahrheit zu glauben und sie zu verkündigen, aber die neutestamentlichelehnen sie ab. Die Tatsache, dass sie Christus undseine Lehre nicht anerkennen, zeigt jedoch, dass sie auch nichtdas glauben, was die Patriarchen und Propheten gesagt haben.„Wenn ihr Mose glaubtet“, sagte Christus <strong>de</strong>shalb, „so glaubtetihr auch mir; <strong>de</strong>nn er hat von mir geschrieben.“ (Johannes 5,46)Das ist auch <strong>de</strong>r Grund, weshalb wir bei solchen Menschen je<strong>de</strong>echte Vollmacht vermissen, selbst wenn sie über das Alte Testamentpredigen. In einem ähnlichen Irrtum befin<strong>de</strong>n sich viele, diebehaupten, an das Evangelium zu glauben und zu seiner Verbreitungbeizutragen. Sie lassen nämlich das Alte Testament außeracht, von <strong>de</strong>m Christus doch sagte, dass es auf ihn hinweise. (Johannes5,39 GN) In<strong>de</strong>m sie das Alte ablehnen, verwerfen sie auchdas Neue Testament, <strong>de</strong>nn bei<strong>de</strong> sind Teile eines untrennbaren99


BILDER VOM REICHE GOTTESGanzen. Niemand kann das Gesetz <strong>Gottes</strong> im rechten Licht darstellenohne das Evangelium – und umgekehrt! Das Gesetz enthältbereits das Evangelium, und das Evangelium ist die Verwirklichung<strong>de</strong>s Gesetzes. Das Gesetz ist die Wurzel, das Evangeliumseine wohlriechen<strong>de</strong> Blüte und Frucht.Das Alte Testament wirft Licht auf das Neue und umgekehrt.Je<strong>de</strong>s offenbart auf seine Weise die Herrlichkeit <strong>Gottes</strong> in Christus.Bei<strong>de</strong> enthalten Wahrheiten, die sich <strong>de</strong>m aufrichtig Suchen<strong>de</strong>nin ständig tieferer Be<strong>de</strong>utung erschließen.Die Wahrheit in und durch Christus kennt keine Grenzen.Wer die Bibel mit aufrichtigem Herzen liest, blickt sozusagen ineinen Brunnen, <strong>de</strong>r ihm dabei immer unergründlicher und tiefererscheint. Das Geheimnis <strong>de</strong>r göttlichen Liebe, die <strong>de</strong>n Sohn opfertezur Vergebung unserer Sün<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n wir in diesem Lebennicht völlig erfassen. Was <strong>de</strong>r Erlöser auf dieser Er<strong>de</strong> für unsgetan hat, ist und bleibt etwas, das unser Vorstellungsvermögenübersteigt. Wir mögen unsere Verstan<strong>de</strong>skräfte noch so sehr anstrengen,um dieses Geheimnis zu ergrün<strong>de</strong>n – wir wer<strong>de</strong>n dabeinur mü<strong>de</strong> und kraftlos wer<strong>de</strong>n. Auch für <strong>de</strong>n eifrigsten Denkerwird dieses Thema grenzen- und uferlos bleiben.Die Wahrheit, die in Jesus zu fin<strong>de</strong>n ist, kann man erfahren,aber niemals erklären. Ihre Dimensionen übersteigen unser Verständnis.Selbst wenn wir unser Vorstellungsvermögen aufs Äußersteanstrengen, können wir doch nur in etwa die Umrisse einerLiebe erahnen, die so unerklärlich und himmelhoch über unssteht und sich doch auf unsere Er<strong>de</strong> herabließ, um in allen Menschendas Bild <strong>Gottes</strong> wie<strong>de</strong>rherzustellen.In <strong>de</strong>m Maße, wie wir es ertragen können, wird uns aber doch<strong>Gottes</strong> Fähigkeit, mit uns zu fühlen und zu lei<strong>de</strong>n, gezeigt – vorausgesetzt,wir sehen unsere Schuld ein und wollen mit Gottwie<strong>de</strong>r ins Reine kommen. Wie viel Einsicht uns hier gewährtwird, hängt allerdings auch davon ab, wie wir das Opfer, das erfür uns brachte, zu schätzen wissen. Wer das Wort <strong>Gottes</strong> in Demutliest, <strong>de</strong>m erschließt sich das großartige Thema <strong>de</strong>r Erlösung.Je länger er sich damit beschäftigt, umso mehr Klarheitgewinnt er darüber, und sein Verständnis dafür nimmt zu, wenner sich bemüht, es gläubig zu erfassen.100


BILDER VOM REICHE GOTTESUnser Leben muss eng mit <strong>de</strong>m Leben Christi verbun<strong>de</strong>n sein.Wir können nur zu ihm gehören, wenn wir uns ständig von ihmals <strong>de</strong>m Brot <strong>de</strong>s Lebens, das uns <strong>vom</strong> Himmel geschenkt wur<strong>de</strong>,im geistlichen Sinn ernähren und unseren Durst an <strong>de</strong>r immerfrischen Quelle löschen, die ununterbrochen ihr kostbares Guthervorbringt. Wenn wir uns immer bewusst machen, wie naheGott uns ist, wenn wir dafür dankbar sind und ihn loben können,dann wird unser Glaube frisch und lebendig bleiben, und wirwer<strong>de</strong>n im Gebet mit Gott sprechen wie mit einem Freund. Erwird uns dafür vieles klarmachen, was uns vorher unverständlichwar. Voller Freu<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n wir die Nähe Jesu verspüren, wenn ermit uns Zwiesprache halten möchte, wie er das einst mit Henochtat. Diese Erfahrung <strong>de</strong>s Christen schenkt ihm die Fähigkeit, einfachund beschei<strong>de</strong>n, freundlich und frei von Überheblichkeit zusein. Die Menschen in seiner Umgebung wer<strong>de</strong>n merken, dass erJesus kennt und von ihm gelernt hat.Der Glaube an Christus erweist sich für <strong>de</strong>n Einzelnen immerwie<strong>de</strong>r als Leben spen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s, alles durchdringen<strong>de</strong>s Prinzip, alslebendige, mächtig wirken<strong>de</strong> geistliche Kraft. Er wird <strong>de</strong>utlich an<strong>de</strong>r Frische, Energie und Freu<strong>de</strong> jung gebliebener Menschen. EinHerz, das <strong>Gottes</strong> Wort in sich aufnimmt, ist nicht wie ein Teich,<strong>de</strong>ssen Wasser verdunstet, nicht wie eine löchrige Zisterne, <strong>de</strong>renInhalt versickert; vielmehr gleicht es einem Gebirgsbach, <strong>de</strong>r vonnie versiegen<strong>de</strong>n Quellen gespeist wird und <strong>de</strong>ssen kühles Nassüber die Felsen spru<strong>de</strong>lt, um die Mü<strong>de</strong>n, Durstigen und Bela<strong>de</strong>nenzu erfrischen. Erst diese Erfahrung befähigt je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r dieWahrheit weitergeben möchte, ein echter Botschafter Christi zusein. Seine Gespräche mit an<strong>de</strong>ren Menschen und seine Gebetesind dann von <strong>de</strong>r Kraft und Bestimmtheit geprägt, die auch fürdie Lehre Jesu charakteristisch ist, und sein Bekenntnis zuChristus bleibt nicht länger engstirnig und wirkungslos. Als Predigerwird er nicht immer wie<strong>de</strong>r dieselben vorbereiteten Ansprachenhalten, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r ständigen Erleuchtung durch <strong>de</strong>n HeiligenGeist offen stehen.Christus sagte: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,<strong>de</strong>r hat das ewige Leben … Wie mich <strong>de</strong>r lebendige Vater gesandthat und ich lebe um <strong>de</strong>s Vaters willen, so wird auch, wer mich101


BILDER VOM REICHE GOTTESisst, leben um meinetwillen … Der Geist ist’s, <strong>de</strong>r lebendig macht… Die Worte, die ich zu euch gere<strong>de</strong>t habe, die sind Geist undsind Leben.“ (Johannes 6,54.57.63) Wenn wir Christi „Fleisch essen“und sein „Blut trinken“, dann wird <strong>de</strong>r Grundstoff <strong>de</strong>s ewigenLebens im Predigtamt wirksam sein. Dann wer<strong>de</strong>n nichtimmer wie<strong>de</strong>r die altbekannten, abgedroschenen Re<strong>de</strong>nsartenbemüht wer<strong>de</strong>n, und das geistlose, langweilige Predigen wirdaufhören. Zwar wer<strong>de</strong>n weiterhin die alten Wahrheiten verkündigtwer<strong>de</strong>n, aber in einem neuen Licht. Man wird sie ganz neuverstehen, und eine Klarheit und Kraft wird herrschen, die je<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utlich wahrnehmen kann. Wer das Glück hat, eine solche Predigtzu hören, <strong>de</strong>r fühlt – falls er <strong>de</strong>n Heiligen Geist auf sich wirkenlässt – die Energie spen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kraft eines neuen Lebens. DasFeuer <strong>de</strong>r Liebe <strong>Gottes</strong> erfasst ihn, und sein Auffassungsvermögenin geistlichen Dingen wird so geschärft, dass er die Schönheitund Herrlichkeit <strong>de</strong>r Wahrheit erfassen kann.Der treue Hausvater zeigt uns, was je<strong>de</strong>r tun sollte, <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rund junge Leute zur Erziehung anvertraut sind: Wenn das Wort<strong>Gottes</strong> für ihn zu einem Schatz gewor<strong>de</strong>n ist, wird er daraus immerwie<strong>de</strong>r neue Schönheit und Wahrheit hervorholen. Er vertraut betendauf Gott, sodass <strong>de</strong>r Geist Christi in sein Leben kommenkann und Gott ihn als Werkzeug benutzt, um durch ihn mit Hilfe<strong>de</strong>s Heiligen Geistes an<strong>de</strong>re Menschen zu beeinflussen. Der Geisterfüllt ihn ganz mit freudiger Hoffnung, mit Mut und Gedankengut<strong>de</strong>r Bibel, und er kann all dies <strong>de</strong>n jungen Menschen in seinerObhut weitergeben. Durch <strong>Gottes</strong> Wort ziehen Frie<strong>de</strong> und Freu<strong>de</strong>in das Herz <strong>de</strong>s Lehrers und Erziehers ein, um dort zu einemmächtigen Strom <strong>de</strong>s Segens für die Menschen in seinem Einflussbereichzu wer<strong>de</strong>n. Seine Schüler sehen jetzt in <strong>de</strong>r Bibel keinlangweiliges Buch mehr – im Gegenteil! Wenn er es versteht, ihnendas Wort <strong>Gottes</strong> in <strong>de</strong>r rechten Weise zu vermitteln, wird esfür sie bald das unentbehrliche, stets frische Brot <strong>de</strong>s Lebens wer<strong>de</strong>n.Die Schönheit <strong>de</strong>s lebendigen Wortes vermag junge Menschenin seinen Bann zu schlagen. Darin gleicht es <strong>de</strong>r Sonne, die <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>Licht und Wärme spen<strong>de</strong>t, ohne sich jemals zu erschöpfen.<strong>Gottes</strong> heiliger, das Herz <strong>de</strong>s Menschen umformen<strong>de</strong>r Geistkommt aus seinem Wort. Neues, wertvolles Licht wird uns auf102


BILDER VOM REICHE GOTTESje<strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Bibel geschenkt. Dort fin<strong>de</strong>n wir Wahrheit undRatschläge für alle Lebenslagen, und wir spüren, dass Gott persönlichzu uns spricht. Der Heilige Geist wen<strong>de</strong>t sich gern an dieJugend, um ihr die Schätze und Schönheiten von <strong>Gottes</strong> Wort zuzeigen. Die Verheißungen <strong>de</strong>s großen Lehrers sprechen das jungeHerz unmittelbar an und schenken geistliche Kraft von Gott. Werbereit dazu ist, wird auf diese Weise mit <strong>de</strong>m Göttlichen vertrautund erhält so einen wirksamen Schutz gegen Versuchungen.Die Worte <strong>de</strong>r Wahrheit wer<strong>de</strong>n an Be<strong>de</strong>utung zunehmen un<strong>de</strong>ine Tragweite und Inhaltsschwere gewinnen, wie wir das nieerwartet hätten. Schönheit und Reichtum <strong>de</strong>s Wortes haben einenumformen<strong>de</strong>n Einfluss auf unser Wesen und Denken, und dasLicht <strong>de</strong>r himmlischen Liebe inspiriert unser Herz. Je intensiverman die Bibel liest, <strong>de</strong>sto mehr lernt man sie schätzen. Überallfin<strong>de</strong>t man in ihr die unendliche Weisheit und Liebe <strong>Gottes</strong>.Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s jüdischen <strong>Gottes</strong>dienstes ist noch immernicht ganz klar erfasst wor<strong>de</strong>n. Tiefe, grundlegen<strong>de</strong> Wahrheitenwaren da, als Schatten auf das Zukünftige, in Riten und Symbolegeklei<strong>de</strong>t. Das Evangelium ist <strong>de</strong>r Schlüssel, <strong>de</strong>r diese Geheimnisseerschließt. Wenn wir <strong>de</strong>n Erlösungsplan kennen, sind wir auchin <strong>de</strong>r Lage, diese Wahrheiten zu verstehen. Weit mehr, als wirdavon Gebrauch machen, ist es unser Vorrecht, diese wun<strong>de</strong>rbarenDinge immer besser zu begreifen. Gott möchte, dass wir in seinetiefen Gedanken immer mehr Einblick gewinnen können. Engelwür<strong>de</strong>n etwas darum geben, wenn sie die Erkenntnis haben könnten,die Menschen mit <strong>de</strong>m aufrichtigen Verlangen, <strong>Gottes</strong> Wortkennen zu lernen und mit ihm versöhnt zu wer<strong>de</strong>n, geschenkt wird.Deshalb wollen wir darum bitten, dass Gott unsere Erkenntnis inje<strong>de</strong>r Hinsicht erweitert, was nur er allein zu tun vermag.Da wir uns <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Weltgeschichte nähern, sollten wir<strong>de</strong>n Prophezeiungen über die letzten Tage erhöhte Aufmerksamkeitwidmen. Das letzte Buch <strong>de</strong>r Bibel ist voll von Wahrheit, dieman unbedingt kennen muss. Satan hat viele Menschen so sehrverblen<strong>de</strong>t, dass ihnen je<strong>de</strong> Ausre<strong>de</strong> recht ist, um die Offenbarungnicht studieren zu müssen. Dabei hat Christus in ihr durchseinen Diener Johannes <strong>de</strong>utlich vorhergesagt, was in <strong>de</strong>n letztenTagen geschehen wird, und <strong>de</strong>shalb betont: „Selig ist, <strong>de</strong>r da liest103


BILDER VOM REICHE GOTTESund die da hören die Worte <strong>de</strong>r Weissagung und behalten, wasdarin geschrieben ist.“ (Offenbarung 1,3) „Das ist aber das ewigeLeben“, sagte Christus, „dass sie dich, <strong>de</strong>r du allein wahrer Gottbist, und <strong>de</strong>n du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Johannes17,3) Warum machen wir uns so wenig <strong>de</strong>n Wert dieserErkenntnis klar? Warum lassen wir diese herrliche Wahrheitnicht unser Herz, unser Re<strong>de</strong>n und ganzes Sein erfassen?Mit seinem Wort hat Gott uns je<strong>de</strong> Wahrheit geschenkt, diewir brauchen, um erlöst zu wer<strong>de</strong>n. Tausen<strong>de</strong> haben aus diesemLebensbrunnen getrunken, und doch ist sein Wasservorrat nichtgeringer gewor<strong>de</strong>n. Tausen<strong>de</strong> haben sich Jesus Christus zumVorbild genommen und sind ihm dadurch allmählich ähnlich gewor<strong>de</strong>n.Mit Feuereifer re<strong>de</strong>n sie von seinem Wesen, erzählen davon,was Christus ihnen be<strong>de</strong>utet und was sie für Christus sind.Doch auch sie haben diese großartigen Themen längst nicht erschöpft.Noch vielen Tausen<strong>de</strong>n stehen die Geheimnisse <strong>de</strong>r Erlösungzur weiteren Erforschung offen. Je mehr wir über das Lebenund die Aufgabe Christi nach<strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>sto heller wird das Lichtsein, das uns bei <strong>de</strong>r Wahrheitssuche hilft. Immer wie<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>ckenwir noch Interessanteres und Wichtigeres, als uns schon bekanntist. Das Thema ist unerschöpflich. Die MenschwerdungChristi, sein Sühnopfer und sein Amt als Vermittler wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nernsthaften Leser <strong>de</strong>r Bibel beschäftigen, solange die Welt besteht.Wenn er <strong>de</strong>n Himmel in seiner Unermesslichkeit über sichsieht, muss er sagen: „Groß ist, wie je<strong>de</strong>rmann bekennen muss,das Geheimnis <strong>de</strong>s Glaubens.“ (1. Timotheus 3,16)In <strong>de</strong>r Ewigkeit wer<strong>de</strong>n wir vieles verstehen, was wir schonhier hätten begreifen können, wenn wir von <strong>de</strong>r angebotenenVerständnishilfe Gebrauch gemacht hätten. Bis in alle Ewigkeitwer<strong>de</strong>n sich die Erlösten mit <strong>de</strong>n Themen ihrer Errettung beschäftigen.Sie wer<strong>de</strong>n dann die Wahrheiten erfassen, die Christusseinen Jüngern so gern vermitteln wollte, für <strong>de</strong>ren Verständnisihnen aber <strong>de</strong>r Glaube fehlte. Immer wie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n sichneue Perspektiven über die Vollkommenheit und Hoheit Christiauftun, und ohne En<strong>de</strong> wird <strong>de</strong>r treue Hausvater Neues und Altesaus seinem Schatz hervorholen.104


BILDER VOM REICHE GOTTESTeil IVDas Gebet„Bittet, so wird euch gegeben …Denn wer da bittet, <strong>de</strong>r empfängt.“Matthäus 7,7.8


BILDER VOM REICHE GOTTES


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 12Bitten,um geben zu könnenChristus empfing ständig von seinem Vater Gaben, um davon anuns weitergeben zu können. „Und das Wort, das ihr hört“, sagteer, „ist nicht mein Wort, son<strong>de</strong>rn das <strong>de</strong>s Vaters, <strong>de</strong>r mich gesandthat.“ (Johannes 14,24) „So wie <strong>de</strong>r Menschensohn nicht gekommenist, dass er sich dienen lasse, son<strong>de</strong>rn dass er diene.“(Matthäus 20,28) Er dachte nicht an sich selbst, son<strong>de</strong>rn lebteund betete für an<strong>de</strong>re. Nach Stun<strong>de</strong>n engster Gemeinschaft mitGott ging er je<strong>de</strong>n Morgen hinaus, um <strong>de</strong>n Menschen das Licht<strong>de</strong>s Himmels zu bringen. Täglich wur<strong>de</strong> er neu mit <strong>de</strong>m HeiligenGeist getauft. Früh an je<strong>de</strong>m Morgen weckte Gott ihn auf undschenkte ihm Gna<strong>de</strong>, damit er sie an<strong>de</strong>ren weitergeben konnte.Von <strong>Gottes</strong> Thron wur<strong>de</strong>n ihm Worte geschenkt, mit <strong>de</strong>nen er dieMühseligen und Bela<strong>de</strong>nen trösten konnte. „Gott <strong>de</strong>r Herr“, sagteChristus, „hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben,dass ich wisse mit <strong>de</strong>n Mü<strong>de</strong>n zu rechter Zeit zu re<strong>de</strong>n. Alle Morgenweckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören.“ (Jesaja50,4)Es beeindruckte die Jünger tief, wie Christus betete und mitGott enge Gemeinschaft pflegte. Eines Tages kamen sie dazu, wieer auf <strong>de</strong>n Knien lag und ins Gebet versunken war. Er schien ihreGegenwart gar nicht zu bemerken, son<strong>de</strong>rn fuhr fort, laut zu beten.Das bewegte die Jünger so tief, dass sie ihn, als er geen<strong>de</strong>thatte, baten: „Herr, lehre uns beten.“ (Lukas 11,1) Da lehrteChristus sie das Vaterunser und veranschaulichte anschließenddas, was er ihnen sagen wollte, durch ein Gleichnis:107


BILDER VOM REICHE GOTTES„Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihmum Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir dreiBrote; <strong>de</strong>nn mein Freund ist zu mir gekommen auf <strong>de</strong>r Reise, undich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, und <strong>de</strong>r drinnenwür<strong>de</strong> antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Türist schon zugeschlossen, und meine Kin<strong>de</strong>r und ich liegen schonzu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Ich sageeuch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weiler sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämtenDrängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf.“ (Lukas11,5-8)Christus schil<strong>de</strong>rt hier, wie jemand bittet, um geben zu können.Der Mann im Gleichnis braucht Brot, damit er einen mü<strong>de</strong>nReisen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r so spät noch unterwegs ist, bewirten kann. Obwohler weiß, dass <strong>de</strong>r Nachbar sich über die Störung ärgert, bitteter ihn doch um Brot, damit sein Freund etwas zu essen bekommt.Schließlich wird sein „unverschämtes Drängen“ belohnt,und er bekommt, was er will.Genauso sollten die Jünger Gott um Gaben bitten. Bei <strong>de</strong>rSpeisung <strong>de</strong>r großen Volksmenge (Lukas 9,10-17; Johannes 6,1-15) und in <strong>de</strong>r Predigt über das Brot <strong>vom</strong> Himmel (Johannes6,22-59) hatte Christus ihnen ihre Aufgabe, die sie einmal an seinerStelle wahrnehmen sollten, klargemacht: Sie sollten <strong>de</strong>nMenschen das Brot <strong>de</strong>s Lebens geben. Er wies ihnen aber nichtnur diese Arbeit zu, son<strong>de</strong>rn sah dabei auch voraus, wie oft ihrGlaube geprüft, wie oft sie in unerwartete Lagen geraten und ihrmenschliches Unvermögen erkennen wür<strong>de</strong>n. Menschen, dienach <strong>de</strong>m Brot <strong>de</strong>s Lebens hungerten, wür<strong>de</strong>n zu ihnen kommenund ihnen das Gefühl geben, selbst arm und hilflos zu sein. DieJünger, das wusste er, brauchten geistliche Nahrung, da sie sonstnichts weiterzugeben hätten. Weil sie ja nieman<strong>de</strong>n hungrig fortschickensollten, zeigte Jesus ihnen, woher das lebendige Brotkommt. Der Mann im Gleichnis wies seinen Freund nicht ab, obwohldieser zu so unpassen<strong>de</strong>r Zeit, um Mitternacht, Unterkunftund Bewirtung erbat. Weil er selbst nichts hatte, was er <strong>de</strong>mGast vorsetzen konnte, ging er zu jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r Lebensmittelauf Vorrat hatte, und flehte ihn so lange an, bis <strong>de</strong>r ihm zuletzt108


BILDER VOM REICHE GOTTESgab, was er brauchte. Sollte Gott seinen Mitarbeitern, die in seinemAuftrag <strong>de</strong>n geistlichen Hunger <strong>de</strong>r Menschen stillen, nichtauch geben, was sie dazu benötigen?Allerdings stellt <strong>de</strong>r Nachbar im Gleichnis, <strong>de</strong>r zuerst an sichselbst <strong>de</strong>nkt, nicht das Wesen <strong>Gottes</strong> dar, son<strong>de</strong>rn sein Gegenteil.Der egoistische Mensch gibt <strong>de</strong>m „unverschämten Drängen“ nach,um <strong>de</strong>n Ruhestörer loszuwer<strong>de</strong>n; Gott dagegen gibt gern. Er hatso viel Mitgefühl und möchte alle zufrie<strong>de</strong>n stellen, die gläubig zuihm kommen. Er gibt uns Gaben, damit wir an<strong>de</strong>ren helfen könnenund ihm auf diese Weise ähnlicher wer<strong>de</strong>n.Christus sagt: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so wer<strong>de</strong>tihr fin<strong>de</strong>n; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet,<strong>de</strong>r empfängt; und wer da sucht, <strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>t; und wer da anklopft,<strong>de</strong>m wird aufgetan.“ (Lukas 11,9.10) Und er fährt fort: „Wo istunter euch ein Vater, <strong>de</strong>r seinem Sohn, wenn <strong>de</strong>r ihn um einenFisch bittet, eine Schlange für <strong>de</strong>n Fisch biete? o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ihm,wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? Wenn nunihr, die ihr böse seid, euren Kin<strong>de</strong>rn gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird <strong>de</strong>r Vater im Himmel <strong>de</strong>n heiligen Geist geben<strong>de</strong>nen, die ihn bitten!“ (Lukas 11,11-13)Um unser Vertrauen zu Gott zu stärken, for<strong>de</strong>rt Christus unsauf, diesen mit einem neuen Namen anzure<strong>de</strong>n, einem Namen,mit <strong>de</strong>m wir beson<strong>de</strong>rs liebe Empfindungen verknüpfen: Erschenkt uns nämlich das Vorrecht, <strong>de</strong>n unendlichen Gott unserenVater zu nennen. Re<strong>de</strong>n wir mit o<strong>de</strong>r von Gott als unserem Vater,dann soll das ein Zeichen dafür sein, dass wir ihn lieben und ihmvertrauen; zugleich ist es aber auch ein Unterpfand dafür, dassGott sich um uns kümmert und uns immer nahe ist. Wenn wirihn um etwas bitten, ist ihm die Anre<strong>de</strong> „Vater“ Musik in <strong>de</strong>nOhren. Gott selbst hat diesen Namen wie<strong>de</strong>rholt auf sich angewandt,damit wir nicht meinen, es sei zu kühn, ihn im Gesprächmit ihm zu benutzen. Vielmehr wünscht er sich, dass uns dieseAnre<strong>de</strong> ganz selbstverständlich wird.Gott betrachtet uns als seine Kin<strong>de</strong>r. Er hat uns aus <strong>de</strong>r Welt,in <strong>de</strong>r man gedankenlos in <strong>de</strong>n Tag hineinlebt, erlöst und uns inseine Familie aufgenommen als Söhne und Töchter <strong>de</strong>s himmlischenKönigs. Er lädt uns ein, ihm noch stärker zu vertrauen als109


BILDER VOM REICHE GOTTESein Kind seinem irdischen Vater. Eltern lieben ihre Kin<strong>de</strong>r; dieLiebe <strong>Gottes</strong> jedoch ist umfassen<strong>de</strong>r, als menschliche Liebe jesein kann – sie ist unermesslich. Wenn also irdische Eltern wissen,wie sie ihren Kin<strong>de</strong>rn gute Gaben geben können, wie vielmehr wird dann unser Vater im Himmel <strong>de</strong>n Heiligen Geist <strong>de</strong>nengeben, die ihn darum bitten!Was Christus über das Gebet sagte, ist es wert, dass wirgründlich darüber nach<strong>de</strong>nken. Das Gebet ist eine göttliche Wissenschaft.Christus spricht Gedanken darüber aus, die je<strong>de</strong>r kennensollte. Er zeigt uns, wie die rechte Einstellung zum Gebetaussieht, und weist darauf hin, dass wir zwar Ausdauer brauchen,wenn wir etwas von Gott erbitten wollen, dass Gott abergern bereit ist, unser Bitten zu erhören.Unsere Gebete sollen kein egoistisches Bitten um <strong>de</strong>n eigenenVorteil sein. Lasst uns Gott um Gaben bitten, damit wir gebenkönnen. Dabei wird uns <strong>de</strong>r Grundsatz Christi eine große Hilfesein, <strong>de</strong>r an seine Jünger dachte, als er betete: „Ich heilige michselbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in <strong>de</strong>r Wahrheit.“(Johannes 17,19) Dieselbe Hingabe, dieselbe Bereitschaft, sichaufzuopfern und <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen von <strong>Gottes</strong> Wort nachzukommen,die für Christus so charakteristisch war, soll auch in unseremLeben sichtbar wer<strong>de</strong>n. Unsere Aufgabe in <strong>de</strong>r Welt bestehtnicht darin, <strong>de</strong>m eigenen Vergnügen nachzugehen, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>rVerherrlichung <strong>Gottes</strong>, wenn wir mit ihm zusammenarbeiten, umSün<strong>de</strong>r zu retten. Wir sind aufgefor<strong>de</strong>rt, von Gott Segnungen zuerbitten, um sie an an<strong>de</strong>re austeilen zu können. Nur wenn wirweitergeben, wer<strong>de</strong>n wir selbst immer wie<strong>de</strong>r empfangen können.Es ist nicht möglich, ununterbrochen himmlische Schätze zu erhalten,ohne unsere Mitmenschen daran teilhaben zu lassen.Der Mann im Gleichnis, <strong>de</strong>r seinen Nachbarn bat, ihm Brot zuleihen, wur<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r abgewiesen; <strong>de</strong>nnoch gab er sein Zielnicht auf. Auch unsere Gebete scheinen nicht immer sofort erhörtzu wer<strong>de</strong>n. Christus jedoch ermuntert uns, in unserem Bittennicht nachzulassen. Das Gebet soll Gott nicht umstimmen, son<strong>de</strong>rnuns in Übereinstimmung mit ihm bringen. An <strong>de</strong>m, worumwir ihn bitten, mag er erkennen, wie notwendig es für uns ist,einmal in uns selbst hineinzuschauen und unsere Sün<strong>de</strong>n zu be-110


BILDER VOM REICHE GOTTESreuen. Deshalb führt er uns ja auch durch Schwierigkeiten, Prüfungenund Erfahrungen, die unseren Stolz brechen, damit wirfeststellen können, warum <strong>de</strong>r Heilige Geist nicht durch uns wirkenkann.Gott hat an seine Verheißungen ganz bestimmte Bedingungengeknüpft, die durch das Gebet keinesfalls ersetzt wer<strong>de</strong>n können.„Liebt ihr mich, so wer<strong>de</strong>t ihr meine Gebote halten“, sagt Christus.„Wer meine Gebote hat und hält sie, <strong>de</strong>r ist’s, <strong>de</strong>r mich liebt.Wer mich aber liebt, <strong>de</strong>r wird von meinem Vater geliebt wer<strong>de</strong>n,und ich wer<strong>de</strong> ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ (Johannes14,15.21) Wer sich nur auf <strong>Gottes</strong> Verheißungen beruft und ihnmit Bitten bestürmt, ohne die entsprechen<strong>de</strong>n Voraussetzungenzu erfüllen, beleidigt <strong>de</strong>n Herrn. Er bringt seine Anliegen „imNamen Jesu“ vor, tut aber nichts, was wahren Glauben an Christusund echte Liebe zu ihm beweisen wür<strong>de</strong>.Viele verscherzen sich die Möglichkeit, <strong>vom</strong> Vater angenommenzu wer<strong>de</strong>n. Wir müssen uns selbst prüfen, ob das Vertrauenecht ist, mit <strong>de</strong>m wir zu Gott kommen. Wenn wir ungehorsamsind, legen wir <strong>de</strong>m Herrn gleichsam einen Wechsel zur Einlösungvor, ohne die Bedingungen beachtet zu haben, nach <strong>de</strong>nener zahlbar ist. Wir erinnern Gott an seine Verheißungen und bittenihn, sie zu erfüllen, obwohl er in diesem Fall dadurch seineneigenen Namen entehren wür<strong>de</strong>.Die Verheißung lautet: „Wenn ihr in mir bleibt und meineWorte in euch bleiben, wer<strong>de</strong>t ihr bitten, was ihr wollt, und eswird euch wi<strong>de</strong>rfahren.“ (Johannes 15,7) Johannes versichert:„Dass wir nun <strong>Gottes</strong> Gebote halten, ist <strong>de</strong>r Beweis dafür, dasswir Gott kennen. Sollte allerdings jemand behaupten: ,Ich kenneGott‘, seinen Geboten aber trotz<strong>de</strong>m nicht gehorchen, so ist er einLügner, <strong>de</strong>r Christus gar nicht kennt. Doch wer sich an <strong>Gottes</strong>Wort hält und danach lebt, an <strong>de</strong>m zeigt sich <strong>Gottes</strong> ganze Liebe.Daran ist zu erkennen, ob wir wirklich Christen sind.“ (1. Johannes2,3-5 Hfa)Eines <strong>de</strong>r letzten Gebote Christi an die Jünger war: „… dassihr euch untereinan<strong>de</strong>r liebt, wie ich euch geliebt habe.“ (Johannes13,34) Gehorchen wir diesem Gebot, o<strong>de</strong>r ist unser Verhaltenvon harten Charakterzügen geprägt, die <strong>de</strong>m Wesen Christi ganz111


BILDER VOM REICHE GOTTESfremd sind? Wenn wir an<strong>de</strong>re Menschen irgendwie vor <strong>de</strong>n Kopfgestoßen o<strong>de</strong>r verletzt haben, dann ist es unsere Pflicht, dass wirdas zugeben und um Verzeihung bitten. Das ist eine wichtigeVorbereitung dafür, um gläubig vor Gott treten und seinen Segenerbitten zu können.Noch etwas an<strong>de</strong>res wird oft auf die leichte Schulter genommenvon Menschen, die im Gebet zu Gott kommen: die Frage, obsie ihm gegenüber ehrlich gewesen sind. Durch <strong>de</strong>n ProphetenMaleachi klagt Gott: „Ihr seid von eurer Väter Zeit an immerdarabgewichen von meinen Geboten und habt sie nicht gehalten. Sobekehrt euch nun zu mir, so will ich mich auch zu euch kehren,spricht <strong>de</strong>r Herr Zebaoth. Ihr aber sprecht: ,Worin sollen wir unsbekehren?‘ Ist’s recht, dass ein Mensch Gott betrügt, wie ihr michbetrügt! Ihr aber sprecht: ,Womit betrügen wir dich?‘ Mit <strong>de</strong>mZehnten und <strong>de</strong>r Opfergabe!“ (Maleachi 3,7.8)Gott, von <strong>de</strong>m alle guten Gaben kommen, beansprucht einenbestimmten Teil unseres Besitzes. Diese Regelung hat er getroffen,damit die Verkündigung <strong>de</strong>s Evangeliums finanziert wer<strong>de</strong>nkann. Wenn wir Gott diesen Teil zurückgeben, sollen wir damitzum Ausdruck bringen, dass wir seine Gaben zu schätzen wissen.Wie können wir aber, umgekehrt, auf seinen Segen Anspruch erheben,wenn wir ihm vorenthalten, was ihm gehört? Wie könnenwir in irdischen Dingen unehrliche Haushalter sein und <strong>de</strong>nnocherwarten, dass uns himmlische Güter anvertraut wer<strong>de</strong>n? Vielleichtliegt hier die Erklärung dafür, warum manches Gebet nichterhört wird.Doch Gott ist in seiner großen Gna<strong>de</strong> bereit zu vergeben. Ersagt: „Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus,auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit… ob ich euch dann nicht <strong>de</strong>s Himmels Fenster auftun wer<strong>de</strong>und Segen herabschütten die Fülle. Und ich will um euretwillen<strong>de</strong>n ,Fresser‘ bedrohen, dass er euch die Frucht auf <strong>de</strong>m Ackernicht ver<strong>de</strong>rben soll und <strong>de</strong>r Weinstock auf <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> euch nichtunfruchtbar sei … Dann wer<strong>de</strong>n euch alle Hei<strong>de</strong>n glücklich preisen,<strong>de</strong>nn ihr sollt ein herrliches Land sein, spricht <strong>de</strong>r Herr Zebaoth.“(Maleachi 3,10-12) Das Gleiche gilt auch für alle an<strong>de</strong>renFor<strong>de</strong>rungen <strong>Gottes</strong>. Er verspricht uns seine Gaben unter <strong>de</strong>r112


BILDER VOM REICHE GOTTESBedingung, dass wir ihm gehorchen. Gott hat einen Himmel vollSegnungen bereit für alle, die mit ihm zusammenarbeiten wollen.Wer ihm gehorcht, darf zuversichtlich die Erfüllung seiner Verheißungenerwarten.Aber wir müssen Gott fest und unbeirrbar vertrauen. Oft erhörter uns nicht gleich, um so unseren Glauben und die Echtheitunseres Wunsches zu prüfen. Wenn wir aber in Übereinstimmungmit seinem Wort beten, dann dürfen wir seiner Verheißungglauben und unsere Bitten mit einer Bestimmtheit vorbringen,die sich nicht abweisen lässt.Gott sagt nicht: Bittet nur einmal, so wird euch schon gegeben.Er for<strong>de</strong>rt uns auf, unablässig zu bitten und im Gebet mitihm verbun<strong>de</strong>n zu sein. Dem, <strong>de</strong>r anhaltend um etwas bittet, istes ernst mit seinem Anliegen, und in ihm wird <strong>de</strong>r Wunsch nach<strong>de</strong>r Erfüllung seiner Bitte immer stärker wer<strong>de</strong>n. Christus sagteam Grab <strong>de</strong>s Lazarus zu Martha: „Habe ich dir nicht gesagt:Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit <strong>Gottes</strong> sehen?“ (Johannes11,40)Lei<strong>de</strong>r fehlt vielen <strong>de</strong>r lebendige Glaube, und sie erfahren <strong>de</strong>shalbnur wenig von <strong>de</strong>r Kraft <strong>Gottes</strong>. Dass sie schwach sind, istdie Folge ihres Unglaubens. Sie verlassen sich lieber auf ihreeigene Leistung als auf die Hilfe <strong>Gottes</strong>. Sie wollen für sich selbstverantwortlich sein; sie überlegen viel, beten aber wenig und habenkaum Vertrauen zu Gott. Zwar bil<strong>de</strong>n sie sich ein, Glaubenzu haben, aber das ist nichts weiter als eine momentane Gefühlsregung.Da sie we<strong>de</strong>r spüren, was ihnen fehlt, noch <strong>Gottes</strong> Bereitschaft,ihnen gera<strong>de</strong> dies zu geben, erkennen, fehlt ihnenauch die Ausdauer, im Gebet immer wie<strong>de</strong>r ihre Anliegen vorzutragen.Unsere Gebete sollen so ernst und beharrlich sein wie die Bitte<strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>s im Gleichnis, <strong>de</strong>r mitten in <strong>de</strong>r Nacht um Brotbat. Je ernster und unentwegter wir bitten, <strong>de</strong>sto enger wird unseregeistliche Gemeinschaft mit Christus. Mit unserem Glaubenwird auch <strong>de</strong>r Segen wachsen, <strong>de</strong>n wir dadurch erfahren.Es ist unsere Aufgabe, zu beten und zu glauben. „Seid beharrlichim Gebet und wacht in ihm mit Danksagung!“ (Kolosser 4,2)Wacht und arbeitet mit <strong>de</strong>m Gott zusammen, <strong>de</strong>r Gebete erhört!113


BILDER VOM REICHE GOTTESDenkt daran: „Wir sind <strong>Gottes</strong> Mitarbeiter.“ (1. Korinther 3,9)Re<strong>de</strong>t und han<strong>de</strong>lt so, wie ihr im Gebet vor Gott kommt! Es istein gewaltiger Unterschied, ob sich <strong>de</strong>r Glaube in <strong>de</strong>r Prüfung alsecht erweist o<strong>de</strong>r ob jemand nur <strong>de</strong>r Form halber betet.Wenn Probleme und Schwierigkeiten auftauchen, ist es wenigsinnvoll, seine Hoffnung auf die Hilfe an<strong>de</strong>rer Menschen zu setzen.Vertrauen wir doch lieber unserem Gott! Die Gewohnheit,an<strong>de</strong>ren von unseren Schwierigkeiten zu erzählen, schwächt unsnur und stärkt auch <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r uns zuhört, nicht. Wir belasten ihnnur mit unserer geistlichen Unzulänglichkeit, an <strong>de</strong>r er ja auchnichts än<strong>de</strong>rn kann. Warum wollen wir Beistand bei irren<strong>de</strong>n,sterblichen Menschen suchen, wenn uns doch die Kraft <strong>de</strong>s unfehlbarenund ewigen <strong>Gottes</strong> zur Verfügung steht?Du brauchst nicht bis an das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zu gehen, umWeisheit zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn Gott ist nahe. Keine <strong>de</strong>iner jetzigen o<strong>de</strong>rzukünftigen Fähigkeiten wird dir letztlich Erfolg schenken; entschei<strong>de</strong>ndist das, was Gott für dich tut. Wir sollten uns wenigervon an<strong>de</strong>ren Menschen erhoffen und viel mehr darauf vertrauen,was Gott für je<strong>de</strong>n Gläubigen tun will. Er wünscht so sehr, dasswir im Glauben die Hand nach ihm ausstrecken und Großes vonihm erwarten. In weltlichen wie in geistlichen Angelegenheitenmöchte er uns Einsicht schenken. Er kann unseren Verstandschärfen und uns Feingefühl und Gewandtheit schenken. Stellenwir <strong>de</strong>shalb unsere Fähigkeiten <strong>de</strong>m Werk <strong>Gottes</strong> zur Verfügungund bitten wir ihn um Weisheit, so wird er sie uns geben.Das Wort Christi dürfen wir als festes Versprechen betrachten.Hat er uns nicht zu sich eingela<strong>de</strong>n? Deshalb haben wir auchkeinen Grund, uns hoffnungslos o<strong>de</strong>r enttäuscht zu äußern. Wirverlieren dadurch viel. Wer auf Äußerlichkeiten schaut und sichbeklagt wenn Schwierigkeiten und Bedrängnis kommen, zeigtdamit, wie schwach und angekränkelt sein Glaube ist. Wir wollenre<strong>de</strong>n und han<strong>de</strong>ln, als sei unser Glaube unüberwindbar. Gotthat genügend Mittel und Wege für uns bereit, <strong>de</strong>nn ihm gehörtdie Welt. Deshalb wollen wir zu ihm im Glauben aufschauen, <strong>de</strong>rLicht, Kraft und Macht hat.Echter Glaube gibt uns immer wie<strong>de</strong>r neuen Auftrieb, lässtuns treu zu unseren Grundsätzen stehen und schenkt uns eine114


BILDER VOM REICHE GOTTESZielstrebigkeit, die durch nichts zu erschüttern ist. „Männer wer<strong>de</strong>nmü<strong>de</strong> und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aberdie auf <strong>de</strong>n Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahrenmit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt wer<strong>de</strong>n,dass sie wan<strong>de</strong>ln und nicht mü<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n.“ (Jesaja 40,30.31)Viele wollen von Herzen gern an<strong>de</strong>ren helfen, wer<strong>de</strong>n aber dasGefühl nicht los, dass sie we<strong>de</strong>r geistliche Kraft noch Erkenntnisvermitteln können. Ihnen kann man nur empfehlen, ihr Anliegenvor <strong>de</strong>n Vater im Himmel zu bringen und um <strong>de</strong>n Heiligen Geistzu bitten. Gott steht felsenfest zu seinen Verheißungen. Wir dürfenuns auf die Bibel berufen und sagen: Herr, ich habe nach <strong>de</strong>inemWort gehan<strong>de</strong>lt; nun erinnere ich dich an <strong>de</strong>in Versprechen:„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so wer<strong>de</strong>t ihr fin<strong>de</strong>n; klopfetan, so wird euch aufgetan.“ (Matthäus 7,7)Wir sollen nicht nur im Namen Jesu beten, son<strong>de</strong>rn dabeiauch unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Heiligen Geistes stehen. Dies meintPaulus, wenn er sagt: „Der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichemSeufzen.“ (Römer 8,26) Solche Gebete erhört Gottgern. Wenn wir im Namen Christi ernst und anhaltend betenkönnen, so ist dies bereits ein Unterpfand <strong>Gottes</strong> dafür, dass eruns erhören wird und „überschwänglich tun kann über alles hinaus,was wir bitten o<strong>de</strong>r verstehen“ (Epheser 3,20).Christus hat verheißen: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet,glaubet nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil wer<strong>de</strong>n.“(Markus 11,24) „Und was ihr bitten wer<strong>de</strong>t in meinem Namen,das will ich tun, damit <strong>de</strong>r Vater verherrlicht wer<strong>de</strong> im Sohn.“(Johannes 14,13) Und <strong>de</strong>r Lieblingsjünger Johannes versichertunter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Heiligen Geistes klar und zuversichtlich:„Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns.Und wenn wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten,so wissen wir, dass wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben.“(1. Johannes 5,14.15) Wir wollen also unsere Anliegen <strong>de</strong>m Vaterim Namen Jesu eindringlich vorlegen. Gott wird diesen Namenehren.Mit <strong>de</strong>m Regenbogen, <strong>de</strong>r sich über <strong>de</strong>m Thron <strong>Gottes</strong> wölbt,sollen wir daran erinnert wer<strong>de</strong>n, dass Gott zuverlässig ist und esbei ihm kein Wanken und keine noch so geringe Verän<strong>de</strong>rung115


BILDER VOM REICHE GOTTESseines Wesens gibt. Wir haben gegen ihn gesündigt und verdienenseine Zuneigung nicht; <strong>de</strong>nnoch legt er selbst uns diese schöneBitte in <strong>de</strong>n Mund: „Aber um <strong>de</strong>ines Namens willen verwirfuns nicht! Lass <strong>de</strong>n Thron <strong>de</strong>iner Herrlichkeit nicht verspottetwer<strong>de</strong>n; ge<strong>de</strong>nke doch an <strong>de</strong>inen Bund mit uns und lass ihn nichtaufhören!“ (Jeremia 14,21) Wenn wir mit <strong>de</strong>m Eingeständnis zuihm kommen, dass wir gesündigt haben und uns auf keine Leistungberufen können, dann wird er uns annehmen, <strong>de</strong>nn das hater fest versprochen und die Ehre seines Thrones als Pfand dafürgegeben, dass er sein Wort uns gegenüber halten will.Wie Aaron, <strong>de</strong>r ja ein Symbol für Christus war, die Namen <strong>de</strong>rSöhne Israels auf die Schulterteile seines Gewan<strong>de</strong>s geheftet hatte,so trägt unser Heiland im himmlischen Heiligtum die Namenseines ganzen Volkes in seinem Herzen. Unser großer Hoherpriestererinnert sich an alle Worte, mit <strong>de</strong>nen er uns ermunterthat, ihm zu vertrauen; seinen Bund vergisst er nicht.Alle, die sich auf ihrer Suche an ihn wen<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n.Wer anklopft, <strong>de</strong>m wird die Tür geöffnet wer<strong>de</strong>n. Bei Gott bekommenwir nicht zu hören: Stör mich nicht! Die Tür ist schonverschlossen, und ich will sie nicht wie<strong>de</strong>r öffnen. Es heißt auchniemals: Ich kann dir nicht helfen! Selbst wer um MitternachtBrot von ihm haben will, um es <strong>de</strong>n geistlich Hungrigen zu geben,wird nicht enttäuscht wer<strong>de</strong>n.Im Gleichnis erhält <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>r um Brot bittet, soviel, wieer braucht. Nach welchem Maß aber gibt Gott uns seine Gaben,damit wir sie an an<strong>de</strong>re austeilen können? „Nach <strong>de</strong>m Maß <strong>de</strong>rGabe Christi.“ (Epheser 4,7) Engel beobachten aufmerksam, wiewir mit unseren Mitmenschen umgehen. Wenn sie sehen, dasswir wie Christus <strong>de</strong>nen gern helfen wollen, die noch weit <strong>vom</strong>rechten Weg entfernt sind, dann kommen sie uns zu Hilfe und erinnernuns an Worte aus <strong>de</strong>r Bibel, die wir dann als „Lebensbrot“weitergeben können. So erfüllt sich die Zusicherung: „Aus seinemReichtum wird euch Gott, <strong>de</strong>m ich gehöre, durch Jesus Christusalles geben, was ihr zum Leben braucht.“ (Philipper 4,19 Hfa) Erwird unser wirklichkeitsnahes, ehrliches Zeugnis unterstützendurch die Kraft <strong>de</strong>s zukünftigen Lebens. Das Wort <strong>Gottes</strong> wird inunserem Mund wahr und gerecht sein.116


BILDER VOM REICHE GOTTESDem persönlichen Bemühen um an<strong>de</strong>re Menschen muss vielBeten in <strong>de</strong>r Stille vorausgehen: Es erfor<strong>de</strong>rt nämlich großeWeisheit, jeman<strong>de</strong>n zu Gott zu führen. Bevor wir mit Menschenins Gespräch kommen, müssen wir eine enge Beziehung zuChristus gefun<strong>de</strong>n haben und durch seine Gna<strong>de</strong> die Bereitschafterlangt haben, <strong>de</strong>n Menschen zu helfen.Lass <strong>de</strong>in Herz voll Verlangen nach <strong>de</strong>m lebendigen Gott sein.Das Leben Christi zeigt <strong>de</strong>utlich, was ein Mensch leisten kann,wenn er am göttlichen Wesen Anteil gewinnt. Alles, was Christusvon Gott erhielt, können auch wir bekommen. Bitte <strong>de</strong>shalb, unddir wird gegeben! Mit <strong>de</strong>m unerschütterlichen Glauben Jakobs,mit <strong>de</strong>r hartnäckigen Ausdauer Elias dürfen wir für uns in Anspruchnehmen, was Gott verheißen hat.Lassen wir die herrlichen Vorstellungen, die wir von Gott haben,doch ganz unsere Gedanken beherrschen, damit unser Lebenwie durch ein unsichtbares Band mit <strong>de</strong>m Leben Jesu verbun<strong>de</strong>nbleibt! Der das Licht aus <strong>de</strong>r Finsternis hervorscheinen ließ,möchte auch in <strong>de</strong>in Herz hineinleuchten und dich die Herrlichkeit<strong>Gottes</strong> in Jesus Christus erkennen lassen. (2. Korinther 4,6)Der Heilige Geist wird dir die Welt <strong>de</strong>s Göttlichen erschließenund sie als lebendige Kraft in <strong>de</strong>in gehorsames Herz wirken lassen.Christus wird dich an die Schwelle <strong>de</strong>s Ewigen führen; dukannst dort die Herrlichkeit, die jenseits unserer Wirklichkeit ist,sehen und bist so in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>n Menschen zu bezeugen, dassfür <strong>de</strong>n Einen, <strong>de</strong>r ewig lebt und für uns bittet, nichts unmöglichist.117


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 13Zwei Arten zu beten„Einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten diean<strong>de</strong>rn“, erzählte Christus das Gleichnis <strong>vom</strong> Pharisäer undZöllner (Lukas 18,9-14). Der Pharisäer geht in <strong>de</strong>n Tempel, um zubeten – nicht etwa, weil er spürt, dass er Vergebung seiner Sün<strong>de</strong>nbraucht, son<strong>de</strong>rn weil er in seiner Selbstgerechtigkeit bestätigtwer<strong>de</strong>n möchte. Für ihn ist Beten eine Leistung, mit <strong>de</strong>r erbei Gott glänzen und vor seinen Mitmenschen beson<strong>de</strong>rs frommerscheinen kann. Es geht ihm also darum, bei Gott und in seinerUmgebung hoch angesehen zu sein. Egoismus ist das Motiv fürsein Gebet.Und er ist zutiefst von sich überzeugt. Das zeigt sich in seinemGesichtsausdruck, seinem Gang, seinem Gebet. Er son<strong>de</strong>rt sichvon <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren ab, als wollte er sagen: „Bleib weg und rührmich nicht an, <strong>de</strong>nn ich bin für dich heilig.“ (Jesaja 65,5) So stehter da und betet „bei sich selbst“ (Lukas 18,11 EB). Zutiefst mitsich zufrie<strong>de</strong>n, glaubt er, dass Gott und Menschen ihn genauso inOrdnung fin<strong>de</strong>n.„Ich danke dir, Gott“, sagt er, „dass ich nicht bin wie die an<strong>de</strong>rnLeute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher o<strong>de</strong>r auch wie dieserZöllner.“ (Lukas 18,11) Nicht das heilige Wesen <strong>Gottes</strong> betrachteter als Maßstab für sein Leben, son<strong>de</strong>rn das Verhalten an<strong>de</strong>rerLeute; seine Gedanken sind auf Menschen statt auf Gott gerichtet.Das ist <strong>de</strong>r Grund für seine Selbstzufrie<strong>de</strong>nheit.Nun zählt er seine guten Werke auf: „Ich faste zweimal in <strong>de</strong>rWoche und gebe <strong>de</strong>n Zehnten von allem, was ich einnehme.“ (Lukas18,12) Die Religionsausübung <strong>de</strong>s Pharisäers ist rein formal118


BILDER VOM REICHE GOTTESund lässt sein Herz unberührt. Er hat kein Bedürfnis danach,seinen Charakter immer gottähnlicher wer<strong>de</strong>n und sein Herz mitLiebe und Mitgefühl erfüllen zu lassen. Ihm genügt eine Religion,die nur sein äußeres Leben berührt. Seine Gerechtigkeit verleihter sich selber – sie ist für ihn das Ergebnis seiner Werke –, und ermisst sie mit menschlichem Maß.Der Selbstgerechte wird immer zwangsläufig auf an<strong>de</strong>re herabsehen.So wie <strong>de</strong>r Pharisäer sich an an<strong>de</strong>ren misst, so legt erseinen eigenen Maßstab bei seiner Umgebung an. Er vergleichtseine Gerechtigkeit mit <strong>de</strong>r ihren, und je schlechter sie sind, <strong>de</strong>stobesser schnei<strong>de</strong>t er ab. Seine Selbstgerechtigkeit verleitet ihndazu, sich zum Ankläger aufzuschwingen. Er verdammt „die an<strong>de</strong>rnLeute“ als Übertreter von <strong>Gottes</strong> Gesetz und bekun<strong>de</strong>t dadurchdoch nur <strong>de</strong>n Geist Satans, <strong>de</strong>r ja <strong>de</strong>r „Verkläger unsererBrü<strong>de</strong>r“ (Offenbarung 12,10) genannt wird. Mit einer solchenEinstellung kann er unmöglich Gemeinschaft mit Gott haben. Ergeht nach Hause zurück, ohne <strong>de</strong>n Segen <strong>Gottes</strong> empfangen zuhaben.Der Zöllner war gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren Gläubigen in <strong>de</strong>nTempel gegangen, hielt sich aber dann im Hintergrund, weil erdas Gefühl hatte, für die gemeinsame Anbetung nicht würdig genugzu sein. Er „stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufhebenzum Himmel, son<strong>de</strong>rn schlug an seine Brust“ (Lukas 18,13)voll Seelennot und Selbstverachtung. Er spürte, dass er sich gegenGott versündigt und sein unrechtes Han<strong>de</strong>ln ihn gezeichnethatte. Von <strong>de</strong>n Menschen um ihn herum konnte er nicht einmalMitgefühl erwarten; sie sahen alle verächtlich auf ihn herab. Weiler wusste, dass es in seinem Leben keine Leistung gab, auf die ersich vor Gott berufen konnte, rief er verzweifelt aus: „Gott, seimir Sün<strong>de</strong>r gnädig!“ (Lukas 18,13)Er verglich sich nicht mit an<strong>de</strong>ren. Vom Gefühl seiner Schuldüberwältigt, stand er in <strong>Gottes</strong> Gegenwart und vergaß alles an<strong>de</strong>reum sich herum. Er wünschte sich nichts als Vergebung undFrie<strong>de</strong>n, er bat Gott nur darum, ihm gnädig zu sein. Und er wur<strong>de</strong>gesegnet! „Ich sage euch“, schloss Christus dieses Gleichnis:„Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener.“ (Lukas18,14)119


BILDER VOM REICHE GOTTESDer Pharisäer und <strong>de</strong>r Zöllner stehen sinnbildlich für zweigroße Gruppen, in die sich alle, die zu Gott beten, einteilen lassen.Als ihre frühesten Vertreter kann man die ersten bei<strong>de</strong>nKin<strong>de</strong>r ansehen, die auf dieser Er<strong>de</strong> geboren wur<strong>de</strong>n. Kain betrachtetesich selbst als gerecht und kam nur mit einem Dankopfervor Gott. Er hielt es nicht für nötig, seine Sün<strong>de</strong>n zu bekennenund einzugestehen, dass er <strong>Gottes</strong> Gna<strong>de</strong> brauchte. Abel dagegenbrachte Blut dar, das auf das Lamm <strong>Gottes</strong> hinwies. Er fühltesich als Sün<strong>de</strong>r und bekannte, dass er verloren sei. Seine einzigeHoffnung war die unverdiente Liebe <strong>Gottes</strong>. Da nahm <strong>de</strong>r Herrsein Opfer gnädig an, Kain und sein Opfer dagegen nahm er nichtan (1. Mose 4,3-5). Die erste Voraussetzung dafür, dass wir beiGott angenommen sind, ist die, dass wir unsere eigene Unzulänglichkeit,unsere geistliche Armut und Sündhaftigkeit eingestehen.„Selig sind, die da geistlich arm sind; <strong>de</strong>nn ihrer ist dasHimmelreich.“ (Matthäus 5,3)Den Unterschied zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gruppen – hier dargestelltdurch <strong>de</strong>n Zöllner und <strong>de</strong>n Pharisäer – ver<strong>de</strong>utlicht die Lebensgeschichte<strong>de</strong>s Apostels Petrus. Als Jünger Jesu hielt er sichanfangs für stark. Wie <strong>de</strong>r Pharisäer glaubte er, nicht „wie diean<strong>de</strong>rn Leute“ zu sein. Als Christus am Vorabend, ehe er verratenwur<strong>de</strong>, seine Jünger warnte: „Ihr wer<strong>de</strong>t alle an mir irre wer<strong>de</strong>n“,da erklärte Petrus zuversichtlich: „Selbst wenn alle an<strong>de</strong>rnan dir irre wer<strong>de</strong>n – ich nicht!“ (Markus 14,27.29 GN) Er erkanntenicht, in welcher Gefahr er stand. Sein Selbstvertrauen führteihn in die Irre. Er war davon überzeugt, <strong>de</strong>r Versuchung wi<strong>de</strong>rstehenzu können. Doch als es später wirklich darauf ankam, verleugneteer seinen Herrn unter Schwören und Fluchen.Erst als <strong>de</strong>r Hahn krähte, dachte er wie<strong>de</strong>r an das, was Christusihm gesagt hatte. Überrascht und schockiert darüber, was ersoeben getan hatte, wandte er sich um und erblickte seinen Meister.Auch Christus schaute Petrus an, und unter diesem Blick vollerTrauer, in die sich Mitgefühl und Liebe mischte, erkanntePetrus sich selbst. Er ging hinaus und weinte bitterlich. ChristiBlick brach ihm das Herz. Petrus stand am Wen<strong>de</strong>punkt seinesLebens und bereute unter Tränen seine Sün<strong>de</strong>. Reumütig und bereitzur Umkehr wie <strong>de</strong>r Zöllner, erfuhr er die göttliche Gna<strong>de</strong>.120


BILDER VOM REICHE GOTTESAls Christus ihn ansah, war ihm damit die Vergebung bereits zugesichert.Jetzt war das Vertrauen auf seine eigene Leistung dahin, undnie wie<strong>de</strong>r nahm Petrus <strong>de</strong>n Mund so voll wie früher. Nach seinerAuferstehung prüfte Christus ihn dreimal. „Simon, <strong>de</strong>s JohannesSohn, hast du mich lieber, als mich diese haben?“ fragte er. Dahielt sich Petrus nicht mehr für besser als seine Brü<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rnberief sich auf die Fähigkeit Christi, ihm ins Herz zu sehen:„Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“Nun erhielt er seine Aufgabe, die umfassen<strong>de</strong>r und schwierigerwar als alle bisherigen. Christus bat ihn: „Wei<strong>de</strong> meine Schafe!“(Johannes 21,15.17) Damit übertrug er ihm die Seelsorge füralle, <strong>de</strong>nen er sein eigenes Leben geopfert hatte. Zugleich bewiesChristus dadurch, dass er nicht im Geringsten an <strong>de</strong>r innerenUmkehr <strong>de</strong>s Petrus zweifelte. War <strong>de</strong>r Jünger früher ruhelos undallzu selbstsicher gewesen, ein Mann <strong>de</strong>r großen Worte, so warjetzt seine Zurückhaltung und Bereitschaft zur Umkehr bemerkenswert.Er folgte nun seinem Herrn unter persönlichen Opfernund stellte eigene Interessen und Ansprüche gern zurück. So wieer etwas davon am eigenen Leib erlitt, was Christus erdul<strong>de</strong>nmusste, so wird Petrus auch teilhaben an <strong>de</strong>r Herrlichkeit Christi,wenn dieser auf <strong>de</strong>m Thron <strong>de</strong>r Herrlichkeit sitzen wird.Was Petrus zu Fall brachte und <strong>de</strong>n Pharisäer von <strong>de</strong>r Gemeinschaftmit Gott ausschloss, erweist sich auch heute noch fürTausen<strong>de</strong> als verheeren<strong>de</strong>r Irrtum. Nichts ist für Gott so beleidigendund für <strong>de</strong>n Menschen selbst so gefährlich wie Stolz undSelbstzufrie<strong>de</strong>nheit. Von allen Sün<strong>de</strong>n kann man sie am schwerstenüberwin<strong>de</strong>n.Dass Petrus versagte, kam nicht aus heiterem Himmel; es wardas Ergebnis einer langen Entwicklung. Selbstüberschätzunghatte ihn zu <strong>de</strong>r Annahme verleitet, er sei schon ein für alle Malgerettet, und so führte sein Weg Schritt für Schritt abwärts, biser schließlich seinen Herrn verleugnete. Solange wir auf dieserEr<strong>de</strong> leben, können wir uns nie vollständig auf uns selbst verlasseno<strong>de</strong>r meinen, wir seien gegen je<strong>de</strong> Versuchung gefeit. Auchwer Christus in einer echten Bekehrung als seinen Erlöser angenommenhat, sollte sich nicht einre<strong>de</strong>n lassen, dass er damit121


BILDER VOM REICHE GOTTESschon gerettet ist, <strong>de</strong>nn diese Auffassung ist irreführend. Es istwichtig, dass wir die Hoffnung und <strong>de</strong>n Glauben betonen; dochauch wenn wir unser Leben Christus anvertraut haben und unsvon ihm angenommen wissen, sind wir keinesfalls vor Versuchungensicher. <strong>Gottes</strong> Wort sagt: „Viele wer<strong>de</strong>n gereinigt, geläutertund geprüft wer<strong>de</strong>n.“ (Daniel 12,10) Nur wer standhaft amGlauben festhält, bekommt die Krone <strong>de</strong>s Lebens. (Jakobus 1,12)Wer Christus annimmt und in neugewonnener Zuversicht nurnoch sagt: „Ich bin gerettet“, läuft Gefahr, in Wirklichkeit auf sichselbst zu vertrauen. Er verliert <strong>de</strong>n Blick für die eigene Schwächeund für die Tatsache, dass er ständig von <strong>de</strong>r göttlichen Kraft abhängigist. Unvorbereitet auf die Angriffe Satans, fällt er, wennsein Glaube auf die Probe gestellt wird, wie Petrus in die tiefstenTiefen <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>. Deshalb wer<strong>de</strong>n wir ermahnt: „Darum, wermeint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.“ (1. Korinther10,12) Nur wenn wir uns selbst gegenüber kritisch genug sind,können wir im Glauben sicher sein, <strong>de</strong>nn wir sind voll und ganzvon Christus abhängig.Es war unbedingt nötig, dass Petrus seine Charakterschwächenerkannte und merkte, wie sehr er auf die Kraft und Gna<strong>de</strong>Christi angewiesen war. Der Herr konnte ihm die Versuchungnicht ersparen; doch hätte er ihn davor bewahren können, ihr zuerliegen. Hätte Petrus auf die Warnung Christi gehört, dann wäreer hellwach gewesen und im Gebet mit <strong>de</strong>m Vater verbun<strong>de</strong>ngeblieben. Er hätte besonnener gehan<strong>de</strong>lt, um ja keinen Fehlerzu begehen. Gott hätte ihm helfen können, und Satan wäre mitseinem Angriff erfolglos geblieben.Petrus kam zu Fall, weil er sich selbst zu unkritisch gegenüberstand.Aber als er auf seinem falschen Weg kehrtmachte undsein eigenes Unvermögen eingestand, bekam er wie<strong>de</strong>r festenBo<strong>de</strong>n unter die Füße. Was die Bibel über seine Erfahrung berichtet,kann je<strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>r ermutigen, <strong>de</strong>r bereit zur Umkehr ist.Obwohl Petrus schwer gesündigt hatte, blieb er doch nicht sichselbst überlassen. In sein Herz waren die Worte Christi eingeprägt:„Ich aber habe für dich gebeten, dass <strong>de</strong>in Glaube nichtaufhöre.“ (Lukas 22,32) Es war dieses Gebet und die Erinnerungan <strong>de</strong>n liebevollen, gütigen Blick Christi, welche ihm inmitten <strong>de</strong>r122


BILDER VOM REICHE GOTTESbitteren Qual seiner Reue neue Hoffnung schenkten. Gleich nachseiner Auferstehung dachte Jesus an Petrus und ließ durch einenEngel <strong>de</strong>n Frauen sagen: „Geht aber hin und sagt seinen Jüngernund Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dortwer<strong>de</strong>t ihr ihn sehen.“ (Markus 16,7) Der Heiland hatte die Buße<strong>de</strong>s Petrus angenommen und ihm vergeben.Dieselbe mitfühlen<strong>de</strong> Hand, die sich Petrus entgegenstreckteund ihn rettete, wird je<strong>de</strong>m angeboten, <strong>de</strong>r einer Versuchung erlegenist. Es gehört zu Satans beliebtesten Strategien, einenMenschen zur Sün<strong>de</strong> zu verführen und ihn dann hilflos undangstvoll allein zu lassen in einem Zustand, in <strong>de</strong>m er nicht wagt,um Vergebung zu bitten. Doch warum sollten wir uns fürchten?Gott hat gesagt: „Es sei <strong>de</strong>nn, sie suchen Zuflucht bei mir undmachen Frie<strong>de</strong>n mit mir.“ (Jesaja 27,5) Je<strong>de</strong> er<strong>de</strong>nkliche Vorkehrungist getroffen für <strong>de</strong>n Fall, dass wir schwach wer<strong>de</strong>n. Immerwie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n wir ermutigt, zu Christus zu kommen.Christus opferte sich in einem qualvollen Tod, um <strong>Gottes</strong> Erbteilzurückzukaufen und <strong>de</strong>n Menschen eine weitere Bewährungszeitzu schenken. „Daher kann er auch für immer selig machen,die durch ihn zu Gott kommen; <strong>de</strong>nn er lebt für immer undbittet für sie.“ (Hebräer 7,25)Durch sein sündloses Leben, seinen Gehorsam und seinen Todam Kreuz von Golgatha machte er sich zum Fürsprecher <strong>de</strong>r verlorenenMenschheit. Der „Herzog unserer Seligkeit“ setzt sich aberfür uns nicht als bloßer Bittsteller ein, son<strong>de</strong>rn erhebt wie ein ErobererAnspruch auf seinen Siegespreis. Sein Opfer war vollkommen.Nach<strong>de</strong>m er unsere Sache zu seiner eigenen gemacht hat,weist er Gott auf seine eigenen makellosen Verdienste hin undübermittelt ihm gleichzeitig die Gebete, Bekenntnisse undDanksagung seines Volkes. Mit <strong>de</strong>m Duft <strong>de</strong>r GerechtigkeitChristi vermischt, steigt all das zu Gott wie ein angenehmerGeruch empor. Solch ein Opfer nimmt Gott gern an, und seineVergebung be<strong>de</strong>ckt all unsere Übertretungen.Christus hat sich dazu verpflichtet, unser Stellvertreter undBürge zu wer<strong>de</strong>n. Dabei übersieht er keinen. So wie er es nichteinfach hinnehmen wollte, dass die Menschen <strong>de</strong>m ewigen Ver<strong>de</strong>rbenausgesetzt sein sollten und <strong>de</strong>shalb für sie in <strong>de</strong>n Tod123


BILDER VOM REICHE GOTTESging, nimmt er sich liebevoll je<strong>de</strong>s Einzelnen an, <strong>de</strong>m bewusstwird, dass er sich nicht selbst retten kann.Je<strong>de</strong>m spricht er Mut zu, <strong>de</strong>r im Bewusstsein <strong>de</strong>r eigenenSchwachheit seine Bitten vorbringt. Durch sein Sühnopfer hat eruns Menschen ja einen unermesslichen Schatz sittlicher Krafterworben, die er gern für uns einsetzt. Wir dürfen mit unserenSorgen und Sün<strong>de</strong>n zu ihm kommen, weil er uns liebt. Je<strong>de</strong>rBlick und je<strong>de</strong>s Wort von ihm wirbt um unser Vertrauen. Er wirdunser Wesen nach seinem Willen formen. Satan ist trotz all seinerMacht nicht stark genug, auch nur einen einzigen Menschenauf seine Seite zu ziehen, <strong>de</strong>r ganz auf Christus vertraut. Gott„gibt <strong>de</strong>m Mü<strong>de</strong>n Kraft, und Stärke genug <strong>de</strong>m Unvermögen<strong>de</strong>n.“(Jesaja 40,29) „Wenn wir aber unsre Sün<strong>de</strong>n bekennen, so ist ertreu und gerecht, dass er uns die Sün<strong>de</strong>n vergibt und reinigt unsvon aller Ungerechtigkeit.“ (1. Johannes 1,9) „Allein erkenne <strong>de</strong>ineSchuld, dass du wi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>inen Gott, gesündigthast.“ (Jeremia 3,13) „Und ich will reines Wasser über euchsprengen, dass ihr rein wer<strong>de</strong>t; von all eurer Unreinheit und vonallen euren Götzen will ich euch reinigen.“ (Hesekiel 36,25)Um Vergebung und Frie<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n zu können, brauchen wirallerdings Selbsterkenntnis, die Reue in uns weckt. Dem Pharisäerwar seine Sündhaftigkeit nicht bewusst, und so konnte <strong>de</strong>rHeilige Geist nicht an ihm arbeiten. Er hatte sein Inneres so sehrmit Selbstgerechtigkeit gepanzert, dass <strong>Gottes</strong> unabweisbare undzielsichere Pfeile nicht in sein Herz eindringen konnten. Christuskann nur <strong>de</strong>n retten, <strong>de</strong>r seine Sün<strong>de</strong>n erkennt. Sein Auftrag bestanddarin, „zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, <strong>de</strong>n Gefangenendie Befreiung anzukündigen. Den Blin<strong>de</strong>n das Augenlicht,Bedrückte in Freiheit zu setzen.“ (Lukas 4,18 Rösch) Aber„die Gesun<strong>de</strong>n bedürfen <strong>de</strong>s Arztes nicht“ (Lukas 5,31). Nur wennwir unseren wahren Zustand erkennen, wird uns bewusst wer<strong>de</strong>n,wie sehr wir die Hilfe Christi brauchen. Wir können bei ihmnur Zuflucht fin<strong>de</strong>n, wenn wir die Gefahr erkennen, in <strong>de</strong>r wiruns befin<strong>de</strong>n. Nur wenn unsere verwun<strong>de</strong>te Seele schmerzt, wer<strong>de</strong>nwir <strong>de</strong>n Wunsch haben, geheilt zu wer<strong>de</strong>n.Der Herr sagt: „Du sprichst: Ich bin reich und habe genugund brauche nichts! und weißt nicht, dass du elend und jämmer-124


BILDER VOM REICHE GOTTESlich bist, arm, blind und bloß. Ich rate dir, dass du Gold von mirkaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wer<strong>de</strong>st, undweiße Klei<strong>de</strong>r, damit du sie anziehst und die Schan<strong>de</strong> <strong>de</strong>iner Blößenicht offenbar wer<strong>de</strong>, und Augensalbe, <strong>de</strong>ine Augen zu salben,damit du sehen mögest.“ (Offenbarung 3,17.18) Das im Feuer geläuterteGold ist <strong>de</strong>r Glaube, <strong>de</strong>r in praktischer Nächstenliebesichtbar wird. Er allein kann uns in Übereinstimmung mit Gottbringen. Mögen wir noch so aktiv und fleißig sein – ohne die Liebe,die das Wesen Christi auszeichnete, können wir nie zurhimmlischen Familie gehören.Kein Mensch kann aus sich selbst heraus erkennen, dass seinWeg in die Irre führt. „Es ist das Herz ein trotzig und verzagtDing; wer kann es ergrün<strong>de</strong>n?“ (Jeremia 17,9) Oft ist es nur einLippenbekenntnis, wenn jemand seine geistliche Armut eingesteht.Das Herz bleibt davon unberührt und ist statt<strong>de</strong>ssen vonStolz erfüllt über die eigene Demut und Gerechtigkeit, die unsüber an<strong>de</strong>re so erhaben sein lässt. Es gibt für uns nur eine Möglichkeitzu wahrer Selbsterkenntnis: Wir müssen auf Christussehen. Nur wer ihn nicht richtig kennt, kann stolz sein auf die eigeneGerechtigkeit. Wenn wir dagegen sein reines und makellosesWesen betrachten, erkennen wir, wie schwach, arm und vollerFehler wir sind. Dann wird uns bewusst, dass wir hoffnungslosverloren und lediglich selbstgerecht sind – wie alle an<strong>de</strong>ren Sün<strong>de</strong>rauch. Dann sehen wir auch endlich ein, dass wir nicht durchunsere eigenen guten Taten, son<strong>de</strong>rn, wenn überhaupt, einmalnur durch <strong>Gottes</strong> unendliche Gna<strong>de</strong> gerettet wer<strong>de</strong>n.Das Gebet <strong>de</strong>s Zöllners wur<strong>de</strong> erhört, weil in ihm das vertrauensvolleBewusstsein zum Ausdruck kam, <strong>vom</strong> Allmächtigenganz abhängig zu sein. Der Zöllner konnte sich nur noch schämen,wenn er an sein eigenes Leben und Wesen dachte. So mussje<strong>de</strong>r empfin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r zu Gott kommen möchte. Mit einem Glauben,<strong>de</strong>r alles Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten aufgibt,muss <strong>de</strong>r Hilfe suchen<strong>de</strong> Beter die göttliche Kraft in Anspruchnehmen.Äußerliche Formen zu beachten kann niemals kindlichenGlauben und völlige Selbstaufgabe ersetzen. Allerdings kannauch niemand sein eigenes Wesen aufgeben. Wir können nur125


BILDER VOM REICHE GOTTESChristus einla<strong>de</strong>n, an uns zu wirken. Dann beten wir: „Herr,nimm mein Herz, <strong>de</strong>nn ich kann es nicht geben. Es ist <strong>de</strong>in Eigentum.Erhalte es rein, <strong>de</strong>nn ich kann es selbst nicht. Rettemich trotz meines schwachen Wesens, das Christus so wenig ähnlichist. Bil<strong>de</strong> mich, forme und erhebe mich in eine reine und heiligeAtmosphäre, wo <strong>de</strong>ine Liebe mich reich durchströmen kann.“Nicht nur zu Beginn unseres Lebens mit Christus ist dieseSelbstübergabe nötig; wir müssen sie bei je<strong>de</strong>m weiteren Schrittauf <strong>de</strong>m Weg zum ewigen Leben erneut vollziehen. Alle unsere gutenWerke entspringen einer Kraft, die außerhalb unserer selbstliegt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns ständig von ganzemHerzen Gott zuwen<strong>de</strong>n, dass wir immer wie<strong>de</strong>r aufrichtig und reumütigunsere Sün<strong>de</strong>n bekennen und uns vor ihm <strong>de</strong>mütigen. Nurwenn wir unsere Eigensucht aufgeben und uns ganz von Christusabhängig wissen, können wir sicher unseren Weg gehen.Je enger unsere Verbindung zu Christus wird und je klarer wirsein reines Wesen erkennen, <strong>de</strong>sto besser begreifen wir auch, wieaußeror<strong>de</strong>ntlich verworfen und boshaft die Sün<strong>de</strong> ist, und <strong>de</strong>stoweniger neigen wir zu Überheblichkeit. Die Menschen, die in <strong>Gottes</strong>Augen heilig sind, stellen am allerwenigsten ihre Frömmigkeitzur Schau. Der Apostel Petrus wur<strong>de</strong> ein treuer Diener Christi;göttliche Erkenntnis und Vollmacht wur<strong>de</strong>n ihm geschenkt. Erhatte wesentlichen Anteil am Aufbau <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Christi. Und<strong>de</strong>nnoch vergaß Petrus niemals, wie furchtbar er sich einmal hatteschämen müssen. Seine Sün<strong>de</strong> war vergeben, aber er wussteganz genau, dass die Charakterschwäche, die sein Versagen verursachthatte, nur durch die Gna<strong>de</strong> Christi beseitigt wer<strong>de</strong>n konnte.In sich selbst fand er nichts, worauf er hätte stolz sein können.Kein Apostel o<strong>de</strong>r Prophet behauptete jemals, sündlos zu sein.Menschen, die in enger Beziehung mit Gott lebten, die lieber ihrLeben hingegeben als absichtlich etwas Unrechtes getan hätten,sodass Gott ihnen Erkenntnis und Vollmacht schenkte, habenimmer wie<strong>de</strong>r bekannt, dass sie in ihrem Wesen von Natur auszur Sün<strong>de</strong> neigten. Sie vertrauten nicht auf ihr eigenes menschlichesKönnen und hielten sich nicht selbst für gerecht, son<strong>de</strong>rnsetzten ihre Hoffnung allein auf die Gerechtigkeit Christi. Sowird es je<strong>de</strong>m gehen, <strong>de</strong>r im Glauben zu Christus aufschaut.126


BILDER VOM REICHE GOTTESMit je<strong>de</strong>r weiteren Stufe <strong>de</strong>r Erfahrung in unserem Glaubenslebenwer<strong>de</strong>n wir tiefere Reue über uns selbst empfin<strong>de</strong>n.Der Herr spricht gera<strong>de</strong> die Menschen an, <strong>de</strong>nen er vergeben hatund die er als seine Kin<strong>de</strong>r angenommen hat, wenn er sagt:„Dann wer<strong>de</strong>t ihr an euren bösen Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>nken und an euerTun, das nicht gut war, und wer<strong>de</strong>t euch selbst zuwi<strong>de</strong>r sein umeurer Sün<strong>de</strong> und eures Götzendienstes willen.“ (Hesekiel 36,31)Weiter sagt er: „Und ich will meinen Bund mit dir aufrichten, sodassdu erfahren sollst, dass ich <strong>de</strong>r Herr bin, damit du daran<strong>de</strong>nkst und dich schämst und vor Scham <strong>de</strong>inen Mund nichtmehr aufzutun wagst, wenn ich dir alles vergeben wer<strong>de</strong>, was dugetan hast.“ (Hesekiel 16,62.63) Dann verherrlichen wir uns nichtmehr selbst, wenn wir etwas sagen, weil wir wissen, dass wir nurin Christus alles im Überfluss haben, was wir brauchen, und wirbekennen mit <strong>de</strong>m Apostel: „Denn ich weiß, dass in mir, das heißtin meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.“ (Römer 7,18) „Es sei a-ber fern von mir, mich zu rühmen als allein <strong>de</strong>s Kreuzes unsersHerrn Jesus Christus, durch <strong>de</strong>n mir die Welt gekreuzigt ist undich <strong>de</strong>r Welt.“ (Galater 6,14)Auf Grund dieser Erfahrung wer<strong>de</strong>n wir ermahnt: „Schaffet,dass ihr selig wer<strong>de</strong>t, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, <strong>de</strong>rin euch wirkt bei<strong>de</strong>s, das Wollen und das Vollbringen, nach seinemWohlgefallen.“ (Philipper 2,12.13) Gott möchte keineswegs,dass wir befürchten sollen, er könnte seine Verheißungen nichterfüllen, wür<strong>de</strong> die Geduld verlieren o<strong>de</strong>r kein Erbarmen haben.Vielmehr for<strong>de</strong>rt dieser Text uns dazu auf, darauf zu achten, dassunser Wille sich <strong>de</strong>m Willen Christi nicht entgegenstellt und dasskeine ererbten und selbsterworbenen Charakterfehler unser Lebenbestimmen und prägen. „Denn Gott ist’s, <strong>de</strong>r in euch wirktbei<strong>de</strong>s, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“Wir sollen auf <strong>de</strong>r Hut sein, dass sich nicht Eigensucht zwischendie Bedürfnisse unserer Seele und Christus drängt unddamit <strong>de</strong>n großen Plan vereiteln könnte, <strong>de</strong>n Gott durch uns indie Tat umsetzen will. Hüten wir uns „mit Furcht und Zittern“davor, auf die eigene Kraft zu vertrauen und die Hand Christiloszulassen, um ohne seine immer währen<strong>de</strong> Gegenwart durchsLeben gehen zu wollen.127


BILDER VOM REICHE GOTTESEs ist wichtig für uns, alles zu mei<strong>de</strong>n, was Stolz und Selbstzufrie<strong>de</strong>nheitför<strong>de</strong>rn könnte. Deshalb wollen wir im Umgang mitan<strong>de</strong>ren auf Schmeicheleien verzichten, <strong>de</strong>nn Lobhu<strong>de</strong>lei dientebenso <strong>de</strong>n Interessen Satans wie Beschuldigungen und verdammen<strong>de</strong>sUrteil über an<strong>de</strong>re. In je<strong>de</strong>m Fall möchte er damit<strong>de</strong>n Menschen ver<strong>de</strong>rben. Wer Menschen verherrlicht, lässt sich<strong>vom</strong> Teufel als Werkzeug benutzen. Als Mitarbeiter Christi wollenwir <strong>de</strong>shalb unsere eigene Person in <strong>de</strong>n Hintergrund stellenund je<strong>de</strong>s Lob auf Christus lenken, <strong>de</strong>r allein erhöht wer<strong>de</strong>n soll.Alle sollen auf <strong>de</strong>n schauen und je<strong>de</strong>s Herz ihn loben, „<strong>de</strong>r unsliebt und erlöst hat von unsern Sün<strong>de</strong>n mit seinem Blut“ (Offenbarung1,5).Wer in <strong>de</strong>r Furcht <strong>de</strong>s Herrn lebt, hat keinen Grund, trübenGedanken nachzuhängen. Im Gegenteil: Dort, wo Christus fehlt,gibt es mürrische Gesichter, und das Leben wird als einzige Lastempfun<strong>de</strong>n. Wer von sich selbst allzu viel hält und immer zuerstan sich <strong>de</strong>nkt, hat kein Bedürfnis nach einer lebendigen Verbindungmit Christus. Das Herz, das nicht an Christus, <strong>de</strong>m Felsen,zerbrochen ist, rühmt sich, noch heil zu sein. Die Menschen bevorzugeneine Frömmigkeit, die ihnen Wür<strong>de</strong> verleiht. Der Wegzum ewigen Leben soll für sie breit genug sein, um alles mitnehmenzu können, woran ihr Herz hängt. Ihre Eigenliebe und ihrGeltungsdrang schließen <strong>de</strong>n Heiland aus ihrem Herzen aus.Ohne ihn aber sieht das Leben trübe und traurig aus. Wenn dagegenChristus in uns wohnt, ist dies für uns eine Quelle <strong>de</strong>rFreu<strong>de</strong>. Darum empfin<strong>de</strong>n auch alle, die ihn annehmen, dassFreu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Grundton <strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong> ist.„Denn so spricht <strong>de</strong>r Hohe und Erhabene, <strong>de</strong>r ewig wohnt, <strong>de</strong>ssenName heilig ist: Ich wohne in <strong>de</strong>r Höhe und im Heiligtumund bei <strong>de</strong>nen, die zerschlagenen und <strong>de</strong>mütigen Geistes sind,auf dass ich erquicke <strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>mütigten und das Herz<strong>de</strong>r Zerschlagenen.“ (Jesaja 57,15)Im Schutz einer Felsspalte konnte Mose die Herrlichkeit <strong>Gottes</strong>sehen. Ebenso wird Christus uns mit seiner durchbohrtenHand Schutz bieten, wenn wir uns zum „Fels <strong>de</strong>s Heils“ zurückziehen,und dort wer<strong>de</strong>n wir hören, was <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>nen sagt, diesich in seinen Dienst gestellt haben. Dann offenbart sich Gott uns128


BILDER VOM REICHE GOTTESwie damals Mose als „barmherzig und gnädig und geduldig undvon großer Gna<strong>de</strong> und Treue, <strong>de</strong>r da Tausen<strong>de</strong>n Gna<strong>de</strong> bewahrtund vergibt Missetat, Übertretung und Sün<strong>de</strong>“ (2. Mose 34,6.7).Das Werk <strong>de</strong>r Erlösung wird uns einmal in eine Zukunft führen,die <strong>de</strong>r Mensch sich kaum vorstellen kann: „Was kein Augegesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines MenschenHerz gekommen ist, was Gott bereitet hat <strong>de</strong>nen, die ihn lieben.“(1. Korinther 2,9) Wenn ein Sün<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Kraft Christi angezogenwird und zum Kreuz kommt, um davor die Knie zu beugen,dann wird er von neuem geboren; er bekommt ein neues Herzund wird „eine neue Kreatur“ in Christus Jesus (2. Korinther5,17). Dann hat er die höchste Stufe <strong>de</strong>r Heiligung erreicht: Gottmacht <strong>de</strong>n gerecht, „<strong>de</strong>r da ist aus <strong>de</strong>m Glauben an Jesus“ (Römer3,26). „Die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.“(Römer 8,30) Ist die Schan<strong>de</strong> und Erniedrigung durchdie Sün<strong>de</strong> auch noch so groß, durch die Liebe unseres Erlöserswer<strong>de</strong>n wir noch unvergleichlich mehr Ehre und Erhöhung erfahren.Wer danach strebt, Christus ähnlich zu wer<strong>de</strong>n, erhält aus<strong>de</strong>r Schatzkammer <strong>de</strong>s Himmels eine alles übertreffen<strong>de</strong> Kraft;sie wird ihn selbst noch über jene Engel stellen, die nie von Gottabfielen.„So spricht <strong>de</strong>r Herr, <strong>de</strong>r Erlöser Israels, sein Heiliger, zu<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r verachtet ist von <strong>de</strong>n Menschen und verabscheut von<strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>m Knecht, <strong>de</strong>r unter Tyrannen ist: Könige sollensehen und aufstehen, und Fürsten sollen nie<strong>de</strong>rfallen um <strong>de</strong>sHerrn willen, <strong>de</strong>r treu ist, um <strong>de</strong>s Heiligen Israels willen, <strong>de</strong>r dicherwählt hat.“ (Jesaja 49,7)„Denn wer sich selbst erhöht, <strong>de</strong>r wird erniedrigt wer<strong>de</strong>n; undwer sich selbst erniedrigt, <strong>de</strong>r wird erhöht wer<strong>de</strong>n.“ (Lukas 18,14)129


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 14„Sollte Gott nicht auch Recht schaffenseinen Auserwählten?“Christus hatte gera<strong>de</strong> die Zeit unmittelbar vor seiner Wie<strong>de</strong>rkunftbeschrieben und auf die Gefahren hingewiesen, die seineNachfolger dabei bestehen müssten. Zur Ver<strong>de</strong>utlichung seinerWorte erzählte er nun ein Gleichnis davon, dass man allezeit betenund nicht nachlassen solle, und sprach:„Es war ein Richter in einer Stadt, <strong>de</strong>r fürchtete sich nicht vorGott und scheute sich vor keinem Menschen. Es war aber eineWitwe in <strong>de</strong>rselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffemir Recht gegen meinen Wi<strong>de</strong>rsacher! Und er wollte lange nicht.Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vorGott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, will ichdoch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, Recht schaffen,damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage.Da sprach <strong>de</strong>r Herr: Hört, was <strong>de</strong>r ungerechte Richter sagt! SollteGott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihmTag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen?Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze.“ (Lukas18,2-8)Der Richter, <strong>de</strong>r hier beschrieben wird, kümmert sich we<strong>de</strong>rum das Recht noch um das Unglück an<strong>de</strong>rer Menschen. Die Witweschil<strong>de</strong>rt ihm ihren Fall nachdrücklich genug, wird aber immerwie<strong>de</strong>r abgewiesen. Sooft sie auch kommt, immer muss sie essich gefallen lassen, verächtlich behan<strong>de</strong>lt und aus <strong>de</strong>m Gerichtshofvertrieben zu wer<strong>de</strong>n. Der Richter weiß, dass sie im130


BILDER VOM REICHE GOTTESRecht ist, und könnte ihr sofort helfen, aber er will nicht. Ermöchte ihr seine unumschränkte Macht zeigen, und es bereitetihm Vergnügen, die Frau vergeblich bitten und flehen zu lassen.Sie lässt sich aber nicht entmutigen. Trotz seiner Gleichgültigkeitund Hartherzigkeit trägt sie ihm ihr Anliegen so oft und bestimmtvor, dass er schließlich einwilligt, sich ihrer Sache anzunehmen.„Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinemMenschen scheue, will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so vielMühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme undmir ins Gesicht schlage.“ Nur um seinem Ansehen nicht zu scha<strong>de</strong>nund nicht als parteiisch verschrien zu wer<strong>de</strong>n, hilft er also<strong>de</strong>r beharrlichen Frau.„Da sprach <strong>de</strong>r Herr: Hört, was <strong>de</strong>r ungerechte Richter sagt!Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zuihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen?Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze.“Christus stellt hier <strong>de</strong>n Unterschied zwischen Gott und <strong>de</strong>m ungerechtenRichter ganz klar heraus: Der Richter gab <strong>de</strong>m Drängen<strong>de</strong>r Witwe aus purem Egoismus nach, nämlich um nicht weiterbelästigt zu wer<strong>de</strong>n; er hatte kein Mitleid, kein Erbarmen mitihr; ihr Elend war ihm gleichgültig. Wie an<strong>de</strong>rs verhält sich Gottgegenüber <strong>de</strong>nen, die ihn suchen! Er hat unendliches Mitgefühlmit allen, die ihn in ihrer Not und Bedrängnis um Hilfe bitten.Die Frau, die <strong>de</strong>n Richter bedrängte, ihr Gerechtigkeit zu verschaffen,hatte <strong>de</strong>n Ehemann verloren. Arm und ohne Freun<strong>de</strong>,hatte sie keine Möglichkeit, wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Besitz ihres verlorenenVermögens zu gelangen. Ebenso hat <strong>de</strong>r Mensch durch die Sün<strong>de</strong>die Verbindung zu Gott verloren. Aus eigener Kraft kann er dasHeil nicht erlangen. Christus jedoch bringt uns <strong>de</strong>m Vater nahe:Die Auserwählten <strong>Gottes</strong> liebt er von ganzem Herzen. Er hat sie„von <strong>de</strong>r Finsternis zu seinem wun<strong>de</strong>rbaren Licht“ berufen (1. Petrus2,9), damit sie ihn loben und selbst als Licht im Dunkel dieserWelt leuchten. Der ungerechte Richter hatte keinerlei Interessean <strong>de</strong>r Witwe, die ihn so dringend um Hilfe bat. Nur um ihrerbarmungswürdiges Drängen nicht länger anhören zu müssen,verhalf er ihr zu ihrem Recht gegen ihren Gegner. Gott dagegen131


BILDER VOM REICHE GOTTESliebt seine Kin<strong>de</strong>r mit unendlicher Liebe. Seine Gemein<strong>de</strong> ist ihmdas Teuerste auf Er<strong>de</strong>n.„Denn <strong>de</strong>s Herrn Teil ist sein Volk, Jakob ist sein Erbe. Erfand ihn in <strong>de</strong>r Wüste, in <strong>de</strong>r dürren Einö<strong>de</strong> sah er ihn. Er umfingihn und hatte Acht auf ihn. Er behütete ihn wie seinen Augapfel.“(5. Mose 32,9.10) „Denn so spricht <strong>de</strong>r Herr Zebaoth, <strong>de</strong>rmich gesandt hat, über die Völker, die euch beraubt haben: Wereuch antastet, <strong>de</strong>r tastet meinen Augapfel an.“ (Sacharja 2,12)Die Bitte <strong>de</strong>r Witwe – „Schaffe mir Recht gegen meinen Wi<strong>de</strong>rsacher!“– ist auch die Bitte <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong>. Satan ist ihrgroßer Gegner, <strong>de</strong>r „Verkläger unserer Brü<strong>de</strong>r“, <strong>de</strong>r sie Tag undNacht bei Gott anklagt (Offenbarung 12,10). Ununterbrochenbemüht er sich, <strong>Gottes</strong> Volk in ein falsches Licht zu setzen, anzuklagen,zu täuschen und zu vernichten. Im vorliegen<strong>de</strong>n Gleichnislehrt Christus <strong>de</strong>shalb seine Jünger, darum zu beten, dassGott sie aus <strong>de</strong>r Macht Satans und seiner Helfer befreie.Wie Satan anklagt und Christus diesem Gegner seines Volkeswi<strong>de</strong>rsteht, schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Prophet Sacharja: „Und er ließ mich sehen<strong>de</strong>n Hohenpriester Joschua, wie er vor <strong>de</strong>m Engel <strong>de</strong>s Herrnstand, und <strong>de</strong>r Satan stand zu seiner Rechten, um ihn zu verklagen.Und <strong>de</strong>r Engel <strong>de</strong>s Herrn sprach zu <strong>de</strong>m Satan: Der Herrschelte dich, du Satan! Ja, <strong>de</strong>r Herr, <strong>de</strong>r Jerusalem erwählt hat,schelte dich! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus <strong>de</strong>m Feuergerettet ist? Joschua aber hatte unreine Klei<strong>de</strong>r an und stand vor<strong>de</strong>m Engel.“ (Sacharja 3,1-3)Die Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> wer<strong>de</strong>n hier mit einem Angeklagten vorGericht verglichen. Als Hoherpriester bittet Joschua um Segenfür sein Volk, das sich in großer Not befin<strong>de</strong>t. Während er sichvor Gott dafür einsetzt, steht Satan als sein Gegner rechts nebenihm. Er beschuldigt die Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> und stellt ihren Fall sohoffnungslos wie möglich dar. Er hält <strong>de</strong>m Herrn ihre Vergehenund Charakterschwächen, ihre Fehler und ihr Versagen vor in<strong>de</strong>r Hoffnung, dass Christus ihnen in ihrer Not keinen Beistandleisten wird, weil ihr Wesen in einem allzu schlechten Licht erscheint.Als Sprecher <strong>de</strong>s Volkes <strong>Gottes</strong>, <strong>de</strong>r mit unter <strong>de</strong>m Verdammungsurteilsteht, trägt Joschua unreine Klei<strong>de</strong>r. Er kennt die132


BILDER VOM REICHE GOTTESSün<strong>de</strong>n seines Volkes und ist vor Mutlosigkeit nie<strong>de</strong>rgedrückt.Satan erzeugt bei ihm ein solch starkes Schuldgefühl, dass er fastalle Hoffnung aufgegeben hat. Und doch steht er hier und bittetum Gna<strong>de</strong>, während Satan alles gegen ihn einsetzt.Satans Tätigkeit als Ankläger begann im Himmel. Seit <strong>de</strong>mSün<strong>de</strong>nfall setzt er sie auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> fort, und je mehr wir uns <strong>de</strong>mEn<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Weltgeschichte nähern, umso eifriger wird er sie in einemganz beson<strong>de</strong>ren Sinn betreiben. Er weiß, dass ihm nur nochwenig Zeit bleibt, und ist darum umso entschlossener, zu täuschenund zu zerstören. Wütend stellt er fest, dass es Menschenauf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gibt, die trotz ihrer Schwäche und Sündhaftigkeitdas Gesetz <strong>de</strong>s Herrn achten. Er ist fest entschlossen, sie zumUngehorsam gegenüber Gott zu verleiten, und freut sich über ihreVerlorenheit. Für je<strong>de</strong>n Einzelnen kennt er Mittel und Wege,um sie zu verführen und Gott zu entfrem<strong>de</strong>n. Er ist bestrebt, Gottund alle jene anzuklagen und zu verdammen, die in dieser WeltBarmherzigkeit, Liebe, Mitgefühl und Vergebungsbereitschaftpraktizieren und damit die Pläne <strong>Gottes</strong> verwirklichen wollen.Je<strong>de</strong> Offenbarung göttlicher Macht an sein Volk erzeugt <strong>de</strong>nHass Satans. Wann immer Gott sich für seine Kin<strong>de</strong>r einsetzt,setzt Satan mit seinen Engeln alles in Bewegung, um sie zu ver<strong>de</strong>rben.Er ist eifersüchtig auf alle, die in Christus stark sind, undmöchte sie zum Bösen anstiften. Hat er dabei Erfolg, so schiebt eralle Schuld auf die Versuchten und weist auf ihre unreinen Klei<strong>de</strong>rhin, auf ihre Charakterfehler, ihre Schwäche und Torheit, ihreUndankbarkeit und ihr Wesen, das Christus so wenig ähnlichist und <strong>de</strong>n Erlöser entehrt. Damit will er beweisen, dass er dasRecht hat, sie zu vernichten. Er versucht sie mit <strong>de</strong>m Gedankeneinzuschüchtern, dass ihr Fall hoffnungslos sei und ihre Sün<strong>de</strong> zugroß, um vergeben zu wer<strong>de</strong>n. Auf diese Weise hofft er, ihrenGlauben so weit zerstören zu können, dass sie seinen Versuchungenerliegen und sich von Gott abwen<strong>de</strong>n.Aus eigener Kraft kann das Volk <strong>Gottes</strong> <strong>de</strong>n AnschuldigungenSatans nicht entgegentreten. Es braucht sich nur selbst anzuschauen,um zu verzweifeln. Aber es wen<strong>de</strong>t sich an Gott, <strong>de</strong>r ihmRechtsbeistand geben will, und macht die Verdienste <strong>de</strong>s Erlösersfür sich geltend. Gott ist gerecht, und er macht <strong>de</strong>n gerecht, <strong>de</strong>r133


BILDER VOM REICHE GOTTESan Jesus Christus glaubt. Voll Vertrauen beten die Gläubigen zuGott: „Schaffe mir Recht vor meinem Wi<strong>de</strong>rsacher!“ und bittenihn, Satan mit seinen Beschuldigungen zum Schweigen zu bringenund seine Anschläge zu vereiteln. Mit <strong>de</strong>m überzeugen<strong>de</strong>nHinweis auf seinen Tod am Kreuz bringt Christus <strong>de</strong>n frechenAnkläger zum Verstummen.„Und <strong>de</strong>r Engel <strong>de</strong>s Herrn sprach zu <strong>de</strong>m Satan: Der Herrschelte dich, du Satan! Ja, <strong>de</strong>r Herr, <strong>de</strong>r Jerusalem erwählt hat,schelte dich! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus <strong>de</strong>m Feuergerettet ist?“ Wenn Satan versucht, die Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> zu beschuldigenund zu vernichten, schaltet sich Christus ein. Zwarhaben sie gesündigt, doch Christus nahm ihre Schuld auf sich. Erriss die Menschheit aus <strong>de</strong>m Ver<strong>de</strong>rben wie ein Holzscheit aus<strong>de</strong>m Feuer. Durch seine menschliche Natur hat er sich mit unseng verbun<strong>de</strong>n, während er durch seine göttliche Natur eins istmit <strong>de</strong>m unendlichen Gott. Er bietet je<strong>de</strong>m Hilfe an, <strong>de</strong>r seineVerlorenheit erkennt, und weist unseren Gegner zurück.„Joschua aber hatte unreine Klei<strong>de</strong>r an und stand vor <strong>de</strong>mEngel, <strong>de</strong>r anhob und sprach zu <strong>de</strong>nen, die vor ihm stan<strong>de</strong>n: Tutdie unreinen Klei<strong>de</strong>r von ihm! Und er sprach zu ihm: Sieh her,ich nehme <strong>de</strong>ine Sün<strong>de</strong> von dir und lasse dir Feierklei<strong>de</strong>r anziehen.Und er sprach: Setzt ihm einen reinen Kopfbund auf dasHaupt! Und sie setzten ihm einen reinen Kopfbund auf dasHaupt und zogen ihm reine Klei<strong>de</strong>r an, und <strong>de</strong>r Engel <strong>de</strong>s Herrnstand dabei.“ (Sacharja 3,3-5) Dann gab <strong>de</strong>r Engel im Auftrag <strong>de</strong>sHerrn <strong>de</strong>r Heerscharen Joschua als <strong>de</strong>m Vertreter <strong>de</strong>s Volkes<strong>Gottes</strong> folgen<strong>de</strong> Verheißung: „Wirst du in meinen Wegen wan<strong>de</strong>lnund meinen Dienst recht versehen, so sollst du mein Haus regierenund meine Vorhöfe bewahren. Und ich will dir Zugang zu mirgeben mit diesen, die hier stehen“ (Sacharja 3,7) – also mit <strong>de</strong>nEngeln, die um <strong>de</strong>n Thron <strong>Gottes</strong> stan<strong>de</strong>n.Trotz ihrer Fehler und Schwächen hört Christus nicht auf, fürseine Kin<strong>de</strong>r zu sorgen. Er wen<strong>de</strong>t sich nicht ab von ihnen; ja, erhat sogar die Macht, ihre Klei<strong>de</strong>r zu wechseln. Denen, die Bußetun und an ihn glauben, nimmt er die schmutzigen Gewän<strong>de</strong>r abund beklei<strong>de</strong>t sie mit <strong>de</strong>m Gewand seiner eigenen Gerechtigkeit.Hinter ihre Namen schreibt er „vergeben“ in die Himmelsbücher.134


BILDER VOM REICHE GOTTESVor <strong>de</strong>m ganzen Himmel bestätigt er, dass sie zu ihm gehören,und stellt Satan, ihren Gegner, als betrügerischen Ankläger bloß.Gott wird seinen Erwählten zu ihrem Recht verhelfen!Das Gebet: „Schaffe mir Recht vor meinem Wi<strong>de</strong>rsacher!“ beziehtsich nicht nur auf Satan, son<strong>de</strong>rn auch auf alle seine Helfer,die er anstachelt, das Volk <strong>Gottes</strong> zu verleum<strong>de</strong>n, zu verführenund zu vernichten. Wer <strong>Gottes</strong> Gebote halten möchte, wird immerwie<strong>de</strong>r die Erfahrung machen, dass er Fein<strong>de</strong> hat, die von<strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>r Finsternis beherrscht sind. Solche Gegner verfolgtenChristus auf Schritt und Tritt mit einer beharrlichen Entschlossenheit,wie sich das kein Mensch ausmalen kann. DieJünger Christi sind ebenso wie ihr Meister ständiger Versuchungausgesetzt.Die Bibel beschreibt <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>r Welt kurz vor <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkunftChristi. Der Apostel Jakobus schil<strong>de</strong>rt zum Beispiel, wieHabgier und Unterdrückung an <strong>de</strong>r Tagesordnung sein wer<strong>de</strong>n:„Und nun, ihr <strong>Reiche</strong>n: Weint und heult über das Elend, das übereuch kommen wird! Euer Reichtum ist verfault, eure Klei<strong>de</strong>r sindvon Motten zerfressen. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihrRost wird gegen euch Zeugnis geben und wird euer Fleisch fressenwie Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt in diesen letztenTagen! Siehe, <strong>de</strong>r Lohn <strong>de</strong>r Arbeiter, die euer Land abgeerntethaben, <strong>de</strong>n ihr ihnen vorenthalten habt, <strong>de</strong>r schreit, und das Rufen<strong>de</strong>r Schnitter ist gekommen vor die Ohren <strong>de</strong>s Herrn Zebaoth.Ihr habt geschlemmt auf Er<strong>de</strong>n und geprasst und eure Herzengemästet am Schlachttag. Ihr habt <strong>de</strong>n Gerechten verurteilt undgetötet, und er hat euch nicht wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>n.“ (Jakobus 5,1-6) Dasist ein Bild <strong>de</strong>r heutigen Zustän<strong>de</strong>: Durch Unterdrückung undAusbeutung je<strong>de</strong>r Art häufen einige wenige ein Riesenvermögenan, während das Schreien einer hungern<strong>de</strong>n Menschheit zu Gottaufsteigt.„Und das Recht ist zurückgewichen, und die Gerechtigkeit hatsich entfernt; <strong>de</strong>nn die Wahrheit ist auf <strong>de</strong>r Gasse zu Fall gekommen,und die Aufrichtigkeit fin<strong>de</strong>t keinen Eingang. Und dieWahrheit ist dahin, und wer <strong>vom</strong> Bösen weicht, muss sich ausplün<strong>de</strong>rnlassen.“ (Jesaja 59,14.15) Dies wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich,als Christus auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> lebte: Er war <strong>Gottes</strong> Geboten treu135


BILDER VOM REICHE GOTTESund setzte sich über menschliche Traditionen und For<strong>de</strong>rungenhinweg, die <strong>de</strong>ren Stelle eingenommen hatten. Deshalb hassteund verfolgte man ihn. Das wie<strong>de</strong>rholt sich immer wie<strong>de</strong>r. DieGesetze und Überlieferungen <strong>de</strong>r Menschen gelten mehr als dieGebote <strong>Gottes</strong>, und wer letzteren die Treue hält, wird verachtetund verfolgt. Christus beschuldigte man wegen seiner Treue zuGott, ein Sabbatschän<strong>de</strong>r und Lästerer zu sein. Es hieß, er sei<strong>vom</strong> Teufel besessen, ja, man nannte ihn selbst sogar Beelzebub.Ähnliche Beschuldigungen und Verleumdungen müssen auchseine Nachfolger über sich ergehen lassen. Satan hofft, sie so zurSün<strong>de</strong> verleiten zu können und damit <strong>Gottes</strong> Ehre in <strong>de</strong>nSchmutz zu ziehen.Den Richter, <strong>de</strong>r sich vor Gott nicht fürchtete und vor keinemMenschen scheute, stellte Christus als typischen Vertreter <strong>de</strong>rdamaligen Rechtspflege heraus; zugleich war dies ein Hinweisdarauf, wie es ihm selbst bald vor Gericht ergehen wür<strong>de</strong>. Ermöchte, dass uns bewusst ist, wie wenig wir in Zeiten <strong>de</strong>r Not vonirdischen Herrschern und Rechtssprechern erwarten können.<strong>Gottes</strong> Kin<strong>de</strong>r müssen sich nicht selten vor Staatsdienern verantworten,die nicht <strong>de</strong>n Geboten und Ratschlägen <strong>de</strong>r Bibel,son<strong>de</strong>rn eigenen, weltlichen, unbeherrschten Regungen folgen.Mit <strong>de</strong>m Gleichnis <strong>vom</strong> ungerechten Richter zeigt Christus,wie wir uns verhalten sollen. „Sollte Gott nicht auch Recht schaffenseinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen?“Christus, unser Vorbild, unternahm nichts, um sich zu rechtfertigeno<strong>de</strong>r zu befreien, son<strong>de</strong>rn überließ seine Sache Gott. So wollenauch wir als seine Nachfolger we<strong>de</strong>r anklagen noch verdammeno<strong>de</strong>r gar Gewalt anwen<strong>de</strong>n, wenn es einmal um unsere Freiheitgeht.Wenn wir in Glaubensprüfungen geraten, die uns unerklärlichsind, soll uns das <strong>de</strong>n inneren Frie<strong>de</strong>n nicht rauben. Auch wennwir noch so ungerecht behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, wollen wir darübernicht in Wut geraten. Trachten wir nach Vergeltung, so scha<strong>de</strong>nwir uns nur selbst; wir zerstören dadurch unser Gottvertrauenund betrüben <strong>de</strong>n Heiligen Geist. Ein Zeuge steht uns zur Seite,ein himmlischer Bote, <strong>de</strong>r für uns gegen <strong>de</strong>n Feind kämpfen unduns mit <strong>de</strong>n hellen Strahlen <strong>de</strong>r Sonne <strong>de</strong>r Gerechtigkeit <strong>de</strong>cken136


BILDER VOM REICHE GOTTESwill. Dieser Schild aus heiligem Licht ist für Satan undurchdringlich.In einer Zeit, da die Welt immer gottloser wird, braucht sichkeiner mit <strong>de</strong>m Gedanken zu trösten, für ihn wer<strong>de</strong> es keineSchwierigkeiten geben. An<strong>de</strong>rerseits führen gera<strong>de</strong> unsere Problemeuns zu Gott. Seine Weisheit ist unendlich, und wir dürfenihn gern um Rat bitten.Der Herr sagt: „Rufe mich an in <strong>de</strong>r Not.“ (Psalm 50,15) Erlädt uns ein, ihm unsere Sorgen und Nöte vorzutragen und ihn inbeständiger Weise im Gebet um Hilfe zu bitten. Sobald Schwierigkeitenauftreten, dürfen wir unser Anliegen aufrichtig un<strong>de</strong>rnst vortragen. Unser eindringliches Bitten ist für Gott ein Beweisdafür, wie sehr wir ihm vertrauen. Wenn wir erkennen, wasuns fehlt, drängt es uns, wirklich ernst zu beten, und unser Vaterim Himmel hat dann auch ein offenes Ohr für uns.Wer um seines Glaubens willen verachtet o<strong>de</strong>r verfolgt wird,gerät nicht selten in die Versuchung zu meinen, Gott habe ihnverlassen. Solche Menschen sind in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren nureine Min<strong>de</strong>rheit, und ganz offensichtlich triumphieren ihre Gegnerüber sie. In einer solchen Situation muss man <strong>de</strong>shalb daraufachten, nicht gegen sein Gewissen zu han<strong>de</strong>ln. Er, <strong>de</strong>r für uns littund alle unsere Sorgen und Nöte auf sich nahm, hat uns nichtvergessen.Die Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> stehen durchaus nicht allein und schutzlosda. Gläubiges Gebet bewegt <strong>de</strong>n Allmächtigen dazu, einzugreifen.Durch <strong>de</strong>n Glauben haben sie im Gebet „Königreiche bezwungen,Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen <strong>de</strong>n Rachengestopft, <strong>de</strong>s Feuers Kraft ausgelöscht“. Was das be<strong>de</strong>utet, wirduns klar, wenn wir lesen, wie die Märtyrer für ihren Glaubenstarben. Gebet hat sogar „frem<strong>de</strong> Heere in die Flucht geschlagen“(Hebräer 11,33.34).Wenn wir Gott unser Leben zur Verfügung stellen, können wirnie in eine Lage kommen, für die er nicht Vorsorge getroffen hätte.In je<strong>de</strong>r Situation kennt unser Hirte <strong>de</strong>n richtigen Weg. Beiallen Schwierigkeiten steht uns ein verlässlicher Ratgeber zurSeite; ein mitfühlen<strong>de</strong>r Freund teilt unseren Kummer und unsereEinsamkeit. Er nimmt Anteil, wenn wir einen lieben Menschen137


BILDER VOM REICHE GOTTESverloren haben. Begehen wir aus Unwissenheit Fehler, so verlässtuns Christus nicht. Klar und <strong>de</strong>utlich hören wir seineStimme: „Ich bin <strong>de</strong>r Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Johannes14,6) „Denn er wird <strong>de</strong>n Armen erretten, <strong>de</strong>r um Hilfeschreit, und <strong>de</strong>n Elen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r keinen Helfer hat.“ (Psalm 72,12)Der Herr sagt, dass er durch die Menschen geehrt wird, diesich an ihn halten und ihm treu dienen. „Wer festen Herzens ist,<strong>de</strong>m bewahrst du Frie<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn er verlässt sich auf dich.“ (Jesaja26,3) Der ausgestreckte Arm <strong>de</strong>s Allmächtigen will uns immerweiter vorwärts führen. Nur voran, sagt <strong>de</strong>r Herr, ich wer<strong>de</strong> euchHilfe schicken! Durch euer Bitten wird mein Name verherrlicht,und ihr sollt erhört wer<strong>de</strong>n. Vor <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>rjenigen, die nurdarauf warten, dass ihr einen Misserfolg erlebt, will ich geehrtsein. Sie sollen sehen, wie mein Wort herrlich siegen wird: „Undalles, was ihr bittet im Gebet, wenn ihr glaubt, so wer<strong>de</strong>t ihr’sempfangen.“ (Matthäus 21,22)Wer in Not ist o<strong>de</strong>r ungerecht behan<strong>de</strong>lt wird, soll Gott umHilfe bitten. Wen<strong>de</strong>t euch ab von Menschen, die ein Herz ausStein haben, und tragt euer Anliegen <strong>de</strong>m vor, <strong>de</strong>r uns geschaffenhat! Er weist keinen ab, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Bereitschaft zur Umkehr zuihm kommt. Kein aufrichtiges Gebet wird überhört. Wo die Engelihre Choräle singen, hört Gott auch das leiseste Rufen eines Menschen.Ob wir ihm in einem abgeschie<strong>de</strong>nen Raum das Herz ausschütteno<strong>de</strong>r ob wir auf <strong>de</strong>r Straße leise beten, immer erreichenunsere Worte <strong>de</strong>n Thron <strong>de</strong>s Herrschers über das All. Auch wennsie vielleicht für das menschliche Ohr unhörbar sind, gehen sietrotz<strong>de</strong>m nicht verloren und können auch von <strong>de</strong>r Geschäftigkeitum uns herum nicht erstickt wer<strong>de</strong>n. Nichts kann <strong>de</strong>n Ausdruckunseres inneren Verlangens dämpfen. Ein gläubig gesprochenesGebet steigt in je<strong>de</strong>m Fall über <strong>de</strong>n Lärm <strong>de</strong>r Straßen, über dasGewirr <strong>de</strong>r Welt zum Himmel empor. Wir re<strong>de</strong>n ja mit Gott, un<strong>de</strong>r hört uns.Auch wenn du das Gefühl hast, du könntest dich eigentlichgar nicht in <strong>Gottes</strong> Gegenwart wagen, darfst du ihm ohne Angst<strong>de</strong>ine Anliegen vortragen. Als er sich in Christus für die Sün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Welt opferte, nahm er sich damit <strong>de</strong>r Sache eines je<strong>de</strong>n Menschenan. „Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat,138


BILDER VOM REICHE GOTTESson<strong>de</strong>rn hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mitihm nicht alles schenken?“ (Römer 8,32) Sollte er sein Wort, daser uns zur Ermutigung und Stärkung gab, nicht auch halten?Christus hat keinen größeren Wunsch, als sein Erbteil von <strong>de</strong>rHerrschaft Satans zu befreien. Bevor wir jedoch äußerlich davonerlöst wer<strong>de</strong>n können, müssen wir zuerst innerlich frei wer<strong>de</strong>n.Der Vater lässt Glaubensprüfungen zu, damit wir uns von <strong>de</strong>rLiebe zum Materiellen, von Egoismus und allen unschönen Eigenschaften,die uns Christus so wenig ähnlich sein lassen, lösen.Er lässt zu, dass wir in große seelische Not geraten, damit wir ihnund Jesus Christus, <strong>de</strong>n er gesandt hat, erkennen. Auf diese Weisewill er in uns das Verlangen wecken, von allem Schlechten befreitzu wer<strong>de</strong>n und aus <strong>de</strong>r Glaubensprüfung reiner, gottgeweihterund glücklicher hervorzugehen. Oft sind wir anfangs noch vollvon Selbstsucht. Ertragen wir aber die Bewährungsprobe geduldig,dann spiegeln wir, wenn wir sie bestan<strong>de</strong>n haben, etwas <strong>vom</strong>Wesen Christi wi<strong>de</strong>r. Hat Gott sein Ziel mit dir erreicht, in<strong>de</strong>m erdich Schwierigkeiten erleben ließ, dann wird er „<strong>de</strong>ine Gerechtigkeitheraufführen wie das Licht und <strong>de</strong>in Recht wie <strong>de</strong>n Mittag“(Psalm 37,6).Wir brauchen keine Sorge zu haben, dass <strong>de</strong>r Herr das Gebetseiner Kin<strong>de</strong>r nicht beachten wür<strong>de</strong>. Die Gefahr besteht vielmehrdarin, dass wir uns durch Versuchungen und Glaubensprüfungenentmutigen lassen und nicht mehr intensiv genug beten.Der Heiland zeigt sein göttliches Mitgefühl bei <strong>de</strong>r Begegnungmit <strong>de</strong>r Frau aus Syrophönizien. Ihr Leid berührte ihn tief, undam liebsten hätte er ihr sofort die Gewissheit gegeben, dass ihrGebet erhört wur<strong>de</strong>. Weil er aber seinen Jüngern eine Lehre erteilenwollte, tat er zunächst so, als interessiere ihn ihr erbarmungswürdigesBitten nicht. Als dann jedoch ihr Glaube für allesichtbar gewor<strong>de</strong>n war, tröstete er sie und ließ sie mit <strong>de</strong>r Versicherunggehen, dass er ihre Tochter geheilt hatte. Diese Begebenheitvergaßen die Jünger nie. Sie ist uns überliefert wor<strong>de</strong>nals Beispiel dafür, was ausdauern<strong>de</strong>s Beten erreichen kann (Matthäus15,21-28).Christus selbst hatte dieser Mutter ihre Hartnäckigkeit, diesich durch nichts abweisen ließ, geschenkt. Er ließ die Witwe vor139


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>m Richter mutig und entschlossen auftreten. Jahrhun<strong>de</strong>rte zuvorhatte er Jakob bei jenem rätselhaften Kampf am Jabbok <strong>de</strong>ngleichen ausdauern<strong>de</strong>n Glauben geschenkt. Das Vertrauen, zu<strong>de</strong>m er uns befähigt, hat er noch nie enttäuscht.Im himmlischen Heiligtum haben wir einen gerechten Richter.Mehr noch als über die Schar <strong>de</strong>r Engel, die seinen Thron umgibt,freut er sich über sein Volk, das gegen die Versuchungen einersündigen Welt ankämpft.An unserer winzigen Welt zeigt das ganze himmlische Universumdie regste Anteilnahme, weil Christus für die Menschen, diesie bewohnen, einen unermesslichen Preis bezahlt hat. Der Erlöser<strong>de</strong>r Welt hat Er<strong>de</strong> und Himmel durch das Band <strong>de</strong>s Geistesmiteinan<strong>de</strong>r verknüpft, <strong>de</strong>nn die Erlösten <strong>de</strong>s Herrn leben hierunten. Noch immer besuchen Wesen <strong>vom</strong> Himmel die Er<strong>de</strong>, genausowie in <strong>de</strong>n Tagen, als sie mit Abraham und Mose zusammenkamenund sprachen. Mitten in <strong>de</strong>r Hektik <strong>de</strong>r Großstadt,unter <strong>de</strong>r Menschenmenge, die sich auf Straßen und in Einkaufszentrendrängt und von morgens bis abends nur für ihre Geschäfteund Vergnügungen lebt, als ob es keinen an<strong>de</strong>ren Lebenszweckgäbe – selbst in dieser Masse, in <strong>de</strong>r nur wenige über die unsichtbareWirklichkeit nach<strong>de</strong>nken, sind die heiligen Beobachter aus<strong>de</strong>r himmlischen Welt unterwegs.Diese unsichtbar wirken<strong>de</strong>n Kräfte registrieren alles, was dieMenschen sagen und tun. In je<strong>de</strong>r Versammlung, ob sie nun Geschäfteno<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Vergnügen dient, ja, auch bei je<strong>de</strong>m <strong>Gottes</strong>dienstsind mehr Zuhörer anwesend, als das menschliche Augewahrnehmen kann. Manchmal ziehen diese Geisteswesen <strong>de</strong>nVorhang beiseite, <strong>de</strong>r die himmlische Welt ver<strong>de</strong>ckt, um unsereGedanken von <strong>de</strong>r Hektik und Geschäftigkeit <strong>de</strong>s Alltags abzulenken.Dann merken wir plötzlich, dass es unsichtbare Zeugengibt für alles, was wir tun und sagen.Wir müssen die Aufgabe <strong>de</strong>r Engel, die zu uns kommen, nochbesser verstehen lernen. Lasst uns doch immer daran <strong>de</strong>nken,dass wir bei allem, was wir tun, von himmlischen Wesen in fürsorglicherWeise unterstützt wer<strong>de</strong>n. Unsichtbare Scharen vollLicht und Kraft stehen allen bei, die im Bewusstsein ihrer eigenenSchwachheit beschei<strong>de</strong>n auf die Verheißungen <strong>Gottes</strong> ver-140


BILDER VOM REICHE GOTTEStrauen. Cherubim, Seraphim und an<strong>de</strong>re starke Engel – „tausendmalTausen<strong>de</strong> … und zehntausendmal Zehntausen<strong>de</strong>“ (Daniel7,10) – stehen zur Rechten <strong>Gottes</strong>, „dienstbare Geister, ausgesandtzum Dienst um <strong>de</strong>rer willen, die das Heil ererben sollen“(Hebräer 1,14).Diese Engel liefern Gott als seine Boten einen genauen Berichtdarüber, was die Menschen sagen und tun. Je<strong>de</strong> Grausamkeito<strong>de</strong>r Ungerechtigkeit gegen seine Kin<strong>de</strong>r, alles, was sie vonbösen Mächten erlei<strong>de</strong>n, wird im Himmel aufgezeichnet.„Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten,die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen langehinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen ihr Recht schaffen inKürze.“ (Lukas 18,7.8)„Darum werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine großeBelohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr <strong>de</strong>n Willen<strong>Gottes</strong> tut und das Verheißene empfangt. Denn ,nur noch einekleine Weile, so wird kommen, <strong>de</strong>r da kommen soll, und wirdnicht lange ausbleiben‘.“ (Hebräer 10,35-37) „Siehe, <strong>de</strong>r Bauerwartet auf die kostbare Frucht <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und ist dabei geduldig,bis sie empfange <strong>de</strong>n Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldigund stärkt eure Herzen; <strong>de</strong>nn das Kommen <strong>de</strong>s Herrn istnahe.“ (Jakobus 5,7.8)Es ist wun<strong>de</strong>rbar, wie viel Geduld Gott mit uns hat. Die Gerechtigkeitmuss warten, während <strong>de</strong>m sündigen Menschen Gna<strong>de</strong>angeboten wird. An<strong>de</strong>rerseits heißt es von Gott: „Gerechtigkeitund Gericht sind seines Thrones Stütze.“ (Psalm 97,2) „Der Herrist geduldig und von großer Kraft, vor <strong>de</strong>m niemand unschuldigist. Er ist <strong>de</strong>r Herr, <strong>de</strong>ssen Weg in Wetter und Sturm ist; Wolkensind <strong>de</strong>r Staub unter seinen Füßen.“ (Nahum 1,3)Die Welt setzt sich immer dreister über <strong>Gottes</strong> Gesetz hinweg.Weil <strong>de</strong>r Herr so geduldig ist, treten die Menschen seine Autoritätmit Füßen, ja, sie bestärken sich sogar gegenseitig darin, dieNachfolger Christi möglichst grausam zu unterdrücken: „Wiesollte Gott es wissen? Wie sollte <strong>de</strong>r Höchste etwas merken?“(Psalm 73,11) Aber auch ihrem Treiben ist eine Grenze gesetzt,die sie schon bald erreicht haben wer<strong>de</strong>n. Sie haben bereits jetzt<strong>Gottes</strong> Geduld fast erschöpft, seine Gna<strong>de</strong> und Barmherzigkeit141


BILDER VOM REICHE GOTTESmit ihnen wird bald zu En<strong>de</strong> sein. Dann wird er einschreiten, seineEhre wie<strong>de</strong>rherstellen, sein Volk befreien und die weit verbreiteteUngerechtigkeit beseitigen.Zur Zeit Noahs schenkten die Menschen <strong>de</strong>m Gesetz <strong>Gottes</strong> sowenig Beachtung, dass im allgemeinen Bewusstsein <strong>de</strong>r Gedankean <strong>de</strong>n Schöpfer fast völlig verschwun<strong>de</strong>n war. Die Ungerechtigkeiterreichte ein solches Ausmaß, dass <strong>de</strong>r Herr die gottlosenBewohner <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> schließlich durch eine große Flut umkommenließ.In je<strong>de</strong>m Zeitalter hat <strong>de</strong>r Herr gezeigt, wie er wirkt. InKrisenzeiten offenbarte er sich und verhin<strong>de</strong>rte, dass Satan seinePläne ausführen konnte. Oft ließ er zu, dass Völker, Familien o<strong>de</strong>rauch einzelne Personen in eine Krise gerieten, um dann sein Eingreifenumso <strong>de</strong>utlicher wer<strong>de</strong>n zu lassen. Auf diese Weise zeigteer, dass <strong>de</strong>r Gott Israels sein Gesetz aufrechterhält und für seinVolk einsteht.Wenn nun heutzutage die Ungerechtigkeit überhand nimmt,dürfen wir sicher sein, dass die letzte große Krise vor <strong>de</strong>r Türsteht. Wenn nahezu auf <strong>de</strong>r ganzen Welt <strong>Gottes</strong> Gesetz missachtetwird, wenn sein Volk Unterdrückung und Anfeindung erlebt,dann wird <strong>de</strong>r Herr eingreifen.Bald schon wird er sagen: „Geh hin, mein Volk, in <strong>de</strong>ine Kammer,und schließ die Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinenAugenblick, bis <strong>de</strong>r Zorn vorübergehe. Denn siehe, <strong>de</strong>r Herr wirdausgehen von seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit <strong>de</strong>r Bewohner<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Dann wird die Er<strong>de</strong> offenbar machen das Blut,das auf ihr vergossen ist, und nicht weiter verbergen, die auf ihrgetötet sind.“ (Jesaja 26,20.21) So genannte Christen können jetztnoch ungestraft die Armen betrügen und unterdrücken, könnenWitwen und Waisen ihr letztes Hab und Gut nehmen; sie könnenihrem satanischen Hass auf die Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong>, <strong>de</strong>ren Gewissennicht unter ihrem Einfluss steht, freien Lauf lassen. Gott wird siedafür jedoch zur Verantwortung ziehen. „Denn es wird ein unbarmherzigesGericht über <strong>de</strong>n ergehen, <strong>de</strong>r nicht Barmherzigkeitgetan hat.“ (Jakobus 2,13)Schon bald wer<strong>de</strong>n sie vor <strong>de</strong>m stehen, <strong>de</strong>r die ganze Weltrichtet, um Rechenschaft abzulegen für alles, was sie <strong>de</strong>n Kin-142


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>rn <strong>Gottes</strong> an Leib und Seele angetan haben. Noch hin<strong>de</strong>rt niemandsie daran, falsche Anschuldigungen vorzubringen; nochkönnen sie die verspotten, die Gott mit <strong>de</strong>r Evangeliumsverkündigungbeauftragt hat; noch können sie die Gläubigen ins Gefängnisbringen, in Ketten legen, in die Verbannung schicken o<strong>de</strong>r garumbringen, aber für all die verursachten Schrecknisse, ja sogarfür je<strong>de</strong> vergossene Träne, wer<strong>de</strong>n sie einmal Rechenschaft ablegenmüssen. Gott wird sie für ihre Sün<strong>de</strong>n doppelt strafen. ÜberBabylon, das Symbol <strong>de</strong>r abgefallenen Gemein<strong>de</strong>, sagt er zu seinenGerichtshelfern: „Ihre Sün<strong>de</strong>n reichen bis an <strong>de</strong>n Himmel,und Gott <strong>de</strong>nkt an ihren Frevel. Bezahlt ihr, wie sie bezahlt hat,und gebt ihr zweifach nach ihren Werken! Und in <strong>de</strong>n Kelch, in<strong>de</strong>n sie euch eingeschenkt hat, schenkt ihr zweifach ein!“ (Offenbarung18,5.6)Von Indien und Afrika, von China und allen Inseln <strong>de</strong>r Meere,von <strong>de</strong>n unterdrückten Millionen Menschen <strong>de</strong>r so genanntenchristlichen Län<strong>de</strong>r steigt das Geschrei <strong>de</strong>r Entrechteten zu Gottempor und wird nicht mehr lange unbeantwortet bleiben. Gottwird die Er<strong>de</strong> von ihrer moralischen Verkommenheit reinigen,nicht durch eine Wasserflut wie zur Zeit Noahs, son<strong>de</strong>rn durchein Feuermeer, das niemand löschen kann (2. Petrus 3,10).„Es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesenist, seit<strong>de</strong>m es Menschen gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeitwird <strong>de</strong>in Volk errettet wer<strong>de</strong>n, alle, die im Buch geschrieben stehen.“(Daniel 12,1)Aus ärmlichen Dachkammern und Hütten, aus Gefängnissenund <strong>vom</strong> Schafott, aus <strong>de</strong>n Bergen und <strong>de</strong>r Wüste, aus Höhlenund aus <strong>de</strong>r Tiefe <strong>de</strong>s Meeres wird Christus seine Nachfolger zusich rufen. Auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> hat man sie beraubt, gefoltert und angefein<strong>de</strong>t.Millionen starben verachtet, weil sie sich weigerten, Satansbetrügerische Ansprüche anzuerkennen. Menschliche Gerichteverurteilten <strong>Gottes</strong> Kin<strong>de</strong>r als gemeinste Verbrecher. Doches kommt <strong>de</strong>r Tag, an <strong>de</strong>m man sehen wird: „Gott selbst ist Richter.“(Psalm 50,6) Dann wer<strong>de</strong>n die Urteile, die auf unserer Er<strong>de</strong>gefällt wur<strong>de</strong>n, in ihr Gegenteil verkehrt. „Und Gott <strong>de</strong>r Herr …wird aufheben die Schmach seines Volks.“ (Jesaja 25,8) Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>rdiesem Volk angehört, bekommt dann ein weißes Gewand. (Of-143


BILDER VOM REICHE GOTTESfenbarung 6,11) Man wird sie nennen ,Heiliges Volk‘, ,Erlöste <strong>de</strong>sHerrn‘.“ (Jesaja 62,12)Das Kreuz, das sie zu tragen hatten, die Verluste, die sie erlitten,die Verfolgung, <strong>de</strong>r sie ausgesetzt waren und die manche sogardas Leben kostete – für alles dies wird Gott seine Kin<strong>de</strong>rreichlich entschädigen. Sie wer<strong>de</strong>n „sein Angesicht sehen, undsein Name wird an ihren Stirnen sein“ (Offenbarung 22,4).144


BILDER VOM REICHE GOTTESTeil VDie Liebe <strong>Gottes</strong>auf <strong>de</strong>r Suche„Mit Freundlichkeit und Liebewollte ich sie gewinnen.Ich habe ihnen ihre Last leicht gemacht.“Hosea 11,4 Hfa


BILDER VOM REICHE GOTTES


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 15„Dieser nimmt die Sün<strong>de</strong>r an“Die Schriftgelehrten zeigten offen ihre Verärgerung darüber, dassChristus von „Zöllnern und Sün<strong>de</strong>rn“ umgeben war: „Diesernimmt die Sün<strong>de</strong>r an und isst mit ihnen.“ (Lukas 15,1.2)Sie unterstellten Christus damit, sich in einer sündigen verdorbenenUmgebung wohl zu fühlen und gegenüber <strong>de</strong>m Bösenunempfindlich zu sein. Die Schriftgelehrten waren von Christusenttäuscht. Warum suchte er nicht lieber ihre Gesellschaft, wenner eine solch herausragen<strong>de</strong> Persönlichkeit zu sein beanspruchte?Warum lehrte er nicht in <strong>de</strong>r gleichen Weise wie sie? Lieber zoger anscheinend ganz anspruchslos im Land herum und gab sichmit allen möglichen Leuten ab! Als echter Prophet, so meintensie, müsste er sich mit ihnen doch bestens verstehen und <strong>de</strong>nZöllnern und Sün<strong>de</strong>rn mit verächtlicher Gleichgültigkeit begegnen.Es ärgerte diese Tugendwächter, dass Jesus, mit <strong>de</strong>m sieüberhaupt nicht zurechtkamen, durch sein vorbildliches Lebensie in Staunen versetzte und zugleich ein Vorwurf für sie war,während er <strong>de</strong>n Randgruppen <strong>de</strong>r Gesellschaft so offenkundig mitSympathie begegnete. Von seinen Metho<strong>de</strong>n hielten sie überhauptnichts. Sie glaubten von sich selbst, gebil<strong>de</strong>t, vornehm undaußeror<strong>de</strong>ntlich fromm zu sein; aber Christi Vorbild entlarvte ihreIchbezogenheit.Und noch etwas ärgerte sie: Viele von <strong>de</strong>nen, die sich um Jesusdrängten und ihm je<strong>de</strong>s Wort von <strong>de</strong>n Lippen lasen, verachtetendie Rabbis und ließen sich so gut wie nie in <strong>de</strong>r Synagoge sehen.Die Schriftgelehrten und Pharisäer kamen sich in <strong>de</strong>r NäheChristi verloren und verdammt vor. Wie war es dann möglich,147


BILDER VOM REICHE GOTTESdass sich die Zöllner und Sün<strong>de</strong>r von ihm förmlich angezogenfühlten?Ohne sich <strong>de</strong>ssen bewusst zu sein, hatten sie selbst dafür dieErklärung geliefert, als sie voller Verachtung feststellten: „Diesernimmt die Sün<strong>de</strong>r an.“ Die Menschen kamen zu Jesus, weil siespürten, dass es in seiner Gegenwart noch Rettung vor <strong>de</strong>m tiefstenAbgrund <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> gab. Die Pharisäer hatten nur Verachtungfür sie übrig. Christus dagegen nannte sie Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong>,die sich zwar <strong>de</strong>m Vaterhaus entfrem<strong>de</strong>t hatten, von Gott aber<strong>de</strong>nnoch nicht vergessen waren. Gera<strong>de</strong> weil sie so elend und indie Sün<strong>de</strong> verstrickt waren, brauchten sie – das wusste Christus– seine Liebe und sein Mitgefühl. Je weiter sie sich von ihm entfernthatten, <strong>de</strong>sto größer war sein Wunsch, sie zu retten – kostees, was es wolle.All das hätten die Lehrer Israels aus ihren heiligen Schriftenlernen können. Schließlich waren sie stolz darauf, diese in ihrerObhut zu haben und von Berufs wegen auslegen zu können. Hattenicht gera<strong>de</strong> David, nach<strong>de</strong>m er schwer gesündigt hatte, geschrieben:„Ich bin wie ein verirrtes und verlorenes Schaf; suche<strong>de</strong>inen Knecht“ (Psalm 119,176)? Und hatte nicht auch Micha davongesprochen, wie sehr Gott die Sün<strong>de</strong>r liebt, als er sagte: „Woist solch ein Gott, wie du bist, <strong>de</strong>r die Sün<strong>de</strong> vergibt und erlässtdie Schuld <strong>de</strong>nen, die übrig geblieben sind von seinem Erbteil;<strong>de</strong>r an seinem Zorn nicht ewig festhält, <strong>de</strong>nn er ist barmherzig!“(Micha 7,18)148Das verlorene SchafBei diesem Gleichnis ging Christus nicht von einem Wort <strong>de</strong>rHeiligen Schrift aus, son<strong>de</strong>rn appellierte an die Alltagserfahrungseiner Zuhörer. Die ausge<strong>de</strong>hnten Hochebenen östlich <strong>de</strong>s Jordansboten reiches Wei<strong>de</strong>land für Viehher<strong>de</strong>n. Schon oft hattensich Schafe in <strong>de</strong>n Schluchten und auf <strong>de</strong>n bewal<strong>de</strong>ten Hügelnverirrt, wo nur ein fürsorglicher Hirte sie wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n konnte.Unter <strong>de</strong>n Zuhörern Jesu befan<strong>de</strong>n sich Hirten und Besitzer vonSchafher<strong>de</strong>n. Sie alle verstan<strong>de</strong>n seinen Vergleich gut: „WelcherMensch ist unter euch, <strong>de</strong>r hun<strong>de</strong>rt Schafe hat und, wenn er eins


BILDER VOM REICHE GOTTESvon ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in <strong>de</strong>r Wüste lässtund geht <strong>de</strong>m verlorenen nach, bis er’s fin<strong>de</strong>t?“ (Lukas 15,4)Auch die Menschen, die ihr verachtet, sagte Jesus, sind <strong>Gottes</strong>Eigentum. Sie sind wertvoll, weil er sie erschaffen und erlösthat. Wie <strong>de</strong>r Hirte seine Schafe liebt und keine Ruhe hat, wennnur ein einziges fehlt, so liebt auch Gott – allerdings unvergleichlichstärker – je<strong>de</strong>n Ausgestoßenen <strong>de</strong>r Gesellschaft. Ein Menschmag sich gegen diese Liebe wehren, seine eigenen Wege gehenund sich einen an<strong>de</strong>ren Herrn wählen: Er bleibt <strong>de</strong>nnoch <strong>Gottes</strong>Eigentum, das dieser unbedingt zurückgewinnen will. Gott sagt:„Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Her<strong>de</strong> verirrtsind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten vonallen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb undfinster war.“ (Hesekiel 34,12)Der Hirte im Gleichnis sucht nach einem einzigen Schaf – diekleinste zählbare Menge. Ebenso wäre Christus gestorben, selbstwenn er dadurch nur einen einzigen Menschen hätte retten können.Ein Schaf, das sich verirrt hat, ist völlig hilflos. Der Schäfermuss es suchen, <strong>de</strong>nn allein fin<strong>de</strong>t es nicht zurück. So geht esauch <strong>de</strong>m Menschen, <strong>de</strong>r sich von Gott entfernt hat. Ohne <strong>Gottes</strong>retten<strong>de</strong> Liebe könnte er <strong>de</strong>n Weg zu ihm nie mehr fin<strong>de</strong>n.Wenn <strong>de</strong>r Schäfer merkt, dass eins seiner Tiere fehlt, begnügter sich angesichts seiner restlichen Her<strong>de</strong>, die ja gut untergebrachtist, nicht damit zu sagen: „Ich habe ja noch neunundneunzig;das eine zu suchen ist viel zu aufwendig. Wenn es von selbstzurückkommt, wer<strong>de</strong> ich ihm das Gatter öffnen und es in dieHür<strong>de</strong> lassen.“ Er macht sich vielmehr große Sorgen, sobald erein Schaf vermisst. Immer wie<strong>de</strong>r zählt er die Tiere, bis er sicherweiß, dass eines fehlt. Jetzt lässt er die neunundneunzig in <strong>de</strong>rHür<strong>de</strong> zurück und begibt sich auf die Suche nach <strong>de</strong>m verlorenenSchaf. Je dunkler und stürmischer die Nacht, je gefährlicher <strong>de</strong>rWeg, <strong>de</strong>sto mehr sorgt er sich um das Tier, und <strong>de</strong>sto eifrigersucht er. Keine Mühe scheut er, um es wie<strong>de</strong>r zu fin<strong>de</strong>n.Wie groß ist die Erleichterung, wenn er aus <strong>de</strong>r Ferne <strong>de</strong>n erstenschwachen Klagelaut vernimmt! Er folgt ihm, erklettert diesteilsten Hänge, kriecht bis zum Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abgrunds, setzt sein149


BILDER VOM REICHE GOTTESLeben aufs Spiel. Das Blöken wird immer schwächer; offensichtlichist das Schaf zu To<strong>de</strong> erschöpft. Doch schließlich wird dieMühe <strong>de</strong>s Hirten belohnt: Er fin<strong>de</strong>t das Tier! Nun aber schilt eres nicht etwa, weil er seinetwegen so viel ausgestan<strong>de</strong>n hat. Ertreibt es auch nicht mit <strong>de</strong>r Peitsche vor sich her und versuchtnoch nicht einmal, es behutsam nach Hause zu führen. In seinerFreu<strong>de</strong> lädt er sich das zittern<strong>de</strong> Geschöpf auf die Schultern,nimmt es sogar auf <strong>de</strong>n Arm, wenn es verletzt ist, und drückt esan sich, um es mit seiner eigenen Körperwärme am Leben zu halten.Froh darüber, dass seine Suche nicht vergeblich war, trägt eres zur Hür<strong>de</strong> zurück.Gott sei Dank, dass Jesus uns nicht das Bild eines Hirten vorAugen geführt hat, <strong>de</strong>r traurig und ohne das verlorene Schaf zurückkehrenmuss. Das Gleichnis erzählt nicht von einem Fehlschlag,son<strong>de</strong>rn von Erfolg und Freu<strong>de</strong>. Damit ist uns die Gewissheitgegeben, dass Gott kein einziges verirrtes Schaf übersiehtund sich selbst überlässt. Christus rettet je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sicherlösen lassen will, aus <strong>de</strong>m Abgrund <strong>de</strong>s Ver<strong>de</strong>rbens, <strong>de</strong>m Dornengestrüpp<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>.Auch wer schwer gesündigt hat, darf also Mut fassen! Niemandsoll <strong>de</strong>nken, dass Gott nur vielleicht seine Schuld vergibtund ihm erlaubt, zu ihm zu kommen. Gott hat bereits <strong>de</strong>n erstenSchritt getan! Als du dich noch gegen ihn auflehntest, hat er dichschon gesucht. Wie <strong>de</strong>r Hirte im Gleichnis verließ er die neunundneunzigund ging hinaus, um das verlorene Schaf zu fin<strong>de</strong>n.Er nimmt <strong>de</strong>n in seiner Seele verwun<strong>de</strong>ten Menschen, <strong>de</strong>r keinenLebensmut mehr hat, in die Arme und bringt ihn voller Freu<strong>de</strong>nach Hause.Die Ju<strong>de</strong>n lehrten, dass Gott nur <strong>de</strong>m seine Liebe schenkt, <strong>de</strong>rvorher Buße getan hat. Ihrer Meinung nach konnte man sichdurch Buße die Gunst <strong>de</strong>s Himmels verdienen. Eben diese Vorstellungließ die Pharisäer so erstaunt und ärgerlich die Feststellungtreffen: „Dieser nimmt die Sün<strong>de</strong>r an!“ Wäre es nach ihnengegangen, dann hätte Christus nur solche Menschen um sichdul<strong>de</strong>n dürfen, die vorher Buße getan hatten. Aber genau das Gegenteillehrte Christus im Gleichnis <strong>vom</strong> verlorenen Schaf: DasHeil wird uns nicht geschenkt, weil wir Gott suchen, son<strong>de</strong>rn weil150


BILDER VOM REICHE GOTTESer uns sucht. „Da ist keiner, <strong>de</strong>r verständig ist; da ist keiner, <strong>de</strong>rnach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben.“(Römer 3,11.12) Wir tun nicht Buße, damit Gott uns liebenkann; vielmehr erweist er uns zuerst seine Liebe, damit wir Bußetun können.Wenn das verirrte Schaf endlich wie<strong>de</strong>r in Sicherheit gebrachtist, ist <strong>de</strong>r Hirte voller Dankbarkeit und Freu<strong>de</strong>: Er holt seineFreun<strong>de</strong> und Nachbarn herbei und sagt ihnen: „Freut euch mitmir; <strong>de</strong>nn ich habe mein Schaf gefun<strong>de</strong>n, das verloren war.“ (Lukas15,6) Genauso ist es, wenn <strong>de</strong>r Große Hirte einen irren<strong>de</strong>nMenschen rettet; dann stimmen Himmel und Er<strong>de</strong> einen LobundDankgesang an.„So wird auch Freu<strong>de</strong> im Himmel sein über einen Sün<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>rBuße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die <strong>de</strong>r Bußenicht bedürfen.“ (Lukas 15,7) Christus wollte damit sagen: IhrPharisäer meint, die Lieblinge <strong>de</strong>s Himmels zu sein, und vertrautauf eure eigene Gerechtigkeit. Lasst euch aber gesagt sein: Wennihr glaubt, keine Buße nötig zu haben, dann bin ich nicht für euchgekommen. Ich bin hier, um Menschen zu retten, die unter ihrergeistlichen Armut und ihrer Verstrickung in die Sün<strong>de</strong> lei<strong>de</strong>n.Diesen Verlorenen, die ihr verachtet, wen<strong>de</strong>n die Engel im Himmelihre Aufmerksamkeit zu. Ihr beschwert euch und stichelt,wenn ein solcher Mensch sich mir anschließt. Für die Engel istdies jedoch ein Grund zur Freu<strong>de</strong>, und im Himmel erschallt ihrSiegeslied.Die Rabbis hatten ein Sprichwort, dass man sich im Himmelje<strong>de</strong>s Mal freue, wenn ein Sün<strong>de</strong>r vernichtet wird. Jesus lehrtedagegen, dass Gott nicht zerstören will. Wenn man sich im Himmelfreut, dann darüber, dass in Menschen, die Gott schuf, erneutsein Ebenbild sichtbar wird.Wer sich tief in <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> verirrt hat und zu Gott zurückkehrenwill, wird mit Sicherheit auf Kritik und Misstrauen stoßen.Oft wird die Aufrichtigkeit seiner Buße infrage gestellt, und hintervorgehaltener Hand heißt es dann: „Der ist viel zu labil; seineUmkehr wird nicht lange anhalten.“ Wer so re<strong>de</strong>t, arbeitet nichtmit Gott zusammen, son<strong>de</strong>rn mit Satan, <strong>de</strong>m Verkläger unsererBrü<strong>de</strong>r. Der Teufel will damit <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Buße tut, entmutigen, ihm151


BILDER VOM REICHE GOTTESalle Hoffnung nehmen und ihn noch mehr von Gott entfrem<strong>de</strong>n.Daher wollen wir je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r zu Gott zurückkehrt, sagen, welcheFreu<strong>de</strong> im Himmel herrscht über die Rückkehr eines einzigenMenschen, <strong>de</strong>r verloren schien. Wir wollen ihm helfen, in <strong>de</strong>r Liebe<strong>Gottes</strong> inneren Frie<strong>de</strong>n zu fin<strong>de</strong>n und sich auf keinen Falldurch die Verachtung und Unterstellungen <strong>de</strong>r Selbstgerechtenentmutigen zu lassen.Die Rabbis verstan<strong>de</strong>n das Gleichnis Christi so, dass es sichauf die Zöllner und Sün<strong>de</strong>r bezog; es hat aber noch eine umfassen<strong>de</strong>reBe<strong>de</strong>utung. Das verlorene Schaf steht nicht nur für <strong>de</strong>neinzelnen Sün<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn auch für diese ganze Er<strong>de</strong>, die vonGott abgefallen und von <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> verdorben ist. Unsere Welt istnur ein winziges Atom im riesigen All, über das Gott regiert, und<strong>de</strong>nnoch: Diese kleine, abgefallene Welt – das eine verloreneSchaf – ist in seinen Augen wichtiger als die neunundneunzigan<strong>de</strong>ren, die bei <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> geblieben sind. Christus, <strong>de</strong>r geliebteHerr <strong>de</strong>r himmlischen Familie, gab seine hohe Stellung und dieHerrlichkeit auf, die er beim Vater hatte, um die verlorene Weltzu retten. Ihretwegen verließ er die sündlosen Welten im All, dieneunundneunzig, die ihn liebten, und kam auf diese Er<strong>de</strong>, damiter „um unsrer Missetat willen verwun<strong>de</strong>t und um unsrer Sün<strong>de</strong>willen zerschlagen“ wer<strong>de</strong> (Jesaja 53,5). Gott opferte sich selbst inseinem Sohn, um die Freu<strong>de</strong> erleben zu können, das verloreneSchaf wie<strong>de</strong>r heimzuholen.„Seht, welch eine Liebe hat uns <strong>de</strong>r Vater erwiesen, dass wir<strong>Gottes</strong> Kin<strong>de</strong>r heißen sollen.“ (1. Johannes 3,1) Und Christus sagt:„Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sen<strong>de</strong> ich sie auch indie Welt“ (Johannes 17,18), um das zu erbringen, „was an <strong>de</strong>nLei<strong>de</strong>n Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemein<strong>de</strong>“vollen<strong>de</strong>t Paulus (Kolosser 1,24). Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r durch Christus Rettungerfahren hat, ist dazu aufgerufen, im Namen Jesu an<strong>de</strong>renVerlorenen das Evangelium zu bringen. Diese Aufgabe hatte manin Israel vernachlässigt. Und hapert es nicht auch heute damitbei <strong>de</strong>n so genannten Nachfolgern Christi?Wie viele verlorene Schafe hast du, lieber Leser, bereits gefun<strong>de</strong>nund zur Her<strong>de</strong> zurückgebracht? Hast nicht auch du schonMenschen links liegen lassen, die gera<strong>de</strong> keinen viel verspre-152


BILDER VOM REICHE GOTTESchen<strong>de</strong>n Eindruck auf dich machten? War dir dabei bewusst, dassChristus auch sie sucht? Vielleicht brauchten sie <strong>de</strong>in Verständnisam dringendsten, als du ihnen die kalte Schulter zeigtest. Beije<strong>de</strong>m <strong>Gottes</strong>dienst sind auch Menschen da, die sich nach inneremFrie<strong>de</strong>n sehnen. In unseren Augen sind sie vielleicht oberflächlichund leben in <strong>de</strong>n Tag hinein, aber sie haben sich nichtvöllig <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Heiligen Geistes verschlossen. Viele vonihnen könnten für Christus gewonnen wer<strong>de</strong>n.Wenn das verlorene Schaf nicht zur Her<strong>de</strong> zurückgebrachtwird, irrt es solange umher, bis es umkommt. Wie viele Menschengehen ihrem Untergang entgegen, weil sich niemand um siekümmert! Sie mögen hartherzig o<strong>de</strong>r leichtsinnig wirken; hättensie jedoch unter <strong>de</strong>n gleichen günstigen Bedingungen leben könnenwie an<strong>de</strong>re, dann hätten sie sich vielleicht auch charakterlichbesser entwickelt und wären für die Gesellschaft nützlicher gewor<strong>de</strong>n.Engel haben Mitgefühl für diese verirrten Menschen,während uns das oft kalt lässt und wir unser Herz verschließen.Wie sehr fehlt es uns doch oft an echtem Verständnis für Menschen,die Versuchungen ausgesetzt und <strong>vom</strong> rechten Weg abgekommensind! Wir brauchen viel mehr von <strong>de</strong>r Gesinnung Jesuund die Bereitschaft, unsere eigenen Interessen auch einmal zurückzustellen.Die Pharisäer fassten das Gleichnis Christi als Vorwurf an sieauf. Statt ihre Kritik an seinem gesellschaftlichen Umgang zubeherzigen, verurteilte er es, dass sie die Zöllner und Sün<strong>de</strong>rlinks liegen ließen. Zwar tat er dies nicht offen und direkt, um sienicht in eine verstockte Haltung zu treiben; sein bildhafter Vergleichmachte aber unmissverständlich klar, welche Aufgabe ihnenvon Gott zugedacht war, die sie lei<strong>de</strong>r nicht erfüllt hatten.Als wahre Hirten Israels hätten sie die barmherzige Liebe Christiweitergegeben und mit ihm zusammengearbeitet. Weil sie sichweigerten, dies zu tun, wur<strong>de</strong> ihre Frömmigkeit als Heucheleientlarvt. Wenn auch viele Christi Vorwurf zurückwiesen, so ließensich doch einige von seinen Worten überzeugen. Auf sie kamnach Christi Himmelfahrt <strong>de</strong>r Heilige Geist, und sie schlossensich mit <strong>de</strong>n Jüngern Jesu zusammen, um die Aufgabe zu erfüllen,die das Gleichnis <strong>vom</strong> verlorenen Schaf symbolisch darstellt.153


BILDER VOM REICHE GOTTESDer verlorene GroschenNach <strong>de</strong>m Gleichnis <strong>vom</strong> verlorenen Schaf erzählte Christus nochein an<strong>de</strong>res: „O<strong>de</strong>r welche Frau, die zehn Silbergroschen hat un<strong>de</strong>inen davon verliert, zün<strong>de</strong>t nicht ein Licht an und kehrt dasHaus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn fin<strong>de</strong>t?“ (Lukas 15,8)Im Orient bestan<strong>de</strong>n die Häuser <strong>de</strong>r Armen damals gewöhnlichnur aus einem einzigen dunklen, fensterlosen Raum. Selteneinmal wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fußbo<strong>de</strong>n gekehrt, sodass eine heruntergefalleneMünze leicht in Staub und Abfall verloren gehen konnte. Umsie wie<strong>de</strong>r zu fin<strong>de</strong>n, musste man auch tagsüber eine Kerze anzün<strong>de</strong>nund das Haus sorgfältig fegen.Die Mitgift <strong>de</strong>r Frauen bestand meist aus mehreren Silbermünzen.Diese waren ihr wertvollster Besitz und wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mentsprechendsorgfältig aufbewahrt, damit sie einmal <strong>de</strong>r Tochterals Mitgift gegeben wer<strong>de</strong>n konnten. Wenn man eine dieser Münzenverlor, war das ein großer Verlust, und wenn sie wie<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nwur<strong>de</strong>, war dies natürlich ein Anlass zur Freu<strong>de</strong>, in dieauch die Nachbarinnen gerne einstimmten.„Und wenn sie ihn gefun<strong>de</strong>n hat“, sagte Christus, „ruft sie ihreFreundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freuet euch mitmir; <strong>de</strong>nn ich habe meinen Silbergroschen gefun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n ich verlorenhatte. So, sage ich euch, wird Freu<strong>de</strong> sein vor <strong>de</strong>n Engeln<strong>Gottes</strong> über einen Sün<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Buße tut.“ (Lukas 15,9)Auch dieses Gleichnis han<strong>de</strong>lt von etwas Verlorenem, dasdurch sorgfältiges Suchen wie<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann, worüberdann große Freu<strong>de</strong> herrscht. Aber es zeigt uns doch einenan<strong>de</strong>ren Typus von Verlorenem. Das verirrte Schaf ist sich bewusst,dass es sich verirrt hat. Es hat <strong>de</strong>n Hirten und die Her<strong>de</strong>verlassen und kann allein nicht zurückfin<strong>de</strong>n. So steht es für alldie, <strong>de</strong>nen bewusst ist, dass sie sich Gott entfrem<strong>de</strong>t haben, unddie unter ihrem verkehrten Denken, unter <strong>de</strong>n Erniedrigungenund Versuchungen, <strong>de</strong>nen sie ausgesetzt sind, lei<strong>de</strong>n. Die verloreneSilbermünze dagegen ist ein Symbol für die Menschen, diein ihren Übertretungen und Sün<strong>de</strong>n verloren sind, ohne sich überihre Situation im Klaren zu sein. Sie sind Gott entfrem<strong>de</strong>t undwissen es nicht. Ihr gefähr<strong>de</strong>tes Seelenheil beunruhigt sie nicht.154


BILDER VOM REICHE GOTTESDieses Gleichnis sagt uns, dass Gott in seiner Barmherzigkeitauch jene Menschen liebt, die ihm gleichgültig gegenüberstehen.Deshalb müssen wir auch sie suchen und zu Gott zurückführen.Das Schaf trennte sich von <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> und irrte allein in <strong>de</strong>rWildnis umher. Die Münze dagegen ging im Haus verloren. Obwohlsie also ganz nahe war, konnte sie doch nur durch gründlichesSuchen wie<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.In diesem Punkt kann das Gleichnis gera<strong>de</strong> für das Familienlebeneine Lehre sein. Wir machen uns oft nicht viel Gedankenüber <strong>de</strong>n geistlichen Stand unserer nächsten Angehörigen. Einermag innerlich von Gott abgekommen sein, ohne dass sich seineFamilie, <strong>de</strong>r Gott ihn doch anvertraut hat, darüber Sorgen macht.Auch unter Staub und Abfall bleibt die Münze ein Silberstück.Sie ist also nach wie vor wertvoll, und <strong>de</strong>shalb sucht die Besitzerinnach ihr. So ist auch je<strong>de</strong>r Mensch in <strong>Gottes</strong> Augen kostbar,selbst wenn er durch die Sün<strong>de</strong> noch so sehr heruntergekommenist. Wie wir oft auf einem Geldstück das Bild und <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>sStaatsoberhauptes fin<strong>de</strong>n, so wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Menschen bei <strong>de</strong>rSchöpfung Bild und Inschrift <strong>Gottes</strong> aufgeprägt. Vieles davonmag durch die Sün<strong>de</strong> beschmutzt und zerstört sein, und doch fin<strong>de</strong>nwir Spuren davon noch bei je<strong>de</strong>m Menschen. Gott möchte unszu sich zurückholen und je<strong>de</strong>m sein Bild in Gerechtigkeit undHeiligkeit neu aufprägen.Die Frau im Gleichnis sucht eifrig. Sie zün<strong>de</strong>t eine Kerze an,fegt das Haus, räumt alles weg, was sie bei <strong>de</strong>r Suche stört, undgibt – obwohl ihr doch nur eine Münze fehlt – nicht eher auf, alsbis sie diese gefun<strong>de</strong>n hat. Genauso soll es in <strong>de</strong>r Familie sein.Wenn einer sich von Gott abgewandt hat, dürfen wir nichts unversuchtlassen, um ihn wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n rechten Weg zu bringen.Zuvor allerdings sollte je<strong>de</strong>r von uns seine eigene Lebensführungüber<strong>de</strong>nken und gründlich prüfen, ob nicht ein grober Fehler o<strong>de</strong>rein Unrecht in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn in seiner ablehnen<strong>de</strong>nHaltung bestärkt hat.Wenn in <strong>de</strong>r Familie ein Kind sich seines Unrechts nicht bewusstist, dürfen die Eltern keinen Augenblick ruhen. Zün<strong>de</strong>t einLicht an! Forscht im Wort <strong>Gottes</strong> und durchsucht in seinemSchein das ganze Haus, um herauszufin<strong>de</strong>n, warum das Kind155


BILDER VOM REICHE GOTTESsich verirrt hat! Prüft euer eigenes Herz, eure Gewohnheiten!Kin<strong>de</strong>r sind <strong>Gottes</strong> Eigentum, und wir sind ihm dafür verantwortlich.Wie viele Eltern wür<strong>de</strong>n nur zu gern als Missionare in ein fernesLand gehen! Wie viele arbeiten außerhalb <strong>de</strong>r Familie eifrigmit bei <strong>de</strong>r Verkündigung <strong>de</strong>s Evangeliums, während ihre eigenenKin<strong>de</strong>r nichts wissen von <strong>de</strong>r Liebe <strong>de</strong>s Heilan<strong>de</strong>s! Sie überlassenes <strong>de</strong>m Prediger o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Helfern in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rsabbatschule,ihre Kin<strong>de</strong>r zu Christus zu führen, und beachten nicht,dass sie damit ihre Pflicht Gott gegenüber vernachlässigen. EinemKind <strong>de</strong>n Glauben an Gott und das Vertrauen auf ihn zuvermitteln ist die höchste Aufgabe, die wir für Gott übernehmenkönnen. Allerdings verlangt sie ein ganzes Leben lang Arbeit undMühe. Wer hier nachlässig ist, erweist sich als untreuer Haushalter,und das kann Gott nicht entschuldigen.Haben wir uns in dieser Hinsicht aber schuldig gemacht, dannbrauchen wir nicht zu verzweifeln. Als die Frau ihre Münze verlorenhatte, suchte sie danach, bis sie sie wie<strong>de</strong>r fand. So wollenwir auch als Eltern uns liebevoll, gläubig und unter Gebet umunsere Familie bemühen, bis wir einmal voller Freu<strong>de</strong> zu Gottsagen können: „Siehe, hier bin ich und die Kin<strong>de</strong>r, die mir <strong>de</strong>rHerr gegeben hat.“ (Jesaja 8,18)Hier haben wir also echte „Heimatmission“, und sie ist sinnvollfür <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n wie für <strong>de</strong>n empfangen<strong>de</strong>n Teil. DurchSeelsorge in <strong>de</strong>r eigenen Familie erwerben wir uns die Fähigkeitenfür die Arbeit in <strong>de</strong>r geistlichen Familie <strong>Gottes</strong>, mit <strong>de</strong>r wireinmal – wenn wir Christus treu bleiben – in <strong>de</strong>r Ewigkeit lebenwer<strong>de</strong>n. Lasst uns allen Glaubensgeschwistern mit <strong>de</strong>r gleichenHerzlichkeit begegnen, die wir auch unseren Familienangehörigenentgegenbringen.Dies soll uns nach <strong>Gottes</strong> Absicht darauf vorbereiten, einmalfür Menschen zu wirken, die uns ganz fremd sind. Je mehr Mitmenschlichkeitund Liebe wir entwickeln, <strong>de</strong>sto größer wird unserWirkungskreis wer<strong>de</strong>n. <strong>Gottes</strong> Familie umfasst auf dieser Weltalle Menschen, und keiner von ihnen darf übersehen wer<strong>de</strong>n.Wo auch immer wir sind, gibt es verlorene Silbermünzen, diewir suchen sollen. Tun wir das? Je<strong>de</strong>n Tag begegnen wir Men-156


BILDER VOM REICHE GOTTESschen, die scheinbar <strong>vom</strong> Glauben nichts wissen wollen. Wir unterhaltenuns mit ihnen, verkehren mit ihnen; aber machen wiruns Gedanken um ihr geistliches Wohl? Lernen sie durch unsChristus kennen, <strong>de</strong>r uns die Sün<strong>de</strong>n vergibt und uns erlöst? Erzählenwir ihnen von seiner Liebe, die in uns brennt? Wenn nein– wie wollen wir dann einmal <strong>de</strong>n auf ewig verlorenen Menschengegenübertreten, wenn sie und wir vor <strong>de</strong>m Thron <strong>Gottes</strong> stehenwer<strong>de</strong>n?Sind wir uns bewusst, wie wertvoll auch nur ein einzigerMensch ist? Wir müssen dazu im Geist nach Gethsemane gehen,wo Jesus jene Stun<strong>de</strong>n in To<strong>de</strong>sangst durchlitt, als sein Schweißwie Blutstropfen war. Wir müssen darüber nach<strong>de</strong>nken, wie unserErlöser am Kreuz hing und verzweifelt ausrief: „Mein Gott,mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Markus 15,34) Seinverwun<strong>de</strong>tes Haupt, die zerstochene Seite und die durchbohrtenFüße – all dies nahm Christus auf sich, um uns zu erlösen, undbrachte damit sogar <strong>de</strong>n Himmel in Gefahr. Wenn wir uns amFuß <strong>de</strong>s Kreuzes klarmachen, dass Christus auch nur für eineneinzigen Sün<strong>de</strong>r sein Leben gegeben hätte, dann erst wissen wirwirklich, wie wertvoll ein Mensch ist.In <strong>de</strong>r Verbun<strong>de</strong>nheit mit Jesus wer<strong>de</strong>n wir unsere Mitmenschenschätzen und ihnen mit <strong>de</strong>r gleichen Liebe begegnen, dieChristus uns entgegenbringt. Dann sind wir auch in <strong>de</strong>r Lage,Menschen, für die er starb, für ihn zu gewinnen und nicht abzustoßen.Niemand hätte jemals zu Gott zurückgefun<strong>de</strong>n, wenn sichChristus nicht persönlich für ihn eingesetzt hätte. Der gleichepersönliche Einsatz wird auch von uns in <strong>de</strong>r Arbeit für das Reich<strong>Gottes</strong> gefor<strong>de</strong>rt. Wir können jetzt nicht mehr ruhig, ja gleichgültigzusehen, wie Menschen ihrem Untergang entgegengehen: Jeverstrickter in die Sün<strong>de</strong> und heruntergekommener sie sind, <strong>de</strong>stoentschlossener und liebevoller bemühen wir uns um sie.Wir sehen plötzlich, was die Menschen am dringendsten brauchen,die unter ihrer Sün<strong>de</strong> und Gottferne, unter <strong>de</strong>r Last ihrerSchuld lei<strong>de</strong>n. Wir haben ein Herz für sie und möchten ihnen helfen.Unser Glaube und unsere Liebe wird sie zu Christus bringen.Wenn wir uns dann auch weiterhin um sie kümmern und ihnenimmer wie<strong>de</strong>r Mut machen, wird unsere Verbun<strong>de</strong>nheit und un-157


BILDER VOM REICHE GOTTESser Vertrauen ihnen helfen, auf <strong>de</strong>m einmal eingeschlagenenrechten Weg zu bleiben.Alle Engel <strong>de</strong>s Himmels sind bereit, dabei mit unszusammenzuarbeiten. Bei <strong>de</strong>r Suche nach Verlorenen steht unsdie ganze Macht <strong>de</strong>s Himmels zur Verfügung. Engel wer<strong>de</strong>n unsdabei helfen, sogar die gleichgültigsten und verstocktestenSün<strong>de</strong>r zu erreichen. Und wenn nur einer von ihnen zu Gottzurückgeführt wird, dann freut sich <strong>de</strong>r ganze Himmel. Seraphimund Cherubim spielen auf ihren gol<strong>de</strong>nen Harfen; sie loben inihren Lie<strong>de</strong>rn Gott und das Lamm für ihre Gna<strong>de</strong> und liebevolleHinwendung zu <strong>de</strong>n Menschenkin<strong>de</strong>rn.158


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 16„Er war verlorenund ist gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n“Die Gleichnisse <strong>vom</strong> verlorenen Schaf, <strong>vom</strong> verlorenen Groschenund <strong>vom</strong> verlorenen Sohn machen <strong>de</strong>utlich, mit welch erbarmen<strong>de</strong>rLiebe Gott <strong>de</strong>n Menschen begegnet, die sich fern von ihm verirrthaben. Er überlässt sie nicht ihrem Elend, obwohl sie sichvon ihm abgewandt haben. Es tut ihm herzlich leid um alle, die<strong>de</strong>n teuflischen Verlockungen und Versuchungen ausgesetzt sind.Das Gleichnis <strong>vom</strong> verlorenen Sohn vermittelt uns eine Vorstellungdavon, wie Gott sich Menschen gegenüber verhält, diefrüher einmal die Liebe <strong>de</strong>s Vaters kannten, sich dann aber <strong>vom</strong>Versucher auf Abwege bringen ließen.„Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und <strong>de</strong>r jüngere von ihnensprach zu <strong>de</strong>m Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht.Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danachsammelte <strong>de</strong>r jüngere Sohn alles zusammen und zog in einfernes Land.“ (Lukas 15,11-13)Dieser jüngere Sohn hat die strengen Sitten zu Hause satt. Erfühlt sich in seiner Freiheit eingeschränkt und fasst die liebevolleFürsorge seines Vaters völlig falsch auf. In Zukunft will er nurnoch das tun, wozu er gera<strong>de</strong> Lust hat.Der junge Mann fühlt sich seinem Vater gegenüber in keinerWeise verpflichtet und kennt auch keine Dankbarkeit; <strong>de</strong>nnochpocht er auf sein Recht, einen angemessenen Teil <strong>de</strong>s väterlichenErbes zu erhalten. Er verlangt schon jetzt, was ihm eigentlicherst nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Vaters zusteht, wobei er keinen Gedanken159


BILDER VOM REICHE GOTTESan die Zukunft verschwen<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn nur daran <strong>de</strong>nkt, wie erdie Gegenwart genießen kann.Als er sein Erbe erhalten hat, zieht er „in ein fernes Land“,fort von seinem Elternhaus. Jetzt, da er Geld im Überfluss hatund tun und lassen kann, was er will, bil<strong>de</strong>t er sich doch wirklichein, dass damit sein größter Wunsch in Erfüllung gegangen ist.Niemand kann ihm mehr vorschreiben: Lass dies, sonst scha<strong>de</strong>stdu dir selbst! o<strong>de</strong>r: Tu das, weil es so richtig ist! Falsche Freun<strong>de</strong>helfen ihm, sich immer tiefer in Sün<strong>de</strong> zu verstricken, und sobringt er „sein Erbteil durch mit Prassen“ (Lukas 15,13).Über manche Menschen urteilt die Bibel: „Da sie sich für Weisehielten, sind sie zu Narren gewor<strong>de</strong>n.“ (Römer 1,22) Genau dastrifft auf <strong>de</strong>n jungen Mann zu: Das Vermögen, das er so egoistischvon seinem Vater for<strong>de</strong>rte, verschleu<strong>de</strong>rt er an Huren. Die bestenJahre seines jungen Lebens vergeu<strong>de</strong>t er sinnlos, opfert sie wieauch seine Geisteskräfte, seine hohen I<strong>de</strong>ale, seine geistlichenZiele <strong>de</strong>r Genusssucht.Da bricht eine große Hungersnot aus, und als auch er nichtsmehr zu essen hat, lässt er sich von einem Bürger <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s alsSchweinehirte anstellen (Lukas 15,14.15). Das war für einen Ju<strong>de</strong>ndie erniedrigendste Arbeit überhaupt. Der junge Mann, <strong>de</strong>rauf seine Freiheit so stolz gewesen war, ist zum Sklaven gewor<strong>de</strong>n,ist in die <strong>de</strong>nkbar schlimmste Knechtschaft geraten, „mit<strong>de</strong>n Stricken seiner Sün<strong>de</strong> gebun<strong>de</strong>n“ (Sprüche 5,22). Vorbei sindGlanz und Vergnügen, die für ihn einmal so verlockend waren;jetzt spürt er nur noch die Last seiner Sün<strong>de</strong>. Er sitzt auf <strong>de</strong>mkahlen Bo<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m ö<strong>de</strong>n, <strong>vom</strong> Hunger geplagten Land, undseine einzige Gesellschaft sind die Schweine. Was wür<strong>de</strong> er nichtdarum geben, wenn er sich an ihrem Trog endlich wie<strong>de</strong>r einmalsatt essen könnte! Von <strong>de</strong>n lebenslustigen „Freun<strong>de</strong>n“, die sich inseiner Glanzzeit an ihn hielten und auf seine Kosten aßen undtranken, ist keiner bei ihm geblieben. Was ist von seiner früherenAusgelassenheit noch übrig? Damals, als er sein Gewissen undseine bessere Einsicht betäubte, hielt er sich für glücklich; aberjetzt – ohne Geld, mit leerem Magen, tief ge<strong>de</strong>mütigt, moralischheruntergekommen, willensschwach und anscheinend schonrecht abgestumpft – ist er <strong>de</strong>r bedauernswerteste aller Menschen.160


BILDER VOM REICHE GOTTESWas für ein treffen<strong>de</strong>s Bild <strong>vom</strong> Zustand <strong>de</strong>s Sün<strong>de</strong>rs! ObwohlGott ihn mit <strong>de</strong>n Segnungen seiner Liebe umgibt, hat <strong>de</strong>r sündigeMensch vor lauter Egoismus und Vergnügungssucht keinen größerenWunsch, als sich von seinem himmlischen Vater loszusagen.Er verlangt – wie <strong>de</strong>r verlorene Sohn – <strong>Gottes</strong> gute Gabenals sein Eigentum und nimmt sie mit einer Selbstverständlichkeithin, die Dank o<strong>de</strong>r Gegenleistung aus Liebe ausschließt. WieKain „hinweg von <strong>de</strong>m Angesicht <strong>de</strong>s Herrn“ ging, um sich einenWohnplatz zu suchen (1. Mose 4,16), und wie <strong>de</strong>r verlorene Sohn„in ein fernes Land“ zog, so suchen auch die an<strong>de</strong>ren Sün<strong>de</strong>r ihrGlück darin, Gott zu vergessen: Ihnen liegt „nichts daran … dieErkenntnis <strong>Gottes</strong> festzuhalten“ (Römer 1,28 Albrecht).Doch so sehr auch <strong>de</strong>r äußere Schein trügen mag, ein Leben,das nur um das eigene Ich kreist, ist letztlich weggeworfen. Werohne Gott leben will, vergeu<strong>de</strong>t das, was ihm anvertraut wor<strong>de</strong>nist: seine besten Jahre, seine intellektuellen Fähigkeiten und seineSeelenkraft. Mit Riesenschritten läuft er ins ewige Ver<strong>de</strong>rben.Der Gottlose, <strong>de</strong>r eigentlich sein eigener Herr sein wollte, wirdzum Sklaven <strong>de</strong>s Reichtums. Das vernunftbegabte Wesen, dasGott einmal erschuf, damit es Umgang mit <strong>de</strong>n Engeln habensollte, stellt sich freiwillig auf die Stufe <strong>de</strong>s bloß Materiellanimalischen,um ihm zu dienen. So geht es je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r nur seineneigenen Bedürfnissen leben will.Wer sich für ein solches Leben entschie<strong>de</strong>n hat, ist sich imGrun<strong>de</strong> klar darüber, dass er sein Geld für Dinge ausgibt, die ihnnicht glücklich machen, und dass er sich abmüht, ohne mit <strong>de</strong>mErgebnis zufrie<strong>de</strong>n zu sein. Es gibt Stun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen er seineverzweifelte Situation erkennt und im „fernen Land“ einsieht, wietief er gesunken ist. Dann ruft er vielleicht auch aus: „Ich elen<strong>de</strong>rMensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?“(Römer 7,24) Der Prophet spricht eine allgemein gültigeWahrheit aus, wenn er sagt: „Verflucht ist <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>r sich aufMenschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und weichtmit seinem Herzen <strong>vom</strong> Herrn. Der wird sein wie ein Dornstrauchin <strong>de</strong>r Wüste und wird nicht sehen das Gute, das kommt,son<strong>de</strong>rn er wird bleiben in <strong>de</strong>r Dürre <strong>de</strong>r Wüste, im unfruchtbarenLan<strong>de</strong>, wo niemand wohnt.“ (Jeremia 17,5.6) Gott „lässt seine161


BILDER VOM REICHE GOTTESSonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechteund Ungerechte“ (Matthäus 5,45). Der Mensch selbst hataber die Freiheit, auf Sonnenschein und Regen zu verzichten, in<strong>de</strong>mer sich davor schützt. So können wir auch, wenn die Sonne<strong>de</strong>r Gerechtigkeit scheint und <strong>de</strong>r Regen <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> für alle umsonstfällt, von Gott getrennt „in <strong>de</strong>r Dürre <strong>de</strong>r Wüste“ wohnen.Gott geht in seiner Liebe auch <strong>de</strong>m noch nach, <strong>de</strong>r sich frei dafürentschie<strong>de</strong>n hat, sich von ihm zu lösen, und lässt nichts unversucht,ihn ins Vaterhaus zurückzuführen. Vom verlorenenSohn heißt es: „Da ging er in sich.“ Von Satan ließ er sich jetztnichts mehr vormachen. Er erkannte klar, dass er sein Unglückdurch törichtes Verhalten selbst verschul<strong>de</strong>t hatte, und sagtesich: „Wie viel Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben,und ich ver<strong>de</strong>rbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachenund zu meinem Vater gehen.“ (Lukas 15,17.18) So elend <strong>de</strong>r verloreneSohn sich auch fühlt – die Überzeugung, dass sein Vaterihn liebt, macht ihn hoffnungsfroh. Diese Liebe <strong>de</strong>s Vaters ziehtihn nach Hause zurück. <strong>Gottes</strong> Liebe wirkt auf die gleiche Weise:Sie bewegt <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sie erfährt, zur Umkehr. „Weißt dunicht, dass dich <strong>Gottes</strong> Güte zur Buße leitet?“ (Römer 2,4) Gottlegt um je<strong>de</strong> gefähr<strong>de</strong>te Seele eine gol<strong>de</strong>ne Kette seiner Liebe,Gna<strong>de</strong> und Barmherzigkeit. Er sagt dir: „Ich habe dich je und jegeliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“(Jeremia 31,3)Der Sohn entschließt sich, seine Schuld einzugestehen. Er willzu seinem Vater gehen und zu ihm sagen: „Vater, ich habe gesündigtgegen <strong>de</strong>n Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehrwert, dass ich <strong>de</strong>in Sohn heiße.“ Wie wenig er die Liebe <strong>de</strong>s Vaterskennt, zeigt sich darin, dass er ihm vorschlagen will: „Machemich zu einem <strong>de</strong>iner Tagelöhner!“ (Lukas 15,18.19)Der junge Mann verlässt die Schweineher<strong>de</strong> mit ihren Trebernund macht sich auf <strong>de</strong>n Heimweg. Vom Hunger geschwächt,beeilt er sich, so sehr er kann. Er ist nur in Lumpen gehüllt, dochdie Not hat seinen Stolz besiegt. Er will dort um Arbeit als Tagelöhnerbitten, wo er früher einmal <strong>de</strong>r geliebte Sohn war.Als er damals in jugendlichem Leichtsinn sein Elternhausverließ, ahnte er kaum, wie viel Schmerz und Sehnsucht er damit162


BILDER VOM REICHE GOTTESbei seinem Vater auslöste. Auch beim Tanzen und Trinken mitseinen Zechkumpanen dachte er selten daran, welcher Schattenmit seinem Weggang auf sein Zuhause gefallen war. Und auchjetzt, auf <strong>de</strong>m Heimweg, da er so mü<strong>de</strong> ist, dass ihm je<strong>de</strong>r Schrittzur Qual wird, weiß er noch nicht, dass einer auf seine Rückkehrwartet: „Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater.“Liebe hat gute Augen. Wenn <strong>de</strong>r Sohn in <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>auch noch so tief gesunken ist, so erkennt <strong>de</strong>r Vater ihn doch. „Esjammerte ihn“, er „lief und fiel ihm um <strong>de</strong>n Hals“ und hielt ihnlange in seinen Armen (Lukas 15,20).Der Vater will nicht, dass sich jemand über die schäbige Kleidungseines Sohnes lustig macht. Er zieht seinen eigenen kostbarenMantel aus und legt ihn <strong>de</strong>m Sohn um die Schultern, <strong>de</strong>r vollerReue bekennt: „Vater, ich habe gesündigt gegen <strong>de</strong>n Himmelund vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich <strong>de</strong>in Sohnheiße.“ (Lukas 15,21) Doch <strong>de</strong>r Vater drückt ihn an sich, führt ihnins Haus und lässt ihn gar nicht erst um die Stelle eines Tagelöhnersbitten. Als Sohn soll er geehrt wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Besten,was das Haus zu bieten hat. Die Knechte und Mäg<strong>de</strong> haben ihnzu achten und zu bedienen.„Aber <strong>de</strong>r Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell dasbeste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ringan seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästeteKalb und schlachtet’s; lasst uns essen und fröhlich sein!Denn dieser mein Sohn war tot und ist wie<strong>de</strong>r lebendig gewor<strong>de</strong>n;er war verloren und ist gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Und sie fingen an, fröhlichzu sein.“ (Lukas 15,22-24)In seinem jugendlichen Ungestüm hielt <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>n Vatereinmal für übermäßig streng. Wie an<strong>de</strong>rs urteilt er jetzt! Genausogeht es <strong>de</strong>nen, die sich von Satan dazu verleiten lassen, sich Gottstreng und hartherzig vorzustellen; sie meinen, er warte nur darauf,Menschen bedrohen und bestrafen zu können, und sei nichtwillens Sün<strong>de</strong>r anzunehmen, solange es eine vor <strong>de</strong>m Gesetz zurechtfertigen<strong>de</strong> Entschuldigung gäbe, sie abzuweisen. Ihrer Ansichtnach ist sein Gesetz nur dazu da, um zu verhin<strong>de</strong>rn, dasssie glücklich sein können, und so betrachten sie es als eineschwere Last, die man am besten möglichst schnell los wird. Wem163


BILDER VOM REICHE GOTTESjedoch die Liebe Christi die Augen geöffnet hat, <strong>de</strong>r erkennt, dassGott für ihn Mitgefühl hat; dass er kein unnachgiebiger Tyrannist, son<strong>de</strong>rn wie ein Vater, <strong>de</strong>r sich danach sehnt, <strong>de</strong>n reuigenSohn in die Arme schließen zu können. Der Sün<strong>de</strong>r mag dann mit<strong>de</strong>m Psalmisten ausrufen: „Wie sich ein Vater über Kin<strong>de</strong>r erbarmt,so erbarmt sich <strong>de</strong>r Herr über die, die ihn fürchten.“(Psalm 103,13)Der verlorene Sohn im Gleichnis braucht sich keine Vorwürfewegen seines schlechten Lebenswan<strong>de</strong>ls anzuhören. Er hat wirklichdas Gefühl: Das Vergangene ist vergeben, vergessen und fürimmer ausgelöscht. Ebenso sagt Gott zu je<strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>r: „Ich tilge<strong>de</strong>ine Missetat wie eine Wolke und <strong>de</strong>ine Sün<strong>de</strong>n wie <strong>de</strong>n Nebel.“(Jesaja 44,22) „Ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrerSün<strong>de</strong> nimmermehr ge<strong>de</strong>nken.“ (Jeremia. 31,34) „Der Gottloselasse von seinem Wege und <strong>de</strong>r Übeltäter von seinen Gedankenund bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen,und zu unserm Gott, <strong>de</strong>nn bei ihm ist viel Vergebung.“ (Jesaja55,7) „Zur selben Zeit und in jenen Tagen wird man die MissetatIsraels suchen, spricht <strong>de</strong>r Herr, aber es wird keine da sein, unddie Sün<strong>de</strong>n Judas, aber es wird keine gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn ichwill sie vergeben ...“ (Jeremia 50,20)Was für ein herrliches Versprechen <strong>Gottes</strong>, <strong>de</strong>n reuigen Sün<strong>de</strong>ranzunehmen! Bist du, lieber Leser, <strong>de</strong>ine eigenen Wege gegangen?Hast du dich weit von Gott entfernt? Wolltest du aucheinmal ent<strong>de</strong>cken, wie die Sün<strong>de</strong> schmeckt, und musstest dannfeststellen, dass sie schal und ohne bleiben<strong>de</strong> Schönheit ist?Fühlst du dich jetzt, wo <strong>de</strong>ine guten, von Gott geschenkten Gabenvergeu<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ine Lebenspläne in einer Sackgasse und <strong>de</strong>ine Hoffnungenzerstört sind, einsam und verlassen? Dann achte doch aufdie Stimme, die du so lange überhört hast, obwohl sie schon seitlangem klar und <strong>de</strong>utlich sagt: „Darum macht euch auf! Ihrmüsst davon, ihr sollt an dieser Stätte nicht bleiben! Um <strong>de</strong>r Unreinheitwillen muss sie unsanft zerstört wer<strong>de</strong>n.“ (Micha 2,10)Geh nach Hause zu <strong>de</strong>inem himmlischen Vater! Gott ruft dir zu:„Kehre dich zu mir, <strong>de</strong>nn ich erlöse dich!“ (Jesaja 44,22)Höre nicht auf Satan, <strong>de</strong>r dir einre<strong>de</strong>n will, Christus lieberfern zu bleiben, bis du dich gebessert hast und gut genug bist, um164


BILDER VOM REICHE GOTTESvor Gott zu treten. Wenn du so lange warten willst, kommst dunie zu Gott. Weist Satan dich auf <strong>de</strong>ine schmutzigen Klei<strong>de</strong>r hin,dann wie<strong>de</strong>rhole ihm die Verheißung Jesu: „Wer zu mir kommt,<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong> ich nicht hinausstoßen.“ (Johannes 6,37) Sag <strong>de</strong>mFeind, dass das Blut Christi von allen Sün<strong>de</strong>n rein macht, undbete mit David: „Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein wer<strong>de</strong>;wasche mich, dass ich schneeweiß wer<strong>de</strong>.“ (Psalm 51,9)Mache dich auf <strong>de</strong>n Weg zu <strong>de</strong>inem Vater! Er wird dir weitentgegenkommen. Wenn du dich nur zu diesem ersten Schritt <strong>de</strong>rReue entschließt, dann beeilt er sich, um dich in seine Arme zunehmen. Er hat ein offenes Ohr für je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r in seiner Seelennotzu ihm ruft. Gott spürt bei einem Menschen schon die allererstezaghafte Sehnsucht nach ihm. Mag ein Gebet noch so gestammelt,eine Träne noch so im Verborgenen geweint, ein aufrichtigesSehnen nach Gott noch so schwach sein – <strong>de</strong>r Heilige Geist<strong>Gottes</strong> kommt einem solchen Menschen entgegen. Schon ehe dasGebet gesprochen o<strong>de</strong>r die Sehnsucht <strong>de</strong>s Herzens in Worte gefasstist, geht die Gna<strong>de</strong> Christi aus, um sich mit <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> zuvereinen, die an <strong>de</strong>r Menschenseele wirksam ist.Dein himmlischer Vater wird dir die von <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> beschmutztenKlei<strong>de</strong>r abnehmen. In <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rbaren, gleichnishaftenProphezeiung <strong>de</strong>s Sacharja stellt <strong>de</strong>r Hohepriester Joschua,<strong>de</strong>r in unreinen Gewän<strong>de</strong>rn vor <strong>de</strong>m Engel <strong>de</strong>s Herrnsteht, <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>r dar. Der Herr sagt dort: „Tut die unreinenKlei<strong>de</strong>r von ihm … Sieh her, ich nehme <strong>de</strong>ine Sün<strong>de</strong> von dir undlasse dir Feierklei<strong>de</strong>r anziehen … Und sie setzten ihm einen reinenKopfbund auf das Haupt und zogen ihm reine Klei<strong>de</strong>r an.“(Sacharja 3,4.5)Ebenso will Gott dir „die Klei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Heils“ und <strong>de</strong>n „Mantel<strong>de</strong>r Gerechtigkeit“ anziehen (Jesaja 61,10). „Wenn ihr zu Fel<strong>de</strong>liegt, glänzt es wie Flügel <strong>de</strong>r Tauben, die wie Silber und Goldschimmern.“ (Psalm 68,14)Gott wird dich in seinen Festsaal führen, und „die Liebe istsein Zeichen über dir“ (Hohelied 2,4). „Wirst du in meinen Wegenwan<strong>de</strong>ln“, so verspricht er dir, dann will ich „dir Zugang zu mirgeben mit diesen, die hier stehen“ (Sacharja 3,7), das heißt, mit<strong>de</strong>n Engeln, die seinen Thron umgeben.165


BILDER VOM REICHE GOTTES„Wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich<strong>de</strong>in Gott über dich freuen.“ (Jesaja 62,5) „Er wird sich über dichfreuen und dir freundlich sein, er wird dir vergeben in seiner Liebeund wird über dich mit Jauchzen fröhlich sein.“ (Zefanja 3,17)Himmel und Er<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vaters teilhabenund mit ihm sagen: „Denn dieser mein Sohn war tot und ist wie<strong>de</strong>rlebendig gewor<strong>de</strong>n; er war verloren und ist gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n.“(Lukas 15,24)Bis dahin wird die Freu<strong>de</strong>nszene im Gleichnis <strong>de</strong>s Heilandsdurch keinen Missklang gestört. Doch nun führt Christus auchdieses Element ein: Als <strong>de</strong>r verlorene Sohn nach Hause kam, warsein älterer Bru<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Feld. „Und als er nahe zum Hausekam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen <strong>de</strong>rKnechte, und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: DeinBru<strong>de</strong>r ist gekommen, und <strong>de</strong>in Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet,weil er ihn gesund wie<strong>de</strong>rhat. Da wur<strong>de</strong> er zornig undwollte nicht hineingehen.“ (Lukas 15,25-28) Dieser ältere Bru<strong>de</strong>rhat sich nicht wie <strong>de</strong>r Vater Sorgen gemacht, hat keine Ausschaunach seinem Bru<strong>de</strong>r gehalten. Er kann <strong>de</strong>shalb auch nicht dieWie<strong>de</strong>rsehensfreu<strong>de</strong> seines Vaters teilen. Er lässt sich nicht von<strong>de</strong>r Festtagsstimmung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren anstecken, son<strong>de</strong>rn wird zornigvor Eifersucht, als er von einem Knecht erfährt, warum gefeiertwird. Er weigert sich, seinen Bru<strong>de</strong>r zu begrüßen, und ist beleidigt,weil man um diesen so viel Aufhebens macht.Sein Stolz und sein falsches Denken treten <strong>de</strong>utlich zu Tage,als <strong>de</strong>r Vater zu ihm hinausgeht, um mit ihm zu re<strong>de</strong>n. In seinenAugen war sein Leben im Elternhaus bisher nichts als eine langeKette unbelohnter Dienstleistungen. Kleinlich rechnet er dagegenauf, wie großzügig auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite <strong>de</strong>r soeben heimgekehrteSohn bewirtet wird. Er lässt durchblicken, dass er sich immereher als Knecht und weniger als Sohn gefühlt hat. Nie ist er frohund dankbar gewesen, dass er bei seinem Vater sein konnte, son<strong>de</strong>rnhat bei seiner besonnenen Lebensführung immer nur seinenVorteil im Auge gehabt. Seine Worte beweisen, dass er nur zugeizig war, um auf die schiefe Bahn zu kommen. Jetzt, wo <strong>de</strong>rBru<strong>de</strong>r <strong>vom</strong> Vater so reich beschenkt wird, fühlt er sich ungerechtbehan<strong>de</strong>lt. Dem Bru<strong>de</strong>r gönnt er die großzügige Will-166


BILDER VOM REICHE GOTTESkommensfeier nicht und zeigt klar und <strong>de</strong>utlich, dass er an seinesVaters Stelle <strong>de</strong>n verlorenen Sohn nicht wie<strong>de</strong>r aufgenommenhätte. Er nennt ihn <strong>de</strong>shalb auch nicht „mein Bru<strong>de</strong>r“, son<strong>de</strong>rnspricht von ihm ganz kühl als „<strong>de</strong>in Sohn“.Doch <strong>de</strong>r Vater bleibt freundlich. „Mein Sohn“, antwortet er,„du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist <strong>de</strong>in.“(Lukas 15,31) Hattest du nicht das Glück, in all <strong>de</strong>n Jahren, die<strong>de</strong>in Bru<strong>de</strong>r im Elend lebte, bei mir zu sein?Den Söhnen stand alles zur Verfügung, was sie glücklich machenkonnte. Die Frage <strong>de</strong>s älteren nach Belohnung ist dahernicht berechtigt; <strong>de</strong>r Vater versichert ihm: „Alles, was mein ist,das ist <strong>de</strong>in.“ Du brauchst nur auf meine Liebe zu vertrauen undall die Gaben anzunehmen, die dir angeboten wer<strong>de</strong>n.Der eine Sohn hatte sich eine Zeit lang von <strong>de</strong>r Familie getrennt,weil er sich <strong>de</strong>r Liebe <strong>de</strong>s Vaters nicht bewusst war. Dochnun, bei seiner Rückkehr, lässt die Freu<strong>de</strong> alles vergessen, wasstören könnte. „Denn dieser <strong>de</strong>in Bru<strong>de</strong>r war tot und ist wie<strong>de</strong>rlebendig gewor<strong>de</strong>n, er war verloren und ist wie<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n.“(Lukas 15,32)Sah <strong>de</strong>r ältere Bru<strong>de</strong>r später ein, wie böse und undankbar ersich verhalten hatte? Erkannte er, dass <strong>de</strong>r jüngere, obwohl ergottlos gehan<strong>de</strong>lt hatte, <strong>de</strong>nnoch sein Bru<strong>de</strong>r war? Bereute erseine Eifersucht und Hartherzigkeit? Christus sagte darübernichts aus; das Gleichnis fand ja im Alltag immer noch statt, un<strong>de</strong>s lag allein bei seinen Zuhörern, wie es ausgehen sollte.Der ältere Sohn steht für die in falschen religiösen Vorstellungenverhafteten Ju<strong>de</strong>n zur Zeit Jesu und für die Pharisäer allerZeiten, die voller Verachtung auf alle herabblicken, die in ihrenAugen Zöllner und Sün<strong>de</strong>r sind. Weil sie selbst nie <strong>vom</strong> Pfad <strong>de</strong>rTugend abgewichen sind, bil<strong>de</strong>n sie sich etwas ein auf ihreSelbstgerechtigkeit. Christus begegnet diesen notorischen Nörglernmit <strong>de</strong>r Schärfe ihrer eigenen Kritik. Wie <strong>de</strong>r ältere Sohnhatten sie bestimmte gottgegebene Vorrechte genossen. Aberwenn sie auch darauf pochten, die Söhne im Hause <strong>Gottes</strong> zusein, so verhielten sie sich doch eher so, als hätte man sie fürGeld angeheuert. Sie arbeiteten nicht aus Liebe, son<strong>de</strong>rn wegen<strong>de</strong>r Belohnung, <strong>de</strong>nn in ihren Augen war Gott nichts als ein167


BILDER VOM REICHE GOTTESstrenger Aufseher. Als sie nun mit ansehen mussten, wie Christus<strong>de</strong>n Zöllnern und Sün<strong>de</strong>rn seine Gna<strong>de</strong> völlig umsonst, alsGeschenk anbot – dieselbe Gabe, die die Schriftgelehrten nurdurch große Anstrengung und Bußübungen zu erhalten hofften –,da waren sie vor <strong>de</strong>n Kopf gestoßen. Die Rückkehr <strong>de</strong>s Sohnes,die das Herz <strong>de</strong>s Vaters vor Freu<strong>de</strong> höher schlagen ließ, wecktebei ihnen nur Neid.Das Gespräch <strong>de</strong>s Vaters mit <strong>de</strong>m älteren Sohn im Gleichniswar <strong>de</strong>r liebevolle Ruf <strong>Gottes</strong> an die Pharisäer: „Alles, was meinist, das ist <strong>de</strong>in“, nicht als Lohn, son<strong>de</strong>rn als Geschenk. Wie <strong>de</strong>rverlorene Sohn kannst auch du es nur als unverdiente Gabe <strong>vom</strong>Vater bekommen, weil er dich liebt.Selbstgerechtigkeit verführt nicht nur dazu, falsche <strong>Gottes</strong>vorstellungenzu verbreiten, son<strong>de</strong>rn macht auch hartherzig undüberkritisch im Umgang mit <strong>de</strong>m Bru<strong>de</strong>r. Der ältere Sohn betrachtet<strong>de</strong>n Heimgekommenen voll Egoismus und Neid, bereit,alles, was er tut, zu kritisieren und ihn beim geringsten Anlassanzuschwärzen. Ihm kommt es darauf an, je<strong>de</strong>n Fehler <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>renaufzu<strong>de</strong>cken, je<strong>de</strong> Kleinigkeit aufzubauschen, um so die eigeneUnversöhnlichkeit rechtfertigen zu können. Viele han<strong>de</strong>lnheute noch genauso: Da macht jemand, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> erst zu Christusgefun<strong>de</strong>n hat, seine ersten Erfahrungen im Kampf gegen eineganze Flut von Versuchungen, und sie sehen zu, kritisieren undklagen an. Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> behaupten sie zwar zu sein, aber siehan<strong>de</strong>ln im Sinne Satans. Durch ihr falsches Verhalten gegenüberihren Glaubensgeschwistern stellen sich solche Leute selbstaußerhalb <strong>de</strong>s Lichtes, das <strong>vom</strong> Angesicht <strong>Gottes</strong> ausstrahlt.Viele fragen sich immer wie<strong>de</strong>r: „Womit soll ich mich <strong>de</strong>mHerrn nahen, mich beugen vor <strong>de</strong>m hohen Gott? Soll ich michihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern? Wirdwohl <strong>de</strong>r Herr Gefallen haben an viel tausend Wid<strong>de</strong>rn, an unzähligenStrömen von Öl?“ Die Antwort darauf lautet: „Es ist dirgesagt, Mensch, was gut ist, und was <strong>de</strong>r Herr von dir for<strong>de</strong>rt,nämlich <strong>Gottes</strong> Wort halten und Liebe üben und <strong>de</strong>mütig sein vor<strong>de</strong>inem Gott.“ (Micha 6,6-8)Das verlangt Gott von dir: „Lass los, die du mit Unrecht gebun<strong>de</strong>nhast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei,168


BILDER VOM REICHE GOTTESdie du bedrückst, reiß je<strong>de</strong>s Joch weg! … und entzieh dich nicht<strong>de</strong>inem Fleisch und Blut!“ (Jesaja 58,6.7) Wer sich selbst alsSün<strong>de</strong>r begreift, <strong>de</strong>r nur durch die Liebe <strong>Gottes</strong> gerettet wer<strong>de</strong>nkann, wird auch ein Herz für an<strong>de</strong>re Menschen haben, die nochin die Sün<strong>de</strong> verstrickt sind. Wenn sie in sich gehen und zur Bußebereit sind, wird er sie keine Eifersucht und Kritik spüren lassen.Ist erst das Eis <strong>de</strong>r Selbstsucht in uns geschmolzen, dann lebenwir in Harmonie mit Gott und freuen uns mit ihm, wenn jemandgerettet wer<strong>de</strong>n kann, <strong>de</strong>r <strong>vom</strong> rechten Weg abgekommenwar.Wenn wir wirklich <strong>Gottes</strong> Kin<strong>de</strong>r sind – als die wir uns ja bezeichnen–, dann ist <strong>de</strong>r unser Bru<strong>de</strong>r, von <strong>de</strong>m es heißt. Er „wartot und ist wie<strong>de</strong>r lebendig gewor<strong>de</strong>n, er war verloren und ist wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>n“ (Lukas 15,32). Er ist eng mit uns verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nnGott nennt ihn seinen Sohn. Streiten wir diese Verwandtschaftmit ihm ab, dann verhalten wir uns wie einer, <strong>de</strong>r für Geldangeheuert wur<strong>de</strong>, und nicht wie ein Kind aus <strong>Gottes</strong> Familie.Selbst wenn jemand unter uns <strong>de</strong>n verlorenen Sohn nicht willkommenheißen will, geht das Fest weiter. Der Heimgekehrtedarf Seite an Seite mit <strong>de</strong>m Vater essen und arbeiten. Wem vielvergeben wird, <strong>de</strong>r liebt auch viel. Der an<strong>de</strong>re aber wird draußenin <strong>de</strong>r Finsternis stehen, <strong>de</strong>nn „wer nicht liebt, <strong>de</strong>r kennt Gottnicht; <strong>de</strong>nn Gott ist die Liebe“ (1. Johannes 4,8).169


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 17„Lass ihn noch dies Jahr“Christus verband die Warnung vor <strong>de</strong>m Endgericht stets mit <strong>de</strong>rEinladung, <strong>Gottes</strong> Gna<strong>de</strong> anzunehmen. „Der Menschensohn istnicht gekommen, das Leben <strong>de</strong>r Menschen zu vernichten, son<strong>de</strong>rnzu erhalten.“ (Lukas 9,56) „Denn Gott hat seinen Sohn nichtin die Welt gesandt, dass er die Welt richte, son<strong>de</strong>rn dass dieWelt durch ihn gerettet wer<strong>de</strong>.“ (Johannes 3,17) Die Funktionseiner Gna<strong>de</strong> im Verhältnis zur Gerechtigkeit <strong>Gottes</strong> veranschaulichtChristus im Gleichnis <strong>vom</strong> unfruchtbaren Feigenbaum.Oft hatte Jesus die Menschen auf das kommen<strong>de</strong> Reich <strong>Gottes</strong>hingewiesen und sie scharf kritisiert, weil sie darüber überhauptnicht nachdachten und gleichgültig waren. Die Zeichen am Himmel,die auf das Wetter schließen lassen, verstan<strong>de</strong>n die Leuteohne Schwierigkeiten, aber die Zeichen <strong>de</strong>r Zeit, die so klar dasWirken Christi ankündigten, erkannten sie nicht.Wie heute, so hielten sich auch damals viele Leute gern für dieLieblinge <strong>Gottes</strong>, die sich von seinen Zurechtweisungen nicht angesprochenzu fühlen brauchten – das galt ja nur für die an<strong>de</strong>ren!Durch seine Zuhörer erfuhr Jesus von einem Ereignis, das damalsgera<strong>de</strong> große Aufregung verursachte: Einige Maßnahmen <strong>de</strong>s PontiusPilatus, <strong>de</strong>r Statthalter von Judäa war, hatten das Volk aufgebrachtund einen Aufstand in Jerusalem zur Folge gehabt. Pilatuswollte ihn gewaltsam unterdrücken, und dabei waren römischeSoldaten in <strong>de</strong>n Tempelvorhof eingedrungen, wo sie mehreregaliläische Pilger beim Schlachten <strong>de</strong>r Opfertiere überfallen undgetötet hatten. Die Ju<strong>de</strong>n betrachteten je<strong>de</strong>s Unglück als <strong>Gottes</strong>Strafe für begangene Sün<strong>de</strong>n, und so sprach man jetzt von dieser170


BILDER VOM REICHE GOTTESGewalttat <strong>de</strong>r Römer mit heimlicher Genugtuung, <strong>de</strong>nn wen esnicht getroffen hatte, <strong>de</strong>r hatte damit ja <strong>de</strong>n Beweis, dass er besserwar als die Umgekommenen und folglich von Gott mehr geliebtwur<strong>de</strong>. Diese Leute erwarteten von Jesus, dass er die getötetenPilger noch nachträglich verdammen wür<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn zweifelloshatten sie sich ihr schlimmes En<strong>de</strong> doch selbst zuzuschreiben.Die Jünger wagten nicht, ihre Ansicht auszusprechen, bevorsie nicht die <strong>de</strong>s Meisters gehört hatten. Er hatte es ihnen nämlichuntersagt, über an<strong>de</strong>re zu urteilen und nach ihrem eigenen,begrenzten Ermessen bestimmen zu wollen, welche Strafen sieverdient hätten. Nichts<strong>de</strong>stoweniger erwarteten sie, Jesus wer<strong>de</strong>die getöteten Pilger als beson<strong>de</strong>rs schlimme Sün<strong>de</strong>r hinstellen.Seine Antwort überraschte sie <strong>de</strong>shalb sehr.Der Heiland wandte sich an die Menge und sagte: „Meint ihr,dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle an<strong>de</strong>rn Galiläer,weil sie das erlitten haben? Ich sage euch: Nein; son<strong>de</strong>rn wennihr nicht Buße tut, wer<strong>de</strong>t ihr alle auch so umkommen.“ (Lukas13,1-3) Das schreckliche Unglück jener Menschen sollte alle, diedavon hörten, veranlassen, <strong>de</strong>mütig ihre Sün<strong>de</strong>n zu bekennen,<strong>de</strong>nn schon braute sich <strong>de</strong>r Sturm <strong>de</strong>r Vergeltung zusammen, umwenig später über alle hereinzubrechen, die ihre Zuflucht nichtbei Christus gesucht hatten.Während Jesus zu <strong>de</strong>n Jüngern und <strong>de</strong>r Volksmenge predigte,sah er mit prophetischem Blick Jerusalem von Heeren belagert,hörte <strong>de</strong>n Lärm <strong>de</strong>r anrücken<strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong> und wusste von <strong>de</strong>nTausen<strong>de</strong>n und aber Tausen<strong>de</strong>n, die bei <strong>de</strong>r Belagerung ihr Lebenlassen wür<strong>de</strong>n.Viele Ju<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n später – wie jene Galiläer – beim Opfernin <strong>de</strong>n Vorhöfen <strong>de</strong>s Tempels erschlagen. Durch <strong>de</strong>n Tod einigerweniger wollte Gott das ganze Volk warnen, das ausnahmslosschuldig war. „Wenn ihr nicht Buße tut, wer<strong>de</strong>t ihr alle auch soumkommen“, warnte Jesus. Eine Weile noch sollte die Gna<strong>de</strong>nzeitdauern; noch blieb <strong>de</strong>n Menschen etwas Zeit, um zu erkennen,wie sie inneren Frie<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n konnten.Jesus erzählte daran anknüpfend dieses Gleichnis: „Es hatteeiner einen Feigenbaum, <strong>de</strong>r war gepflanzt in seinem Weinberg,und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. Da sprach171


BILDER VOM REICHE GOTTESer zu <strong>de</strong>m Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommenund habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum undfin<strong>de</strong> keine. Hau ihn ab! Was nimmt er <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n die Kraft?“(Lukas 13,6.7)Die Zuhörer konnten die Be<strong>de</strong>utung dieser Worte unmöglichmissverstehen. David hatte Israel als <strong>de</strong>n Weinstock besungen,<strong>de</strong>r aus Ägypten gebracht wor<strong>de</strong>n war; Jesaja hatte geschrieben:„Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und dieMänner Judas seine Pflanzung, an <strong>de</strong>r sein Herz hing.“ (Jesaja5,7) Der Feigenbaum im Weinberg <strong>Gottes</strong> war ein Bild für dieGeneration, in die <strong>de</strong>r Heiland hineingeboren wor<strong>de</strong>n war und dieganz beson<strong>de</strong>rs unter <strong>de</strong>m Schutz und Segen <strong>de</strong>s Herrn stand.<strong>Gottes</strong> Absicht mit seinem Volk und die herrlichen Möglichkeiten,die diesem offen stan<strong>de</strong>n, waren bereits von Jesaja mit<strong>de</strong>n wun<strong>de</strong>rbaren Worten beschrieben wor<strong>de</strong>n: „… dass sie genanntwer<strong>de</strong>n ,Bäume <strong>de</strong>r Gerechtigkeit‘, ,Pflanzung <strong>de</strong>s Herrn‘,ihm zum Preise.“ (Jesaja 61,3) Auf seinem Sterbebett sagte Jakob,erfüllt <strong>vom</strong> Heiligen Geist, über seinen Lieblingssohn: „Josephwird wachsen, er wird wachsen wie ein Baum an <strong>de</strong>r Quelle,dass die Zweige emporsteigen über die Mauer … Von <strong>de</strong>ines VatersGott wer<strong>de</strong> dir geholfen, und von <strong>de</strong>m Allmächtigen seist dugesegnet mit Segen oben <strong>vom</strong> Himmel herab, mit Segen von <strong>de</strong>rFlut, die drunten liegt.“ (1. Mose 49,22.25)So hatte Gott Israel als prächtige Rebe an <strong>de</strong>n Quellen <strong>de</strong>s Lebensgepflanzt. Sein Weinberg war „auf einer fetten Höhe. Und ergrub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben …und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte, aber er brachteschlechte.“ (Jesaja 5,1.2) Die Ju<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Tagen Jesu stelltenihre Frömmigkeit viel mehr zur Schau als in früheren Zeiten; unddas, obwohl gera<strong>de</strong> sie in ganz beson<strong>de</strong>rem Maße geistliche Mangelerscheinungenhatten. Wertvolle Charakterzüge, wie sie etwain Josephs Leben zu fin<strong>de</strong>n gewesen waren, fehlten <strong>de</strong>m Volk Israelvöllig.Gott hatte durch seinen Sohn Früchte gesucht, aber keine gefun<strong>de</strong>n.Israel war unfruchtbar und raubte <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n nur dieKraft. Sein bloßes Dasein war ein Unglück, weil es im WeinbergPlatz wegnahm, auf <strong>de</strong>m ein fruchtbringen<strong>de</strong>r Baum hätte ge<strong>de</strong>i-172


BILDER VOM REICHE GOTTEShen können. Es verhin<strong>de</strong>rte, dass Gott die Welt so segnete, wie eres eigentlich wollte. Seit langem hatten die Israeliten Gott vor<strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n in ein falsches Licht gesetzt. Sie waren nicht nurnutzlos, son<strong>de</strong>rn sogar ein Hin<strong>de</strong>rnis. Ihre Religion war weitgehendirreführend und bewirkte oft Ver<strong>de</strong>rben statt Erlösung.Der Weingärtner im Gleichnis bestreitet nicht, dass <strong>de</strong>r Baumabgehauen wer<strong>de</strong>n muss, wenn er weiterhin unfruchtbar bleibt.Aber er weiß auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite auch, wie viel <strong>de</strong>m Besitzer andiesem unfruchtbaren Baum liegt, und ihm geht es genauso.Nichts wür<strong>de</strong> ihn mehr freuen, als wenn <strong>de</strong>r Feigenbaum wachsenund Frucht tragen wür<strong>de</strong>. Ganz im Sinne <strong>de</strong>s Eigentümersschlägt er <strong>de</strong>shalb vor: „Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich umihn grabe und ihn dünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht;wenn aber nicht, so hau ihn ab.“ (Lukas 13,8.9)Der Gärtner weigert sich also nicht, sich um ein so wenig versprechen<strong>de</strong>sGewächs zu kümmern. Er ist sogar bereit, es nochsorgfältiger zu pflegen als bisher, ihm die günstigsten Bedingungenzu schaffen und ihm je<strong>de</strong> nur er<strong>de</strong>nkliche Aufmerksamkeitzu schenken.Der Besitzer und <strong>de</strong>r Gärtner sind gleichermaßen am Ge<strong>de</strong>ihen<strong>de</strong>s Baumes interessiert. So waren auch Gott Vater und GottSohn sich in ihrer Liebe zum auserwählten Volk völlig einig.Christus gab seinen Zuhörern damit zu verstehen, dass ihnennoch bessere Gelegenheiten, geistliche Frucht zu bringen, geschenktwer<strong>de</strong>n sollten; Gott wollte in seiner Liebe alle nur er<strong>de</strong>nklichenMittel anwen<strong>de</strong>n, um sie zu „Bäumen <strong>de</strong>r Gerechtigkeit“(Jesaja 61,3) zu machen, die Frucht tragen sollten zum Segen<strong>de</strong>r Welt (Hesekiel 47,12; Offenbarung 22,2).Auch dieses Gleichnis hat einen offenen Ausgang: Wir erfahrennicht, ob <strong>de</strong>r Gärtner Erfolg mit seinen Bemühungen hatte.Die Antwort auf diese Frage hing von <strong>de</strong>r Generation ab, die <strong>de</strong>nWorten Jesu zuhörte. Diesen Menschen galt die Warnung: „Wonicht, so hau ihn ab!“ (Lukas 13,9) Es blieb also ihnen überlassen,ob diese Worte einmal gesprochen wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n. <strong>Gottes</strong> Geduldging zu En<strong>de</strong>, und mit <strong>de</strong>m Unglück, das über Israel bereits hereingebrochenwar, warnte <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>s Weinbergs in seinerGna<strong>de</strong> das Volk vor <strong>de</strong>r Vernichtung <strong>de</strong>s unfruchtbaren Baumes.173


BILDER VOM REICHE GOTTESDiese Warnung gilt auch uns heute. Gleichst du in <strong>de</strong>inerSorglosigkeit vielleicht einem nutzlosen Baum im Weinberg <strong>de</strong>sHerrn? Soll das Urteil: „Hau ihn ab!“, das bald gesprochen wer<strong>de</strong>nwird, auch dir gelten? Wie lange nimmst du schon <strong>Gottes</strong>Gaben als selbstverständlich hin? Wie lange lässt du Gott schondarauf warten, dass du endlich seine Liebe erwi<strong>de</strong>rst? Du bist inseinem Weinberg gepflanzt und wirst <strong>vom</strong> Gärtner sorgfältig gepflegt.Was für Vorrechte darfst du damit doch genießen! Wie oftschon hat die Frohe Botschaft von <strong>de</strong>r Güte Christi dich tiefglücklich gemacht! Du bezeichnest dich als Christ, gehörst reinäußerlich gesehen auch zur Gemein<strong>de</strong>, die sein Leib ist, undweißt doch ganz genau, dass dir die lebendige Verbindung zurQuelle <strong>de</strong>r Liebe fehlt. Die Flut seines Lebens durchströmt dichnicht, sodass die wun<strong>de</strong>rbare „Frucht <strong>de</strong>s Geistes“, nämlich seinWesen, in dir nicht sichtbar wird.Der unfruchtbare Baum kommt in <strong>de</strong>n Genuss von Regen undSonnenschein; er wird <strong>vom</strong> Gärtner gehegt und gepflegt. Der Bo<strong>de</strong>nversorgt ihn mit allen erfor<strong>de</strong>rlichen Nährstoffen, doch seinenutzlosen Zweige nehmen nur Licht weg, sodass um ihn herumkeine fruchtbringen<strong>de</strong>n Pflanzen mehr ge<strong>de</strong>ihen können. So ist esauch mit <strong>de</strong>n Gaben, die Gott dir so reichlich schenkt: Sie bringen<strong>de</strong>r Welt keinen Segen. Im Gegenteil, du bist <strong>de</strong>r Hin<strong>de</strong>rungsgrunddafür, dass an<strong>de</strong>re nicht <strong>de</strong>n Segen empfangen, <strong>de</strong>r eigentlichfür sie bereitgehalten wird.Irgendwie ist es dir schon bewusst, dass du <strong>Gottes</strong> Feld nurKraft entziehst, ohne Frucht zu bringen. Gott gibt dir in seinergroßen Barmherzigkeit aber noch eine Chance. Er steht dir nichtgleichgültig gegenüber und überlässt dich auch nicht einfach <strong>de</strong>inemSchicksal. Vielmehr ruft er dir zu, was er früher schon Israelzurief: „Wie kann ich dich preisgeben, Ephraim, und dich ausliefern,Israel? … Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zornnoch Ephraim wie<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>rben. Denn ich bin Gott und nicht einMensch.“ (Hosea 11,8.9) Der Erlöser hat Verständnis für dich undsetzt sich für dich ein: „Lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihngrabe und ihn dünge.“ (Lukas 13,8)Mit welch unermüdlicher Liebe diente Christus <strong>de</strong>m Volk Israelunter beson<strong>de</strong>rs schwierigen Umstän<strong>de</strong>n! Noch am Kreuz be-174


BILDER VOM REICHE GOTTEStete er: „Vater, vergib ihnen; <strong>de</strong>nn sie wissen nicht, was sie tun!“(Lukas 23,34) Nach seiner Himmelfahrt wur<strong>de</strong> das Evangeliumzuerst in Jerusalem verkündigt. Dort wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Heilige Geistausgegossen; dort offenbarte die erste Gemein<strong>de</strong> die Kraft <strong>de</strong>sauferstan<strong>de</strong>nen Heilands; dort besiegelte Stephanus sein Zeugnismit <strong>de</strong>m Tod – und „alle, die im Rat saßen … sahen sein Angesichtwie eines Engels Angesicht“ (Apostelgeschichte 6,15). AlleSchätze <strong>de</strong>s Himmels hatte Israel empfangen. „Was sollte mannoch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe anihm?“ (Jesaja 5,4) fragt Christus. Seine Mühe und Sorge um dichlässt nicht nach, son<strong>de</strong>rn wächst sogar. Noch immer sagt er: „Ich,<strong>de</strong>r Herr, behüte ihn und begieße ihn immer wie<strong>de</strong>r. Damit manihn nicht ver<strong>de</strong>rbe, will ich ihn Tag und Nacht behüten.“ (Jesaja27,3)„… vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, sohau ihn ab.“ (Lukas 13,9) Ein Herz, das sich Gott nicht öffnet,wird zuletzt so verstockt, dass es schließlich <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>sHeiligen Geistes überhaupt nicht mehr zugänglich ist. Dannheißt es: „Hau ihn ab! Was nimmt er <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n die Kraft?“ (Lukas13,7)Doch heute lädt Gott dich noch ein: „Bekehre dich, Israel, zu<strong>de</strong>m Herrn, <strong>de</strong>inem Gott … So will ich ihre Abtrünnigkeit wie<strong>de</strong>rheilen; gerne will ich sie lieben … Ich will für Israel wie ein Tausein, dass es blühen soll wie eine Lilie, und seine Wurzeln sollenausschlagen wie eine Lin<strong>de</strong> … Und sie sollen wie<strong>de</strong>r unter meinemSchatten sitzen; von Korn sollen sie sich nähren und blühenwie ein Weinstock … von mir erhältst du <strong>de</strong>ine Früchte.“ (Hosea14,2.5-9)175


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 18„Gehe aus auf die Landstraßenund an die Zäune“Der Heiland war eines Tages bei einem Pharisäer zum Esseneingela<strong>de</strong>n. Er nahm Einladungen von Arm und Reich an, undwie immer ergriff er auch diesmal die Gelegenheit, um bestimmteWahrheiten zu erläutern. Bei <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n waren alle nationalenund religiösen Feiertage mit einem feierlichen Festmahl verbun<strong>de</strong>n,das für sie zugleich ein Symbol <strong>de</strong>r Segnungen <strong>de</strong>s ewigen Lebenswar. Das große Festessen, bei <strong>de</strong>m sie mit Abraham, Isaak undJakob zusammen an einem Tisch sitzen wür<strong>de</strong>n, während dieHei<strong>de</strong>n nur aus <strong>de</strong>r Ferne sehnsüchtig zusehen könnten, war einesihrer Lieblingsthemen. Deshalb veranschaulichte Christus die Warnung,die er ihnen zukommen lassen wollte, durch das Gleichnis<strong>vom</strong> großen Abendmahl.Die Ju<strong>de</strong>n wollten die Gaben <strong>Gottes</strong> für das irdische wie fürdas ewige Leben ganz allein in Anspruch nehmen; sie wolltennichts davon wissen, dass <strong>Gottes</strong> Gna<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n galt.Christus dagegen sagte ihnen durch sein Gleichnis, dass sieselbst gera<strong>de</strong> zu ihrer Zeit die gnädige Einladung ins Reich <strong>Gottes</strong>ablehnten. Weil sie nicht kommen wollten, wür<strong>de</strong>n nun jeneeingela<strong>de</strong>n, die sie verachteten und vor <strong>de</strong>nen sie sich wie vorAussätzigen ekelten.Der Pharisäer hatte seine Gäste nach recht egoistischen Gesichtspunktenausgewählt. Christus sagte <strong>de</strong>shalb zu ihm: „Ersprach aber auch zu <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r ihn eingela<strong>de</strong>n hatte: Wenn du einMittags- o<strong>de</strong>r Abendmahl machst, so la<strong>de</strong> we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ine Freun<strong>de</strong>176


BILDER VOM REICHE GOTTESnoch <strong>de</strong>ine Brü<strong>de</strong>r noch <strong>de</strong>ine Verwandten noch reiche Nachbarnein, damit sie dich nicht etwa wie<strong>de</strong>r einla<strong>de</strong>n und dir vergoltenwird. Son<strong>de</strong>rn wenn du ein Mahl machst, so la<strong>de</strong> Arme, Verkrüppelte,Lahme und Blin<strong>de</strong> ein, dann wirst du selig sein, <strong>de</strong>nn siehaben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergoltenwer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Auferstehung <strong>de</strong>r Gerechten.“ (Lukas 14,12-14)Christus wie<strong>de</strong>rholte damit nur, was er schon durch Mose hattesagen lassen: Zu <strong>de</strong>n heiligen Festen sollten nach <strong>de</strong>m Willen<strong>Gottes</strong> „<strong>de</strong>r Fremdling und die Waise und die Witwe“ eingela<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n, damit sie „essen und sich sättigen“ konnten (5. Mose14,29). Diese vorgeschriebenen Zusammenkünfte sollten Israelals beispielhafte Anregung dienen. Das Volk sollte dabei lernen,wie viel Freu<strong>de</strong> es macht, gastfrei zu sein, um so das ganze Jahrüber für die Armen und Rechtlosen zu sorgen. Darüber hinauswaren diese Feste ein <strong>de</strong>utlicher Hinweis dafür, dass die geistlichenGaben nicht für Israel allein bestimmt waren. Gott hattediesem Volk das Brot <strong>de</strong>s Lebens gegeben, damit sie es an die übrigeWelt austeilen sollten.Dieser Aufgabe waren die Ju<strong>de</strong>n nicht nachgekommen. Christusprangerte daher ihre Selbstsucht an. Weil seine Worte beson<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>n Pharisäern sehr unangenehm waren, wollte einer vonihnen <strong>de</strong>m Gespräch eine an<strong>de</strong>re Richtung geben, und er rief salbungsvollaus: „Selig ist, <strong>de</strong>r das Brot isst im Reich <strong>Gottes</strong>!“ (Lukas14,15) Dieser Mann sprach im Brustton <strong>de</strong>r Überzeugungund war sich offenbar seines Platzes im Himmel schon ganz gewiss.Er hatte eine ähnliche Einstellung wie die Christen, die sichfreuen, von Christus gerettet zu sein, ohne allerdings die Bedingungenzu erfüllen, unter <strong>de</strong>nen allein das Heil verheißen ist. Ihnlenkte <strong>de</strong>r gleiche Geist, <strong>de</strong>r Bileam beten ließ: „Meine Seele mögesterben <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>r Gerechten, und mein En<strong>de</strong> wer<strong>de</strong> wie ihrEn<strong>de</strong>!“ (4. Mose 23,10) Der Pharisäer dachte nur an das Glück,das er im Himmel zu genießen hoffte. Ob er auf Grund seiner innerenEinstellung dort überhaupt einmal sein könnte – darübernachzu<strong>de</strong>nken kam ihm nicht in <strong>de</strong>n Sinn. Sein Einwurf sollte dieGedanken <strong>de</strong>r Festgäste von <strong>de</strong>n praktischen Pflichten ihres gegenwärtigenLebens ablenken, in<strong>de</strong>m er auf die ferne Zeit <strong>de</strong>rAuferstehung <strong>de</strong>r Gerechten hinwies.177


BILDER VOM REICHE GOTTESChristus durchschaute <strong>de</strong>n Heuchler. Er hatte ihn fest im Auge,als er begann, zu <strong>de</strong>r Festgesellschaft darüber zu sprechen,welche wertvollen Vorrechte sie gegenwärtig noch genossen. Erzeigte ihnen <strong>de</strong>utlich, dass sie erst einmal die ihnen zugewieseneAufgabe erfüllen mussten, wenn sie in <strong>de</strong>r Ewigkeit die verheißenenSegnungen erfahren wollten.„Es war ein Mensch, <strong>de</strong>r machte ein großes Abendmahl“, beganner, „und lud viele dazu ein. Und er sandte seinen Knechtaus zur Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Abendmahls, <strong>de</strong>n Gela<strong>de</strong>nen zu sagen: Kommt,<strong>de</strong>nn es ist alles bereit!“ Aber alle waren plötzlich seltsam gleichgültig.„Sie fingen an alle nacheinan<strong>de</strong>r, sich zu entschuldigen.Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und musshinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.Und <strong>de</strong>r zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft,und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldigemich. Und <strong>de</strong>r dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darumkann ich nicht kommen.“ (Lukas 14,16-20)Keine dieser Ausre<strong>de</strong>n war wirklich stichhaltig. Der Mann,<strong>de</strong>r so dringend <strong>de</strong>n neuerworbenen Acker besichtigen musste,hatte <strong>de</strong>n Kauf ja bereits abgeschlossen. Er konnte es allerdingskaum erwarten, <strong>de</strong>n Acker endlich zu sehen, weil er in Gedankennur noch damit beschäftigt war. Die Ochsen waren ebenfalls bereitsendgültig gekauft. Der Käufer wollte sie nur aus Neugiersich gleich selbst ansehen. Auch die Entschuldigung <strong>de</strong>s drittenwar nicht besser als die <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren: Die Heirat <strong>de</strong>s eingela<strong>de</strong>nenGastes war kein Grund, <strong>de</strong>m Fest fernzubleiben, <strong>de</strong>nn seine Frauwäre genau wie er willkommen gewesen. Doch er hatte schon eigenePläne geschmie<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Absicht, sich auf seine Weise besserzu unterhalten als bei <strong>de</strong>m Festessen, zu <strong>de</strong>m er ursprünglichzugesagt hatte. Inzwischen war er nämlich <strong>de</strong>r Meinung, dass ersich an<strong>de</strong>rswo besser amüsieren konnte. Er ließ sich nicht einmalentschuldigen, machte also erst gar nicht <strong>de</strong>n Versuch, höflich zusein. „Darum kann ich nicht kommen“ verschleierte nur schlechtdie Tatsache, dass er einfach keine Lust dazu hatte.Alle Entschuldigungen <strong>de</strong>r Gäste verrieten, dass sie in Gedankenvollkommen mit an<strong>de</strong>ren Dingen beschäftigt waren. Ihreeigenen Interessen nahmen sie so stark in Anspruch, dass sie so-178


BILDER VOM REICHE GOTTESgar die Einladung zum Fest ausschlugen, obwohl sie doch zuerstzugesagt hatten und jetzt durch ihre Gleichgültigkeit <strong>de</strong>n großzügigenGastgeber beleidigten.Am Gleichnis <strong>de</strong>s großen Abendmahls zeigt Christus uns symbolhaftall das Gute, das uns durch das Evangelium angebotenwird. Jesus Christus selbst wird dabei durch die Speise symbolisiert.Er ist das Brot <strong>vom</strong> Himmel; von ihm fließen die Ströme <strong>de</strong>sHeils. Die Boten <strong>Gottes</strong> hatten <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n die Ankunft <strong>de</strong>s Erlösersvorhergesagt und auf ihn hingewiesen als „<strong>Gottes</strong> Lamm,das <strong>de</strong>r Welt Sün<strong>de</strong> trägt“ (Johannes 1,29).Bei <strong>de</strong>m Fest, das er vorbereitet hatte, bot Gott ihnen diegrößte Gabe <strong>de</strong>s Himmels an – eine Gabe, die alle Vorstellungenübertrifft. Voller Liebe hatte Gott das festliche Essen zusammenstellenlassen – in solchen Mengen, dass es einfach nicht ausgehenkann. „Wer von diesem Brot isst, <strong>de</strong>r wird leben in Ewigkeit.“(Johannes 6,51)Wer die Einladung zu diesem Fest – also die Einladung <strong>de</strong>sEvangeliums – annehmen will, muss jedoch alle weltlichen Interessen<strong>de</strong>m einen Ziel unterordnen, Christus und seine Gerechtigkeitaufzunehmen. Gott gab für die Menschen alles hin, und erbittet uns, seine Sache dafür über alle irdischen Belange, die nuruns selbst betreffen, zu stellen. Halbherzigkeit ist bei ihm nichtgefragt. Wenn weltliche Wünsche unser Denken gefangen nehmen,können wir ihm nicht ungeteilt unser Herz schenken.Das Gleichnis hat uns auch heute noch etwas zu sagen. Wirsind ebenfalls eingela<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Lamm <strong>Gottes</strong> zu folgen, wohin esauch geht, und uns von ihm führen zu lassen. Seine Nähe mussuns mehr be<strong>de</strong>uten als das Zusammensein mit unseren Freun<strong>de</strong>n.Christus sagt: „Wer Vater o<strong>de</strong>r Mutter mehr liebt als mich,<strong>de</strong>r ist meiner nicht wert; und wer Sohn o<strong>de</strong>r Tochter mehr liebtals mich, <strong>de</strong>r ist meiner nicht wert.“ (Matthäus 10,37)Zur Zeit Christi war es bei vielen Leuten Sitte, vor <strong>de</strong>m Essenzu sagen: „Selig ist, <strong>de</strong>r das Brot isst im Reich <strong>Gottes</strong>!“ (Lukas14,15) Christus jedoch zeigte, wie schwer es ist, überhaupt Gästezu fin<strong>de</strong>n für das Festessen, das für <strong>de</strong>n Preis eines unermesslichenOpfers bereitet wur<strong>de</strong>. Seine Zuhörer wussten ganz genau,dass sie selbst die gnädige Einladung gering geschätzt hatten.179


BILDER VOM REICHE GOTTESWohlstand und Vergnügen waren ihnen wichtiger gewesen, undso hatten sie alle eine Ausre<strong>de</strong> zur Hand.So ist es noch heute. Die „Entschuldigungen“, die die Leutedamals vorbrachten, um die Einladung zum Festmahl auszuschlagen,<strong>de</strong>cken alles ab, was auch heute noch als Ausre<strong>de</strong> dafürdient, um das Evangelium abzulehnen. Manch einer sagt zumBeispiel, er könne seine Karriere doch nicht gefähr<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m er<strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Evangeliums nachkomme. Solchen Menschenist ihr gutes Leben auf dieser Er<strong>de</strong> wichtiger als die Ewigkeit.Ausgerechnet die Gaben, die Gott ihnen geschenkt hat, lassensie jetzt zu einer Schranke wer<strong>de</strong>n, die sie von ihrem Schöpferund Erlöser trennt. Sie wollen in ihrem Streben nach <strong>de</strong>nDingen dieses Lebens nicht aufgehalten wer<strong>de</strong>n und sagen <strong>de</strong>mBoten, <strong>de</strong>r die Einladung <strong>de</strong>s Evangeliums überbringt: „Fürdiesmal geh! Zu gelegener Zeit will ich dich wie<strong>de</strong>r rufen lassen.“(Apostelgeschichte 24,25)An<strong>de</strong>re entschuldigen sich mit <strong>de</strong>n Schwierigkeiten, die ihnenim gesellschaftlichen Leben entstehen wür<strong>de</strong>n, wenn sie <strong>de</strong>m Ruf<strong>Gottes</strong> folgten. Sie können es sich angeblich nicht leisten, einean<strong>de</strong>re Lebensauffassung als ihre Verwandten und Bekannten zuhaben. Kurz, auch sie gleichen in allen Einzelheiten <strong>de</strong>n Personenim Gleichnis. Der Gastgeber muss an ihren fa<strong>de</strong>nscheinigenAusre<strong>de</strong>n erkennen, dass sie für seine Einladung nur Geringschätzungübrig haben.Der Mann, <strong>de</strong>r sagte: „Ich habe eine Frau genommen, darumkann ich nicht kommen“, steht für beson<strong>de</strong>rs viele. Wie oftkommt es vor, dass jemand sich von seinem Ehepartner daranhin<strong>de</strong>rn lässt, <strong>de</strong>m Ruf <strong>Gottes</strong> zu folgen! Der Ehemann sagt dannvielleicht: Ich kann nicht nach meiner religiösen Überzeugungleben, solange meine Frau dagegen ist. Ihr Einfluss wür<strong>de</strong> mirdas außeror<strong>de</strong>ntlich schwer machen. Die Frau hört die Einladung:„Kommt, <strong>de</strong>nn es ist alles bereit!“ und sagt: „Ich bitte dich,entschuldige mich.“ Mein Mann muss lei<strong>de</strong>r absagen – aus geschäftlichenGrün<strong>de</strong>n. Da ich zu ihm halten muss, kann ich auchnicht kommen. Oft fühlen sich die Kin<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r frohen Botschaftangesprochen und möchten ihr folgen. Aber wenn ihre Eltern,die sie lieben, <strong>de</strong>m Ruf keine Beachtung schenken, meinen180


BILDER VOM REICHE GOTTESsie, dass man es von ihnen wohl auch nicht erwarten kann – undsie lassen sich ebenfalls entschuldigen.Alle diese Menschen weisen die Einladung ihres Erlösers zurück,weil sie Angst vor Konflikten in <strong>de</strong>r Familie haben. Sie gebensich <strong>de</strong>r Illusion hin, <strong>de</strong>n häuslichen Frie<strong>de</strong>n und ihr Familienglückdadurch wahren zu können, dass sie sich weigern, Gottzu gehorchen. Was für ein tragischer Irrtum! Wer Selbstsuchtsät, wird Selbstsucht ernten. Wer die Liebe Christi zurückweist,verzichtet damit auf das, was <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen LiebeReinheit und Dauer verleiht. Er bringt sich auf diese Weise nichtnur um das ewige Leben, son<strong>de</strong>rn auch um das echte Glück indiesem Leben, für das <strong>de</strong>r Himmel doch sein großes Opfer brachte.Als <strong>de</strong>r Gastgeber im Gleichnis erfuhr, wie man auf seine Einladungreagierte, da wur<strong>de</strong> er „zornig und sprach zu seinemKnecht: Gehe schnell hinaus auf die Straßen und Gassen <strong>de</strong>rStadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blin<strong>de</strong>n und Lahmenherein.“ (Lukas 14,21)Er wandte sich jetzt von <strong>de</strong>nen ab, die seine Gastfreundschaftzurückwiesen, und lud eine Gesellschaftsschicht ein, die nicht aus<strong>de</strong>m Vollen lebte, die keine Häuser und Län<strong>de</strong>reien besaß. Er ludMenschen ein, die arm und hungrig waren und die das Dargebotenewohl zu schätzen wussten. „Die Zöllner und Huren kommeneher ins Reich <strong>Gottes</strong> als ihr“ (Matthäus 21,31), sagte Christus.So elend und verachtet Menschen auch sein mögen, sie wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nnoch von Gott beachtet und geliebt. Gera<strong>de</strong> die sorgenbela<strong>de</strong>nen,seelisch erschöpften o<strong>de</strong>r unterdrückten Menschen willChristus zu sich ziehen, will ihnen Licht, Freu<strong>de</strong> und innerenFrie<strong>de</strong>n schenken, Dinge, die sie nirgendwo sonst fin<strong>de</strong>n können.Auch die schlimmsten Sün<strong>de</strong>r liebt er aufrichtig und sen<strong>de</strong>t ihnenseinen Heiligen Geist, <strong>de</strong>r ihnen seine Liebe offenbaren undsie zu ihm führen soll.Als <strong>de</strong>r Knecht die Armen und Blin<strong>de</strong>n hereingeführt hatte,mel<strong>de</strong>te er: „Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es istaber noch Raum da. Und <strong>de</strong>r Herr sprach zu <strong>de</strong>m Knecht: Gehhinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen,dass mein Haus voll wer<strong>de</strong>.“ (Lukas 14,22.23)181


BILDER VOM REICHE GOTTESChristus verwies damit auf die Tatsache, dass das Evangeliumauch außerhalb Israels verkündigt wer<strong>de</strong>n sollte: auf <strong>de</strong>n Landstraßenund an <strong>de</strong>n Zäunen <strong>de</strong>r Welt.In Übereinstimmung damit erklärten Paulus und Barnabas<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n: „Euch musste das Wort <strong>Gottes</strong> zuerst gesagt wer<strong>de</strong>n;da ihr es aber von euch stoßt und haltet euch selbst nicht fürwürdig <strong>de</strong>s ewigen Lebens, siehe, so wen<strong>de</strong>n wir uns zu <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n.Denn so hat uns <strong>de</strong>r Herr geboten: ,Ich habe dich zum Licht<strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>n gemacht, damit du das Heil seist bis an die En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rEr<strong>de</strong>.‘ Als das die Hei<strong>de</strong>n hörten, wur<strong>de</strong>n sie froh und priesen dasWort <strong>de</strong>s Herrn, und alle wur<strong>de</strong>n gläubig, die zum ewigen Lebenbestimmt waren.“ (Apostelgeschichte 13,46-48)Die Jünger verkün<strong>de</strong>ten das erste Kommen Christi in dieseWelt. Die Frohe Botschaft lautete: Durch <strong>de</strong>n Glauben an <strong>de</strong>nSohn <strong>Gottes</strong> können die Menschen gerettet wer<strong>de</strong>n. Diese Botschaftwies bereits auf sein zweites Kommen in Herrlichkeit hin,bei <strong>de</strong>m er sein Volk zu sich holen will, und vermittelte Menschendie Hoffnung, durch Glauben und Gehorsam zur Familie <strong>Gottes</strong>gehören zu können. Dieses Evangelium wird auch heute nochverkündigt, doch liegt jetzt beson<strong>de</strong>rer Nachdruck auf <strong>de</strong>m nahebevorstehen<strong>de</strong>n zweiten Kommen Christi. Die Zeichen, die seineWie<strong>de</strong>rkunft ankündigen sollten, haben sich bereits erfüllt. DasWort <strong>Gottes</strong> sagt uns <strong>de</strong>utlich, dass <strong>de</strong>r Herr vor <strong>de</strong>r Tür steht.Johannes sagt in <strong>de</strong>r Offenbarung voraus, dass kurz vor <strong>de</strong>rWie<strong>de</strong>rkunft Christi das Evangelium verkün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n wird:„Und ich sah einen an<strong>de</strong>rn Engel fliegen mitten durch <strong>de</strong>n Himmel,<strong>de</strong>r hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen <strong>de</strong>nen, dieauf Er<strong>de</strong>n wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachenund Völkern. Und er sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gottund gebt ihm die Ehre; <strong>de</strong>nn die Stun<strong>de</strong> seines Gerichts ist gekommen!“(Offenbarung 14,6.7)In <strong>de</strong>r Prophezeiung wird im Anschluss an diese Warnung vor<strong>de</strong>m letzten Gericht und die damit verknüpften Botschaften dieWie<strong>de</strong>rkunft <strong>de</strong>s Menschensohnes in <strong>de</strong>n Wolken <strong>de</strong>s Himmelsbeschrieben. Die Ankündigung <strong>de</strong>s Gerichts ist gleichzeitig dieVerkündigung <strong>de</strong>s bevorstehen<strong>de</strong>n zweiten Kommens Christi undwird „ein ewiges Evangelium“ genannt. Somit ist die Botschaft,182


BILDER VOM REICHE GOTTESdass Jesus bald wie<strong>de</strong>rkommen wird, ein wesentlicher Bestandteil<strong>de</strong>s Evangeliums.Nach Aussagen <strong>de</strong>r Bibel wer<strong>de</strong>n die Menschen in <strong>de</strong>n letztenTagen völlig von weltlichen Interessen beherrscht sein, von Vergnügungssuchtund Geldgier. Sie sind blind für die göttlicheWirklichkeit. Christus sagte: „Denn wie es in <strong>de</strong>n Tagen Noahswar, so wird auch sein das Kommen <strong>de</strong>s Menschensohns. Dennwie sie waren in <strong>de</strong>n Tagen vor <strong>de</strong>r Sintflut – sie aßen, sie tranken,sie heirateten und ließen sich heiraten bis an <strong>de</strong>n Tag, an<strong>de</strong>m Noah in die Arche hineinging; und sie beachteten es nicht,bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auchsein beim Kommen <strong>de</strong>s Menschensohns.“ (Matthäus 24,37-39)Das ist die Situation unserer Tage, wo die Menschen materiellenGewinn und Zerstreuung suchen, als gäbe es keinen Gott,keine Ewigkeit, kein Jenseits. Zur Zeit Noahs sollte die Warnungvor <strong>de</strong>r Sintflut die gottlosen Menschen zu Besinnung und Bußeveranlassen. Genauso will heute die Botschaft von <strong>de</strong>r nahenWie<strong>de</strong>rkunft Christi die Menschen aus ihrem völlig auf das Diesseitsgerichteten Denken reißen und ihnen die Augen für <strong>Gottes</strong>Wirklichkeit so weit öffnen, dass sie <strong>de</strong>r Einladung zum Festessen<strong>de</strong>s Herrn Folge leisten.Diese Einladung soll die ganze Welt erhalten, „allen Nationenund Geschlechtern und Sprachen und Völkern“ soll sie gebrachtwer<strong>de</strong>n. Die letzte Warnungs- und Gna<strong>de</strong>nbotschaft wird gegeben,um die ganze Welt mit ihrem Licht zu erfüllen und alle Gesellschaftsschichtenzu erreichen, <strong>Reiche</strong> und Arme, Angeseheneund Außenseiter <strong>de</strong>r Gesellschaft. „Gehe aus auf die Landstraßenund an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf dass meinHaus voll wer<strong>de</strong>.“ (Lukas 14,22.23)Die Welt geht zu Grun<strong>de</strong>, weil ihr das Evangelium fehlt. DieMenschen hungern nach <strong>de</strong>m Wort <strong>Gottes</strong>. Nur wenige predigenes unverfälscht von menschlichen Überlieferungen, und sokommt es, dass viele zwar die Bibel lesen, aber trotz<strong>de</strong>m nicht<strong>de</strong>n Segen empfangen, <strong>de</strong>n Gott für sie hineingelegt hat. Deshalbruft <strong>de</strong>r Herr seine Mitarbeiter auf, <strong>de</strong>n Menschen die Frohe Botschaftzu bringen. Das Wort <strong>de</strong>s ewigen Lebens muss an alle weitergegebenwer<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> zu Grun<strong>de</strong> gehen.183


BILDER VOM REICHE GOTTESMit <strong>de</strong>m Auftrag, auf die Landstraßen und an die Zäune zugehen, umreißt Christus das Arbeitsfeld, das er allen seinenNachfolgern zugewiesen hat: die ganze Welt, die ganze Menschheit.Der Herr will, dass je<strong>de</strong>r von seiner Gna<strong>de</strong> erfährt.Diese Aufgabe erfor<strong>de</strong>rt ein hohes Maß an persönlichem Einsatz.So ist auch Christus vorgegangen. Die meiste Zeit verbrachteer damit, sich mit einzelnen Menschen zu unterhalten. Dempersönlichen Gespräch maß er große Be<strong>de</strong>utung bei, <strong>de</strong>nn durcheinen einzigen Menschen wur<strong>de</strong> oftmals das Evangelium unterTausen<strong>de</strong>n weiterverbreitet.Wir dürfen nicht darauf warten, dass die Menschen zu unskommen; wir müssen zu ihnen gehen. Wenn das Wort von <strong>de</strong>rKanzel verkündigt wor<strong>de</strong>n ist, fängt die Arbeit eigentlich erst an.Wie viele gibt es, die <strong>vom</strong> Evangelium nie erreicht wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n,wenn wir es ihnen nicht persönlich brächten!Die Einladung zu <strong>Gottes</strong> Fest erging zuerst an die Ju<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>nn ihnen war ja zuerst die Aufgabe übertragen wor<strong>de</strong>n, Lehrerund Leiter <strong>de</strong>r Menschheit zu sein. Sie besaßen die Schriftrollen<strong>de</strong>r Propheten, die das Kommen Christi ankündigten, und ihnenwar <strong>de</strong>r Opferdienst mit seinen Symbolen, die auf <strong>de</strong>n Erlöserhin<strong>de</strong>uteten, anvertraut wor<strong>de</strong>n. Hätten Priester und Volk ihrenAuftrag erfüllt, dann wären sie gemeinsam mit <strong>de</strong>n Boten Christi<strong>de</strong>r Aufgabe nachgegangen, <strong>de</strong>r ganzen Welt die Einladung <strong>de</strong>sEvangeliums zu bringen. Die Wahrheit war ihnen schließlich unter<strong>de</strong>r Bedingung geschenkt wor<strong>de</strong>n, sie weiterzugeben. Weil siedas nicht taten, wur<strong>de</strong> sie jetzt <strong>de</strong>n Armen, Krüppeln, Lahmenund Blin<strong>de</strong>n gegeben. Zöllner und Sün<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n eingela<strong>de</strong>n.Die Ausbreitung <strong>de</strong>s Evangeliums unter <strong>de</strong>n nichtchristlichenVölkern soll in gleicher Weise vor sich gehen: Die Gute Nachrichtmuss im übertragenen Sinn zuerst auf die „Landstraßen“ gebrachtwer<strong>de</strong>n, das heißt zu <strong>de</strong>n Menschen, die in <strong>de</strong>r Welt eineführen<strong>de</strong> Rolle spielen, zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Persönlichkeiten inKultur und Politik eines Lan<strong>de</strong>s.Lasst uns das als Mitarbeiter <strong>Gottes</strong> stets beachten. Die Auffor<strong>de</strong>rung,auf die „Landstraßen“ zu gehen, gilt allen Seelsorgernund allen Lehrern im Werk <strong>de</strong>s Herrn. Die oberen Gesellschaftsschichtensollen von uns mit Taktgefühl und brü<strong>de</strong>rlicher Anteil-184


BILDER VOM REICHE GOTTESnahme aufgesucht wer<strong>de</strong>n. Männer und Frauen in einflussreichenPositionen <strong>de</strong>r Wirtschaft, Wissenschaftler und Forscher,Menschen mit einer genialen Begabung, Verkündiger <strong>de</strong>s Evangeliums,die die gegenwärtige Wahrheit noch nicht ausreichen<strong>de</strong>rkannt haben – sie alle sollen die Einladung zuerst erhalten.Das Evangelium ist auch für die <strong>Reiche</strong>n gedacht. Ihnen giltes, die Augen zu öffnen für die Verantwortung, die ihnen aus ihremvon Gott geschenkten Besitz erwächst. Wir müssen sie daranerinnern, dass sie einmal vor <strong>de</strong>m Richter <strong>de</strong>r Lebendigen und<strong>de</strong>r Toten Rechenschaft abzulegen haben. Die Wohlhaben<strong>de</strong>nsind darauf angewiesen, dass wir uns aus Ehrfurcht und Liebe zuGott um sie bemühen. Nur allzu oft verlassen sie sich auf ihrenBesitz und wiegen sich dabei in Sicherheit. Ihr Blick muss geschärftwer<strong>de</strong>n für das, was von unvergänglichem Wert ist, damitsie <strong>de</strong>n erkennen können, <strong>de</strong>r sie einlädt: „Kommt her zu mir, alle,die ihr mühselig und bela<strong>de</strong>n seid; ich will euch erquicken.Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; <strong>de</strong>nn ich binsanftmütig und von Herzen <strong>de</strong>mütig; so wer<strong>de</strong>t ihr Ruhe fin<strong>de</strong>nfür eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last istleicht.“ (Matthäus 11,28-30)Menschen, die in <strong>de</strong>r Welt eine hohe Stellung einnehmen – seies auf Grund ihrer Bildung, ihres Reichtums o<strong>de</strong>r ihrer beruflichenTätigkeit –, wer<strong>de</strong>n viel zu selten wegen ihres Seelenheilspersönlich angesprochen. Viele, die im Dienst <strong>de</strong>s Evangeliumsstehen, scheuen sich, an die oberen Gesellschaftsschichten heranzutreten.Das ist ein großer Fehler. Wenn jemand vor unserenAugen am Ertrinken wäre, wür<strong>de</strong>n wir doch auch nicht tatenloszusehen, nur weil es ein Jurist o<strong>de</strong>r Kaufmann ist! Keiner vonuns wür<strong>de</strong> zögern, einen Menschen, ungeachtet seiner sozialenStellung, zurückzureißen, <strong>de</strong>r einen Abgrund hinunterzustürzendroht. Ebenso wenig sollten wir falsche Hemmungen haben,wenn es darum geht, Menschen vor <strong>de</strong>r Gefahr zu warnen, in <strong>de</strong>rsie sich auf geistlichem Gebiet befin<strong>de</strong>n.Auch wenn jemand ganz offensichtlich nur für die Dinge dieserWelt lebt, dürfen wir ihn nicht links liegen lassen. Viele hochgestelltePersönlichkeiten sind krank an ihrer Seele und <strong>de</strong>r Jagdnach all <strong>de</strong>m Vergänglichen überdrüssig. Sie haben ein starkes185


BILDER VOM REICHE GOTTESBedürfnis nach innerem Frie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n sie nicht kennen. Gera<strong>de</strong>unter <strong>de</strong>n „oberen Zehntausend“ gibt es viele, die sich nach Erlösungsehnen. Vielen könnte geholfen wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>Gottes</strong> Mitarbeitersie aus einem Herzen, das von <strong>de</strong>r Liebe Christi einfühlsamgemacht wur<strong>de</strong>, persönlich ansprechen wür<strong>de</strong>n.Ob die Botschaft die Menschen erreicht, hängt nicht von gekonnterRhetorik, einem gut formulierten Bekenntnis zu Christuso<strong>de</strong>r scharfsinnigen Argumenten ab. Vielmehr kommt es daraufan, das Evangelium für alle verständlich zu verkündigenund sich dabei nach <strong>de</strong>n jeweiligen Zuhörern zu richten, die nach<strong>de</strong>m Brot <strong>de</strong>s Lebens hungern. Ihnen stellt sich die Frage: „Wassoll ich tun, damit ich selig wer<strong>de</strong>?“Tausen<strong>de</strong> können auf die einfachste Weise erreicht wer<strong>de</strong>n.Männer und Frauen, die als beson<strong>de</strong>rs gebil<strong>de</strong>t und begabt gelten,wer<strong>de</strong>n oft gera<strong>de</strong> durch das schlichte Zeugnis eines Menschenangesprochen, <strong>de</strong>r über seine Liebe zu Gott ebenso natürlichre<strong>de</strong>n kann wie ein an<strong>de</strong>rer vielleicht über seine ganz undgar weltlichen Interessen.Es kann durchaus vorkommen, dass man sich in <strong>de</strong>m, wasman sagen möchte, sehr gut vorbereitet hat und <strong>de</strong>nnoch so gutwie keine Wirkung erzielt. Ein aufrichtiges, ungekünsteltes Bekenntniszu unserem himmlischen Vater hat dagegen die Macht,auch Herzen zu gewinnen, die bisher Christus und seiner Liebeverschlossen waren.Lasst uns immer daran <strong>de</strong>nken, dass wir nicht aus eigenerKraft für Christus tätig sind. Wir dürfen die Gewissheit haben,dass es in <strong>Gottes</strong> Macht steht, Menschen für die Ewigkeit zu retten.Deshalb wollen wir mit ihm im Gebet ringen und dann alleFähigkeiten für ihn einsetzen, die er uns geschenkt hat. Der HeiligeGeist und hilfsbereite Engel stehen uns zur Seite in unseremBemühen, die Herzen zu erreichen.Was für ein einflussreiches Missionszentrum hätte Jerusalemwer<strong>de</strong>n können, wenn seine geistlichen und politischen Führernur die Wahrheit angenommen hätten, die Christus ihnen brachte!Das abtrünnige Volk Israel wäre bekehrt wor<strong>de</strong>n, eine riesigeGemein<strong>de</strong> hätte sich um <strong>de</strong>n Herrn geschart und das Evangeliumin kürzester Zeit in die ganze Welt getragen. Und auch heute186


BILDER VOM REICHE GOTTESkönnten viele Gestrauchelte wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n rechten Weg gebracht,viele am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gesellschaft Stehen<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r hereingeholtund die Frohe Botschaft weit und breit verkündigt wer<strong>de</strong>n,wenn einflussreiche, fähige Menschen für Christus gewonnenwür<strong>de</strong>n. Dann wäre die Einladung bald an alle ergangen, und dieGäste könnten zum Festmahl <strong>de</strong>s Herrn erscheinen.Das heißt nun aber nicht, dass wir nur an die einflussreichen,wohlhaben<strong>de</strong>n Schichten <strong>de</strong>nken sollen, um darüber die Armenzu vergessen. Christus schickt uns auch „an die Zäune“, also zu<strong>de</strong>nen, die im Allgemeinen verachtet und übersehen wer<strong>de</strong>n. In<strong>de</strong>n Hinterhöfen und heruntergekommenen Gegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Großstädte,in einsamen Gehöften auf <strong>de</strong>m Land leben viele Menschen,entwe<strong>de</strong>r als Familie o<strong>de</strong>r auch als Alleinstehen<strong>de</strong> – oftauch Auslän<strong>de</strong>r in einer ihnen frem<strong>de</strong>n Umgebung –, die keinerleiVerbindung zu einer Kirche o<strong>de</strong>r Gemeinschaft haben. Vielevon ihnen haben das Gefühl, von Gott und <strong>de</strong>r Welt verlassen zusein. Sie wissen nicht, wie sie selig wer<strong>de</strong>n können, und sind vielleichttief in die Sün<strong>de</strong> verstrickt. An<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>r sind in großerNot, sind nie<strong>de</strong>rgedrückt von Leid, Entbehrung, Unglauben, Verzweiflung;sie sind mit körperlicher und seelischer Krankheit geschlagenund lassen sich von Satan dazu verführen, <strong>de</strong>n Trost,<strong>de</strong>n sie so sehr brauchen, in Ausschweifungen und weltlichenVergnügen zu suchen, die sie doch nur ins Ver<strong>de</strong>rben führen. DerVerführer bietet ihnen die Früchte Sodoms an, die noch auf ihrenLippen zu Asche wer<strong>de</strong>n. Sie geben ihr Geld aus für das, was keinBrot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht“ (Jesaja55,2).In ihnen allen sollen wir Menschen sehen, für <strong>de</strong>ren ErlösungChristus auf diese Er<strong>de</strong> kam. Er lädt sie ein: „Wohlan, alle, dieihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geldhabt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohneGeld und umsonst Wein und Milch! … Hört doch auf mich, sower<strong>de</strong>t ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eureOhren her und kommt her zu mir! Höret, so wer<strong>de</strong>t ihr leben!“(Jesaja 55,1-3)Gott hat uns ausdrücklich aufgetragen, uns um die Frem<strong>de</strong>nund um all die zu kümmern, die am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gesellschaft leben187


BILDER VOM REICHE GOTTESo<strong>de</strong>r sittlich gefähr<strong>de</strong>t sind. Wie viele stehen <strong>de</strong>m Glauben anGott scheinbar gleichgültig gegenüber und sehnen sich doch imGrun<strong>de</strong> ihres Herzens nach Frie<strong>de</strong>n und Geborgenheit! Auchwenn sie tief in die Sün<strong>de</strong> verstrickt sind, gibt es für sie dochnoch Aussicht auf Rettung.Als Christi Nachfolger wollen wir uns an sein Vorbild halten.Wo er hinkam, leistete er Menschen in Not Beistand und heiltedie Kranken. Erst dann sprach er zu ihnen über die großartigenWahrheiten, die für sein Reich gelten. Wir sollen in gleicher Weisevorgehen. Wenn wir Menschen in ihrem körperlichen Lei<strong>de</strong>nhelfen, wird uns auch Gelegenheit gegeben wer<strong>de</strong>n, etwas für ihrgeistliches Wohl zu tun. Dann können wir von unserem Erlösererzählen, von <strong>de</strong>m großen Arzt, <strong>de</strong>r allein die Macht hat, je<strong>de</strong>Krankheit zu heilen.Wir wollen allen, die <strong>vom</strong> rechten Weg abgekommen sind, sagen,dass sie nicht zu verzweifeln brauchen. Auch wenn sie imLeben schwere Fehler gemacht und es versäumt haben, an ihremCharakter zu arbeiten, ist Gott doch gerne bereit, sie wie<strong>de</strong>r aufzurichtenund ihnen das Glück <strong>de</strong>r Erlösung zu schenken. Wiefreut er sich, wenn er scheinbar hoffnungslose Fälle, die zu WerkzeugenSatans gewor<strong>de</strong>n waren, für sich gewinnen und ihnenseine Gna<strong>de</strong> schenken kann! Er will sie vor <strong>de</strong>inem Zorn bewahren,<strong>de</strong>r einmal die Ungehorsamen treffen wird. Lasst uns <strong>de</strong>shalbdiesen Menschen sagen, dass auch sie geheilt und erlöstwer<strong>de</strong>n können. Je<strong>de</strong>r kann einen Platz am Tisch <strong>de</strong>s Herrn fin<strong>de</strong>n.Gott selbst wartet darauf, alle willkommen zu heißen.Bei <strong>de</strong>r Evangeliumsverkündigung wer<strong>de</strong>n wir aber noch aufeine ganz an<strong>de</strong>re Art von Menschen treffen, die unsere Hilfebrauchen: Menschen, die entsprechend <strong>de</strong>r ihnen geschenktenErkenntnis leben und Gott dienen, so gut sie es verstehen. Siesind sich aber auch bewusst, wie viel an ihnen selbst und <strong>de</strong>nMenschen in ihrer Umgebung noch getan wer<strong>de</strong>n muss, und habenein großes Bedürfnis danach, Gott noch besser kennen zulernen. Gera<strong>de</strong> erst haben sie <strong>de</strong>n Schimmer eines größeren Lichtesent<strong>de</strong>ckt und beten jetzt zu Gott aus tiefster Seele, dass er ihnen<strong>de</strong>n Segen zuteil wer<strong>de</strong>n lassen möge, <strong>de</strong>n sie im Glaubenerst noch von ferne sehen. Inmitten <strong>de</strong>r Ver<strong>de</strong>rbtheit <strong>de</strong>r Groß-188


BILDER VOM REICHE GOTTESstädte leben viele solcher Menschen, oft in so ärmlichen Verhältnissen,dass sie von ihrer Umgebung nicht beachtet wer<strong>de</strong>n. EinGroßteil von ihnen ist sogar bei <strong>de</strong>n Geistlichen und <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>nvöllig unbekannt; trotz<strong>de</strong>m bewähren sie sich in ihrer verkommenenUmgebung als Zeugen <strong>de</strong>s Herrn. Auch wenn sie nurwenig geistliche Erkenntnis besitzen und in <strong>de</strong>r Lehre Christifast nicht geschult sind, bemühen sie sich inmitten all <strong>de</strong>s Elendsum sie herum, an<strong>de</strong>ren zu helfen. Als Übermittler <strong>de</strong>r göttlichenGna<strong>de</strong> sind wir aufgerufen, solche Menschen aufzusuchen undihnen in <strong>de</strong>r Kraft <strong>de</strong>s Heiligen Geistes das zu geben, was ihnennoch fehlt. Lasst uns mit ihnen die Bibel studieren und mit ihnenso schlicht beten, wie es uns <strong>de</strong>r Heilige Geist eingibt. Christuswird uns dann die rechten Worte schenken, die für diese Menschendas Brot <strong>de</strong>s Lebens be<strong>de</strong>uten. Auf diese Weise wird <strong>de</strong>rSegen <strong>Gottes</strong> weitergereicht von einem zum an<strong>de</strong>ren.Der Auftrag im Gleichnis „Nötige sie, hereinzukommen!“ istoft missverstan<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Man hat ihn so ausgelegt, als ob wirdie Menschen zwingen sollten, das Evangelium anzunehmen.Dabei will diese Formulierung nur betonen, wie eindringlich wirdie Einladung vorbringen und wie wirkungsvoll wir sie begrün<strong>de</strong>nsollen. Nie dürfen wir Gewalt anwen<strong>de</strong>n, um Menschen zuChristus zu führen. Die Botschaft <strong>de</strong>s Evangeliums lautet vielmehr:„Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!“(Jesaja 55,1-3) „Und <strong>de</strong>r Geist und die Braut sprechen:Komm! Und wer es hört, <strong>de</strong>r spreche: Komm! Und wen dürstet,<strong>de</strong>r komme; und wer da will, <strong>de</strong>r nehme das Wasser <strong>de</strong>s Lebensumsonst.“ (Offenbarung 22,17) Die Kraft <strong>de</strong>r Liebe und Gna<strong>de</strong><strong>Gottes</strong> for<strong>de</strong>rn uns auf, zu kommen.Der Heiland sagt: „Siehe, ich stehe vor <strong>de</strong>r Tür und klopfe an.Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong> ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten un<strong>de</strong>r mit mir.“ (Offenbarung 3,20) Spott o<strong>de</strong>r Drohungen schreckenihn nicht ab; unermüdlich sucht er die Verlorenen und sagt: „Wiekann ich dich preisgeben?“ (Hosea 11,8) Selbst wenn seine Liebestörrisch zurückgewiesen wird, bittet er nur umso eindringlicher:„Siehe, ich stehe vor <strong>de</strong>r Tür und klopfe an.“ Die Macht seinerLiebe „nötigt“ manchen, ihm „aufzutun“ und vor Christus zu be-189


BILDER VOM REICHE GOTTESkennen: „Du hast dich zu mir herabgebeugt und mich groß gemacht.“(Psalm 18,36 Hfa)Christus will seinen Mitarbeitern die gleiche sehnsüchtigeLiebe schenken, mit <strong>de</strong>r er selbst sich um die Verlorenen bemüht.Es genügt nicht, wenn wir sagen: „Komm!“ Manche Menschenhören die Einladung zwar, können aber nichts damit anfangen,weil sie zu abgestumpft sind. Ihr geistliches Sehvermögen ist zuschwach, um wahrnehmen zu können, was ihnen angeboten wird.An<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>r sind sich ihres hoffnungslosen Zustan<strong>de</strong>s voll bewusst.Sie sagen: Mir kann doch keiner mehr helfen. Lasst michin Ruhe! – Wir dürfen dann <strong>de</strong>nnoch nicht aufgeben. Mit Einfühlungsvermögenund echter Nächstenliebe wollen wir uns um allekümmern, die <strong>de</strong>n Mut verloren haben und unsere Hilfe brauchen.Ihnen wollen wir von unserem eigenen Mut, von unsererHoffnung und Kraft abgeben, wollen sie freundlich einla<strong>de</strong>n, hereinzukommen.„Erbarmt euch <strong>de</strong>rer, die zweifeln; an<strong>de</strong>re reißtaus <strong>de</strong>m Feuer und rettet sie; an<strong>de</strong>rer erbarmt euch in Furcht ...“(Judas 22.23)Wenn wir mit Gott im Glauben eng verbun<strong>de</strong>n sind, wird er<strong>de</strong>m, was wir zu sagen haben, das nötige Gewicht verleihen.Dann sind wir in <strong>de</strong>r Lage, von <strong>de</strong>r Gefahr, die je<strong>de</strong>m droht, <strong>de</strong>rdie Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> zurückweist, so eindringlich zu sprechen, dassdie Menschen sich gera<strong>de</strong>zu gedrungen fühlen, das Evangeliumanzunehmen. Christus wird wahre Wun<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>m vollbringen,<strong>de</strong>r bereit ist, das zu tun, was Gott von ihm erwartet. Ein Menschkann in seinem Denken heute noch genauso umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>nwie in früheren Zeiten. John Bunyan, <strong>de</strong>r vorher ein Spötterund Zechbru<strong>de</strong>r gewesen war, und John Newton, ein ehemaligerSklavenhändler, wandten sich Jesus Christus zu und predigtenfortan das Evangelium. Auch heute noch können Menschen wieBunyan und Newton Rettung fin<strong>de</strong>n.Durch das Zusammenwirken menschlicher und göttlicherKraft kann mancher von <strong>de</strong>r Gesellschaft Ausgestoßene fürChristus gewonnen wer<strong>de</strong>n, um dann von sich aus alles dafür zutun, das Ebenbild <strong>Gottes</strong> in <strong>de</strong>n Menschen wie<strong>de</strong>r herzustellen.Viele leben in sehr ungünstigen Umstän<strong>de</strong>n und sind nur <strong>de</strong>shalbauf <strong>de</strong>m falschen Weg, weil sie bisher keinen besseren kannten;190


BILDER VOM REICHE GOTTESaber auch sie wer<strong>de</strong>n das Licht <strong>Gottes</strong> sehen. Was Christus damalszu Zachäus sagte, gilt für sie in gleicher Weise: „Ich mussheute in <strong>de</strong>inem Haus einkehren.“ (Lukas 19,5) So kommt danndas Wort <strong>Gottes</strong> zu ihnen. Bei vielen vermeintlich verstocktenSün<strong>de</strong>rn zeigt es sich dann plötzlich, wie weichherzig und empfänglichfür das Gute sie in Wirklichkeit sind, weil Christus ihnenBeachtung schenkt. Sie wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n schlimmsten Irrtümernund Sün<strong>de</strong>n kommen und dann die Stelle <strong>de</strong>rer einnehmen,die alle ihnen gebotenen Gelegenheiten und Vorrechte nicht zuschätzen wussten. Sie wer<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n Auserwählten <strong>Gottes</strong> gehören,die ihm lieb und wert sind. Wenn Christus sein Reich aufgerichtethat, wer<strong>de</strong>n sie seinem Thron am nächsten sein.„Sehet zu, dass ihr <strong>de</strong>n nicht abweiset, <strong>de</strong>r da re<strong>de</strong>t.“ (Hebräer12,25) Jesus versicherte seinen Zuhörern: „Denn ich sage euch,dass keiner <strong>de</strong>r Männer, die eingela<strong>de</strong>n waren, mein Abendmahlschmecken wird.“ (Lukas 14,24) Weil sie die Einladung ausschlugen,wur<strong>de</strong>n sie kein zweites Mal gela<strong>de</strong>n. Als die Ju<strong>de</strong>n Christusverwarfen, verhärteten sie dadurch ihr Herz und lieferten sichSatan aus, sodass es für sie schließlich unmöglich wur<strong>de</strong>, seineGna<strong>de</strong> anzunehmen.Heute ist es nicht an<strong>de</strong>rs. Wenn wir <strong>Gottes</strong> Liebe nicht schätzenund sie nicht zu einem uns innewohnen<strong>de</strong>n Grundsatz wer<strong>de</strong>nlassen, <strong>de</strong>r unser Herz zart und mitfühlend macht, dann sindwir auf ewig verloren. Der Herr kann uns keinen <strong>de</strong>utlicherenBeweis seiner Liebe geben als <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n er bereits erbracht hat.Wenn selbst die Liebe Christi unser Herz nicht erreicht, dann istdazu auch kein an<strong>de</strong>res Mittel im Stan<strong>de</strong>.Mit je<strong>de</strong>r Weigerung, die Gna<strong>de</strong>nbotschaft anzuhören, wächst<strong>de</strong>r Unglaube. Je<strong>de</strong>s Mal, wenn es jemand versäumt, Jesus seinHerz zu öffnen, verstärkt sich seine Abneigung gegen die Stimme<strong>de</strong>s Heiligen Geistes, und so wer<strong>de</strong>n seine Aussichten immergeringer, <strong>de</strong>n letzten Gna<strong>de</strong>nruf zu hören. Hoffentlich muss mannicht einmal von uns wie <strong>vom</strong> alten Volk Israel sagen: „Ephraimhat sich zu <strong>de</strong>n Götzen gesellt; so lass es hinfahren.“ (Hosea 4,17)Lasst nicht zu, dass Christus über einen von uns wie über Jerusalemweinend sagen muss: „Wie oft habe ich <strong>de</strong>ine Kin<strong>de</strong>r versammelnwollen wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel,191


BILDER VOM REICHE GOTTESund ihr habt nicht gewollt! Seht, euer Haus soll euch wüst gelassenwer<strong>de</strong>n.“ (Lukas 13,34.35)Wir leben in einer Zeit, da die letzte Gna<strong>de</strong>nbotschaft, die letzteEinladung an die Menschen ergeht. Bald schon wird <strong>de</strong>r Auftrag:„Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune!“ ausgeführtsein. <strong>Gottes</strong> Mitarbeiter for<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>n auf: „Kommt, <strong>de</strong>nn esist alles bereit!“, wobei ihnen die Engel <strong>de</strong>s Himmels zur Seitestehen. Der Heilige Geist nötigt je<strong>de</strong>n auf alle nur mögliche Weisezu kommen. Christus wartet auf irgend ein Zeichen, das ihm an<strong>de</strong>utet,dass du die Riegel <strong>de</strong>ines Herzen zurückgezogen hast undihm nun die Tür öffnen willst, damit er eintreten kann. Die Engelmöchten gern <strong>de</strong>m Himmel die frohe Mitteilung machen können,dass wie<strong>de</strong>r ein verlorener Sün<strong>de</strong>r gerettet wer<strong>de</strong>n konnte. Dieganzen himmlischen Heerscharen singen zum Klang <strong>de</strong>r Harfenein Freu<strong>de</strong>nlied, wenn wie<strong>de</strong>r ein Mensch die Einladung zumFest <strong>de</strong>s Evangeliums angenommen hat.192


BILDER VOM REICHE GOTTESTeil VIEinige Warnungen„Israel, du bringst dich ins Unglück;<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>in Heil steht allein bei mir.“Hosea 13,9


BILDER VOM REICHE GOTTES


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 19Vergebungsbereitschaftohne HöchstgrenzePetrus hatte Christus die Frage gestellt: „Herr, wie oft muss ich<strong>de</strong>nn meinem Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r an mir sündigt, vergeben? Genügt essiebenmal?“ (Matthäus 18,21) Die Rabbis vertraten die Auffassung,dass man jeman<strong>de</strong>m höchstens dreimal zu vergeben brauche.So glaubte Petrus ganz im Sinne Christi zu han<strong>de</strong>ln, als erdie Zahl auf sieben, die Zahl <strong>de</strong>r Vollkommenheit, erhöhte. Christuswies aber darauf hin, dass wir nie aufhören dürfen zu verzeihen:„Ich sage dir: nicht siebenmal, son<strong>de</strong>rn siebzigmal siebenmal.“(Matthäus 18,22)Dann zeigte er auf, welche Grun<strong>de</strong>instellung unsere Vergebungsbereitschaftprägen soll und wie gefährlich es ist, unversöhnlichzu sein. In einem Gleichnis erzählte er von einem König, <strong>de</strong>reinigen seiner Regierungsbeamten ein riesiges Vermögen aus <strong>de</strong>rStaatskasse anvertraut hatte. Als <strong>de</strong>r König eines Tages nachprüfte,wie sie dieses Vermögen verwalteten, ent<strong>de</strong>ckte er, dasseiner von ihnen <strong>de</strong>n unvorstellbar hohen Betrag von zehntausendTalenten veruntreut hatte. Da <strong>de</strong>r Beamte nicht in <strong>de</strong>r Lage war,aus Eigenmitteln <strong>de</strong>m König seine Schul<strong>de</strong>n zurückzuzahlen,wollte dieser ihn, wie das damals üblich war, mit all seinem Besitzverkaufen lassen, um so zu seinem Geld zu kommen. DerMann erschrak furchtbar, fiel vor <strong>de</strong>m König auf die Knie undflehte ihn an: „Hab Geduld mit mir; ich will dir’s alles bezahlen.Da hatte <strong>de</strong>r Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei,und die Schuld erließ er ihm auch.195


BILDER VOM REICHE GOTTESDa ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte,<strong>de</strong>r war ihm hun<strong>de</strong>rt Silbergroschen schuldig; und er packteund würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist!Da fiel sein Mitknecht nie<strong>de</strong>r und bat ihn und sprach: Hab Geduldmit mir; ich will dir’s bezahlen. Er wollte aber nicht, son<strong>de</strong>rnging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was erschuldig war. Als aber seine Mitknechte das sahen, wur<strong>de</strong>n siesehr betrübt und kamen und brachten bei ihrem Herrn alles vor,was sich begeben hatte. Da for<strong>de</strong>rte ihn sein Herr vor sich undsprach zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich direrlassen, weil du mich gebeten hast; hättest du dich da nichtauch erbarmen sollen über <strong>de</strong>inen Mitknecht, wie ich mich überdich erbarmt habe? Und sein Herr wur<strong>de</strong> zornig und überantworteteihn <strong>de</strong>n Peinigern, bis er alles bezahlt hätte, was er ihmschuldig war.“ (Matthäus 18,23-34)In diesem Gleichnis wer<strong>de</strong>n Einzelheiten erwähnt, die lediglich<strong>de</strong>r Ausschmückung dienen, ohne bei <strong>de</strong>r Übertragung auf<strong>de</strong>n geistlichen Bereich eine Entsprechung zu fin<strong>de</strong>n. Dadurchdarf man sich nicht ablenken lassen: Ganz bestimmte Wahrheitensollen uns hier ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n, und auf die müssen wiruns konzentrieren.Wenn <strong>de</strong>r König im Gleichnis <strong>de</strong>m Beamten seine Schuld erlässt,dann ist dies ein Symbol dafür, dass Gott je<strong>de</strong> Sün<strong>de</strong> vergibt.Christus wird durch <strong>de</strong>n König dargestellt, <strong>de</strong>r so viel Mil<strong>de</strong>walten lässt. Weil <strong>de</strong>r Mensch als Gesetzesbrecher verdammt warund sich aus eigener Kraft nicht retten konnte, kam Jesus alsMensch in diese Welt, verhüllte seine Göttlichkeit in <strong>de</strong>r menschlichenNatur, und gab als Gerechter sein Leben hin für die Ungerechten.Er opferte sich selbst für unsere Sün<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>m vonuns bietet er unentgeltlich Vergebung durch sein Blut an. „Dennbei <strong>de</strong>m Herrn ist die Gna<strong>de</strong> und viel Erlösung bei ihm.“ (Psalm130,7)Aus diesem Grund wird von uns auch erwartet, dass wir bereitsind, unseren Mitmenschen zu vergeben. „Hat uns Gott so geliebt,so sollen wir uns auch untereinan<strong>de</strong>r lieben.“ (1. Johannes4,11) „Umsonst habt ihr’s empfangen“, sagte Christus, „umsonstgebt es auch.“ (Matthäus 10,8)196


BILDER VOM REICHE GOTTESAls <strong>de</strong>r Schuldner im Gleichnis bat: „Hab Geduld mit mir; ichwill dir’s bezahlen“, wur<strong>de</strong> die Strafe aufgehoben, ja, die gesamteSchuld erlassen. Bald darauf bot sich ihm Gelegenheit, <strong>de</strong>m Beispielseines Herrn, <strong>de</strong>r ihm vergeben hatte, nacheifern zu können.Denn kaum hatte er <strong>de</strong>n Palast verlassen, da begegnete ereinem Mitknecht, <strong>de</strong>r ihm nur eine kleine Summe schul<strong>de</strong>te. Ihmselbst waren soeben zehntausend Talente erlassen wor<strong>de</strong>n. Wiewenig waren im Vergleich dazu die hun<strong>de</strong>rt Silbergroschen! Aberobwohl er selbst so viel Gna<strong>de</strong> erfahren hatte, ging er mit seinemKollegen wenig freundlich um. Der Mann bat ihn mit <strong>de</strong>n gleichenWorten um Zahlungsaufschub, wie er kurz zuvor <strong>de</strong>n Königangefleht hatte; aber <strong>de</strong>r Knecht, <strong>de</strong>m so viel vergeben wor<strong>de</strong>nwar, erwies sich als hartherzig. Die Barmherzigkeit, die er ebenerfahren hatte, verweigerte er seinem Mitknecht, als er seine Bitteum ein wenig Geduld brüsk abwies. Scheinbar konnte <strong>de</strong>r undankbareKnecht nur an die kleine Summe Gel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>nken, diejener ihm schul<strong>de</strong>te, und for<strong>de</strong>rte von ihm ohne Verzug das Ausstehen<strong>de</strong>.So ließ er an <strong>de</strong>m Mann das Urteil vollstrecken, <strong>de</strong>m erselbst gera<strong>de</strong> entkommen war.Wie viele offenbaren heute doch <strong>de</strong>nselben Geist! Als <strong>de</strong>rKnecht seinen Herrn um Gna<strong>de</strong> bat, war ihm überhaupt nichtklar, wie groß seine Schuld und wie aussichtslos seine Lage war.Er hoffte, sich selbst irgendwie helfen zu können, als er bat: „HabGeduld mit mir, ich will dir’s bezahlen.“ Genauso wollen sich vieleMenschen durch eigene Werke die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> verdienen. Sieerkennen ihre Hilflosigkeit nicht und nehmen <strong>de</strong>shalb <strong>Gottes</strong>Erbarmen nicht als Geschenk an, son<strong>de</strong>rn versuchen lieber, auseigener Kraft gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Weil ihnen das Bewusstsein ihrerSündhaftigkeit fehlt, sind sie nicht <strong>de</strong>mütig gewor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rnherrisch und unversöhnlich gegenüber ihren Mitmenschengeblieben. Ihre eigene Schuld gegenüber Gott verhält sich zurSchuld ihrer Mitmenschen an ihnen wie zehntausend Talente zuhun<strong>de</strong>rt Silbergroschen o<strong>de</strong>r wie eine Million zu eins. Dennochwagen sie es, die Vergebung zu verweigern!Im Gleichnis ließ <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>n unbarmherzigen Schuldnerkommen und sagte zu ihm: „Du böser Knecht! Deine ganzeSchuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; hättest197


BILDER VOM REICHE GOTTESdu dich da nicht auch erbarmen sollen über <strong>de</strong>inen Mitknecht,wie ich mich über dich erbarmt habe? Und sein Herr wur<strong>de</strong> zornigund überantwortete ihn <strong>de</strong>n Peinigern, bis er alles bezahlthätte, was er ihm schuldig war. „So“, fügte Jesus hinzu, „wirdauch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einan<strong>de</strong>rnicht von Herzen vergebt, ein je<strong>de</strong>r seinem Bru<strong>de</strong>r.“ (Matthäus18,32-35) Wer nicht zur Vergebung bereit ist, braucht sich keineHoffnung zu machen, dass ihm selbst vergeben wird.Man darf <strong>de</strong>n Sinn dieses Gleichnisses jedoch nicht missverstehen.Die Tatsache, dass Gott uns vergibt, entbin<strong>de</strong>t uns keineswegs<strong>vom</strong> Gehorsam. So be<strong>de</strong>utet unsere Bereitschaft, <strong>de</strong>nMitmenschen zu vergeben, auch nicht, dass wir auf berechtigteAnsprüche verzichten müssen. In <strong>de</strong>m Gebet, das Christus seineJünger lehrte, heißt es zwar: „Und vergib uns unsere Schuld, wieauch wir vergeben unsern Schuldigern“ (Matthäus 6,12), dochmeinte Jesus damit nicht, dass wir keine rechtmäßigen Schuldfor<strong>de</strong>rungenstellen dürfen, wenn wir möchten, dass uns unsereSün<strong>de</strong>n vergeben wer<strong>de</strong>n. Wenn jemand seine Schul<strong>de</strong>n, die erbei uns hat, nicht zurückzahlen kann – sei <strong>de</strong>r Grund dafür auchunkluges Wirtschaften –, so sollen wir ihn we<strong>de</strong>r vor Gerichtbringen noch die Zwangsvollstreckung gegen ihn beantragen o<strong>de</strong>rihn auch nur hart anfassen; an<strong>de</strong>rerseits lehrt uns das Gleichnisnicht, dass wir verpflichtet sind, Faulheit zu unterstützen. DasWort <strong>Gottes</strong> sagt klar und <strong>de</strong>utlich: „Wer nicht arbeiten will, <strong>de</strong>rsoll auch nicht essen.“ (2. Thessalonicher 3,10) Der Herr verlangtnicht, dass jemand, <strong>de</strong>r schwer arbeitet, die Trägheit an<strong>de</strong>rer unterstützensoll. Viele geraten in Not, weil sie faul sind und ihreZeit totschlagen; än<strong>de</strong>rn sie sich nicht, dann kann man ihnennicht helfen. Sie zu unterstützen käme <strong>de</strong>m Versuch gleich, einFass ohne Bo<strong>de</strong>n füllen zu wollen. Doch gibt es auch eine unverschul<strong>de</strong>teArmut, und solchen Unglücklichen sollen wir mit Liebeund Anteilnahme begegnen. Lasst uns an<strong>de</strong>re immer so behan<strong>de</strong>ln,wie wir unter gleichen Umstän<strong>de</strong>n von ihnen behan<strong>de</strong>ltwer<strong>de</strong>n möchten.Der Heilige Geist legt uns durch <strong>de</strong>n Apostel Paulus ans Herz:„Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost <strong>de</strong>r Liebe, istGemeinschaft <strong>de</strong>s Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzig-198


BILDER VOM REICHE GOTTESkeit, so macht meine Freu<strong>de</strong> dadurch vollkommen, dass ihr einesSinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid.Tut nichts aus Eigennutz o<strong>de</strong>r um eitler Ehre willen, son<strong>de</strong>rn inDemut achte einer <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn höher als sich selbst, und ein je<strong>de</strong>rsehe nicht auf das Seine, son<strong>de</strong>rn auch auf das, was <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rndient. Seid so unter euch gesinnt, wie es auch <strong>de</strong>r Gemeinschaftin Christus Jesus entspricht.“ (Philipper 2,1-5)Allerdings dürfen wir die Sün<strong>de</strong> nicht auf die leichte Schulternehmen. Der Herr hat geboten, es nicht zu dul<strong>de</strong>n, wenn ein Mitmenschuns Unrecht tut. „Wenn <strong>de</strong>in Bru<strong>de</strong>r sündigt, so weiseihn zurecht“, sagte Jesus (Lukas 17,3). Wir sollen die Sün<strong>de</strong> beimrichtigen Namen nennen und <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sie tut, <strong>de</strong>utlich daraufhinweisen.Unter Eingebung <strong>de</strong>s Heiligen Geistes schrieb Paulus an Timotheus:„Predige das Wort, stehe dazu, es sei zur Zeit o<strong>de</strong>r zurUnzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre!“(2. Timotheus 4,2) Und an Titus schrieb er: „Denn es gibt vieleFreche, unnütze Schwätzer und Verführer … Aus diesemGrund weise sie scharf zurecht, damit sie gesund wer<strong>de</strong>n imGlauben.“ (Titus 1,10-13)„Sündigt aber <strong>de</strong>in Bru<strong>de</strong>r an dir“, sagte Christus, „so geh hinund weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er aufdich, so hast du <strong>de</strong>inen Bru<strong>de</strong>r gewonnen. Hört er nicht auf dich,so nimm noch einen o<strong>de</strong>r zwei zu dir, damit je<strong>de</strong> Sache durch <strong>de</strong>nMund von zwei o<strong>de</strong>r drei Zeugen bestätigt wer<strong>de</strong>. Hört er auf dienicht, so sage es <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>. Hört er auch auf die Gemein<strong>de</strong>nicht, so sei er für dich wie ein Hei<strong>de</strong> und Zöllner.“ (Matthäus18,15-17)Unser Herr lehrt, dass Christen ihre Probleme miteinan<strong>de</strong>rinnerhalb <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> klären und nicht vor <strong>de</strong>n Ungläubigenausbreiten sollen. Wenn einem Christen von seinem Mitbru<strong>de</strong>rUnrecht getan wird, soll er damit nicht vor Gericht gehen, son<strong>de</strong>rnsich an Christi Anweisung halten: statt auf Genugtuung zupochen, alles tun, um <strong>de</strong>n Bru<strong>de</strong>r zu retten. Gott sorgt für alle,die ihn lieben und Ehrfurcht vor ihm haben. Ihm können wir unsereAngelegenheiten zuversichtlich überlassen, <strong>de</strong>nn er ist gerecht.199


BILDER VOM REICHE GOTTESWenn uns jemand immer wie<strong>de</strong>r Unrecht tut und uns dannseine Schuld bekennt, sind wir nur zu leicht geneigt zu <strong>de</strong>nken,dass schließlich einmal genug vergeben sei. Doch unser Erlöserhat uns unmissverständlich klargemacht, wie wir mit einem solchenMenschen umgehen sollen: „Wenn <strong>de</strong>in Bru<strong>de</strong>r sündigt, soweise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm.“ (Lukas17,3) Weise ihn nicht ab, als ob du ihm nicht trauen könntest.„Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht wer<strong>de</strong>st.“(Galater 6,1)Wenn <strong>de</strong>ine Brü<strong>de</strong>r Unrecht tun, sollst du ihnen vergeben;wenn sie zu dir kommen und ihre Schuld eingestehen, darfst dunicht sagen: „Ich halte sie nicht für <strong>de</strong>mütig genug, um ihnenverzeihen zu können. Ich glaube nicht, dass ihre Reue echt ist.“Woher nimmst du eigentlich das Recht, über sie zu urteilen, alskönntest du in ihr Herz sehen? Das Wort <strong>Gottes</strong> sagt: „Und wenner es bereut, vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dirsündigen wür<strong>de</strong> und siebenmal wie<strong>de</strong>r zu dir käme und spräche:Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben.“ Lukas 17,3.4) Und zwarnicht nur siebenmal, son<strong>de</strong>rn siebzigmal siebenmal – gera<strong>de</strong> sooft, wie Gott auch dir vergibt (Matthäus 18,21.22).Alles, was wir sind und haben, verdanken wir <strong>Gottes</strong> freierGna<strong>de</strong>: Durch seinen Gna<strong>de</strong>nbund machte er uns zu seinen Kin<strong>de</strong>rn,und durch die Gna<strong>de</strong> unseres Heilands wur<strong>de</strong>n wir erlöst,wie<strong>de</strong>r geboren und zu Miterben Christi erhoben. Lasst uns <strong>de</strong>shalbdiese Gna<strong>de</strong> an an<strong>de</strong>re Menschen weitergeben.Wir wollen keinen, <strong>de</strong>r falsch an uns gehan<strong>de</strong>lt hat, auch nochentmutigen. Keine pharisäerhafte Hartherzigkeit soll unserenBru<strong>de</strong>r verletzen. Lass keine Bitterkeit in dir aufkommen, undhüte dich vor einem spöttischen Unterton bei <strong>de</strong>m, was du sagst.Schon durch bloßes Urteilen, durch Gleichgültigkeit o<strong>de</strong>r Misstrauenkannst du einen Menschen zugrun<strong>de</strong> richten. Dabeibraucht dieser doch einen Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r so liebevoll wie Christus –unser aller Bru<strong>de</strong>r – ist, um zugänglich zu wer<strong>de</strong>n. <strong>Reiche</strong> ihmdie Hand zur Versöhnung und schlage ihm vor, gemeinsam zu beten.Dann schenkt Gott euch bei<strong>de</strong>n wertvolle Erfahrungen. DasGebet verbin<strong>de</strong>t uns untereinan<strong>de</strong>r und mit Gott; es ruft Jesus anunsere Seite und gibt uns in Schwachheit und Ratlosigkeit neue200


BILDER VOM REICHE GOTTESKraft, um Welt, Selbstsucht und Teufel zu überwin<strong>de</strong>n. Das Gebethält die Angriffe Satans von uns ab.Wer sich nicht mehr an Menschen orientiert, son<strong>de</strong>rn aufChristus sieht, <strong>de</strong>r spürt bald, wie Gott sein Wesen umformt, wie<strong>de</strong>r Geist Christi sein Herz beeinflusst und ihn zu <strong>Gottes</strong> Ebenbildmacht. Lasst uns <strong>de</strong>shalb alles tun, um Jesus zu erhöhen,und lasst uns im Glauben aufblicken zu „<strong>Gottes</strong> Lamm, das <strong>de</strong>rWelt Sün<strong>de</strong> trägt“ (Johannes 1,29). Wir wollen immer an das Wort<strong>de</strong>nken: „Wer <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>r bekehrt hat von seinem Irrweg, <strong>de</strong>rwird seine Seele <strong>vom</strong> To<strong>de</strong> erretten und wird be<strong>de</strong>cken die Menge<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>n.“ (Jakobus 5,20)„Wenn ihr aber <strong>de</strong>n Menschen nicht vergebt so wird euch euerVater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“ (Matthäus 6,15)Unversöhnlichkeit ist durch nichts zu rechtfertigen. Wer unnachsichtiggegen an<strong>de</strong>re ist, zeigt damit, dass er an <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong>keinen Anteil hat. Wem Gott vergibt, <strong>de</strong>r macht die Erfahrung,dass seine Liebe unendlich ist und dass er selbst jetzt dieses göttlicheErbarmen an an<strong>de</strong>re weitergeben kann. Das gleiche einfühlsameWesen und die gleiche Vergebungsbereitschaft, die das LebenChristi prägten, wird je<strong>de</strong>n erfüllen, <strong>de</strong>r seine Gna<strong>de</strong> erfahrenhat.„Wer aber Christi Geist nicht hat, <strong>de</strong>r ist nicht sein.“ (Römer8,9) Er ist Gott entfrem<strong>de</strong>t und wird für immer von ihm getrenntbleiben.Vielleicht hat er früher einmal Vergebung erfahren; mit seinerunversöhnlichen Haltung zeigt er jetzt aber, dass er <strong>Gottes</strong> verzeihen<strong>de</strong>Liebe zurückweist. Er hat sich selbst von <strong>de</strong>r Verbindungmit Gott abgeschnitten und befin<strong>de</strong>t sich damit wie<strong>de</strong>r in<strong>de</strong>r gleichen Situation wie damals, als ihm noch nicht vergebenwor<strong>de</strong>n war. Weil er seine Buße sozusagen wi<strong>de</strong>rrufen hat, liegtdie Last seiner Sün<strong>de</strong>n auf ihm, als hätte er sie nie bereut.Die wichtigste Aussage <strong>de</strong>s Gleichnisses liegt jedoch in <strong>de</strong>rDarstellung <strong>de</strong>s Gegensatzes von göttlichem Mitleid und menschlicherHartherzigkeit. Es wird klar gezeigt, dass <strong>Gottes</strong> Vergebungsbereitschaft<strong>de</strong>r Maßstab auch unseres Han<strong>de</strong>lns sein soll:„Hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über <strong>de</strong>inen Mitknecht,wie ich mich über dich erbarmt habe?“ (Matthäus 18,33)201


BILDER VOM REICHE GOTTESUns wird vergeben, nicht weil wir vergeben, son<strong>de</strong>rn wie wirvergeben. Allem liegt die unverdiente Liebe <strong>Gottes</strong> zu Grun<strong>de</strong>.Unser Verhalten <strong>de</strong>m Mitmenschen gegenüber beweist, ob wiruns diese Liebe zu Eigen gemacht haben. „Denn nach welchemRecht ihr richtet, wer<strong>de</strong>t ihr gerichtet wer<strong>de</strong>n; und mit welchemMaß ihr messt, wird euch zugemessen wer<strong>de</strong>n.“ (Matthäus 7,2)202


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 20Gewinn, <strong>de</strong>r Verlust istWie<strong>de</strong>r einmal lehrte Christus, und wie gewöhnlich hatte er außerseinen Jüngern noch an<strong>de</strong>re Zuhörer um sich. Gera<strong>de</strong> hatteer von <strong>de</strong>n Aufgaben gesprochen, die auf seine Nachfolger schonin naher Zukunft warteten. Sie sollten die erkannte Wahrheitüberall verkündigen, wobei Konflikte mit <strong>de</strong>r weltlichen Obrigkeitnicht ausbleiben wür<strong>de</strong>n. Wegen ihres Glaubens an Christuswür<strong>de</strong>n sie sich vor Gerichten, vor Regierungen und Königen zuverantworten haben, doch hatten sie seine Zusage, von ihmWeisheit zu erhalten, <strong>de</strong>r niemand wür<strong>de</strong> wi<strong>de</strong>rsprechen können.Seine eigenen Worte, die die Menge tief bewegten und seineheimtückischen Fein<strong>de</strong> verwirrten, bezeugten die Kraft diesesinnewohnen<strong>de</strong>n Geistes, <strong>de</strong>n er seinen Nachfolgern verheißenhatte.Viele unter <strong>de</strong>n Zuhörern wollten die Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Himmels abernur annehmen, um damit ihre egoistischen Ziele besser verwirklichenzu können. Sie erkannten die wun<strong>de</strong>rbare Fähigkeit Christi,die Wahrheit unmissverständlich darzustellen; sie hörten, wieer seinen Nachfolgern Weisheit versprach, damit sie vor <strong>de</strong>n obrigkeitlichenGewalten die richtigen Worte fän<strong>de</strong>n. Sollte er dadiese Kraft nicht auch einmal für einen irdischen Zweck zur Verfügungstellen?„Es sprach aber einer aus <strong>de</strong>m Volk zu ihm: Meister, sage meinemBru<strong>de</strong>r, dass er mit mir das Erbe teile.“ (Lukas 12,13) DurchMose hatte Gott Anweisungen gegeben, wie ein Erbe aufgeteiltwer<strong>de</strong>n sollte. Danach erhielt <strong>de</strong>r älteste Sohn <strong>vom</strong> väterlichen Besitz<strong>de</strong>n doppelten Anteil wie seine Brü<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nen gleiche Teile zu-203


BILDER VOM REICHE GOTTESstan<strong>de</strong>n (5. Mose 21,17). Der Mann, <strong>de</strong>r Jesus ansprach, meinte,dass sein Bru<strong>de</strong>r ihn betrogen habe. Er selbst war in seinem Bemühen,<strong>de</strong>n ihm seiner Meinung nach zustehen<strong>de</strong>n Anteil zu erhalten,erfolglos geblieben. Nun hoffte er, sein Ziel mit Christi Hilfedoch noch zu erreichen. Ihm klangen noch <strong>de</strong>ssen eindringlicheAufrufe und ernste Anklagen gegen die Pharisäer und Schriftgelehrtenin <strong>de</strong>n Ohren. Wenn Jesus mit seinem Bru<strong>de</strong>r auch einmalso re<strong>de</strong>te, dachte <strong>de</strong>r Mann, dann wür<strong>de</strong> dieser es nicht wagen,ihm sein Erbteil weiterhin vorzuenthalten.Der Mann unterbrach die eindrucksvollen AusführungenChristi, wie sich herausstellte, aus rein egoistischen Grün<strong>de</strong>n. Erschätzte die Fähigkeit Jesu, Menschen ins Gewissen zu re<strong>de</strong>n, insofern,als sie ihm für seine eigene weltliche Angelegenheit vonNutzen sein konnte. Die dargelegten geistlichen Wahrheiten dagegenhatten we<strong>de</strong>r sein Herz noch seinen Verstand erreicht. Ihnbeschäftigte nur das eine Thema: Wie konnte er zu seinem Erbekommen? Jesus, <strong>de</strong>r König <strong>de</strong>r Ehren, <strong>de</strong>r für uns seinen Reichtumaufgab und arm wur<strong>de</strong>, zeigte ihm die Schätze <strong>de</strong>r göttlichenLiebe. Der Heilige Geist drängte ihn, Teilhaber am „unvergänglichenund unbefleckten und unverwelklichen Erbe“ zu wer<strong>de</strong>n (1.Petrus 1,4).Der Mann hatte <strong>de</strong>utlich gesehen, welch gewaltige MachtChristus besaß. Jetzt bot sich ihm die Gelegenheit, <strong>de</strong>m großenLehrer seinen brennendsten Herzenswunsch zu sagen. Doch erheftete wie <strong>de</strong>r Mann mit <strong>de</strong>r Kehrichtschaufel in John Bunyansallegorischer „Pilgerreise“ (Teil 2, Kap. 5) die Augen auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n,sodass er die ihm dargebotene Krone nicht sehen konnte.Wie Simon <strong>de</strong>r Zauberer wollte er die Gaben <strong>Gottes</strong> nutzen, umdamit Geld zu machen.Der Auftrag unseres Erlösers ging seiner Erfüllung entgegen.Nur wenige Monate stan<strong>de</strong>n ihm noch zur Verfügung, um seinenDienst auf dieser Er<strong>de</strong>, die Aufrichtung seines Gna<strong>de</strong>nreiches,zum Abschluss zu bringen. Menschliche Habgier wollte ihn jetztdabei aufhalten. Er sollte um ein Stück Land feilschen helfen.Doch Jesus ließ sich von seiner Aufgabe nicht abbringen.„Mensch, wer hat mich zum Richter o<strong>de</strong>r Erbschlichter über euchgesetzt?“ antwortete er (Lukas 12,14).204


BILDER VOM REICHE GOTTESNatürlich hätte er <strong>de</strong>n Mann auf die Rechtslage hinweisenkönnen, die er genau kannte. Doch die bei<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r strittensich aus Habgier. Deshalb sagte Christus sinngemäß etwa Folgen<strong>de</strong>s:Es ist nicht meine Aufgabe, solche Streitigkeiten zuschlichten. Er war zu einem ganz an<strong>de</strong>ren Zweck gekommen,nämlich um <strong>de</strong>n Menschen durch die Verkündigung <strong>de</strong>r FrohenBotschaft die Wirklichkeit <strong>de</strong>s Ewigen zu erschließen.Aus <strong>de</strong>m, wie Christus sich hier verhalten hat, können alle,die in seinem Dienst stehen, eine wichtige Lehre ziehen. Als erdie zwölf Jünger aussandte, sagte er ihnen: „Geht aber und predigtund sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein,treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonstgebt es auch.“ (Matthäus 10,7.8) Es war nicht ihre Aufgabe, weltlicheStreitfragen zu schlichten, son<strong>de</strong>rn die Menschen zu drängen,sich mit Gott zu versöhnen. In dieser Arbeit war ihre Befähigungbegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r Menschheit zum Segen zu wer<strong>de</strong>n. NurChristus kann von Sün<strong>de</strong> und Leid befreien. Nur das Evangeliumseiner Gna<strong>de</strong> kann auch alle gesellschaftlichen Missstän<strong>de</strong> beseitigen.Bei<strong>de</strong>s, die Ungerechtigkeit <strong>de</strong>r <strong>Reiche</strong>n gegenüber <strong>de</strong>nArmen und <strong>de</strong>r Hass <strong>de</strong>r Armen auf die <strong>Reiche</strong>n, wurzelt ja in <strong>de</strong>rSelbstsucht, und diese lässt sich nur ausrotten, wenn man sichChristus unterordnet. Er allein tauscht das selbstsüchtige, sündigeHerz aus gegen ein neues Herz voll Liebe. Als MitarbeiterChristi wollen wir das Evangelium in <strong>de</strong>r Kraft <strong>de</strong>s Geistes predigen,<strong>de</strong>n uns <strong>de</strong>r Himmel schenkt, und wie Jesus zum Wohl unsererMitmenschen wirken. Dann wer<strong>de</strong>n wir <strong>de</strong>r Menschheit ineinem solchen Ausmaß Heil und Segen bringen können, wie dasaus menschlicher Kraft allein unmöglich gewesen wäre.Christus traf <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s Problems, das <strong>de</strong>r Bittsteller hatteund das immer wie<strong>de</strong>r die Ursache für <strong>de</strong>rartige Auseinan<strong>de</strong>rsetzungenist, als er sagte: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier;<strong>de</strong>nn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“ (Lukas12,15)„Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicherMensch, <strong>de</strong>ssen Feld hatte gut getragen. Und er dachte beisich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin205


BILDER VOM REICHE GOTTESich meine Früchte sammle. Und sprach: Das will ich tun: ich willmeine Scheunen abbrechen und größere bauen, und will darinsammeln all mein Korn und meine Vorräte und will sagen zumeiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für vieleJahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gottsprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man <strong>de</strong>ine Seele vondir for<strong>de</strong>rn; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?So geht es <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r sich Schätze sammelt und ist nicht reich beiGott.“ (Lukas 12,16-21)Mit <strong>de</strong>m Gleichnis <strong>vom</strong> törichten <strong>Reiche</strong>n zeigte Christus, wiekurzsichtig jener doch ist, <strong>de</strong>r über das Zeitliche nicht hinaussieht.Der Mann hatte von Gott alles empfangen. Die Sonne hatteauf sein Land geschienen, <strong>de</strong>nn sie scheint auf Gerechte wie aufUngerechte. Auch <strong>de</strong>r Regen <strong>de</strong>s Himmels fällt auf Böse wie aufGute. Der Herr hatte die Pflanzen ge<strong>de</strong>ihen und die Fel<strong>de</strong>r reichlichFrucht tragen lassen. Nun war <strong>de</strong>r reiche Mann ratlos, waser mit <strong>de</strong>r ganzen Ernte anfangen sollte. Seine Scheunen warenbereits so voll, dass er nicht wusste, wohin mit all <strong>de</strong>m Überfluss.Er kam nicht darauf, an Gott zu <strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>m er diesen Segendoch verdankte, und erkannte auch nicht, dass Gott ihn zumVerwalter dieser Güter gemacht hatte, damit er an<strong>de</strong>ren Menschenhelfe, <strong>de</strong>nen es nicht so gut ging. Obwohl sich ihm dazuwun<strong>de</strong>rbar Gelegenheit bot, im Auftrag <strong>Gottes</strong> Almosen zu verteilen,dachte er nur an sein persönliches Wohlergehen.Die Situation <strong>de</strong>r Armen, Waisen, Witwen, Kranken und Bedrängtenwar diesem Mann keineswegs unbekannt. Es gab fürihn viele Möglichkeiten, Gutes zu tun. Ohne weiteres hätte er einenTeil seines Reichtums abgeben können, um damit vielen Familienaus ihrer Not zu helfen, sie mit Essen und Kleidung zuversorgen, sodass viele Gebete erhört und Lob- und Danklie<strong>de</strong>rzum Himmel aufgestiegen wären. Der Herr im Himmel hatte dieGebete <strong>de</strong>r Armen gehört und wollte in seiner Güte für sie sorgen.(Psalm 68,11) Vielen Menschen sollte geholfen wer<strong>de</strong>n durch<strong>de</strong>n Segen, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r reiche Kornbauer erfahren hatte. Der aberverschloss sich <strong>de</strong>n Bitten <strong>de</strong>r Bedürftigen und sagte zu seinenKnechten: „Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechenund größere bauen, und will darin sammeln all mein Korn und206


BILDER VOM REICHE GOTTESmeine Vorräte und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, duhast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss,trink und habe guten Mut!“ (Lukas 12,18.19)Die Lebensziele dieses Mannes waren nicht höher gesteckt alsdie eines Tieres. Er han<strong>de</strong>lte, als gäbe es keinen Gott, keinenHimmel und kein zukünftiges Leben; als sei sein ganzer Besitzausschließlich sein Eigentum und als schul<strong>de</strong>te er we<strong>de</strong>r Gottnoch Menschen irgen<strong>de</strong>twas. Der Psalmist beschreibt diesenMenschentyp so: „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: ,Es istkein Gott.‘“ (Psalm 14,1)Der reiche Kornbauer hat nur für sich selbst geplant und gelebt.Die Zukunft erscheint ihm gesichert. Jetzt muss er sich nurnoch darum kümmern, dass er die reiche Ernte auch richtig aufbewahrenund genießen kann. Er hält sich selbst für einen <strong>vom</strong>Schicksal beson<strong>de</strong>rs begünstigten Menschen und schreibt diesseinem klugen Geschäftssinn zu. Bei <strong>de</strong>n Mitbürgern genießt erals wohlhaben<strong>de</strong>r und umsichtiger Mann hohes Ansehen, <strong>de</strong>nn„man preist dich, wenn es dir gut geht“ (Psalm 49,19).Aber „die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott“ (1. Korinther3,19). Während <strong>de</strong>r reiche Mann sich auf das vermeintlichvor ihm liegen<strong>de</strong> gute Leben freut, hat <strong>de</strong>r Herr ganz an<strong>de</strong>re Plänemit ihm und lässt ihm sagen: „Du Narr! Diese Nacht wird man<strong>de</strong>ine Seele von dir for<strong>de</strong>rn.“ Davon kann man sich nicht mit Geldfreikaufen. Keine noch so hohe Summe wird hier einen Aufschuberwirken. In einem kurzen Augenblick wird alles wertlos, wofür<strong>de</strong>r <strong>Reiche</strong> sein ganzes Leben lang gearbeitet hat. „Und weswird’s sein, das du bereitet hast?“ Seine weiten Fel<strong>de</strong>r und gefülltenVorratskammern und Scheunen nützen ihm nun nichts mehr.„Sie sammeln und wissen nicht, wer es einbringen wird.“ (Psalm39,7)Das Einzige, was ihm jetzt noch von Nutzen wäre, hat er nieerworben. Da er nur für sich selbst lebte, wies er die Liebe <strong>Gottes</strong>zurück, die sich durch ihn als Barmherzigkeit gegenüber seinenMitmenschen offenbaren wollte. Damit verwarf er zugleich dasLeben, <strong>de</strong>nn Gott ist Liebe, und Liebe ist Leben. Dieser Mann zogdas Irdische <strong>de</strong>m Geistlichen vor und musste <strong>de</strong>shalb zusammenmit <strong>de</strong>m Irdischen vergehen. „Ein Mensch in seiner Herrlichkeit207


BILDER VOM REICHE GOTTESkann nicht bleiben, son<strong>de</strong>rn muss davon wie das Vieh“ (Psalm49,21), heißt es in <strong>de</strong>r Heiligen Schrift.„So geht es <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r sich Schätze sammelt und ist nicht reichfür Gott.“ Das Gleichnis gilt für alle Zeiten. Jemand mag nur fürsein persönliches Wohlergehen Pläne schmie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n größten Reichtumanhäufen und Häuser bauen, die so groß und fest gefügt sindwie die im alten Babylon; doch keine Mauer ist hoch und kein Torstark genug, um die Boten <strong>de</strong>s Ver<strong>de</strong>rbens fern zu halten. „KönigBelsazar machte ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen“,und alle „lobten sie die gol<strong>de</strong>nen, silbernen, ehernen, eisernen,hölzernen und steinernen Götter“ (Daniel 5,1.4) Doch dieHand eines Unsichtbaren schrieb ihr To<strong>de</strong>surteil an die Wand,und von <strong>de</strong>n Toren <strong>de</strong>s Palastes dröhnte <strong>de</strong>r Schritt feindlicherArmeen herüber. „Aber in <strong>de</strong>rselben Nacht wur<strong>de</strong> Belsazar, <strong>de</strong>rKönig <strong>de</strong>r Chaldäer, getötet“ (Daniel 5,30) und ein frem<strong>de</strong>r Herrschersaß auf seinem Thron.Ein selbstsüchtiges Leben führt ins Ver<strong>de</strong>rben. Habsucht undProfitgier trennen <strong>de</strong>n Menschen von <strong>de</strong>r Quelle <strong>de</strong>s Lebens. DieEinstellung Satans ist es, alles besitzen, alles an sich ketten zuwollen. Wer dagegen wie Christus <strong>de</strong>nkt, <strong>de</strong>r will geben und sichfür das Wohl an<strong>de</strong>rer aufopfern. „Und das ist das Zeugnis, dassuns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist inseinem Sohn. Wer <strong>de</strong>n Sohn hat, <strong>de</strong>r hat das Leben; wer <strong>de</strong>nSohn <strong>Gottes</strong> nicht hat, <strong>de</strong>r hat das Leben nicht.“ (1. Johannes5,11.12)Deshalb sagt uns Jesus: „Seht zu und hütet euch vor allerHabgier; <strong>de</strong>nn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.“208


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 21Eine unüberbrückbare KluftIm Gleichnis <strong>vom</strong> reichen Mann und armen Lazarus zeigt Christus,dass die Menschen in diesem Leben selbst über ihr ewigesSchicksal entschei<strong>de</strong>n. Während dieser Prüfungszeit bietet Gottje<strong>de</strong>m seine Gna<strong>de</strong> an; doch wer die gebotene Gelegenheit dazumissbraucht, seine eigennützigen Ziele zu verfolgen, schließt sichselbst <strong>vom</strong> ewigen Leben aus. Er wird keine zweite Gna<strong>de</strong>nzeiterhalten. Durch seine eigene Entscheidung hat er eine unüberbrückbareKluft zwischen sich und seinem Gott geschaffen.Das Gleichnis beschreibt <strong>de</strong>n Gegensatz zwischen <strong>de</strong>n <strong>Reiche</strong>n,die sich von Gott unabhängig fühlen, und <strong>de</strong>n Armen, diesich ganz auf ihn verlassen. Christus macht <strong>de</strong>utlich, dass einmaleine Zeit kommt, in <strong>de</strong>r sich die Situation dieser bei<strong>de</strong>n Menschenklassenvöllig umgekehrt haben wird. Wer arm ist an irdischenGütern, aber sein Vertrauen auf Gott setzt und im Leid geduldigbleibt, wird eines Tages über alle erhöht wer<strong>de</strong>n, die heutedie höchsten Ehren genießen, aber ihr Leben nicht Gott geweihthaben.„Es war aber“, so begann Christus, „ein reicher Mann, <strong>de</strong>rklei<strong>de</strong>te sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tageherrlich und in Freu<strong>de</strong>n. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus,<strong>de</strong>r lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte,sich zu sättigen mit <strong>de</strong>m, was von <strong>de</strong>s <strong>Reiche</strong>n Tisch fiel.“ (Lukas16,19-21)Der <strong>Reiche</strong> gehörte durchaus nicht zu <strong>de</strong>r Menschenklasse, dieim Gleichnis <strong>vom</strong> ungerechten Richter dargestellt wird. Dieserhatte ja öffentlich verkündigt, dass er sich we<strong>de</strong>r vor Gott noch209


BILDER VOM REICHE GOTTESvor Menschen scheue. Nein, <strong>de</strong>r <strong>Reiche</strong> nahm für sich in Anspruch,ein Sohn Abrahams zu sein. Er tat <strong>de</strong>m Bettler nichts zuLei<strong>de</strong> und schickte ihn auch nicht weg, weil er seinen Anblicknicht ertragen konnte. Im Gegenteil, er dul<strong>de</strong>te es gern, dass diesestraurige, Ekel erregen<strong>de</strong> Bün<strong>de</strong>l Mensch sich vor seiner Türaufhielt, wenn ihm <strong>de</strong>r Anblick all <strong>de</strong>s Reichtums Trost bot. Dembedürftigen Bru<strong>de</strong>r dagegen zu helfen – daran dachte er überhauptnicht.Krankenhäuser gab es damals noch nicht, sodass die sozialSchwachen und Kranken auf die Fürsorge <strong>de</strong>rer angewiesen waren,die <strong>de</strong>r Herr mit Reichtum gesegnet hatte, damit sie von ihnenHilfe und Beistand erzielten. Das war die Situation <strong>de</strong>s Bettlersgegenüber <strong>de</strong>m reichen Mann: Lazarus brauchte dringendHilfe, <strong>de</strong>nn er hatte we<strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong> noch ein Dach über <strong>de</strong>m Kopf,we<strong>de</strong>r Geld noch Nahrung. Tag für Tag musste er in diesem elen<strong>de</strong>nZustand leben, während <strong>de</strong>r <strong>Reiche</strong> sich je<strong>de</strong>n Wunsch erfüllenkonnte. Für diesen wäre es leicht gewesen, <strong>de</strong>m An<strong>de</strong>ren zuhelfen, aber er lebte, wie es auch heute viele tun, nur für sichselbst.Auch in unserer Nähe gibt es heute viele Bedürftige und Obdachlose.Wenn wir ihnen nicht helfen, la<strong>de</strong>n wir eine Schuld aufuns, die uns eines Tages Angst und Bange machen wird. Gottverdammt allen Geiz als Götzendienst. Selbstsüchtige Genusssuchtist in seinen Augen ein Verbrechen.Gott hatte <strong>de</strong>m reichen Mann seine Güter zur Verwaltung anvertrautund ihm aufgetragen, in Fällen wie <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Bettlers zuhelfen. Das Gebot lautete: „Du sollst <strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>inen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller <strong>de</strong>inerKraft.“ (5. Mose 6,5) „du sollst <strong>de</strong>inen Nächsten lieben wie dichselbst.“ (3. Mose 19,18) Als Ju<strong>de</strong> war <strong>de</strong>m reichen Mann das Gesetzsehr wohl bekannt, aber er vergaß, dass er darüber Rechenschaftabzulegen hatte, was er mit <strong>de</strong>n ihm anvertrauten Mittelnund Fähigkeiten machte. Er hatte <strong>de</strong>n Segen <strong>Gottes</strong> im Überflusserfahren, nutzte ihn jedoch nur zu seinem eigenen Vorteil undnicht zur Ehre <strong>de</strong>s Schöpfers. Mit <strong>de</strong>m Reichtum wuchs auch dieVerpflichtung, <strong>de</strong>r Menschheit Gutes zu tun. Dies hatte <strong>de</strong>r Herrgeboten, doch <strong>de</strong>r reiche Mann dachte nicht im Traum daran, die-210


BILDER VOM REICHE GOTTESser Verpflichtung vor Gott nachzukommen. Er selbst verlieh zwarGeld gegen Zinsen, aber für das, was Gott ihm anvertraut hatte,wollte er keine Zinsen zahlen. Zwar war er gebil<strong>de</strong>t und hatte Talente,doch er wandte sie nicht nutzbringend an. Er machte sichkeine Gedanken darüber, dass er Gott Rechenschaft schuldigwar, son<strong>de</strong>rn ging ganz in seinen Vergnügungen auf. Alles, womiter sich umgeben hatte, die vielen Feste, die Komplimente undSchmeicheleien seiner Freun<strong>de</strong>, dienten allein <strong>de</strong>r Befriedigungseines Geltungsbedürfnisses. Er ging in <strong>de</strong>r Gesellschaft dieserLeute so völlig auf, dass er je<strong>de</strong>n Sinn für die Verpflichtung verlor,<strong>Gottes</strong> Gna<strong>de</strong> an seine Mitmenschen weiterzugeben. Wohlhatte er Gelegenheit, die Heilige Schrift zu verstehen und im Alltagdanach zu han<strong>de</strong>ln, doch die vergnügungssüchtige Gesellschaftum ihn herum nahm seine Zeit so stark in Anspruch, dasser <strong>de</strong>n Gott <strong>de</strong>r Ewigkeit darüber vergaß.Dann än<strong>de</strong>rte sich die Situation <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Männer plötzlich.Der Arme hatte geduldig sein Los getragen, bis er schließlichstarb und, von nieman<strong>de</strong>m beweint, begraben wur<strong>de</strong>. Weil erdurch sein Verhalten für Christus gezeugt und sich im Glaubenbewährt hatte, wur<strong>de</strong> er, wie es im Gleichnis heißt, nach <strong>de</strong>m Todvon <strong>de</strong>n Engeln in Abrahams Schoß getragen (Lukas 16,22).Lazarus steht hier für all die Armen, die an Christus glauben.Wenn beim Schall <strong>de</strong>r Posaune alle Toten die Stimme Jesu hörenund aus ihren Gräbern hervorkommen wer<strong>de</strong>n, dann wer<strong>de</strong>n sieihre Belohnung erhalten, weil ihr Glaube keine bloße Theoriewar, son<strong>de</strong>rn gelebte Wirklichkeit.„Der <strong>Reiche</strong> aber starb auch und wur<strong>de</strong> begraben. Als er nunin <strong>de</strong>r Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sahAbraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief:Vater Abraham, erbarme dich meiner und sen<strong>de</strong> Lazarus, damiter die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zungekühle; <strong>de</strong>nn ich lei<strong>de</strong> Pein in diesen Flammen.“ (Lukas 16,22-24)Christus kam in diesem Gleichnis <strong>de</strong>r Vorstellungswelt seinerZuhörer entgegen, die glaubten, dass man die Zeit zwischen Todund Auferstehung bewusst erlebe. Der Heiland, <strong>de</strong>r diese volkstümliche,wenn auch falsche Anschauung kannte, benutzte sie inseinem Gleichnis, um <strong>de</strong>n Zuhörern wichtige Wahrheiten einzu-211


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>nken, die ebenfalls in Saus und Braus lebten. Deshalb sagte er:„So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sen<strong>de</strong>st in meines VatersHaus; <strong>de</strong>nn ich habe noch fünf Brü<strong>de</strong>r, die soll er warnen, damitsie nicht auch kommen an diesen Ort <strong>de</strong>r Qual. Abraham sprach:Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. Er abersprach: Nein, Vater Abraham, son<strong>de</strong>rn wenn einer von <strong>de</strong>n Totenzu ihnen ginge, so wür<strong>de</strong>n sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hörensie Mose und die Propheten nicht, so wer<strong>de</strong>n sie sich auch nichtüberzeugen lassen, wenn jemand von <strong>de</strong>n Toten auferstün<strong>de</strong>.“(Lukas 16,27-31)Als <strong>de</strong>r <strong>Reiche</strong> um weitere Beweise für seine Brü<strong>de</strong>r bat, wur<strong>de</strong>ihm klar und <strong>de</strong>utlich gesagt, dass sie selbst dann nicht zu überzeugenwären. In dieser For<strong>de</strong>rung lag übrigens <strong>de</strong>r unausgesprocheneVorwurf gegen Gott: Wenn du mich besser gewarnthättest, dann wäre ich jetzt nicht hier. Abraham erwi<strong>de</strong>rte daraufsinngemäß: Deine Brü<strong>de</strong>r sind zur Genüge gewarnt wor<strong>de</strong>n. Erkenntniswur<strong>de</strong> ihnen angeboten, aber sie waren daran nicht interessiert;von <strong>de</strong>r Wahrheit wollten sie nichts hören.„Hören sie Mose und die Propheten nicht, so wer<strong>de</strong>n sie sichauch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von <strong>de</strong>n Toten auferstün<strong>de</strong>.“Diese Worte haben sich in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s jüdischenVolkes bewahrheitet. Das letzte und großartigste Wun<strong>de</strong>r Christiwar die Auferweckung <strong>de</strong>s Lazarus in Bethanien, <strong>de</strong>r schon vierTage tot gewesen war. Die Ju<strong>de</strong>n erhielten hier <strong>de</strong>n ein<strong>de</strong>utigenBeweis dafür, dass Jesus <strong>de</strong>r Sohn <strong>Gottes</strong> war, doch sie wolltendavon nichts wissen. Als Lazarus ihnen seine Auferweckung bezeugte,verschlossen sie Herz und Augen vor allen Beweisen undwollten ihn sogar töten (Johannes 12,9-11).Gesetz und Propheten sollen nach <strong>Gottes</strong> Willen die Menschenzur Erlösung führen. Christus ruft uns dazu auf, uns eingehendmit ihnen zu beschäftigen. Wer <strong>de</strong>r Stimme <strong>Gottes</strong>, die durch dieBibel zu uns spricht, kein Gehör schenkt, <strong>de</strong>r dürfte sich wohlauch kaum dafür interessieren, was jemand zu sagen hat, <strong>de</strong>r von<strong>de</strong>n Toten wie<strong>de</strong>r auferstan<strong>de</strong>n ist.Wenn wir auf Mose und die Propheten hören, brauchen wirnicht um mehr Erkenntnis zu bitten, als Gott uns gegeben hat.Weisen wir dagegen dieses Licht ab und lassen die uns gebotenen213


BILDER VOM REICHE GOTTESGelegenheiten ungenutzt, dann wäre es auch sinnlos, wenn einervon <strong>de</strong>n Toten uns eine Botschaft bringen wollte. Auch von ihmwür<strong>de</strong>n wir uns ja nicht überzeugen lassen, <strong>de</strong>nn wer das Gesetzund die Propheten ablehnt, verschließt Herz und Augen, bis erzuletzt gar kein Licht mehr sieht.Das Gespräch zwischen Abraham und <strong>de</strong>m ehemals reichenMann ist sinnbildlich zu verstehen. Jesus wollte damit ver<strong>de</strong>utlichen,dass je<strong>de</strong>r ausreichend darüber informiert wird, was Gottvon ihm erwartet. Die Verantwortung eines Menschen wächstmit seinen Möglichkeiten und Vorrechten. Gott schenkt uns genugErkenntnis und Kraft für das, was er uns zu tun aufträgt.Versäumen wir es, <strong>de</strong>m nachzukommen, was ein kleines Lichtuns als Pflicht zeigt, dann beweisen wir dadurch, dass größeresLicht nur unsere Unzuverlässigkeit und unser Versäumnis, <strong>Gottes</strong>Segen weiterzugeben, an <strong>de</strong>n Tag bringen wür<strong>de</strong>. „Wer im Geringstentreu ist, <strong>de</strong>r ist auch im Großen treu; und wer im Geringstenungerecht ist, <strong>de</strong>r ist auch im Großen ungerecht.“ (Lukas16,10) Wer sich durch Mose und die Propheten nichts sagen lassenwill und statt<strong>de</strong>ssen ein Wun<strong>de</strong>r verlangt, wäre selbst dannnicht zu überzeugen, wenn sein Wunsch tatsächlich erfüllt wür<strong>de</strong>.Das Gleichnis <strong>vom</strong> reichen Mann und armen Lazarus zeigt,wie diese bei<strong>de</strong>n Menschenklassen in <strong>de</strong>r unsichtbaren Welt eingeschätztwer<strong>de</strong>n. Es ist keine Sün<strong>de</strong>, reich zu sein, wenn man esnicht auf unrechte Weise gewor<strong>de</strong>n ist. Ein <strong>Reiche</strong>r wird nichtwegen seines Besitzes verdammt, son<strong>de</strong>rn nur, wenn er ihn ausschließlichzu seinem eigenen Vergnügen verwen<strong>de</strong>t. Wie vielbesser ist es doch, seinen Besitz im Sinne <strong>Gottes</strong> zu verwalten,nämlich in<strong>de</strong>m man damit Gutes tut! Der Tod selbst kann <strong>de</strong>nnicht arm machen, <strong>de</strong>r nach Reichtum in <strong>de</strong>r Ewigkeit strebt.Von egoistisch zusammengerafftem Besitz können wir ja dochnichts in <strong>de</strong>n Himmel mitnehmen. Der <strong>Reiche</strong> entpuppt sich vielmehrals unehrlicher Haushalter, <strong>de</strong>r sein Leben genießt, ohnean seine Verpflichtungen Gott gegenüber zu <strong>de</strong>nken. Er versäumtes, sich ein Vermögen im Himmel anzulegen.Der reiche Mann, <strong>de</strong>r so viele Vorrechte erhalten hatte, versäumtees, die ihm anvertrauten Gaben so zu nutzen, dass sie214


BILDER VOM REICHE GOTTESihm auch noch im Jenseits Reichtum eingebracht hätten, in<strong>de</strong>msie seine geistlichen Segnungen vermehrt hätten. Erlösung be<strong>de</strong>utetja nicht nur Sün<strong>de</strong>nvergebung, son<strong>de</strong>rn auch, dass <strong>de</strong>rMensch alle die geistlichen Gaben zurückerhält, die er unter <strong>de</strong>m<strong>de</strong>generieren<strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> verloren hat. Geld könnenwir in die Ewigkeit nicht mitnehmen und wer<strong>de</strong>n es dort auchnicht brauchen; doch alles, was wir dafür getan haben, um Menschenfür Christus zu gewinnen, wird <strong>de</strong>m Himmel berichtet.Wer allerdings die Gaben, die er von Gott erhalten hat, nur fürsich selbst nutzt, ohne seinem Mitmenschen in Not zu helfen o<strong>de</strong>rdie Evangeliumsverkündigung zu för<strong>de</strong>rn, macht seinem Schöpferkeine Ehre. Neben seinem Namen wird einmal im Buch <strong>de</strong>sHimmels stehen: Er beraubte Gott.Der reiche Mann besaß alles, was man mit Geld kaufen kann,aber er hatte nicht, um <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen <strong>Gottes</strong> nachkommen zukönnen. Er lebte, als wäre alles, was er besaß, auch wirklich seinEigentum. Die Ansprüche <strong>Gottes</strong> interessierten ihn so wenig wiedie Hilferufe <strong>de</strong>r Notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n. Da plötzlich kommt eine Auffor<strong>de</strong>rung,die er nicht überhören kann. Eine Macht, vor <strong>de</strong>r es keinEntkommen gibt, befiehlt ihm, sich von seinem ganzen Hab undGut, das er nicht länger verwalten darf, zu trennen. Unversehensist er damit bettelarm gewor<strong>de</strong>n. Das Kleid <strong>de</strong>r GerechtigkeitChristi, das auf <strong>de</strong>m Webstuhl <strong>de</strong>s Himmels gefertigt wird, kannihn nicht be<strong>de</strong>cken. Früher trug er Purpur und feinstes Leinen,jetzt ist er nackt und bloß. Seine Gna<strong>de</strong>nzeit ist zu En<strong>de</strong>. Nichtshat er in die Welt hineingebracht, und nichts kann er nun mit hinausnehmen.Christus hob <strong>de</strong>n Schleier vor <strong>de</strong>m Jenseits, als er <strong>de</strong>n Priesternund Obersten, <strong>de</strong>n Schriftgelehrten und Pharisäern diesesGleichnis erzählte. Seht genau hin, ihr, die ihr reich seid an materiellemBesitz, aber nicht bei Gott! Denkt darüber nach, was ihrgehört habt!Was in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Menschen so beson<strong>de</strong>rs wertvoll ist, dasschätzt Gott überhaupt nicht. Christus fragt <strong>de</strong>shalb: „Was hülfees <strong>de</strong>m Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähmean seiner Seele Scha<strong>de</strong>n? Denn was kann <strong>de</strong>r Mensch geben, womiter seine Seele auslöse?“ (Markus 8,36.37)215


BILDER VOM REICHE GOTTESWas das Volk Israel daraus lernen konnteAls Christus das Gleichnis <strong>vom</strong> reichen Mann und armen Lazaruserzählte, befan<strong>de</strong>n sich viele Ju<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r gleichen unglücklichenLage wie <strong>de</strong>r <strong>Reiche</strong>. Sie benutzten das, womit Gott sie gesegnethatte, dazu, ihrer Genusssucht zu frönen, und waren auf<strong>de</strong>m besten Wege, bald das Urteil zu hören: „Man hat dich auf <strong>de</strong>rWaage gewogen und zu leicht befun<strong>de</strong>n.“ (Daniel 5,27) Der <strong>Reiche</strong>hatte materiellen und geistlichen Segen je<strong>de</strong>r Art erfahren, aberer war nicht bereit, diesen in <strong>de</strong>n Dienst <strong>Gottes</strong> zu stellen.Das jüdische Volk machte es genauso. Der Herr hatte es zumHüter seiner heiligen Wahrheit eingesetzt, zum Verwalter seinerGna<strong>de</strong>. Alle er<strong>de</strong>nklichen materiellen und geistlichen Segnungenhatte er <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n eingeräumt und sie aufgerufen, diese an an<strong>de</strong>reweiterzugeben.Beson<strong>de</strong>rs genau hatte er ihnen vorgeschrieben, wie sie sichum verarmte o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Bahn geworfene Mitbürger und um alleFrem<strong>de</strong>n unter ihnen kümmern sollten. Gott wollte, dass sienicht nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren, son<strong>de</strong>rn auchan die Bedürftigen dachten und ihren Reichtum mit ihnen teilten.Solche liebevolle Barmherzigkeit versprach er zu segnen.Doch wie <strong>de</strong>r reiche Mann rührten die Israeliten keine Hand, um<strong>de</strong>r Menschheit in materieller o<strong>de</strong>r geistlicher Hinsicht zu helfen.Voll Überheblichkeit hielten sie sich zwar für das auserwählteLieblingsvolk <strong>Gottes</strong>, dachten aber nicht daran, ihm zu dienenund ihn anzubeten.Sie verließen sich ganz darauf, von Abraham abzustammen.„Wir sind Abrahams Kin<strong>de</strong>r“, sagten sie stolz (Johannes 8,33). Alsaber die Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Entscheidung kam, stellte sich heraus, dasssie sich von Gott abgewandt und ihr Vertrauen auf Abraham gesetzthatten, als ob er Gott sei.Christus wollte so gern die verfinsterten Herzen <strong>de</strong>s jüdischenVolkes erhellen. Deshalb sagte er: „Wenn ihr AbrahamsKin<strong>de</strong>r wärt, so tätet ihr Abrahams Werke. Nun aber sucht ihrmich zu töten, einen Menschen, <strong>de</strong>r euch die Wahrheit gesagthat, wie ich sie von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan.“(Johannes 8,39.40)216


BILDER VOM REICHE GOTTESChristus betrachtete die Abstammung nicht als persönlichesVerdienst, son<strong>de</strong>rn wies darauf hin, dass die geistige Verwandtschaftwichtiger ist als je<strong>de</strong> natürliche. Die Ju<strong>de</strong>n pochten darauf,von Abraham abzustammen, doch weil sie seinem Beispiel nichtfolgten, bewiesen sie, dass sie in Wirklichkeit nicht seine Kin<strong>de</strong>rwaren. Nur wer wie Abraham <strong>de</strong>r Stimme <strong>Gottes</strong> gehorcht, giltals sein echter Nachkomme. Obwohl <strong>de</strong>r Bettler zur untersten sozialenSchicht gehörte, war Christus davon überzeugt, dass Abrahamihn in seinen engsten Freun<strong>de</strong>skreis aufgenommen hätte.Trotz seines Wohlstan<strong>de</strong>s war <strong>de</strong>r reiche Mann so unwissend,dass er Abraham an die Stelle <strong>Gottes</strong> setzte. Hätte er seine bevorzugteStellung in <strong>de</strong>r richtigen Weise zu schätzen gewusst undseinen Charakter <strong>vom</strong> Heiligen Geist formen lassen, dann hättees bei ihm an<strong>de</strong>rs ausgesehen. Das Gleiche gilt für das Volk, zu<strong>de</strong>m er gehörte. Wäre Israel <strong>de</strong>m Ruf <strong>Gottes</strong> gefolgt, dann hätte esauf Grund seiner geistlichen Reife eine völlig an<strong>de</strong>re Zukunft erlebt.Es hatte so viele Fähigkeiten und Möglichkeiten, die Gottgern vermehren wollte, damit es <strong>de</strong>r ganzen Welt Segen und Erkenntnisbringen konnte. Aber die Ju<strong>de</strong>n hatten sich innerlich soweit von <strong>Gottes</strong> Anordnungen entfernt, dass ihr ganzes Leben sichverkehrte. Sie versäumten es, als Haushalter <strong>Gottes</strong> ihre Gabentreu und rechtschaffen einzusetzen. Mit <strong>de</strong>r Ewigkeit rechnetensie überhaupt nicht, und so zog ihre Untreue <strong>de</strong>n Untergang <strong>de</strong>sganzen Volkes nach sich.Christus wusste, dass die Ju<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Zerstörung Jerusalemsan seine Warnung <strong>de</strong>nken wür<strong>de</strong>n, und so kam es auch. Alsdas Verhängnis über die Stadt hereinbrach, als die Menschen Hungerlitten und schreckliche Lei<strong>de</strong>n erdul<strong>de</strong>n mussten, da erinnertensie sich an die Worte Christi und verstan<strong>de</strong>n auf einmal dasGleichnis. Sie hatten ihr Unglück selbst verschul<strong>de</strong>t, weil sie esversäumten, das ihnen anvertraute Licht für die Welt leuchten zulassen.In <strong>de</strong>n letzten TagenDer Schluss <strong>de</strong>s Gleichnisses zeigt sinnbildhaft die letzten Szenen<strong>de</strong>r Weltgeschichte. Der reiche Mann wollte ein Sohn Abra-217


BILDER VOM REICHE GOTTEShams sein, war aber von diesem durch eine unüberbrückbareKluft getrennt, nämlich durch seinen fehlentwickelten Charakter.Abraham diente Gott, er folgte seinem Wort gläubig und gehorsam.Der <strong>Reiche</strong> dagegen dachte we<strong>de</strong>r an Gott noch an seinebedürftigen Mitmenschen. Die große Kluft zwischen ihm und Abrahamwar <strong>de</strong>r Abgrund <strong>de</strong>s Ungehorsams. Auch heute leben vieleso wie <strong>de</strong>r reiche Mann. Obgleich sie <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> angehören,sind sie doch nicht wirklich bekehrt. Vielleicht nehmensie am <strong>Gottes</strong>dienst teil und singen auch <strong>de</strong>n Psalm mit: „Wie <strong>de</strong>rHirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott,zu dir.“ (Psalm 42,2) In Wirklichkeit aber sind sie große Heuchlerund in <strong>Gottes</strong> Augen nicht besser als <strong>de</strong>r schlimmste Sün<strong>de</strong>r.Wer nur weltlichem Vergnügen hinterher jagt und von Geltungsbedürfnisbesessen ist, <strong>de</strong>r kann nicht Gott dienen. Wie <strong>de</strong>r<strong>Reiche</strong> im Gleichnis bemüht er sich nicht im Geringsten, seineGenusssucht zu bekämpfen, son<strong>de</strong>rn kultiviert sie auch noch. Erentschei<strong>de</strong>t sich dafür, in einer Atmosphäre <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> zu leben.Wird er dann plötzlich <strong>vom</strong> Tod dahingerafft, zeigt es sich, dasser jetzt <strong>de</strong>n Charakter hat, <strong>de</strong>n er zu seinen Lebzeiten mit Hilfesatanischer Mächte entwickelt hat. Im Grab kann er keine Entscheidungmehr treffen, sei es für das Gute o<strong>de</strong>r für das Böse; mit<strong>de</strong>m Augenblick, in <strong>de</strong>m ein Mensch stirbt, erlischt das Bewusstsein.(Psalm 146,4; Prediger 9,5.6)Wenn dann einmal die Stimme <strong>Gottes</strong> die Toten auferweckt,steht ein solcher Mensch mit <strong>de</strong>rselben Lebensgier und <strong>de</strong>n gleichenLei<strong>de</strong>nschaften aus <strong>de</strong>m Grab auf, die ihn schon früher geprägthatten. Wer sich nicht än<strong>de</strong>rn wollte, als er Gelegenheit dazuhatte, <strong>de</strong>n wird Gott auch jetzt nicht mehr auf wun<strong>de</strong>rbareWeise umformen. Während seines Lebens liebte er Gott nicht undwollte ihm nicht dienen. Sein Wesen ist nicht im Einklang mitGott, und so könnte er sich in <strong>de</strong>r himmlischen Familie auchnicht wohl fühlen.Es gibt heute eine bestimmte Kategorie selbstgerechter Menschenauf dieser Welt. Sie sind we<strong>de</strong>r unmäßig im Essen undTrinken noch atheistisch eingestellt; sie wollen lediglich sichselbst leben und nicht für Gott. Weil Gott in ihrem Denken einfachnicht vorkommt, zählen sie eigentlich zu <strong>de</strong>n Ungläubigen.218


BILDER VOM REICHE GOTTESSelbst wenn sie in die Stadt <strong>Gottes</strong> eingehen könnten, hätten sie<strong>de</strong>nnoch kein Recht dazu, <strong>vom</strong> Baum <strong>de</strong>s Lebens zu essen. Alsihnen nämlich die Gebote <strong>Gottes</strong> mit all ihren bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verpflichtungenvorgelegt wur<strong>de</strong>n, da wollten sie nicht gehorchen.Sie haben Gott auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> nicht gedient und wären <strong>de</strong>shalbwohl auch im Himmel nicht bereit dazu. Sie könnten es in seinerheiligen Gegenwart gar nicht aushalten und wür<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>renOrt <strong>de</strong>m Himmel vorziehen.Von Christus lernen heißt, seine Gna<strong>de</strong> annehmen und damitsein Wesen. Wer die wertvollen Gelegenheiten und <strong>de</strong>n Einfluss<strong>de</strong>s Heiligen Geistes hier auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> nicht schätzt und nutzt,<strong>de</strong>r ist auch nicht dafür geeignet, Gott im Himmel anzubeten.Wenn Menschen ihren Charakter nicht nach <strong>de</strong>m göttlichen Ebenbil<strong>de</strong>ntwickelt haben, dann ist durch ihre Nachlässigkeit ein Abgrun<strong>de</strong>ntstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n nichts überbrücken kann: Zwischen ihnenund <strong>de</strong>n Gerechten besteht eine unüberbrückbare Kluft.219


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 22Re<strong>de</strong>n und Han<strong>de</strong>ln„Ein Mann hatte zwei Söhne. Er sagte zu <strong>de</strong>m einen: ,Mein Sohn,geh und arbeite heute im Weinberg!‘ ,Ich will nicht‘, erwi<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>rSohn; später aber überlegte er es sich und ging doch. Dasselbesagte <strong>de</strong>r Vater auch zu seinem an<strong>de</strong>ren Sohn. ,Ja, Herr‘,antwortete <strong>de</strong>r, ging aber nicht. Wer von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n hat nun nach<strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>s Vaters gehan<strong>de</strong>lt? ,Der erste‘, antworteten sie.“(Matthäus 21,28-31 GN)In <strong>de</strong>r Bergpredigt sagte Christus: „Es wer<strong>de</strong>n nicht alle, diezu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, son<strong>de</strong>rndie <strong>de</strong>n Willen tun meines Vaters im Himmel.“ (Matthäus 7,21)Nicht was wir sagen, beweist unsere Aufrichtigkeit, son<strong>de</strong>rn waswir tun. Christus fragt nicht: „Was sagt ihr da Beson<strong>de</strong>res?“, son<strong>de</strong>rn:„Was tut ihr Beson<strong>de</strong>res?“ (Matthäus 5,47) Und an an<strong>de</strong>rerStelle sagt er: „Wenn ihr dies wisst – selig seid ihr, wenn ihr’stut.“ (Johannes 13,17) Worte, <strong>de</strong>nen nicht entsprechen<strong>de</strong> Tatenfolgen, sind völlig wertlos, lehrt uns das Gleichnis von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>nSöhnen.Christus erzählte dieses Gleichnis kurz vor seinem Tod bei seinemletzten Besuch in Jerusalem. Vorher hatte er die Händleraus <strong>de</strong>m Tempel getrieben und dabei mit göttlicher Kraft so wirkungsvollihr Herz angesprochen, dass sie verwun<strong>de</strong>rt und erschrockenseinem Befehl wi<strong>de</strong>rstandslos gehorchten.Als die Priester und Ältesten sich schließlich von ihremSchreck erholt hatten und zum Tempel zurückkehrten, sahen sie,dass Christus dort die Kranken und Sterben<strong>de</strong>n heilte. Sie konntendie fröhliche Stimmung und die Loblie<strong>de</strong>r nicht überhören.220


BILDER VOM REICHE GOTTESIm Tempel selbst schwangen Kin<strong>de</strong>r, die Christus gesund gemachthatte, Palmzweige und sangen: „Hosianna <strong>de</strong>m Sohn Davids!“Sogar die Kleinsten stimmten in das Lob <strong>de</strong>s großen Arztesein. Aber all dies konnte die Vorurteile und Eifersucht <strong>de</strong>r Priesterund Ältesten nicht überwin<strong>de</strong>n.Als Christus am nächsten Tag im Tempel lehrte, traten diePriester und Ältesten <strong>de</strong>s Volkes zu ihm und fragten: „Aus welcherVollmacht tust du das, und wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“(Matthäus 21,23)Dass Christus Macht hatte, konnten sie nicht leugnen. Als er<strong>de</strong>n Tempel reinigte, hatten sie auf seinem Gesicht die Autorität<strong>Gottes</strong> gesehen. Der Vollmacht seiner Re<strong>de</strong> konnten sie sich nichtentziehen. Und seine wun<strong>de</strong>rbaren Heilungen hatten ihre Frageeigentlich zur Genüge beantwortet. Doch im Grun<strong>de</strong> wollten siegar keine Beweise. Sie wollten Jesus vielmehr veranlassen, sichals Messias auszugeben, um dann seine Worte verdrehen und dasVolk gegen ihn aufwiegeln zu können. Es ging ihnen darum, seinenEinfluss zu schwächen und ihn schließlich zu töten.Wenn seine Taten ihnen nicht Beweis genug für sein göttlichesWesen waren, das wusste Jesus, dann wür<strong>de</strong>n sie auch seinemZeugnis, dass er <strong>de</strong>r Christus sei, nicht glauben. Daher ginger auf ihre Frage an<strong>de</strong>rs ein, als sie erwartet hatten, in<strong>de</strong>m ernämlich <strong>de</strong>n Spieß umdrehte.„Ich will euch auch eine Sache fragen“, sagte er; „wenn ihr mirdie sagt, will ich euch auch sagen, aus welcher Vollmacht ich dastue. Woher war die Taufe <strong>de</strong>s Johannes? War sie <strong>vom</strong> Himmelo<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Menschen?“ (Matthäus 21,24.25)Das brachte die Priester und Obersten in Verlegenheit. „Dabedachten sie’s bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war<strong>vom</strong> Himmel, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr ihm dannnicht geglaubt? Sagen wir aber, sie war von Menschen, so müssenwir uns vor <strong>de</strong>m Volk fürchten, <strong>de</strong>nn sie halten alle Johannes füreinen Propheten. Und sie antworteten Jesus und sprachen: Wirwissen’s nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage ich euch auchnicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.“ (Matthäus 21,25-27)„Wir wissen’s nicht.“ Diese Antwort war eine glatte Lüge. Aberdie Priester hatten erkannt, in welche Zwickmühle sie geraten221


BILDER VOM REICHE GOTTESwaren, und versuchten jetzt, durch eine falsche Behauptung ihrGesicht zu wahren. Johannes <strong>de</strong>r Täufer hatte von <strong>de</strong>m EinenZeugnis abgelegt, <strong>de</strong>ssen Autorität sie infrage stellten. Er hatteihn angekündigt mit <strong>de</strong>n Worten: „Siehe, das ist <strong>Gottes</strong> Lamm,das <strong>de</strong>r Welt Sün<strong>de</strong> trägt.“ (Johannes 1,29) Er hatte ihn getauft;und als Christus nach dieser Taufe betete, hatte sich <strong>de</strong>r Himmelaufgetan, und <strong>de</strong>r Geist <strong>Gottes</strong> war wie eine Taube über ihn gekommen.Eine Stimme <strong>vom</strong> Himmel hatte gesagt: „Dies ist meinlieber Sohn, an <strong>de</strong>m ich Wohlgefallen habe.“ (Matthäus 3,17)Wenn die Priester und Obersten daran dachten, wie Johanneswie<strong>de</strong>rholt auf die Prophezeiungen über <strong>de</strong>n Messias hingewiesenund dass er Jesus getauft hatte, wagten sie es nicht, einzugestehen,dass er im Auftrag <strong>de</strong>s Himmels gehan<strong>de</strong>lt hatte. Hätten sienämlich Johannes öffentlich als Propheten anerkannt – persönlichwaren sie schon davon überzeugt –, dann wäre es für sie unmöglichgewesen, sein Zeugnis, Jesus von Nazareth sei <strong>Gottes</strong>Sohn, zu verwerfen. An<strong>de</strong>rerseits konnten sie aber auch nicht behaupten,Johannes habe seinen Auftrag nur von Menschen gehabt,weil das Volk ihn für einen Propheten hielt. Also antwortetensie: „Wir wissen’s nicht.“Nun erzählte Jesus das Gleichnis <strong>vom</strong> Vater und <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>nSöhnen. Als <strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>n ersten Sohn bat: „Geh und arbeiteheute im Weinberg“, da antwortete <strong>de</strong>r kurz und bündig: „Ich willnicht.“ Er verweigerte <strong>de</strong>n Gehorsam, lebte gottlos und geriet inschlechte Gesellschaft. Später jedoch bereute er sein Verhaltenund führte <strong>de</strong>n väterlichen Auftrag aus.Inzwischen ging <strong>de</strong>r Vater zu seinem an<strong>de</strong>ren Sohn und batihn ebenfalls, im Weinberg zu arbeiten. Der antwortete: „Ja, Vater!“Aber er ging nicht hin.Der Vater steht für Gott und <strong>de</strong>r Weinberg für seine Gemein<strong>de</strong>.Die bei<strong>de</strong>n Söhne vertreten zwei Arten von Menschen: Da ist<strong>de</strong>r eine, <strong>de</strong>r sich weigert, <strong>de</strong>m Befehl zu folgen. Er sagt: „Ich willnicht.“ Menschen wie er leben ganz offen in Sün<strong>de</strong>, ohne Frömmigkeitzu heucheln. Unverhohlen geben sie zu, dass sie die Last<strong>de</strong>s Gehorsams nicht auf sich nehmen wollen, die das Gesetz <strong>Gottes</strong>ihnen auferlegt. Viele von ihnen bereuen dies allerdings späterund folgen doch noch <strong>de</strong>m Ruf <strong>Gottes</strong>. Als Johannes <strong>de</strong>r Täu-222


BILDER VOM REICHE GOTTESfer solchen Menschen das Evangelium predigte: „Tut Buße, <strong>de</strong>nndas Himmelreich ist nahe herbei gekommen!“ (Matthäus 3,2), dahörten sie auf ihn und bekannten ihre Sün<strong>de</strong>n.Der an<strong>de</strong>re Sohn sagte: „Ja, Vater!“, ging aber nicht in <strong>de</strong>nWeinberg. Er verhielt sich wie die Pharisäer. Die jüdische Geistlichkeitwar genauso unbußfertig und selbstzufrie<strong>de</strong>n. Das gesamtereligiöse Leben in Israel war zur rein äußerlichen Form erstarrt.Als Gott am Berg Sinai sein Gesetz verkün<strong>de</strong>te, hatte sich dasganze Volk zum Gehorsam verpflichtet und gesagt: „Ja, Herr!“Aber die Ju<strong>de</strong>n hielten dieses Versprechen nicht ein, und alsChristus kam, um ihnen die tiefere Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Gesetzes zuerklären und vorzuleben, lehnten sie ihn ab. Dabei gab er <strong>de</strong>nführen<strong>de</strong>n Persönlichkeiten mehr als genug Beweise seiner Autoritätund göttlichen Kraft. Aber obwohl er sie innerlich überzeugenkonnte, wollten sie diese Beweise <strong>de</strong>nnoch nicht gelten lassen.Dabei hatte Christus sie darauf hingewiesen, dass ihr Unglaubeeine Folge ihres fehlen<strong>de</strong>n Gehorsams war: „So … habt ihr<strong>Gottes</strong> Gebot aufgehoben um eurer Satzungen willen … Vergeblichdienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts alsMenschengebote sind.“ (Matthäus 15,6.9)Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gleichnisses stellte Christus <strong>de</strong>n Schriftgelehrtenund Pharisäern, Priestern und Obersten, die vor ihm stan<strong>de</strong>n,die Frage: „Wer von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n hat nun <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>s Vaterserfüllt?“ Ohne zu zögern antworteten sie: „Der erste.“ Siemerkten gar nicht, dass sie sich damit selbst verurteilten. Umsomehr traf sie die Drohung Christi: „Wahrlich, ich sage euch: DieZöllner und Huren kommen eher ins Reich <strong>Gottes</strong> als ihr. DennJohannes kam zu euch und lehrte euch <strong>de</strong>n rechten Weg, und ihrglaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm.Und obwohl ihr’s saht, tatet ihr <strong>de</strong>nnoch nicht Buße, sodass ihrihm dann auch geglaubt hättet.“ (Matthäus 21,31.32)Als Johannes <strong>de</strong>r Täufer die Wahrheit verkündigte, kamendurch seine Predigt Menschen, die vorher in die Sün<strong>de</strong> verstricktgewesen waren, zur Einsicht und begannen ein neues Leben. Vonihnen sagte Christus, dass sie eher ins Himmelreich kämen alsdie Selbstgerechten, die die ernste Warnung einfach nicht hören223


BILDER VOM REICHE GOTTESwollten. Die Zöllner und Huren waren unwissend, die Gelehrtenaber kannten <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>r Wahrheit. Sie weigerten sich jedoch,auf <strong>de</strong>m Weg voranzuschreiten, <strong>de</strong>r ins Paradies <strong>Gottes</strong> führt,und so wur<strong>de</strong> für sie die Wahrheit, die sie eigentlich zum Lebenführen sollte, zum To<strong>de</strong>surteil. Notorische Sün<strong>de</strong>r, die sich selbstverachteten, hatten sich von Johannes taufen lassen; die Schriftgelehrtendagegen waren Heuchler und so verstockt, dass sie dieWahrheit gar nicht annehmen konnten. Sie wi<strong>de</strong>rsetzten sich<strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Heiligen Geistes und wollten Gott einfach nichtgehorchen.Christus sagte zu ihnen nicht: Ihr könnt nie in das Reich <strong>Gottes</strong>kommen. Er zeigte ihnen vielmehr, dass sie selbst das Hin<strong>de</strong>rniswaren, das ihnen <strong>de</strong>n Zugang versperrte. Noch stand <strong>de</strong>rjüdischen Geistlichkeit die Tür offen, und noch immer galt dieEinladung auch für sie. Christus hatte keinen größeren Wunsch,als dass sie sich überzeugen und bekehren ließen.Die Priester und Ältesten Israels brachten ihr Leben mitreligiösen Zeremonien zu, die sie als zu heilig betrachteten, umsie mit weltlichen Geschäften zu verbin<strong>de</strong>n. Die Leute glaubten<strong>de</strong>shalb, ihr Leben sei allein <strong>de</strong>r Religion geweiht, obwohl sie inWirklichkeit diese Kulthandlungen nur darum möglichst auffälligverrichteten, um für sehr fromm und gottesfürchtig gehalten zuwer<strong>de</strong>n. Sie behaupteten zwar von sich, alle Gebote zu halten,tatsächlich aber verweigerten sie Gott <strong>de</strong>n Gehorsam. In ihremLeben war nichts von <strong>de</strong>r Wahrheit zu spüren, die sie nach ihreneigenen Worten doch lehrten.Christus bezeichnete Johannes <strong>de</strong>n Täufer als einen <strong>de</strong>r größtenPropheten und sagte seinen Zuhörern, sie hätten genügendBeweise dafür erhalten, dass Johannes ein Bote <strong>Gottes</strong> gewesensei. Der Prediger in <strong>de</strong>r Wüste hatte mit Vollmacht gesprochenund seine Botschaft unerschrocken verkün<strong>de</strong>t, die Sün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rPriester und Obersten bloßgelegt und von ihnen verlangt, dasssie ihr Leben än<strong>de</strong>rten. Er hatte ihnen klargemacht, wie sehr siesich gegen Gott auflehnten, in<strong>de</strong>m sie sich weigerten, die ihnenzugewiesene Aufgabe zu erfüllen. Durch seine Kompromisslosigkeitgegenüber <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> hatte Johannes erreicht, dass viele ihremfrüheren Leben in Ungerechtigkeit <strong>de</strong>n Rücken kehrten.224


BILDER VOM REICHE GOTTESWäre die jüdische Geistlichkeit aufrichtig gläubig gewesen,dann hätte sie auf Johannes gehört und Christus als <strong>de</strong>n Messiasangenommen. Aber in ihrem Leben zeigte sich we<strong>de</strong>r Buße nochGerechtigkeit. Gera<strong>de</strong> die Menschen, auf die sie heruntersahen,gelangten vor ihnen ins Reich <strong>Gottes</strong>.Der Sohn im Gleichnis sagte: „Ja, Vater!“, weil er treu und gehorsamerscheinen wollte. Es zeigte sich jedoch bald, wie sehrdieser Schein trog. Der junge Mann liebte seinen Vater nicht aufrichtig.Wie er bil<strong>de</strong>ten sich auch die Pharisäer auf eine Heiligkeitetwas ein, die sie nicht besaßen. Solange sie sich Vorteile davonversprachen, nahmen sie es mit <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Gesetzespeinlich genau; wenn aber von ihnen selbst Gehorsamverlangt wur<strong>de</strong>, dann wussten sie durch Spitzfindigkeiten <strong>de</strong>nGeboten <strong>Gottes</strong> alle Verbindlichkeit zu nehmen. Darum warnteChristus vor ihnen: „Nach ihren Werken sollt ihr nicht han<strong>de</strong>ln;<strong>de</strong>nn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht.“ (Matthäus 23,3)Sie liebten we<strong>de</strong>r Gott noch ihre Mitmenschen von ganzemHerzen. Gott rief sie dazu auf, seine Mitarbeiter zum Segen <strong>de</strong>rWelt zu sein, aber sie nahmen <strong>de</strong>n Auftrag nur mit Worten an,ohne die Tat folgen zu lassen. Sie vertrauten zu sehr auf sichselbst und waren stolz darauf, wie gut sie doch waren. <strong>Gottes</strong> Gebotenaber sprachen sie Hohn, in<strong>de</strong>m sie sich weigerten, <strong>Gottes</strong>Auftrag auszuführen. Ihre Übertretungen waren <strong>de</strong>r Grund dafür,dass <strong>de</strong>r Herr im Begriff stand, sich von <strong>de</strong>m ungehorsamenVolk abzuwen<strong>de</strong>n.Selbstgerechtigkeit hat mit Gerechtigkeit vor Gott nichts zutun. Wer sich <strong>de</strong>nnoch auf sie verlässt, wird einmal die Folgenseines verhängnisvollen Irrtums zu tragen haben. Auch heutzutagebehaupten viele, die Gebote <strong>Gottes</strong> zu halten, aber sie sindnicht von <strong>Gottes</strong> Liebe erfüllt, um sie an an<strong>de</strong>re weiterzugeben.Christus ruft je<strong>de</strong>n Einzelnen auf, mit ihm für die Rettung <strong>de</strong>rWelt zusammenzuarbeiten. Die Selbstgerechten sagen dazu zwar:„Ja, Herr“, aber sie sind viel zu träge, um die Aufgabe auch wirklichanzupacken.Wie <strong>de</strong>r wortbrüchige Sohn machen sie Gott leere Versprechungen.Als sie sich <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> anschlossen, gelobtensie, <strong>Gottes</strong> Wort zu gehorchen und ihm ihr Leben zu weihen, aber225


BILDER VOM REICHE GOTTESsie <strong>de</strong>nken gar nicht daran, es auch zu tun. Zwar erheben sie <strong>de</strong>nAnspruch, <strong>Gottes</strong> Kin<strong>de</strong>r zu sein, doch in ihrem Leben und Wesenmerkt man wenig von dieser Verwandtschaft. Weil sie ihrenWillen nicht Gott unterstellen, ist ihr ganzes Leben eine Lüge.Der Selbstgerechte ist Gott so lange gehorsam, wie das für ihnmit keinen Unannehmlichkeiten verbun<strong>de</strong>n ist. Sobald von ihmaber Entsagung und Opfer verlangt wer<strong>de</strong>n, wenn er sein Kreuzauf sich nehmen soll, zuckt er zurück. Mit <strong>de</strong>r Zeit fühlt er sichimmer weniger an sein Versprechen gebun<strong>de</strong>n und fin<strong>de</strong>t nichtsmehr dabei, <strong>Gottes</strong> Gesetz bewusst zu übertreten. Mit <strong>de</strong>m Ohrhört er zwar noch <strong>Gottes</strong> Wort, aber er kann es nicht mehr geistlicherfassen. Sein Herz ist verstockt, sein Gewissen abgestumpft.Dass wir uns ja nicht täuschen: Wenn jemand <strong>de</strong>m Christentumnicht feindselig gegenübersteht, heißt das noch lange nicht,dass er im Dienste Jesu steht. Wir könnten damit sogar einemSelbstbetrug erlegen sein. Denn wir können bereits gegen Gottarbeiten, in<strong>de</strong>m wir ihm vorenthalten, was er uns an Zeit, finanziellenMitteln o<strong>de</strong>r sonstigen Gaben geschenkt hat, um sie fürihn einzusetzen.Satan nutzt die Interesselosigkeit und Trägheit <strong>de</strong>r Namenschristendazu aus, um seine Position zu stärken und Anhängerfür sich zu gewinnen. Viele bil<strong>de</strong>n sich ein, auf <strong>de</strong>r Seite Christizu stehen, auch wenn sie gar nichts für ihn tun. Gera<strong>de</strong> damitarbeiten sie <strong>de</strong>m Feind in die Hän<strong>de</strong>. In<strong>de</strong>m sie es nämlich versäumen,fleißig für Christus zu arbeiten und keine Gelegenheitdafür ungenutzt zu lassen, ermöglichen sie es Satan, die Herrschaftüber Menschen zu gewinnen, die sonst vielleicht <strong>de</strong>n Wegzu Christus gefun<strong>de</strong>n hätten.Solange wir träge und untätig sind, können wir nicht gerettetwer<strong>de</strong>n. Ein wirklich bekehrter Mensch wird niemals ein nutzlosesLeben führen.In <strong>de</strong>n Himmel kann man sich nicht tragen lassen, <strong>de</strong>nn fürFaulenzer ist dort kein Platz. Wenn wir uns nicht ernstlich darumbemühen, hineinzukommen, wenn wir nicht alles einsetzen,um die Gesetze <strong>de</strong>s Himmels zu erfassen, dann sind wir nicht dafürgeeignet, einmal dort zu wohnen. Wer hier auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> nichtmit Gott zusammenarbeiten möchte, wür<strong>de</strong> das wohl auch im226


BILDER VOM REICHE GOTTESHimmel kaum tun wollen. Deshalb wäre es nicht gut, wenn erdort Aufnahme fän<strong>de</strong>.Für Zöllner und Sün<strong>de</strong>r besteht mehr Hoffnung als für Menschen,die das Wort <strong>Gottes</strong> kennen, ihm aber nicht gehorchen.Wer einsieht, dass er seine Sündhaftigkeit vor Gott nicht versteckenkann, dass er vielmehr in <strong>de</strong>r Gegenwart <strong>Gottes</strong> Leib, Seeleund Geist ruiniert, <strong>de</strong>n packt die Angst davor, für immer <strong>vom</strong>Reich <strong>Gottes</strong> ausgeschlossen zu wer<strong>de</strong>n. Ihm wird klar, dass erkrank ist, und so sucht er Hilfe beim Großen Arzt, <strong>de</strong>r gesagt hat:„Wer zu mir kommt, <strong>de</strong>n wer<strong>de</strong> ich nicht hinausstoßen.“ (Johannes6,37) Solche Menschen kann <strong>de</strong>r Herr als Arbeiter in seinemWeinberg gebrauchen.Das Verhalten <strong>de</strong>s Sohnes, <strong>de</strong>r die Bitte seines Vaters zunächstabschlägt, wird von Christus zwar nicht verdammt, aberauch nicht gera<strong>de</strong> als vorbildlich hingestellt. Wer Gott <strong>de</strong>n Gehorsamverweigert, verdient kein Lob, auch wenn er das frankund frei tut. Wahrheit und Heiligkeit verän<strong>de</strong>rn einen Menschenso, dass er ein kühner Zeuge für Jesus wird. Die Offenheit einesSün<strong>de</strong>rs dagegen hat etwas Herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s und Beleidigen<strong>de</strong>san sich und grenzt an Lästerung. Wenn jemand nichts von Heucheleihält, muss das noch lange nicht heißen, dass er dann auchkein Sün<strong>de</strong>r ist.Wenn <strong>de</strong>r Heilige Geist zu uns spricht, gibt es für uns nur eines:Wir sollten ihm unverzüglich antworten. Ergeht an uns dieAuffor<strong>de</strong>rung: „Geh und arbeite heute im Weinberg“, dann lasstuns nicht zögern. „Heute, wenn ihr seine Stimme hören wer<strong>de</strong>t,so verstockt eure Herzen nicht.“ (Hebräer 4,7) Es ist gefährlich,nicht sofort zu gehorchen, <strong>de</strong>nn vielleicht ergeht an uns nie wie<strong>de</strong>rdiese Einladung.Keiner soll sich einbil<strong>de</strong>n, dass es leicht sei, bestimmte Sün<strong>de</strong>nerst zu kultivieren und dann wie<strong>de</strong>r aufzugeben. Je<strong>de</strong> gepflegteLieblingssün<strong>de</strong> wirkt sich negativ auf <strong>de</strong>n Charakter aus,verfestigt die schlechte Gewohnheit und führt zu körperlichem,geistigem und moralischem Nie<strong>de</strong>rgang. Selbst wenn das begangeneUnrecht später bereut und <strong>de</strong>r richtige Weg eingeschlagenwird, ist <strong>de</strong>r Betreffen<strong>de</strong> durch seinen früheren Lebenswan<strong>de</strong>ldoch bereits so stark geprägt, dass es ihm oft schwer fällt, zwi-227


BILDER VOM REICHE GOTTESschen Recht und Unrecht zu unterschei<strong>de</strong>n. Satan nutzt je<strong>de</strong>einmal angenommene schlechte Gewohnheit immer wie<strong>de</strong>r alsAngriffsfläche.Wie aufrichtig wir sind, zeigt sich, wenn wir <strong>de</strong>n Auftrag erhalten:„Geh und arbeite heute im Weinberg.“ Wer<strong>de</strong>n unserenWorten Taten folgen? Wer<strong>de</strong>n wir alle Fähigkeiten einsetzen,treu und uneigennützig für <strong>de</strong>n Besitzer <strong>de</strong>s Weinbergs zu arbeiten?Der Apostel Petrus schreibt dazu: „Gott gebe euch viel Gna<strong>de</strong>und Frie<strong>de</strong>n durch die Erkenntnis <strong>Gottes</strong> und Jesu, unseresHerrn! Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat unsseine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis <strong>de</strong>ssen, <strong>de</strong>runs berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch siesind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt,damit ihr dadurch Anteil bekommt an <strong>de</strong>r göttlichen Natur, dieihr entronnen seid <strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>rblichen Begier<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Welt. Sowen<strong>de</strong>t alle Mühe daran und erweist in eurem Glauben Tugendund in <strong>de</strong>r Tugend Erkenntnis und in <strong>de</strong>r Erkenntnis Mäßigkeitund in <strong>de</strong>r Mäßigkeit Geduld und in <strong>de</strong>r Geduld Frömmigkeit undin <strong>de</strong>r Frömmigkeit brü<strong>de</strong>rliche Liebe und in <strong>de</strong>r brü<strong>de</strong>rlichenLiebe die Liebe zu allen Menschen.“ (2. Petrus 1,2-7)Wenn wir <strong>de</strong>n Weinberg unseres persönlichen Glaubenslebensgut pflegen, macht Gott uns zu seinen Mitarbeitern. Wir habendann nicht nur uns selbst als Aufgabe, son<strong>de</strong>rn auch an<strong>de</strong>reMenschen. Als Christus die Gemein<strong>de</strong> mit einem Weinberg verglich,wollte er damit nicht sagen, dass unser Wirkungskreis aufdie Gemein<strong>de</strong> beschränkt ist. Dieser Weinberg soll vielmehr bisan die En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Welt erweitert wer<strong>de</strong>n. Wir können dazu beitragen,in<strong>de</strong>m wir mit Hilfe <strong>de</strong>r Erkenntnis und Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong>an<strong>de</strong>ren Menschen zeigen, wie man die wertvollen Reben pflegenmuss. Auf diese Weise sollten wir <strong>de</strong>n Weinberg <strong>Gottes</strong> vergrößern.Gott möchte bei uns so gerne Glauben, Liebe und Gedul<strong>de</strong>nt<strong>de</strong>cken. Er achtet darauf, ob wir alle unsere geistlichen Gabendazu verwen<strong>de</strong>n, um tüchtige Arbeiter in seinem Weinberg aufdieser Er<strong>de</strong> zu wer<strong>de</strong>n. Dann können wir nämlich auch einmal insein Paradies eingehen, in <strong>de</strong>n Garten E<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Adam und Evanach <strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>nfall verlassen mussten.228


BILDER VOM REICHE GOTTESGott ist für sein Volk wie ein Vater, und so kann er auch <strong>de</strong>nGehorsam seiner Kin<strong>de</strong>r erwarten. Denken wir dabei nur an dasLeben Christi! Obwohl er <strong>de</strong>r Höchste unter <strong>de</strong>n Menschen war,diente er doch seinem Vater und ist somit ein gutes Beispiel dafür,wie je<strong>de</strong>r Sohn sein soll und sein kann. Auch von uns heutefor<strong>de</strong>rt Gott, dass wir so gehorsam sind wie Christus, <strong>de</strong>r seinemVater voll Liebe, bereitwillig und in freier Entscheidung diente.„Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und <strong>de</strong>in Gesetz hab ichin meinem Herzen.“ (Psalm 40,9) Ihm war kein Opfer zu groß undkeine Mühe zu schwer, um seinen Auftrag auszuführen. Mitzwölf Jahren meinte er: „Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in<strong>de</strong>m, was meines Vaters ist?“ (Lukas 2,49) Er hatte seine Berufungerfasst und sein Wirken bereits begonnen. „Meine Speise istdie, dass ich tue <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>ssen, <strong>de</strong>r mich gesandt hat, undvollen<strong>de</strong> sein Werk.“ (Johannes 4,34)So sollen auch wir Gott dienen, in<strong>de</strong>m wir vollkommen gehorsamsind. Wer sein Kind sein will, muss sich als Mitarbeiter <strong>Gottes</strong>,Christi und aller Engel bewähren. Das ist <strong>de</strong>r Test für je<strong>de</strong>n.Von allen, die ihm treu dienen, sagt <strong>de</strong>r Herr: „Sie sollen … an<strong>de</strong>m Tage, <strong>de</strong>n ich machen will, mein Eigentum sein, und ich willmich ihrer erbarmen, wie ein Mann sich seines Sohnes erbarmt,<strong>de</strong>r ihm dient.“ (Maleachi 3,17)Gott verfolgt bei allem Wirken an <strong>de</strong>n Menschen das Ziel, siezu erproben und ihnen Gelegenheit zu geben, Charakterfestigkeitzu entwickeln. Er möchte sehen, ob sie seinen Geboten gehorcheno<strong>de</strong>r nicht. Gute Werke können zwar die Liebe <strong>Gottes</strong> nicht erkaufen,aber sie zeigen doch <strong>de</strong>utlich, dass wir ihn lieben. Habenwir unser Leben Gott anvertraut, dann wer<strong>de</strong>n wir nicht Gutestun, um seine Liebe zu verdienen; er schenkt uns vielmehr seineLiebe, damit wir seinen Geboten gern gehorchen können.Es gibt heute und auch im Endgericht nur zwei Arten vonMenschen: Die eine missachtet <strong>Gottes</strong> Gesetz, die an<strong>de</strong>re befolgtes. Christus erklärt uns, woran wir erkennen können, ob wir treuo<strong>de</strong>r untreu sind: „Liebt ihr mich, so wer<strong>de</strong>t ihr meine Gebotehalten … Wer meine Gebote hat und hält sie, <strong>de</strong>r ist’s, <strong>de</strong>r michliebt. Wer mich aber liebt, <strong>de</strong>r wird von meinem Vater geliebtwer<strong>de</strong>n, und ich wer<strong>de</strong> ihn lieben und mich ihm offenbaren …229


BILDER VOM REICHE GOTTESWer aber mich nicht liebt, <strong>de</strong>r hält meine Worte nicht. Und dasWort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, son<strong>de</strong>rn das <strong>de</strong>s Vaters,<strong>de</strong>r mich gesandt hat.“ (Johannes 14,15.21.24) „Wenn ihr meineGebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines VatersGebote halte und bleibe in seiner Liebe.“ (Johannes 15,10)230


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 23<strong>Gottes</strong> WeinbergIm Gleichnis von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Söhnen hatte Christus <strong>de</strong>r jüdischenGeistlichkeit gezeigt, dass es darauf ankommt, Gehorsam in dieTat umzusetzen. In <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>n Gleichnis <strong>vom</strong> Weinbergwies er darauf hin, wie reich Gott die Ju<strong>de</strong>n gesegnet hatte unddass sie <strong>de</strong>shalb verpflichtet waren, ihm zu gehorchen. Nur aufdiese Weise – so versicherte er ihnen – konnte Gott sie nämlichnach seinem herrlichen Plan führen.Das Volk IsraelEr lüftete <strong>de</strong>n Schleier vor <strong>de</strong>r Zukunft, als er ihnen zeigte, dassdas ganze Volk sich seinem Plan wi<strong>de</strong>rsetzen, seine Segnungenverscherzen und nur noch Ver<strong>de</strong>rben über sich bringen wür<strong>de</strong>:„Es war ein Hausherr, <strong>de</strong>r pflanzte einen Weinberg“, so erzählteChristus, „und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter darinund baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner undging außer Lan<strong>de</strong>s.“ (Matthäus 21,33)Auch <strong>de</strong>r Prophet Jesaja gebraucht das Bild <strong>vom</strong> Weinberg:„Wohlan, ich will meinem lieben Freun<strong>de</strong> singen, ein Lied vonmeinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einenWeinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinteihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einenTurm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er guteTrauben brächte.“ (Jesaja 5,1.2)Der Weinbergbesitzer wählt in <strong>de</strong>r Wildnis ein Stück Land,zäunt es ein, säubert es von Steinen, pflügt es und pflanzt auser-231


BILDER VOM REICHE GOTTESlesene Reben hinein. Weil <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n nun im Vergleich mit <strong>de</strong>mumliegen<strong>de</strong>n Brachland viel besser ist, erwartet er, dass seineMühe und Arbeit mit reichem Ertrag belohnt wird. So hatte auchGott ein Volk aus <strong>de</strong>r Welt erwählt, um es durch Christus erziehenund ausbil<strong>de</strong>n zu lassen. Der Prophet sagt: „Des Herrn ZebaothWeinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seinePflanzung, an <strong>de</strong>r sein Herz hing.“ (Jesaja 5,7) Diesem Volkhatte Gott große Vorrechte eingeräumt und es reich gesegnet.Nun wartete er darauf, dass es ihm Ehre machen und die Grundsätzeseines <strong>Reiche</strong>s <strong>de</strong>r gefallenen, gottlosen Welt vor Augenführen wür<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>m es das Wesen <strong>Gottes</strong> in seinem Leben wi<strong>de</strong>rspiegelte.Der Weinberg <strong>de</strong>s Herrn sollte ganz an<strong>de</strong>re Früchte tragen,als man sie bei <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n konnte. Diese Götzendienerhatten sich vollkommen <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> verschrieben: Gewalttätigkeitund Verbrechen, Habgier, Unterdrückung und Laster waren beiihnen an <strong>de</strong>r Tagesordnung. Ungerechtigkeit, Entartung und Elendwaren das Ergebnis dieser Verdorbenheit. Die Früchte von <strong>Gottes</strong>Weinberg sollten dazu in <strong>de</strong>utlichem Gegensatz stehen.Die Ju<strong>de</strong>n waren dazu ausersehen wor<strong>de</strong>n, das Wesen <strong>Gottes</strong>so wi<strong>de</strong>rzuspiegeln, wie es Mose offenbart wor<strong>de</strong>n war. Die BitteMoses: „Lass mich <strong>de</strong>ine Herrlichkeit sehen!“ hatte <strong>de</strong>r Herr mit<strong>de</strong>r Verheißung beantwortet: „Ich will vor <strong>de</strong>inem Angesicht allmeine Güte vorübergehen lassen.“ (2. Mose 33,18.19) „Und <strong>de</strong>rHerr ging vor seinem Angesicht vorüber, und er rief aus: Herr,Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großerGna<strong>de</strong> und Treue, <strong>de</strong>r da Tausen<strong>de</strong>n Gna<strong>de</strong> bewahrt und vergibtMissetat, Übertretung und Sün<strong>de</strong>.“ (2. Mose 34,6.7) Diese Wesensmerkmaleerwartet Gott von seinem ganzen Volk. Ihr reinesHerz und gläubiger Lebenswan<strong>de</strong>l, ihr Einfühlungsvermögen undliebevolles Verständnis für an<strong>de</strong>re sollte es zum Ausdruck bringen:„Das Gesetz <strong>de</strong>s Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele.“(Psalm 19,8)Gott wollte durch die Ju<strong>de</strong>n alle Völker <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> segnen undihnen sein Licht zukommen lassen. Die Hei<strong>de</strong>n hatten infolge ihrerVerstrickung in die Sün<strong>de</strong> die Kenntnis von Gott verloren;<strong>de</strong>nnoch vernichtete Gott sie in seiner Gna<strong>de</strong> nicht, son<strong>de</strong>rn woll-232


BILDER VOM REICHE GOTTESte ihnen Gelegenheit geben, ihn durch seine Gemein<strong>de</strong> kennen zulernen. Durch das Vorbild seines Volkes plante er, das Ebenbild<strong>Gottes</strong> im Menschen wie<strong>de</strong>rherzustellen.Zu diesem Zweck rief Gott schon Abraham von seinen ungläubigenVerwandten fort und gab ihm <strong>de</strong>n Auftrag, sich im LandKanaan nie<strong>de</strong>rzulassen. „Und ich will dich zum großen Volk machenund will dich segnen und dir einen großen Namen machen,und du sollst ein Segen sein.“ (1. Mose 12,2)Die Nachkommen Abrahams, Jakob und seine Söhne, führteGott nach Ägypten, damit sie dort <strong>de</strong>m großen, gottlosen Volk dieGrundbegriffe und grundsätzlichen For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s <strong>Reiche</strong>s <strong>Gottes</strong>vorleben konnten. Tatsächlich wur<strong>de</strong> Joseph durch seine unta<strong>de</strong>ligeLebenshaltung und die Art und Weise, wie er <strong>de</strong>m ägyptischenVolk über die Hungersnot hinweghalf, zu einem EbenbildChristi. Genauso waren auch Mose und viele an<strong>de</strong>re aus seinemVolk treue Zeugen <strong>Gottes</strong>.Erneut offenbarte <strong>de</strong>r Herr seine Macht und Barmherzigkeit,als er die Israeliten aus Ägypten herausführte. Ihre wun<strong>de</strong>rbareBefreiung und die Erfahrung <strong>de</strong>r Gegenwart <strong>Gottes</strong> während ihrerWan<strong>de</strong>rung durch die Wüste sollten nicht nur ihr eigenesgeistliches Wachstum för<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn auch die umliegen<strong>de</strong>nVölker auf Gott aufmerksam machen. Der Herr erwies sich damitals <strong>de</strong>r Gott, <strong>de</strong>r über aller menschlichen Autorität und Größesteht. Die Zeichen und Wun<strong>de</strong>r an seinem Volk offenbarten seineMacht über die Natur und über alle, die diese anbeten. Gott straftedas stolze Ägypten, wie er in <strong>de</strong>n letzten Tagen die ganze Er<strong>de</strong>strafen wird.Durch Feuer und Sturm, Erdbeben und Tod rettete <strong>de</strong>r große„Ich bin“ sein Volk und führte es fort aus <strong>de</strong>m Land <strong>de</strong>r Sklaverei„durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangenund Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war“. Er ließ„Wasser aus <strong>de</strong>m harten Felsen hervorgehen“ (5. Mose 8,15) „undgab ihnen Himmelsbrot“ (Psalm 78,24). „Denn“, so sagte Mose,„<strong>de</strong>s Herrn Teil ist sein Volk, Jakob ist sein Erbe. Er fand ihn in<strong>de</strong>r Wüste, in <strong>de</strong>r dürren Einö<strong>de</strong> sah er ihn. Er umfing ihn undhatte acht auf ihn. Er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie einAdler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete233


BILDER VOM REICHE GOTTESer seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln.Der Herr allein leitete ihn und kein frem<strong>de</strong>r Gott war mitihm.“ (5. Mose 32,9-12) So rief Gott sein Volk zu sich, damit esunter seinem Schutz lebte.Christus führte die Israeliten während ihrer Wan<strong>de</strong>rungdurch die Wüste. Bei Tag durch die Wolkensäule und bei Nachtdurch die Feuersäule verhüllt, leitete und lenkte er sie. Er behütetesie vor <strong>de</strong>n Gefahren <strong>de</strong>r Wüste, brachte sie sicher ins verheißeneLand und machte sie vor allen Völkern, die nicht an ihnglaubten, zu seinem kostbarsten Besitz, zum Weinberg <strong>de</strong>sHerrn.Diesem Volk vertraute Gott seine Prophezeiungen an. Er gabihm sein Gesetz mit <strong>de</strong>n ewigen Grundsätzen <strong>de</strong>r Wahrheit, Gerechtigkeitund Reinheit. Die Gebote sollten die Kin<strong>de</strong>r Israel vor<strong>de</strong>r selbstzerstörerischen Sün<strong>de</strong> bewahren. Und wie <strong>de</strong>r Turm imWeinberg stand, so ließ Gott mitten im Land seinen heiligenTempel errichten.So wie Christus mit <strong>de</strong>m Volk Israel in <strong>de</strong>r Wüste gewesenwar, blieb er auch weiterhin ihr geistlicher Lehrer und Führer. In<strong>de</strong>r Stiftshütte wie im Tempel zeigte sich seine Herrlichkeit inGestalt <strong>de</strong>r heiligen Schechina über <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong>. Ununterbrochenzeigte er <strong>de</strong>n Israeliten <strong>de</strong>n Reichtum seiner Geduld undGna<strong>de</strong>.Gott wollte durch sein Volk gepriesen und verherrlicht wer<strong>de</strong>n.Er hatte <strong>de</strong>n Israeliten so viel geistlichen Segen zukommenlassen und ihnen nichts vorenthalten, was ihnen dabei helfenkonnte, ihm immer ähnlicher zu wer<strong>de</strong>n und somit sein Wesen<strong>de</strong>r Welt darzustellen.Wenn sie seinem Gesetz gehorchten, wollte er sie mehr als allean<strong>de</strong>ren Völker mit Wohlstand segnen. Der Herr, <strong>de</strong>r ihnen Weisheitund praktische Begabung schenken konnte, wollte auchweiterhin ihr Lehrer sein und durch seine Gebote ihr Wesen verfeinern.Ihr Gehorsam sollte sie vor <strong>de</strong>n Krankheiten bewahren,von <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>re Völker heimgesucht wur<strong>de</strong>n, und ihnen großegeistige Fähigkeiten schenken. <strong>Gottes</strong> Herrlichkeit, seine Majestätund Kraft sollten in ihrem Wohlergehen zum Ausdruck kommen.Der Herr schenkte ihnen als Volk von Priestern und Fürs-234


BILDER VOM REICHE GOTTESten alle Fähigkeiten, durch die sie zum be<strong>de</strong>utendsten Volk auf<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> hätten wer<strong>de</strong>n können.Durch Mose hatte Christus ihnen ganz klar <strong>de</strong>n Plan <strong>Gottes</strong>vorgelegt und ihnen auch die Bedingungen für <strong>de</strong>n in Aussichtgestellten Segen genannt: „Dich hat <strong>de</strong>r Herr, <strong>de</strong>in Gott, erwähltzum Volk <strong>de</strong>s Eigentums aus allen Völkern, die auf Er<strong>de</strong>n sind …So sollst du nun wissen, dass <strong>de</strong>r Herr, <strong>de</strong>in Gott, allein Gott ist,<strong>de</strong>r treue Gott, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendsteGlied hält <strong>de</strong>nen, die ihn lieben und seine Gebote halten… So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dirheute gebiete, dass du danach tust. Und wenn ihr diese Rechtehört und sie haltet und danach tut, so wird <strong>de</strong>r Herr, <strong>de</strong>in Gott,auch halten <strong>de</strong>n Bund und die Barmherzigkeit, wie er <strong>de</strong>inen Väterngeschworen hat, und wird dich lieben und segnen und mehren,und er wird segnen die Frucht <strong>de</strong>ines Leibes und <strong>de</strong>n Ertrag<strong>de</strong>ines Ackers, <strong>de</strong>in Getrei<strong>de</strong>, Wein und Öl, und das Jungvieh<strong>de</strong>iner Kühe und <strong>de</strong>iner Schafe in <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>, das er dir gebenwird, wie er <strong>de</strong>inen Vätern geschworen hat. Gesegnet wirst dusein vor allen Völkern … Der Herr wird von dir nehmen alle Krankheitund wird dir keine von all <strong>de</strong>n bösen Seuchen <strong>de</strong>r Ägypterauflegen.“ (5. Mose 7,6.9.11-15)Gott versprach, ihr Getrei<strong>de</strong> ge<strong>de</strong>ihen zu lassen, ihnen ausFelsen Honig fließen zu lassen und sie mit Wohlstand zu segnen,wenn sie seinen Geboten gehorchten. Er wollte ihnen ein langesLeben schenken und ihnen sein Heil erweisen.Wegen ihres Ungehorsams hatten Adam und Eva <strong>de</strong>n GartenE<strong>de</strong>n verloren. Die Sün<strong>de</strong> lastete als Fluch auf <strong>de</strong>r ganzen Er<strong>de</strong>.Doch wenn die Israeliten <strong>de</strong>n Anweisungen <strong>Gottes</strong> folgten, dannsollte ihr Land seine frühere Schönheit und Fruchtbarkeit zurückerhalten.Der Herr selbst sagte ihnen, wie sie <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nbestellen sollten, um mit seiner Hilfe <strong>de</strong>m ganzen Land seine ursprünglicheFruchtbarkeit zurückzugeben. Mithin wäre ihr Landunter <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>Gottes</strong> zum Anschauungsunterricht fürgeistliche Wahrheiten gewor<strong>de</strong>n. Wie nämlich die Er<strong>de</strong> in Übereinstimmungmit <strong>de</strong>n Naturgesetzen ihre Schätze hervorbringt,so spiegeln Menschen, die sich an <strong>Gottes</strong> Sittengesetz halten, seinWesen wi<strong>de</strong>r. Selbst die Hei<strong>de</strong>n sollten auf diese Weise die Über-235


BILDER VOM REICHE GOTTESlegenheit <strong>de</strong>rer erkennen, die <strong>de</strong>m lebendigen Gott dienen undihn anbeten.„Sieh“, sagte Mose, „ich hab euch gelehrt Gebote und Rechte,wie mir <strong>de</strong>r Herr, mein Gott, geboten hat, dass ihr danach tunsollt im Lan<strong>de</strong>, in das ihr kommen wer<strong>de</strong>t, um es einzunehmen.So haltet sie nun und tut sie! Denn dadurch wer<strong>de</strong>t ihr als weiseund verständig gelten bei allen Völkern, dass, wenn sie alle dieseGebote hören, sie sagen müssen: Ei, was für weise und verständigeLeute sind das, ein herrliches Volk! Denn wo ist so ein herrlichesVolk, <strong>de</strong>m ein Gott so nahe ist wie uns <strong>de</strong>r Herr, unser Gott,sooft wir ihn anrufen? Und wo ist so ein großes Volk, das so gerechteOrdnungen und Gebote hat wie dies ganze Gesetz, das icheuch heute vorlege?“ (5. Mose 4,5-8)Die Kin<strong>de</strong>r Israel sollten das ganze Gebiet einnehmen, das ihnen<strong>de</strong>r Herr zuwies, und alle Völker daraus vertreiben, die nichtbereit waren, ihn anzubeten und ihm zu dienen. Gott hatte abervor allem <strong>de</strong>n großen Wunsch, dass Menschen <strong>de</strong>n Weg zu ihmfin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n, wenn sie sein Wesen in seinem Volk erkannten.Die ganze Welt sollte die Einladung <strong>de</strong>s Evangeliums erhalten.Der Opferdienst hatte <strong>de</strong>n tieferen Sinn, Christus vor allen Völkernzu erhöhen, damit alle, die auf ihn schauten, das ewige Lebenhaben konnten. Wer <strong>de</strong>n Götzendienst aufgab und <strong>de</strong>n wahrenGott anbetete – wie Rahab, die Kanaaniterin, und Ruth, dieMoabiterin –, gehörte von da an zum auserwählten Volk. So sollteIsrael nach und nach wachsen, seine Grenzen immer mehr erweiternund schließlich die ganze Er<strong>de</strong> umfassen.Gott wollte alle Völker unter seine gütige Herrschaft bringenund die ganze Er<strong>de</strong> mit Frie<strong>de</strong>n und Freu<strong>de</strong> erfüllen. Der Menschwar ja dafür geschaffen wor<strong>de</strong>n, um glücklich zu sein, und Gottmöchte je<strong>de</strong>m Einzelnen himmlischen Frie<strong>de</strong>n schenken. Ermöchte so gern, dass die Familien hier auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ein Sinnbildfür die große himmlische Familie sind.Doch Israel richtete sich nicht nach <strong>Gottes</strong> Plänen. Der Herrerklärte: „Ich aber hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock,ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir <strong>de</strong>nn gewor<strong>de</strong>n zu einemschlechten, wil<strong>de</strong>n Weinstock?“ (Jeremia 2,21) Israel ist einüppig ranken<strong>de</strong>r Weinstock … Ihr Herz ist falsch.“ (Hosea 10,1)236


BILDER VOM REICHE GOTTES„Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas,zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehrtun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warumhat er <strong>de</strong>nn schlechte Trauben gebracht, während ich daraufwartete, dass er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, wasich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommenwer<strong>de</strong>n, dass er verwüstet wer<strong>de</strong>, und seine Mauer soll eingerissenwer<strong>de</strong>n, dass er zertreten wer<strong>de</strong>. Ich will ihn wüst liegen lassen,dass er nicht beschnitten noch gehackt wer<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn Distelnund Dornen darauf wachsen, und will <strong>de</strong>n Wolken gebieten,dass sie nicht darauf regnen. Des Herrn Zebaoth Weinberg aberist das Haus Israel … Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da warRechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei überSchlechtigkeit.“ (Jesaja 5,3-7)Der Herr hatte sein Volk durch Mose vor <strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>r Untreuegewarnt. Wenn sie <strong>de</strong>n Bund mit ihm nicht hielten, so wür<strong>de</strong>nsie damit je<strong>de</strong> Verbindung zu Gott, ihrer Lebensquelle, abbrechenund damit auch seinen Segen verlieren. „So hüte dichnun davor“, hatte Mose gewarnt, „<strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>inen Gott, zuvergessen, sodass du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte,die ich dir heute gebiete, nicht hältst. Wenn du nun gegessen hastund satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst und<strong>de</strong>ine Rin<strong>de</strong>r und Schafe und Silber und Gold und alles, was duhast, sich mehrt, dann hüte dich, dass <strong>de</strong>in Herz sich nicht überhebtund du <strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>inen Gott, vergisst … du könntestsonst sagen in <strong>de</strong>inem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hän<strong>de</strong>Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen … Wirst du aber<strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>inen Gott, vergessen und an<strong>de</strong>rn Göttern nachfolgenund ihnen dienen und sie anbeten, so bezeuge ich euch heute,dass ihr umkommen wer<strong>de</strong>t; eben wie die Hei<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>r Herrumbringt vor eurem Angesicht, so wer<strong>de</strong>t ihr auch umkommen,weil ihr nicht gehorsam seid <strong>de</strong>r Stimme <strong>de</strong>s Herrn, eures <strong>Gottes</strong>.“(5. Mose 8,11-14.17-20)Die Ju<strong>de</strong>n schlugen diese Warnung in <strong>de</strong>n Wind. Sie vergaßenGott und damit die großartige Aufgabe, ihn ihren Mitmenschennahe zu bringen. Was sie selbst an Gutem empfangen hatten,nützte daher <strong>de</strong>r Welt gar nichts, son<strong>de</strong>rn diente <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n nur237


BILDER VOM REICHE GOTTESdazu, sich selbst zu verherrlichen. Sie dachten gar nicht daran,Gott so zu gehorchen, wie er es von ihnen verlangte, und konnten<strong>de</strong>shalb we<strong>de</strong>r religiöse Führer noch Vorbild für an<strong>de</strong>re sein. Wiebei <strong>de</strong>n Menschen vor <strong>de</strong>r Sintflut war ihre ganze Denkweise undLebenshaltung gottlos. Ihr so genannter Glaube war eine Farce,wenn sie einerseits sagten: „Hier ist <strong>de</strong>s Herrn Tempel, hier ist<strong>de</strong>s Herrn Tempel, hier ist <strong>de</strong>s Herrn Tempel!“ (Jeremia 7,4), an<strong>de</strong>rerseitsaber von <strong>Gottes</strong> Wesen ein Zerrbild lieferten, seinemNamen Schan<strong>de</strong> machten und sein Heiligtum verunreinigten.Die Weingärtner, <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Herr die Verantwortung für seinenWeinberg übertragen hatte, rechtfertigten das in sie gesetzteVertrauen nicht. Priester und Lehrer <strong>de</strong>s Volkes hätten sie seinsollen, aber sie erwiesen sich als treulos, weil sie es versäumten,<strong>de</strong>n Menschen <strong>Gottes</strong> Güte und Gna<strong>de</strong> vor Augen zu malen undihnen zu sagen, dass dieser Gott einen Anspruch auf ihre Liebeund Mitarbeit hatte. Diesen Weingärtnern ging es nur um ihr eigenesAnsehen. Die Früchte <strong>de</strong>s Weingartens wollten sie alleingenießen, alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und sich verehrenlassen.Die jüdische Geistlichkeit machte sich auf an<strong>de</strong>re Weiseschuldig als <strong>de</strong>r durchschnittliche Sün<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn diese Männerwaren Gott in beson<strong>de</strong>rem Maß verpflichtet. Sie hatten gelobt,nichts an<strong>de</strong>res zu lehren als „So spricht <strong>de</strong>r Herr!“ und im täglichenLeben diesem Wort stets strikten Gehorsam zu zollen, dochin <strong>de</strong>r Praxis verdrehten sie die Heilige Schrift und erschwertendas Leben <strong>de</strong>r Menschen durch Vorschriften, die je<strong>de</strong>n Schritt regelten.Das Volk lebte <strong>de</strong>shalb in ständiger innerer Unruhe, <strong>de</strong>nnniemand konnte alle For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Schriftgelehrten erfüllen.So kam es schließlich dazu, dass selbst <strong>Gottes</strong> Gesetz nicht mehrwichtig genommen wur<strong>de</strong>, weil die Menschengebote sich als unerfüllbarerwiesen hatten.Der Herr hatte seinem Volk <strong>de</strong>utlich gesagt, dass er selbst <strong>de</strong>rEigentümer <strong>de</strong>s Weinbergs sei und dass es all seinen Besitz alsLeihgabe von ihm erhalten habe, um ihn zu seiner Ehre einzusetzen.Aber die Priester und Lehrer übten ihr Amt keineswegs in<strong>de</strong>m Bewusstsein aus, dass sie dabei <strong>Gottes</strong> Eigentum verwalteten.Systematisch setzten sie alle Fähigkeiten und Mittel, die <strong>de</strong>r238


BILDER VOM REICHE GOTTESHerr ihnen zur För<strong>de</strong>rung seines Werkes anvertraut hatte, nurzu ihrem eigenen Vorteil ein. Wegen ihrer Habgier wur<strong>de</strong>n siesogar von <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n verachtet, und diese bekamen dadurch einevöllig falsche Vorstellung von Gott und seinem Reich.Väterliche Geduld hatte Gott mit seinem Volk. Durch gewährteGna<strong>de</strong>ngeschenke und vorenthaltene Segnungen versuchte erinständig, ihr Herz zu bewegen. Mit großer Geduld wies er sie aufihre Sün<strong>de</strong>n hin und wartete darauf, dass sie ihre Schuld eingestehenwür<strong>de</strong>n. Er sandte Propheten und Boten, um die Weingärtneran seine Ansprüche zu erinnern; diese aber erhielten allesan<strong>de</strong>re als einen freundlichen Empfang, son<strong>de</strong>rn sie wur<strong>de</strong>nwie Fein<strong>de</strong> behan<strong>de</strong>lt und teilweise sogar verfolgt und getötet.Daraufhin schickte Gott neue Boten, aber auch <strong>de</strong>nen erging esnicht an<strong>de</strong>rs, im Gegenteil: Der Hass <strong>de</strong>r Weingärtner wur<strong>de</strong> mit<strong>de</strong>r Zeit nur noch größer.Als letzten Versuch sandte Gott schließlich seinen Sohn, weiler dachte: „Sie wer<strong>de</strong>n sich vor meinem Sohn scheuen.“ (Matthäus21,37) Doch ihr langer Wi<strong>de</strong>rstand hatte die Weingärtnerbösartig gemacht, und sie sagten zueinan<strong>de</strong>r: „Das ist <strong>de</strong>r Erbe;kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen!“(Matthäus 21,38) Dann wer<strong>de</strong>n wir in Zukunft <strong>de</strong>n Weinberg füruns allein haben und mit <strong>de</strong>m Ertrag machen können, was wirwollen.Die jüdische Geistlichkeit liebte Gott nicht. Diese Männer hattensich bewusst von <strong>de</strong>r Verbindung mit ihm abgeschnitten undgingen auf keinen seiner Versöhnungsversuche ein. Als Christuskam, <strong>de</strong>r geliebte Sohn <strong>Gottes</strong>, um seine Ansprüche auf <strong>de</strong>nWeinberg geltend zu machen, da zeigten ihm die Gärtner unverhohlenihre Verachtung und sagten: „Wir wollen nicht, dass dieserüber uns herrsche.“ (Lukas 19,14)Sie waren neidisch auf das ta<strong>de</strong>llose Wesen Christi und fürchtetenseinen Erfolg, weil er die Menschen viel besser ansprechenkonnte als sie. Hinzu kam, dass er ihnen Vorwürfe machte, ihreHeuchelei entlarvte und ihnen zu verstehen gab, wohin ihre Haltungsie führen wer<strong>de</strong>. Das alles erregte ihren Zorn aufs Äußerste.Es war für sie unerträglich, Vorwürfe anhören zu müssen, <strong>de</strong>nensie nichts entgegnen konnten. Das hohe I<strong>de</strong>al von Gerechtig-239


BILDER VOM REICHE GOTTESkeit, das Christus ihnen ständig vor Augen führte, war ihnen verhasst.Sie merkten, wie er durch das, was er sagte, ihre Selbstsuchtbloßstellte, und darum beschlossen sie, ihn zu töten. Seinebeispielhafte Wahrhaftigkeit, seine ehrliche Frömmigkeit undgeistliche Reife waren ihnen in höchstem Maß zuwi<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn dadurchwur<strong>de</strong> ihr eigener Egoismus entlarvt. Als schließlich für siedie entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Prüfung kam, in <strong>de</strong>r es um Gehorsam und ewigesLeben o<strong>de</strong>r Ungehorsam und ewigen Tod ging, da stellten siesich gegen <strong>de</strong>n Heiligen Israels.Vor die Wahl zwischen Christus und Barabbas gestellt,schrien sie: „Gib uns Barabbas los!“ (Lukas 23,18) Als Pilatus siefragte, was er <strong>de</strong>nn mit Jesus machen sollte, da riefen sie: „Lassihn kreuzigen!“ (Matthäus 27,22) „Spricht Pilatus zu ihnen: Sollich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wirhaben keinen König als <strong>de</strong>n Kaiser.“ (Johannes 19,15) Und alsPilatus sich schließlich die Hän<strong>de</strong> wusch und sagte: „Ich bin unschuldigan seinem Blut“, da stimmten die Priester in das Geschrei<strong>de</strong>s verblen<strong>de</strong>ten Pöbels mit ein: „Sein Blut komme überuns und unsere Kin<strong>de</strong>r!“ (Matthäus 27,24.25)Das also war die Wahl, die Israels Geistlichkeit traf. Sie wur<strong>de</strong>in das Buch eingetragen, das Johannes in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>ssensah, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Thron saß, und das kein Mensch öffnen konnte.In ihrer ganzen Rachsucht wird diese Entscheidung ihnen erneutvor Augen geführt wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>m Tag, wenn <strong>de</strong>r Löwe aus <strong>de</strong>mStamm Juda das Buch entsiegeln wird.Die Ju<strong>de</strong>n stellten sich gerne vor, <strong>Gottes</strong> Lieblinge zu sein,und <strong>de</strong>shalb glaubten sie, als seine Gemein<strong>de</strong> immer eine hoheStellung einnehmen zu müssen. Sie waren stolz darauf, NachkommenAbrahams zu sein, und betrachteten ihr Wohlergehenals eine Selbstverständlichkeit, an <strong>de</strong>r nichts auf <strong>de</strong>r Welt o<strong>de</strong>rim Himmel etwas än<strong>de</strong>rn konnte. Durch ihren Unglauben brachtensie aber selbst das Verdammungsurteil <strong>de</strong>s Himmels übersich und schnitten sich von <strong>de</strong>r Verbindung mit Gott ab.Nach<strong>de</strong>m Christus im Gleichnis <strong>vom</strong> Weinberg <strong>de</strong>n Priesternver<strong>de</strong>utlicht hatte, mit welcher Tat sie ihre Bosheit krönen wür<strong>de</strong>n,fragte er sie: „Wenn nun <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>s Weinbergs kommenwird, was wird er mit diesen Weingärtnern tun?“ Die Priester240


BILDER VOM REICHE GOTTEShatten <strong>de</strong>r Erzählung zwar mit Interesse zugehört, aber nichtgemerkt, dass sie selbst gemeint waren; <strong>de</strong>shalb antworteten siemit <strong>de</strong>m Volk: „Er wird <strong>de</strong>n Bösen ein böses En<strong>de</strong> bereiten undseinen Weinberg an<strong>de</strong>rn Weingärtnern verpachten, die ihm dieFrüchte zu rechter Zeit geben.“ (Matthäus 21,40.41)Damit hatten sie ihr eigenes Urteil gefällt. Jesus schaute siean, und unter seinem forschen<strong>de</strong>n Blick erkannten sie plötzlich,dass er die geheimsten Gedanken ihres Herzens lesen konnte.Göttlicher Glanz ging von ihm aus. Da merkten sie, dass sieselbst die Weingärtner waren, und sie riefen aus: „Das sei ferne!“(Lukas 20,16)Eindringlich und bekümmert fragte Jesus: „Habt ihr nie gelesenin <strong>de</strong>r Schrift: ,Der Stein, <strong>de</strong>n die Bauleute verworfen haben,<strong>de</strong>r ist zum Eckstein gewor<strong>de</strong>n. Vom Herrn ist das geschehen undist ein Wun<strong>de</strong>r vor unsern Augen‘? Darum sage ich euch: DasReich <strong>Gottes</strong> wird von euch genommen und einem Volk gegebenwer<strong>de</strong>n, das seine Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt,<strong>de</strong>r wird zerschellen; auf wen aber er fällt, <strong>de</strong>n wird er zermalmen.“(Matthäus 21,42-44)Christus hätte die Ju<strong>de</strong>n gern vor diesem Urteil bewahrt,wenn sie ihn angenommen hätten. Doch Neid und Eifersuchtmachten sie unversöhnlich. Sie waren fest gewillt, Jesus von Nazarethnicht als Messias anzuerkennen. Und weil sie damit dasLicht <strong>de</strong>r Welt verachteten, lebten sie von da an in Dunkelheit.Schließlich erfüllte sich ihr Schicksal, wie es ihnen vorausgesagtwor<strong>de</strong>n war. Ihr zügelloser Hass wur<strong>de</strong> ihnen zum Verhängnisund führte dazu, dass sie ihren eigenen Untergang heraufbeschworen.Mit ihrer störrischen Arroganz zogen sie <strong>de</strong>n Hass <strong>de</strong>r römischenEroberer auf sich. Jerusalem wur<strong>de</strong> zerstört, <strong>de</strong>r Tempel<strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n gleichgemacht und sein Standort regelrecht umgepflügt.Die Ju<strong>de</strong>n selbst kamen teils auf die schrecklichste Weiseum, teils wur<strong>de</strong>n sie – und zwar zu Millionen – als Sklaven inheidnische Län<strong>de</strong>r verkauft.Als Volk in seiner Gesamtheit hatten es die Ju<strong>de</strong>n versäumt,sich an <strong>Gottes</strong> Plan zu halten, und <strong>de</strong>shalb wur<strong>de</strong> ihnen <strong>de</strong>rWeinberg genommen. Die Vorrechte, die sie missbraucht, und die241


BILDER VOM REICHE GOTTESAufgaben, die sie nicht ernst genug genommen hatten, wur<strong>de</strong>nan<strong>de</strong>ren Menschen übertragen.242Die Gemein<strong>de</strong> unserer TageDas Gleichnis <strong>vom</strong> Weinberg bezieht sich aber nicht nur auf diejüdische Nation, son<strong>de</strong>rn hat auch uns etwas zu sagen. Gott hatseiner heutigen Gemein<strong>de</strong> große Vorrechte und Segnungen zukommenlassen und erwartet von ihr entsprechen<strong>de</strong> Gegenleistungen.Für einen hohen Preis wur<strong>de</strong>n wir freigekauft, und nur wennwir uns dieses große Opfer vor Augen halten, können wir überhauptverstehen, was damit für uns bewirkt wur<strong>de</strong>. Auf dieserEr<strong>de</strong>, die die Tränen und das Blut <strong>de</strong>s Sohnes <strong>Gottes</strong> aufgenommenhat, sollen die wertvollen Früchte <strong>de</strong>s Paradieses wachsenund im Leben <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> die überragen<strong>de</strong> Wahrheit seinesWortes zum Ausdruck kommen. Durch sein Volk will Christussein Wesen und die Grundsätze seines <strong>Reiche</strong>s <strong>de</strong>utlich sichtbarmachen.In <strong>de</strong>m Bestreben, Gott entgegenzuarbeiten, drängt Satan dieMenschen ständig, sich sein Prinzip <strong>de</strong>s Bösen zu Eigen zu machen.Das auserwählte Volk <strong>Gottes</strong> stellt er als eine Schar Irregeleiteterhin und beschuldigt als Verkläger <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r ausgerechnetdie Menschen, die sich <strong>de</strong>r Sache <strong>de</strong>r Gerechtigkeit verschriebenhaben. Gott aber möchte gern die Anschuldigungen Satansdadurch entkräften, dass er durch sein Volk zeigen lässt, wie sichGehorsam und richtige Grundsätze im praktischen Leben auswirken.Je<strong>de</strong>r einzelne Christ, je<strong>de</strong> Familie, je<strong>de</strong> Gemein<strong>de</strong> und auchje<strong>de</strong> christliche Institution soll <strong>de</strong>shalb <strong>Gottes</strong> Grundsätze hochhaltenund damit zeigen, was für die ganze Welt geschehen kann.Sie sollen Sinnbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r retten<strong>de</strong>n Kraft sein, die <strong>de</strong>n Wahrheiten<strong>de</strong>s Evangeliums innewohnt, und mithelfen, <strong>Gottes</strong> großenPlan mit <strong>de</strong>r Menschheit in die Tat umzusetzen.Die jüdische Geistlichkeit war stolz auf <strong>de</strong>n herrlichen Tempelund die eindrucksvollen Zeremonien <strong>de</strong>s <strong>Gottes</strong>dienstes, dochfehlte diesen Männern Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe


BILDER VOM REICHE GOTTESzu Gott. Ein prächtiger Tempel und prunkvolle <strong>Gottes</strong>dienstekonnten sie vor Gott nicht angenehm machen. Was <strong>de</strong>r Herrnämlich schätzt, das brachten sie ihm nicht dar: Herzens<strong>de</strong>mutund das Bewusstsein, Vergebung zu brauchen. Wo immer die wesentlichenGrundsätze <strong>de</strong>s <strong>Reiche</strong>s <strong>Gottes</strong> in Vergessenheit geraten,nehmen aufwendige Zeremonien überhand. Wo man nichtmehr an sich selbst arbeitet, wo innere Werte und schlichteFrömmigkeit gering geschätzt wer<strong>de</strong>n, da for<strong>de</strong>rn menschlicherStolz und Geltungsdrang prunkvolle <strong>Gottes</strong>häuser, aufwendige<strong>Gottes</strong>dienste und imposante Liturgien. Zu <strong>Gottes</strong> Ehre tragenwir damit nicht bei, er legt keinen Wert auf eine Religion <strong>de</strong>r Äußerlichkeiten.Deshalb ist auch <strong>de</strong>r Himmel bei solchen Schau-<strong>Gottes</strong>diensten nicht vertreten.Die wahre Gemein<strong>de</strong> dagegen ist in <strong>Gottes</strong> Augen überauskostbar – nicht weil sie äußerliche Vorzüge hätte, son<strong>de</strong>rn wegen<strong>de</strong>r aufrichtigen Frömmigkeit, die sie von <strong>de</strong>r Welt unterschei<strong>de</strong>t.Ihre Glie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n für ihn umso wertvoller, je mehr sie in <strong>de</strong>rErkenntnis Christi wachsen und in ihrem geistlichen Leben vorwärtskommen.Christus wartet so sehr darauf, die Früchte seines Weinberges,nämlich Heiligkeit und Selbstlosigkeit, ernten zu können. Erhält bei uns nach gütiger Liebe Ausschau. Die wertvollstenKunstwerke sind nichts im Vergleich zu <strong>de</strong>r Schönheit <strong>de</strong>s Wesens,die bei Christi Nachfolgern sichtbar wer<strong>de</strong>n soll. Der Gläubigelebt in einer Atmosphäre <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>; weil <strong>de</strong>r Heilige Geistsein Denken und Fühlen prägt, wird er zum Boten <strong>de</strong>s Lebens,und Gott kann seine Arbeit segnen.Eine Gemein<strong>de</strong> mag aus <strong>de</strong>n Ärmsten im Land bestehen undauf an<strong>de</strong>re überhaupt nicht anziehend wirken; wenn ihre Glie<strong>de</strong>raber das Wesen Christi haben, dann sind sie von himmlischerFreu<strong>de</strong> erfüllt. Engel nehmen an ihren Versammlungen teil, undalle loben und danken Gott aus vollem Herzen.Der Herr will, dass wir an<strong>de</strong>ren von seiner Güte und Machterzählen; unser Lob und Dank ehrt ihn. „Wer Dank opfert, <strong>de</strong>rpreiset mich“, sagt er (Psalm 50,23). Als das Volk Israel durch dieWüste zog, lobte es Gott mit heiligen Lie<strong>de</strong>rn. Man vertonte dieGebote und Verheißungen <strong>de</strong>s Herrn und sang sie während <strong>de</strong>r243


BILDER VOM REICHE GOTTESganzen Reise. Auch wenn die Israeliten später in Kanaan ihreheiligen Feste feierten, sprachen sie von <strong>Gottes</strong> wun<strong>de</strong>rbaremWirken und dankten und opferten ihm, wie er es wünschte. Mitihrer ganzen Lebensform sollten sie ihn loben, damit „man aufEr<strong>de</strong>n erkenne seinen Weg, unter allen Hei<strong>de</strong>n sein Heil“ (Psalm67,3).In unserer Zeit soll es nach <strong>Gottes</strong> Willen nicht an<strong>de</strong>rs sein.Die Menschen in <strong>de</strong>r Welt beten falsche Götter an. Es ist unsereAufgabe, sie von ihrem verkehrten Weg abzubringen – allerdingsnicht dadurch, dass wir auf diese Götzen schimpfen: Wir wollenetwas Besseres anbieten. Die Menschen sollen doch <strong>Gottes</strong> Güteerfahren. „Ihr seid meine Zeugen, spricht <strong>de</strong>r Herr, und ich binGott.“ (Jesaja 43,12)Der Herr möchte, dass wir seinen Erlösungsplan und das Vorrecht,seine Kin<strong>de</strong>r sein zu dürfen, zu schätzen wissen und ihmdafür in Dankbarkeit gehorsam sind. Als Wie<strong>de</strong>rgeborene sollenwir ihm je<strong>de</strong>n Tag freudig dienen. Er wartet auf unseren Dankdafür, dass unsere Namen im Lebensbuch <strong>de</strong>s Lammes stehenund wir mit allen Problemen zu <strong>de</strong>m kommen dürfen, <strong>de</strong>r für unssorgt. Er for<strong>de</strong>rt uns auf, fröhlich zu sein, <strong>de</strong>nn wir sind sein Erbteil,und die Gerechtigkeit Christi ist das weiße Gewand <strong>de</strong>r Heiligen.Wir haben die wun<strong>de</strong>rbare Hoffnung, dass unser Erlöserbald kommen wird.Gott aus vollem Herzen aufrichtig zu loben, ist genauso wichtigwie das Gebet. Lasst uns <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Welt und allen himmlischenWesen zeigen, wie sehr wir Gott dankbar sind für seinewun<strong>de</strong>rbare Liebe, die er für die gefallene Menschheit aufbringt,und dass wir von ihm noch größeren Segen erwarten. Viel mehrals bisher sollten wir von unseren Erfahrungen berichten. Wennwir nach einer beson<strong>de</strong>rs spürbaren Ausgießung <strong>de</strong>s HeiligenGeistes an<strong>de</strong>ren erzählen, wie wun<strong>de</strong>rbar und liebevoll Gott fürseine Kin<strong>de</strong>r sorgt, dann wer<strong>de</strong>n wir im Dienst für Gott nochmehr Freu<strong>de</strong> verspüren und auch erfolgreicher sein.Solch eine Haltung wird Satans Macht zurückdrängen und<strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>s Murrens und Klagens austreiben, wodurch <strong>de</strong>rVersucher an Bo<strong>de</strong>n verliert und die Gläubigen sich charakterlichso entwickeln können, dass sie einmal dafür geeignet sein wer-244


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>r neuen Er<strong>de</strong> zu leben. Die Wirkung auf an<strong>de</strong>re wirdnicht ausbleiben. Es gibt gar keine bessere Metho<strong>de</strong>, um Seelenfür Christus zu gewinnen.Lasst uns Gott im praktischen Dienst für ihn loben und allestun, was in unserer Kraft steht, um seinen Namen zu ehren. Gottgibt uns seine Gaben, damit wir davon an an<strong>de</strong>re weitergebenund auf diese Weise <strong>de</strong>r Welt eine Vorstellung von seinem Wesenvermitteln. Opfer und Gaben bil<strong>de</strong>ten einen wesentlichen Teil <strong>de</strong>sjüdischen Kultes. Die Israeliten wur<strong>de</strong>n dazu angehalten, <strong>de</strong>n zehntenTeil ihres gesamten Einkommens <strong>de</strong>m Dienst am Heiligtumzu weihen und außer<strong>de</strong>m Sündopfer, freiwillige Gaben und Dankopferdarzubringen. Auf diese Weise wur<strong>de</strong> damals <strong>de</strong>r Evangeliumsdienstunterhalten.Heute erwartet Gott von uns nicht weniger als damals vonseinem Volk. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit ihm Menschenfür die Ewigkeit zu retten, und dazu dienen nach <strong>Gottes</strong>Willen Zehnten, Opfer und Gaben. Gott beansprucht <strong>de</strong>n Zehntenals sein Eigentum, das wir nicht antasten dürfen, weil es in dieSchatzkammer <strong>de</strong>s Herrn gehört, damit sein Werk finanziertwer<strong>de</strong>n kann. Auch freiwillige Gaben und Dankopfer erbittetGott von uns, <strong>de</strong>nn nur so ist es möglich, dass das Evangelium bisin die entlegensten Gebiete <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> getragen wird.Dienst für Gott schließt aber auch <strong>de</strong>n persönlichen Einsatzmit ein. Wir sind dazu aufgerufen, eigenhändig mit Gott zusammenzuarbeiten,um die Welt zu retten. Der Auftrag Christi: „Gehthin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“, giltfür je<strong>de</strong>n seiner Nachfolger (Markus 16,15). Alle, die zum Lebenin Christus berufen sind, haben damit auch die Aufgabe, für dieErlösung ihrer Mitmenschen zu arbeiten. In enger Verbun<strong>de</strong>nheitmit Christus haben sie wie er <strong>de</strong>n großen Wunsch, für an<strong>de</strong>reda zu sein. Natürlich können nicht alle <strong>de</strong>nselben Platz imWerk <strong>Gottes</strong> einnehmen, aber Raum und Arbeit ist für alle da.Abraham, Isaak, und Jakob, Mose in seiner <strong>de</strong>mütigen Weisheitund Josua mit seinen vielen Fähigkeiten – sie alle stan<strong>de</strong>nim Dienst <strong>Gottes</strong>. Die Musik Mirjams, <strong>de</strong>r Mut und die FrömmigkeitDeborahs, die kindliche Anhänglichkeit Ruths, <strong>de</strong>r Gehorsamund die Treue Samuels, die Gewissenhaftigkeit Elias, <strong>de</strong>r245


BILDER VOM REICHE GOTTESbesänftigen<strong>de</strong> Einfluss Elisas – all das konnte Gott gebrauchen.Auch heute sind alle, die <strong>Gottes</strong> Segen erfahren haben, aufgerufen,sich in seinen Dienst zu stellen. Es gilt, alle Fähigkeiten einzusetzen,um <strong>Gottes</strong> Namen zu ehren und dazu beizutragen, dasssein Reich bald kommen kann.All die Menschen, die Christus als ihren persönlichen Heilan<strong>de</strong>rfahren haben, sind aufgerufen, die Wahrheit <strong>de</strong>s Evangeliumsund seine retten<strong>de</strong> Kraft im Leben öffentlich sichtbar wer<strong>de</strong>n zulassen. Gott verlangt von ihnen nichts, ohne gleichzeitig bei <strong>de</strong>rDurchführung mitzuhelfen. Die Gna<strong>de</strong> Christi befähigt sie dazu,alles zu tun, was Gott von ihnen wünscht, nämlich als sein Volk<strong>de</strong>n ganzen Reichtum <strong>de</strong>s Himmels zu offenbaren. „Darin wirdmein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und wer<strong>de</strong>tmeine Jünger“, sagt Christus (Johannes 15,8).Gott beansprucht die ganze Er<strong>de</strong> als seinen Weinberg. Mag siejetzt auch in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n Satans sein, so gehört sie doch alleinGott, <strong>de</strong>r sie geschaffen und erlöst hat. Christus starb für sie <strong>de</strong>nOpfertod: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seineneingeborenen Sohn gab.“ (Johannes 3,16) Durch diese eine Gabeerhalten die Menschen auch alle an<strong>de</strong>ren Gaben <strong>Gottes</strong>. Täglichempfängt die ganze Welt seinen Segen. Regen und Sonne, je<strong>de</strong>sBlatt, je<strong>de</strong> Pflanze, je<strong>de</strong> Frucht – sie alle zeigen uns, die wir oft soundankbar sind, <strong>Gottes</strong> Geduld und Liebe.Was aber sind unsere Gegenleistungen an <strong>de</strong>n großzügigenGeber? Wie reagieren wir auf <strong>Gottes</strong> For<strong>de</strong>rungen? Wem widmetdie breite Masse ihr ganzes Streben? Die meisten jagen doch nurnach Geld, Ansehen und Vergnügen in dieser Welt. Sie wollenreich wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m sie sich nicht nur gegenseitig, son<strong>de</strong>rn auchGott berauben. Was eigentlich ihm gehört, verwen<strong>de</strong>n sie für ihreegoistischen Interessen. Was sie nur zusammenraffen können,muss ihrer Habgier und Vergnügungssucht dienen.Die Welt ist heute in die gleiche Sün<strong>de</strong> verstrickt, die schondamals Israel ins Ver<strong>de</strong>rben stürzte: Undankbarkeit gegenüberGott, Missachtung seines Segens und egoistischer Missbrauchseiner Gaben.Diese Sün<strong>de</strong> brachte <strong>de</strong>n Zorn <strong>Gottes</strong> über Israel und wirdauch das Schicksal <strong>de</strong>r heutigen Welt besiegeln.246


BILDER VOM REICHE GOTTESAls Christus <strong>vom</strong> Ölberg aus auf die auserwählte Stadt schauteund weinte, da hatte er nicht nur das Schicksal Jerusalems vorAugen, son<strong>de</strong>rn auch die Vernichtung <strong>de</strong>r ganzen Welt. „Wenndoch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frie<strong>de</strong>n dient!Aber nun ist’s vor <strong>de</strong>inen Augen verborgen.“ (Lukas 19,42)„Zu dieser Zeit.“ Die Menschheitsgeschichte geht ihrem En<strong>de</strong>entgegen, die Zeit <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> ist bald vorüber. Schon braut sichdas Unwetter <strong>de</strong>s Gerichtes zusammen. Wer <strong>Gottes</strong> gnädigesEntgegenkommen verachtet, wird dann unvermittelt schnell un<strong>de</strong>ndgültig untergehen. Trotz<strong>de</strong>m schläft die Welt! Die Menschenwissen nicht, wie nahe ihnen die Zeit ihrer Heimsuchung ist.In welchem Zustand befin<strong>de</strong>t sich die Gemein<strong>de</strong> in diesen Tagenvor <strong>de</strong>m letzten Gericht? Wird sie <strong>de</strong>n Ansprüchen <strong>Gottes</strong> gerecht?Erfüllt sie ihren Auftrag, <strong>de</strong>r Welt eine Vorstellung von<strong>Gottes</strong> Wesen zu vermitteln? Weist sie die Menschen nachdrücklichauf die letzte gna<strong>de</strong>nvolle Warnung <strong>Gottes</strong> hin?Wie viele Menschen sind auf das Äußerste gefähr<strong>de</strong>t und stehenvor <strong>de</strong>m Abgrund! Und doch gibt es nur wenige NachfolgerChristi, die sich für sie verantwortlich fühlen! Das Schicksal <strong>de</strong>rWelt steht auf Messers Schnei<strong>de</strong>, aber das kümmert selbst jenekaum, die von sich behaupten, an die größte Wahrheit zu glauben,die Menschen jemals offenbart wor<strong>de</strong>n ist. Ihnen fehlt dieLiebe, die Christus dazu bewegte, seine himmlische Heimat zuverlassen und in unsere Wirklichkeit zu kommen, um als Mensch<strong>de</strong>n Menschen nahe zu sein und sie so zu Gott zu führen. DasVolk <strong>Gottes</strong> ist wie gelähmt und erkennt nicht das Gebot <strong>de</strong>rStun<strong>de</strong>.Als die Israeliten nach Kanaan kamen, richteten sie sich nichtnach <strong>de</strong>r Anweisung <strong>Gottes</strong>, das ganze Land in Besitz zu nehmen.Nach<strong>de</strong>m sie es teilweise erobert hatten, ließen sie sichvielmehr nie<strong>de</strong>r, um ihre Siege zu genießen. Ungläubig und bequemblieben sie in <strong>de</strong>n eroberten Gebieten, statt weiter vorzudringenund auch das übrige Land unter ihre Herrschaft zu bringen.Weil sie <strong>Gottes</strong> Befehl missachteten, kamen sie langsamimmer weiter von ihm ab und verhin<strong>de</strong>rten so selbst, dass ihnen<strong>de</strong>r verheißene Segen zuteil wur<strong>de</strong>. Begeht die Gemein<strong>de</strong> von heutenicht <strong>de</strong>n gleichen Fehler? Obwohl die ganze Welt das Evange-247


BILDER VOM REICHE GOTTESlium so dringend benötigt, bleiben viele Christen dort, wo sieselbst unangefochten ihres Glaubens leben können. Sie sehennicht ein, wie wichtig es ist, Neuland zu betreten und die Heilsbotschaftin alle Welt zu tragen. Sie verweigern sich <strong>de</strong>m AuftragChristi: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allerKreatur.“ Sind sie etwa weniger schuldig als damals die Israeliten?Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r nach seinen eigenen Worten ein Nachfolger Christisein will, wird vor <strong>de</strong>m ganzen Universum einer Prüfung unterzogen.Geringer Eifer und halbherzige Anstrengungen im Dienst<strong>Gottes</strong> sind dabei ein Zeichen für Untreue. Wer alles tut, was inseinen Kräften steht, braucht kein verdammen<strong>de</strong>s Urteil zufürchten; ist er mit ganzem Herzen bei <strong>de</strong>r Sache, dann kann ernoch viel mehr erreichen als bisher. Wir alle wissen ebenso gutwie die Welt, dass wir zu einem großen Teil unsere Haltung <strong>de</strong>rSelbstverleugnung und <strong>de</strong>s Kreuztragens verloren haben. Bei vielenwird einmal hinter ihrem Namen im Himmelsbuch stehen:nur genommen, nichts gegeben. Sie nennen sich zwar Christen,machen aber seinem Namen keine Ehre, weil sie die Schönheitseines Wesens nicht wi<strong>de</strong>rspiegeln.Viele stehen zwar auf <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>liste, lassen sich abernicht von Christus leiten. Sie befolgen we<strong>de</strong>r seine Anweisungen,noch dienen sie ihm. Deshalb kann Satan Macht über sie gewinnen.Sie tun nichts wirklich Gutes und richten auf diese Weiseunermesslichen Scha<strong>de</strong>n an. Weil ihr Einfluss an<strong>de</strong>re nicht zumLeben führt, gehen sie selbst <strong>de</strong>m Tod entgegen.Der Herr fragt: „Und ich sollte das an ihnen nicht heimsuchen?“(Jeremia 5,9) Weil die Kin<strong>de</strong>r Israel mit ihm nicht zusammenarbeitenwollten, wandte sich Gott von ihnen ab und an<strong>de</strong>renMenschen zu. Aber wird er die nicht ebenfalls verwerfen,wenn sie sich auch als untreu erweisen sollten?Im Gleichnis <strong>vom</strong> Weinberg sprach Christus die Weingärtnerschuldig. Sie hatten es abgelehnt, ihrem Herrn die Früchte seinesLan<strong>de</strong>s zu geben. Bei <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n war es die Geistlichkeit, die dasVolk in die Irre führte und damit Gott <strong>de</strong>n Dienst verweigerte,<strong>de</strong>n er for<strong>de</strong>rte. Es war ihre Schuld, dass fast das ganze VolkChristus ablehnte.248


BILDER VOM REICHE GOTTESChristus zeigte <strong>de</strong>utlich, dass das Gesetz <strong>Gottes</strong>, frei vonmenschlichen Zusätzen, die Richtschnur <strong>de</strong>s Gehorsams ist. Damitmachte er sich die Rabbis zu Fein<strong>de</strong>n, die ihre eigenen Lehrenhöher stellten als das Wort <strong>Gottes</strong> und so das Volk <strong>vom</strong> Gesetzabbrachten. Sie waren nicht gewillt, ihre menschlichen Vorschriftenabzuschaffen, damit man <strong>de</strong>n Weisungen <strong>Gottes</strong>gehorchen konnte. Auch um <strong>de</strong>r Wahrheit willen waren sie nichtbereit, auf Verstan<strong>de</strong>sdünkel und Beifall <strong>de</strong>r Menge zu verzichten.Als Christus <strong>de</strong>m Volk die Ansprüche <strong>Gottes</strong> vor Augen hielt,da stritten ihm die Priester und Ältesten das Recht ab, sich zwischensie und das Volk zu stellen. Seine Vorwürfe und Warnungenwollten sie nicht hören; vielmehr taten sie alles, um das Volkgegen ihn aufzuhetzen und ihn zu vernichten.Sie waren die eigentlich Verantwortlichen dafür, dass Christusnicht als Messias anerkannt wur<strong>de</strong>. Diese große Sün<strong>de</strong> einesganzen Volkes und das sich daraus ergeben<strong>de</strong> Unheil waren alsoin erster Linie <strong>de</strong>r Geistlichkeit zuzuschreiben.Sind heute nicht die gleichen Kräfte am Werk? Verfolgen nichtauch in unseren Tagen viele von <strong>Gottes</strong> Weingärtnern <strong>de</strong>n gleichenKurs wie die israelitischen Glaubensführer? Wie viele Geistlichegibt es doch, die die Menschen von <strong>de</strong>n klaren For<strong>de</strong>rungen<strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong> abbringen! Statt Gehorsam gegenüber <strong>de</strong>n Geboten<strong>Gottes</strong> propagieren sie <strong>de</strong>ren Übertretung. In vielen Kirchenwird von <strong>de</strong>r Kanzel gepredigt, dass <strong>Gottes</strong> Gesetze nichtmehr bin<strong>de</strong>nd seien. Menschliche Überlieferungen, Riten undBräuche stehen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Stolz und Selbstzufrie<strong>de</strong>nheit,weil man von Gott so reich gesegnet wor<strong>de</strong>n ist, nehmen überhand,während die Ansprüche <strong>Gottes</strong> einfach ignoriert wer<strong>de</strong>n.Wer das Gesetz <strong>Gottes</strong> als unwichtig abtut, ist sich nicht imKlaren über die Folgen seines Tuns. <strong>Gottes</strong> Gesetz spiegelt seinWesen wi<strong>de</strong>r und zeigt uns die Grundsätze seines <strong>Reiche</strong>s. Werdiese Grundsätze nicht anerkennen will, schnei<strong>de</strong>t sich selbst<strong>vom</strong> Strom <strong>de</strong>s göttlichen Segens ab.Nur im Gehorsam gegenüber <strong>de</strong>n Geboten <strong>Gottes</strong> sollten fürIsrael die ihm in Aussicht gestellten wun<strong>de</strong>rbaren VerheißungenWirklichkeit wer<strong>de</strong>n. Auch wir können nur dann <strong>de</strong>m Bild <strong>Gottes</strong>wie<strong>de</strong>r ähnlicher wer<strong>de</strong>n und seinen reichen Segen erfahren –249


BILDER VOM REICHE GOTTESSegen an uns selbst, im materiellen und geistlichen Bereich –,wenn wir Gott gehorsam sind.In <strong>de</strong>r geistlichen wie in <strong>de</strong>r natürlichen Welt ist Gehorsamgegenüber <strong>de</strong>m Gesetz <strong>Gottes</strong> die Voraussetzung dafür, dassFrüchte wachsen. Wer die Menschen lehrt, <strong>Gottes</strong> Gebote zumissachten, <strong>de</strong>r hin<strong>de</strong>rt sie daran, zu seiner Ehre Frucht zu tragen,und macht sich damit schuldig, weil er <strong>de</strong>m Herrn dieFrüchte seines Weinberges vorenthält.Im Auftrag <strong>Gottes</strong> kommen seine Boten zu uns und verlangenwie Christus, dass wir <strong>de</strong>m Wort <strong>de</strong>s Herrn gegenüber gehorsamsind. Sie weisen darauf hin, dass er Anspruch auf die Früchte <strong>de</strong>sWeinberges hat – die Früchte <strong>de</strong>r Liebe, Demut und Selbstaufopferung.Doch wer<strong>de</strong>n, wie damals die jüdische Geistlichkeit, nichtauch heute viele Weingärtner darüber zornig? Nutzen viele Theologenund Religionslehrer nicht ebenfalls all ihren Einfluss, umdas Volk gegen die For<strong>de</strong>rungen <strong>Gottes</strong> einzunehmen? Sie allenennt Gott untreue Mitarbeiter.Die ernste und feierliche Warnung <strong>Gottes</strong> an das alte Volk Israelsollte auch die Gemein<strong>de</strong> von heute und ihre Führung nach<strong>de</strong>nklichstimmen. Der Herr sagte über Israel: „Wenn ich ihmauch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so wer<strong>de</strong>n sie dochgeachtet wie eine frem<strong>de</strong> Lehre.“ (Hosea 8,12) Der Geistlichkeitwarf er vor: „Mein Volk ist dahin, weil es ohne Erkenntnis ist.Denn du hast die Erkenntnis verworfen; darum will ich dich auchverwerfen, dass du nicht mehr mein Priester sein sollst. Du vergisstdas Gesetz <strong>de</strong>ines <strong>Gottes</strong>; darum will auch ich <strong>de</strong>ine Kin<strong>de</strong>rvergessen.“ (Hosea 4,6)Wer<strong>de</strong>n die Warnungen <strong>Gottes</strong> unbeachtet bleiben, die Gelegenheiten,ihm zu dienen, nicht genutzt wer<strong>de</strong>n? Sollen Spott <strong>de</strong>rUngläubigen, intellektueller Hochmut und Anpassung an weltlicheSitten und an <strong>de</strong>n Zeitgeist die Nachfolger Christi daran hin<strong>de</strong>rn,ihrem Herrn zu dienen? Wer<strong>de</strong>n sie <strong>Gottes</strong> Wort verwerfen,wie die jüdische Geistlichkeit Christus ablehnte? Wir wissen nurzu gut, was die Sün<strong>de</strong> Israels für Folgen hatte. Wird die Gemein<strong>de</strong>unserer Tage es sich zur Warnung dienen lassen?„Wenn aber nun einige von <strong>de</strong>n Zweigen ausgebrochen wur<strong>de</strong>nund du, <strong>de</strong>r du ein wil<strong>de</strong>r Ölzweig warst, in <strong>de</strong>n Ölbaum einge-250


BILDER VOM REICHE GOTTESpfropft wor<strong>de</strong>n bist und teilbekommen hast an <strong>de</strong>r Wurzel und<strong>de</strong>m Saft <strong>de</strong>s Ölbaums, so rühme dich nicht gegenüber <strong>de</strong>n Zweigen.Rühmst du dich aber, so sollst du wissen, dass nicht du dieWurzel trägst, son<strong>de</strong>rn die Wurzel trägt dich. Nun sprichst du:Die Zweige sind ausgebrochen wor<strong>de</strong>n, damit ich eingepfropftwür<strong>de</strong>. Ganz recht! Sie wur<strong>de</strong>n ausgebrochen um ihres Unglaubenswillen; du aber stehst fest durch <strong>de</strong>n Glauben. Sei nichtstolz, son<strong>de</strong>rn fürchte dich! Hat Gott die natürlichen Zweige nichtverschont, wird er dich doch wohl auch nicht verschonen.“ (Römer11,17-21)251


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 24Ohne hochzeitliches KleidDas Gleichnis <strong>vom</strong> hochzeitlichen Kleid hat uns etwas beson<strong>de</strong>rsWichtiges zu sagen. Die Hochzeit steht für die Vereinigung <strong>de</strong>rMenschheit mit Gott; das hochzeitliche Kleid symbolisiert <strong>de</strong>nCharakter, <strong>de</strong>n je<strong>de</strong>r haben muss, <strong>de</strong>r als Gast an <strong>de</strong>r Hochzeitteilnehmen möchte.Wie im Gleichnis <strong>vom</strong> großen Abendmahl, so wird uns auchhier gezeigt, wie das jüdische Volk die Evangeliumseinladung zurückwiesund daraufhin die Hei<strong>de</strong>n eingela<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Das vorliegen<strong>de</strong>Gleichnis zeigt allerdings noch viel <strong>de</strong>utlicher das beleidigen<strong>de</strong>Verhalten <strong>de</strong>r zuerst gela<strong>de</strong>nen Gäste, aber auch ihreharte Bestrafung. Die Einladung wird von einem König ausgesprochen,also von jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r das Recht hat zu befehlen. Sieist eine hohe Ehre, die aber offensichtlich niemand zu schätzenweiß. Man verachtet die Autorität <strong>de</strong>s Königs. Während die Einladung<strong>de</strong>s Hausherrn im an<strong>de</strong>ren Gleichnis nur gleichgültig aufgenommenwur<strong>de</strong>, wer<strong>de</strong>n die Knechte <strong>de</strong>s Königs verspottet,verachtet und sogar getötet.Als <strong>de</strong>r Hausvater merkte, dass man seine Einladung leichtfertigablehnte, begnügte er sich damit zu erklären, dass keiner<strong>de</strong>r Eingela<strong>de</strong>nen jemals wie<strong>de</strong>r sein Gast sein sollte. Doch wer<strong>de</strong>n König beleidigt, muss mit einer schwereren Strafe rechnen:Er „schickte seine Heere aus und brachte diese Mör<strong>de</strong>r um undzün<strong>de</strong>te ihre Stadt an“ (Matthäus 22,7).In bei<strong>de</strong>n Gleichnissen erscheinen schließlich doch noch Gästeauf <strong>de</strong>m Fest; aber das zweite zeigt, dass sie sich alle erst daraufvorbereiten mussten. Wer das versäumt hat, wird hinausgewor-252


BILDER VOM REICHE GOTTESfen. „Da ging <strong>de</strong>r König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sahda einen Menschen, <strong>de</strong>r hatte kein hochzeitliches Gewand an,und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommenund hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte.Da sprach <strong>de</strong>r König zu seinen Dienern: Bin<strong>de</strong>t ihm dieHän<strong>de</strong> und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wirdHeulen und Zähneklappern sein.“ (Matthäus 22,11-13)Die Jünger Christi hatten zum Fest eingela<strong>de</strong>n. Der Herr hattezuerst die Zwölf und danach die Siebzig hinausgeschickt, dieverkündigten, dass das Reich <strong>Gottes</strong> nahe sei. Sie riefen die Menschendazu auf, Buße zu tun und an das Evangelium zu glauben.Doch man schenkte ihnen kaum Gehör. Die Einladung wur<strong>de</strong>nicht angenommen. Deshalb schickte <strong>de</strong>r Herr seine Knechtenoch einmal aus mit <strong>de</strong>r Botschaft: „Siehe, meine Mahlzeit habeich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet,und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!“ (Matthäus 22,4)Das wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Volk Israel nach <strong>de</strong>r Kreuzigung Christi verkün<strong>de</strong>t.Aber die Ju<strong>de</strong>n, die sich rühmten, <strong>Gottes</strong> auserwähltesVolk zu sein, wiesen das Evangelium, das ihnen in <strong>de</strong>r Kraft <strong>de</strong>sHeiligen Geistes gebracht wur<strong>de</strong>, von sich. Viele taten das vollerVerachtung; an<strong>de</strong>re gerieten <strong>de</strong>rmaßen in Zorn über das Angebot<strong>Gottes</strong>, sie zu erretten und ihnen ihre Sün<strong>de</strong>n zu vergeben, dasssie gegen die Träger <strong>de</strong>r Botschaft tätlich wur<strong>de</strong>n. „Es erhob sichaber … eine große Verfolgung über die Gemein<strong>de</strong> in Jerusalem.“(Apostelgeschichte 8,1)Viele Männer und Frauen kamen ins Gefängnis, und einigeBoten <strong>de</strong>s Herrn, wie zum Beispiel Stephanus und Jakobus,mussten sogar ihr Leben lassen.Damit zeigten die Israeliten endgültig, dass sie die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong>ablehnten. Die Folge davon hatte Christus ihnen bereits imGleichnis vorhergesagt: „Der König … schickte seine Heere ausund brachte diese Mör<strong>de</strong>r um und zün<strong>de</strong>te ihre Stadt an.“ DiesesUrteil wur<strong>de</strong> schließlich an <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n vollstreckt: Jerusalemwur<strong>de</strong> zerstört und das Volk in alle Welt zerstreut.Die dritte Einladung zum Fest symbolisiert die Verkündigung<strong>de</strong>s Evangeliums unter <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n. Der König sagte: „Die Hochzeitist zwar bereit, aber die Gäste waren’s nicht wert. Darum253


BILDER VOM REICHE GOTTESgeht hinaus auf die Straßen und la<strong>de</strong>t zur Hochzeit ein, wen ihrfin<strong>de</strong>t.“ (Matthäus 22,8.9)„Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachtenzusammen, wen sie fan<strong>de</strong>n, Böse und Gute.“ (Matthäus 22,10)Es wur<strong>de</strong> also eine recht gemischte Gesellschaft. Manche hattenvor <strong>de</strong>m Gastgeber auch nicht mehr Respekt als jene, die vorherabgesagt hatten. Die zuerst Eingela<strong>de</strong>nen hatten gemeint, siekönnten es sich nicht leisten, nur wegen <strong>de</strong>s königlichen Mahlsauf weltliche Vorteile zu verzichten. Einige von <strong>de</strong>nen, die danntatsächlich zu <strong>de</strong>m Bankett erschienen, wollten nur aus Egoismusteilnehmen, um einmal gut speisen zu können. Sie dachtenaber nicht daran, <strong>de</strong>n König zu ehren.Als <strong>de</strong>r König hereinkam und sich die Gäste ansah, durchschauteer sofort je<strong>de</strong>n Einzelnen von ihnen. Je<strong>de</strong>m hatte er festlicheKleidung geschenkt. Wer sie trug, zeigte damit, dass er <strong>de</strong>nGastgeber achtete. Nun war da auch ein Mann, <strong>de</strong>r seine Alltagskleidunganhatte. Er war nicht daran interessiert gewesen,sich in <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rten Weise auf das Fest vorzubereiten, undverschmähte die kostbare Kleidung <strong>vom</strong> König. Damit beleidigteer seinen Herrn! Als <strong>de</strong>r König ihn fragte: „Freund, wie bist duhier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewandan?“, da wusste er keine Antwort. So verurteilte er sich selbst.„Da sprach <strong>de</strong>r König zu seinen Dienern: Bin<strong>de</strong>t ihm die Hän<strong>de</strong>und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus!“Wenn <strong>de</strong>r König im Gleichnis die Gäste prüfend ansieht, sobe<strong>de</strong>utet dies Gericht. Die Gäste beim Evangeliumsfest sind dieMenschen, die von sich behaupten, Gott zu dienen, und <strong>de</strong>renNamen im Buch <strong>de</strong>s Lebens verzeichnet sind. Aber nicht alle sindwahre Christen. Ehe die endgültige Belohnung ausgeteilt wer<strong>de</strong>nkann, muss erst festgestellt wer<strong>de</strong>n, wer wirklich dafür geeignetist, am Erbe <strong>de</strong>r Gerechten Anteil zu haben. Die Entscheidungdarüber muss vor <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkunft Christi in <strong>de</strong>n Wolken <strong>de</strong>sHimmels getroffen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn dann wird er kommen, „einemje<strong>de</strong>n zu geben, wie seine Werke sind“ (Offenbarung 22,12). Schonvor Jesu Kommen wird also von je<strong>de</strong>m Menschen feststehen, „wieseine Werke sind“, und <strong>de</strong>mentsprechend wird auch je<strong>de</strong>r NachfolgerChristi seinen Lohn erhalten.254


BILDER VOM REICHE GOTTESWährend die Menschen noch hier auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> leben, fin<strong>de</strong>tim Himmel das Untersuchungsgericht statt. Alle, die seine Nachfolgersein wollen, beurteilt Christus nach <strong>de</strong>m, was in <strong>de</strong>n Lebensbüchernüber sie festgehalten ist. Nach ihren Taten entschei<strong>de</strong>tsich dann ihr Schicksal.Das hochzeitliche Kleid im Gleichnis symbolisiert das reineHerz, das Christi Nachfolger auszeichnet. Die Gemein<strong>de</strong> kannsich „mit schönem reinem Leinen“ klei<strong>de</strong>n, und braucht keine„Flecken o<strong>de</strong>r Runzel“ zu haben. „Das Leinen aber ist die Gerechtigkeit<strong>de</strong>r Heiligen.“ (Offenbarung 19,8; Epheser 5,27) Die GerechtigkeitChristi, also sein in je<strong>de</strong>r Weise vollkommenes Wesen,wird durch <strong>de</strong>n Glauben allen verliehen, die ihn als ihren persönlichenHeiland annehmen.Die ersten Menschen trugen dieses weiße Gewand <strong>de</strong>r Unschuld,als Gott sie im Garten E<strong>de</strong>n ansie<strong>de</strong>lte. Sie lebten in völligerÜbereinstimmung mit <strong>de</strong>m Willen <strong>Gottes</strong> und liebten ihrenhimmlischen Vater von ganzem Herzen. Ein wun<strong>de</strong>rbar sanftesLicht, das Licht <strong>Gottes</strong>, umhüllte das erste Menschenpaar. DiesesLichtkleid war ein Symbol ihrer Unschuld und hätte sie auchweiterhin beklei<strong>de</strong>t, wenn sie Gott treu geblieben wären. Dochdurch <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>nfall lösten sie ihre Verbindung zu Gott, unddamit verschwand auch sein Licht, das sie umgeben hatte. Nacktund beschämt versuchten sie das verlorene Himmelskleid durcheinen Schurz aus Feigenblättern zu ersetzen.Genau dies haben alle, die <strong>Gottes</strong> Gebote nicht halten wollen,seit <strong>de</strong>n Tagen Adams und Evas immer wie<strong>de</strong>r getan. Sie flechtenFeigenblätter zusammen – im übertragenen Sinn –, um ihreNacktheit, also die Folgen ihrer Sün<strong>de</strong>, zu verstecken. Sie tragenselbstgefertigte Gewän<strong>de</strong>r – das heißt, durch eigene Werke wollensie ihre Sün<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>cken, um von Gott wie<strong>de</strong>r angenommenzu wer<strong>de</strong>n. Doch das wird ihnen nie gelingen. Keine Erfindung<strong>de</strong>r Menschen kann das verloren gegangene Kleid <strong>de</strong>r Unschul<strong>de</strong>rsetzen. Kein Schurz aus Feigenblättern, kein Kleidungsstückdieser Welt wird von <strong>de</strong>nen getragen wer<strong>de</strong>n, die einmal mitChristus und <strong>de</strong>n Engeln am himmlischen Hochzeitsmahl teilnehmen.Nur das Gewand, das Christus selbst für uns bereithält,berechtigt uns, vor Gott zu erscheinen. Mit diesem Kleid seiner255


BILDER VOM REICHE GOTTESeigenen Gerechtigkeit will Christus je<strong>de</strong>n bußfertigen, gläubigenMenschen anziehen. „Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst …und weiße Klei<strong>de</strong>r, damit du sie anziehst und die Schan<strong>de</strong> <strong>de</strong>inerBlöße nicht offenbar wer<strong>de</strong>.“ (Offenbarung 3,18)Ein solches himmlisches Gewand enthält nicht einen Fa<strong>de</strong>nmenschlicher Erfindung. Als Christus Mensch war, entwickelteer einen vollkommenen Charakter, an <strong>de</strong>m wir nun teilhaben sollen.„Alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid.“ (Jesaja64,5)Was wir aus eigener Kraft tun, ist von Sün<strong>de</strong> gezeichnet. Doch<strong>de</strong>r Sohn <strong>Gottes</strong> wur<strong>de</strong> Mensch, „damit er – <strong>de</strong>r ohne je<strong>de</strong> Sün<strong>de</strong>ist – uns von unseren Sün<strong>de</strong>n befreit“. Sündigen heißt: „<strong>Gottes</strong>Gebote missachten“ (1. Johannes 3,5.4 Hfa). Christus aber gehorchteallen For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Gesetzes; er konnte von sich sagen:„Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und <strong>de</strong>in Gesetz habich in meinem Herzen.“ (Psalm 40,9)Als er auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> lebte, for<strong>de</strong>rte er seine Jünger auf, seineGebote zu halten, „wie ich meines Vaters Gebote halte“ (Johannes15,10). Durch seinen vollkommenen Gehorsam zeigte er, dass esje<strong>de</strong>m Menschen möglich ist, nach <strong>Gottes</strong> Gesetz sein Leben zugestalten. Wenn wir uns Christus ausliefern, schlägt unser Herzwie das seine, unser Wille geht in seinem Willen auf, unsere Gedankenrichten sich ganz auf ihn und er selbst lebt in uns. Dannsind wir wirklich mit <strong>de</strong>m Gewand <strong>de</strong>r Gerechtigkeit beklei<strong>de</strong>t,und wenn uns <strong>de</strong>r Herr anschaut, sieht er nicht <strong>de</strong>n Schurz ausFeigenblättern, nicht die hässliche Nacktheit <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rnsein eigenes Kleid <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, nämlich vollkommenen Gehorsamgegenüber seinen Geboten.Der König prüft seine Festgäste sehr genau. Eingang bei ihmfin<strong>de</strong>n sie nur, wenn sie seinen Vorschriften entsprechend festlicheKleidung tragen. Den Gästen beim Evangeliumsfest ergeht esnicht an<strong>de</strong>rs. Der große König sieht sich je<strong>de</strong>n einzeln an, undnur jene wer<strong>de</strong>n angenommen, die das Gewand <strong>de</strong>r GerechtigkeitChristi angelegt haben.Gerechtigkeit heißt, das Richtige zu tun. Je<strong>de</strong>r wird also nachseiner Handlungsweise, die ja ein Spiegel seines Charakters ist,gerichtet wer<strong>de</strong>n. Unser Leben zeigt, ob unser Glaube echt ist.256


BILDER VOM REICHE GOTTESEs genügt nicht, davon überzeugt zu sein, dass Jesus kein Betrügerwar und die Bibel keine raffiniert ausgedachte Geschichteist. Selbst wenn wir glauben, dass allein Christus die Menschenerretten kann, so be<strong>de</strong>utet das noch keineswegs, dass wir ihnauch im Glauben zu unserem persönlichen Heiland gemacht haben.Es genügt nicht, <strong>de</strong>r Wahrheit zuzustimmen, sich zu Christuszu bekennen und in die Gemein<strong>de</strong>liste eingetragen zu sein.„Und wer seine Gebote hält, <strong>de</strong>r bleibt in Gott und Gott in ihm.Und daran erkennen wir, dass er in uns bleibt: an <strong>de</strong>m Geist, <strong>de</strong>ner uns gegeben hat.“ (1. Johannes 3,24) „Und daran merken wir,dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.“ (1. Johannes2,3) Das ist <strong>de</strong>r Beweis dafür, dass wir wirklich bekehrt sind. UnserGlaubensbekenntnis ist nämlich ohne Be<strong>de</strong>utung, wenn wirChristus nicht durch Werke <strong>de</strong>r Gerechtigkeit offenbaren.Wir müssen so von <strong>de</strong>r Wahrheit erfüllt sein, dass sie unserganzes Denken und Fühlen, unser Herz und Wesen prägt. DasWort <strong>Gottes</strong> soll sich auf unseren Alltag ohne Abstriche auswirkenkönnen.Wer am Wesen <strong>Gottes</strong> teilhat, <strong>de</strong>r lebt in Übereinstimmungmit seinem Gesetz, <strong>de</strong>m großen Maßstab <strong>de</strong>r Gerechtigkeit. Anihm wird Gott im Gericht die Handlungsweise je<strong>de</strong>s Menschenund seinen Charakter messen.Viele vertreten die Ansicht, beim Tod Christi sei das Gesetzabgeschafft wor<strong>de</strong>n, aber damit stellen sie sich in Wi<strong>de</strong>rspruch zuChristi eigenen Worten: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommenbin, das Gesetz o<strong>de</strong>r die Propheten aufzulösen … Bis Himmelund Er<strong>de</strong> vergehen, wird nicht vergehen <strong>de</strong>r kleinste Buchstabenoch ein Tüpfelchen <strong>vom</strong> Gesetz ...“ (Matthäus 5,17.18) Gera<strong>de</strong>weil die Menschen das Gesetz übertreten hatten, starbChristus <strong>de</strong>n Opfertod. Das wäre aber unnötig gewesen, wennman das Gesetz hätte än<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r abschaffen können. Währendseines ganzen Lebens auf dieser Er<strong>de</strong> hielt Christus das Gesetz<strong>Gottes</strong> hoch, durch seinen Tod bestätigte und erfüllte er es. Er opfertesein Leben nicht, um <strong>Gottes</strong> Gesetz aufzulösen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssenFor<strong>de</strong>rungen herunterzuschrauben, son<strong>de</strong>rn um <strong>de</strong>r GerechtigkeitGenüge zu tun und zu zeigen, dass dieses Gesetz für immerunverän<strong>de</strong>rlich ist.257


BILDER VOM REICHE GOTTESSatan hatte damals die Behauptung aufgestellt, dass es für<strong>de</strong>n Menschen völlig unmöglich sei, die Gebote <strong>Gottes</strong> zu befolgen.Tatsächlich sind wir dazu aus eigener Kraft auch nicht imStan<strong>de</strong>. Doch Christus wur<strong>de</strong> Mensch, um uns durch seinen vorbildlichenGehorsam zu zeigen, dass auch wir mit <strong>Gottes</strong> Hilfedas Gesetz halten können.„Wie viele ihn aber aufnahmen, <strong>de</strong>nen gab er Macht, <strong>Gottes</strong>Kin<strong>de</strong>r zu wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen, die an seinen Namen glauben.“ (Johannesl,12) Diese Macht hat keinen menschlichen Ursprung; siekommt von Gott. Wer Christus annimmt, <strong>de</strong>m wird auch dieKraft gegeben, nach seinem Vorbild zu leben.Gott möchte, dass seine Kin<strong>de</strong>r vollkommen sind. Das Gesetzspiegelt sein Wesen wi<strong>de</strong>r und ist gleichzeitig <strong>de</strong>r ewig gültigeMaßstab für unseren eigenen Charakter, sodass kein Zweifeldarüber bestehen kann, welche Art von Menschen Gott in seinemReich haben will. Christus richtete sein Leben auf dieser Er<strong>de</strong>ganz nach <strong>de</strong>m Gesetz <strong>Gottes</strong> aus. Wer also wie Christus lebenwill, wird wie er auch <strong>de</strong>n Geboten <strong>Gottes</strong> gehorsam sein. SolchenMenschen kann <strong>de</strong>r Herr sein Vertrauen schenken und sie einmalin <strong>de</strong>r himmlischen Familie willkommen heißen. Beklei<strong>de</strong>tmit <strong>de</strong>m herrlichen Gewand <strong>de</strong>r Gerechtigkeit Christi, wer<strong>de</strong>n sieam Fest <strong>de</strong>s Königs teilnehmen, <strong>de</strong>nn sie haben ihre Klei<strong>de</strong>r imBlut Christi gewaschen (Offenbarung 7,14).Der Mann, <strong>de</strong>r in seiner Alltagskleidung zum Fest kam, stehtfür viele Zeitgenossen, die sich zwar zu Christus bekennen unddie angenehmen Seiten <strong>de</strong>s Evangeliums in Anspruch nehmenmöchten, es an<strong>de</strong>rerseits aber nicht für nötig halten, sich zu än<strong>de</strong>rn.Sie wissen we<strong>de</strong>r, was es heißt, Buße zu tun, noch ist ihnenbewusst, wie sehr sie Christus brauchen und im Glauben an ihnnoch wachsen müssen. Deshalb bemühen sie sich auch nicht, ihreererbten und anerzogenen Neigungen zur Sün<strong>de</strong> zu überwin<strong>de</strong>n.Mit sich selbst vollauf zufrie<strong>de</strong>n, verlassen sie sich lieber auf ihreeigenen Verdienste als auf Christus. Sie haben zwar die Evangeliumseinladunggehört, kommen aber zur Hochzeit, ohne die GerechtigkeitChristi angezogen zu haben.Viele bezeichnen sich als Christen, die man eher moralischhochstehen<strong>de</strong> Humanisten nennen könnte. Vom Wirken <strong>de</strong>s Hei-258


BILDER VOM REICHE GOTTESligen Geistes halten sie nicht viel und verzichten damit gera<strong>de</strong>auf die Gabe, die sie allein dazu befähigen wür<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Welt eineVorstellung <strong>vom</strong> Wesen Christi zu vermitteln. Sie sind also keineTäter <strong>de</strong>s Wortes. Nur noch schwach kann man in ihrem Lebendie göttlichen Grundsätze erkennen, die einen Christen eigentlich<strong>vom</strong> Nichtchristen unterschei<strong>de</strong>n.Die Nachfolger Christi sind nicht länger ein beson<strong>de</strong>res Volk,das sich <strong>de</strong>utlich abgrenzt. Die Grenze ist fließend gewor<strong>de</strong>n. Immermehr so genannte Christen ordnen sich For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>rWelt unter und schwimmen mit <strong>de</strong>m Strom. Die Kirche hat sichdurch Übertretung <strong>de</strong>s Gesetzes <strong>Gottes</strong> immer mehr <strong>de</strong>r Welt angepasst,obwohl sie doch die Ungläubigen durch ihren vorbildlichenGehorsam hätte zu Jesus führen sollen. Täglich neu fin<strong>de</strong>tdiese Hinwendung zur Welt in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> statt.Sie alle leben in <strong>de</strong>m Glauben, durch <strong>de</strong>n Opfertod Christi errettetzu sein. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite hält es keiner von ihnen fürnötig, so selbstlos wie Christus zu wer<strong>de</strong>n. Sie re<strong>de</strong>n viel von <strong>de</strong>rGna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> und geben sich gern <strong>de</strong>n Anschein von Gerechtigkeit,um ihre schwachen Seiten zu verbergen; doch all dies wirdihnen im letzten Gericht nichts nützen.Die Gerechtigkeit Christi be<strong>de</strong>ckt keine Sün<strong>de</strong>, an <strong>de</strong>r wir bewusstfestgehalten haben. Wenn sich jemand nach außen hinnichts zu Schul<strong>de</strong>n kommen lässt, mag er vor <strong>de</strong>r Welt als rechtschaffengelten, obwohl er vielleicht in seinem Herzen ein Gesetzesbrecherist. Gott jedoch sieht auch das, was wir gerne verbergenmöchten, und beurteilt alles, was wir tun, nach unseren Beweggrün<strong>de</strong>n.Nur was mit <strong>de</strong>n Grundsätzen von <strong>Gottes</strong> Gesetzübereinstimmt, wird im Gericht bestehen können.Gott ist Liebe. Diese Liebe hat er uns durch das GeschenkChristi bewiesen. Als „er seinen eingeborenen Sohn gab, damitalle, die an ihn glauben, nicht verloren wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn das ewigeLeben haben“ (Johannes 3,16), da enthielt er seinem erkauftenEigentum nichts vor. Er schenkte uns die Kraft <strong>de</strong>s Himmels,damit <strong>de</strong>r große Wi<strong>de</strong>rsacher uns nicht zurückwerfen o<strong>de</strong>r besiegenkann. Doch alle Liebe kann Gott nicht dazu verleiten, dieSün<strong>de</strong> als solche zu entschuldigen. Das tat er we<strong>de</strong>r bei Satannoch bei Adam und Kain; und auch bei keinem an<strong>de</strong>ren Men-259


BILDER VOM REICHE GOTTESschen wird er das je tun. Er wird nicht „eben mal ein Auge zudrücken“,wenn wir sündigen, o<strong>de</strong>r unsere Charakterfehler einfachübersehen. Vielmehr erwartet er, dass wir mit seiner Hilfe allesSchlechte überwin<strong>de</strong>n.Wer das Geschenk <strong>de</strong>r Gerechtigkeit Christi zurückweist,lehnt damit die Charaktermerkmale ab, die einen Menschen zumSohn o<strong>de</strong>r zur Tochter <strong>Gottes</strong> machen. Er verzichtet damit auf dieeinzige Möglichkeit, würdig zu wer<strong>de</strong>n für die Teilnahme an <strong>de</strong>rHochzeitsfeier.Als <strong>de</strong>r König im Gleichnis fragte: „Freund, wie bist du hierhereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an?“,da konnte <strong>de</strong>r Mann darauf nichts erwi<strong>de</strong>rn. Genauso wird esauch am großen Gerichtstag sein. Jetzt haben die Menschen fürihre Charakterfehler immer Entschuldigungen bereit, aber amJüngsten Tag wer<strong>de</strong>n sie keine Ausre<strong>de</strong> mehr vorbringen können.Die christlichen Kirchen unserer Tage sind in hohem Maßegeistlich gesegnet, mehr noch als das alte Volk Israel; <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>rHerr offenbart sich uns in immer hellerem Licht. Wir besitzenheute ja nicht nur das helle Licht, das Israel gegeben wor<strong>de</strong>nwar, son<strong>de</strong>rn haben darüber hinaus die sichere Erkenntnis, dassChristus uns erlöst hat. Was <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n Vorbild und Symbolblieb, ist für uns Wirklichkeit. Sie besaßen das Alte Testament;wir haben dazu noch das Neue Testament und mit ihm die Gewissheit,dass <strong>de</strong>r Heiland auf die Welt gekommen und gekreuzigtwor<strong>de</strong>n ist, dass er <strong>vom</strong> Tod auferstan<strong>de</strong>n ist und von sichsagen konnte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ (Johannes11,25)Wenn wir Christus und seine Liebe erkennen, wird das Reich<strong>Gottes</strong> mitten unter uns aufgerichtet. Jesus wird uns in Predigtenund Lie<strong>de</strong>rn immer wie<strong>de</strong>r nahe gebracht. Das geistlicheFestmahl ist uns bereitet, und je<strong>de</strong>m wird ein überaus kostbaresFeierkleid als Geschenk angeboten. Mitarbeiter <strong>Gottes</strong> weisenuns hin auf die Gerechtigkeit Christi, die Rechtfertigung durch<strong>de</strong>n Glauben, die großartigen und wun<strong>de</strong>rbaren Verheißungen<strong>de</strong>s Wortes <strong>Gottes</strong>, <strong>de</strong>n freien Zugang zum Vater durch Christus,<strong>de</strong>n Beistand <strong>de</strong>s Heiligen Geistes und die Zusage, dass wir einmalim Reich <strong>Gottes</strong> das ewige Leben erhalten wer<strong>de</strong>n. Was hätte260


BILDER VOM REICHE GOTTESGott bei <strong>de</strong>r Zubereitung <strong>de</strong>s großen himmlischen Festmahlesdarüber hinaus überhaupt noch tun können?Im Himmel sagen die dienen<strong>de</strong>n Engel: Wir haben unserenAuftrag ausgeführt und das Heer <strong>de</strong>r bösen Engel zurückgedrängt.Wir haben <strong>de</strong>n Menschen Licht und Klarheit geschenkt;wir haben sie an die Liebe <strong>Gottes</strong> erinnert, die sich in Jesus offenbart.Wir haben ihr Augenmerk auf das Kreuz Christi gelenkt.Die Erkenntnis, dass die Sün<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Sohn <strong>Gottes</strong> ans Kreuzbrachte, hat viele tief bewegt und sie erkennen lassen, dass sieumkehren sollten. Sie haben die Kraft <strong>de</strong>s Evangeliums erfahren,und die Liebe <strong>Gottes</strong> hat ihr Herz berührt. Sie wissen um dasvollkommene Wesen Christi. Lei<strong>de</strong>r war aber bei <strong>de</strong>n meisten<strong>de</strong>nnoch alles umsonst. Sie wollen ihre alten Gewohnheiten undFehler nicht aufgeben, wollen ihr Alltagskleid nicht ablegen, umdas Kleid <strong>de</strong>r Gerechtigkeit Christi anzuziehen. Sie haben sichganz und gar <strong>de</strong>r Jagd nach Geld verschrieben und lieben dieWelt mehr als Gott.Der Tag <strong>de</strong>r endgültigen Entscheidung wird sehr ernst sein.In prophetischer Schau beschreibt ihn <strong>de</strong>r Apostel Johannes so:„Und ich sah einen großen, weißen Thron und <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r daraufsaß; vor seinem Angesicht flohen die Er<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Himmel, un<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong> keine Stätte für sie gefun<strong>de</strong>n. Und ich sah die Toten,groß und klein, stehen vor <strong>de</strong>m Thron, und Bücher wur<strong>de</strong>n aufgetan.Und ein andres Buch wur<strong>de</strong> aufgetan, welches ist das Buch<strong>de</strong>s Lebens. Und die Toten wur<strong>de</strong>n gerichtet nach <strong>de</strong>m, was in<strong>de</strong>n Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken.“ (Offenbarung20,11.12)Traurig wird die Rückschau sein an <strong>de</strong>m Tag, an <strong>de</strong>m dieMenschen <strong>de</strong>r Ewigkeit gegenüberstehen. Dann sehen sie ihr Lebenso, wie es wirklich gewesen ist. Sie erkennen, dass Vergnügen,Reichtum und Ehre <strong>de</strong>r Welt völlig unwichtig sind und dasses allein auf die Gerechtigkeit ankommt, die sie so leichtfertigausgeschlagen haben. Sie merken, wie sehr sie sich von <strong>de</strong>n trügerischenVerlockungen Satans haben prägen lassen und dass dieKlei<strong>de</strong>r, die sie wählten, ein Ausdruck ihrer Treue zum Bösensind. Erst jetzt wird ihnen bewusst, wohin ihr Leben geführt hat,und sie müssen nun in aller Bitterkeit erfahren, was es heißt, die261


BILDER VOM REICHE GOTTESGebote <strong>Gottes</strong> übertreten zu haben. Danach wird es keine weitereBewährungszeit für die Ewigkeit geben. In diesem Leben müssenwir das Gewand <strong>de</strong>r Gerechtigkeit Christi anziehen. Nur dannsind wir fähig, uns charakterlich so zu entwickeln, dass wir einmaldort wohnen können, wo Christus alle erwartet, die seineGebote halten.Die Gna<strong>de</strong>nzeit nähert sich schnell ihrem En<strong>de</strong>. Christuswarnt uns: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwertwer<strong>de</strong>n mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen unddieser Tag nicht plötzlich über euch komme wie ein Fallstrick.“(Lukas 21,34) Hüten wir uns davor, unvorbereitet und ohnehochzeitliches Kleid angetroffen zu wer<strong>de</strong>n, wenn das königlicheMahl bereit ist.„Denn <strong>de</strong>r Menschensohn kommt zu einer Stun<strong>de</strong>, da ihr’snicht meint.“ (Matthäus 24,44) „Selig ist, <strong>de</strong>r da wacht und seineKlei<strong>de</strong>r bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blößesehe.“ (Offenbarung 16,15)262


BILDER VOM REICHE GOTTESTeil VIIBereit zur Mitarbeit„Der Menschensohn ist nicht gekommen,dass er sich dienen lasse,son<strong>de</strong>rn dass er diene und gebe sein Lebenzu einer Erlösung für viele.“Matthäus 20,28


BILDER VOM REICHE GOTTES


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 25Die anvertrauten ZentnerAuf <strong>de</strong>m Ölberg hatte Christus <strong>de</strong>n Jüngern von seiner Wie<strong>de</strong>rkunfterzählt. Er hatte sie auf bestimmte Zeichen aufmerksamgemacht, die seinem Kommen vorangehen sollten, und die Jüngerermahnt, zu wachen und vorbereitet zu sein. Nachdrücklich wie<strong>de</strong>rholteer die Warnung: „Deshalb seid wach und haltet euch bereit!Denn ihr wisst we<strong>de</strong>r an welchem Tag noch zu welchemZeitpunkt ich kommen wer<strong>de</strong>.“ (Matthäus 25,13 Hfa) Dann erklärteer ihnen, wie sie ihn erwarten sollten: nicht untätig, son<strong>de</strong>rnfleißig bei <strong>de</strong>r Arbeit. Zur Ver<strong>de</strong>utlichung erzählte er dasGleichnis von <strong>de</strong>n anvertrauten Zentnern.„Es ist wie mit einem Menschen, <strong>de</strong>r außer Lan<strong>de</strong>s ging: errief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; <strong>de</strong>meinen gab er fünf Zentner Silber, <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn zwei, <strong>de</strong>m dritteneinen, je<strong>de</strong>m nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort.“ (Matthäus25,14.15)Der Mann, <strong>de</strong>r weit fort reist, ist Christus. Er erzählte dasGleichnis, kurz bevor er die Er<strong>de</strong> verließ und in <strong>de</strong>n Himmel zurückging.Die Knechte im Gleichnis sind seine Nachfolger. Wirgehören nicht uns selbst, son<strong>de</strong>rn sind, wie Sklaven, „teuer erkauft“(1. Korinther 6,20), „nicht mit vergänglichem Silber o<strong>de</strong>rGold … son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m teuren Blut Christi“ (1. Petrus 1,18.19),„damit die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>m,<strong>de</strong>r für sie gestorben und auferstan<strong>de</strong>n ist“ (2. Korinther 5,15).Alle Menschen sind zu diesem unermesslich hohen Preis erkauftwor<strong>de</strong>n. Gott gab uns nicht nur alle Schätze <strong>de</strong>s Himmels,son<strong>de</strong>rn in Christus auch <strong>de</strong>n Himmel selbst. So erwarb er das265


BILDER VOM REICHE GOTTESAnrecht auf Willen und Zuneigung, auf Geist und Seele eines je<strong>de</strong>nMenschen. Gläubige wie Ungläubige sind also Eigentum <strong>de</strong>sHerrn und damit verpflichtet, ihm zu dienen. Darüber, wie erdieser Pflicht nachgekommen ist, wird je<strong>de</strong>r Einzelne am GerichtstagRechenschaft ablegen müssen. Nicht alle anerkennen<strong>Gottes</strong> Ansprüche. Die Knechte im Gleichnis symbolisieren Menschen,die nach eigenem Bekun<strong>de</strong>n im Dienst Christi stehen.Die Nachfolger Christi wur<strong>de</strong>n erlöst, damit sie ihm dienenkönnen. Der wahre Sinn <strong>de</strong>s Lebens, so sagt uns <strong>de</strong>r Herr, bestehtdarin, für an<strong>de</strong>re da zu sein. Christus selbst war uns auchin dieser Hinsicht ein Vorbild, und von seinen Nachfolgern erwarteter das Gleiche – Dienst für Gott und an <strong>de</strong>n Mitmenschen.Damit hat er <strong>de</strong>r Welt ein höheres Lebensi<strong>de</strong>al vermittelt, alsdiese jemals zuvor besaß. Ein Leben im Dienst für an<strong>de</strong>re bringtuns in enge Verbindung mit Christus. Unsere Mitarbeit wird zumBin<strong>de</strong>glied zwischen uns und Gott sowie unseren Mitmenschen.Seinen Knechten vertraut Christus „seine Habe“ an, die sie fürihn nutzbringend verwen<strong>de</strong>n sollen. Er gibt „einem je<strong>de</strong>n seineArbeit“ (Markus 13,34). Je<strong>de</strong>r hat seinen Platz im Plan <strong>Gottes</strong>und ist dazu aufgerufen, gemeinsam mit Christus seine ganzeKraft dafür einzusetzen, um Menschen für die Ewigkeit zu retten.So gewiss, wie uns ein Platz in <strong>de</strong>n himmlischen Wohnungenist, so gewiss haben wir hier auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> unsere ganz bestimmtenAufgaben zu erfüllen.266Gaben <strong>de</strong>s Heiligen GeistesDie Zentner, die Christus seiner Gemein<strong>de</strong> anvertraut, sind inerster Linie die Gaben und Segnungen <strong>de</strong>s Heiligen Geistes.„Dem einen wird durch <strong>de</strong>n Geist gegeben, von <strong>de</strong>r Weisheit zure<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn wird gegeben, von <strong>de</strong>r Erkenntnis zu re<strong>de</strong>n,nach <strong>de</strong>mselben Geist; einem an<strong>de</strong>rn Glaube, in <strong>de</strong>mselben Geist;einem an<strong>de</strong>rn die Gabe, gesund zu machen, in <strong>de</strong>m einen Geist;einem an<strong>de</strong>rn die Kraft, Wun<strong>de</strong>r zu tun; einem an<strong>de</strong>rn prophetischeRe<strong>de</strong>; einem an<strong>de</strong>rn die Gabe, die Geister zu unterschei<strong>de</strong>n;einem an<strong>de</strong>rn mancherlei Zungenre<strong>de</strong>; einem an<strong>de</strong>rn die Gabe,sie auszulegen. Dies alles aber wirkt <strong>de</strong>rselbe eine Geist und teilt


BILDER VOM REICHE GOTTESeinem je<strong>de</strong>n das Seine zu, wie er will.“ (1. Korinther 12,8-11)Nicht alle Menschen empfangen also die gleichen Gaben, doch istje<strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>Gottes</strong> eine beson<strong>de</strong>re Gabe zugesichert.Bevor Christus seine Jünger verließ, „blies er sie an undspricht zu ihnen: Nehmt hin <strong>de</strong>n heiligen Geist!“ (Johannes20,22) Und er versprach ihnen: „Siehe, ich will auf euch herabsen<strong>de</strong>n,was mein Vater verheißen hat.“ (Lukas 24,49) Doch erstnach seiner Himmelfahrt empfingen die Jünger diese Gabe in ihrerganzen Fülle. Erst als sie sich gläubig und unter Gebet ganz<strong>de</strong>m Werk <strong>Gottes</strong> geweiht hatten, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Heilige Geist übersie ausgegossen, und die Güter <strong>de</strong>s Himmels wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n NachfolgernChristi in beson<strong>de</strong>rs reichem Maße zugeteilt. „Er ist aufgefahrenzur Höhe und hat Gefangene mit sich geführt und hat<strong>de</strong>n Menschen Gaben gegeben.“ „Einem je<strong>de</strong>n aber von uns ist dieGna<strong>de</strong> gegeben nach <strong>de</strong>m Maß <strong>de</strong>r Gabe Christi.“ (Epheser 4,8.7)„Dies alles aber wirkt <strong>de</strong>rselbe eine Geist und teilt einem je<strong>de</strong>ndas Seine zu, wie er will.“ (1. Korinther 12,11) Durch Christusgehören uns diese Gaben zwar schon, aber nur durch <strong>de</strong>n HeiligenGeist können wir sie endgültig und für immer besitzen.Die Verheißung <strong>de</strong>s Geistes wird lei<strong>de</strong>r oft nicht genügend geschätzt.Deshalb erfüllt sie sich auch nicht so, wie es eigentlichmöglich wäre. Weil aber <strong>de</strong>r Heilige Geist fehlt, wird das Evangeliumoft so kraftlos verkündigt. Bildung, Begabung, Beredsamkeitund noch viele an<strong>de</strong>re Fähigkeiten mögen zwar vorhan<strong>de</strong>nsein, aber ohne <strong>de</strong>n Geist <strong>Gottes</strong> wird dadurch kein Herz berührtund kein Sün<strong>de</strong>r für Christus gewonnen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seitezeigt Gott uns gera<strong>de</strong> darin seine Kraft, dass er es selbst <strong>de</strong>märmsten, ungebil<strong>de</strong>tsten Jünger ermöglicht, durch die Verbindungmit Christus und die Gabe <strong>de</strong>s Heiligen Geistes Menschenzu ihm zu führen und damit ein Kanal zu sein, durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r besteEinfluss <strong>de</strong>s ganzen Universums geleitet wer<strong>de</strong>n kann.An<strong>de</strong>re GabenNicht nur die Gaben <strong>de</strong>s Geistes sind mit <strong>de</strong>n „Zentnern“ <strong>de</strong>sGleichnisses gemeint, son<strong>de</strong>rn darüber hinaus alle Fähigkeitenauf weltlichem o<strong>de</strong>r geistlichem Gebiet, die wir von Natur aus267


BILDER VOM REICHE GOTTESmitbringen o<strong>de</strong>r uns angeeignet haben. Sie alle sollen im Dienstfür Christus eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Sobald wir seine Jünger wer<strong>de</strong>n,stellen wir ihm alles zur Verfügung, was wir sind und haben. Jesusgibt uns dann unser Geschenk geläutert und vere<strong>de</strong>lt zurück,damit wir es zu seiner Ehre und zum Segen unserer Mitmenschenanwen<strong>de</strong>n können.Gott hat je<strong>de</strong>m Menschen Gaben gegeben „nach seiner Tüchtigkeit“und die Zentner keineswegs willkürlich verteilt. Wer imStan<strong>de</strong> ist, fünf Zentner zu nutzen, <strong>de</strong>r bekommt fünf; wer zweianlegen kann, erhält zwei. Und <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r nur mit einem sinnvollarbeiten kann, wird einer zugeteilt. Niemand braucht sich also zubeklagen, dass er zu wenig erhalten habe, <strong>de</strong>nn Gott, <strong>de</strong>r die Gabenverteilt hat, wird dadurch geehrt, dass das Anvertraute – seies nun viel o<strong>de</strong>r wenig – genutzt wird. Wer fünf Zentner zu verwaltenhat, muss einmal <strong>de</strong>n Ertrag von fünfen abliefern; wernur einen hat, entsprechend weniger. Gott erwartet von je<strong>de</strong>mMenschen Leistungen „nach <strong>de</strong>m, was einer hat, nicht nach <strong>de</strong>m,was er nicht hat“ (2. Korinther 8,12).Im Gleichnis „ging <strong>de</strong>r hin, <strong>de</strong>r fünf Zentner empfangen hatte,und han<strong>de</strong>lte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebensogewann <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.“(Matthäus 25,16.17)Gaben müssen genutzt wer<strong>de</strong>n, selbst wenn sie noch so geringsind. Es geht nicht darum, wie viel wir bekommen haben, son<strong>de</strong>rnob wir unsere Gaben richtig einsetzen. Gott und unserenMitmenschen sind wir es schuldig, unsere Fähigkeiten weiterzuentwickeln.Wer nicht täglich dazulernt und immer nützlicherwird, <strong>de</strong>r versäumt seine Lebensaufgabe. Durch unser Bekenntniszu Christus legen wir gleichzeitig das Versprechen ab, all unsereKräfte in seinen Dienst zu stellen. Deshalb wollen wir das,was uns an Fähigkeiten geschenkt wor<strong>de</strong>n ist, bis zur höchstenStufe ausbil<strong>de</strong>n, damit wir recht viel Gutes dadurch tun können.In <strong>Gottes</strong> Werk gibt es viel zu tun. Wer ihm jetzt treu und willigdient, wird in <strong>de</strong>r Ewigkeit überreich belohnt wer<strong>de</strong>n. DerHerr wählt sich seine Mitarbeiter selbst aus und gibt ihnen je<strong>de</strong>nTag auf an<strong>de</strong>re Weise Gelegenheit, sich in <strong>de</strong>r Arbeit für ihn zubewähren. Er stellt Menschen, die nach seinem Plan fragen, in268


BILDER VOM REICHE GOTTESseinen Dienst – nicht, weil sie schon vollkommen wären, son<strong>de</strong>rnweil sie durch die Verbindung mit ihm vollkommen wer<strong>de</strong>n können.Gott nimmt nur die an, die sich selbst ein hohes Ziel setzen.Deshalb ist je<strong>de</strong>r von uns verpflichtet, sein Bestes zu geben undsich um sittliche Vollkommenheit zu bemühen. Nie dürfen wir<strong>de</strong>n Maßstab <strong>de</strong>r Gerechtigkeit unserer ererbten o<strong>de</strong>r erworbenenNeigung zur Sün<strong>de</strong> anpassen. Eins muss uns klar sein: Ein unvollkommenerCharakter ist Sün<strong>de</strong>. Gott vereinigt als absolutvollkommenes Wesen alle Eigenschaften <strong>de</strong>r Gerechtigkeit insich; und je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Christus als seinen persönlichen Heiland annimmt,hat das Vorrecht, diese Eigenschaften ebenfalls zu besitzen.Wer ein Mitarbeiter <strong>Gottes</strong> sein will, muss danach streben,sämtliche physischen und psychischen Fähigkeiten zu vervollkommnen.Wahre Erziehung be<strong>de</strong>utet, die leiblichen, geistigenund sittlichen Kräfte je<strong>de</strong>r Aufgabe gewachsen zu machen und<strong>de</strong>n ganzen Menschen auf <strong>de</strong>n Dienst für Gott vorzubereiten. Einesolche Erziehung behält ihren Wert bis ins ewige Leben.Von uns allen erwartet <strong>de</strong>r Herr, dass wir immer fleißiger undleistungsfähiger wer<strong>de</strong>n. Christus hat uns im Voraus durch seinBlut und seine Lei<strong>de</strong>n unseren Lohn dafür ausbezahlt, dass wirihm zuverlässig und willig dienen. Er kam auf die Welt, um unsein Beispiel dafür zu geben, wie und mit welcher Einstellung wirfür ihn wirken sollen. Er möchte, dass wir die besten Arbeitsmetho<strong>de</strong>nanwen<strong>de</strong>n und so seinem Namen in <strong>de</strong>r Welt Ehre machen.Darüber hinaus sollen wir seinem Vater unsere Liebe undHingabe zeigen, <strong>de</strong>nn „also hat Gott die Welt geliebt, dass er seineneingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nichtverloren wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn das ewige Leben haben“ (Johannes3,16).Christus hat nicht behauptet, dass es leicht sei, an sich selbstzu arbeiten, um vollkommen zu wer<strong>de</strong>n. Wir alle sind we<strong>de</strong>r vonNatur aus fehlerlos, noch fällt uns die Vollkommenheit von selbstzu. Sie erreichen wir nur in persönlichem Bemühen durch dieGna<strong>de</strong> Christi. Gott schenkt uns Fähigkeiten und Geistesgaben;unseren Charakter prägen wir selbst, und zwar in einem harten,269


BILDER VOM REICHE GOTTESunnachgiebigen Kampf mit allen schlechten Veranlagungen. Gegensie müssen viele Schlachten geschlagen wer<strong>de</strong>n. Wir müssenso selbstkritisch sein, dass kein einziger negativer Charakterzugbestehen bleibt.Niemand soll von sich sagen, dass er seine schwachen Seitennicht überwin<strong>de</strong>n kann. Wer so <strong>de</strong>nkt, wird das ewige Leben ganzgewiss nicht erhalten. Denn es liegt doch an unserem Wollen,wenn es uns unmöglich ist. Wer nicht überwin<strong>de</strong>n will, wird auchnicht überwin<strong>de</strong>n können. Schwierigkeiten entstehen immer dort,wo die Ver<strong>de</strong>rbtheit eines ungeheiligten Herzens die Oberhandgewinnen kann und die Bereitschaft fehlt, sich Gott ganz unterzuordnen.Viele hat Gott dazu befähigt, Großes zu leisten; doch sie erreichennur wenig, weil sie sich nicht anstrengen. Nicht wenige lebenin <strong>de</strong>n Tag hinein, ziellos und ohne Ehrgeiz, etwas zu erreichen.Solche Menschen wer<strong>de</strong>n dann auch eine Belohnung bekommen,die ihren Leistungen entspricht.Wir wer<strong>de</strong>n kein höheres Ziel erreichen, als wir uns gesteckthaben. Deshalb ist es das Beste, sein Ziel so hoch wie möglich anzusetzenund ihm Schritt für Schritt, selbst unter Schmerzen,Selbstverleugnung und Aufopferung, entgegenzustreben, ohnesich durch irgen<strong>de</strong>twas aufhalten zu lassen. Kein Mensch ist seinemSchicksal so hilflos ausgeliefert, dass er selbst nichts mehrtun könnte. Widrige Umstän<strong>de</strong> sollten für je<strong>de</strong>n von uns ein Anspornsein, sie zu überwin<strong>de</strong>n. Wer ein Hin<strong>de</strong>rnis besiegt, gewinntneue Kraft und neuen Mut, auf seinem Weg weiterzugehen.Wenn wir fest entschlossen in die richtige Richtung streben,dann helfen uns auch die äußeren Umstän<strong>de</strong>, statt uns zu behin<strong>de</strong>rn.Zur Ehre <strong>Gottes</strong> wollen wir uns darum bemühen, je<strong>de</strong> guteEigenschaft auszubil<strong>de</strong>n. Dabei ist es wichtig, dass wir in allenPhasen unserer Entwicklung nach seinem Willen fragen, damitwir wie damals Henoch Gott gefallen können. Henoch lebte jaauch in einer Zeit <strong>de</strong>s sittlichen Verfalls, und es gibt heute nochMenschen wie Henoch.Lasst uns standhaft sein wie <strong>de</strong>r treue Staatsmann Daniel,<strong>de</strong>r sich durch keine Versuchung <strong>vom</strong> rechten Weg abbringen270


BILDER VOM REICHE GOTTESließ. Wir wollen doch <strong>de</strong>n Einen nicht enttäuschen, <strong>de</strong>r uns alle sosehr liebt, dass er sein Leben gab, um unsere Sün<strong>de</strong>n auszulöschen.Er sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15,5)Lasst uns daran <strong>de</strong>nken. Selbst wenn wir gesündigt haben, könnenwir dadurch noch siegreich sein, dass wir unsere Fehler einsehenund aus ihnen lernen. So verwan<strong>de</strong>lt man eine Nie<strong>de</strong>rlagein einen Sieg, zur Enttäuschung <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s und zur Ehre unseresErlösers.Entsprechend <strong>de</strong>m göttlichen Ebenbild gewor<strong>de</strong>n zu sein, ist<strong>de</strong>r einzige Reichtum, <strong>de</strong>n wir aus dieser Welt in die zukünftigemitnehmen können. Wer hier in die Schule Christi gegangen ist,wird mit <strong>de</strong>m Erreichten in die himmlischen Wohnungen eingehen,um sich dort noch weiter auszubil<strong>de</strong>n. Wie unendlich wichtigist also <strong>de</strong>r Charakter, <strong>de</strong>n wir in diesem Leben entwickeln.Vernunftbegabte Wesen, die in <strong>de</strong>r Wirklichkeit <strong>Gottes</strong> zuHause sind, stehen allen zur Seite, die gläubig und entschlossenan sich selbst arbeiten, um jene Vollkommenheit <strong>de</strong>s Charakterszu erlangen, die eine vollkommene Handlungsweise zur Folgehat. Ihnen allen verspricht Christus Hilfe und Beistand.Der menschliche Wille wird – wenn er mit <strong>de</strong>m Willen <strong>Gottes</strong>übereinstimmt – allmächtig. Denn was <strong>de</strong>r Herr auch immer vonuns zu tun erwartet, wird durch seine Kraft möglich. So enthältje<strong>de</strong> Aufgabe zugleich auch die Befähigung dafür.Geistige FähigkeitenGott erwartet, dass wir unsere geistigen Fähigkeiten ausbil<strong>de</strong>n.Es ist seine Absicht, dass die Menschen in seinem Dienst mehrVerstand und ein besseres Urteilsvermögen besitzen sollen alsdie an<strong>de</strong>ren, die nicht nach ihm fragen. Wer zu gleichgültig o<strong>de</strong>rzu träge ist, um für ihn etwas zu leisten und sein Wissen zu vertiefen,missfällt ihm.Wir sind dazu aufgerufen, ihn von ganzem Herzen, von ganzerSeele und mit all unseren Kräften zu lieben. Das schließt auchdie Verpflichtung mit ein, unseren Verstand zu entfalten, damitwir <strong>de</strong>n Schöpfer wirklich mit allen Kräften kennen und liebenkönnen.271


BILDER VOM REICHE GOTTESUnter <strong>de</strong>r Herrschaft <strong>de</strong>s Heiligen Geistes kann unserVerstand im Dienst für Gott um so brauchbarer wer<strong>de</strong>n, je mehrer geschult wird. Wenn jemand nur wenig Bildung genossen hat,sich aber Gott weiht und an<strong>de</strong>ren Menschen zum Segen wer<strong>de</strong>nmöchte, dann wird <strong>de</strong>r Herr ihm auch eine Aufgabe geben. Weraber darüber hinaus noch eine gründliche Ausbildung genossenhat, kann von daher gesehen mehr für Christus leisten, hat alsoeinen großen Vorteil.Der Herr will, dass wir uns um die bestmögliche Ausbildungbemühen, damit wir später an<strong>de</strong>ren unsere Kenntnisse vermittelnkönnen. Niemand von uns weiß im Voraus, an welchem Platzund auf welche Weise er einmal für Gott zu arbeiten o<strong>de</strong>r zusprechen berufen sein wird. Unser himmlischer Vater allein siehtim Voraus, was aus einem Menschen wer<strong>de</strong>n kann. Vor uns liegenMöglichkeiten, von <strong>de</strong>nen wir nicht einmal zu träumen wagen.Wir müssen unseren Geist schulen, um gegebenenfalls diebiblische Wahrheit vor <strong>de</strong>n höchsten irdischen Mächten so darstellenzu können, dass <strong>Gottes</strong> Name geehrt wird. Lasst uns <strong>de</strong>shalbkeine Gelegenheit ungenutzt lassen, uns weiterzubil<strong>de</strong>n,damit wir dann umso besser für Gott arbeiten können.Wenn du als Jugendlicher eine Ausbildung brauchst, dannbemühe dich entschlossen darum, sie auch zu erhalten. Wartenicht, bis sich dir eine Tür öffnet, son<strong>de</strong>rn öffne sie selbst! Nutzeje<strong>de</strong> Gelegenheit, die sich dir bietet. Sei sparsam und gib keinGeld für teure Vergnügungen aus. Sei fest entschlossen, so nützlichund tüchtig zu wer<strong>de</strong>n, wie Gott dich haben will. Erledige<strong>de</strong>ine Arbeit gründlich und gewissenhaft. Nimm je<strong>de</strong> sich bieten<strong>de</strong>Gelegenheit wahr, um <strong>de</strong>inen Verstand zu schulen. Dabeimöchte ich dir empfehlen, dich als Ausgleich zur geistigen Arbeitin nützlicher Weise körperlich zu betätigen. Durch stetes Bemühen,Wachsamkeit und Gebet wird dir Weisheit von oben geschenktwer<strong>de</strong>n. Auf diese Weise eignest du dir eine umfassen<strong>de</strong>Bildung an. Das wirkt sich auch auf <strong>de</strong>inen Charakter aus undschenkt dir Einfluss auf an<strong>de</strong>re Menschen, sodass du ihnen <strong>de</strong>nWeg zur Gerechtigkeit und Heiligung zeigen kannst.Wir könnten uns selbst viel mehr Wissen aneignen, wenn wirnur alle Möglichkeiten und Vorrechte, die uns geboten wer<strong>de</strong>n,272


BILDER VOM REICHE GOTTESwahrnehmen wollten. Echte Bildung ist mehr als das, was dieUniversität vermitteln kann. Zwar dürfen wir das Studium <strong>de</strong>rWissenschaften nicht vernachlässigen, doch Bildung (im höherenSinne) erhalten wir nur durch eine lebendige Verbindung mitGott. Je<strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong> sollte <strong>de</strong>shalb durch die Bibel enge Gemeinschaftmit <strong>de</strong>m großen Lehrer suchen. Wer sein Denken geschulthat, ist dann auch in <strong>de</strong>r Lage, sich auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>rgöttlichen Wahrheit selbst mit schwierigen Problemen auseinan<strong>de</strong>rzu setzen.Wer nach Erkenntnis hungert, um seinen Mitmenschen helfenzu können, <strong>de</strong>r wird von Gott gesegnet wer<strong>de</strong>n. Durch das Studiumseines Wortes wird unser Denken angeregt, unsere Fähigkeitenkönnen sich entfalten, und wir wer<strong>de</strong>n auf geistigem Gebietimmer leistungsfähiger.Wer für Gott arbeiten will, muss Selbstdisziplin gelernt haben.Damit erreicht er mehr als durch gewandte Re<strong>de</strong> und beeindrucken<strong>de</strong>Fähigkeiten. Ein einfacher Mensch, <strong>de</strong>r sich selbst in <strong>de</strong>rGewalt hat, kann mehr und Wertvolleres leisten als einer, <strong>de</strong>rtrotz ausgezeichneter Bildung und großartiger Begabung unfähigist, sich zu beherrschen.Re<strong>de</strong>gabeDie Re<strong>de</strong>gabe ist ein Talent, das sorgfältig gepflegt zu wer<strong>de</strong>nverdient. Von allen Gaben <strong>Gottes</strong> kann sie am meisten Segen stiften,<strong>de</strong>nn mit ihrer Hilfe überzeugen wir an<strong>de</strong>re, beten wir unddanken Gott o<strong>de</strong>r erzählen unseren Mitmenschen von <strong>de</strong>r Liebe<strong>de</strong>s Erlösers. Wie wichtig ist es also, diese Fähigkeit optimal zuschulen! Selbst intelligente, engagierte Christen vernachlässigenoft die Stimmbildung. Viele sprechen o<strong>de</strong>r lesen so leise o<strong>de</strong>r hastigvor, dass man sie kaum verstehen kann. Einige haben einebreite, un<strong>de</strong>utliche Aussprache; an<strong>de</strong>re dagegen sprechen in einemso scharfen und schrillen Tonfall, dass es in <strong>de</strong>n Ohrenschmerzt. Bibeltexte, Lie<strong>de</strong>r, Berichte und Bekanntmachungenwer<strong>de</strong>n in großen Versammlungen oft in einer Weise vorgetragen,dass alle Wirkung und aller Nachdruck verloren gehen, ja, dassman manchmal so gut wie nichts versteht.273


BILDER VOM REICHE GOTTESHier kann und muss Abhilfe geschaffen wer<strong>de</strong>n. Die Bibelmacht dazu eine klare Aussage. Die Leviten, die zur Zeit Esras<strong>de</strong>m Volk aus <strong>de</strong>r Heiligen Schrift vorlasen, „legten das Buch <strong>de</strong>sGesetzes <strong>Gottes</strong> klar und verständlich aus, sodass man verstand,was gelesen wor<strong>de</strong>n war.“ (Nehemia 8,8)Je<strong>de</strong>r von uns kann, wenn er sich nur darum bemüht, lautund <strong>de</strong>utlich vorlesen und klar und verständlich sprechen. Aufdiese Weise wer<strong>de</strong>n wir in <strong>de</strong>r Arbeit für Christus weitaus leistungsfähiger.Je<strong>de</strong>r Christ hat <strong>de</strong>n Auftrag, an<strong>de</strong>ren Menschen <strong>de</strong>n unerforschlichenReichtum Christi zu erschließen, <strong>de</strong>shalb muss ersich bemühen, seine Re<strong>de</strong>gabe zu vervollkommnen. Das Wort<strong>Gottes</strong> soll ja so verkündigt wer<strong>de</strong>n, dass es die Zuhörer anspricht.Gott will auf keinen Fall, dass seine unermessliche Gna<strong>de</strong>,die er <strong>de</strong>r Welt zugedacht hat, durch das unbeholfene Verhaltenseiner menschlichen Mitarbeiter in ihrer Kraft beeinträchtigto<strong>de</strong>r gar herabgewürdigt wird.Lasst uns auf Jesus, unser vollkommenes Vorbild, sehen undum <strong>de</strong>n Beistand <strong>de</strong>s Heiligen Geistes bitten. Seine Kraft wird esuns ermöglichen, in je<strong>de</strong>r Hinsicht ein vollkommener Mitarbeiterfür ihn zu wer<strong>de</strong>n.Das gilt beson<strong>de</strong>rs für alle, die zur Arbeit mit Menschen berufensind. Prediger und Lehrer müssen sich bewusst sein, dass sieeine Botschaft verkündigen, die Be<strong>de</strong>utung für die Ewigkeit hat.Am Jüngsten Tag wer<strong>de</strong>n sie einmal nach <strong>de</strong>r Wahrheit gerichtetwer<strong>de</strong>n, die sie gepredigt haben. Bei manchen Menschen kommtalles darauf an, wie ihnen die Botschaft gebracht wird. Bei ihnenmuss <strong>de</strong>r Verstand ebenso wie das Herz angesprochen wer<strong>de</strong>n. Insolchen Fällen ist es beson<strong>de</strong>rs wichtig, keinesfalls hastig, son<strong>de</strong>rneinprägsam und <strong>de</strong>m Ernst <strong>de</strong>s Inhalts angemessen zu sprechen.In allen Bereichen christlicher Arbeit ist die Pflege und <strong>de</strong>rrechte Gebrauch <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>gabe wichtig. Lasst uns auch im Familienleben,ja überhaupt im Umgang miteinan<strong>de</strong>r einen freundlichenTon und eine korrekte Ausdrucksweise pflegen. LiebenswürdigeWorte sind für unser Seelenleben das, was Tau und Regenfür das Land be<strong>de</strong>uten. Von Christus sagt die Schrift: „Voller274


BILDER VOM REICHE GOTTESHuld sind <strong>de</strong>ine Lippen“ (Psalm 45,3), und er „wisse mit <strong>de</strong>n Mü<strong>de</strong>nzu rechter Zeit zu re<strong>de</strong>n“ (Jesaja 50,4). Der Herr for<strong>de</strong>rt unsauf: „Eure Re<strong>de</strong> sei allezeit freundlich“ (Kolosser 4,6), „damit esSegen bringe <strong>de</strong>nen, die es hören“ (Epheser 4,29).Gera<strong>de</strong>, wenn wir an<strong>de</strong>re zum Guten beeinflussen wollen, solltenwir sorgfältig auf je<strong>de</strong>s unserer Worte achten. Sie können jadafür entschei<strong>de</strong>nd sein, ob jemand <strong>de</strong>n Weg zum Leben o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nzum Tod wählt. Manche sprechen mit an<strong>de</strong>ren scharf und streng,wenn sie ta<strong>de</strong>ln o<strong>de</strong>r gute Ratschläge geben wollen; das ist aberganz und gar nicht geeignet, ein wun<strong>de</strong>s Herz zu heilen. Ein falschesWort kann <strong>de</strong>n Betroffenen zum Zorn reizen o<strong>de</strong>r ihn rebellischmachen. Wer <strong>de</strong>shalb für die Grundsätze <strong>de</strong>r Wahrheit eintretenwill, benötigt die Kraft <strong>de</strong>r himmlischen Liebe. Zurechtweisungmuss unter allen Umstän<strong>de</strong>n von Liebe geprägt sein,<strong>de</strong>nn nur so kann sie helfen, statt <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu verbittern.Christus wird uns durch seinen Heiligen Geist dazu die Kraft geben.Kein Wort darf unbedacht geäußert wer<strong>de</strong>n. Üble Nachre<strong>de</strong>,seichtes Geschwätz, mürrisches Herumnörgeln o<strong>de</strong>r anzüglicheZwei<strong>de</strong>utigkeiten kommen keinem über die Lippen, <strong>de</strong>r Christuswirklich nachfolgt. Der Apostel Paulus schrieb unter <strong>de</strong>m Einfluss<strong>de</strong>s Heiligen Geistes: „Lasset kein faules Geschwätz aus euremMund gehen.“ (Epheser 4,29) Damit sind nicht nur wirklichabscheuliche Worte gemeint, son<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>r Ausdruck, <strong>de</strong>r unvereinbarist mit <strong>de</strong>n heiligen Grundsätzen und <strong>de</strong>m reinen, unbeflecktenWort <strong>Gottes</strong>. Außer<strong>de</strong>m sollen wir alle Anspielungen aufdas Böse vermei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn wenn man ihnen nicht energisch entgegentritt,können sie zu großer Sün<strong>de</strong> verleiten.Je<strong>de</strong> Familie und je<strong>de</strong>r einzelne Christ ist dazu aufgerufen,schlechtes Gere<strong>de</strong> zu unterlassen. In Gesellschaft von Leuten, diebe<strong>de</strong>nkenlos klatschen, haben wir die Pflicht, wenn möglich dafürzu sorgen, dass sich das Gesprächsthema än<strong>de</strong>rt. Mit <strong>Gottes</strong>Gna<strong>de</strong> können wir <strong>de</strong>m Gespräch ganz unmerklich eine positiveWendung geben.Es ist Aufgabe <strong>de</strong>r Eltern, ihre Kin<strong>de</strong>r auch in dieser Hinsichtverantwortungsbewusst zu erziehen. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Familie wirdja zuerst <strong>de</strong>r Grund dafür gelegt, welche Sprache Kin<strong>de</strong>r gebrau-275


BILDER VOM REICHE GOTTESchen. Von klein auf können wir sie dazu anhalten, mit uns als Elternund untereinan<strong>de</strong>r mit Achtung und Liebe zu re<strong>de</strong>n. Ihnensollte beigebracht wer<strong>de</strong>n, dass nur wahre, anständige undfreundliche Worte über ihre Lippen kommen sollten. Wenn wirselbst bereit sind, täglich von Christus zu lernen, dann könnenwir auch <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn vorleben, was es heißt, immer bei <strong>de</strong>rWahrheit zu bleiben und „mit heilsamem und unta<strong>de</strong>ligem Wort“zu re<strong>de</strong>n (Titus 2,8). Das ist eine Aufgabe mit großer Verantwortung.Als Nachfolger Christi wollen wir uns auch mit Worten gegenseitigim Glaubensleben helfen und ermutigen. Viel mehr als bishersollten wir einan<strong>de</strong>r unsere wun<strong>de</strong>rbaren Erfahrungen mit<strong>Gottes</strong> liebevoller Güte und <strong>de</strong>r unermesslich tiefen Liebe <strong>de</strong>sHeilan<strong>de</strong>s erzählen. Lasst uns <strong>de</strong>n Herrn loben und ihm danken.Wenn unser Herz erfüllt ist von <strong>Gottes</strong> Liebe, zeigt sich das auchin unseren Gesprächen. Dann wird es uns nicht schwer fallen, anan<strong>de</strong>re das weiterzugeben, was unser geistliches Leben so reichgemacht hat.Wir brauchen uns nur mit großartigen Gedanken zu beschäftigen,uns hohe Ziele zu stecken, einen klaren Begriff von <strong>de</strong>rWahrheit und selbstlose Motive sowie <strong>de</strong>n Wunsch nach Frömmigkeitund Heiligung zu haben, dann wer<strong>de</strong>n unsere Worte<strong>de</strong>utlich zeigen, welchen Schatz wir im Herzen tragen. Christusprägt dann unsere Gespräche, und wir haben dann auf dieseWeise auch die Kraft, Menschen für ihn zu gewinnen.Lasst uns zu <strong>de</strong>n Menschen über Christus re<strong>de</strong>n, die ihn nochnicht kennen. Auch darin hat er uns ein Vorbild gegeben. Woimmer er war, in <strong>de</strong>r Synagoge, unterwegs, im Boot auf <strong>de</strong>m SeeGenezareth, auf <strong>de</strong>m Fest <strong>de</strong>s Pharisäers o<strong>de</strong>r am Tisch <strong>de</strong>s Zöllners– überall sprach er mit <strong>de</strong>n Menschen über das ewige Leben.Die Natur und <strong>de</strong>r Alltag <strong>de</strong>r Menschen boten ihm genügend Anknüpfungspunkte,um seine Botschaft <strong>de</strong>r Wahrheit zu ver<strong>de</strong>utlichen.Die Menschen fühlten sich zu ihm hingezogen, weil er ihreKranken heilte, sie in ihrem Kummer tröstete und ihre Kin<strong>de</strong>rauf <strong>de</strong>n Arm nahm und segnete. Er brauchte nur <strong>de</strong>n Mund zuöffnen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Viele wur<strong>de</strong>ndurch seine Worte zum ewigen Leben geführt.276


BILDER VOM REICHE GOTTESWir sollen es genauso machen und je<strong>de</strong> Gelegenheit nutzen,um an<strong>de</strong>ren <strong>vom</strong> Heiland zu erzählen. Wenn wir wie ChristusGutes tun, dann wer<strong>de</strong>n sich uns die Herzen öffnen wie damalsihm, und wir können, ohne aufdringlich zu sein, von <strong>de</strong>m erzählen,<strong>de</strong>r „auserkoren unter vielen Tausen<strong>de</strong>n“ ist und über <strong>de</strong>n esheißt: „Alles an ihm ist lieblich.“ (Hohelied 5,10.16) Das ist diehöchste Aufgabe, wozu wir unsere Re<strong>de</strong>gabe benutzen können.Sie wur<strong>de</strong> uns geschenkt, damit wir Christus als <strong>de</strong>n Heilandverkün<strong>de</strong>n können, <strong>de</strong>r die Sün<strong>de</strong>n vergibt.EinflussChristus übte während seines Lebens auf dieser Er<strong>de</strong> einen unbegrenztwirken<strong>de</strong>n Einfluss aus, <strong>de</strong>r ihn mit Gott und <strong>de</strong>r ganzenmenschlichen Familie verband. Durch Christus hat Gott in<strong>de</strong>n Menschen eine Kraft geweckt, die es ihnen unmöglich macht,nur für sich selbst zu leben. Wir Menschen sind alle ein Teil von<strong>Gottes</strong> großer Schöpfung, <strong>de</strong>shalb gehören wir zusammen undsind uns gegenseitig verpflichtet. Niemand lebt völlig unabhängigfür sich allein; ob es jeman<strong>de</strong>m gut o<strong>de</strong>r schlecht geht, hat auchauf die Menschen in seiner Umgebung bestimmte Auswirkungen.Nach <strong>Gottes</strong> Vorstellungen soll sich je<strong>de</strong>r für das Glück <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>renverantwortlich fühlen.Je<strong>de</strong>r Mensch hat seine eigene Ausstrahlung. Beim einen istsie geprägt von <strong>de</strong>r Leben spen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kraft <strong>de</strong>s Glaubens, vonLebensmut, Hoffnung und Liebe. Beim an<strong>de</strong>ren dagegen sehenwir bedrücken<strong>de</strong> Unzufrie<strong>de</strong>nheit und Selbstsucht o<strong>de</strong>r gar eineLebenshaltung, die durch bewusstes sündigen vollkommen vergiftetist. Die Ausstrahlung, die uns umgibt, beeinflusst je<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>r mit uns in Berührung kommt, auch wenn wir das gar nichtmerken.Damit haben wir eine Verantwortung, <strong>de</strong>r wir uns nicht entziehenkönnen. Was wir sagen o<strong>de</strong>r tun, wie wir uns klei<strong>de</strong>n undbenehmen, ja selbst unser Gesichtsausdruck übt einen Einflussaus, <strong>de</strong>ssen Wirkung, ob gut o<strong>de</strong>r schlecht, nicht abgeschätztwer<strong>de</strong>n kann. Je<strong>de</strong>r Eindruck, <strong>de</strong>n wir hinterlassen, ist wie einSame, <strong>de</strong>r aufgehen wird, o<strong>de</strong>r wie ein Glied in <strong>de</strong>r langen Kette277


BILDER VOM REICHE GOTTESmenschlicher Ereignisse, <strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> nicht abzusehen ist. Wennwir an<strong>de</strong>ren mit gutem Beispiel vorangehen, vermitteln wir ihnendie Kraft, selbst Gutes zu tun. Sie ihrerseits beeinflussen wie<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>re, und so weiter. So können, ohne dass wir davon wissen,durch unseren Einfluss unzählige Menschen gesegnet wer<strong>de</strong>n.Wirf einen Stein ins Wasser, und sofort entsteht eine Welle,dann noch eine und noch eine. Je mehr es wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto weiterwird <strong>de</strong>r Kreis, bis er schließlich das Ufer erreicht. Mit unseremEinfluss verhält es sich nicht an<strong>de</strong>rs. Mehr als wir ahnen o<strong>de</strong>r esin <strong>de</strong>r Hand haben, wird er für an<strong>de</strong>re zum Segen o<strong>de</strong>r zumFluch.Charakter ist Macht. Das stille, treue Leben in Gott vollSelbstlosigkeit übt einen fast unwi<strong>de</strong>rstehlichen Einfluss aus.Wir helfen mit, Menschen für die Ewigkeit zu retten, wenn in unseremLeben die Gesinnung Christi zum Tragen kommt. Dies istüberhaupt die einzige Möglichkeit für uns, Christi Mitarbeiter zusein. Und je weiter unser Einfluss reicht, <strong>de</strong>sto mehr Gutes könnenwir tun. Wenn alle, die Gott zu dienen vorgeben, wie Christusnach <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>s göttlichen Gesetzes leben, wennsie wirklich Gott mehr als alles an<strong>de</strong>re und ihren Nächsten wiesich selbst lieben, dann hat die Gemein<strong>de</strong> auch die Kraft, dieganze Welt zu beeinflussen und zu än<strong>de</strong>rn.Wir dürfen aber auch nicht übersehen, dass es ebenso einenEinfluss zum Schlechten gibt. Es ist schlimm genug, einmalselbst verloren zu gehen; viel schlimmer ist es aber noch, die Ursachedafür zu sein, dass an<strong>de</strong>re verloren gehen. Was für einschrecklicher Gedanke, dass unser Einfluss an<strong>de</strong>re zum To<strong>de</strong>führen könnte! Und doch ist dies durchaus möglich. Viele behaupten,für Christus zu arbeiten, und arbeiten doch in Wirklichkeitgegen ihn. Deshalb ist die Gemein<strong>de</strong> so schwach. Siekönnen gar nicht genug kritisieren und anklagen. Mit ihren Unterstellungen,Eifersüchteleien und ihrer Unzufrie<strong>de</strong>nheit machensie sich selbst zu Werkzeugen Satans. Bevor sie überhauptmerken, was sie tun, hat <strong>de</strong>r Feind bereits durch sie sein Ziel erreicht:Der schlechte Eindruck ist gemacht, <strong>de</strong>r Schatten gefallen,Satans Pfeile haben getroffen. Misstrauen, Unglaube und offenerAbfall treten bei <strong>de</strong>nen zu Tage, die sonst vielleicht Christus an-278


BILDER VOM REICHE GOTTESgenommen hätten. Unter<strong>de</strong>ssen blicken Satans menschliche Helferselbstzufrie<strong>de</strong>n auf jene, für <strong>de</strong>ren Unglauben sie mitverantwortlichsind und die jetzt we<strong>de</strong>r mit Bitten noch mit Ermahnungenerreicht wer<strong>de</strong>n können. Sie sind stolz darauf, im Vergleichzu <strong>de</strong>n Betreffen<strong>de</strong>n rechtschaffen zu sein, übersehen dabei aberganz, dass sie durch ihr unbesonnenes Gere<strong>de</strong> und ihr böses Herzdiese Menschen, die ohnehin schon großen Versuchungen ausgesetztwaren, zu Fall gebracht haben.Die Leichtfertigkeit, Genusssucht und sorglose Gleichgültigkeitvon Menschen, die sich Christen nennen, bringen so manchen<strong>vom</strong> Weg <strong>de</strong>s Lebens ab. Viele Christen wer<strong>de</strong>n einmalAngst bekommen, wenn sie vor <strong>de</strong>m Richterstuhl <strong>Gottes</strong> mit <strong>de</strong>nFolgen ihres Einflusses konfrontiert wer<strong>de</strong>n.Nur die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> kann uns helfen, diese Gabe in die richtigeBahn zu lenken. Wir selbst besitzen ja nichts, womit wir an<strong>de</strong>repositiv beeinflussen könnten. Haben wir unsere Hilflosigkeitund Abhängigkeit von <strong>de</strong>r göttlichen Kraft erst einmal erkannt,dann vertrauen wir nicht mehr auf uns selbst. Wir wissen nicht,welche Folgen ein Tag, eine Stun<strong>de</strong>, ein Augenblick haben kann.Deshalb wollen wir nie einen Tag beginnen, ohne uns <strong>de</strong>m himmlischenVater zu unterstellen. Seine Engel sind beauftragt, überuns zu wachen, und unter ihrer Obhut können wir je<strong>de</strong>rzeit aufihre Hilfe rechnen. Sie verhin<strong>de</strong>rn, dass wir unbewusst einenschlechten Einfluss ausüben, bringen uns auf bessere Wege, wählenunsere Worte aus und lenken unser Tun. So wird unser Einflusseine stille, unmerkliche, aber doch mächtige Kraft, die an<strong>de</strong>reMenschen zu Christus führt und ihnen <strong>de</strong>n Himmel öffnet.ZeitUnsere Zeit, ja, je<strong>de</strong>r Augenblick gehört Gott, und es ist unsereheiligste Pflicht, sie zu seiner Ehre zu nutzen. Über keinen <strong>de</strong>runs anvertrauten Zentner verlangt er genauere Rechenschaft alsüber die Zeit.Sie ist von unschätzbarem Wert. Für Christus war je<strong>de</strong>r Augenblickkostbar, und so sollte es uns auch gehen. Das Leben ist zukurz, um es mit Belanglosigkeiten zu verbringen. Nur wenige Ta-279


BILDER VOM REICHE GOTTESge <strong>de</strong>r Bewährung sind uns zur Vorbereitung auf die Ewigkeitgeschenkt. Wir haben we<strong>de</strong>r Zeit zum Vergeu<strong>de</strong>n, noch für dieJagd nach <strong>de</strong>m Vergnügen o<strong>de</strong>r um uns auf die Sün<strong>de</strong> einzulassen.Gera<strong>de</strong> jetzt sollen wir uns ja auf das zukünftige Leben in<strong>de</strong>r Ewigkeit, aber auch auf das Untersuchungsgericht vorbereiten.Kaum ist <strong>de</strong>r Mensch geboren, da beginnt er schon wie<strong>de</strong>r zualtern und geht <strong>de</strong>m Tod entgegen. Sein Leben unaufhörlicherArbeit en<strong>de</strong>t im Nichts, wenn er sich nicht rechtzeitig auf die Ewigkeitbesinnt. Wer seine Zeit aber sinnvoll nutzt, <strong>de</strong>r bereitet sichin ihr auf die Unsterblichkeit vor und ist <strong>de</strong>shalb nicht umsonstgeboren.Wir wer<strong>de</strong>n ermahnt, die Zeit auszukaufen. Einmal vergeu<strong>de</strong>teZeit ist für immer verloren. Keinen einzigen Augenblick davonkönnen wir zurückholen. „Auskaufen“ können wir sie nur, in<strong>de</strong>mwir aus <strong>de</strong>r uns noch verbleiben<strong>de</strong>n Zeit das Beste machen, alsoMitarbeiter <strong>Gottes</strong> in seinem großartigen Erlösungsplan wer<strong>de</strong>n.Wer das tut, wird feststellen, dass sich sein Wesen än<strong>de</strong>rt. Erwird ein Kind <strong>Gottes</strong>, ein Angehöriger <strong>de</strong>r königlichen Familie,ein Kind <strong>de</strong>s himmlischen Herrschers; er wird würdig, bei <strong>de</strong>nEngeln aufgenommen zu wer<strong>de</strong>n.Jetzt ist für uns die Zeit, um Menschen <strong>de</strong>n Weg zur Erlösungzu zeigen. Manche Leute meinen, es sei schon genug, wenn sieGeld für die Sache Christi spen<strong>de</strong>n; mehr wer<strong>de</strong> nicht von ihnenverlangt. Ihre kostbare Zeit, in <strong>de</strong>r sie persönlich Evangelisationsarbeitleisten könnten, bleibt ungenutzt. Je<strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong> Christhat die Aufgabe, Gott mit allen seinen Kräften zu dienen, umMenschen für Christus zu gewinnen. Geldspen<strong>de</strong>n sind kein Ersatzfür persönliche Arbeit.Weil je<strong>de</strong>r Augenblick wichtig ist für unser ewiges Schicksal,müssen wir immer dienstbereit sein. Möglicherweise kommt dieGelegenheit nie wie<strong>de</strong>r, einem bestimmten Menschen das Wort<strong>de</strong>s Lebens zu bringen, <strong>de</strong>nn Gott könnte ja zu ihm sagen: „DieseNacht wird man <strong>de</strong>ine Seele von dir for<strong>de</strong>rn.“ (Lukas 12,20) Dannsind wir vielleicht mitschuldig, wenn er nicht bereit ist, vor Gottzu treten. Wie aber sollen wir uns am großen Gerichtstag rechtfertigen?280


BILDER VOM REICHE GOTTESDas Leben ist zu wichtig, um es nur mit irdischen Angelegenheitenauszufüllen und selbst von <strong>de</strong>r Sorge und Angst um Dingebesessen zu sein, die im Vergleich zur Ewigkeit völlig be<strong>de</strong>utungslossind. Gott for<strong>de</strong>rt uns allerdings auf, ihm auch im Alltagslebenzu dienen. Gewissenhaftigkeit in dieser Hinsicht gehörtebenso zu wahrer Frömmigkeit wie Andacht und Gebet. Die Bibelkennt keine Entschuldigung fürs Nichtstun. Faulheit ist <strong>de</strong>rschlimmste Fluch, <strong>de</strong>r unsere Welt heimsucht. Wer wirklich bekehrtist, wird auch fleißig und sorgfältig arbeiten.Vom rechten Gebrauch <strong>de</strong>r Zeit hängt es ab, welche Kenntnisseund Bildung wir uns aneignen. Armut, niedrige Herkunft undan<strong>de</strong>re ungünstige Umstän<strong>de</strong> brauchen kein Hin<strong>de</strong>rungsgrundzu sein, wenn wir nur je<strong>de</strong>n Augenblick richtig nutzen. Hier einpaar Minuten, da ein paar Minuten – wie leicht sind sie mit nutzlosemGere<strong>de</strong> vergeu<strong>de</strong>t! Morgens kommt man nicht aus <strong>de</strong>mBett. Dann verstreicht kostbare Zeit ungenutzt, während wir imBus o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Bahn sitzen o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Haltestelle warten. Wirsitzen tatenlos herum, bis das Essen serviert wird o<strong>de</strong>r jemand,mit <strong>de</strong>m wir verabre<strong>de</strong>t sind, eintrifft. Diese Zeit wäre für unsnutzbringend, wenn wir ein Buch zur Hand hätten und sie so mitStudieren, Lesen o<strong>de</strong>r Nach<strong>de</strong>nken ausfüllen wür<strong>de</strong>n. Was könntenwir so nicht alles schaffen! Wer seine Zeit richtig einteilt, werfleißig und zielstrebig ist, <strong>de</strong>r kann sich Wissen und eine geistigeGewandtheit aneignen, die ihn zu fast je<strong>de</strong>r einflussreichen Positionbefähigt.Je<strong>de</strong>r Christ hat die Pflicht, systematisch, gründlich undschnell zu arbeiten. Es gibt keine Entschuldigung für Trö<strong>de</strong>leiund Stümperhaftigkeit. Wenn jemand ständig beschäftigt ist undtrotz<strong>de</strong>m nie etwas zu Wege bringt, dann ist er wahrscheinlichnicht ganz bei <strong>de</strong>r Sache. Der Betreffen<strong>de</strong> muss sich darüber klarwer<strong>de</strong>n, dass er sein falsches Verhalten unbedingt korrigierenund lernen muss, mit <strong>de</strong>m geringst möglichen Zeitaufwand <strong>de</strong>ngrößtmöglichen Erfolg zu erzielen. Mit <strong>de</strong>r richtigen Metho<strong>de</strong>kann man es schaffen, für eine Arbeit nur noch halb so viel Zeitwie vorher zu benötigen. Manche Frauen beispielsweise sind pausenlosim Haushalt beschäftigt – aber nicht, weil so viel zu tunwäre, son<strong>de</strong>rn weil sie nicht Zeit sparend vorgehen. Langsam und281


BILDER VOM REICHE GOTTESumständlich wie sie sind, machen sie aus einer Kleinigkeit eineRiesenarbeit. Aber hier kann man umlernen. Man muss sich nurbei <strong>de</strong>m, was man tut, ein Ziel setzen und sich an einen festenZeitplan halten. Entschei<strong>de</strong>nd ist <strong>de</strong>r feste Wille, flink zu arbeiten,dann kann man es auch schaffen.Wem es an <strong>de</strong>r Bereitschaft fehlt, sich zusammenzureißen undzu än<strong>de</strong>rn, bei <strong>de</strong>m setzen sich leicht falsche Arbeitsmetho<strong>de</strong>nunausrottbar fest. An<strong>de</strong>rerseits kann jemand, <strong>de</strong>r seine Begabungennutzt, in bestmöglicher Weise die ihm gestellten Aufgabenerfüllen. Überall nimmt man seine Dienste gern in Anspruch;er ist geachtet und geschätzt.Viele Kin<strong>de</strong>r und junge Leute vertrö<strong>de</strong>ln ihre Zeit, statt bei<strong>de</strong>r Hausarbeit mitzuhelfen und damit <strong>de</strong>n Eltern ihre Liebe zuzeigen. Gera<strong>de</strong> die älteren unter ihnen könnten schon mancheAufgabe übernehmen, die sonst ein an<strong>de</strong>rer ausführen muss.Von frühester Kindheit an war das Leben Christi mit ernsthafterArbeit ausgefüllt. Er lebte nicht zu seinem Vergnügen.Obwohl er <strong>de</strong>r Sohn <strong>Gottes</strong> war, arbeitete er mit seinem VaterJoseph als Zimmermann. Dieser Beruf symbolisierte zugleich,dass er als Charakterbaumeister in die Welt gekommen war, <strong>de</strong>rje<strong>de</strong> Arbeit vollkommen ausführte. In seiner ganzen beruflichenTätigkeit erbrachte er dieselbe makellose Leistung, wie in <strong>de</strong>rUmwandlung <strong>de</strong>r Charaktere durch seine göttliche Kraft. Er istunser großes Vorbild.Als Eltern haben wir die Aufgabe, unseren Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Wert<strong>de</strong>r Zeit zu erklären und ihnen zu zeigen, wie man sie richtig ausnutzt.Sie sollen lernen, dass es die Mühe wert ist, sich für etwasanzustrengen, das Gott ehrt und <strong>de</strong>n Menschen Segen bringt.Schon die ganz Kleinen können <strong>Gottes</strong> Mitarbeiter sein.Es ist eine schwere Sün<strong>de</strong>, wenn Eltern dul<strong>de</strong>n, dass ihreKin<strong>de</strong>r faul sind. Kin<strong>de</strong>r gewöhnen sich schnell an das Nichtstunund wachsen so zu nutzlosen, unfähigen Menschen heran. Im Berufslebensind sie dann bei <strong>de</strong>r Arbeit träge, erwarten aber dieselbeBezahlung wie an<strong>de</strong>re, die tüchtig sind. Es besteht einhimmelweiter Unterschied zwischen solchen Menschen und an<strong>de</strong>ren,die sich ihrer Verantwortung als Haushalter <strong>Gottes</strong> bewusstsind.282


BILDER VOM REICHE GOTTESFaulheit und Sorglosigkeit bei <strong>de</strong>r täglichen Arbeit wirkensich auch auf das Glaubensleben aus. Sie machen uns unfähigdazu, für Gott etwas zu leisten. Viele hätten durch fleißige Arbeit<strong>de</strong>r Welt zum Segen wer<strong>de</strong>n können, aber durch ihre Trägheithaben sie ihr Leben verpfuscht. Mangeln<strong>de</strong>r Einsatz und fehlen<strong>de</strong>Entschlusskraft öffnen Tür und Tor für tausend Versuchungen.Schlechte Gesellschaft und üble Gewohnheiten ver<strong>de</strong>rben<strong>de</strong>n Menschen und das Resultat besteht aus zerstörten Hoffnungenfür Zeit und Ewigkeit.Für je<strong>de</strong> Aufgabe, in <strong>de</strong>r wir stehen, gilt uns die Auffor<strong>de</strong>rungaus <strong>Gottes</strong> Wort: „Seid nicht träge in <strong>de</strong>m, was ihr tun sollt. Seidbrennend im Geist. Dient <strong>de</strong>m Herrn.“ (Römer 12,11) „Alles, wasdir vor die Hän<strong>de</strong> kommt, es zu tun mit <strong>de</strong>iner Kraft, das tu.“(Prediger 9,10) „Ihr wisst, dass ihr von <strong>de</strong>m Herrn als Lohn dasErbe empfangen wer<strong>de</strong>t. Ihr dient <strong>de</strong>m Herrn Christus!“ (Kolosser3,24)GesundheitGesundheit ist ein Segen, <strong>de</strong>n nur wenige zu schätzen wissen;und doch hängt von ihr weitgehend unsere geistige und körperlicheLeistungsfähigkeit ab. Unsere stärksten Triebe und Empfindungenhaben ihren Sitz im Körper. Deshalb müssen wir ihn in<strong>de</strong>r bestmöglichen Verfassung erhalten und ihn geistlichen Einflüssenunterordnen, <strong>de</strong>nn nur so können wir die in uns angelegtenFähigkeiten auf optimale Weise entfalten.Alles, was unsere körperlichen Kräfte min<strong>de</strong>rt, schwächt auchunseren Geist und die Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zuunterschei<strong>de</strong>n. Wir sind dann immer weniger in <strong>de</strong>r Lage, dasGute zu wählen, und unsere Willenskraft, das Richtige zu tun,nimmt ab.Der Missbrauch <strong>de</strong>r Körperkräfte verkürzt unsere Lebenszeit,die wir sonst zur Ehre <strong>Gottes</strong> nutzen könnten, und macht unsunfähig, seinen Auftrag auszuführen. Falsche Angewohnheiten –wie etwa, die Nacht zum Tag zu machen o<strong>de</strong>r auf Kosten <strong>de</strong>r Gesundheitzu essen, was und wie viel einem schmeckt – beeinträchtigenunser körperliches Wohlbefin<strong>de</strong>n.283


BILDER VOM REICHE GOTTESMangeln<strong>de</strong> Bewegung sowie geistige und körperliche Überarbeitungbringen leicht das Nervensystem aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht.Wer auf diese Weise sein Leben verkürzt und so für <strong>de</strong>n Dienst<strong>Gottes</strong> unbrauchbar wird, weil er die Naturgesetze nicht beachtet,<strong>de</strong>r beraubt Gott und Mitmenschen, weil er selbst schuld daranist, dass er an<strong>de</strong>ren nicht zum Segen wird, obwohl Gott ihndoch mit diesem Auftrag in die Welt gesandt hat. Mit <strong>de</strong>r Zeitkönnen solche Menschen selbst ganz leichte Aufgaben nicht längerübernehmen. Wenn wir aber infolge schädlicher Gewohnheiten<strong>de</strong>r Welt Gutes vorenthalten, dann machen wir uns vor Gottschuldig.Wer das Naturgesetz übertritt, verstößt gleichzeitig gegen dasSittengesetz; Gott ist ja <strong>de</strong>r Urheber von bei<strong>de</strong>n. Sein Gesetzsteht auf je<strong>de</strong>m unserer Muskeln und auf je<strong>de</strong>r Fähigkeit. Missbrauchenwir irgen<strong>de</strong>inen Teil unseres Organismus, dann ist dieseine Verletzung <strong>de</strong>s göttlichen Gesetzes.Alle sollten <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s menschlichen Körpers so gut kennen,dass sie sich selbst für die Arbeit in <strong>Gottes</strong> Werk bei Kräften haltenkönnen. Unsere Gesundheit muss sorgfältig gepflegt wer<strong>de</strong>n,damit wir die göttliche Natur in ihrer Fülle wi<strong>de</strong>rspiegeln können.Die enge Beziehung zwischen körperlicher Verfassung undgeistlichem Leben bietet Stoff für ein ganzes Unterrichtsfach undsollte auch im Elternhaus immer wie<strong>de</strong>r hervorgehoben wer<strong>de</strong>n.Es ist für je<strong>de</strong>n wichtig, sich Grundkenntnisse in Anatomie anzueignenund nach <strong>de</strong>n Gesetzen zu fragen, die dahinterstehen. Werin freiwilliger Unwissenheit gegen diese Gesetze verstößt, <strong>de</strong>rversündigt sich gegen Gott. Je<strong>de</strong>r muss bestrebt sein, so gesundwie möglich zu leben. Das wird dann möglich, wenn wir unsereGewohnheiten <strong>vom</strong> Verstand leiten lassen, <strong>de</strong>r seinerseits unter<strong>Gottes</strong> Leitung steht.„O<strong>de</strong>r wisst ihr nicht“, schreibt <strong>de</strong>r Apostel Paulus, „dass euerLeib ein Tempel <strong>de</strong>s heiligen Geistes ist, <strong>de</strong>r in euch ist und <strong>de</strong>nihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihrseid teuer erkauft; darum so preist Gott mit eurem Leibe.“ (1. Korinther6,19.20)284


BILDER VOM REICHE GOTTESKraftWir wer<strong>de</strong>n aufgefor<strong>de</strong>rt, Gott nicht nur von ganzem Herzen undvon ganzer Seele, son<strong>de</strong>rn auch mit all unseren Kräften zu lieben.Das schließt ein, dass wir unsere Körperkräfte sinnvoll gebrauchen.Christus erledigte seine irdischen Aufgaben genauso gewissenhaftwie die geistlichen. Er ging an alles mit <strong>de</strong>m Vorsatz heran,<strong>de</strong>n Willen seines Vaters zu erfüllen. Himmlisches und Irdischesist viel enger miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n und steht viel unmittelbarerunter <strong>de</strong>r Aufsicht Christi, als viele meinen. Von Jesusstammte <strong>de</strong>r Plan für das erste irdische Heiligtum, die Stiftshütte.Auch für <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s salomonischen Tempels gab er genaueAnweisungen. Während seines Er<strong>de</strong>nlebens arbeitete er alsZimmermann in Nazareth und war doch zugleich <strong>de</strong>r himmlischeBaumeister, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Plan <strong>de</strong>s heiligen Gebäu<strong>de</strong>s entworfen hatte,in <strong>de</strong>m sein Name geehrt wer<strong>de</strong>n sollte.Kein an<strong>de</strong>rer als Christus schenkte <strong>de</strong>n Erbauern <strong>de</strong>r Stiftshüttedie Gabe, jenes einmalige Meisterwerk zu errichten. Er sagte:„Siehe, ich habe mit Namen berufen Bezalel, <strong>de</strong>n Sohn Uris,<strong>de</strong>s Sohnes Hurs, <strong>vom</strong> Stamm Juda, und habe ihn erfüllt mit <strong>de</strong>mGeist <strong>Gottes</strong>, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mitaller Geschicklichkeit … Und siehe, ich habe ihm beigegeben Oholiab,<strong>de</strong>n Sohn Ahisamachs, <strong>vom</strong> Stamm Dan, und habe allenKünstlern die Weisheit ins Herz gegeben, dass sie alles machenkönnen, was ich dir geboten habe.“ (2. Mose 31,2.3.6)Nach <strong>Gottes</strong> Willen sollen seine Mitarbeiter in ihm <strong>de</strong>n Ursprungaller Talente sehen, die sie besitzen. Alle guten Erfindungenund Verbesserungen gehen aus „<strong>vom</strong> Herrn Zebaoth; sein Ratist wun<strong>de</strong>rbar, und er führt es herrlich hinaus“ (Jesaja 28,29).Der Arzt verdankt seine geschickte Hand, sein Wissen um dieFunktion <strong>de</strong>r Nerven und Muskeln sowie sein Verständnis für diefeinen Zusammenhänge innerhalb <strong>de</strong>s Organismus allein <strong>de</strong>rVollmacht von Gott. Sie ist ihm geschenkt wor<strong>de</strong>n, damit er in<strong>de</strong>r Lage ist, kranken Menschen zu helfen.Der Zimmermann hat die Geschicklichkeit, mit <strong>de</strong>r er mit <strong>de</strong>mHammer umgeht, ebenso von Gott, wie <strong>de</strong>r Schmied die Kraft,285


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>n Amboss zum Klingen zu bringen. Der Herr hat uns Gabenanvertraut und erwartet nun von uns, dass wir ihn fragen, wiewir sie richtig gebrauchen können. Er will unser Denken beeinflussen,was immer und wo wir auch arbeiten, damit wir Vollkommenesleisten können.Unseren Glauben können wir nicht aus <strong>de</strong>m Berufsleben heraushalten;bei<strong>de</strong> gehören zusammen. Was immer wir tun o<strong>de</strong>rsagen, sollte Ausdruck unserer bibelorientierten Überzeugungsein. Gott möchte bei weltlichen wie bei geistlichen Vorhaben mituns zusammenarbeiten, sei es nun in <strong>de</strong>r Industrie o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>rLandwirtschaft, im kaufmännischen Bereich o<strong>de</strong>r auf wissenschaftlichemGebiet. Ein Christ ist in je<strong>de</strong>r Hinsicht auf <strong>Gottes</strong>Mitwirken angewiesen.Gott hat bereits aufgezeigt, unter welchen Voraussetzungeneine solche Zusammenarbeit möglich ist. Sein Ruhm muss unsereinziger Beweggrund sein. Dann führen wir unsere Aufgaben ausLiebe zu Gott aus und sind in Übereinstimmung mit seinem Willen.Den Willen <strong>Gottes</strong> zu tun, ist ebenso wichtig beim Bau einesHauses beispielsweise wie beim Besuch <strong>de</strong>s <strong>Gottes</strong>dienstes. Wersein Wesen von <strong>de</strong>n richtigen Grundsätzen prägen lässt, <strong>de</strong>r wirdauch bei seiner täglichen Arbeit an Gna<strong>de</strong> und Erkenntnis zunehmen.Allerdings verzichtet Gott selbst auf die glänzendsten Begabungenund <strong>de</strong>n beeindruckendsten <strong>Gottes</strong>dienst, wenn Menschennicht bereit sind, ihr eigenes Ich zu opfern. Die Wurzelmuss heilig sein, damit eine Frucht wachsen kann, die Gott gefällt.Der Herr machte Daniel und Joseph zu tüchtigen Verwaltern.Sie konnte er gebrauchen, weil sie nicht für ihr eigenes Vergnügen,son<strong>de</strong>rn für ihn lebten.Gera<strong>de</strong> von Daniel können wir manches lernen. Sein Lebenzeigt uns, dass auch ein Mann in <strong>de</strong>r Wirtschaft nicht notwendigerweiseein rücksichtsloser Stratege sein muss, son<strong>de</strong>rn bei je<strong>de</strong>rEntscheidung Gott um Rat fragen kann. Als oberster Regierungsbeamter<strong>de</strong>s Babylonischen <strong>Reiche</strong>s war Daniel zugleich einProphet <strong>Gottes</strong>, <strong>de</strong>r das Licht <strong>de</strong>r himmlischen Offenbarung emp-286


BILDER VOM REICHE GOTTESfing. Die ehrgeizigen Staatsmänner <strong>de</strong>r Welt vergleicht die Bibelmit <strong>de</strong>m Gras, das schnell wächst, aufblüht und verdorrt. Trotz<strong>de</strong>mbraucht <strong>de</strong>r Herr intelligente Mitarbeiter für die verschie<strong>de</strong>nstenAufgaben innerhalb seines Werkes. Er sucht Geschäftsleute,die die großartigen Grundsätze <strong>de</strong>r Wahrheit in ihren Unternehmungenverwirklichen und ihre Fähigkeiten durchgründliche Weiterbildung ständig vervollkommnen.Wenn es Leute gibt, die in je<strong>de</strong>r Hinsicht alle Möglichkeitennutzen sollten, um so klug und tüchtig wie möglich zu wer<strong>de</strong>n,dann sind es jene, die ihre Fähigkeiten dafür zur Verfügung stellen,dass das Reich <strong>Gottes</strong> in dieser Welt aufgerichtet wer<strong>de</strong>nkann!Von Daniel heißt es, dass auch die genaueste Untersuchungseiner Verwaltungstätigkeit keinen einzigen Irrtum o<strong>de</strong>r Fehlerzum Vorschein brachte. Darin kann er je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r eine leiten<strong>de</strong>Stellung innehat, als Vorbild dienen. Sein Beispiel zeigt, was manerreichen kann, wenn man Verstand, Herz und alle Kräfte in <strong>de</strong>nDienst <strong>Gottes</strong> stellt.GeldAuch Besitz vertraut Gott <strong>de</strong>n Menschen an, <strong>de</strong>nn von ihm habensie die Kraft, Wohlstand zu erwerben. Er erfrischt die Er<strong>de</strong> mit<strong>de</strong>m Tau <strong>de</strong>s Himmels und mit Regen; er lässt die Sonne scheinen,die das Land erwärmt, überall in <strong>de</strong>r Natur neues Lebenweckt und es zum Blühen und Reifen bringt. Dann bittet er uns,dass wir ihm von seinem Besitz etwas zurückgeben.Wir haben unser Geld nicht bekommen, um uns damit groß zutun. Als treue Haushalter sollen wir es zur Ehre und zum Ruhm<strong>Gottes</strong> verwen<strong>de</strong>n. Manche Leute vertreten die Ansicht, nur einTeil ihres Besitzes gehöre Gott. Haben sie eine bestimmte Summefür religiöse und mildtätige Zwecke gegeben, dann betrachtensie das übrige Geld als ihr Eigentum, über das sie nach Beliebenverfügen können.Damit sind sie aber einem Irrtum erlegen. Alles, was wir besitzen,gehört <strong>de</strong>m Herrn, und ihm sind wir dafür verantwortlich,wie wir seine Gaben nutzen. Je<strong>de</strong>r Pfennig, <strong>de</strong>n wir ausgeben,287


BILDER VOM REICHE GOTTESzeigt auch etwas davon, ob wir Gott über alles und unserenNächsten wie uns selbst lieben.Geld hat einen großen Wert, weil man damit viel Gutes tunkann. In <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> wird es zu Speise, Trankund Kleidung für die Bedürftigen. Wir können damit die Entrechtetenunterstützen und <strong>de</strong>n Kranken helfen. Geld ist allerdingsnur dann mehr wert als zum Beispiel Sand, wenn es für die elementarenBedürfnisse <strong>de</strong>s täglichen Lebens, zum Segen <strong>de</strong>r Mitmenschenund zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Werkes <strong>Gottes</strong> ausgegebenwird.Angehäufter Reichtum erweist sich mit <strong>de</strong>r Zeit nicht nur alsnutzlos, son<strong>de</strong>rn sogar als Fluch, weil er uns leicht von <strong>de</strong>nhimmlischen Schätzen ablenkt. Am Jüngsten Tag wird er als Beweisfür ungenutzte Möglichkeiten gelten und damit über seinenBesitzer Verdammnis bringen. Die Schrift sagt: „Und nun, ihr<strong>Reiche</strong>n: Weint und heult über das Elend, das über euch kommenwird! Euer Reichtum ist verfault, eure Klei<strong>de</strong>r sind von Mottenzerfressen. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wirdgegen euch Zeugnis geben und wird euer Fleisch fressen wie Feuer.Ihr habt euch Schätze gesammelt in diesen letzten Tagen!Siehe, <strong>de</strong>r Lohn <strong>de</strong>r Arbeiter, die euer Land abgeerntet haben,<strong>de</strong>n ihr ihnen vorenthalten habt, <strong>de</strong>r schreit, und das Rufen <strong>de</strong>rSchnitter ist gekommen vor die Ohren <strong>de</strong>s Herrn Zebaoth.“ (Jakobus5,1-4)Doch Christus re<strong>de</strong>te auch keinem verschwen<strong>de</strong>rischen, leichtsinnigenGeldausgeben das Wort. Allen seinen Nachfolgern gilt<strong>de</strong>r Aufruf zur Sparsamkeit: „Sammelt die übrigen Brocken,damit nichts umkommt.“ (Johannes 6,12) Wer erkannt hat, dassauch sein Geld eine Gabe <strong>Gottes</strong> ist, <strong>de</strong>r geht sparsam damit umund kann dann an<strong>de</strong>ren, die es brauchen, davon geben.Je mehr wir für unseren eigenen Luxus ausgeben, umso wenigerbleibt uns, um Menschen in Not zu helfen. Je<strong>de</strong>r unnütz verbrauchtePfennig schmälert unsere Möglichkeiten, Gutes zu tun,und damit bringen wir Gott um <strong>de</strong>n Ruhm und die Ehre, die unsanvertrauten Gaben richtig verwen<strong>de</strong>t zu haben.288


BILDER VOM REICHE GOTTESEin freundliches, offenes WesenEin freundliches Wesen sowie die Fähigkeit, geistliche Dingeschnell zu erfassen, sind wertvolle Gaben und bringen für <strong>de</strong>n,<strong>de</strong>r sie besitzt, eine große Verantwortung mit sich. Auch sie sollenim Dienst <strong>Gottes</strong> angewandt wer<strong>de</strong>n. Doch hier machen vieleMenschen einen Fehler: Sie freuen sich zwar über ihre Fähigkeiten,versäumen aber, sie für an<strong>de</strong>re einzusetzen. Sie re<strong>de</strong>n sichein, dass sie natürlich viel Gutes leisten wür<strong>de</strong>n, wenn sie nurGelegenheit dazu hätten. Ein Leben lang warten sie auf günstigeUmstän<strong>de</strong>. Für <strong>de</strong>n knickerigen Geizkragen, <strong>de</strong>r einem Bedürftigenauch noch das kleinste Almosen missgönnt, haben sie nurVerachtung übrig, <strong>de</strong>nn sie sehen wohl, dass er nur für sich selbstlebt und in voller Verantwortung die ihm anvertrauten Gabenmissbraucht. Mit einer gewissen Selbstgefälligkeit vergleichen siesich mit ihm und kommen zu <strong>de</strong>r Überzeugung, dabei viel besserabzuschnei<strong>de</strong>n.Aber sie täuschen sich. Auch sie haben ja Gaben, die sie nichtnutzen; dafür tragen sie die Verantwortung. Menschen, die aufan<strong>de</strong>re zugehen und ihre Zuneigung zeigen können, sollen nach<strong>de</strong>m Willen <strong>Gottes</strong> mit dieser Gabe nicht nur ihren Freun<strong>de</strong>n begegnen,son<strong>de</strong>rn allen, die ihre Hilfe brauchen. Kontaktfreudigkeitist eine Gabe, die allen Menschen in unserem Einflussbereichzugute kommen soll. Wenn wir nur einigen wenigen freundlichbegegnen, ist dies keine echte Liebe, son<strong>de</strong>rn Selbstsucht.Auf diese Weise bringen wir we<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Menschen zu Gott,noch tragen wir zu seiner Ehre bei. Wer so die Gaben Christi ungenutztlässt, <strong>de</strong>r macht sich noch schuldiger als jener Geizige,für <strong>de</strong>n er nur Verachtung übrig hatte. Zu Menschen wie ihmwird einmal gesagt wer<strong>de</strong>n: Ihr habt <strong>de</strong>n Willen <strong>Gottes</strong> gekanntund trotz<strong>de</strong>m nicht danach gehan<strong>de</strong>lt (Matthäus 7,21.23).Gaben vervielfältigen sich durch GebrauchGaben, die eingesetzt wer<strong>de</strong>n, vervielfältigen sich. Erfolg hängtnicht von Zufall o<strong>de</strong>r Schicksal ab, son<strong>de</strong>rn ist das Ergebnis göttlicherFügung und <strong>de</strong>r Lohn für Treue und Umsicht, Hingabe und289


BILDER VOM REICHE GOTTESganzen Einsatz. Der Herr will, dass wir je<strong>de</strong> Gabe, die wir empfangenhaben, auch nutzen. Wenn wir das tun, wird er uns mitnoch größeren Fähigkeiten segnen. Qualifikationen, die uns nochfehlen, schenkt Gott uns nicht auf übernatürliche Weise; aberwenn wir die nutzen, die uns zur Verfügung stehen, wird er unshelfen, unsere Fähigkeiten weiterzubil<strong>de</strong>n und darin tüchtig zuwer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>s ehrliche Opfer im Dienst Christi bringt uns dabeiweiter. Wenn wir <strong>de</strong>n Heiligen Geist an uns arbeiten lassen, könnenwir durch die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> schlechte Veranlagungen überwin<strong>de</strong>nund zu einem neuen Lebensstil fin<strong>de</strong>n. Geführt <strong>vom</strong> Geist<strong>Gottes</strong>, kann unser Herz immer mehr von seiner Kraft aufnehmen,und wir arbeiten immer wirkungsvoller für unseren Herrn.Versteckte Energien wer<strong>de</strong>n wach und schlummern<strong>de</strong> Talenteneu ent<strong>de</strong>ckt.Wer in <strong>de</strong>mütigem Gehorsam <strong>de</strong>m Ruf <strong>de</strong>s Herrn folgt, darfsicher sein, dass <strong>de</strong>r Himmel ihm beisteht. Eine große, heiligeVerantwortung wirkt sich günstig auf die Charakterbildung aus,for<strong>de</strong>rt all unsere geistigen und geistlichen Kräfte und reinigt unserDenken und Fühlen. Der Glaube an die Kraft <strong>Gottes</strong> kannauch einen schwachen Menschen auf wun<strong>de</strong>rbare Weise starkwer<strong>de</strong>n lassen, ihm Entschie<strong>de</strong>nheit und Erfolg schenken. Wersein beschei<strong>de</strong>nes Wissen gern an an<strong>de</strong>re weitergibt und zugleichdarum bemüht ist, immer noch dazuzulernen, <strong>de</strong>m stehen alleSchätze <strong>de</strong>s Himmels zur Verfügung. Je mehr Licht er zu vermittelnbereit ist, <strong>de</strong>sto mehr empfängt er selbst; je intensiver er sichbemüht, seinen Mitmenschen in Liebe das Wort <strong>Gottes</strong> zu bringen,<strong>de</strong>sto klarer wird es ihm selbst. Unser Wissen und unsereKraft wachsen dadurch, dass wir sie gebrauchen.Alles, was wir für Christus unternehmen, wird uns selbst zumSegen. Setzen wir unsere Mittel zu seiner Ehre ein, dann gibt eruns noch mehr davon. Suchen wir an<strong>de</strong>re für ihn zu gewinnenund bringen wir dies als Anliegen im Gebet vor ihn, dann ergreift<strong>de</strong>r beleben<strong>de</strong> Einfluss <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> unser Herz und schenktunserer Liebe <strong>de</strong>n göttlichen Eifer. Unser Glaubensleben wir<strong>de</strong>chter, ernsthafter und ist mehr <strong>vom</strong> Gebet geprägt.Der Wert <strong>de</strong>s Menschen wird im Himmel danach bemessen,wie groß die Fähigkeit seines Herzens ist, Gott zu erkennen. Die-290


BILDER VOM REICHE GOTTESse Erkenntnis ist die Quelle aller Kraft. Gott schuf <strong>de</strong>n Menschen,um seinen Schöpfergeist in je<strong>de</strong>r menschlichen Begabungsichtbar wer<strong>de</strong>n zu lassen, immer möchte er das menschlicheDenken mit <strong>de</strong>m göttlichen in eine enge Verbindung bringen. Esist eine hohe Auszeichnung, dass wir zusammen mit Christus <strong>de</strong>rWelt seine Gna<strong>de</strong> offenbaren dürfen, um selbst die himmlischenDinge besser zu verstehen.Wenn wir zu Jesus aufschauen, wird unsere Vorstellung vonGott immer klarer, und gleichzeitig än<strong>de</strong>rt sich unser ganzes Wesen,das dann von Güte und Nächstenliebe geprägt ist. Auf dieseWeise wer<strong>de</strong>n wir <strong>de</strong>m Bild <strong>Gottes</strong> immer ähnlicher und vertiefenständig unsere <strong>Gottes</strong>erkenntnis. Wir treten in enge Gemeinschaftmit <strong>de</strong>m Himmel und erhalten die wachsen<strong>de</strong> Fähigkeit,<strong>de</strong>n Reichtum <strong>de</strong>r Erkenntnis und Weisheit <strong>de</strong>s Ewigen in unsaufzunehmen.Der eine ZentnerDer Mann, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n einen Zentner erhalten hatte, „ging hin, grubein Loch in die Er<strong>de</strong> und verbarg das Geld seines Herrn“ (Matthäus25,18).Ausgerechnet er, <strong>de</strong>r die kleinste Gabe erhalten hatte, ließ sieungenutzt. Dies ist eine Warnung für alle, die meinen, <strong>vom</strong>Dienst für Christus befreit zu sein, weil ihnen nur wenig anvertrautwur<strong>de</strong>. Gäbe es etwas Großes für sie zu tun, wie gern wärensie nach eigenen Worten dazu bereit. Aber weil sie nur kleineAufgaben übernehmen können, glauben sie, das Recht zu haben,gar nichts zu tun. Damit sind sie aber im Irrtum. Mit <strong>de</strong>r Art, wie<strong>de</strong>r Herr seine Gaben verteilt, prüft er unseren Charakter. DerMann, <strong>de</strong>r es unterließ, <strong>de</strong>n ihm anvertrauten Zentner Gewinnbringend anzulegen, erwies sich als unzuverlässig. Mit fünf Zentnernhätte er es höchstwahrscheinlich nicht an<strong>de</strong>rs gemacht.Sein Verhalten zeigte <strong>de</strong>utlich, dass er die Gaben <strong>de</strong>s Himmelsverachtete.„Wer im Geringsten treu ist, <strong>de</strong>r ist auch im Großen treu.“(Lukas 16,10) Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r kleinen Dinge wird oft verkannt,und doch bestimmen sie in entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Weise die Ord-291


BILDER VOM REICHE GOTTESnung unseres Alltags. Im Leben eines Christen gibt es keine Belanglosigkeiten.Wir gefähr<strong>de</strong>n unsere charakterliche Entwicklung,wenn wir die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r kleinen Dinge unterschätzen.„Wer im Geringsten ungerecht ist, <strong>de</strong>r ist auch im Großen ungerecht.“(Lukas 16,10) Wenn jemand auch nur die kleinstenPflichten vernachlässigt, verweigert er damit seinem Schöpfer<strong>de</strong>n schuldigen Dienst. Auf diese Weise scha<strong>de</strong>t er sich selbst,weil er so we<strong>de</strong>r die Gna<strong>de</strong> noch die Kraft und Charakterstärkeerhalten kann, die man durch rückhaltlose Hingabe an Gott erfährt.Fern von Christus ist er Satans Versuchungen ausgeliefertund macht im Dienst für <strong>de</strong>n Meister schwerwiegen<strong>de</strong> Fehler.Weil er sich im Kleinen nicht an die richtigen Grundsätze hält,kann er Gott auch bei <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Aufgaben, zu <strong>de</strong>nen ersich berufen fühlt, nicht gehorchen. Die Fehler, die er bei alltäglichenKleinigkeiten beging, machen sich auch bei wichtigen Angelegenheitenbemerkbar. Er han<strong>de</strong>lt eben so, wie er es gewohnt ist.Was man immer wie<strong>de</strong>r tut, wird zur Gewohnheit, die <strong>de</strong>n Charakterprägt, und <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum entschei<strong>de</strong>t über unser Schicksalin Zeit und Ewigkeit.Nur Zuverlässigkeit im Kleinen befähigt einen Menschen dazu,auch größere Verantwortung zu übernehmen. Gott brachteDaniel und seine Freun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n PersönlichkeitenBabylons zusammen, damit diese Hei<strong>de</strong>n die Grundsätze <strong>de</strong>swahren Glaubens kennen lernen konnten. Inmitten eines ganzenVolkes von Götzendienern sollte Daniel das Wesen <strong>Gottes</strong> <strong>de</strong>utlichmachen. Warum konnte <strong>de</strong>r Herr ihm so viel Vertrauen undEhre erweisen? Weil sein ganzes Leben von <strong>de</strong>r Treue im Kleinengeprägt war! Er ehrte Gott auch bei <strong>de</strong>r unbe<strong>de</strong>utendsten Aufgabe,und <strong>de</strong>r Herr arbeitete mit ihm zusammen. Ihm und seinenFreun<strong>de</strong>n „gab Gott Einsicht und Verstand für je<strong>de</strong> Art vonSchrift und Weisheit. Daniel aber verstand sich auf Gesichte undTräume je<strong>de</strong>r Art.“ (Daniel 1,17)Wie Gott Daniel <strong>de</strong>n Auftrag erteilte, für ihn in Babylon zuwirken, so ruft er auch uns heute dazu auf, seine Zeugen in <strong>de</strong>rWelt zu sein. In <strong>de</strong>n kleinsten wie in <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten Angelegenheiten<strong>de</strong>s Lebens sollen wir <strong>de</strong>n Menschen die Grundsätzeseines <strong>Reiche</strong>s vorleben.292


BILDER VOM REICHE GOTTESChristus selbst zeigte während seines Lebens auf dieser Er<strong>de</strong>,wie wichtig es ist, auch bei Kleinigkeiten Sorgfalt walten zu lassen.Die große Aufgabe <strong>de</strong>r Erlösung lastete schwer auf ihm. SeineLehr- und Heiltätigkeit beanspruchte seine ganze geistige undkörperliche Kraft bis aufs Äußerste, und doch hatte er Augenauch für die unscheinbarsten Dinge im Alltag und in <strong>de</strong>r Natur.Er benutzte sie, um seinen Zuhörern in beson<strong>de</strong>rs eindringlicherWeise die großartigen Wahrheiten <strong>de</strong>s <strong>Reiche</strong>s <strong>Gottes</strong> zu veranschaulichen.Er wusste um die Bedürfnisse auch <strong>de</strong>s einfachstenMenschen und hörte je<strong>de</strong>n Hilferuf. Er spürte sogar in <strong>de</strong>r Menschenmenge,wie ihn die kranke Frau berührte. Selbst das kleinsteAnzeichen von Glauben fand Erwi<strong>de</strong>rung. Nach<strong>de</strong>m er dieTochter <strong>de</strong>s Jairus von <strong>de</strong>n Toten auferweckt hatte, erinnerte erihre Eltern daran, ihr etwas zu essen zu geben. Ja sogar als erselbst in Vollmacht aus <strong>de</strong>m Grab auferstan<strong>de</strong>n war, erachtete eres nicht als Nebensächlichkeit, die Grabtücher, in <strong>de</strong>nen er gelegenhatte, sorgfältig zusammengefaltet an ihren richtigen Platzzu legen.Wir sind als Christen dazu aufgefor<strong>de</strong>rt, mit Christus zusammenMenschen für die Ewigkeit zu retten. Dazu haben wir uns ineinem Bund mit ihm verpflichtet. Vernachlässigen wir diese Aufgabe,dann erweisen wir uns als untreu. Um ihr aber nachkommenzu können, müssen wir seinem Beispiel folgen und auch diekleinsten Dinge gewissenhaft beachten. Das ist das Erfolgsgeheimnisallen christlichen Strebens und Einflusses.Der Herr will, dass sein Volk so viel wie möglich erreicht, umihn durch die Fähigkeiten zu verherrlichen, die er ihnen gerneschenken möchte. In seiner Gna<strong>de</strong> hat er alle Vorkehrungen getroffen,die uns <strong>de</strong>n Beweis ermöglichen, dass wir nach besserenVorstellungen und Einsichten han<strong>de</strong>ln als die Welt. Wir könnenan Intelligenz, praktischer Geschicklichkeit und Wissen überlegensein, weil wir an Gott glauben und daran, dass seine KraftMenschenherzen zu än<strong>de</strong>rn vermag.Auch wer keine großen Gaben erhalten hat, braucht <strong>de</strong>shalb<strong>de</strong>n Mut nicht zu verlieren. Er muss eben das, was ihm geschenktwur<strong>de</strong>, nutzen und seine Schwächen im Auge behalten, die ja<strong>Gottes</strong> Gna<strong>de</strong> in Stärke verwan<strong>de</strong>ln kann. Was immer wir tun,293


BILDER VOM REICHE GOTTESsollte Ausdruck unserer Zuverlässigkeit und Treue sein. Lasstuns alle Eigenschaften pflegen, die uns dabei helfen, gute Arbeitzu leisten.Gegen unsere Nachlässigkeit müssen wir energisch angehen.Viele entschuldigen sich auch für die gröbsten Schnitzer mit ihrerVergesslichkeit. Aber verfügen sie nicht genauso wie an<strong>de</strong>re überbestimmte geistige Fähigkeiten? Sie brauchen ihr Gedächtnis nurzu trainieren. Vergesslich zu sein, ist eine Sün<strong>de</strong>, nachlässig zusein ebenso. Wo diese Haltung vorherrscht, geht man auch leichtfertigmit <strong>de</strong>r eigenen Errettung um, sodass wir uns nicht mehrgenügend auf das Reich <strong>Gottes</strong> vorbereiten.Große Wahrheiten müssen auch in <strong>de</strong>n kleinen Dingen zumAusdruck kommen. Selbst bei unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Alltagspflichtenkann sich <strong>de</strong>r Glaube praktisch bewähren. Die größte Fähigkeitüberhaupt, die ein Mensch erreichen kann, ist unbedingter Gehorsamgegenüber <strong>de</strong>m Wort <strong>Gottes</strong>.Viele, die nicht unmittelbar im Werk <strong>Gottes</strong> beschäftigt sind,fühlen sich nutzlos und meinen, keinen Beitrag zur Aufrichtungseines <strong>Reiche</strong>s zu leisten. Doch das stimmt nicht. Wenn sie einerArbeit nachgehen, die einfach getan wer<strong>de</strong>n muss, dann brauchensie sich auch nicht vorzuwerfen, im großen Haushalt <strong>Gottes</strong>nutzlos zu sein. Auch die geringste Pflicht darf nicht missachtetwer<strong>de</strong>n. Ehrliche Arbeit ist immer ein Segen, und Treue in ihrkann sich einmal als Vorbereitung für weit verantwortungsvollereAufgaben herausstellen.Gott freut sich über <strong>de</strong>n kleinsten Dienst, <strong>de</strong>n wir mit Hingabeleisten, nicht weniger als über <strong>de</strong>n größten. Kein Opfer erscheintklein, wenn es aufrichtig und freudig dargebracht wird.Christus for<strong>de</strong>rt uns dazu auf, an je<strong>de</strong>m Ort die Arbeit zu verrichten,die uns aufgetragen wird. Bist du Hausfrau, dann gestalte<strong>de</strong>in Heim so, dass sich je<strong>de</strong>r darin wohl fühlen kann. Hast duKin<strong>de</strong>r, so erziehe sie im Geist Christi; damit leistest du für Gottnicht weniger als <strong>de</strong>r Prediger auf <strong>de</strong>r Kanzel. Ist die Küche <strong>de</strong>inAufgabenbereich, dann bemühe dich, so gut wie möglich zu kochen.Achte bei <strong>de</strong>r Zubereitung <strong>de</strong>r Speisen darauf, dass sie gesund,nahrhaft und appetitlich sind. Und wie du dabei nur diebesten Zutaten auswählst, so lenke auch <strong>de</strong>ine Gedanken auf294


BILDER VOM REICHE GOTTESschöne und edle Dinge. Ob du als Landwirt <strong>de</strong>n Acker bestellsto<strong>de</strong>r ob du irgen<strong>de</strong>inen an<strong>de</strong>ren Beruf ausübst – erfülle <strong>de</strong>ineAufgabe ganz. Konzentriere dich auf <strong>de</strong>ine Arbeit. OffenbareChristus in all <strong>de</strong>inem Tun und handle so, wie er es an <strong>de</strong>inerStelle getan hätte.Wie klein <strong>de</strong>ine Gabe auch sein mag, Gott kann sie dochgebrauchen. Wenn man <strong>de</strong>n einen Zentner klug anwen<strong>de</strong>t, wir<strong>de</strong>r seine Dienste tun. Während wir durch Treue in <strong>de</strong>n kleinenPflichten gewissermaßen auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s rechnerischen Addierenstätig sind, multipliziert Gott unsere Leistungen. Diese geringenDinge erhalten in seinem Werk einen hohen Stellenwert.Lebendiger Glaube durchzieht wie ein gol<strong>de</strong>ner Fa<strong>de</strong>n auchdie unscheinbarste Arbeit, die pflichtbewusst ausgeführt wird.Auf diese Weise för<strong>de</strong>rt unser täglicher Aufgabenbereich daschristliche Wachstum. Unser Blick ist auf Jesus gerichtet, unddie Liebe zu ihm schenkt uns Kraft bei allem, was wir tun. Wennwir unsere Fähigkeiten richtig gebrauchen, bin<strong>de</strong>n sie uns gleichsamwie eine gol<strong>de</strong>ne Kette an die himmlische Welt. Das ist wahreHeiligung. Sie besteht ja in <strong>de</strong>r frohen Erfüllung <strong>de</strong>r einzelnentäglichen Pflichten bei vollkommenem Gehorsam gegenüber <strong>de</strong>mWillen <strong>Gottes</strong>.Aber viele Christen warten darauf, dass ihnen irgen<strong>de</strong>ine großeAufgabe übertragen wird. Und weil sie keinen Platz fin<strong>de</strong>nkönnen, <strong>de</strong>r ihrem Ehrgeiz entspräche, versäumen sie es, ihre alltäglichenPflichten gewissenhaft zu erfüllen, <strong>de</strong>nn die erscheinenihnen uninteressant. Tag für Tag lassen sie Gelegenheiten ungenutztverstreichen, ihre Treue gegenüber Gott zu zeigen. Währendsie auf <strong>de</strong>n erträumten großen Einsatz warten, vergeht dieZeit und eilt ihr Leben dahin, ohne dass sie ihr Lebensziel erreichenund ihre Lebensaufgabe erfüllen.Die Rückgabe <strong>de</strong>r Zentner„Nach langer Zeit kam <strong>de</strong>r Herr dieser Knechte und for<strong>de</strong>rte Rechenschaftvon ihnen.“ (Matthäus 25,19) Bei <strong>de</strong>r Abrechnung mitseinen Dienern prüft <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>n Ertrag je<strong>de</strong>s Zentners. Die erbrachteLeistung zeigt <strong>de</strong>utlich, was für einen Charakter <strong>de</strong>r295


BILDER VOM REICHE GOTTESbetreffen<strong>de</strong> Mitarbeiter hat. Die Knechte, die fünf beziehungsweisezwei Zentner erhalten hatten, gaben sie ihrem Herrn zusammenmit <strong>de</strong>m erzielten Gewinn zurück, ohne für sich selbstetwas zu beanspruchen. Die Zentner waren ihnen nur leihweiseüberlassen wor<strong>de</strong>n. Ohne dieses Kapital wäre es ihnen gar nichtmöglich gewesen, Zinsen zu erwirtschaften. Ihnen ist bewusst,dass sie nur ihre Pflicht getan haben. Das Kapital gehört <strong>de</strong>mHerrn, folglich auch <strong>de</strong>r Ertrag. Hätte <strong>de</strong>r Heiland ihnen nichtseine Liebe und Gna<strong>de</strong> erwiesen, dann wären sie auf ewig zuGrun<strong>de</strong> gerichtet.Doch als <strong>de</strong>r Meister die Zentner an sich nimmt, da lobt undbelohnt er die Knechte, als ob ihr Erfolg ausschließlich <strong>de</strong>m eigenenVerdienst zuzuschreiben wäre. Er zeigt Freu<strong>de</strong> und Genugtuungund ist überglücklich, dass er ihnen seinen Segen zuteilwer<strong>de</strong>n lassen kann. Je<strong>de</strong>n Dienst und je<strong>de</strong>s Opfer belohnt er ihnen– nicht weil er ihnen das schuldig wäre, son<strong>de</strong>rn weil seinHerz von Liebe und Güte überfließt.„Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigemtreu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu<strong>de</strong>ines Herrn Freu<strong>de</strong>!“ (Matthäus 25,21)Treue zu Gott und Dienst aus Liebe fin<strong>de</strong>n bei ihm Anerkennung.Wann immer wir uns <strong>vom</strong> Heiligen Geist zum Guten anregenund zu Gott führen lassen, wird dies in <strong>de</strong>n Himmelsbücherngenau verzeichnet. Am Jüngsten Tag wer<strong>de</strong>n alle gelobt wer<strong>de</strong>n,durch die <strong>de</strong>r Geist wirken konnte. Mit Gott dürfen sie sich freuen,wenn sie im Himmel Menschen begegnen, <strong>de</strong>nen sie <strong>de</strong>n Wegzur Erlösung zeigten. Sie erhalten das Vorrecht, auch dort imWerk <strong>Gottes</strong> mitzuarbeiten, weil sie sich die Fähigkeiten dazuschon in diesem Leben erworben haben. Was wir einmal imHimmel sein wer<strong>de</strong>n, entspricht genau <strong>de</strong>m, was wir schon jetztin unserem Wesen und Wirken sind. Christus sagte von sich:„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse,son<strong>de</strong>rn dass er diene.“ (Matthäus 20,28) Sein Wirken auf dieserEr<strong>de</strong> war das gleiche wie sein Wirken im Himmel. Für unsereZusammenarbeit mit Christus in dieser Welt wer<strong>de</strong>n wir mitnoch größerer Kraft und mit <strong>de</strong>r Ehre belohnt, auch in <strong>de</strong>r zukünftigenWelt seine Mitarbeiter sein zu dürfen.296


BILDER VOM REICHE GOTTES„Da trat auch herzu, <strong>de</strong>r einen Zentner empfangen hatte, undsprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: du erntest,wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreuthast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg <strong>de</strong>inenZentner in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Siehe, da hast du das Deine.“ (Matthäus25,24.25)So versuchen sich die Menschen herauszure<strong>de</strong>n, wenn sie <strong>Gottes</strong>Gaben gering geschätzt haben. Sie halten Gott für einenhartherzigen Tyrannen, <strong>de</strong>r nur darauf warte, bei ihnen einenFehler zu ent<strong>de</strong>cken, um sie dann schwer zu bestrafen. Sie tunso, als for<strong>de</strong>re er von ihnen Dinge, die er ihnen nie gegeben habe,und als wolle er ernten, ohne gesät zu haben.Viele werfen Gott in ihrem Herzen vor, ein harter Herr zusein, weil er ihren Besitz und ihren Dienst for<strong>de</strong>rt. In Wirklichkeitaber können sie Gott nichts geben, was eigentlich nicht schonsein Eigentum wäre: „Von dir ist alles gekommen“, sagte <strong>de</strong>r KönigDavid, „und von <strong>de</strong>iner Hand haben wir dir’s gegeben.“ (1.Chronik 29,14)Alle Dinge gehören Gott, weil er die Welt erschaffen und erlösthat. Alles Gute, was wir in Zeit und Ewigkeit erfahren dürfen,trägt das Siegel <strong>de</strong>s Kreuzes von Golgatha. Deshalb entbehrt <strong>de</strong>rVorwurf, Gott sei ein harter Herr, <strong>de</strong>r ernte, wo er nicht gesäthabe, je<strong>de</strong>r Grundlage.Doch <strong>de</strong>r Herr weist <strong>de</strong>n ungerechtfertigten Vorwurf <strong>de</strong>s untreuenKnechts nicht zurück. Er benutzt ihn vielmehr, um zu zeigen,dass <strong>de</strong>ssen Verhalten durch nichts zu entschuldigen ist. DerKnecht hätte Mittel und Wege gehabt, um <strong>de</strong>n anvertrautenZentner zu Gunsten <strong>de</strong>s Eigentümers zu vermehren. Der sagte:„Dann hättest du mein Geld zu <strong>de</strong>n Wechslern bringen sollen,und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wie<strong>de</strong>rbekommenmit Zinsen.“ (Matthäus 25,27)Unser himmlischer Vater verlangt von uns nicht mehr undauch nicht weniger, als wir durch unsere Fähigkeiten leistenkönnen. Er for<strong>de</strong>rt nichts von seinen Knechten, was über ihrVermögen ginge. „Denn er weiß, was für ein Gebil<strong>de</strong> wir sind; erge<strong>de</strong>nkt daran, dass wir Staub sind.“ (Psalm 103,14) Alles, was ervon uns verlangt, können wir durch seine Gna<strong>de</strong> auch erbringen.297


BILDER VOM REICHE GOTTES„Denn wem viel gegeben ist, bei <strong>de</strong>m wird man viel suchen.“(Lukas 12,48) Je<strong>de</strong>r Einzelne wird sich verantworten müssen,wenn er auch nur etwas weniger leistet, als es seinen Fähigkeitenentspricht. Der Herr sieht genau je<strong>de</strong> Gelegenheit, die sich unsbietet, um ihm zu dienen. Ungenutzte Gaben zieht er genauso inRechnung wie solche, die wir nutzbringend angewen<strong>de</strong>t haben.Ihm sind wir dafür verantwortlich, was wir durch <strong>de</strong>n rechtenGebrauch unserer Talente alles erreichen könnten.Wir wer<strong>de</strong>n einmal danach beurteilt wer<strong>de</strong>n, was wir hättentun sollen, aber nicht geleistet haben, weil wir unsere Kräftenicht zur Ehre <strong>Gottes</strong> einsetzten. Selbst wenn wir dadurch unserSeelenheil nicht verlieren sollten, wer<strong>de</strong>n wir doch in <strong>de</strong>r Ewigkeitfeststellen müssen, was wir mit unserer Nachlässigkeit angerichtethaben. Denn alles Wissen und Können, das wir uns ausTrägheit nicht angeeignet haben, wird ein Verlust für die Ewigkeitsein.An<strong>de</strong>rerseits übernimmt Gott, wenn wir uns ihm völlig hingebenund bei unserer Arbeit seinen Anweisungen folgen, die gesamteVerantwortung für <strong>de</strong>ren Gelingen. Wir sollen keinen Augenblickim Zweifel darüber sein, dass unseren aufrichtigen Bemühungenauch Erfolg beschie<strong>de</strong>n sein wird. Misserfolg brauchenwir nicht zu befürchten, <strong>de</strong>nn wir sind ja Mitarbeiter <strong>de</strong>ssen, bei<strong>de</strong>m es keinen Fehlschlag gibt.Lasst uns nicht immer von unserer Schwachheit und unseremUnvermögen re<strong>de</strong>n. Damit zeigen wir doch nur, wie wenig wirGott und seinem Wort vertrauen. Wer über zu große Belastungenklagt o<strong>de</strong>r sich weigert, Verantwortung zu übernehmen, <strong>de</strong>rbringt damit zum Ausdruck, dass er Gott als harten Herrn sieht,<strong>de</strong>r Dinge von uns verlangt, für <strong>de</strong>ren Ausführung er uns keineKraft geschenkt hat.Wir verwechseln die Einstellung <strong>de</strong>s faulen Knechtes leichtmit Demut. Echte Demut sieht aber ganz an<strong>de</strong>rs aus. Sie hatnichts zu tun mit geistiger Beschränktheit, mit Ziellosigkeit,mangeln<strong>de</strong>r Zivilcourage und einem Zurückschrecken vor Aufgabenaus Angst, nicht erfolgreich zu sein. Echte Demut erreichtdurch die Abhängigkeit von <strong>Gottes</strong> Kraft alles, was <strong>de</strong>r Herr aufträgt.298


BILDER VOM REICHE GOTTESGott wirkt, durch wen er will. Nicht selten wählt er für die be<strong>de</strong>utendstenAufgaben ganz unscheinbare Leute. Seine Kraftwird ja gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schwachheit <strong>de</strong>s Menschen mächtig. Wirbetrachten nach unseren Maßstäben die eine Sache als groß, diean<strong>de</strong>re als klein; aber Gott setzt ein an<strong>de</strong>res Maß an. Was unsgroß erscheint, braucht es für ihn keineswegs auch zu sein – undumgekehrt. Wir sind nicht befugt, über <strong>de</strong>n Wert unserer Gabenzu urteilen o<strong>de</strong>r uns die Aufgaben selbst auszusuchen. Wir solltenvielmehr die Last, die Gott uns zuweist, aufnehmen und zu seinerEhre tragen. Wenn wir Ruhe brauchen, dürfen wir zu ihm kommen.Bei aller Arbeit ehren wir Gott dadurch, dass wir ihm freudigund von ganzem Herzen dienen. Er möchte so gern, dass wirunsere Aufgaben freudig anpacken, im dankbaren Bewusstsein,seine Mitarbeiter sein zu dürfen.Der eine Zentner wird wie<strong>de</strong>r weggenommenDas Urteil über <strong>de</strong>n faulen Knecht lautete: „Nehmt ihm <strong>de</strong>nZentner ab und gebt ihn <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r zehn Zentner hat.“ (Matthäus25,28) Wie bei <strong>de</strong>r Belohnung <strong>de</strong>r treuen Arbeiter ist dies nichtnur ein Hinweis auf das Endgericht, son<strong>de</strong>rn zeigt auch, wie Gottuns nach und nach schon in diesem Leben unser Han<strong>de</strong>ln vergilt.Im geistlichen Bereich ist es wie in <strong>de</strong>r Natur: Ungenutzte Kraftschwächt sich ab und geht schließlich verloren. Tätigkeit ist dasGesetz <strong>de</strong>s Lebens, Müßiggang be<strong>de</strong>utet Tod. „In einem je<strong>de</strong>n offenbartsich <strong>de</strong>r Geist zum Nutzen aller.“ (1. Korinther 12,7)Wenn wir unsere Gaben zum Segen für an<strong>de</strong>re anwen<strong>de</strong>n, erhaltenwir immer mehr davon; benutzen wir sie dagegen nur für unsereegoistischen Zwecke, dann wer<strong>de</strong>n sie weniger und schließlichganz von uns genommen. Wer nicht weitergeben will, was erempfangen hat, <strong>de</strong>r wird eines Tages feststellen müssen, dass ergar nichts mehr zu verteilen hat. Er lässt es zu, dass seine seelischeKraft verkümmert und schließlich ganz zerstört wird.Niemand soll glauben, er könne ein Leben lang seinen eigenenInteressen nachgehen, um dann einmal am Freu<strong>de</strong>nfest seinesHerrn teilzunehmen. Solche Menschen hätten gar kein Verständnisfür die Freu<strong>de</strong> selbstloser Liebe und wären <strong>de</strong>shalb im299


BILDER VOM REICHE GOTTESHimmel fehl am Platz. Die reine Atmosphäre <strong>de</strong>r Liebe, die <strong>de</strong>nHimmel erfüllt, haben sie ja nie schätzen gelernt. Mit <strong>de</strong>m Lobpreis<strong>de</strong>r Engel könnten sie nichts anfangen, und die Weisheit<strong>de</strong>s Himmels bliebe ihnen ein unverständliches Rätsel.Am Jüngsten Tag wird je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r nichts für Christus geleistethat, sich treiben ließ und keine Verantwortung tragen wollte,weil er nur an sich und seinen Vorteil dachte, zusammen mit <strong>de</strong>nGottlosen verurteilt wer<strong>de</strong>n.Viele angebliche Christen ignorieren einfach <strong>Gottes</strong> For<strong>de</strong>rungenund fin<strong>de</strong>n nicht einmal etwas Unrechtes dabei. Dass Lästerer,Ehebrecher und Mör<strong>de</strong>r Strafe verdienen, ist für sie selbstverständlich.Sie selbst aber gehen ja schließlich zum <strong>Gottes</strong>dienst,hören gern das Evangelium und halten sich folglich fürChristen. Wenn sie auch ihr ganzes Leben lang nur an sich selbstgedacht haben, wer<strong>de</strong>n sie einmal nicht weniger erstaunt sein als<strong>de</strong>r faule Knecht im Gleichnis, wenn sie das Urteil hören: „Nehmetvon ihm <strong>de</strong>n Zentner.“ Wie die Ju<strong>de</strong>n erkennen sie nicht,dass es ein Unterschied ist, ob man <strong>Gottes</strong> Segnungen nur fürsich selbst in Anspruch nimmt o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re daran teilhaben lässt.Viele, die sich um die Mitarbeit im Werk <strong>Gottes</strong> drücken, bringendie Ausre<strong>de</strong> vor, sie seien dafür nicht geeignet. Aber hat Gottihnen wirklich keine Fähigkeiten geschenkt? Das können siegewiss nicht behaupten! Ihre Unfähigkeit kommt nur daher, dasssie so lange mutwillig nichts getan haben. Schon jetzt wirkt sichbei ihnen <strong>de</strong>r Urteilsspruch aus: „Nehmet von ihm <strong>de</strong>n Zentner!“Der ständige Missbrauch ihrer Gaben führt schließlich dazu, dasssich <strong>de</strong>r Heilige Geist, <strong>de</strong>r ja das einzige Licht ist, zurückzieht.Mit <strong>de</strong>m Befehl „Und <strong>de</strong>n unnützen Knecht werft in die Finsternishinaus!“ (Matthäus 25,30) besiegelt <strong>de</strong>r Himmel die Wahl, diediese Menschen für die Ewigkeit getroffen haben.300


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 26„Macht euch Freun<strong>de</strong>mit <strong>de</strong>m ungerechten Mammon“Als Christus in die Welt kam, lebten die Menschen ganz für dasDiesseits. Das Zeitliche war ihnen wichtiger als die Ewigkeit. Gedankenan das zukünftige Leben wur<strong>de</strong>n zu Gunsten <strong>de</strong>r Gegenwartzurückgestellt. Sie konnten nicht mehr zwischen Einbildungund Wirklichkeit unterschei<strong>de</strong>n. Die Welt <strong>de</strong>s Unsichtbaren imGlauben zu erfassen, war ihnen unmöglich. Satan stellte ihnendie Dinge dieser Welt als allein lohnend und befriedigend dar,und sie fielen prompt darauf herein.Diese Wertvorstellungen wollte Christus grundlegend än<strong>de</strong>rn;er wollte <strong>de</strong>n Bann brechen, <strong>de</strong>r die Menschen betörte und gefangenhielt. In seinen Predigten war er bemüht, seinen Zuhörerndie unterschiedliche Gerechtigkeit von Göttlich-Ewigem und Irdisch-Materiellemaufzuzeigen und ihr Denken auf das Zukünftigehinzulenken. Er rief sie auf, nicht so sehr <strong>de</strong>m Vergänglichennachzujagen, son<strong>de</strong>rn vor allem Vorkehrungen für die Ewigkeitzu treffen.„Er sprach aber auch zu seinen Jüngern: Es war ein reicherMann, <strong>de</strong>r hatte einen Verwalter; <strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> bei ihm beschuldigt,er verschleu<strong>de</strong>re ihm seinen Besitz.“ (Lukas 16,1) Der reicheMann hatte ihm sein ganzes Vermögen anvertraut, doch <strong>de</strong>rVerwalter war unzuverlässig. Sein Herr gewann schließlich dieÜberzeugung, systematisch bestohlen zu wer<strong>de</strong>n. So entschloss ersich, ihn zu entlassen, und rief ihn zu sich, um seine Rechnungsbücherzu prüfen. „Was höre ich da von dir?“ fragte er. „Gib Re-301


BILDER VOM REICHE GOTTESchenschaft über <strong>de</strong>ine Verwaltung; <strong>de</strong>nn du kannst hinfort nichtVerwalter sein.“ (Lukas 16,2)Die Entlassung war <strong>de</strong>m Verwalter sicher. Er hatte nur dreiMöglichkeiten vor sich: eine an<strong>de</strong>re Arbeit zu suchen, zu bettelno<strong>de</strong>r zu verhungern. Da überlegte er: „Was soll ich tun? MeinHerr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schämeich mich zu betteln. Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich inihre Häuser aufnehmen, wenn ich von <strong>de</strong>m Amt abgesetzt wer<strong>de</strong>.Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen je<strong>de</strong>n fürsich, und fragte <strong>de</strong>n ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?Er sprach: Hun<strong>de</strong>rt Eimer Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm<strong>de</strong>inen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig. Danachfragte er <strong>de</strong>n zweiten: Du aber, wie viel bist du schuldig? Ersprach: Hun<strong>de</strong>rt Sack Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm <strong>de</strong>inenSchuldschein und schreib achtzig.“ (Lukas 16,3-7)Der untreue Verwalter verführte auch an<strong>de</strong>re zum Betrug.Auf Kosten seines Herrn verschaffte er ihnen Vorteile und verpflichtetesie so, ihn als Freund bei sich zu Hause aufzunehmen.„Und <strong>de</strong>r Herr lobte <strong>de</strong>n ungetreuen Verwalter, weil er kluggehan<strong>de</strong>lt hatte.“ (Lukas 16,8) Weil er selbst materialistisch eingestelltwar, imponierte <strong>de</strong>m reichen Mann das Verhalten seinesVerwalters. Gott sieht das allerdings ganz an<strong>de</strong>rs.Christus lobte <strong>de</strong>n betrügerischen Verwalter keineswegs; erwollte nur an einem damals allgemein bekannten Vorfall veranschaulichen,was er dann seinen Zuhörern riet: „Macht euchFreun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m ungerechten Mammon“, sagte er, „damit, wenner zu En<strong>de</strong> geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.“ (Lukas16,9)Die Pharisäer nahmen es <strong>de</strong>m Heiland übel, dass er sich mitZöllnern und Sün<strong>de</strong>rn abgab, trotz<strong>de</strong>m ließ er sich nicht davonabhalten, sich um diese Menschen zu bemühen. Er sah genau,wie ihre tägliche Arbeit sie in Versuchung brachte, <strong>de</strong>nn sie waren<strong>de</strong>n Verlockungen <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs ausgesetzt. Der ersteSchritt zum Bösen war leicht getan, und wie schnell waren siedann in immer schlimmere Betrügereien und kriminelle Delikteverstrickt! Christus versuchte mit allen Mitteln, diese Menschenfür höhere Ziele und ehrliche Grundsätze zu gewinnen. Deshalb302


BILDER VOM REICHE GOTTESerzählte er auch die Geschichte <strong>vom</strong> untreuen Verwalter. Unter<strong>de</strong>n Zöllnern hatte es gera<strong>de</strong> einen ähnlichen Fall gegeben, undim Gleichnis Christi erkannten sie ihre eigenen Praktiken wie<strong>de</strong>r.Das fesselte ihre Aufmerksamkeit. Als sie ihre eigenen unehrlichenPraktiken angeprangert sahen, wur<strong>de</strong> vielen eine Lehrevon ewiger Wahrheit bewusst.Allerdings war das Gleichnis in erster Linie für die Jünger bestimmt.Sie erhielten <strong>de</strong>n Sauerteig <strong>de</strong>r Wahrheit zuerst; durchsie sollte er die an<strong>de</strong>ren Menschen erreichen. Vieles von <strong>de</strong>m, wasChristus ihnen sagte, blieb <strong>de</strong>n Jüngern anfangs unverständlich,und oft schien es, dass sie es schon wie<strong>de</strong>r vergessen hatten. Dochunter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Heiligen Geistes erinnerten die Jüngersich später wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich an diese Wahrheiten, sodass sie diesein lebendiger Weise <strong>de</strong>n neubekehrten Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>rn vortragenkonnten.Der Heiland wandte sich mit diesem Gleichnis aber auch andie Pharisäer. Nie gab er die Hoffnung auf, dass sie sich einmalvon <strong>de</strong>r Macht seiner Worte überzeugen lassen wür<strong>de</strong>n. Viele warenes ja in ihrem tiefsten Herzen bereits. Wenn sie nun unter<strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Heiligen Geistes die Wahrheit hörten, wür<strong>de</strong>nnicht wenige von ihnen seine Nachfolger wer<strong>de</strong>n.Die Pharisäer hatten versucht, Christus dadurch in Misskreditzu bringen, dass sie von ihm sagten, er gebe sich mit Zöllnernund Sün<strong>de</strong>rn ab. Jetzt drehte dieser <strong>de</strong>n Spieß um: Was sich bei<strong>de</strong>n Zöllnern zugetragen hatte, das hielt er <strong>de</strong>n Pharisäern alsSpiegel ihres eigenen Han<strong>de</strong>lns vor, zeigte ihnen aber gleichzeitig,wie sie für sich selbst doch noch etwas gutmachen könnten.Für wohltätige Zwecke hatte <strong>de</strong>r Herr im Gleichnis seinemunehrlichen Verwalter das Vermögen anvertraut, doch <strong>de</strong>r hattealles für sich selbst verwen<strong>de</strong>t – genau wie Israel im übertragenenSinn. Gott hatte die Nachkommen Abrahams erwählt und siedurch seine Kraft aus <strong>de</strong>r Knechtschaft Ägyptens befreit. Vonihm waren sie zu Verwaltern <strong>de</strong>r heiligen Wahrheit gemachtwor<strong>de</strong>n, um diesen Segen <strong>de</strong>r ganzen Welt zukommen zu lassen.Sie hatten die lebendigen Verheißungen erhalten, damit sie diesesLicht an an<strong>de</strong>re weitergeben konnten. Doch <strong>Gottes</strong> Verwalterhatten diese Gaben lediglich benutzt, um sich zu bereichern und303


BILDER VOM REICHE GOTTESihr Ansehen zu stärken. Selbstgerecht und eingebil<strong>de</strong>t wie siewaren, missbrauchten die Pharisäer das Vermögen, das Gott ihnenanvertraut hatte, um es zu seinem Ruhm zu verwen<strong>de</strong>n.Der Knecht im Gleichnis hatte überhaupt nicht für die Zukunftvorgesorgt. Als er das Vermögen verschleu<strong>de</strong>rte, das ihmzum Wohl an<strong>de</strong>rer anvertraut wor<strong>de</strong>n war, hatte er nur an dieGegenwart gedacht. Jetzt sollte er sein Amt verlieren und warvöllig mittellos. Doch noch verfügte er über die Güter seinesHerrn, und so beschloss er, mit ihrer Hilfe seine Zukunft zu sichern.Dazu musste er nach einem völlig neuen Plan han<strong>de</strong>ln:Statt für sich selbst etwas beiseite zu schaffen, wollte er nun an<strong>de</strong>renetwas zukommen lassen und sich so Freun<strong>de</strong> sichern, dieihn nach seiner Entlassung aufnehmen wür<strong>de</strong>n. Die Pharisäerbefan<strong>de</strong>n sich in einer ähnlichen Lage. Weil sie bald ihre Verwalterstellungverlieren sollten, stan<strong>de</strong>n sie vor <strong>de</strong>r Notwendigkeit,für die Zukunft zu sorgen. Nur dadurch, dass sie an<strong>de</strong>ren MenschenGutes erwiesen, konnten sie sich selbst nützen; nur wennsie die Gaben <strong>Gottes</strong> in diesem Leben weiterreichten, konnten siefür die Ewigkeit vorsorgen.Zum Abschluss <strong>de</strong>s Gleichnisses sagte Christus: „Die Kin<strong>de</strong>rdieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>sLichts.“ (Lukas 16,8) Das be<strong>de</strong>utet: Materialistisch eingestellteMenschen zeigen bei ihren egoistischen Bestrebungen mehrKlugheit und Entschlossenheit als die Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> in ihremDienst für <strong>de</strong>n Herrn. Das gilt heute nicht weniger als zur ZeitChristi. Beobachten wir nur einmal, was für ein Leben viele führen,die sich zu Christus bekennen! Der Herr hat ihnen Fähigkeiten,Kraft und Einfluss geschenkt; er hat ihnen Geld anvertraut,damit sie seine Mitarbeiter im großen Werk <strong>de</strong>r Erlösung seinkönnen. Alle diese Gaben <strong>Gottes</strong> sollen sie zum Segen <strong>de</strong>r Menschen,zum Besten <strong>de</strong>r Notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n und Armen verwen<strong>de</strong>n. UnsereAufgabe ist es, die Hungrigen zu speisen, die Nackten zuklei<strong>de</strong>n, die Witwen und Waisen zu versorgen und Menschen inseelischer Not beizustehen. (Jesaja 58,6.7)Das weit verbreitete Elend auf dieser Welt entspricht nicht<strong>Gottes</strong> Willen. Er möchte bestimmt nicht, dass ein Einzelner allesim Überfluss besitzt, während die Kin<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Leute hungern304


BILDER VOM REICHE GOTTESmüssen. Wer mehr besitzt, als er unbedingt zum Leben braucht,soll damit Gutes tun und <strong>de</strong>r Menschheit zum Segen wer<strong>de</strong>n. DerHerr for<strong>de</strong>rt uns auf: „Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen.“(Lukas 12,33) Wir sollen „Gutes tun, reich wer<strong>de</strong>n an guten Werken,gerne geben, behilflich“ sein (1. Timotheus 6,18). „Wenn duein Mahl machst, so la<strong>de</strong> Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blin<strong>de</strong>ein.“ (Lukas 14,13) „Lass los, die du mit Unrecht gebun<strong>de</strong>n hast,lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst,reiß je<strong>de</strong>s Joch weg! Brich <strong>de</strong>m Hungrigen <strong>de</strong>in Brot, unddie im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einennackt siehst, so klei<strong>de</strong> ihn!“ (Jesaja 58,6.7) Wir sollen <strong>de</strong>n Elen<strong>de</strong>nsättigen. (Jesaja 58,10) „Geht hin in alle Welt und predigtdas Evangelium aller Kreatur.“ (Markus 16,15) So lauten die Gebote<strong>de</strong>s Herrn. Aber richtet sich die große Masse <strong>de</strong>r Christendanach?Ach, wie viele verwen<strong>de</strong>n doch die Gaben <strong>Gottes</strong> nur für sichselbst! Manche erwerben ein Haus und ein Grundstück nach <strong>de</strong>man<strong>de</strong>ren, verschwen<strong>de</strong>n ihr Geld für Vergnügungen, Gaumenkitzel,extravagante Wohnungen, kostspielige Möbel und Kleidung.Ihren Nächsten aber überlassen sie <strong>de</strong>m Elend und Verbrechen,<strong>de</strong>r Krankheit und <strong>de</strong>m Tod. Tausen<strong>de</strong> sterben, ohne je einenfreundlichen Blick, ein Wort <strong>de</strong>r Anteilnahme, eine Geste <strong>de</strong>rHilfsbereitschaft erfahren zu haben.Die Menschen machen sich <strong>de</strong>s Diebstahls an Gott schuldig.Weil sie ihre Mittel nur für sich selbst verwen<strong>de</strong>n, verhin<strong>de</strong>rn sie,dass Gott durch die Hilfe an <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Menschheit und dieRettung von Seelen geehrt wird. Sie veruntreuen seine Güter.Deshalb warnt sie <strong>de</strong>r Herr: „Und ich will zu euch kommen zumGericht und will ein schneller Zeuge sein gegen die Zauberer, Ehebrecher,Meineidigen und gegen die, die Gewalt und Unrecht tun<strong>de</strong>n Tagelöhnern, Witwen und Waisen und die <strong>de</strong>n Fremdlingdrücken … Ist’s recht, dass ein Mensch Gott betrügt, wie ihr michbetrügt! Ihr aber sprecht: ,Womit betrügen wir dich?‘ Mit <strong>de</strong>mZehnten und <strong>de</strong>r Opfergabe! Darum seid ihr auch verflucht; <strong>de</strong>nnihr betrügt mich allesamt.“ (Maleachi 3,5.8.9) „Und nun, ihr <strong>Reiche</strong>n… Euer Reichtum ist verfault, eure Klei<strong>de</strong>r sind von Mottenzerfressen. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird305


BILDER VOM REICHE GOTTESgegen euch Zeugnis geben … Ihr habt euch Schätze gesammelt indiesen letzten Tagen! … Ihr habt geschlemmt auf Er<strong>de</strong>n und geprasst... Siehe, <strong>de</strong>r Lohn <strong>de</strong>r Arbeiter, die euer Land abgeerntethaben, <strong>de</strong>n ihr ihnen vorenthalten habt, <strong>de</strong>r schreit, und das Rufen<strong>de</strong>r Schnitter ist gekommen vor die Ohren <strong>de</strong>s Herrn Zebaoth.“(Jakobus 5,1-5)Je<strong>de</strong>r wird einmal aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, die ihm anvertrautenGaben zurückzugeben. Gehorteter Reichtum wird am Tag <strong>de</strong>sEndgerichts wertlos sein, <strong>de</strong>nn wir alle können dann nichts mehrunser Eigen nennen.Wer sein Leben damit verbringt, weltliche Schätze anzuhäufen,zeigt noch weniger Klugheit und Umsicht für sein ewigesWohlergehen als <strong>de</strong>r unehrliche Verwalter im Gleichnis für seinirdisches. Die angeblichen Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Lichts sind noch leichtsinnigerals die Menschen, die nicht nach Gott fragen. Von ihnensagte <strong>de</strong>r Prophet in seiner Vision <strong>vom</strong> großen Gerichtstag: „Anjenem Tag wird je<strong>de</strong>rmann wegwerfen seine silbernen und gol<strong>de</strong>nenGötzen, die er sich hatte machen lassen, um sie anzubeten,zu <strong>de</strong>n Maulwürfen und Fle<strong>de</strong>rmäusen, damit er sich verkriechenkann in die Felsspalten und Steinklüfte vor <strong>de</strong>m Schrecken <strong>de</strong>sHerrn und vor seiner herrlichen Majestät, wenn er sich aufmachenwird, zu schrecken die Er<strong>de</strong>.“ (Jesaja 2,20.21)„Macht euch Freun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m ungerechten Mammon“, sagtChristus, „damit, wenn er zu En<strong>de</strong> geht, sie euch aufnehmen indie ewigen Hütten.“ (Lukas 16,9) Gott, Christus und die Engelwollen allen Menschen in Not und Sün<strong>de</strong> helfen. Als <strong>Gottes</strong> Mitarbeiterwollen wir ihm unsere Gaben zur Verfügung stellen. Dadurchwer<strong>de</strong>n wir Partner <strong>de</strong>r himmlischen Wesen und sind wiesie mit ganzem Herzen bei <strong>de</strong>r Sache. Im Charakter wer<strong>de</strong>n wirihnen immer ähnlicher, sodass diese sündlosen Bewohner <strong>de</strong>sHimmels für uns keine Frem<strong>de</strong>n mehr sind. Wenn alles Irdischevergangen ist, wer<strong>de</strong>n uns die heiligen Wächter am Himmelstorwillkommen heißen.Mittel, die zum Segen an<strong>de</strong>rer benutzt wer<strong>de</strong>n, erhalten wirirgendwie zurück. Richtig angewandter Reichtum kann viel Gutesbewirken; dadurch können sogar Menschen für Christus gewonnenwer<strong>de</strong>n. Wer sich in seinem Leben an Christi Plan hält,306


BILDER VOM REICHE GOTTESwird einmal bei Gott all die Menschen wie<strong>de</strong>r sehen, für die erAnstrengungen und Opfer auf sich genommen hat. Dankbar wer<strong>de</strong>nsich diese Erlösten erinnern, wer ihnen als Werkzeug <strong>Gottes</strong><strong>de</strong>n Weg zur Erlösung wies. Der Himmel wird eine herrliche Erfahrungsein für alle, die treu zur Rettung ihrer Mitmenschenbeigetragen haben.Das Gleichnis <strong>vom</strong> unehrlichen Verwalter hat allen etwas zusagen. Je<strong>de</strong>r wird einmal Verantwortung darüber ablegen müssen,ob er die Gna<strong>de</strong> weitergegeben hat, die ihm Christus schenkte.Das Leben ist viel zu wichtig, um es nur mit irdischen Dingenauszufüllen. Es ist unser Auftrag, an<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>m teilhaben zulassen, was die Welt <strong>de</strong>s Ewigen und Unsichtbaren uns gegebenhat.Je<strong>de</strong>s Jahr stehen Millionen Menschen <strong>de</strong>r Ewigkeit gegenüber,ungewarnt und <strong>de</strong>shalb verloren. Wie oft ergibt sich für unsin ganz verschie<strong>de</strong>nartigen Situationen die Gelegenheit, Menschenanzusprechen und für die Ewigkeit zu retten. Solche Gelegenheitenkommen und gehen immer wie<strong>de</strong>r, und Gott will, dasswir sie nutzen. Je<strong>de</strong>r Tag, je<strong>de</strong> Woche, je<strong>de</strong>r Monat, die verrinnen,be<strong>de</strong>uten für uns auch weniger Zeit, um unsere Arbeit zuvollen<strong>de</strong>n. Noch ein paar Jahre haben wir höchstens, bis wir dieStimme hören, <strong>de</strong>r wir die Antwort nicht schuldig bleiben können:„Gib Rechenschaft über <strong>de</strong>ine Verwaltung!“Christus for<strong>de</strong>rt je<strong>de</strong>n auf, dies zu be<strong>de</strong>nken. Rechne einmalgenau und ehrlich nach! Lege in die eine Waagschale Jesus – dasbe<strong>de</strong>utet: Reichtum in Ewigkeit, Leben, Wahrheit und die Freu<strong>de</strong>Christi über je<strong>de</strong>n erlösten Menschen; in die an<strong>de</strong>re Waagschalelege alle Verlockungen dieser Welt. In die eine Schale lege aberauch <strong>de</strong>n Verlust <strong>de</strong>s ewigen Lebens für dich und die Menschen,zu <strong>de</strong>ren Rettung du als <strong>Gottes</strong> Mitarbeiter beitragen könntest; indie an<strong>de</strong>re Schale lege ein Leben für dich und für sie, das mit<strong>Gottes</strong> Maß gemessen ist. Wäge Zeit und Ewigkeit gegeneinan<strong>de</strong>rab. Christus sagt dann zu dir: „Was hülfe es <strong>de</strong>m Menschen,wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner SeeleScha<strong>de</strong>n?“ (Markus 8,36)Gott will, dass wir uns für die Ewigkeit entschei<strong>de</strong>n und nichtfür das Vergängliche. Er ermöglicht es uns, einen Schatz im307


BILDER VOM REICHE GOTTESHimmel anzulegen, ermuntert uns zu <strong>de</strong>n hoch gesteckten Zielenund bietet uns Sicherheit für unseren kostbaren Schatz. Er verheißtuns, „dass ein Mann kostbarer sein soll als Feingold und einMensch wertvoller als Goldstücke aus Ophir“ (Jesaja 13,12).Wenn <strong>de</strong>r irdische Reichtum von Motten und Rost zerfressen undvergangen sein wird, dann können die Nachfolger Christi sichüber ihren himmlischen Schatz freuen, <strong>de</strong>r ihnen ewig sicher ist.Besser als alle Freundschaft <strong>de</strong>r Welt ist die Freundschaft zu<strong>de</strong>nen, die Christus erlöst hat; besser als das Anrecht auf <strong>de</strong>nprächtigsten Palast dieser Er<strong>de</strong> ist das Anrecht auf die Wohnungen,die <strong>de</strong>r Herr für uns vorbereitet; und besser als je<strong>de</strong>s irdischeLob wer<strong>de</strong>n die Worte <strong>de</strong>s Heilands zu seinen treuen Mitarbeiternsein: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbetdas Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn <strong>de</strong>r Welt!“ (Matthäus25,34)Denen, die seine Güter verschwen<strong>de</strong>t haben, gibt Christusimmer noch Gelegenheit, sich unvergänglichen Reichtum zu sichern.Er verspricht: „Gebt, so wird euch gegeben.“ (Lukas 6,38)„Macht euch Geldbeutel, die nicht veralten, einen Schatz, <strong>de</strong>rniemals abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb hinkommt und <strong>de</strong>nkeine Motten fressen.“ (Lukas 12,33) „Den <strong>Reiche</strong>n in dieser Weltgebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf <strong>de</strong>n unsicherenReichtum, son<strong>de</strong>rn … dass sie Gutes tun, reich wer<strong>de</strong>n anguten Werken, gerne geben, behilflich seien, sich selbst einenSchatz sammeln als guten Grund für die Zukunft, damit sie daswahre Leben ergreifen.“ (1. Timotheus 6,17-19)Lass <strong>de</strong>inen Reichtum schon vor dir in <strong>de</strong>n Himmel gehen. Legeihn am Thron <strong>Gottes</strong> nie<strong>de</strong>r, und sichere dir <strong>de</strong>in Anrecht auf<strong>de</strong>n unermesslichen Schatz Christi. „Machet euch Freun<strong>de</strong> mit<strong>de</strong>m ungerechten Mammon, damit, wenn er zu En<strong>de</strong> geht, sieeuch aufnehmen in die ewigen Hütten.“ (Lukas 16,9)308


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 27„Wer ist <strong>de</strong>nn mein Nächster?“Die Frage: „Wer ist <strong>de</strong>nn mein Nächster?“ war bei <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n einbeliebter Aufhänger für endlose Streitgespräche. Hinsichtlich <strong>de</strong>rHei<strong>de</strong>n und Samariter gab es keinen Zweifel: Das waren Frem<strong>de</strong>und Fein<strong>de</strong>. Wo sollte man aber im eigenen Volk, bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nenGesellschaftsschichten die Trennungslinie ziehen?Wer war für <strong>de</strong>n Priester, die Rabbis und Ältesten <strong>de</strong>r Nächste?Ihr Leben war ausgefüllt mit kultischen Handlungen <strong>de</strong>r Reinigung.Sie vertraten ja die Auffassung, dass <strong>de</strong>r Kontakt mit <strong>de</strong>mungebil<strong>de</strong>ten Volk, das es mit Gesetzen nicht so genau nahm,Verunreinigung be<strong>de</strong>ute, die nur mit großem Aufwand wie<strong>de</strong>r beseitigtwer<strong>de</strong>n könne. Sollten etwa solche „Unreinen“ ihre Nächstensein?Diese Frage beantwortete Jesus mit <strong>de</strong>m Gleichnis <strong>vom</strong> barmherzigenSamariter. Er zeigte, dass unser Nächster nicht unbedingtunserer Religionsgemeinschaft angehören muss, dass es auchnicht auf seine Rasse, Hautfarbe o<strong>de</strong>r Gesellschaftsschicht ankommt.Der Nächste ist je<strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r unsere Hilfe braucht.Wen Satan verwun<strong>de</strong>t und zerschlagen hat, <strong>de</strong>r ist unser Nächster– also je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> Eigentum ist.Den Anstoß zur Erzählung <strong>vom</strong> barmherzigen Samariter gabdie Frage eines Gesetzeslehrers, die er Christus stellte, als <strong>de</strong>rHeiland lehrte, „da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihnund sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Lebenererbe?“ (Lukas 10,25)Die Pharisäer hatten ihn zu dieser Frage gedrängt, weil siehofften, Christus mit seinen eigenen Worten fangen zu können.309


BILDER VOM REICHE GOTTESDaher warteten sie gespannt auf seine Antwort. Der Heiland ließsich aber auf keine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung ein, son<strong>de</strong>rn stellte <strong>de</strong>mMann die Gegenfrage: „Was steht im Gesetz geschrieben? Wasliest du?“ (Lukas 10,26) Die Ju<strong>de</strong>n beschuldigten Christus nochimmer, das Gesetz <strong>vom</strong> Sinai nicht ernst genug zu nehmen; docher machte das ewige Leben <strong>vom</strong> Halten <strong>de</strong>r Gebote abhängig.Der Schriftgelehrte erwi<strong>de</strong>rte: „Du sollst <strong>de</strong>n Herrn, <strong>de</strong>inenGott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allenKräften und von ganzem Gemüt, und <strong>de</strong>inen Nächsten wie dichselbst … Du hast recht geantwortet“, bestätigte Jesus, „tu das, sowirst du leben.“ (Lukas 10,27.28)Den Schriftgelehrten befriedigte <strong>de</strong>r Standpunkt und dieHandlungsweise <strong>de</strong>r Pharisäer nicht. Er hatte die Schrift studiert,weil er sie wirklich verstehen wollte. Es war ihm ein aufrichtigesAnliegen, als er fragte: „Was muss ich tun, dass ich dasewige Leben ererbe?“ In seiner Antwort ging <strong>de</strong>r Gesetzeslehrerbezeichnen<strong>de</strong>rweise überhaupt nicht auf die Masse <strong>de</strong>r zeremoniellenund rituellen Gebote ein, da er ihnen keinen großen Wertbeilegte. Statt<strong>de</strong>ssen betonte er die bei<strong>de</strong>n wesentlichen Grundsätze,auf <strong>de</strong>nen das Gesetz und die Aussagen <strong>de</strong>r Propheten beruhen.Weil <strong>de</strong>r Heiland dieser Antwort zustimmte, gewann er anBo<strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>n Rabbis, die es ihm ja schwerlich zum Vorwurfmachen konnten, wenn er die Aussage eines Schriftgelehrtenanerkannte.„Tu das, so wirst du leben“, antwortete Christus. In all seinenRe<strong>de</strong>n stellte er das göttliche Gesetz immer wie<strong>de</strong>r als eine Einheitdar und zeigte, dass man unmöglich ein Gebot halten, dasan<strong>de</strong>re aber brechen kann, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>rselbe Grundsatz liegt ja allenzu Grun<strong>de</strong>. Das Schicksal <strong>de</strong>s Menschen hängt ab von seinemGehorsam gegenüber <strong>de</strong>m heiligen Gesetz.Christus wusste, dass niemand das Gesetz aus eigener Krafthalten kann. Er wollte <strong>de</strong>n Schriftgelehrten zu tieferem, kritischeremForschen anregen, damit er die Wahrheit fin<strong>de</strong>n könne.Nur wenn wir die Kraft und Gna<strong>de</strong> Christi annehmen, sind wirim Stan<strong>de</strong>, die Gebote zu befolgen; nur wenn wir glauben, dassJesus unsere Sün<strong>de</strong>n gesühnt hat, ist es uns gefallenen Men-310


BILDER VOM REICHE GOTTESschen möglich, Gott von ganzem Herzen und unseren Nächstenwie uns selbst zu lieben.Dem Schriftgelehrten war völlig klar, dass er we<strong>de</strong>r die erstenvier noch die übrigen sechs Gebote gehalten hatte. Er fühlte sichdurch Christus überführt, doch statt dies zuzugeben, versuchte ersich zu entschuldigen und zu zeigen, wie schwer erfüllbar das Gesetzsei. So wollte er verschleiern, dass er eigentlich überführtwar, und sich obendrein in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Leute rechtfertigen.Obwohl <strong>de</strong>r Heiland ihm bewiesen hatte, wie überflüssig seineFrage in Wirklichkeit war – er hatte sie ja selbst beantwortenkönnen –, fragte <strong>de</strong>r Schriftgelehrte daraufhin: „Wer ist <strong>de</strong>nnmein Nächster?“ (Lukas 10,29)Wie<strong>de</strong>r vermied es Christus, sich in ein Streitgespräch hineinziehenzu lassen, und antwortete statt<strong>de</strong>ssen mit <strong>de</strong>r Schil<strong>de</strong>rungeines Ereignisses, das seinen Zuhörern noch gut in Erinnerungwar: „Es war ein Mensch, <strong>de</strong>r ging von Jerusalem hinab nach Jerichound fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugenihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen.“ (Lukas10,30)Wer von Jerusalem nach Jericho reisen wollte, musste einenTeil <strong>de</strong>r Wüste Judäas durchqueren. Der Weg führte durch einewil<strong>de</strong> Felsschlucht, in <strong>de</strong>r Räuber ihr Unwesen trieben und esimmer wie<strong>de</strong>r zu Verbrechen kam. Auch <strong>de</strong>r Reisen<strong>de</strong> im Gleichniswur<strong>de</strong> hier überfallen, beraubt und dann halb tot am Wegrandliegen gelassen. Kurz danach kam ein Priester vorbei undsah <strong>de</strong>n Verwun<strong>de</strong>ten in seinem Blut liegen, ohne ihm zu helfen.„Als er ihn sah, ging er vorüber.“ Als nächstes erschien ein Levit,<strong>de</strong>r neugierig anhielt und <strong>de</strong>n Verletzten betrachtete. Er wusstegenau, was eigentlich seine Pflicht war, aber die Sache war ihmunangenehm, und er wünschte, nie hier vorbeigekommen zu sein.Er sagte sich schließlich, dass er sich am besten aus <strong>de</strong>r Sacheheraushalten wollte, und so „ging er vorüber“ (Lukas 10,31.32).Doch ein Samariter, <strong>de</strong>r dieselbe Straße benutzte und ebenfalls<strong>de</strong>n Verletzten sah, tat das, was die an<strong>de</strong>ren unterlassenhatten. Liebevoll kümmerte er sich um <strong>de</strong>n übel zugerichtetenMann. „Und als er ihn sah, jammerte er ihn; und er ging zu ihm,goss Öl und Wein auf seine Wun<strong>de</strong>n und verband sie ihm, hob ihn311


BILDER VOM REICHE GOTTESauf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn.Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie <strong>de</strong>mWirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ichdir’s bezahlen, wenn ich wie<strong>de</strong>rkomme.“ (Lukas 10,33-35)Der Priester und <strong>de</strong>r Levit gaben zwar vor, fromm zu sein,doch <strong>de</strong>r Samariter zeigte, dass er wirklich gläubig war. Ihm fieles bestimmt nicht leichter als <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren, <strong>de</strong>m Verletztenzu helfen, aber er bewies in Gesinnung und Handlungsweise,dass er in Einklang mit Gott lebte.Mit diesem Gleichnis umriss Christus die Grundsätze <strong>de</strong>s Gesetzesauf eindrucksvolle Weise. Gleichzeitig zeigte er seinen Zuhörern,dass sie nicht wirklich nach diesen Grundsätzen han<strong>de</strong>lten.Das war so <strong>de</strong>utlich, dass keiner <strong>de</strong>r Anwesen<strong>de</strong>n – auchnicht <strong>de</strong>r Schriftgelehrte – etwas dagegen einwen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r darankritisieren konnte. Ja, <strong>de</strong>r Gesetzeslehrer hatte sogar sein Vorurteilgegenüber Christus aufgegeben. Nur sein nationales Vorurteilkonnte er nicht ganz verleugnen, als er auf die Frage Christi:„Wer von diesen dreien, meinst du, ist <strong>de</strong>r Nächste gewesen <strong>de</strong>m,<strong>de</strong>r unter die Räuber gefallen war?“ <strong>de</strong>n Samariter nicht als solchenbezeichnete, son<strong>de</strong>rn umschreibend antwortete: „Der dieBarmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hinund tu <strong>de</strong>sgleichen!“ (Lukas 10,36.37) Kümmere dich liebevoll umMenschen in Not, dann hältst du das Gesetz wirklich vollständig.Ju<strong>de</strong>n und Samariter trennte vor allem die unterschiedlicheAuffassung darüber, worin wahrer <strong>Gottes</strong>dienst bestehe. DiePharisäer ließen an <strong>de</strong>n Samaritern nichts Gutes, son<strong>de</strong>rn verwünschtensie mit <strong>de</strong>n schlimmsten Flüchen. So ausgeprägt wardie Abneigung zwischen bei<strong>de</strong>n Völkern, dass die Samariterin gera<strong>de</strong>zubefrem<strong>de</strong>t war, als Christus sie um einen Schluck Wasserbat. „Wie, du bittest mich um etwas zu trinken“, fragte sie, „<strong>de</strong>rdu ein Ju<strong>de</strong> bist und ich eine samaritische Frau?“ Der Evangelistsetzt hier erklärend hinzu: „Denn die Ju<strong>de</strong>n haben keine Gemeinschaftmit <strong>de</strong>n Samaritern.“ (Johannes 4,9) Und als die Ju<strong>de</strong>nsich im Tempel erhoben, um Christus in ihrem mör<strong>de</strong>rischenHass zu steinigen, da wussten sie diesen Hass nicht treffen<strong>de</strong>rauszudrücken als mit <strong>de</strong>n Worten: „Sagen wir nicht mit Recht,dass du ein Samariter bist und einen bösen Geist hast?“ (Johan-312


BILDER VOM REICHE GOTTESnes 8,48) Dennoch waren es <strong>de</strong>r Pharisäer und <strong>de</strong>r Levit, die sichweigerten, <strong>Gottes</strong> Gebot <strong>de</strong>r Nächstenliebe zu befolgen. Sie überließenes einem verhassten und verachteten Samariter, für ihrenverwun<strong>de</strong>ten Landsmann zu sorgen.Der Samariter lebte das Gebot aus: „Du sollst <strong>de</strong>inen Nächstenlieben wie dich selbst.“ Damit bewies er, dass er gerechterwar als alle, die ihn verachteten. Er setzte sein eigenes Lebenaufs Spiel und behan<strong>de</strong>lte <strong>de</strong>n Verletzten wie seinen Bru<strong>de</strong>r.Damit ist er ein Symbol für Christus, <strong>de</strong>r uns in wahrhaft übermenschlicherLiebe begegnet ist. Als wir durch die Sün<strong>de</strong> zerschlagenwaren und im Sterben lagen, erbarmte er sich. Er gingnicht an uns vorüber, um uns hilf- und hoffnungslos <strong>de</strong>m Ver<strong>de</strong>rbenzu überlassen. Er blieb nicht in seinem heiligen, glücklichenLebensraum, wo er von <strong>de</strong>r Liebe <strong>de</strong>r himmlischen Heerscharenumgeben war, son<strong>de</strong>rn machte unsere menschliche Sache, unsereNot und Bedürfnisse zu <strong>de</strong>n seinen. Man kann sagen, dass erstarb, um seine Fein<strong>de</strong> zu retten, und er betete für seine Mör<strong>de</strong>r.Seine Nachfolger weist er auf sein eigenes Beispiel hin: „Das gebieteich euch, dass ihr euch untereinan<strong>de</strong>r liebt.“ (Johannes15,17) „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinan<strong>de</strong>rliebt, wie ich euch geliebt habe.“ (Johannes 13,34)Der Priester und <strong>de</strong>r Levit waren im Tempel zum <strong>Gottes</strong>dienstgewesen, so wie Gott ihn angeordnet hatte. Es war ein ganz großesVorrecht, daran teilnehmen zu dürfen. Deshalb hielten es diebei<strong>de</strong>n Geistlichen für unter ihrer Wür<strong>de</strong>, einem unbekanntenMenschen in Not irgendwo am Straßenrand zu helfen. Sie missachtetendie beson<strong>de</strong>re Gelegenheit, die Gott ihnen bot, um einemMitmenschen zum Segen zu wer<strong>de</strong>n.Auch heute begehen viele einen ähnlichen Fehler. Sie unterschei<strong>de</strong>nzwei Arten von Pflichten: Die erste umfasst all die großenDinge, die das Gesetz <strong>Gottes</strong> for<strong>de</strong>rt; die an<strong>de</strong>ren Pflichtensind die so genannten Kleinigkeiten, bei <strong>de</strong>nen das Gebot „Liebe<strong>de</strong>inen Nächsten wie dich selbst“ nicht so wichtig genommenwird. Gutes zu tun macht man von <strong>de</strong>r eigenen Laune abhängig.Das beeinträchtigt aber die charakterliche Entwicklung <strong>de</strong>sBetreffen<strong>de</strong>n und vermittelt an<strong>de</strong>ren Menschen außer<strong>de</strong>m einenfalschen Eindruck <strong>vom</strong> christlichen Glauben.313


BILDER VOM REICHE GOTTESManche Leute meinen, es tue ihrer Wür<strong>de</strong> Abbruch, Menschenin Not zu helfen. Viele schauen gleichgültig o<strong>de</strong>r voller Verachtungauf an<strong>de</strong>re, die ihre eigene Seele zerstört haben. Sie übersehendie Bedürftigen und zwar aus ganz unterschiedlichen Beweggrün<strong>de</strong>n– auch <strong>de</strong>swegen, weil sie glauben, für die SacheChristi unerhört wichtige Aufgaben erfüllen zu müssen. Aufgrunddieser hochrangigen Angelegenheiten können sie sich nichtdamit aufhalten, die Nöte <strong>de</strong>r Armen und Verzweifelten wahrzunehmen.Es ist sogar möglich, dass sie zugunsten ihres vermeintlichgroßen Werkes die Armen unterdrücken, in unerträgliche Situationenbringen, ihre Menschenrechte missachten o<strong>de</strong>r ihregrundlegen<strong>de</strong>n Bedürfnisse einfach übersehen. Und dabei glaubensie noch, wenn es <strong>de</strong>r Sache Christi diene, sei ihr Verhaltengerechtfertigt.Viele sehen tatenlos zu, wie ein Verwandter o<strong>de</strong>r Nachbar gegenwidrige Umstän<strong>de</strong> ankämpft. Weil sie sich als Christen ausgeben,könnte jener leicht <strong>de</strong>nken, ihr kaltherziger Egoismus seiein Wesenszug Christi. Weil viele angebliche Kin<strong>de</strong>r <strong>Gottes</strong> nichtmit ihm zusammenarbeiten, erreicht seine Liebe, die sie weitergebensollten, zu einem großen Teil die an<strong>de</strong>ren Menschen garnicht. So kommt es, dass Gott nicht mehr Lob und Dank dargebrachtwird. Gott erhält we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Ruhm, <strong>de</strong>r seinem Namen gebührt,noch die Seelen, für die Christus starb und die er so gernin sein Reich führen möchte, damit sie in seiner Gegenwart ewigleben können.Die göttliche Wahrheit hat nur geringe Auswirkungen auf dieWeltereignisse, dabei könnte sie durch uns zu einer großen Machtwer<strong>de</strong>n. Es gibt viel Namenschristentum, aber das fällt im Alltagkaum ins Gewicht. Wenn wir Nachfolger Christi sein wollen undangeblich je<strong>de</strong>r Wahrheit im Wort <strong>Gottes</strong> zustimmen, so nütztdas unserem Nächsten überhaupt nichts, solange unser Glaubesich nicht in <strong>de</strong>r Praxis bewährt. Auch wenn wir uns noch solautstark zu Gott bekennen, so rettet das we<strong>de</strong>r uns noch unsereMitmenschen, wenn wir keine echten Christen sind. Ein gutesBeispiel ist viel mehr wert als je<strong>de</strong>s Lippenbekenntnis.Selbstsüchtiges Han<strong>de</strong>ln kann <strong>de</strong>r Sache Christi niemals dienen;<strong>de</strong>nn er ist auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Unterdrückten und Armen. Wie314


BILDER VOM REICHE GOTTESvielen vorgeblichen Nachfolgern Christi fehlt sein liebevolles Einfühlungsvermögenund Liebe zu <strong>de</strong>nen, die er für wertvoll genughielt, um sein Leben für ihre Rettung zu opfern! Diese Menschensind viel mehr wert als je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re Gabe, die wir Gott bringenkönnen. Gott möchte nicht, dass wir alle unsere Kraft auf einvermeintlich großes Werk verwen<strong>de</strong>n, dabei aber die Menschen inNot übersehen und Auslän<strong>de</strong>r um ihre Rechte betrügen.Heiligung durch <strong>de</strong>n Geist <strong>Gottes</strong> be<strong>de</strong>utet, dass Christi Wesenin uns sichtbar wird. Das ist die frohe Botschaft: Christuslebt in mir – nicht ich, son<strong>de</strong>rn er prägt mein Leben. Die Gna<strong>de</strong>Christi formt unser Wesen und zeigt sich in guten Werken. DieGrundsätze <strong>de</strong>s Evangeliums können von keinem Bereich <strong>de</strong>spraktischen Lebens ausgeklammert wer<strong>de</strong>n. Christliches Han<strong>de</strong>lnund christliche Erfahrung müssen immer <strong>vom</strong> Wesen Christigeprägt sein.Liebe ist die Grundlage aller Gemeinschaft mit Gott. Wir liebenGott nur dann wirklich – allen Lippenbekenntnissen zumTrotz –, wenn wir unserem Bru<strong>de</strong>r selbstlose Liebe entgegenbringen.Aus eigener Kraft schaffen wir das allerdings nicht. Wirbrauchen dazu die Liebe Christi im Herzen. Wenn unser Ich inJesus aufgeht, dann zeigt sich seine Liebe ganz von selbst. Es istein Zeichen christlicher Charaktervollkommenheit, wenn wirständig an<strong>de</strong>ren helfen und ihnen zum Segen wer<strong>de</strong>n möchten,wenn <strong>de</strong>r Sonnenschein <strong>de</strong>s Himmels unser Herz erfüllt und unsaus <strong>de</strong>n Augen leuchtet.Wer Christus im Herzen trägt, kann nicht ohne Liebe sein.Wenn wir Gott lieben, weil er uns zuerst geliebt hat, dann bringenwir auch allen Liebe entgegen, für die Christus gestorben ist.Wir können Gott nicht nahe kommen, ohne zugleich Gemeinschaftmit an<strong>de</strong>ren Menschen zu haben. In ihm, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>mThron <strong>de</strong>s Universums sitzt, sind ja Gottheit und Menschheitvereint.Die Verbun<strong>de</strong>nheit mit Christus bin<strong>de</strong>t uns durch die gol<strong>de</strong>neKette <strong>de</strong>r Liebe auch an unsere Mitmenschen. Dann wird in unseremLeben die mitfühlen<strong>de</strong> Barmherzigkeit Christi sichtbar.Wir warten nicht mehr, bis Menschen in Not zu uns kommen,und lassen uns auch nicht lange bitten, wenn wir gebraucht wer-315


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>ren zu helfen ist dann für uns eine Selbstverständlichkeit,wie es das ja auch für Christus war.Liebevolles Verständnis für an<strong>de</strong>re und <strong>de</strong>r Wunsch, Menschenzum Segen zu wer<strong>de</strong>n, sind immer ein Zeichen für dasWirken <strong>de</strong>s Heiligen Geistes. Selbst im finstersten Hei<strong>de</strong>ntumgab es Menschen, die noch nie etwas von <strong>Gottes</strong> Gesetz o<strong>de</strong>r vonChristus gehört hatten und <strong>de</strong>nnoch seine Diener freundlich aufnahmen,ja manchmal für ihren Schutz sogar das eigene Lebenaufs Spiel setzten. Hier zeigte sich klar, dass <strong>Gottes</strong> Kraft amWirken war. Der Heilige Geist füllt auch das Herz eines Hei<strong>de</strong>nmit <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> Christi und weckt in ihm ein Mitgefühl, das we<strong>de</strong>rseiner Natur noch <strong>de</strong>n Sitten seines Stammes entspricht. „Daswahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in dieseWelt kommen“ (Johannes l,9), scheint in sein Herz und führt ihn,wenn er ihm folgt, ins Reich <strong>Gottes</strong>.Der Ruhm <strong>Gottes</strong> ist <strong>de</strong>shalb so groß, weil er Menschen, dieam Bo<strong>de</strong>n liegen und großes Leid erfahren haben, aufrichtet undtröstet. Wer Christus im Herzen trägt, wird genauso han<strong>de</strong>ln.Der Glaube an Christus wirkt sich auf an<strong>de</strong>re segensreich ausund schenkt <strong>de</strong>n Menschen Licht.Für Gott gibt es keinen qualitativen Unterschied zwischen <strong>de</strong>neinzelnen Nationen, Rassen o<strong>de</strong>r Gesellschaftsschichten. Er ist<strong>de</strong>r Schöpfer aller Menschen, die durch Schöpfung und Erlösungeine einzige Familie bil<strong>de</strong>n. Christus kam, um je<strong>de</strong> Trennwandnie<strong>de</strong>rzureißen und alle Räume <strong>de</strong>s Tempels zugänglich zu machen,sodass je<strong>de</strong>r ungehin<strong>de</strong>rt vor Gott treten kann. Seine Liebeist so groß und reich, dass sie überallhin dringt. Sie holt die Menschen,die sich von Satan täuschen ließen, aus <strong>de</strong>m Einflussbereich<strong>de</strong>s Bösen und bringt sie vor <strong>de</strong>n Thron <strong>Gottes</strong>, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Regenbogen<strong>de</strong>r Verheißung überspannt.Für Christen gibt es keinen Unterschied zwischen Ju<strong>de</strong>n undGriechen, Sklaven und Freien (Galater 3,28), <strong>de</strong>nn sie sind einan<strong>de</strong>ralle „nahe gewor<strong>de</strong>n durch das Blut Christi“ (Epheser2,13).Auch bei unterschiedlicher Glaubensauffassung müssen wirMenschen in Not helfen. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r persönliche Einsatz kannmancher feindlichen Haltung, die durch Glaubensdifferenzen316


BILDER VOM REICHE GOTTESaufgekommen ist, ein En<strong>de</strong> bereiten. Liebevolle Hilfsdienste beseitigenVorurteile und gewinnen Menschen für Gott.Wir brauchen einen Blick für die Sorgen, Schwierigkeiten undNöte an<strong>de</strong>rer Menschen. Lasst uns Anteil nehmen an Freu<strong>de</strong> undLeid aller sozialen Schichten. „Umsonst habt ihr’s empfangen,umsonst gebt es auch.“ (Matthäus 10,8) Überall in unserer Nachbarschaftgibt es Menschen mit schwerem Schicksal, die Verständnisund praktische Hilfe brauchen. Da hat eine Frau <strong>de</strong>nMann verloren und braucht einmal unser Gespräch o<strong>de</strong>r einenRat. Nach <strong>Gottes</strong> Willen sollen wir uns auch für ihre Kin<strong>de</strong>r verantwortlichfühlen, um die sich sonst vielleicht niemand kümmert.Selbst wenn sie uns einen verwahrlosten und keinen vielversprechen<strong>de</strong>n Eindruck machen sollten, so sind sie doch <strong>Gottes</strong>Eigentum, teuer erkauft und in seinen Augen nicht wenigerwertvoll als wir. Auch sie gehören zu <strong>Gottes</strong> großer Familie, undals Christen sind wir für sie verantwortlich. „Ihr Blut“, sagt er,„will ich von <strong>de</strong>iner Hand for<strong>de</strong>rn.“ (Hesekiel 3,18)Die Sün<strong>de</strong> ist das größte aller Übel; schon <strong>de</strong>shalb muss esunsere Aufgabe sein, an<strong>de</strong>ren aus diesem Teufelskreis herauszuhelfen.Doch nicht alle Menschen erreichen wir auf die gleicheWeise. Viele gestehen es sich selbst nicht ein, dass sie nach <strong>de</strong>rWahrheit hungern. Ihnen hilft man am besten mit einem freundlichenWort o<strong>de</strong>r einer Geste, die ihnen zeigt, dass sie nicht vergessensind. An<strong>de</strong>re sind in tiefster Not, ohne es selbst zu wissen.Sie merken gar nicht, wie tief sie geistlich gesunken sind. Wieviele sind doch so sehr in die Sün<strong>de</strong> verstrickt, dass sie <strong>de</strong>n Sinnfür die Wirklichkeit <strong>de</strong>s Ewigen völlig verloren und ihre Gottähnlichkeiteingebüßt haben! Sie wissen kaum noch, dass auch ihnendie Erlösung angeboten wird, und glauben we<strong>de</strong>r an Gott, nochschenken sie Menschen ihr Vertrauen. Nur mit Gesten uneigennützigerFreundlichkeit können sie in <strong>de</strong>r Regel noch erreichtwer<strong>de</strong>n. Zuerst muss man für ihr körperliches Wohl sorgen, alsoihnen Essen und Kleidung geben. Solche selbstlose Liebe wird esihnen leichter machen, an die Liebe Christi zu glauben.Viele sind auf <strong>de</strong>m falschen Weg, die sich <strong>de</strong>ssen schämen,weil sie sehen, wohin ihre Torheit führt. Sie haben immer nur ihreVerfehlungen vor Augen und wer<strong>de</strong>n allmählich zur Verzweif-317


BILDER VOM REICHE GOTTESlung getrieben. Auch um solche Menschen müssen wir uns kümmern.Wer gegen <strong>de</strong>n Strom schwimmen muss, wird von <strong>de</strong>r ganzenGewalt <strong>de</strong>s Wassers zurückgetrieben. Reich du ihm eine helfen<strong>de</strong>Hand wie Jesus damals, als Petrus versank. Mach ihmwie<strong>de</strong>r Hoffnung, damit er Vertrauen fassen kann und <strong>de</strong>ine Liebespürt.Dein geistlich kranker Bru<strong>de</strong>r braucht dich, so wie ja auch dufrüher auf die Liebe eines Bru<strong>de</strong>rs angewiesen warst. Er brauchtdie Erfahrung eines Menschen, <strong>de</strong>r einmal genauso schwach gewesenist wie er und ihm daher Verständnis und Hilfe entgegenbringenkann. Gera<strong>de</strong> das Bewusstsein unserer eigenen Schwächesollte uns Anlass sein, an<strong>de</strong>ren zu helfen. Lasst uns an keinemMenschen in Not vorübergehen, ohne zu versuchen, ihndamit zu trösten, womit Gott auch uns getröstet hat.Persönliche Gemeinschaft mit Christus, unserem lebendigenHeiland, gibt uns die Kraft, über das Böse zu triumphieren. Erzähle<strong>de</strong>m suchen<strong>de</strong>n Menschen, dass <strong>de</strong>r Allmächtige ihm helfenwill und dass Christus in seiner unendlichen Liebe auch an ihn<strong>de</strong>nkt. Gera<strong>de</strong> er braucht ja mehr als nur Glauben an Recht undMacht, an Dinge also, die kein Mitleid empfin<strong>de</strong>n und keinen Hilferufvernehmen. Er braucht eine gütige Hand, die ihm Halt gibt,und ein liebevolles Herz, <strong>de</strong>m er sich anvertrauen kann. Sage ihmimmer wie<strong>de</strong>r, dass Gott ihn nie verlässt, son<strong>de</strong>rn mit verständnisvollerLiebe auf ihn blickt. Hilf ihm, an seinen Vater zu glauben,<strong>de</strong>n die Sün<strong>de</strong> schmerzt, <strong>de</strong>r uns aber die Hand entgegenstrecktund uns auffor<strong>de</strong>rt, bei ihm Frie<strong>de</strong>n zu suchen und mitihm Frie<strong>de</strong>n zu schließen (Jesaja 27,5).Bei dieser Aufgabe haben wir unsichtbare Helfer. Engel <strong>de</strong>sHimmels begleiteten <strong>de</strong>n Samariter, als er für <strong>de</strong>n verwun<strong>de</strong>tenFrem<strong>de</strong>n sorgte, und sie stehen allen zur Seite, die im Dienst fürGott ihrem Nächsten helfen. Christus selbst arbeitet mit uns zusammen.Er ist <strong>de</strong>r Heiland <strong>de</strong>r Welt, unter <strong>de</strong>ssen Leitung wirungeahnte Erfolge erleben wer<strong>de</strong>n.Von unserer Treue bei dieser Arbeit hängt nicht nur das Wohlergehenan<strong>de</strong>rer, son<strong>de</strong>rn auch unser eigenes Schicksal ab. Christusmöchte alle, die dazu bereit sind, zu seinen Mitarbeitern machen,sodass sie eins wer<strong>de</strong>n mit ihm, wie er eins ist mit <strong>de</strong>m Va-318


BILDER VOM REICHE GOTTESter (Johannes 17,20-23). Er lässt uns mit Leid und Unrecht inBerührung kommen, um uns aus unserem Egoismus herauszureißen;er möchte, dass in uns seine Charaktereigenschaften –Mitgefühl, Güte und Liebe – zur Entfaltung kommen. Übernehmenwir diese Aufgaben, dann wer<strong>de</strong>n wir auf diese Weise vorbereitet,einmal bei Gott in <strong>de</strong>r Ewigkeit zu sein. Lehnen wir sie aberab, dann verweigern wir uns auch dieser Vorbereitung und entschei<strong>de</strong>nuns damit für ewiges Getrenntsein von ihm.„Wirst du in meinen Wegen wan<strong>de</strong>ln und meinen Dienst rechtversehen, so … will [ich] dir Zugang zu mir geben mit diesen, diehier stehen“, verspricht uns <strong>de</strong>r Herr (Sacharja 3,7). Unsere Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>n Engeln hier auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> bereitet unsdarauf vor, einmal im Himmel mit ihnen Gemeinschaft zu haben.Sie sind ja „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um <strong>de</strong>rerwillen, die das Heil ererben sollen“ (Hebräer 1,14). Im Himmelwer<strong>de</strong>n sie je<strong>de</strong>n willkommen heißen, <strong>de</strong>r – wie Christus – aufEr<strong>de</strong>n nicht lebte, „dass er sich dienen lasse, son<strong>de</strong>rn dass er diene“(Matthäus 20,28). In dieser gesegneten Gemeinschaft erfahrenwir dann zu unserer ewigen Freu<strong>de</strong> alles, was in <strong>de</strong>r Frageeingeschlossen ist: „Wer ist <strong>de</strong>nn mein Nächster?“319


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 28Belohnung aus Gna<strong>de</strong>Dass die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> ein Geschenk ist, hatten die Ju<strong>de</strong>n fastvergessen. Die Rabbis lehrten nämlich, man müsse sich <strong>Gottes</strong>Gunst verdienen, und hofften, <strong>de</strong>n Lohn <strong>de</strong>r Gerechten durch eigeneWerke zu erhalten. Ihre <strong>Gottes</strong>verehrung entsprang also <strong>de</strong>rGewinnsucht. Von dieser Einstellung waren auch die JüngerChristi nicht ganz frei, und <strong>de</strong>shalb nahm <strong>de</strong>r Heiland je<strong>de</strong> Gelegenheitwahr, um ihnen ihren Irrtum zu zeigen. Bevor er dasGleichnis von <strong>de</strong>n Arbeitern im Weinberg erzählte, hatte er eineBegegnung mit einem jungen Mann, die es ihm ermöglichte, zuzeigen, worauf es wirklich ankommt.Er war gera<strong>de</strong> unterwegs, als ein junger Oberster zu ihm trat,nie<strong>de</strong>rkniete und ihn ehrfürchtig grüßte. „Guter Meister“, sagteer, „was muss ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“Der Oberste re<strong>de</strong>te Jesus nur wie einen verehrten Rabbi an,ohne in ihm <strong>de</strong>n Sohn <strong>Gottes</strong> zu erkennen. Deshalb erwi<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>rHeiland: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“(Lukas 18,18.19) Wie kommst du darauf, mich gut zu nennen?Gott allein ist gut! Wenn du mich als gut bezeichnest, musstdu mich auch als seinen Sohn und Stellvertreter anerkennen.„Willst du aber zum Leben eingehen“, fuhr er dann fort, „so haltedie Gebote.“ (Matthäus 19,17) Das Wesen <strong>Gottes</strong> kommt in seinemGesetz zum Ausdruck. Wer in Einklang mit Gott lebenmöchte, muss sein Han<strong>de</strong>ln von <strong>de</strong>n Grundsätzen dieses Gesetzesprägen lassen.Christus spielt die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gesetzes nicht herunter. Ersagt unmissverständlich, dass Gehorsam die Grundvorausset-320


BILDER VOM REICHE GOTTESzung für das ewige Leben ist – die gleiche Bedingung also, <strong>de</strong>rschon Adam vor <strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>nfall unterworfen war. Der Herr erwartet<strong>vom</strong> Menschen heute nicht weniger als damals im Paradies:vollkommenen Gehorsam, makellose Gerechtigkeit. DerBund <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> hat also dieselbe Bedingung, wie sie damals imGarten E<strong>de</strong>n herrschte: Übereinstimmung mit <strong>Gottes</strong> Gesetz, das„heilig, recht und gut“ (Römer 7,12) ist.Als Jesus ihn auffor<strong>de</strong>rte: „Halte die Gebote!“, fragte <strong>de</strong>r jungeMann: „Welche?“ Er dachte dabei wohl an irgendwelche Vorschrifteno<strong>de</strong>r Regeln <strong>de</strong>r Rabbis. Christus meinte jedoch das Gesetz<strong>vom</strong> Sinai, zitierte auch einige Gebote von <strong>de</strong>r zweiten Tafel<strong>de</strong>s Dekalogs und fasste sie dann alle zusammen in <strong>de</strong>r Regel:„Du sollst <strong>de</strong>inen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus19,19)Der junge Mann erwi<strong>de</strong>rte ohne Zögern: „Das habe ich allesgehalten; was fehlt mir noch?“ (Matthäus 19,20) Er verstand dasGesetz nur oberflächlich. Nach menschlichem Ermessen war seinCharakter zwar ta<strong>de</strong>llos und sein Leben frei von Schuld. Soglaubte er allen Ernstes, er sei immer vollkommen gehorsam gewesen.Trotz<strong>de</strong>m war da eine geheime Furcht, zwischen ihm undGott könnte doch nicht alles in Ordnung sein. Daher seine Frage:„Was fehlt mir noch?“„Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin,verkaufe, was du hast, und gib’s <strong>de</strong>n Armen, so wirst du einenSchatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! Als <strong>de</strong>rJüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; <strong>de</strong>nn er hatteviele Güter.“ (Matthäus 19,21.22)Egoismus ist Gesetzesübertretung, das wollte Jesus <strong>de</strong>m jungenMann klarmachen. Er stellte ihn auf eine Probe, die alleSelbstsucht seines Herzens offenbaren musste. Da war <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>Punkt in seinem Leben. Plötzlich hatte <strong>de</strong>r junge Mann keineweiteren Fragen mehr. In seinem tiefsten Inneren betete er einenGötzen an, nämlich <strong>de</strong>n Götzen Welt. Zwar behauptete er, dieGebote gehalten zu haben, doch gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Grundsatz, <strong>de</strong>r dieseneigentlich erst Geist und Leben gibt, befolgte er nicht; ihm fehltedie aufrichtige Liebe zu Gott und <strong>de</strong>n Menschen. Damit fehlteihm aber gera<strong>de</strong> die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Voraussetzung dafür, ins321


BILDER VOM REICHE GOTTESReich <strong>Gottes</strong> zu kommen. Sein Egoismus und seine Gewinnsuchtwaren unvereinbar mit <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r himmlischen Liebe.Der aufrichtige Ernst <strong>de</strong>s jungen Mannes gefiel <strong>de</strong>m Heiland:„Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb.“ (Markus 10,21) Er sah,dass dieser junge Mann aus vornehmem Haus durchaus die Fähigkeitenhatte, ein Verkündiger <strong>de</strong>r göttlichen Gerechtigkeit zuwer<strong>de</strong>n. Gern hätte er ihn ebenso in seinen Dienst gestellt wie dieärmlichen Fischer, die ihm nachfolgten. Wäre <strong>de</strong>r junge Mannbereit gewesen, seine Fähigkeiten für die Rettung von Seelen einzusetzen,dann hätte er sicherlich eine erfolgreiche Arbeit geleistet.Doch zuerst wur<strong>de</strong>n ihm bestimmte Bedingungen gestellt,wenn er ein echter Jünger wer<strong>de</strong>n wollte: Er wur<strong>de</strong> aufgefor<strong>de</strong>rt,sich rückhaltlos Gott anzuvertrauen. Als beispielsweise Matthäus<strong>de</strong>n Ruf <strong>de</strong>s Heilands erhielt, „verließ [er] alles, stand auf undfolgte ihm nach“ (Lukas 5,28). Nicht an<strong>de</strong>rs hatten es Johannes,Petrus und ihre Freun<strong>de</strong> gemacht. Eine solche Hingabe for<strong>de</strong>rteChristus nun von <strong>de</strong>m Obersten, und er verlangte damit keingrößeres Opfer, als er selbst gebracht hatte, <strong>de</strong>nn „obwohl er reichist, wur<strong>de</strong> er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seineArmut reich wür<strong>de</strong>t“ (2. Korinther 8,9). Damit hatte <strong>de</strong>r jungeMann ein Beispiel, <strong>de</strong>m er nur zu folgen brauchte.Wie gerne hätte Christus <strong>de</strong>n jungen Mann für sich gewonnen,um durch ihn an<strong>de</strong>re Menschen segnen zu können. Für alles das,was er aufgeben sollte, bot Christus ihm seine Gemeinschaft an.„Folge mir nach“, for<strong>de</strong>rte er ihn auf. Petrus, Jakobus und Johanneswaren <strong>de</strong>m freudig nachgekommen. Auch <strong>de</strong>r junge Mannverehrte Christus und fühlte sich zu ihm hingezogen, doch er warnicht bereit zur Selbstaufgabe. Sein Reichtum war ihm wichtigerals Jesus. Er wünschte sich zwar ewiges Leben, wollte auf <strong>de</strong>ran<strong>de</strong>ren Seite sein Wesen aber nicht von jener selbstlosen Liebeprägen lassen, die allein zum Leben führt. Traurig wandte er sichvon Christus ab.Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Wie schwer wer<strong>de</strong>n die<strong>Reiche</strong>n in das Reich <strong>Gottes</strong> kommen!“ (Markus 10,23) DieseWorte schockierten die Jünger, <strong>de</strong>nn man hatte ihnen immer gesagt,dass die <strong>Reiche</strong>n <strong>vom</strong> Himmel beson<strong>de</strong>rs begünstigt seien.322


BILDER VOM REICHE GOTTESSie hofften ja, im Reich <strong>de</strong>s Messias einmal selbst zu weltlicherMacht und Reichtum zu kommen. Wenn nun schon die <strong>Reiche</strong>nnicht in <strong>de</strong>n Himmel kommen konnten, welche Hoffnung bliebdann noch für die an<strong>de</strong>ren?„Aber Jesus antwortete wie<strong>de</strong>rum und sprach zu ihnen: LiebeKin<strong>de</strong>r, wie schwer ist’s, ins Reich <strong>Gottes</strong> zu kommen! Es istleichter, dass ein Kamel durch ein Na<strong>de</strong>löhr gehe, als dass ein<strong>Reiche</strong>r ins Reich <strong>Gottes</strong> komme. Sie entsetzten sich aber nochviel mehr.“ (Markus 10,24-26) Jetzt erkannten sie, dass dieseWarnung auch ihnen galt. Jesus hatte ihnen ihr eigenes geheimesVerlangen nach Macht und Reichtum klargemacht. Tief besorgtfragten sie: „Wer kann dann selig wer<strong>de</strong>n? Jesus aber sahsie an und sprach: Bei <strong>de</strong>n Menschen ist’s unmöglich, aber nichtbei Gott; <strong>de</strong>nn alle Dinge sind möglich bei Gott.“ (Markus10,26.27)Wer reich ist, kann nicht schon <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>n Himmel kommen.Geld verschafft kein Anrecht auf das Erbe <strong>de</strong>r Heiligen imLicht. Nur die unverdiente Gna<strong>de</strong> Christi lässt uns Eingang fin<strong>de</strong>nin die Stadt <strong>Gottes</strong>.<strong>Reiche</strong>n wie Armen gelten die Worte <strong>de</strong>s Heiligen Geistes:„Wisst ihr nicht, dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seidteuer erkauft.“ (1. Korinther 6,19.20) Wer das glaubt, verstehtseinen Besitz nur als anvertrautes Gut, das nach <strong>de</strong>m Willen<strong>Gottes</strong> dazu dienen soll, Menschen aus <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> zu retten unddie Not in <strong>de</strong>r Welt zu lin<strong>de</strong>rn. Für einen unbekehrten Menschenist dies unmöglich, weil sein Herz am Irdischen hängt. Wer Geldüber alles stellt, ist blind für je<strong>de</strong> menschliche Not. Doch bei Gottist nichts unmöglich. Wenn wir uns die unvergleichliche LiebeChristi vor Augen halten, dann schwin<strong>de</strong>t unser Egoismus, undauch <strong>de</strong>r <strong>Reiche</strong> fühlt sich gedrängt, mit <strong>de</strong>m Pharisäer Saulus zubekennen: „Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christiwillen für Scha<strong>de</strong>n erachtet. Ja, ich erachte es noch alles fürScha<strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>r überschwänglichen Erkenntnis ChristiJesu, meines Herrn.“ (Philipper 3,7.8) Dann wissen wir, dassnichts uns selbst gehört, und sind statt<strong>de</strong>ssen glücklich, fürChristus die Gna<strong>de</strong> <strong>Gottes</strong> weitergeben und an<strong>de</strong>ren dienen zudürfen.323


BILDER VOM REICHE GOTTESPetrus fand als Erster seine Fassung wie<strong>de</strong>r, nach<strong>de</strong>m sie allevon Jesus wegen ihrer falschen Einstellung überführt wor<strong>de</strong>nwaren. Selbstzufrie<strong>de</strong>n dachte er daran, wie viel er und seineGlaubensbrü<strong>de</strong>r für Christus aufgegeben hatten. „Siehe“, sagteer, „wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“ (Matthäus19,27) Weil er gera<strong>de</strong> die – allerdings an eine Bedingunggeknüpfte – Verheißung gehört hatte: „So wirst du einen Schatzim Himmel haben“, erkundigte er sich, welche Belohnung er undseine Freun<strong>de</strong> für ihre Opfer erwarten konnten.Die Antwort <strong>de</strong>s Heilands ließ das Herz <strong>de</strong>r galiläischen Fischerhöher schlagen, <strong>de</strong>nn da war von Ehren die Re<strong>de</strong>, die alleihre Träume übertrafen: „Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mirnachgefolgt seid, wer<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburt, wenn <strong>de</strong>r Menschensohnsitzen wird auf <strong>de</strong>m Thron seiner Herrlichkeit, auchsitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.Und wer Häuser o<strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Schwestern o<strong>de</strong>r Vater o<strong>de</strong>rMutter o<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Äcker verlässt um meines Namens willen,<strong>de</strong>r wird’s hun<strong>de</strong>rtfach empfangen und das ewige Leben ererben.“(Matthäus 19,28.29)Die Frage <strong>de</strong>s Petrus: „Was wird uns dafür gegeben?“ (Matthäus19,27) bewies allerdings, dass sich an seiner Einstellungnoch einiges än<strong>de</strong>rn musste, ehe er ein Botschafter für Christussein konnte. Jetzt re<strong>de</strong>te er wie einer, <strong>de</strong>r nur einen lukrativenJob sucht. Obwohl die Liebe Jesu sie anzog, waren die Jüngernicht völlig frei von pharisäerhaftem Denken. Immer noch warensie auf eine Belohnung aus, die ihren Verdiensten entsprechensollte. Stolz und selbstgefällig verglichen sie sogar untereinan<strong>de</strong>rihre Leistungen. Musste einer von ihnen einen Misserfolg hinnehmen,dann fühlten die an<strong>de</strong>ren sich ihm überlegen.Weil die Jünger die Grundsätze <strong>de</strong>s Evangeliums nicht vergessensollten, erzählte Christus ihnen ein Gleichnis, das zeigt,wie Gott seine Mitarbeiter behan<strong>de</strong>lt und welche Gesinnung ervon ihnen erwartet.„Das Himmelreich“, begann er, „gleicht einem Hausherrn, <strong>de</strong>rfrüh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen.“(Matthäus 20,1) Es war damals üblich, dass man auf<strong>de</strong>n Marktplatz ging, wenn man Arbeit suchte. Dahin konnten324


BILDER VOM REICHE GOTTESdie Grundbesitzer sich wen<strong>de</strong>n, wenn sie Leute brauchten. DerMann im Gleichnis wirbt zu verschie<strong>de</strong>nen Tageszeiten solcheArbeiter an. Die ersten, die ganz früh morgens angestellt wer<strong>de</strong>n,einigen sich mit <strong>de</strong>m Weinbergsbesitzer auf einen bestimmtenLohn. Die an<strong>de</strong>ren, die mit <strong>de</strong>r Arbeit später beginnen, überlassendie Höhe ihrer Entlohnung <strong>de</strong>m Weinbergbesitzer.„Als es nun Abend wur<strong>de</strong>, sprach <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>s Weinbergs zuseinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen <strong>de</strong>n Lohn undfang an bei <strong>de</strong>n letzten bis zu <strong>de</strong>n ersten. Da kamen, die um dieelfte Stun<strong>de</strong> eingestellt waren, und je<strong>de</strong>r empfing seinen Silbergroschen.Als aber die ersten kamen, meinten sie, sie wür<strong>de</strong>nmehr empfangen; und auch sie empfingen ein je<strong>de</strong>r seinen Silbergroschen.“(Matthäus 20,8-10)Die Art und Weise, wie <strong>de</strong>r Weinbergbesitzer seinen Arbeiternbegegnet, ist ein Bild dafür, wie Gott uns Menschen behan<strong>de</strong>lt –nämlich ganz an<strong>de</strong>rs, als wir es erwarten. Im Berufsleben richtetsich die Bezahlung im Allgemeinen nach <strong>de</strong>r erbrachten Leistung.Ein Arbeiter erwartet nur so viel Lohn, wie er von Rechtswegen beanspruchen kann. Im vorliegen<strong>de</strong>n Gleichnis jedochveranschaulicht Christus die Grundsätze seines <strong>Reiche</strong>s, dasnicht von dieser Welt ist und mit keinem menschlichen Maßstabgemessen wer<strong>de</strong>n kann. „Denn meine Gedanken sind nicht eureGedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht <strong>de</strong>rHerr, son<strong>de</strong>rn so viel <strong>de</strong>r Himmel höher ist als die Er<strong>de</strong>, so sindauch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken alseure Gedanken.“ (Jesaja 55,8.9)Im Gleichnis vereinbarten die Arbeiter, die am frühen Morgenangestellt wur<strong>de</strong>n, einen bestimmten Lohn und erhielten ihnauch – aber keinen Pfennig mehr. Die später Hinzugekommenenvertrauten <strong>de</strong>r Zusage <strong>de</strong>s Arbeitgebers, er wer<strong>de</strong> sie gerecht bezahlen,und hatten dazu keine Frage mehr (Matthäus 20,7). Siezweifelten seinen Sinn für Gerechtigkeit nicht an. Und tatsächlichwur<strong>de</strong>n sie nicht nach <strong>de</strong>r Menge ihrer geleisteten Arbeit,son<strong>de</strong>rn entsprechend <strong>de</strong>r Freigebigkeit <strong>de</strong>s Weinbergbesitzersentlohnt.Gott möchte, dass auch wir in gleicher Weise ihm vertrauen,<strong>de</strong>r die Sün<strong>de</strong>r gerecht macht und uns nicht nach unserem Ver-325


BILDER VOM REICHE GOTTESdienst belohnt, son<strong>de</strong>rn nach seinem Vorsatz. „Diesen ewigenVorsatz hat Gott ausgeführt in Christus Jesus, unserm Herrn.“(Epheser 3,11) „Nicht um <strong>de</strong>r Werke <strong>de</strong>r Gerechtigkeit willen, diewir getan hatten, son<strong>de</strong>rn nach seiner Barmherzigkeit“ rettet eruns (Titus 3,5). Denen, die ihm vertrauen, will er „überschwänglichtun … über alles hinaus, was wir bitten o<strong>de</strong>r verstehen“ (Epheser3,20).Nicht wie viel wir geleistet haben o<strong>de</strong>r wie erfolgreich wir gewesensind, zählt vor Gott, son<strong>de</strong>rn die innere Einstellung, diewir für unsere Arbeit mitbringen. Die Arbeiter, die erst in <strong>de</strong>r elftenStun<strong>de</strong> im Weinberg eintrafen, waren von Herzen dankbarfür die Gelegenheit, die sich ihnen doch noch bot. Als <strong>de</strong>r Weinbergbesitzerihnen zum Feierabend nun <strong>de</strong>n Lohn für einen ganzenTag auszahlen ließ, überraschte sie das außeror<strong>de</strong>ntlich,<strong>de</strong>nn so viel hatten sie ja nicht verdient. Die freundliche Art, mit<strong>de</strong>r ihnen <strong>de</strong>r Weinbergbesitzer begegnete, machte sie glücklich,und nie vergaßen sie seine Großzügigkeit. Genauso ergeht es <strong>de</strong>mSün<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich seiner eigenen Unwürdigkeit bewusst ist undum die elfte Stun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Weinberg <strong>de</strong>s Herrn kommt. Er weiß,dass er für Gott wirklich nicht mehr lange genug arbeiten kann,um eine Belohnung dafür zu verdienen. Aber er ist froh, dassGott ihn überhaupt annimmt. Demütig und vertrauensvoll erfüllter seinen Auftrag und ist dankbar für das Vorrecht, ein MitarbeiterChristi zu sein. Diese Einstellung gefällt Gott.Der Herr will, dass wir uns ganz auf ihn verlassen, ohne nachunserem Lohn zu fragen. Für <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Christus im Herzen hat,ist die Belohnung auch gar nicht das Wichtigste und erst rechtnicht das Motiv seines Dienstes. Gewiss dürfen wir <strong>de</strong>n künftigenLohn schon im Auge haben; wir sollen uns ja über die verheißenenSegnungen freuen. Aber Gott möchte nicht, dass wir nurnoch <strong>vom</strong> Gedanken daran erfüllt sind und gewissermaßen eineBelohnung für je<strong>de</strong> gute Tat erwarten. Es darf uns nicht so sehrdarum gehen, belohnt zu wer<strong>de</strong>n, als vielmehr darum, das Richtigezu tun, ohne nach unserem Vorteil zu fragen. Die Liebe zuGott und zu unserem Mitmenschen muss unser Beweggrund sein.Das Gleichnis ist keine Entschuldigung für die, <strong>de</strong>nen zuerstArbeit angeboten wur<strong>de</strong>, die es aber ablehnten, in <strong>de</strong>n Weinberg326


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>s Herrn zu gehen. Als <strong>de</strong>r Weinbergbesitzer in <strong>de</strong>r elften Stun<strong>de</strong>auf <strong>de</strong>m Marktplatz unbeschäftigte Männer vorfand, fragte ersie: „Was stehet ihr <strong>de</strong>n ganzen Tag müßig da? Sie sprachen zuihm: Es hat uns niemand eingestellt.“ (Matthäus 20,6.7) Keinerdieser Arbeitslosen hatte schon am Morgen dort gestan<strong>de</strong>n unddas Angebot <strong>de</strong>s Weinbergbesitzers abgelehnt. Wer dies allerdingstut und später bereut, ist gut beraten, zu bereuen; aber esist gefährlich, <strong>de</strong>n ersten Gna<strong>de</strong>nruf auf die leichte Schulter zunehmen.Als die Weinbergarbeiter alle ihren Silbergroschen empfingen,ärgerten sich die, die schon frühmorgens mit <strong>de</strong>r Arbeit begonnenhatten. Waren sie nicht zwölf Stun<strong>de</strong>n lang fleißig gewesen? argumentiertensie. War es nicht ihr gutes Recht, mehr als die an<strong>de</strong>renzu bekommen, die nur eine einzige Stun<strong>de</strong> gearbeitet hatten,noch dazu, als es schon kühler war? Ihrem Unmut machtensie Luft mit <strong>de</strong>n Worten: „Diese letzten haben nur eine Stun<strong>de</strong>gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir <strong>de</strong>s TagesLast und Hitze getragen haben.“ (Matthäus 20,12)„Mein Freund“, antwortete <strong>de</strong>r Arbeitgeber einem von ihnen,„ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig gewor<strong>de</strong>nüber einen Silbergroschen? Nimm, was <strong>de</strong>in ist, und geh! Ich willaber diesem letzten dasselbe geben wie dir. O<strong>de</strong>r habe ich nichtMacht zu tun, was ich will, mit <strong>de</strong>m, was mein ist? Siehst duscheel drein, weil ich so gütig bin? So wer<strong>de</strong>n die Letzten die Erstenund die Ersten die Letzten sein.“ (Matthäus 20,13-16)Die Arbeiter <strong>de</strong>r ersten Gruppe im Gleichnis stehen für all dieMenschen, die auf Grund ihrer Verdienste vor an<strong>de</strong>ren bevorzugtwer<strong>de</strong>n möchten. Bei <strong>de</strong>m, was sie leisten, <strong>de</strong>nken sie nur an sichselbst und bringen keinen Opfergeist auf. Vielleicht haben sieeinmal versprochen, Gott ihr Leben lang zu dienen, und warensogar bei <strong>de</strong>n Ersten, die große Strapazen, Entbehrungen undVersuchungen durchgemacht haben. Deshalb glauben sie, dasRecht auf eine beson<strong>de</strong>re Belohnung zu haben. Für sie ist esmehr Verdienst als Vorrecht, Christi Mitarbeiter sein zu dürfen.In ihren Augen haben sie sich durch Mühen und Opfer das Anrechtdarauf verdient, mehr als an<strong>de</strong>re geehrt zu wer<strong>de</strong>n. Sie sindbeleidigt, wenn Gott diesen Anspruch nicht anerkennt. Durch327


BILDER VOM REICHE GOTTESHingabe und Vertrauen bei ihrer Arbeit können sie auch weiterhindie Ersten sein, doch ihre Neigung, zu klagen und zu nörgeln,ist völlig unchristlich und beweist, dass sie nicht vertrauenswürdigsind. Nur um ihr eigenes Fortkommen bemüht, misstrauensie Gott, sind eifersüchtig und <strong>de</strong>m Bru<strong>de</strong>r gegenüber neidisch.Die Güte und Freigebigkeit unseres Herrn nehmen sie zum Anlass,sich zu beschweren, und das zeigt, dass sie mit ihm keineGemeinschaft haben. Sie wissen nichts von <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>mMeister zusammenarbeiten zu dürfen.Nichts beleidigt Gott mehr als eine solch egoistischeEngstirnigkeit. Mit Menschen, die so eingestellt sind, kann Gottnicht zusammenarbeiten. Sie sind ja unempfänglich für dasWirken seines Geistes.Die Ju<strong>de</strong>n waren als Erste in <strong>de</strong>n Weinberg <strong>de</strong>s Herrn gerufenwor<strong>de</strong>n. Das hatte sie stolz und selbstgerecht gemacht. Sie glaubtenwirklich, die langen Jahre ihres Dienstes berechtigten sie zueiner größeren Belohnung als an<strong>de</strong>re. Darum waren sie erbittert,als sie erfuhren, dass <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n die gleichen Segnungen zuteilwer<strong>de</strong>n sollten wie ihnen.Christus warnte die Jünger, die er zuerst berufen hatte, voreiner ähnlich negativen Reaktion. Er sah voraus, dass Selbstgerechtigkeitund Egoismus <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> nur scha<strong>de</strong>ten, dass dieMenschen glaubten, sie könnten selbst viel dazu beitragen, sicheinen Platz im Himmelreich zu verdienen. Der Herr, so bil<strong>de</strong>tensie sich ein, wer<strong>de</strong> ihnen beistehen, wenn sie nur erst einige Fortschrittevon allein gemacht hätten. Auf diese Weise wür<strong>de</strong>n sieselbst das meiste tun, und Christus brauchte ihnen nur hin undwie<strong>de</strong>r zu helfen. Auf je<strong>de</strong>n kleinsten Fortschritt wür<strong>de</strong>n solcheLeute stolz sein und sich dadurch an<strong>de</strong>ren überlegen fühlen. Siewollten gelobt wer<strong>de</strong>n und wären eifersüchtig, wenn man ihnennicht genügend Beachtung schenkte. Vor dieser Gefahr wollteChristus seine Jünger bewahren.Wenn es um unsere Verdienste geht, ist Eigenlob fehl amPlatz: „Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starkerrühme sich nicht seiner Stärke, ein <strong>Reiche</strong>r rühme sich nicht seinesReichtums. Son<strong>de</strong>rn wer sich rühmen will, <strong>de</strong>r rühme sich<strong>de</strong>ssen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich <strong>de</strong>r Herr bin,328


BILDER VOM REICHE GOTTES<strong>de</strong>r Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Er<strong>de</strong>n;<strong>de</strong>nn solches gefällt mir, spricht <strong>de</strong>r Herr.“ (Jeremia 9,22.23)Belohnt wer<strong>de</strong>n wir nicht auf Grund unserer Verdienste –damit sich niemand rühmen kann –, son<strong>de</strong>rn aus Gna<strong>de</strong>. „Wassagen wir <strong>de</strong>nn von Abraham, unserm leiblichen Stammvater?Was hat er erlangt? Das sagen wir: Ist Abraham durch Werke gerecht,so kann er sich wohl rühmen, aber nicht vor Gott. Dennwas sagt die Schrift? ,Abraham hat Gott geglaubt, und das istihm zur Gerechtigkeit gerechnet wor<strong>de</strong>n.‘ Dem aber, <strong>de</strong>r mitWerken umgeht, wird <strong>de</strong>r Lohn nicht aus Gna<strong>de</strong> zugerechnet,son<strong>de</strong>rn aus Pflicht. Dem aber, <strong>de</strong>r nicht mit Werken umgeht,glaubt aber an <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die Gottlosen gerecht macht, <strong>de</strong>m wirdsein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.“ (Römer 4,1-5) Es bestehtalso gar kein Anlass, sich für besser zu halten als an<strong>de</strong>reo<strong>de</strong>r missgünstig zu sein. Kein Vorrecht stellt uns über an<strong>de</strong>reMenschen, und niemand hat überhaupt einen Anspruch auf Belohnung.Die Ersten und die Letzten wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Ewigkeit gleichermaßenbelohnt wer<strong>de</strong>n, und die Ersten sollen die Letzten freudigwillkommen heißen. Wer an<strong>de</strong>ren die Belohnung missgönnt, vergisst,dass er selbst nur aus Gna<strong>de</strong> gerettet ist. Das Gleichnis von<strong>de</strong>n Arbeitern verdammt alle Eifersucht und allen Neid. Werliebt, <strong>de</strong>r freut sich über die Wahrheit und stellt keine neidvollenVergleiche an; wer liebt, vergleicht einzig die VollkommenheitChristi mit <strong>de</strong>r eigenen Unvollkommenheit.Dieses Gleichnis ist eine Warnung für alle Mitarbeiter Christi,ganz gleich, wie lange sie schon dienen und wie viel sie geleistethaben: Ohne Liebe zum Bru<strong>de</strong>r, ohne Demut vor Gott ist allesdies nichts wert. Wer an Christus glaubt, kann nicht gleichzeitigsein eigenes Ich vergöttern, sonst wird er bald feststellen, dassihm die Gna<strong>de</strong> fehlt, die im Dienst Christi allein Erfolg schenkt.Wo sich Stolz und Selbstgefälligkeit breit machen, lei<strong>de</strong>t die Arbeitfür <strong>Gottes</strong> Reich.Nicht wie lange, son<strong>de</strong>rn wie treu und willig wir für ihn arbeiten,zählt bei Gott. Dazu ist völlige Hingabe notwendig. Wenn einenoch so unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Aufgabe treu und selbstlos wahrgenommenwird, ist das in <strong>Gottes</strong> Augen mehr wert als die beein-329


BILDER VOM REICHE GOTTESdruckendste Leistung, die von Egoismus geprägt ist. Er achtetdarauf, wie viel wir <strong>vom</strong> Geist Christi besitzen und wie ähnlichwir ihm gewor<strong>de</strong>n sind. Liebe und Treue sind ihm wichtiger alsdie Größe unserer Leistung.Erst wenn die Selbstsucht in uns gestorben und je<strong>de</strong>s Geltungsbedürfnisverbannt ist, wenn Dankbarkeit unser Herz erfülltund die Liebe unser Leben prägt – erst dann wohnt Christuswirklich in uns, und erst dann sind wir <strong>Gottes</strong> anerkannte Mitarbeiter.So hart die Arbeit auch sein mag, betrachten die wahren Diener<strong>Gottes</strong> sie doch nicht als eine Last. Gern sind sie bereit, sichaufzuopfern, und sie bewahren sich dabei ihr fröhliches Herz. MitJesus können sie sagen: „Meine Speise ist die, dass ich tue <strong>de</strong>nWillen <strong>de</strong>ssen, <strong>de</strong>r mich gesandt hat, und vollen<strong>de</strong> sein Werk.“(Johannes 4,34) Das Bewusstsein, mit <strong>de</strong>m Herrn <strong>de</strong>r Herrlichkeitzusammenarbeiten zu dürfen, nimmt je<strong>de</strong>r Last ihr Gewicht,stärkt <strong>de</strong>n Willen und baut <strong>de</strong>n Geist auf für alles, was noch geschehenmag. In ihrer Selbstlosigkeit dürfen Christi MitarbeiterAnteil haben an seinen Lei<strong>de</strong>n, aber auch an seinem mitfühlen<strong>de</strong>nWesen. So tragen sie dazu bei, <strong>de</strong>r Welt die Frohe Botschaftzu bringen, und geben damit Gott die Ehre.Diese Einstellung müssen wir als <strong>Gottes</strong> Mitarbeiter zeigen.Wo sie fehlt, wer<strong>de</strong>n die scheinbar Ersten einmal die Letztensein. Wer sie besitzt, mag zwar zu <strong>de</strong>n Letzten gezählt wer<strong>de</strong>n,doch später einmal bei <strong>de</strong>n Ersten sein.Viele haben ihr Leben Christus anvertraut, sehen aber keineMöglichkeit, in seinem Dienst etwas Großes zu leisten o<strong>de</strong>r großeOpfer zu bringen. Sie dürfen wissen, dass es für Gott nicht unbedingtdarauf ankommt, uns als Märtyrer zu sehen. Vielleichtsteht auch <strong>de</strong>r Missionar, <strong>de</strong>r täglich Tod und Gefahr ins Augeblickt, nicht einmal an erster Stelle in <strong>de</strong>n Himmelsbüchern. Wersich im Alltag als Christ bewährt, in täglicher Hingabe um Reinheitim Denken und Han<strong>de</strong>ln bemüht ist, wer selbst dann <strong>de</strong>mütigbleibt, wenn er provoziert wird, wer gläubig und treu im Kleinenist und auch zu Hause das Wesen Christi wi<strong>de</strong>rspiegelt – <strong>de</strong>rist in <strong>Gottes</strong> Augen vielleicht wertvoller als ein weltbekannterMissionar o<strong>de</strong>r Märtyrer.330


BILDER VOM REICHE GOTTESWie verschie<strong>de</strong>n sind doch die Maßstäbe, nach <strong>de</strong>nen Gott unddie Menschen <strong>de</strong>n Charakter bewerten! Gott weiß von vielen überwun<strong>de</strong>nenVersuchungen, von <strong>de</strong>nen oft nicht einmal guteFreun<strong>de</strong> etwas ahnen – Versuchungen in <strong>de</strong>r Familie, im eigenenHerzen. Er sieht es, wenn wir angesichts unserer Fehlerhaftigkeitganz nie<strong>de</strong>rgeschlagen sind und selbst Reue über einen bösenGedanken empfin<strong>de</strong>n. Ungeteilte Hingabe im Dienst für ihnbleibt ihm nicht verborgen. Er weiß, wie wir mit <strong>de</strong>m eigenen Ichgekämpft und dabei gesiegt haben. Gott und <strong>de</strong>n Engeln ist alldies bekannt. Ein Buch <strong>de</strong>r Erinnerung ist vor <strong>de</strong>m Herrn für diegeschrieben, die ihn fürchten und seinen Namen heiligen.We<strong>de</strong>r Bildung noch gesellschaftliche Position, we<strong>de</strong>r die Anzahl<strong>de</strong>r uns Gleichgesinnten noch die uns anvertrauten Gabeno<strong>de</strong>r gar unser menschlicher Wille sind für <strong>de</strong>n Erfolg unsererArbeit ausschlaggebend. Lasst uns im Bewusstsein unserer eigenenUnzulänglichkeit auf Christus sehen! Durch ihn, <strong>de</strong>r dieKraft aller Kräfte, <strong>de</strong>r Gedanke aller Gedanken ist, wer<strong>de</strong>n wir,sofern wir willig und gehorsam sind, Sieg um Sieg erringen.Wie kurz unser Dienst und wie beschei<strong>de</strong>n unsere Arbeit auchsein mag, wenn wir in kindlichem Glauben Christus nachfolgen,wer<strong>de</strong>n wir hinsichtlich <strong>de</strong>r Belohnung nicht enttäuscht wer<strong>de</strong>n.Was <strong>de</strong>r Größte und Weiseste aus sich heraus nicht erreichenkann, wird gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Schwächsten und Beschei<strong>de</strong>nen angeboten.Das gol<strong>de</strong>ne Himmelstor bleibt <strong>de</strong>m Überheblichen verschlossen.Auch für die geistlich Stolzen öffnet es sich nicht; dochauf das zaghafte Pochen eines kleinen Kin<strong>de</strong>s öffnet es sich weit.Wer in schlichtem Glauben und voll Liebe für Gott gewirkt hat,wird <strong>de</strong>n Lohn aus Gna<strong>de</strong> erhalten.331


BILDER VOM REICHE GOTTESKapitel 29„Dem Bräutigam entgegen“Christus sitzt mit <strong>de</strong>n Jüngern am Ölberg. Die Sonne ist hinter<strong>de</strong>n Bergen untergegangen. Abendschatten senken sich auf dieEr<strong>de</strong>. Vor ihnen liegt ein festlich erleuchtetes Haus. Die offenenTüren und erwartungsvollen Gesichter <strong>de</strong>r Gäste lassen daraufschließen, dass bald ein Hochzeitszug erscheinen muss. In vielenGegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Orients fin<strong>de</strong>n Hochzeitsfeierlichkeiten am Abendstatt. Dann holt <strong>de</strong>r Bräutigam die Braut <strong>vom</strong> Haus ihres Vatersab und führt sie in sein Heim, wo für die Hochzeitsgäste, die dasPa