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Soviel Geld für Stoff<strong>und</strong> Leinen?DER WAHRE PREIS EINES GLEITSCHIRMSvon Sascha Burkhardt<strong>Gleitschirm</strong>e sind unbestreitbar die billigsteMöglichkeit des Fliegens – kein anderesFluggerät ist so preisgünstig inAnschaffung <strong>und</strong> Unterhalt. Dennoch:alleine ein Einsteiger-Schirm kostet mindestensum die 2.300,- Euro. Soviel Geldfür „ein bißchen Stoff <strong>und</strong> Leinen"?GLEITSCHIRM hat das Preiskalkül eines<strong>Gleitschirm</strong>herstellers untersucht ...Jeder Pilot weiß, daß in einem <strong>Gleitschirm</strong>doch einiges mehr steckt als knapp 100Quadratmeter Stoff <strong>und</strong> etliche h<strong>und</strong>ertMeter Leinen. Bis ein <strong>Gleitschirm</strong> über dieFlugschultheke geht, wurde oft jahrelangeVorarbeit betrieben. Teilweise fließensogar jahrzehntealte Erfahrungen in dieEntwicklung. Danach kommen neben derInvestition in die Produktion auch dieKosten des Vertriebs. Wir wollten dieAnteile der jeweiligen Posten <strong>im</strong> Endpreiseines <strong>Gleitschirm</strong>es erfahren <strong>und</strong> habeneinen Hersteller gebeten, dieGehe<strong>im</strong>nisse seiner Kalküls zu offenbaren– unter Wahrung des Anonymität war ersogar dazu bereit. Das ist nicht selbstverständlich– auch <strong>und</strong> gerade gegenüberder Fachpresse geben die Hersteller oftnur ungern Zahlen heraus, Gehe<strong>im</strong>niskrämereiist in dieser Branche gängig.Wir haben als Rechenbeispiel einenEinsteiger/-Intermediateschirm genommen.Erfahrungsgemäß sind dieseSchirme insgesamt am günstigsten fürden Hersteller <strong>und</strong> auch für dieWiederverkäufer. Höherklassifizierte Modellesind oft durch noch aufwendigereEntwicklung <strong>und</strong> deutlich höhere Produktionskostenweniger rentabel. UnserBeispielschirm kostet inklusive seiner 16Prozent deutschen Mehrwertsteuer2.320,- Euro. Die 320,- EuroMehrwertsteuer gehen in die Kassen desStaates: ohne sie würde die Kappe genau2.000,- Euro kosten.EntwicklungDamit dieser 2.000,- Euro-Netto-Schirmfliegt, wurde Entwicklungs-arbeit hineingesteckt.Konzeption, Berechnung,Prototypen, Testflüge, DHV-Zulassung ...Diese Kosten müssen natürlich auf alleverkauften Schirme des Modells umgerechnetwerden. In unserem Beispiel hatder Hersteller 70.000,- Euro ausgege-60 10-05 gleitschirm-magazin.com


A usrüstung / KostenFoto: Christian Korandaben, um die Modellreihe zur Marktreife zubringen. Die Verkaufsprognose gehtdavon aus, daß der Schirm mindestens1.000 Mal verkauft werden wird, proSchirm beträgt der Anteil von Zulassung<strong>und</strong> Entwicklung also 70,- Euro.Dazu kommen noch kleine Peanuts, diepro verkauftem Schirm fällig werden: fürdie Gütesiegelplakette berechnet derDHV 3,50 Euro. Und dann müssen auchnoch Patentgebühren entrichtet werden.Nein, nicht an die Erfinder des<strong>Gleitschirm</strong>s wie Barish oder Bétemps,sondern an einen deutschen Tüftler, derdas Konzept der mylarverstärktenEintrittskante entworfen <strong>und</strong> darauf am6.12.1986 das Patent DE 3641790 angemeldethat. Fritz Dolezalek bekommt fürdiese essentielle Entwicklung <strong>im</strong>modernen <strong>Gleitschirm</strong>bau 6,- EuroLizenzgebühr pro verkaufter Kappe – biszum Ablauf des Patents am 6. Dezember2006.HerstellungEiner der wichtigsten Posten ist dieProduktion, das heißt Materialpreise,Zuschneide- <strong>und</strong> Nähkosten. Mittlerweilefindet diese Herstellung bei praktischallen Marken in Billiglohnländern statt.Näherinnen verdienen dort oft nur 100,-Dollar Monatsgehalt. Das erscheint schockierend,doch selbstverständlich sinddie Lebenshaltungskosten dort auch entsprechendgeringer. Doch natürlich istdiese Form der Warenproduktion einemoralische <strong>und</strong> wirtschaftstechnischeDiskussion wert. Einige wenige Herstellerwie beispielsweise die Firma Nervuresdes Pioniers Xavier Demoury in den französischenPyrenäen bleiben aus Prinzipeisern bei einer rein europäischenProduktion.Die genaue Aufspaltung von Materialkosten<strong>und</strong> Lohnkosten <strong>im</strong> FernenOsten liegt uns nicht vor. Denn auchdie genauen Preise der Zulieferersind ein strenggehütetes Gehe<strong>im</strong>nis,sowohl auf Seiten der <strong>Gleitschirm</strong>herstellerals auch auf Seiten derZulieferer wie dem StoffproduzentenPorcher marine. Denn solche Rohstofflieferantenhaben keine Preislisten, sondernhandeln ihre Preise je nachGeschäftspartner <strong>und</strong> -Volumen aus. EinQuadratmeter Stoff kann durchaus ineiner Größenordnung von 5.- Eurogehandelt werden. Dies würde bedeuten,daß alleine der Stoffanteil einesDie Entwicklungskosten,ob am Computer oder be<strong>im</strong>Testen, sind zu kalkulieren<strong>Gleitschirm</strong>s auf 450,- Euro käme. In derRegel benötigt man für einen 25Quadratmeter großen Schirm fast dasVierfache. Denn durch das doppelteHöherklassifizierteModelle sind oft durchnoch aufwendigereEntwicklung <strong>und</strong> deutlichhöhere Produktionskostenweniger rentabelSegel mit Untersegel, Obersegel, dieunzähligen Zwischen- rippen sowie dieunvermeidlichen Abfälle be<strong>im</strong> Zuschnittsind schnell 90 m 2 verbraucht.Insgesamt rechnet unser Beispielherstellermit 700,- Euro für dieProduktion eines preisgünstigenEinsteigerschirmes: das ist mehr als einDrittel des Netto- preises. Dazu kommennoch 30,- Euro für einen Packsack <strong>und</strong>das Speedsystem. Außerdem muß dieKappe noch aus dem Billiglohnland nachDeutschland kommen: der Transportkostet anteilig pro Schirm circa 30,- Euro.Und weil Low-cost-Länder in der Regelnicht in der EU liegen, sind circa 25,- EuroZoll fällig.Fotos: Michel Ferrergleitschirm-magazin.com10-0561


Patentgebühren für<strong>Gleitschirm</strong>e:Die EintrittskantenverstärkungensindlizenzpflichtigFoto: Michel FerrerBis die Kappe be<strong>im</strong> Hersteller <strong>im</strong> Lagerliegt, hat sie also weniger als 900,- Eurogekostet – das erscheint gemein wenig,wenn man den Endpreis von 2.320,-betrachtet. Doch natürlich muß auch derHersteller andere Ausgaben als die reinenEntwicklungskosten eines Modells decke<strong>und</strong> sich eine Marge sichern – unserBeispielfabrikant gibt 400,- EuroHerstellermarge an.Jetzt sind wir also bei knapp 1.300,- Eurofür die Kappe – es fehlen also in unseremKalkül noch 700,- Euro zum Nettolistenpreisvon 2.000,- Euro, die 320,- EuroMehrwertsteuer <strong>im</strong> Falle eines tatsächlichenVerkaufs zum Listenpreis haben wirja schon weiter oben erwähnt. Sollte esalso so sein, daß sich der Wiederverkäuferwie beispielsweise die Flugschulemehr als 30 Prozent des Endpreises„einsackt"?Tatsache ist, daß ein solcher Anteil fürHändler, gleich welcher Branche, nichtbesonders hoch wäre, <strong>im</strong> Gegenteil.Einige wenige Produkte mit hohenMargen werden sogar doppelt so teuerverkauft, wie sie eingekauft wurden. Ein Aufschlagvon circa 60 % auf den Einkaufspreiswäre also überhaupt nichts "Unmoralisches".Und in der Realität muß die Flugschulenoch deutlich weitere Abstriche machen.Kaum ein Schirm geht nämlich zumListenpreis über den Tisch. In der Regelmuß der Händler mindestens 100,- EuroNachlaß geben, oft auch deutlich mehr.Vor allem aber muß er wirklich Zeit <strong>und</strong>Geld investieren, um diesen Schirm zuverkaufen. Denn eine Kappe ist einextrem beratungsintensives Produkt:Welcher Schirm paßt zu wem, dieBeantwortung dieser äußerst komplexenFrage ist mit hoher Verantwortung verb<strong>und</strong>en<strong>und</strong> läßt sich nur mit großerErfahrung <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iertem Know-howbeantworten. Das will <strong>und</strong> muß natürlichauch bezahlt werden ...Im Falle einer Finanzierung über mehrereMonate schließlich fallen Zinsen <strong>und</strong>Bearbeitungsgebühren an – oft trägt auchdiese der Händler. Mehr über das "Fliegenauf Raten" <strong>und</strong> die Finanzierung vonFlugausrüstungen <strong>lesen</strong> Sie in der nächstenGLEITSCHIRM-Ausgabe.Einen Großteil der Kosten verschlingt dieProduktion sowie teure Hightech-Materialien,wie z.B. die LeinenKostenProzent VKSummeProzent NettoSumme ohne MwstVK2.320,–100,00 %16 % Mwst320,–13,79 %320,-Entwicklung, Zulassung70,–3,02 %390,-3,50 %70,–DHV-Plakette3,–0,15 %393,-0,18 %73,–Patentgebühren6,–0,26 %399,-0,30 %79,–Material <strong>und</strong> Herstellung700,–30,17 %1.099,-35,00 %779,–Transport30,–1,29 %1.129,-1,50 %809,–Zoll25,–1,08 %1.154,-1,25 %834,–Packsack Speedsystem30,–1,29 %1.184,-1,50 %864,–Marge HerstellerRabatte + Flugschule400,–735,50,–17,24 %31,70 %1.584,-2.320,-20,00 %36,78 %1.264,–2.000,–62 10-05 gleitschirm-magazin.com

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