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Waidmattblatt Nr. 45 Nachbarschaften (Nov. 2011)

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Mehr als Wohnen3/<strong>2011</strong>WB <strong>45</strong>20Ursprünge des gemeinnützigen Wohnungsbaus (Teil 2)Von den spekulativen Mietkasernen zur Phalanstères und ihreBedeutung heute.Im letzten <strong>Waidmattblatt</strong> habeich Ihnen einen ersten Einblickin die Entstehung der Genossenschafttsbewegunggegeben.Die Geschichte der Genossenschaftennahm seinen Ursprungim Massenwohnungsbau zur Zeitder Frühindustrialisierung undbrachte verschiedene Wohnmodellewie die Phalanstèresund die Gartenstadtbewegunghervor.Die Gartenstadtbewegung fielgerade in der Schweiz auf sehrfruchtbaren Boden, weil sie indas Bild der bäuerlichländlichenSchweiz passte undeinen Gegenpol zur Mietskasernedarstellte. Voraussetzung fürdie Entwicklung der Gartenstadtideewar die Eisenbahnund das Tram. In den Städtenwaren (und blieben) die steigendenBodenpreise ja immerein Hindernis für die Erstellunggünstigen Wohnraums.Sozial eingestellte Fabrikbesitzerund die Gartenstadtidee alleinekonnten den Wohnungsmangelaber noch nicht beheben.Stadtentwicklung wurde zu einemThema und die Förderungdes Baus von günstigem Wohnraum.Insgesamt erreichte derBau gemeinnütziger, günstigerWohnungen bis zum ersten Weltkriegin allen Ländern Europaserst ein sehr bescheidenes Ausmass.Wer in einen Industrieortzuwanderte, war fast immer einemspekulativ überhitzten Mietwohnungsmarktausgesetzt. Erstnach dem Ersten Weltkrieg kamdie Wohnbauförderung durchdie öffentliche Hand im grösserenStil in Gang. Sie dientenebst der Wohnraumbeschaffungauch der Bekämpfung derArbeitslosigkeit. Die Wohnungs-produktion hielt aber mit derleicht ansteigenden Nachfragenicht mit. In Grossbritannien wurdezum Beispiel vor allem derkommunale Wohnungsbau undder Eigenheimbau gefördert.Die Schweiz mit ihrem Schwerpunktbeim genossenschaftlichenWohnungsbau bildete dazueinen scharfen Kontrast. Vereinzeltnur tritt bei uns die öffentlicheHand selbst als Bauherrvon Wohnungen auf, meistensjedoch überlässt sie diese Rolleden Privaten. Die Wohnbaugenossenschaftenund gemeinnützigenStiftungen übernahmendiese Rolle, das Versagen desMarktes zu kompensieren, wenndieser die Nachfrage nicht befriedigenkonnte. Der Bund experimentierteaber ab den1960er Jahren auch mit Modellen,die den gewinnorientiertenWohnungsbau förderten.Stefan AeschiGeschäftsleiterAGENDA- SAMICHLAUSFEIER ALLE SIEDLUNGEN02. Dezember <strong>2011</strong>AFFTOLERN ZÜRICH- SENIORENADVENT KIRCHGEMEINDE-ZENTRUM GLAUBTEN14. Dezember <strong>2011</strong>- WEIHNACHTSAPÉROGESCHÄFTSSTELLE16. Dezember <strong>2011</strong>- TRADITIONELLE WEIHNACHTSFENSTERIN UNSEREN SIEDLUNGEN1. - 24. Dezember <strong>2011</strong>LANGNAU AM ALBISADLISWILDÄLLIKONFERIENABWESENHEIT 26. - 30.12.<strong>2011</strong>DIE GESCHÄFTSSTELLE BLEIBT VOM26. - 30. DEZEMBER <strong>2011</strong> GESCHLOSSEN.(NOTRUFNUMMER 079 871 26 87)WAIDMATTBLATT <strong>45</strong><strong>Nachbarschaften</strong>MITWIRKUNG / ENTWICKLUNGSPROZESSSO KÖNNEN KONFLIKTE VERMIEDEN WERDENWAS IST NACHBARSCHAFTSHILFE?


EditorialInhaltsverzeichnisWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>WAIDMATTBLATT<strong>Nr</strong>. <strong>45</strong>, <strong>Nov</strong>ember <strong>2011</strong>Erscheint viermal jährlich undwird kostenlos an alle Mitgliederund Interessierte verteilt.2EditorialImpressumLiebe GenossenschafterInnen,Liebe LeserInnenHaben Sie heute schon Ihre Nachbarn gesehen? Hat er/sieangelächelt? Wissen Sie wie es um Ihre Nachbarn steht?Haben Sie jemandem mit Zucker, Eiern, Kaffee oder sonstigemaushelfen können? Wenn Sie diese Fragen mit ja beantwortenkönnen, haben Sie bereits vieles richtig gemacht,auf dem Weg für ein gutes Zusammenleben. Unsere BaugenossenschaftWaidmatt besteht aus vielen interessantenund interessierten BGW’lern die jeden Tag Nachbarschaftvon Neuem gestalten. Eine gute Nachbarschaft zu habenvermag keine noch so gute Architektur, kein noch so gutesWohnkonzept zu ermöglichen. Es sind wir die Bewohner einesHauses, einer Siedlung die den Unterschied machen.Ihre Nachbarn brauchen Sie! Jeder von uns kann einen positivenBeitrag für seine Nachbarschaft beitragen. Ob alsZuhörer, Erzähler, Unterstützer, Kollege oder Freund oder einfachmit einem Lächeln bei einer Begegnung. Doch wiewird man eine gute Nachbarin/ein guter Nachbar? Vielleichtkönnen Sie sich Fragen: Was könnte ich zur Bereicherungdes Lebens meines Nachbarn beitragen? Nun wissenkann man das eigentlich erst wenn man seine Nachbarnkennt. Und wie wohnt es sich mit dem Präsidenten als Nachbar?Leider ist auch er nicht immer der ideale Nachbar.Lange Arbeitszeiten und viele Reisen ermöglichen mir keinentäglichen Kontakt mit Ihnen allen. Umso mehr freut esmich jedoch, dass in meiner „Heimatsiedlung“ freundlichunterstützt werde. Und so kommen meine Familie und ichauch immer wieder gerne in unser Zuhause.Bald ist Weihnachtszeit und im Namen des Vorstandes undaller MitarbeiterInnen möchte ich Ihnen an dieser Stellewunderbare Feiertage wünschen und eine gute gemeinsameZeit mit Ihrer Nachbarschaft. Vielleicht ist es eine guteGelegenheit auf unsere Nachbarn zu zugehen und ein paarRezepte auszutauschen. Ich freue mich schon auf den Gutzli-Duft,der sich aus unserem Gemeinschaftsraum verbreitenwird. Und wer weiss ob sich für 2012 vieles noch positivergestaltet? Der Vorstand der BGW sowie alle unsere MitarbeiterInnensetzen sich täglich dafür ein - auch im neuen Jahr2012.Herzlichst grüsst SieSven Köhler, PräsidentRedaktionsteamGertrud Graf(gertrud.graf@waidmatt.ch)Barbara Lussi(barbara.lussi@gmail.com)Fabio Brunetto(f.brunetto@waidmatt.ch)MitwirkungSven Köhler, Stefan AeschiPostadresseRedaktionsteamBG Waidmattc/o Fabio BrunettoWehntalerstrasse 4928046 ZürichKonzeption, LayoutRedaktionsteam WBDruckropress, ZürichAuflage650 ExemplareFotosEigenes ArchivFotolia.de4-5 Vorstand6-10 Geschäftsstelle11-17 Genossenschaft18 BGW Junior<strong>Nachbarschaften</strong> im QuartierWeihnachtsgrüsseDie Bedeutung <strong>Nachbarschaften</strong> in der Schweiz imVergleich zum AuslandIndividualität und ÖffentlichkeitTagebuch FurttalstrasseMiteinander der GenerationenNeuzuzügerinterview mit Frau Körkel-WeyPortrait mit Frau GinterSo können Konflikte vermieden werdenNachbarschaft von Beginn an entwickelnWas ist Nachbarschaftshilfe? Interview mit Frau AlbrechtSamichlaus zum ausmalen19 kreuz und querDie lieben, lästigen Nachbarn20 Mehr als WohnenAgendaUrsprünge des gemeinnützigen Wohnungsbaus (Teil 2)2Haben Sie Fragen oder Anmerkungen? Bitte schreiben Siemir: sven.koehler@waidmatt.ch 3


VorstandWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>NACHBARSCHAFTEN IM QUARTIERDie ursprüngliche Bedeutung des Wortes Nachbar kommt aus dem Westgermanischen und lässt sichzusammengefasst als Nahebei Wohnender übersetzen. Diese Wortübersetzung beinhaltet einige wichtigeAspekte, mit denen wir uns im folgenden Artikel beschäftigen wollen.Persönliche BeziehungenDer Mensch ist ein soziales Wesen,er braucht soziale Kontakteund persönliche Beziehungenfür seine Entwicklung und dieZugehörigkeit zu einer Gruppe.Neben dem privaten- und demArbeitsumfeld ist auch die Einbindungin seinem Wohnumfeldwichtig für sein Wohlbefinden.Eine schon länger zurückliegendeGrundlagenforschung zu sozialenNetzwerken und sozialerUnterstützung hat ergeben, dasszwischenmenschliche Bindungenund soziale Netzwerkewichtig sind für die Vermeidung,Bearbeitung und Bewältigungvon unterschiedlichen Belastungen,denen wir in unserem Lebenausgesetzt sind. Je nachLebenssituation ändert sich dieZugehörigkeit zu einer Gruppe,die persönlichen Beziehungenbleiben zum Teil bestehen, anderekommen dazu. Wohnenwir länger am gleichen Ort, erlebenwir, wie sich unser Umfeldzusammen mit uns verändert,die Nachbarskinder werdengross, Frau Meier ist jetzt pensioniert,die Migros wurde schondreimal umgebaut und auch wirwerden älter. Wir erinnern unsan gemeinsame Erlebnisse mitden Nachbarn, gute undschlechte und fühlen uns mitunserem Quartier verbunden.Wir gehören dazu.Konfliktpotential Nachbarschaftbensweisen, Wert- und Moral-machen zu können. Seit dem bei möglichen Konflikten zu ver-4 5vorstellungen können immerwieder zu Konflikten in derNachbarschaft führen. Nebendem persönlichen, eigenen Verhalten,Tipps und Tricks dazusind weiter vorne im Heft zu finden,können auch Projekte, diedas gegenseitige Verständnisuntereinander fördern, dazubeitragen, dass Konflikte zu gutenLösungen führen.Gesellschaftliche EntwicklungUnsere Gesellschaft ist in einemstetigen Wandel begriffen, inder heutigen Zeit arbeiten vielhäufiger beide Elternteile, tagsübersind weniger Kinder imQuartier anzutreffen, sie sind inder Krippe oder im Hort. Es gibtweniger Möglichkeiten derspontanen Begegnungen, wenigerZeit für einen Kaffe zwischendurch,weniger Belebungdes öffentlichen Raums. Da wiruns nicht mehr so häufig imQuartier aufhalten, wissen wirauch nicht, dass Herr Müller jelänger je mehr Schwierigkeitenhat, seinen täglichen EinkaufTod seiner Frau vor 4 Jahren ister merklich gealtert. Er möchteaber so lange als möglich in seinereigenen Wohnung bleiben.Hätten wir Zeit und wüssten wirum seine Situation, wäre es unsein Leichtes, für ihn mit einzukaufenund ihm so das Lebenein wenig zu erleichtern.Um eine gute Nachbarschaftund die gegenseitige Unterstützungzu ermöglichen, werdenheutzutage vermehrt professionelleOrganisationen damit betraut,die nachbarschaftlichenKontakte gezielt zu fördern unddie Menschen wieder zusammenzu bringen.Projekt KontaktpersonenIn einer Hochhaussiedlung wurdedas Projekt Kontaktpersoneninitiiert, um die Anonymität zudurchbrechen und die häufigvorkommenden Konflikte zwischenden BewohnerInnen zuminimieren. Pro Stockwerk wurdeeine Person bestimmt, die alsAnsprechperson für die übrigenBewohnerInnen zur Verfügungsteht. Die Kontaktperson ist selberMieterIn und wird von derVerwaltung ausgesucht. Zu ihrenAufgaben gehört die persönlicheBegrüssung von NeuzuzügerInnen.Sie informiert über bestehendeRegeln, Angebote undAktivitäten und bietet sich an,mitteln. Damit wird erreicht, dassdie neuen MieterInnen sich inihrem neuen Zuhause willkommengeheissen fühlen. Zusätzlichwerden regelmässige Treffendurchgeführt, zu denen dieStockwerkbewohnerInnen persönlicheingeladen werden. Diesefinden jeweils abends stattund dauern je nach Bedarf 1 - 2Stunden. Die Erfahrungen mitdiesem Projekt sind positiv, Konfliktekonnten besser und schnellergelöst werden und es entstandenKontakte unter den BewohnerInnen,die zu gemeinsamenAktivitäten und Engagementsführten.Liebe GenossenschafterInnenStiftung Liebenau DeutschlandIn diesem generationenübergreifendenProjekt befasste mansich mit der Wohn- und Lebenssituationvon ältern Menschen.Umfragen haben ergeben, dasssich die meisten Menschen Selbständigkeit,Sicherheit und einlebendiges Wohnumfeld bis inshohe Alter wünschen. Es wurdeein Modell entwickelt, das dieseBedürfnisse aufnimmt.Der Einsatz von GemeinwesenarbeiterInnen,meist SozialarbeiterInnenoder SozialpädagogInnenstellt eine Vernetzung derFrohe Festtage und „es guets Nöis“wünscht IhnenBewohnerInnen untereinandersicher. Sie beraten, unterstützengemeinsame Aktivitäten undvermitteln nachbarschaftlicheoder professionelle Hilfe. Zusätzlichstehen sie in Verbindung mitder Gemeinde und deren Angeboten,wie Spitex oder anderePflegeleistungen. Diese werdenzum Teil direkt im ServiceZentrum in der Siedlung angeboten.Im Service Zentrum findensich auch Räume für Aktivitätenwie Altersturnen, Krabbelgruppen,Mittagstische undähnliches. Diese Anlässe werdenin der Regel von den BewohnerInnenmit Unterstützung der Gemeinwesenarbeitselbständig organisiert.Lebendige <strong>Nachbarschaften</strong>können auf unterschiedlicheArten entstehen, durch Eigeninitiativeder BewohnerInnen,durch Projekte von professionellenOrganisationen; eines habensie alle gemeinsam, sie tragenzu einer guten Lebensqualitätin den Quartieren bei.(Quelle: Altershilfe der StiftungL i e b e n a u D e u t s c h l a n dwww.stiftung-liebenau.de)Gertrud GrafVorstand BGWder Vorstand und die Mitarbeitenden der BG WaidmattVerwandte und Nachbarn kannman sich nicht aussuchen, sagteine Volksweisheit. Als nahebeiWohnender erleben wir auchdie negativen Seiten der Nachbarschaft.Unterschiedliche Le-


GeschäftsstelleWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>DIE BEDEUTUNG VON NACHBARSCHAFTEN IN DER SCHWEIZ IM VERGLEICH ZUMAUSLANDINDIVIDUALITÄT UND ÖFFENTLICHKEITÜber <strong>Nachbarschaften</strong>, individuelle Bedürfnisse und Öffentlichkeit im Stadtraum.6"Tue Gutes: Dein Nachbar erfährtes nie. Tue Böses: Manweiss es auf hundert Meilen."Dieses alte Sprichwort aus Chinareflektiert die Ansicht vieler Bewohnerder Welt zum ThemaNachbarschaft. Auch ich habemir dies schon öfters lautstarkgedacht. Doch verbinde ichden Begriff Nachbarschaft überwiegendmit positiven Gefühlen.Meine Erfahrungen an meinemWohnort in Würenlos AG zeigenmir, dass Nachbarn auch guteFreunde sein können. Solche,mit welchen man zusammeneinen Grill organisiert, sich austauschtund bei Problemen füreinanderda ist.In diesem Artikel möchte ich jedochnicht meine Ansichtenwiedergeben sondern vielmehreinen gewagten Vergleich zwischen<strong>Nachbarschaften</strong> in derSchweiz und im Ausland ziehen.Ich habe die Vermutung, dassdie Unterschiede bezüglich Notwendigkeitvon <strong>Nachbarschaften</strong>gross sind.Um einen Vergleich ziehen zukönnen, will jedoch erst analysiertsein, was Nachbarschaft inder Schweiz bedeutet. In derRecherchearbeit stiess ich erfreulicherweiseauf eine repräsentativeUmfrage der PricewaterhouseCoopers.Gerne werdeich einige Erkenntnisse darauszitieren. Gemäss der Studie mitinsgesamt 1590 Personen istNachbarschaft in der Schweizim Verständnis nicht zwingendan die räumliche Nähe desWohnortes gebunden. Ein grosserTeil sieht den Nachbarnauch als jemanden den mangut kennt, zu dem man am Arbeitsplatzein gutes Verhältnishat oder zu jemand mit welchemübers Internet immer wiederKontakt aufgenommenwird. Das bedeutet der Nachbarmuss nicht zwingend im gleichenHaus wohnen, sondernkann z. B. an der gleichen Strasse,in der Umgebung oder auchausserhalb des Wohnortes sesshaftsein. Für die Mehrheit derTeilnehmer ist ein persönlichesVerhältnis zum Nachbarn sowieeine aktive Nachbarschaft mitgegenseitigen, kleinen Hilfeleistungenwichtig. Das grösste Interessedaran haben vor allemEltern mit Kindern, sowie Alleinstehende.Was mich erstaunt, istdass knapp die Hälfte der Befragtendie Nachbarschaft alsziemlich aufdringlich sowie kontrollierendempfinden.Die genaue Studie finden Sie inder Homepagewww.nachbarschaftshilfe.ch.Leider sind im Ausland keine solchenoder ähnliche Umfragenzu <strong>Nachbarschaften</strong> auffindbar.Aus diesem Grund habe ichmich entschlossen zwei GenossenschafterInnenzu Ihren Erfarungenim persönlichen, nachbarschaftlichenUmfeld zu befragen.Herr Penella V. aus Italien,Glaubtenstrasse 3, 8046 Zürich„In Italien kommuniziert mantäglich mit den Nachbarn. Siesind teilweise sehr enge Freundeauf welche man sich jederzeitverlassen kann“, erklärt uns HerrPenella. Die Hilfe wird in Italienals selbstverständlich angesehen.Wenn er einen Unterschied zurSchweiz feststellen kann ist esdie "Distanz" zwischen Nachbarn,welche seiner Meinungnach in der Schweiz grösser ist.Dies hat für ihn positive sowienegative Aspekte.Herr Ashori A. aus Iran, Riedenhaldenstrasse95, 8046 Zürich"Ich fühle mich wohl in meinerLiegenschaft und sehe keinegrossen Unterschiede in dennachbarschaftlichen Beziehungengegenüber meinem HeimatlandIran", meint Herr Ashoriim Gespräch. Ihm bereitenFreund- und Bekanntschaften inder Nachbarschaft und imWohngebiet eine grosse Freude.Er ist sich sicher, dass eine intakteNachbarschaft den Alltagfröhlicher und lebendiger gestaltetund für mehr Lebensqualitätsorgt. Dies darf er auch täglichan seinem Wohnort dem"Punkthaus" der BG Waidmatterleben.Gemäss ihm ist es im Iran "gangund gäbe" dass sich Neumieterim Haus vorstellen oder auchbereits wohnhafte Mieter sichbei dem/r Neuzuzüger/in bekanntmachen. Dies wünscht ersich auch in der Schweiz beziehungsweisein der BG Waidmatt.Einen genauen Vergleich mitden gegebenen Daten zuerstellen ist leider nicht möglich.Deshalb möchte ich Sie anregen,sich eigene Gedanken dazuzu machen. Sie werden mitSicherheit interessante Unterschiedefeststellen. Offensichtlichkommunizieren unterschiedlicheKulturen anders miteinander,genauso wie sie untereinanderauch verschieden umgehenund jeweils eigene Bräucheund Rituale pflegen.In diesem Sinne wünsche ich vielSpass und hoffentlich ein interessantesGesprächsthema mit IhrenNachbarn in nächster Zeit…Fabio BrunettoGeschäftsstelleWir alle haben das Bedürfnisnach Privatsphäre, das Bedürfnisnach einem Ort des Rückzuges,nach einer ganz persönlichenRuheinsel im Kreise unsererLiebsten. Gleichwohl leben wirmeist in Häusern mit mehrerenWohneinheiten, mit Nachbarn,die wir oft schon viele Jahrekennen und vielfach auch sehrschätzen. Unser Heimweg führtuns durch Strassen, Plätze, Wegehin zum Hauseingang, welcheruns über das TreppenhausZugang zu unserer geliebtenWohnung verschafft. Währendwir uns im öffentlichen Stadtraummeist anonym und unerkanntfühlen, weil wir zur erweitertenUmgebung weniger persönlichenBezug haben als zuunserem direkten Wohnumfeld.Die städtische Geräuschkulisseist vielschichtig, oft laut und vielfachwirr. Je näher wir uns unseremdirekten Wohnumfeld nähern,desto vertrauter wird unsdie Umgebung und Begegnungenwerden zunehmend wenigeranonym, wir begegnen unserenNachbarn, die wir entwederkennen oder zumindestschon mal gesehen haben.Obschon wir uns im öffentlichenStadtraum frei und unabhängigbewegen verspüren wir zumindestein schwaches Mass anZugehörigkeit. Im direktenWohnumfeld ist den meistenBewohnern Zugehörigkeit einwichtiges Bedürfnis, welchesGemeinschaft erst entstehenlässt. Die Vertrautheit mit unserergebauten Umgebung nimmt mitjedem Schritt in Richtung unserereigenen Wohnung zu. Vomöffentlichen Stadtraum her kommendbewegen wir uns in unsererSiedlung im halbprivatenRaum, der uns gegenüber derAnonymität der Öffentlichkeitbereits ein höheres Mass an Vertrautheitund Schutz gibt.Wohl bekanntester halbprivaterRaum ist das Treppenhaus einesMehrfamilienhauses, oder diegemeinschaftlichen Spielplätzeund Gemeinschaftsräume. DieserRaum ist der Schauplatz unddas Fundament für gelebteZugehörigkeit. Hier entstehenspontane Gespräche, hier ruftman sich gerne auch mal zu,hier pflegen wir nachbarschaftlicheBeziehungen.Über diesen „Filter der Öffentlichkeit“mit starker kommunikativerFunktion gelangen wirschliesslich zu unserem Allerheiligsten,unserem Privatraum.Hierhin ziehen wir uns zurück,und hier suchen wir Geborgenheit.Das Leben innerhalb dereigenen Wohnung ist meist absolutePrivatsache. Während wirNähe und Zugehörigkeit imTreppenhaus noch zulassen,schafft die Wohnung bewusstDistanz und Abgrenzung zu unserenNachbarn. Hier wollen wirdoch alle unsere Ruhe haben.Kleinste Ruheverletzungen bereitskönnen zu gespannten Verhältnissenunter Nachbarn führen,weil die Empfindsamkeit imPrivatraum viel höher angesiedeltist, als im öffentlichenRaum.Der Nachbar nebenan scheintganz schön nah – Verbundenheitoder Eingriff in die Privatsphäre?Für eine sozialverträgliche Nachbarschaftmüssen genau diesenunterschiedlichen Bedürfnissennach Zugehörigkeit und intimerPrivatsphäre räumlich Rechnunggetragen werden. Wir müssenunseren Aufenthaltsort unserenmomentanen Bedürfnissen anpassenkönnen, je nachdem obwir uns exponieren oder zurückziehenwollen.Die räumliche Struktur unseresLebensraumes bleibt aber nurBühne für gelebte Toleranz undRespekt gegenüber unseremnahen Nebenan, die Hauptakteuresind wir jeder selbst.Stefan AeschiGeschäftsleiter7


GeschäftsstelleWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>TAGEBUCH FURTTALSTRASSEWir freuen uns, dass der kontrollierte Rückbau der Einfamilienhäuser Furttalstrasse, Zürich begonnenhat. Nachdem die Bauwand aufgestellt wurde, hiess es für die Handwerker den Rückbau der Objektevorzubereiten. Gerne informieren wir Sie in diesem Eintrag über den kontrollierten Rückbau (Abbruch)der Objekte.materialien mit höchstmöglicherSortenreinheit (Holz, Ziegel, Betonetc.) getrennt.September <strong>2011</strong>Bevor mit dem eigentlichenRückbau angefangen werdenkonnte, mussten einige Vorbereitungsmassnahmendurchgeführtwerden. Die Häuser wurdenzuerst komplett entrümpeltund die Vorplätze maschinellgerodet.Leider mussten viele Bäume aufgrunddes Neubaus gefällt werden.Es wird lange Zeit dauern,bis diese wunderschöne Baumprachtwiedergewachsen seinwird. Jedoch können wir bereitsheute sagen, dass wir die Artenvielfaltder Bäume erhöhen werdenund fast nur einheimischeVegetationen einsetzen werden.Wir freuen uns auch, dassin der Planung ein erfolgreichesAussenraumkonzept entwickeltwurde, dass mehrere Blütephasenüber das ganze Jahr verteiltabdeckt.Dem Gebäuderückbau ist einePlanungsphase mit der Erstellungeines Rückbau- und Entsorgungskonzeptesvoraus gegangen.Dabei wurde wie bereitsvermutet festgestellt, dass in denLiegenschaften der Furttalstrasseim Erstellungsjahr 19<strong>45</strong>/1946mit Asbest gearbeitet wordenist, weshalb beim Rückbau spezielleMassnahmen erforderlichsind.Während der Rückbauphase istausserdem folgendes zu beachten:• die Arbeitssicherheit(z.B. SUVA)Oktober—<strong>Nov</strong>ember <strong>2011</strong>Im Gegensatz zum konventionellenAbbruch (Zertrümmern,ohne zwingende Anforderungenhinsichtlich Entsorgung)werden beim kontrolliertenRückbau schadstoffhaltige Materialienvor dem eigentlichenGebäudeabbruch ausgebaut.Ziel dabei ist, die Verwertungeines möglichst hohen Anteilsder Bauabfälle. Darüber hinauswerden die verwendeten Bau-• das Baurecht• der Umweltschutz(Gesetze und Verordnungen)Vor Beginn der Arbeiten müssendie Sicherheits- und Gesundheitsrisikenermittelt und die erforderlichenMassnahmen getroffenwerden. Insbesondere istzu verhindern, dass Arbeitsnehmendeabstürzen oder mit gesundheitsgefährdendenStoffenin Kontakt kommen. Letzteskonnte die BG Waidmatt unterAnderem durch die Asbestsanierungsicherstellen.Eine zentrale Frage bei Rückbauarbeitenist der Umgang mitdem entstandenen Abfall.Diese Frage beantworte ich ameinfachsten mit den oberenzwei Grafiken, welche ich in einerWeiterbildung des SVIT erhaltenhabe.Für allfällige weitere Fragen zumRückbau wird Ihnen die Geschäftsstellegerne Auskunft geben.Im nächsten Tagebucheintragwerde ich Ihnen noch einigeszum Rückbau sowie überdie Finanzierung der Projekteschreiben.Fabio BrunettoGeschäftsstelle8 9


GeschäftsstelleGenossenschaftWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>MITEINANDER DER GENERATIONEN (GESELLSCHAFT IM WANDEL)NEUZUZÜGERINTERVIEW MIT FRAU KÖRKEL-WEYDie Entwicklung unserer Gesellschaftzeigt, dass wir uns zu einerverstärkten Überalterung unsererMitmenschen hin bewegen. UnsereLebenserwartung steigt inunseren Regionen mit zunehmendemWohlstand. Demnachwerden sich unsere Zukunftsfragenvermehrt auch mit demUmstand auseinandersetzen,dass den Bedürfnissen unsererMitmenschen in der zweiten Lebenshälftevermehrt Rechnunggetragen werden muss. Nebstbautechnischen Anforderungen,welche uns ein schwellenloses,hindernisfreies Leben imAlter ermöglichen, sind aberauch neue Wohn- und Lebensformenzu diskutieren. Vermagdas typische Mehrgenerationenhaus,wie wir es aus südländischenBautypologien bestenskennen, den heutigen Anforderungender verschiedenen Generationenunserer vernetzten,multimedialen „Patchwork“-Gesellschaft noch genügen?Diese Diskussion zeigt unsschnell, dass wir mit baulichenMassnahmen nur unterstützendeingreifen können. Ob das ZusammenlebenverschiedenerGenerationen unter einemDach, innerhalb eines Wohnkomplexesgut funktionierenkann, hängt wesentlich von unseremVerhalten im Umgangmiteinander ab. Wir brauchendie Offenheit, die teils sehr unterschiedlichenAnforderungenan das eigene Wohnumfeld zuakzeptieren, um gemeinsamnach konstruktiven, nachhaltigenModellen zu suchen.Wir müssen uns bewusst sein,dass bei der Erstellung von Neubauten,wir diese Gebäude bereitsfür die nächste Generationerstellen und nicht in erster Liniefür uns. Mit unserem heutigenDenken und Handeln provozietenwir uns im Alltag auch offen GeschäftsleiterUmgang mit Kindern sehr. Das in der Waidmatt vor?Vertretung Genossenschaft10 11ren wir demnach bereits ersteFragestellungen von morgen. Esliegt demnach auf der Hand,dass sinnvolle, zukunftsorientierteWohnformen sich an den Bedürfnissenmehrerer Generationenzu orientieren haben.Die „Freuden und Leiden“ imtäglichen Miteinander von Altund Jung zeigen uns klar, dassdie unterschiedlichen Lebensformen,Lebenshaltungen und diejeweils persönlichen Bedürfnisseoft nahe und stark aufeinanderprallen. Manchmal scheinen dieunterschiedlichen Ansprücheans Zusammenleben unter denGenerationen kaum zu vereinbaren,gleichwohl sollten wirstatt Unterschiede aufzuzeigenunsere Aufmerksamkeit aufbrachliegende Potenziale legen.Genauso, wie es den„Jungen“ vielleicht eher an Respektgegenüber dem Altermangelt, so scheint umgekehrtdafür das Verständnis für dieJugend vergessen. Im Wissendarum, dass wir eben nicht allegleich sind, und unterschiedlicheFähigkeiten besitzen, so soll-begegnen. Nachbarschaftshilfekann hier einen sehr wichtigenBeitrag leisten, die Generationensich auf natürliche Weisewieder etwas näher zu bringen.Wenn wir die frischen, teils riskantenTrends, den Aufbruch zuneuen Wegen vor dem Hintergrundvon Beständigkeit undSicherheit diskutieren, kann eineIdentität entstehen, die Generationenwieder verstärkt miteinanderverbindet. Die Genossenschaftsbewegung,seit IhremUrsprung, hat uns gezeigt, dassdie Gemeinschaft viel mehrschafft, als die Summe ihrer einzelnenMitglieder. Fast jeder vonuns hat Nachbarn in unterschiedlichenLebensphasen undwir alle haben jeden Tag dieMöglichkeit einander gegenseitigzu unterstützen, manchmalganz im Kleinen, durch eine natürlichePortion Aufmerksamkeit,anstelle von Unverständnis gegenüberunseren direktenNachbarn.Stefan AeschiKarin Körkel-Wey (30) ist Mutter des 16 Monate alten Jerome. Sie arbeitet in einer Kinderkrippe in Wohlen,wohin sie auch Jerome mitnehmen kann. In ihrer Freizeit geht sie mit Freunden essen oder ins Kino,verbringt die Zeit zusammen mit Jerome gerne draussen oder trifft sich mit Freunden, die auch Kinderhaben. Karin Körkel-Wey und Jerome wohnen in einer 3 ½-Zimmer-Wohnung in Dällikon. Nach fünfJahren im Aargau ist Frau Körkel-Wey nach dem Tod ihres Mannes zurück nach Zürich gezogen.Was waren die ausschlaggebendenGründe, sich für eineWohnung der BaugenossenschaftWaidmatt zu bewerben?Mit dem Einzug in diese Wohnungbin ich in die Genossenschaftzurückgekehrt. Ursprünglichwurde ich in die Waidmatteingeboren, habe mit meinerMutter lange Zeit in der Furttalstrassegelebt. Nur zwischenzeitlichwar ich weg: Fünf Jahre habeich mit meinem Mann in einemHaus im Aargau gewohnt,habe mich im Juli dieses Jahresfür eine Genossenschaftswohnungbeworben, um wieder inder Nähe meiner Mutter zu sein.Kommt hinzu: Das Leben in derGenossenschaft habe ich immerschon toll gefunden – immer hates Kinder in der Nähe, mit denenman spielen kann. Das wirdauch Jerome gefallen.Was sind Ihre ersten Erfahrungenmit der BG Waidmatt?Auch im zweiten Anlauf habeich einen guten Eindruck vonder BGW und ihren Wohnungen:alles funktioniert – und was nichtfunktionierte, wurde gerichtet,etwa die Steckdose. Zudemwurde die Wohnung frisch gestrichen.Schade ist nur, dass eshier nur wenige Familien mit sokleinen Kindern wie Jerome gibt.Was bedeutet für Sie genossenschaftlichesZusammenleben?Hier redet man mehr zusammen,wenn man sich begegnet.Ich schätze das familiäre Miteinanderund den freundlichenmerke ich auch, wenn Jeromeeinmal in der Woche bei meinerMutter ist: Verbringt er den Tagbei ihr in Affoltern, unterhält ermeist die ganze Nachbarschaft,die ihm begeistert beim Spielenim Innenhof zuschaut.Wie pflegen Sie nachbarschaftlicheBeziehungen?Da wir erst gerade in Dällikonangekommen sind, bin ich imMoment noch mit dem Einzugbeschäftigt. Mit einer Familieaus der Nachbarschaft, derenKind gleich alt ist wie Jerome,habe ich mich aber bereits aufdem Spielplatz verabredet. Und:Wenn ich im Treppenhaus jemandembegegne, sage ichimmer Grüezi. Ich bin sichernicht die, die mit Scheuklappenunterwegs ist.Was bedeutet für Sie "Heimat"?Heimat ist dort, wo die Familie istund dort, wo die Familie zusammenkommt.Für mich ist meineMutter der Kern der Familie.Worauf freuen Sie sich am meisten,wenn Sie abends nachHause kommen?Aufs Zuhause-Sein eben; ich binsehr häuslich. Abends, wenn derKleine im Bett ist, geniesse ichetwa Zeit für mich. Manchmalbeginnt diese Zeit auch schonfrüher: Dann, wenn Jeromenach einem anstrengenden Tagin der Kinderkrippe schon im Autoeinschläft.Wie stellen Sie sich Ihre ZukunftIch habe auf alle Fälle vor, inder Genossenschaft zu bleiben –damit Jerome die Möglichkeithat, Gspänli kennen zu lernen,mit denen er zusammenbleibenkann. Dällikon ist in dieser Hinsichtideal: In der Nähe gibt eseine Krabbelgruppe, schöneSpielplätze und – gleich in Regensdorf– ein Gemeindezentrum.Darauf habe ich geschaut:dass es für Jerome passt. Wenner lacht, bin ich glücklich.Sie haben bei der Glücksfeeeinen Wunsch frei – was wünschenSie sich?Da habe ich nur einen Wunsch:Ich würde die Zeit zurückdrehenwollen, zu dem Zeitpunkt, alsmein Mann noch lebte.Barbara Lussi


GenossenschaftWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>12PORTRAITCorinne Ginter (38): Koordinatorin des Siedlungsfestes Adliswil-Langnau.«Im Januar 2009 bin ich zurBG Waidmatt gestossen. Nachdem‚mein’ Haus in Thalwil kurzerhandverkauft wurde, mussteich bis Ende 2008 eine neueWohnung finden. In Thalwil, inder Nähe von meinem ArbeitsortRüschlikon, wohnte ichfür Fr. 600.- in einer 2½ - Zimmer-Wohnung mit Seesicht. Langefasste ich darum, auf der Suchenach einer neuen Wohnung, dieSeeseite ins Auge, habe mitschwerem Herzen erst knappvor der Deadline die Türe fürsSihltal geöffnet. So bin ich nachAdliswil und zur BG Waidmattgekommen.Gerne hätte ich auch in der BGWaidmatt eine 2½-Zimmer-Wohnung bezogen, bis zurDeadline waren aber nur 1½-Zimmer-Wohnungen frei. Sonahm ich aus Notgründen meinejetzige Wohnung im siebtenStock an. Nach wie vor hätteich gerne eine grössere Wohnung,würde bei einem Umzugaber die Abendsonne auf demBalkon und die Aussicht auf denWildpark Langenberg vermissen,die ich jetzt habe! Darum habeich entschieden in dieser Wohnungzu bleiben, solange ich inAdliswil wohne, und das dadurchgesparte Geld für eineAuszeit beiseite zu legen. Die istmomentan mein grösstes Ziel.Auch wenn es Zufall ist: Mit der1½-Zimmer-Wohnung in Adliswilbin ich nun schon zum drittenMal Teil einer Baugenossenschaft.Ich bin in Zürich Affolternin der BG Hagenbrünneli aufgewachsen,sehr kinderreich undfreundlich, habe später in derBG Zurlinden gewohnt. DasWohnen in einer Baugenossenschaftist mir also wohl bekannt.Nicht nur, dass ich es aus ersterHand kenne: Ich setze michauch gerne mit den Projektenauseinander, die ‚meine’ Genossenschaftjeweils verfolgt. Ichverstehe zum Beispiel, dass dieBG Waidmatt in Adliswil einenUmbau in Planung hat. Geradebezüglich der Rohre ist diesernotwendig, wie ich denke. Micherstaunt jedoch, dass auch ineiner kleinen 1½-Zimmer-Wohnung der Einbau eines Geschirrspülersund eines grossenKühlschranks geplant ist. Ich binüberzeugt, dass dieser Komfortin einer kleinen Wohnung garnicht effizient genutzt werdenkann. Da frage ich mich, anwelchem Vorbild sich die BGWaidmatt orientiert hat. Hinterdieser Philosophie stehe ichnicht, ich empfinde sie als befremdlich.Anders in grossenWohnungen: Dort steht der Einbauselbstverständlich auch fürmich ausser Frage. Ich hoffe,dass aus diesem Platzverschleissbzw. -verlust wenigstens eineMietzinssenkung resultiert.Meine Nachbarschaft hier inAdliswil erlebe ich freundlichund zuvorkommend. Dannauch, wenn ich Musik mache –mein Hobby, das ich seit meinerKindheit mit viel Enthusiasmuspflege. Über die Klänge hat sichzum Glück noch niemand beschwert.Im Gegenteil. Kennengelernt habe ich meine Nachbarndurch freundliches Grüssenim Treppenhaus (es lebe dasTreppensteigen!), gegenseitigesBlumengiessen während derFerien oder durch die Kompostgruppe– eine Freiwilligenaufgabe,die sich sechs Leute teilen.Und: Seit dem ersten Genossenschaftsfestkenne ich jene besser,die tatkräftig mitangepackthaben. Wir waren ein sehr gutesTeam.Staunen lassen mich wiederumjene Nachbarn, die ihre ungewolltenZeitungen, Reklamenetc. elegant, unauffällig, soganz beiläufig und ganz selbstverständlichim Hauseingangfallen und liegen lassen. Genausowie ihre leeren Bier- und Energydrink-Dosen.In der Waschküchewiederum glänzen die eidg.dipl. Drückeberger – oder jene,die sich blind stellen, wenn’s umOrdnung in der Waschküchegeht. Mir zuliebe habe ich es mirabgewöhnt, mich darüber aufzuregen,auch wenn ich dieseGleichgültigkeit gegenüber Mitmenschenund Umwelt nichtnachvollziehen kann. Einmaldavon abgesehen, dass es einabsoluter Affront gegen denHausmeister und seine Arbeit ist.Umso wichtiger ist es, die Beziehungzur Nachbarschaft anderweitigzu pflegen. Wie etwa mitdem Siedlungsfest in Adliswil undLangnau. Bis zu diesem Jahrhat's das noch nie gegeben.Sven Koehler, der Präsident derBG Waidmatt, war es, der dementgegenwirken wollte undmeinte, dass man endlich einesauf die Beine stellen müsse. Undschon ging’s los mit der Planung:Ein erstes Treffen wurdeangesagt, an welchem all jeneGenossenschafterInnen zusammenkamen,die mitorganisierenwollten. Selbst bin ich mit demfesten Entschluss zum Treffengegangen, nur eine kleine Aufgabezu übernehmen: Tischeoder Bänke hinzutransportieren,etwas in der Art, das kann ichgut.Knapp zwanzig Leute warenbeim Treffen anwesend. Schnellhat sich da herausgestellt, dasses jemanden braucht, der diePlanung koordiniert. Man kannes sich denken: Für die Hauptverantwortungstellte sich spon-tan und freiwillig niemand zurVerfügung. «Corinne kann's jamachen», hat schliesslich einergemeint, obwohl mich keinerder Anwesenden richtig gekannthatte. Intuitiv wollte ich'Nein' sagen, dachte dannaber: 'Ich kann gut organisierenund managen – warum alsonicht? Ein Mal kann ich's ja machen.'Bereits am ersten Abendkonnte geklärt werden, wer wasübernimmt – wer sich um dasEssen kümmert, wer die Spieleauf die Beine stellt und wer dieDeko organisiert. Bei mir ist dieKoordination zusammengelaufen.Selbst bin ich ja überhaupt keinFesti-Typ und kein Fan vonGrossanlässen. So habe ich mirdie Option offen gelassen vomFest zu verschwinden, wenn esmir zu viel werden würde.Schlussendlich bin ich tatsächlicham Fest geblieben. Wennschon, denn schon.Am Fest selbst habe ich nichtmehr viel zu tun gehabt, derGrossteil meiner Arbeit hat sichim Vornherein abgespielt. Ganzvon alleine ist das Fest gelaufen:Nicht zuletzt wegen des zuverlässigenund kompetentenTeams, das mit angepackt hat.Doch, das Fest war schön, dieStimmung gut, ausgelassen undfröhlich. Hier kam man miteinanderins Gespräch, hat sich kennengelernt. Extrem gefreut hatsich das Komitee darüber, dassder Verkaufs-Plan funktionierthat: Von Anfang an war unsklar, dass wir kein Fest wollten,an dem man alles kaufen müsse.Also haben wir nur den Alkoholverkauft. Die Restkostenkonnten tatsächlich durch dasfreiwillige ‚Kässeli für Unkosten’gedeckt werden. Trotz anfänglicherSkepsis der BG Waidmattging unser Plan also auf. Zu unsererÜberraschung erzielten wirsogar einen kleinen Überschuss.Rund 100 GenossenschafterInnenwaren am Siedlungsfest dabei.Begeistert davon, wie gutdas Fest gelaufen war, sprachsich Sven Koehler im Nachhineinfür eine Wiederholung desselbenaus. Ich möchte offen lassen,ob ich wieder in der Rolleder Koordinatorin dabei seinwerde. Warum sollte das nächsteFest nicht ganz anders sein alsdieses hier, geplant von ganzanderen Leuten?Das Siedlungsfest, wie wir es aufdie Beine gestellt haben, botGelegenheit, Nachbarschaft zuleben und zu pflegen. Sicherkann ein solcher Beitrag das Miteinanderfördern. Was aber ist'Nachbarschaft' genau? MeinerMeinung nach muss man denBegriff im grösseren Kontext sehen:Nachbarschaft ist eine Haltungsfrage– die Frage danach,wie man dem Menschen grundsätzlichbegegnen möchte.Am wichtigsten scheint mir dabei,dass einem nicht ganz egalist, wie es den Mitmenschengeht, und dass man sich vor Augenhält, dass man gegenüberMitmenschen eine Verantwortunghat. Auf diese Grundhaltungbaut alles auf.In die Nachbarschaft kann mansich ganz unterschiedlich einbringen.Das beginnt mit kleinenGesten: Ich erinnere mich daran,dass mir eine Nachbarineinst ein eingeschriebenesPäckli entgegennahm, als ichgerade nicht zu Hause war, undmir ganz selbstverständlich eineMatratze für meine Gäste auslieh.Schwierig wird es oft, wennein Nachbar über längere Zeithinweg Hilfe beanspruchenmuss: beim Einkaufen, Haushalten,Kinder Hüten oder für Pflege.In dieser Hinsicht sind unsere<strong>Nachbarschaften</strong> sehr schweizerisch:freundlich, aber distanziert.Ungerne lässt man anderein sein Revier reintrampeln –oder hat allzu bald ein schlechtesGewissen, sollte man Hilfebenötigen. Nachbarschaftshilfewird, wie mir scheint, in derSchweiz zu wenig gelebt. Ichwürde mir wünschen, dass dasselbstverständlicher wäre undnicht in Bring- und Holschuld endet.Hinzu kommt, dass die meistenvon uns 42 oder noch mehrStunden pro Woche arbeiten.Sozialkontakte werden da zueinem grossen Teil bereits im Arbeitsalltagausgelebt. Am – oftverplanten – Wochenendebleibt dafür nicht viel Zeit übrig.Die Distanziertheit, die in <strong>Nachbarschaften</strong>meist herrscht, istdamit irgendwie nachzuvollziehen:Primär wird gearbeitet. Allesandere muss darum herumPlatz finden.Aber: Würden wir tatsächlichmehr soziale Kontakte in derNachbarschaft pflegen, wennuns mehr Freizeit zur Verfügungstünde? Ich bezweifle es. Auswirtschaftlichen Gründen istman heute nicht mehr gezwungenin einer Gemeinschaft zuleben, man kommt leichter alleineklar. Dennoch bleibt derMensch ein soziales Wesen.Zuletzt ist Nachbarschaft immerauch eine Zufallsgemeinschaft.Die meisten wohnen wegen derWohnung da, wo sie wohnen,nicht wegen der Nachbarn.Deswegen fühlt man sich vielleichtauch weniger verantwortlichfür andere.Und: Welcher Nachbar wie vielKontakt wünscht, ist schwierigabzuschätzen. Es ist schnell undeinfach gesagt, dass Nachbarschaftwichtig ist und gefördertwerden müsse – weil die Vorstellungenvon Nachbarschaft weitauseinandergehen, scheint das'Wie' in Wirklichkeit aber immerwieder Fragen aufzuwerfen.»Barbara Lussi13


GenossenschaftWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>SO KÖNNEN KONFLIKTE VERMIEDEN WERDENDie Waschküchenzeiten, nächtlicher Lärm, störende Geruchsimmissionen, Unordnung sind hohe Konfliktpotenzialebei welchen die rechtliche Klärung häufig vergebens ist.In einem Mehrfamilienhaus zu leben bedingt gegenseitigen Respekt als Grundvoraussetzung. Viele Konfliktekönnen mit gesundem Menschenverstand und ein wenig Verständnis verhindert werden. Trotzdemkommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen Nachbarn. Viele Wohnungsmieter sehen ihreWohnung als ihr "Revier", welches es zu verteidigen gilt. Im Tierreich ist das Revier das Gebiet, das einTier gegen seine Artgenossen durch das Revierverhalten verteidigt, damit diese nicht in ihr Gebiet eindringenkönnen. Bei vielen Konflikten unter Nachbarn verhält es sich ähnlich. So möchte man sein Revierz.B. gegen Lärm- oder Geruchsimmissionen schützen.RücksichtFast alles was Sie stört, wird auch IhremNachbarn nicht gefallen. Halten Sie die Regelnder Hausordnung ein..Für einige Konflikte gibt es gesetzliche Regeln. Doch sind diese vielfach zu allgemein geschrieben, alsdass jeder Knatsch durch das Gesetz gelöst werden kann. Ebenfalls beruhen die meisten Konflikte aufeinem zwischenmenschlichen Hintergrund, sei es, ein persönliches Problem oder, dass einfach zu wenigmiteinander gesprochen wird. Kommt hinzu, dass z. B. bei Lärm das subjektive Empfinden der Nachbarnverschieden ist. So ist für eine junge Familie das Geschrei ihrer Kinder gar nicht so schlimm wie für einenallein lebenden Single, welcher gerade in Ruhe lesen möchte.ToleranzReagieren Sie nicht bei jeder Immission übertrieben. Vielleichtkönnen Sie ein wenig Toleranz auch für ein zukünftigesFest von Ihnen benötigen.NatürlichkeitMit welchen Tipps kann man Konflikte vermeiden?HaushaltsgeräteBei der Installation von Geschirrspüler,Waschmaschinen etc. solltendämpfende Elemente zwischenMaschine, Wand und Bodenangebracht werden. BeimKauf von Haushaltsgeräten immerauch auf die Dezibelwerte achten.KinderKinder brauchen Bewegung. Gehen Sie mit Ihren Kindern zu Spielplätzenund lassen Sie die jungen austoben. Bitte beachten Siejedoch die Mittagsruhe.Verstellen Sie sich nicht.Verhalten Sie sich so wie Siewirklich sind.Musik hörenOffenheitHören Sie Ihrem Nachbar zuund versuchen Sie seine Anliegenzu verstehen.SchritteMittels Spannteppichen können Sie Trittschall undRaumschall vermindern. Der Verzicht auf harte Schuhsohlenin der Wohnung kann dies aber auch ersetzen.Lautsprecher sollten immer auf einerUnterlage stehen. Damit vermindernSie, dass sich Schallwellen durch Wändeübertragen. Die Nutzung von gutenKopfhörern wird das Problemgänzlich lösen.14 15DiskretionDirektheitSprechen Sie offen und ehrlich Probleme oderDinge, die Sie stören, an.Verhalten Sie sich so, wie Sie es auch von IhremNachbar verlangen. Zuviel Interesse kann auchfalsche Signale senden.PartysEmpfehlenswert ist, die Nachbarn über ein geplantesFest zu informieren. Vielleicht können Siedie Nachbarn sogar zur Party einladen? Durchden Einbezug der Nachbarn können Sie die Akzeptanzfür eine Geburtstagsparty oder Ähnlicheserhöhen.Für weitere Tipps steht Ihnen die Geschäftsstelle selbstverständlich jederzeit gerne zur Verfügung.Fabio BrunettoGeschäftsstelle


GenossenschaftWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>NACHBARSCHAFTEN VON BEGINN AN ENTWICKELNWer in ein Mehrfamilienhaus umzieht, wird neue Bekanntschaften machen. Jeder muss selber Wissen,wie er mit seinen Mitmenschen umgeht. In diesem Artikel werden einige Tipps gegeben, welche dasZusammenleben von Anfang an erleichtern.«WAS IST NACHBARSCHAFTSHILFE?» INTERVIEW MIT FRAU BARBARA ALBRECHTWas ist Nachbarschaftshilfe, warum ist sie so wichtig und wie kann man sie fördern? Das <strong>Waidmattblatt</strong>im Gespräch mit Barbara Albrecht, 54J, Vermittlerin der Nachbarschaftshilfe Zürich Affoltern.In einem Mehrfamilienhaus lebtman eng zusammen. Vor allemin älteren Bauten wird man diestäglich spüren. Man wird sichhören, sei es beim Duschenoder Staubsaugen. Fast täglichwird man jemanden im Treppenhausüber den Weg laufen.Einander auszuweichen undganz anonym zu leben wirdnicht möglich sein.Aus diesem Grund empfiehlt essich, wie auch im privaten Umfeldden Nachbarn freundlichentgegen zu treten. Als neuerMieter verhält es sich ein wenigwie an einem neuen Arbeitsplatz.Man sieht neue Gesichterund ist meistens ein wenig nervös.So geht es mir zumindest.Doch es gibt da einige Tipps wieman sich schnell zu einem Teilder Gemeinschaft machenkann.Es ist immer von Vorteil, wennman sich kennt. Mit ziemlicherSicherheit werden sich die anfangsmeist kritischen Bewohnernicht beim neuen Mieter vorstellen.Deshalb ist mein erstes Tippmachen Sie den ersten Schritt.Sie müssen ja nicht gleich besteFreunde werden, aber ein kurzes„Hallo“; vielleicht mit einemStück Kuchen, wirken meistWunder.Vielleicht ergibt sich bereits vorBezug der Wohnung die Möglichkeitsich vorzustellen. Sei esmit einem Schreiben oder miteinem Aushang. Nutzen Sie diesallenfalls direkt für die Mitteilung,dass Sie die Besucherparkplätzeam ersten Tag für den Umzugbenötigen. Die Geschäftsstellesowie die Bewohner werden mitIhrer Vorankündigung dafür Verständniszeigen. Bitte vergessenSie jedoch nicht die Mitteilungan die Bewohner mit einem Fotozu gestalten oder mindestensIhren Namen zu vermerken.Denn die Bewohner sollen auchsehen, von wem sie ist.Die ganz Mutigen gehen aufsGanze und werden eine kleineEinweihungsparty auf die Beinestellen. Als Feiertag eignet sichder Freitag. Sofern Sie eine eherkürzere „Kennenlernparty“ wünschen,wählen Sie bitte einenTag während der Woche. SolltenSie eine sehr kleine Wohnungmieten, kann die Party beischönem Wetter sicherlich auchdraussen stattfinden. Allenfallsmit kleinem Rundgang durchdie Wohnung. Notfalls könnenSie auch auf eines unserer Siedlungslokaleausweichen.An der Party müssen Sie nichtein 5 Gang Menü anbieten. Einwenig Fingerfood und Getränkein ausreichender Menge unddie Party wird zum Erfolg. In der„Landi“ zum Beispiel kann manals kleiner Tipp bestimmte Getränkemengenauch in Kommissionnehmen.Sollten Sie zur Party Ihre privatenFreunde einladen, vernachlässigenSie bitte Ihre Nachbarnnicht. Sonst wird es für dieselangweilig und Sie lernen diesenicht kennen.Ich bin mir sicher, Sie werdengenug Gesprächsthemen haben.Ein wenig Small-Talk überRestaurants in der Nähe, Zugverbindungen,Abfallentsorgung,oder was auch immer. Dochbitte sprechen Sie nicht überPolitik und Ähnliches. Die Personenmöchten Sie kennenlernenund nicht wissen, was Herr Mörgeliund Co. gerade wieder für„Unfug“ im Bundeshaus treiben.Besondere Vorsicht bezüglichLärm ist auch beim Einzug angebracht.Schrammen im Treppenhausund Türrahmen, nächtlicherUmzug, schreiende Personenbeim Verladen der Kommode;möchten Sie, so eine neuePerson kennenlernen?Die Ihnen durch die Geschäftsstellegesandte Hausordnungvon Anfang an zu beachten istvon Vorteil. Lassen Sie es nichtsoweit kommen, dass Sie zuerstder Nachbar belehren muss.Und zu guter letzt das Wichtigstein meinen Augen, Ist man Neumieterin einem Mehrfamlienhaussollte man sich zumindestanfangs in gewisser Weise, wiean einem neuen Arbeitsplatz,unterordnen und sich eingliedern,auch wenn dies manchmalschwer fällt. Doch gegenBewohner, welche sich ihnen alsNeuzuzüger daneben benehmen,gilt es, sich selbstverständlichmit gesundem Menschenverstanddagegen zu wehren.Die Geschäftsstelle wird Ihnengerne mit Rat und Tat zu Seitestehen.Ich hoffe, dass Ihnen die genanntenTipps etwas für Ihrenzukünftigen Umzug bringen werden.Vielleicht haben Sie nochgute Vorschläge, welche ich bisdato noch nicht gehört habe.Ich bin gespannt von Ihnen zuhören.Fabio BrunettoGeschäftsstelleFrau Albrecht, welchen Beitragleistet die Nachbarschaftshilfe?Die Nachbarschaftshilfe vermitteltDienstleistungen. Angefangenbeim Blumen giessen undBesorgungen machen, aufgehörtbei Kinderbetreuung, Begleitungfür Arzt- und Amtsbesucheund Besuchsstunden. Deutlichliegt der Schwerpunkt aufder Betreuung von Senioren.Ihnen gerade möchten wir dieMöglichkeit bieten, ab und andie Tapeten zu wechseln: ausder Wohnung heraus zu kommen,ins soziale Leben einzutreten.Grundsätzlich aber ist Nachbarschaftshilfefür alle gedacht.Nachbarschaftshilfe ist für alljene, die sie in Anspruch nehmen,kostenlos. Dafür aber ist sieauf zwei Stunden pro Wochebeschränkt.Warum braucht es das Angebotder Nachbarschaftshilfe? Hatdenn nicht jeder von uns Familieund Freunde, die Hilfsbedürftigenzur Hand gehen können?Das Problem ist zweigleisig: BeiSenioren etwa sind die eigenenKinder oftmals am Arbeiten,manchmal auch im Ausland,können darum nur eingeschränktHilfe leisten.Vielfach aber sind Betroffene –egal welchen Alters – gehemmt,an der Türe gegenüber anzuklopfenund um Hilfe zu bitten.Da liegt die Hemmschwelle: Sicheingestehen zu müssen, denAlltag nicht alleine bewältigenzu können. Oft traut sich aberauch der Nachbar nicht, nachzufragenund Hilfe anzubieten –und das, obwohl er durchausbereit wäre, Hilfe zu leisten.Während der eine Angst hat, zurLast zu fallen, hat der andereAngst, eine Grenze zu überschreiten.Irgendwer muss dieseBarriere öffnen. Da kommen wirins Spiel.Müsste man davon ausgehen,dass Nachbarschaftshilfe in Genossenschaftenleichter umzusetzenist als sonstwo?Da habe ich eine Idealvorstellung– und einen Sinn für Realität.Man könnte denken, dassder Genossenschaftsgedankenicht nur für günstigen Wohnraumeintritt, sondern auchnachbarschaftlichen Kontakt –und damit Nachbarschaftshilfe– fördert. In der Realität aberstösst man hier auf dieselbeSchwierigkeit wie im Rahmenprivaten Wohnens. Auch hierhat der Einzelne Angst, zu weit indas Reich des anderen einzudringenund eine Grenze zuüberschreiten.Dabei müsste Nachbarschaftshilfeals Chance erkannt werden:als Chance, sich einzubringenund selbst entlastet zu werden.Dann etwa, wenn dasRentnerpaar von gegenüberzum Abendessen eingeladenwird – und ein anderes Mal aufdie Kinder aufpasst.Wie könnte Nachbarschaftshilfein der Genossenschaft gefördertwerden?Das beginnt damit, dass die VerwaltungOffenheit und Hilfe vorlebt:Damit etwa, dass sie neueMieter vorstellt – oder sie dazuermuntert, sich selbst vorzustellen.Irgendwer muss damit anfangen,auf den anderen zuzugehen.Das ist enorm wichtig:Dass man den Nachbarn kennenlernt und ihm mit Respektgegenübertritt, egal woher erkommt und wie er lebt.Eine mögliche Plattform bietetdafür etwa der jährliche Tag desNachbarn: Hier kann man ungezwungenzusammenkommen.Darauf baut alles Weitere auf:Wenn man sich besser kenntund den Hintergrund und dieProbleme des anderen kennt, istdie Hilfsbereitschaft sicher grösser.Denn:Wissen schafft Verständnis.Links:www.nachbarschaftshilfe.chwww.tagdernachbarn.chBarbara LussiVertretung Genossenschaft16 17


BGW Juniorkreuz und querWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>SAMICHLAUS ZUM AUSMALENDIE LIEBEN, LÄSTIGEN NACHBARNEitel Sonnenschein auf beiden Seiten des Gartenzauns? Weit gefehlt. Manchmal machen sich Nachbarndas Leben richtig schwer. Die Gründe und Wege sind vielfältig: mal ist es die Grundstückgrenze,mal ist es der Rosenstock, mal der Hauskater – irgendetwas sorgt immer für Zoff. Drei unglaubliche Geschichtenvon Nachbarschaftsstreit, wie Sie ihn hoffentlich nie erleben müssen!MillimeterarbeitDer Teufel steckt im Detail! Ganzgenau musste es vor einiger Zeitdas Obergericht des KantonsThurgau nehmen: Streitobjektwar eine 50 Zentimeter hoheund 15 Meter lange Mauer, derenelf Granitblocksteine dieGrundstücksgrenze markierten.Was grundsätzlich gestattet ist,gab Anlass zur Haarspalterei:Weil die Steine an 19 Stellen zwischenzwei und neun Zentimeterins Nachbarschaftsgrundstückragten, plädierten die vermeintlichschikanierten Nachbarn aufEigentumsverletzung und forderten,dass die Mauer korrigiertund an den entsprechendenStellen von ihrem Grundstückentfernt werde. Das Obergerichtaber lehnte die Klage ab:Das eingeleitete Berufungsverfahrenentschied, dass nichtnachvollzogen werden konnte,inwiefern die Kläger durch dieminimal herüberragende Mauereingeschränkt würden. (Quelle:beobachter.ch)Welche Gefahren Gartenpflegemit sich bringt, musste ein älteresEhepaar aus Aachen (D)erfahren: Als dieses einesAbends seine Balkonblumengoss, tropfte etwas Wasser aufden darunter liegenden Balkonund traf den Nachbar, der sichdort gerade niedergelassen hatte.Ungehalten beleidigte undbeschimpfte der 39-Jährige daraufhindas Ehepaar. Als dieses,irritiert von der verbalen Attacke,wenig später an seine Türeklopfte, um ihn zur Rede zu stellen,trat ihm der Nachbar mitzwei Pistolen in den Händen entgegen.Eingeschüchtert floh dasRentnerpaar und alarmierte diePolizei, die den Streithahn dazuüberreden konnte, die Luftdruckpistolenherauszugeben.Der Streit endete in der Gewahrsamszelleder Polizei. (Quelle:nachbarschaftsstreit.de)war, sich von nun an selbst umdas Tier zu kümmern. Angesprochenauf den Katzendiebstahl,gab sich die Missetäterin empört:Mit der Begründung, dassein Lebewesen niemanden gehörenkönne, rechtfertigte sieihren Einsatz mit Fürsorge undLiebe, widersprach dem Vorwurf,dass sie der anderen denKater ausspanne. Da hörte derSpass auf: Die rechtmässige Katzenbesitzerindrohte mit der Polizeiund zog in Erwägung, dieNachbarin anzuzeigen. (Quelle:beobachter.ch)Tierisches Theater18 19RosenkriegWenn der beste Freund desMenschen für Zoff unter Nachbarnsorgt: Vorbei war’s mitdem Frieden, als die Dame vongegenüber begann, den Katerihrer Nachbarin zu beschlagnahmen.Angelockt von Futter,war der stattliche Kater mehrereTage verschwunden. Was mitSorge begann, endete mit Ärger:Wiederkehrend schrieb dieDame ihrer Nachbarin SMS, wiewohl sich der Kater bei ihr fühle– und dass sie fest entschlossenBarbara LussiVertretung Genossenschaft


BGW JuniorWB <strong>45</strong>3/<strong>2011</strong>ETWAS ZUM MALEN UND BASTELN18 19

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