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Magazin über Architektur Ausgabe 01 | 2008 Magazin über - Forbo

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4<br />

„Rot – die Farbe steht für Wärme<br />

und Lebendigkeit“<br />

In gestreifter Hülle und mit rotem Innenleben<br />

bietet der Erweiterungsschulbau<br />

von ahrens grabenhorst architekten einen<br />

neuen gemeinsamen Spiel-, Lern- und<br />

Lebensraum für die Schüler des Theodor-<br />

Heuss-Gymnasiums und der Hölty-Grundschule<br />

in Göttingen. Dort toben nun<br />

auf weichem Linoleum kleine und große<br />

Kinder vor der Kulisse des birkenumrahmten<br />

Schulhofes.<br />

Frau Grabenhorst, das Büro ahrens grabenhorst<br />

architekten hat einen außergewöhnlichen<br />

Schulbau in Göttingen realisiert. Wie war die<br />

Bauaufgabe?<br />

Die Bauaufgabe war ein gemeinsamer Erweiterungsbau<br />

des Theodor-Heuss-Gymnasiums und der<br />

Hölty-Grundschule. Zwischen beiden Schulen liegt<br />

das Baugebiet, auf dem ein Neubau zu schaff en<br />

war, den sich beide Schulen teilen. Für das Gymnasium<br />

sollten 14 Klassenräume und für die Kleinen,<br />

die Grundschüler, Räume für Naturwissenschaften<br />

und Musik entstehen.<br />

Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem<br />

wir den ersten Preis gewannen. Die Schwierigkeit<br />

bei der Wettbewerbsaufgabe war ein Höhenversprung<br />

von drei Metern zwischen dem Gelände<br />

der Grundschule und dem des Gymnasiums – hier<br />

die Kante des Baugrundstücks.<br />

Unsere Idee war, die Verortung des neuen Baukörpers<br />

genau auf dieser Kante stattfi nden zu<br />

lassen, zugunsten von größeren Freifl ächen und<br />

von zwei – der Nutzung entsprechend getrennten –<br />

Erschließungsebenen. So betreten die Grund-<br />

Haupteingang im Südosten<br />

schüler das Gebäude in der unteren Ebene, der<br />

Ebene -1, in der ihre gesamten Räume angeordnet<br />

sind, die Gymnasiasten von der oberen, der<br />

Ebene 0. Hier befi nden sich die Mensa und die<br />

Gemeinschaftsräume. Die dar<strong>über</strong> liegenden<br />

Geschosse Ebene 1+2 werden ausschließlich vom<br />

Gymnasium genutzt.<br />

Alle Unterrichtsräume sind zum ruhigeren<br />

Grünzug, der die Schule umgibt, ausgerichtet.<br />

Flure, Treppenhäuser sowie Nebenräume werden<br />

in einer Kommunikations- und Erschließungszone<br />

auf der Schulhofseite zusammengefasst.<br />

Welche Bedeutung hat demnach die Wahl der<br />

Fassaden und der Fassadenausgestaltung?<br />

Diese hat eine ganz große Bedeutung, denn der<br />

Grünzug zeigt sich in voller Pracht als Birkenhain.<br />

Es gibt ein sehr schönes Gedicht von Rainer Maria<br />

Rilke, eine Metapher für die spätere Fassadenhaut.<br />

>> Die Birken standen da und konnten, / gleich weiß<br />

verkleideten Heiligen, / das Licht kaum unterdrücken, /<br />

das ihnen war. Ihre Stämme / enthielten alles Weiß der<br />

Welt / nach geheimnisvollen Gesetzen / geordnet. >><br />

Wegen seiner Verortung sollte das Gebäude<br />

auch etwas mit dem Birkenhain zu tun haben;<br />

es entstand eine „Birkenhaut“ als Fassadenbild.<br />

Dadurch versteht man auch die Farbigkeit der<br />

Fassade und das Changieren der unterschiedlichen<br />

Farbtöne. Gleichmäßig <strong>über</strong> den hellen „Stamm“<br />

verteilte, dunkle Risse werden im Fassadenbild<br />

mit verschiedenfarbenen Horizontalpaneelen<br />

interpretiert. So hat das Gebäude etwas mit<br />

Fotos: Roland Halbe<br />

Die Erschließungszone öff net<br />

sich zum Schulhof und zur Mensa<br />

Im Interview<br />

Gesche Grabenhorst<br />

ahrens grabenhorst architekten, Hannover<br />

dem Ort zu tun, zunächst von der Nutzung und<br />

der Ausrichtung, im Weiteren auch mit seiner<br />

ästhetischen Anmutung.<br />

Welche architektonischen Ideen gab es im<br />

Innenraum?<br />

Die Herausforderung im Innenraum war, zum einen<br />

ein schlüssiges Gesamtbild in der Gestaltung zum<br />

Konzept des Gebäuderiegels mit der horizontal<br />

gegliederten Außenhaut zu erzielen und zum anderen,<br />

für jede Etage eine Signifi kanz der Farbigkeit<br />

<strong>Architektur</strong> Interview<br />

zu entwickeln. Innen und außen agieren im Dialog.<br />

Die äußere Gestalt ist ruhig gehalten und im<br />

Innern zeigt Farbe, wo die Bewegung und die<br />

Lebendigkeit der Kinder stattfi ndet. Es gibt<br />

verschiedene Rottöne als Gestaltungsmatrix,<br />

sie bilden einen schönen Kontrast zu dem<br />

„Schwarzweiß“ der Fassade.<br />

Die Staff elung der Farbigkeit reagiert auf die<br />

Verortung. In der Erde, in der Ebene -1, erscheint<br />

Braun-Orange und die Farbigkeit entwickelt sich<br />

mit zunehmender Geschosshöhe <strong>über</strong> eine fein<br />

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