Vignette - HKA: Spendeninformationen Hannoversche ...
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Im Hintergrund die<br />
Glasfassaden des<br />
Children’s Hospital in<br />
Boston (USA).<br />
Dr. Laszlo Jokuti<br />
Kinderradiologie<br />
Auf den Spuren des „Nicht-Akzidentellen“<br />
Hospitation in Sachen Kindesschutz in Boston<br />
(Massachusetts, USA) mit Unterstützung der Kroschke-Stiftung<br />
Es ging einfacher als gedacht: Im März 2009 setzt<br />
man sich am vernebelten Flughafen Hannover in einen<br />
wackeligen Jet, fliegt um die halbe Welt, meldet<br />
sich beim Pfortendienst am Children’s Hospital in<br />
Boston und zwei Minuten später steht man bereits<br />
vor dem Büro von Prof. Paul Kleinman. Die Tür ist<br />
nie zu: Es tritt ein sportlicher, grauhaariger, vollbärtiger<br />
Typ mit lebhaften Augen und einem unwahrscheinlich<br />
sympathischen Lächeln heraus und reicht<br />
seine Hand: „Hi, Dscho-kju-tie! Nice to meet you!“<br />
Paul Kleinman – eine Legende. Verfasser der „Bibel“<br />
der bildgebenden Diagnostik in Kindesmisshandlungsfällen;<br />
ein unermüdlicher Forscher, ein<br />
kompromissloser Kliniker, ein unbegreiflich bescheidener<br />
Mensch. Die Abteilung: Die älteste und<br />
größte Kinderradiologie auf der bekannten Welt mit<br />
40 Fachärzten, fünf Magnet-Resonanz-Tomographen<br />
(MRT) und mit einem vielfältigen Instrumentarium<br />
an bildgebenden Modalitäten für die Diagnostik.<br />
Alles, was das Herz begehrt. Und meine Aufgabe?<br />
„Die wird komplex sein, Dr. Dscho-kju-tie …“ Eine<br />
Online„teaching“-Datei soll erstellt, im digitalen<br />
Archiv recherchiert, Begleittext verfasst, Bildergut<br />
bearbeitet und in der Literatur geforscht werden.<br />
Auch viele Planungen für die Zukunft stehen an:<br />
Da „drüben“ in Hannover soll’s ja bald auch so ’was<br />
geben. Es wird eine interkontinentale Zusammenarbeit,<br />
ein Wissensaustausch zwischen Hannover<br />
und Boston stattfinden.<br />
10 · <strong>Vignette</strong> · 98 · Mai 2009<br />
Dr. med. Laszlo Jokuti ist seit dem 1. Mai 2009 Oberarzt in<br />
der Abteilung für Kinderradiologie und er ist Mitglied der<br />
Kinderschutzgruppe im Kinderkrankenhaus auf der Bult.<br />
Professor Kleinman muss wieder an die Arbeit. Das<br />
Telefon klingelt: „Ist das ,child abus‘, Paul?“ „Yeah.<br />
Probably.“ Es wird nach spezifischen Auffälligkeiten,<br />
klassischen metaphysären Läsionen, dorsalen Rippenfrakturen,<br />
periostealen Knochenneubildungen<br />
gesucht. Die Entscheidung, ob die Verletzung akzidentell,<br />
also reines Unglück oder Missgeschick, oder<br />
nicht-akzidentell, d. h. durch jemanden zugefügt ist,<br />
wird Schicksale verändern. Man setzt alles ein, was<br />
einem kleinen Baby das Leben retten kann und was<br />
die Wissenschaft heutzutage bietet: MRT, CT<br />
(Computer-Tomograph), PET (Positron-Emission-<br />
Tomograph)etc. Hier sind größte Sorgfalt und harte<br />
Sachlichkeit gefragt. Es mag keine zweite Gelegenheit<br />
mehr geben…<br />
Nun – einen fleißigen Monat später – wieder in<br />
Hannover: Kaum vom Jet-Lag erholt, fing ich an zu<br />
planen: Was lässt sich bei uns in die Praxis umsetzen?<br />
Welche technischen Voraussetzungen müssen<br />
zusätzlich erfüllt werden? Was lässt sich organisieren?<br />
Wo liegen die Grenzen des Möglichen? Fragen,<br />
Fragen, Fragen… Eine folgenschwere Mission. Ein<br />
ehrenvolles Erbe. Ein fester Wille, dass man findet,<br />
aufklärt, nachweist, rettet, schützt. Ein großartiger<br />
Job. Ich bin sehr dankbar, dass ich mitmachen darf.