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Kurze Geschichte der württembergischen Familie Paulus/Hoffmann

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Zieht man die kurzen Wochen in L.... ab so war N.... <strong>der</strong> Platz, wo wir nach den langen Internierungsjahren uns wie<strong>der</strong> zurecht<br />

finden mussten im Lebenskampf ums tägliche Brot. Doch war das Milieu dort so angenehm und trug deshalb so viel dazu bei, uns<br />

schnell mit den Menschen und Dingen dort heimisch fühlen zu lassen. Zudem war es das erste Mal in unserer Ehe, dass O.. und<br />

ich allein zusammen hausten, verbrachten wir doch die ersten zwanzig Monate nach <strong>der</strong> Hochzeit damals in meinem Elternhaus<br />

in Jaffa und fingen den eigenen Haushalt erst 6 Wochen vor G....s. Geburt an. Deswegen habe ich diese N...-Periode auch recht<br />

genossen. Die Töchter waren in erreichbaren Nähe, und die Buben lebten wenigstens im gleichen Staat - wenn auch in dreihun<strong>der</strong>t<br />

Meilen entfernt. Nun ist <strong>der</strong> Abstand noch ein größerer. G.... trägt grosses Verlangen, in unsere Nähe zu kommen, obgleich ich für<br />

sie noch keinen klaren Weg sehe, <strong>der</strong> eine Än<strong>der</strong>ung bringen könnte.<br />

Die Arbeitsauswahl ist hierzulande klein. Das riesenhaft große Land, das vorläufig noch viele Millionen Menschen mehr ernähren<br />

könnte, braucht vor allen Dingen Arbeiter <strong>der</strong> Faust. Die an<strong>der</strong>e Rubrik ist nicht unbedingt nötig und ist jedenfalls für unsereins<br />

ein verschlossenes Gebiet, und da wir Eltern selbst noch im Stadium <strong>der</strong> Schwimmversuche sind, können wir unseren Kin<strong>der</strong>n<br />

kaum Hilfe bringen. Unser erstes Streben ist festen Boden unter den Füßen zu gewinnen. Aber im sechsten Jahrzehnt geht ein<br />

Aufbauen nicht mehr so leicht wie in <strong>der</strong> Jugendzeit im Vollbesitz <strong>der</strong> Kraft. .....<br />

Ich glaube nicht, dass du dir vorstellen kannst, wie unser Leben jetzt von Grund auf an<strong>der</strong>s gestaltet ist als früher. Alle Brücken<br />

zum früheren Leben sind abgebrochen. Hart und schroff schaut uns das Leben an. Solch ein Abbruch wirkt sich auch auf den<br />

Charakter aus und formt an<strong>der</strong>e Menschen. Vieles lässt einem kalt und unberührt, wofür man früher wohl ein Bedauern gefunden<br />

hätte. Wo man aus altgewohntem Überlieferten weiter machen möchte, fehlt die Verbindung, es geht nicht, ein Neues muss erst<br />

gestaltet werden. Nicht immer bringt man die seelische Kraft dazu auf.<br />

Mit unserem Umzug nach Wentworth sind wir in eine Gegend geraten, die mit Großstadtaugen gesehen zum „never, never“ gehört,<br />

nicht bloß „fern vom Land <strong>der</strong> Ahnen“, son<strong>der</strong>n auch ach so fern von allen Palästina-Deutschen gehen wir durch die Welt,<br />

und das fällt mir sehr schwer. Sobald wir das Grundstück verlassen, sehen wir uns in eine Umgebung gestellt, wo kein deutsches<br />

Wort verstanden wird, wo jedes Gesicht fremd ist. Lei<strong>der</strong> ist auch <strong>der</strong> Ort nicht als ein Schmuckkästlein zu rühmen, und die teilweise<br />

recht verwahrlosten Buden sogar an <strong>der</strong> Hauptstraße sind keine Augenweide.<br />

In Deutschland hatte sich in diesen Jahren eine neue Führungsspitze <strong>der</strong> Tempelgesellschaft gebildet. Jon Jon Jonathan Jonathan Fried-<br />

rich rich Ludwig <strong>Hoffmann</strong> (P7, FN 518 46) hatte als Gebietsleiter von Deutschland die Herausgabe <strong>der</strong> Warte des Tempels übernommen.<br />

Schon im Jahre 1947 hatte er seinen Neffen Richard Richard Otto <strong>Hoffmann</strong> (P7, FN 518 321) als Geschäftsführer zu seiner<br />

Seite. Nach dem Zusammenbruch hatte dieser sich in Köln nie<strong>der</strong>gelassen. Er konnte darauf hoffen, im neu aufzubauenden<br />

deutschen Auswärtigen Amt eine Anstellung zu finden. Darauf verzichtete er, als ihn sein Onkel zur Mitarbeit rief.<br />

Die Templer haben es von ihren Vorfahren gelernt, mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen. Die ihrer Palästina-Heimat Beraubten<br />

brauchten es als Erstes, einmal wie<strong>der</strong> Boden unter die Füße zu bekommen! In Deutschland ging das teilweise etwas<br />

leichter als in Australien, in einem für uns damals völlig fremden Land mit einem fremden Klima, einer fremden Sprache, einer<br />

uns als Deutsche verlorenen Krieg her noch misstrauisch gegenüberstehenden australisch/englischen Bevölkerung! Unsere leitenden<br />

Männer standen vor schier unüberwindlichen Aufgaben. Es galt in Australien eine Gemeindeorganisation und erste Existenzmöglichkeiten<br />

zu schaffen für die aus dem Internierungslager Tatura Entlassenen und für die bald aus Deutschland nach<br />

Australien nachdrängenden <strong>Familie</strong>nglie<strong>der</strong>.<br />

Deshalb wurde 1949 von <strong>der</strong> Stuttgarter Gebietsleitung in Abstimmung mit den Templern in Australien beschlossen, Richard<br />

Otto <strong>Hoffmann</strong> gemeinsam mit Wilhelm Aberle nach Australien zu delegieren, wo die aus dem Internierungslager Tatura Entlassenen<br />

zunächst allein auf sich gestellt irgendwo Unterkunft und Existenzmöglichkeiten in einem fremden Land suchen mussten.<br />

Kurz vor <strong>der</strong> Abreise <strong>der</strong> beiden Delegierten fuhr Richard nach Köln und hat dort am 28. 12. 1948 seine Frau Jo Hertha Hertha Josepha<br />

Josepha<br />

Henriette Henriette Hoff <strong>Hoffmann</strong> Hoff<br />

mann gebo geborene gebo rene Müller Müller (P7) (P7) (P7) geheiratet. Sie kam von Berlin, wo sie bis zur ihrer Abreise nach Australien beim Auswärtigen<br />

Amt tätig war313 .<br />

.... Anfang 1950, kaum in Australien angelangt, hat sich Richard Otto <strong>Hoffmann</strong> an die Arbeit gemacht. ... Schon am 20. August<br />

1950 erfolgte in Melbourne die Gründungsversammlung <strong>der</strong> Tempelgesellschaft Australien als dortige selbstständige Religionsgemeinschaft.<br />

Die offizielle Bezeichnung ist jetzt „Temple Society Australia“. ... Mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Tempelgesellschaft Australien<br />

wurde Dr. Richard <strong>Hoffmann</strong> zu ihrem ersten Vorsteher und Gebietsleiter gewählt314 . Es ist hier nicht <strong>der</strong> Ort, die weitere<br />

Aufbauarbeit <strong>der</strong> Tempelgesellschaft in Deutschland und Australien zu verfolgen. Darüber gibt es an<strong>der</strong>swo gute Darstellungen315<br />

. Für die <strong>Familie</strong>ngeschichte ist es aber wesentlich, dass durch die enge Zusammenarbeit <strong>der</strong> beiden Gebietsleiter <strong>der</strong><br />

Tempelgesellschaft <strong>der</strong> Zusammenhang <strong>der</strong> <strong>Familie</strong> <strong>Paulus</strong>/<strong>Hoffmann</strong> über die Kontinente hinweg erhalten blieb. Die <strong>Familie</strong>ntage<br />

in Deutschland wurden immer wie<strong>der</strong> auch von australischen Verwandten besucht, die sich entwe<strong>der</strong> beruflich, in <strong>der</strong><br />

Aus- und Fortbildung, o<strong>der</strong> in Angelegenheiten <strong>der</strong> Tempelgesellschaft in Deutschland aufhielten. Auch Gegenbesuche fanden<br />

immer wie<strong>der</strong> statt.<br />

Der <strong>Paulus</strong>‘sche <strong>Familie</strong>ntag in Württemberg wurde jedes Jahr bis zu seinem Tode am 16. 10. 1954 von dem Pforzheimer<br />

Nervenfacharzt Dr. Ernst Ernst Ernst Arnold <strong>Paulus</strong> (P5, FN 513 38) einberufen. Nach seinem Tote übernahm Iman Iman Karl Karl Immanuel Immanuel <strong>Paulus</strong><br />

<strong>Paulus</strong><br />

(P5, P8, FN 513 32) diese Aufgabe. Er brachte auch im August 1958 den ersten <strong>Familie</strong>nrundbrief heraus, <strong>der</strong> sich als ein<br />

neues Band zum Zusammenhalt <strong>der</strong> <strong>Familie</strong> bewähren sollte. Auf dem <strong>Familie</strong>ntag vom 16. 6. 1960 legte er wegen seiner beruflichen<br />

Belastung diese Arbeit nie<strong>der</strong>. Man wählte Reinhold Reinhold Werner <strong>Paulus</strong> <strong>Paulus</strong> (P5, FN 513 363), ein Sohn von Gustav Adolf<br />

Reinhold <strong>Paulus</strong> (P5, FN 513 36) zu seinem Nachfolger. Er baute den <strong>Familie</strong>nrundbrief <strong>Familie</strong>nrundbrief <strong>der</strong> <strong>Familie</strong>ngemeinschaft Gebhardt-<br />

<strong>Paulus</strong>-<strong>Hoffmann</strong><br />

<strong>Paulus</strong>-<strong>Hoffmann</strong> <strong>Paulus</strong>-<strong>Hoffmann</strong> zu einem regelmäßig einmal im Jahre erscheinenden Organ aus. Es bringt neben einem Bericht über den<br />

vergangenen und <strong>der</strong> Einladung für den nächsten <strong>Familie</strong>ntag <strong>Familie</strong>nnachrichten, Vorträge zur <strong>Familie</strong>ngeschichte und<br />

Buchbesprechungen.<br />

Am 11. 2. 1959 starb in Tübingen die unverheiratete Maria Maria Sto Karoline Karoline Frie<strong>der</strong>ike Frie<strong>der</strong>ike Maria Maria Maria <strong>Paulus</strong> <strong>Paulus</strong> (P4, P5, FN 513 41), das<br />

einzige Kind von Sto Christoph Friedrich Fürchtegott <strong>Paulus</strong> (P4, P5, FN 513 4) und seiner Ehefrau Karoline Beate Elisabeth<br />

geborene <strong>Paulus</strong> (P4, P5, FN 512 5). Ihr Vater hatte ihr immer gesagt, sie brauche nicht zu heiraten, denn er habe finanziell<br />

für sie gesorgt. Nach <strong>der</strong> Währungsreform wurde sie von dem Pforzheimer Nervenfacharzt Dr. Ernst Arnold <strong>Paulus</strong> (P5, FN<br />

313 Hans Lange, in memoriam Dr. jur. Richard <strong>Hoffmann</strong>, RFB Nr. 35 1994 Seite 29<br />

314 Hans Lange, aaO Seite 30<br />

315 z. B. Paul Sauer, aaO<br />

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