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Sprache - JOVIS VERLAG Architektur Fotografie Berlin

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<strong>Sprache</strong>n<br />

des<br />

Futurismus<br />

Kuratiert von Gabriella Belli<br />

Literatur<br />

Malerei<br />

Skulptur<br />

Musik<br />

Theater<br />

<strong>Fotografie</strong>


Dank<br />

Das Museo di Arte Moderna e Contemporanea di Trento e Rovereto, das Italienische Kulturinstitut<br />

<strong>Berlin</strong> und der Martin-Gropius-Bau danken den Museen, Galerien und Sammlern, die mit ihren<br />

Leihgaben die Ausstellung großzügig unterstützen:<br />

<strong>Berlin</strong>, <strong>Berlin</strong>ische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong> und <strong>Architektur</strong><br />

<strong>Berlin</strong>, Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> – Preußischer Kulturbesitz<br />

Frankfurt am Main, VAF–Stiftung<br />

Mailand, Civiche Raccolte d’Arte Moderna<br />

Rovereto, Musei Civici<br />

Verona, Fondazione Domus per l’arte moderna e contemporanea<br />

sowie denjenigen, die nicht namentlich genannt werden möchten.<br />

Außerdem danken wir allen, die in vielfältiger Weise zum Gelingen der Ausstellung<br />

und des Kataloges beigetragen haben:<br />

Andrea und Paolo Accornero<br />

Paolo Biasi<br />

Birgit Bucher<br />

Ralf Burmeister<br />

Angelo und Silvia Calmarini<br />

Anna Cappanera und Daniele Pescali Jr<br />

Gino Castiglioni<br />

Aurelio und Rossana Cazzaniga<br />

Lino Dainese<br />

Massimo Di Carlo<br />

Franco Farsetti<br />

Volker Feierabend<br />

Carla Ferro<br />

Dino Facchini<br />

Elisabetta Franchi<br />

Alessandra und Daniel Franchina<br />

Giulio Fiz<br />

Paolo Frugoni<br />

Ippolita Gaetani<br />

Gertraude Grassi<br />

Giovanni Lista<br />

Regina Mahlke<br />

Antonia Meiners<br />

Jörn Merkert<br />

Riccardo Michaelles<br />

Eef Overgaauw<br />

Martina Palaoro<br />

Elio Pinottini<br />

Massimo Prampolini<br />

Ursula Prinz<br />

Elisabetta Seeber<br />

Paolo und Lorenza Spreafico<br />

Jost Heino Stegner<br />

Simona Stufler<br />

Giulio Tega<br />

Besonderer Dank gilt Massimiliano Finazzer Flory, Kulturreferent der Stadt Mailand, und Marina<br />

Pugliese, Verantwortliche für das Projekt Museo del Novecento in Mailand, für ihre grundlegende<br />

Unterstützung zur Realisierung der Ausstellung.<br />

6 Grußwort<br />

Botschaft von Italien<br />

6 Grußwort<br />

Autonome Provinz Trient und<br />

Museo di Arte Moderna e Contemporanea<br />

di Trento e Rovereto<br />

7 Grußwort<br />

Italienisches Kulturinstitut <strong>Berlin</strong><br />

8 Vorwort<br />

<strong>Berlin</strong>er Festspiele<br />

10 Der italienische Futurismus<br />

Protagonisten und Ereignisse<br />

Gabriella Belli<br />

30 Vorboten des Futurismus<br />

Ester Coen<br />

42 Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

Ursula Prinz<br />

54 Katalog Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

Literatur<br />

56 Ohne Leitfaden<br />

Die „lyrische Besessenheit der Materie“<br />

in der Theorie der Freien Worte von Marinetti<br />

Giorgio Zanchetti<br />

60 Katalog Lautmalerische <strong>Sprache</strong> und<br />

Worte in Freiheit<br />

86 Katalog Publikationen<br />

Malerei<br />

112 Die Ursprünge der futuristischen Malerei<br />

Beatrice Avanzi<br />

116 Katalog Malerei<br />

Skulptur<br />

168 Skulptur<br />

Das Kräftespiel zwischen<br />

konkreter Form und Stoff<br />

Giovanni Lista<br />

174 Katalog Plastische Dynamismen<br />

Musik<br />

192 Musik<br />

Franco Tagliapietra<br />

196 Katalog Die Geräuschtöner<br />

Theater<br />

202 Das Theater als entgrenzter<br />

szenischer Raum<br />

Giovanni Lista<br />

208 Katalog Szenografie<br />

228 Katalog Futuristischer Flugtanz<br />

<strong>Fotografie</strong><br />

244 Die <strong>Fotografie</strong> als Kunst und<br />

als Mittel im Kampf<br />

Giovanni Lista<br />

250 Katalog Fotocollage<br />

256 Katalog Futuristische Kompositionen<br />

260 Katalog Das futuristische Porträt<br />

282 Biografien<br />

300 Chronologie<br />

Beatrice Avanzi<br />

310 Impressum<br />

311 Bildnachweis


42 43<br />

Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

Ursula Prinz<br />

Futurismus und <strong>Berlin</strong> – das sind zwei Begriffe, die eng miteinander<br />

verbunden sind, auch wenn die erste intensive<br />

Begegnung schon fast ein Jahrhundert zurückliegt, also<br />

beinahe ebenso lange wie die Publikation des ersten futuristischen<br />

Manifestes des theoretischen Begründers des<br />

Futurismus, Filippo Tommaso Marinetti (Abb. 1). In Paris hatte<br />

es schon kurz nach seiner Entstehung am 20. Februar 1909<br />

in französischer <strong>Sprache</strong> auf der Titelseite des Le Figaro gestanden<br />

und in Mailand war es vom Autor in großen roten<br />

Buchstaben auf 1 x 3 Meter großen Plakaten verteilt worden,<br />

wie sogar die Frankfurter Zeitung und die Vossische Zeitung<br />

in Deutschland zu berichten wussten. Im Jahr 1912 schließlich<br />

hatte das futuristische Manifest seine Premiere in <strong>Berlin</strong>.<br />

Der Auftritt des Futurismus war ein weit über die Grenzen des<br />

Ursprungslandes hinaus beachtetes und von Skandalen begleitetes<br />

Ereignis. Das lag nicht nur am Inhalt des elf Punkte<br />

umfassenden Manifestes, sondern auch an der publikumswirksamen<br />

Verbreitung futuristischer Aufrufe durch seinen<br />

Urheber, der auch nicht davor zurückschreckte, Flugblätter<br />

von der Spitze des Mailänder Doms flattern zu lassen und<br />

vom Campanile an der Piazza San Marco in Venedig herunterzuschreien:<br />

„Wir verwerfen das antike Venedig, erschöpft<br />

und entkräftet von den uralten Genüssen, wir verwerfen das<br />

Venedig der eleganten Liebhaber des Snobismus und der<br />

universellen Blödheit.“ 1<br />

Laut, irritierend und provozierend – bürgerschreckhaft sollte<br />

das Auftreten der Futuristen auch in Zukunft bleiben und<br />

nicht selten kam es zu Schlägereien nach ihren Veranstaltungen.<br />

Der Futurismus propagierte einen revolutionären<br />

Bruch auf kulturellem und künstlerischem Gebiet. Er wandte<br />

sich gegen das „Ewiggestrige“, künstlerisch und gedanklich<br />

Rückwärtsgewandte und das Spießbürgertum. Seine<br />

Anhängerschaft bestand zunächst vor allem aus Dichtern<br />

und Schriftstellern, zu denen Marinetti selbst gehörte. Aber<br />

sehr schnell beschränkte sich der Futurismus nicht mehr nur<br />

auf das Wort, sondern erfasste bald alle Kunstsparten, vor<br />

allem Malerei und Bildhauerei, aber auch Musik, <strong>Architektur</strong>,<br />

Theater, Film, <strong>Fotografie</strong>, Tanz etc. Schließlich zielte der Futurismus<br />

auf die Einheit von Kunst und Leben.<br />

Bereits am 8. März 1910 schleuderten die futuristischen Maler<br />

ihr von Umberto Boccioni, Carlo Carrà, Luigi Russolo,<br />

Giacomo Balla und Gino Severini unterzeichnetes Manifest<br />

von der Rampe des Theaters Chiarella in Turin, wobei es<br />

zu tätlichen Übergriffen kam. Es folgten zahlreiche weitere<br />

dieser für die Futuristen so charakteristischen Publikationen,<br />

die von ihren Urhebern als Kunstwerke verstanden wurden.<br />

Marinettis politische Forderungen wurden allerdings von<br />

den Malern inhaltlich nicht immer mitgetragen. Zu den provozierenden<br />

Sätzen des ersten Manifestes von Marinetti<br />

ge hörte zum Beispiel folgender: „Ein aufheulendes, wie ein<br />

Geschoß davonjagendes Automobil ist schöner als die<br />

Nike von Samothrake“. 2 Oder: „Wir wollen den Krieg preisen<br />

– diese einzige Hygiene der Welt – den Militarismus, den<br />

Patriotismus, die zerstörende Geste der Anarchisten, die schönen<br />

Gedanken, die töten, und die Verachtung des Weibes“. 3<br />

Natürlich erhob sich ein allgemeiner Sturm der Entrüstung,<br />

auch bei denjenigen, die der Gruppe und den Intentionen<br />

der Futuristen nahestanden, und es gab darob einigen Dissens.<br />

Allen Futuristen gemeinsam war aber der Wille zur Erneuerung,<br />

zum Blick nach vorn, zum Leben in der Großstadt<br />

mit seiner Dynamik und Geschwindigkeit, mit Gerüchen<br />

und Geräuschen, mit der neuen Maschinenästhetik, aber<br />

auch mit dem sozialen Umfeld der Industriearbeit und der<br />

Gestaltung der Zukunft durch den unbeugsamen Willen des<br />

Menschen. Friedrich Nietzsches „Übermensch“ und Henri<br />

Bergsons „Elan vital“ bilden den Hintergrund dieser Haltung.<br />

Den Malern ging es nicht so sehr um die Darstellung des<br />

Gegenstandes, sondern vor allem um das Sichtbarmachen<br />

der ihm innewohnenden Energie und der Kraftlinien, die zwischen<br />

dem sich bewegenden Objekt und seiner Umgebung<br />

wirksam sind. Dabei spielt die Empfindung des Künstlers wie<br />

des Betrachters, der sich wie im Mittelpunkt des Geschehens<br />

bzw. des Bildes fühlen soll, eine große Rolle. Der Weg in die<br />

Abstraktion stand damit offen.<br />

Als der Futurismus schon bald nach seiner Entstehung 1912<br />

mit einer Kunstausstellung nach <strong>Berlin</strong> kam, war er durchaus<br />

nicht unbekannt, allerdings kaum durch Anschauung<br />

als vielmehr durch geräuschvolle Skandale. Es hatte eine<br />

größere Ausstellung in Mailand gegeben und der theo re-<br />

tische Kopf der Maler, Umberto Boccioni, hatte eine Futuris-<br />

tenkonferenz in Rom veranstaltet. Die <strong>Berlin</strong>er Ausstellung<br />

war zuvor vom 5. bis zum 27. Februar 1912 in der Galerie<br />

Bernheim Jeune in Paris und anschließend vom 1. März<br />

bis zum 4. April 1912 in der Sackville Gallery in Lon don –<br />

wenngleich sehr kritisch besprochen – mit großem Erfolg<br />

gezeigt worden. Nun übernahm sie Herwarth Walden<br />

(Abb. 3) in seine soeben eröffnete Galerie Der Sturm in<br />

der Tiergartenstraße 34a, der zum Abriss bestimmten Villa<br />

des Likörfabrikanten Gilka. Dort waren 35 Bilder der italienischen<br />

Futuristen Umberto Boccioni, Carlo Carrà, Luigi<br />

Russolo und Gino Severini vom 12. April bis zum 31. Mai<br />

1912 zu sehen. Schon die Titel der Bilder verkünden das<br />

Programm, wie zum Beispiel Das Leben der Straße dringt<br />

in das Haus, Die erwachende Stadt (von Boccioni), Die rüttelnde<br />

Droschke, Die Straße mit den Balkonen (von Carrà),<br />

Zug in voller Fahrt, Revolution (von Russolo), Der „Pan-Pan“<br />

Tanz in Monico, Ruhelose Tänzerin, Die Stimme meines<br />

Zimmers (von Severini). 4 Die Ausstellung wurde durch zahlreiche<br />

Arbeiten anderer Künstler ergänzt, unter anderem<br />

von Robert Delaunay (ein Eiffelturmbild), Wassily Kandinsky,<br />

George Braque, Oskar Kokoschka, Maurice de Vlaminck. 5<br />

Es war die zweite Ausstellung in der Galerie nach der ersten<br />

mit den Künstlern des Blauen Reiter, Oskar Kokoschka und<br />

anderen.<br />

Walden war damals Anfang dreißig und besaß bereits den<br />

gleichnamigen Verlag, in dem auch die Zeitschrift Der Sturm<br />

erschien. Nachdem sich seine Interessen anfänglich mehr<br />

der Musik, der Schriftstellerei und dem Theater zugeneigt hatten,<br />

wandte er sich nach der Trennung von seiner ersten Frau,<br />

der Dichterin Else Lasker-Schüler, und seiner erneuten Heirat<br />

mit der schwedischen Malerin Nell Roslund zunehmend der<br />

bildenden Kunst zu.<br />

Im künstlerischen und geistigen Leben der Stadt waren<br />

Zeit schrift und Verlag Herwarth Waldens zu einer Institution<br />

ge worden. Leidenschaftlich darauf bedacht, die Kunst<br />

der Avantgarde zu fördern, beschränkte Walden sich keineswegs<br />

auf die bildende Kunst, sondern dehnte seine<br />

Aktivitäten auf alle verwandten Kunstsparten aus, wie zum<br />

Beispiel das Theater. Er schrieb und komponierte selbst<br />

und beteiligte sich als Autor in seiner Zeitschrift an heftigen<br />

Kontroversen um die Kunst. Die Bandbreite seiner Aktivitäten<br />

deckte sich mit derjenigen Marinettis, ohne allerdings einer<br />

bestimmten Kunstrichtung derart eng verbunden zu sein<br />

wie der Italiener und anfangs auch ohne dessen politische<br />

Ambitioniertheit.<br />

In den 10er Jahren war der Expressionismus für Herwarth<br />

Walden die Kunst der Avantgarde schlechthin. Allerdings fasste<br />

Walden den Begriff nicht so eng, wie das heute üblich ist. Er


44 Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

Ursula Prinz 45<br />

zählte zum Beispiel auch die Futuristen zu den Expressionisten,<br />

was ihm dann jedoch von beiden Seiten verübelt wurde.<br />

Außer Herwarth Waldens Galerie gab es weitere promi nen te<br />

Ausstellungsorte im damaligen <strong>Berlin</strong>, wie die Galerien von<br />

Paul Cassirer, Fritz Gurlitt und I.B. Neumann. Aber in kei ner<br />

von ihnen war in dem Maße das Gespür für die Kunst der<br />

Avantgarde und die Kraft der internationalen Ver netzung<br />

anzutreffen, wie dies für Herwarth Walden so charakteristisch<br />

war. Als größtes und bedeutendstes Resultat dieses<br />

Ge spürs sollte die Ausstellung Erster Deutscher Herbstsalon<br />

im Jahr 1913, kurz vor dem Ersten Weltkrieg, gelten. Walden<br />

hatte – insbesondere auch durch sein frühes Eintreten für die<br />

Futuristen – wesentlichen Anteil daran, dass <strong>Berlin</strong> zur internationalen<br />

Kunstmetropole in Deutschland überhaupt aufstieg,<br />

noch vor München und Düsseldorf.<br />

Der ersten Ausstellung der italienischen Futuristen in<br />

Deutsch land war im März 1912 die Publikation der futuristischen<br />

Manifeste in der Zeitschrift Der Sturm vorangegangen,<br />

zunächst das Manifest der Maler und dann auch<br />

das erste Manifest von Marinetti. Die im Vergleich zu heutigen<br />

Kunstkatalogen sehr kleinformatige und dünne<br />

Aus stellungsbroschüre enthielt die aus dem englischen<br />

Katalog übersetzten Erläuterungen zu jedem Kunstwerk,<br />

1 Filippo Tommaso Marinetti bei der Eröffnung<br />

der Ausstellung Erster Deutscher Herbstsalon in<br />

der Galerie Der Sturm, Potsdamer Straße 75,<br />

<strong>Berlin</strong>, am 20. September 1913 vor seinem Porträt<br />

von Gino Severini (verschollen)<br />

Archivi Giovanni Lista, Paris<br />

das Manifest von Marinetti (Abb. 5–9), das Manifest der<br />

futuristischen Maler und das von Boccioni schon für den<br />

Londoner und den Pariser Katalog verfasste Vorwort „Die<br />

Aussteller an das Publikum“, das so kernige Sätze enthält<br />

wie: „Die Gleichzeitigkeit der Seelenzustände, das ist der<br />

berauschende Zweck unserer Kunst“. Es „muß das Bild die<br />

Zusammenstellung dessen sein, an das wir uns erinnern<br />

und dessen, was wir sehen.“ Es wird konstatiert, „dass der<br />

Beschauer von nun an in der Mitte des Bildes stehen solle.“<br />

Und hier findet sich auch der berühmte Satz: „So haben wir<br />

unsere Behauptung verwirklicht, von dem laufenden Pferd,<br />

das nicht vier, sondern zwanzig Füße hat.“ 6 (Abb. 12)<br />

Die deutschen Kritiker waren sich bereits vor der Eröffnung<br />

der Ausstellung im Verriss der Futuristen einig gewesen: „Sie<br />

sind nicht Fanatiker der Wahrheit, sondern Fanatiker des<br />

lauten Erfolges um jeden Preis. Nicht jugendlicher Sturm<br />

und Drang steht hinter ihrer Malerei, sondern ein recht<br />

übles Menschentum“, schrieb zum Beispiel Karl Scheffler. 7<br />

Besonders in der neben dem Sturm bedeutendsten<br />

Wochenschrift, der von Franz Pfemfert redigierten Die Aktion,<br />

gab es polemische Kritik unter anderem von Walter Serner,<br />

besonders gegen die Manifeste, aber auch gegen die<br />

Malerei. 8<br />

2 0.6 Autograf von Filippo Tommaso<br />

Marinetti, vom 13. Oktober 1913 im Gästebuch<br />

der Galerie Der Sturm<br />

Zur Ausstellungseröffnung in <strong>Berlin</strong> war von den Futuristen<br />

nur Boccioni anwesend, und obwohl man vorher Reproduktionen<br />

der Bilder verteilt hatte, blieb die Reaktion der Öffentlichkeit<br />

zunächst weitgehend aus, was möglicherweise auch<br />

auf das schlechte Wetter zurückzuführen war, wie Boccioni<br />

vermutete. Boccioni hängte die Ausstellung erst einmal um<br />

und rief dann Marinetti zu Hilfe, der sich damals in Hamburg<br />

aufhielt und sofort mit Tausenden von Flugblättern herbeieilte,<br />

um diese gemeinsam mit Boccioni unter das Volk zu streuen.<br />

Walden druckte danach noch einmal weitere Flugblätter,<br />

über deren Verteilung Nell Walden in ihrem Erinnerungsbuch<br />

berichtet: „Wir trafen uns also jeden Abend um sechs Uhr<br />

in der Ausstellung, die dann geschlossen wurde und zogen<br />

nun, immer zu viert (Herwarth Walden, Marinetti, Boccioni und<br />

ich) nach einem kleinen italienischen Lokal an der Bülowstraße<br />

– ‚Dalbelli‘ – wo wir zu Abend aßen. Es waren hinreißende<br />

Stunden voll Glut, Enthusiasmus, südlicher Verve und<br />

Freundschaft.<br />

Die beiden waren immer sehr elegant gekleidet, in Havelock<br />

und Smoking, und es ging hoch her mit Rufen ‚Evviva Garibaldi‚<br />

und ‚Evviva l’amore‘ und jeden Abend wurden die<br />

Weingläser nach dem letzten Schluck an die Wand geschmissen.<br />

(…) Eines Abends zogen wir zu viert los, jeder mit einem<br />

3 0.14 William Wauer: Büste von Herwarth Walden<br />

Sturm­Postkarte<br />

großen Plakat von Futuristen-Manifesten, welche jede Nacht,<br />

so lange die Ausstellung dauerte, an die Litfaßsäulen geklebt<br />

wurden. Also, wir zogen los, nahmen ein offenes Auto und<br />

fuhren langsam durch die Leipziger- und Friedrichstraße,<br />

alle vier im Wagen stehend und die Plakate auf die Straße<br />

werfend, mit dem Rufe ‚Evviva Futurista‘. Das war Reklame im<br />

Sinne der Futuristen und Herwarth Waldens.“ 9<br />

Die anfangs so schlecht besuchte Ausstellung zählte nun<br />

täg lich 1000 Besucher und schließlich gehörte es zum guten<br />

Ton, dabei gewesen zu sein, wie Nell Walden berichtet. 10 Zum<br />

Schluss waren alle 35 ausgestellten Werke der italienischen<br />

Futuristen verkauft. Acht Bilder hatten schon in den vorangegangenen<br />

Ausstellungen den Besitzer gewechselt. Von den<br />

restlichen wurden nun 24 vom <strong>Berlin</strong>er Bankier Borchardt<br />

erworben für insgesamt 11.650,- Reichsmark, allerdings mit<br />

Teilzahlung, wobei die gesamte Rechnung wohl niemals<br />

ganz beglichen wurde. (Abb. 13–15) Diese Vermutung liegt<br />

nahe, weil Carrà später seine Arbeiten wegen Nichterfüllung<br />

des Vertrages zurückforderte. (Abb. 16) Der Bankier stellte<br />

noch im gleichen Jahr 1912 gemeinsam mit Walden eine<br />

Wanderausstellung aus den erworbenen Arbeiten zusammen,<br />

die er auch zum Verkauf anbot. Damit waren Marinetti<br />

und Boccioni keineswegs einverstanden, zumal wiederum<br />

4 0.11 Gino Severini: Die Modistin<br />

Sturm­Postkarte


46 Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

Ursula Prinz 47<br />

nicht-futuristische Künstler mit in die Ausstellung aufgenommen<br />

worden waren. (Abb. 17, 18) Dennoch fand die Tournee<br />

statt. Sie führte unter anderem nach Brüssel, Den Haag,<br />

Amsterdam, Hamburg, Frankfurt, Wiesbaden, Karlsruhe,<br />

Köln, München (Galerie Thannhauser), Dresden und Leipzig.<br />

Walden druckte einen dreisprachigen Katalog dazu: Die<br />

Futuristen – Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst<br />

mbH mit einer Einleitung von Boccioni und dem Futurismus-<br />

Manifest von Marinetti. Die beteiligten Künstler hielten<br />

begleitende Vorträge. Auch in <strong>Berlin</strong> setzte sich Walden weiterhin<br />

für die Futuristen ein. Marinetti hielt in der Galerie Der<br />

Sturm einen Vortrag über den Futurismus – wie zumeist in<br />

französischer <strong>Sprache</strong>. Etliche Bilder wurden auch als Sturm-<br />

Postkarten vertrieben und pro Stück für 20 Pfennig angeboten.<br />

(Abb. 4, 12)<br />

Der <strong>Berlin</strong>er Ausstellung war schließlich doch eine große<br />

Resonanz beschieden, und sie bekam neben vielen Verrissen<br />

auch positives Echo. Im Maiheft des Sturm veröffentlichte<br />

Alfred Döblin einen begeisterten Text. (Abb. 19) Auch Franz<br />

Marc setzte sich im Sturm für die Futuristen ein: „Wir werden<br />

Italien noch um seine Söhne beneiden und ihre Werke in<br />

unseren Galerien aufhängen.“ 11 (Abb. 20) Der Kritiker Max<br />

Deri schrieb in der Zeitschrift Pan12 : „<strong>Berlin</strong> und die <strong>Berlin</strong>er<br />

5–7 0.16 Filippo Tommaso Marinetti:<br />

Manifest des Futurismus<br />

Ausstellungskatalog Die Futuristen der<br />

Galerie Der Sturm, <strong>Berlin</strong> 1912<br />

müssen Walden wahrhaft dankbar sein, dass wieder einmal<br />

diese im Intellektuellen so führende Stadt dem aufmerksamen<br />

Betrachter die Möglichkeit gab, Phänomene zu sehen,<br />

die dem weitaus größten Teil der Menschheit dauernd unbekannt<br />

bleiben.“<br />

Aber mehr als die Kritiker waren die Künstler von den Futu<br />

ris ten beeindruckt und auch beeinflusst. Noch in sei-<br />

nen 1955 eschienenen Erinnerungen Ein kleines und ein<br />

großes Nein beschrieb George Grosz den Eindruck, den<br />

<strong>Berlin</strong> auf ihn machte, als er im Frühjahr 1912 hier eintraf:<br />

„In <strong>Berlin</strong> gab es wunderbare Theater, einen Riesen zir kus,<br />

Kabaretts und Revuen, Bier paläste, so groß wie Bahn hofs-<br />

hallen, Weinpaläste, die durch vier Etagen gingen, Sechstagerennen,<br />

futuristische Ausstellungen (…) Das war <strong>Berlin</strong>,<br />

als ich dort ankam.“ 13<br />

Einen weiteren bedeutenden Auftritt in <strong>Berlin</strong> hatten die Futu<br />

risten – nach der Einzelausstellung des in Paris leben den<br />

Gino Severini im Sommer 1913 – in der großen Ausstellung<br />

Erster Deutscher Herbstsalon (20. September bis 1. Dezember<br />

1913, Eintritt: 1 Reichsmark) in Waldens Galerie, die in<br />

die Potsdamer Straße 75, Ecke Pallasstraße umgezogen<br />

war. (Abb. 2, 11) Der Erste Deutsche Herbstsalon war eine<br />

Gegenveranstaltung zur Sonderbundausstellung, die 1912<br />

in Köln stattgefunden hatte und in der vor allem die französische<br />

Avantgarde und van Gogh gezeigt wurden. August<br />

Macke und Franz Marc unterstützten Walden dabei, und der<br />

Sammler Bernhard Koehler half finanziell. Im Ersten Deutschen<br />

Herbstsalon traf sich die europäische Avantgarde,<br />

90 Künstler aus Amerika, Deutschland, Holland, Österreich,<br />

Frankreich, Italien, Russland und der Schweiz. Darunter hatten<br />

die italienischen Futuristen einen konzentrierten Auftritt mit insgesamt<br />

zwölf Bildern von Giacomo Balla, Umberto Boccioni,<br />

Carlo Carrà, Luigi Russolo, Gino Severini und Ardengo Soffici.<br />

Von Boccioni war außerdem ein frühes Beispiel futuristischer<br />

Plastik zu sehen: Aufsteigende plastische Konstruktion bzw.<br />

Spiralförmige Ausdehnung von Muskeln in Bewegung14 .<br />

(Abb. 10) Auch dieser Ausstellung war in der Kritik im wesentlichen<br />

Hohn und Spott beschieden. Besonders ein Porträt<br />

Severinis von Marinetti mit aufgeklebtem Schnurrbart erregte<br />

die Gemüter. (Abb. 1) Heute gilt Waldens Herbstsalon als die<br />

visionäre Ausstellung, und die dort ausgestellten Werke hängen<br />

in den bedeutendsten Museen der Welt. Der Künstler<br />

und Experimentalfilmer Hans Richter berichtet über die<br />

Eröffnung: „Das war es also! Die Fauves! Picasso, Braque,<br />

die Futuristen. Marinetti las sein futuristisches Manifest vor!<br />

(Ich wurde mit dem ehrenvollen Auftrag bedacht, dieses<br />

8–9 0.16 Filippo Tommaso Marinetti:<br />

Manifest des Futurismus<br />

Ausstellungskatalog Die Futuristen der<br />

Galerie Der Sturm, <strong>Berlin</strong> 1912<br />

an die Droschkenkutscher am Potsdamer Platz in <strong>Berlin</strong> verteilen<br />

zu dürfen. Andere Leute nahmen es nicht, und die<br />

Droschkenkutscher schimpften.)“ 15<br />

Noch 1914 gab es eine weitere, in der Öffentlichkeit aber<br />

kaum beachtete Ausstellung mit schon bekannten Arbeiten<br />

der Futuristen in der Sturm-Galerie.<br />

Stilistisch und inhaltlich sind vor allem im Frühwerk vieler<br />

deutscher Maler futuristische Elemente zu entdecken. Die<br />

gegenseitigen Beeinflussungen italienischer, deutscher und<br />

französischer Künstler wurden vor dem Ersten Weltkrieg vor<br />

allem durch Reisen der Künstler gefördert und eben auch<br />

durch Ausstellungen, besonders die von Herwarth Walden<br />

organisierten.<br />

An erster Stelle ist Ludwig Meidner in <strong>Berlin</strong> zu nennen,<br />

der mit seiner Gruppe der Pathetiker (mit Jacob<br />

Steinhardt und Richard Janthur) im November 1912 in der<br />

Galerie Der Sturm ausstellte. Wahrscheinlich stand die<br />

Gruppengründung sogar im Zusammenhang mit der ersten<br />

Futuristenausstellung. Meidners Frühwerk weist eine große<br />

Nähe zur Dynamik, zur Emotionsgeladenheit und explosiven<br />

Dramatik der Futuristen auf. Dies zeigt sich vor allem<br />

in seinen Apokalyptischen Landschaften, in denen er den<br />

Ersten Weltkrieg vorauszuahnen scheint. Seine Themen sind<br />

10 Umberto Boccioni: Expansion spiralique<br />

des muscles en mouvement, 1913<br />

<strong>Fotografie</strong> aus dem Fotoalbum von Nell Walden<br />

Die Skulptur (zerstört) befand sich in der Ausstellung<br />

Erster Deutscher Herbstsalon in der Galerie Der Sturm, 1913<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> ­ Preußischer Kulturbesitz, Dep. 41, Bl. 28v


48 Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

Ursula Prinz 49<br />

der Schrecken und die Angst vor dem Weltuntergang bzw.<br />

dem Krieg, sowie der Mensch in der Großstadt: Ich und die<br />

Stadt, so einer seiner Bildtitel. Er selber beschreibt seinen<br />

damaligen Zustand: „ (…) und ein schmerzhafter Drang<br />

gab mir ein, alles Gradlinig-Vertikale zu zerbrechen. Auf<br />

alle Landschaften Trümmer, Fetzen und Asche zu breiten.<br />

Wie baute ich immer auf meine Felsen die Häuserruinen,<br />

klagevoll gespalten, und der Weheruf der kahlen Bäume<br />

zackte zu den krächzenden Himmeln hinauf. Wie rufende,<br />

warnende Stimmen schwebten Berge in den Hintergründen;<br />

der Komet lachte heiser, und Aeroplane segelten wie höllische<br />

Libellen im gelben Nachtsturm.“ 16 Alles ist Gefühl,<br />

Geschwindigkeit, Geräusch und Eruption. (Abb. 21)<br />

Auch George Grosz, der die Futuristen in seinen Erinnerungen<br />

erwähnt, zeigt sich von ihnen beeinflusst. Ihn faszinierten<br />

vor allem die in den Manifesten geforderte und auch<br />

ge malte Simultaneität (die Gleichzeitigkeit) sowie die Bewegt<br />

heit. In seinen frühen Grafikmappen mit Motiven des<br />

Großstadtlebens kann man dies nachvollziehen. Er gibt zum<br />

Beispiel ein Mietshaus wieder, indem er die Wände transpa<br />

rent gestaltet, sodass die Räume auf den unterschiedlichen<br />

Geschossen einsehbar werden und das gleichzeitig<br />

Geschehende für den Betrachter zu verfolgen ist.<br />

11 0.17 Ausstellungskatalog Erster<br />

Deutscher Herbstsalon der Galerie Der<br />

Sturm, <strong>Berlin</strong> 1913<br />

Einflüsse des Futurismus lassen sich bei sehr vielen Künstlern<br />

nachweisen: bei bedeutenden wie Franz Marc, August<br />

Macke, Lyonel Feininger, Paul Klee, Otto Dix, Max Ernst, Hans<br />

Richter, Rudolf Belling, aber auch bei weniger berühmten wie<br />

Rudolf Bauer, Fritz Stuckenberg, Oswald Herzog, Moriz Melzer,<br />

Otto Möller (Abb. 22), William Wauer, Max Dungert. Selbst Kurt<br />

Schwitters und der Dadaismus verdanken dem Futurismus<br />

etwa die Collage, die Assemblage, das Lautgedicht, die<br />

Verwendung von Buchstaben und Schrift im Bild, die anarchis<br />

tische Grundhaltung. Raoul Hausmann wird von Marinetti<br />

in einem Brief aus dem Jahr 1921 als „mon cher confrère“<br />

angeredet. 17 (Abb. 23)<br />

Marinetti hatte im Mai 1912 sein Technisches Manifest der<br />

Li te ra tur in der Zeitschrift Der Sturm publiziert, in dem er die<br />

Befreiung der <strong>Sprache</strong> von der Syntax forderte, die Abschaf<br />

fung der Deklination, der Konjugation, des attributiven<br />

Adjektivs und der Zeichensetzung. Die Substantive sollten willkürlich<br />

angeordnet werden, Verben nur im Infinitiv gebraucht<br />

und die Interpunktion durch mathematische Zeichen ersetzt<br />

werden. In diesem Sinn schuf er seine Worte in Freiheit und<br />

be einflusste dadurch auch Dichter in Deutschland, allen<br />

voran August Stramm. Eine neue Typografie bildete sich heraus.<br />

So lieferte der Futurismus auch eine Grundlage für die<br />

12 0.13 Giacomo Balla: Eine Leine in Bewegung<br />

Sturm­Postkarte<br />

Entwicklung der grafischen Gestaltung des Gedichtes und<br />

für das Lautgedicht. Noch Alfred Döblins 1929 erschienener<br />

Roman <strong>Berlin</strong> Alexanderplatz ist nicht ohne den Einfluss der<br />

futuristischen Neuerungen denkbar.<br />

Es gab aber auch noch eine andere Szene, die dem Futurismus<br />

eine eher belustigte Beachtung schenkte: Theodor<br />

Däubler berichtet 1919: „Futurismusveranstaltungen wurden<br />

überall, besonders gern in Universitätsstädten veranstaltet.<br />

Studenten und Schauspieler verkleideten sich als Marinetti,<br />

Papini, Carrà, Boccioni, Tavolato und lockten eine große<br />

Menge Publikum ins Theater oder in den Saal, wo dann ein<br />

Höllenlärm losging. Meistens brachte so ein gefälschter Fu turistenabend<br />

ein nettes Taschengeld ein. Die Beteiligung der<br />

Bevölkerung, besonders der Jugend, war bei echten und unechten<br />

Veranstaltungen recht groß. Kinder führten überhaupt<br />

in jener Zeit anstatt Indianerschlachten Futuristenkämpfe<br />

auf. Die meisten Jungen wollten dabei lieber Futuristen als<br />

Antifuturisten sein.“ 18<br />

Für die Futuristen war nach dem Krieg die Novembergruppe<br />

von größerer Bedeutung. In der allgemeinen Aufbruchstim<br />

mung mit weltanschaulichen, politischen und sozialen<br />

Zielen im Jahr 1919 gegründet, wurde die Novembergruppe<br />

in den 20er Jahren immer mehr zum Treffpunkt nahezu aller<br />

13 0.20 Telegramm von Filippo Tommaso<br />

Marinetti an Herwarth Walden, 15. Mai 1912<br />

14–15 0.23 Postkarte von Umberto<br />

Boccioni an Herwarth Walden, 15. Juli 1913<br />

Avantgardekünstler der Zeit – welcher Kunstrichtung auch immer<br />

– und war daher ein idealer künstlerischer Schmelztiegel.<br />

Enrico Prampolini war ein wichtiger Vermittler. Schon im<br />

Grün dungsjahr trat er der Künstlervereinigung bei, beteiligte<br />

sich an deren Ausstellungen und organisierte im Jahr<br />

1922 ihre erste Auslandsausstellung in Rom. Prampolini hielt<br />

auch Kontakt zu den Dadaisten, die ebenfalls die von der<br />

Novembergruppe veranstalteten Abende besuchten, die keineswegs<br />

nur der bildenden Kunst gewidmet waren.<br />

Auch Herwarth Walden knüpfte nach dem Krieg wieder internationale<br />

Beziehungen und besann sich auf seine Futuristen.<br />

Er veröffentlichte nochmals seinen Nachruf auf Boccioni von<br />

1916 und ließ auch Marinetti wieder zu Wort kommen. Die<br />

futuristischen Bilder zeigte er zum Beispiel in der hundertsten<br />

Ausstellung der Sturm-Galerie 1921, einer Rückschau auf die<br />

vergangenen Jahre. Allerdings waren dort keine neuen, sondern<br />

nur die schon aus der ersten Futuristenausstellung 1912<br />

bekannten Arbeiten zu sehen.<br />

1922 erschien eine italienische Sondernummer des Sturm.<br />

Walden hatte jetzt einen neuen Mitarbeiter, den aus Sizilien<br />

stammenden Poeten und Dramatiker Ruggero Vasari, der<br />

aus Italien nach <strong>Berlin</strong> gekommen war und hier eine eigene<br />

Zeitschrift, Futurismus, herausgab, von der aber nur acht


50 Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

Ursula Prinz 51<br />

Hefte im Jahr 1922 erschienen. Dort wurden weitere futuristische<br />

Manifeste veröffentlicht, auch das von Marinetti und<br />

F. Gangiullo herausgegebene Manifest des synthetischen<br />

Theaters und das Manifest der musikalischen Improvisation<br />

von Mario Bartoccini und Aldo Mantia. 19 Daneben unterhielt<br />

Vasari eine Galerie in der Kaiser-Friedrich-Straße 27, in der<br />

er futuristische Künstler ausstellte. Im gleichen Jahr organisierte<br />

er die Große Futurismusausstellung im Graphischen<br />

Kabinett Neumann, die jedoch stilistisch sehr unterschiedlich<br />

orientierte, bedeutende und weniger bedeutende<br />

Künstler verschiedener Nationalitäten versammelte. Als<br />

einziges Gründungsmitglied der Futuristen war Boccioni<br />

vertreten.<br />

Vasari veröffentlichte noch 1926 im Sturm eine futuristische<br />

Dichtung auf <strong>Berlin</strong>. Darin beschreibt er unter anderem<br />

den Kurfürstendamm: „Du bist der Priap von ganz <strong>Berlin</strong>/<br />

Du wirst einst mein Grab sein/Tagsüber umschwirren mich<br />

die Autos mit der Musik ihrer Motoren/Des Nachts entzünden<br />

mir die Huren eine Perlenkette aus elektrischen<br />

Lampen …“ 20<br />

Eine wirklich bedeutende Futurismusausstellung hat es<br />

zu dieser Zeit in Deutschland nicht mehr gegeben, aber<br />

es sollte vor der endgültigen Durchsetzung der national-<br />

16 0.26 Brief von Carlo Carrà an Herwarth Walden,<br />

30. April 1914<br />

sozialistischen Kunstdoktrin doch noch zu einer weiteren<br />

Veranstaltung kommen.<br />

Nach dem Ende des Sturm im Jahr 1932 übersiedelte<br />

Herwarth Walden aus ökonomischen wie auch aus politischen<br />

Gründen nach Moskau. Von dieser Zeit an versuchte<br />

Vasari, sich als faschistischer Futurist dem nationalsozialistischen<br />

Regime anzunähern und stieß vor allem bei den Mitgliedern<br />

des NS-Studentenbundes auf positives Echo. Man<br />

war bemüht, die moderne, futuristische Kunst als die Kunst<br />

der neuen Bewegung, der faschistischen wie der nationalsozialistischen,<br />

zu definieren. Vasari veröffentlichte 1934 eine<br />

Anthologie Junges Italien, die er Hermann Göring widmete,<br />

und in seiner Schriftenreihe Italien in Vergangenheit und<br />

Ge genwart erschien sein Aufsatz „Flugmalerei – Moderne<br />

Kunst und Reaktion“, den er auch als Eröffnungsrede zur<br />

Aus stellung Italienische Futuristische Luft- und Flugmalerei<br />

hielt, die am 28. Februar 1934 im Hamburger Kunstverein<br />

und am 25. März in der ehemaligen Galerie Flechtheim am<br />

Lützowufer 13 in <strong>Berlin</strong> eröffnet wurde. (Abb. 24)<br />

Die Kunst des Futurismus konzentrierte sich in den 30er<br />

Jahren auf das Erlebnis des Fliegens in modernen<br />

Motorflugzeugen. Marinetti, der 1929 zum Mitglied der<br />

Accademia d’Italia ernannt worden war, verfasste dazu<br />

17–18 0.21 Brief von Filippo Tommaso Marinetti<br />

an Herwarth Walden, 15. November 1912


52 Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

Ursula Prinz 53<br />

ein Erstes italienisches Aereo-Wörterbuch und ein grundlegendes<br />

Manifest, mit dem er an bereits 1909 geäußerte<br />

Gedanken anknüpft. Bei der Ausstellung handelte es sich<br />

um eine hochoffizielle Veranstaltung, die das deutsch-itali -<br />

enische Bündnis feiern sollte. Auf italienischer Seite wa ren<br />

Marinetti, der italienische Botschafter Vittorio Cerruti und<br />

Vasari, auf der deutschen Hermann Göring als Minister prä-<br />

sident von Preußen, Propagandaminister Joseph Goeb bels<br />

und der Kultusminister Bernhard Rust unter den Schirm her-<br />

ren. Auch der Präsident der Reichskammer der Bilden den<br />

Künste, Eugen Hönig, der Direktor der Natio nal galerie,<br />

Eberhard Hanfstaengl, und August Wilhelm von Hohen zol-<br />

lern waren beteiligt. Die Parteispitzen erschienen allerdings<br />

nicht zur Eröffnung. Auf Intervention von Alfred Rosenberg<br />

war am Morgen des Eröffnungstages ein Ar tikel im Völki-<br />

schen Beobachter veröffentlicht worden, der sich unter anderem<br />

gegen Vasari und Marinetti als Anarchisten richtete.<br />

Zur Eröffnung sprachen außer Vasari und Marinetti auch<br />

der zum engen Sturm-Kreis gehörende Rudolf Blümner.<br />

Man war bemüht, die Aeropittura als eine Kunstform zu<br />

deklarieren, die mit der faschistischen und nationalsozialistischen<br />

Revolution konform sei. Am nächsten Abend<br />

gab es einen offiziellen Empfang der Union Nationaler<br />

19 0.31 Der Sturm, Jg. 3, Nr. 110, Mai 1912<br />

Titelseite mit einem Text von Alfred Döblin:<br />

„Die Bilder der Futuristen“<br />

20 0.32 Der Sturm, Jg. 3, Nr. 132,<br />

Oktober 1912<br />

S. 7, Franz Marc: „Die Futuristen“<br />

Schriftsteller, dessen Vizepräsident Gottfried Benn war, im<br />

Haus der Deutschen Presse, Tiergartenstraße 16. Zu dieser<br />

offenbar gespenstischen Veranstaltung erschienen unter<br />

anderem Marinetti und Vasari, NS-Funktio näre und Künstler,<br />

Gottfried Benn, der eine berüchtigte Rede auf den Künstler<br />

und Faschisten Marinetti hielt, Sibyl und László Moholy-<br />

Nagy, Kurt Schwitters, der sein Gedicht Anna Blume rezitierte<br />

und Rudolf Blümner, dessen jüdische Frau zu Hause<br />

ge blie ben war. Benn äußerte dort die Hoffnung, Marinetti<br />

werde in Rom darüber berichten, „dass die neue deutsche<br />

Gesinnung die beste alte in sich aufgenommen hat und unter<br />

der bedeutenden Führung berufen ist, an dem untheatralischen,<br />

an dem großartig kalten Stil mitzuarbeiten, in<br />

den Europa hineinwächst.“ 21<br />

Im September 1934 erklärte Hitler auf dem Parteitag in Nürn -<br />

berg die „Kubisten, Futuristen, Dadaisten“ zu den „traditions<br />

feindlichen Kunstverderbern“, die „die nationalsozia-<br />

listische Kunstentwicklung bedrohen.“ Dennoch kam es im<br />

November 1937 unter großen Schwierig- und Peinlichkeiten<br />

noch zu einer weiteren italienischen Kunstausstellung – mit<br />

382 Werken von 181 Künstlern des frühen 19. Jahrhunderts<br />

bis zur Gegenwart – in der Preußischen Akademie der<br />

Künste in <strong>Berlin</strong>, an der auch Marinetti, ziemlich enttäuscht,<br />

21 Ludwig Meidner: Bombardement einer<br />

Stadt, 1913, Tusche, Bleistift, Tempera, 45 x 56 cm,<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie, Landesmuseum für Moderne<br />

Kunst, <strong>Fotografie</strong> und <strong>Architektur</strong><br />

organisatorisch beteiligt war. Selbst der gar nicht erfreute<br />

Adolf Hitler besuchte diese Ausstellung kurz vor Schluss am<br />

12. Dezember und nahm als Gruß und Geschenk Mussolinis<br />

1___Zitiert nach Feierabend, Volker W.:<br />

„Futurismus in Deutschland“. In: Lista, Giovanni:<br />

Futurismo. Mailand 2008, S. 87/88<br />

2___Ebd. S. 71<br />

3___Zitiert nach Demetz, Peter: Worte in Freiheit.<br />

Bonn 1990, S. 175<br />

4___Eine vollständige Liste der ausgestellten<br />

Werke findet sich zum Beispiel in Eltz, Johanna:<br />

Der italienische Futurismus in Deutschland<br />

1912–1922. Bamberg 1986, S. 40–42<br />

5___Pirsich, Volker: Der Sturm. Herzberg 1985,<br />

S. 671<br />

6___Zitiert nach Der Sturm, Zweite Ausstellung:<br />

Die Futuristen. <strong>Berlin</strong> 1912 (Ausst.-Kat.)<br />

22 Otto Möller: Straßenlärm, 1920,<br />

Öl auf Leinwand, 62 x 75,5 cm<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie, Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong> und <strong>Architektur</strong><br />

7___Zitiert nach Eimert, Dorothea: Der Einfluß<br />

des Futurismus auf die deutsche Malerei. Köln<br />

1974, S. 114<br />

8___Vgl. Demetz, Peter, a.a.O., S. 64<br />

9___Walden, Nell/Schreyer, Lothar (Hg.): Der<br />

Sturm, Ein Erinnerungsbuch an Herwarth<br />

Walden und die Künstler aus dem Sturmkreis.<br />

Baden-Baden 1954, S. 14/15<br />

10___Ebd. S. 11<br />

11___Der Sturm, 3. Jg., Oktober 1912, <strong>Berlin</strong>, S.<br />

187<br />

12___Pan, Nr. 2, 1912, S. 818<br />

13___Grosz, George: Ein kleines und ein gro-<br />

23 0.27 Brief von Filippo Tommaso<br />

Marinetti an Raoul Hausmann, 1921<br />

eine Luxusausgabe der Göttlichen Komödie von Dante<br />

entgegen. Eine weitere geplante Ausstellungsstation in<br />

München kam dann allerdings nicht mehr zustande.<br />

ßes Nein. Sein Leben von ihm selbst erzählt.<br />

Hamburg 1955, S. 94<br />

14___Siehe die Liste der ausgestellten Bilder der<br />

Futuristen in Eltz, Johanna, a.a.O., S. 50–52<br />

15___Ebd. S. 53<br />

16___Eimert, Dorothea, a.a.O., S. 127<br />

17___Der Brief befindet sich im Hannah Höch<br />

Archiv der <strong>Berlin</strong>ischen Galerie.<br />

18___Zitiert nach Eimert, Dorothea, a.a.O.,<br />

S. 116<br />

19___Siehe Eltz, Johanna, a.a.O., S. 260 ff.<br />

20___Zitiert nach Demetz, Peter, a.a.O., S. 376<br />

21___Ebd. S. 149<br />

24 0.5 Filippo Tommaso Marinetti und<br />

Ruggero Vasari bei der Eröffnung der<br />

Ausstellung Italienische Futuristische Luft-<br />

und Flugmalerei in <strong>Berlin</strong> 1934


54<br />

Futuristen in <strong>Berlin</strong><br />

0.1<br />

Guignoni und Bossi,<br />

Mailand<br />

Filippo Tommaso Marinetti,<br />

1912<br />

<strong>Fotografie</strong> mit Widmung<br />

für die Zeitschrift Der Sturm<br />

aus dem Fotoalbum von<br />

Nell Walden<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 118, Bl. 73<br />

0.2<br />

Gino Severini: „Pan-Pan“<br />

Tanz in Monico<br />

Farbreproduktion des<br />

Gemäldes, aus dem<br />

Fotoalbum von Nell<br />

Walden. Das Gemälde<br />

(zerstört) befand sich in der<br />

Ausstellung Die Futuristen<br />

in der Galerie Der Sturm,<br />

1912.<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 121, Bl. 78r<br />

0.3<br />

Herwarth Walden<br />

betrachtet seine<br />

Porträtbüste von William<br />

Wauer, um 1918<br />

<strong>Fotografie</strong> aus dem<br />

Fotoalbum von Nell<br />

Walden<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Dep. 41a, Bl. 63v<br />

0.4<br />

Umberto Boccioni: Die<br />

Macht der Straße<br />

<strong>Fotografie</strong> des Gemäldes<br />

aus dem Fotoalbum von<br />

Nell Walden<br />

Das Gemälde befand<br />

sich in der Ausstellung<br />

Die Futuristen in der<br />

Galerie Der Sturm, 1912.<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Dep. 41a, Bl. 67v<br />

0.5 (Abb. 24)<br />

Filippo Tommaso Marinetti<br />

und Ruggero Vasari bei der<br />

Eröffnung der Ausstellung<br />

Italienische Futuristische<br />

Luft- und Flugmalerei in<br />

<strong>Berlin</strong>, 1934<br />

<strong>Fotografie</strong><br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong><br />

BG­Ar1­2001, 2<br />

0.6 (Abb. 2)<br />

Gästebuch der Galerie<br />

Der Sturm 10. Mai 1913–<br />

17. Februar 1920<br />

Eintrag von Marinetti vom<br />

13. Oktober 1913 „Gloire<br />

au Futurisme!“<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 119, Bl. 8v­9r<br />

0.7<br />

Fotoporträt<br />

Umberto Boccioni, um<br />

1912<br />

Sturm­Postkarte<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 125, Bl. 10<br />

0.8<br />

Umberto Boccioni: Der<br />

Abschied<br />

Sturm­Postkarte<br />

Das Gemälde befand<br />

sich in der Ausstellung<br />

Die Futuristen in der<br />

Galerie Der Sturm, 1912.<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 124, Bl. 47<br />

0.9<br />

Luigi Russolo: Zug in voller<br />

Fahrt<br />

Sturm­Postkarte<br />

Das Gemälde (vermutlich<br />

zerstört) befand sich in der<br />

Ausstellung Die Futuristen<br />

in der Galerie Der Sturm,<br />

1912.<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 124, Bl. 28<br />

0.10<br />

Gino Severini: Ruhelose<br />

Tänzerin<br />

Sturm­Postkarte<br />

Das Gemälde befand<br />

sich in der Ausstellung<br />

Die Futuristen in der<br />

Galerie Der Sturm, 1912.<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 124, Bl. 29<br />

0.11 (Abb. 4)<br />

Gino Severini: Die Modistin<br />

Sturm­Postkarte<br />

Das Gemälde befand<br />

sich in der Ausstellung Die<br />

Futuristen in der Galerie<br />

Der Sturm, 1912.<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 124, Bl. 30<br />

Foto: <strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong>, Künstler­<br />

Archive<br />

0.12<br />

Gino Severini:<br />

Dynamisches Hieroglyph<br />

vom Ball Tabarin<br />

Sturm­Postkarte<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 124, Bl. 10<br />

0.13 (Abb. 12)<br />

Giacomo Balla: Eine Leine<br />

in Bewegung<br />

Sturm­Postkarte<br />

Das Gemälde befand sich<br />

in der Ausstellung Erster<br />

Deutscher Herbstsalon<br />

in der Galerie Der Sturm,<br />

1913.<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong>, Künstler­<br />

Archive<br />

0.14 (Abb. 3)<br />

William Wauer:<br />

Monumentalbüste<br />

(Herwarth Walden)<br />

Sturm­Postkarte<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 124, Bl. 20<br />

0.15<br />

William Wauer:<br />

Monumentalbüste 2<br />

(Nell Walden)<br />

Sturm­Postkarte<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Hdschr. 124, Bl. 21<br />

0.16 (Abb. 5­9)<br />

Die Futuristen<br />

Ausstellungskatalog der<br />

Zweiten Ausstellung der<br />

Galerie Der Sturm, <strong>Berlin</strong><br />

1912<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Nachlass Nell Walden<br />

73099R<br />

Foto: Riproduzione<br />

integrale a cura dello<br />

studio per edizioni scelte,<br />

Firenze [1977]<br />

0.17 (Abb. 11)<br />

Erster Deutscher<br />

Herbstsalon<br />

Ausstellungskatalog der<br />

Galerie Der Sturm, <strong>Berlin</strong><br />

1913<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, 73098 R. 5.1<br />

0.18<br />

Expressionisten, Futuristen,<br />

Kubisten. Gemälde und<br />

Zeichnungen<br />

Ausstellungskatalog der 43.<br />

Ausstellung der Galerie Der<br />

Sturm, <strong>Berlin</strong> 1916<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Nachl. Muche Nr. 6<br />

0.19<br />

Brief von Umberto Boccioni<br />

an Herwarth Walden vom 8.<br />

Mai 1912<br />

Zwei Doppelblätter<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, Boccioni, Bl.<br />

1­3<br />

0.20 (Abb. 13)<br />

Telegramm von Filippo<br />

Tommaso Marinetti an<br />

Herwarth Walden vom 15.<br />

Mai 1912<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, F.T. Marinetti,<br />

Bl. 6<br />

0.21 (Abb. 17­18)<br />

Brief von Filippo Tommaso<br />

Marinetti an Herwarth<br />

Walden vom 15. November<br />

1912<br />

Zwei Doppelblätter<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, F.T. Marinetti,<br />

Bl. 8­9 und Bl. 10­11<br />

0.22<br />

Brief von Gino Severini an<br />

Herwarth Walden vom<br />

29. Juni 1913<br />

Einzelblatt<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, Gino Severini,<br />

Bl. 12<br />

0.23 (Abb. 14, 15)<br />

Postkarte von Umberto<br />

Boccioni an Herwarth<br />

Walden vom 15. Juli 1913<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, Boccioni, Bl. 4<br />

0.24<br />

Brief von Gino Severini an<br />

Herwarth Walden vom<br />

18. September 1913<br />

Doppelblatt<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, Gino Severini,<br />

Bl. 13­14<br />

0.25<br />

Brief von Gino Severini an<br />

Herwarth Walden vom<br />

9. März 1914<br />

Doppelblatt<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, Gino<br />

Severini, Bl. 16­17<br />

0.26 (Abb. 16)<br />

Brief von Carlo Carrà an<br />

Herwarth Walden vom<br />

30. April 1914<br />

Doppelblatt<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, Carlo de<br />

Carrà, Bl. 1­2<br />

0.27 (Abb. 23)<br />

Brief von Filippo Tommaso<br />

Marinetti an Raoul<br />

Hausmann, 1921<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong><br />

BG­HHE II 3.4<br />

0.28<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste,<br />

Kraus Reprint, Nendeln/<br />

Liechtenstein 1970<br />

Jg. 3, Nr. 103, März 1912<br />

Aufgeschlagen S. 4–5,<br />

Manifest der Futuristen<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Zsn 12 361­2 1911/<br />

12=57/104 2°<br />

0.29<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste,<br />

Kraus Reprint, Nendeln/<br />

Liechtenstein 1978<br />

Jg. 3, Nr. 104, März 1912<br />

Aufgeschlagen S. 2–3,<br />

Filippo Tommaso Marinetti:<br />

Manifest des Futurismus<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong><br />

BG­Hb 2159/91K­2/1911<br />

0.30<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste,<br />

Kraus Reprint, Nendeln/<br />

Liechtenstein 1978<br />

Jg. 3, Nr. 108, April 1912<br />

Titelseite<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong><br />

BG­Hb 2159/91K­3/1912<br />

0.31 (Abb. 19)<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste,<br />

Kraus Reprint, Nendeln/<br />

Liechtenstein 1970<br />

Jg. 3, Nr. 110, Mai 1912<br />

Titelseite mit einem Text<br />

von Alfred Döblin: „Die<br />

Bilder der Futuristen“<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Zsn 12 361­<br />

3.1912/13=105/153 2°<br />

Foto: Staatsbibliothek<br />

zu <strong>Berlin</strong> – Preußischer<br />

Kulturbesitz, Sturm­Archiv,<br />

Zsn 12361<br />

0.32 (Abb. 20)<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste<br />

Jg. 3, Nr. 132, Oktober 1912<br />

Aufgeschlagen S. 7, Franz<br />

Marc: „Die Futuristen“<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Sturm­Archiv, Zsn 12361<br />

0.33<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste,<br />

Kraus Reprint, Nendeln/<br />

Liechtenstein 1970<br />

Jg. 4, Nr. 172/173, August<br />

1913<br />

Aufgeschlagen S. 2 mit<br />

einem Text von Adolf<br />

Behne: „Gino Severini“<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Zsn 12 361­4.1913/<br />

14=154/203 2°<br />

0.34<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste,<br />

Kraus Reprint, Nendeln/<br />

Liechtenstein 1979<br />

Jg. 4, Nr. 194/195, Zweites<br />

Januarheft 1914<br />

Aufgeschlagen S. 6 mit<br />

einem offenen Brief von<br />

Robert Delaunay<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong><br />

BG­Hb 2159/91K­4/1913<br />

0.35<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste,<br />

Kraus Reprint, Nendeln/<br />

Liechtenstein 1970<br />

Jg. 13, Juli/August 1922,<br />

Aufgeschlagen S. 97 mit<br />

einem Text von Herwarth<br />

Walden: „Umberto<br />

Boccioni“<br />

Staatsbibliothek zu <strong>Berlin</strong> –<br />

Preußischer Kulturbesitz<br />

Zsn 12 361­13.1922, Nr 1/12<br />

<br />

0.36<br />

Der Sturm, Wochenschrift<br />

für Kultur und die Künste,<br />

Kraus Reprint, Nendeln/<br />

Liechtenstein 1970<br />

Jg. 13, Juli/August 1922,<br />

Aufgeschlagen S. 98 mit<br />

einem Text von Herwarth<br />

Walden: „Umberto<br />

Boccioni“ und S. 99 mit<br />

einer Abbildung von<br />

Umberto Boccioni: Quelli<br />

che restano<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landes museum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong><br />

BG­Hb 2159/91K­13/1922<br />

0.37<br />

Raoul Hausmann (Hrsg.)<br />

Der Dada, Nr. 1, <strong>Berlin</strong>, Juni<br />

1919<br />

Faksimile<br />

<strong>Berlin</strong>ische Galerie,<br />

Landesmuseum für<br />

Moderne Kunst, <strong>Fotografie</strong><br />

und <strong>Architektur</strong><br />

BG­HHE I 12.30<br />

55


108<br />

Literatur<br />

Publikationen<br />

1.44c 1.44d 1.44e<br />

1.44f 1.44g<br />

Fortunato Depero<br />

Futuristischer Depero<br />

Ausgaben Dinamo-Azari,<br />

Mailand, 1927<br />

109


166 Malerei<br />

167<br />

2.43<br />

Tullio Crali<br />

Sich in das Wohngebiet<br />

einschneisen, 1939


212 Theater<br />

Szenografie<br />

213<br />

5.3 5.4 5.5<br />

Fortunato Depero<br />

Kostüme für „Le Chant du<br />

Rossignol“, 1917


190 Skulptur<br />

Plastische Dynamismen 191<br />

3.21<br />

Renato Bertelli<br />

Unendliches Profil, 1933


262 <strong>Fotografie</strong><br />

Das futuristische Porträt 263<br />

6.9<br />

Fortunato Depero<br />

Selbstporträt mit Grimasse,<br />

11. November 1915<br />

6.10<br />

Fortunato Depero<br />

Selbstporträt mit Faust,<br />

24. März 1915<br />

6.11<br />

Fortunato Depero<br />

Zynisches Lachen,<br />

April 1915


266 <strong>Fotografie</strong><br />

Das futuristische Porträt 267<br />

6.14<br />

Mario Castagneri<br />

Deperos Hände: Klarheit<br />

und Wille, ca. 1930<br />

6.15<br />

Studio Abeni & Co.<br />

Fortunato Depero<br />

zwischen den leuchtenden<br />

Glühbirnen eines<br />

Umkleideraums (Depero,<br />

Maler und Dichter), 1927


268 <strong>Fotografie</strong><br />

Das futuristische Porträt 269<br />

6.16<br />

Tato<br />

Flugselbstporträt, ca. 1930<br />

6.17<br />

Tato<br />

Fantastisches Flugporträt<br />

von Mino Somenzi, 1934

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