KARDIOTECHNIK Perfusion · Monitoring · Organprotektion
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Editorial<br />
Innovation hat verschiedene treibende<br />
Kräfte: einerseits können technische oder<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse neue Produkte<br />
auslösen, andererseits können die<br />
Kunden – sprich die Patienten – einen Bedarf<br />
an Weiterentwicklung kommunizieren.<br />
Eine zunehmende Berichterstattung über<br />
medizinische und technische Entwicklungen<br />
macht dies heute möglich. Bereits<br />
im 19. Jahrhundert wurde in der deutschen<br />
Wirtschaftsliteratur die Erfindung verschiedenster<br />
Güter als erste Wirtschaftstätigkeit<br />
genannt. Erst durch englischsprachige<br />
Publikationen entstand aus dem<br />
ursprünglichen Begriff Neuerung der wieder<br />
rückübersetzte Begriff Innovation. Die<br />
Fachpresse diente und dient dazu als begleitende<br />
Berichterstattung. Von Innovationen,<br />
deren Chancen für unsere berufliche Weiterentwicklung<br />
und deren klinische und öffentliche<br />
Resonanz soll hier die Rede sein.<br />
Schauen wir zunächst auf die demografische<br />
Entwicklung in der Gesellschaft.<br />
Die Bevölkerungs- und damit auch Patientenstruktur<br />
ändert sich: Laut dem Statistischen<br />
Bundesamt standen im Jahr 1991<br />
100 Personen im Erwerbsalter 24 Personen<br />
gegenüber, die 65 Jahre und älter waren. Im<br />
Jahr 2005 waren es bereits 32, bis zum Jahr<br />
2020 werden es voraussichtlich 39 Personen<br />
sein.<br />
Wegen medizinischer Erkenntnisse und<br />
technischer Innovationen ist es heute einerseits<br />
möglich, ein Frühgeborenes mit<br />
900 g unter Zuhilfenahme der extrakorporalen<br />
Zirkulation zu operieren, andererseits<br />
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zwingt uns die Komorbidität älterer Patienten<br />
zum Umdenken. Neben der Differenzierung<br />
zwischen Kind und Erwachsenem<br />
wird die zunehmende Anzahl betagter Patienten<br />
unsere tägliche Praxis neu herausfordern.<br />
Die Verleihung des bayrischen Innovationspreises<br />
2008 an den Kardiotechniker<br />
Alois Philipp und den Anästhesisten<br />
Dr. Matthias Arlt aus Regensburg<br />
durch den bayrischen Ministerpräsidenten<br />
Dr. Günther Beckstein zeigt, dass Innovation<br />
nicht primär wirtschaftliche Interessen<br />
verfolgen muss. Die Entwicklung einer<br />
portablen extrakorporalen Zirkulation<br />
hatte die Optimierung der Krankenversorgung<br />
im Vordergrund. Unabhängig von<br />
wirtschaftlichen Vorteilen wurde das Konzept<br />
der extrakorporalen Zirkulation revolutioniert.<br />
Die Separation von Patientenblut inner-<br />
und außerhalb der herzchirurgischen Bereiche<br />
durch die Kardiotechnik versprach<br />
vor einigen Jahren ein neues Betätigungsfeld.<br />
Autologe Blutderivate, wie z. B. Fibrinkleber<br />
oder plättchenreiches Gel, sollten<br />
sowohl das Infektionsrisiko vermindern als<br />
auch die Wundtherapie messbar verbessern.<br />
Neben einer intensiven Diskussion entstanden<br />
neben zahlreichen Produktlinien auch<br />
neue berufliche Herausforderungen. Kliniken<br />
und vor allen Dingen Patienten zeigen<br />
hier ein zunehmendes Interesse.<br />
Spezielle intraoperative Anforderungen<br />
lassen den standardisierten Ansatz der extrakorporalen<br />
Zirkulation nicht zu. Hier<br />
müssen sowohl klinikspezifisch Schlauchsysteme<br />
geändert als auch auf innovative<br />
Produkte der Industrie zurückgegriffen<br />
werden. So entstehen individuelle innovative<br />
Konzepte zur Patientenversorgung.<br />
Kardiotechnik ist hochtechnisch geworden<br />
– diese Entwicklung ist Teil ihres Erfolgs.<br />
Dennoch ersetzt Innovation nicht<br />
den kritischen Umgang mit unserer täglichen<br />
Praxis. Nur ein evidenzbasierter Ansatz<br />
wird langfristig zu einer verbesserten<br />
Versorgungsqualität der Patienten führen<br />
und den umsichtigen und kritisch erprobten<br />
Einsatz technischer Mittel im Zusammenhang<br />
mit medizinischen Verfahren<br />
ermöglichen.<br />
Auf niedrigerer Ebene, in unserer Zeitung,<br />
sind wir als Redaktion gefordert, Ihnen<br />
Wert und Gültigkeit dieser Innovationen<br />
zu vermitteln. Die Fachpresse steht und<br />
fällt aber mit den Ergebnissen, die Sie ermittelt<br />
haben. Nur durch Ihre Beiträge werden<br />
Kolleginnen und Kollegen in der Lage<br />
sein, zwischen Hype und Hope einer Innovation<br />
zu unterscheiden.<br />
Mit diesen Überlegungen möchte ich<br />
mich Ihnen als neuer Schriftleiter der<br />
<strong>KARDIOTECHNIK</strong> vorstellen.<br />
Johannes Gehron, Gießen<br />
<strong>KARDIOTECHNIK</strong> 3/2008