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Thüringer Lehrplan - Thillm

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THÜRINGER KULTUSMINISTERIUM<br />

<strong>Thüringer</strong> <strong>Lehrplan</strong><br />

für berufsbildende Schulen<br />

Schulform: Berufliches Gymnasium<br />

Fachrichtung: Gesundheit und Soziales<br />

Fach: Sozialwissenschaft<br />

Erfurt, den 1. Dezember 2004<br />

Klassenstufen 11, 12 und 13


Herausgeber:<br />

<strong>Thüringer</strong> Kultusministerium<br />

Werner-Seelenbinder-Straße 7, 99096 Erfurt


Vorwort des Ministers<br />

Thüringens Schulen werden sich noch stärker zu eigenverantwortlichen, selbstständigen und selbstbewussten<br />

Einrichtungen entwickeln, die die Schülerinnen und Schüler mit den Kompetenzen für lebenslanges<br />

Lernen und erfolgreiche berufliche Tätigkeit ausstatten. Damit werden sich ihre Lehrerinnen<br />

und Lehrer, ihre Schulleitungen sowie Eltern- und Schülervertretungen in den kommenden Jahren<br />

vielen neuen Anforderungen allgemeiner und beruflicher Bildung stellen.<br />

Der vorliegende <strong>Thüringer</strong> <strong>Lehrplan</strong>, die landesweit durchgeführten Fort- und Weiterbildungen und ein<br />

solides Unterstützungssystem, das ständig weiterentwickelt wird, bilden gute Voraussetzungen für<br />

erfolgreiche pädagogische Arbeit. Dabei spielen die neuen Medien im Unterricht eine wichtige Rolle.<br />

Eine Vielzahl von Veränderungen in der beruflichen Ausbildung hat bereits Einzug gehalten: Die<br />

schrittweise Umstellung der dualen Ausbildung durch Anwendung lernfeldstrukturierter Lehrpläne stellt<br />

in diesem Bereich hohe Anforderungen an Pädagogen und Schulleitungen. In den berufsbildenden<br />

Schulen wird fächerübergreifendes Arbeiten bei starker Handlungsorientierung immer bewusster didaktisches<br />

Prinzip der Unterrichtsgestaltung. Doppelt qualifizierende Ausbildungen und rasche<br />

technologische Entwicklungen werden zur permanenten Herausforderung für die persönliche<br />

Fortbildung aller Beteiligten.<br />

Wir wollen und wir brauchen berufsbildende Schulen, die Mobilität, Kommunikationsfähigkeit und vielfältige<br />

berufliche Chancen auf dem deutschen und europäischen Arbeitsmarkt sichern. Im Mittelpunkt<br />

aller pädagogischen Bemühungen der beruflichen Ausbildung steht der Jugendliche, der auf die komplexen<br />

Anforderungen des beruflichen Lebens optimal vorbereitet werden soll. Die konzeptionelle<br />

Basis zur Gestaltung der <strong>Thüringer</strong> Lehrpläne allgemein bildender Schulen und die Intentionen zur<br />

Kompetenzentwicklung der KMK-Rahmenlehrpläne berufsbildender Schulen liegen folgerichtig eng<br />

beieinander.<br />

Der vorliegende <strong>Lehrplan</strong> ist zusammen mit der Stundentafel die verbindliche Grundlage für den Unterricht,<br />

er orientiert auf die Verbindung von Wissensvermittlung und Erziehung, er zielt auf die Entwicklung<br />

der beruflichen Handlungskompetenz mit all ihren Bestandteilen. Der <strong>Lehrplan</strong> beinhaltet<br />

bewusst auch pädagogische Freiräume, die der Lehrende eigenverantwortlich ausfüllen kann.<br />

Allen Lehrerinnen und Lehrern wünsche ich viel Erfolg bei der ideenreichen Umsetzung des <strong>Lehrplan</strong>es<br />

und danke allen, die bei der Erarbeitung beteiligt waren und bei der künftigen Evaluierung mitwirken<br />

werden.<br />

Prof. Dr. Jens Goebel<br />

<strong>Thüringer</strong> Kultusminister


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorbemerkungen 1<br />

2 Mitarbeiter der <strong>Lehrplan</strong>kommission 2<br />

3 Fachdidaktische Konzeption 3<br />

4 Allgemeine Lernziele 5<br />

5 Stundenübersicht 6<br />

6 Lerngebiete 7<br />

6.1 Wesen der Sozialwissenschaften 7<br />

6.1.1 Gegenstand, Aufgaben und Anwendungsgebiete der Sozialwissenschaften 7<br />

6.1.2 Das Wesen des Menschen 7<br />

6.1.2.1 Soziale Interaktion und Kommunikation 7<br />

6.1.2.2 Erziehung als soziale Interaktion und Kommunikation 7<br />

6.2 Grundlagen der menschlichen Entwicklung 8<br />

6.3 Soziale Werte, Normen und Ziele als Grundlage für das Sozialverhalten 8<br />

6.4 Kognitive Prozesse und ihre Funktionen 9<br />

6.4.1 Wahrnehmung und Verhalten 9<br />

6.4.2 Kognitive Grundlagen des Erlebens, Verhaltens und Handelns 9<br />

6.4.3 Psychische Kräfte 10<br />

6.5 Theorien des Lernens und ihre Bedeutung für die Sozialwissenschaften 10<br />

6.5.1 Lerntheorien 10<br />

6.5.2 Erziehungsziele, Erziehungsstile und Lernhilfen durch Erziehungsmaßnahmen 10<br />

6.6 Die Persönlichkeit im sozialen Umfeld 11<br />

6.6.1 Persönlichkeitstheorien 11<br />

6.6.2 Persönlichkeitsentwicklung außerhalb der Familie 11<br />

6.7 Entwicklung des Sozialverhaltens unter erschwerten Bedingungen 12<br />

Seite


1 Vorbemerkungen<br />

1<br />

Die Grundlage für den vorliegenden <strong>Thüringer</strong> <strong>Lehrplan</strong> bilden<br />

- das <strong>Thüringer</strong> Schulgesetz (ThürSchulG) vom 6. August 1993 (GVBl. S. 445) in der jeweils gelten-<br />

den Fassung<br />

- die <strong>Thüringer</strong> Schulordnung für das berufliche Gymnasium (ThürSObG) vom 10. Dezember 1996<br />

(GVBL. S. 9) in der jeweils geltenden Fassung<br />

- die Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II (Beschluss der<br />

Kultusministerkonferenz vom 7. Juli 1972) in der jeweils geltenden Fassung<br />

- die Vereinbarung über die Abiturprüfung in der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II<br />

(gemäß Vereinbarung der Kultusministerkonferenz vom 7. Juli 1972) in der jeweils geltenden Fassung<br />

Der vorliegende <strong>Lehrplan</strong> gilt für das Fach Sozialwissenschaft in der Einführungsphase (Klassenstufe<br />

11) und der Qualifikationsphase (Klassenstufen 12, 13) in der Fachrichtung Gesundheit und Soziales<br />

an beruflichen Gymnasien des Freistaats Thüringen.<br />

Die Einführungsphase Klassenstufe 11 hat die Aufgabe, auf die Qualifikationsphase vorzubereiten. In<br />

ihr sollen durch eine gezielte Förderung der Schüler 1 die vorhandenen Unterschiede im Wissensstand<br />

ausgeglichen und die Schüler mit den besonderen Anforderungen der Arbeit in der Qualifikationsphase<br />

vertraut gemacht werden.<br />

Die Schüler sollen weitere Fähigkeiten im Analysieren, Vergleichen und Verallgemeinern erwerben,<br />

ihre Sach-, Sozial-, Selbst- und Methodenkompetenz vertiefen.<br />

Das berufliche Gymnasium in der Fachrichtung Gesundheit und Soziales führt im Anschluss an den<br />

Realschulabschluss oder einen gleichwertigen Abschluss in einem dreijährigen Vollzeitbildungsgang<br />

zur allgemeinen Hochschulreife.<br />

Bei der Zeitplanung ist von 40 Wochen im Schuljahr auszugehen. Die angegebenen Zeiten sind Zeitrichtwerte,<br />

in denen Zeiten für den pädagogischen Freiraum (20%) und für Leistungskontrollen (10 %)<br />

enthalten sind. Im pädagogischen Freiraum sollen z. B. Schülerinteressen aufgegriffen, Themen in<br />

zeitintensiven Unterrichtsverfahren behandelt oder besondere Fähigkeiten des Lehrers in eigener<br />

pädagogischer Verantwortung eingebracht werden; ebenso können Lerngebiete/Lernziele ausführlicher<br />

oder intensiver im Unterricht umgesetzt werden, als dies im <strong>Lehrplan</strong> vorgesehen ist.<br />

In der Klassenstufe 11 ist das Fach Sozialwissenschaft ein Grundfach mit durchgängig 2 Wochenstunden.<br />

Die Klassenstufen 12 und 13 verlaufen im Kurssystem mit je 2 Wochenstunden.<br />

1 Personenbezeichnung gelten für beide Geschlechter.


2 Mitarbeiter der <strong>Lehrplan</strong>kommission<br />

Vorsitzende<br />

Klaus, Gudrun Staatliche Berufsbildende Schule<br />

für Gesundheit und Soziales Jena<br />

Rudolf-Breitscheid-Str.56/58<br />

07747 Jena<br />

Mitglieder<br />

Dörge, Birgit Staatliche Berufsbildende Schule<br />

für Gesundheit und Soziales Mühlhausen<br />

Brückenstraße 32<br />

99974 Mühlhausen<br />

Müller, Susanna Medizinische Fachschule Suhl<br />

Staatliche Berufsbildende Schule<br />

Albert-Schweitzer-Straße 21<br />

98527 Suhl<br />

Kadshojan,Ellen Staatliche Berufsbildende Schule<br />

Wirtschaft/ Verwaltung und Ernährung<br />

Washingtonstraße 53<br />

99423 Weimar<br />

2


3 Fachdidaktische Konzeption<br />

3<br />

Mit der Implementation der neuen <strong>Thüringer</strong> Lehrpläne in den allgemein bildenden Schulen in Thüringen<br />

wird die Schwerpunktsetzung auf die Entwicklung von Kompetenzen Veränderungen im Unterricht<br />

in Grundschule, Regelschule und Gymnasium bewirken.<br />

Es kann daraufhin insbesondere eine verbesserte Lernkompetenz bei den Abgängern dieser Schularten<br />

erwartet werden.<br />

In der Schulart berufsbildende Schule soll nun eine konzeptionale Basis verwendet werden, welche<br />

das Modell der genannten Schularten fortschreibt und gleichzeitig die Besonderheiten der berufsbildenden<br />

Schule einbezieht.<br />

Dabei wird die berufliche Handlungskompetenz als Weiterentwicklung der Lernkompetenz in ihrer<br />

integrativen Form angestrebt.<br />

Der Unterricht an berufsbildenden Schulen bereitet auf berufliches Handeln und auf die Mitgestaltung<br />

der Arbeitswelt in sozialer und ökologischer Verantwortung vor. Ziel eines solchen Unterrichts muss<br />

die Vermittlung einer Handlungskompetenz sein, die Sach-, Selbst-, und Sozialkompetenz als integrative<br />

Bestandteile enthält.<br />

Der Begriff Sachkompetenz wird hier verwendet, da berufliches Lernen nicht mehr nur ausschließlich<br />

an einer aus der Wissenschaftssystematik gewonnenen Fachstruktur, sondern an beruflichen Arbeiten,<br />

d. h. an der Sache, orientiert werden soll.<br />

Berufliche Handlungskompetenz entfaltet sich integrativ in den Dimensionen Sach-, Selbst-, Sozial-<br />

und Methodenkompetenz und umfasst die Bereitschaft und Fähigkeit des einzelnen Menschen, in<br />

beruflichen Anforderungssituationen sachgerecht, durchdacht, individuell und sozial verantwortlich zu<br />

handeln sowie seine Handlungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln.<br />

Sachkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, Aufgaben- und Problemstellungen sachlich<br />

richtig, selbstständig, zielorientiert und methodengeleitet zu lösen bzw. zu bearbeiten und das<br />

Ergebnis zu beurteilen.<br />

Selbstkompetenz bezeichnet die individuelle Bereitschaft und Fähigkeit, die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

-grenzen und -erfordernisse in Beruf, Familie und Gesellschaft zu beurteilen und davon<br />

ausgehend die eigene Entwicklung zu gestalten. Selbstkompetenz schließt die reflektierte Entwicklung<br />

von Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte ein.<br />

Sozialkompetenz bezeichnet die individuelle Bereitschaft und Fähigkeit, soziale Beziehungen zu<br />

leben und zu gestalten, sich mit anderen rational und verantwortungsbewusst auseinander zu setzen<br />

und zu verständigen, Verantwortung wahrzunehmen und solidarisch zu handeln.<br />

Methodenkompetenz umfasst die Fähigkeit und die Bereitschaft, Lernstrategien zu entwickeln, unterschiedliche<br />

Techniken und Verfahren sachbezogen und situationsgerecht anzuwenden. Sie ermöglicht<br />

den Schülern mehr Selbstständigkeit und Selbstvertrauen, größere Sicherheit und Versiertheit<br />

sowie erhöhte Effizienz beim Lernen.<br />

Kompetenzen werden in der tätigen Auseinandersetzung mit fachlichen und fächerübergreifenden<br />

Inhalten des Unterrichts erworben, sie schließen die Ebenen des Wissens, Wollens und Könnens ein.<br />

Die Kompetenzen haben Zielstatus und beschreiben den Charakter des Lernens.<br />

Zur Gestaltung eines solchen Unterrichts mit fächerübergreifenden Ansätzen, Projektarbeit und innerer<br />

Differenzierung werden von den neuen Lehrplänen Freiräume geboten.<br />

Dazu sollen die Lehrpläne die schulinterne Kommunikation und Kooperation zwischen den Lehrern<br />

anregen und fördern.<br />

Handlungsorientierter Unterricht ist ein didaktisches Konzept, das sach- und handlungssystematische<br />

Strukturen miteinander verschränkt. Dies lässt sich durch unterschiedliche Unterrichtsmethoden verwirklichen.<br />

Methoden, welche die Handlungskompetenz unmittelbar fördern, sind an folgenden Prinzipien orientiert:<br />

- Didaktische Bezugspunkte sind Situationen, die für die berufliche Weiterentwicklung bedeutsam<br />

sind.<br />

- Den Ausgangspunkt des Lernens bilden Handlungen, möglichst selbst ausgeführt oder gedanklich<br />

nachvollzogen.


4<br />

- Die Handlungen sollen vom Lernenden möglichst selbstständig geplant, ausgeführt und bewertet<br />

werden.<br />

- Diese Handlungen sollen ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen Wirklichkeit fördern, z. B. tech-<br />

nische, sicherheitstechnische, ökonomische, ökologische, rechtliche und soziale Aspekte<br />

einbeziehen.<br />

- Bei den sozialen Aspekten sollen z. B. Interessenerklärung und Konfliktbewältigung einbezogen<br />

werden.<br />

Die Umsetzung des Kompetenzmodells erfordert gleichzeitig ein erweitertes Leistungsverständnis,<br />

das mit der didaktisch-methodischen Kultur des Lernens verbunden ist und den Schülern handlungsorientiertes,<br />

entdeckendes Lernen ermöglicht.<br />

Diese neue Herangehensweise bedingt eine neue Schwerpunktsetzung bei der Leistungsförderung<br />

und Leistungsbeurteilung, wobei die Gesamtpersönlichkeit des Schülers in einem mehrdimensionalen<br />

sozialen Lernprozess in den Blick genommen werden soll.<br />

Die vom <strong>Lehrplan</strong> abgeleiteten und an den Schüler gestellten Anforderungen bilden dann die Basis<br />

der Leistungsbeurteilung, sie umfassen in verschiedenen Niveaustufen<br />

- Reproduktion in unveränderter Form<br />

- Reorganisation als Wiedergabe von Bekanntem in verändertem Zusammenhang<br />

- Transfer von Gelerntem auf vergleichbare Anwendungssituationen<br />

- Problembearbeitung<br />

Der Komplexitätsgrad und die Niveaustufen der vom Schüler zu bearbeitenden Aufgaben und die<br />

daraus abgeleiteten Beobachtungskriterien des Lehrers bestimmen die Schwerpunkte und Gewichtungen<br />

in der Bewertung.<br />

Der Unterricht im Fach Sozialwissenschaft am beruflichen Gymnasium zielt auf die grundlegende<br />

(allgemeine) Studierfähigkeit an Hochschulen und Universitäten. Dabei erfolgt eine besondere Orientierung<br />

an den fachrichtungsbezogenen Anforderungen im Studium und im späteren Berufsbereich.<br />

Es gilt daher:<br />

- fachliche Fähigkeiten, Erwartungen und Bedürfnisse der Schüler anzusprechen und sie in ihrer<br />

Persönlichkeitsentwicklung zu fördern<br />

- eine zeitgemäße Studienvorbereitung zu leisten und wissenschaftspropädeutisch zu arbeiten<br />

Das Unterrichtsfach Sozialwissenschaft orientiert sich an den Fachwissenschaften Pädagogik, Psychologie<br />

und Soziologie. Der Unterricht hat die Aufgabe, durch themen- und fachübergreifende Erarbeitung<br />

und Betrachtung von sozialwissenschaftlichen Inhalten die allgemeine Bildung zu erweitern.<br />

Die inhaltlichen Aspekte werden unter Einbeziehung der drei Fachdisziplinen ganzheitlich betrachtet<br />

und sollen ein selbstständiges Lernen ermöglichen. Die Schüler erwerben elementare Grundkenntnisse<br />

und arbeiten in exemplarischer Form mit ausgewählten wissenschaftlichen Methoden.<br />

Dabei soll nicht ein späteres Fachstudium vorweggenommen werden, vielmehr sollen die Schüler<br />

durch das Fach Sozialwissenschaft befähigt werden, ihr eigenes Erleben und Verhalten zu verstehen<br />

und sachbezogen an Diskussionen über sozialwissenschaftliche Probleme teilzunehmen.<br />

Lerngebiete und Lernziele sind verbindlich, die Reihenfolge der Umsetzung innerhalb des Schuljahres<br />

ist jedoch dem Fachlehrer freigestellt.<br />

Bei der Umsetzung der Lernziele im Unterricht sind die allgemeinen Lernziele (Punkt 4) entsprechend<br />

zu berücksichtigen.


4 Allgemeine Lernziele<br />

- Einsicht gewinnen, dass der Mensch Gegenstand sozialwissenschaftlicher Betrachtungen ist, die<br />

fachübergreifende Verfahrensweisen erfordern<br />

5<br />

- Bewusstsein entwickeln, dass Sozialwissenschaften menschliches Erleben und Verhalten in sozialen<br />

Situationen unter bestimmten Fragestellungen betrachten und mit Hilfe bestimmter Begriffe und<br />

Theorien zu erklären versuchen, ...<br />

- Bewusstsein für die Notwendigkeit von Theorienpluralität und von Wissenschaft als ständigem<br />

Diskussionsprozess entwickeln, ...<br />

- Einsicht gewinnen, dass sozialwissenschaftliche Kenntnisse eine Hilfe zur Wahrnehmung, Beschrei-<br />

bung, Beurteilung und Beeinflussung menschlichen Erlebens und Verhaltens in sozialen Situationen<br />

bieten<br />

- Bereitschaft und Fähigkeiten fördern, über die eigene Persönlichkeit zu reflektieren<br />

- Überblick über wissenschaftliche Verfahrensweisen, Möglichkeiten und Grenzen ...<br />

- weiter entwickelte Sach-, Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz


5 Stundenübersicht<br />

Lerngebiete<br />

Grundfach Klassenstufe 11<br />

Wesen der Sozialwissenschaften ca. 40 Stunden<br />

Grundlagen der menschlichen Entwicklung ca. 20 Stunden<br />

Soziale Werte, Normen<br />

als Grundlagen für das Sozialverhalten ca. 20 Stunden<br />

Kurs 12/I (Klassenstufe 12)<br />

Kognitive Prozesse und ihre Funktion ca. 40 Stunden<br />

Kurs 12/II (Klassenstufe 12)<br />

Theorien des Lernens und ihre Bedeutung für die<br />

Sozialwissenschaften ca. 40 Stunden<br />

Kurs 13/I (Klassenstufe 13)<br />

Die Persönlichkeit im sozialen Umfeld ca. 40 Stunden<br />

Kurs 13/II (Klassenstufe 13)<br />

Entwicklung des Sozialverhaltens ca. 40 Stunden<br />

unter erschwerten Bedingungen<br />

Gesamt: 240 Stunden<br />

6


6 Lerngebiete<br />

7<br />

6.1 Wesen der Sozialwissenschaften ca. 40 Std.<br />

6.1.1 Gegenstand, Aufgaben und Anwendungsgebiete der Sozialwissenschaften ca. 10 Std.<br />

Die Schüler erhalten einen Überblick über die Entstehung und Bedeutung der wissenschaftlichen Psychologie,<br />

Pädagogik und Soziologie und ihre Abgrenzung zum Alltagswissen. Sie werden mit den<br />

Aufgaben und Anwendungsgebieten der Sozialwissenschaft vertraut gemacht. Sie erwerben Kenntnisse<br />

über ausgewählte Methoden und Richtungen der Sozialwissenschaften. Die Schüler erkennen<br />

anhand ausgewählter Methoden die Bedeutung für das bewusste praktische Handeln und die Gewinnung<br />

allgemein gültiger sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Methodenkompetenz wird entwickelt<br />

durch die Herausarbeitung wesentlicher Kriterien für die fachgerechte Bearbeitung der Problematik.<br />

Die Selbstkompetenz zeigt sich in den Fähigkeiten zur kritischen Würdigung der Bedingtheit<br />

und Problematik eigener und fremder Auffassungen.<br />

Lernziele Lerninhalte<br />

Die Schüler besitzen Vorstellungen über Wissenschaftsbegriff und Gegenstand<br />

die Entstehung der Wissenschaften der Psychologie, Pädagogik und<br />

und deren Bedeutung. Soziologie<br />

Sie haben Kenntnisse über Merkmale, Funk- Beschreiben, Erklären, Verstehen des<br />

tionen und Ziele der wissenschaftlichen individuellen und sozialen Verhaltens<br />

Psychologie, Pädagogik und Soziologie und Handelns, pädagogisches Handeln<br />

in Abgrenzung zum Alltagswissen.<br />

Sie besitzen einen Überblick über:<br />

- Richtung und Methoden Techniken der sozialen Forschung im<br />

der Sozialwissenschaften Überblick, Beobachtung, Befragung und<br />

Test als Hauptmethoden<br />

- Merkmale und Kriterien wissenschaft- erfahrungswissenschaftliche Methoden:<br />

licher Methoden an ausgewählten Beobachtung, soziometrischer Test, u. a.<br />

Beispielen Methoden z. B. Befragung, Experiment<br />

geisteswissenschaftliche Methoden:<br />

z. B. Hermeneutik, Phänomenologie, Dialektik<br />

6.1.2 Das Wesen des Menschen ca. 30 Std.<br />

6.1.2.1 Soziale Interaktion und Kommunikation ca. 10 Std.<br />

Die Schüler verstehen, dass soziale Interaktion und Kommunikation Wesensmerkmale des menschlichen<br />

Lebens darstellen, weil sie die Grundlage eines jeden Zusammenlebens bilden. Sie erwerben<br />

Kenntnisse über Möglichkeiten der erfolgreichen Kommunikation und erhalten einen Überblick über<br />

Kommunikationstheorien. Die Sachkompetenz wird entwickelt durch das Verständnis korrekter fachlicher<br />

Termini, Einsichten und Zusammenhänge. Die Methodenkompetenz beinhaltet kritische Auseinandersetzung,<br />

Urteilen, Werten und Ableiten von Schlussfolgerungen.<br />

Die Schüler haben Kenntnisse über Interaktionen, Kommunikation, Regelkreis<br />

Grundlagen für das Sozialverhalten. der Kommunikation<br />

Sie besitzen einen Überblick über Bedeutung für die sozialen Beziehungen,<br />

die Theorien der Kommunikation. Störungen der Kommunikation,<br />

Grundsätze der Kommunikation nach<br />

P. Watzlawick,<br />

Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun<br />

6.1.2.2 Erziehung als soziale Interaktion und Kommunikation ca. 20 Std.<br />

Anhand der Merkmale des pädagogischen Verhältnisses wird den Schülern die Besonderheit des<br />

Erziehungsprozesses deutlich. Sie lernen, dass Erziehung beabsichtigte Enkulturations-, Sozialisations-<br />

und Personalisationshilfe leistet. Mit Hilfe naturwissenschaftlicher, sozialwissenschaftlicher und<br />

geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse führen sie den Nachweis für die Erziehungsfähigkeit und -<br />

bedürftigkeit des Menschen. Sie entwickeln ein kritisches Verständnis für die Sonderstellung des<br />

Menschen und leiten daraus Konsequenzen für die Sozialwissenschaften ab. Die Sachkompetenz<br />

wird in den themen- und fachübergreifenden Aspekten deutlich. Bei der Methodenkompetenz geht es<br />

besonders um die Erfassung des Wesentlichen und der Angemessenheit in den Darlegungen.


Lernziele Lerninhalte<br />

Die Schüler besitzen Kenntnisse über den Erziehungsbegriff, Autorität in der<br />

Erziehungsprozess als soziale Interaktion Erziehung, pädagogisches Verhältnis nach<br />

und Kommunikation und können die H. Nohl als Eigenart pädagogischen<br />

Besonderheit des pädagogischen Handelns gegenüber anderen Formen<br />

Verhältnisses erfassen. sozialen Handelns<br />

Sie haben Kenntnisse über grundlegende Sozialisation, Enkulturation, Persona-<br />

Zielperspektiven der Sozialwissenschaften. lisation, Lernen<br />

Sie sind in der Lage, den Nachweis über die Bedeutung von naturwissenschaftlichen,<br />

Erziehbarkeit und Erziehungsbedürftigkeit des sozialwissenschaftlichen und geistes-<br />

Menschen führen zu können und Verständnis wissenschaftlichen Erkenntnissen für die<br />

für die Sonderstellung des Menschen zu besitzen. Entwicklung des Menschen<br />

Sie verfügen über Fähigkeiten zur Interpretation Folgen fehlender und unzulänglicher<br />

anthropologischer Befunde für die Entwicklung Erziehung, Abhängigkeit der Entwicklung<br />

des Menschen. von psychologischen Faktoren wie Bindung,<br />

Vertrauen zu einer Bezugsperson, Wert-<br />

schätzung, Liebe<br />

8<br />

6.2 Grundlagen der menschlichen Entwicklung ca. 20 Std.<br />

Die Schüler erkennen, dass die menschliche Entwicklung weder allein durch genetische Bedingungen<br />

festgelegt ist, noch ausschließlich von Umweltfaktoren bestimmt wird. Sie können die Entwicklungsbedingungen<br />

charakterisieren und deren Wechselwirkung verdeutlichen. Den Schülern wird bewusst,<br />

dass die Entwicklung von vornherein durch unterschiedliche individuelle und soziokulturelle Bedingungen<br />

begünstigt oder auch eingeschränkt werden kann und sie leiten daraus entsprechende Konsequenzen<br />

ab.<br />

Die Methodenkompetenz wird deutlich im Urteilen, Werten und Ableiten von Schlussfolgerungen. Die<br />

Reflexion über Lösungswege und Lösungsergebnisse wird entwickelt als Ziel der Selbstkompetenz.<br />

Die Schüler besitzen Kenntnisse über die Anlage und Umwelt als Basisfaktoren für<br />

Ursachen, Bedingungen und Merkmale der Entwicklung, Merkmale und Gesetzmäßigkeiten<br />

Entwicklung des Menschen. der Entwicklung, Wachstum, Reifen und Lernen<br />

als Prozesse der Entwicklung, Selbststeuerung,<br />

Akzeleration, Retardation<br />

Sie haben Einsicht in die Gefahren Problematik der Erforschung des Zusammen-<br />

einseitiger Gewichtungen von Anlage- spiels von Anlage - Umwelt - Individuum,<br />

bzw. Umwelteinflüssen. Experimente zur Zwillingsforschung<br />

Sie besitzen Verständnis für das Zusam- Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklung,<br />

menspiel von Anlage, Umwelt und Bedingungsfeld der Erziehung,<br />

aktiver Selbststeuerung. Bedingungen, die die Entwicklung ein-<br />

schränken und begünstigen können,<br />

Schlussfolgerungen<br />

6.3 Soziale Werte, Normen und Ziele als Grundlagen für das Sozialverhalten ca. 20 Std.<br />

Die Schüler lernen, dass der Mensch als soziales Wesen wesentlich von der Gesellschaft geprägt<br />

wird, zugleich aber auch die Gesellschaft beeinflussen und verändern kann. Sie erkennen die Bedeutung<br />

und Wirkung sozialer Normen und Sanktionen als Grundlage für das Sozialverhalten. Die Sachkompetenz<br />

wird erreicht durch die Sicherheit in der Beherrschung theoretischer Kenntnisse. Die Methodenkompetenz<br />

umfasst die Angemessenheit in den Darlegungen und die Selbstkompetenz schließt<br />

die reflektierte Entwicklung von Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte ein<br />

(vergleiche Ethik).<br />

Die Schüler haben Kenntnisse über die Sozialisationsbegriff, Phasen der<br />

Sozialisation als Vergesellschaftung Sozialisation und Einflussfaktoren<br />

des Menschen.


Lernziele Lerninhalte<br />

Sie besitzen Verständnis über soziale soziale Werte und Normen sowie ihre<br />

Normen und Sanktionen als Grundlage Bedeutung, Klassifikation der Sanktionen<br />

des Sozialverhaltens.<br />

9<br />

Sie verfügen über Kenntnisse zu Gruppe als Existenzform der Gesellschaft,<br />

Prozessen der sozialen Integration. Klassifikation und Merkmale von Kleingruppen<br />

Sie besitzen Fähigkeiten, Grundbegriffe der Gruppenbildungsprozesse, Differenzierung<br />

Gruppensoziologie anzuwenden. von Rolle und Status, Einflüsse der Gruppe<br />

auf die Persönlichkeitsentwicklung<br />

Sie haben Kenntnisse über die Familie als Begriff und Funktion der Familie, Familien-<br />

Sozialinstanz. formen und –strukturen, Rollen in der<br />

Familie<br />

6.4 Kognitive Prozesse und ihre Funktionen ca. 40 Std.<br />

6.4.1 Wahrnehmung und Verhalten ca. 10 Std.<br />

Die Schüler erfahren, dass die Wahrnehmung einen Prozess darstellt, der von verschiedenen Faktoren<br />

beeinflusst wird und subjektiv ist. Dabei lernen die Schüler, dass bestimmte Gesetze und Konstanten<br />

die Wahrnehmung organisieren. Des Weiteren werden sie mit Fehlern und Störungen der Wahrnehmung<br />

vertraut gemacht und ziehen Schlussfolgerungen zu deren Ursachen. Die Sozialkompetenz<br />

umfasst hier die rationale und verantwortungsbewusste Auseinandersetzung und Verständigung mit<br />

Anderen.<br />

Die Schüler besitzen Kenntnisse über den Erklärung der physiologischen Grundlagen<br />

Prozess der Wahrnehmung und seine der Wahrnehmung, der Reizaufnahme, deren<br />

Bedeutung für das Verhalten. Verarbeitung, der Subjektivität<br />

Sie haben Wissen über individuelle und Veränderung und Beeinflussung der<br />

soziale Einflussfaktoren, Beschaffenheit Wahrnehmung durch<br />

der Sinnesorgane. - individuelle Faktoren<br />

- soziale Faktoren<br />

- Beschaffenheit der Sinnesorgane<br />

Sie haben eine Vorstellung über die Gesetze, die die Wahrnehmung strukturieren<br />

Organisation der Wahrnehmung entwickelt. z. B. Ähnlichkeit, Nähe, Geschlossenheit,<br />

Konstanzphänomene<br />

z. B. Größe, Form-Ding, Farb- und<br />

Helligkeitskonstanz<br />

Sie besitzen Kenntnisse zur Bedeutung und Begriff: soziale Wahrnehmung,<br />

Fähigkeiten zur Unterscheidung von Wahrneh- wichtige Wahrnehmungsfehler, Wirkung<br />

mungsfehlern und Wahrnehmungsstörungen. z. B. Primacy-Effekt, Halo-Effekt<br />

Ursachen und Arten von Wahrnehmungs-<br />

störungen,<br />

z. B. Halluzinationen, illusionäre Verkennung,<br />

Agnosie<br />

6.4.2 Kognitive Grundlagen des Erlebens, Verhaltens und Handelns ca. 10 Std.<br />

Die Schüler erwerben Wissen über kognitive Fähigkeiten und Funktionen. Das Verständnis der physiologischen<br />

Grundlagen versetzt die Schüler in die Lage, Funktion und Bedeutung kognitiver Fähigkeiten<br />

zu verstehen und miteinander in Zusammenhang zu bringen. Schwerpunkte der Sachkompetenz<br />

sind die fachübergreifenden Aspekte. Die Methodenkompetenz schließt größere Sicherheit<br />

und Versiertheit beim Lernen ein.<br />

Die Schüler besitzen Kenntnisse über die phy- anatomische und physiologische Grund-<br />

siologischen Grundlagen kognitiver Fähigkeiten. lagen (Sinnessystem, Nervensystem)<br />

Sie haben Wissen über Funktion und Bedeutung Sprache, Intelligenz, Denken, Kreativität,<br />

von kognitiven Fähigkeiten. Gedächtnis, Lernen


10<br />

Lernziele Lerninhalte<br />

Sie haben eine Vorstellung über das Zusammen- gegenseitige Beeinflussung,<br />

wirken der einzelnen kognitiven Fähigkeiten Zusammenhang und Funktionsweise aller<br />

und Funktionen entwickelt. kognitiver Fähigkeiten und Funktionen<br />

6.4.3 Psychische Kräfte ca. 20 Std.<br />

Die Schüler erhalten einen Überblick über Bedürfnisse, Emotionen und Motivationen, die als psychische<br />

Kräfte wirken. Sie begreifen ausgehend von Begriffsbestimmung, Entstehungs- und Erklärungsansätzen<br />

die Bedeutung und Wechselwirkung der psychischen Kräfte für den Menschen. Die Methodenkompetenz<br />

umfasst die Fähigkeit und die Bereitschaft, Lernstrategien zu entwickeln und unterschiedliche<br />

Techniken situationsgerecht und sachbezogen anzuwenden.<br />

Die Schüler besitzen Wissen über Bedürf- Begriffsbestimmung:<br />

nisse, Emotion und Motivation. Bedürfnisse, Emotion, Motivation<br />

Bedürfnispyramide (nach Maslow)<br />

Sie haben Vorstellungen über die Entstehung Entstehung von Emotion und Motivation<br />

und Erklärungsansätze von Emotion und<br />

Motivation entwickelt.<br />

Sie verfügen über Fähigkeiten zur Interpretation Angst als Beispiel für Emotion,<br />

des Gefühls Angst, ihrer Entstehung, Funktion Beschreibung der Angst, Schutzmecha-<br />

und ihren Folgen. nismus, Folgen und Bewältigung<br />

Sie haben Kenntnisse über Motivation, Aggres- Beschreibung der Aggression<br />

sion, ihre Entstehung und Schlussfolgerung. Entstehung (psychoanalytisch, Verhaltens-<br />

theorien, Kritik an Freud, Lorenz<br />

Frustrations-Aggressionstheorie (Dollard)<br />

Sie haben die Bedeutung von Emotion Wechselwirkung zwischen emotionalem,<br />

und Motivation und ihrer Wechselwirkung motivationalem und kognitivem Verhalten<br />

mit Kognitionen erkannt. am Beispiel<br />

Bedeutung für zwischenmenschliche Bezieh-<br />

ungen und die psychische und physische Ge-<br />

sundheit des Menschen (Leistungsmotivation)<br />

6.5 Theorien des Lernens und ihre Bedeutung für die Sozialwissenschaften ca. 40 Std.<br />

6.5.1 Lerntheorien ca. 20 Std.<br />

Die Schüler erfahren, dass mit Hilfe verschiedener Lerntheorien natürliche und organisierte Lernprozesse<br />

erklärt werden können. Sie erwerben Kenntnisse über behavioristische Lerntheorien, Lernen<br />

am Modell und durch Einsicht. Die Sachkompetenz umfasst themenübergreifende Aspekte zur Erziehbarkeit<br />

und Erziehungsbedürftigkeit des Menschen (vergleiche Klasse 11; 6.1.2.2).<br />

Die Schüler haben Verständnis zum Lernen im vergleiche Erziehbarkeit / Erziehungsbedürftig-<br />

Erziehungsprozess entwickelt. keit<br />

Sie besitzen Kenntnisse über verschiedene klassisches und operantes Konditionieren,<br />

Lerntheorien. Kritiken,<br />

Lernen am Modell nach Bandura, Bedeutung<br />

des Modelllernens,<br />

Lernen durch Einsicht (gestalttheoretischer<br />

Ansatz)<br />

6.5.2 Erziehungsziele, Erziehungsstile und Lernhilfen durch Erziehungsmaßnahmen ca. 20 Std.<br />

Die Schüler erhalten einen Einblick in die Methoden und Probleme der Erziehungsstilforschung. Sie<br />

entwickeln Verständnis für die eingeschränkte Verwendbarkeit der verschiedenen Konzepte der Erziehungsstilforschung<br />

für die Praxis. Anhand der Lerntheorien leiten die Schüler die Wirkungsweise<br />

von Erziehungsmaßnahmen ab. Erziehungsziele werden als bewusst gesetzte Wert- und Normvorstellungen<br />

verstanden und deren Funktion im Erziehungsprozess wird abgeleitet.<br />

Die Selbst- und Methodenkompetenz zeigt sich in der teilweise selbstständigen Erarbeitung von Inhalten<br />

und der entsprechenden didaktisch- methodischen Präsentation.


11<br />

Lernziele Lerninhalte<br />

Die Schüler haben Kenntnisse über die Funktion Erziehungsziele und ihre Bedeutung im<br />

von Erziehungszielen. Erziehungsprozess, Gefahren bei der<br />

Zielsetzung<br />

aktuelle Leitvorstellungen in der Erziehung<br />

Sie besitzen einen Überblick über ausgewählte Abgrenzung der Begriffe Erziehungsstile und<br />

Erziehungsstile, Probleme und Methoden der Verhalten<br />

Erziehungsstilforschung sowie typologisches Konzept nach K. Lewin<br />

Wissen über Merkmale, Auswirkung auf dimensionsorientiertes Konzept nach<br />

Erleben, Verhalten und Leistungsbereit- Tausch/Tausch<br />

schaft des Menschen. kritische Auseinandersetzung mit den<br />

Konzepten<br />

Sie besitzen Kenntnisse über die Wirkungs- Begriffserklärung: Erziehungsmaßnahme,<br />

weise von Erziehungsmaßnahmen als unterstützende Erziehungsmaßnahme nach<br />

beabsichtigte Lernhilfen. dem Prinzip der positiven und negativen<br />

Verstärkung<br />

vergleiche Lerntheorien<br />

6.6 Die Persönlichkeit im sozialen Umfeld ca. 40 Std.<br />

6.6.1 Persönlichkeitstheorien ca. 25 Std.<br />

Die Schüler verstehen den Begriff Persönlichkeit und können ihn vom Begriff Charakter abgrenzen.<br />

Anhand ausgewählter Persönlichkeitstheorien sind die Schüler in der Lage, die Struktur, die Dynamik<br />

und Entwicklung der Persönlichkeit zu beschreiben und zu erklären. Die Methodenkompetenz wird<br />

entwickelt durch systematisches Vorgehen und kritische Auseinandersetzung mit den Theorien. Die<br />

Selbstkompetenz zeigt sich in der Reflexion und kritischen Würdigung der verschiedenen Auffassungen.<br />

Die Schüler haben Wissen über die verschie- Begriff: Persönlichkeit, Persönlichkeits-<br />

denen Persönlichkeitstheorien und deren theorie und ihre Ziele<br />

kritische Auseinandersetzung. Typologien: z. B. klassische Temperament-<br />

lehre, neue Typologien (Kretschmar),<br />

faktorenanalytische Modelle, Persönlich-<br />

keitsmodell (Freud, Adler),<br />

personenzentriertes Modell (Rogers)<br />

6.6.2 Persönlichkeitsentwicklung außerhalb der Familie ca. 15 Std.<br />

Die Schüler erkennen, dass Erziehung und Bildung in modernen Gesellschaften in hohem Maße in<br />

Institutionen stattfindet. Sie setzen sich mit den Problemen und Aufgaben sozialpädagogischer Arbeit<br />

auseinander. Sie lernen anhand konkreter Einrichtungen methodische Handlungskonzepte kennen.<br />

Die Sachkompetenz erstreckt sich auf themenübergreifende Aspekte und soll somit größere Sicherheit<br />

sowie erhöhte Effizienz beim Lernen ermöglichen.<br />

Die Schüler besitzen Kenntnisse über Ziele und Wesen der sozialpädagogischen Arbeit,<br />

Funktionen der Sozialpädagogik. Aufgaben und Probleme<br />

Sie haben Wissen über sozialpädagogische Methoden der sozialpädagogischen Arbeit,<br />

Handlungskonzepte. Einzelhilfe, Gruppenarbeit, Gemeinwesen-<br />

arbeit<br />

Sie besitzen einen Überblick über Aufgaben und familienergänzende und –ersetzende<br />

Organisation ausgewählter Einrichtungen. Einrichtungen, z. B. Kindertagesstätte,<br />

Jugendarbeit, Heimerziehung<br />

aktuelle Leitvorstellungen in der Erziehung am<br />

Beispiel einer ausgewählten Einrichtung<br />

(vergleiche Erziehungsziele)


12<br />

6.7 Entwicklung des Sozialverhaltens unter erschwerten Bedingungen ca.40 Std.<br />

Die Schüler verstehen, dass die Persönlichkeit eines Menschen stabil, konstant oder veränderbar und<br />

wandlungsfähig ist. Sie erhalten einen Überblick über Persönlichkeitsstörungen, deren Ursachen und<br />

Äußerungsformen. Des weiteren entwickeln sie das Verständnis für die unterschiedliche Anwendung<br />

therapeutischer Interventionen. Die Sachkompetenz erstreckt sich auf korrekte fachliche Kenntnisse<br />

beim Erfassen der Thematik und die Fähigkeit zu kritischer Auseinandersetzung. In der Sozialkompetenz<br />

entwickelt sich die individuelle Bereitschaft soziale Beziehungen zu leben, Verantwortung wahrzunehmen<br />

und sozial zu handeln. Möglichkeiten der Entwicklung der Selbstkompetenz liegen im Reflektieren<br />

eigener Entwicklungsmöglichkeiten, -grenzen und -erfordernisse in Familie und Gesellschaft.<br />

Lernziele Lerninhalte<br />

Die Schüler besitzen Kenntnisse über Abgrenzung der Begriffe:<br />

Behinderungsarten und Verhaltensstörungen Beeinträchtigung, Behinderung, Störung,<br />

als Abweichungen von der Norm. Gefährdung<br />

Behinderungsarten an ausgewählten Beispielen<br />

Verhaltensstörung im körperlichen,<br />

psychischen und sozialen Bereich<br />

Sie haben Wissen über Theorien zur Erklärung Erklärung der Entstehung von Verhaltens-<br />

und Fähigkeiten zur Erkennung von Ursachen störungen aus unterschiedlicher Sichtweise<br />

von Verhaltensstörungen sowie zur - psychoanalytisch,<br />

Anwendung therapeutischer Methoden. - sozial-kognitiv, behavioristisch und<br />

soziologischer Aspekt<br />

sowie jeweils therapeutische Herangehens-<br />

weise

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