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SPEZIAL - ZoRA

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ch finde Stress toll“, – als Refe-<br />

„Irentin Sabine Schonert-Hirtz mit<br />

diesem Satz ihren Vortrag zum Th ema<br />

„Burn-out“ beginnt, hat sie alle Aufmerksamkeit<br />

im Raum. Einige Frauen<br />

lächeln; andere fassen sich an den Kopf.<br />

Was ist denn schon toll am Stress? An<br />

zu viel Stress natürlich nichts, aber ein<br />

gewisses Maß ist gut, um das Wechselspiel<br />

von Anspannung und Entspannung<br />

gut hinzubekommen. „Eigentlich ist es<br />

egal, ob Säbelzahntiger, Schwiegermutter<br />

oder Krankenkassen den Stress auslösen“,<br />

meint die Referentin, „wichtig ist,<br />

wie wir ihn in positive Energie umwandeln.“<br />

Schonert-Hirtz, selbst Medizinerin,<br />

berufstätige Frau und Mutter, weiß,<br />

wie schwierig sich dieser Ratschlag für<br />

manch eine Zuhörerin in der Weimarhalle<br />

umsetzen lassen wird. ▶<br />

<strong>SPEZIAL</strong><br />

Sonderbeilage des KompetenzNetzwerks für Frauen in der Zahnmedizin<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

unter dem Motto „Frauen nehmen die Herausforderung<br />

an“ trafen sich in diesem Jahr<br />

beim 3. Weimarer Forum für Zahnärztinnen<br />

Kolleginnen aus dem gesamten Bundesgebiet,<br />

um gemeinsam Neues zu lernen,<br />

Bekanntes aufzufrischen und bei fachlichen<br />

und betriebswirtschaftlichen Vorträgen<br />

und Workshops den Blick über den „Teller-<br />

rand“ zu wagen. Es war die Zeit, gewachsene<br />

Beziehungen in guten Gesprächen zu<br />

erneuern und neue Impulse für Kommendes<br />

zu sammeln.<br />

Erstmals weitete das <strong>ZoRA</strong>-Netzwerk seinen<br />

Blick über die Ländergrenzen hinweg und<br />

diskutierte mit Vesna Barac-Furtinger, der Vorsitzenden<br />

der ERO-Arbeitsgruppe „Women<br />

in Dentistry“ das Thema „work-live balance“.<br />

3. Weimarer Forum des KompetenzNetzwerks <strong>ZoRA</strong><br />

Kein Stress in der Goethestadt<br />

November 2011<br />

Mit dieser Ausgabe <strong>ZoRA</strong> Spezial wollen wir<br />

Ihnen einen Rückblick geben und Sie inspirieren,<br />

an Ihrem persönlichen und berufl ichen<br />

Netzwerk zu knüpfen.<br />

Herzlichst, Ihre<br />

Dr.-medic/IfMT Kerstin Blaschke, MSc<br />

Goethe hätte seine helle Freude gehabt: Frauen, so weit das Auge reicht. Zum dritten Weimarer Forum trafen sich in der<br />

Wahlheimat der Dichter und Denker Zahnärztinnen aus ganz Deutschland. Hochkarätig waren die Fachvorträge zu medizinischen<br />

und rechtlichen Themen besetzt. Es wurde heiß diskutiert und gefachsimpelt – die offene Atmosphäre des Kongresses<br />

lud in schönster goethischer Manier zum Gedankenaustausch ein.<br />

Von Sabine Schmitt // Berlin<br />

© Uwe Bumann / shutterstock.com<br />

© seaskylab / shutterstock.com


© (4) Sabine Schmitt<br />

Es war das dritte Mal, dass sich Zahnärztinnen<br />

aus ganz Deutschland in<br />

Weimar getroffen haben. Was 2008 als<br />

erster Zahnärztinnenkongress in Travemünde<br />

begonnen hat, wird seit drei<br />

Jahren vom KompetenzNetzwerk <strong>ZoRA</strong><br />

(„Zahnärztinnen organisieren Recht<br />

und Arbeit“) als „Weimarer Forum“<br />

fortgeführt. Hinter dem Forum steht<br />

eine Idee: Frauen knüpfen Kontakte,<br />

tauschen Erfahrungen aus und bilden<br />

eine Art „Mentoring“-Netzwerk, aus<br />

dem jede Teilnehmerin für ihre berufliche<br />

Lebenssituation Rat bekommen<br />

kann. „Es geht dabei vor allem darum,<br />

was wir voneinander lernen können“,<br />

sagte Dr. medic/IfM Timisoara Kerstin<br />

Blaschke, stellvertretende Bundesvorsitzende<br />

des Freien Verbandes Deutscher<br />

Zahnärzte (FVDZ) und Gründerin von<br />

<strong>ZoRA</strong>. Kontakte seien für viele Männer<br />

eine Selbstverständlichkeit und wirkten<br />

als Türöffner. „Frauen haben in dieser<br />

Hinsicht einen erheblichen Nachholbedarf“,<br />

betont Blaschke.<br />

Christa (57) und Catharina (27) Weichert, Zahnärztinnen aus Lahnstein Marie-Luise Hamburger (30), Zahnärztin aus Ranstadt (Hessen)<br />

„Christa Weichert: Ich finde die Frauenbetonung<br />

sehr gut, denn egal, zu<br />

welchem Kongress man sonst kommt,<br />

es sind meistens Männer, die etwas zu<br />

sagen haben oder etwas vorstellen. Das<br />

ist hier anders. Mir ist es wichtig, dass<br />

ich Kolleginnen kennen lerne. Die Strukturen<br />

können wir nur ändern, wenn wir<br />

auch weg von diesem Einzelkämpfertum<br />

kommen. Ich finde die Anstöße zu einer<br />

anderen „work-life-balance“ wichtig.<br />

Endlich wird das mal thematisiert.<br />

Catharina Weichert: Der Zahnarztberuf<br />

wird zwar immer weiblicher, aber<br />

Christiane Wagner (43), Oralchirurgin aus Saarbrücken, mit Tochter Mona (11)<br />

„Ich muss gestehen, ich stand dem Frauenkongress<br />

ein wenig abwartend gegenüber.<br />

Aber jetzt bin ich ganz begeistert.<br />

Die Auswahl der Themen ist toll, sie sind<br />

mit Kompetenz vorgetragen und wirklich<br />

sehr spannend. Vor allem, weil da ja<br />

auch ganz viel Zukunftsmusik drin ist.<br />

Ich finde das sehr kurzweilig. Wichtig<br />

finde ich auch den Blick über den Tellerrand<br />

unserer Profession hinaus: Der Vortrag<br />

zum Thema Herzerkrankungen bei<br />

Frauen beispielsweise war ausgesprochen<br />

das ist bei vielen noch nicht angekommen.<br />

Frauen haben zwar die besseren<br />

Abi-Noten und die besseren Examen an<br />

der Uni, aber selbst bei der Promotion<br />

rennen sie dann schon gegen die Wand.<br />

Ich habe festgestellt, dass sich die Profs<br />

da immer noch die Frage stellen: Nehme<br />

ich die, oder steigt sie bald aus und<br />

bekommt ein Kind? Das ist antiquiert.<br />

Uns Frauen fehlt da einfach noch eine<br />

Lobby. Hier in Weimar kann man sich<br />

mal austauschen. Es ist ein Schritt, um<br />

alte Strukturen zu verändern.“<br />

informativ, da konnten wir persönlich,<br />

aber auch fachlich noch einiges lernen.<br />

Und meine Tochter ist hier auch willkommen,<br />

das finde ich gut. Da guckt niemand<br />

schräg, wenn ein Kind mit im Saal sitzt.<br />

Noch besser wäre es, wenn es von vornherein<br />

ein Kinderprogramm gäbe. Da wäre<br />

man als Mutter dann etwas freier.<br />

Mona: Und ich fand auch einige Vorträge<br />

interessant. Ansonsten habe ich ein dickes<br />

Buch dabei, und Weimar habe ich mir<br />

auch angeguckt.“<br />

Frauen bald in der Überzahl<br />

In Deutschland und auch in ganz Europa<br />

steigt die Zahl der Absolventinnen<br />

der Zahnmedizin – bald wird es mehr<br />

weibliche Zahnärzte als männliche<br />

geben. Auch wenn die Probleme der<br />

Zahnärztinnen von Land zu Land variieren,<br />

so gibt es doch Grundprobleme,<br />

die über die Ländergrenzen hinweg für<br />

alle gleich sind: Die Gründung eigener<br />

Praxen, die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf und betonierte Strukturen<br />

in den entscheidenden politischen Gremien<br />

– deshalb traf der Titel des Forums<br />

„Frauen nehmen die Herausforderung<br />

an“ das Thema im Kern. „Frauen brauchen<br />

in dieser Hinsicht große Unterstützung“,<br />

betonte auch Vesna Barac-Furtinger,<br />

Vorsitzende der Arbeitsgruppe<br />

„Women in Dentistry“ der European<br />

Regional Organisation of the Fédération<br />

Dentaire Internationale (ERO).<br />

Zahnärztinnen hätten innerhalb des<br />

Berufsstandes bisher kein Netzwerk<br />

und seien viel seltener in den entscheidenden<br />

Gremien vertreten“, erläuterte<br />

die Zahnärztin aus Zagreb. „Sie müssen<br />

sich gegen die Riege der ‚old-boys networks‘<br />

abgrenzen und ihre Interessen<br />

durchsetzen.“ Erstmals warf das „Weimarer<br />

Forum“ mit dem Kontakt zur<br />

ERO auch einen Blick über die Länder-<br />

„Ich fand die Idee, einen Kongress nur für<br />

Zahnärztinnen schon zu Beginn eine echte<br />

Sensation. Deshalb bin ich auch jetzt<br />

schon das dritte Mal dabei. Den Gedanken<br />

des Netzwerks werde ich weiterführen.<br />

Gemeinsam mit einigen Kolleginnen starten<br />

wir ein regionales Netzwerk in Hessen<br />

– die Idee dazu ist natürlich in Weimar<br />

geboren worden. Ich schätze das gemeinschaftliche<br />

Miteinander und das offene<br />

Gespräch sehr. Das ist ohne Angeber-<br />

grenzen hinweg, aus dem sich eine stetige<br />

Zusammenarbeit ergeben könnte,<br />

wie <strong>ZoRA</strong>-Organisatorin Blaschke hofft:<br />

„Wir wollen da mal einen Blick über den<br />

Tellerrand wagen.“<br />

In Weimar hatten die „old-boys“-Seilschaften<br />

nichts verloren. Das Kontakteknüpfen<br />

blieb hier ganz den Frauen<br />

überlassen – durchaus ermuntert von<br />

der männlichen Führungsriege des<br />

Freien Verbandes Deutscher Zahnärz-<br />

kurz und knapp<br />

„<br />

gehabe, sondern immer einfach und ehrlich.<br />

Schade finde ich nur, dass es relativ<br />

wenige Frauen in meinem Alter sind, die<br />

sich Zeit für den Kongress nehmen, denn<br />

gerade für uns stehen ja wichtige Fragen<br />

wie die Niederlassung oder aber auch die<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf an.<br />

Aber vielleicht ist es auch gerade die Familienphase<br />

oder die Niederlassung, die jüngere<br />

Zahnärztinnen keine Zeit finden lassen,<br />

das Forum zu besuchen. „<br />

te (FVDZ): „Wenn Sie etwas erreichen<br />

wollen, müssen Sie sich selbst engagieren“,<br />

sagte der Vorsitzende des Freien<br />

Verbandes, Dr. Karl-Heinz Sundmacher,<br />

bei der Eröffnung des Kongresses.<br />

„Wir müssen alle den Weg überdenken,<br />

den wir in 50 Jahren gegangen<br />

sind, und einen neuen einschlagen.“<br />

Ermunternd zu mehr Engagement<br />

wirkte auch Dr. Ute Maier, Vorsitzende<br />

des Vorstands der Kassenzahnärztli-<br />

▶<br />

Dr.-medic/IfM Timisoara Kerstin Blaschke, Gründerin von <strong>ZoRA</strong><br />

Mehr Schlaganfälle durch<br />

Diät-Getränke<br />

Diät-Limos schmecken gut und sind<br />

kalorienarm, steigern aber das Risiko<br />

für kardiovaskuläre Ereignisse, so die<br />

Auswertung einer amerikanischen Studie.<br />

Um 48 Prozent erhöhte der häufige<br />

Konsum die Gefahr, einen Myokardinfarkt<br />

oder Schlaganfall zur erleiden<br />

– und das nach Ausschluss von Faktoren<br />

wie metabolisches Syndrom oder<br />

periphere Gefäßerkrankung. Welche<br />

Inhaltsstoffe den Anstieg bewirken, ist<br />

allerdings noch unklar.<br />

Gardener H et al, Stroke 2011 (online first)<br />

Macht Passivrauchen Kinder taub?<br />

Machen quarzende Eltern ihre Kinder<br />

taub? Zumindest schlechter hörten die<br />

1533 untersuchten Jugendlichen (zwölf<br />

bis 19 Jahre) einer Studie, wenn sie den<br />

Nikotin metaboliten Cotinin im Blut<br />

hatten – und zwar doppelt so häufig<br />

wie nichtexponierte Kinder. Als Ursache<br />

vermuten die Forscher Durchblutungsstörungen<br />

im Innenohr.<br />

Lalwani AK et al, Arch Otolaryngol Head Neck<br />

Surg. 2011, 137:655<br />

Mehr Männer durch Radioaktivität<br />

Radioaktivität begünstigt männliche<br />

Geburten. So konnten Forscher<br />

zeigen, dass nach dem Atomunfall in<br />

Tschernobyl 1986 in 39 europäischen<br />

Ländern relativ mehr Jungen zur Welt<br />

kamen und damit der langjährige Trend<br />

einer Abnahme des Jungenüberschusses<br />

durchbrochen wurde. Bereits 1963<br />

hatten die Nachwirkungen zahlreicher<br />

Atomtests, die in jenem Jahr verboten<br />

wurden, zum selben Trendwechsel in<br />

den USA und Europa geführt.<br />

Scherb H, Voigt K, Environ Sci Pollut Res 2011,<br />

18:697<br />

S | 2 S | 3<br />

© MP2 / fotolia


© VCNW / istockphoto.com<br />

kurz und knapp<br />

Kein Fingerabdruck? Da waren die<br />

Gene am Werk!<br />

Sie wird auch die „Einreiseverzögerungskrankheit“<br />

genannt und dürfte<br />

jeden Kriminellen erfreuen: Bei der<br />

Adermatoglyphie gibt es keine Fingerabdrücke.<br />

Wie es dazu kommen kann,<br />

haben jetzt israelische Forscher entdeckt:<br />

Sie fanden eine Genmutation,<br />

durch die ein die DNA schädigendes<br />

Enzym produziert wird. Zum Glück<br />

macht sich dieser Defekt nur als Entwicklungsstörung<br />

in der Haut bemerkbar,<br />

sodass Betroffene höchstens an<br />

Landesgrenzen Probleme haben, wenn<br />

man ihnen die krankhaft e Ursache ihres<br />

„Inkognitos“ nicht glauben will.<br />

Nousbeck J et al, Am J Hum Genet 2011, 89:302<br />

chen Vereinigung Baden-Württemberg,<br />

auf die Kongressteilnehmerinnen ein.<br />

„Man wird als Frau sehr unterstützt“,<br />

berichtete sie von ihren eigenen Erfahrungen<br />

– nicht ohne im selben Atemzug<br />

hinzuzufügen, dass Engagement<br />

auch immer eine Frage von Zeit ist. „Es<br />

geht darum, Lösungen zu fi nden, wie für<br />

Frauen nicht nur Kinder und Beruf, sondern<br />

auch noch standespolitisches Engagement<br />

zu vereinbaren sind“, erläuterte<br />

Maier.<br />

Auch die Männer machten eine<br />

gute Figur<br />

In den Reihen der Frauen fielen die<br />

Männer im fachlichen Teil der Tagung<br />

jedoch kaum auf. Auch wenn zum Auftakt<br />

ein Mann auf dem Podium stand:<br />

Dr. Alexander Welk von der Universität<br />

Greifswald referierte in eloquenter<br />

Hörsaalmanier über „Modernes Biofi<br />

lmmangement“. Die Lacher hatte er<br />

gleich zu Anfang auf seiner Seite, als<br />

er im Hinblick auf den Papstbesuch im<br />

nahen Erfurt mit erfreutem Blick auf<br />

die gefüllten Reihen feststellte: „Also,<br />

dass ich mal eine Alternative zum Papst<br />

sein würde, hätte ich mir auch nicht vorstellen<br />

können.“ Sein Th ema selbst war<br />

weniger amüsant, dafür ausgesprochen<br />

spannend aufb ereitet, denn wenn Welk<br />

über den „Kampf der Keime im Biofi<br />

lm“ im allerschönsten „Starwars“-Jargon<br />

spricht, lässt die Aufmerksamkeit<br />

nichts zu wünschen übrig. Sein Credo:<br />

Wir kennen die Zusammensetzung des<br />

dentalen Biofi lms noch immer nicht,<br />

wir werden den Biofi lm nicht überlisten<br />

können – Zahnreinigung ist ohne<br />

Alternative.<br />

So zeigte sich auch bei diesem mitreißenden<br />

Vortrag: Stress ist völlig in Ordnung<br />

– solange der Mensch sich damit<br />

nicht in ein Hamsterrad begibt und<br />

Schlaufen ohne Ende dreht.<br />

Vorteile nutzen!<br />

Frauen führen anders<br />

Dass sich Frauen und Männer unterscheiden, ist nicht nur bekannt, sondern auch<br />

gut so! Denn gerade in leitenden Positionen hat der weibliche Führungsstil Vorteile,<br />

gelten Frauen doch als teamorientierter und legen größeren Wert auf partnerschaftliche<br />

soziale Beziehungen am Arbeitsplatz. Eigenschaften, die gerade<br />

auch in der Führung einer zahnärztlichen Praxis von Vorteil sind.<br />

Prof. Dr. Renate Tewes // Dresden<br />

Trotz all dieser Erkenntnisse halten<br />

sich zwei Vorurteile besonders<br />

hartnäckig, nämlich dass Frauen über<br />

weniger Führungspotenzial als Männer<br />

verfügen und dass für Frauen Führungsaufgaben<br />

weniger attraktiv sind als<br />

für Männer. Diese Annahmen der Rolleninkongruenz<br />

von Frauen und Führung<br />

haben ihre Wurzeln in dem, was<br />

man auch als „Messfehler“ bezeichnen<br />

kann. Managementqualitäten werden an<br />

männlichem Verhalten gemessen, um<br />

dann festzustellen, dass Frauen Defi -<br />

zite hierin aufzeigen. Ja, logisch, wenn<br />

die Norm der Mann ist, muss die Frau<br />

hier Defi zite haben, denn sie ist ja kein<br />

Mann. Da Führungsaufgaben den Frauen<br />

sozusagen „artfremdes Verhalten“<br />

abverlangt, kommen wir also zu dem<br />

Schluss, dass dieses für Frauen weniger<br />

attraktiv ist als für Männer. Damit hätten<br />

wir die Quadratur des Kreises dann<br />

perfekt.<br />

Diesen überholten Vorstellungen widerspricht<br />

die Managementforschung und<br />

weist sogar die Vorzüge von führenden<br />

Frauen nach. Demnach sehen Frauen<br />

Macht eher als Verantwortung und<br />

weniger als Herrschaft. Sie besitzen<br />

kreatives Potenzial beim Lösen von Problemen,<br />

gehen unkonventionelle Wege,<br />

zeigen innovative Fähigkeiten und verfügen<br />

über fl exible Strategien des persönlichen<br />

Stress-Managements. Statt<br />

Familie und Beruf zu trennen, entwickeln<br />

sie zukunft sweisende Muster der<br />

Vereinbarkeit dieser beiden wichtigen<br />

Lebensbereiche.<br />

Der Umgang mit Macht<br />

Der besondere Unterschied zwischen<br />

Männern und Frauen in Führungspositionen<br />

liegt im Umgang mit der Macht.<br />

Männer nutzen ihre Macht, um sich<br />

deutlich von Nachrangigen zu distanzieren,<br />

indem sie ihre Position sichtbar<br />

▶<br />

S | 4 S | 5<br />

© MickyWiswedel / istockphoto.com<br />

kurz und knapp<br />

Küssen verboten, anfassen erlaubt?<br />

Was die Schnupfenabwehr betrifft , gilt<br />

eher das Gegenteil. Studien haben ergeben,<br />

dass die Erreger kaum eine Chance<br />

haben, sich von Mund zu Mund zu<br />

übertragen. Der mögliche Grund: Die<br />

Viren gelangen über den Speichel in den<br />

Magen und werden dort von der Magensäure<br />

abgetötet. Vorsicht dagegen beim<br />

Händeschütteln: Die Viren können auf<br />

der Haut mehrere Stunden überleben.<br />

Reibt man sich dann die Augen oder<br />

berührt seine Nase, kann das schon für<br />

die Ansteckung ausreichen.<br />

Pressemitteilung Techniker Krankenkasse<br />

Melanom: Metastasen verraten<br />

sich im Blut<br />

Wenn sich Krebsmetastasen im Blut<br />

verraten würden, wäre die Krebsmedizin<br />

einen großen Schritt weiter. Für<br />

das Melanom scheint dieser Fortschritt<br />

nun greifb ar: Forscher fanden heraus,<br />

dass in Blutproben von Patienten mit<br />

einem metastasierten Melanom sieben<br />

verschiedene Biomarker höher waren als<br />

bei Melanompatienten ohne Metastasen.<br />

Es hatten 81 Prozent der Patienten<br />

ohne Metastasen keinen einzigen erhöhten<br />

Wert, während bei 69 Prozent der<br />

Patienten mit Metastasen mindestens<br />

ein Wert erhöht war.<br />

Kluger HM et al, Clin Cancer Res 2011, 17:2417<br />

Schlafmangel macht zu optimistisch<br />

Unausgeschlafen sollte man keine riskanten<br />

Entscheidungen treff en, denn<br />

Schlafmangel aktiviert Hirnregionen,<br />

die für optimistisches Denken verantwortlich<br />

sind. Hirnanteile, die negative<br />

Erfahrungen verarbeiten, werden<br />

dagegen ausgebremst, so die Ergebnisse<br />

einer Analyse mit 29 Probanden. Ihre<br />

Hirnaktivität wurde mit funktioneller<br />

Magnetresonanztomographie (fMRT)<br />

gemessen, während sie im Spiel casino<br />

um unterschiedliche Geldsummen<br />

spielten. Bei denjenigen mit Schlafentzug<br />

war die für Optimismus zuständige<br />

Hirnregion deutlich stärker aktiviert.<br />

Venkatraman V et al, J Neurosci 2011, 10:3712<br />

© Henrik5000/ istockphoto.com


© vernonwiley / istockphoto.com<br />

machen (Türschilder, Sonderbehandlung),<br />

Wert auf ihre Titel legen und sich<br />

gern mit Statussymbolen zeigen.<br />

Frauen dagegen distanzieren sich<br />

von der Macht und verstehen ihre Position<br />

eher als Verantwortung für andere.<br />

Ihnen geht es also weniger um persönliche<br />

Profilierung, sondern sie haben<br />

eher ihre Aufgaben oder Ziele im Visier.<br />

Frauen geht es mehr darum, andere<br />

mit Macht auszustatten, als sich selbst<br />

Macht anzueignen. Sie wollen berufliche<br />

Entwicklung für alle und kämpfen. Die<br />

Fähigkeit, sich von der Macht zu distanzieren,<br />

wird im Zusammenhang mit der<br />

Selbstreflexion verstanden. Das Hinterfragen<br />

und Reflektieren der eigenen Person<br />

und des Verhaltens ist bei Frauen<br />

weit ausgeprägter als bei Männern.<br />

Bei allen Vorzügen, die der weibliche<br />

Führungsstil mit sich bringt, gibt<br />

es jedoch auch eine Reihe von Nachteilen<br />

zu den im Folgenden beschriebenen<br />

Themen, die führende Frauen überwinden<br />

sollten.<br />

Thema Delegation<br />

Frauen tun sich oft schwer, Aufgaben zu<br />

delegieren. Insbesondere dann, wenn<br />

die delegierten Tätigkeiten nicht und<br />

unbefriedigend ausgeführt wurden.<br />

Dies wird als „kalte Rückdelegation“<br />

bezeichnet und bedeutet, dass der oder<br />

die Angesprochene die Aufgabe erst mal<br />

liegen lässt oder sich selbst hilflos stellt<br />

oder lange entnervend zurückfragt.<br />

Führungsfrauen werden hier zu einer<br />

Haltung verführt, die da lautet „dann<br />

mache ich es eben selbst“. Die adäquate<br />

Reaktion auf die kalte Rückdelegation<br />

ist die klare Kommunikation der 4 Ws.<br />

Wann immer delegiert wird, sollten die<br />

4 W-Worte zur inhaltlichen Orientierung<br />

der Anweisung dienen:<br />

1. Was ist zu delegieren?<br />

2. Bis wann?<br />

3. Mit welchem Ziel?<br />

4. Wozu? (Wird der Sinn klar?)<br />

Diese Anleitung ist für Frauen deshalb<br />

gut, weil sie dazu neigen, bei ihren<br />

Anordnungen zu viel offen zu lassen<br />

und indirekt formulieren. Ganz nach<br />

dem Motto: „Würden Sie bei Gelegenheit<br />

eventuell …?“.<br />

Thema Durchsetzungsvermögen<br />

Wenn es um das Durchsetzen geht,<br />

wirkt bei Frauen häufig die eigene<br />

chronische Selbstunterschätzung als<br />

Hemmfaktor. Dabei sind insbesondere<br />

Netzwerke dazu geeignet, sich Rückendeckung<br />

zu holen oder auch eine Mentorin<br />

zu suchen, die sie um Rat ersuchen<br />

können.<br />

Wenn Frauen sich gegenüber Männern<br />

durchsetzen wollen, sollten sie<br />

einiges über die männliche Kommunikation<br />

beachten. Dabei müssen Frauen<br />

Männer nicht imitieren, wenn sie Erfolg<br />

haben wollen. Doch es schadet weit<br />

weniger als angenommen wird, wenn<br />

Frauen dann und wann männliche Verhaltensweisen<br />

einsetzen. Oft zollt man<br />

ihnen dadurch mehr Respekt.<br />

Beispielsweise unterbrechen Männer<br />

gern in Gesprächen, während Frauen<br />

andere ausreden lassen. Und Männer<br />

wechseln oft, scheinbar grundlos das Thema,<br />

während Frauen das eher ausdiskutieren.<br />

Ich möchte Frauen hier nicht zu<br />

respektlosem Verhalten ermuntern, doch<br />

gezielte Gesprächsunterbrechungen, um<br />

sich Respekt zu verschaff en, sollte jede<br />

Frau mal ausprobiert haben. Die Befürchtungen,<br />

was alles passieren könnte, wenn<br />

Frauen sich unhöflich benehmen, sind in<br />

aller Regel grundlos. Denn am häufigsten<br />

passiert gar nichts (Negatives), und im<br />

günstigsten Fall sammeln sie Punkte bei<br />

ihren Kollegen.<br />

Vorurteil gegen Teilzeitführung<br />

Da die Frau immer noch primär für die<br />

Familie und Erziehung der Kinder zuständig<br />

ist, sind Teilzeitstellen für sie oft die<br />

einzige Möglichkeit der beruflichen Verwirklichung.<br />

Und hier gilt das alte (männliche)<br />

Ideal, dass Führungskräfte immer<br />

ganztags tätig sein müssen. Somit bleibt<br />

ihnen eine leitende Position oft verwehrt.<br />

Es sei denn, sie verzichten auf eine Familie,<br />

aber auch hierbei ist der Weg in die<br />

„oberen Etagen“ für Frauen mehr als nur<br />

uneben. Das Ideal der ganztägigen Führungskraft<br />

entspringt dem typisch männlichen<br />

Machtdenken, das nicht teilen kann,<br />

sondern trennen muss. Während Frauen<br />

dagegen oft gar keine Probleme haben,<br />

sich eine Führungsposition zu teilen. Das<br />

„Jobsharing“ ist gerade für Frauen in der<br />

aktiven Familienphase äußerst attraktiv,<br />

während Männer hier eine Präsenzkultur<br />

feiern.<br />

Gerade mit dem Blick auf eine ausgewogene<br />

„work-life balance“ könnten Frauen<br />

hier zu Vorreiterinnen werden, denen auch<br />

Männer folgen. Denn zu einer bewussten<br />

und gesunden Lebensführung gehört vor<br />

allem auch ein gesunder Ausgleich zwischen<br />

Arbeit und Familie.<br />

Quelle: Tewes R (2011) Führungskompetenz<br />

ist lernbar. Springer Medizin<br />

Prof. Dr. Renate Tewes //<br />

lehrt als Professorin für Pflegewissenschaft<br />

und -Management<br />

an der Ev. Hochschule in Dresden.<br />

Als Trainerin für Führungskräfte<br />

im Gesundheitswesen ist Frau<br />

Prof. Tewes in Deutschland,<br />

der Schweiz,<br />

Großbritannien und den<br />

USA tätig.<br />

www.crown-coaching.de<br />

Zeit-Management<br />

Der Weg aus dem Hamsterrad<br />

Mehr Zeit haben: für sich, für andere, um zu leben. Die Zeit besser nutzen, ausschöpfen, bis zur letzten Minute auskosten.<br />

Man tut so, als ob Zeit Besitz wäre. Ein Besitz, den man nach Belieben vergrößern kann. Wer die Stunden und Minuten im<br />

Griff hat, der holt das meiste heraus – aus seiner Berufszeit und aus seiner Freizeit.<br />

Prof. Dr. Sven Max Litzcke // Hannover<br />

Prof. Horst Schuh // Euskirchen-Stotzheim<br />

Und weil man das glaubt, setzt man<br />

große Hoffnung in Zeitplaner, die<br />

mehr Ordnung und mehr Zeit bringen<br />

sollen. Aber: Auch die beste Planung<br />

Behalten Sie den Überblick!<br />

Um das Notwendige erledigen zu<br />

können, muss man sich des Unnötigen<br />

mit kalkuliertem Risiko entledigen.<br />

Folgende Faustregeln helfen dabei:<br />

← Vorlieben zurückstellen: In der<br />

Regel ist im Arbeitsalltag Angenehmes<br />

eher unwichtig und Wichtiges<br />

eher unangenehm. Allzu menschlich<br />

ist es, Angenehmes vorzuziehen.<br />

Hinzu tritt die Neigung, sich<br />

mit angenehmen Dingen länger als<br />

notwendig zu befassen. Auf solche<br />

Weise gerät man in eine Zeitfalle.<br />

Deshalb: das notwendige Unangenehme<br />

sofort erledigen und auf das<br />

angenehme Unnötige verzichten.<br />

und selbst perfekt geordnete Termine<br />

verschaffen keinen Überfluss an Zeit. Im<br />

Gegenteil: Das Gefühl des Gehetztseins<br />

bleibt, auch in der Freizeit. Die Frage,<br />

← Delegieren: Man kann nicht<br />

alles selbst tun. Wer versäumt zu<br />

delegieren, wird über kurz oder<br />

lang unter Zeitnot und Arbeitsüberlastung<br />

leiden. Deshalb: konsequent<br />

delegieren.<br />

← Wiedervorlagesystem: Vieles muss<br />

oder kann nicht sofort erledigt werden.<br />

Es muss zunächst unerledigt<br />

bleiben. Dieses Unerledigte darf<br />

uns jedoch nicht bei dem belasten,<br />

was wir gerade tun. Deshalb: Was<br />

noch Zeit hat, auf Termin legen.<br />

← Vorsicht vor übertriebener Perfektion:<br />

Perfektion ist sinnvoll, sofern<br />

sie sachlich geboten ist. Häufig<br />

jedoch ist Perfektion nicht sach-<br />

die sich jeder stellen sollte, lautet: Leide<br />

ich unter dem Tempo oder tue ich das<br />

nicht? Denn nicht für jeden ist ein voller<br />

Terminkalender auch eine Belastung.<br />

dienlich, weil sie überproportional<br />

Zeit und damit Geld kostet. Also:<br />

nur so viel Perfektion wie nötig!<br />

← Mut zum „Nein“: Gefordert ist der<br />

Mut zu „das nicht“ (anderes ist<br />

wichtiger), „jetzt nicht“ (das kommt<br />

erst später dran), „ich nicht“ (das<br />

ist Sache anderer) und zu „mehr<br />

nicht“ (der Zweck ist erreicht). In<br />

diesem konstruktiven „Nein“ liegt<br />

eine besonders wirksame Strategie<br />

gegen die Zeitnot und den Fluch<br />

des Unerledigten.<br />

© Devonyu / istockphoto.com<br />

S | 6 S | 7<br />

▶<br />

© loriklaszlo / shutterstock.com


© Mike Truchon / shutterstock.com<br />

Kolibri oder Schnecke?<br />

Welchem Tier würden Sie sich am ehesten<br />

zuordnen: einem Kolibri oder einer<br />

Schnecke? Kolibris werden von anderen<br />

als Hektiker beschrieben; Schnecken<br />

nerven ihre schnelleren Zeitgenossen<br />

durch ihre Langsamkeit. Um festzustellen,<br />

„wer“ Sie sind, beantworten Sie<br />

für einen ersten Überblick die folgenden<br />

Fragen:<br />

← Sie haben Ihre Armbanduhr vergessen.<br />

Macht Sie das nervös, fühlen<br />

Sie sich den ganzen Tag über unsicher?<br />

Informieren Sie sich durch<br />

ständigen Blick auf in der Umgebung<br />

verfügbare Uhren, wie spät es<br />

ist? Oder gelingt es Ihnen, manchmal<br />

die Zeit zu vergessen?<br />

← Sind Sie ein Schnellsprecher? Werden<br />

Sie ungeduldig, wenn jemand<br />

weitschweifig erzählt?<br />

← Wie nehmen Sie Ihre Mahlzeiten<br />

ein? Eher nebenbei und hastig?<br />

Wenn Sie in Gesellschaft essen,<br />

sind Sie dann als Erster fertig?<br />

← Wie schnell oder langsam gehen<br />

Sie? Haben andere das Problem<br />

mitzuhalten, oder haben Sie das<br />

Problem, mitzuhalten?<br />

← Sind Sie ein geduldiger Autofahrer?<br />

Verlieren Sie bei einem Stau<br />

die Nerven? Fluchen Sie, wenn vor<br />

Ihnen ein langsamer Fahrer den<br />

Verkehr blockiert?<br />

← Kommen Sie sich ohne Zeitpläne<br />

und Arbeitslisten nackt vor? Ist Ihr<br />

Tag bis ins Letzte verplant oder verfügen<br />

Sie noch über Zeitinseln?<br />

← Wie reagieren Sie, wenn Sie warten<br />

müssen? Fügen Sie sich in Ihr<br />

Schicksal, nutzen Sie die Wartezeit<br />

für sich oder bereitet Warten Ihnen<br />

Qualen?<br />

Wenn Sie ein Kolibri sind, stehen Sie<br />

häufig unter Zeitdruck. Problematisch<br />

wird das jedoch nur, wenn Ihr persönliches<br />

Temperament nicht mit den Anforderungen<br />

der Umwelt übereinstimmt.<br />

Schnelle Menschen brauchen einen<br />

schnellen Takt, um sich wohl zu fühlen.<br />

Was einer Schnecke zu rasant ist,<br />

ist für einen Kolibri zu langsam.<br />

Dennoch sind Sie als Kolibri stärker<br />

hektikgefährdet als eine Schnecke.<br />

Macht es Sie nervös, für das Wochenende<br />

keinen Plan zu haben? „Samstag:<br />

10.00 bis 12.00 Uhr Friseur, 13.00<br />

bis 15.00 Uhr Wohnung putzen, 16.00<br />

bis 18.00 Uhr Kaffee trinken, 20.00<br />

Uhr Konzert etc.“ Wenn Sie so planen<br />

und Ihren Zeitplaner auch privat ständig<br />

mitschleppen, sind Sie in die Falle<br />

getappt. Leben ist dann das, was passiert,<br />

während Sie Zeitplanung betreiben<br />

und Termine abarbeiten.<br />

Also, was nun? Schmeißen wir die<br />

Zeitplaner weg und schmelzen all die<br />

hübschen Smartphones ein? Nein, denn<br />

alle diese Hilfsmittel sind nützlich,<br />

wenn sie gezielt eingesetzt werden. Aber<br />

der schönste Zeitplaner nimmt einem<br />

das Denken nicht ab. Man muss selbst<br />

entscheiden, ob ein Termin die Zeit wert<br />

ist, sonst tun andere das. Zeitplanung ist<br />

ein Hilfsmittel, kein Zaubertrank.<br />

Wie plant man seine Zeit richtig?<br />

Als ersten Schritt sollten Sie sich auf<br />

die Suche nach „Zeitdieben“ machen,<br />

die sich mehr Zeit nehmen, als ihnen<br />

zusteht. Registrieren Sie einige Tage<br />

genau, womit Sie Ihre Zeit verbringen,<br />

wie wichtig das Getane ist und welche<br />

Störungen Sie von Ihrer Arbeit abhalten,<br />

zum Beispiel unangemeldete Besucher,<br />

ständige Telefonanrufe, mangelndes<br />

Delegieren, fehlende Prioritäten oder<br />

Perfektionismus.<br />

Haben Sie Ihre Zeitdiebe identifiziert,<br />

dann stellt sich die Frage nach Ihrem<br />

bereits bestehenden Zeit-Management:<br />

Wie gut ist es? Zu Ihrer persönlichen<br />

Groborientierung hilft Ihnen der Fragebogen<br />

auf der nächsten Seite.<br />

Der wichtigste Punkt bei einem funktionierenden<br />

Zeit-Management ist: Setzen<br />

Sie Prioritäten! Arbeiten Sie an<br />

wichtigen Aufgaben, prüfen Sie kritisch<br />

die dringenden. Nicht alles, was dringlich<br />

ist, ist auch wichtig. Angenommen,<br />

es erreicht Sie plötzlich die Nachricht,<br />

dass Sie in einer bestimmten Sache<br />

sofort etwas unternehmen müssen: Das<br />

tun Sie, und im Nachhinein stellt sich<br />

das Ganze als unwichtig heraus. Dies ist<br />

ärgerlich und senkt Ihre Effizienz. Wird<br />

Ihr Zeitplan von solch „dringlichen“<br />

Angelegenheiten beherrscht, arbeiten<br />

Sie nicht, Sie „werden gearbeitet“. Besonders<br />

wichtig wird Zeit-Management,<br />

wenn Sie den Eindruck haben, dauernd<br />

überlastet zu sein, wenn der Fluch des<br />

Unerledigten Sie bis in Ihre Freizeit hinein<br />

verfolgt.<br />

Aus der Tageshektik heraus übersieht<br />

man leicht, dass niemand alles auf einmal<br />

erledigen kann, sondern nur eine<br />

Sache zur Zeit. Alles andere muss so lange<br />

liegen bleiben, ohne dass ein schlechtes<br />

Gewissen oder das Gefühl eigenen<br />

Unvermögens aufkommt. Wichtig ist<br />

es, Unerledigtes wirksam auszublenden,<br />

sodass es nicht bei dem stört, was<br />

wir gerade tun. „In der Beschränkung<br />

Fragebogen: Wie gut ist Ihr Zeit-Management?<br />

Bitte kreuzen Sie bei jeder der folgenden Aussagen an, wie häufig sie auf Sie zutrifft.<br />

Fast nie (0), manchmal (1), häufig (2) oder fast immer (3).<br />

An jedem Arbeitstag reserviere ich einen Teil der Zeit für vorbereitende, planerische Arbeit ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Ich delegiere alles, was delegierbar ist ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Ich lege Aufgaben und Ziele schriftlich mit Erledigungsterminen fest ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Ich bemühe mich, jeden Vorgang nur einmal und dann abschließend zu bearbeiten ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Die wichtigsten Dinge bearbeite ich zuerst ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Ich halte den Arbeitstag von störenden Telefonanrufen,<br />

unangemeldeten Besuchern und plötzlich einberufenen Besprechungen frei ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Ich ordne die Arbeiten nach meiner Leistungskurve ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Mein Zeitplan hat Spielräume, um auf akute Probleme reagieren zu können ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Ich kann nein sagen, wenn andere meine Zeit beanspruchen wollen und ich wichtigere Dinge zu tun habe ☐ ☐ ☐ ☐<br />

Zählen Sie bitte die Punkte zusammen. Je höher Ihr Gesamtwert ausfällt, desto besser ist Ihr Zeit-Management.<br />

Bei einem niedrigen Gesamtwert lohnt es sich für Sie, an Ihrem Zeit-Management zu arbeiten.<br />

Null bis 13 Punkte: Sie betreiben kein Zeit-Management und lassen sich von anderen treiben. Es würde<br />

sich für Sie sehr lohnen, an Ihrem Zeit-Management zu arbeiten.<br />

13 bis 18 Punkte: Sie versuchen, Ihre Zeit in den Griff zu bekommen, sind aber noch nicht konsequent genug,<br />

um damit auch Erfolg zu haben. Es würde sich für Sie lohnen, an Ihrem Zeit-Management zu arbeiten.<br />

18 bis 27 Punkte: Ihr Zeit-Management ist gut bis sehr gut.<br />

Prof. Dr. Sven Max Litzcke //<br />

ist Professor für Human Resource<br />

Management und<br />

Wirtschafts psychologie<br />

an der Hochschule<br />

Hannover.<br />

sven.litzcke@<br />

fh-hannover.de<br />

{<br />

�<br />

S | 8 S | 9<br />

© Sergii Figurnyi / shutterstock.com<br />

zeigt sich der Meister“ (Goethe). Dieser<br />

Gedanke lässt sich auf das Problem der<br />

Zeitnot übertragen: Nur durch konsequente<br />

Beschränkung auf das Wesentliche<br />

lässt sich Zeitnot meistern.<br />

Quelle: Litzcke SM, Schuh H (2010) Stress,<br />

Mobbing und Burn-out am Arbeitsplatz.<br />

Springer Medizin<br />

fast nie<br />

manchmal<br />

häufig<br />

Summe<br />

fast immer<br />

0 1 2 3


Grenzen endodontischer Zahnerhaltung<br />

Zahntraumen bei Jugendlichen mit unvollständigem Wurzelwachstum sowie multimorbide Zähnen mit einer apikalen Parodontitis<br />

stellen große Herausforderungen für den Behandler dar. Meist haben diese Zähne schon einige Behandlungen<br />

hinter sich und weisen eine parodontale oder endodontische Problematik auf. Hier stellt sich oft die Frage einer adäquaten<br />

Durchführbarkeit der Wurzelkanalbehandlung.<br />

Univ.-Ass. Dr. Dr. Johannes Klimscha<br />

Univ.-Ass. Dr. Matthias Holly // Wien<br />

Im ersten Fall liegt die Schwierigkeit<br />

darin, die Apexogenese fortlaufen zu<br />

lassen oder einen Verschluss der offenen<br />

Wurzelspitze durchzuführen. Im anderen<br />

Fall liegt das Hauptaugenmerk auf<br />

Kontraindikation für die WKB<br />

laut Konsenspapier der Europäischen<br />

Gesellschaft für Endodontie<br />

(2.4.2):<br />

a) Zähne, die nicht funktionell wiederhergestellt<br />

oder restauriert werden<br />

können<br />

b) Zähne mit ungenügendem parodontalen<br />

Halt<br />

c) Zähne mit schlechter Prognose,<br />

nichtkooperative Patienten oder<br />

Patienten, bei denen eine zahnärztliche<br />

Behandlung ausgeschlossen ist<br />

d) Zähne von Patienten mit einem<br />

mangelhaften Mundgesundheitszustand,<br />

der innerhalb eines adäquaten<br />

Zeitraums nicht verbessert werden<br />

kann<br />

Quelle: Konsenspapier d. Europ. Ges. f. Endodontie<br />

(2.4.2.); Int Endod J 1994; 3: 263-276<br />

Tabelle 1<br />

einer adäquaten Desinfektion des meist<br />

sehr schwierig zu instrumentierenden<br />

Kanalsystems. In beiden Fällen werden<br />

häufig die Grenzen der Zahnerhaltung<br />

durch eine endodontische Therapie<br />

a<br />

b<br />

Fall 1 // a 46 Primär endodontische<br />

Läsion mit Beteiligung des Parodonts,<br />

Beweglichkeit Grad 2, interradikuläre<br />

Aufhellung. b Zustand 18 Monate nach<br />

adäquater Reinigung und Füllung der<br />

Kanäle<br />

a<br />

b<br />

Fall 2 // a 12 Perforation bukkal, sklerosierter<br />

Kanal. b Instrumentierung und<br />

Füllung des Kanals bis zum Apex und<br />

Verschluss der Perforation mit MTA<br />

erreicht. Um eine klare Entscheidungsfindung<br />

zu erleichtern, gibt es festgesetzte<br />

Kontraindikationen für eine Wurzelkanalbehandlung<br />

(Tabelle 1).<br />

Kontraindikationen in der Praxis<br />

Betrachtet man diese Kontraindikationen<br />

anhand der beiden Fälle 1 und 2,<br />

wäre bei jedem nach dem Punkt 2.4.2<br />

des Konsenspapiers der European<br />

Society of Endodontology (ESE) eine<br />

Fall 3 // Instrumententfernung. a Unter<br />

dem Operationsmikroskop zeigt sich<br />

eine Längsfraktur am Zahn 16. Nach<br />

Rücksprache mit Kollegen der oralchirurgischen<br />

Abteilung wäre eine<br />

Implantation nur in Kombination mit<br />

einer Knochenaugmentation durchführbar,<br />

die jedoch vom Patienten nicht<br />

gewünscht wird. Am Zahn 17 sind der<br />

p- und db-Kanal durch ein fakturiertes<br />

Instrument blockiert; der mb-Kanal<br />

erscheint im Röntgen sklerosiert. b<br />

Situation nach Extraktion von Zahn 16,<br />

begonnener Wurzelbehandlung (WB) 17<br />

und Entfernung der fakturierten Instrumente.<br />

c Situation ein Jahr nach WB 17,<br />

15 und definitiver Versorgung mittels<br />

Verblend-Metall-Keramik(VMK)-Brücke<br />

Wurzelkanalbehandlung argumentativ<br />

kontraindiziert. Alle Fälle hatten<br />

nach Punkt c eine schlechte Prognose.<br />

Der Fall 1 hatte nach Punkt b zusätzlich<br />

einen eingeschränkten parodontalen<br />

Halt. Der Fall 2 mit Perforation<br />

des Wurzelkanals wäre eigentlich nach<br />

Punkt a funktionell ohne Mikroskop<br />

und technisches Know-how nicht zu<br />

restaurieren.<br />

Prüfen wir nun den Punkt 2.4.2 des<br />

Konsensuspapiers der ESE genauer<br />

(Tabelle 1) und bezeichnen die Kontraindikation<br />

zur Wurzelbehandlung als<br />

Grenze der Durchführbarkeit der endodontischen<br />

Therapie, so müssen wir feststellen,<br />

dass die Punkte c und d genau<br />

genommen auch eine Kontraindikation<br />

für jegliche andere Behandlung, wie die<br />

Implantation und Prothetik, darstellen.<br />

Die Bezeichnung „schlechte Prognose“<br />

ist relativ und eigentlich erst nach<br />

gesetzter endodontischer Therapie zu<br />

stellen. Wie erwähnt, hatten die gezeigten<br />

Fälle eine schlechte Prognose, die<br />

jedoch nach gesetzter Therapie verworfen<br />

wurde.<br />

Absolute Kontraindikation<br />

Nur die Punkte a und b stellen eine Kontraindikation<br />

und damit eine Grenze<br />

der Möglichkeit einer endodontischen<br />

Therapie dar. Als absolute Kontraindikation<br />

der Endodontie sind anzusehen:<br />

← Wurzelfrakturen,<br />

← tief subgingival zerstörte Zähne,<br />

← Zähne mit einer geringen<br />

Restdentinstärke,<br />

← sklerosierte Kanäle mit apikaler<br />

Aufhellung,<br />

← Perforationen ohne Verschlussmöglichkeit<br />

mit „mineral trioxide<br />

aggregate“ (MTA) sowie<br />

← frakturierte Instrumente bei Vorliegen<br />

einer apikalen Aufhellung ohne<br />

Möglichkeit der orthograden oder<br />

chirurgischen Entfernung.<br />

Bei Vorliegen einer Beweglichkeit<br />

Klasse 3 ist aus endodontischer Sicht<br />

eine Wurzelkanalbehandlung ebenfalls<br />

absolut kontraindiziert. Auf diese<br />

Punkte wollen wir aber gar nicht näher<br />

eingehen, da die Grenzen einer endodontischen<br />

Therapie durch eine Missachtung<br />

der biologischen Kriterien viel<br />

eher erreicht werden.<br />

Einhaltung der biologischen<br />

Kriterien<br />

Um dem Ziel der Endodontie, der Prävention<br />

beziehungsweise der Heilung<br />

einer apikalen Parodontitis, gerecht zu<br />

werden, sollte zuallererst eine aseptische<br />

Arbeitsweise eingehalten werden. Dazu<br />

b<br />

d<br />

Fall 4 // Stiftentfernung und komplexe Kanalanatomie. a Überweisung zur Revision<br />

und Stiftentfernung an Zahn 16. Die Zähne 16, 17 zeigen insuffiziente WB, Zahn 15<br />

Resorption. b Unter dem OP-Mikroskop: Stift schonend entfernt, Fraktur ausgeschlossen,<br />

fünf Kanäle aufbereitet, gereinigt und gefüllt. c Füllröntgen. d Kontrollröntgen<br />

mit gesetztem Glasfaserstift zur weiteren definitiven Versorgung beim Überweiser<br />

S | 10 S | 11<br />

a<br />

b<br />

c<br />

a c<br />


Impressum<br />

Eigentümer und Copyright © Springer-Verlag 2011, Springer<br />

Medizin c/o Springer-Verlag GmbH, Tiergarten straße 17, 69121<br />

Heidelberg, Tel + 49 6221/487-0, www.springer.de<br />

Springer Medizin ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer<br />

Science+Business Media<br />

Beilage in „der junge zahnarzt“ 4/2011<br />

Director Zahnmedizin: Dr. Nataša Djordjević<br />

Redaktion: Susanne Redeker<br />

Layout: Arnulf Illing<br />

Druck: Stürtz GmbH, Würzburg<br />

Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen<br />

sind anhand anderer Literaturstellen oder der Packungsbeilage<br />

auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Der Verlag übernimmt keine<br />

Gewähr.<br />

Jetzt schon vormerken: Das vierte<br />

„Weimarer Forum für Zahnärztinnen“<br />

fi ndet vom 28. bis 30. September<br />

2012 statt!<br />

Freuen Sie sich auf praxisnahe<br />

Workshops, spannende Fachvorträge<br />

und natürlich viele interessante<br />

Gespräche. Seien Sie dabei und<br />

„netzwerken“ Sie mit!<br />

Weitere Informationen fi nden Sie<br />

unter:<br />

www.zora-netzwerk.de<br />

Save the date: Weimar 2012<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass der Erfolg jeglicher endodontischen<br />

Th erapie erst nach Einhaltung der dia-<br />

Fazit<br />

b<br />

d<br />

Fall 5 // Perforationsverschluss. a Patientin kommt mit starken Schmerzen im rechten<br />

Unterkiefer. In der Panoramaaufnahme zeigt sich eine Perforation der Bifurkation<br />

mit einem in den Knochen ragenden Guttapercha-Point. b Situation nach Amalgamentfernung.<br />

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte! c Kontrollröntgen nach Perforationsverschluss<br />

mit MTA. d Abschlussröntgen nach gesetztem Glasfaserstift. Die<br />

Patientin war nach der ersten Sitzung schmerzfrei<br />

zählen Maßnahmen wie die vollständige<br />

Kariesentfernung vor der Trepanation<br />

und die Entfernung einer alten undichten<br />

Füllung oder technischen Versorgung.<br />

Danach sollte die Anfertigung<br />

einer neuen Aufb aufüllung, welche das<br />

Anlegen von Koff erdam ermöglicht und<br />

zwischenzeitig einen dichten provisorischen<br />

Verschluss gewährleistet, erfolgen.<br />

Diese Vorbereitungen gewährleisten<br />

ein sauberes Arbeitsfeld während<br />

der chemomechanischen Aufbereitung<br />

des Kanalsystems, sodass während<br />

und nach der Behandlung keine<br />

unerwünschte Reinfektion der Kanäle<br />

stattfi ndet.<br />

Bezüglich der Aufbereitung gilt als<br />

entscheidendes Kriterium die Beachtung<br />

der korrekten Arbeitslänge und<br />

auch der Arbeitsweite, also das Erreichen<br />

einer adäquaten Größe der Kanalpräparation.<br />

Die Einhaltung dieser Parameter<br />

ermöglicht einerseits eine optimale Wirkung<br />

der Desinfektionsmittel im Kanal,<br />

andererseits einen adäquaten dichten<br />

Verschluss des Kanalsystems.<br />

Bei Einhaltung dieser Kriterien werden<br />

die Grenzen der endodontischen<br />

Th erapie meist erst gar nicht erreicht,<br />

und es kommt zu weniger Kompromissen<br />

in der gesamten Zahnbehandlung.<br />

a<br />

c<br />

Quelle: ZahnArzt 1/2011, Springer-Verlag<br />

GmbH, Wien<br />

gnoseabhängigen Th erapieabläufe und<br />

vor allem nur unter Berücksichtigung<br />

der biologischen Kriterien gewährleistet<br />

werden kann. Bei Einhaltung dieser<br />

Kriterien und einer ausreichenden<br />

Infektionskontrolle werden die Grenzen<br />

der endodontischen Th erapie meist gar<br />

nicht erreicht .<br />

Univ.-Ass. Dr. Dr. Johannes<br />

Klimscha //<br />

ist an der Klinischen Abteilung für<br />

Zahnerhaltung, Bernhard Gottlieb<br />

Universitätszahnklinik tätig und<br />

leitet eine Praxis in Wien.<br />

johannes.klimscha@meduniwien.ac.at

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