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16<br />

Das bisschen Haushalt… ist bei einer so großen Familie wie den Möllers beachtlich.<br />

Neben Wäschewaschen, Kochen, Kindergroßziehen schafft Annett Möller es<br />

ziemlich gelassen auch noch, einen Beruf auszuüben, ihre Ehe und viele Freundschaften<br />

zu pflegen und auch eigene Bedürfnisse wie Sporttreiben oder mal<br />

schick ausgehen.Wichtigstes Arbeitsmittel: der Familienplaner, in dem alle Aufgaben<br />

und Termine eingetragen werden.<br />

Alles eine Frage der<br />

ORGANISATION<br />

Vier Kinder, Beruf, ein Mann, der<br />

sich neben seiner Arbeit sozial<br />

und politisch engagiert, großes<br />

Haus, viele Freunde, eigene<br />

Bedürfnisse – Annett Möller<br />

kriegt das unter einen Hut. „Alles<br />

eine Frage der Organisation“, so<br />

ihr Motto.<br />

Wer Annett und Stefan Möller<br />

besuchen will, wird sie äußerst<br />

selten allein antreffen. Nesthäkchen<br />

Lukas (7) ist natürlich fast<br />

immer da, meist auch mindestens<br />

eines der drei erwachsenen Kinder,<br />

mit Partner im Schlepptau.<br />

Oft die „Großmutti“ und in der<br />

Regel hat vor einem schon<br />

jemand anderes aus dem riesigen<br />

Freundes- und Bekanntenkreis im<br />

Hochparterre des Dreifamilienhauses<br />

im Hansaviertel geklin-<br />

FAMILIE<br />

gelt. Bei Familie Möller ist immer<br />

was los. Dass dies nie in Chaos<br />

ausartet, dafür sorgt Annett Möller.<br />

Seit 27 Jahren – da wurde ihr<br />

erstes Kind geboren.<br />

„Ich war 18. Eigentlich wollte ich<br />

nicht vor Mitte 20 Kinder haben,<br />

erst mal die Ausbildung fertig<br />

machen“, sagt die schmale 1,64-<br />

Meter-Frau. Doch manchmal<br />

kommt es anders … und so setzt<br />

sie ihr Studium zur Grundschullehrerin<br />

nach der Geburt von<br />

Tochter Sophie fort. Zur Prüfung,<br />

mit 22, ist Sohn Jakob im<br />

Anmarsch, eineinhalb Jahre später<br />

Sohn Johannes. Neben dem<br />

Kinderkriegen und -erziehen<br />

absolviert sie eine Ausbildung zur<br />

Musiktherapeutin sowie zwei<br />

Studiengänge, Sozialpädagogik<br />

und Erziehungswissenschaften.<br />

Insgesamt zehn Jahre, in denen<br />

sie früh die Kinder fertig macht<br />

für Kindergarten und Schule, zur<br />

Uni geht, mittags kocht, nachmittags<br />

wieder zur Uni geht und sich<br />

abends wieder um den Nachwuchs<br />

kümmert. Ihr Mann,<br />

gelernter Kfz-Meister, kümmert<br />

sich in diesen Jahren nach der<br />

Wende intensiv um den Aufbau<br />

einer eigenen Firma. Zudem<br />

engagiert er sich ehrenamtlich in<br />

der Behindertenhilfe und im<br />

Rotary-Klub. Dass er wenig zu<br />

Hause war, ist für seine Frau „völlig<br />

in Ordnung. Er verdiente<br />

schließlich das Geld, mit dem wir<br />

so gut leben konnten.“<br />

Einen Haushalt mit kleinen Kindern<br />

zu führen, hat Annett Möller<br />

früh gelernt: Nachdem ihre sehr<br />

viel ältere große Schwester das<br />

Haus verlassen hatte, musste sie<br />

die berufstätige Mutter im Haushalt<br />

und beim Betreuen der zwei<br />

jüngeren Halbgeschwister unterstützen.„Alles<br />

eine Frage der Organisation“,<br />

sagt sie. „Klare Strukturen<br />

und Regeln müssen sein“, so<br />

ihr Konzept. Das A und O ihrer<br />

Haushaltsführung – der Familienplaner.<br />

Darin steht, wer für den<br />

Müll zuständig ist, wer den<br />

Geschirrspüler ein- und ausräumt,<br />

wer die Treppe säubert. Auch wenn<br />

eine Reinigungskraft im Haushalt<br />

hilft, müssen die Kinder Aufgaben<br />

übernehmen. „Und wer sein Zimmer<br />

nicht aufräumt, bekommt<br />

kein Taschengeld“ – da ist die Mutter<br />

der Möller-Kinder rigoros.<br />

Inzwischen läuft das Unternehmen<br />

„Reha-Technik Möller“ – und<br />

die drei Kinder sind aus dem<br />

Gröbsten raus. „Mein Mann merkte,<br />

dass er wenig von ihnen gehabt<br />

hat. Er wünschte sich noch ein<br />

Kind“ – und seine Frau willigte<br />

gern ein, unter der Bedingung,<br />

„dass wir uns die Arbeit teilen.“<br />

Sie, inzwischen Leiterin einer evangelischen<br />

Grundschule, will nach<br />

kurzem Aussetzen zurück in ihren<br />

Beruf. 2003 wird Lukas geboren,<br />

„und bevor ich wieder anfing zu<br />

arbeiten, haben wir uns alle<br />

zusammen hingesetzt und einen<br />

Plan gemacht: Einkaufen, Kochen,<br />

Wäsche, Spüler … – ich habe gnadenlos<br />

verteilt.“ Vormittags kümmert<br />

sich ihr Mann um den Jüngsten,<br />

sie, wenn Lukas aus der Kita<br />

kommt. Dennoch ist die Anfangszeit<br />

nicht leicht: Zu einer Vollzeitstelle<br />

und den vier Kindern im<br />

Haus gesellt sich eine mexikanische<br />

Austauschschülerin mit<br />

wenig Deutschkenntnissen und<br />

viel Temperament. Und stets auch<br />

der Freundeskreis, für den Möllers<br />

Haus und Garten zentrale „Begegnungsstätte“<br />

sind.<br />

„Ein offenes Haus, das haben wir<br />

immer so gewollt“, sind sich die<br />

Möllers einig. „Manchmal ist das<br />

alles ganz schön viel. Aber unsere<br />

Freunde haben uns auch sehr<br />

geholfen“, sagt Frau Möller. Indem<br />

sie ihnen etwa die Kinder abnahmen,<br />

damit die Eltern mal Zeit zu<br />

zweit verbringen konnten. Dass all’<br />

dies nur zu wuppen ist, wenn beide<br />

Ehepartner an einem Strang ziehen,<br />

ist klar. „Zwischen uns<br />

herrscht eine unausgesprochene<br />

Regel: Jeder von uns versucht, den<br />

anderen bestmöglich in seinen<br />

Wünschen zu unterstützen und<br />

nicht, sie zu verhindern. Das funktionierte,<br />

als mein Mann vor zwei<br />

Jahren beschloss, sich bei den Grünen<br />

engagieren zu wollen. Und<br />

wenn ich beschlösse, ich möchte<br />

jetzt Harfe spielen lernen, würde er<br />

mir helfen die Freiräume dafür zu<br />

schaffen.“ Wobei Harfespielen kein<br />

abstraktes Beispiel ist: „Ich fand<br />

Harfenmusik immer toll. Als Stefan<br />

und ich uns näher kamen, habe ich<br />

ihm das erzählt“, erinnert sich<br />

Annett Möller fröhlich. „Er hat<br />

gedacht: Oje, da ist nun eine, die<br />

mir wirklich gefällt. Aber Shantys,<br />

das geht gar nicht.“ Das Missverständnis<br />

hat sich zum Glück<br />

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