treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal
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12 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
dezember 2004<br />
Interview mit Rektor Prof. Dr. Andreas Geiger, Vizepräsident der HRK<br />
„Wenn Studiengebühren, dann<br />
für eine Verbesserung der Lehre“<br />
Seit 1. August 2004 ist der Rektor der <strong>Hochschule</strong>, Prof. Dr. Andreas Geiger gewählter Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK). In einem Interview äußert er sich u. a. zu aktuellen Fragen, die von den deutschen<br />
Rektoren diskutiert werden.<br />
Welche Aufgaben haben Sie als Vizepräsident der HRK?<br />
Die Vizepräsidentschaft ist verbunden mit einer konkreten<br />
Zuständigkeit für die Kommission „Neue Medien und Wissenstransfer“.<br />
Hierbei geht es insbesondere darum, die Basis<br />
für den Einsatz von neuen Informationstechnologien an den<br />
<strong>Hochschule</strong>n – und zwar in der Lehre und in der Forschung<br />
– zu verbreitern und nachhaltig abzusichern. Es gibt in diesem<br />
Kontext eine Reihe von Initiativen und Projekten, insbesondere<br />
die E-Sience-Offensive des BMBF. Hier gilt es, die<br />
HRK in diesem Netzwerk zu positionieren und der Stimme<br />
der <strong>Hochschule</strong>n Gehör zu verschaffen.<br />
Darüber hinaus ist die Vizepräsidentschaft natürlich auch<br />
eine Querschnittsaufgabe, das bedeutet die Teilhabe an allen<br />
politischen bzw. hochschulpolitischen Diskussionen und Prozessen<br />
innerhalb der HRK.<br />
Die <strong>Hochschule</strong>n erleben derzeit einen heftigen Wandel<br />
beispielsweise in der Finanzierung, der so genannten<br />
Marktausrichtung oder der Einführung neuer<br />
Abschlüsse. Man hat manchmal den Eindruck, als seien<br />
sich die Rektoren nicht einig. Was wird beispielsweise<br />
mit der Vergleichbarkeit der neuen Abschlüsse im<br />
deutschen Raum?<br />
Das Problem, das sich den <strong>Hochschule</strong>n heute stellt, ist der<br />
steigende Bedarf an qualifizierten Absolventen (vgl. hierzu<br />
die jüngste OECD-Studie) bei gleichzeitig sinkenden staatlichen<br />
Finanzzuwendungen. Hieraus erwachsen notwendigerweise<br />
Fragen nach der zukünftigen Finanzierung des<br />
Hochschulsystems – Studiengebühren sind hier eine Möglichkeit.<br />
Hinsichtlich der Einführung neuer Abschlüsse gibt es<br />
im Hinblick auf die Anerkennung der Abschlüsse zwischen<br />
den Hochschularten zwar eindeutige Beschlüsse. Dies hindert<br />
aber einzelne Gruppierungen nicht – und hier spielt die<br />
Gruppe TU 9, d. h. der Zusammenschluss von neun Technischen<br />
Universitäten, eine gewisse Vorreiterrolle – solche<br />
Übereinkünfte leider immer wieder in Frage zu stellen.<br />
Die HRK befürwortet Studiengebühren. Sind die warnenden<br />
Stimmen aus dem Osten Deutschlands zu leise<br />
gewesen?<br />
Die warnenden Stimmen aus dem Osten Deutschlands sind<br />
sicherlich nicht zu leise gewesen, aber sie sind zahlenmäßig<br />
eben zu gering, um mit den wenigen Gegnern von Studiengebürhen<br />
aus den alten Bundesländern innerhalb der HRK eine<br />
Mehrheit zu erreichen. Natürlich bleibt uns bei der generellen<br />
Zulassung von Studiengebühren die Möglichkeit, für die einzelne<br />
<strong>Hochschule</strong> zu entscheiden, ob Studiengebühren erhoben<br />
werden oder nicht. Dies beinhaltet der Beschluss der HRK<br />
ausdrücklich. Die Gefahr, die ich dann sehe, ist allerdings, dass<br />
diese <strong>Hochschule</strong>n zu <strong>Hochschule</strong>n zweiter Klasse werden.<br />
Ist es denn realistisch anzunehmen, dass der Staat den<br />
<strong>Hochschule</strong>n den erzielten Ertrag aus Studiengebühren<br />
zur freien Verfügung überlässt? Oder anders: Wie kann<br />
gesichert werden, dass die Gebühren den <strong>Hochschule</strong><br />
zugute kommen?<br />
Dies ist ja genau der generelle Einwand gegen Studiengebühren,<br />
also die Besorgnis, dass mit der Erhebung von Studiengebühren<br />
die staatlichen Zuwendungen parallel heruntergefahren<br />
werden.<br />
Der Hamburger Wissenschaftssenator Dräger schlägt in diesem<br />
Zusammenhang einen Pakt für Bildung vor, der besagt,<br />
dass die staatlichen Zuwendungen für die <strong>Hochschule</strong>n an<br />
einen bestimmten Prozentsatz des Bruttoinlandprodukts<br />
gebunden sein sollten. Dies könnte eine Lösung sein. Die bisherigen<br />
Erfahrungen z. B. mit der Erhebung von Langzeitgebühren<br />
berechtigen allerdings nicht zu konkreten Hoffnungen,<br />
da diese in verschiedenen Ländern direkt vom Finanzministerium<br />
einkassiert wurden.<br />
Man darf auch träumen: Wofür würde die <strong>Hochschule</strong><br />
die zusätzlichen Mittel einsetzen?<br />
Wenn wir zusätzliche Mittel erwirtschaften könnten und diese<br />
uns vollständig zur Verfügung ständen – unabhängig<br />
davon, ob sie aus Studiengebühren oder aus anderen<br />
Zuwendungen kommen -, sollten diese Mittel vor allen Dingen<br />
der Verbesserung der Lehre zugute kommen. Das heißt,<br />
wir sollten hiermit mehr Lehrpersonal rekrutieren, um die<br />
Betreuungsrelation zu verbessern.<br />
Darüber hinaus könnten diese Mittel aber auch verwandt<br />
werden, um den fehlenden Mittelbau in der Fachhochschule<br />
ein wenig zu kompensieren und würden somit durch die<br />
engere Verknüpfung von Forschung und Lehre letztlich der<br />
Lehre nützen.<br />
All die Arbeit als Vizepräsident erfordert viel Zeit.<br />
Kommt da – zumal in schweren Zeiten – nicht die eigene<br />
<strong>Hochschule</strong> zu kurz?<br />
Es ist in der Tat so, dass die Arbeit als Vizepräsident doch<br />
mehr Zeit erfordert, als ich dies vielleicht vorhergesehen<br />
habe. Auf der anderen Seite bin ich davon überzeugt, dass<br />
die Nähe zu den hochschulpolitischen Entscheidungsgremien<br />
sowohl grundsätzlich als auch besonders für die jeweilige<br />
Herkunftshochschule Positives mit sich bringt, da durch<br />
den direkten Informationstransfer andere Mitglieder in der<br />
<strong>Hochschule</strong> direkt in Prozesse eingebunden werden können.<br />
Und außerdem gibt es an unserer <strong>Hochschule</strong> mit den Prorektoren<br />
und einer Reihe von anderen ausgesprochen engagierten<br />
Kolleginnen und Kollegen genug Potentiale, die auch<br />
eine etwas häufigere Abwesenheit des Rektors bestens kompensieren<br />
können. Die Fragen stellte Norbert Doktor.