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„HAND UND FUSS SIND DER BESTE ARZT“ - periskop

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„Hand und Fuß sindder beste Arzt“VON MAG. NINA BENNETT, MAMag. Dr. Hans Jörg Schelling zieht im Periskop-Interview Zwischenbilanzüber seine dreijährige Tätigkeit als Vorsitzender desVerbandsvorstands im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.Dabei spricht er über finanzielle Erfordernisse,notwendige Maßnahmen und bisherige Veränderungen durch denMasterplan Gesundheit. Außerdem umreißt der gebürtige Vorarlbergerdie Rolle des Hauptverbands für das zukünftige österreichischeGesundheitssystem und erklärt, wie das Bewusstsein derMenschen für Prävention gestärkt werden kann.P: Sie sind nun seit drei Jahren als Vorsitzender des Vorstands imHauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger tätig.Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus?Schelling: Zu Beginn meiner Amtsperiode, 2009, musste derHauptverband der Bundesregierung innerhalb weniger WochenMaßnahmen vorschlagen, um 1,725 Milliarden Euro an Kostendämpfungfür die Periode von 2010 bis 2013 zu realisieren. Das waraus mehreren Gründen eine Herausforderung: Einerseits war diefehlende Zeit ein Problem, andererseits mussten Rahmenbedingungeneingehalten werden, etwa der Verzicht auf Leistungskürzungen.Beides erschwerte die Umsetzung dieser Forderung. Dochwir haben es geschafft, das Konsolidierungspapier vorzulegen.Zunächst wurden die Maßnahmen von vielen Seiten angezweifelt.Heute, drei Jahre später, hat sich herausgestellt, dass die Kostendämpfungnach aktueller Prognose um mindestens 500 MillionenEuro unterschritten werden konnte. Somit konsolidieren wir weitmehr, als uns aufgetragen wurde – und die Leistungsentwicklungwurde davon nicht beeinträchtigt. In den Jahren 2009, 2010 und2011 konnten wir positiv bilanzieren. Daherist der Weg, den wir mit der Konsolidierungbeschritten haben, durchaus als einErfolgsmodell zu bezeichnen – denn dieKonsolidierung ist ausgabenseitig kostendämpfend.In der Periode von 2012 bis2016 müssen wir unser Programm fortsetzen, da mit den Bundesländerneine sektorenübergreifende Gesamtkonsolidierung vereinbartwurde. Bis 2013 sind insgesamt 3,5 Milliarden Euro Kostendämpfungzu erzielen, unter Einbeziehung dessen, was wir schongeschafft haben. Da wir bereits Überschüsse erarbeiten konnten,sind wir zuversichtlich, dieses Ziel erreichen zu können.P: Wie steht es um den Schuldenstand der Gebietskrankenkassenaus heutiger Sicht?Schelling: Ausgangswert war 2009 ein Schuldenstand der Gebietskrankenkassenvon ungefähr 1,1 Milliarden Euro. Bis 2015 wareine Erhöhung auf 2,4 Milliarden Euro prognostiziert. Mit 31. Jänner2012 lagen wir bei einem Schuldenstand der Gebietskrankenkassenvon 299 Millionen Euro. Deshalb ist davon auszugehen, dassdie Gebietskrankenkassen bis 2013 schuldenfrei sein werden. Einzigdie Wiener GKK wird möglicherweise davon ausgenommensein, denn diese hat mit fast 600 Millionen Euro negativ gestartet.„Der entscheidende Faktor ist,dass wir nicht gespart, sonderndie Kosten gedämpft haben.“P: Welche Faktoren waren für diese Zwischenbilanz ausschlaggebend?Schelling: Dafür waren drei Faktoren ausschlaggebend: erstenseine Entschuldungsunterstützung vonseiten der Bundesregierungin der Höhe von dreimal 150 Millionen Euro, die bei uns allerdingsnur als Zinsersparnis ankommen, nicht als Kapital. Zweitens gibt esSondereffekte mit Beträgen von einmal 100 Millionen Euro undzweimal 40 Millionen Euro für den Kassenstrukturfonds. Der wirdnur dann ausbezahlt, wenn wir die Vorgaben erreichen. Drittens hatdas Konsolidierungsprogramm durch die Träger und mit denTrägern gegriffen. Wir haben jetzt drei Jahre hintereinander Überschüsseerwirtschaftet, die in Schuldentilgungen der Gebietskrankenkassenfließen. Der entscheidende Faktor ist, dass wir nicht gespart,sondern die Kosten gedämpft haben. Unsere Ausgabenwachsen weiterhin jährlich um rund zwei Prozent. Weil sie geringfügigunterhalb der Einnahmen wachsen, können wir aber positivbilanzieren.P: Welche Rolle nimmt die Entwicklung des Masterplans Gesundheitin dieser Zwischenbilanz ein?Schelling: Die Entwicklung des Masterplans Gesundheit ist einweiteres großes Projekt, welches als Zwischenbilanz darzustellenist. Es basiert darauf, dass wir als Hauptzahler die Aufgabe wahrnehmen,das Gesundheitssystem zukünftig nachhaltig zu organisierenund finanzierbar zu halten. Dazu muss man wissen, dass vomGesamtbudget der Sozialversicherungen etwa 4,6 Milliarden Euronicht beeinflussbar sind – das sind jene Zahlungen, die an die Landeskrankenanstaltenfondsgehen. Zudem glauben wir fest daran,dass es in der Gesundheit einen Paradigmenwechsel geben muss,um den Blick weg von der Krankheit hin zur Gesundheit zu lenken.Im Masterplan ist dieses Bestreben als „langes Leben bei guterGesundheit“ verankert. Dazu haben wir ein Modell skizziert, das beider Prävention über die Eigenverantwortung ansetzt und zumThema Gesundheitsförderung führt. Darüber hinaus muss dasModell die notwendigen Infrastrukturen bereitstellen, wie die Ärzteausbildung,neue Versorgungsformen oder integrierte Versorgungsprogramme.Der Masterplan beschäftigt sich zudem mit Finanzstrukturenund der Situation der Spitäler.P: Welche ersten Erfolge und Veränderungen brachte der MasterplanGesundheit bisher?Schelling: Der Masterplan war der Auslöser für zwei grundlegendeVeränderungen: Zum einen hat er die ersten Gesundheitsziele imRahmen der „Nationalen Konferenz für Gesundheitsziele“hervorgebracht. ObwohlÖsterreich ein hochentwickeltes Land ist,hatte es bisher noch keine nationalen Gesundheitsziele.Im Jahr 2012 werden wirerstmalig Rahmengesundheitsziele haben,auf deren Grundlage erforderliche Maßnahmen definiert werdenkönnen. Der zweite große Bereich, der durch den Masterplan eingeleitetwurde, ist der Dialog zur Gesundheitsreform. Es ist gelungen,auf unsere Initiative hin eine hochkarätig besetzte Steuerungsgruppezu installieren, in der jeweils zwei Vertreter des Bundes – nämlichFinanz- und Gesundheitsminister –, des Landes – der Landeshauptmannvon Oberösterreich, Dr. Josef Pühringer, und die Stadträtinfür Gesundheit und Soziales der Stadt Wien, Mag. a SonjaWehsely – sowie der Sozialversicherung – die Obfrau der WienerGebietskrankenkasse Mag. a Ingrid Reischl und meine Person –Gespräche führen. Diese Arbeitsgruppe hat mittlerweile mehrfachgetagt und inzwischen viele Aspekte diskutiert und erarbeitet. DerMasterplan Gesundheit ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber invielen seiner Ausprägungen auf einem sehr guten Weg.P: Was wurde im Rahmen dieser Arbeitsgruppe bisher erreicht?Schelling: Durch zahlreiche Diskussionen sind wir übereingekommen,einen Finanzstatus herzustellen. Dieser wurde mittlerweileweitestgehend finalisiert. Er zeigt die Entwicklung von Finanzstrukturenund mögliche Maßnahmen auf. Des Weiteren konnten wir einenVersorgungsstatus erarbeiten: Auf einer Versorgungslandkarte istersichtlich, in welchen Gebieten Über- oder Unterversorgungen bestehen.Auch der Konsolidierungspfad wurde erarbeitet. Außerdemhaben wir klare Definitionen über Zuständigkeiten auf Bundes- undLandesebene. In Zukunft wird die Planung der Versorgung anhandeines so genannten Zielsteuerungsmodells durch die Länder unddie Sozialversicherung organisiert. Dadurch werden eine bundeseinheitliche,bundesländerübergreifende, versorgungsorientierteverbindliche Planung nach homogenen Parametern mit Ausgabenobergrenzenund eine sektorenübergreifende Steuerung möglichsein. Bei den Finanzströmen sind wir noch weit auseinander, dennochzeichnet sich ein Kompromiss im Sinne eines vertraglichenVerrechnungskontos ab. >>><strong>periskop</strong>/51 [ 05 ]

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