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Operatoren – automatische elektrochemische ... - SurTec

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<strong>Operatoren</strong> Ð <strong>automatische</strong> <strong>elektrochemische</strong><br />

Proze§regelungen fŸr galvanische Elektrolyte<br />

Dr. Rolf Jansen, <strong>SurTec</strong> GmbH, Zwingenberg<br />

Ein galvanotechnisches Verfahren bestehet aus einer ma§geschneiderten<br />

Chemie, dem zugehšrigen Satz von Proze§parametern, sowie aus<br />

Methoden zur Kontrolle von beidem. Gute Verfahren unterscheiden sich<br />

von schlechten hŠufig im zuletzt genannten Punkt. Dabei ist es die Aufgabe<br />

der Fachfirmen sowohl manuelle als auch <strong>automatische</strong> Analysenund<br />

Regelungsmethoden zusammen mit ihren chemischen Verfahren zur<br />

VerfŸgung zu stellen. Sehr gute Verfahren beinhalten natŸrlich <strong>automatische</strong><br />

Methoden zur Proze§regelung.<br />

Die <strong>automatische</strong> Steuerung der physikalischen Parameter ist bereits ein<br />

integraler Bestandteil im modernen Anlagenbau. Automatische chemische<br />

und/oder <strong>elektrochemische</strong> Proze§regelungen sind komplexer,<br />

erste <strong>Operatoren</strong> zur Regelung von Zinkelektrolyten befinden sich bereits<br />

im Dauereinsatz. <strong>Operatoren</strong> fŸr andere galvanotechnische Verfahren<br />

sind bereits serienreif, weitere befinden sich noch in der Entwicklung.<br />

1 StationŠrer Zustand bei einem galvanischen Elektrolyten<br />

Galvanische Elektrolyte bestehen aus wŠ§rigen Lšsungen von Salzen des<br />

Abscheidungsmetalls, Leitsalzen, Komplexbildnern, SŠuren oder Laugen und<br />

Puffersubstanzen sowie organischen Additiven (Netzmittel und Inhibitoren).<br />

Proze§bedingt verŠndern sich die Konzentrationen der Bestandteile. Das betreffende<br />

Metall wird durch Abscheidung verbraucht. Additive, Komplexbildner,<br />

Leitsalze, Puffersubstanzen, SŠuren und Laugen werden ausgeschleppt<br />

und/oder neutralisiert. Die Komplexbildner und Additive unterliegen zusŠtzlich<br />

einem (elektro)chemischen Abbau und hinterlassen Zersetzungsprodukte, die<br />

sich anreichern kšnnen. Stšrstoffe kšnnen eingeschleppt oder auf sonstigen<br />

Wegen eingetragen werden.<br />

Bei der industriellen Erzeugung von galvanischen †berzŸgen kommt es zur<br />

Aufrechterhaltung einer gleichbleibenden QualitŠt darauf an, die Elektrolytzusammensetzung<br />

in mšglichst engen Grenzen konstant zu halten. Im Idealfall<br />

wird ein stationŠrer Zustand eingestellt in dem alle Bestandteile, die sich<br />

abreichern, kontinuierlich durch geeignete Dosierungen ergŠnzt und alle Stoffe,<br />

die sich anreichern, kontinuierlich durch entsprechende Regenerationsma§nahmen<br />

entfernt werden.


In der Praxis werden die wichtigsten Badbestandteile durch geeignete chemische<br />

bzw. physikalisch-chemische Methoden analysiert und dementsprechend<br />

geeignet konditionierte Stoffe nachdosiert. Die Dosierung organischer Additive,<br />

die im allgemeinen schlecht analysierbar sind, erfolgt proportional zur aufgewendeten<br />

Strommenge (Einheit Ah). Dazu wird der Verbrauch je Ah, einmal<br />

empirisch ermittelt und fortan mit Hilfe eines Ah-ZŠhlers nachdosiert. Die<br />

Richtigkeit der Dosierung wird regelmŠ§ig mittels Hull-Zellentests ŸberprŸft.<br />

Diese Ÿbliche Vorgehensweise trifft natŸrlich nicht ganz den Idealfall:<br />

1. Die Regelung beschrŠnkt sich immer auf eine Auswahl der Elektrolytbestandteile,<br />

da viele Substanzen analytisch sehr schwer bzw. gar nicht<br />

erfa§bar sind.<br />

2. Sie ist bestenfalls halbautomatisch, d.h. viele Schritte, wenn nicht die meisten,<br />

werden noch manuell durchgefŸhrt.<br />

3. Es handelt sich hierbei um eine diskontinuierliche Badeinstellung<br />

Die Automatisierung eines chemischen oder <strong>elektrochemische</strong>n Proze§es wird<br />

dann rentabel, wenn sich die Bedingungen schneller Šndern, als sie manuell<br />

kontrolliert werden kšnnen. Dies ist insbesondere bei Prozessen mit engem<br />

zulŠssigem Konzentrationsbereich, kleinem Badvolumen und hohem Durchsatz<br />

(Abscheidungsrate, Ein- und Ausschleppung) der Fall [1].<br />

2 Analytik, Wirkungskontrolle und Simulation<br />

Um die proze§bedingten VerŠnderungen in einem galvanischen Elektrolyten<br />

durch Dosierungen bzw. Regenerationsma§nahmen ausgleichen zu kšnnen,<br />

mu§ man zunŠchst einmal wissen was sich und in welchem Umfang es sich<br />

verŠndert hat. Beispielsweise nimmt die SchwefelsŠurekonzentration in einem<br />

sauren Kupferelektrolyten durch Ausschleppung ab. Um den stationŠren Zustand<br />

aufrechtzuerhalten mu§ man die KonzentrationsŠnderung der SchwefelsŠure<br />

pro Zeiteinheit Dc/Dt und das Badvolumen V wissen und entsprechende<br />

Mengen (m = Masse) dosieren:<br />

Diskontinuierlicher Fall:<br />

D<br />

= ×<br />

D<br />

D<br />

Þ D = ×<br />

D<br />

D<br />

m c<br />

c<br />

V<br />

m V ×D t = D c× V<br />

t<br />

t<br />

D t<br />

Man stellt also irgendwie fest, da§ z.B. in einem Volumen von V = 20000 l<br />

Elektrolyten im Zeitraum von Dt = 8 Stunden die SchwefelsŠurekonzentration<br />

um Dc = 1 g/l abgenommen hat, und dosiert alle 8 Stunden Dm = 20,8 kg<br />

96%ige SchwefelsŠure, um das Bad hinsichtlich SchwefelsŠure einzustellen.


Kontinuierlicher Fall:<br />

Man verfŸgt Ÿber eine Dosierpumpe und kennt die Dichte von 96%iger SchwefelsŠure<br />

r = 1,84 g/ml.<br />

dV dm<br />

V<br />

dt dt<br />

dc<br />

d<br />

= r = × r<br />

dt<br />

Im einfachen Beispiel kšnnte man die Dosierpumpe also auf einen Dosiervolumenstrom<br />

von dVd/dt = 23,6 ml/min einstellen. Komplizierter wir die Angelegenheit<br />

dadurch, da§ dc/dt im allgemeinen nicht konstant ist.<br />

Festzuhalten bleibt, da§ man zur Aufrechterhaltung des stationŠren Zustandes<br />

das Badvolumen und die KonzentrationsŠnderung je Zeiteinheit wissen sollte.<br />

Dagegen war von der Ausgangskonzentration cto bzw. dem Sollwert c0 bisher<br />

Ÿberhaupt nicht die Rede, und in der Tat braucht man Ausgangskonzentrationen<br />

bzw. Sollwerte fŸr den genannten Zweck eigentlich nicht.<br />

Ausgangskonzentration bzw. Sollwert kommen als Hilfsgrš§e ins Spiel, wenn<br />

man die KonzentrationsŠnderung je Zeiteinheit mittels Analytik bestimmen<br />

will, nŠmlich:<br />

Dc<br />

ct - ct0<br />

=<br />

Dt<br />

t - t0<br />

Man ermittelt also die Konzentration zum Zeitpunkt t, zieht davon die Ausgangskonzentration<br />

zum Zeitpunkt t0 ab und dividiert das Ganze durch den betreffenden<br />

Zeitraum. Der Angelegenheit wird in der Praxis hŠufig dahingehend<br />

weiter vereinfacht, da§ anstelle der Ausgangskonzentration cto der fiktive Sollwert<br />

c0 eingesetzt wird. Das Resultat darf dann aber auch nur zur Korrektur<br />

des vorliegenden Badzustandes herangezogen werden und keinesfalls zur<br />

Herleitung von allgemeinen Dosiervorschriften. Dieser Sachverhalt wird hŠufig<br />

mi§achtet und das kann zu gravierenden Fehlern fŸhren.<br />

Wenn man dagegen die KonzentrationsŠnderung je Zeiteinheit auf anderem<br />

als analytischem Wege ermittelt, braucht man sich wiederum um absolute<br />

Konzentrationsangaben und Sollwerte nicht zu kŸmmern.<br />

Warum aber sollte man die KonzentrationsŠnderung je Zeiteinheit zwecks Aufrechterhaltung<br />

des stationŠren Zustandes auf einem anderen Wege als analytisch<br />

ermitteln wollen? NatŸrlich weil die Analytik unvollkommen ist und man es<br />

sich daher Ÿberhaupt nicht leisten kann, auf andere Methoden zu verzichten.<br />

Die Alternativen zur Analytik sind Wirkungskontrolle und Simulation. Zur<br />

Auswahl der besten Variante mu§ man sich Ÿber die StŠrken und SchwŠchen<br />

der Alternativen im klaren sein.


2.1 Analytik<br />

Das Wesen der Analytik wird sehr schšn am Namen selbst klar. Der Begriff<br />

stammt aus dem 18. Jahrhundert und der Wortstamm ist das griechische<br />

analysis (ana = auf; lØein = lšsen). Auflšsen meint in diesem Zusammenhang,<br />

Zerlegen also den Elektrolyten in seine Einzelbestandteile aufzutrennen und<br />

diese zu bestimmen. Auftrennung kann dabei sowohl wšrtlich (Stichwort Trennungsgang)<br />

als auch im Ÿbertragenen Sinn (selektive Me§methode) verstanden<br />

werden. FŸr galvanotechnische Elektrolyte gibt es eine gro§e Anzahl von<br />

gŠngigen, stoffspezifischen Analysenmethoden [2]. Dennoch gibt es aufgrund<br />

der Vielzahl der mšglichen Kombinationen nicht fŸr jedes Analysenproblem<br />

auch immer eine geeignete Analysenmethode, zumal wenn man fordert, da§<br />

sie automatisierbar sein soll. So lassen sich gerade die fŸr die Abscheidungsbedingungen<br />

so wichtigen organischen Additive nur ungenŸgend quantitativ<br />

analysieren. Deren Abbauprodukte, sind nicht einmal qualitativ bekannt, sie<br />

wirken sich aber trotzdem auf das Abscheidungsergebnis aus. Wenn man mit<br />

der Analytik nicht weiterkommt greift man zur Wirkungskontrolle<br />

2.2 Wirkungskontrolle<br />

Die Hull-Zellenuntersuchung [3] ist das klassische Beispiel fŸr eine Wirkungskontrolle.<br />

Anhand einer Testabscheidung in der Hull-Zelle ist es mšglich, die<br />

wesentlichen Leistungsmerkmale und Abscheidungsbedingungen eines Elektrolyten<br />

zu erfassen. Zur Bestimmung der KonzentrationŠnderung seit der letzten<br />

Kontrolle geht man schrittweise wie folgt vor:<br />

Schritt Bemerkung<br />

1. Probenahme und erste Testbeschichtung Aufnahme des Ist-Zustandes<br />

2. †berprŸfung der Leistungsmerkmale Soll-Ist-Vergleich<br />

3. Testdosierung von Additiv X Iterative Suche nach der<br />

in die Hull-Zelle optimalen Dosis der Additive.<br />

4. Erneute Testbeschichtung Erfolg steht und fŠllt mit der<br />

richtigen Suchmethode<br />

(= Suchalgorithmus).<br />

5. Erneuter Soll-Ist-Vergleich Erfahrung ist dabei wichtig.<br />

6. Probenahme, Testdosierung aller Additive Abschlie§ende<br />

Erneute Testbeschichtung und Beurteilung Validierung<br />

7. Dosierung in das Bad schlie§liche Badeinstellung


Die Schritte 3-5 werden solange wiederholt, bis die Testabscheidung in ihren<br />

Eigenschaften das geforderte Ergebnis ergibt. Die Additivzugaben werden protokolliert,<br />

und die Untersuchung liefert am Ende das gewŸnschte Resultat,<br />

nŠmlich welche KonzentrationŠnderung zur Badeinstellung vorgenommen werden<br />

mŸssen. Die Untersuchung liefert dagegen keine direkte Aussage Ÿber die<br />

jeweiligen Konzentrationen der Additive, aber das ist ja wie bereits ausgefŸhrt<br />

zur Aufrechterhaltung eines stationŠren Zustandes auch gar nicht notwendig.<br />

Andere relevante Methoden zur Wirkungskontrolle sind die Conductometrie zur<br />

Bestimmung der ElektrolytleitfŠhigkeit und die Blasendrucktensiometrie [4] zur<br />

Messung der OberflŠchenspannung. Bei richtiger Eichung und Korrektur von<br />

Querempfindlichkeiten eignen sich diese Methoden auch zur Analyse von z.B.<br />

Leitsalzen bzw. Netzmitteln.<br />

2.3 Merkmale, Einflu§grš§en und Beziehungen<br />

In einem galvanotechnischen Elektrolyt (z.B. ein cyanidfreier alkalischer Zinkelektrolyt)<br />

werden Beschichtungen erzeugt, die eine Reihe von gewŸnschten<br />

oder unerwŸnschten Merkmalen aufweisen, an denen sich die ProduktqualitŠt<br />

festmachen lŠ§t.<br />

Merkmale Beziehungen Einflu§grš§en<br />

Metallverteilung Grundzusatz C<br />

Glanz Glanzzusatz C<br />

Glanztiefenstreuung Zinkgehalt C<br />

DuktilitŠt Natriumhydroxidgehalt C<br />

Haftfestigkeit/Flitterbildung Natriumcarbonatgehalt S<br />

Abscheidungsrate Fremdmetalle (Eisen) S<br />

Stromausbeute Stromdichte P<br />

Chromatierbarkeit Temperatur P<br />

Bewegung P<br />

C = chemischer Parameter S = Stšrfaktor P = physikalischer Parameter<br />

Die Merkmale auf der linken Seite sind auf jeden Fall die Zielgrš§e. Die Einflu§grš§en<br />

auf der rechten Seite sind so einzustellen und dann konstant zu<br />

halten, da§ die gewŸnschten Merkmale dauerhaft erreicht werden. Die physikalischen<br />

Parameter [P] kšnnen relativ gut erfa§t und geregelt werden, wenngleich<br />

auch hier zuverlŠssige Komponenten ausgewŠhlt und Kontrollmessun-


gen durchgefŸhrt werden mŸssen. Die chemischen Parameter [C] und Stšrstoffe<br />

[S] werden meist in gewissen AbstŠnden im Labor ermittelt.<br />

Die Merkmale und die Einflu§grš§en sind Ÿber ein beliebig komplexes Beziehungsgeflecht<br />

miteinander verknŸpft, das viele Querempfindlichkeiten und<br />

nichtlineare AbhŠngigkeiten enthŠlt. Die Analytik greift auf der Seite der Einflu§grš§en<br />

und die Wirkungskontrolle auf der Seite der Merkmale an. Bei beiden<br />

Vorgehensweisen kann das komplexe Beziehungsgeflecht zum Problem<br />

werden, so da§ eine Badeinstellung scheitert. So kann beispielsweise eine<br />

unbekannte Substanz die Abscheidungseigenschaften verderben obwohl alle<br />

ma§geblichen Analysenwerte korrekt eingestellt worden sind. Auf der anderen<br />

Seite wird die Hull-Zellenuntersuchung mit zunehmender Anzahl einzustellender<br />

Additive Ÿberproportional aufwendiger und kann wegen Parameterkorrelation<br />

sogar scheitern.<br />

Dem Beziehungsgeflecht lŠ§t sich allerdings mit Modellbildung und Simulation<br />

zu Leibe rŸcken. Auf diese Weise kann man Informationen Ÿber einen<br />

dynamischen Proze§ erhalten, die man weder Ÿber die Analytik noch Ÿber die<br />

Wirkungskontrolle allein gewinnen wird [5].<br />

3 Automatisierung<br />

Ziel ist die <strong>automatische</strong> Erfassung der proze§bedingten KonzentrationsŠnderungen<br />

je Zeiteinheit in einem galvanischen Elektrolyten zwecks Aufrechterhaltung<br />

des stationŠren Zustandes durch geeignete Dosierungen. Man wird bei<br />

der Automatisierung weder auf analytische Methoden noch auf die Wirkungskontrolle<br />

verzichten wollen.<br />

In zunehmendem Ma§e werden einfache chemische Kenngrš§en wie z.B. pH-<br />

Werte in der Anlage automatisch erfa§t und geregelt. Es gibt bereits Titrierautomaten,<br />

die in der Lage sind, die Badgrundwerte von galvanischen Elektrolyten<br />

zu bestimmen und damit einer <strong>automatische</strong>n Regelung zugŠnglich zu machen.<br />

Auch Online-HPLC wird teilweise angewendet.<br />

Wie bereits erwŠhnt hat der Weg der Analytik seine prinzipiellen Grenzen:<br />

¥ meist kann nur gemessen werden, wonach auch gesucht wird<br />

¥ das Ergebnis der Analysen ist nicht vollstŠndig, sie erfa§t also nicht ALLE<br />

vorhandenen Komponenten, oder aber der analytische Aufwand geht gegen<br />

unendlich<br />

¥ Wechselwirkungen werden nicht berŸcksichtigt<br />

Die organischen Additive entziehen sich einer <strong>automatische</strong>n Analytik ebenso<br />

wie der mauellen. Zudem ist trotz aller Fortschritte in der Handhabungstechnik


und Robotik sowie der computergestŸtzten Bilderkennung eine Automatisierung<br />

der Hull-Zellenuntersuchung nur schwer denkbar. FŸr die Wirkungskontrolle<br />

der Additive mu§ man also andere Wege gehen. Die Alternative sollte<br />

nach Mšglichkeit auf der Merkmalsseite ansetzen also die Abscheidungsbedingungen<br />

erfassen.<br />

3.1 Stromspannungskurve als elektronisches Hull-Zellenblech<br />

Auskunft Ÿber die Abscheidungsbedingungen eines<br />

Elektrolyten gibt auch die Stromspannungskurve.<br />

Stromspannungskurven werden in einer<br />

<strong>elektrochemische</strong>n Me§zelle mit Dreielektrodenanordnung<br />

aufgenommen. Im wesentlichen besteht<br />

sie aus einem GlasgefŠ§, das mit einer rotierenden<br />

Scheibenelektrode (RSE) als Arbeitselektrode<br />

(AE), einer Gegenelektrode (GE) und einer<br />

Bezugselektrode bestŸckt ist (Bild 1). Die Elektroden<br />

werden entsprechend dem Schema in Bild 3<br />

an einen Potentiostaten angeschlossen.<br />

An der Arbeitselektrode wird die Metallschicht kathodisch<br />

abgeschieden und nach Umpolung anodisch<br />

wieder aufgelšst, der Stromkreis schlie§t<br />

sich Ÿber die Gegenelektrode. Die Bezugselektrode<br />

dient zur Messung des Arbeitselektrodenpotentials.<br />

Der Potentiostat Ÿbernimmt die Regelung<br />

dieses Potentials auf einen gewŸnschten Wert und<br />

mi§t den dazugehšrigen Strom.<br />

Bild 1: Elektrochemische<br />

Me§zelle zur Aufnahme von<br />

Stromspannungskurven<br />

Zur Aufnahme einer Stromspannungskurve fŸr einen galvanischen Elektrolyten<br />

startet man zweckmŠ§igerweise bei einem Potential positiv vom Abscheidungspotential<br />

und fŠhrt das Potential kontinuierlich in negative Richtung. Der<br />

Strom wird in AbhŠngigkeit vom jeweiligen Potential aufgezeichnet. Bild 2<br />

zeigt solche Kurven, die in cyanidfreien alkalischen Zinkelektrolyten [6] aufgenommen<br />

wurden.<br />

Beim Start bei -900 mV gegen die Wasserstoffelektrode flie§t noch kein Strom,<br />

d.h. es findet noch keine <strong>elektrochemische</strong> Reaktion statt. Das Potential wird<br />

langsam in negative Richtung gefahren, bei -1300 mV beginnt die Zinkabscheidung.<br />

Die Kurve, die im Elektrolyten ohne Additive aufgenommen wurde steigt<br />

steil an und erreich schlie§lich den Diffusionsgrenzstrom. Dieser Sachverhalt<br />

macht sich auf einem Hull-Zellenblech als Anbrennung (oberes Blech in Bild 2)<br />

bemerkbar. In den Stromspannungskurven, die in den Elektrolyten mit Additi-


ven aufgenommen wurden, wird erst sehr viel spŠter der Diffusionsgrenzstrom<br />

erreicht. An dem sehr flachen Verlauf der Kurve mit <strong>SurTec</strong> 704 zeigt sich zudem<br />

die hervorragende Metallverteilung desjenigen Elektrolyten. Der Potentialdurchlauf<br />

wird bei -1700 mV umgekehrt; im RŸcklauf ist der Stromverlauf<br />

Šhnlich wie beim Hinlauf. Jenseits von -1300 mV wechselt der Strom in den<br />

anodischen Bereich, d.h. das zuvor abgeschiedene Zink lšst sich wieder auf.<br />

Am Ende ist die rotierende Goldscheibe wieder blank und steht ohne weitere<br />

Behandlung fŸr die nŠchste Messung zur VerfŸgung.<br />

I/mA<br />

USHE /mV<br />

0<br />

-1700 -1500 -1300 -1100 -900<br />

Bild 2: Zyklische Stromspannungskurven an einer rotierenden Scheibenelektrode,<br />

20 mV/s, 1600 U/min, cyanidfreier alkalischer<br />

Zinkelektrolyt (10 g/l Zn, 120 g/l NaOH)<br />

ohne Additiv herkšmmliches Additiv Additiv der 3. Generation<br />

<strong>SurTec</strong> 702 <strong>SurTec</strong> 704<br />

Die Stromspannungskurve enthŠlt alle Informationen (Metallverteilung, Stromausbeute,<br />

Anbrennungsgrenze, Glanzgrad), die auch ein Hull-Zellenblech enthŠlt,<br />

allerdings in mathematisch auswertbarer Form. Dieser Informationsgehalt<br />

lŠ§t sich durch Vergleich mit der Soll-Stromspannungskurve erschlie§en.<br />

160<br />

120<br />

80<br />

40<br />

-40


3.2 <strong>Operatoren</strong>konzept<br />

3.2.1 Wirkungskontrolle der organischen Additive<br />

€hnlich wie bei der normalen Hull-Zellenuntersuchung, bei der durch Testdosierungen<br />

und Vergleich der erhaltenen Hull-Zellenbleche festgestellt wird, ob<br />

und wieviel der Additive benštigt werden, funktioniert auch die Untersuchung<br />

und die Badeinstellung auf der Basis von Stromspannungskurven. In Bild 3 ist<br />

schematisch der Aufbau einer entsprechenden Me§einrichtung dargestellt.<br />

RSE<br />

Elektrolytausla§<br />

Elektrolyteinla§,<br />

Steuerung Ÿber Magnetventil<br />

BE<br />

AE<br />

GE<br />

Potentiostat<br />

Mikrodosiereinrichtungen<br />

Zusatz 1 Zusatz 2 Zusatz 3 Zusatz 4<br />

Bild 3: Prinzipskizze mit <strong>elektrochemische</strong>r Me§zelle mit Dreielektrodenanordnung<br />

und Potentiostat zur Aufnahme von Stromspannungskurven und ferner mit<br />

Microdosiereinrichtungen und Steuerungscomputer<br />

Das dargestellte System kann einen Elektrolyten vollautomatisch hinsichtlich<br />

der organischen Additive einstellen. In vollkommener Analogie zur Hull-Zellenuntersuchung<br />

fŸhrt es dabei folgende Schritte aus:


Schritt Bemerkung<br />

1. Probenahme und Aufnahme einer<br />

ersten Stromspannungskurve<br />

Aufnahme des Ist-Zustandes<br />

2. Vergleich mit der Soll-Kurve (Bild 4) Soll-Ist-Vergleich<br />

3. Testdosierung von Additiv X Iterative Suche nach der<br />

in die Testzelle optimalen Dosis der Additive.<br />

4. Neue Stromspannungskurve unter Verwendung eines<br />

mathematischen<br />

5. Erneuter Vergleich mit der Soll-Kurve Suchalgorithmuses<br />

6. Probenahme, Testdosierung aller Additive Abschlie§ende<br />

Neue Stromspannungskurve und<br />

Vergleich mit der Sollkurve<br />

Validierung<br />

7. Dosierung in das Bad schlie§lich Badeinstellung<br />

Ein Computerprogramm steuert die gesamte Messung, die BefŸllung und Leerung<br />

der Zelle, die Testdosierung der Additive, fŸhrt den Soll-Ist-Vergleich<br />

durch, rechnet schlie§lich das Ergebnis auf die Badgrš§e um und gibt einen<br />

entsprechenden Befehl an die Dosierpumpen (Bild 3).<br />

Ist-Zyklovoltammogramm<br />

Soll-Zyklovoltammogramm<br />

-1800<br />

U SHE /mV<br />

-1600 -1400 -1200 -1000 -800<br />

0,0<br />

-600<br />

Differenzkurve<br />

I/A<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

Summation<br />

(Ist-Soll)2<br />

c 2<br />

=<br />

2<br />

å ( Ik, ist -Ik,<br />

soll )<br />

k<br />

= 0, 00043 » 6 %<br />

Bild 4: Beim Soll-Ist-Vergleich wird die Differenzkurve berechnet und die Summe<br />

der Abweichungsquadrate c2 wird daraus gebildet.


Der Untersuchungs-/Einstellungszyklus wird in regelmŠ§igem Zeitabstand, der<br />

sich nach dem Durchsatz in der galvanischen Anlage richtet, automatisch wiederholt.<br />

3.2.2 Wirkungskontrolle der ElektrolytleitfŠhigkeit<br />

Die ElektrolytleitfŠhigkeit spielt in den meisten galvanotechnischen Elektrolyten<br />

eine wesentliche Rolle im Hinblick auf Metallverteilung und Stromausbeute. In<br />

vielen FŠllen sind bestimmte Salze, SŠuren oder Laugen ma§geblich fŸr die<br />

ElektrolytleitfŠhigkeit verantwortlich:<br />

¥ Kaliumchlorid beim sauren Zinkelektrolyten<br />

¥ SchwefelsŠure beim sauren Kupferelektrolyten und beim Zinnelektrolyten<br />

¥ Natronlauge oder Kalilauge bei alkalischen Zinkelektrolyten<br />

Bei dieser Gruppe von Elektrolyten ist es sinnvoll, die ElektrolytleitfŠhigkeit<br />

mittels Wirkungskontrolle zu regeln, denn die Zielgrš§e ist die LeitfŠhigkeit und<br />

die Konzentration des Leitelektrolyten ist nur Mittel zum Zweck. Die ElektrolytleitfŠhigkeit<br />

kann in einfacher Weise in der <strong>elektrochemische</strong>n Me§zelle<br />

(BildÊ1) des Operators gemessen werden.<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

t/ms<br />

-50<br />

-100<br />

I/mA U/mV<br />

Potentialsprung<br />

um -1210 mV<br />

Stromantwort<br />

von -103,8 mA<br />

G el = 103,8 mA/1210 mV = 85,8 mS<br />

Bild 5: Chronoamperometrie zur Bestimmung der ElektrolytleitfŠhigkeit.<br />

-400<br />

-600<br />

-800<br />

-1000<br />

-1200<br />

-1400<br />

-1600<br />

-1800


Dazu wird ein negativer Potentialsprung auf die Arbeitselektrode aufgeprŠgt,<br />

und es wird zeitaufgelšst die Stromantwort gemessen (Bild 5). In den ersten<br />

µs wird die DoppelschichtkapazitŠt der Arbeitselektrode aufgeladen und der<br />

Strom ist nur durch den Elektrolytwiderstand begrenzt. Die LeitfŠhigkeit ergibt<br />

sich dann als Kehrwert des Widerstandes aus dem Ohm«schen Gesetz. Eine<br />

Messung dauert 40 ms und wird zur Verbesserung der Genauigkeit 100mal<br />

wiederholt, so da§ innerhalb von 4 s ein ziemlich exakter Me§wert vorliegt anhand<br />

dessen der Operator dann den Leitelektrolyten dosiert.<br />

Bei anderen Elektrolyttypen Ÿbernimmt das Salz des Abscheidungsmetalls<br />

auch die Funktion der ElektrolytleitfŠhigkeit:<br />

¥ Nickelchlorid und Nickelsulfat beim Watt«schen Nickelelektrolyten<br />

¥ ChromsŠure beim sechswertigen Chromelektrolyten<br />

In diesen FŠllen kann die Messung der ElektrolytleitfŠhigkeit zusammen mit<br />

weiteren Me§methoden z.B. Photometrie zur Analyse herangezogen werden.<br />

3.2.3 Zink<strong>Operatoren</strong> im praktischen Einsatz<br />

Je nach Elektrolyttyp sind die <strong>Operatoren</strong> mit weiteren Analysenmethoden und<br />

spezifischen Einrichtungen ausgestattet. Der Operator fŸr das cyanidfreie alkalische<br />

Zinkverfahren kann anhand eines Peaks in einer auf geeignete Weise<br />

gemessenen Stromspannungskurve den Zinkgehalt bestimmen (Bild 7). Der<br />

ZinkOperator steuert entsprechend der Zinkanalyse die Pumpe zwischen Zinklšseabteil<br />

und den Verzinkungszellen [7, 8, 9]. Auf Wunsch kann der ZinkOperator<br />

die gesamte Steuerung des Zinklšseabteils Ÿbernehmen.<br />

FŸr die <strong>automatische</strong> Proze§regelung des alkalischen cyanidfreien Zinkverfahrens<br />

befinden sich seit etwa zwei Jahren drei Zink<strong>Operatoren</strong> [10, 11] im<br />

praktischen Einsatz, und zwei weitere werden im FrŸhjahr 2002 in Betrieb genommen.<br />

Diese Ÿberwachen und korrigieren sowohl die Badgrundwerte als<br />

auch die Additivkomponenten des Verfahrens. SŠmtliche Badkomponenten<br />

werden im ZinkOperator Ÿber <strong>elektrochemische</strong> Messungen bestimmt. Die Genauigkeit<br />

der Zinkanalyse erwies sich hierbei in der Anfangsphase als problematisch,<br />

da die Messung (Bild 7) sehr empfindlich sowohl auf die AktivitŠt der<br />

Me§elektrode als auch auf die Elektrolyttemperatur reagiert und sich deshalb<br />

die Auswertung schwieriger gestaltete, als zunŠchst erwartet. Mittlerweile wurde<br />

diese Me§ungenauigkeit der Zinkanalyse durch eine zusŠtzliche Temperaturmessung<br />

und die <strong>automatische</strong> Kalibrierung mit einer Eichlšsung bekannten<br />

Zinkgehaltes auf eine Abweichung von ± 0.5 g/l verbessert. Die in Bild 8 dargestellte<br />

Regelkarte zeigt die Abweichungen der Zinkanalysen des ZinkOperators<br />

gegenŸber einer jeweiligen na§chemischen Analyse.


U/mV<br />

-2000 -1800 -1600 -1400 -1200 -1000 -800 -600<br />

0<br />

-400<br />

-1350 -1300 -1250<br />

0<br />

I/mA<br />

Bild 7: Der Zinkgehalt wird Ÿber einen Peak in der Stromspannungskurve bestimmt.<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

Abweichung<br />

Zinkanalyse<br />

in g/l<br />

-1,0<br />

Produktionstage<br />

-1,5<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55<br />

Bild 8: Abweichungen der Zinkanalyse des ZinkOperators von na§chemischen<br />

Kontrollanalysen.<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

30<br />

20<br />

10<br />

-10<br />

-20


FŸr cyanidfreie alkalische Zinkverfahren sind Abweichungen im Zinkgehalt von<br />

± 1 g/l tragbar. Der ZinkOperator hŠlt anhand seiner Analysen den fŸr den jeweiligen<br />

Anwendungsfall definierten Sollzinkgehalt durch <strong>automatische</strong> Nachdosierung<br />

von Zinkkonzentratlšsung aus dem Lšseabteil konstant. Anhand der<br />

chronoamperometrischen Messung der ElektrolytleitfŠhigkeit (vgl. Kapitel<br />

3.2.2) wird flŸssige Natron- bzw. Kalilauge nachdosiert.<br />

BezŸglich der Additivkomponenten (vgl. Kapitel 3.2.1) arbeitet das System<br />

sehr stabil. Sowohl die Schichteigenschaften (hier sind vor allem DuktilitŠt, Metallverteilung<br />

und Glanzgrad entscheidend) sowie die Abscheidungsrate sind<br />

seit Beginn der <strong>automatische</strong>n Proze§regelung konstant geblieben, d.h. hier ist<br />

weder eine †berdosierung noch ein Additivmangel aufgetreten.<br />

Der Wartungsaufwand seitens des Anwenders beschrŠnkt sich auf das regelmŠ§ige<br />

Kontrollieren und AuffŸllen der Additivvorratsflaschen der Microdosiereinrichtungen<br />

im ZinkOperator sowie des BehŠlters fŸr die Eichlšsung der<br />

Zinkanalyse. Die Me§elektrode bedarf einer Wartung im Abstand von 2-4<br />

Monaten (abhŠngig von der Produktionszeit pro Tag), wobei ein Schleifkontakt<br />

gereinigt bzw. ausgetauscht werden mu§.<br />

3.2.4 KupferOperator steuert sauren Kupferelektrolyten<br />

FŸr gleichbleibende Abscheidungsbedingungen und daraus resultierende<br />

Schichteigenschaften, wie HŠrte und DuktilitŠt, mŸssen im sauren Kupferelektrolyten<br />

sŠmtliche Komponenten in sehr engen Grenzen konstant gehalten<br />

werden. Der KupferOperator regelt hierzu den Elektrolyten im Hinblick auf<br />

Kupfer, SchwefelsŠure, Chlorid und die organischen Additive [12].<br />

Auch beim KupferOperator werden die Additive anhand von Stromspannungskurven<br />

(Bild 9) wirkungskontrolliert (vgl. Kapitel 3.2.1). Im Me§zyklus des<br />

KupferOperators werden auch die Badgrundwerte ŸberprŸft. FŸr die LeitfŠhigkeit<br />

des Elektrolyten ist im wesentlichen die SchwefelsŠurekonzentration verantwortlich.<br />

Ein registriertes Absinken der LeitfŠhigkeit wird daher durch die<br />

Nachdosierung von SchwefelsŠure ausgeglichen. Der Kupfergehalt wird durch<br />

eine Photometersonde ermittelt. Hier wird die Eigenfarbe des sauren Kupferelektrolyten<br />

genutzt, was die Bestimmung des Metallgehaltes im Vergleich<br />

zum alkalischen Zinkverfahren wesentlich erleichtert. Zur Bestimmung des<br />

Chloridgehaltes wird das Signal der anodischen Chloridoxidation im positiven<br />

Potentialbereich jenseits der Kupferauflšsung ausgewertet.<br />

Alle VorgŠnge werden protokolliert und ausgedruckt, so da§ eine stŠndige<br />

Dokumentation des tatsŠchlichen Badzustandes fŸr beispielsweise die QualitŠtssicherung<br />

zur VerfŸgung steht


8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

U/mV<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600<br />

-2<br />

-4<br />

I/mA<br />

anodische Kupferauflšsung<br />

Cu 0 ® Cu 2+ + 2 e -<br />

kathodische Kupferabscheidung<br />

Cu 2+ + 2 e - ® Cu 0<br />

Bild 9: Stromspannungskurve, 50 mV/s, Au-Scheibenelektrode, 1600 U/min.,<br />

saurer Kupferelektrolyt <strong>SurTec</strong> 869 (50 g/l Cu, 70 g/l H2SO4, 0,1 g/l NaCl)<br />

3.2.5 Cadmiumelektrolyte fŸr die Luftfahrtindustrie<br />

Auch fŸr additivfreie oder -arme Elektrolyte, wie sie beispielsweise fŸr die Vercadmung<br />

von Flugzeugteilen verwendet werden, kann die <strong>elektrochemische</strong><br />

Proze§kontrolle sinnvoll fŸr die QualitŠtssicherung eingesetzt werden.<br />

FŸr diesen Zweck wurde ein Subsystem des <strong>Operatoren</strong>konzepts aufgebaut,<br />

das nur Stromspannungskurven des Cadmiumelektrolyten (Bild 10) aufnimmt<br />

und als Ergebnis die Abweichung von der Soll-Kurve c 2 (Summe der Abweichungsquadrate,<br />

vgl. Kapitel 3.2.1) liefert. Dieser Parameter wird als Kenngrš§e<br />

fŸr den Badzustand herangezogen. Wenn er eine Eingriffsgrenze Ÿberschreitet,<br />

d.h. wenn die Abweichung zu gro§ wird, so wird der Elektrolyt eingestellt.<br />

Aufgrund der Elektrolytauslastung lohnt sich im vorliegenden Fall die<br />

Automatisierung nicht, und die Badeinstellung erfolgt daher manuell. c 2 dient<br />

ferner zum Nachweis, da§ alle ausgelieferten Teile in einem einwandfreien<br />

Elektrolyten beschichtet wurden.


U/mV<br />

0<br />

-1200 -900 -600 -300 0 300 600 900<br />

kathodische Cadmiumabscheidung<br />

Cd 2+ + 2 e - ® Cd 0<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

-10<br />

-20<br />

I/mA<br />

anodische<br />

Cadmiumauflšsung<br />

Cd 0 ® Cd 2+ + 2 e -<br />

Bild 10: Stromspannungskurve mit 40 mV/s, rotierende Pt-Scheibenelektrode,<br />

0,196 cm2, 1600ÊU/min, additivfreier cyanidischer Cadmiumelektrolyt<br />

(25 g/l Cd, 90 g/l NaCN, 15 g/l NaOH)<br />

4 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Der Automatisierungsgrad galvanischer Prozesse nimmt stetig zu; Automaten<br />

sind heute in der Lage, Schrittfolgen, Tauchzeiten, Temperaturen, elektrische<br />

Stršme, Durchflu§mengen und andere physikalische Parameter zu steuern. In<br />

zunehmendem Ma§e werden auch einfache chemische Kenngrš§en z.B. pH-<br />

Werte erfa§t und geregelt. Es gibt auch Titrierautomaten, die in der Lage sind,<br />

die Badgrundwerte von galvanischen Elektrolyten zu bestimmen und damit<br />

einer <strong>automatische</strong>n Regelung zugŠnglich zu machen.<br />

Die fŸr die Abscheidungsbedingungen besonders wichtigen organischen Additive<br />

entzogen sich bisher allerdings aufgrund zu schwieriger Analytik <strong>automatische</strong>n<br />

Regelung. Sie werden daher im allgemeinen anhand von Hull-Zellentests,<br />

also Probeabscheidungen kontrolliert.<br />

Die <strong>Operatoren</strong>-Technologie schlie§t diese LŸcke. Mittels Stromspannungskurven,<br />

die als eine Art ãelektronisches Hull-ZellenblechÒ aufgefa§t werden


kšnnen, sind die <strong>Operatoren</strong> in<br />

der Lage, nun auch die organischen<br />

Additive anhand ihrer Wirkung<br />

auf die Abscheidungsbedingungen<br />

automatisch zu kontrollieren<br />

und die Elektrolyte entsprechend<br />

einstellen. Bisher gibt es:<br />

¥ <strong>SurTec</strong>¨ 704 ZinkOperator<br />

¥ <strong>SurTec</strong>¨ 869 KupferOperator<br />

¥ <strong>SurTec</strong>¨ 875 ChromOperator<br />

(derzeit in der Entwicklung)<br />

¥ Sie kontrollieren automatisch<br />

den Badzustand insgesamt,<br />

nicht nur einzelne Faktoren.<br />

¥ Sie dosieren alle organischen<br />

Additive bzw. Katalysatoren<br />

¥ Sie dosieren den Leitelektrolyten<br />

und Metallsalzlšsungen<br />

¥ Sie steuern die Peripherie<br />

wie Zinklšseabteil<br />

¥ Sie dokumentieren<br />

Bild 11: Ein ZinkOperator verrichtet seinen<br />

Dienst an einer cyanidfreien alkalischen<br />

Gestellverzinkungsanlage<br />

Das <strong>Operatoren</strong>konzept hat sich mit dem ZinkOperator in der Praxis bereits<br />

bewŠhrt. Die gute †bertragbarkeit auf den sauren Kupferelektrolyten zeigt, da§<br />

das <strong>Operatoren</strong>konzept mit Sicherheit auf viele weitere Elektrolyttypen angewendet<br />

werden kann. Mit den zunehmend hohen Anforderungen an die konstante<br />

QualitŠt beschichteter Bauteile und dem steigenden Interesse an QualitŠtssicherung<br />

und Proze§optimierung werden die <strong>Operatoren</strong> in verstŠrktem<br />

Ma§e Anwendung finden.<br />

Vitae<br />

Dr. Rolf Jansen, Jahrgang 1961, studierte Chemie an der UniversitŠt GH Duisburg<br />

und promovierte auf dem Gebiet der Elektrochemie. Seit 1993 ist er bei<br />

der <strong>SurTec</strong> GmbH tŠtig und verantwortlich fŸr den Bereich der Galvanotechnik.


Literatur<br />

[1] S. Hauser und A. Reich, ãProze§technik und AutomatisierungÒ,<br />

metalloberflŠche 53 (1999) 4, Seiten 36-41.<br />

[2] P. W. Wild, ãModerne Analysen fŸr die GalvanotechnikÒ, Eugen G. Leuze Verlag.<br />

[3] W. Nohse, ãDie Untersuchung galvanischer BŠder in der Hull-ZelleÒ,<br />

4. Auflage, (1987), Eugen G. Leuze Verlag.<br />

[4] R. Haberland, W. Krause und L. Schulze, ãKampf dem SchmutzÒ,<br />

metalloberflŠche, 55 (2001) 8, Seiten 44-45.<br />

[5] E. Giebler und S. Hauser, ãElektrochemische Verfahren dynamisch modellierenÒ<br />

Teil 1, ãAllgemeines Konzentrations- und Volumenmodell fŸr <strong>elektrochemische</strong><br />

Prozesse...Ò, metalloberflŠche 55 (2001) 3, Seiten 36-39.<br />

Teil 2, ãModellbildung am Beispiel einer EntkupferungszelleÒ,<br />

metalloberflŠche 55 (2001) 4, Seiten 29-33.<br />

Teil 3, ãProze§simulation - Vorgehen, Modellbibliothek, AnwendungsbeispieleÒ,<br />

metalloberflŠche 55 (2001) 5, Seiten 22-26.<br />

[6] R. Jansen und P. Preikschat, ãCyanidfreie alkalische Verzinkung -<br />

Neue KonzepteÒ, metalloberflŠche 51 (1997) 6, Seiten 430-434.<br />

[7] R. Ludwig and R. Holland, ãZinc Generator Tanks for the Alkaline<br />

Cyanide-Free Zinc PlaterÒ, Metal Finishing (1998) 6, Seiten 106-112.<br />

[8] R. Jansen und P. Preikschat, ãMetalle schneller auflšsenÒ,<br />

metalloberflŠche 53 (1999) 1, Seiten 37-39.<br />

[9] A. Espinosa, ãEs geht auch cyanidfrei - Alkalische cyanidfreie Verzinkung<br />

in der PraxisÒ, metalloberflŠche 53 (1999) 10, Seiten 21-23.<br />

[10] P. Preikschat und R. Jansen, ãElektrochemische <strong>automatische</strong> Proze§regelung<br />

fŸr galvanische ElektrolyteÒ, Galvanotechnik 90 (1999) 9, Seiten 2416-2424.<br />

[11] R. Jansen und P. Preikschat, ãElektrochemische Proze§regelung -<br />

Cyanidfreie alkalische Verzinkung automatisch regelnÒ,<br />

metalloberflŠche 53 (1999) 11, Seite 46.<br />

[12] M. Opper, ãGleichbleibender Badzustand - Automatische Proze§regelung fŸr<br />

saure KupferelektrolyteÒ, metalloberflŠche 55 (2001) 9, Seiten 26-32.

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