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St.-Martins- Lichtfeier - Pfarrei Hochdorf

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Thema 13Karol Wojtyla stimmte die Menschenseit seiner Wahl zum Papst im Jahr1978 auf ein Ende des Kommunismusein – und Gorbatschow liess das zu.Katholiken zu passiv?Die Katholiken in der ehemaligenDDR waren wenig politisch engagiert.Dennoch praktizierten sie vorund nach der Wende ihren Glaubenentschlossener als die Katholiken imWesten. Der sonntägliche Kirchenbesuchbetrug in den 80er Jahren in derDDR 35 %, in der BRD nur 22 %. Diekatholische Kirche in der DDR konntesich wie in anderen Ostblockstaatenkeine innerkirchlichen <strong>St</strong>reitereienleisten, war dafür auch nicht sehrkonfliktgeübt. Und ist es bis heutenicht. Theologisch war die katholischeKirchenleitung in der DDR wiein anderen <strong>St</strong>aaten der UdSSR konservativerals im Westen, weil die Aufbrüchedes 2. Vatikanischen Konzilshinter dem Eisernen Vorhang nichtgleich stark aufgenommen und integriertwerden konnten. Auch war derFührungsstil in der DDR-Kirche weitautoritärer als im Westen. Auch die68er Jahre gingen ziemlich spurlos ander DDR vorbei.Dunkles Kapitel <strong>St</strong>asiDas dunkelste Kapitel der evangelischenKirche in der DDR lautet STASI.Nach der Wende wurden Fälle bekannt,wo Pastoren ihre eigene Familieund Berufskollegen belauscht undbeim Ministerium für <strong>St</strong>aatssicherheitdenunziert hatten. Der tiefereGrund dafür liegt weit zurück: Vonder monarchistischen Zeit der <strong>St</strong>aatskircheher dachten viele evangelischePastoren äusserst staatstreu und hattenein kritisches bis ablehnendesVerhältnis zur Weimarer Republik derZwischenkriegszeit. Auch unter Hitlergab es den grossen Flügel der«Deutschen Christen», die völlig parteitreuwaren und dem 3. Reich einenReichsbischof und eine Reichskirchegeben wollten. Die katholische Kirchewar seit der Monarchie und demKulturkampf in Deutschland ehereine Ghetto-Kirche.Schüsse an der Mauer:Während Viele Ausreisewillige die katholische liessen Kirche ihr Leben. denKontakt mit der SED permanent aufein absolutes Minimum beschränkte,kooperierte die evangelische Kirchestark mit der DDR-Führung. Am 6.März 1978 fand ein erstes Gesprächzwischen Erich Honecker und BischofSchönherr, dem Vorsitzendendes Bundes der evangelischen Kirchenin der DDR, statt. Damals wurdedie Formel von der «Kirche im Sozialismus»geprägt. Der katholische KardinalBengsch hatte das Vorgehenvon Schönherr als Vertrauensbruchempfunden und ging mit der evangelischenKirche auf Distanz. Dieselebte gegenüber der SED eine sogenannte«kritische Solidarität».Kirche der «neuen Länder»Die Kirchen in den neuen Bundesländernmussten in den letzten 20Jahren in einem beschleunigtenTempo gesellschaftliche Prozesse integrieren,für die die Kirchen im Westenzuvor bereits 30 Jahre Zeit hatten.Die Kirchen mussten lernen mit demPluralismus, der Unverbindlichkeitund dem «anything goes» der Postmoderneumzugehen. Dazu kamnach der Wende eine viel höhere sozialeMobilität. Diese riss die meistenGemeinden auseinander. Die Gemeindenkommen nur schwer ausder in 400 Jahren Diaspora und 60Jahren Diktatur gelernten Igelhaltungheraus. Die Kirche kann heute abernicht mehr in Schutz- und Trutzhaltunggegen den <strong>St</strong>aat zusammengehaltenwerden, sondern muss mehrüberzeugen. Das gelingt ihr abernoch nicht sehr gut. Trotzdem sinddie Gemeinden im Osten immernoch lebendiger als viele alteingesessene<strong>Pfarrei</strong>en im Westen.«Religiös unmusikalisch»Während sich in den alten Bundesländernimmer noch etwa zwei Drittelder Bevölkerung zum christlichenGlauben bekennt, ist in den neuenBundesländern nur etwa ein Viertelder Bevölkerung religiös gebunden.Rund 3 % der gesamten Bevölkerung(rund 800 000) sind katholisch, Tendenzsinkend. Nach der Wende wurdein den neuen Bundesländern zudemdie Kirchensteuer eingeführt, was zuvielen Kirchenaustritten führte.«Normal» ist es, nicht religiös undhochresistent gegen alle Missionsbemühungenzu sein. Im Rahmen einesProjektes von <strong>St</strong>udierenden wurdenkürzlich Passanten am LeipzigerHauptbahnhof befragt: «Sind Sie eheratheistisch oder glauben Sie an Gott?»Eine Gruppe von Jugendlichen reagiertemit einem irritierten Schulterzuckenund der Antwort: «Wedernoch – normal halt!» Der OstenDeutschlands ist neben Tschechienwohl das am meisten säkularisierteLand Europas, in dem die überwiegendeMehrheit der Bevölkerung «religiösunmusikalisch» ist.Lukas Niederberger«Wir wollen raus!»Der berühmte Checkpoint Charlie.

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