organisationProjekt„Soldat der Zukunft“Vorstellung des Projektteams „Soldat der Zukunft (SdZ)“ der HTS, dessenAufgabe in der Modernisierung der österreichischen Streitkräfte liegt.ÜberblickDie Heerestruppenschule (HTS) besteht aus– der Stabsabteilung in Eisenstadt,– der Grundlagenabteilung in Eisenstadt,– dem Projektteam SdZ in Klagenfurt,– dem Institut Jäger in Bruckneudorf,– dem Institut Panzer und Panzergrenadierin Zwölfaxing,– dem Institut Aufklärer in Zwölfaxing,– dem Institut Pionier in Klosterneuburg,– dem Institut Artillerie in Baden und– dem Gebirgskampfzentrum in Saalfelden.Das Projektteam SdZ wurde aus der im Jahr 2008aufgelösten Lehrabteilung 2 der Jägerschule in Klagenfurtgebildet. Die Leitung im Projekt SdZ obliegtdem BMLVS/StruktPl. In die Projektorganisationsind alle betroffenen Abteilungen des BMLVS, dieHTS und die Streitkräfte eingebunden.AufgabenDas Projektteam SdZ hat– Grundlagen zu bearbeiten,– bei internationalen Programmen mitzuarbeiten,– Erprobungen und Testungen durchzuführen und– konkrete Vorschläge für Entscheidungs grund -lagen zu erstellen, die für künftige Beschaffungenim Rahmen eines Soldatenmodernisierungsprogrammeserforderlich sind.ProjektzeitplanDie einzelnen, festgelegten Projektphasen sind biszum Ende des Jahres 2011 abzuschließen. Die Initiierungs-,Planungs-, Vorbereitungs- und Bereitstellungsphasekonnten bereits abgeschlossen werden.Aktuell geht es in der Ausführungsphase darum, abgeleitetvon Konzepten, Fähigkeitskatalogen undVorschriften militärische Anforderungen zu definierenund davon abgeleitet Testzenarien zu ent wi -ckeln. Diese Szenarien bilden die Grundlage für diepraktische Testung ausländischer Systeme, welchefür den Zeitraum 2010/2011 geplant ist.Anschließend erfolgen die Erstellung des Entscheidungsvorschlageszur Realisierung des Gesamt -systems, die Fertigstellung des Militärischen Pflichtenheftessowie der Planungs- und Realisierungs -dokumente.HerausforderungenBasierend auf dem festgelegten Anspruchsniveau(„Level of Ambition“) für das österreichische<strong>Bundesheer</strong> bewegt sich der Soldat im 21. Jahrhundertin gegenwärtigen und zukünftigen Einsatzräumenin einem vernetzten multinationalen Umfeld.Militärische Aufträge sind „joint und combined“, inrasch wechselnden Lagen und vor dem Hintergrunddes „Three-Block-War“ zu erfüllen.International, aber auch in Österreich, wird darangearbeitet, den steigenden Anforderungen solcherEinsätze durch Verbesserung der persönlichen Ausrüstungdes Soldaten hin zu einem integrierten, modularenund skalierbaren Gesamtsystem Rechnungzu tragen.Ein erfolgreiches Soldatenmodernisierungsprogramm,welches die Sicherstellung von Funktionalitätenund Technologien zur Erhöhung des Schutzesund der Durchsetzungsfähigkeit des Soldaten imEinsatz gewährleistet, erfordert bereits im Planungsprozessdie Komplexität im Denken und Handelnund die Ausschöpfung sämtlicher verfügbarerRessourcen. Nur damit kann ein Mehrwert bezogenauf die bisherige Ausrüstung erreicht und eine zielundergebnisorientierte Bearbeitung sichergestelltwerden.Internationale Einbindung ermöglicht die Berück -sichtigung internationaler Normen und Standardsund stellt eine mit den diversen nationalen Soldatenmodernisierungsprogrammenakkordierte Bearbeitungsicher. Nur damit ist die Interoperabilität desösterreichischen Soldaten bei der gemeinsamen Bewältigungvon Aufgaben im Rahmen der europäischenSicherheitspolitik garantiert.ProjektZur Bewältigung der Herausforderungen sind erhöhterSchutz, Digitalisierung und verbesserteDurchsetzungsfähigkeit gefordert und somit verschiedensteFunktionalitäten und Technologien ineinem Gesamtsystem zu integrieren, um eine wesentliche Leistungssteigerung im Rahmen der Auf -gabenerfüllung des Soldaten zu bewirken.Eine wesentliche Aufgabe in der Projektarbeit wirdes sein, verfügbare Gesamtsysteme in ihrer unterschiedlichenkonzeptionellen und materiellen Kon -figuration vergleichend zu testen und den Mehrwerteines Systems oder einzelner Komponenten durcheine Kosten-Nutzen-Analyse im Vergleich zur eingeführtenAusrüstung des österreichischen Soldatendarzustellen.Wesentliche Bereiche der Soldatenmodernisierungsind:– sprach- und datenfähiges Personal Role Radioin einem Netzwerk,– Battle(field) Management System,– optische/optronische Geräte zur Steigerung derNachtsicht- und Nachtkampffähigkeit,– Schutzkomponenten (ballistisch, Laser),– Energieversorgung und Energiemanagement.Im Intranet des <strong>Bundesheer</strong>es werden aufwww.struktpl.intra.bmlv.at/sdz das Projekt und aufwww.hts.intra.bmlv.at/projektteam_sdz weitere Detailsder Projektarbeit veröffentlicht. Eine Internetseiteist in Erstellung (www.sdz.bmlvs.gv.at).Obstlt Johannes Bogner MSD, Kdt ProjT SdZ8 MILIZ info 4/2009
sicherheitspolitik„Strategische Kultur“Der folgende Beitrag geht auf den neuen Begriff „strategische Kultur“ im Rahmender Europäischen Sicherheitsstrategie ein.ÜberblickDie Europäische Sicherheitsstrategie ist als Reaktionauf die Spaltung der Europäischen Union überdie Irak-Frage entstanden. Damals, im Sommer2003, erhielt der Hohe Vertreter für die GemeinsameAußen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana,den Auftrag, eine Europäische Sicherheitsstrategiezu formulieren. Der Europäische Rat nahm dieseStrategie am 12. Dezember 2003 an.In diesem Dokument wird Sicherheit umfassendverstanden. Der Sicherheitsbegriff wurde um diesozialen Konfliktbereiche wie Armut und Minderheitenunterdrückungsowie Migrationsproblemeerweitert. Wie zwischenzeitlich jeder erfahrenkonnte, hat uns die Realität längst eingeholt, denndie sogenannte „Human (In)Security“ ist heute eineQuelle vieler weltweit sich entwickelnder Krisen.HauptbedrohungenIdentifiziert wurden:– der Terrorismus,– die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen,– die regionalen Konflikte (meist soziale Konflikte),– die gescheiterten (politisch schwachen) Staatensowie– die organisierte Kriminalität.In den letzten Jahren haben Krisenprävention undZiviles Krisenmanagement stark an Bedeutung gewonnen.Die Notwendigkeit dafür ist unumstritten:Zwar können militärische Interventionen einenKonflikt eindämmen oder beenden, doch zurBeseitigung der eigentlichen Ursachen solcher Gewaltausbrücheund zum Wiederaufbau von staatlichenund demokratischen Strukturen nach einemKonflikt bedarf es anderer Mittel.Die Instrumente des zivilen Krisenmanagementshaben daher vor allem die Funktion, krisenanfälligeStaaten sowie Staaten, deren Strukturen nachKriegen und Konflikten geschwächt sind, beimAufbau oder Wiederaufbau einer leistungsfähigen,auf rechtsstaatlichen Grundsätzen basierendenVerwaltung, insbesondere in den Bereichen Polizei,Justiz und Grenzüberwachung zu unterstützen.EinsatzkräfteDie EU setzte sich im Jahr 1999 in Helsinki dasZiel, bis zu sechzigtausend Soldaten bereitzustellen,um innerhalb von sechzig Tagen militärischeOperationen im Rahmen der „Petersberg-Aufgaben“durchführen zu können („Helsinki HeadlineGoal“). Durch die Einmeldungen der Mitgliedstaatenkonnte dieses Ziel quantitativ erreicht werden.Im Jahr 2004 wurde das „Militärische Planungsziel2010 (Headline Goal 2010)“ beschlossen. Einenwesentlichen Bestandteil dieses Planungszielesbilden die rasch verfügbaren Einsatzeinheiten(englisch „Battlegroups“).Seit Anfang des Jahres 2007 stehen der EU inhalbjährlichem Wechsel stets zwei dieser Verbändezur Verfügung, die jeweils zirka 1.500 Soldatenumfassen und im Bedarfsfall binnen fünf bis zehnTagen für Einsätze des EU-Krisenmanagements imgesamten „Petersberg-Spektrums“, zum Einsatzgebracht werden können.Im Rahmen des Europäischen Aktionsplans zurSchließung der militärischen Fähigkeitslücken(ECAP) werden zur Zeit für jene Bereiche Lösungsmodelleerarbeitet, in denen die EU-Staatenihre Fähigkeiten zu verbessern haben (dies betrifftzum Beispiel die Bereiche Führung, Kontrolle undKommunikation, strategische Aufklärung sowiestrategischen Lufttransport).InternationaleKooperationDie EU arbeitet mit zahlreichen Partnern imBereich des internationalen Krisenmanagementszusammen. An erster Stelle ist hier die UNO zunennen, der die primäre Verantwortung für dieWahrung des Weltfriedens und der internationalenSicherheit zukommt.Mit der NATO unterhält die EU eine strategischePartnerschaft im Bereich des Krisenmanagements.So stellt die NATO zum Beispiel der EUin bestimmten Bereichen im Rahmen von Vereinbarungen,die auch als „Berlin-plus-Arrangements“bekannt sind, für konkrete Operationenmilitärische Mittel und Fähigkeiten zur Verfügung.Weiters unterstützt die EU im Rahmen ihrer Afrika-Strategiedie Staaten der Afrikanischen Unionbeim Aufbau von Krisenmanagementkapazitätenund behandelt in ihrem Dialog mit den Mittelmeerstaatenu.a. auch Sicherheitsfragen.Da die ESVP ein offenes Projekt ist, bestehtgrundsätzlich auch für Drittstaaten die Möglichkeitzur Teilnahme an EU-Krisenmanagementeinsätzen,wovon auch bereits wiederholt Gebrauch gemachtwurde.ZukünftigeErfordernisseEs zeigt sich, dass zukünftig nicht nur das stra -tegisch-rüstungstechnische Regelwerk und diemili tärischen Fähigkeiten verbessert werdenmüssen, sondern dass eine gemeinsame „strate -gische Kultur“ gefunden werden muss. SelbstVertreter der Vereinigten Staaten äußern sich indieselbe Richtung. Dazu zwei Zitate aus letzterZeit (2009):Robert Gates, Verteidigungsminister, sagte an -lässlich der Shangria La Konferenz, an der die Pazifik-Staatenteilnahmen: “The challenge for theUnited States has been to fashion defense policiesthat adapt to new realities - but do so in a waythat preserves and protects our fundamental, andenduring, interests and values [in] the Pacific Rim,which includes the security and stability of the regionas a whole.” Gates sagte weiter sinngemäß(durch den Autor) übersetzt: „Gleichzeitig ist eswesentlich dass wir transparent bleiben, unserenPartnern gegenüber, aber auch gegenüber demRest der Welt. Dies umfasst auch unsere strategischenZiele und politischen Interessen.“Er sprach dann über die Bedrohungen, die speziellAsien betreffen und bemerkte: „Manche der Herausforderungensind traditioneller Art, wie Aufstände,die hauptsächlich in politisch unsicherenStaaten auftreten, die sich aber grenzüberschreitendentwickeln. Manche der Bedrohungen sindimmer schon aufgetreten, wie Piraterie, ethnischeKonflikte und die Armut in manchen Regionen.Andere wieder sind neu, wie die terroristischenNetzwerke, die sich modernster Technologie bedienen,dann die Weitergabe von Massenvernichtungswaffen,die Umweltverschmutzung, der Drogen-und Menschenhandel, Bedrohungen aus demWeltraum, Klimawandel, globale Finanzkrisen,oder Seuchen, die auch keine nationalen Grenzenkennen und sich schneller als jemals vorher verbreitenkönnen.“Und weiter: „Es wurde klar, dass der Begriff ,Sicherheit‘zu erweitern sein wird und sich nicht immilitärischen Bereich erschöpft. Was diese Herausforderungengemeinsam haben, ist die Tatsache,dass kein Land, möge es reich oder arm sein, imstandeist, diesen Herausforderungen mit nationalenMitteln alleine wirkungsvoll zu begegnen.“Hillary Clinton spricht gar von „Science Diplomacy“und dem Einsatz von „smart power“, sie verlangteinen radikalen Wechsel in der amerikanischenAußenpolitik und meint, dass die Kooperation aufwissenschaftlichem Gebiet ein wesentlicher Beitragzur Bewältigung der anstehenden Problemeim globalen Sinne bringen werde.Sie sagte anlässlich ihrer Anhörung zur Nominierungals Außenministerin am 13. Jänner 2009(sinngemäß durch den Autor übersetzt): „Dieamerikanische Führungsrolle ist immer noch begehrt,aber wir müssen mehr die sogenannten,smart powers‘ einsetzen.“Weiters sagte sie: „Wir müssen alle uns zur Ver -fügung stehenden Mittel einsetzen, die diplomatischen,die ökonomischen, militärischen, politischen,ligistischen und kulturellen, und zwar in derjeweils richtigen Kombination, und dabei könnteDiplomatie gleichsam die Vorhut bilden.Fortsetzung Seite 10MILIZ info 4/2009 9