DIESSEN GENIESSEN - Marktgemeinde Dießen
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Zehn Jahre Diessener Töpfermarkt am See | Marktzeitung | Mai 2010<br />
BRAND<br />
heiss<br />
<strong>DIESSEN</strong><br />
<strong>GENIESSEN</strong>
Eine leidenschaftliche Liebe<br />
Der Töpfermarkt und der Ammersee - Seit zehn Jahren ein Paar<br />
Das gibt zu denken: In Höchstädt eröffnet<br />
der Freistaat Bayern das erste Deutsche<br />
Fayence-Museum. In Selb feiern<br />
1.000 Gäste die Eröffnung der größten<br />
Porzellan-Ausstellung, die an zwei Locations<br />
gleichzeitig stattfindet und sensationelles<br />
Kulturgut bündelt, das man<br />
in dieser Generation kein zweites Mal<br />
erlebt: Königstraum und Massenware.<br />
300 Jahre europäisches Porzellan.<br />
Zur gleichen Zeit machen sich Studenten<br />
der Technischen Universität München<br />
viele Gedanken um die Präsentation<br />
keramischer Waren, und sie entwikkeln<br />
den ersten Original Diessener Töpfermarktstand.<br />
Am Ammersee laufen<br />
parallel die Vorbereitungen für einen Jubiläumsmarkt<br />
auf Hochtouren: Den<br />
zehnten Diessener Töpfermarkt am See<br />
(vorher 23 Jahre an der Rotter Straße).<br />
Der verjüngt sich - trotz seines Alters -<br />
immer mehr.<br />
Unter anderem weil heuer erstmals die<br />
zwei keramischen Ausbildungszentren<br />
teilnehmen: Die Staatlichen Fachschulen<br />
für Keramikgestaltung und Keramiktechnik<br />
aus Höhr-Grenzhausen und die<br />
Staatliche Keramikfachschule Landshut.<br />
Sie kommen, um über keramische<br />
Berufe zu informieren und diese zu bewerben.<br />
Gleichzeitig zerbrechen sich Keramiker<br />
in elf europäischen Ländern den Kopf,<br />
um hochwertige Unikate aus Ton zu<br />
schaffen, weil sie sich um den Diessener<br />
Keramikpreis bewerben, den es<br />
auch seit zehn Jahren gibt, und dessen<br />
Bedeutung in der Branche kometenhaft<br />
nach oben geht.<br />
Auch in München treibt es die Keramik<br />
bunt: Das neue Museum Brandhorst gehört<br />
zu den vielbeachteten Architekturen<br />
der Zeit: Die Keramikfassade aus<br />
36.000 Keramikstäben in 23 verschiedenen<br />
Farben begeistert die Menschen.<br />
Über allem steht auch noch ein weiteres<br />
interessantes Thema: „Keramik gestaltet<br />
die Erde“. Unter dieser Überschrift<br />
hat im Frühjahr die Sonderschau<br />
„Exempla“ auf der Handwerksmesse in<br />
München gestaltende Handwerker aus<br />
Europa, Asien und Afrika vereint und<br />
einmal mehr demonstriert, wie der<br />
Werkstoff Raum und Zeit überwindet.<br />
„Die Bedeutung der Keramik nimmt zu“,<br />
ist Wolfgang Lösche sicher. Definiert<br />
sich neu und positioniert sich modern<br />
und zeitgemäß. Woran es liegt? Da zitieren<br />
wir den Bayerischen Finanzminister<br />
Georg Fahrenschon (siehe auch<br />
rechts), der 2009 als Ehrengast auf dem<br />
Diessener Töpfermarkt - wie er selber<br />
sagt - erstmals intensiv mit dem Handwerk,<br />
mit Gebrauchskeramik und künstlerischen<br />
Unikaten in Kontakt gekommen<br />
ist: „In wirtschaftlich kritischen Zeiten<br />
entdeckt der Mensch die Nachhaltigkeit<br />
hochwertiger Güter neu.“ Die<br />
Freude und Wertschätzung am Guten,<br />
Schönen und Langlebigen gewinne wieder<br />
mehr Substanz.<br />
Dem stimmt auch Wolfgang Lösche zu<br />
mit dem Hinweis auf den diesjährigen<br />
Töpfermarkt, zu dem 150 Werkstätten<br />
aus elf Ländern zugelassen sind (350<br />
hatten sich beworben): „Die Hochwertigkeit<br />
der keramischen Warengruppen<br />
war für die Jury ein wichtiges Auswahlkriterium.“<br />
bb.<br />
IM GESPRÄCH MIT<br />
Georg Fahrenschon<br />
Bayerns<br />
Finanzminister hat die<br />
Keramik entdeckt<br />
Der Töpfermarkt, das Ammerseeufer<br />
und Diessen? „Für mich ist das eine<br />
wunderbare Symbiose, weil hier die Natur<br />
und der Werkstoff Ton optimal zusammentreffen.“<br />
Bayerns Finanzminister<br />
Georg Fahrenschon hat im vergangenen<br />
Jahr den Diessener Töpfermarkt<br />
mit einer charmanten Rede eröffnet.<br />
Entgegen seiner Pläne ist er fast den<br />
ganzen Tag geblieben und hat sich Diessen<br />
genau angeschaut.<br />
Fahrenschon war nicht das erste Mal<br />
beim Töpfermarkt. Privat sei er schon<br />
das eine oder andere Mal drüber geschlendert,<br />
„aber durch die fachkundige<br />
Führung mit der Marktleitung habe<br />
ich erst begriffen, was wirklich hinter<br />
dem Markt steckt.“ Alles, was man aus<br />
Ton schaffen kann, sei hier anzutreffen.<br />
Aus der Fülle hätte ihn der griechische<br />
Töpfer mit den Vorratsgefäßen begeistert<br />
und der koreanische Meister Kap-<br />
Sun Hwang, „seine Porzellanarbeiten<br />
waren faszinierend, sie haben großen<br />
Eindruck bei mir hinterlassen.“<br />
Als Finanzminister sei ihm klar, wie<br />
schwierig die Situation im gestaltenden<br />
Handwerk ist. Die Wirtschaftskrise hinterlasse<br />
Spuren. „Ich nehme aber auch<br />
wahr, dass sich viele Menschen wieder<br />
auf gute Produkte besinnen und wohl<br />
überlegt Qualität kaufen. In der Keramik<br />
fänden sie eine Nische, sich von der<br />
Massenproduktion zu verabschieden.<br />
Der Trend nähme zu, „deshalb glaube<br />
ich an wirtschaftliche Erfolge im Handwerk<br />
und wünsche den Töpfern am See,<br />
dass sie davon gut profitieren.“ bb.<br />
Unsere Bilder zeigen Finanzminister<br />
Georg Fahrenschon (rechts) mit Bürgermeister<br />
Herbert Kirsch. Außerdem<br />
Skulpturen, die das Töpfermarktpublikum<br />
willkommen heißen von Monika<br />
Drescher-Linke (oben) und Nathalie<br />
Schnider-Lang.
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss 3<br />
Empty bowls gegen den Hunger<br />
Töpfer aus Europa und Gastwirte aus Diessen helfen Kindern in Not<br />
Die Aktion, mit der amerikanische Töpfer<br />
hungernden Kindern helfen, hat beim<br />
Diessener Töpfermarkt 2005 eine Welle<br />
der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Seitdem<br />
hat sich „empty bowls“ als Hilfswerk auf<br />
vielen Märkten in Deutschland etabliert.<br />
Auch heuer - zum zehnten Diessener<br />
Töpfermarkt am See - gibt es im zentralen<br />
Ausstellungspavillon wieder „leere<br />
Schüsseln“. Wer sie erwirbt, unterstützt<br />
Kinderhäuser und soziale Einrichtungen<br />
in Zimbabwe, Brasilien und München.<br />
Cornelia Goossens und Christoph Möller,<br />
beide Keramikmeister in Diessen,<br />
wollen Not lindern und Zeichen für mehr<br />
Mitmenschlichkeit setzen: Zum zweiten<br />
Mal stellen Sie „empty bowls“ auf die<br />
Beine. Wie es geht? Der zentrale Ausstellungspavillon,<br />
der jedes Jahr im Mittelpunkt<br />
des Marktes die Besucher aufnimmt,<br />
lenkt und leitet, zeigt die kerami-<br />
Er hat 1978 mit dem ersten Süddeutschen<br />
Töpfermarkt in Diessen eine neue<br />
Ära der Marktkultur eingeläutet: Arthur<br />
Sudau, Jahrgang 1925, kennt die Keramikszene<br />
der Welt. Auf seinem Grundstück<br />
und in seinem Keramik-Kabinett an<br />
der Rotter Straße begegneten sich Kulturen<br />
zwischen Nordafrika und China.<br />
Zwischen Osteuropa und Sizilien. Von<br />
Spanien bis Griechenland ...<br />
23 Jahre hat er mit seiner Frau Irmgard<br />
im Töpferort Diessen Keramikgeschichte<br />
geschrieben. Vor zehn Jahren übernahm<br />
die <strong>Marktgemeinde</strong> die Großveranstaltung,<br />
verpflichtete Wolfgang Lösche<br />
als Marktleiter und verlegte das<br />
Töpfer-Festival ans Ammerseeufer. Zugleich<br />
bekam das Sudau’sche Kind einen<br />
neuen Namen: Diessener Töpfermarkt<br />
am See. Auch das Konzept hat<br />
sich verändert. Zum Beispiel entscheidet<br />
eine Jury über die Marktzulassung,<br />
und der Diessener Keramikpreis wurde<br />
als Gradmesser für Qualität etabliert.<br />
sche Vielfalt des Marktes am Beispiel<br />
ausgesuchter Werkgruppen. Heuer sind<br />
es leere Suppenschalen (empty bowls),<br />
die in Form und Dekor die Werkstattprogramme<br />
der Marktteilnehmer verdeutlichen.<br />
Allerdings sind die Schüsseln von<br />
den Töpfern gestiftet und können nicht<br />
gekauft, sondern mit einem Los erworben<br />
werden.<br />
Das Los kostet 15 Euro. Dafür bekommt<br />
man eine Schüssel, die mit warmer Suppe<br />
gefüllt ist. Die Suppen stiften die Diessener<br />
Gastwirte, die sich alle an „empty<br />
bowls“ beteiligen und sich auf diesem<br />
Wege für die Kinder der Welt engagieren,<br />
die nicht auf der Sonnenseite leben.<br />
Nun kann es passieren, dass man für<br />
sein Los eine Keramikschale bekommt,<br />
die einem gar nicht gefällt. Christoph<br />
Möller erzählt aus seinen Erfahrungen:<br />
„Das passiert immer wieder. Aber dann<br />
Der Keramik-Kosmopolit<br />
Sudau ist zufrieden, dass sein Werk weitergeht.<br />
„Ich bin sehr froh“, sagt er heute,<br />
„dass ich rechtzeitig aufgehört habe.“<br />
Einen so großen Markt zu betreiben,<br />
würde immer schwieriger, vor allem<br />
wenn die Kräfte nachlassen. Die junge<br />
Generation hätte eine andere Einstellung<br />
zu den schönen Dingen des Lebens.<br />
Industriell gefertigtes Geschirr, das alle<br />
paar Jahre entsorgt wird, nähme dem<br />
guten Tongeschirr viele Marktanteile.<br />
Nun, Sudau hat sich von seinem Töpfermarkt<br />
verabschiedet, aber ans Aufhören<br />
denkt der Keramiksammler aus Leidenschaft<br />
keine Sekunde. Was seit Kindheit<br />
gewachsen ist, wurde zu seinem Lebensinhalt.<br />
Über sechs Jahrzehnte reiste<br />
er durch die Welt und suchte bis ins<br />
hinterste Nepal die Töpfer auf. Schon als<br />
Student habe er viel Geld in seine Liebe<br />
zur Keramik gesteckt.<br />
Wer das Glück hat, in Sudaus private<br />
Sammlung „hinein zu schnuppern“, trifft<br />
auf Jahrhunderte weltweiter Keramik-<br />
wird munter getauscht. So kommen die<br />
Besucher miteinander ins Gespräch,<br />
was immer wieder zu schönen Begegnungen<br />
auf unserem Diessener Töpfermarkt<br />
führt.“<br />
Den zentralen Ausstellungspavillon betreuen<br />
die Töpferin Alexandra Zinner<br />
aus München, die beim Münchener<br />
Christkindlmarkt am Feilitzschplatz eine<br />
„empty bowls“-Aktion organisierte, und<br />
der Kunststudent Ben Goossens. Sie<br />
vermitteln den Marktbesuchern das<br />
Töpfer-Hilfswerk, das seinen Ursprung<br />
in den Staaten hat.<br />
Der amerikanische Schriftsteller Paulus<br />
Berenson stellte es bei der Präsentation<br />
seines Buches „Dialoge mit Ton“ anlässlich<br />
des Töpfermarkts 2004 in Diessen<br />
vor. Die gute Idee griffen die Keramiker<br />
umgehend auf - der Erfolg war sensationell.<br />
Etwa 40 Märkte in Deutschland<br />
Marktgründer Arthur Sudau ist Sammler aus Leidenschaft<br />
kultur und damit auf die interessanten<br />
Seiten der Menschheitsgeschichte. Zu<br />
jedem Exponat kann Sudau mit Fachinformation<br />
und mit spannenden, sehr<br />
persönlichen Geschichten aufwarten.<br />
Was ihn dabei immer wieder ins Schwärmen<br />
bringt: „Die gute Form.“ Sie ist für<br />
ihn der Wertmaßstab.<br />
Aktiv ist er unter anderem auch noch im<br />
Internationalen Hafnerei-Symposium,<br />
wo er regelmäßig Vorträge hält. Und was<br />
hat er eingestellt oder aufgegeben? „Ich<br />
fahre nicht mehr nach China, um Pavillons<br />
oder Großgefäße einzukaufen.<br />
Auch Touren nach Rumänien, wo ich oft<br />
bis zu 23 Stunden am Stück im Auto saß,<br />
mache ich nicht mehr.“<br />
Unser Bild (rechts) zeigt Arthur Sudau<br />
auf dem ehemaligen Töpfermarktgelände<br />
an der Rotter Straße. Er hat es in einen<br />
ländlichen Keramikgarten verwandelt,<br />
mit „guten Formen“ aus vielen Ländern.<br />
Hier mit einem plastischen Werk<br />
(Deckelgefäß) von Gertraud Möhwald<br />
hätten sich dem Diessener Vorbild angeschlossen,<br />
sagt Cornelia Goossens.<br />
„Ja, wir sind sehr glücklich darüber“,<br />
fährt Christoph Möller fort, „weil es eine<br />
Aktion ist, die viele Menschen verbindet:<br />
Die Töpfer, die die Suppenschalen<br />
herstellen, die Menschen, die sie erwerben<br />
oder tauschen, die Wirte, die<br />
die Suppen kochen und letztlich jene,<br />
denen geholfen wird.“<br />
Hilfswerk:<br />
Leere Schüsseln sorgen für<br />
volle Töpfe<br />
11.000 Euro brachte der Diessener Töpfermarkt<br />
2005 für „empty bowls“. Weil<br />
Cornelia Goossens die Gelder persönlich<br />
an die Hilfswerke übergibt, fallen<br />
keine administrativen Kosten an, „die<br />
Summe geht zu 100 Prozent an die Kinder“,<br />
berichtet sie, die viel erlebt hat, unter<br />
anderem das unvorstellbare Leid der<br />
heimatlosen Straßenkinder in Brasilien.<br />
Heuer fließt das Geld in ein Kinderheim<br />
in Zimbabwe, in ein Straßenkinderhaus<br />
in Brasilien und in die Barbos-Stiftung<br />
in München, die psychisch auffälligen<br />
Kindern mit Tonfeld-Therapie hilft. bb.<br />
(1929 - 2002), die im frei gestaltenden<br />
Umgang mit Ton international bekannt<br />
wurde. Sudau spricht voller Respekt<br />
von ihren Portraits als „Gedichte in Keramik“.<br />
Gertraud Möhwalds Sohn Martin<br />
ist Träger des Bayerischen Staatpreises<br />
2010. Mehr auf Seite 15. bb.
Aus Erfahrung: gut!<br />
Der Töpfermarkt - Ein Evergreen<br />
Da gibt es diese Geschichten von den<br />
schlammverschmierten Bretterwegen<br />
und zugesauten Gummistiefeln, von regenschweren<br />
Obstbaumästen unter denen<br />
man, von herabgeschlagenen Blütenblättern<br />
übersäte, wassergefüllte<br />
Töpferwaren mit klammen Fingern hervorzog.<br />
Von einem unermüdlichen Arthur<br />
Sudau, der, in die unvermeidliche<br />
Lederhose gewandet, gestresst und besorgt<br />
über seinen Töpfermarkt eilte, das<br />
Schlimmste zu verhindern und noch<br />
Schlimmeres zu lindern suchte.<br />
Und auch als der „Süddeutsche Töpfermarkt“<br />
in Diessen vor zehn Jahren zum<br />
„Diessener Töpfermarkt am See“ wurde<br />
und vom privaten Obstgarten-Paradies<br />
der Familie Sudau in die paradiesischen<br />
Seeanlagen der Seegemeinde<br />
wechselte, blieben Wetter bedingte Unbilden<br />
ein gefürchteter Bestandteil des<br />
jährlichen Marktszenarios. Viele werden<br />
sich an den grässlichen Klang zerschellender<br />
Gefäße auf Asphalt erinnern,<br />
wenn der gefürchtete, sich jäh aufbäumende<br />
Wind durch die Stände fegt und<br />
mitunter die Bilanz der Töpfer unaufhol-<br />
bar ins Minus verkehrt - wie vor Jahren<br />
etwa bei Markus Klausmann geschehen.<br />
Doch ob Sturm, Schnee (ja, ja: Sie erinnern<br />
sich doch etwas an vor drei Jahren!)<br />
oder Dauerregen: Da stehen sie<br />
immer wieder. Mal mit Strohhut und mal<br />
mit Fellkappe, mal mit sonnenverbranntem<br />
Gesicht und mal mit blau gefrorener<br />
Nase, mal den Glühwein in den behandschuhten<br />
Händen umklammernd<br />
und mal schwitzend im Tank-Shirt.<br />
Der erste Töpfermarkt, den es deutschlandweit<br />
gab, wusste dabei von Anfang<br />
an die spannendsten, dabei sehr konträren<br />
und unorthodoxen keramischen Positionen<br />
zu versammeln. Und zwar<br />
schon immer mit einem europäischen<br />
Blick. Weit weg von Innungs-Behaviourismus<br />
und Handwerksverordnung gab<br />
man sehr furchtlos schon Ende der<br />
1970-er Jahre besonders jungen, „wilden“<br />
Werkstätten ein Forum.<br />
Die Rechung ging auf: Diesen Markt besuchte<br />
man! Denn man konnte ganz sicher<br />
sein, neue Entdeckungen zu machen,<br />
überraschende Auffassungen von<br />
Keramik zu finden, hier waren Leute am<br />
Werk, die voller Begeisterung für ihren<br />
Werkstoff der eigenen Nase nachgingen<br />
und die damit Trends schufen, weit über<br />
Diessen hinaus. Tradition war dabei<br />
schon immer wichtige Wurzel. Aber<br />
ebenso wichtig war, dass und wie man<br />
diese Tradition als Plattform zum Aufbruch<br />
zu sich selbst und dem Heute nutzen<br />
konnte und musste. Der unvergessene<br />
Jörg Manz war hier die wichtige<br />
Schlüsselfigur. Lustvoll stellte er die Regeln<br />
auf den Kopf, ermutigte seine Lehrlinge<br />
zu sich selbst und brachte damit<br />
einige bis heute unverzichtbare Positionen<br />
deutscher Keramik an den Start.<br />
Einen ebenso wohltuend anarchischen<br />
Einfluss auf die wohlgeordnete deutsche<br />
Töpferszene hatten nach den Engländern<br />
auch die Franzosen. Bis heute<br />
scheint der alljährlich in Diessen aufschlagenden<br />
Truppe aus dem westlichen<br />
Nachbarland das Rotwein geschwängerte<br />
Dauerpicknick am See<br />
wichtiger als der emsige Verkauf ihrer<br />
Waren - beide, Menschen wie Waren,<br />
gleich unbeugsam und erfrischend in ihrer<br />
Eigenart! dew.<br />
SIE KENNT ALLE MÄRKTE<br />
Gabi Dewald<br />
Warum<br />
muss es ausgerechnet<br />
Diessen sein<br />
Tja ... warum muss es ausgerechnet<br />
Diessen sein? - Zugegeben: Da ist mein<br />
Faible für diese unglaubliche Landschaftskulisse.<br />
Manche behaupten, die<br />
voralpenländische Idylle sei unerträglich<br />
kitschig. Aber ich freue mich jedes<br />
Jahr wieder kindisch auf die Diessener<br />
Guckkastenbühne aus vorne See, hinten<br />
Berge, links und rechts üppig blühende<br />
Wiesen und maigrüne Wälder -<br />
und mittendrin der Töpfermarkt.<br />
Doch da ist auch diese gewisse Stimmung<br />
in dem Ammersee-Städtchen:<br />
Jeder scheint stolz zu sein auf denTöpfermarkt<br />
und alle tun mit. Die Trachtler<br />
und die Geschäftleute, die Politiker und<br />
die Kuchen backenden Diessener Hausfrauen<br />
(mein Lieblingsstand!), die Klosterschwestern<br />
und die Gastwirte, die<br />
Gabi Dewald<br />
Freiwillige Feuerwehr und die Bauern,<br />
deren Wiesen regelmäßig zugeparkt<br />
werden.<br />
Schließlich ist da die Atmosphäre in den<br />
Seeanlagen selbst: Eine wunderbare<br />
Mischung aus Urlaubsausgelassenheit<br />
und Spannung, aus Wiedersehensfreude<br />
und Neugier, aus Erholung und Entdeckerrausch,<br />
aus Müßiggang, Flanierlaune<br />
und keramischem Jagdfieber.<br />
Das Publikum ist eine lebendige Melange<br />
aus hochkarätigem Szenetreff,<br />
aus interessierten Markttouristen und<br />
aus kundigen Einheimischen.<br />
Dass mittendrin im märchenhaft schönen<br />
Zeltpavillon auch noch Hilfsaktionen<br />
stattfinden, dass die Himmelfahrtsprozession<br />
über den See auf den Markt<br />
kommt, dass sich Diessen durch einen<br />
Keramikweg erschließt, dass ein veritabler<br />
Töpferpreis ausgelobt wird und allenthalben<br />
Ausstellungen stattfinden<br />
usw. - das macht den Markt zu einem<br />
Stadtfest, das Gäste wie Gastgeber jedes<br />
Jahr wiederin erwartungsfrohe Begeisterung<br />
versetzt. Diese spürbare gemeinsame<br />
Begeisterung der Fremden<br />
und der Einheimischen für die Sache<br />
ist, glaube ich, das eigentliche Geheimnis<br />
eines nun schon zehn Jahre andauernden<br />
Erfolges. Gabi Dewald
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss5<br />
ERINNERUNG AN<br />
Peter Saida<br />
Er hat sich<br />
Jahr für Jahr auf den<br />
Seeblick gefreut<br />
Die Gemeinschaft der Diessener Töpfermarkt-Töpfer<br />
trauert um Peter Saida.<br />
Der Keramiker aus dem fränkischen<br />
Schopfloch ist mit 54 Jahren gestorben.<br />
1981 kam er zum ersten Mal nach Diessen<br />
zum Töpfermarkt. Es sollte eine<br />
Freundschaft für immer werden. Und<br />
seit zehn Jahren tanzen die fröhlichen,<br />
farbigen Wimpel, die den großen Saida-Stand<br />
verzieren, im Ammersee-<br />
Wind.<br />
So heiter wie die farbige Keramik war<br />
auch Peter Saida. Im letzten Jahr hat er<br />
voller Freude geschwärmt von „seinem<br />
Seeblick“ und von seinem Platz am Seeufer,<br />
„der so gigantisch schön ist“. Oft<br />
saß er hinter seinen bunten Tassen und<br />
schaute selbstvergessen auf den See<br />
hinaus, mit dem ihn ein starkes Heimatgefühl<br />
verband. Er ist in Kaufering, im<br />
Landkreis Landsberg aufgewachsen,<br />
„deshalb birgt der See Kindheitserinnerungen“,<br />
hat er einmal erzählt, „die<br />
holen mich ein, wenn ich hier bin.“<br />
Mit seiner Frau Susanne gründete er<br />
1981, im Jahr seines Diessen-Debüts,<br />
die gemeinsame Meisterwerkstatt. In<br />
Lehengütingen-Schopfloch bei Dinkelsbühl<br />
entstand die handgemachte<br />
Keramik, die - so war es der Wunsch -<br />
in einer immer mehr technisierten und<br />
digitalisierten Umwelt einen menschlichen<br />
Ruhepol bilden soll, der zum Innehalten,<br />
Luft holen und verschnaufen<br />
aber auch zum sinnlich, natürlichen Genuss<br />
einladen möge. In diesem Sinne<br />
wird Susanne Saida weiterarbeiten, dafür<br />
wünschen ihr die Töpfer Kraft und<br />
Stärke. bb.<br />
Immer die Nase im Wind<br />
Die Welt schaut nach Diessen - Neue Entwicklungen trumpfen auf<br />
War das eine Sensation: Hier konnte<br />
man sie sehen - eine ganz andere Art<br />
der Keramik! Der internationale Töpfermarkt<br />
in Diessen markierte mit seinem<br />
Beginn 1978 den Aufbruch in ein neues<br />
Verständnis der Töpferei, das über die<br />
Grenzen der Metiers, aber auch über die<br />
Deutschlands hinaus schaute. - Und<br />
dem ist bis heute so!<br />
Da gab es schon in Holzöfen gebrannte,<br />
im offenen Feuer gesinterte Töpfe,<br />
mit dicken Ascheglasuren und übersäht<br />
mit zufällig aufblühenden schwarzen Eiseneinschlüssen,<br />
grob der Ton und lebendig<br />
die Formen. Werkstätten wie die<br />
von Niki und Günter Hermans, Georg<br />
Hach oder Eric Astoul, dem Hervé Rousseau<br />
folgte, standen beispielsweise seit<br />
den frühen Jahren des Töpfermarktes<br />
dafür. Oder - welch eine Sensation: Hier<br />
gab es Irdenwaren, die das traditionel-<br />
le Spritzdekor plötzlich als eine Spielart<br />
des Action Painting ansahen und die<br />
halb ernsthafte Kunst der Feierabend-<br />
Töpferei mit ihren Tier- und Menschenfiguren<br />
zu ihrem Metier machten, die traditionelle,<br />
konventionelle Blümchendekore<br />
plötzlich frech aus der Reihe tanzen<br />
ließen und die Flächen nach dem eigenen<br />
Gutdünken bemalten. Monika<br />
Drescher, Hans und Maria Fischer, Christoph<br />
Möller, Martin Waubke, Rüdiger<br />
Ludwig gaben hier Aufsehen erregende<br />
Beispiele ab.<br />
Schließlich die Revolte gegen allzu viel<br />
Naturfarben und fernöstlichem Minimalismus:<br />
Allen voran Susanne Altzweig,<br />
aber auch Werkstätten wie die von Uta<br />
Minnich, Gerhard Trommler oder Stefan<br />
Diekmann trumpften auf und überließen<br />
sich dem neuen Farbrausch. Salzglasuren<br />
- einmal ganz anders und doch<br />
mit soviel Freude an dieser einmaligen<br />
Technik aufgegriffen, führten jahrelang<br />
die Mecklenburger Vögel vor, aber auch<br />
beispielsweise Martin Goerg und später<br />
Monika Debus. Neben Klassikern<br />
wie Inke und Uwe Lerch standen von<br />
Anfang an die damals noch sehr jungen<br />
und bis heute sehr eigenen Keramiken<br />
von Rita de Nigris.<br />
Der Diessener Markt war stets der erste<br />
nach dem langen Winter in den weit verstreuten<br />
und oftmals auch abseits gelegenen<br />
Werkstätten. Ein Markt, wo man<br />
nicht nur verkaufen wollte, sondern sich<br />
eben auch über neue Entwicklungen<br />
austauschte.<br />
Immer gab es auch ein ausgezeichnetes<br />
Forum für Problemerörterungen<br />
und Tipps - wozu die vielen geselligen<br />
Treffs bis heute ein ausgezeichnetes Forum<br />
bieten. dew.<br />
Unsere Bilder zeigen Impressionen vom Diessener Töpfermarkt 2009
Unser Nikos ist wieder da!<br />
Von Kreta an den Ammersee - Die Kultfigur des Töpfermarkts<br />
Gleich zweimal ist er heuer ins Flugzeug<br />
gestiegen und vom sonnigen Kreta nach<br />
München geflogen: Nikos Kavgalakis<br />
sitzt mit seiner Arbeitsschürze auf einem<br />
irdenen Vorratsgefäß. Um ihn herum<br />
quirlt das Leben der Internationalen<br />
Handwerksmesse in München.<br />
Stumm sitzt er da und lächelt. Er tischt<br />
für Diessens Bürgermeister Herbert<br />
Kirsch griechischen Kaffee und kretische<br />
Bisquits auf. Nikos spricht kein<br />
Wort Deutsch, die Unterhaltung läuft<br />
über seinen Freund und langjährigen<br />
Wegbegleiter Steffen Jacobs. So ist es<br />
auch beim zweiten Deutschland-Aufenthalt,<br />
beim Diessener Töpfermarkt, wo<br />
Nikos in seiner Freiluft-Werkstatt am<br />
Ammerseeufer bei jedem Töpfermarkt<br />
ein Tongefäß nach dem anderen dreht.<br />
Eine große Fan-Gemeinde hat er hier<br />
und für viele ist er die Kultfigur des Mark-<br />
JOHANNISSTRASSE <strong>DIESSEN</strong><br />
tes. Die Besucher lieben ihn und sie lieben<br />
seine Gefäße. Mit Sackkarren kommen<br />
sie an, um sich mit Phítoi (Siehe<br />
auch rechte Spalte) einzudecken. Sie<br />
wollen die Sonne der griechischen Inselwelt<br />
einfangen und das mediterrane<br />
Lebensgefühl mit heimnehmen.<br />
Nikos lebt und arbeitet in dem Dorf Margarites<br />
auf Kreta. Seine Werkstatt ist inzwischen<br />
eine der letzten, in der nach altem<br />
kretischen Verfahren die mächtigen<br />
Vorratsgefäße gedreht werden. In der<br />
dritten Generation pflegt er ein Handwerk,<br />
das seit Tausenden von Jahren besteht<br />
und durch Funde in den Ausgrabungsstätten<br />
von Festos und Knossos<br />
belegt ist. Neben den bauchigen, bis zu<br />
einem Meter hohen Píthoi produziert er<br />
auch andere Vorratsgefäße, die Koronaki<br />
und Sulines. Es sind nicht nur die Gefäßformen<br />
sondern auch die überliefer-<br />
DIE KLEIDERGALERIE<br />
ist Kunst<br />
ten Dekore, die er weiterführt. Die Gefäße,<br />
in denen einst Öl, Feta, Honig, Getreide<br />
oder auch Wolle aufbewahrt wurden,<br />
zieren heute, meist dekorativ bepflanzt,<br />
Terrassen, Gärten und Parks.<br />
Nikos stellt die Töpfe auf alten Drehscheiben<br />
her, kleinere Gefäße entstehen<br />
auf elektrischen Scheiben. Bis zu zehn<br />
Töpferscheiben reiht er auf, an denen er<br />
nach bestimmtem Rhythmus arbeitet.<br />
Ist ein Arbeitsschritt abgeschlossen,<br />
wechselt er zur nächsten Scheibe. Bis er<br />
wieder zum ersten Arbeitsplatz zurückkehrt,<br />
ist dort der Ton angetrocknet. Das<br />
Drehen kann weiter gehen. Für die Gefäße<br />
verwendet er einen hochwertigen,<br />
sehr fetten Ton, der beim Brennen (1050<br />
Grad) dicht und witterungsbeständig<br />
wird. Mit einer Formschiene oder ganz<br />
einfach mit dem Finger entstehen Rillenund<br />
Wellendekore. bb.<br />
TÖPFER AUS MARGARITES<br />
Nikos Kavgalakis<br />
Ägäische<br />
Impressionen in den<br />
Seeanlagen<br />
Jahr für Jahr gruppieren sie sich um die<br />
mächtige Weide in den Diessener Seeanlagen.<br />
Dort, wo der Mühlbach in den<br />
Ammersee fließt: Die Töpferwaren von<br />
Nikos Kavgalakis. Es sind Vorratsgefäße,<br />
wie sie in der Antike im mediterranen,<br />
vor allem ägäischen Kulturraum<br />
benutzt wurden.<br />
Der Píthos (Plural: Píthoi) ist ein großes,<br />
oft übermannshohes, dickwandiges,<br />
bauchiges Vorratsgefäß aus Ton, ähnlich<br />
einer Amphore, jedoch meist mit<br />
flachem Boden. Häufig findet man bei<br />
alten Gefäßen auch Transport-Ösen in<br />
der oberen Hälfte. Durch sie wurden<br />
Seile gezogen, mit denen Píthoi bewegt<br />
werden konnten. Píthoi dienten in erster<br />
Linie der Vorratshaltung, gelegentlich<br />
auch der Bestattung. Ihre Herstellung<br />
erforderte besonderes Können des<br />
Töpfers. Nikos Kavgalakis dürfte einer<br />
der letzten sein, der das alte Handwerk<br />
beherrscht. Für seine lebende Werkstatt<br />
auf dem Diessener Töpfermarkt bringt<br />
er eigens den Ton aus Kreta mit. bb.
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss7<br />
RUMÄNISCHE VOLKSKUNST<br />
Florin Colibaba Tradition trifft Trend<br />
Berühmte<br />
Töpfer-Dynastie aus<br />
Radauti<br />
Rund 400 Werkstätten aus Europa bewerben<br />
sich jedes Jahr und hoffen, beim<br />
Diessener Töpfermarkt dabei zu sein.<br />
Die Fachjury wählt 150 davon aus. Heuer<br />
feiern sechs Neue Diessen-Premiere.<br />
Bei den Neuankömmlingen handelt es<br />
sich um bekannte Vertreter ihrer Zunft,<br />
die in unterschiedlichen keramischen<br />
Werkgruppen daheim sind: Töpfermeisterin<br />
Kathrin Najorka führt das um 1898<br />
als Ziegelei gegründete Familienunter-<br />
Es gibt kaum ein Haus in Diessen, wo<br />
man nicht irgendwo Fliesen in leuchtendem<br />
Gelb und Grün entdeckt. Sie sind<br />
in Scraffito-Technik dekoriert und zeigen<br />
das Leben und den Alltag der rumänischen<br />
Bauern: Bei der Arbeit, beim<br />
Musizieren, beim Tanzen, sie erzählen<br />
aber auch von Mythen und Legenden.<br />
Dazu gibt es Geschirr, Kerzenleuchter,<br />
Schalen, Schüsseln, Krüge ...<br />
Es handelt sich um Töpferware aus Radauti/Rumänien,<br />
die Florin Colibaba mit<br />
seiner Familie (Foto unten) herstellt.<br />
Seit zehn Jahren kommen die Colibabas<br />
nach Diessen. Jeder mag ihre Keramik,<br />
viele sammeln sie, aber nur wenige<br />
wissen um die Berühmtheit der<br />
Töpferdynastie: Florin Colibaba ist der<br />
Enkel des bekannten Constantin Colibaba.<br />
Er repräsentiert die fünfte Generation,<br />
die das stolze Vermächtnis der traditionellen<br />
rumänischen Keramik auch<br />
im Ausland bekannt macht. Radauti (zu<br />
Najorka<br />
deutsch: Radautz), liegt am Fluss Toplit,<br />
nahe der Grenze zur Ukraine. bb. Kathrin<br />
<strong>DIESSEN</strong> <strong>GENIESSEN</strong><br />
zwischen Natur und Kultur<br />
Willkommen am See - Sechs Werkstätten stellen sich vor<br />
nehmen in Krauschwitz. Mit dem Werkstoff<br />
aus der eigenen Tongrube fertigt<br />
sie frei gedrehtes Steinzeug nach traditionellen<br />
Formen und mit den typischen<br />
Lehmglasuren. Sie nahm vor einigen<br />
Jahren den alten Kasseler Ofen, der über<br />
20 Jahre stillgelegt war, wieder in Betrieb.<br />
In ihm wird Steinzeug mit Salzglasur<br />
40 Stunden gebrannt.<br />
Ihr Partner, Christoph Zange, setzt sich<br />
mit Gefäßkeramik, Holzbrand und Raku<br />
Miichhaell Üffiingg<br />
Helmut Menzel<br />
auseinander. Mit salzglasiertem Steinzeug<br />
aus dem Holzofen kommt Michael<br />
Üffing nach Diessen. Den Holzofen bezeichnet<br />
er als Besonderheit seiner<br />
Werkstatt. Hier setzt er die Keramiken 25<br />
Stunden lang den Flammen aus. Unmittelbarer<br />
Kontakt mit dem Feuer, aufgewirbelte<br />
Asche und Kochsalz erzeugen<br />
die lebendigen Gefäßoberflächen.<br />
Im Töpferort Kandern wurden bis um<br />
das Jahr 1900 in erster Linie Hafner-Ge-<br />
Beatrix Sturm-Kerstan<br />
schirre und Ofenkacheln hergestellt.<br />
Damals entwickelte sich aber auch<br />
schon Kunstkeramik, deren Stil Beatrix<br />
Sturm-Kerstan heute mit glasiertem<br />
und bemaltem Steinzeuggeschirr neu<br />
interpretiert.<br />
Mit zeitgemäßen Keramik-Variationen<br />
kommt Helmut Menzel aus Berlin an<br />
den Ammersee. Menzel, der als Meisterschüler<br />
das Studium der Bildenden<br />
Künste abschloss, zeigt handbemaltes,<br />
gedrehtes Porzellan und Steinzeug. Seine<br />
Kannen und Schalen wirken mit hellen<br />
Farben leicht und design-orientiert.<br />
Aus Leipzig wird Susanne Heise erwatet<br />
mit Produkten aus ihrer Porzellanwerkstatt.<br />
Und Christina Wiese aus Velden<br />
in Österreich ist bekannt für Keramikobjekte,<br />
die sich der Dimension Zeit<br />
entziehen und damit den Zeitgeist hintergehen.<br />
bb.<br />
Unterkunft<br />
Gästeinformation<br />
Internet<br />
Ihre Tourist-Info freut sich auf Sie<br />
Montag bis Freitag von 9.30 bis 12.30 Uhr, von 16 bis 18.30 Uhr<br />
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Diessener Keramikweg<br />
Spaziergang vom Ammersee zum Klosterberg - Ausstellungen<br />
Die historische <strong>Marktgemeinde</strong> am Ammersee<br />
verführt ihre Gäste mit jeder<br />
Menge Charme: Verschwiegene Winkel,<br />
historische Häuser, rauschende Bäche,<br />
romantische Fußwege abseits der<br />
Hauptstraßen. Dazu viel erlebnisreiche<br />
Kultur. Wer zum Töpfermarkt kommt,<br />
möge sich einen Spaziergang vom Seeufer<br />
hinauf zum ehemaligen Augustiner<br />
Chorherrenstift und an den Kirchsteig<br />
mit seinen drei bekannten Töpferwerkstätten<br />
gönnen.<br />
Eine gute Orientierung bietet der „Diessener<br />
Keramikweg“, der zu Ausstellungen<br />
und musealen Stätten führt. Er ist<br />
gut ausgeschildert, und wer ihn nur einfach<br />
begehen will, setzt sich am Untermüller<br />
Platz (beim Wasserfall in der Fischerei)<br />
in den kostenlosen Shuttlebus<br />
und fährt eine Etappe bergauf.<br />
Erlebenswert sind auch die alten Handwerksbetriebe,<br />
Kunstgalerien und Läden,<br />
die an den vier Markttagen ihre Türen<br />
für die Gäste aus aller Welt öffnen.<br />
Es lohnt sich, auch die Gassen und Straßen<br />
neben dem „Diessener Keramikweg“<br />
zu besuchen. Sie bergen hübsche<br />
Überraschungen. So entdeckt man zum<br />
Beispiel die Kleidergalerie (Johannisstraße)<br />
oder die Galerie Schmuckwerk<br />
(Hofmark), die mit schmückenden Ideen<br />
zwischen Mode, Accessoires und<br />
Goldschmiede begeistert.<br />
Die Zinngießerei Wilhelm Schweizer<br />
mit ihren bezaubernden Miniaturwelten<br />
findet der Spaziergänger an der Herren-<br />
straße. Ein paar Häuser weiter das Zinn-<br />
Café, wo zwischen Zinnfiguren und<br />
Nostalgie hausgemachte Kuchen fein<br />
schmecken. Das Atelier von Illusionsmaler<br />
Christian Wahl (Am Kirchsteig)<br />
entführt ins Zauberreich einer reizvollen<br />
Kunstform.<br />
Der „Diessener Keramikweg“ begleitet<br />
die Diessen-Besucher vom Seeufer aus<br />
durch den historischen Ortskern und<br />
hinauf zum Kirchenzentrum mit dem<br />
barocken Marienmünster, dem Taubenturm<br />
und dem Traidtcasten. Von dort<br />
geht es weiter über die Kastanienallee<br />
zum Keramikzentrum am Kirchsteig.<br />
Hier die beschilderten Anlaufstellen:<br />
Station eins<br />
Der Töpfermarkt in den Seeanlagen mit<br />
150 Werkstätten aus elf Ländern in Europa.<br />
Mit Infozelt, abwechslungsreicher<br />
Gastronomie, mit Benefizaktion „empty<br />
bowls“, Marktcafé, Kinderspielplatz<br />
und der Möglichkeit, die ADK, die Arbeitsgemeinschaft<br />
Diessener Kunst im<br />
Pavillon am See zu besuchen.<br />
Station zwei<br />
Die Töpferei von Franz und Ines Höfle<br />
(Herrenstraße 15) empfängt Keramikfreunde<br />
im historischen gelben Haus<br />
mit Werkstattausstellung und Töpfergarten.<br />
Mehr auf Seite 11<br />
Station drei<br />
Die Ausstellung im Taubenturm des<br />
Heimatvereins Diessen begeistert mit<br />
jungen Arbeiten von Studenten der<br />
Münchner Kunstakademie. Ihr Motto:<br />
Kuckucksei. Mehr auf Seite 9<br />
Station vier<br />
Die Wettbewerbsarbeiten zum Diessener<br />
Keramikpreis - Jubiläumsstücke für<br />
die keramische Schatztruhe - sind im<br />
Traidtcasten neben dem Marienmünster<br />
zu sehen. Übrigens: Auch die Kirche<br />
St. Stephan (gleicher Eingang wie zum<br />
Traidtcasten) lohnt einen Besuch. Sie<br />
gilt als lebendiges Zeugnis des frühen<br />
Zieglerhandwerks am Ort. Einst Pferdestall<br />
der ehemaligen Klosterökonomie,<br />
wurde das historische Gewölbe zu<br />
Beginn der 1980-er Jahre in einen würdevollen<br />
Kirchenraum umgestaltet.<br />
Station fünf<br />
Das Keramikmuseum Ernst Lösche (unter<br />
anderem mit Bodenfunden des 17.<br />
Jahrhunderts) am Kirchsteig 19 ist geöffnet.<br />
Im Keramikgarten finden Werkstattausstellungen<br />
statt und im Holzofen<br />
wird der klassische Schwarzbrand<br />
demonstriert. Mehr auf Seite 11<br />
Station sechs<br />
Die Keramikwerkstatt Dagmar Larasser<br />
(Kirchsteig 21) zeigt eine Werkschau mit<br />
keramischen Objekten für Haus und<br />
Garten, mit Fischen und Nixen in neuen<br />
Glasuren.<br />
Station sieben<br />
Keramikmeister Christoph Möller (am<br />
Kirchsteig 24) präsentiert „Landschaftsskizzen<br />
oder ... der Töpfer als Gärtner“.<br />
Möller geht neue Wege in der freien Keramikgestaltung.<br />
Skulpturen aus hellem<br />
Ton sind als Gesamtkunstwerk installiert.<br />
Täglich um 16.30 Uhr lädt er zum<br />
offenen Werkstattgespräch ein. bb.
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss9<br />
40 JAHRE IN WENGEN<br />
Cornelia Goossens<br />
Im Kuhstall<br />
brennt heute der<br />
Keramikofen<br />
Vor vier Jahrzehnten zog die Münchnerin<br />
in eine der damals ältesten Töpferwerkstätten<br />
von Diessen ein: Für Cornelia<br />
Goossens war das ehemalige<br />
Atelier des Keramikers Heribert Herbertz<br />
der Sprung in die Selbständigkeit.<br />
Sechs Jahre später entdeckte sie einen<br />
Bauernhof im Diessener Ortsteil Wengen,<br />
der ihr - am idyllischen Dorfrand<br />
und inmitten kraftvoller Natur - Heimat<br />
und Arbeitsstätte geworden ist.<br />
Im alten Kuhstall sind die ersten Kachelöfen<br />
entstanden, später wurde der Stall<br />
zu einer großzügigen, modernen Werkstatt<br />
ausgebaut, die heute mit einer Archiv-Vitrine<br />
und mit einer Wand voller<br />
Farb- und Dekormusterplatten (Foto<br />
rechts) viel verrät über ein an Ideen und<br />
Experimenten reiches Töpferleben.<br />
War die Meisterin mit ihren blau-grünweißen<br />
Krügen, Kannen, Schalen und<br />
Geschirren bekannt geworden, setzen<br />
jetzt - genauer seit Beginn des neuen<br />
Jahrtausends - feine Porzellane Akzente.<br />
„Ich brauch’ die Abwechslung“, sagt<br />
sie, deren Schaffen in ständigem Fluss<br />
ist: Von der traditionellen Hafnerware<br />
zum feinen Porzellan. Heute geht sie immer<br />
mehr in die freie Form, die aber<br />
stets noch der Funktion zugetan ist, wie<br />
zum Beispiel die Gefäßunikate aus<br />
durchgefärbten Porzellan-Tonen.<br />
Zum 40. Werkstattjubiläum ehrt die Arbeitsgemeinschaft<br />
Diessener Kunst,<br />
ADK, ihr langjähriges Mitglied mit einer<br />
Sonderausstellung im September 2010.<br />
Im Pavillon am See sind dann die Werkphasen<br />
der Keramikmeisterin und Ofenbauerin<br />
das Thema. bb.<br />
Kuckucksei im Taubenturm<br />
Ist-Zustände wie Poesie - Studenten zeigen Keramik und Glas<br />
Im Taubenturm zieht die Jugend ein:<br />
Sieben Studierende von der Akademie<br />
der Bildenden Kunst in München - aus<br />
der Klasse Norbert Prangenberg für Keramik<br />
und Glas - zeigen, was sie drauf<br />
haben: Experimentell, frech, witzig.<br />
„Kuckucksei“ nennen sie ihre Ausstellung<br />
im dreigeschossigen Taubenturm<br />
des Heimatvereins Diessen, der am Eingang<br />
zum Kirchenzentrum als eines der<br />
ältesten Bauwerke am Ort gilt. So kokettiert<br />
historische Architektur mit dem<br />
Geist des jungen Kunstschaffens.<br />
Sechs Studentinnen und ein Student,<br />
zum Teil schon mit dem Danner Preis gewürdigt,<br />
beschreiben ihre Arbeiten „als<br />
in die Poesie weisende Ist-Zustände“. In<br />
zarten Farbabstufungen leuchten die<br />
Glasmalereien von Aurélie Dupin. Die<br />
Malerei auf hintereinander montierten<br />
Glasscheiben thematisiert Raumansichten,<br />
die einen Zustand dokumentieren<br />
und nach dessen Geschichte fragen. Die<br />
keramischen Wandapplikationen von<br />
Chao Song sind frei modelliert. Sie spielen<br />
mit barocken Ornamenten.<br />
Laura Stracke arbeitet bei Skulpturen<br />
mit strengem Baukastenprinzip. Formgeschmolzenes<br />
Glas, scheinbar der Gravitation<br />
entrissen, erfüllt die Objekte mit<br />
Licht und lässt sie „schweben“. Mit abstrahierten<br />
Formen, die ihre Vorlagen in<br />
der Natur haben, setzt sich Yurika Tahara<br />
auseinander. Ihre „zarten Früchte“<br />
sind aus Steinzeug aufgebaut.<br />
Holzgeschnitzte Figuren von Beate Zollbrecht<br />
haben für ihren Auftritt eine Bühne<br />
in der Dimension einer Streichholzschachtel.<br />
Die feinen Menschendarstellungen<br />
haben die Gier nach Größe nicht<br />
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nötig. Im Prozess der analogen Mehrfachbelichtung<br />
bearbeitet Sonja Allgaier<br />
Transparenz und Auflösung von architektonischen<br />
(Ober)Flächen. Die Fassaden<br />
und Räume sind ineinander gewebt<br />
und wie flüchtige Erscheinungen.<br />
Matthias Wurms fotografische Arbeit<br />
zeigt eine an Motiven prall gefüllte Welt.<br />
Seine Aufnahmen eröffnen die Sicht auf<br />
vorhandene Strukturen und Objekte.<br />
Unschärfe verschmilzt Farben und Formen<br />
zu abstrakten „Gemälden“. Der Taubenturm<br />
am Diessener Keramikweg ist<br />
täglich offen von 10 bis 18 Uhr. oh.<br />
Die Taubenturm’ler im Bild (von links)<br />
Aurélie Dupin, Sonja Allgaier, Chao<br />
Song, Matthias Wurm, Laura Stra-cke<br />
und Yurika Tahara, nicht im Bild Beate<br />
Zollbrecht.<br />
Das Schöne hat einen Namen<br />
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Das Gefäß seines Lebens ist zerbrochen<br />
Ernst Lösche ist tot - Die gute Form war sein lebenslanges Ziel<br />
In jedem Jahr hat er voller Freude den<br />
Diessener Töpfermarkt erwartet und<br />
Monate zuvor schon begonnen, mit Glasuren<br />
und Formen zu experimentieren.<br />
Auf dem Markt sollte es am Loesche-<br />
Stand immer eine Neuheit geben. Auch<br />
in diesem Jahr entwarf er trotz schwindender<br />
Kräfte neue Gefäße - er durfte<br />
sie nicht mehr selber präsentieren: Ernst<br />
Lösche, der Senior der Diessener Keramikgeschichte<br />
und -forschung ist kurz<br />
vor dem Markt im 88. Jahr gestorben.<br />
In seiner Person spiegelte sich sowohl<br />
die zeitgenössische Entwicklung der Keramik,<br />
als auch die Entdeckung der historischen<br />
Töpferwaren in der <strong>Marktgemeinde</strong>.<br />
65 Jahre lang verlieh er dem<br />
gestaltenden Handwerk in Ton neue Dimensionen.<br />
Fast bis zum letzten Atemzug<br />
vereinte er täglich aufs Neue Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft.<br />
Ernst Lösche wird fehlen in Diessen.<br />
Und in der Keramikwelt. Sein Zuhause,<br />
das Anwesen des letzten Prälaten vom<br />
Augustiner Chorherrenstift in Diessen-<br />
St. Georgen, war ein ständiger Ort der<br />
Begegnung von Wissenschaft, Politik<br />
und Kunst, aber auch eine Stätte der Geselligkeit.<br />
Hier bewegte der brillante Geist mit seiner<br />
respektablen Streitkultur Raum und<br />
Zeit - in erster Linie jedoch das Schaffen<br />
in Ton, denn die Gestaltung der guten<br />
Form war sein lebenslanges Ziel.<br />
Hier gelang es ihm, die Entwicklung der<br />
neuen deutschen Keramik entscheidend<br />
zu prägen, sie mit internationalen<br />
Einflüssen zu verbinden und die Ergebnisse<br />
in die Welt hinauszutragen.<br />
Seine Ausstellungen in Galerien, Museen<br />
und privaten Sammlungen festigten<br />
den Ruf der Künstlerkolonie Diessen.<br />
Ab 1948 war Loesche-Keramik auf<br />
der Frankfurter Messe und der Münchner<br />
Handwerksmesse vertreten. Die<br />
Aktivitäten setzten sich 1954 in Sao Paulo<br />
und 1956 in Neu Delhi fort. Loesche-<br />
Werkstücke sah man in London, Liverpool,<br />
Utrecht, in Chicago, San Francisco,<br />
Tokio, Wien, Sydney, Rio de Janeiro,<br />
Helsinki, Mexiko-City, Prag, Bratislava,<br />
Leningrad, Kiew, Moskau, in Istanbul<br />
und Budapest, von Neuseeland über<br />
China bis nach Südamerika ...<br />
Nahezu ein halbes Jahrhundert bewegte<br />
ihn der Forschergeist wie eine heimliche<br />
Triebfeder. Es gelang ihm der Beweis,<br />
in Diessen die früheste handwerkliche<br />
Fayence-Produktion Süddeutschlands<br />
zu belegen. Seitdem gehört das<br />
berühmte „plab und weiss” Geschirr aus<br />
dem barocken Diessen zum Loesche-<br />
Werkstattprogramm.<br />
Sein großes Werk wurde vielfach gewürdigt:<br />
Vom Bayerischen Staatspreis<br />
in Gold bis zum Bundesverdienstkreuz,<br />
der Bayerischen Denkmalschutzmedaille<br />
und dem Goldenen Ehrenring der<br />
<strong>Marktgemeinde</strong> Diessen.<br />
Am letzten Tag seines Daseins hat Ernst<br />
Lösche noch einen Schwarzbrand angeordnet.<br />
Während die kostbaren Tongefäße<br />
im Brennofen ihrer Schönheit und<br />
Perfektion entgegenstrebten, bereitete<br />
er sich auf die Unendlichkeit vor. So entstanden<br />
in seinem Geiste neue Zeugen<br />
großer Handwerkskunst aus dem Werkstoff,<br />
der seit Anbeginn der Menschheit<br />
die Erde gestaltet. Die bildenden Künste<br />
und das Töpferwesen bewahren ihm<br />
ein ehrendes Andenken. bb.<br />
IM NATIONALMUSEUM<br />
Kunissaplatte<br />
Kostbarkeit<br />
aus dem frühen<br />
Mittelalter<br />
Der Töpferort Diessen ist reich an keramischen<br />
Funden. Im alten Ortskern ist<br />
das Erdreich „gepflastert“ mit Scherben.<br />
Das bisher älteste keramische Relikt<br />
ruht aber im Tresor des Bayerischen<br />
Nationalmuseums in München. Es ist<br />
die Grabplatte der seligen Kunissa aus<br />
dem Jahr 1020.<br />
Die kleine Tontafel besteht aus rotbrennendem<br />
Ton. Sie ist 13 Zentimeter breit<br />
und 17 Zentimeter hoch. Die Inschrift,<br />
einst in den noch weichen Ton eingedrückt,<br />
erinnert an Kunigunde von Andechs,<br />
genannt Kunissa: „Kunigund,<br />
die Sünderin, Herrin dieses Ortes, starb<br />
während der Erbauung dieser Kirche<br />
am 6. März 1020“. Kunissa gilt als Stifertin<br />
der Kirche St. Stephan und Gründerin<br />
des Kononissenstifts St. Stephan<br />
in Diessen. Das Stift wurde um 1130<br />
nach Andechs verlegt, wo der Frauenkonvent<br />
1350 ausstarb.<br />
Die Grabplatte tauchte im 15. Jahrhundert<br />
wieder auf. Ein Abguss (Foto unten)<br />
ist heute im Werkstattmuseum<br />
Ernst Lösche am Kirchsteig in Diessen-<br />
St. Georgen zu sehen. bb.<br />
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Atelier-Ausstellung während des Diessener<br />
Töpfermarktes von 14 bis 18 Uhr
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss11<br />
Das Schöne am Wegesrand<br />
Wo man in Diessen noch überall Keramik anschauen kann - Blickpunkt Töpfergarten<br />
Im Keramikmuseum Ernst Lösche<br />
Im Diessener Ortsteil St.Georgen, in der<br />
einstigen Klosterhofmark des Augustiner<br />
Chorherrenstiftes, befindet sich das<br />
private Museum der Keramikwerkstatt<br />
Lösche. Hier sind Teile der Originalausgrabungsstücke<br />
zu sehen, die der Keramiker<br />
Ernst Lösche und sein Sohn Wolfgang<br />
Lösche seit über 40 Jahren in Diessen<br />
gesammelt haben.<br />
Die Funde umfassen einen Zeitraum<br />
vom 11. bis in das 19. Jahrhundert. Zu<br />
den wichtigsten Zeugnissen der Diessener<br />
Keramikgeschichte gehören der Abguss<br />
der keramischen Grabplatte der seligen<br />
Kunissa aus Diessen (Siehe Beitrag<br />
links), die bunt glasierten Dachziegel<br />
der mittelalterlichen Klosterkirche,<br />
Bodenziegel des 15. und 16. Jahrhunderts<br />
und mittelalterliches Gebrauchsgeschirr.<br />
Den Schwerpunkt des Museums bilden<br />
zweifelsohne die barocken blau-weißen<br />
Fayencen wie sie im 17. und 18. Jahrhundert<br />
von den Diessener Hafnern produziert<br />
worden sind. Im Keramikmuseum<br />
sind auch die Nachbildungen der<br />
schönsten erhaltenen und datierten<br />
Diessener Fayencekrüge aus der Zeit<br />
zwischen 1655 und 1684 zu sehen. Erst<br />
am 29. April 2010 wurde im neu eröffneten<br />
Deutschen Fayencemuseum in<br />
Höchstädt an der Donau ein weiterer,<br />
bisher nicht gezeigter Fayencekrug aus<br />
Diessen, hergestellt im Jahre 1676, der<br />
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seine<br />
Nachbildung gehört zu den besonderen<br />
Exponaten im Museum.<br />
Ein weiterer Aspekt ist das umfangreiche<br />
Werkstattarchiv von Ernst Lösche,<br />
das Keramiken aus der Gründungszeit<br />
der Werkstatt zeigt, von 1945 bis in die<br />
Gegenwart. Darunter sind die ersten<br />
funktionalen Großgefäße für Inneneinrichtung<br />
und Floristen der 1950-er und<br />
1960-er Jahre, mit denen sich Ernst Lösche<br />
auf den Frankfurter Herbst- und<br />
Frühjahrsmessen und der Internationalen<br />
Handwerksmesse in München einen<br />
Namen machte.<br />
Das Keramikmuseum im Keramikgarten<br />
der Loesche-Werkstatt ist an den Töpfermarkttagen<br />
von 10 bis 18 Uhr geöffnet.<br />
Führungen auf Anfrage unter Telefon<br />
0 88 07 - 18 77 oder 85 57. lö.<br />
Im Pavillon am See<br />
Er ist ein Wahrzeichen von Diessen und<br />
das Schaufenster des örtlichen Kunstschaffens:<br />
Der Pavillon am See, die feine<br />
Kunsthalle der Arbeitsgemeinschaft<br />
Diessener Kunst (ADK), präsentiert mitten<br />
im Töpfermarktgelände 30 Werkstätten<br />
unter einem Dach.<br />
1927 begannen in den Seeanlagen in<br />
einem hölzernen Pavillon erste Kunstausstellungen.<br />
Schon damals war der<br />
Ort bekannt für Zinnfigurenherstellung,<br />
die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht,<br />
für viele Keramikwerkstätten und Malerateliers.<br />
Heute werden in ständiger<br />
Verkaufsausstellung die Arbeiten nur<br />
ortsansässiger Künstler und Kunsthandwerker<br />
aus den Bereichen Malerei,<br />
Zinn, Keramik, Holz, Metall, Gold-,<br />
Silber- und Kunstschmiede, Textil, Papier<br />
und Glas ausgestellt.<br />
An alte Markttraditionen anknüpfend,<br />
veranstaltet die ADK seit 1977 immer<br />
zu Maria Himmelfahrt, 15. August, einen<br />
Markt nur für die Diessener Werkstätten,<br />
um zu zeigen wie vielfältig das<br />
Kunsthandwerk in Diessen weiterlebt.<br />
Geöffnet täglich 10 bis 18 Uhr. lö.<br />
Im Höfle-Haus<br />
Das strahlende gelbe Anwesen an der<br />
Herrenstraße 15 gehört zu den schönsten<br />
Beispielen historischer Baukultur im<br />
alten Diessen. Seit 40 Jahren ist es ein<br />
Ort des Töpferhandwerks. Als Franz<br />
und Ines Höfle (Foto unten), beide Bildhauer,<br />
von der Nürnberger Akademie<br />
an den Ammersee kamen, hatten sie<br />
schon blau-weiße Keramik im Gepäck.<br />
Nicht ahnend, dass sie imTöpferort mit<br />
der plab-weißen Fayence-Tradition gelandet<br />
sind.<br />
Heuer ist das Höfle-Haus erstmals eine<br />
Station am Diessener Keramikweg. Eine<br />
höchst Interessante: „Bei uns wird<br />
flott gearbeitet“, erklärt Ines Höfle, „die<br />
Handwerklichkeit muss man sehen und<br />
spüren.“ Dazu gehören der kleine Fehler<br />
oder die Unebenheit - so wie es früher<br />
war. Bekannt geworden mit honigfarbenem<br />
und braunem Geschirr, steht<br />
heute kräftiges Blau im Blickpunkt oder<br />
zartes Flieder. Traditionelle Formen,<br />
praktisch, schön, Backofen geeignet.<br />
Farbige Gartenkugeln und Pflanztöpfe,<br />
ausgestellt im zauberhaften urbanen<br />
Töpfergarten. Täglich 10 bis 18 Uhr. bb.
Voll der Farbrausch<br />
Die bunte Welt von Susanne Altzweig - Keramikpreis 2009<br />
Selten war der Applaus so einmütig -<br />
nein: Eigentlich war es ein Jubel. Und<br />
er kam, neidlos, fast ein kleiner gemeinsamer<br />
Triumph, aus tiefstem Töpferherzen.<br />
Susanne Altzweig hatte im vergangenen<br />
Jahr, 2009, den Diessener Keramikpreis<br />
für ihren Beitrag zum Thema<br />
„Schale“ bekommen.<br />
Sie selbst, die fast die eigene Ehrung<br />
verpasst hätte, stand mittendrin, ein<br />
bisschen ungläubig, ein bisschen verlegen,<br />
einfach riesig glücklich. Vielleicht<br />
noch glücklicher als das Preisgeld (3.000<br />
Euro) hatte sie in diesem Moment die<br />
aufrichtige Anerkennung der Kolleginnen<br />
und Kollegen gemacht.<br />
Wer sich mit der deutschen Töpferszene<br />
befasst, der kennt die heute 50-Jährige<br />
lange. Als alle noch „very Leachy“<br />
waren, man sich in Seladon, Ochsenblut<br />
und Tenmoku kniete, nächtelang am<br />
Holzofen schmorte, um Anflugglasuren<br />
zu produzieren, als alle noch lange auf<br />
braun-grün setzten und andere Färbemittel<br />
als natürliche Oxide, Holzaschen<br />
oder Tonmehle streng verpönt waren -<br />
da tauchte sie auf den Töpfermärkten<br />
auf. „Das war ein Schocker!“ erinnert sie<br />
sich. Denn ihre Töpfe und Geschirre<br />
zeigten knallgelbe Zitronen auf Himmelblau,<br />
Orangen auf Grasgrün, blutrote<br />
Rosen auf Pink.<br />
Sie benutzte Malfarben und Farbkörper<br />
und scherte sich einen feuchten Kehricht<br />
um das keramische Understatement der<br />
anderen Steinzeugtöpfer: Sie griff, egal,<br />
ob bei ihrem niedrig gebrannten Steinzeug<br />
oder bei ihrer Majolika bis über die<br />
Ellbogen in die Farbtiegel der keramischen<br />
Industrie. „Und von da an war ich<br />
nur noch die Bunte, die Exotin.“<br />
Ihre Formen sind kraftvoll und ruhig, ihre<br />
Dekore entsprechend großzügig, flächig<br />
und von frischer, kraftvoll-naiver<br />
Simplizität.<br />
Und gerade daran kann man sehen, dass<br />
sie sehr wohl ein Kind der 1970er/1980er<br />
Jahre ist, als sich in Deutschland keramisch<br />
alles an der von Japan inspirierten<br />
Keramik der Engländer ausrichtete,<br />
als die Lehre von Bernard Leach und sein<br />
Lob der japanischen Keramik sowie der<br />
dortigen Mingei-Bewegung hierzulande<br />
neue Maßstäbe und ein gewaltiges Gestaltungspotenzial<br />
bei den Jungen frei<br />
setzte. Denn unkompliziert, direkt und<br />
MAN HAT UNS UM DIE ECKE GEBRACHT<br />
GRÖSSER, SCHÖNER UND JETZT MIT AUSSENTERRASSE<br />
authentisch sollte die Sprache jetzt sein,<br />
Verkünstelungen und artifizielle Manierismen<br />
interessierten niemanden mehr<br />
- nicht Töpfer, noch Kunden - egal, ob<br />
im Formalen, als hoch komplizierte Glasur<br />
oder als sophistischer Dekor.<br />
Die Frische der fernöstlichen Volkstöpferei<br />
begeisterte die Leute, die einfachen,<br />
durchschaubaren Rezepte, der<br />
unmittelbare, erlebte, sichtbar gebliebene<br />
Kontakt mit dem Material und den es<br />
verändernden Elementen, die Sprache<br />
der Natur. Authentizität und der spontane<br />
Dialog mit den Dingen, auch mit dem<br />
eigenen Handwerk: Das war es, was den<br />
Gefäßen dieser neuen Generation Leben<br />
einhauchte.<br />
Trendscout und Trendsetter:<br />
Susanne Altzweig langt in den<br />
Farbtopf<br />
Das kam mitunter mit großem Dogma<br />
einher. Aber Susanne Altzweig formte<br />
aus den ehernen Lettern der Leach-Lehre<br />
ihre eigene Sprache. Und hat, genährt<br />
von deren Erkenntnissen, zu eigenem,<br />
und wie sie selbst sagt, damals höchst<br />
exotischem Ausdruck gefunden. Und<br />
doch erfüllt sie damit vorbildhaft, was<br />
Leach wohl auch meinte und befördern<br />
wollte: Den Mut zu haben, nach den eignen<br />
Wurzeln zu graben, sich von der eigenen<br />
Tradition zu nähren, daraus Neues<br />
zu schaffen und damit das eigentlich<br />
Unverwechselbare und Lebendige, das<br />
zu den Menschen spricht.<br />
Ihr Wagnis - das für sie wohl keines war,<br />
eher ein neugierig verfolgter Weg - ging<br />
voll auf: Altzweigs Keramik setzte sich<br />
durch. Wenn Plagiate Anerkennung<br />
und Lob bedeuten, dann müsste Susanne<br />
Altzweig schon bald vor Selbstbewusstsein<br />
gestrotzt haben: Denn bald<br />
wurde sie gnadenlos und dreist kopiert.<br />
Seit sie Ende der 1980er Jahre auf den<br />
Töpfermärkten auftauchte, hatte sie<br />
vollen Erfolg. Sie hatte einen Trend voraus<br />
geahnt und ihn gesetzt, wie Wolfgang<br />
Lösche es so treffend in seiner<br />
Diessener Laudatio sagte. Es mehrten<br />
sich fürderhin die bunten, fröhlichen<br />
Farben und Muster auf Tellern, Tassen<br />
Kannen, wohin das keramisch interessierte<br />
Auge auch schaute.<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
M a r k t p l a t z 3<br />
86911 Diessen<br />
T. 08807 9494868<br />
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Mo, Mi, Do und Fr<br />
17:30 – 23:00 Uhr<br />
Sa u. So 11:30–14:00<br />
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Dienstag Ruhetag
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss 13<br />
Auch deshalb war der Marktpreis vom<br />
Ammersee eine mehr als wohlverdiente<br />
Würdigung der Töpferin. Ihr Werdegang?<br />
1980 lernt sie in der Werkstatt von<br />
Alfred Schließler, idyllisch und direkt am<br />
Neckar gelegen. Es sind damals insgesamt<br />
13 Lehrlinge in Krösselbach. Altzweig<br />
erinnert sich gerne an die Zeit, ist<br />
voll Bewunderung für den Lehrherren,<br />
allzumal für dessen Formentwicklung.<br />
Danach geht sie wieder in die Schule,<br />
die Fachschule in Höhr, die sie 1986 verlässt,<br />
1987 ist sie Töpfermeisterin.<br />
Doch: „Entwickelt habe ich mich erst<br />
danach“, sagt sie. „Das Schulische“ habe<br />
sie erdrückt. „Es war zu früh, ich<br />
wusste zu wenig. Dann war ich auf einmal<br />
selbstständig.“<br />
Es folgen sechseinhalb Jahre in einer<br />
kleinen eigenen Werkstatt „Im Paradies“<br />
und 1992 schließlich die „Keramikgruppe<br />
Grenzhausen“, deren Mitglied sie<br />
heute noch ist. Ein Zusammenschluss,<br />
der sich als erfolgreich herausstellte.<br />
Für Susanne Altzweig auch aus anderen<br />
Gründen ideal: Sie ist, so sagt sie,<br />
ein „Familienmensch“. Und: „Mich interessiert<br />
immer auch der soziale Aspekt.“<br />
Was Wunder, dass es ihr das Thema<br />
Gebrauchsgeschirr angetan hat. Sie<br />
betont, wie wichtig es ihr ist, dass ihre<br />
Gefäße zum Benutzen auffordern.<br />
Doch heiter und so fröhlich wie das farbige<br />
Geschirr, ist das Töpferleben - auch<br />
für Erfolgreiche - nicht. Der Preis in Diessen<br />
kam nach einem harten Winter. Im<br />
Herbst, der diesem vorangegangen<br />
war, dachte sie ans Aufhören. „Das war<br />
ein echter Tiefpunkt.“<br />
„Ich habe immer nur gedacht: Egal wie,<br />
Diessen musst du schaffen.“ Und neben<br />
der Werkstatt nahm sie einen Job<br />
im örtlichen Buchladen an, sie gibt Klavierunterricht,<br />
Arbeiten, die sie mag<br />
und zu schätzen weiß. Aber natürlich<br />
fehlt ihr die Zeit im Atelier, ein bekannter<br />
Teufelskreis.<br />
Der Keramikpreis in Diessen war für sie<br />
mehr als nur eine willkommene Finanzspritze.<br />
Es war ein Kraftschub, „eine Veränderung,<br />
die Wende“, wie sie sagt.<br />
„Seitdem bewege ich mich wieder nach<br />
vorne. Bin unbeirrter.“ Gabi Dewald.<br />
Unsere Bilder zeigen Susanne Altzweig<br />
bei der Preisverleihung und auf dem<br />
Töpfermarkt mit Katrin Fröhlich (rechts)<br />
von der Töpferei Holger Klassen.<br />
Die Brennofenbauer kommen<br />
Helmut und Benjamin Rohde stiften Diessener Keramikpreis<br />
Immer öfter, so nimmt es Wolfgang Lösche<br />
wahr, taucht der Diessener Keramikpreis<br />
in den Lebensläufen von Töpfern<br />
auf: „Der Preis ist ein Gütesiegel.<br />
Wer ihn bekommt, ist stolz darauf.“<br />
Das begeistert den Brennofenhersteller<br />
Helmut Rohde, der die Auszeichnung im<br />
Jahr 2001 erstmals gestiftet hat. „Ich war<br />
auf dem richtigen Weg“, meint er rückblickend<br />
und freut sich, dass er Anreize<br />
schaffen konnte für die Förderung von<br />
zeitgemäßem Design, der guten Form<br />
und der Qualität im keramischen Schaffen.<br />
„Deshalb wird es den Diessener Keramikpreis<br />
auch in Zukunft geben.“<br />
Dass der Preis ernst genommen wird in<br />
der Branche, hängt für Rohde auch mit<br />
der Jury zusammen. Da sind hochkarätige<br />
Fachleute drin wie Professor Dr. Florian<br />
Hufnagl (Leiter Neue Sammlung<br />
München), die unabhängig entscheiden.<br />
Dies sporne die Töpfer zu Höchstleistungen<br />
an. Monatelang machen sie<br />
sich Gedanken zum Thema, das die<br />
Marktleitung jedes Jahr neu auslobt.<br />
„Das Ergebnis sind Unikate. Großartige<br />
Arbeiten“, sagt Rohde und betont, wie<br />
schwer sich die Jury tut bei so viel herausragenden<br />
Werkstücken. Die Zahl der<br />
Töpfer, die am Wettbewerb teilnehmen,<br />
Keramikpreis 2010<br />
Für die Schatzkammer<br />
Er steht heuer unter einem spannenden<br />
Leitmotiv: „Zehn Jahre Diessener<br />
Keramikpreis. Jubiläumsstücke<br />
für die keramische Schatzkammer“.<br />
70 Bewerber um die begehrte Auszeichnung<br />
haben ihre besten und<br />
neuesten Arbeiten eingereicht und<br />
tragen damit zu einem Höhepunkt<br />
des Jubiläumsmarktes bei. Einmal<br />
wird der Festakt zur Preisverleihung<br />
am Donnerstag, 13. Mai wieder ein<br />
gesellschaftliches Ereignis, zum anderen<br />
zeigen die Wettbewerbsarbeiten<br />
die Tendenzen in der zeitgenössischen<br />
Keramik. bb.<br />
nimmt kontinuierlich zu. Anfangs machten<br />
um die 40 Werkstätten mit, heute<br />
sind es schon 60 bis 70, die sich auch<br />
alle freuen, dass ihre Arbeiten bei einer<br />
Sonderschau im Diessener Traidtcasten<br />
ausgestellt werden.<br />
Weil Rohde mit seinem Unternehmen in<br />
ganz Europa herumkommt, weiß er, wie<br />
einfach manche Wettbewerbe gestrickt<br />
sind: „Sie werden oft ohne bindendes<br />
Thema ausgeschrieben. Das verleitet<br />
die Töpfer, Arbeiten einzureichen, die<br />
sie im Bestand haben, aber schwer verkäuflich<br />
sind.<br />
Rohde Brennöfen<br />
Erfolg für Europa<br />
Mit dem Diessener Keramikpreis halten<br />
es Helmut Rohde und sein Sohn Benjamin,<br />
wie mit ihrem Unternehmen: Hier<br />
wie da Streben nach Perfektion. Die Firma<br />
Rohde - auch auf dem Diessener<br />
Töpfermarkt vertreten - stellt innovative<br />
Brennofenlösungen für Keramik, Glas,<br />
Metall und Laboranwenden her. Diplom-<br />
Ingenieur Helmut Rohde, der früher selber<br />
töpferte und die Anforderungen der<br />
Branche kennt, gründet das Unternehmen<br />
mit dem Bau von Keramik-Brenn-<br />
öfen 1982 in Prutting bei Rosenheim.<br />
Rasch stellt sich Erfolg ein, so dass die<br />
Produkte weiter entwickelt werden.<br />
Rohde: „Gutes Feedback von Kunden<br />
und Händlern weist den Weg.“<br />
1992 entsteht das Tochterunternehmen<br />
in der Tschechischen Republik. Diesen<br />
Standort baut er zur Produktionsstätte<br />
aus, während in Prutting Entwicklung<br />
und Administration angesiedelt sind.<br />
2002 wird die Produktpalette um Geräte<br />
zur Wärmebehandlung von Metallen<br />
erweitert. Die Markteinführung der neuen<br />
Ofenserie für Laborbetriebe folgt.<br />
Nach der Ausbildung zum Maschinenbauer<br />
tritt Benjamin Rohde in die Firma<br />
ein. 2002 wird er zweiter Geschäftführer,<br />
seit 2007 lenkt er als Geschäftsführer<br />
das Unternehmen, das im In- und<br />
Ausland über hundert Mitarbeiter im<br />
Brennofenbau beschäftigt. bb.<br />
Unser Bild zeigt eine Betriebsbesichtigung<br />
mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten.<br />
Von links: Seniorchef Helmut<br />
Rohde, Heinrich Traublinger, MdL a. D.,<br />
Präsident der Handwerkskammer für<br />
München und Oberbayern, Horst Seehofer,<br />
Reiner Brüderle und Benjamin<br />
Rohde.<br />
DAS ARTHAUS <strong>DIESSEN</strong> PRÄSENTIERT ZUM TÖPFERMARKT DEN ARTSHOP 2010<br />
ARTHAUS <strong>DIESSEN</strong> | Mühlstrasse 12 | 86911 Diessen | Telefon 01 72 - 916 11 44 | Donnerstag, 13. Mai bis Sonntag, 16. Mai | täglich 11 bis 19 Uhr<br />
Anke Schrey | Federfrau | Waalhaupten<br />
Caroline Ross | Siebdruck | Starnberg<br />
Martin Piehler | Bildhauer und Maler | Herrsching<br />
Monika Prahs | Textilkunst | Diessen<br />
Györgyi Janoschitz | Bildhauerin | Ungarn<br />
gabriele-fotografie | Diessen<br />
Mannam Ohr | Schmuck | München<br />
Ursula Fuchs | Malerei | München<br />
Annunciata Foresti | Malerei | Diessen
Keramik gestaltet die Erde<br />
Exempel auf der Exempla - Über 24.000 Jahre alte Tonfiguren<br />
Berühmte und einflussreiche Keramiker<br />
vom Diessener Töpfermarkt zeigten im<br />
Frühjahr auch auf der Internationalen<br />
Handwerksmesse in München Beispiele,<br />
wie sie sich mit dem Material Ton auseinandersetzen.<br />
Der Grund: Die Sonderschau<br />
„Exempla“ widmete sich dem<br />
Werkstoff Ton, der seit Jahrtausenden in<br />
nahezu allen Regionen der Welt breiten<br />
Einsatz findet. Unter dem Motto „Keramik<br />
gestaltet die Erde“, richtete die „Exempla“<br />
den Fokus vor allem auf das Thema<br />
Gestaltung.<br />
Neben lebenden Werkstätten und eindrucksvollen<br />
Ausstellungen betonten<br />
Schautafeln, dass die Herstellung von<br />
Keramik zu den ältesten Kulturtechniken<br />
der Menschheit zählt. Rund 24.000 Jahre<br />
v. Chr. fertigten Mammutjäger Tonfiguren<br />
wie die Venus von Dolní Vestoni-<br />
ce. Die ältesten Keramikgefäße stammen<br />
aus Japan und werden um 13.000<br />
v. Chr. datiert. Doch scheint die Entdekkung<br />
von Keramik als Material für Gebrauchsgefäße<br />
vermutlich unabhängig<br />
voneinander in mehreren Regionen der<br />
Welt erfolgt zu sein.<br />
Als Werkstoff für Architektur ist Ton seit<br />
Jahrtausenden verbürgt und einer der<br />
bedeutendsten Baustoffe. Ton ist einer<br />
der Hauptbestandteile von Lehm und<br />
wird seit rund 10.000 Jahren in Form luftgetrockneter<br />
Lehmziegel und Lehmputz<br />
als Baumaterial verwendet. Erst durch<br />
den Brand, durch die Einwirkung von<br />
Feuer, verwandeln sich tönerne Figuren<br />
und Gefäße in haltbare Keramik.<br />
So arbeitet der Mensch seit Jahrtausenden<br />
mit Ton und gestaltet mit Keramik<br />
seine Umwelt. Es ist faszinierend zu be-<br />
Wir lieben Diessen<br />
und gute Keramik<br />
ART AUREA<br />
gibt es im Bahnhofsbuchhandel<br />
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obachten, welche Einsatzgebiete und<br />
Bearbeitungstechniken in der Keramik<br />
zum Einsatz kamen und wie sich diese<br />
im Lauf der Menschheitsgeschichte verändert<br />
haben. Die Sonderschau erklärte<br />
auch, wie unverzichtbar Keramik im<br />
Alltagsleben ist. Ihre Erscheinungsformen<br />
reichen vom einfachsten Baumaterial<br />
bis zur künstlerischen Arbeit.<br />
Keramische Werkstoffe gelten als innovative<br />
Materialien, deren Eigenschaften<br />
im Bereich der Medizin- und Zahntechnik,<br />
in der Katalysatorentechnik sowie<br />
der Luft-und Raumfahrt oder, ganz profan,<br />
als Dichtungsringe im Haushalt vielfältige<br />
Anwendungen erfahren und zukunftsweisend<br />
eingesetzt werden. In der<br />
wirtschaftlich bedeutenden Hochleistungskeramik<br />
stecken oft Glanzleistungen<br />
der Fertigungstechnik. oh.<br />
DIE MITGLIEDER<br />
Christl Angele-Scheffold | Stein<br />
Marion Bembé | Malerei<br />
Monika Gleißl | Schmuckwerk<br />
Cornelia Goossens | Keramik<br />
Frigga Dettmer | Keramik<br />
Annunciata Foresti | Malerei | Textilkunst<br />
Eva Graml-Lösche | Textilwerkstatt<br />
Stefan Huber | Keramik<br />
Hudler - Buchner | Keramik<br />
Dagmar Larasser | Keramik<br />
Loesche Keramik<br />
Wolfgang Lösche | Volkskunde<br />
Birgit Meyer | Goldschmiedin<br />
Christoph Möller | Keramik<br />
DER EXPERTE<br />
Wolfgang Lösche<br />
Keramik begleitet<br />
die Menschheit<br />
Die „Exempla“, die Sonderschau der Internationalen<br />
Handwerksmesse in München,<br />
präsentiert jedes Jahr ein Thema,<br />
in dem sich Kultur und Handwerk begegnen.<br />
„2010 war der richtige Zeitpunkt,<br />
der Keramik ein Forum zu geben“,<br />
sagt Wolfgang Lösche, der für die „Exempla“<br />
verantwortlich ist und fährt in<br />
der Begründung fort: „Es gibt kein anderes<br />
Medium, in dem Handwerk und<br />
Gestaltung eine so enge Verbindung<br />
eingehen wie in der Keramik.“<br />
Die Keramik bezeichnet er als Wegbegleiter<br />
des Menschen. Von Anfang an.<br />
„Der Werkstoff verändert sich mit dem<br />
Menschen, und zwar immer zukunftsweisend.“<br />
Das lasse sich an der Menschheitsgeschichte<br />
ablesen. Keramik war<br />
der erste durch Transformation veränderte<br />
Werkstoff: Als die Menschen entdeckten,<br />
wie die Einwirkung des Feuers<br />
auf Ton einen neuen Werkstoff produziert,<br />
„begann die Technikgeschichte.“<br />
Für Lösche war es wichtig, die Keramik<br />
von ihren archaischen Ursprüngen bis<br />
in die hypermoderne Hochleistungstechnik<br />
zu zeigen. Als „echtes Keramik-<br />
Kind“ - in das Handwerk hineingeboren,<br />
in der Töpferwerkstatt des Vaters aufgewachsen,<br />
als Leiter der Galerie Handwerk<br />
und Leiter des Diessener Töpfermarktes<br />
weltweit mit gestaltenden<br />
Handwerkern in Kontakt - gelang ihm<br />
zusammen mit der „Exempla“-Projektleiterin,<br />
Dr. Angela Böck, eine Sonderschau,<br />
die Tausenden von Besuchern<br />
neue Sichtweisen auf Ton und Tönernes<br />
öffnete. Vor allem konnte er von Korea<br />
bis Mali, von Bayern bis Frankreich,<br />
Dänemark, Spanien, Japan ... Beispiele<br />
zeigen, wo und wie Gestaltung und<br />
Handwerk zusammenwirken, zum Beispiel<br />
mit Né Koumaré und Farako, zwei<br />
Töpferinnen aus Mali (Foto). bb.<br />
Lösche ist Leiter der Abteilung Messen und Ausstellungen<br />
an der Handwerkskammer für München<br />
und Oberbayern, dazu gehören die Galerie<br />
Handwerk, die Abteilungen Formgebung und<br />
Denkmalberatung sowie die Akademie für Gestaltung.<br />
Die Sonderschau „Exempla“ gestaltet er<br />
mit Dr. Angela Böck von der Handwerkskammer.<br />
Pavillon am See<br />
Seestraße 30<br />
86911 Diessen am Ammersee<br />
www.diessener-kunst.de<br />
Monika Prahs | Textiles aus Seide<br />
UUhhr<br />
Seelos-Rottka | Kunsttöpferei<br />
188<br />
Michael Ruoff | Sattlerei<br />
s bbiis<br />
Michael Saupe | Goldschmied<br />
111<br />
Ilse von Schweinitz | Goldschmiedin<br />
vvoonn<br />
Walter Spensberger | Kunstschmiede<br />
Babette Schweizer | Zinngießerei<br />
Erich Stracke | Glasgestaltung<br />
geöffneet h<br />
Wilhelm Schweizer | Zinnfiguren<br />
Renate Stracke | Malerei, Glasarbeiten<br />
tägllich<br />
Ulrike Umlauf-Orrom | Glas<br />
SSeeee:<br />
Marion Vorster | Papierarbeiten<br />
Peter Wirsching | Holzbildhauermeister<br />
am on<br />
Götz Wagner | Malerei<br />
viillo<br />
GAST Barbara Sieghart | Glasmalerei Pav
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss 15<br />
Der Diessener Töpfermarkt ist bekannt<br />
für seine preisgewürdigten Teilnehmer.<br />
Heuer treffen die Marktbesucher gleich<br />
auf zwei Keramiker, die mit dem „Bayerischen<br />
Staatspreis für besondere gestalterische<br />
und technische Spitzenleistungen<br />
im Handwerk 2010“ ausgezeichent<br />
worden sind: Der Keramiker Kap-<br />
Sun Hwang aus Korea sowie Martin<br />
Möhwald aus Halle an der Saale.<br />
„Sie sind Perfektionisten, die dem Material<br />
Ton mit großem Respekt gegenüber<br />
stehen und keramische Techniken<br />
meisterlich beherrschen“, beschreibt<br />
Diessens Marktleiter Wolfgang Lösche<br />
das Keramikerehepaar Si-Sook Kang<br />
und Kap-Sun Hwang. Sie stammen aus<br />
Korea und haben sich in Kellinghusen<br />
(Schleswig-Holstein) niedergelassen.<br />
Während Kap-Sun Hwang regelmäßig<br />
an einer Universität in seiner Heimat<br />
lehrt, vertritt seine Frau die hohe koreanische<br />
Kunst hierzulande.<br />
Die Gefäße von Kap-Sun Hwang sind<br />
schlicht und reduziert. Es sind technische<br />
Meisterwerke, unprätentiös, aber<br />
überaus kunstfertig. Er interessiert sich<br />
für zwei Fertigungsmöglichkeiten: Für<br />
das individuelle Einzelstück und für die<br />
serielle Herstellung in Manufakturen.<br />
Spiel mit Typografie<br />
Martin Möhwald und die Umdrucktechnik<br />
Staatspreisträger Nummer zwei heißt<br />
Martin Möhwald. Er kommt aus Halle an<br />
der Saale, aus einer Hochburg der deutschen<br />
Keramik. Seine Töpferlehre absolvierte<br />
er bei Hedwig Bollhagen in<br />
Marwitz. Von 1974 bis 1977 arbeitete er<br />
im Atelier seiner Mutter, Gertraud Möhwald<br />
in Halle. Seit 1977 ist er freischaffend<br />
tätig.<br />
Den Bayerischen Staatspreis erhielt er<br />
für eine Gruppe aus drei Vasen, gestaltet<br />
mit seinen typischen Oberflächendekoren,<br />
die mit Schrift, Typografie und<br />
Zeichen spielen und diese wie Fragmente<br />
einsetzen. Inspiriert dazu haben ihn<br />
übrigens alte Hausfassaden, Litfasssäulen<br />
mit Resten von Reklameschriftzügen<br />
sowie bedruckte Papiere. Der lesbare Inhalt<br />
ist dabei unwichtig, ihn reizt die Ästhetik<br />
der fragmentierten Schriften.<br />
Technische Meisterwerke<br />
Bayerischer Staatspreis 2010 für Kap-Sun Hwang - Weiße Vasen<br />
Für Meissen schuf er eine Reihe zylindrischer<br />
Gefäße. Außerdem ist er freier<br />
Mitarbeiter der Porzellanmanufaktur<br />
Fürstenberg.<br />
Seine Technik zu drehen und das Verbinden<br />
von Gefäßteilen, die er auseinanderschneidet<br />
und dann wieder zusammensetzt,<br />
ist höchst zeitaufwändig.<br />
Den Bayerischen Staatspreis erhielt er<br />
für eine Serie von zwölf Porzellanvasen<br />
mit dem Titel „Die Interpretation der<br />
weißen Vase“.<br />
Si-Sook Kang arbeitet im traditionellen<br />
koreanischen Formenkanon. Ihre runden,<br />
bauchigen Dosen sind streng und<br />
opulent zugleich. Bestechend sind ihre<br />
eisblauen Seladonglasuren. Sie strahlen<br />
Frische, Reinheit, Leichtigkeit und<br />
Eleganz aus und sind in sich ruhend.<br />
Auf unserem Bild erklären sie Bürgermeister<br />
Herbert Kirsch und Wolfgang<br />
Lösche ihre Philosophie. bb.<br />
Seine Oberflächen gestaltet er mit einer<br />
Umdrucktechnik. Er nutzt dabei den<br />
Sachverhalt, dass fettige Flächen Wasser<br />
abstoßen und Papier Wasser aufsaugt.<br />
Hierzu wird schwarzer Farbkörper<br />
mit Wasser angerührt und mit dieser<br />
Aufschlämmung zügig die ausgewählte<br />
Zeitungsseite bestrichen. Nur<br />
das ehemals weiße Papier nimmt die<br />
Farbe an, nicht aber die bedruckten<br />
Buchstaben.<br />
Das bestrichene Papier taucht Möhwald<br />
dann in Engobe und legt das engobierte<br />
Papier mit der bedruckten Seite nach<br />
oben auf eine Gipsplatte, bis die Engobe<br />
lederhart ist. Dann taucht er das ganze<br />
Blatt ins Wasser und klebt es auf ein<br />
Gefäß. Nach einer Weile lässt sich das<br />
Papier abziehen, und die Schrift erscheint<br />
negativ auf der Keramik. bb.<br />
SIE SUCHEN - WIR FINDEN<br />
Standnummern<br />
Wer ist wo<br />
auf dem Töpfermarkt<br />
BRANDheiss berichtet über Werkstätten<br />
und Töpfer, die neu sind auf dem<br />
Markt oder aus anderen Gründen eine<br />
Geschichte wert sind. Hier ihre Standnummern<br />
zum schnellen Entdecken:<br />
Susanne Altzweig Stand 60<br />
Florin Colibaba Stand 27<br />
Susanne Heise Stand 86<br />
Kap-Sun Hwang Stand 42<br />
Helmut Menzel Stand 13<br />
Martin Möhwald Stand 150<br />
Kathrin Najorka Stand 120<br />
Inge Seeliger Stand 166<br />
Beatrix Sturm-Kerstan Stand 100<br />
Michael Üffing Stand 117<br />
Christina Wiese Stand 138<br />
Die komplette Standnummernliste liegt<br />
im Infostand am Mühlbach auf.
Ein Stück Heimatliebe<br />
Anna Gmelin und der Original Diessener Töpfermarktstand<br />
Er besticht mit der Form eines Schiffsrumpfes.<br />
Gebaut ist er aus Holz, Stahl<br />
und Segeltuch: Der „Original Diessener<br />
Töpfermarktstand“ ist die maßgefertigte<br />
Bühne für Keramik am See - und er<br />
trifft ins Herz von Wolfgang Lösche: Der<br />
Marktleiter spricht von „einer glücklichen<br />
Fügung“, dass Studenten der Fakultät<br />
für Architektur (Studiengang Lehramt<br />
Bautechnik) an der Technischen<br />
Universität München (TUM) im Sommer<br />
2009 einen „demontierbaren Töpfermarktstand“<br />
entwerfen mussten.<br />
Dass der gelernte Bootsbauer und Student<br />
Philipp Dobroschke aus München<br />
dann eine so große Sympathie zum Thema<br />
entwickelte, und seinen Entwurf<br />
gleich noch als Diplomarbeit in die Tat<br />
umsetzte, bereichert den diesjährigen<br />
Töpfermarkt.<br />
Wo kommt dieser Vorschlag nun her?<br />
Ein echtes Diessener Kind ist drauf gekommen:<br />
Anna Gmelin, Architektin und<br />
wissenschaftliche Assistentin der TUM,<br />
war auf der Suche nach einer Übung für<br />
ihre Studenten, die sie zusammen mit<br />
Professor Ludwig Steiger betreut. „Im<br />
Grunde“, sagt sie, „ist diese Idee ein<br />
Stückchen Heimatliebe.“ Als Kind hätte<br />
sie eine mächtige Sympathie immer<br />
wieder zum Diessener Töpfermarkt gezogen,<br />
„ich hab’ ihn so oft wie möglich<br />
besucht.“ Das blieb so. Bis heute.<br />
Wen wundert’s, dass ihr mit einem Mal,<br />
„eigentlich spontan“ der Gedanke kam,<br />
einen „Original Diessener Töpfermarktstand“<br />
entwerfen zu lassen. Als die vielen<br />
Modelle fertig waren, marschierte<br />
sie zum Marktleiter und regte eine Ausstellung<br />
mit den Entwürfen an - der hingegen<br />
wollte keine Ausstellung, sondern<br />
gleich einen richtigen Marktstand.<br />
Lösche, der vor zehn Jahren bereits<br />
„seeuferfeste“ Marktstände aus ortsgebundenen<br />
Materialien und in moderner,<br />
funktionaler Ästhetik wollte, war begeis-<br />
tert, dass seine ursprünglichen Vorstellungen<br />
plötzlich ein Stück Wirklichkeit<br />
geworden sind. Er erinnert sich: „Wir<br />
hatten hochfliegende Pläne. Schwimmende<br />
Marktstände schwebten uns vor<br />
und Markthallen ... Das ist natürlich alles<br />
am Geld gescheitert.“ Was er aber<br />
durchsetzte: Auf dem Töpfermarkt sind<br />
nur gut gestaltete Stände zugelassen.<br />
Dass er durch die TUM seinen ursprünglichen<br />
Wünschen jetzt ein Stück näher<br />
ist, freut ihn sehr.<br />
Den seefesten Marktstand<br />
bringt auch Ammersee-Wetter nicht<br />
ins Wanken<br />
Philipp Dobroschke hat sein Modell regionaltypisch<br />
umgesetzt unter anderem<br />
mit Planken, die beim Schiffsbau verwendet<br />
werden, sowie mit Beschlägen<br />
und Verankerungen aus Stahl. Überspannt<br />
wird der Stand mit einer Persen-<br />
ning. Der Marktstand, so Dobroschke,<br />
sei statisch so stabil, dass er sogar den<br />
extremen, teilweise spontan aufkommenden<br />
Wind- und Wetterverhältnissen<br />
am Ammerseeufer standhält. Außerdem<br />
böte er eine gut dekorierbare<br />
Geräumigkeit. Letztlich sei er einfach<br />
zerlegbar sowie gut zu transportieren.<br />
Als Förderer des Projekts konnten gewonnen<br />
werden die Uttinger Zimmerei<br />
Holger und Stefanie Höfle, die Schmiedewerkstatt<br />
Spensberger aus Diessen,<br />
Dr.-Ing. Menno Meier-Sternberg als beratender<br />
Statiker und als Vertreter der<br />
TUM Dozent Ludwig Steiger und seine<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna<br />
Gmelin, beide Architekten. Jetzt wäre<br />
es natürlich eine feine Sache, wenn sich<br />
Sponsoren fänden, die ihn in Serie für<br />
den Markt am Seeufer produzieren.<br />
Schülerinnen von der Fachschule für<br />
Keramik in Höhr-Grenzhausen testen<br />
den neuen Marktstand beim Töpfermarkt<br />
2010. Er steht übrigens in der<br />
seeufernahen Wiese am Rande der<br />
Boxler-Anlagen, gleich beim Rialto-<br />
Brückerl. bb. Mehr auf Seite 18<br />
Unser Werkfoto oben links zeigt Philipp<br />
Dobroschke. Daneben Architektin Anna<br />
Gmelin mit dem Modell.
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss 17<br />
Tradition mit Zukunft<br />
Landshuter Schule am Infostand in Diessen<br />
Generationen von Keramikerinnen und<br />
Keramikern haben eine enge Verbindung<br />
zu Landshut: In der 1836 gegründeten<br />
Ausbildungsstätte für Töpfer, haben<br />
sie ihr Handwerk auf ein gesundes<br />
Fundament gestellt. Das gilt auch für viele<br />
Diessener. Heuer wird der Kontakt<br />
zum Töpferort am Ammersee einmal<br />
mehr vertieft: Erstmals ist eine Abordnung<br />
der Keramikschule auf dem Töpfermarkt<br />
und präsentiert im Info-Zelt alles<br />
rund um die Schule inklusive Information<br />
über die im keramischen Handwerk<br />
möglichen Berufsbilder.<br />
Schulleiterin Annette Ody freut sich auf<br />
den Töpfermarkt: „Wir haben eine Menge<br />
zu berichten“, kündigt sie an, dass<br />
sich die Schule mit Informationsmaterial<br />
und Film vorstellt, „und wir hoffen auf<br />
Spensberger<br />
Bauschlosserei<br />
Kunstschmiede<br />
Metallbau<br />
Schützenstraße 11<br />
86911 Diessen/Ammersee<br />
Fon 0 88 07 - 72 75<br />
oder 0 88 07 - 94 78 66-0<br />
Fax 0 88 07 - 94 78 66-1<br />
www.spensberger.de<br />
viele gute Gespräche.“ Die hochmoderne<br />
Ausbildungsstätte wirbt mit dem<br />
Motto „Tradition mit Zukunft.“ In der Tat<br />
hat die Schule eine interessante Geschichte,<br />
die mit der Gründung der<br />
Landwirtschafts- und Gewerbeschule<br />
im heutigen Regierungsgebäude der<br />
niederbayerischen Regierung begann.<br />
Damals, 1836, wurde schon modelliert,<br />
und 1870 dachten die Verantwortlichen<br />
erstmals über eine Töpferschule nach.<br />
Es dauerte noch gut drei Jahre bis 1873<br />
die „Königliche Töpferschule" eröffnete.<br />
1903 wurde die Einrichtung in „Keramische<br />
Fachschule Landshut“ umgetauft.<br />
Im heutigen Ausbildungszentrum<br />
sind Staatliche Fachschule, Berufsfachschule<br />
und Berufsschule für Keramik unter<br />
einem Dach vereint.<br />
Mokka Mops und Muffelfarbe<br />
Blick über den Tellerrand ins Zauberreich der Fayence - Neues Museum<br />
Die Museumslandschaft ist um eine Attraktion<br />
reicher: Ende April eröffnete der<br />
Freistaat Bayern auf Schloss Höchstädt<br />
an der Donau (Foto links) das erste Deutsche<br />
Fayence-Museum. Auch Diessen<br />
ist vertreten, unter anderem mit einem<br />
der berühmten Fayence-Krüge im „plab<br />
und weiss“, datiert 1676, der bisher noch<br />
nicht öffentlich gezeigt wurde. Die<br />
Sammlung der Bayerischen Schlösserverwaltung,<br />
die einen einzigartigen Blick<br />
in die Welt der Keramik-Kunst bietet,<br />
schaut buchstäblich „Über den Tellerrand“<br />
mit rund 1.000 Exponaten aus 58<br />
Manufakturen. Die Sammlung gehört<br />
somit zu den größten und bedeutendsten<br />
in Europa - und verblüfft mit ihrer<br />
Vielseitigkeit.<br />
Fayence ist Keramik mit einer weißen<br />
Zinnglasur, die farbig bemalt wird und<br />
die Porzellan-Imitation schlechthin ist.<br />
Tatsächlich entstand es einst aus dem<br />
Versuch, das teurere importierte Ge-<br />
Seit über 60 Jahren Weisheit und Erfahrung in der dritten Generation<br />
Spensbergers Schmiedekunst gibt es im Pavillon der Arbeitsgemeinschaft Diessener Kunst am<br />
See. Zum Diessener Töpfermarkt: Ausstellung in der alten Schmiede an der Schützenstraße.<br />
Wer mehr wissen möchte, besucht die<br />
Landshuter Abordnung auf dem Töpfermarkt<br />
oder informiert sich direkt an<br />
der Schule in Landshut, Marienplatz 8,<br />
Fon 08 71 - 922 388-0, oder schaut ins<br />
Netz: www.keramikschule.de bb.<br />
Unsere Bilder zeigen Lehrer und Meisterschüler<br />
am Stand des Brennofenbauers<br />
Rohde auf der Handwerksmesse in<br />
München; einen Workshop mit Gerd<br />
Knäpper; das Schulhaus am Marienplatz<br />
in Landshut.<br />
schirr aus China oder Japan nachzuahmen.<br />
Als preiswerte Alternative verbreitete<br />
sich die Fayence bald in ganz<br />
Europa. Ihre Blütezeit war das 17. und<br />
18. Jahrhundert. Den Namen gab ihr die<br />
italienische Stadt Faenza.<br />
Das neue Museum Deutscher Fayencen<br />
macht Herkunft, Geschichte und Technik<br />
der Fayence anschaulich erlebbar.<br />
Verständlichkeit und Besucherfreundlichkeit<br />
standen bei der Planung der Ausstellung<br />
an erster Stelle: Sie schildert<br />
die Arbeitsweise und Produkte der Manufakturen,<br />
informiert über typische Dekore,<br />
Formen oder Materialien wie die<br />
„Muffelfarben“ und erklärt die Bedeutung<br />
der Fayence für die Tafel- und<br />
Wohnkultur der Zeit.<br />
Das Museum blickt aber über den<br />
sprichwörtlichen Tellerrand hinaus und<br />
entführt in ein Zauberreich der Fayence:<br />
Anmutige Plastiken und putzige Figuren<br />
überraschen und amüsieren den Besu-<br />
cher. „Schmunzeln und Schwelgen ist<br />
erwünscht“, sagt Dr. Friederike Ulrichs<br />
vom Ausstellungsteam der Schlösserverwaltung.<br />
Das Museum stelle aber<br />
auch die Arbeit in den Manufakturen und<br />
den sozialgeschichtlichen Hintergrund<br />
ebenso dar wie die große Bedeutung<br />
der Fayence für die Wohn- und Tischkultur<br />
des Barock und Rokoko. Unterhaltsame<br />
Geschichten und Anekdoten<br />
illustrieren die Kulturgeschichte der Fayence.<br />
Begleitet von einem umfangreichen<br />
didaktischen Programm, vor allem<br />
für Schulen, verspricht das neue Museum<br />
ein kultureller Schwerpunkt zu<br />
werden. oh.<br />
Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag, 9 bis<br />
18 Uhr, Montag geschlossen. Eintritt<br />
vier Euro. Schloss Höchstädt, Herzogin-<br />
Anna-Straße 52, 89420 Höchstädt/Donau,<br />
Info-Telefon 0 90 74 - 95 85 - 7 00,<br />
www.schloss-hoechstaedt.de
Tönerne Studien für Europa<br />
Lernen und forschen in Höhr-Grenzhausen<br />
Sie kommen langsam, aber gewaltig:<br />
Deutschlands Ausbildungszentren für<br />
keramische Berufe nehmen heuer am<br />
Diessener Töpfermarkt aktiv teil: Einmal<br />
ist die Staatliche Fachschule für Keramik<br />
Landshut (KFL) im Infozelt (mehr<br />
dazu auf Seite 17)und zum anderen sind<br />
die Staatlichen Fachschulen für Keramikgestaltung<br />
und Keramiktechnik aus<br />
Höhr-Grenzhausen mit einer Gruppe<br />
Schülerinnen am Seeufer. Sie betreuen<br />
und testen den ersten Original Diessener<br />
Töpfermarktstand (Siehe auch<br />
rechte Spalte).<br />
Lesen Sie hier mehr über das Keramikzentrum<br />
in Höhr-Grenzhausen am Westerwald,<br />
das aus oberbayerischer Sicht<br />
vom Ammersee recht weit weg ist. Was<br />
die Regionen verbindet, sind die Töpfertraditionen.<br />
Im Westerwald ging die Entwicklung<br />
über das handwerkliche Arbeiten mit<br />
Ton weit hinaus, denn es entstanden<br />
spezifische Forschungs- und Schulungseinrichtungen.<br />
Deshalb kennt<br />
man die Region weltweit als ein Zentrum<br />
der keramischen Wirtschaft.<br />
Heute wird<br />
im Kannenbäckerland<br />
studiert<br />
Seit Jahrhunderten wurde in und um<br />
Höhr-Grenzhausen das salzglasierte,<br />
grau-blaue Westerwälder Steinzeug gefertigt.<br />
Von den einst zahlreichen Werkstätten<br />
arbeiten heute nur noch wenige<br />
traditionelle Betriebe. Die meisten<br />
„Kannenöfen“ und „Eulerein“ existieren<br />
nicht mehr. Dank der vielen keramischen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten hat<br />
sich in Höhr-Grenzhausen jedoch eine<br />
einzigartige zeitgenössische Keramikszene<br />
entwickelt.<br />
Die Stadt gilt als das größte Bildungsund<br />
Forschungszentrum für Keramik in<br />
Europa. Die Bandbreite des keramischen<br />
Schaffens reicht von Irdenware<br />
über Steinzeug bis zum Porzellan, von<br />
Skulpturen, Gartenkeramik bis zu Kachelöfen,<br />
Baukeramik und künstlerischen<br />
Unikaten.<br />
Das Bildungs- und Forschungs-Zentrum<br />
Keramik (BFZK) in Höhr-Grenzhausen ist<br />
mit sieben Institutionen ein Dachverband<br />
aller keramischen Institute und in<br />
seiner Konstellation weltweit einzigartig.<br />
Das Netzwerk hat das Ziel, den Werkstoff<br />
Keramik in all seinen Variationen zu<br />
fördern und zu vermarkten.<br />
Es gehören dazu das CeraTechCenter,<br />
das Keramikmuseum Westerwald, die<br />
Fachhochschule Koblenz (Fachbereich<br />
Werkstofftechnik, Fachrichtung Glas<br />
und Keramik), das Forschungsinstitut<br />
für Anorganische Werkstoffe Glas und<br />
Keramik, die Staatlichen Fachschulen<br />
für Keramikgestaltung und Keramiktechnik,<br />
die Fachhochschule Koblenz<br />
(Institut für Künstlerische Keramik und<br />
Glas), sowie die Berufsbildende Schule<br />
Montabaur (Abteilung Keramik).<br />
Noch ein Wort zur Ausbildung: Eine<br />
Ausbildung zur Keramikgestalterin bzw.<br />
zum -gestalter an der Staatlichen Fach-<br />
schule für Keramikgestaltung in Höhr-<br />
Grenzhausen baut auf Vorkenntnisse im<br />
Keramikerhandwerk. Die Ausbildung<br />
kann in Vollzeitform (drei Jahre) oder in<br />
Teilzeitform absolviert werden. In praxisorientierten<br />
Modulen von etwa acht<br />
Wochen Dauer werden dabei sowohl<br />
theoretische als auch praktische Inhalte<br />
bearbeitet.<br />
Grundlegend werden in diesen Modulen<br />
arbeits-, lern- und werkstofftechnische,<br />
betriebs- und markttechnische sowie<br />
fremdsprachliche Inhalte erarbeitet.<br />
Labors und Ateliers bieten einen in der<br />
keramischen Ausbildung hohen Standard<br />
mit einer exzellenten Ausstattung<br />
und somit hervorragende Voraussetzungen,<br />
den Werkstoff Keramik für die<br />
handwerkliche, industrielle und künstlerische<br />
Gestaltung auszutesten.<br />
Die eigenständige Planung, Entwicklung<br />
und Umsetzung von Projekten wird<br />
gefördert, die stets offenen Werkstätten<br />
laden zu eigenen Experimenten ein. Die<br />
anfangs breit ausgelegte Ausbildung<br />
konzentriert sich später auf individuelle<br />
Schwerpunkte. oh.<br />
INFORMATION<br />
Fachlehrerin Barbara Kaas<br />
aufeinander gestapelt<br />
ineinander gesetzt<br />
miteinander verbunden<br />
Der erste Original Diessener Töpferstand<br />
wird ganz schön beachtet werden<br />
auf dem Markt am See. Freuen darf man<br />
sich vor allem auch auf die Keramiken,<br />
die in dem transparenten Pavillon, der<br />
in seiner Grundform an einen Schiffsrumpf<br />
erinnert, ausgestellt werden.<br />
Schülerinnen der Fachschule für Keramikgestaltung<br />
zeigen Ergebnisse aus<br />
ihrem Ausbildungsmodul „Gefäßgestaltung“.<br />
Die Einzelformen, so berichtet<br />
Fachlehrerin Barbara Kaas können<br />
aufeinander gestapelt, aneinander gereiht,<br />
ineinander gesetzt oder miteinander<br />
verbunden werden. Dabei können<br />
die Gefäße auch mehrere Funktionen<br />
erfüllen, ein Verschluss (Dosendeckel)<br />
könnte gleichzeitg die Funktion einer<br />
Schale erfüllen. Die Fachschülerinnen<br />
waren übrigens auch auf der diesjährigen<br />
Handwerksmesse und präsentierten<br />
in der „Sonderschau Exempla“<br />
Handwerkliches. bb.<br />
Mit dabei Regina Fleischmann, Julia<br />
Winter, Lina Danklefsen und Verena<br />
Marks (von links, Bild oben). An der<br />
Drehscheibe arbeitet Regina Fleischmann<br />
und Julia Winter hantiert mit Farben<br />
(ganz unten).
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRANDheiss 19<br />
Königstraum und Massenware<br />
Größte Porzellan-Ausstellung in Europa - Spitzenklasse in Selb<br />
„Ein Traum wird heute für uns wahr: Wir<br />
eröffnen Europas größte Porzellanausstellung<br />
im Jubiläumsjahr 2010.“ Stolz<br />
und freudig begrüßte der Direktor des<br />
Porzellanikons Selb und Hohenberg a.d.<br />
Eger, Wilhelm Siemen, Ende April rund<br />
1.000 Gäste, die „Königstraum und Massenware.<br />
300 Jahre europäisches Porzellan“<br />
erleben wollten. Darunter waren<br />
zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft,<br />
aber auch eine internationale Kuratorenriege.<br />
Anlass der Ausstellung in Nordbayern<br />
ist das 300-jährige Jubiläum des Beginns<br />
der europäischen Porzellanproduktion<br />
in Meißen. Eine mehr als vierjährige<br />
Vorbereitungszeit fand damit ih-<br />
80 JAHRE<br />
Inge Seeliger aus Eichenau<br />
Werkstatt-Geschichte<br />
in Wort und Bild<br />
Sie hat im Februar 2010 ihren 80. Geburtstag<br />
gefeiert und steht noch jeden<br />
Tag zehn oder mehr Stunden in der<br />
Werkstatt, schwimmt, macht Gymnastik:<br />
Inge Seeliger aus dem oberbayerischen<br />
Eichenau ist eine Töpfer-<br />
ren Schlusspunkt. Gut 1.000 Exponate,<br />
darunter Leihgaben von 100 Museen<br />
und Sammlungen aus 17 Nationen, ergänzen<br />
die Stücke aus den eigenen Museumsbeständen.<br />
Die Ausstellung zeigt<br />
auf 3.500 Quadratmetern einen weltweit<br />
einmaligen und spannend inszenierten<br />
Überblick zur Entwicklung des europäischen<br />
Porzellans von 1710 bis heute.<br />
Der bayerische Finanzminister Georg<br />
Fahrenschon hatte außer den Glückwünschen<br />
des bayerischen Ministerpräsidenten<br />
Horst Seehofer auch ein Eröffnungsgeschenk<br />
im Gepäck: Auf die Exklusivität<br />
der Ausstellung und die Besonderheit<br />
der Region in Sachen Porzellan<br />
anspielend, sagte er: „Aus dieser<br />
Legende. 1956 hat sie ihre Werkstatt gegründet.<br />
Mit bis zu 14 Mitarbeitern belieferte<br />
sie Australien, die USA und Japan<br />
mit Pflanzfiguren, wie den berühmten<br />
Seeliger-Kräuterweiberln und Kräutermanderln.<br />
Speditionslastwagen kamen<br />
jede Woche auf den Hof und holten<br />
kistenweise Geschirr ab.<br />
In 50 Werkstattjahren bildete Inge Seeliger<br />
75 Lehrlinge aus. Als Lehrlingswartin<br />
der Töpfer-Innung Bayern war<br />
ihr die gute Ausbildung ein stetes Anliegen.<br />
Inzwischen hat sich das Werk-<br />
einmaligen Situation kann man mehr<br />
machen als ein Museum.“ Die bayerische<br />
Staatsregierung wolle deshalb die<br />
Außenstelle einer Hochschule in Selb<br />
einrichten. In Frage kämen etwa die Universität<br />
Bayreuth mit ihrem materialwissenschaftlichen<br />
Schwerpunkt oder die<br />
Hochschule Hof. Dass der Verfassungssatz<br />
„Bayern ist ein Kulturstaat“ keine<br />
hohle Phrase sei, beweise sich damit.<br />
Im Porzellanikon Hohenberg a.d. Eger<br />
sind nun atemberaubende und weltweit<br />
einmalige Ankerstücke der europäischen<br />
Porzellanentwicklung vom Barock<br />
bis zum Art Déco in atmosphärisch<br />
dichten und einfühlsamen Farbkonzepten<br />
und Ausstellungsarchitekturen prä-<br />
stattprogramm gewandelt. Mit Kacheln<br />
und Kachelofenbau führt Till Seeliger in<br />
zweiter Generation das Unternehmen<br />
in die Zukunft. „Ich bin ja fast am Ammersee<br />
aufgewachsen“, schmunzelt<br />
Till, als er sich erinnert, wie er mit der<br />
Mutter 1978 bei Arthur Sudau ausstellte<br />
und bis jetzt genau zweimal „gefehlt<br />
hat“ beim Diessener Töpfermarkt. Zum<br />
runden Geburtstag ist ein Buch erschienen:<br />
„Werkschau. Inge Seeliger wird<br />
80.“ Erhältlich am Seeliger-Stand (Nr.<br />
166) auf dem Töpfermarkt. bb.<br />
sentiert. „Was man hier zusammengetragen<br />
hat, ist überwältigend!“ gab sich<br />
der Leiter des Museums im Schloss Fürstenberg,<br />
Thomas Krueger, begeistert.<br />
Im Porzellanikon Selb endet die chronologische<br />
Zeitreise. Stattdessen werden<br />
hier die unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten<br />
des facettenreichen<br />
Werkstoffes aufgezeigt. Das Prädikat<br />
„Spitzenklasse! Das geht nicht<br />
besser!“ vergab Professor Dr. Florian<br />
Hufnagel, Direktor der Neuen Sammlung<br />
München, beispielsweise für den<br />
Ausstellungsteil „300tX“, der die Ideen<br />
junger Studierender und Absolventen<br />
an europäischen Hochschulen zum<br />
Thema Porzellan zeigt. Kurator ist hier<br />
Professor Hubert Kittel von der Burg<br />
Giebichenstein, Hochschule für Kunst<br />
und Design Halle. dew.<br />
Unsere Bilder zeigen von links Gabi Dewald<br />
(Presse), Peter Siemen, Landrat Dr.<br />
Karl Döhler, Georg Fahrenschon und<br />
Kuratorin Petra Werner.<br />
Königstraum<br />
und Massenware ...<br />
... 300 Jahre europäisches Porzellan<br />
ist bis Dienstag, 2. November, täglich<br />
10 bis 18 Uhr, geöffnet. Ein umfangreiches<br />
Begleitprogramm ergänzt die<br />
Schau. Die Standorte des Porzellanikons<br />
Selb und Hohenberg a.d. Eger<br />
liegen etwa zehn Autominuten voneinander<br />
entfernt. Es verkehrt ein kostenloser<br />
Shuttlebus. Mehr unter<br />
www.koenigstraumundmassenware.org
Diessens Grappashop seit sechs Jahren in der Mühlstraße!<br />
Das wird gefeiert mit<br />
edlen Bränden, erstklassigen Weinen<br />
und mehr<br />
Donnerstag, 13. Mai<br />
Brände und Liköre aus dem Hause Roner,<br />
präsentiert von Gerhard Passini<br />
Samstag, 15. Mai<br />
Weine von Concilio und Domini Veneti<br />
Sonntag, 16. Mai<br />
Weine von Cusumano und Eröffnung der<br />
Slyrs-Whisky-Saison<br />
Freuen Sie sich auf<br />
genussreiche Augenblicke ganz nah beim<br />
Diessener Töpfermarkt am See<br />
(Ein paar Schritte, die sich lohnen)<br />
Mühlstrasse 24 | Diessen am Ammersee | Telefon 0 88 07 - 20 65 13<br />
Zum Töpfermarkt sind wir täglich von 10 bis 18 Uhr für Sie da.<br />
Diessen sportlich<br />
Mit dem Zarenschiff übern See<br />
Der Ammersee ist ein naturnahes Paradies<br />
für Wassersportler - allerdings ist<br />
der See im Mai noch so kalt, dass er nur<br />
die ganz Hartgesottenen zum Schwimmen<br />
verlockt. Man muss aber nicht<br />
gleich Baden gehen, wenn man sich<br />
aufs Schiff wagt, zum Beispiel bei der<br />
Ammersee Segelschule.<br />
Die Ammersee-Segelschule ist „typisch<br />
Diessen“. Seit 1928 gehört sie zu<br />
Diessen wie das Marienmünster - und<br />
sie ist die älteste private Binnensee-Segelschule<br />
in Deutschland. Gegründet<br />
hat sie Heinrich Seidl, ein ideenreicher<br />
und origineller Käpt'n, bei dem Generationen<br />
von Seglern nicht nur Seemanngarn<br />
gesponnen, sondern alle Tugenden<br />
der Schifffahrt gelernt haben.<br />
1936 erwarb Heinrich Seidl die heutige<br />
„Albatros“, auch Zarenschiff genannt:<br />
1905 schenkte der russische Zar Nikolaus<br />
II. dem damaligen Württembergischen<br />
König Wilhelm II. die Segelyacht<br />
Skidbladnir. Fortan segelte sie bis 1918<br />
unter königlicher Flagge auf dem Bodensee.<br />
Nach dem Sturz der Monarchie<br />
wechselten mehrmals die Besitzer. Das<br />
Schiff wurde vom Einmast-Gaffelkutter<br />
DA WILL JEDER<br />
FISCH INS NETZ ...<br />
zur Zweimast-Yawl umgebaut. Heute ist<br />
sie das Flaggschiff der Ammersee-Segelschule<br />
- wenn sie majestätisch durch<br />
die Wellen gleitet, schaut jeder hin. Die<br />
Segelschule befindet sich mitten im<br />
Töpfermarkt-Gelände. Die historische<br />
Steg- und Hüttenanlage gefällt zu Wasser<br />
und vom Land aus. bb.<br />
Hausgemachte<br />
Torten und Kuchen auf<br />
Omas Kanapee<br />
und das Leben lächelt<br />
Sie an.<br />
Das Zinncafé mit seinen Miniaturwelten, mit<br />
Manufaktur und Laden, entdeckt der Spaziergänger<br />
direkt am Diessener Keramikweg.<br />
Zinn-Café bei<br />
Babette Schweizer<br />
Kunstgewerbliche Zinngießerei<br />
und Kaffeehaus mit Puppenstuben-Charme<br />
Herrenstraße 17 . 86911 Diessen am Ammersee<br />
Telefon 00 49 - 88 07 - 350<br />
FISCHEREI SIMON RAUCH RÄUCHEREI<br />
Töpfermarkt -Fisch -Schmankerl<br />
in der historischen Fischerhütte am See<br />
täglich 10 bis 18 Uhr<br />
Ammerseefisch geräuchert und frisch<br />
Fischtheke am Mühlbach<br />
Mühlstrasse 40 in 86911 Diessen
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRANDheiss 21<br />
Diessen natürlich<br />
Spaziergang zum Aussichtsturm ins Moos<br />
Diessen hat, was viele nicht haben: Naturschutzgebiete,<br />
Schutzzonen für Flora<br />
und Fauna und die Vogelfreistätte<br />
Ammersee-Süd, ein Rückzugsgebiet für<br />
geschützte Vogelarten, die zugleich unter<br />
dem Schutze Europas stehen und der<br />
Ramsar-Konvention. Die Verlandungszonen<br />
am Südlichen Ammersee und<br />
entlang des Gebirgsflusses Ammer besitzen<br />
einen seltenen Artenreichtum,<br />
den es zu schützen und zu erhalten gilt.<br />
Weil man nur schützen und pflegen<br />
kann, was man kennt, gibt es seit März<br />
ein Aussichtsplateau, das einen weiten<br />
Blick übers Ammermoos und den Ammersee<br />
bis hinein in die Berge (bei Föhn)<br />
erlaubt. Der Aussichtsturm ist über einen<br />
hölzernen Steg vom Diessener<br />
Sportplatz aus erschlossen, so dass<br />
Spaziergänger nicht in die geschützten<br />
Wiesen treten.<br />
Wer sich zwischen Keramik anschauen<br />
und Töpferwaren kaufen nach einem<br />
Stündchen abseits vom Trubel sehnt,<br />
steigt auf den Aussichtsturm - den man<br />
übrigens vom zentralen Pavillon auf<br />
dem Töpfermarkt sieht, Blickrichtung<br />
Süden. Auf dem Weg dorthin erklären<br />
Schautafeln, was es alles zu sehen gibt.<br />
Wer mehr wissen oder sich über Exkursionen<br />
informieren möchte, ruft an im<br />
Koordinationsbüro Ramsar-Ammersee,<br />
in Inning - Stegen, Fon 0 81 43 - 88 07.<br />
Unsere Bilder zeigen Wanderwege über<br />
dem Ammersee (Schatzberg) und eine<br />
Exkursion am Ammersee. bb.<br />
Kaffeehaus-Klassiker<br />
versüssen DiessenerKeramikweg<br />
Romantischer Café-Garten in der Idylle des historischen Ortskerns<br />
(Eingang gegenüber des Maibaums)<br />
Busch-Konditorei-Cafe GmbH<br />
Inhaber Reinhard Golder | Johannisstraße 4 | 86911 Diessen am Ammersee<br />
Telefon 0 88 07 - 340 | Telefax 0 88 07 - 50 15<br />
cafe.vogel@t-online.de<br />
GASTHOF UNTERBRÄU<br />
wo die zünftige bairische Wirtshauskultur<br />
daheim ist<br />
Mühlstraße 36 | 86911 Diessen am Ammersee | Telefon 0 88 07 - 84 37 | Telefax 0 88 07 - 71 74<br />
www.unterbraeu-diessen.de<br />
Diessen kulinarisch<br />
Ammersee-Bratwurst und Ammersee-Fisch<br />
Wer mit der barocken Sinnenfreude<br />
ausgestattet ist und sich auch noch der<br />
oberbairischen Lebensart erfreut, der<br />
geht gern ins Wirtshaus und lässt sich<br />
was Gutes schmecken. In Diessen gibt<br />
es eine Menge davon: Vom Gourmet-<br />
Restaurant am See bis zur bairischen<br />
Biergarten-Kultur in der Fischerei (das<br />
Tourist-Information<br />
Bahnhofplatz 3<br />
82211 Herrsching<br />
Fon 0 81 52 - 52 27<br />
Fax 0 81 52 - 4 0519<br />
Mai bis Oktober<br />
Montag bis Freitag, 9 bis13, 14 bis18 Uhr<br />
Samstag, 9 bis 13 Uhr<br />
November bis April<br />
Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr<br />
ist der alte Ortskern von Diessen, der<br />
direkt ans Töpfermarktgelände grenzt).<br />
Immer mehr greift auch die Bistro-Kultur<br />
um sich für den schnellen Imbiss<br />
oder den kurzen Café. Es gibt Eisdielen,<br />
Kaffeehäuser. Kurzum: Kultiges, Trendiges,<br />
Traditionelles. Diessen bringt’s. Allein<br />
vom Töpfermarkt-Eingang (Bahnunterführung)<br />
bis zum Rathaus ist fast<br />
in jedem Haus ein Gastro-Betrieb.<br />
Auf dem Töpfermarktgelände schwingt<br />
Bobby Sieber den Schweinsbraten. Seine<br />
Marktküche ist so ideenreich wie seine<br />
mobilen Lokalitäten zwischen asiatischen<br />
Eintöpfen und Ammerseebratwurst.<br />
Im Marktcafé ist der Kuchen<br />
handverlesen und die Butterbrez’n mit<br />
Liebe gestrichen. Die Trachtler tischen<br />
aber noch mehr auf: Heiße Waffeln,<br />
köstlichen Kaffee ... Bei der Feuerwehr<br />
im Norden locken belegte Sandwiches<br />
und jede Menge Brotzeiten und Bier.<br />
Und die Diessener Fischermeister steigen<br />
während des Töpfermarktes um:<br />
Vom Kahn hinter die Theke. Da werden<br />
Renken geräuchert, Kaisersemmeln mit<br />
Lachs gefüllt, bergeweise Zwiebel geschnitten<br />
... Guten Appetit! bb.<br />
Wo die Welt am schönsten ist,<br />
da ist der Diessener Töpfermarkt zuhause. Buchen<br />
Sie heute schon, wenn Sie im<br />
nächsten Jahr wieder kommen wollen.<br />
Wir freuen uns auf Sie<br />
Touristische Informationen und zentrale Zimmervermittlung<br />
Tourist-Information<br />
Wittelsbacherstraße 2c<br />
82319 Starnberg<br />
Fon 0 81 51 - 90 60-0<br />
Fax 0 81 51 - 90 60-90<br />
Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr<br />
Mai bis Oktober<br />
auch Samstag, 10 bis 13 Uhr<br />
info@sta5.de | www.sta5.de
GESPRÄCHE AUF DEM SCHIFF<br />
Der Markt ist eröffnet<br />
Politik<br />
Kunst und Handwerk<br />
Presse<br />
Die <strong>Marktgemeinde</strong> gibt sich die Ehre<br />
und lädt zum Start eines jeden Töpfermarktes<br />
Ehrengäste ein. Beim Festakt<br />
zur Eröffnung der zweitgrößten Veranstaltung<br />
zwischen Ammersee und Lech,<br />
begegnen sich Politiker, Vertreter von<br />
Kultur, Handwerk, Wirtschaft und Presse.<br />
Ziel ist es, sich bei den „Informellen<br />
Gesprächen auf dem Schiff“ näher zu<br />
kommen. Es ist die feine Gelegenheit<br />
für Entscheidungsträger, unbeschwert<br />
miteinander zu frühstücken.<br />
Unsere Bilder zeigen wie es 2009 war<br />
mit Eröffnungsredner Georg Fahrenschon,<br />
unserem Bayerischen Staatsminister<br />
der Finanzen. Mit dabei Gabi Dewald<br />
(Fachredakteurin), Bürgermeister<br />
und Hausherr des Töpfermarktes, Herbert<br />
Kirsch, Regierungspräsident Christoph<br />
Hillenbrand, Marianne Loy (Eresing),<br />
Diessens Tourismuschef Edgar<br />
Maginot, Diessens zweiter Bürgermeister<br />
Peter Fastl, Keramiksammler Rudolf<br />
Strasser, Ulrike Umlauf-Orrom (Mitglied<br />
der Fachjury), Landtagschef der Grünen,<br />
Dr. Sepp Dürr, Ammerseekapitän<br />
Dieter Reichert, CSU-Generalsekretär<br />
und MdL Alexander Dobrindt, Angelika<br />
Unteres Schloss Pähl | Ammerseestrasse 6 | D - 82396 Pähl | Fon 00 49 - 88 08 - 26 63 51<br />
akademie@fritz-winter-atielier.de | www.galerie-unteres-schloss.com<br />
Sommerakademie<br />
im Unteren Schloss zu Pähl<br />
In der Sommerakademie im Unteren Schloss zu Pähl<br />
wollen die Kreativen aus dem Fritz-Winter-Atelier in<br />
Diessen mehr Freude an der Kunst vermitteln. Sie bieten<br />
nahe des Ammersees - und in der Tradition der<br />
Malweiber des 19. Jahrhunderts - Kurse an in Aktzeichnen,<br />
Öl-, Acryl- und Aquarellmalerei (auch für<br />
Profis). Seminare und Workshops für Land-Art, Holzund<br />
Steinbildhauerei, Konzept- und Objektkunst, Fotografie,<br />
Installationen, Actionpainting, freies Gestalten<br />
in der Natur. Kursübersicht: akademie@fritz-winter-atelier.de
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT 2010 BRAND heiss23<br />
Maxerath, Sachbearbeiterin für den<br />
Töpfermarkt im Rathaus Diessen, Angelika<br />
Nuscheler, Tourismusverband<br />
Oberbayern und Werner Schmid vom<br />
Tourismusverband Starnberger Fünf<br />
Seen Land.<br />
Auf dem Gruppenbild treffen sich die<br />
Politiker mit den Musikanten Albert Hinterbichler<br />
und Andreas Huber vom<br />
Diessener Trachtenverein und die Assistentenschar,<br />
sprich die Trachtenzwergerl,<br />
die die Ehrengäste am Busbahnhof<br />
in Empfang nehmen und begleiten.<br />
Das mittlere Bild zeigt viele der Ehrengäste<br />
an Bord der <strong>DIESSEN</strong>, darunter<br />
Bezirkstagspräsident Josef Mederer mit<br />
Frau, Bezirksrat Josef Loy, Edith Memmel<br />
(Obermeisterin der Keramikerinnung<br />
Bayern), Gerhard Trommler (Ausstellerbeirat)<br />
und zahlreiche Journalisten<br />
von den Heimat-Medien.<br />
Darunter gehts weiter mit Uttings Bürgermeister<br />
Josef Lutzenberger, Stefanie<br />
Millonig (Augsburger Allgemeine<br />
und Landsberger Tagblatt), Marktleiter<br />
Wolfgang Lösche und Beate Bentele<br />
(Presse undPR Töpfermarkt), Rudi Baier<br />
(Deutsche Handwerkszeitung) und<br />
Matti Baur, Regisseur und Filmemacher,<br />
der mit seinem Film „Im Garten des Töpfers“<br />
der Keramiker-Legende Ernst Lösche<br />
(1923 - 2010) eine bleibende Erinnerung<br />
schuf.<br />
Am Dampfersteg nahm die Blaskapelle<br />
Diessen die Ehrengäste in Empfang und<br />
begleitete sie ein Stück ihres Weges mit<br />
flotter Marschmusik. (Die Bildauswahl<br />
zeigt aus Platzgründen nicht alle der Ehrengäste.)<br />
bb.<br />
Michael Gausling | Forstanger 15 | D - 86911 Diessen | Fon 00 49 - 88 07 - 45 59<br />
galerie@fritz-winter-atelier.de | www.fritz-winter-atelier.de<br />
Galerie und Kunsthandel<br />
Bilder Objekte Skulpturen<br />
Die Experten vom Fritz-Winter-Atelier in Diessen<br />
konzipieren Kunstsammlungen für internationale<br />
Unternehmen, Banken, Kanzleien, Praxen und entwickeln<br />
individuelle Lösungen für Privatsammlungen.<br />
Die Kunstsachverständigen vom Fritz-Winter-<br />
Atelier präsentieren Klassiker der Moderne. Schwerpunkte<br />
sind die Informellen mit Fritz Winter an der<br />
Spitze sowie Vertreter der Gruppen Zen 49, Zero,<br />
die Brücke und andere Gestalter der Zeit.<br />
Der Markt und die Medien<br />
Was ist der Diessener Töpfermarkt ohne<br />
seine Medien? Sie sind treue Begleiter<br />
und tragen den Ruf des großen Keramiker-Festivals<br />
hinaus in die Welt: Die<br />
Heimatzeitungen sind fast täglich live<br />
dabei, oft drücken sie schon auf den<br />
Auslöser, wenn die Töpfer anreisen und<br />
sich für ihre vier Markttage am See einrichten.<br />
Die Fachpresse - die Keramikmagazine,<br />
Zeitschriften für Kunsthandwerk,<br />
Kultur, Architektur - sie sind wegen<br />
ihrer Sonderthemen das ganze Jahr<br />
über am Töpfermarkt interessiert, von<br />
I M P R E S S U M<br />
dem sie schreiben, er gehöre zu den Top<br />
Ten in Europa. Ihnen allen, den Printmedien,<br />
Runkfunksendern und Film-Teams<br />
sagen die Töpfer ein herzliches Danke<br />
und freuen sich auf alles, was über den<br />
Markt medial wahrgenommen wird.<br />
Zu den Bildern: Immer wieder weht die<br />
B1-Fahne über dem Markt, hier mit Christine<br />
Gaupp, Michael Weberpals, Thies<br />
Marsen (von links) flankiert von zwei<br />
Technikern. Daneben Adrian Prechtel<br />
von der AZ und Rudolf Gilk von der<br />
Bayerischen Abendschau. bb.<br />
BRANDheiss, die Zeitung des Diessener Töpfermarktes, Ausgabe Mai 2010<br />
© Konzept, Layout, Redaktion, Fotos, Anzeigen: Beate Bentele.<br />
Autoren: Gabi Dewald, Wolfgang Lösche, Jörg Ankermüller. Anja Bach-Fotografie Seite 20. Druckvorstufe und<br />
Anzeigengestaltung: Marianne Feilke, Raisting. Druck: Wendler Druck, Diessen. Auflage: 5.000 Exemplare für<br />
den Diessener Töpfermarkt 2010. Eine artbeate-production, D-86911 Diessen am Ammersee, Prinz-Ludwig-<br />
Straße 12, Telefon 00 49 - 88 07 - 949 100, E-mail artbeate@aol.com.<br />
Titelbild: Nixe von Larasser Keramik am Kirchsteig in Diessen.
Das BRANDheisse Keramik-Glossar<br />
Das Wichtigste<br />
ASCHEGLASUR<br />
Glasur mit einem Anteil aus<br />
aufbereiteter Pflanzenasche<br />
AUFGLASURFARBEN<br />
Keramische Farben, die auf bereits<br />
glatt gebrannte, glasierte Gefäße<br />
aufgetragen werden<br />
BAUKERAMIK<br />
Alle beim Bauen verwendeten grobkeramischen<br />
Erzeugnisse (Mauer- und<br />
Dachziegel, Kachelöfen, Bodenfliesen,<br />
Wandverkleidung, Drainagerohre etc.)<br />
BLEIGLASUR<br />
Transparente, farblose Glasur, die auf<br />
Blei- und Siliciumoxid basiert<br />
BRENNEN<br />
Erhitzen der getrockneten Keramik bis<br />
die endgültige Festigkeit erreicht ist<br />
CRAQUELEE-GLASUR<br />
Mit einem Netz von Feinrissen durchzogene<br />
Glasur. Entsteht, wenn Wärmeausdehnung<br />
des Scherbens und der<br />
Glasur stark voneinander abweichen<br />
DECKENDE GLASUR<br />
„Trübe“ Glasur, der Eindruck entsteht<br />
durch den Zusatz von Trübungsmitteln<br />
DEKOR<br />
Oberflächengestaltung der Keramik<br />
DREHEN<br />
Formen des Tons auf Töpferscheibe<br />
ENGOBE (Anguss, Beguss)<br />
Dünner, matter Überzug aus feinem,<br />
geschlämmtem Ton, zur Verbesserung<br />
der Oberfläche oder als Dekor<br />
FAYENCE (Majolika)<br />
Keramik mit porösem, farbigem Scherben<br />
unter weiß deckender Zinnglasur<br />
FELDSPATGLASUR<br />
Glasur mit hohem Feldspatanteil als<br />
Flußmittel<br />
auf einen Blick<br />
FLUSSMITTEL<br />
Zusätze zur Masse, die die Sinter- oder<br />
Schmelztemperatur herabsetzen<br />
FORMGEBUNG<br />
Fertigungsabschnitt bei der Keramikherstellung,<br />
in dem das Produkt seine<br />
Gestalt erhält<br />
FRITTE<br />
Vorgeschmolzener, pulverförmiger Teil<br />
eines Glasurversatzes<br />
GLASUR<br />
Glasartiger Überzug, glättet die Oberfläche,<br />
dient als Dekor und dichtet den<br />
porösen Scherben ab<br />
GLATTBRAND (Scharffeuerbrand)<br />
Der zweite Brand, der dem Scherben<br />
seine endgültigen Eigenschaften gibt<br />
IRDENWARE Ton-/Töpfer-/Hafnerware<br />
Keramik mit farbigem, porösem Scherben,<br />
häufig überzogen mit Engoben<br />
und Blei- oder Zinnglasuren<br />
MALHORN<br />
Gerät zur Keramikbemalung<br />
OXIDATIONSBRAND<br />
Brand unter großer Sauerstoffzufuhr,<br />
lässt Scherben weiß, gelb oder rot<br />
werden<br />
PORZELLAN<br />
Keramik mit dichtem, weißem, in dünner<br />
Lage transparentem Scherben.<br />
Hartporzellan wird bei 1380 bis 1460<br />
Grad Celsius gebrannt<br />
RAKU<br />
Aus Japan, Keramik mit Bleiglasur, die<br />
bei etwa 900 Grad Celsius dem Ofen<br />
entnommen und in glühendem Zustand<br />
in Wasser abgeschreckt wird<br />
REDUKTIONSBRAND<br />
Brand unter wenig Sauerstoffzufuhr,<br />
lässt Scherben schwarz werden<br />
REDUKTIONSGLASUR<br />
Glasuren, die im Reduktionsbrand ihre<br />
endgültige Farbe erhalten<br />
SALZGLASUR<br />
Glasur auf Steinzeug, hergestellt mit<br />
Kochsalz, das in den heißen Ofen gestreut<br />
wird<br />
SCHERBEN<br />
Gebrannter, keramischer Werkstoff<br />
SCHLÄMMEN<br />
Aufbereitung des rohen Tones in einer<br />
Schlämmanlage zu plastischer Masse<br />
SCHRÜHBRAND<br />
(Biskuit- oder Ruhbrand)<br />
Erster Brand zwischen 800 bis 1250<br />
Grad Celsius; er verfestigt die Keramik,<br />
bevor sie weiter verarbeitet wird<br />
SCHWARZGESCHIRR<br />
Durch Reduktionsbrand schwarz gefärbte<br />
Keramik (Irdenware)<br />
SINTERN<br />
Verfestigung der Tonteilchen während<br />
des Brandes<br />
STEINGUT<br />
Keramik mit porösem, weißem Scherben<br />
unter transparenter Glasur<br />
STEINZEUG<br />
Eine Keramik mit farbigem, dichtem<br />
Scherben<br />
TON<br />
Natürlicher, mineralischer Rohstoff von<br />
Keramik<br />
TROCKNEN<br />
Entzieht dem geformten Ton Wasser<br />
UNTERGLASURFARBEN<br />
Sie werden vor dem zweiten Keramik-<br />
Brand aufgetragen und anschließend<br />
mit durchsichtiger Glasur überzogen<br />
VERGLÜHBRAND (wie Schrühbrand)<br />
ZINNGLASUR<br />
Bleiglasur mit Zinnoxid-Zusatz, der als<br />
unlöslicher Farbkörper die Glasur trübt<br />
Auf Wiedersehen im nächsten Jahr<br />
<strong>DIESSEN</strong>ER TÖPFERMARKT AM SEE<br />
von Christi Himmelfahrt, Donnerstag, 2. Juni bis Sonntag, 5. Juni 2011