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KRANKHEIT UND WIRKUNG - Lalegion-pictures.com

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tische Neurasthenie hergelaufen sein, mit den Anzeichen „reizbarer<br />

Schwäche", Kopfschmerzen, Blutarmut und Erschöpfung. Das Allgemeinbefinden<br />

Nietzsches damals läßt diese Möglichkeit zu.<br />

Im übrigen war Nietzsche 1866 und 1867 dann wieder ganz wohl und<br />

munter und hat 1867 sogar als Soldat gedient. Rückblickend aber schrieb<br />

er 1867, es wäre ihm „schwarz" gegangen. 1869 trat er eine Professur in<br />

Basel an.<br />

1870 infizierte er sich im Krieg mit Ruhr und Diphtherie. Bis 1873 ging es<br />

dann wieder ganz leidlich.<br />

6. 1873. Die tertiäre Hirnsyphilis<br />

1873 ist e i n e r der drei bedeutsamen Einschnitte in Nietzsches Krankengeschichte.<br />

Der zweite erfolgte 1880 und der dritte Ende 1887 oder 1888<br />

mit der Katastrophe der Paralyse.<br />

Von Mitte 1873 an bis Januar 1880 tritt ein Symptomenkomplex auf, der<br />

für Nietzsche ein geradezu u n b e s c h r e i b l i c h qualvolles Leiden bedeutet<br />

haben muß. Zu verzeichnen waren Anfälle von schwersten stechenden<br />

Kopfschmerzen, verbunden mit Augenschmerzen und Sehstörungen,<br />

dazu kamen heftige Magenkrisen mit Erbrechen (etwa ähnlich den tabischen)<br />

und ab 1875 auch Bewußtseinstrübungen und krampfartige Anfälle.<br />

Tagelang mußte er das Bett hüten. Nietzsche selbst lehnte die Diagnose<br />

„Migräne" (mit richtiger Begründung) ausdrücklich ab und sprach von<br />

einem „ernsten Gehirnleiden".<br />

Für die Diagnose ist Wert zu legen auf die Periodizität der Anfälle,- auch<br />

die Augenschmerzen kamen periodisch. Zeitweise war Nietzsche völlig<br />

am Lesen verhindert. „Ich bin nächstens entweder blind oder tot ..."<br />

„Erhebliche Abnahme des Sehvermögens" —• 1879 mußte Nietzsche seine<br />

Professur in Basel deswegen aufgeben. Er kann nur alle vier Wochen<br />

einen Brief schreiben. Das Erbrechen währte manchmal drei Tage und drei<br />

Nächte. 1879 hatte er 118 schwere Anfallstage und ein „lähmungsartiges<br />

Gesamtgefühl von Kopf bis Fuß".<br />

Benda lehnte die Diagnose „Migräne" zu Recht völlig ab. Es handelte<br />

sich nicht um akute Sehstörungen, sondern um eine fortschreitende Beeinträchtigung<br />

des Sehvermögens, deren rapide Verschlimmerung zeitweilig<br />

Anlaß zu stärkster Beängstigung gab. Benda hebt bei den Kopfschmerzen<br />

besonders ihren s t e c h e n d e n Charakter hervor. Nach Benda war das<br />

Erbrechen nicht etwa kurz (wie bei Migräne), sondern es stand gleichsam<br />

„wie an erster Stelle" und füllte nicht Stunden und Tage, sondern zuweilen<br />

Perioden von Wochen aus. Benda kommt zur Diagnose „Lues cerebri",<br />

zu der all jene Erscheinungen so gut passen und für die das intermittierende<br />

Auftreten „so äußerst typisch ist".<br />

Die Lehrbücher (z. B. Boström) geben als Anzeichen einer solchen<br />

b a s a 1 e n Lues cerebri (tertiären Charakters) als mögliche Symptome<br />

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