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Klimawandel und landwirtschaftliche Folgen - Höhere ...

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<strong>Klimawandel</strong> <strong>und</strong> <strong>landwirtschaftliche</strong> <strong>Folgen</strong>Top-Klima-Science - Wissenschaft <strong>und</strong> Schule forschenSchülerInnen der hlfs Kematenforschen mit Wissenschaftern.Ändert sich das Klima, so ändert sich der Wasserhaushalt<strong>und</strong> in Folge die Landwirtschaft. OhneWasser besteht kein Leben <strong>und</strong> ist damit eine derwichtigsten Einflussgrößen auf die Vegetation. Esentstehen Fragen, die besonders Landwirte <strong>und</strong>Landwirtinnen interessieren: Wie wird dieZukunft? Kann ich mich auf den <strong>Klimawandel</strong>einstellen? Welche Auswirkungen haben dieseÄnderungen auf meinen Betrieb? Im Projekt Top-Klima-Science werden der Wasserhaushalt <strong>und</strong>die Zukunftsperspektiven im Berggebiet angesichtsder Veränderungen in Klima <strong>und</strong> Landnutzunguntersucht. Die Erhebung <strong>und</strong> Auswertungder Daten sowie das Verfassen dieses Artikelserfolgte durch die Klasse 2A der hlfs Kematen(Höhere land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliche Schule fürLand- <strong>und</strong> Ernährungswirtschaft).Fotos: hlfs KematenEin Schülerartikel der Klasse 2A der hlfs KematenWichtige Entwicklungen in derGeschichte der Menschheit (u.a. Entwicklungder Landwirtschaft in derJungsteinzeit ab ca. 8000 v. Chr., IndustrielleRevolution ab dem 18. Jh. n. Chr.)stehen in Zusammenhang mit Klimaveränderungen.Die Menschen nutz -ten das günstiger werdende Klima zurSesshaftwerdung, zum Ackerbauoder zur Domestizierungvon Tieren. Es entwickeltensich dörfliche <strong>und</strong> städtischeKulturen. Auf der anderenSeite waren Missernten <strong>und</strong>Hun gersnöte <strong>Folgen</strong> vonKlimaverschlech terungen. Dieverschiedenen Bereiche derWirtschaft - auch die Landwirtschaft- veränderten sich(Intensivierung, Technisierung,Spezialisierung).Die UntersuchungenIm Stubaital (Nordtirol)wurde auf 25 Messflächen(Abb. 1) in Höhenlagen zwi -schen 960 m <strong>und</strong> 2309 m sowie unterschiedlichenExpositionen (Norden,Süden, Osten, Westen) wissenschaft -lich geforscht. Auf jeder Messflächewurden eine Klimastation <strong>und</strong> 24Lysimeter zur Messung der Verdunstungunterschiedlicher Pflanzenbe -stände installiert. Als Lysimeter dientenPlastikkübel mit 20 cm Durchmesser<strong>und</strong> 20 cm Tiefe, in die die jeweiligenPflanzenbestände (Vegetation mit Boden)eingebaut wurden (s. Foto oben).Diese wurden in den Boden eingegrabenwo wir im Laufe der Sommermonate2009 <strong>und</strong> 2010 an mehrerenTagen auf allen Messflächen gleichzeitigdie Verduns tung maßen. Dazumussten die Lysimeter alle zwei St<strong>und</strong>enherausgehoben <strong>und</strong> mit einer Präzisionswaageabgewogen werden. Auchdie Messungen der Klimastationenwurden gesammelt <strong>und</strong> mit Hilfe vonDiagrammen anschaulich dargestellt.Abb. 1: Lage der Messflächen im Stubaital. Rote Markierungen:Ergebnisse, die im Artikel vergleichend dargestelltwerden.8 10/10 Der Alm- <strong>und</strong> Bergbauer


Weiters sortierten wir abgeschnittenePflanzenproben der Lysimeter in funktionelleGruppen (Gräser, Kräuter,Leguminosen, Zwerg sträucher, Moose,Flechten, Streu, ...), trockneten diesebei 80°C <strong>und</strong> wogen sie ab. Damit kanndie Verdunstung (gemes sen in mm, alsoLiter pro m²) pro Gramm Pflanzenmasseangegeben werden. Die Pflan -zenbestände werden damit untereinan -der vergleichbar.In diesem Beitrag werden die Er -gebnisse der Pflanzenbestände „AlpinerRasen“ (Entnahme bei Tran -sektpunkt 8c, 2309 m) <strong>und</strong> „Talfett -wiese“ (Dauerwiesenmischung für mittelintensiveBewirtschaftung mittlererLagen, Typ A 8 SR 036/003) gezeigt.Die Lysimeter mit den Pflanzenbeständen„Alpiner Rasen“ <strong>und</strong> „Talfett -wiese“ wurden auf allen Messflächeneingebaut, um ein sogenanntes Ver -pflanzungs- oder Transplantationsexperimentdurchzuführen. Die Verpflan -zung des „Alpinen Rasen“ in tiefereLagen entspricht dabei einer Temperaturerhöhung(ca. 0,6°C pro 100 Höhenmeter),wogegen die Verpflanzung der„Talfettwiese“ in höhere Lagen einerIntensivierung der Nutzung entspricht.ErgebnisseDie Verdunstung der Pflanze wirdwesentlich durch das Dampfdruckdefizitbeeinflusst, welches aus Lufttemperatur<strong>und</strong> der relativen Luftfeuchteerrechnet wird. Das Dampfdruckdefizitder Luft wird als die treibende Kraft derVerdunstung bezeichnet - je höher dasDampfdruckdefizit, umso höher dieVerdunstung. Unser Ergebnis - beispiel -haft für den 16. Juli 2009 - zeigt, dassdas Dampfdruckdefizit mit der Meeres -höhe abnimmt, unter anderem dadurch,dass kühlere Luft weniger Feuchtigkeitaufnehmen kann. Dadurch sollte auchdie Verdunstung mit zunehmenderMeeres höhe abnehmen (Abb. 2).Die Tagessummen der Verdunstungfür den 1. Juli 2009 in mm (Liter prom²) des „Alpinen Rasen“, der „Talfett -wiese gemäht“, <strong>und</strong> der „Talfettwieseungemäht“ sind in dieser Abb. 3 darge -stellt. Die Annahme, dass mit zuneh -mender Meeres höhe die Verduns tungabnimmt gilt hier nur teilweise. Es istdeutlich, dass auf der „niedrigsten“Messfläche (1a, 960 m) beide Talfett -wiesen (die gemähte <strong>und</strong> die unge -mähte) weniger verdunstenals auf den übrigen Messflächen.Gr<strong>und</strong> dafür könn teein Wasserstress der Pflanzensein. Der Alpine Rasen hingegenist aufgr<strong>und</strong> seinerprinzipiell geringeren Verdunstungdiesem Stressweniger ausgesetzt. Bei ge -nügend Wasserversorgungdes Bodens verdunstet dieTalfettwiese aber we sentlichmehr Wasser als der AlpineRasen. Deutlich auch der Unterschiedzwi schen einemgemähten <strong>und</strong> einem unge -mähten Bestand: die Verduns -tung sinkt deutlich (Abb. 3).SchlussfolgerungDas Experiment zeigt uns,dass bei genügend Was -serversorgung Talfettwiesendeutlich mehr verdunsten alsAlpine Rasen. Kommt esallerdings zu Wasserstresswird dieser Unterschied klei -ner. Auch die Abnahme derVerdunstung mit der Mee -reshöhe trifft Talfett wiesenstärker als Alpine Rasen.In einem zukünftigen Klima ist alsoentscheidend, ob die Erwärmung zuvermehrtem Wasserstress für diePflanzen führt. Tritt dies ein so könnenheutige Er träge nurdurch künstlicheBewässe rung erreichtwerden. DieBewirt schaftunghöher gelegenerFlächen könntesich dann wiederauszahlen, da aufgr<strong>und</strong>der etwasgeringeren Temperaturdas vor -handene Wasseroptimal genutztwerden kann. Daherist aus unsererSicht der schlei -chende Verlust derBergmähder <strong>und</strong>Dampfdruckdefizit (kPa)Verdunstung in mm pro gTrockengewicht (Pflanzenmasse)2,01,51,00,50,008:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00Uhrzeit (MEZ)0,070,060,050,040,030,020,010,00Fläche 1a (960 m)Fläche 3a (1029 m)Fläche 8a (1641 m)Fläche 8b (1930 m)Fläche 8c (2309 m)MessflächenAlpiner RasenTalfettwiese ungemähtTalfettwiese gemäht1a (960 m) 3a (1029 m) 8a (1641 m) 8b (1930 m) 8c (2309 m)Abb. 2 (oben): Das Dampfdruckdefizit sinkt mitder Meereshöhe. Abb. 3 (unten): Tagessummender Verdunstung.Almweiden kritischzu sehen.Man sollte sich bemühen,sie in ihrerFunktion zu erhalten<strong>und</strong> nicht durch Brachlegung anden Wald zu verlieren. Denn sie könntendas zukünftige Kapital der Landwirtschaftsein. \\\SchülerInnen aktiv in den Forschungsprozess einbeziehen <strong>und</strong> Barrierenzwischen Bildungs- <strong>und</strong> Wissenschaftssystem abzubauen - das ist die Visionder Initiative des B<strong>und</strong>esministerium für Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung(BMWF). Das Institut für Ökologie, das Institut für Botanik (beideUniversität Innsbruck) <strong>und</strong> das Institut für Alpine Umwelt (EURAC Bozen)arbeiten mit der Partnerschule hlfs Kematen (Höhere land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlicheSchule für Land- <strong>und</strong> Ernährungswirtschaft) zusammen. DasProjekt Top-Klima-Science wird im Rahmen des Programms SparklingScience durch das BMWF gefördert.Weitere Informationen: www.uibk.ac.at/ecology/forschung/klimawandel.html.Die am Projekt beteiligten SchülerInnen der Klasse 2Ader hlfs Kematen mit den verantwortlichen Lehrkräften<strong>und</strong> den WissenschaftlerInnen.Der Alm- <strong>und</strong> Bergbauer 10/10 9

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