12.07.2015 Aufrufe

Materialien für den Unterricht 33 Konservierung von Lellensmitteln ...

Materialien für den Unterricht 33 Konservierung von Lellensmitteln ...

Materialien für den Unterricht 33 Konservierung von Lellensmitteln ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

a<strong>Materialien</strong> für <strong>den</strong> <strong>Unterricht</strong> <strong>33</strong>Beidrun SeallertBolger Wöhrmann<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Lellensmitteln</strong>mit und ohne ChemieNaturwissenschaften sozial


MATERIALIEN FÜR DEN UNTERRICHT BAND <strong>33</strong>Heidrun Seabert / Holger WöhrmannKONSERVIERUNG VONLEBENSMITTELNMIT UND OHNE CHEMIE<strong>Materialien</strong> zu einer <strong>Unterricht</strong>sreiheMarburg 1992Redaktion: Lutz Stäude!Graphik: Angela BenderHerausgeber:AG Naturwissenschaften - sozialclo Lutz StäudelGesamthochschuleKassel, FB 19Heinrich-Plett -Str. 403500 Kasselclo Armin KremerAG SoznatUniversität Marburg, FB 21Postfach 21503550 Marburg


Konservieren als Gegenstand des (naturwissenschaftlichen) <strong>Unterricht</strong>s 3- der integrierte naturwissenschaftliche <strong>Unterricht</strong> der Klassen 5 bis 7/8 (wie erz.B. an zahlreichen Gesamtschulen existiert),- entsprechend - ev. mit Verschiebung des Akzentes - der Biologieunterrichtder gleichen Jahrgangsstufen,- der Wahlpflichtbereich der Jahrgänge 7/8 oder 9/10 (NaturWissenschaften &Technik),- Projekttage und -wochen,- fächerübergreifende <strong>Unterricht</strong>sprojekte,- der Chemie- und Biologieunterricht der Klassen 8 bis 10- aber auch der naturwissenschaftliche <strong>Unterricht</strong> in der gymnasialen Oberstufe.Um die Angemessenheit dieses Themenbereichs für <strong>den</strong> Chemieunterricht zuzeigen, sind im folgen<strong>den</strong> auszugsweise Rahmenrichtlinien (Sek. I) und Kursstrukturpläne(Sek. 11) aus Hessen zitiert. Dort heißt es,"... daß es in entschei<strong>den</strong>der Weise vom Stand der Naturwissenschaften,nicht zuletzt der Chemie, abhängen wird, ob und in welcherWeise gesellschaftliche Probleme wie Überbevölkerung oder Umweltschutzgelöst wer<strong>den</strong>. Naturwissenschaftliche und gesellschaftlicheProbleme sind hier eng miteinander verknapft. Dem Chemieunterrichtobliegt es, Grundlagen zu schaffen, dieftlr das Verständnis dieserFragen unumgänglich sind" (RRL Ch 1976, S. 4).bzw.:"Far die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen z.B. zum Schutze derUmwelt und zur Verbesserung der Lebensbedingungen ist chemischesSachverständnis Voraussetzung, ftlr das der Chemieunterricht einenwichtigen Beitrag leisten kann.Daneben muß der Chemieunterricht die Schaler aber auch in die Lageversetzen, chemische Zusammenhänge in ihrer Umwelt zu erkennen. ...... auf ein kritisches Bewußtsein der Schaler bezaglich i~res eigenenVerhaltens als Verbraucher, als Mitverantwortliche ftlr die Gestaltungder Umwelt, aberhaupt als politisch Handelnde hingearbeitet wer<strong>den</strong>"(KSP Ch 1979, S. 4).Wie gefordert weist das Thema "<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Lebensmitteln"- erkennbare Bezüge zwischen Alltag und <strong>Unterricht</strong> auf,- bezieht Alltagsprobleme in <strong>den</strong> <strong>Unterricht</strong> ein und fördert die Entwicklung<strong>von</strong> Lösungsstrategien.- Es orientiert sich inhaltlich und methodisch an SchülerInneninteress"enund geht bei der wissenschaftsorientierten Erarbeitung <strong>von</strong> deren Alltagsvorstellungenaus.Für verschie<strong>den</strong>e Fächer gibt es zudem ausdrückliche Hinweise darauf, sichmit dieser Thematik auseianderzusetzen:


-4 Konservieren als Gegenstand des (naturwissenschaftlichen) <strong>Unterricht</strong>sFür die lahrgangsstufe 5 sehen die RRL Biologie in Hessen eine UE "Nahrungund Ernährung beim Menschen" vor, der u.a. die folgen<strong>den</strong> Lernziele zugeordnetsind:"- Mögliche Schädigung durch Lebensmittelzusätze aufzeigen können.- Grundregeln einer gesun<strong>den</strong> Ernährung erläutern können: ...4. Vorsicht vor <strong>Konservierung</strong>smitteln.- Zur Lösung eines Problems die experimentelle Untersuchung einerVermutung fordern können.- Einfache Handversuche selbst durchführen können" (RRL Bio 1978, S. 72ff.).Sollen Schüler - wie gefordert - zu kritischem Verbraucherverhalten und zueiner gesun<strong>den</strong> Ernährungsweise erzogen wer<strong>den</strong>, ist es, unumgänglich, ihnendie Gründe darzulegen, die zu <strong>den</strong> unterschiedlichen <strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong>geführt haben. Das Kennenlernen des Trocknens, Salzens, Räucherns, Pökelns,des Einlegens in Kräuter oder Honig, Einzuckerns und die <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong>Milch kann hier über die selbständige Durchführung <strong>von</strong> themenbezogenenVersuchen erfolgen und <strong>den</strong> SchülerInnen die Einsicht vermitteln, daß auchSalz, Zucker, Honig und Essig im eigentlichen Sinne <strong>Konservierung</strong>sstoffesind.Für <strong>den</strong> Chemieunterricht im 10. Schuljahr heißt es:"Das 2. Halbjahr (des) Elementarkurses istfür die Durchführung <strong>von</strong>Projekten bestimmt, durch die vor allem die Verbindungen der Chemiezur Umwelt der Schüler und zur Arbeitswelt deutlich gemacht wer<strong>den</strong>sollen. "Zu <strong>den</strong> vorgeschlagenen Projektthemen gehört auch das 'Kochen, Braten,Backen' (RRL Ch 1976, S. 24).In der Sekundarstufe 11 sind verschie<strong>den</strong>e Zeitpunkte für einen projektorientierten<strong>Unterricht</strong> mit dem Thema '<strong>Konservierung</strong>' <strong>den</strong>kbar:In der lahrgangsstufe 11 ist für das 2. Halbjahr der Themenkreis 'Chemie derKohlenstoffverbindungen' vorgesehen, der u.a. die Behandlung der Carbonsäurenbeinhaltet. Hier bietet sich die Bezugnahme auf die heute zugelassenen<strong>Konservierung</strong>stoffe an, die größtenteils zur Stoffgruppe der Carbonsäurengehören (KSP Ch 1979, S. 9).In der lahrgangsstufe 12 ist ein Grundkurs mit dem Rahmenthema 'Kohlenstoff-Chemie'vorgesehen. Dort heißt es u.a."Funktionelle Gruppen nehmen für die Erschließung <strong>von</strong> Eigenschaftenaus vorgegebenen Strukturen und umgekehrt eine Schlüsselstellung ein;... Die Korrelation zwischen Struktur und Eigenschaften wird somit zueinem weiteren Ordnungsprinzip des Kurses und ist vorrangig gegenüberchemischen Sto.fJkenntnissen zu berücksichtigen. Praxisbezüge sindangemessen zu beachten" (KSP Ch 1979, 4.3.7).Diesem Ziel kann das Thema 'Könservierung' in idealer Weise zugeorednet


Konservieren als Gegenstand des (naturwissenschaftlichen) <strong>Unterricht</strong>s 5wer<strong>den</strong>: Es ermöglicht u.a. das Erkennen ähnlicher Eigenschaften <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sstoffen,z.B. saurer Charakter, Erhöhung der Wirksamkeit gegenüberMikroorganismen bei steigendem pH-Wert usw ..Als Projekt - integriert in <strong>den</strong> Stun<strong>den</strong>plan oder gesondert in einer Projektwoche- bietet die Thematik nahezu alle wünschbaren Möglichkeiten für dieseArbeits- und Lernform: Zur praktischen und theoretischen Auseinandersetzung,zur Herstellung vorzeigbarer Produkte, zum Aufsuchen außerschulischer Lernorteund Einbeziehung <strong>von</strong> Eltern oder schulfremqen Fachleuten und Literaturstudien,zur Darstellung eigener Ergebnisse für die (Schul-)Öffentlichkeit undzur interessengeleiteten Planung des eigenen Arbeitsprozesses in einer Gruppe.Zur Geltung kommen hier auch Bezüge zu anderen Fächern, der Geschichteund dem gesellschaftlichen wie individuellen Alltag. Wegen der unterschiedlichensachlichen, fachlichen und methodischen Anforderungen ist eine jahrgangsübergreifendeSchülerInnenbeteiligung durchaus wünschenswert.Die Bezüge zu anderen (Fach-)Gebieten können hier nur stichpunktartig genanntund erläutert wer<strong>den</strong>:* Die Erarbeitung der geschichtlichen Entwicklung fördert das Verständnis für<strong>den</strong> gegenwärtigen Alltag mit seinen Problemen und Möglichkeiten. Dabeiwird "grundsätzlich der gesellschaftliche Zusammenhang" einbezogen und"die Bedingtheit und Veränderbarkeit dieser 'Gegebenheiten' dadurch erkennbar(ge)macht und so ein umfassendes Verständnis <strong>von</strong> (Natur-)Wissenschaftund Gesellschaft ermöglicht" . *)Stichpunkte: Bedeutung des Pökelns für Salzhandel; Konserven ermöglichtenlange Wanderungen (z.B. Völkerwanderung, Kreuzzüge, Kriege); Entstehungneuer Berufe; Wissenschaftsentwicklung .* Für ein Verständnis der <strong>Konservierung</strong> sind u.a. biologische und medizinischeFragen relavant, z.B.: Was sind Mikroorganismen? Wie ist eine Zelleaufgebaut? und: Was bedeutet Cancerogenität?* Politik: Wirtschaftliche Bedeutung der <strong>Konservierung</strong>, Handel, Handelswege,Märkte; Rechtsvorschriften sowie deren Kontrolle; welche Kontrollinstanzensieht der Gesetzgeber vor?* Religion, Kunst: Rituelle Bedeutung <strong>von</strong> bestimmten Nahrungsmittel­Behandlungstechniken; zeitgenössische Darstellungen und ihre Aussage.* Geographie: Regionale Abhängigkeit bestimmter <strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong>.* Sprachlicher Bereich: Textanalyse; Übersetzung fremdsprachiger Rezepteusw.*) Vgl. G. Strobl: Die Natur der Dinge und die Natur der Naturwissenschaft. Bielefeld1990, S. 8


-6 Konservieren als Gegenstand des (naturwissenschaftlichen) <strong>Unterricht</strong>sDie Konse"rvierungsverfahren auf einen BlickSchwefelnPökelnRäuchernZusatz <strong>von</strong>* Alkohol* chemischen<strong>Konservierung</strong>sstoffenBestrahlen'VakuumPasteurisierenGefrieren* Antioxidantien GefriertrocknungC§emi~physikalischLebensmittelkonservierung


Geschichte der Lebensmittelkonservierung7Die Geschichte der Lebensmittelkonservierung im ÜberblickDie UrsprüngeDie Anfänge der <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Lebensmitteln reichen zurück bis in dieUr- und Steinzeit: Jäger und Sammler begannen, Teile ihrer Beute bzw. ihrer"Ernte" im Herbst gezielt für <strong>den</strong> Winter haltbar zu machen und als N ahrungsreserven- auch für Krisenzeiten bzw. die Wanderung - verfügbar zu halten.Bei <strong>den</strong> sich entwickeln<strong>den</strong> Verfahren der <strong>Konservierung</strong> spielten immer mehrereAspekte eine Rolle:- die überlieferte Erfahrung, also die handwerkliche Tradition,- religiös-kultische Vorstellungen als sich über Generationen entwickelndesBrauchtum, wie die handwerkliche Erfahrung in Abhängigkeit <strong>von</strong> geographischerund klimatischer Situation,- und seit Beginn der Neuzeit ein gezieltes Umgehen mit <strong>den</strong> Stoffen auf derBasis <strong>von</strong> (naturwissenschaftlichen) Vorstellungen über die Ursachen <strong>von</strong>Verderb und <strong>Konservierung</strong>.Mit Beginn der Vorratshaltung in der Steinzeit wur<strong>den</strong> die ersten <strong>Konservierung</strong>sverfahren,'Salzen' und 'Räuchern/Trocknen', entwickelt. Welche Verfahrenin unterschiedlichen geographischen Zonen zur Anwendung kamen, hinginsbesondere <strong>von</strong> <strong>den</strong> klimatischen Bedingungen ab: So konservierten dieÄgypter um 2000 v. Chr. durch Trocknen, indem Schlachtstücke und Fische anStricken in Vorratskammern aufgehängt wur<strong>den</strong>. Dagegen wurde in klimatischfeuchteren Regionen das Räuchern bevorzugt, dessen Anwendung durch auf9000 Jahre datierte archäologische Funde gesichert belegt wurde (siehe dieDarstellungen <strong>von</strong> J. C. Leuehs auf der folgen<strong>den</strong> Seite).Ebenfalls seit ca. 10000 Jahren wur<strong>den</strong> in verschie<strong>den</strong>en Regionen die spezifischenEigenschaften <strong>von</strong> Milch, Honig und Pflanzensäften zur Haltbarmachunggenutzt: So konnten Hinweise auf die sehr frühe Herstellung <strong>von</strong> Käse gefun<strong>den</strong>wer<strong>den</strong>, was dem Einsatz <strong>von</strong> Fermenten entspricht.Das Konservieren mit Öl war seit ca. 3000 v. ehr. in Mesopotamien bekannt,wo gekochter Fisch und gekochtes Fleisch in Gefaßen aufbewahrt wur<strong>den</strong>, diemit Sesamöl gefüllt waren.Diese bei<strong>den</strong> Metho<strong>den</strong> wur<strong>den</strong> im Altertum durch das Konservieren mit Essig(Ägypten ab ca. 2000 v. Chr.) und die Behandlung <strong>von</strong> Lebensmitteln mitSchwefel (im Römischen Reich) ergänzt.Interessant ist, daß manche historische Verfahren erst viel später als "<strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong>" erkannt wer<strong>den</strong> konnten. So berichtet die Bibel über dasVolk Israel in Ägypten, daß der Pharao Josefbefahl, "in <strong>den</strong> 7 fetten Jahren<strong>den</strong> fünften Teil des Getreides in Fruchthäusern einzulagern, um Vorrat für die7 mageren Jahre zu haben". Bei der daraufhin entwickelten Speicher-Lagerung<strong>von</strong> Getreide handelte es sich wahrescheinlich um einen ersten Fall <strong>von</strong> Gaslagerung,bei der das Getreide durch bei der Atmung entstehendes Kohlendioxid


-8 Geschichte der Lebensmittelkonservierungvor Verderb geschützt wird.<strong>Konservierung</strong> unter verschie<strong>den</strong>en klimatischen Bedingungen"So verschie<strong>den</strong>e Bedaifnisse, so verschie<strong>den</strong>e Zwecke brachtendie Kunst Körper zu erhalten, bald zu einer gewissen Vollkommenheit,die größtenteils vom Klima abhängig war.In einem sehr warmen undfeuchten Lande (z.B. in mehrerenTeilen Ostindiens) giengen alle Körper sehr schnell in Gährungund Fäulniß aber; man konnte sie dort durch kein anderes Mittelhaltbar machen, als durch das Trocknen.In einemfeuchten (z.B. Holland) wur<strong>den</strong> die hölzernen Theile derGebäude und alle Körper schnell <strong>von</strong> der Vermoderung oder Fäulnißergriffen. Man mußte erstere durch Ausstreichen <strong>von</strong> Oelfarben,letztere durch verschie<strong>den</strong>e Mittel haltbar zu machen suchen;mall mußte die größte Reinlichkeit beobachten, um Ansteckungsstoffeund feuchte Dämpfe zu entfernen.In einem kalten Lande waren so viele Vorsichten nicht nöthig. DerMangel an Wärme hielt die Gährung und Fäulniß zurück, und <strong>den</strong>größten Theil des Jahres konnte man die Nahrungsmittel imSchnee, oder zu Eis gefroren aufbewahren. "Aus: J.C. Leuchs: Lehre der Aufbewahrung und Erhaltung aller Körper.Nürnberg 1820Daß auch magisch-kultische Vorstellungen und Handlungsanweisungen oft eine(erst heute bekannte) rationale Grundlage hatten, macht ein Blick auf entsprechendegeschichtliche Zeugnisse deutlich:Angaben über antidämonische Pflanzen fin<strong>den</strong> sich bereits in der Bibel: *)" ... und nehmet ein Baschel Ysop und tunket es in das Blut in demBecken und berühret damit die Überschwelle und die zween Posten"(2. Buch Moses, 12. Vers 22/23).Dieser Ritus sollte vor dem Eindringen des Verderbers schützen, da Ysop das'Faulwer<strong>den</strong> des Blutes' verhinderte. Spätere Untersuchungen erbrachten, daßYsop und artverwandte Pflanzen eine stark antiseptische Wirkung infolge hoherCarvacrol-, Cineol- oder Thymolgehalte besitzen.*) Nach: F. Eichholtz: Die toxische Gesamtsituation auf dem Gebiet der menschlichenErnährung. Berlin 1956


Geschichte der Lebensmittelkonserviemng9Neben der antidämonischen Pflanze Ysop wird auch der Gebrauch <strong>von</strong> Rauchin der Bibel beschrieben (und magisch gedeutet):"Die bösen Geister fliehen vor Rauchwerk" (Tob. 8, Vers 2).Die zugrundliegende Ansicht, daß jedes Ereignis (z.B. auch die Zersetzung <strong>von</strong>Lebensmitteln) <strong>von</strong> bestimmtep Göttern und Wesen hervorgerufen wird, w~ invielen Völkern verbreitet und besteht z.T. auch heute noch. Diese dem Menschenoftmals feindlich gesinnten Gestalten können nur mit Hilfe geeigneterMittel versöhnt oder bekämpft wer<strong>den</strong>. Aus dieser Denkweise erklärt sich, daßjede Arznei, zu der auch <strong>Konservierung</strong>sstoffe zählten, <strong>von</strong> alters her alsZaubermittel (Pharmakon) galt, da sie geeignet erschien, die finsteren Mächteabzuschrecken oder zu v~rtreiben. Homer bspw. beschrieb Schwefel als 'fluchabwehrend'und empfahl neben dem Schwefeln <strong>von</strong> Wein auch das Schwefeln<strong>von</strong> Wohnhäusern.Auch im deutschen Schrifttum wer<strong>den</strong> viele Heilplanzen aufgeführt, die gegenVerhexung und Verzauberung empfohlen wer<strong>den</strong>. Neuere Untersuchungenhaben gezeigt, daß die Pflanzen, die besonders stark konservierende Wirkungentfalten, zur Spitzengruppe der Apotropaia gehören:- Origanum Maru: Sein Verwandter, der Dost (Origanum vulgare), galt nebendem Quendel im deutschen Volksglauben als wichtigste antidämonischePflanze.- Beifuß und Raute stellten die wichtigsten antidämonischen Pflanzen imrömisch-germanischen Kulturkreis dar.- Lorbeer und Myrrhe wur<strong>den</strong> in der griechischen Gedankenwelt entsühnendeKräfte zugesprochen.All diesen Pflanzen sind pharmakologische Eigenschaften gemeinsam, die ausihren Carvacrol-, Thymol- und Cineolgehalten resultieren. Zu dieser Gruppemüssen daher auch Wacholder und Knoblauch hinzugezählt wer<strong>den</strong>, die beidestarke antiseptische Wirkung zeigen.Im Laufe der Zeit traten die antidämonischen Eigenschaften der Pflanzen in <strong>den</strong>Hintergrund, und aus dem Apotropaion wurde das Gewürz. Allerdings tauchendie alten Erfahrungen in neuer Benennung immer wieder auf. So wurde beispielsweisein einem deutschen Patent 1862 das Konservieren <strong>von</strong> Fleisch miteinem Aufguß verschie<strong>den</strong>er, nun als Gewürze bezeichneter Apotropaia empfohlen.In einem weiteren Patent <strong>von</strong> 1939 erschien <strong>den</strong> Autoren ein Gemischaus Thymianöl und Essig geeignet, geräucherte Lebensmittel frischzuhalten.<strong>Konservierung</strong>stechniken und -stoffe im AltertumDie wichtigsten Faktoren für die Weiterentwicklung der frühen <strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong>sind in <strong>den</strong> gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen zusuchen: Zum einen erforderten die zahlreichen Kriege und andere lang andauerndeAuseinandersetzungen um Einflußbereiche und Vorherrschaft eine


-10 Geschichte der Lebensmittelkonservierunggesicherte Versorgung der eigenen Soldaten, zum anderen stiegen mit der sichausbil<strong>den</strong><strong>den</strong> Differenzierung zwischen Stadt und Land auch die Gef~ren <strong>von</strong>Hungersnöten in Krisenzeiten, bei Mißernten wie bei kriegerischen Auseinandersetzungen.Die Herausbildung gesellschaftlicher Arbeitsteilung undunterschiedlicher Gruppen, Schichten oder Klassen und die Möglichkeitengehobenen Konsums führten zudem zum Wunsch, bestimmte Nahrungsmittelauch über die Zeit der Ernte hinaus verfügbar zu haben.Der Römer Plinius (24 - 79 n. Chr.) beschreibt in seiner 'Naturalis historia'die Aufbewahrung <strong>von</strong> Obst durch Verschließen der Oberflächen mit dichtabschließen<strong>den</strong> Überzügen: Äpfel wur<strong>den</strong> mit in Wein geknetetem Ton umhülltoder Quitten mit Bienenwachs überzogen. Ein ähnliches Verfahren nutzenspäter Seefahrer, indem sie Eier durch Wachsen für lange Schiffsreisen konservierten.Plinius berichtete weiter auch über die (konservieren<strong>den</strong>) Eigenschaften<strong>von</strong> Apfel-, Ameisen-, Essig-, Milch-, Oxal-, Wein- und Citronensäure,natürlich ohne sie in dieser Weise zu benennen bzw. ohne ihre 'Zusammensetzung'zu kennen.


Geschichte der Lebensmittelkonservierung 11Das Haltbarmachen <strong>von</strong> Lebensmitteln durch niedrige Temperaturen ist in Berichtendes Athenäus (ca. 200 n. Chr.) beschrieben: Lebensmittel wur<strong>den</strong> inTonschüsseln gegeben, welche kühl lagernd permanent <strong>von</strong> außen angefeuchtetwur<strong>den</strong>. Entsprechende Gefäße - in die Erde eingelassene Amphoren - fin<strong>den</strong>sich im gesamten Mittelmeerraum vom minoischen Kreta bis zu <strong>den</strong> frühenphönizischen Siedlungen in Südspanien.Über Spanien und dessen maurische Besatzung kam später die <strong>Konservierung</strong><strong>von</strong> Früchten mit Alkohol nach Europa (beurkundet für die Zeit um 1000 n.C.hr.). Insgesamt bewirkte der kulturelle Kont~ mit <strong>den</strong> Arabern eine Wiederentdeckungder im 'christlichen Abendland' verlorengegangen alchemistischenTraditionen und Erfahrungen. Ebenfalls aus dem Orient stammt die <strong>Konservierung</strong>mit Milchsäure, die auch in Ostasien um die Jahrtausendwende bekanntwar.Durch die Kreuzzüge kam um 1100 auch die im vorderen Orient angewandte<strong>Konservierung</strong> mit Zucker nach Europa, welche bald eine wichtige Rollespielte: Den frühsten überlieferten Hinweis auf das Konservieren mit Zuckergibt ein königlicher Erlaß <strong>von</strong> 1353, welcher <strong>den</strong> französischen Apothekern,die mit Zucker eingemachte Früchte herstellten und verkauften, untersagte, <strong>den</strong>weißen 'Caffetinzucker' durch Honig zu ersetzen.Erst knapp hundert Jahre später (um 1450) berichtete der Leibarzt des Fürsten<strong>von</strong> Tarent, D 'Asculo , über die gärungshemmen<strong>den</strong> Eigenschaften konzentrierterZuckerlösungen: er konservierte Butter und Fett durch dichtes Bestreuenmit Puderzucker. 1714 wies Leibniz in <strong>den</strong> 'Utrechter Denkschriften' auf dieMöglichkeit hin, Fleisch durch Eintauchen in geschmolzenen Zucker haltbar zumachen.Allen Versuchen, Zucker als <strong>Konservierung</strong>smittel zu verwen<strong>den</strong>, stand bis1747 dessen hoher Preis entgegen. Erst die Entdeckung Marggrafs, daß dieRunkelrübe <strong>den</strong> gleichen Zucker enthält wie das Zuckerrohr, führte zur Entwicklung<strong>von</strong> industriellen Produktionsverfahren. 1801 wurde die erste Zuckerfabrikim schlesischen Cunern gegründet. Mitte des 19. Jahrhunderts wurdeZucker für viele erschwinglich und fand hauptsächlich Verwendung als <strong>Konservierung</strong>smittelfür Obst.Eine wichtige Rolle spielte das Konservieren <strong>von</strong> Fleisch und Fleischwaren mitNitrat. Die Erfindung dieses Verfahrens wird dem 1397 verstorbene HolländerG. Beukel zugeschrieben. Allerdings wird vermutet, daß das nach ihm benanntePökeln <strong>von</strong> Schlachtfleisch schon um 2500 v. Chr. in Babylonien bekannt gewesenist. Auch fin<strong>den</strong> sich Hinweise, daß um 400 gegen Ende des RömischenReiches Nitrat zum Rotfärben <strong>von</strong> Fleisch verwendet wurde; im Mittelalterschließlich wurde Salpeter beim Einsalzen <strong>von</strong> Fleisch (mit-)verwendet.


-12 Geschichte der LebensmittelkonservierungÜber das Schwefeln <strong>von</strong> Wein fin<strong>den</strong> sich in Deutschland Ende des 15. Jahrhundertsinteressante Nachrichten. So erschien 1487 in Rothenburg an derTauber eine Verordnung, die das Schwefeln <strong>von</strong> Wein nur unter folgen<strong>den</strong>Bedingungen gestattete:- Es durfte nicht mehr als ein Lot (16,6 g) Schwefel pro 'Füdriges Faß'(ca. 1100 1) verwendet wer<strong>den</strong>, und- der Wein durfte nur einmal geschwefelt wer<strong>den</strong>.Diese Hinweise lassen erkennen, daß diese Form der <strong>Konservierung</strong> offensichtlichzur gängigen handwerklichen Praxis gewor<strong>den</strong> war, gleichzeltg als kontrollbedürftigerschien.1497 wurde auf dem Reichstag in Lindau über das zu starke Schwefeln desWeins beraten, welches innerhalb der 1498 im Reichstag zu Freiburg i.B.erlassenen "Römischen Königlichen Majestät Ordnung und Satzung über Wein"mißbilligt wurde.Die VerwissenschaftlichungInzwischen setzte eine rasche Veränderung der europäischen Gesellschaftenein, die schließlich in eine weitgehende Industrialisierung mündete. Eine Folgeda<strong>von</strong> war, daß große Teile der Landbevölkerung ihre, Existenzgrundlage verlorenhatten und in die aufblühen<strong>den</strong> Städte geflüchtet waren. Die daraus resultieren<strong>den</strong>Versorgungsprobleme - längere Transportwege und -zeiten, N otwendigkeit<strong>von</strong> Lagerhaltung in großem Umfang, Verteilungsprobleme - führte zueinem neuen Schub für die <strong>Konservierung</strong>stechniken.Neben eher erfahrungsgemäßer konservierender Behandlung <strong>von</strong> Lebensmittelngab es bereits früh Forschungen über die Ursachen des Verderbs. So benannteCardamus (1557) <strong>den</strong> Wassergehalt <strong>von</strong> Lebensmitteln und deren Berührungmit der Außenluft als Ursache für ihren Verderb. Die zur Verhinderung diesesVerderbs eingesetzten <strong>Konservierung</strong>sstoffe (Honig, Oel, Essig, Rauch, Pech,Salz, Branntwein, Balsam) sollten jedoch mit größter Vorsicht verwendet wer<strong>den</strong>.Andere Forscher, wie etwa Paracelsus, suchten nach einem 'wirksamenPrinzip', welches sie in Form <strong>von</strong> 'Elixieren' aus <strong>den</strong> bekannten <strong>Konservierung</strong>sstoffen(z.B. Myrre, Safran, Aloe patico) extrahieren zu können glaubten.Das erste britische Patent für eine Methode, Lebensmittel zu konservierenwurde 1691 <strong>von</strong> Porter und White angemeldet. In diesem beschrieben sie das'optimale Konservieren mit Hilfe einer Flüssigkeit', deren Zusammensetzungsie jedoch nicht mitteilten.Erste systematische experimentelle Untersuchungen über 'fäulniswidrige Stoffe'unternahm 1750 der britische Truppenarzt Sir J. Pringle. Er führte die Bezeichnung'antiseptisch' ein und kam zu folgen<strong>den</strong> Ergebnissen:


Geschichte der Lebensmittelkonserviemng 13- Säuren sind die stärksten Antiseptika.- Salpeter ist dem Salz bei der <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Fleisch überlegen.- Pflanzenstoffe wie Kamille, Kampfer und Myrrhe sind wirksame Antiseptika.1765 wies L. Spallanzani nach, daß in einer aufgekochten Flüssigkeit keineneuen fäulniserregen<strong>den</strong> Stoffe erscheinen können. Diese Forschungen führten1875, also über 100 Jahre später, zu der Erkenntnis, daß Mikroorganismen für<strong>den</strong> Verderb <strong>von</strong> Lebensmitteln verantwortlich sind. L. Pasteur zeigte nämlich,daß junger, hermetisch abgeschlossener Wein nicht altert, und daß sein BitterundSauerwer<strong>den</strong> auf der Infektion mit bestimmten Mikroorganismen beruht.Er fand, daß "eine Kurzerhitzung auf 40 0 C - 60 0 C genügt, um Wein vor jederInfe~on zu schützen". Einhergehend mit dieser Entdeckung erfolgte die Benennungder Wirkungsweise <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>smitteln als 'antimikrobiell'.Die Erfindung der Konservendose kann Napoleons Leibkoch N.F. Appert zugesprochenwer<strong>den</strong>, der 1809 das Konservieren <strong>von</strong> Lebensmitteln in luftdichtenGefäßen, die im Wasserbad eine bestimmte Zeit erhitzt wur<strong>den</strong>, vorstellte.Chemische <strong>Konservierung</strong> seit 1850Im Zuge des Fortschritts der wissenschaftlichen Forschung konnten zunehmendchemische Verbindungen in Reinform gewonnen oder später auch synthetisiertwer<strong>den</strong>. Im Zusammenhang mit der Charakterisierung der gefun<strong>den</strong>en Substanzenwurde oft auch eine Prüfung auf deren antiseptische Wirkung durchgeführt.So berichtete Jodin 1865 über die Wirksamkeit der Ameisensäure als Antiseptikum;1874 beschrieben Kolbe und Thiersch die antiseptische Wirkung <strong>von</strong> Salicylsäure.Im Jahre 1875 berichtete Fleck über das große Wirkungsspektrumder Benzoesäure als Antiseptikum. Daß trötzder offensichtlich größeren Wirkungsbreite derBenzoesäure damals der Salicylsäureder Vorzug gegeben wurde,hing mit der Möglichkeitzusammen, diese synthetisch- und somitweitaus kostengünstiger-herzustellen.


-14 Geschichte der LebensmittelkonservierungAufgrund der Erkenntnis, daß Nitrat erst in der reduzierten Form (Nitrit) konservierendwirkt, wur<strong>den</strong> die Einsatzmöglichkeiten und -formen des Nitritseingehend untersucht. Die erste Genehmigung zur direkten Verwendung <strong>von</strong>Nitrit in Fleischprodukten wurde 1923 in <strong>den</strong> USA erteilt. Im gleichen Jahrentdeckte Sabalitschka die anti mikrobielle Wirkung <strong>von</strong> p-Hydroxybenzoesäureester.Von Hoffmann, Dalby und Schweitzer wurde 1938 der Einsatz <strong>von</strong> Propionsäurezur Backwarenkonservierung empfohlen. Sie stützten ihre Empfehlungauf die Erkenntnis, daß der Bacillus subtilis, der das Fa<strong>den</strong>ziehen des Brotesverursacht, säureempfindlich ist und durch Zusatz <strong>von</strong> Propionsäure, einer imSauerteig natürlich vorkommen<strong>den</strong> Säure, am Wachstum gehemmt wer<strong>den</strong>kann.Die konservieren<strong>den</strong> Eigenschaften der Sorbinsäure, des heute wohl bedeutensten<strong>Konservierung</strong>sstoffs, wurde 1939 <strong>von</strong> E. Müller bei Untersuchungen<strong>von</strong> ungesättigten Fettsäuren entdeckt. Unabhängig da<strong>von</strong> stellte Gooding 1940die konservierende Wirkung <strong>von</strong> Sorbinsäure in Margarine fest.Eine neue Form der Lebensmittelkonservierung entstand während der 50erJahre. In <strong>den</strong> westlichen Industrieländern, in der damaligen UdSSR und inJapan fan<strong>den</strong> breitangelegte Untersuchungen zur Bestrahlung <strong>von</strong> Lebensmittelnmit Kobalt- und Caesium-Isotopen statt. Im Laufe der folgen<strong>den</strong> Jahre wur<strong>den</strong>zahlreiche Anwendungen genehmigt, jedoch sind in Deutschland die Lebensmittelbestrahlungfür <strong>den</strong> inländischen Markt und der Handel mit bestrahltenLebensmitteln bis heute verboten.LebensmittelkontroUeDie erste Lebensmittelkontrolle ist aus Athen bekannt: Um das Jahr 450 v.Chr. hatte eine Marktaufsicht alle gehandelten Waren zu überprüfen.Das erste Lebensmittelgesetz im deutschen Raum dürfte das <strong>von</strong> Bonifatiuserlassene Gebot sein, in welchem er <strong>den</strong> Genuß <strong>von</strong> Speck und Schweinefleischnur in geräuchertem oder gekochtem Zustand gestattete.Ende des 18 . Jahrhunderts - offenbar unter dem Eindruck eines zunehmend unkontrolliertenEinsatzes verschie<strong>den</strong>er <strong>Konservierung</strong>sstoffe mit möglicherweiseschädlichen Auswirkungen auf <strong>den</strong> Menschen - fand der Schutz derBevölkerung vor gesundheitsschädlichen Lebensmitteln ausdrücklich im t AllgemeinenLandrecht des Preußischen Staates t vom 1. Juni 1794 Berücksichtigung.Das erste Lebensmittelgesetz für Deutschland wurde am 5. Juli 1927 als"Gesetz über <strong>den</strong> Verkehr mit Lebensmitteln und Bedarfsgegenstän<strong>den</strong> " erlassen.Dieses wurde am 23. Dezember 1958 <strong>von</strong> dem "Gesetz zur Änderung undErgänzung des Lebensmittelgesetzes" abgelöst. Am 19. Dezember 1959 wur<strong>den</strong>zusätzliche Änderungsverordnungen erlassen, z.B. über <strong>Konservierung</strong>s-


Geschichte der Lebensmittelkonservierung 15stoffe und die Lebensmittelbestrahlung . Innerhalb dieser Verordnungen wurdebspw. Salicylsäure als <strong>Konservierung</strong>smittel verboten. Das heute gültigeLebensmittelgesetz' ist das 1974 erlassene 'Gesetz zur Reformierung desLebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes ' (LMBG).Über verschie<strong>den</strong>e Zusatzverordnungen ist u. a. die Deklaration aller bei derHerstellung eines Lebensmittels verwendeten Zutaten geregelt: Seit dem26.12.1983 müssen alle Lebensmittel eine Zutatenliste auf der Verpackungführen. Zusatzstoffe sind in diesen mit ihren E-Nummern (z.B. <strong>Konservierung</strong>sstoffe:200er Nummern, Antioxidantien: 300er Nummern) anzugeben, die<strong>von</strong> der europäischen Gemeinschaft einheitlich festgelegt wer<strong>den</strong>. Für Fruchtsäfteund -nektare trat dies erst Mitte 1984 in Kraft; für Lebensmittel, dielänger als 18 Monate haltbar sind (z.B. Vollkonserven), ist erst seit Anfang1987 eine Zutatenliste erforderlich.Keine Zutatenliste benötigen dagegen Honig, Zucker, Kakao, Kaffee-Extrakte,Aromen und alkoholische Getränke mit mehr als 1,2% Alkohol (z.B. Wein,Bier).<strong>Konservierung</strong>smittel<strong>Konservierung</strong>smittel -E-NummernAus: KATALYSE (Hrsg.):Was wir alles schlucken.Reinbek 1988, S. 29-30E 200E 201E 202E 203E 210E2IlE 212E 213E 214E 215E 216E 217E 218E 219E 220E 221E 222E 223E 224E 226E 227E 230E231E 232E2<strong>33</strong>E 236E 237E 238E 250E2PE252E 260E 261E 262E 263E 27cE 280E 281E 282E 283E 290SorbinsäureNatriumsorbat (Natriumverbindung der Sorbinsäure)Kaliumsorbat (Kaliumverbindung der Sorbinsäure)Calciumsorbat (Calciumverbindung der Sorbinsäure)BenzoesäureNatriumbenzoat (Natriumverbindung der Benzoesäure)Kaliumbenzoat (Kaliumverbindung der Benzoesäure)Calciumbenzoat (Calciumverbindung der Benzoesäure)p-Hydroxibenzoesäureethylesterp-H ydroxibenzoesäureethylester-Natriumverbindungp-H ydroxibenzoesäure-n-propylesterp-H ydroxibenzoesäure-n-propylester-Natriumverbindungp-H ydroxibenzoesäuremethylesterp-H ydroxibenzoesäuremethylester-NatriumverbindungSchwefeldioxidNatriumsulfitNatriumhydrogensulfit (N atriumbisulfit)Natriumdisulfit (Natriumpyrosulfit oder Natriummetabisulfit)Kaliumdisulfit (Kaliumpyrosulfit oder Kaliummetabisulfit)CalciumsulfitCalciumhydrogensulfit (Calciumbisulfit)Biphenyl (Diphenyl)OrthophenylphenolN atriumorthophenylphenolatThiabendazolAmeisensäureNatriumformiat (Natriumsalz der Ameisensäure)Calciumformiat (Calcium salz der Ameisensäure)NatriumnitritNatriumnitratKaliumnitratEssigsäure .:.Kaliumacetat .:.N atriumdiacetat .:.Calcium acetat .:.Milchsäure "PropionsäureNatriumpropionat (Natriumverbindung der Propionsäure)Calciumpropionat (Calciumverbindung der Propionsäure)KaliumpropionatKohlendioxid (Treibgas)


-16 Geschichte der Lebensmittelkonservierung<strong>Konservierung</strong>sstoffe: notwendig, nicht unbe<strong>den</strong>klichDas sind die Ihre Herkunft Sie können ADI Und so<strong>Konservierung</strong>sstoffe sein in könnensie wirkenE-Nr. Name synthetisch Lebensmittel mg Erkrankungenoder natürlichE 210 Benzoesäure synthetisch Mayonnaise, 5,0 Allergienbis und Benzoate Salate, Marina-E 213<strong>den</strong>, Gemüse-,ObstkonservenE 220 Schwefeldioxid syn thetisch, Wein, Trocken- 0,7 Asthma, Kopfbisund Schwefel früchte, schmerzen,E 227 Verbindungen Kartoffel- übelkeit,erzeugnisse,DurchfallMeerrettich -,SpargelkonservenE 230 Biphenyl synthetisch Oberflächen- kein endgültigeE 231 Orthophenyl- behandlung Ver- toxikologischephenol <strong>von</strong> Früchten zehr BeurteilungE 232 Na-Ortho- steht noch ausphenylphenolatE 2<strong>33</strong> ThiabendazolE 250 Natriumnitrit synthetisch, bei Fleisch, 0,2 Bildung <strong>von</strong>längerem Fischprodukte , krebserregen -Stehen und Käse <strong>den</strong> Nitros-Warmhaltenammen<strong>von</strong> GemüseE2P Natriumnitrat synthetisch, Fleisch, Fisch, 5 Bildung <strong>von</strong>E 252 Kaliumnitrat Pflanzen, Käse krebserregen -besonders<strong>den</strong> Nitros-Spinat, Blatt-ammensalat, Rettich,Rote BeteE 280 Propionsäure synthetisch Schnittbrot 1mbis und Backwaren TierversuchE 183 Propionate krebs erregend<strong>Konservierung</strong>sstoffe: notwendig und unbe<strong>den</strong>klichDas sind die Ihre Herkunft Sie können sein in ADI<strong>Konservierung</strong>sstoffeE-Nr. Name synthetisch Lebensmittel mgoder natürlichE 200 Sorbinsäure synthetisch Margarine, 25bis und Sorbate Mayonnaise, .E 103Feinkostprodukte,Marmela<strong>den</strong>, WeinE 214 PHB-Ester synthetisch Fischmarina<strong>den</strong>, 10bis und SüßwarenE 119 VerbindungenE 236 Ameisensäure synthetisch Fischmarina<strong>den</strong>, 6bis und Formiate SauergemüseE 238Aus: KATALYSE (Hrsg.): Was wir alles schlucken. Reinbek 1988, S. 87-88


Verderb - Ursachen und Abhilfe17Ursachen für <strong>den</strong> Verderb I Notwendigkeit derLebensmittelkonservierung:Beim Verderb <strong>von</strong> Lebensmitteln wer<strong>den</strong> nicht nur wertvolle Nahrungsmittelungenießbar, durch <strong>den</strong> mikrobiellen Stoffwechsel entstehen auch für <strong>den</strong> Menschentoxische Substanzen.Die für die Bildung der Toxine verantwortlichen Mikroorganismen können aufgrundder unterschiedlichen Orte ihrer Toxinbildung in zwei Gruppen aufgeteiltwer<strong>den</strong>:1. Toxinbildner: Das Toxin entsteht im Nahrungsmittel vor dess~nVerzehr. Zu dieser Gruppe gehören u.a. das anaerobe BakteriumI Clostridium botulinum I und die Schimmelpilze.2. Infektionserreger: Hier entsteht das Toxin im Darm nach Verzehrbefallener Lebensmittel. Beispiele für diese Gruppe sind Salmonellenund I Clostridium perfringens I •Die Wirkungsweise <strong>von</strong> chemischen <strong>Konservierung</strong>sstofTenDer Zusatz <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sstoffen zu Lebensmitteln erfolgt, um Mikroorganismen,die <strong>den</strong> Verderb <strong>von</strong> Lebensmitteln bewirken bzw. beschleunigen,an der Vermehrung zu hindern. Neben <strong>den</strong> chemischen <strong>Konservierung</strong>sstoffenzeigen auch ätherische Öle, Auszüge aus Gewürzpflanzen, Alkohole, Rauchbestandteileund Kohlendioxid (C02) mikrobenhemmende Eigenschaften. Soverbessert beispielsweise der Zusatz <strong>von</strong> C02 die Stabilität <strong>von</strong> Fruchtsäftenund Tafelwässern in mikrobiologischer Hinsicht; Zimt, Nelken und Senf setzenz.B. die Gefahr einer Mykotoxinbildung erheblich herab.Ein wichtiger Grundsatzjür die Zugabe <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sstoffenlautet jedoch, daß nach dem gUltigen Lebensmiuelgesetz der Zusatz<strong>von</strong> chemischen <strong>Konservierung</strong>sstoffen nur dann erfolgen darf, wennandere mikrobenhemmende Verfahren wie z.B. die Erniedrigung derTemperatur, des pH-Wertes oder der Gleichgewichtsjeuchtigkeit aufdas zu konservierende Lebensmiuel nicht angewendet wer<strong>den</strong> können.Beispiele,jür die dies zutrifft, sind Mayonnaisen, Obst- undGemUsezwischenprodukte, deren Fertigerzeugnisse und Meerestierprodukte.Die eigentlichen Wirkungs mechanismen der <strong>Konservierung</strong>sstoffe sind weniguntersucht. Die anti mikrobielle Wirkung läßt sich in <strong>den</strong> meisten Fällen alsBeeinflußung der Mikrobenzelle erklären. Wie die Schemazeichnung zeigt,kommen als Angriffspunkte gleich mehrere Orte in der Zelle in Frage:


-18Verderb - Ursachen und AbhilfeUm zu <strong>den</strong> Angriffspunkteninnerhalb der Mikrobenzellezu gelangen, müssen die<strong>Konservierung</strong>sstoffe die ausProteinen und Lipi<strong>den</strong> aufgebautenMembranen durchdringen.Saure <strong>Konservierung</strong>sstoffewie Sorbinsäure oderBenzoesäure können dieZellmembran nur in ihrerundissoziierten - und damitlipidlöslichen - Form passieren,woraus eine pH-Abhängigkeitihrer konservieren<strong>den</strong>Wirkung resultiert:oooo#---Pilum..... --Bak terienchromosom(Ring aus DNA)r-~ ......... _ .106---Plasmamembran... ---Zell wand(mehrschichtig)Reservestof fe(z.B. Polyphosphatkörner)7 6 54pH-Wert3 2I [§lJl Benzoesäure - SorbinsäureAbhängigkeit der antimikrobiellen Wirkung vom pH-Wert *)Als wichtigster Faktor für die Erklärung der antimikrobiellen Wirkung galtlange die Hemmung <strong>von</strong> Enzymreaktionen. Hier zeigt die Sorbinsäure bemer-*) Nach: MERCK AG (Hrsg.): <strong>Konservierung</strong>sstoffe für Lebensmittel. Darmstadt 1983


Verderb - Ursachen und Abhilfe 19kenswerte Eigenschaften: sie geht über ihre Doppelbindung kovalente Bindungenmit SH-Gruppen <strong>von</strong> Enzymen ein, die dadurch inaktiviert wer<strong>den</strong>.SorbinsäureUebergangskomplex~-c- .IH SI I C 0H 3C-C-C-c!' 'c~I I, 'OHH H Hdesaktives Enzym- Thioether-Neuere Untersuchungen haben gezeigt, daß <strong>Konservierung</strong>sstoffe auch aufZellwand und Zellmembran wirken und in <strong>den</strong> Transportmechanismus <strong>von</strong>Nährstoffen in die Zelle störend eingreifen.Die Angabe eines genau definierten Wirkungs spektrums der <strong>Konservierung</strong>sstoffeist nicht möglich, da die Empfindlichkeit verschie<strong>den</strong>er Arten undGruppen <strong>von</strong> Mikroorganismen entschei<strong>den</strong>d <strong>von</strong> deren Alterszustand, ihrenErnährungsbedingungen und der Temperatur abhängt:Wirksamkeit einiger <strong>Konservierung</strong>sstoffe gegenüber Mikroorganismen *)Bakterien Hefen SchimmelpilzeNitrit ++Sulfit ++ + +Ameisensäure + ++- ++Sorbinsäure ++ +++ +++Benzoesäure ++ +++ +++- unwirksam / + wenig wirksam / + + mittelstark wirksam / + + + gut wirksam*) Nach: E. Lück: Chemische Lebensmittelkonservierung. Beflin 1985


-20 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtDie <strong>Konservierung</strong>sverfahren im einzelnenDas TrocknenDas wohl älteste <strong>Konservierung</strong>sverfahren ist das Trocknen. Hierbei wird <strong>den</strong>für <strong>den</strong> Lebensmittelverderb verantwortlichen Mikroorganismen die wichtigeLebensgrundlage Wasser entzogen.So ist ein Lebensmittel fast unbegrenzt haltbar, wenn dessen Wassergehalt beimTrocknen unter 4 % gesenkt und es anschließend vor Feuchtigkeit geschütztaufbewahrt wird. Dies ist u.a. durch einen Mumienfund bestätigt wor<strong>den</strong>, beiwelchem die Mumie einen Beutel mit Popcorn (getrockneter Mais) trug.Aufgrund der Möglichkeiten einer optimalen Erhaltung aller wertvollen Bestandteileund der Quellfahigkeit, wer<strong>den</strong> in neuerer Zeit Lebensmittel (z.B.Kaffee) zunehmend in der Kälte getrocknet. Hierbei verdampft das Wasser ausder Ware und schlägt sich als Eis an Kühlschlangen nieder.Die Methode der (natürlichen) Gefriertrocknung macht sich bis heute u.a. dieBevölkerung des nördlichen Skandinavien~ bei der Stockfischherstellung zunutze,indem die Fische in der Kälte im Freien aufgehängt wer<strong>den</strong>.Das SalzenKochsalz wurde schon mit Beginn der Vorratshaltung als <strong>Konservierung</strong>smittelverwendet. Aus dem Altertum ist bekannt, daß Sumerer und Babyionier mitSalzfleisch und Salzfisch handelten. In Rom wurde Olivenöl durch <strong>den</strong> Zusatz<strong>von</strong> Salz haltbarer gemacht. Ebenso verwendeten die Ägypter Salz zum Konservieren,wie u.a. das folgende Bild zeigt. Auch Mumienfunde belegen dieseAnnahme.Frühägyptische Szene: Herrichten und Einsalzen <strong>von</strong> GeflügelNach: P. und D.R. Brothwell: Manna und Hirse. Eine Kulturgeschichte der Ernährung.Mainz 1984, S. 229


<strong>Konservierung</strong>sl--erfahren - Übersicht21Auch über die Wirkung des Salzens gab es bereits frühe Vermutungen undDeutungen:"Bey dem Einsalzen bestreut man <strong>den</strong> einzusalzen<strong>den</strong> Körper mitSalz, welches sich dann in <strong>den</strong> wässerigen Theilen desselben auflöstund ihn durchdringt, oder man legt ihn in Salzauflösung, <strong>von</strong>der er auf ähnliche Art durchdrungen wird, und dann weit wenigereiner freywilligen Zersetzung unterworfen ist. "I.C. Leuchs: Lehre der Aufbewahrung und Erhaltung aller Körper.Nürnberg 1820, S. 273Aus heutiger Sicht ergänzt bedeutet dies, daß dem Salz die Aufgabe zukommt,dem zu konservieren<strong>den</strong> Lebensmittel Wasser und damit die Lebensgrundlagefür Mikroorganismen zu entziehen. Allerdings sind hierfür erhebliche Mengenan Salz notwendig. Beispielsweise ist für die <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Fleisch einemindestens 15 %ige Kochsalzlösung erforderlich.Ebenfalls sehr früh waren <strong>den</strong> Medizinern die negativen Folgen zu hohen Salzkonsumsbekannt. So warnte der chinesische Arzt Huang Ti Nei Ching Su Wenbereits vor 4500 Jahren:"Wenn wir die Nahrung zu stark salzen, wird der Puls hart ... undwenn dann das Herz sehr kräftig schlägt und die einzelnen Schlägedeutlich verlängert sind, tritt eine Krankheit auf, die die Zunge zusammenziehtund <strong>den</strong> Patienten der·Sprache beraubt. " *)Auch in der modernen Medizin wird der vorsichtige Umgang mit Kochsalzempfohlen. Es wird beispielsweise als ein wesentlicher Faktor für die Entstehung<strong>von</strong> Bluthochdruck angegeben:"Der Kochsalzkonsum bestimmt ganz wesentlich Manifestation undSchweregrad der Hypertonie; seine Einschränkung ist damit zugleichwichtigste Therapie und Prävention ". **)Kochsalz wird heute nur noch selten als alleiniges <strong>Konservierung</strong>smittel verwendet,jedoch häufig in Kombination mit anderen <strong>Konservierung</strong>sstoffen (z.B.Essig) und <strong>Konservierung</strong>sverfahren (z.B. Trocknen). Diese Vorgehensweisehat zur Folge, daß der Kochsalzzusatz verringert und das Wirkungs spektrumgegen Mikroorganismen erweitert wer<strong>den</strong> kann.Die Vorteile dieser Methode waren auch Runge (1866), Aspicius (ca. 100n.Chr.) und Columella (etwa 50 n.Chr.) bekannt, welcher Weinessig und starkesSalzwasser als unabdingbare Voraussetzungen für die Konservenherstellungbezeichnete.*) Zit. nach: Katalyse Umweltgruppe (Hrsg.): Was wir alles schucken. Reinbek 1985, S.146**) B. Neubaus: Innere Medizin. Münster 1986, S. 2<strong>33</strong>


-22 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtEine Regelung des Kochsalzzusatzes gibt es nicht (Ausnahme: salzarme odersalzfreie diätetische Lebensmittel), da es wegen seiner Eigenschaft als essentiellerNahrungsbestandteil nicht unter die engere Definition der Lebensmittelzusatzstoffefällt.<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> MilchMilch nimmt innerhalb der menschlichen Ernährung eine Sonderstellung ein:sie ist das einzige allen Menschen zu jeder Zeit bekannte Lebensmittel und dieerste Nahrung, die ein Mensch zu sich nimmt. Aus diesem Grunde ist es nichtverwunderlich, daß vielfältige Versuche unternommen wur<strong>den</strong> (und wer<strong>den</strong>),Milch haltbar zu machen.Die wahrscheinlich ersten Versuche dieser Art galten dem Trocknen <strong>von</strong>Milch, das bisher nur <strong>von</strong> <strong>den</strong> asiatischen Reitervölkern bekannt ist.Dieses Verfahren wurde erst in neuerer Zeit weiterentwickelt. 1859 berichteteF. Artmann über die Herstellung <strong>von</strong> Milchpulver durch das Eindampfen <strong>von</strong>ungezuckerter Milch bis zur Trockene. Dieses Milchpulver wurde nicht nurlose in gut schließen<strong>den</strong> Gefaßen verpackt aufbewahrt, sondern auch in Form<strong>von</strong> gepreßten Milchtafeln.1865 begann in Vevey der Frankfurter Apotheker H. Nestle die fabrikmäßigeHerstellung <strong>von</strong> Trocken- und Kon<strong>den</strong>smilch. Letztere stellt eine weiterehaltbare Form <strong>von</strong> Milch dar, die dazu auf etwa ein Fünftel des Volumenseingedickt und anschließend in einer verschlossenen Weißblechdose erhitztwird. Appert, der Erfinder des Sterilisierens <strong>von</strong> Milch, engte Milch auf zweiDrittel ihres Volumens ein.Eine weitere Methode der Milchkonservierung bildet die Käseherstellung (vgl.Versuch M2, S. 66 f). Von <strong>den</strong> Sumerern ist bekannt, daß sie schon 2800 v.Chr. Käse in großem Umfang zum Export nach Ägypten und in Gebiete nördlichdes Tigris produziert haben.Auch in Rom existierte eine weit entwickelte Käserei. Columellas 62 n. Chr.erschienem Buch 'Oe re rustica' läßt sich entn~hmen, daß Käsesorten wie Hartkäse(vergleichbar: Emmentaler, Parmesan, Gorgonzola), Sauermilchkäse (vergleichbar:Harzer) und Kochkäse hergestellt wur<strong>den</strong>. Manche Käsesorten räucherteman zur Verbesserung ihrer Haltbarkeit.Eine große Rolle spielte und spielt bei der Käseherstellung Kochsalz, welchesneben seinen konservieren<strong>den</strong> Eigenschaften Ge nach Sorte wird Käse eineStunde bis fünf Tage in ein Salzbad getaucht) die Herstellung bestimmterKäsesorten ermöglicht. Zum Beispiel wird bei der Herstellung <strong>von</strong> blauemKäse (wie Roquefort, Bleu de Bresse) der Ansatz stark gesalzen, um diemeisten Bakterien und Pilze am Wachstum zu hindern. Lediglich der relativ


Konserviemngsverfahren - Übersicht 23salztolerante Schimmelpilz Penicillium roqueforti kann sich entwickeln und gibtdem 'Käse sein charakteristisches Aussehen und Aroma.Die heutigen Herstellungsmöglichkeiten <strong>von</strong> verschie<strong>den</strong>en Käsen sind im folgen<strong>den</strong>dargestellt.W.",",."."", '.b~",o6o "I' .... oa. t~.",.~ ""~"I ngroße Ho.elTßgro~~fu~ ~~de.8ruche.1::~~~:~~~e[-=--=-=-=--:-=-=-I-=-~--~-~-~--_-~-~~~-_-_--_-_-_-_--_--L--~=A~b~tr~e~--n-d-e-r-M-O-lke~~-----.----------- J 1--------------~--------.~aI(hlUC er I Pas.i,erenund KuhlenKuhlenBeigabe <strong>von</strong> anderen Milcherzeugnissen oder lebensmitteln II~eigaoder aI Schmelzkäsezubereitung I I I Käsezubereitung Frischk ösezubereitungder weichen der fe.ten8ruchmo .. e8ruchkorneri IRef"ggf. Zugabemei.t Zugabe<strong>von</strong> (OhmvOn i0hmmrnd S'WochenReifenRerIR~t:Abpacken FertigreIfenAbiHortköse Schnittköse Holbfester WeichkäseSpeiseq uark CottageSc hnittkä seu.Q.Frischkä seCheese,8 ,.8 1.8. 1.8·1.8.(KornlgerEmmentaler Goudo 8ullerko>e ComembertDoppelr"hfrl"hkci.elfri>chkcip11 11I(11Zugabe <strong>von</strong> Schmelzsalz IISchmelzen Il Schmelzkäse Itlien Abf~llen ISauermilchquark~clUermol~eHerstellungsmöglichkeiten verschie<strong>den</strong>er Käse *)Die Ausnutzung der Milchsäuregärung führte im Orient und, in Ostasien um1000 n. ehr. zur Herstellung <strong>von</strong> Sauermilch, Joghurt und Kefir. Hierbeiwer<strong>den</strong> Kohlenhydrate durch verschie<strong>den</strong>e Bakterien zu Milchsäure abgebaut,die sowohl über das abdissoziierende Proton (Erniedrigung des pH-Wertes), alsauch über das neutrale Salz konservierend wirkt. Untersuchungen haben gezeigt,daß letzteres hemmend auf das Auskeimen <strong>von</strong> Buttersäure-Bakterien und<strong>von</strong> sporenübertragen<strong>den</strong> Fäulnisbakterien wirkt. Das gefährliche Toxin desBacillus botulinus kann durch Milchsäuregärung sogar unschädlich gemachtwer<strong>den</strong>.Milchsäure wird auch in reiner Form als <strong>Konservierung</strong>smittel verwendet,unter anderem in alkoholfreiem Bier.*) Nach: Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft m.b.H. (CMA)(Hrsg.): Ein Milchlexikon. Bonn 1988


-24 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtDie Anwendung der 1875 <strong>von</strong> Pasteur für Wein beschriebenen <strong>Konservierung</strong>smethodeauf Milch führte im gleichen Jahr zur ersten erfolgreichen<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Milch in unveränderter Form (pasteurisieren).Bald versuchte man auch, Milch chemisch zu konservieren. Nachdem 1882 derhannoversche Chemiker Busse ein Gemisch aus Borax und Wasserstoffperoxidvorgeschlagen und Schrodt die konservierende Wirkung des Wasserstoffperoxidserforscht hatte, arbeiteten Forscher in aller Welt an der Erstellung einesgeeigneten <strong>Konservierung</strong>sverfahrens . Als Beispiel sei der KopenhagenerChemiker Budde erwähnt, nach welchem eine mit Wasserstoffperoxid konservierteMilch I buddisiert I genannt wurde.Ebenso gab es um die Jahrhundertwende Versuche, Milch mit Formaldehyd zukonservieren.Beide Verfahren wur<strong>den</strong> mit Aufstellung des Lebensmittelgesetzes 1927 verboten.Grund für dieses Verbot war neben <strong>den</strong> geschmacklichen Veränderungenauch die negative Haltung der Verbraucher gegenüber derart konservierterMilch.Aufgrund der Entwicklung <strong>von</strong> technischen Kühlmöglichkeiten (z.B. Gefrier~anlagen) Ende des 19. Jahrhunderts wurde es möglich, Milch in gefrorenerForm lange aufzubewahren. Ein Beispiel für die Handelsform ist Speiseeis.Die Milchsäuregärung wird als <strong>Konservierung</strong>sverfahren auch bei anderenLebensmitteln eingesetzt; bekanntestes Beispiel ist die Herstellung <strong>von</strong> Sauerkraut.Voraussetzung für <strong>den</strong> <strong>von</strong> Bakterien bewirkten Prozeß ist das Vorhan<strong>den</strong>sein<strong>von</strong> Fruchtzucker bzw. <strong>von</strong> enzymatisch umgewandelter Saccharose.Um konkurrierende bakterielle Prozesse zu verhindern, wur<strong>den</strong> bei der Sauerkrautherstellungfrüher große Mengen Kochsalz zugesetzt (bis zu 60g/I). Diemilchsäurebil<strong>den</strong><strong>den</strong> Bakterien können auch unter diesen Bedingungen <strong>den</strong>Fruchtzucker verstoffwechseln; durch die gebildete Milchsäure wird der pH­Wert weiter in <strong>den</strong> sauren Bereich verschoben, so daß störende Konkurrenzreaktionen(wie z.B. Fäulnis) im Verlauf des Gärungsvorgangs praktisch ausgeschlossenwer<strong>den</strong>.Neben Kohl können auch Gurken, Bohnen, Sellerie, Rote Beete, Zwiebeln,Mais u.a. Gemüse durch bakterielle Säuerung haltbar gemacht wer<strong>den</strong>. *)Sauerkraut begleitete bereits J am es Cook auf seiner Weltumseglung als N ahrungskonserve(um 1770); weil bei diesem schonen<strong>den</strong> <strong>Konservierung</strong>sverfahrendie Vitamine weitgehend erhalten bleiben, trat die gefürchtete Vitamin-C­Mangelerkrankung der Seefahrer Skorbut hier nicht mehr auf.*) Darstellungen der Milchsäuregärung in biochemischer Sicht fin<strong>den</strong> sich in <strong>den</strong> gängigenLehrbüchern. Rezepte für praktische <strong>Konservierung</strong>sversuche fin<strong>den</strong> sich z.B. in:J. Pütz: Hobbythek-Buch 7. a.a.O.; hier: "Sauer macht lustig" (S. 141 - 153), sowie:Redaktion Time-Life: Konservieren - die Kunst des Kochens. Metho<strong>den</strong> und Rezepte.3S. 46 - 47. .


<strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersicht25Das Räuchern"Rauch, Symbol des Vergänglichen, Zeichen der Besinnlichkeit,Rauchopfer, Kulthandlung der frühen Menschheit, Rauch derFrie<strong>den</strong>spfeife, Erinnerung an geheimnisvolle Bräuche, Rauch undAbgase, drohende Wolken am Himmel unserer technischen Zivilisation- seit Urzeiten begleitet diese sichtbare Veränderung derUmgebung <strong>den</strong> Menschen, <strong>den</strong> einenfaszinierend, dem anderenlästig. Kaum hatte der Urjäger <strong>den</strong> Gebrauch des Feuers kennengelernt,hatte beobachtet, daß man damit das Fleisch seiner Jagdbeutein eine besonders wohlschmeckende Form bringen konnte,da wurde er auch schon gewahr, daß man damit die Beute fürlängere Zeit bewahren konnte. Die Lebensmittelkonservierunghatte ihren Anfang genommen"K. Möhler: Das Räuchern. Alzey 1978, S.13Eine sehr genaue Beschreibung des traditionellen Räucherverfahrens fürFleisch, Schinken und Wurst findet sich in einer Vorschrift des kurfürstlichenMainzischen Mundkochs M. Marxen Rumpolt <strong>von</strong> 1581:"henck sie nicht in <strong>den</strong> Schornstein, sondern in Rauch, da kein Hitzdarzu kompt, laß sie ein Wochen oder vier darinnen hencken, sowirdt es innwendigfein rot, und helt sich ein Jar oder zwey, machees auch nicht im Sommer, sondern im Winter, wann es gar kalt ist. "Zitiert nach: MiJhler 1978, S.15Dieses Verfahren wird heute als Kalträucherung bezeichnet, da es meist beiTemperaturen <strong>von</strong> 15 - 25 0 C durchgeführt wird. Die konservierende Wirkungberuht hierbei auf zwei Komponenten:a) Der Rauch enthält bakterizide, fungizide und auch antioxidative Bestandteile,wodurch er sowohl dem mikrobiellen als auch dem chemischenVerderb entgegenwirkt. Beispielsweise sollen Mesentericus- und Subtilis­Bakterien sicher abgetötet wer<strong>den</strong>, während Coli- und Proteus-Bakterienzum Teil erhalten bleiben. Als Antioxidantien wirken vor allem die Dihydroxybenzoleim Rauch; die fungizide Wirkung wird mit der· Anwesenheit<strong>von</strong> Phenolen erklärt.b) Durch das lange Hängen (zwei bis sechs Wochen) trocknet das Lebensmittel,dadurch wird <strong>den</strong> Mikroorganismen die Lebensgrundlageentzogen.Da das traditionelle Verfahren einen hohen Personal- und Zeitaufwand hat undzudem durch das Autrocknen der Ware bis zu 40 Prozent des Gewichts verlorengehen, gilt es als unwirtschaftlich. Daher wurde das wenige Stun<strong>den</strong>dauernde Heißräuchern entwickelt, bei welchem vor allem Brühwürste bei


-26 Konserviemngsverfahren - Übersicht60 0 C - 65 0 C geräuchert wer<strong>den</strong>. Die derart geräucherte Wurst ähnelt dertraditionell geräucherten in Aussehen und Geschmack, besitzt allerdings einenhöheren Wassergehalt. Der konservierende Effekt ist bei diesem Verfahrenverlorengegangen.Einen weiteren gravierenderen Nachteil dieser Methode bildet dieErhöhung des Benzo(a)pyren-Gehaltes auf der Räucherware bis um das20fache. Diese Verbindung gehört zu <strong>den</strong> polycyclischen aromatischenKohlenwasserstoffen (PAK) und wirkt nachweislich carcinogen.Geräucherte Lebensmittel stellen somit neben Luftverschmutzung undZigarettenrauch einen gewichtigen Faktor der Krebsentstehung durch PAKdar.Die relativ hohe Konzentration des Benzo(a)pyrens im Zigarettenrauch isthäufig Argument für einen unbe<strong>den</strong>klichen Umgang mit geräuchertenLebensmitteln. Vorsicht ist <strong>den</strong>noch geboten, <strong>den</strong>n trotz der Vorgabedurch <strong>den</strong> Gestzgeber in Form der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung <strong>von</strong>1977 über die Beschaffenheit des Rauches (" frisch entwickelter Rauch ausnaturbelassenen Hölzern und Zweigen, Heidekraut und Nadelholzsamenstän<strong>den</strong>,auch unter Mitverwendung <strong>von</strong> Gewürzen") wur<strong>den</strong> nach einemBericht der Bundesanstalt für Fleischforschung in einigen Betrieben auswirtschaftlichen Grün<strong>den</strong> Saftschinken innerhalb <strong>von</strong>· Minuten schwarzgeräuchert. Dieser Effekt ließ sich jedoch nur durch Verglimmung unzulässiger<strong>Materialien</strong> (wie etwa Gummireifen) erreichen, wodurch derBenzo(a)pyren-Gehalt drastisch erhöht wird.Um solchen Auswüchsen Einhalt zu gebieten, schrieb 1973 der Gesetzgeber einHöchstgehalt <strong>von</strong> 1 ppb (1 ppb = 1 p,g/kg) Benzo(a)pyren in allen geräuchertenFleischwaren vor.Eine schadstofffreie alternative Form des Räucherns stellt das Behandeln derWaren mit Flüssigrauch dar. Hierbei wird die Wurst mit in Flüssigkeiten kon"7<strong>den</strong>siertem Rauch behandelt. Allerdings ist dieses Verfahren noch in Deutschlandverboten; es läßt sich jedoch indirekt anwen<strong>den</strong>, indem pulverisierteRauchkon<strong>den</strong>sate mit Salz oder Gewürzen vermengt und anschließend als geräucherteLebensmittel zum Aromatisieren <strong>von</strong> Fleischwaren zugesetzt wer<strong>den</strong>.Anzumerken ist, daß die Zulassung des Räucherrauches zur Oberflächenbehandlungnicht <strong>den</strong> allgemeinen Grundsätzen des Lebensmittelgesetzes entspricht,welches nur Zusatzstoffe erlaubt, die nachweislich keine gesundheitlicheSchädigung hervorrufen. Seine Zulassung verdankt der Räucherrauch dahereinzig und allein seiner traditionellen Anwendung.


Konserviemngsverfahren - Übersicht27Zusammensetzung des Räucherrauchs *)Räucherrauch entsteht bei der unvollständigen Verbrennung (Pyrolyse bzw.Verglimmung) <strong>von</strong> Holz. Dabei wer<strong>den</strong> die Bestandteile des HolzesCellulose (ca. 50 %) - Lignin (ca. 25 %) - Hemicellulose (ca. 25 % )gespalten und in einige tausend andere Verbindungen umgewandelt. Unterdiesen Verbindungen befin<strong>den</strong> sich Phenole, Alkohole, Carbonyle, Säurenund andere Verbindungen, die für die aromatisieren<strong>den</strong>, farbgeben<strong>den</strong> undkonservierenderi Eigenschaften des Räucherrauchs verantwortiich sind. A~s<strong>den</strong> primären Pyrolyseprodukten entstehen dabei unter der Einwirkung <strong>von</strong>Sauerstoff und Wärme weitere Folgeprodukte.Aus dem Lignin bil<strong>den</strong> sichinsbesondere Phenole, diezum charakteristischenRäucheraroma beitragen.Je nach Verwendung <strong>von</strong>Weich- oder Harthölzern entstehenbevorzugt Derivate desGuajakols bzw. des Syringols. Guajakol-Derivate Syringol-DerivateDiese Phenole wirken u.a. antioxidativ, da sie durch Abgabe <strong>von</strong> Wasserstoffein Ranzigwer<strong>den</strong> <strong>von</strong> Fetten verhindern.Die charakteristische Farbe des Räucherguts kommt wahrscheinlich durchReaktion <strong>von</strong> Carbonylen (des Rauchs) mit Aminoverbindungen (des Räucherguts)zustande - vergleichbar der Maillard-Reaktion beim Bräunen /Braten. Die Reaktion <strong>von</strong> Carbonylen und Aminen trägt auch zum Eigengeschmackdes Räucherguts bei.Beim 'Schwarzräuchern' entstehen größere Mengen Ruß, die in der Lagesind, PAKs wie Benzo-a-pyren zu adsorbieren und anzureichern. Solcheschwarzgeräucherten Waren können bis zu 300 ppb B-a-P enthalten statt derzulässigen 1 ppb. Neben der Rußbildung spielt die Räuchertemperatur eineentschei<strong>den</strong>de Rolle für <strong>den</strong> B-a-P-Gehalt:Wärend der Anteil der gewünschtenVerbindungen oberhalb 700°Cdrastisch abnimmt, steigt derB-a-P- Gehalt linear an. OberhalblOOOoC nimmt zudem die Rußproduktiondeutlich zu.*) Nach: K. Potthast. Das Räuchern. Ein altes Verfahren aus der Sicht neuer Erkenntnisse.In: Labor 2000, 1985, S. 166 ff


-28 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtDas SchwefelnDas Schwefeln <strong>von</strong> Lebensmitteln erfolgt über deren Behandlung mit Schwefeldioxidoder Salzen der schwefligen Säure (E 220 - 227). Diese Methode istzugelassen z.B. für Trockenfrüchte, kandierte Früchte, getrocknete Kartoffelerzeugnisseund Wein. Die zugesetzte bzw. gebildete schweflige Säure bindethauptsächlich Sauerstoff und schützt dadurch Wein und Früchte vor demBraunwer<strong>den</strong>. Weiterhin wird die Entwicklung <strong>von</strong> Mikroorganismen (z.B.Schimmel- und Kahmhefen in Wein) gehemmt.Im Wein kommt der schwefligen Säure noch eine weitere Aufgabe zu: sie soll<strong>den</strong> im Gärungsprozeß gebildeten geschmacks schädlichen Acetaldehyd bin<strong>den</strong>und dadurch <strong>den</strong> Erhalt der Bouquetsstoffe, die <strong>den</strong> Handelswert bestimmen,gewährleist~n.Die (traditionelle) Verwendung <strong>von</strong> schwefliger Säure bei der Weinherstellungist durchaus kontrovers diskutiert wor<strong>den</strong>:N ach heutigem Wissensstand konservierten erstmals die Römer ihren Weindurch Schwefeln. Dazu behandelten sie zunächst die Fässer, in die der Weingegeben wer<strong>den</strong> sollte, mit Schwefeldioxid. Diese Behandlung unterschied sichsicherlich nicht wesentlich <strong>von</strong> der, die zu Runges (1866) Zeiten üblich war:" ... nimmt er (der Weinküfer) sog. Schwefelfä<strong>den</strong>, wie sie der Krämerfeil hat, und hängt sie angezündet durchs Spundloch in's Faß. DasLoch unten ... bleibt hierbei geöffnet, damit ein kleiner Zug entsteheund der Schwefel nicht zu schnell erlösche. . .. Nun ist die Luft imFasse eine völlig umgewandelte: sie ist größten Th.eils ihres Sauerstoffgasesnicht nur beraubt, da an seine Stelle das schwejligsaureGas getreten, sondern auch Pilz und Schimmel bil<strong>den</strong>de Keime sindgänzlich zerstört. ,,*)*) F.F. Runge: Hauswirtschaftliehe Briefe 1. - 3. Dutzend. 1866 (ReprintWeinheim 1988),S. 37


Konserviernngsverfahren - Übersicht29In dem anschließend eingefüllten Wein löste sich dann das Schwefeldioxid inverschie<strong>den</strong>en Formen: Gelöstes Schwefeldioxid, undissoziierte schwefligeSäure, Hydrogensulfit- und Sulfit-Ionen.Die negativen Folgen des Genusses eines derart konservierten Weines bliebenauch <strong>den</strong> Römern nicht verborgen, woraus Columella schloß, "daß der besteWein derjenige ist, der sich ohne jegliche <strong>Konservierung</strong>smittel zu haltenvermag ".*)Im 15. Jahrhundert wurde in Köln das Schwefeln <strong>von</strong> Wein wegen seiner"Belästigung der Natur des Menschen und der Gesundheitsgefährdung desTrinkers" gänzlich verboten. In anderen Regierungsbezirken wie Lindau wurdedie Verwendung <strong>von</strong> Schwefel bei der Weinerzeugung stark reglementiert.Dennoch wurde und wird sowohl <strong>von</strong> Winzern als auch <strong>von</strong> Lebensmittelchemikerndas Schwefeln des Weins als ein fester und unverzichtbarer Bestandteilbei seiner Erzeugung angesehen. Auch die negativen Auswirkungen des Schwefeldioxidsauf <strong>den</strong> Menschen (Allergien, Vitamin-BI-Mangelerscheinungen,Auslösung <strong>von</strong> Krämpfen der Bronchialmuskulatur bei empfindlichen Patienten)haben bis heute zu keiner schwefelfreien Weinherstellung führen können.Zwar hat ein PfaIzer Weinproduzent Ende der 70er Jahre ein Patent zurschwefelfreien Erzeugung <strong>von</strong> Wein angemeldet und mit der entwickeltenTechnik prämierte Weine produziert, der Großteil der Winzer jedoch verweigerteine Anerkennung dieser Methode.Auch der <strong>von</strong> der Weltgesundheitsorganisation festgelegte ADI-Wert (vgl. S.51) <strong>von</strong> 0,7 mg/kg besteht nicht kritikfrei. Laut KATALYSE-Institut soll derWert entgegen der üblichen Annahme eines Sicherheits faktors <strong>von</strong> 1: 100 miteinem niedrigeren Faktor angesetzt wor<strong>den</strong> sein. **)Das PökelnDas Konservieren mit Kochsalz und Nitrat (pökeln) wird wahrscheinlich seitdem Mittelalter angewendet. Während dafür zumeist Salpeter (Kaliumnitrat)verwendet wurde, wird seit der 1899 erfolgten Entdeckung, daß erst das ausdem Nitrat auf mikrobiologischem Wege gebildete Nitrit antimikrobiell wirksamist, zunehmend letzteres verwendet. Es besitzt jedoch im Gegensatz zuNitrat toxische Eigenschaften und darf daher nur in Mischung mit Kochsalzverwendet wer<strong>den</strong>.Der Zusatz <strong>von</strong> Kochsalz und Pökelstoffen (Natriumnitrit und/oder Kaliumnitrat;E 250 - 252) zu Lebensmitteln (größtenteils Fleisch) kann auf drei unterschiedlichenWegen erfolgen:*) Zit. nach: P. und D.R. Brothwell, a.a.O., S. 244**) Vgl. Katalyse Umweltgruppe (Hrsg.): Chemie in Lebensmitteln. Köln 1982


-30 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersichta) TrockenpöckelungDas Fleisch wird mit einem Kochsalz-Pökelstoff-Gemisch eingerieben undgekühlt mehere Wochen bis Monate gelagert. Das Pökelsalz darf hierbeipro 100g nur 0.4 - 0.5 g Natriumnitrit enthalten.b) NaßpökelungDie zu pökelnde Ware wird in eine wäßrige Pökelsalzlösung, die weiterePökelhilfsstoffe (z.B. Kaliumascorbat) und Gewürze enthält, ein bismehrere Tage eingelegt.c) SpritzpökelungFleisch wird durch Injektion <strong>von</strong> Pökellake mit genau dosierten MengenPökel salz versetzt und anschließend einen Tag in Pökellake gelegt.Die anti mikrobielle Wirkungsweise <strong>von</strong> Nitrit ist noch nicht gänzlich aufgeklärt.Sicher ist, daß sie sich fast ausschließlich gegen Bakterien richtet.Allerdings reichen die in der Fleischtechnologie üblichen Nitritkonzentrationen<strong>von</strong> 80-160 mg/kg im Nährbo<strong>den</strong>versuch nicht aus, Bakterien sicher zu hemmen.*) Daher ist anzunehmen, daß erst die Kombination mit Kochsalz (bis zu8 %) und weitere Faktoren wie ein erniedrigter pH-Wert, eine erniedrigteLagertemperatur und die Erhitzung und Keimarmut des <strong>Konservierung</strong>sguteseinen wirksamen Schutz bil<strong>den</strong>.Neben konservieren<strong>den</strong> Eigenschaften besitzt Nitrit die Fähigkeit, sich an <strong>den</strong>Muskelfarbstoff Myoglobin unter Bildung des kochbeständigen Nitrosomyoglobinsanlagern zu können. Dadurch erhält Fleisch eine rote Farbe. Dieser Effektwar und ist mit ein Grund für die Anwendung des pökelns.Neuere medizinische Untersuchungsergebnisse führten zur Kritik am Einsatz<strong>von</strong> Nitraten und Nitriten bei der Lebensmittelkonservierung:1. Obwohl Nitrat und Nitrit selbst keine carcinogenen Stoffe sind, reagierensie im salzsauren Milieu des Magens mit natürlich im Körper und inLebensmitteln vorkommen<strong>den</strong> Aminen zu Nitrosaminen, welche zu <strong>den</strong>cancerogenen Verbindungen gehören.2. Das gemeinsame Erhitzen <strong>von</strong> gepökelter Ware und Käse (bspw. Pizzaoder Hawaii-Toast) ermöglicht ebenfalls die Bildung <strong>von</strong> Nitrosaminen.3. Wegen ihres Gehaltes an Nitroso-dimethylamin (NDMA) wur<strong>den</strong> Anfangder 80er Jahre schmerzstillende Medikamente, die <strong>den</strong> Wirkstoff Aminophenazonenthielten, verboten. Im Vergleich enthält gepökeltes Fleisch2000mal mehr NDMA pro kg als eine Tablette Aminophenazon.4. Erfahrungen in der Medizin, wo Nitrit zur Entspannung der glattenMuskulatur(z.B. bei Asthma bronchiale) eingesetzt wird, haben gezeigt,daß bei nitritempfindlichen Menschen schon bei sehr geringen DosenKollapsgefahr besteht.*) Vgl. S. Kendereski: Einfluß <strong>von</strong> Nitrat und Nitrit auf Bakterien, die Fleischverderbnisund Lebensmittelvergiftungen verursachen können. In: Fleischwirtschaft 61. Jg. (1981),S. 173 ff


<strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersicht 31Daß ohne Zusatz <strong>von</strong> Pökel salz hergestellte Rohwurst ebenso Gefahren in sichbergen kann, zeigt eine Untersuchung <strong>von</strong> 1991. Neben teilweise unangenehmemGeschmack wiesen zahlreiche Proben Befall mit Salmonellen auf: OhnePökelsalz stellte die Wurst keinen geeigneten Lebensraum für Mikrokokkenund Säurebildner dar, welche die Haltbarkeit <strong>von</strong> Wurst erst ermöglichen.Aufgrund dieser reduzierten Konkurrenzsituation konnten sich Salmonellen entwickelnund die Ware ungenießbar machen. Wie das Beispiel Norwegens zeigt,wo seit 1973 Wurst und Fleisch nitratfrei und äußerst nitratarm produziertwer<strong>den</strong>, können strenge Kontrollen der Hygienevorschriften zusammen mit dernotwendigen handwerklichen Erfahrung der pökelsalzarmen bzw. -freienWurstherstellung durchaus positive Ergebnisse erbringen.Behandeln mit KräuternKräuter wer<strong>den</strong> Lebensmitteln bereits seit Beginn der Vorratshaltung zugesetzt,zunächst aus kultisch-rituellen Motiven, um sie vor 'Dämonen' zu schützen undsie auf diese Weise haltbar zu machen. Selten wur<strong>den</strong> sie jedoch. einzeln zugesetzt,sondern meist in Kombination mit anderen Kräutern und! oder <strong>Konservierung</strong>smitteln.Ein Beispiel für die alleinige Verwendung eines 'Krauts' ist das <strong>von</strong> <strong>den</strong>Römern praktizierte Einlegen <strong>von</strong> Weintrauben in Gerstenkleie. In ihr haltensich Weintrauben einigeWochen frisch, was nichtnur im hohen Fettgehaltder Kleie (und damit derFeuchtigkeitserhaltung) begründetist, sondern auch inihrem Gehalt an Vitamin E,welches als Antioxidanswirkt.Ähnliche antioxidativeEigenschaften besitzenHafermehl, Salbei, Rosmarin,Vanille, Majoranund Bohnenkraut.Zum Konservieren <strong>von</strong> Rüben benutzten die Römer in Kombination mit Honigund Essig Myrten-Beeren. Diese enthalten neben Gerbstoffen, Mittostoffen undTerpenen auch Cineol, M yrthenol und Geraniol, welche als antimikrobiellwirksam (besonders Geraniol) anzusehen sind. Andere Beeren, z.B. Wacholderbeeren,wur<strong>den</strong> lange Zeit zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Fleisch verwendet;Wacholderöl diente bis in die 50er Jahre sogar zur Sterilisation <strong>von</strong> Catguteinem Material für chirurgische Näthe, das vom Körper resorbiert werde kann.


-32 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtÄhnlich verhält es sich mit Gewürznelken, die durch Trocknen <strong>von</strong> Blütenknospendes Gewürznelkenbaumes, einer Myrtenart, hergestellt wer<strong>den</strong>. IhrZusatz bei der Herstellung haltbarer Lebensmittel (z.B. Sauerbraten) ist auchheute noch üblich.Kräuter wur<strong>den</strong> auch bei der <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Wein verwendet. So wur<strong>den</strong>beispielsweise Nar<strong>den</strong>, Kostwurz, Myrrhe und Zimt gemeinsam mit Harz demWein beigemischt. Die auf <strong>den</strong> ersten Blick verwunderliche Zugabe <strong>von</strong> Harzals <strong>Konservierung</strong>s mittel läßt sich verstehen, wenn man be<strong>den</strong>kt, daß einer derheute wichtigsten <strong>Konservierung</strong>sstoffe, die Benzoesäure, erstmalig durchtrockene Destillation aus dem Benzoeharz, einem vanilleartig duften<strong>den</strong> Baumharzsüdostasiatischer und indonesischer Styraxarten, gewonnen wurde. GeharzterWein ist als Geschmacksrichtung heute noch in Griechenland unter derBezeichnung 'Retsina' verbreitet.Ein weiterer heute zugelassener <strong>Konservierung</strong>sstoff, pHB-Ester, wird weiterhinin seiner natürlichen Vorkommensform verwendet, z.B. bei der <strong>Konservierung</strong><strong>von</strong> Gurken mit Senfsamen zusammen mit Essig.Daß häufig Erfahrungswissen und Dämonenglaube vermengt wer<strong>den</strong>, zeigt sichbeim Knoblauch, der in südlichen Ländern zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Wurst verwendetwird und zusätzlich Vampire vertreiben soll.Das EinzuckernZucker wird erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts als <strong>Konservierung</strong>smittelverwendet. Dies ist darin begründet, daß erst zu diesem Zeitpunkt eine industrielleProduktion des Zuckers möglich und dieser dadurch preislich erschwinglichwurde.Hauptsächlich wurde und wird Zucker zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Marmela<strong>den</strong>,Konfitüren und Gelees in einer Konzentration <strong>von</strong> 50 - 65 % verwendet. SeineWirksamkeit wird meist unterstützt durch die Zugabe <strong>von</strong> Alkohol, der bei derdurch <strong>den</strong> Zucker erniedrigten Wasseraktivität des Lebensmittels schon in einerKonzentration <strong>von</strong> 2 - 4 % wirksam gegen Mikroorganismen (hauptsächlichgegen Schimmelpilze) eingesetzt wer<strong>den</strong> kann. Im gleichen Sinne ist die Erniedrigungdes pH-Wertes durch Citronensäure zu verstehen.Als alleiniges <strong>Konservierung</strong>smittel wird Zucker in Marzipan, Nougat undPralinenfüllungen verwendet, die zu etwa 70 % aus Zucker bestehen.Das Problem der Zuckerbeschaffung umgingen die Römer durch Einengen <strong>von</strong>süßen Obstsäften, wodurch ein zur <strong>Konservierung</strong> verwendbarer Sirup entstand.


<strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersicht <strong>33</strong>Einlegen in HonigDer Gebrauch <strong>von</strong> Honig wurde wahrscheinlich schon in prähistorischer Zeit<strong>den</strong> Bären abgeschaut, da in <strong>den</strong> frühsten bekannten Felszeichnungen (Alter:etwa 15000 Jahre) u.a. die Verwendung <strong>von</strong> Honig dargestellt ist. Honig wurdezumeist als Süßungsmittel genutzt, bei <strong>den</strong> Ägyptern der Pharaonenzeit findeter sich auch als Grabbeigabe. Die Germanen verstan<strong>den</strong> sich auf die Herstellungeines würzigen und sehr süßen Weines, dem Met, indem sie Honig vergärenließen.Die Verwendung des Honigs als <strong>Konservierung</strong>smittel ist erst <strong>von</strong> <strong>den</strong> Römernund Griechen bekannt. Hier wie dort wurde Honig zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong>Fleisch und Obst verwendet.Der bei der <strong>Konservierung</strong> verwendete Honig wurde gleichzeitig als Heilmittelangesehen; Columella sprach z.B. der Quittenhonigflüssigkeit (melomeli) stärkendeEigenschaften für kränkliche Personen zu.Auch in Kombination mit anderen <strong>Konservierung</strong>sstoffen (meist Essig) istHonig verwendet wor<strong>den</strong>. Aspicius verwendete ein Honig-Essig-Gemisch zur<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Artischoken und Rüben.In der mittelalterlichen Pharmazie stellte Honig das wichtigste <strong>Konservierung</strong>smitteldar, wie aus dem wahrscheinlich ersten Lehrbuch für Apotheker hervorgeht,das <strong>von</strong> dem italienischen Apotheker und Professor Saladin <strong>von</strong> Ascoloum 1450 geschrieben wurde:"Merke, daß Honig mehr als Zucker die Eigenschaft hat, alles in ihnGelegte zu erhalten, mehr als irgendeine Sache der Erde, deshalbhalten sich confecta und electuaria aus Honig länger als solche ausZucker. "Das hervorragende <strong>Konservierung</strong>svermögen des Honigs resultiert aus dem Zusammenspieleiner Vielzahl <strong>von</strong> Faktoren, bzw. Inhaltsstoffen, die sich gegenseitigergänzen und verstärken .


-34 Konserviemngsverfahren - ÜbersichtDie wichtigsten sind im folgen<strong>den</strong> genannt: *)a) Honig besitzt nur einen Wassergehalt <strong>von</strong> 15-20%.b) Der Gesamtzuckergehalt in Honig beträgt 60-80%, wo<strong>von</strong> 25-35% Glucoseund 32-42 % Fructose ist.c) In Honig sind organische Säuren (300-600 mg/kg) enthalten wie Gluconsäure,die hauptsächlich für die Einstellung des pH-Wertes <strong>von</strong> 3.5 bis 5.5verantwortlich ist, oder Ameisensäure und Benzoesäure, welche alschemische <strong>Konservierung</strong>smittel bekannt sind.d) Während der Honigreifung wer<strong>den</strong> in einer durch Glucoseoxidase katalysiertenReaktion etwa 50 mg/kg Wasserstoffperoxid gemeinsam mitGluconsäure gebildet (siehe das Reaktionsschema unten). Diese Konzentrationreicht aus, um keimhemmend und sogar keimtötend zu wirken.e) Honig enthält das antimikrobiell wirksame fla<strong>von</strong>one I Pinocembrine I ,welches relativ unempfindlich gegen Hitze, Licht und lange Lagerzeiten beiRaumtemperatur ist.f) Vitamine? wie bspw. Vitamin C, können als Synergisten in Honig wirken.ß - D -GlucoseFP~-HP2Glucose -OX;d~FP-H2 . +°2Reaktion derGlucoseoxidase *)CH20H,C°'=o D-Glucono-o-IactonH~OH(pP = Flavoproteid)1+H2 o D-GluconsäureAls <strong>Konservierung</strong>smittel hat Honig - abgesehen <strong>von</strong> Anwendungen in derVollwertküche - weitgehend an Bedeutung verloren. Dagegen wird er nebenseinem Gebrauch als Süßungsmittel und Brotaufstrich als Haus- und Heilmittelbei einer Vielzahl <strong>von</strong> Krankheiten angewendet:*) Nach: A. Deifel: Die Chemie des Honigs. In: Chemie in unserer Zeit. 23.Jg. (1989), S.25 ff


<strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersicht 35Beispielsweise wird Honig aufgrund seiner harntreiben<strong>den</strong> und leicht abführen<strong>den</strong>Eigenschaften und seines Gehalts an Acetylcholin gerne für"blutreinigende " mehrwöchige Honigkuren verwendet, die sich ·gleichzeitigstabilisierend auf Nerven, Herz und Kreislauf auswirken sollen. Des weiterenwird er bei Fieber und Erkältungen im Verbund mit heißen Getränkenempfohlen.Bekannt sind auch äußerliche Anwendungsmöglichkeiten, wie etwa die Behandlung<strong>von</strong> Wun<strong>den</strong>, Eiterungen und Verbrennungen oder die Spülungder Augen mit Honiglösung bei Augenschwäche und -entzündungen.Die chemischen <strong>Konservierung</strong>smittelModellformel Name Wirkungsspektrum Anwendungsbeispiele BemerkungengCOOHBenzoesäure gegen Schimmelpilze und Fischmarina<strong>den</strong>, Wenn der pH-Wert über 4,5Hefen Feinkostsalale, liegt, ist keine konservieren-Obsterzeugnissede Wirkung zu beobachten.~C1H5p-Hydroxy- aktiv gegen Bakterien pharmazeutische und kos- Bei erhöhter Konzentrationbenzoesäureethylester wirksam metische Produkte (SO mglkg lebensmittel)wird das lebensmittel geschmacklichverändert. Estritt Metallgeschmack auf.OHHC4"O Ameisensäure gute antimikrobielle Wirk- Fischerzeugnisse Die toxische Beurteilung ist"OH samkeit uneinheitlich. Die DeutscheForschungsgemeinschaft(HCOOH)zählt sie zu <strong>den</strong> "vorläufigduldbaren" StoffenH2S0 3 Schweflige Säure Wirkt konservierend, antioxi- Schwefelung <strong>von</strong> Wein Toxikologisch ist Schwefeldidativ,enzym hemmend undoxid nicht unbe<strong>den</strong>klich.reduzierend.Der Haupteffekt ist die Inak-Dabei steht der farberhal-tivierung <strong>von</strong> Vitamin B,.tende Effekt des S02 gegenüberdem konservieren<strong>den</strong>im Vordergrund.CH 3 -CH=CH- Sorbinsäure Wirkt gegen Schimmelpilze Käse, Margarine, Schokola- Relativ geschmacksneutra-CH=CH-COOH und Hefen. de, Marzipan, Salate u. a. ler und untoxischer lebensmiltelzusatzstoff.Chemische <strong>Konservierung</strong>smittel auf einen Blick *)*) Aus: I. Sallatsch: Das Konservieren <strong>von</strong> Lebensmitteln. In: Naturwissenschaften im<strong>Unterricht</strong> - Physik/Chemie <strong>33</strong>, (1985), S. 27


-36 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtBehandeln mit Ameisensäure und ihren SalzenDie erste Darstellung <strong>von</strong> Ameisensäure (E 236 - 238) gelang 1670 Marggraj,der diese mit Wasserdampf aus Ameisen destillierte (etwa 20 % des Körpergewichtsder Ameise Formica rufa bestehen aus Ameisensäure). Ihre konservierendeWirkung wurde erst knapp einhundert Jahre später (1865) <strong>von</strong> Jodinentdeckt.Das Vorkommen der Ameisensäure im Honig wurde 1882 <strong>von</strong> Vogel entdecktund es wurde lange angenommen, daß sie "im Honig eine Hauptrolle spiele,weil die Biene sie als <strong>Konservierung</strong>smittel zusetze". Der Säuregehalt desHonigs wurde aufgrund dieser Rollenzuschreibung oft in 'Prozent Ameisensäure'angegeben. Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daß Gluconsäure<strong>den</strong> Hauptteil Säure in Honig bildet. Sie wird über ein säureerzeugendesEnzymsystem, welches <strong>von</strong> der Biene mit ihrem KopfdfÜsensaft zugegebenwird, aus Traubenzucker, Luftsauerstoff und Wasser über das Gluconolactongebildet.Ameisensäure gelangt auf drei Wegen in <strong>den</strong> Honig:1. Sie ist im Drüsensaft der Bienen enthalten.2. Sie gehört zu der Gruppe der Aromastoffe, die <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>artigen Duftder Blüten und damit des Nektars und Honigs ergeben. Ihre Bildung wirdwie folgt angenommen:". .. besitzt jede Pflanze eine bestimmte Matrize zur Bildung <strong>von</strong> verschie<strong>den</strong>enAminosäuren . ... Dieses Aminosäurengemisch wird durch Fermentein die dazugehörigen Alkohole umgewandelt, die dann weiter Jermentativ zu<strong>den</strong> Aldehy<strong>den</strong> oder Ketonen und weiter zu organischen Säuren oxidiertwer<strong>den</strong>. "*)3. Wahrscheinlich spalten sich während des Reifungsprozesses unter Einflußder pH-Wert-Erhöhung aus Hexosen drei Moleküle Wasser ab und esbildet sich dabei Hydroxymethylfurfural, welches unter Wasseraufnahme inLävulinsäure und Ameisensäure zerfällt. **)Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Einsatz <strong>von</strong> Ameisensäure als <strong>Konservierung</strong>smittel<strong>von</strong> verschie<strong>den</strong>en Wissenschaftlern untersucht. Als Beispiel sollder <strong>von</strong> F eyerabendt 1877 veröffentlichte B~richt über die Erfolge seiner <strong>Konservierung</strong>sversuchestehen:"Ameisensäure in saurer Lösung übertrifft Carbolsäure an Wirkungund ist ganz besonders geeignet zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Fruchtsäften.Versuche, die ich seit 2 Jahren in meiner Haushaltung angestellthabe, sind ohne Ausnahme <strong>von</strong> Erfolg gewesen. Zwei Gläser ausdem Jahre 1875, Gurkenzucker und Essiggurken, nur mit lose auf-*) Vgl. E. Zander, A. Maurizio: Der Honig. Stuttgart 1975, S. 97**) V gl. E. Lehnartz: Chemische Physiologie. Berlin 1959


<strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersicht37liegendem Glasdeckel verschlossen, waren 1877 noch vollkommenfrisch, keine Spur <strong>von</strong> Schimmel und Fäulnis . ... Ich habe zu Essigund Fruchtsäften, Leim und Tinte 1/4 - 1/2 Proz. angewandt, binjedoch überzeugt, daß schon viel geringere Mengen <strong>den</strong> Zweck erfüllen.,,*)Heute wird Ameisensäure, bedingt durch ihre hohe Dissoziationskonstante(Ameisensäure zeigt nur in stark saurem Milieu (pH < 3.5) anti mikrobielleWirkung) und die Entwicklung neuer <strong>Konservierung</strong>sverfahren, relativ seltenzur <strong>Konservierung</strong> verwendet. Sie wird nur noch bei einigen Fischkonserven,bei Sauerkonserven und bei Zwischenprodukten <strong>von</strong> FruchtsafterzeugnisSen(Obstmuttersaft, Obstpulpen, u.a.) angewendet.Üblich ist jedoch der Gebrauch <strong>von</strong> Ameisensäure bei der Grün-(Silo)-Futterkonservierung,da sie die Gärungserreger im Futter intakt läßt, andere Keime(z.B. Hefen, Bacterium coli und Thyphusbakterien) jedoch in ihrer Entwicklunghemmt bzw. abtötet, so daß eine nahezu reine Milchsäurebakterienkulturim Futtermittel entstehen kann.Gesundheitliche Gefahren scheinen <strong>von</strong> dem Verzehr der mit Ameisensäurekonservierten Lebensmittel nicht auszugehen. Beispielsweise blieb eine täglicheZufuhr <strong>von</strong> 8 mg/kg Körpergewicht (ADI = 3 mg/kg) über einen Zeitraum <strong>von</strong>vier Wochen ohne nachteilige Wirkungen auf <strong>den</strong> menschlichen Organismus.Auch konnte in Fütterungsversuchen keine carcinogene Wirkung nachgewiesenwer<strong>den</strong>.Einlegen in EssigDas Einlegen in Essig (5-10%ige Essigsäure - E 260) war schon um 5000 v.ehr. im Orient als <strong>Konservierung</strong>sverfahren bekannt, wo Essig aus Palmweinhergestellt wurde. Während <strong>von</strong> <strong>den</strong> Babyloniern, Assyrern und Ägyptern nurdie Verwendung des reinen Essigs zur Lebensmittelkonservierung bekannt ist,weiß man <strong>von</strong> <strong>den</strong> Römern, daß sie Essig nicht nur pur verwendet haben (z.B.bei der Haltbarmachung <strong>von</strong> Fisch), sondern auch in Kombination mit Salz,Wein und Gewürzen. Ein Essig-Salz-Gemisch wurde bspw. zur <strong>Konservierung</strong><strong>von</strong> Obst und Gemüse eingesetzt; ein Verfahren, das bis heute nichts an Bedeutungverloren hat (z.B. bei Essiggurken oder Roter Beete).Neben seiner Verwendung als <strong>Konservierung</strong>smittel besaß Essig (verdünnt mitWasser) gerade in warmen Ländern große Bedeutung als erfrischendes unddurststillendes Getränk. Soldaten führten auf Kriegszügen häufig einen Beutel.Essig mit sich, und· nach dem Zeugnis der Bibel soll ein mitleidiger Soldat demam Kreuze hängen<strong>den</strong> Jesus einen essiggetränkten Schwamm gereicht haben.*) Zitiert nach: G. Lebbin: Ameisensäure als <strong>Konservierung</strong>smittel. In: Chemikerzeitung30. Jg. (1906), S. 1009 ff


-38 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtIm alten China schließlich galt der Krug mit dem Essig als Symbol des Lebens.Die Herstellung des Essigs erfolgte bis in das frühe Mittelalter im Haushalt. Im14. Jahrhundert begann in Frankreich die Essighers.tellung in größerem Maßstab,so daß Essig zunehmend zur Handelsware wurde. Im 18. Jahrhundertfuhren schließlich 'Essigträger' <strong>von</strong> Haus zu Haus.Heute wird Essig sowohl durch biologische Verfahren gewonnen, die alle aufder Fähigkeit des Bakteriums Acetobacter rancens beruhen, Ethanol zu Essigsäurezu oxidieren, wie auch auf synthetischem Wege durch die Oxidation <strong>von</strong>Acetaldehyd.Die Wirksamkeit der Essigsäure als <strong>Konservierung</strong>smittel beruht im wesentlichenauf der Absenkung des pH-Wertes des Lebensmittels und wirkt daherhauptsächlich gegen Bakterien, die ihr Wachstumsoptimum im schwach saurenbis neutralen pH-Bereich besitzen. Andere Bakterien wie das Bacteriumxylinum und Lactobacillen sind im normalen Speiseessig noch gut lebensfähig,weswegen Gärungsessig häufig geschwefelt wird.Wie schon <strong>den</strong> Römern bekannt war (s.o.), kann die Wirksamkeit der Essigsäuredurch <strong>den</strong> Zusatz <strong>von</strong> Kochsalz verbessert wer<strong>den</strong>.Heute wird bei der Lebensmittelkonservierung Essigsäure allgemein in Kombinationmit physikalischen <strong>Konservierung</strong>sverfahren oder chemischen <strong>Konservierung</strong>sstoffen. verwendet. So wird Essig bei der Herstellung <strong>von</strong> Mayonaisenund Feinkostsalaten nicht nur grundsätzlich mit Salz, sondern häufig auch mitBenzoesäure oder Sorbinsäure kombiniert; bei der Herstellung <strong>von</strong> Essiggurkenwer<strong>den</strong> diese immer abschließend sterilisiert.Aufgrund ihrer Eigenschaften als körpereigener Substanz, natürlichem Geschmacksstoffund traditioneller Genußsäure unterliegt der Zusatz <strong>von</strong> 5 bis10%iger Essigsäure zu Lebensmitteln praktisch keinen lebensmittelrechtlichenBeschränkungen.Behandeln mit Sorbinsäure und ihren SalzenDie Darstellung <strong>von</strong> Sorbinsäure wurde erstmalig 1859 <strong>von</strong> Hoffmann beschrieben.Er hatte aus einem durch Destillation vön Vogelbeeren (Früchte der Eberesche,Sorbus aucuparia)gewonnenen Öl, durchweitere Destillationenund Umfällungen eine"krystallinische Säure"gewonnen, die er'Sorbinsäure' nannte.CH 3 -CH-CH-CH~CH-C~O'OHSorbinsäure


<strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersicht 39Die anti mikrobielle Wirkung dieser Säure wurde erst 1939 entdeckt. Ihr Einsatzbeschränkte sich zunächst nur auf technische Produkte wie Leim, Caseinund Futtermittel. Unabhängig <strong>von</strong> dieser Entdeckung wurde im Februar 1940in <strong>den</strong> USA ein Patent angemeldet, in welchem u.a. die wachstumshemmendeWirkung <strong>von</strong> Sorbinsäure auf Schimmelpilze und ihr Zusatz als <strong>Konservierung</strong>smjttelzu Margarine empfohlen wurde.Mitte der 50er J abre wurde mit der industriellen Produktion <strong>von</strong> Sorbinsäure(E 200 - 203) begonnen. 1959 erfolgte ihre Zulassung als <strong>Konservierung</strong>smittelin der Bundesrepublik Deutschland. Seitdem wird sie zunehmend in derLebensmittelkonservierung eingesetzt.Der <strong>von</strong> der WHO empfohlene ADI-Wert liegt mit 25 mg deutlich über <strong>den</strong>Werten der meisten anderen zugelassenen <strong>Konservierung</strong>sstoffe. Dies ist in <strong>den</strong>durchgängig positiven Untersuchungsergebnissen begründet; im menschlichenStoffwechsel reagiert die Sorbinsäure ganz ähnlich wie gesättigte und einfachungesättigte Fettsäuren:"Sorbinsäure wird im Stoffwechsel wie die gesättigte oder einfachungesättigte Fettsäure derselben C-Atomzahl in qualitativer undquantitativer Hinsicht umgesetzt und im Organismus kalorisch verwertet. ... Chronische Fütterungsversuche haben ergeben, daß 5%Sorbinsäure im Futter <strong>von</strong> Ratten sich nicht schädlich auswirken.Wahrscheinlich ist die unschädliche Dosis noch erheblich größer. "*)Ein weiterer Vorteil <strong>von</strong> Sorbinsäure gegenüber anderen <strong>Konservierung</strong>sstoffenist die Tatsache, daß nur vereinzelt Menschen allergisch. gegen sie reagieren.Die anti mikrobielle Wirkung der Sorbinsäure beruht auf der Hemmung <strong>von</strong>verschie<strong>den</strong>en Enzymen in der Mikrobenzelle und der teilweisen Zerstörungder Zellmembran. Um in der Mikrobenzelle wirksam zu wer<strong>den</strong>, muß Sorbinsäurezunächst die Zellwand durchdringen. Dies kann nur in undissoziierterForm geschehen, woraus sich die Wirkungs abhängigkeit vom p~-Wert erklärt.Sorbinsäure wirkt hauptsächlich gegen Hefen und Schimmelpilze. Gegenbereits im Lebensmittel vorhan<strong>den</strong>e Schimmelpilze ist sie jedoch unwirksam,da sie <strong>von</strong> diesen abgebaut wer<strong>den</strong> kann. Daraus erwächst ein deutlicherVorteil für <strong>den</strong> Verbraucher, da mit Sorbinsäure keine angeschimmelte Ware'geschönt' wer<strong>den</strong> kann.Aufgrund ihrer gesundheitlichen U nbe<strong>den</strong>klichkeit besi~en Sorbinsäure undihre Salze (Sorbate) ein weites Anwendungsgebiet. Einige Beispiele sind imfolgen<strong>den</strong> aufgeführt:*) Vgi. R. Lang, ·1960, S. 999


-40 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersichta) Wegen ihres überaus günstigen Verteilungskoeffizienten zwischen Öl undWasser wird Sorbinsäure in einer Konzentration <strong>von</strong> 0,05 - 0,1 % zur<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Margarine verwendet.b) Würste können zum Schutz gegen Schimmelbefall in eine Kaliumsorbatlösunggetaucht wer<strong>den</strong>.c) Ein Hauptanwendungsgebiet für Sorbinsäure ist Käse. Sie wird hier nichtnur als Käsezusatz verwendet (i.B. zu Frischkäse oder Schmelzkäse inKonzentrationen <strong>von</strong> 0,05 - 0,07%), sondern auch zum Tauchen, Besprühenund Waschen des Käses (wäßrige Sorbatlösung), als Salzbadzusatz, zurOberflächenbehandlung <strong>von</strong> reifendem Hartkäse (Calciumsorbat-Suspension)und zur Herstellung <strong>von</strong> fungistatischem Verpackungsmaterial (2 - 4gSorbinsäure/m 3 ) •d) Zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Tomatenprodukten wird Sorbinsäure häufig mitKochsalz und/oder Essig kombiniert.e) In Wein wird Sorbinsäure gegen Nachgärungen eingesetzt (bis zu 200mg/I), gegen die Schwefeldioxid nur eine geringe Wirksamkeit zeigt.Behandeln mit Benzoesäure und ihren SalzenDie erste Erwähnung <strong>von</strong> Benzoesäure bildet wahrscheinlich die in altenArzneibüchern zu fin<strong>den</strong>de Angabe, "daß die Wurzel der Päonie (Pfingstrose)antidämonisch wirkt und ein wirksames Mittel gegen Epilepsie darstellt". Derfür diese muskelentspannende Wirkung verantwortliche Inhaltsstoff, dessenExistenz der 1504 geborene Arzt und Naturforscher Nostradamus beschriebenhaben soll, ist in der Mitte dieses Jahrhunderts als Benzoesäure i<strong>den</strong>tifiziertwor<strong>den</strong>. Moderne Arzneibücher, die eine Anwepdung der Päonienwurzel beiEpilepsie (und Asthma) bestätigen, führen bis zu 1,1 % Benzoesäure (bei RadixPaeoniae lactiflorae) als Inhaltsstoff auf.Die konservieren<strong>den</strong> Eigenschaften der Benzoesäure, die erstmalig Ende des16 . Jahrhunderts bei der trockenen Destillation des Benzoeharzes isoliert wurde,sind 1875 <strong>von</strong> Fleck beschrieben wor<strong>den</strong>. Zur Lebensmittelkonservierungwird sie seit der Jahrhundertwende verwendet, da zu diesem Zeitpunkt ihreindustrielle Herstellung gelang. Seitdem ist sie einer der am meisten angewandten<strong>Konservierung</strong>s stoffe , obwohl ihre toxikologischen Eigenschaften bis heutenicht einheitlich beurteilt wer<strong>den</strong> können. So kann Benzoesäure im Unterschiedzur Sorbinsäure im normalen Stoffwechsel nicht abgebaut wer<strong>den</strong>, sondernmuß über die Leber entgiftet wer<strong>den</strong>. Hierbei wird sie zunächst wie die Fettsäurendurch Bindung an Coenzym A zu Benzoyl-Coenzym A 'aktiviert', anschließendwird daraus unter dem Einfluß <strong>von</strong> Glycin-N-acylase mit GlykokollHippursäure gebildet. Die Hippursäure wird dann mit dem Harn ausgeschie<strong>den</strong>.Personen mit gestörter Leberfunktion bereitet diese Entgiftungsleistungund somit der Verzehr benzoesäurehaltiger Nahrungsmittel Schwierigkeiten.


Konservierun~sverfahren - Übersicht 41Auch scheint <strong>von</strong> Benzoesäure eine negative Wirkung auf die Sauerstoffversorgung<strong>von</strong> Blut und Geweben in Leber, Nieren und Gehirn auszugehen. Beiüberempfindlichen Personen kann Benzoesäure Allergien hervorrufen, die sichsowohl in Form einer Nesselsucht, als auch in einem Asthmaanfall äußernkönnen. Die betroffenen Allergiker müssen daher nicht nur Nahrungsmittel mitnatürlichen Gehalten an Benzoesäure (z.B. Preiselbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren,Johannisbeeren, Pflaumen, Nelken, Anisöl) mei<strong>den</strong>, sondern auch allemit Benzoesäure konservierten Lebensmittel.BenzoesäureNatriumbenzoatBenzoesäure (E 210 - 213) ist aufgrund enzym-inaktivierender Effekte undIrritationen der Mikrobenzellwand antimikrobiell wirksam. Zur Entfaltungdieser Wirkungen muß sie zunächst die Zellwand <strong>von</strong> Mikrobenzellen durchdringen,welches nur in der undissoziierten Form möglich ist. Innerhalb derZelle erfolgen dann Hemmungen <strong>von</strong> Enzymen, die <strong>den</strong> Essigsäurestoffwechselund die oxidative Phosphorylierung regeln und Enzymen des Citratcyclus (z.B.)(X-Ketoglutarsäure- und Bernsteinsäuredehydrogenase). *)Die Wirkung der Benzoesäure richtet sich hauptsächlich gegen aerobeBakterien, Hefen und Schimmelpilze.Da die Wirksamkeit der Benzoesäure stark vom pH-Wert abhängig ist, wird sienur in sauren Lebensmitteln wie kohlensäurehaltigen Getränken (z.B. Faß­Brause), Sauergemüse, Fruchtsalaten und Mayonnaisen (als Kombination <strong>von</strong>Natriumbenzoat und Kaliumsorbat) zur <strong>Konservierung</strong> verwendet.Fette und Fettprodukte unterliegen einer besonderen Form des Verderbs, demautoxidativen Y.erderb. Hierbei wer<strong>den</strong> bei der Reaktion mit Luftsauerstoff ungesättigteFettsäuren abgebaut, was neben einer Verringerung der essentiellenFettsäuren auch die Bildung geruchlich und geschmacklich unangenehmer Stoffezur Folge hat (Ranzigwer<strong>den</strong>). Zur Verhinderung dieser Reaktion, die auchdurch Metalle wie Eisen und Kupfer (natürliche Spurenelemente in Lebensmitteln)bzw. deren Verbindungen gestartet wer<strong>den</strong> kann, existieren verschie<strong>den</strong>eMöglichkeiten:*) Vgl. E. Lück 1985


-42 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtAusschluß <strong>von</strong> Sauerstoff durch Vakuum- oder Inertgasverpackungen:Beispielsweise wer<strong>den</strong> Fette in Instantpulvern (z.B. Milchpulver) vor einerReaktion mit Sauerstoff durch die Verpackung. unter einem inerten Gas(z.B. Stickstoff) geschützt.Zugabe <strong>von</strong> Antioxidantien und.Synergisten:Antioxidantien sollen in <strong>den</strong> mit ihnen behandelten Lebensmitteln derAutoxidation entgegenwirken, d.h. sie sollen die in <strong>den</strong> Fetten entstehen<strong>den</strong>Radikale abfangen und dadurch. das Kettenwachstum unterbrechen. Diedabei entstehen<strong>den</strong> neuen Radikale (AHo) sollen dabei so stabil sein (z.B.durch Resonanz mit einem aromatischen System), daß kein Wasserstoff auseiner ungesättigten Fettsäure abstrahiert wer<strong>den</strong> kann. *) Aus dieser Forderungerklärt sich die Tatsache, daß heute bekannte Antioxidantien übermindestens eine phenolische OH-Gruppe verfügen.Die wichtigsten Reaktionsschritte zu dem Mechanismus der Autoxidation (1)und <strong>den</strong> Wirkungs mechanismen der Antioxidantien (2) lassen sich wie folgtbeschreiben: **)1. AutoxidationRH(hv) • R· + HR· + 0"2 --...... ROO·ROO·+ RH __...... ROOH +R o2. Wirkungsweise <strong>von</strong> Antioxidantien (AH 2 )ROO·+ AH2 --...... ROOH + AHR· + AH2 --...... RH + AH2AH ---.~ AH2 + A·Antioxidantien" bil<strong>den</strong> in vielen pflanzlichen Fetten und Ölen einen natürlichenBestandteil, deren Aufgabe es vermutlich ist, das Öl der Samen und Früchte<strong>von</strong> Pflanzen während des normalen Lebenslaufs vor dem Verderb zu schützen.Den wichtigsten Vertreter dieser natürlichen "Antioxidantien, die auch in derLebensmittelkonservierung eingesetzt wer<strong>den</strong>, bildet das Vitamin E (Tocopherole,E 306 - 309), welches z.B. in großen Mengen in Weizenkeimöl (270mg/100 g) enthalten ist. Wie in der nachstehen<strong>den</strong> Abbildung gezeigt steigt mitzunehmendem Tocopherolgehalt <strong>von</strong> Ölen und Fetten auch deren Stabilitätgegen Oxidation. (F: Summe des Gehalts an ungesättigten Fettsäuren x Oxidationsstabilitätder einzelnen Fettsäuren)*) Vgl. G. Schwedt: Chemie und Analytik der Lebensmittelzusatzstoffe. Stuttgart 1986**) Nach: B. A. J. Sedlacek: Mechanismus der Wirkung <strong>von</strong> Ascorbylpalmitat und anderenAntioxidantien auf die Autoxidation der Fette. In: Die Nahrung 19.Jg (1975), S. 219 ff


Konserviernngsverfahren - Übersicht 43Natürlicher Tocopherolgehalt [9/kg ]1,2x Sojaöl1,00,8x Baumwollsaatöl0,6 xMaiskeimölx Sonnenblumenöl04 ,x Ru"bo"1Palmölxx Kakaobutterx Olivenölx Erdnußölx Schweineschma Izx Kokosöl2 4 6 8Zusammenhang zwischen natürlichem Tocopherolgehalt pflanzlicher Triglyceride undihrer Oxidationsstabilität *)Weitere natürliche Antioxidantien, <strong>den</strong>en aufgrund ihrer geringen Verfügbarkeitkeine Bedeutung bei der Lebensmittelkonservierung zukommt, bil<strong>den</strong> u.a.der Farbstoff Carotin, Sesamol aus Sesamöl und Extrakte aus Hafermehl.Ein anderes natürliches Antioxidans stellt das Vitamin C (L-Ascorbinsäure,E 300) dar, welches hauptsächlich gegen eine weitere oxidative Veränderungeines Lebensmittels eingesetzt wird: Das Bräunen <strong>von</strong> angeschnittenem Obstund Gemüse. Verantwortlich für diese Bräunung sind Enzyme, die nach derZellzerstörung beim Zerkleinern Sauerstoff auf die farblosen Phenole desLebensmittels übertragen. Dabei bil<strong>den</strong> sich Chinone, die im weiteren zu braunenPigmenten (ltPhlobaphene lt ) polymerisieren. **) Ascorbinsäure greift indiesen Reaktionsmechanismus ein, indem sie die gebildeten Chinone vor derenPolymerisation zu <strong>den</strong> entsprechen<strong>den</strong> Hydrochinonen reduziert.*) Nach: F. Timmermann: Tocopherole - AntioxidativeWirkung bei Fetten in Ölen. In:Henkel-Referate Nr. 27, 1991, S. 13**) Nach: A. Jäger: Vitamin C (Ascorbinsäure) als Antioxidationsmittel. In:Lebensmittelchemische Gesellschaft, Fachgruppe in der·GDCh (Hrsg.): Schulversuchemit Lebensmittelzusatzstoffen. Hamburg 1990


-44 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtAus dieser Reaktionsfolge wird ersichtlich, daß gebräunte Lebensmittel nurnoch einen sehr geringen Gehalt an natürlichem Vitamin C besitzen. Einhergehendmit dieser Vitaminminderung erfolgt die Zerstörung <strong>von</strong> lebensmittelcharakterisieren<strong>den</strong>Aroma- und Fa,bstoffen.Neben <strong>den</strong> natürlichen Antioxidantien wer<strong>den</strong> bei der Lebensmittelverarbeitungauch synthetische Antioxidantien eingesetzt. Die für Deutschland durch dieZusatzstoff-Zulassungsverordnung vom 20.12.1977 zugelassenen synthetischenAntioxidantien sind:OHHO OHHOhOHYHOOHOHCOOC SH 17Propylgallat (E 310) Octylgallat (E 311) Dodecylgallat (E 312)OCH 3 OCH CH 3 3 H C 3 OHH3öd-c~C 'tI \Q/CH3 ~ I \c~H3C C~OH f ..... CH3CH OH3 CH 3~~~Butylhydroxianisol (BHA) (E 320) Butylhydroxitoluol (BHT) (E 321)Die Wirkung <strong>von</strong> Antioxidantien kann durch sogenannte Synergisten erhöhtwer<strong>den</strong>. Dies kann zum einen dadurch geschehen, daß durch Zugabe <strong>von</strong> Komplexbildnern- z.B. Citronensäure (E <strong>33</strong>0), Milchsäure (E 270), Weinsäure(E <strong>33</strong>4) - die prooxidative Wirkung <strong>von</strong> oxidationsfördem<strong>den</strong> Stoffen (z.B.Metallspuren) durch Komplexbildung aufgehoben wird.


<strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersicht4SZum anderen kann durch Umsetzung zwischen zwei Antioxidantien (AH undBH) eine Regenerierung des ersten erfolgen: *)AH + ROO • ROOH + AA + BH ---.. AH + BZur Regeneration (BH) wird häufig Ascorbinsäure eingesetzt.N ach bestehendem Lebensmittelrecht dürfen in Deutschland nur bestimmtenLebensmitteln synthetische Antioxidantien zugesetzt wer<strong>den</strong>. Dies sind vorallem Lebensmittel, in <strong>den</strong>en Fette auf großen Flächen verteilt sind (z.B.Tomatensuppe, Kartoffeltrockenprodukte, Marzipan). Für die Gruppe dernatürlichen Antioxidantien und deren Synergisten gilt eine allgemeineZulassung.SterilisierenIm Iahre 1809 reichte N.F. Appert aufgrund einer Ausschreibung der französischen'Ackerbaugesellschaft' , in der nach der besten <strong>Konservierung</strong>smethodefür Lebensmittel gesucht wurde, die Beschreibung eines Verfahrens ein, welchesdie Erhaltung aller "animalischen und vegetabilischen Substanzen" übermehrere Iahre ermöglichen sollte. Eine Zusammenfassung dieser Beschreibungfindet sich bei LEUeHS (1820, S. 348):"Appert bringt <strong>den</strong> aujzubewahren<strong>den</strong>Körper in ein Gefäß (eineFlasche), verpfropft diese luftdicht, und setzt sie dann bestimmte Zeitder Hitze des sie<strong>den</strong><strong>den</strong> Wassers (in einem Wasserbade) aus. Indiesen wenigen Arbeiten besteht das ganze Veifahren, durch welchesfeste und flüssige Nahrungsmittel in ihrem natürlichen Zustande erhaltenwer<strong>den</strong> können. "Nach einer Überprüfung dieses Verfahrens durch eine Kommission, der auchGuy-Lussac angehörte, wurde Appert 1810 der ausgeschriebene Preis in Höhe<strong>von</strong> 12.000 Franc zuerkannt. Dieser gründete daraufhin in Paris die erste Konservenfabrik('Maison d' Appert'; sie existierte bis 19<strong>33</strong>) und legte damit <strong>den</strong>Grundstein für <strong>den</strong> Aufbau der Konservenindustrie.Das Appert'sche Verfahren wurde um die Iahrhundertwende in Süddeutschland<strong>von</strong> einem Fabrikanten namens Weck zum "Einwecken" (dieser Ausdruck erscheinterstmalig 1906 in Wecks Firmenzeitschrift 'Frischhaltung') <strong>von</strong> Obst,Gemüse und Fleisch übernommen.Eine wesentliche Verbesserung des Verfahrens erfolgte 1910 mit der Erfindungder Weißblechdose durch <strong>den</strong> Engländer P. Durent.*) Vgl. A. Seher: Fremde Stoffe - Antioxidantien. In: J. Scormüller (Hrsg.): Handbuch derLebensmittelchemie. Bd. 11/2. Berlin 1967


-46 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtKonservendosen-Deckelmaschine *)Leuehs (1820) ging da<strong>von</strong> aus, daß die konservierende Wirkung des Verfahrensauf einer "Verbindung des vorhan<strong>den</strong>en Sauerstoffes mit <strong>den</strong> oxydierbarstenTheilen des Körpers" beruht, wodurch dieser Körper "sich nicht zersetzenkann, weil die Luft, die ihn umgibt, kein Sauerstoffgas mehr enthält". Erst um1870 konnte Pasteur zeigen, daß bei der Erhitzung <strong>von</strong> Lebensmitteln dievermehrungsfähigen Formen <strong>von</strong> Mikroorganismen abgetötet wer<strong>den</strong>.Heute wer<strong>den</strong> je nach Lebensmittel unterschiedliche Möglichkeiten der Hitzesterilisationzur <strong>Konservierung</strong> verwendet:Langfristig haltbare (bis zu 5 Jahren) Vollkonserven (z.B. aus Obst, Pilzen,Gemüse) entstehen durch Erhitzen bei Temperaturen um l000 o C.Empfindliche Lebensmittel (z.B. Milch, Bier) wer<strong>den</strong> bei Temperaturen um65 0 C sterilisiert ('Pasteurisieren'). Hierbei wer<strong>den</strong> jedoch nur 90 - 99% derMikroorganismen abgetötet, so daß bspw. Milch nur einige Tage haltbar bleibt.Eine vollkommene Keimfreiheit bei Milch kann durch ein weiteres Verfahren,der Uperisation (aus Ultrapasteurisation), erreicht wer<strong>den</strong>. Dazu wird Milch ineinem Düsensystem durch Einblasen <strong>von</strong> überhitztem Wasserdampf erhitzt undsofort i~ Vakuum entspannt. Dabei verdampft das durch <strong>den</strong> Dampf in dieMilch gelangte Wasser, wodurch diese augenblicklich wieder abkühlt und sonur maximal eine halbe Sekunde auf 130 - 150 0 C erhitzt wird. Die so behandelteMilch (H-Milch) ist bei keimfreier Aufbewahrung lange unveränderthaltbar.*) Die Maschine befindet sich im Besitz <strong>von</strong> Frau Desch, Laubach-Wetterfeld. Mit dieserMaschine wur<strong>den</strong> bzw. wer<strong>den</strong> die wurstgefüllten Konservendosen des ortsansässigenMetzgers 'gedeckelt'.


<strong>Konservierung</strong>sverfahren - Übersicht 47Behandeln mit ionisierender StrahlungDie ersten Untersuchungen zur Lebensmittelkonservierung mittels Bestrahlungmit ionisierender Strahlung (energiereiche Photonen- oder Korpuskularstrahlenionisieren zufällig getrofferie Atome oder Moleküle) erfolgten Ende der 40erJahre in <strong>den</strong> USA. Hier suchte das Militär nach bei jeder Aufbewahrungsartlange haltbaren Lebensmittelkonserven.Neben der Durchführung eigener Untersuchungen (ab 1943 am U.S. ArmyResearch and Development Center) erteilte das Militär auch Forschungsaufträgean Universitäten (z.B. Universität <strong>von</strong> Michigan) und Forschungszentren(z.B. Massachusetts Institute of Technology). Diese Forschungen, die zeitverzögertauch in der ehemaligen UdSSR, Kanada, Japan und einigen europäischenLändern aufgenommen wur<strong>den</strong>, führten 1958 zur ersten Freigabe derBestrahlung für ein Lebensmittel (Kartoffel) in der ehemaligen UdSSR. WeitereZulassungen folgten in <strong>den</strong> USA (Weizen, Weizenmehl (1963) und Kartoffeln(1964» und Kanada (Kartoffeln (1964». Die in diesem Zeitraum erteilteGenehmigung für die Bestrahlung <strong>von</strong> Dosenschinken in <strong>den</strong> USA wurde 1969aufgrund <strong>von</strong> negativ verlaufenen Fütterungsversuchen an Mäusen, Ratten undHun<strong>den</strong> (erhöhte Sterblichkeit der Nachkommen, Verminderung der Zahl derroten Blutkörperchen, Cancerogenitätsverdacht) wieder zurückgenommen.N ach ausführlichen internationalen Diskussionen in <strong>den</strong> 70er Jahren kamen1980 die Internationale Atomenergie-Agentur, die WeltgesundheitsorganisationWHO und die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO zu dem Schluß, daßLebensmittelbestrahlung unbe<strong>den</strong>klich und weitere Untersuchungen nicht mehrerforderlich seien.Trotz dieser positiven Beurteilung ist das Bestrahlen <strong>von</strong> Lebensmitteln und derHandel mit derart behandelter Ware nicht nur in Deutschland bis heute verboten.Einige wenige Staaten (z.B. die Niederlande, Belgien, Südafrika, Israel)haben die Bestrahlung für einige Lebensmittel freigegeben. Hierbei, liegt in <strong>den</strong>Niederlan<strong>den</strong> die großzügigste Genehmigung vor: Mindestens 14 unterschiedlicheLebensmittel (z.B. Erdbeeren, Gewürze, Fische, Reis, Roggenbrot) dürfendurch Bestrahlung konserviert wer<strong>den</strong>.Da im Zuge der Schaffung eines Europäischen Binnenmarktes ab 1993 mitallen in einem EG-Land zugelassenen Lebensmitteln, auch in <strong>den</strong> anderen EG­Mitgliedsländern gehandelt wer<strong>den</strong> darf, wird zur Zeit in Brüssel darüber verhandelt,inwieweit die Bundesregierung verpflichtet ist, das bestehende Bestrahlungs-und Handelsverbot aufzuheben bzw. zu entschärfen.Die großen Meinungsverschie<strong>den</strong>heiten auch innerhalb der Fachwelt bezüglichder gesundheitlichen Unbe<strong>den</strong>klichkeit der Lebensmittelbestrahlung resultierennicht zuletzt aus der Tatsache, daß die benötigten Strahlen (Gamma-Strahlen)durch radioaktives Material (Kobalt-60) erzeugt wer<strong>den</strong> müssen. Die zu bestrahlen<strong>den</strong>Lebensmittel wer<strong>den</strong> daher ferngesteuert in einen Bestrahlungsraum


-48 Konserviernngsverfahren - Übersichttransportiert und bis zu. meheren Stun<strong>den</strong> um die Strahlungsquelle geführt. Diedabei eingesetzten Dosen überschreiten um ein. Vielfaches die für <strong>den</strong> Menschengeltende Letaldosis (vgl. Tabelle S. 50).Die Auswirkungen der Strahlenbehandlung auf die Lebensmittel und die Ernährungssituationdes Menschen wer<strong>den</strong> unterschiedlich beurteilt. Unumstrittensind folgende Effekte nach einer Strahlendosis über 10 kGy (Kilo-Gray):Vitamine (besonders A, BI, D, E und K) wer<strong>den</strong> zu 60 % abgebaut.Fütterungsversuche haben gezeigt, daß eine Ernährung mit ausschließlichbestrahlter Kost zu Mangelerscheinungen (z.B. negative Einflüsse aufWachstum und Fertilität) führt.Entstehung <strong>von</strong> Verbindungen, die Veränderungen der Geruchs- und Geschmackseigenschaftendes Lebensmittels hervorrufen.Depolymerisation <strong>von</strong> Makromolekülen, die mit einer Senkung der Viskositätund einer Erhöhung löslicher Produkte verbun<strong>den</strong> ist. Die Folge istmatschiges Obst.Stimulation der nichtenzymatischen Bräunung. Betroffen hier<strong>von</strong> ist hauptsächlichMilch; Bräunungsschä<strong>den</strong> sind allerdings auch bei Obst undGemüse verbreitet.Kontroverse Ansichten existieren jedoch in Bezug auf die im folgen<strong>den</strong> dargestelltenGegenargumente zur Lebensmittelbestrahlung .Neben dem nachgewiesenen Nährwertverlust können bei bestrahlten Lebensmittelntoxisch wirkende Substanzen ("Radiotoxine ") entstehen, die allerdingsrelativ instabil und nach einigen Monaten abgebaut sein sollen. Die Anwendbarkeitbei Frischwaren ist dadurch absolut in Frage gestellt.Neben der Bildung neuer Substanzen stellt auch die Existenz <strong>von</strong> Bakterien undViren in Lebensmitteln ein gesundheitliches Risiko dar. So variiert bspw. dieStrahlenempfindlichkeit <strong>von</strong> Bakterien enorm, was dazu führen kann, daßdurch die Bestrahlung nur eine partielle Entkeimung erreicht wer<strong>den</strong> kann undsich die verbleiben<strong>den</strong> (meist pathogenen) Mikroorganismen aufgrund des Verlusts<strong>von</strong> Gegenspielern verstärkt ausbreiten. Ebenso kann bereits verdorbeneWare durch Bestrahlung so geschönt wer<strong>den</strong>, daß der Verderb nicht mehr zuerkennen ist.Die Auswirkungen auf <strong>den</strong> menschlichen Organismus nach Verzehr bestrahlterNahrung sind nicht bekannt. Nach<strong>den</strong>klich stimmen jedoch die <strong>von</strong> Herzog(1984) aufgeführten Untersuchungsergebnisse sowjetischer und japanischerForscher, in <strong>den</strong>en das Vergiften der Versuchstiere durch Verfütterung bestrahlterKost beschrieben wird. Ebenso haben amerikanische Untersuchungennicht ausschließen können, daß sich die Zahl der weißen Blutkörperchen beiVersuchstieren nach Verfütterung bestrahlter Kost vermindert und der dadurchverursachte Immunsystemdefekt negative Auswirkungen auf die Niere hat.


Konserviemngsverfahren - Übersicht49Aus: Erziehung und Wissenschaft, H. 7/1992 (letzte Umschlagseite)Aufgrund dieser ungeklärten Situation ist es verständlich, daß sowohl Verbraucherals auch Wissenschaftler mit Sorge auf die Schaffung des EuropäischenBinnenmarktes blicken und eine Absicherung des in Deutschlandgelten<strong>den</strong> Gesetzes fordern.


-50 <strong>Konservierung</strong>sverfahren - ÜbersichtEffekte ionisierender Strahlung auf verschie<strong>den</strong>e Organismen *)Strahlendosis Letaldosis fürinkGyAnwendungZiel0.05 - 0.01 Menschen undhöhere Tiere0.01 - 0.40.2 - 1.0 Insekten1.0 - 5.0Keimhemmung beiKartoffeln, Yams,Karotten, Zwiebelnund KnoblauchDesinfektion <strong>von</strong>Getreide, Mehl,Kaffee, Trockenobstund FuttermittelnHaltbarkeitsverlängerung<strong>von</strong> Obst,Gemüse und Pilzen3.0 - 10 die meisten Haltbarkeitsverlän-Hefen, Bakterien, gerung <strong>von</strong> FleischSchimmelpilze Gedoch nur in Verbinunddung mit Erhitzen),Salmonellen Fisch, Fleisch- undFischwaren, Geflügel,Obstsäfte10 -70 alle Bakterien Sterilisation <strong>von</strong> LV/VM/KMeinschließlich Fleisch, Fisch,Bakteriensporen Geflügel, Gewürze,Gelatine, Enzympräparate10 - 150 VirenLV/VMVMLV/VMLV/VM/KMLV: Lagerzeitverlängerung / VM: Verlustminderung / KM: Keimminderung*) In Anlehnung an: H. Seidler: Strahlenbehandlung <strong>von</strong> Lebensmitteln. In: L. Rosival u.a.(Hrsg.): Fremd- und Zusatzstoffe in Lebensmitteln. Leipzig 1978; und: KATALYSEUmweltgruppe (Hrsg.): Was wir alles schlucken. Reinbek 1985


Lebensmittelkonservierung und Gesundheit 51Lebensmittelkonservierung und Gesundheit<strong>Konservierung</strong>stoffe und -verfahren für die Haltbarmachung <strong>von</strong> Lebensmittelwur<strong>den</strong> unter Gesundheitsaspekten schon immer ambivalent beurteilt. Demoffensichtlichen Nutzen wur<strong>den</strong> zu allen Zeiten mögliche Risiken gegenübergestellt.So äußerte Anfang des 18 . Jahrhunderts der aus Halle stammendeMedizinprofessor F. Hoffmann (1660-1742), daß der Genuß <strong>von</strong> geräuchertemoder gepökelten Fleisch "physiologisch ungünstig" sei.Eine ähnliche Auffassung vertrat 1784 der Straßburger Arzt undPharmakologe J.R. Spielmann: geräuchertes Fleisch sei gesundheitlichbe<strong>den</strong>klich, da "durch das Räuchern das Fleisch wie mit einemFirnis überzogen wird" . *)Eine Intensivierung der medizinischen Forschungen zur Aufklärung desZusammenhangs zwischen der Aufnahme <strong>von</strong> als <strong>Konservierung</strong>smittel zugelassenenSubstanzen mit der Nahrung und der Auslösung <strong>von</strong> Krankheitenerfolgte in <strong>den</strong> letzten Jahrzehnten, insbesondere als Folge internationalerAktivitäten: Mit der 1948 gegründeten 'World Health Organisation' (WHO)begann der Versuch, für alle Nationen und Staaten minimale hygienische,medizinische und ernährungsphysiologische Standards zu definieren undmöglichst auch durchzusetzen.In der Zwischenzeit hat die WHO zahlreiche Richtlinien herausgegeben, <strong>von</strong><strong>den</strong>en einige auch <strong>den</strong> Bereich der <strong>Konservierung</strong>sstoffe (und anderer Nahrungsmittelzusatzstoffe)betreffen. Wie für andere Chemikalien und eine Reihe<strong>von</strong> toxischen Substanzen wurde für <strong>Konservierung</strong>sstoffe eine Art medizinischbegründeter Grenzwerte aufgestellt, die sogenannten ADI-Werte. Damit wirdder acceptable daily intake, also ein Grenzwert für die tägliche Aufnahme einerbestimmten Substanz mit der Nahrung definiert. Um vom ADI-Wert (in mg/kgKörpergewicht) zu der für ein Nahrungsmittel zulässigen Höchstmenge zu gelangen,müssen der Verzehr dieses Nahrungsmittels pro Person und Tag abgeschätztund bestimmte (regionale) Ernährungsgewohnheiten berücksichtigt we,r<strong>den</strong>.Es ist leicht erkennbar, daß dieses Verfahren sehr unscharf ist (z.B. wegender Nichtberücksichtigung <strong>von</strong> besonders gefährdeten Personengruppen: Alte,Kranke, Kinder) und nur zu groben Anhaltspunkten führen kann.Während über ADI-Werte oder Höchstmengenverordnungen eventuelle negativeWirkungen auf Herz, Kreislauf und innere Organe begrenzt wer<strong>den</strong> können,ist dies im Bereich <strong>von</strong> Krebserkrankungen und Allergien nicht möglich.Die Forschungsergebnisse hierzu sind noch widersprüchlich; einige Ten<strong>den</strong>zensollen im folgen<strong>den</strong> dargestellt wer<strong>den</strong>.*) Zit. nach: K. Möhler: Das Räuchern. Alzey 1978


-52 Lebensmittelkonserviemng und GesundheitLebensmittelkonservierung und KrebserkrankungenDen Forschungsstand Anfang der 80er Jahre beschreibt der KrebsforscherWagner vorsichtig wie folgt:"Die Rolle unserer Ernährung beim Zustandekommen <strong>von</strong> Krebserkrankungenliegt noch weitgehend im dunkeln. . .. Die Schwierigkeiteneiner ätiologischen Krebsforschung -lange Latenzzeit,komplizierte multifaktorielle Zusammenhänge - erklären unserennoch immer als unbefriedigend zu bezeichnen<strong>den</strong> Wissensstand. (. .. )(Es existieren) EinzelbeJunde und epidemiologische Hinweise, daßfür bestimmte Krebsformen mit unserer Nahrung zugeführte Stoffe. eine Rolle zu spielen scheinen. ,,*)Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang auch auf die Probleme, die sichbei der Deutung <strong>von</strong> Ergebnissen aus Tierversuchen und deren Übertragung auf<strong>den</strong> Menschen ergeben.Eine prinzipielle Schwierigkeit stellt die Abschätzung des Gesundheitsrisikosfür <strong>den</strong> Menschen bei Aufnahme <strong>von</strong> möglicherweise cancerogenen Substanzen,dar. Im Gegensatz zu toxischen Stoffen, deren Wirkungen häufig reversibelsind und für die ein no-effect-Ievel und somit Höchstmengen für die Aufnahmefestgelegt wer<strong>den</strong> können, kann für krebserregende Substanzen kein Grenzwertangegeben wer<strong>den</strong>. Prinzipiell kann jedes einzelne Mölekül eines solchen Stoffeszum Auslöser eines Karzinoms wer<strong>den</strong>; höhere Konzentrationen erhöhendie Wahrscheinlichkeit der Erkrankung. **) Insgesamt stellt sich das Gebiet derKrebserkrankungen als immer noch wenig aufgeklärt und unübersichtlich dar.Für die Krebsentstehung selbst wer<strong>den</strong> eine Reihe unterschiedlicher Prozesseangenommen, <strong>von</strong> <strong>den</strong>en die bei<strong>den</strong> wichtigsten im folgen<strong>den</strong> aufgeführt sind:- Cancerogene Substanzen sind in der Lage, Sauerstoffradikale zu bil<strong>den</strong>,welche zu unerwünschten Oxidationsreaktionen (z.B. an der DNA) führen.- Cancerogene können auf unterschiedlichste Weise mit Makromolekülen innerhalbder Zellstrukturen reagieren und irreversible Veränderungen herbeiführen,die zur Entartung der normalen Zellen führen.Die wichtigsten cancerogenen Substanzen, die über die Lebensmittelkonservierungin die menschliche Nahrung gelangen, sind Nitrosamine und PAKs.NitrosamineNitrosamine sind Verbindungen,die eine an einem Stickstoff atomgebun<strong>den</strong>e Nitrosogruppe besitzen.*) G. Wagner: Krebs und Ernährung. In: Der Kassenarzt 20 Jg. (1980), S. 1751**) VgI.: AG Naturwissenschaften sozial: Weltmacht Drogen. <strong>Materialien</strong> zu einer<strong>Unterricht</strong>sreihe. Bd. 30. Marburg 1991, S. 59 ff


Lebensmittelkonservierung und Gesundheit 53Nitrosamine gehören zu <strong>den</strong> stärksten heute bekannten chemischen Cancerogenen.Ihre Fähigkeit, bösartige Tumoren auszulösen, ist im Tierversuchreproduzierbar bestätigt wor<strong>den</strong>, und zwar bei nahezu allen getesteten Tierartenund für praktisch alle tierischen Organe. Die gebildeten Konzinome entsprechenin ihrem "histologischen Aufbau oft verblüffend <strong>den</strong> aus der menschlichenKlinik bekannten Bildern". *) Neuere Untersuchungen haben die Vermutungerhärtet, daß einige menschliche Krebsarten wie Magen- und Speiseröhrenkrebs<strong>von</strong> Nitrosaminen ausgelöst wer<strong>den</strong> können.Die Auslösung <strong>von</strong> Krebserkrankungen durch Nitrosamine erfolgt vermutlichindirekt durch eine Alkylierung <strong>von</strong> Aminosäuren. Die reaktiven Carbeniumionenerstehen aus einem Nitrosamin nach folgendem Schema: **)H~,_____ _N.JH + HOJ-N-OH~/ ~----.....Il-HoOH 3 C'N-NODimethylnitrosaminH 3 C J enzymatische HydroxylierungH 3 C,H N-NO a-Hydroxynitrosamin, /H/~H1Bildung eines Nitrosamins auseinem sekundären Amin und Nitritbzw. Salpetriger SäureEnzymatische Hydroxylierung desNitrosamins im Körper am a-C-AtomSpaltungH 3 C- N=N-OH1 ~~:oH 3C-N::N$1H 3 c& + N 2~ Methylierungz.8. <strong>von</strong> GuaninDiazohydroxidDiazoniumionBildung <strong>von</strong> Diazoalkan (Diazomethan)= starkes AlkylierungsmittelAlkylierung einer Aminosäure(und damit Veränderungdes genetischen Materials)*)**)R. Preussmann: Potentielle Kanzerogene in Nahrungsmitteln. In: Der Kassenarzt 20.Jg.(1980), S. 1882Nach: K. Möhler: Krebs und Ernährung. In: Umschau 77.Jg. (1977), S. 236 ff;sowie: P. Rademacher: Chemische Carzinogene. In: Chemie in unserer Zeit 9.Jg.(1975), S. 79 ff


-54 Lebensmittelkonservierung und GesundheitNitrosamine bil<strong>den</strong> sich entweder im Lebensmittel oder im menschlichen Organismus(Magen-Darm-Trakt) als Folge <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sverfahren bzw. desZusatzes <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>smitteln, und zwar bei der Reaktion <strong>von</strong> sekundärenAminen mit salpetriger Säure (HN02), welche sich im sauren Medium ausNitrit bildet.Die in Lebensmitteln nachweisbaren Nitrosamine sind hauptsächlich Nitrosodimethylamin(NDMA) und Nitrosodiethylamin (NDEA). Sie wer<strong>den</strong> vorwiegendin gepökelten Fleischerzeugnissen (nach Behandlung mit Nitrat bzw.Nitrit) und Erzeugnissen aus Fisch und Seetieren gefun<strong>den</strong>.Nachgewiesen wurde NDMA erstmalig 1964, nachdem Anfang der 60er Jahrein Norwegen bei Wiederkäuern, die mit nitritbehandeltem Heringsmehlgefüttert wor<strong>den</strong> waren, schwere Leberschä<strong>den</strong> auftraten. Der Erstnachweis<strong>von</strong> NDEA folgte 1966 in Weizenmehl, pasteurisierter Milch und Käse.Nitrat - Nitrit - NitrosaminBei gleichzeitiger Aufnahme <strong>von</strong>* nitrithaltiger Nahrung (z.B. gepökeltes Fleisch) und* Lebensmitteln, die reich an sekundären Aminen sind (z.B. Fisch,Fruchtsäfte, gekochte proteinhaltige Lebensmittel)können im sauren Milieu des menschlichen Magen-Darm-Trakts Nitrosamine(hauptsächlich NDMA und NDEA) nach oben beschriebenen Mechanismusgebildet wer<strong>den</strong>.Auch bei der Aufnahme <strong>von</strong> nitrathaltiger Nahrung (z.B. Rote Beete, Sellerie,Salat, Spinat, Rettich, Rhabarber) kommt es zu dieser Reaktion, daNitrat in einem endogenen Prozeß zu Nitrit reduziert wer<strong>den</strong> kann:"Aus der Nahrung aufgenommenes Nitrat wird nach Resorption undVeneilung im Blut teilweise wieder über die Speicheldrüsen'in die Mundhöhle ausgeschie<strong>den</strong> und don <strong>von</strong> der Mundhöhlenjlorazu Nitrit reduzien. "*)Zur Vermeidung der Entstehung <strong>von</strong> Nitrosaminen sind verschie<strong>den</strong>e Maßnahmenmöglich:- Reduzierung des Nitratgehaltes in pflanzlichen Lebensmitteln:Durch starke, stickstofforientierte Düngung im Rahmen eines intensiviertenGemüseanbaus ist der Nitratgehalt in pflanzlichen Lebensmitteln enormgestiegen. Eine Verringerung der Düngung könnte dieser Entwicklungentgegenwirken.*) R. Preussmann, a~a.O., S. 1895


Lebensmittelkonservierung und Gesundheit 55- Reduzierung des Nitritgehaltes in gepökelten Lebensmitteln:Wie die gesetzlich geregelte Verarbeitungspraxis <strong>von</strong> Fleisch in Norwegengezeigt hat, kann der Zusatz <strong>von</strong> Nitrit auf ein Minimum reduziert wer<strong>den</strong>,ohne daß dies negative Auswirkungen auf die Haltbarkeit der verarbeitetenLebensmittel hat.- Hemmung der Nitrosaminbildung:Ascorbinsäure reagiert bevorzugt mit Nitrit und hemmt dadurch dieNitrosaminbildung kompetitiv. Auch gibt es Hinweise auf eineanticarcinogene Wirkung der Ascorbinsäure. Dies hat dazu geführt, daßAscorbinsäure vermehrt als Pökelhilfsstoff eingesetzt wird.- Vielseitige Gestaltung der Ernährung und gegebenenfalls Vermeidungbestimmter Speisenkombinationen untereinander sowie Verzicht aufgepökelte Nahrungsmittel und hoch nitratbelastetes Treibhausgemüse.Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (pAK)Der wichtigste in Lebensmitteln zu fin<strong>den</strong>decancerogene PAK ist das Benzo(a)pyren. Esentsteht wie alle PAK hauptsächlich bei derunvollständigen Verbrennung organischerSubstanzen. Im Tierversuch zeigt es deutlichcarzinogene Eigenschaften, wobei die äußereWirkung deutlicher ist als die auf Magen oder Darm.BenzoCaJpyrenEpidemiologische Studien zeigen einen ausgeprägten Zusammenhang zwischenKrebserkrankungen und der Häufigkeit der Verzehrs <strong>von</strong> geräucherten (undbenzo( a)pyrenhaltigen) Lebensmitteln.So wird die hohe Erkrankungsrate an Magenkrebs in Island mit dem häufigenKonsum <strong>von</strong> geräuchertem Fleisch und geräuchertem Fisch in Zusammenhanggebracht.Ebenso scheint der bevorzugte Verzehr <strong>von</strong> Räucherfisch Grund dafür zu sein,daß baltische Fischer in Ungarn und der ehemaligen Sowjetunion viermal so oftan Krebs des Magen-Darm-Trakts erkranken und dreimal häufiger an Krebssterben als die vergleichbare Inlandsbevölkerung .Lebensmittelkonservierung und AllergienDie Frage, inwieweit chemische <strong>Konservierung</strong>sstoffe allergische Reaktionenauslösen, war lange Zeit Gegenstand <strong>von</strong> heftigen Auseinandersetzungen in derMedizin. Während sich früher in der Literatur nur vereinzelt Hinweise auf eineentsprechende Reaktionen fan<strong>den</strong>, kann heute als sicher gelten, daß zumindestdie Benzoesäure und ihre Salze ein hohes allergenes Potential besitzen. So wirdu.a. berichtet, daß Asthmatiker besonders empfindlich auf Benzoate reagieren,


56 Lebensmittelkonservierung und Gesundheitund zwar nicht nur auf der Nahrung zu <strong>Konservierung</strong>szwecken zugesetzte sondernauch natürlicherweise (z.B. in verschie<strong>den</strong>en Beerensorten) enthaltene. *)Tatsächlich besteht über die Wirkungsweise <strong>von</strong> chemischen Substanzen,. z~<strong>den</strong>en auch die <strong>Konservierung</strong>sstoffe zählen, im menschlichen Körper noch .immer Unsicherheit. Deutlich wird dies u.a. an der Unterscheidung zwischenI Allergie I und I Pseudoallergie I • Beide zeigen prinzipiell ähnliche Symptome,wer<strong>den</strong> jedoch verschie<strong>den</strong> interpretiert:Während mit Allergie die spezifische Reaktion des Immunsystems auf Substanzenbezeichnet wird, welche aufgrund ihrer molekularen Struktur in der Lagesind, eine Reaktion auszulösen, versteht man unter Pseudoallergie eineUnverträglichkeitsreaktion, die nicht an einen Immunmechanismus gekoppeltist. Bei einer Allergie sind stets Antikörper im Blut nachweisbar, auch genügenäußerst kleine Substanzmengen zur Auslösung der Symptome. Die Pseudoallergieist eher als fehlgesteuerter Stoffwechselprozeß zu verstehen, bei dem nachAufnahme eines Reizstoffes im Körper Substanzen gebildet wer<strong>den</strong>, die wiederumzu Erscheinungen wie Hautreaktionen, Schwellungen, Unruhe u.ä. führen.Entsprechend ist das Ausmaß der Reaktion <strong>von</strong> der aufgenommenen Mengeeines Stoffes abhängig.Durch verbesserte Untersuchungs metho<strong>den</strong> konnte in letzter Zeit jedoch ineinigen Fällen gezeigt wer<strong>den</strong>, daß auch im Bereich der Reaktionen aufNahrungsmittel und Nahrungsmittelzusatzstoffe Antikörper auftreten, es sichalso um eine Allergie im klassischen Sinn handeln könnte.Neben Benzoesäure und ihren Estern (PHB-Ester) gelten insbesondere dasSulfit (Natriumbisulfit E 222) und einige Antioxidantien als allergieverdächtig.In der Regel reagieren Menschen mit einer Unverträglichkeit gegen <strong>Konservierung</strong>sstoffeauch auf andere Allergene, z.B. Blütenpollen. Oder umgekehrt:Viele Allergiker haben auch Schwierigkeiten im Bereich der Ernährung.Ernstzunehmende Kritiker weisen unter dem Eindruck zunehmender Allergieerkrankungenseit langem darauf hin, daß im Nahrungsmittelbereich aber auchin vielen anderen Lebensbereichen ungezählte und nur wenig bekannte undbzgl. ihrer physiologischen Verträglichkeit untersuchte synthetische Substanzenauf <strong>den</strong> Körper einwirken und so <strong>den</strong> Streß für das Immunsystem erhöhen, mitder Gefahr einer Überreaktion in Form allergischer Erscheinungen. Wenn auchnicht immer realisierbar, so sollte zumindest im bei der eigenen Ernährung aufein Minimum an Zusatzstoffen geachtet wer<strong>den</strong>. Dabei stellen die (zugelassenen)Farbstoffe jedoch offensichtlich ein größeres Problem dar als die <strong>Konservierung</strong>sstoffe.*)Vgl. z.B.: M. Häberle: Pseudoallergische Reaktionen auf <strong>Konservierung</strong>s- undFarbstoffe. In: Ernährungs-Umschau 36 (1989), S. 8 ff.. H. Allepp, St. Vieths:Probleme der Nahrungsmittelallergie. In: Deutsche Lebensmittel-Rundschau 88 (1992),S. 171 ff.. Katalyse (Hrsg.): Was wir alles schlucken. a.a.O.


Experimente, praktische Versuche, Untersuchungen57Vorbemerkungenzu <strong>den</strong> Experimenten, praktischen Versuchen und Untersuchungenmit <strong>Konservierung</strong>sstofTen und -verfahrenDie Reihenfolge der Vorschläge für Experimente, praktische Versuche undUntersuchungen folgt der des allgemeinen Teils.Aufgenommen wur<strong>den</strong> Vorschläge mit ganz unterschiedlichem Charakter:- handlungs- und alltags orientierte <strong>Konservierung</strong>sverfahren- historische Texte zu klassischen Konserv~erungsverfahren- einfache Nachweise der konservieren<strong>den</strong> Wirkung bestimmter Stoffe- qualitative und (halb-) quantitative Verfahren zur Bestimmung einzelnerLebensmittelzusatzstoffe .Die ausgeführten Vorschläge sind sämtlich erprobt, zum überwiegen<strong>den</strong> Teilauch in der Schulpraxis .Die detaillierten Anleitungen eignen sich z. T. auch für <strong>den</strong> Einsatz als Schülerarbeitsblätter. Inwieweit die vorgeschlagenen Versuche jedoch mit einer konkretenLerngruppe selbständig durchgeführt wer<strong>den</strong> können, muß die betreuendeLehrkraft unter Abwägung der tatsächlichen Umstände (praktische Vorerfahrungen,Gruppengröße etc.) und der gelten<strong>den</strong> Sicherheitsvorschriften entschei<strong>den</strong>.Soweit gefährliche Stoffe verwendet wer<strong>den</strong> sollen, dürfen die Versuchenur <strong>von</strong> qualifizierten FachlehrerInnen durchgeführt bzw. angeleitet wer<strong>den</strong>.Im übrigen gelten die Regelungen der TRSG 450 vom 20.3.1989 bzw. die dazuerlassenen Länderbestimmungen.Besondere Vorsicht ist beim Umgang mit verschimmelten bzw. verdorbenenLebensmitteln geboten. Es besteht Vergiftungsgefahr!Soweit jedoch nicht anders vermerkt können die nach <strong>den</strong> Arbeitsvorschlägenhergestellten konservierten Lebensmittel unbe<strong>den</strong>klich konsumiert wer<strong>den</strong>.Da sich die <strong>Materialien</strong> an LehrerInnen <strong>von</strong> der beginnen<strong>den</strong> Sekundarstufe Ibis zum Ende der Sekundarstufe 11 richten, weisen die Darstellungen unterschiedlichefachliche Tiefe auf. Die angegebenen Formeln sind zunächst alsInformation für die betreuen<strong>den</strong> Lehrkräfte zu verstehen. Im <strong>Unterricht</strong> derOberstufe kann im Einzelfall ein Reaktionsmechanismus auch mit <strong>den</strong> SchülerInnenbe- bzw. erarbeitet wer<strong>den</strong>. Für das grundsätzliche Verständnis dermeisten Nachweisreaktionen ist die Kenntnis der Mechanismen jedoch nichtVoraussetzung.


-58 Experimente: TrocknenDas TrocknenTl: Die Kartoffelchips der Inkas" ... Mc Neish und Kollegen liefern weiteres Belegmaterial, das aufzeigt,welchen Nährwert sie (die Trockenkartoffeln) schon für frühereBewohner Perus etwa um 3800 v. ehr. mit Sicherheit besessen haben.Die archöologischen Feldforschungen haben auch prähistorischeVorratslager <strong>von</strong> chuflo (chuflos - dehydrierte+) Trockenkartoffeln,eine Art 'Kartoffelkonserve' also) aufgedeckt . ... Man setzt dieKartoffeln über Nacht strengem Frost aus, dann stampft man sie mit<strong>den</strong> Füßen ein, um die Flüssigkeit auszupressen, schließlich wer<strong>den</strong>sie <strong>den</strong> ganzen Tag über der Sonne und <strong>den</strong> trocknen<strong>den</strong> Win<strong>den</strong>preisgegeben. Dieser Trocknungsprozeß dauert 4, 5 Tage. " *)Herstellen <strong>von</strong> Kartoffelchips :<strong>Materialien</strong>:1 Messer, 1 Gefrierdose, Trockenschrank, Gefrierschrank, Alufolie,Papierhaushaltstücher, KartoffelnZeit: 20 Minuten / 1 Woche (Wartezeit)Versuchsanleitung:Kartoffeln wer<strong>den</strong> geschält und in sehr dünne Scheiben geschnitten. DieScheiben wer<strong>den</strong> in eine Gefrierdose gegeben und unverschlossen überNacht eingefroren. Am nächsten Tag läßt man die Scheiben antauen, nimmtsie vorsichtig auseinander und legt sie einzeln auf Papiertücher. Nun wer<strong>den</strong>durch Druck mit der Hand und unter Verwendung weiterer Tücher dieScheiben gepreßt, bis sie keine Flüssigkeit mehr abgeben. Anschließendwer<strong>den</strong> die Scheiben so in einen mit Alufolie ausgelegten Trockenschrankgegeben, daß sie sich nicht berühren und etwa eine Woche bei 40 0 Cgetrocknet.Anmerkung:Wer<strong>den</strong> die Kartoffelscheiben nicht sorgfältig ausgepreßt, sind sie nach demTrocknen schwarz, da der Preßsaft (Per)Oxidasen enthält, die an der Luftdunkelgefärbte Produkte bil<strong>den</strong>.+ ) 'dehydriert': gemeint ist hier der Entzug <strong>von</strong> Wasser*) Aus: P. u. D.R. Brothwel1: Kulturgeschichte der Ernährung. Mainz 1984, S. 153


Experimente: Trocknen 59Kommentar:Bei der Gestaltung des Versuches wurde ~erücksichtigt, daß <strong>den</strong> SchülerInnengetrocknete Kartoffeln in Form <strong>von</strong> Kartoffelchips aus ihrem Alltag bekanntsind. Daher wird nicht mit ganzen Kartoffeln sondern mit dünnen Kartoffelscheibengearbeitet.Das Gefrieren der Kartoffeln führt zunächst zu einer Zerstörung der Zellen;dies erleichtert das nachfolgende Auspressen des Wasser. Des weiteren verdunstetbeim offenen Einfrieren bereits ein kleiner Teil des Wassers aus <strong>den</strong>Kartoffeln; es stellt alsoeine Art Gefriertrocknungdar. Die durch das weitereDörren <strong>von</strong> der vorgetrocknetenKartoffelscheibenerhaltenen Kartoffelchipssind auch ohne Gewürze sehrschmackhaft.Eine mittelgroße Kartoffelergibt etwa 7 g Chips.T 2 : Trockenpilze bei <strong>den</strong> Yosemite-IndianernAus verschie<strong>den</strong>en Quellen geht hervor, daß die Yosemite-IndianerPilze blättrig schnitten und trockneten. Zum Essen wur<strong>den</strong> diesegekocht und mit Salz gegessen oder als Pilzsuppe zubereitet.Herstellung <strong>von</strong> Trockenpilzen<strong>Materialien</strong>:1 Messer, Trockenschrank, Alufolie, Papierhaushaltstücher ,frische ChampignonsZeit: 3 Stun<strong>den</strong> (incl. Trockenzeit)Versuchsanleitung:Die Champignons wer<strong>den</strong> sorgfältig gesäubert und in Scheiben geschnitten.Die Pilzscheiben wer<strong>den</strong> dann auf einer Alufolie locker ausgelegt undmitsamt der Folie in einen Trockenschrank gelegt.Zunächst wird bei 40°C getrocknet; nach 30 Minuten wird die Temperaturauf 70°C erhöht und weitere zwei Stun<strong>den</strong> getrocknet.


-60Experimente: TrocknenKommentar:Das Dörren <strong>von</strong> frischen Champignons istrecht einfach und läßt auch ungeübte Schülergruppenschnell zu einem Ergebnis kommen.300g frische Pilze ergeben etwa 8 g Trockenpilze.Lohnend ist es auch, mit <strong>den</strong> selbst hergestelltenDörrpilzen eine Pilzsuppe zuzubereiten.T 3 : Trocknen <strong>von</strong> FleischDie Haltbarmachung <strong>von</strong> Fleisch durch Trocknen ist <strong>von</strong> vielenVölkern bekannt. Je nach Klimazone wurde Fleisch in der Sonnenhitzeoder in der Kälte (gefrier-)getrocknet.Herstellung <strong>von</strong> Trockenfleisch (Pemmikan) *)<strong>Materialien</strong>:Holzstäbchen, eventuell ein Stück Blech, fettfreies Rindfleisch,MaismehlZeit: Je nach Sonnenschein einige Stun<strong>den</strong>Versuchsanleitung:Fettfreies Rindfleisch wird in dünne schmale Streifen geschnitten, die nichtdicker als 1 cm sind. Die Streifen wer<strong>den</strong> dann dick mit Maismehl eingeriebenund anschließend auf hölzernen Stäbchen frei in die Sonne gelegt. Dabeimuß die Luft <strong>von</strong> allen Seiten Zutritt zu <strong>den</strong> Fleischstreifen hab~n.Wenn das Sonnenlicht zu einer schnellen Austrocknung des Fleisches nichtausreicht, so lege man - um die Wärmewirkung zu erhöhen - in einem Abstand<strong>von</strong> etwa 5 cm ein Blech unter die Holzstäbchen.Das Fleisch sollte aber nicht gebraten wer<strong>den</strong>.Gefahrenhinweis:Beim Verzehr <strong>von</strong> ni~ht vollständig konserviertem Fleisch besteht die Gefahrder Fleischvergiftung. Auch wegen möglicher Schimmelbildung muß dahervom Verzehr dringend abgeraten wer<strong>den</strong>.*) Nach: O. Krätz: Historische chemische und physikalische Versuche. In: F. Bukatsch,W. Glöckner (Hrsg.): Experimentelle Schulchemie. Köln 1979, S. 202


Experimente: Trocknen61T 4 : Getrocknete Granatäpfel" ... sie mit Binsen zusammenzubin<strong>den</strong>, dann in erhitztes Meerwassereinzulegen, bis sie die Farbe verloren, und sie anschließend dreiTage an der Sonne dörren zu lassen. Wollte man sie später verwen<strong>den</strong>,mußte man sie in kaltem, frischen Wasser über Nachteinweichen". *)T 5 : Getrocknete Trauben - RosinenBereits um 1800 v. ehr. wußten sich die "Indianer die Traubenzunutze zu machen; sie trockneten sie zu 'Rosinen' und lagerten sieals Kost für <strong>den</strong> Winter". **)"Man hat verschie<strong>den</strong>e Arten die Weinbeeren ... zu trocknen . ... Sowie die Traube ganz reif scheint, so schneidet man <strong>den</strong> Stengel, andem sie hängt, halb durch, so daß sie zwar hängen bleibt, aberwenig Sajtzujluß mehr hat. Dieß geschieht in Spanien mit <strong>den</strong> PassarilIasdei sol. In Ungarn läßt man die Trauben, ohne <strong>den</strong> Stengel zu"'durchschnei<strong>den</strong>, <strong>den</strong> Winter über am Stamme hängen, wo sie trocknen,und dann zu Tokaner Wein gebraucht wer<strong>den</strong>. Auch gelassenbis sie fast trocken sind". ***)"Die Korinthen wer<strong>den</strong> ohne Vorbehandlung getrocknet. Die Trocknungerfolgt auf dem Erdbo<strong>den</strong>, indem die Trauben meist aufTüchern ausgebreitet wer<strong>den</strong> oder in mehrschichtigen Drahtgestellen,die eine gute Durchlüjtung der flach verteilten TraubenermlJglichen. ... Bei allen Rosinen sind vor dem Abpacken technischrecht aufwendige Verfahren erforderlich und zwar zum Reinigen,zum Entfernen der Stielchen, zum Einstellen der Feuchtigkeit auf ca.15% und zum Ölen, um das Zusammenkleben der Rosinen zu verhindern ".****)*) P. u. D. R. Brothwell, a.a.O., S. 188**) P. u. D. R. Brothwell, a.a.O., S. 209***) J. C. Leuchs, a.a.O., S. 2<strong>33</strong>****) G. Würdig, R. Woller: Chemie des Weines. Stuttgart 1989


-62 Experimente: SalzenDas SalzenSI: <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Champignons nach RungeIn Runges 'Hauswirthschaftlichen Briefen' <strong>von</strong> 1866 (S. 32) findet sichfolgende Anleitung zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Champignons:"Man nimmt auf· 50 Loth frische Champignons 2 Loth Salz und 4Loth Essigsäure+), die man nachdem sie wohl gereinigt und zerschnitten,in einem flachen Gefäß mitte1st eines Porzellanlö.tJelsbehutsam vermengt und damit öfters fortfährt. Bald tritt der Saft ausund ist dessen nach 24 Stun<strong>den</strong> soviel, daß die Champignons völligda<strong>von</strong> bedeckt sind. Man füllt sie nun in Gläser und bewahrt siewohlverschlossen auf"Dieses Rezept vereint die unterschiedlichen <strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong> Salzenund Einlegen in Essig.<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> ChampignonsGeräte:1 große Porzellan schale , 1 Holzlöffel, mehrerekleine Schraubdeckelgläser(ca. 300mi), 1 Messer, WaageChemikalien und <strong>Materialien</strong>:Essigessenz, Kochsalz, frische Champignons,Papierhaushaltstücher , HaushaltsfolieZeit: 1 Stunde (+ 2 Tage Wartezeit)Versuchsanleitung :200g frische Champignons wer<strong>den</strong> gewaschen und sorgfältig getrocknet. Anschließendwer<strong>den</strong> sie in Scheiben geschnitten und in eine Porzellan schale gegeben.Nun wer<strong>den</strong> 8g Kochsalz darübergestreut, 16g Essigessenz zugegeben undumgerührt. Die Schale wird abgedeckt an einen kühlen Ort gestellt.Am nächsten Tag wird vorsichtig umgerührt und nochmals 30 Minuten gewartet.Dann wer<strong>den</strong> die Champignons gemeinsam mit der entstan<strong>den</strong>en Flüssigkeit in dieSchraubdeckelgläser gefüllt und an einem kühlen Ort aufbewahrt.+ ) 1 Loth entspricht 16,6 g


Experimente: Salzen 63Anmerkung:Reicht die entstan<strong>den</strong>e Flüssigkeit nicht zum vollständigen Bedecken der Champignonsaus, so kann mit verdünnter Essigessenz (1 :3) aufgefüllt wer<strong>den</strong>. Diemit Salz und Essig konservierten Pilze können bei Temperaturen um goCmindestens 12 Monate aufbewahrt wer<strong>den</strong>.S 2 : Einsalzen <strong>von</strong> Fleisch"Ehe man das Fleisch einsalzt, nimmt man sorgfältig alle Knochenweg, es sey <strong>den</strong>n daß das Fleisch nur kurze Zeit halten soll. . ..besonders nehme man auch das Mark aus <strong>den</strong> Knochen. ... Manbestreut das Fleisch mit Salz und reibt dieses mit einem Streichholz(mit einem glatten Stein, mit der Hand, ec.), so gut als möglich ein.Besonders sucht man es in die Höhlungen und Spalten zu bringen,und setzt das Reiben so lange fort, als das Fleisch noch Salzannimmt, bestreut es dann mit Salz so, daß es ganz weiß wird, läßtes 24 bis 48 Stun<strong>den</strong> liegen, und preßt es so stark als möglich. Dieabfließende Lake wird aufgefangen, eingekocht und zum Übergießengebraucht. Das Fleisch aber herausgenommen, neuerdings mit Salzbestreut und in Fässer gepackt. "*)S 3 : Gesalzene Bohnen"Bohnen in Flaschen.7 Pfd. Bohnen, 1 Pfd. Salz.Die Bohnen wer<strong>den</strong> gewaschen, abtropfen gelassen, <strong>von</strong> <strong>den</strong> Fä<strong>den</strong>befreit und in feine Streifen geschnitten. Dann mischt man Bohnenund Salz gut durcheinander und läßt sie über Nacht stehen. Amnächsten Tage filZlt man die Bohnen mit Hilfe eines Kochlöffelstielsmöglichstfest in saubere Flaschen, gibt die BlÜhe, die sich gebildethat, dalÜber, verkorkt die Flaschen und bewahrt sie stehend imKeller auf. Beim Gebrauch holt man die Bohnen mit Hilfe einesFlaschenhäkchens heraus, schwenkt sie mit frischem Wasser ab,kocht sie in ungesalzenem Wasser in offenem Topfe weich undbehandelt sie weiter wie frische Bohnen. "**)*) J. C. Leuchs, a.a.O., S. 285**) E. Quenzer: Das Süddeutsche Koch- und Haushaltungsbuch. München 1930,S. 1469


-64 Experimente: SalzenS 4 : Eingelegter KnoblauchColumella empfiehlt zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Knoblauch, diesen erst zu trocknenund anschließend in Weinessig und Salzlake sauer-salzig einzulegen.S 5 : Eingelegte Pfirsiche nach Aspicius"DURACINA PERSICA UT DIU DURENT:eligito optima, et mitte in munam.postera die exime, et spongiabis diligenter, et collocabis in vasefundes salem, acetum , satureiam.KONSERVIERUNG VON PFIRSICHEN:Wähle die besten Früchte und gib diese in eine Salzlake.Nimm sie am nächsten Tag wieder heraus und wische sie vorsichtigab.Gib sie in ein Gefäß und streue Salz, Essig und Bohnenkrautdarüber. " *)S 6 : Der Mann im SalzEs war im Jahre 1573, in einem Wintermonat. Ein Kometstern zeichnete einefeurige Bahn in <strong>den</strong> nachtschwarzen Himmel, und die Menschen im Salzburgischenwagten kaum daran zu <strong>den</strong>ken, was nun mit ihnen geschehen sollte. Was hattedieses unheimliche Omen zu bedeuten?Im Salwerg Darrnberg ging man seiner Arbeit nach wie bisher. Das Salz mußtezutage gefördert wer<strong>den</strong>; man konnte keine Racksicht auf die abergläubischen altenFrauen nehmen, die die Bergleute vor einem Unglück zu warnen versuchten.Der Himmel hatte zwar mit <strong>den</strong> fleißigen Männern ein Einsehen und verschonte sie,aber es kam zu einer unheimlichen Begebenheit: Ein Bergmann fand, 630 Schuhtief im Gestein, einen Menschen, völlig unversehrt. Der Mann war unverwest, ertrug Kleidung, und Bart- sowie Haaljarbe waren noch zu erkennen. Aber seinFleisch war gelb und hart, wie geselcht.Damit alle Anwohner <strong>den</strong> erstaunlichen Toten besehen konnten, wurde er bei derKirche des Ortes aufgebahrt. Bisher vom Salz konserviert, begann die Leicheaber nach einigen Tagen zu veljallen und zu veljaulen, so daß der Tote schließlichzu Grabe getragen wer<strong>den</strong> mußte. **)*) B. Flower, E. Rosenbaum: The Roman Cookery Book. London 1958, S. 54**) Aus: S. Falckenberg: Salz ist Leben. Genf 1987


Experimente: Milchkonservierung65~ilchkonserrlerungMI: Asiatisches MilchpulverAsiatische Reitervölker um 1200 n. ehr. nahmen als 'Reise proviant 'getrockneten Milchrahm mit.Getrocknete Milch findet sich im Alltag heute in vielfältiger Form: inKaffeeweißer, Babynahrung, als Zutat <strong>von</strong> z.B. Schokolade,Puddingpulver, etc ..Herstellung <strong>von</strong> asiatischem MilchpulverGeräte:1 große Schüssel, 1 Eßlöffel, 1 Becherglas (250 ml), Trockenschrank,1 Dreifuß mit Keramikplatte, 1 Feuerzeug, I Schraubdeckelglas<strong>Materialien</strong>:1 Liter Rohmilch, Alufolie, TrinkwasserZeit: 15 Minuten (Wartezeit 3 Tage)Versuchsanleitung:Die Rohmilch wird in eine große Schüssel gegeben und mindestens 20 Stun<strong>den</strong>bei etwa ISoC stehengelassen. Der gebildete Rahm wird dann mit einemEßlöffel abgeschöpft und in einer aus Alufolie hergestellten Wanne dünnausgestrichen. Die Wanne wird anschließend in <strong>den</strong> Trockenschrank gegebenund der Rahm zwei Tage bei 3S o C getrocknet. Die so entstan<strong>den</strong>eTrockenmilch wird in ein Schraubdeckelglas gegeben.Soll aus dem Produkt ein Getränk hergestellt wer<strong>den</strong>, so wird ein halberEßlöffel da<strong>von</strong> in l00ml heißem Wasser gelöst.Hinweise:Der sich während des Trockenvorganges oft entwickelnde unangenehm käsigeGeruch führt zu keiner Beeinträchtigung des Produktes.Die so durch Trocknen <strong>von</strong> Rahm hergestellte Trockenmilch ist mindestens dreiMonate haltbar. Das daraus durch Auflösen in heißem Wasser herstellbareGetränk schmeckt leicht säuerlich und angenehm frisch.


-66 Experimente: MilchkonservierungM 2-: Käse - konservierte Milch"Käseherstellung ist ... eine einleuchtende praktische Art undWeise, überschüssige Milch zu konservieren, wenn man sie nichtrestlos verteilen oder verwerten konnte oder wenn die Tiere fern derAnsiedlung auf der Sommerweide waren, ... "*)KäseherstellungGeräte:1 Schüssel, 1 Leinentuch, 1 Teelöffel, 4-5 leere Konservendosen,Gewichte'<strong>Materialien</strong>:Kochsalz, 2 Liter Rohrnileh, Wasser, 1 Zitrone, PergamentpapierZeit: 5 - 8 WochenVersuchsanleitung: .Zu zwei Litern frischer Rohmilch gibt man in einer Schüssel einen TeelöffelZitronensaft und läßt bei Raumtemperatur solange stehen, bis Dickmilch darausgewor<strong>den</strong> ist (etwa 1-2 Tage).Die Dickmilch gibt man in ein Leinentuch und läßt die Molke ablaufen. Denso entstan<strong>den</strong>en Quark füllt man in Konservendosen, deren Bö<strong>den</strong> undWände mit mehreren kleinen Löchern versehen sind, legt die Deckel daraufund preßt <strong>den</strong> Quark mit Hilfe <strong>von</strong> Gewichten.Wenn die Molke vollständig aus dem Quark gepreßt ist, wird der entstan<strong>den</strong>eKäse in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> vier Wochen täglich morgens und abends miteiner 20 % igen Salzlake abgewaschen.Abschließend wird der Käse <strong>von</strong> jeder Seite zweimal gesalzen und zumReifen gelagert. Dazu gibt man <strong>den</strong> Käse in ein Tongefäß (vgl. Abb. S. 67)oder auf ein Holzbrett, deckt mit einem Leinentuch ab und läßt ihn ca. vierWochen an einem kühlen Ort stehen.Hinweise:Es ist auch möglich, Käse mit Gewürzen und Kräutern herzustellen. Dazu gibtman diese in <strong>den</strong> gewonnenen Quark und bearbeitet ihn wie oben beschrieben.**) .*) P. u. D. R. Brothwell a.a.O., S. 64**) Weitere interessante Rezepte zur Käseherstellung fin<strong>den</strong> sich in: J. Pütz: Hobbythek­Buch 7. Köln 1982.


Experimente: Milchkonservierung 67Die Käseherstellung ist im eigentlichen Sinne keine <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Milch.·Sie hatte aber in früheren Zeiten große Bedeutung als Methode zur Haltbarmachungund zur Lagerung.Neben diesem Verarbeitungsverfahren <strong>von</strong> Milch kommen im Zusammenhangmit der Käseherstellung eine Reihe <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sverfahren zur Anwendung,die auch <strong>von</strong> anderen Nahrungsmitteln bekannt sind: Salzen, Räuchernund das Reifen.Das Reifen kann auf Holzbrettern, besser aber in einem Tongefäß erfolgen:Ein Gefäß zum Reifen <strong>von</strong> KäseDas nachfolgend abgebildete Gefäß wurde nach einer Literaturvorlage *) imFachbereich Poly technik/ Arbeitslehre an der Gesamthochschule Kassel hergestellt.I•rODel,I •"'---_.-..-. -----...Tongefäß im Schnitt, in Vorderansicht und Draufsicht*) Vgl. P. u. D. R. Brothwell a.a.O., S. 64


68 Experimente: MilchkonservierungM 3 : Nachweis <strong>von</strong> Milchsäure in KefirMilchsäure stellt ein <strong>Konservierung</strong>smittel dar, welches im Lebensmittel selbstentsteht, also nicht zugesetzt wird. Der folgende Versuch zeigt eine einfacheMöglichkeit, Milchsäure in Milchprodukten nachzuweisen.Nachweis <strong>von</strong> MilchsäureGeräte:1 Erlenmeyerkolben (50mi), 1 Glastrichter, 1 großes Reagenzglas,Pipette mit Hütchen, 1 Vollpipette, 1 PeleusballChemikalien und <strong>Materialien</strong>:konz. lod-Kaliumiodidlösung (20g KI, lOg 12, SOml H20),10%ige NaOH, Kefir, Verbands mull .Zeit: 15 MinutenVersuchsanleitung:Durch einen doppelt gelegten Mullfilter läßt man einige Milliliter Kefirabtropfen. 2ml des Filtrats wer<strong>den</strong> in einem großen Reagenzglas mit N atronlaugeneutralisiert. Anschließend wird die 5-10fache Menge einer konzentriertenlod-Kaliumiodidlösung hinzugefügt. Der Iodüberschuß wird durchZugabe <strong>von</strong> einigen Tropfen Natronlauge beseitigt.Es bildet sich gelbes Jodoform (Tri-Jod-Methan).Der Nachweis <strong>von</strong> Milchsäure in Milchprodukten beruht auf der sog.Iodoformreaktion. Dieser Reaktion liegt folgender Mechanismus zugrunde:MilchsäureLocfp-t -IonoH3C-CHOH -COO- +10- -. H3C-~-COO- +H 20 +1-Pyruvot -Iono u _ _... 1 3 C -C-COO + 30H-+ CHI 3' + -OOC - COOlodoform(gelb)Oxalat-Ion


Experimente: Milchkonservierung69M 4 : <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Milch: SpeiseeisHerstellung <strong>von</strong> BananeneisGeräte:Handrührgerät, große Edelstahlschüssel, Plastikschüssel,Teelöffel, Gabel, Meßbecher, Teller, Kühlschrank:,<strong>Materialien</strong>:500 ml Milch, 140 g Zucker, 300 g Bananenfleisch (500 bis 600 gBananen), 1 Ei, 1 TL Rum, Eis/Siedesalz, WasserZeit: 45 Minuten (ohne Wartezeit)Arbeitsanleitung :Milch, Bananen und Ei wer<strong>den</strong> im Kühlschrank: über Nacht gekühlt. Am folgen<strong>den</strong>Tag wer<strong>den</strong> die Bananen geschält und das Bananenfleisch auf einemTeller mit einer Gabel gut püriert. Das Ei wird in eine Edelstahlschüssel gegebenund gemeinsam mit dem Zucker schaumig geschlagen. Diese Eiercremewird zunächst mit 100 ml Milch verrührt. Nach fünfminnütigem Rührenwer<strong>den</strong> die restlichen Zutaten zugegeben, die Schüssel in ein Kältebadgestellt und die Masse so lange geschlagen, bis ein halbfestes Eis entstan<strong>den</strong>ist.Eisvariationen:In prinzipiell gleicher Weise können folgende Eissorten hergestellt wer<strong>den</strong>Oeweils für 500 mI Milch):Nußeis:80 g Zucker, 50 g zerkleinerte Haselnüsse, 40g NuteIla, 2 EierSchokola<strong>den</strong>eis :300 g Schlagsahne, 150 g Zucker, 100 g Schokola<strong>den</strong>raspeln aufgelöst in Milch, 4 Eier, 1TL Rum)Vanilleeis:100 g Zucker, 2 Eier, 1/2 Stange echte VanilleZitroneneis:400 mI Milch, 200 mI Zitronensaft, 75g Zucker, 2 EierApfeleis mit Zimt:400 g geraspelte Äpfel, 150 g Zucker, 2 Eier, 1 Prise Zimt, 1 Prise Salz, 2 EL in Rumeingelegte RosinenNougat-Mandeleis:100 g Schlagsahne, 100 g NuteIla, 50 g gem. Mandeln, 30 g Zucker, 30 g Kaba, 1 Ei


-70 Experimente: RäuchernDas RäuchernR 1 : Das Räuchern aus der Sicht des 19. Jahrhunderts"Wenn man einen Körper räuchert, so setzt man ihn der Einwirkungdes Rauches aus. Einige Theile des Rauches verbin<strong>den</strong> sich dabeymit dem Körper, andere hängen sich bloß an ihn. Die ersteren sindgrößtentheils jliulnißwidriger Natur, und machen ihn daher haltbar.Gewöhnlich braucht man zum Räuchern Holz, Pflanzenblätter undverschie<strong>den</strong>e Theile <strong>von</strong> Pflanzen. Diese bestehen größtentheils ausFaserstoff, enthalten aber auch mehr oder weniger Schleim, Harze,flüchtige Dele ec. Beym Verbrennen verbin<strong>den</strong> sich die Grundbestandtheilemit dem Sauerstoff der Luft, die· übrigen Theile wer<strong>den</strong> inEssigsäure, (branstige Holzsäure), Kohlensäure, kohlenstoffhaltigesWasserstoffgas, brenzlichtes Dei zersetzt.Ein Theil Kohle bleibt zurück, die sich aber bey fernerem Verbrennenmit Sauerstoff der Luft zu Kohlensäure verbindet, und ein andererTheil entweicht als ein eigener kohlenartiger, schwarzer, feinzertheilter Körper, mit <strong>den</strong> lufiartigen Theilen, setzt sich aber baldwieder anfeste Körper ab. Es ist dies der Ruß, der vorzüglich ausKohle, etwas Harz, brenzlichtes Dei, einem bitteren, scharfen Körperund etwas Säure besteht.Alle diese Körper sind nun in verschie<strong>den</strong>en Mengen = Verhältnissenim Rauche enthalten. Setzt man Fleisch der Einwirkung des selbenaus, so scheinen vorzüglich der Holzessig, die branstige Schleimsäure, und ein Theil der gewürzhaften harzigen Körper, in dasselbeeinzudringen. Die größeren Theile, namentlich der Ruß, und einTheil des branstigen Deles, können nicht durch die engen Schweißlöcherdes Fleisches, die durch vorheriges Einsalzen noch mehrverkleinert sind, und setzen sich daher nur außen an. Das Fleischwird hierbey also, theils durch Verbindung mit gährungshemmen<strong>den</strong>Körpern, theils durch Wasserentfernung (l'rocknen) haltbar. ,,*)R 2 : Räuchern <strong>von</strong> KäseIm römischen Kochbuch des Columella wird geräucherter Käse erwähnt;er wurde zuerst in Salzlake gehiirtet und dann im Rauch <strong>von</strong>Apfelbaumholz gejlirbt. **)*) Aus: J. C. Leuchs a.a.O., S. 311 ff**) Nach: B. Flower, E. Rosenbaum a.a.O., S. 27


Experimente: Räuchern 71Wegen der gesundheitlichen Gefahren beim traditionellen Räuchern wird imfolgen<strong>den</strong> eine modeme Variante (unter Verwendung <strong>von</strong> Räuchersalz) dargestellt:Räuchern <strong>von</strong> Käse (oder <strong>von</strong> anderen Lebensmitteln) *)Geräte:Räuchertonne mit Rost,3 Backsteine, leereflache Konservendose<strong>Materialien</strong>:Pergamentpapier, Milch,Zitrone, Wasser, Kochsalz,Spiritus, Räuchermehl(zu beziehen inFischräuchereien)Zeit: 45 MinutenArbeitsanleitung:Die drei Backsteine wer<strong>den</strong> (im Freien!) hufeisenförmig angeordnet und inderen Mitte eine mit Spiritus gefüllte flache Konservendose gestellt.Der Bo<strong>den</strong> der Räuchertonne wird mit Räuchermehl bestreut, der Rost eingesetztund der Käse daraufgegeben. Nun wird die Tonne mit dem Deckelverschlossen und auf <strong>den</strong> Backsteinofen gestellt, der Spiritus wird entzündetund der Käse etwa 30 Minuten geräuchert. Während des gesamten Räuchervorgangsmuß der Deckel verschlossen bleiben.Nach Beendigung des Räucherns wird die Konservendose entfernt, dieTonne etwas stehengelassen und nach Abkühlen auf etwa 50°C vorsichtiggeöffnet.Ergebnis: Käse erhält durch Räuchern eine gelbbraune Färbung und einen'rauchigen' Geschmack.Das beschriebene Verfahren eignet sich nicht nur zum Räuchern <strong>von</strong> (selbsthergestelltem) Käse, sondern kann mit Fisch oder anderen Lebensmittelndurchgeführt wer<strong>den</strong>. Fische wer<strong>den</strong> dazu mit dünnem Draht an einem Querstab imoberen Teil der Tonne eingehängt und der Bo<strong>den</strong> mit dem Räuchersalz mit Alufolieals Tropfschutz abgedeckt.*) Nach: J. Pütz: Das Hobbythek-Buch Bd. 3. Köln 1979, S. 73 ff. Weitere Hinweise zumRäuchern finde~ sich z.B. in der Zeitschrift BRIGfITE Heft 19/1991.


-72 Experimente: SchwefelnDas SchwefelnBei einem großen Teil der Obstprodukte wird Schwefeldioxid (S02) alstemporäres <strong>Konservierung</strong>smittel verwendet. Es wird.<strong>den</strong> Roh- oder Halbfabrikatenzur Verhinderung <strong>von</strong> Bräunungsreaktionen zugesetzt und imweiteren Verarbeitungsprozeß durch Hitze oder Vakuum wieder weitgehen<strong>den</strong>tfernt. Die Deklaration der verbleiben<strong>den</strong> Restmenge entfällt, wenn sie nichtmehr als 10 mg/kg beträgt. Ausnahmen <strong>von</strong> dieser Vorgabe wer<strong>den</strong> durch dieSchwefeldioxid-Verordnung vom 13.08.1969 geregelt. So dürfen bspw. Aprikosendeklarationsfrei bis zu 20 mg/kg S02 enthalten.SCH 1 : Nachweis <strong>von</strong> Schwefeldioxid in TrockenfrüchtenUntersuchung <strong>von</strong> Trockenobst auf Schwefeldioxidgehalt*)Geräte:Bunsenbrenner, Erlenmeyerkolben (250ml) mit passendem Gummistopfen,1 kleiner Gummistopfen, Dreifuß mit Keramikplatte,2 Bechergläser (50mI), 2 Tropfpipetten mit Hütchen, Filterpapier,Glasstab , Fön, Schere, MesserChemikalien und <strong>Materialien</strong>:Iod-Kaliumiodid-Lösung (20g KI, lOg 12, 80ml H20), Stärke,destilliertes WasserZeit: 30 MinutenVersuchsdurchführung:Zwei Blatt Filterpapier wer<strong>den</strong> in etwa 1 cm breite Streifen geschnitten. Ineinem Becherglas wer<strong>den</strong> etwa 40 ml gesättigte Stärkelösung hergestellt,einige Zeit stehengelassen und die klare überstehende Lösung in ein weiteresBecherglas abgegossen. Die Filterpapierstreifen wer<strong>den</strong> vollständig in dieseLösung getaucht, wieder herausgenommen und mit einem Fön getrocknet. .Durch Eintauchen in eine lod-Kaliumiodidlösung wer<strong>den</strong> die Papierstreifenblau gefärbt.Einige Trockenfrüchte wer<strong>den</strong> fein zerkleinert und gemeinsam mit 50 mldesto Wasser in einen Erlenmeyerkolben gegeben. Dieser wird mit einemStopfen, der in einem Einschnitt blaues Reagenzpapier trägt, leicht verschlossenund über dem Bunsenbrenner leicht erwärmt.Bei Gegenwart <strong>von</strong> Schwefeldioxid wird das blaue Iod-Stärke Papiergebleicht.*) Nach: H. Körperth: Die <strong>Konservierung</strong> der Lebensmittel. Köln 1979


Experimente: Schwefeln 73Der Nachweis basiert auf folgender Reaktion:12(Stärke) + S02 + 2 H20 -> 2 J-(Stärke) + S042- + 4 H+(blau)(farblos)Trockenobst wird nicht nur zur Verhinderung des mikrobiell bedingten Verderbs"geschwefelt", sondern auch zur Farberhaltung und zur Verhinderungunerwünschter Verfärbungen. Das "Schwefeln" erfolgt in einem Gasraum, deretwa 2 Volumenprozent S02 enthält.SCH 2 : Bestimmung des S02-Gehaltes in WeinIodometrische Titration zur Bestimmung des S02-Gehaltes in WeinGeräte:1 Bürette (25mI), Magnetrührer, Rührfisch, 23OOml-Erlenmeyerkolben,Vollpipette (100mI), Meßzylinder (25mI), Glastrichter,Becherglas (100mI), 1 Meßkolben (loooml) mit Stopfen, Tropfpipettemit Hütchen, Peleusball, Spatel, Waage, FilterpapierChemikalien und <strong>Materialien</strong>:NaOH-Lösung (2 M), H2S04 (2,5 M), 1 %ige Stärkelösung, lod­Kaliumiodidlösung (dazu 24 g KJ und 12,7 g 12 mit desto Wasser lösenund auf 1000 ml auffüllen), WeißweinZeit: 45 MinutenVersuchsanleitung: .Die Bestimmung des S02-Gehaltes <strong>von</strong> Wein wird stets als Doppelbestimmungausgeführt.Zwei Wein-Proben <strong>von</strong> je 100 ml wer<strong>den</strong> mit jeweils 25 ml NaOH-Lösungversetzt und 15 Minuten stehengelassen.In der Zwischenzeit wird die lod-Kaliumiodidlösung mit Hilfe eines Trichtersin die Bürette gefüllt und der Flüssigkeitsstand notiert.Die Proben wer<strong>den</strong> mit jeweils 20 ml H2S04 angesäuert, mit einigen TropfenStärkelösung versetzt und gegen die lod-Kaliumiodidlösung titriert.Der Endpunkt der Bestimmung wird durch Entstehen des blauen lod-Stärke­Komplexes angezeigt.1 ml der (0,05 molaren) lod-Kaliumiodidlösung entsprechen 3,203 mg S02.


-74 Experimente: SchwefelnDer Zusatz <strong>von</strong> S02 im Wein hat neben konservieren<strong>den</strong> Effekten auch dieFunktion, vorhan<strong>den</strong>en Acetaldehyd zu bin<strong>den</strong>. Um <strong>den</strong> Gesamtgehalt desWeins an Schwefeldioxid zu bestimmen, muß auch (an Aldehyd- und Ketogruppen)gebun<strong>den</strong>es S02 erfaßt wer<strong>den</strong>.Die auf S. 73 beschriebene Bestimmungsmethode stellt das in der EG gebräuchlicheVerfahren zur Überprüfung der gesetzlichen Vorgaben dar. Mit ihrkann der Gesamtgehalt an S02 im Wein ermittelt wer<strong>den</strong>, da vor der Bestimmungdie Additionsverbindungen durch Zusatz <strong>von</strong> NaOH hydrolisiert wer<strong>den</strong>.Je nach Weinsorte ist ein S02-Gehalt <strong>von</strong> höchstens 400 mg/l erlaubt.SCH 3 : Enzymatische Bestimmung <strong>von</strong> S02 in LebensmittelnErgänzend zur iodometrischen Bestimmung <strong>von</strong> Sulfit in Lebensmitteln ist seitMitte der 80er Jahre ein enzymatisches Verfahren in Gebrauch. *) Es beruht aufdem gleichen Prinzip wie die in Versuch H 5 (S. 87 f) beschriebene enzymatischeBestimmung <strong>von</strong> Ameisensäure. .Der Sulfitgehalt kann damit deutlich genauer bestimmt wer<strong>den</strong> als mit dem beiSCH 2 dargestellten Verfahren.SCH 4 : Schwefeln <strong>von</strong> Marmela<strong>den</strong>gläsern **)"Sehr zu empfehlen ist das Schwefeln der Gläser, z.B. bei Früchten,die mit wenig Zucker eingemacht wor<strong>den</strong> sind. Zu diesem Zweckelegt man ein Stückchen Schwefelschnitte auf einen alten Teller,zündet es an und hält ein Glas so lange darüber, bis es mit Schwefeldampfange.tallt ist. Dann .tallt man sofort die Früchte ein oder stülptdas Glas umgekehrt auf ein Tuch.(Das Schwefeln geschieht am Besten am offenem Fenster.) "*) Vgl.: H. O. Beutler, J. Schütte: Eine enzymatische Methode zur Bestimmung <strong>von</strong> Sulfitin Lebensmitteln. DLR 79. Jg. (1989), S. 323 ff**) E. Quenzer a.a.O,. S. 430


Experimente: Pökeln 75Das PökelnIn früheren Jahrhunderten war das Pökeln' als <strong>Konservierung</strong>smethode <strong>von</strong>größter Bedeutung, eine der Ursachen für die damalige politische Bedeutungdes Salzhandels .PI: Pökelfleisch nach Hausfrauenart*)"Etwa 8-10 Pfd. Ochsenfleisch vom Schlegel, 4 1/4 I Brunnenwasser,1 Pfd. Salz, 60g Zucker, 15g Salpeter. Nach Belieben 1 Zwiebel, 2Löffel Wacholderbeeren, einige Pfefferkörner und Schalottenzwiebeln,Estragon und Basilikum, 2 Lorbeerblätter, 2 Nelken.Aus Wasser"Salz und Zucker kocht man eine Lake, läßt sie ganzerkalten und gibt sie dann mit <strong>den</strong> Gewürzen über das in einen Steintopfgelegte Fleisch, beschwert es und stellt es an einen kühlen Ort.Das Fleisch muß ganz mit der Lake bedeckt sein. Nach zwei bis dreiWochen kann das Fleisch gekocht und kalt oder warm gegeben wer<strong>den</strong>.Übriges Fleisch läßt man bis zum Gebrauch in der entfettetenKochbrühe liegen. "P 2 : Pökeln <strong>von</strong> FleischFleisch wird durch Pökeln besser haltbarGeräte:3 Bechergläser (1000 ml), Frischhaltefolie, WaageChemikalien:Pökelsalz (NaCI mit 0,4% NaN02; zu beziehen über Metzger oderFachhandel), Wasser, 2· Fleischstücke a 200 gZeit: 20 Minuten (Wartezeit 2 Wochen)Versuchsanleitung:In einem Becherglas wird knapp 1 Liter 10-12 % iger Pökellake hergestellt.Anschließend gibt man in dieses und in ein leeres Becherglas je ein Fleischstück,verschließt sie mit Frischhaltefolie und läßt sie eine Woche bei Raumtemperaturstehen.*) E. Quenzer a.a.O., S. 282


-76 Experimente: PökelnN ach einer Woche nimmt man das Fleischstück aus der Pökellake und legtes in ein leeres Becherglas. Die bei<strong>den</strong> Gläser mit dem behandelten und demunbehandelten Fleisch läßt man eine weitere Woche mit Folie bedecktstehen.Während das gepökelte Fleischstück zum Ende der Versuchsdauer meistnoch frisch erscheint, weist das unbehandelte deutliche Spuren <strong>von</strong> Fäulnisauf.Achtung:Um eine Gesundheitsgejährdung durch die entstan<strong>den</strong>en Fäulnisprodukte zuvermei<strong>den</strong>, darf die Frischhaltefolie nur unter dem Abzug unter Verwendung<strong>von</strong> Handschuhen entfernt wer<strong>den</strong>. Das verdorbene Fleisches wird in mehrereLagen Folie bzw. Plastiktüten eingeschlagen und muß umgehend entsorgtwer<strong>den</strong>.P 3 : Nachweis <strong>von</strong> Nitrat und Nitrit in Rohwurst und Hackfleisch *)Nitrit und Nitrat in Wurst und FleischGeräte:mehrere große Reagenzgläser, Porzellanschälchen, ein Messer, einHolzbrettchen, 1 Becherglas (500ml), 3 Erlenmeyerkolben (100mi),Tropfpipette mit Hütchen, 2 Meßpipetten , Peleusball, Glas trichter ,Spatel, Glasstab, Filterpapier, 1 Bunsenbrenner, Dreifuß mit KeramikplatteChemikalien und <strong>Materialien</strong>:konz. Schwefelsäure, Diphenylamin, Sulfanilsäure, a-Naphthylamin,Essigsäure (30%), dest.Wasser, l00g Rohwurst, l00g HackfleischZeit: 90 MinutenVersuchsanleitung:Die Fleischproben wer<strong>den</strong> gut zerkleinert und mit Wasser 60 Minutenausgekocht. Nach dem Filtrieren und Abkühlen führt man folgendeNachweise durch:*) Nach: H. Körperth: Die <strong>Konservierung</strong> der Lebensmittel. Köln 1979


,Experimente: Pökeln 77a) Nitrat-NachweisIn einem weißen Porzellanschälchen (oder auf einer Tüpfelplatte) wer<strong>den</strong>einige Stäubchen Diphenylamin in konzentrierter Schwefelsäure gelöst. Dazugibt man vorsichtig mit Hilfe eines Glasstabes 1 Tropfen des Filtrats.Blaujärbung.zeigt das Vorhan<strong>den</strong>sein <strong>von</strong> Nitrat an.Der Nachweis <strong>von</strong> Nitrat mit Diphenylamin basiert auf folgender Reaktion:DiphenylaminTetraphenylhydrazinN, N'- Diphenyl -diphenochinondi im ins-ulfat ( blau)Nitrit-/Nitratgehalte in Schinken *)Gepökelte Schinken wur<strong>den</strong> 1990 <strong>von</strong> der Stiftu~g Warentest untersucht. Bei neunzehnSorten aus Versand- und Einzelhandel wur<strong>den</strong> geprüft- der Wassergehalt (34 - 58 % ,),- der Gehalt an Kochsalz bezogen auf die Trockenmasse (5,5 - 17,2%),- die mikrobiologische Beschaffenheit,- die sensorischen Eigenschaften sowie- Art und Menge der verwendeten Pökelstoffe."Nach der chemischen Analyse gab es insgesamt vier zu beanstan<strong>den</strong>de Proben, eineda<strong>von</strong> bei <strong>den</strong> Versandschinken. Gemäß Fleischverordnung ist Natriumnitrit ausschließlichim Gemisch mit Kochsalz als Nitritpökelsalz (vier bis fünf Gramm*) Nach: Stiftung Warentest (Hrsg.): Test Heft Nr. 11/1990, S. 71-74


-78 Experimente: PökelnNatriumnitrit pro Kilogramm Nitritpökelsalz) zur Pökelung ganzer Schinken undSchinkenteile zugelassen. Die zulässige Höchstmenge ist mit 150 Milligramm proKilogramm Fenigerzeugnis festgelegt. ( ... ) (Nitrit)Auf der Grundlage der verwendeten Pökelstojfe gemäß deklariener Zutaienlisteergaben sich in vier Schinken teilweise deutliche Überschreitungen der zulässigenHöchstwene. "Schinken mit einem Gehalt an Pökel salz <strong>von</strong> bis zu 1655 mg/kg (als Kaliumnitratberechnet; Höchstmenge 600 mg/kg) bzw. <strong>von</strong> 263 mg/kg (als Natriumnitrit berechnet;Höchstmenge 150 g/kg) sind zu beanstan<strong>den</strong> und dürfen gemäß J 11 Abs. 1,Nr.2 des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes nicht gewerbsmäßig inVerkehr gebracht wer<strong>den</strong>.b) Nitrit-Nachweis mit Lunges ReagenzMan stellt folgende Lösungen her:Lösung A: 0,5 g a-Naphthylamin löst man in 20ml heißem Wasser,filtriert und ergänzt das Volumen des Filtrats mit 30 % iger Essigsäureauf 100m!.Lösung B: 0,8 g Sulfanilsäure wer<strong>den</strong> in 100ml 30 % iger Essigsäuregelöst.In einem Reagenzglas mischt man je 3 ml der Lösungen A und B. Zu diesemGemisch gibt man 10 ml des Filtrats.Bil<strong>den</strong> sich braune Flecken, so wiederholt man <strong>den</strong> Versuch mit verdünntemFiltrat.5 ulfanilsöureDiazonium - Salz(f - NaphthylaminAzofarbstoff(rot)Der Zusatz <strong>von</strong> Pökel salz zu Hackfleisch ist gemäß dem Lebensmittelgesetz verboten.Daher muß ein Nitrat-/Nitrit-Nachweis hier negativ ausfallen.


Experimente: Konservieren mit Kräutern79Konservieren mit KräuternK 1 : WinterweintraubenDie Römer hielten ihre Weintrauben bis in <strong>den</strong> Winter hinein mitHilfe <strong>von</strong> Gerstenkleie frisch.Die Kleie wirkte dabei nicht nur antioxidativ, sondern auch - imZusammenspiel mit niedrigen Temperaturen - über die Schaffungeines Klimas, welches ähnlich wie ein Lehmkeller optimaleLagerbedingungen (l'emperatur, Luftfeuchtigkeit) für die Früchtebietet. *)Frischhalten <strong>von</strong> Weintrauben mittels GerstenkleieGeräte:Becherglas (500 ml), Schere<strong>Materialien</strong>: Gerstenkleie, frische Weintrauben (am Stil)Zeit:10 Minuten (ohne Wartezeit)Arbeitsanleitung:Die Weintrauben wer<strong>den</strong> zusammen mit der Gerstenkleie wie folgt vorsichtigin das Becherglas gefüllt:Zuerst wird der Bo<strong>den</strong> mit Gerstenkleie bedeckt. Darauf verteilt man dieWeintrauben derart, daß sie weder die Becherwand, noch sich gegenseitigberühren. Anschließend bedeckt man sie vollständig mit Gerstenkleie undschichtet darauf wiederum Weintrauben. So verfahrt man, bis das Glasgefüllt ist; <strong>den</strong> Abschluß bildet eine Gerstenkleieschicht.Das gefüllte Gefäß wird bei Temperaturen zwischen 5°C und 10°C aufbewahrt.Mit diesem Verfahren lassen sich Weintrauben mindestens drei Monatefrisch halten.*) Nach: P. u. D. R. Brothwell, a.a.O.


-80 Experimente: Konservieren mit KräuternK 2 : Eingelegte Rüben *)"RAPAE UT DIU SERVENTUR:ante accuratas et compositasasperges myrtae bacis cummeile et acetoKONSERVIEREN VON RÜBEN:Zuerst reinige und arrangieresie in einem Gefäß.Dann übergieße sie mitMyrten-Beeren gemischt mitHonig und Essig. "K 3 : Eingelegte Feigen **)Columella konservierte Feigen wie folgt:Er zerstampfte sie, vermischte mit geröstetem Sesam, Anis, Fenchelsamenund Kreuzkümmel, formte Bällchen aus dieser Mixtur undwickelte sie in Feigenblätter. Waren sie getrocknet, bewahrte er sieanschließend in ir<strong>den</strong>en Vorratsbehältem.*) B. Flower, E. Rosenbaum a.a.O., S. 54**) Nach: P. u. D. R. Brothwell, a.a.O.Wegen weiterer Rezepte zur Verwendung <strong>von</strong> Kräutern bei der <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong>Lebensmitteln vgl. z.B. H. Gäbler: Gesundheit durch Heilkräuter. Hamburg 1989


Experimente: Einzuckern81Das EinzuckernZ 1 : Römische BrombeerenIn Aspicius 'römischem Kochbuch' findet sich folgender Vorschlag zur<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Brombeeren: *)"MORA UT DIU DURENT:ex mons sucum facito, et cumsapa misce, et in vitreo vasecum mora mitte: custodiesmulto tempore. "Einzuckem <strong>von</strong> (Brom-)BeerenKONSERVIEREN VONBROMBEEREN:Mache Saft <strong>von</strong> <strong>den</strong> Brombeerenund mische diesen mit eingedicktemTraubensaft; dieses Gemischgib in ein Gefäß zusammen mitganzen Brombeeren.Du wirst sie für lange Zeitaufbewahren können.Geräte:Herd mit mehreren Kochstellen oder Dreifüße mit Keramikplatten undBunsenbrennern, Kochtopf, Sieb, Schüssel, Holzlöffel, 2 Bechergläser(500ml), 1 Becherglas (lOOOml),<strong>Materialien</strong>:Haushaltsfolie, 1 Liter roter Traubensaft, 500 g frische Brombeeren(ersatzweise gefrorene Beeren)Zeit: 2 Stun<strong>den</strong>Arbeitsanleitung:Ein 500ml-Becherglas wird in einem Kochtopf 20 Minuten ausgekocht. Indas l000ml-Becherglas gibt man zunächst 500 ml roten Traubensaft underhitzt über dem Bunsenbrenner. Nach und nach gibt man <strong>den</strong> restlichen Saftzu und engt so lange ein, bis der Saft auf ein Drittel reduziert wor<strong>den</strong> ist.Die Brombeeren wer<strong>den</strong> gewaschen und 250 g da<strong>von</strong> beiseite gestellt. Aus<strong>den</strong> restlichen Beeren bereitet man mit Hilfe des Siebes Saft, der in einemBecherglas kurz zum Sie<strong>den</strong> gebracht wird.In das keim arme Becherglas gibt man nun 150 m1 des reduzierten Trauben~safts und 150 ml Brombeersaft und schwenkt vorsichtig um. Hierzu gibt manvorsichtig die ausgewählten Brombeeren, verschließt das Glas mit Folie undbewahrt es an einem kühlen und dunklen Ort (5°C - lOOC) auf.*) B. Flower, E. Rosenbaum a.a.O., S. 52


82 Experimente: EinzuckernDurch das Eindicken des Traubensaftes wird die Zuckerkonzentration der Lösungerhöht. Durch Einlegen in ein Gemisch aus eingedicktem Traubensaft und eigenemSaft können Brombeeren bei Temperaturen um 10°C mindestens acht Wochenfrischgehalten wer<strong>den</strong>.Z 2 : Gezuckerte Heidelbeeren *)"Heidelbeeren. in Zucker.1 Pfd. Heidelbeeren, 1/2 - 3/4 Pfd. Zucker.Man verliest die Beeren, wascht sie, laßt sie abtropfen und vermischtsie mit Zucker. Dann nimmt man sie aufs Feuer, bringt sie langsamzum Kochen und laßt sie schön dick einkochen. Nun füllt man sie ingeschwefelte Glaser, legt nach dem Erkalten ein Rumpapier daraufund bindet die Glaser zu. "***In Honig konservierter ganzer Apfel (s. S. 83)*) E. Quenzer a.a.O., S. 4<strong>33</strong>


Experimente: Konservieren mit Honig83,Das Konservieren mit HonigH 1 : Äpfelkonservierung nach AspiciusDas 'römische Kochbuch' <strong>von</strong> Aspicius gibt folgende Anweisung zur<strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Äpfeln:*)"FICUM ... MAU ... UT DIUSERVES:omnia cum peciolis diligenterlegito et in meile ponito, nese contignant.KONSERVIEREN VON FRISCHEN;fPFELN:Sammle die Frachte vorsichtigmit ihren Stielen und gib siein Honig, so daß sie sich nichtberahren. "Konservieren <strong>von</strong> Äpfeln mit HonigGeräte:2 Schraubdeckelgläser (500ml) ,1Messer<strong>Materialien</strong>: Honig, 2 ÄpfelZeit:10 MinutenArbeitsanleitung :Die Äpfel wer<strong>den</strong> gründlich gewaschen.Anschließend gibt man <strong>den</strong> ersten Apfel in ein Schraubdeckelglas .Den zweiten Apfel schneidet man in Viertel, entkernt diese und gibt sie indas andere Schraubdeckelglas.Beide Gläser füllt man vollständig mit Honig, verschließt sie und bewahrt siemöglichst kühl und dunkel auf.Äpfel, die in Honig eingelegt wer<strong>den</strong>,halten (sogar bei Helligkeit und Raumtemperatur)mindestens zwei Jahre frisch.*) B. Flower, E. Rosenbaum a.a.O, S. 52


-84 Experimente: Konservieren mit HonigH 2 : Nachweis <strong>von</strong> Glucose in HonigDie einfachste Möglichkeit, Glucose naßchemisch nachzuweisen, ist dieFehling' sche Probe. Dazu kann der Honig ohne entsprechende Vorbehandlungeingesetzt wer<strong>den</strong>.Glucose-Nachweis mit der Fehling'schen ProbeGeräte:Reagenzglas, Reagenzglasklammer , Meßpipetten, Peleus-Ball,Teelöffel, Becherglas (250mi), Dreifuß mit Keramikplatte, Gasbrenner,Chemikalien:Fehling'sche Lösung I (63,3 g Kupfer(II)-sulfat/l),Fehling'sche Lösung 11 (346 g Kalimnatriumtartrat + 100 gNatriumhydroxid 11), HonigZeit: 10 MinutenVersuchsanleitung:Es wer<strong>den</strong> je ein Milliliter der Fehling' schen Lösungen I und 11 in einReagenzglas gegeben. Zu diesem Gemisch gibt man einen Teelöffel Honigzu und erwärmt.Der sich bil<strong>den</strong>de braun-rote Niederschlag weist auf das Vorhan<strong>den</strong>sein <strong>von</strong>Glucose hin.Der Nachweis erfolgt gemäß der Reaktion:oR- c~ + Cu 2 +'HOH- 0----... R-C~ C 0'OH + u2Aldehyd Kupfer -11- ion Carbon söure Kupfer-I-ox id


.Experimente: Konservieren mit Honig8SH 3 : Frischhalten <strong>von</strong> Fleisch mit Honig *)"UT CARNES SINE SALE WIE MAN FLEISCH FRISCHQUOVISTEMPORE RECENTES HÄLT SOLANGE ES BELIEBT,SINT.·OHNE DAß MAN ES SALZT:cames recentes quales volueris Man bedecke das Fleisch, welchesmeile tegantur, sed vas pendeat, frisch gehalten wer<strong>den</strong> soll, mitet, quando volueris, utere. hoc Honig, hängt das Gefäß auf undhieme melius fit, aestate paucis verwendet das Fleisch, wenn esdiebus durabit. et in came gewünscht wird. Dieses Verfahrencocta itidem facies "eignet sich für <strong>den</strong> Winter besser,da das Fleisch im Sommer in dieserZubereitung nur ein paar Tage hält.Diese Methode eignet sich auchfürgekochtes Fleisch.H 4 : Nachweis <strong>von</strong> Ameisensäure in HonigEinen Zusammenhang zwischen der hohen Haltbarkeit <strong>von</strong> Honig und seinemGehalt an Ameisensäure vermuteten Wissenschaftler Anfang dieses J ahrhunderts:"Plagge und Trapp ... sagen unter k) Ameisensäure: wirkt starkgärungs- undfäulnishemmend, konzentriert sogar sporentötend. DieNichtzersetzung des Honigs soll auf seinem Gehalt an derselben,,**)b eru h en, ...Obwohl mittlerweile erwiesen ist, daß der Ameisensäure nicht die oben beschriebeneBedeutung bei der <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Honig zukommt, hat sie dochmaßgeblich Anteil an Geruch und Geschmack des Honigs. Der unterschiedlicheGehalt an Ameisensäure bei verschie<strong>den</strong>en Honigsorten kann mit <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong>Verfahren bestimmt wer<strong>den</strong>:Nachweis <strong>von</strong> AmeisensäureDer traditionelle Nachweis <strong>von</strong> Ameisensäure erfolgt mittels Wasserdampfdestillation.Das Destillat wird in einem Gemisch <strong>von</strong> Bariumhydroxid und-carbonat aufgefangen und anschließend durch Etherextraktion und Schwefelsäurezugabeisoliert.Um gesundheitsschädliche Substanzen wie lösliche Bariumverbindungen zuvermei<strong>den</strong>, wurde das Verfahren wie folgt· modifiziert: Das die Ameisensäureenthaltende Destillat wird direkt in einer Kühlfalle aufgefangen.*) B. Flower. E. Rosenbaum a.a.O., S. 48**) G. Lebbin a.a.O, S.lOlO


-86 Experimente: Konservieren mit HonigModifizierter qualitativer Nachweis <strong>von</strong> Ameisensäure *)Geräte:Wasserdampfdestillationsapperatur:3 Stative, 3 Doppelmuffen, 3 Stativklemmen, 2 Bunsenbrenner, 2 Dreifüßemit Keramikplatte, Laborständer, 2 Standrundkolben (500ml),Erlenmeyerkolben (100ml) mit Schliff, Kühlbrücke, 2 Wasserschläuche,doppelt durchbohrter Gummistopfen, Quickfithülse, Glasstopfen,3 Federn, 2 gewinkelte Glasrohre, Gummischlauch, Siedesteine,Plastikschüssel, Reagenzglas, Reagenzglasständer , Tropfpipette mitHütchenChemikalien:Honig, dest. Wasser, Weinsäure, Siedesalz, Eis, ammoniakalischeSilbernitratlösungZeit: 90 MinutenVersuchsdurchführung:50 g Honig wer<strong>den</strong> mit 10 ml Wasser aufgeschlämmt, mit 2 g Weinsäure angesäuertund im Wasserdampf destilliert. Das Destillat, welches die Ameisensäureenthält, wird in der Kühlfalle aufgefangen. Nach Beendigung derDestillation gibt man dieses in ein Reagenzglas, versetzt mit einigen Tropfenammoniakalischer Silbernitratlösung und läßt etwa 10 Minuten stehen:Es scheidet sich elementares Silber (durch Reduktion) ab.*) Die <strong>von</strong> H. Körperth (1979) vorgeschlage Methode wurde in Zusammenarbeit mit Prof.Follmann (Gesamthochschule Kassel) modifIZiert.


Experimente: Konservieren mit Honig87H 5 : Enzymatischer Nachweis <strong>von</strong> Ameisensäure *)Im folgen<strong>den</strong> Versuch wird der Gehalt an Ameisensäure in Honig indirektphotometrisch bestimmt. Hierbei wird ausgenutzt, daß bei der Oxidation <strong>von</strong>Ameisensäure durch Nicotinamid-a<strong>den</strong>in-dinucleotid (NAD+) in Gegenwart<strong>von</strong> Formiat-Dehydrogenase (FDH) äquivalente Mengen an NADH (= reduzierteForm <strong>von</strong> NAD+) entstehen:HCOO- + NAD+ + 2 H20 FDH > HC03- + NADH + H30+NADH besitzt gegenüber der oxidierten Form im UV -Spektrum eine zusätzlicheAdsorptionsbande mit einem Maximum bei 340 nm. Über die Zunahmedieser Bande kann die in der Probe enthaltene Menge an Ameisensäurebestimmt wer<strong>den</strong>.Enzymatische Ameisensäurebestimmung mittels PhotometerGeräte:Photometer, Waage, Meßzylinder (100mi), 2 Spatel, Magnetrührer,Rührfisch, Reagenzglas, Reagenzglashalter , Kolbenhubpipette, mehrerePipettenspitzen, 2 Küvetten (OS), Rührspatel, Parafilm, StoppuhrChemikalien:Kaliumphosphat-Puffer (50 mM KH2P04-Lösung mit KOH aufpH = 7,5 einstellen),FDH-Lösung (2mg FDH auf 50 ml bidest.Wasser = 1 U/50 ml)**),NAD+, Honig, doppelt dest.WasserArbeitstemperatur: 20 0 C - 25 0 CZeit: 45 MinutenVersuchsanleitung:In ein Reagenzglas gibt man 5 ml Puffer und-löst darin 65 mg NAD + .lOg Honig wer<strong>den</strong> in einen Meßzylinder genau eingewogen, mit aqua bidestbis 100 ml aufgefüllt und mit Hilfe des Magnetrührers gut gemischt.*) In Anlehnung an: Boehringer Mannheim GmbH (Hrsg.): Metho<strong>den</strong> der enzymatischenLebensmittelanalytik mit Einzelreagentien. Mannheim 1984**) Die Ezymlösung muß stets im Kühlschrank aufbewahrt wer<strong>den</strong> und darf sich nichterwärmen.Die Einheit Unit (U) ist wie folgt definiert: Ein Unit ist diejenige Menge eines Enzyms,die unter Standardbedingungen ein Mikromol Substrat je Minute umsetzt.


-88 Experimente: Konservieren mit HonigIn die Küvette für die Messung des Leerwertes wer<strong>den</strong> 500 ml NAD+­Lösung und 500 ml aqua bidest. gegeben; in die Probenküvette gibt man 500ml NAD+ -Lösung, 200 ml Honiglösung und 300 ml aqua bidest.Beide Lösungen wer<strong>den</strong> gut durchmischt. Nach fünfminütiger Inkubationszeitwird <strong>von</strong> jeder Lösung die Extinktion (EI) bei 340 nm gemessen.Anschließend gibt man im Abstand <strong>von</strong> 15 Sekun<strong>den</strong> je 50 ml der FDH­Lösung zu, mischt und verschließt die Küvetten mit Parafilm.Nach genau 20 Minuten wird erneut <strong>von</strong> jeder Lösung die Extinktion (E2)bei 340 nm gemessen.Auswertung:Zuerst berechnet man die Extinktionsdifferenzen (E2-EI) für <strong>den</strong> Leerwert(Lw) und die Probe (P):E2(Lw) - EI(Lw) = aE(Lw)E2(Pr) - EI(Pr) = aE(Pr)Um die Extinktionsdifferenz für Ameisensäure zu erhalten, zieht man dieDifferenz des Leerwertes <strong>von</strong> der Differenz der Probe ab:aE(Pr) - aE(Lw) =aE AmeisensäureDie Konzentration wird daraus wie folgt berechnet:c =[(V. MG) I (e • d · v • 1000)] · aE [gI!]mit:V = Testvolumen [mI]v = Probevolumen [mi]MG = Molgewicht der zu bestimmen<strong>den</strong> Substanz [glmol]d = Schichtdicke [cm]e = Extinktionskoeff. <strong>von</strong> NADH bei 340nm [l/mmol· cm]Hieraus ergibt sich für die Konzentration der Ameisensäure:c = 3,65· 10- 2 • aE [g/l]


Experimente: Konservieren mit Honig89Messungen <strong>von</strong> fünf verschie<strong>den</strong>en Honigsorten führten zu folgen<strong>den</strong>Ergebnissen:Honig sorteGehalt an Ameisensäure (mg/I)Wald-Honig 12,1WildbIüten-Honig 2,0Landhonig 1,8Akazien-Honig 0,9Klee-Honig 0,7


-90 Experimente: Konservieren mit EssigKonservieren mit EssigEI: <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> gebratenem FischDer Römer Aspicius verwendete zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> gebratenemFisch ausschließlich Essig:"UT PISCES FRICTI DIU KONSERVIERUNG VONDURENT:GEBRATENEN FISCH:eodem momento, quo Sobald die Fische gebacken undfriguntur et levantur, ab aus der Pfanne genommen wor<strong>den</strong>aceto calido perfunduntur. sind, wer<strong>den</strong> sie mit heißem Essigübergossen. "*)Ähnlich wie zu Aspicius' Zeiten wer<strong>den</strong> heute Heringe in Form <strong>von</strong> 'Bratrollern' konserviert. Dem Essig wer<strong>den</strong> jedoch noch einige Gewürze und Salzzugegeben, um eine längere Haltbarkeit und einen würzigeren Geschmack zuerreichen.Herstellung einer FischkonserveGeräte:Bratpfanne, Bratwender , Messer, Holzbrett, Schüssel (1 Liter) mit Deckel,Meßzylinder, Becherglas (l000ml), Dreifuß mit Keramikplatte, Gasbrenner,Herdplatte, Eßlöffel, TeelöffelChemikalien und <strong>Materialien</strong>:3 frische Heringe, Speiseöl, Margarine, Mehl, 1 Zitrone, 1 Zwiebel,2 Lorbeerblätter, Pfefferkörner, Nelken, Ih I Weinessig, Ih TL Salz,PapierhaushaltstücherZeit: 30 Minuten (Wartezeit 60 Minuten)Arbeitsanleitung:Die Heringe wer<strong>den</strong> geschuppt und gewaschen. Danach wer<strong>den</strong> sie auch <strong>von</strong>innen gereinigt, <strong>von</strong> <strong>den</strong> Gräten gründlich befreit, geviertelt, nochmals gutgewaschen, mit Papiertüchern trockengetupft und in Mehl gewendet.In eine Bratpfanne gibt man einen Eßlöffel Margarine und läßt diese beimittlerer Temperatur schmelzen. Währenddessen gibt man <strong>den</strong> Essig in einBecherglas und erwärmt ihn bis zum Sie<strong>den</strong>.*) B. Flower, E. Rosenbaum a.a.O., S. 50


Experimente: Konservieren mit Essig91Ist die Margarine geschmolzen, brät man die Fischstücke <strong>von</strong> bei<strong>den</strong> Seiten3 - 4 Minuten hellbraun und gibt sie anschließend in eine Schüssel. In diesewer<strong>den</strong> nun Zwiebel- und Zitronenscheiben, ein Eßlöffel Speiseöl und dieGewürze gegeben. Das Ganze wird mit heißem Essig übergossen.Nach dem Abkühlen wird die Schüssel mit einem Deckel verschlossen undan einem kühlen Ort aufbewahrt. Die so in Essig einglegte Fischkonserve,ist gekühlt mindestens sechs Wochen haltbar.E 2 : Herstellung <strong>von</strong> Ketchup *)Herstellung <strong>von</strong> KetchupGeräte:3 Bechergläser (2000ml), 2 Dreifüße mit Keramikplatte, 2 Gasbrenner,Messer, Holzbrett, Kochlöffel, feines Sieb, Schöpflöffel, mehrere kleineSchraubdeckelgläser , Laborzange, sauberes, frisch gebügeltes Geschirrhandtuch<strong>Materialien</strong>:Tomaten (2 1 h kg), 4 Zwiebeln, Weinessig (lA I), Zucker (2 EL), Salz (1EL), Ingwer (1 EL), Chili-Pulver (~ TL), WasserZeit: 50 MinutenArbeitsanleitung:Die Schraubdeckelgläser wer<strong>den</strong> in ein Becherglas gegeben, welches anschließendmit Wasser aufgefüllt und über dem Gasbrenner zum Sie<strong>den</strong>erhitzt wird. Nach 20minütiger Sterilisationszeit wer<strong>den</strong> die Gläser mit einerkeimarmen Laborzange aus dem Wasser genommen und mit der Öffnungnach unten auf das Geschirrhandtuch gestellt.Währenddessen wer<strong>den</strong> die Tomaten gewaschen, in Stücke geschnitten undgemeinsam mit gehackten Zwiebeln, Essig und <strong>den</strong> Gewürzen in ein Becherglasgegeben. Das Gemisch wird so lange bis zum Sie<strong>den</strong> erhitzt, bis dieTomaten und Zwiebeln eine weiche Konsistenz besitzen. Anschließend wirddie Masse durch ein Sieb in ein zweites Becherglas passiert, erneut erhitztund auf etwa 2/3 eingeengt.Der Ketchup wird heiß in die sterilisierte Schraubdeckelgläser gegeben, diesofort verschlossen wer<strong>den</strong>. Nach dem Abkühlen wer<strong>den</strong> die Gläser aneinem kühlen Ort aufbewahrt (bei 5°C - 10°C mindestens sechs Monate).*) Nach: E. Quenzer a.a.O.


-92 Experimente: SorbinsäureKonservieren mit SorbinsäureSO 1 : Sorbinsäure wirkt antimikrobieUSorbinsäure wird in großem Umfang zur <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Schnittbroteingesetzt. Der folgende Versuch zeigt daher die Wirkung desSorbinsäurezusatzes auf die Haltbarkeit <strong>von</strong> Brot.Prüfung der antimikrobiellen Wirksamkeit <strong>von</strong> Sorbinsäure *)Geräte:2 Erlenmeyerkolben (100mi), Glastrichter, Filterpapier, Spatel,2 Petrischalen, MesserChemikalien und <strong>Materialien</strong>:.Sorbinsäure, trockenes Toastbrot, aqua dest.Zeit: 10 Minuten (Wartezeit 5 Tage)Versuchsanleitung:In einen Erlenmeyerkolben gibt man etwa 80ml dest. Wasser. In diesemwird so lange Sorbinsäure (2 - 3 Spatel spitzen) gelöst, bis die Lösung gesättigtist und sich ein kleiner Bo<strong>den</strong>satz gebildet hat. Die Lösung wirdanschließend filtriert.Zwei Brotscheiben wer<strong>den</strong> so zurechtgeschnitten, daß sie gut in die Petrischalenpassen. In jede Petrischale gibt man nun eine Brotscheibe. Die ersteScheibe wird gut mit dest. Wasser, die zweite mit der Sorbinsäurelösungdurchfeuchtet. Danach verschließt man beide Petrischalen mit <strong>den</strong> zugehörigenDeckeln und bewahrt sie bei Zimmertemperatur auf.N ach fünf Tagen zeigt sich das konservierte Brot unverändert, während sichauf dem unkonservierten Brot dicke Pilzrasen gebildet haben.Achtung:Nach Beendigung des Versuchs müssen die Petrischalen samt Inhalt sorgfältigdesinfiziert wer<strong>den</strong>. Dies kann mit Sagrotan oder einem Gemisch ausButanol.·Ethanol (60:40) geschehen.*) Nach: H. Körperth a.a.O.


Experimente: Sorbinsäure93SO 2 : Nachweis <strong>von</strong> SorbinsäureSowohl für <strong>den</strong> qualitativen als auch für <strong>den</strong> quantitativen Nachweisist es notwendig, die Sorbinsäure aus dem zu untersuchen<strong>den</strong>Lebensmittel zu extrahieren. Aufgrund ihrer Wasserdampfflachtigkeitkann Sorbinsäure am einfachsten aber eine Wasserdampfdestillationgewonnen wer<strong>den</strong>.Halbquantitativer Nachweis <strong>von</strong> SorbinsäureGeräte:Wasserdampfdestillationsapparatur (vgl. Nachweis <strong>von</strong> Ameisensäure)Erlenmeyerkolben mit Schliff (250mi), 7 große Reagenzgläser, 2Reagenzglas ständer , Becherglas (1000 ml), Gasbrenner, Dreifuß mitKeramikplatte, Laborzange, je eine Vollpipette zu 10 ml, 5 ml, 2 mlund 1 ml, Meßpipette (10mi), 1 Peleus-Ball, Becherglas (50mi), 2Erlenmeyerkolben (200mi), Glasstab, Waage, Meßzylinder (25mi),SpatelChemikalien und <strong>Materialien</strong>:Magnesiumsulfat (MgS04 · 7H20), Kaliumdichromat (K2Cr207), Thiobarbitursäure,1m Schwefelsäure, 0,15m Schwefelsäure, Sorbinsäure,desto Wasser, mit Sorbinsäure konserviertes Lebensmittel (z.B.Fruchtzubereitung)Zeit: 90 MinutenVersuchsanleitung:5 g des Lebensmittels wer<strong>den</strong> mit 10 ml 10 % ige Schwefelsäure und 5 - 10 gMagnesiumsulfat im Wasserdampf destilliert, bis 100 ml in einen Erlenmeyerkolbenübergegangen sind.Währenddessen stellt man folgende Lösungen her:Lösung 1: 0,5 %ige Thiobarbitursäurelösung1 g Thiobarbitursäure wer<strong>den</strong> in einen Erlenmeyerkolben eingewogen undder Kolben anschließend mit dest. Wasser auf 200 ml aufgefüllt.Lösung 2: Kaliumdichromat in Schwefelsäure0,15 g Kaliumdichromat wer<strong>den</strong> in einen Erlenmeyerkolben eingewogen.Diese wer<strong>den</strong> in 100 ml aqua dest. aufgelöst und mit 100 mIO,15mSchwefelsäure aufgefüllt.


-94 Experimente: SorbinsäureGleichzeitig wird in einem großen Becherglas Wasser bis· zum Sie<strong>den</strong>erhitzt.Nach Beendigung der Destillation gibt man 10 ml des Destillats in einReagenzglas, fügt 20 ml der Lösung 2 zu und taucht das Reagenzglas in dasWasserbad. Nach fünf Minuten nimmt man dieses aus dem ~asserbad, gibt20 ml der Lösung 1 zu und erhitzt erneut im Wasserbad.Eine Rotfärbung weist auf das Vorhan<strong>den</strong>sein <strong>von</strong> Sorbinsäure hin. Zurhalbquantitativen (näherungsweisen) Bestimmung des Sorbinsäuregehaltskann die Intensität der Färbung mit einer parallel hergestellten kolorimetrischenReihe verglichen wer<strong>den</strong>.Herstellung der kolorimetrischen Reihe:In einem kleinen Becherglas wird eine gesättigte Sorbinsäurelösung hergestellt.Anschließend wer<strong>den</strong> sechs Reagenzgläser in einen Reagenzglasständergestellt.- In das erste Reagenzglas gibt man 9 ml der gesättigten Sorbinsäurelösung .- In das zw~ite wer<strong>den</strong> 1 ml der gesättigten Sorbinsäurelösung und 9ml dest.Wasser gegeben. Nach gutem Durchrnischen wird- 1 ml dieser Lösung entnommen, in das dritte Reagenzglas gegeben undwiederum mit 9 ml dest. Wasser aufgefüllt.So fährt man fort (dem letzten Reagenzglas wird ebenfalls 1 ml entnommen,der anschließend jedoch verworfen wird), bis eine Verdünnungsreihe (<strong>von</strong>etwa 0,2 % bis etwa 0,000002 %) entstan<strong>den</strong> ist.Mit allen Lösungen verfährt man wie mit dem Destillat und erhält so einekolorimetrische Reihe.


Experimente: Sorbinsäure95Der Entstehung des roten Farbstoffes liegt folgende Reaktion zugrunde:2 OUC-CH,-CJ-fOSorbinsäureOHC-CH,-CJ-fO ..Molondioldellyd2 -ThioborbitursäureAldolodditionMolondioldehydu{ NHuo-c:Ctto-h~ / cf N,J'sfI,C "" ()" 11~ NH~ N)~o tt S----.Aldol !.:on<strong>den</strong>sot ion-U,OPhotometrische Bestimmung <strong>von</strong> Sorbinsäure *)Geräte:WasserdampfdestillationsapparaturRundkolben (5OOml), 2 Erlenmeyerkolben (100mI), Glasfilter, Filterpapier,Spatel, Meßkolben (100mI), Peleus-Ball, 2 Vollpipetten (5ml),je eine Vollpipette zu 50 ml, 25 ml, 10 ml, 4 Bechergläser (50mI), 6Tropfpipetten mit Hütchen, Waage, Spektralphotometer, 2 QuarzküvettenChemikalien und <strong>Materialien</strong>:Sorbinsäure, Magnesiumsulfat (MgS04 · 7H20), Weinsäure, 0,5mSchwefelsäure, 0,oo5m Schwefelsäure, dest. Wasser, mit Sorbinsäurekonserviertes Lebensmittel (z.B. Brot)Zeit: 90 MinutenVersuchsanleitung:5 g feinzerkleinertes Lebensmittel wer<strong>den</strong> mit 20 g Magnesiumsulfat und 5 gWeinsäure im Wasserdampf in einen Rundkolben destilliert, bis 400 ml*) Bei der Wasserdampfdestillation geht Sorbinsäure nicht quantitativ in das Destillat über.Die Wiederfindungsrate liegt im Mittel bei nur 90%.Prinzipiell ist auch ein Nachweis <strong>von</strong> Sorbinsäure mittels Dünnschichtchromatographiemöglich. Die Ergebnisse stehen jedoch in keinen Verhältnis zum notwendigen Aufwand.


-96 Experimente: .Sorbinsäureübergegangen sind.Währenddessen stellt man verschie<strong>den</strong> konzen~ri~rte Sorbinsäurelösungenwie folgt her:Stammlösung: O,oolg Sorbinsäure wer<strong>den</strong> in einen 100 ml Meßkolben eingewogenund dieser mit aqua desto bis zur Marke aufgefüllt.Die folgen<strong>den</strong> Verdünnungen wer<strong>den</strong> in Bechergläsern hergestellt, indemman jeweils 5 ml der Stammlösung vorlegt und die angegebene Menge destoWasser dazupipettiert.Verdünnung 1: 1 : 5 ml Stammlösung + 5 ml dest. WasserVerdünnung 1:2 : 5 ml Stammlösung + 10 ml dest. WasserVerdünnung 1:5 : 5 ml Stammlösung + 25 ml dest. WasserVerdünnung 1:10: 5 ml Stammlösung + 50 ml desto WasserDie Lösungen wer<strong>den</strong> in einem Spektralphotometer bei 220 - 300 nm inQuarzküvetten gegen desto Wasser gemessen. Mit <strong>den</strong> erhaltenen Wertenwird eine Eichkurve erstellt.01(·2 CHART I~ __! .. t~ ;~ :::: ::::.: • ····1" . :/:'" ::':I:::, ·jH·ii--++:~:: ;


Experimente: Benzoesäure97Konservieren mit BenzoesäureBE 1 : Nachweis der konservieren<strong>den</strong> Wirkung <strong>von</strong> Benzoesäure *)Durch Zusatz <strong>von</strong> Hefe beginnen glucosehaltige Lösungen zu gären:es entstehen Ethanol und Kohlendioxid. Der Nachweis des Kohlendioxidsmit Kalkwasser kann als Indikator .tar <strong>den</strong> Beginn desGärungsprozesses eingesetzt wer<strong>den</strong>. Der folgende Versuch zeigt,daß Benzoesäure die Gärung unterbin<strong>den</strong> kann.Benzoesäure verhindert die alkoholische GärungGeräte:je 2 Erlenmeyerkolben zu 100 ml und zu 50 ml, 1 Erlenmeyerkolben,2 durchbohrte Gummistopfen, Tropfpipette mit Hütchen, Glastrichter ,Glasstab, Spatel, WaageChemikalien und <strong>Materialien</strong>:Traubenzucker, Hefe, Calciumcarbonat (Ca(OH)2), Benzoesäure, dest.Wasser, FilterpapierZeit: 25 MinutenVersuchsanleitung:Zunächst wird Kalkwasser hergestellt. Dazu gibt man unter Rühren in einenErlenmeyerkolben (50 ml) mit etwa 40ml desto Wasser so lange Ca(OH)2,bis eine gesättigte Lösung mit Bo<strong>den</strong>körper entstan<strong>den</strong> ist. Diese Lösungwird durch einen· mit Filterpapier bestückten Glastrichter in einen zweitenErlenmeyerkolben filtriert.Für die Gärlösung wer<strong>den</strong> in einen 2ooml-Erlenmeyerkolben 15g Traubenzuckereingewogen und mit 100 ml dest. Wasser gelöst. In dieser Zuckerlösungwer<strong>den</strong> 20 g Hefe aufgeschlämmt und das entstan<strong>den</strong>e Gemischgleichmäßig auf zwei gekennzeichnete (+1-) lOOml-Erlenmeyerkolben verteilt.In <strong>den</strong> (+ )-Kolben wer<strong>den</strong> 0,1 - 0,2 g Benzoesäure gegeben und beideKolben mit <strong>den</strong> in Gummistopfen befindlichen Gärröhrchen verschlossen. Indie Gärröhrchen wird abschließend mit Hilfe einer TropfpipeUe vorsichtigKalkwasser gefüllt.Die beobachtende Verhinderung der Gärung durch Benzoesäure wird alsHemmung des Enzymsystem der Hefe (Zymase) interpretiert.*) Nach: H. Körperth a.a.O


-98 Experimente: BenzoesäureBE 2 : Nachweis <strong>von</strong> Benzoesäure in ErfrischungsgetränkenErJrischungsgetränke wer<strong>den</strong> immer weniger mit chemischen <strong>Konservierung</strong>sstoJfenlwnserviert. Noch vor 10 Jahren lwnntefast noch injedem beliebigen Getränk Benzoesäure nachgewiesen wer<strong>den</strong>. Inzwischenweist die Zutatenliste <strong>von</strong> Getränken nur noch selten <strong>Konservierung</strong>sstoJfeauf. Dies ist sowohl eine Folge verbesserter Produktions-,Transport- und Lagerbedingungen wie auch eine Reaktion aufdas zunehmende Interesse des Verbrauchers an möglichst wenigenchemischen ZusatzstoJfen in Lebensmitteln.Nachweis <strong>von</strong> Benzoesäure (Mohler-Reaktion)Achtung: Durchführung nur im Abzug!Vorsicht beim Umgang mit konzentrierten Säuren!Vorsicht beim Umgang mit Hydroxylamin-Hel!Vorsicht beim Umgang mit Ether!Geräte:Schütteltrichter (500ml) mit Stopfen sowie Stativmaterial für dessenHalterung, Meßzylinder (250 ml), je eine Vollpipette z~ 10 ,mi und2 ml, Meßpipette (10mi), Peleus-Ball, Tropfpipette mit Hütchen, 2 Erlenmeyerkolben(50mi), 2 Bechergläser (500ml, hohe Form), 1 großesReagenzglas, Reagenzglasständer , Magnetrührer, Tiegelzange, Spatel,WaageChemikalien und <strong>Materialien</strong>:Diethylether, Kaliumnitrat (KN03), Hydroxylaminchlorid (NH30CI),konzentrierte Schwefelsäure, 25%ige Ammoniaklösung, Eis, dest.Wasser, benzoesäure-haltiges Erfrischungsgetränk (z.B. Coca-Colalight), Filterpapier, pR-IndikatorpapierZeit: 40 MinutenVersuchsanleitung:Das Wasser wird in einem Becherglas auf der Heizplatte mit Magnetrührerzum Sie<strong>den</strong> gebracht. Gleichzeitig wer<strong>den</strong> folgende Lösungen hergestellt:Lösung A: In einen Erlenmeyerkolben wird 1 g KN03 eingewogen und in10 mlH2S04 konz. gelöst.Lösung B: In einen Erlenmeyerkolben wer<strong>den</strong> 0,5 g NH30CI eingewogenund mit 25 ml dest. Wasser gelöst.


Experimente: Benzoesäure , 99Des weiteren wird ein Becherglas zur Hälfte mit Eis gefüllt.In einem Schütteltrichter wer<strong>den</strong> 200 ml des Erfrischungsgetränkes mit30 ml Ether mehrmals kräftig geschüttelt. Dabei wird immer wieder vorsichtigentlüftet.Anschließend hähgt man <strong>den</strong> Schütteltrichter zur Trennung der Phasen offen·in einen gut befestigten Stativring . Trennen sich· die Phasen dabei nicht deutlich'so kann das Gemisch unter Zusatz <strong>von</strong> etwas Kochsalz erneut geschütteltwer<strong>den</strong> ('Aussalzen'). Haben sich die Phasen getrennt, wird die wässrigePhase abgelassen und verworfen.Die Etherphase wird in einem Reagenzglas aufgefangen, welches dann in dassie<strong>den</strong>de Wasser gestellt wird. Ist der Ether verdunstet, wird das Reagenzglasmit der Tiegelzange entnommen, vorsichtig 2 ml der Lösung A hineingegebenund erneut im sie<strong>den</strong><strong>den</strong> Wasser (bis zum Entweichen braunerDämpfe) erwärmt. Nun wird das Reagenzglas im Eisbad gekühlt, das Reaktionsgemischvorsichtig mit 4 ml desto Wasser und nach erneutem Kühlenmit 4 ml der Lösung B versetzt. Dieses Gemisch wird tropfenweise mitAmmoniaklösung alkalisch gemacht und anschließend im nicht mehrsie<strong>den</strong><strong>den</strong> Wasserbad noch fünf Minuten erwärmt.Der Mechanismus der sog. Mohler-Reaktion wird wie folgt angegeben:COOH©Benzoesäure3.5- Dinitrobenzoesäure3.5-DiominobenzoesäureDer Nachweis <strong>von</strong> Benzoesäure in festen Lebensmitteln kann im Anschluß an eineWasserdampfdestillation erfolgen. Man beachte, daß viele Lebensmittel einennatürlichen Gehalt an Benzoesäure aufweisen (preiselbeeren z.B. bis zu 0,24%);andererseits ist die durchschnittliche Wiederfindungsrate nach einer Wasserdampfdestillationmit ca. 70 % deutlich unsicher.Im Destillat kann die Benzoesäure wie oben ausgeführt nachgewiesen wer<strong>den</strong> oderdurch Zusatz einer neutralen Eisen(III)-chlorid-Lösung, wobei ein fleischfarbenerNiederschlag .die Anwesenheit der Benzoesäure anzeigt.


-100 Experimente: AntioxidantienDer Zusatz und die Wirkung <strong>von</strong> AntioxidantienAl: Nachweis <strong>von</strong> Vitamin E in SpeiseölDie Gruppe der Tocopherole (a-, ß-, y- und o-Tocopherol) wirdzusammenfassend als Vitamin E bezeichnet. In der Lebensmittelkonservierungwer<strong>den</strong> tocopherolhaltige Extrakte natürlichenUrsprungs (E 306) und synthetisches a-Tocopherol (E 307) alsAntioxidantien verwendet.Nachweis <strong>von</strong> Vitamin E in Speiseöl*)Achtung:Versuch im Abzug durchführen!Geräte:Reagenzglas, Reagenzglas s tänder , Reagenzglasklammer , 2 Bechergläser(250ml, hohe Form), Magnetrührer, Meßzylinder (10mi),2 Tropfpipetten mit HütchenChemikalien und <strong>Materialien</strong>:Speiseöl (z.B. Distelöl mit 5% Weizenkeimöl), Ethanol (getrocknetüber Molekularsieb oder CaO), konzentrierte Salpetersäure, Eis,SiedesteinchenZeit: 15 MinutenVersuchsanleitung:Wasser wird in einem Becherglas auf einer Heizplatte zum Sie<strong>den</strong> erhitzt.Ein weiteres Becherglas wird mit Eis gefüllt.Währenddessen wer<strong>den</strong> in einem mit Siedesteinchen bestückten Reagenzglaseinige Tropfen Speiseöl in 1 - 2 ml wasserfreiem Ethanol gelöst. Zu dieserLösung wer<strong>den</strong> vorsichtig tropfenweise 2 ml HN03 konz. gegeben.Anschließend wird die Mischung unter dauerndem Schütteln im Wasserbadzum Sie<strong>den</strong> erhitzt und danach im Eisbad gekühlt.In Gegenwart <strong>von</strong> Tocopherol entsteht Tocopherolrot. Die Intensität derFärbung nimmt bei niedrigen Temperaturen deutlich zu.Dieser Versuch·kann ebenso mit Pflanzenfett, dem Vitamin E als Antioxidanszugefügt wurde, durchgeführt wer<strong>den</strong>.*) Nach: M. lust, A. Hradetzky: Chemische Schulexperimente. Bd.4, Berlin 1983


Experimente: Antioxidantien101A 2 : Bestimmung <strong>von</strong> Vitamin C in Pilzkonserven *)Bei der Verarbeitung .<strong>von</strong> brliunungsanjälligen Leqensm~tteln (z.B.<strong>von</strong> Pilzen) wer<strong>den</strong> schon dem Waschwasser Sliuren zugegeben, dieeine Brliunung verhindern sollen. Am hliufigsten wird hierzu die mildschmeckende Citronensliure verwendet. Die pH-Absenkung reicht jedochnicht aus, um das konservierte Lebensmittel aber einen llingerenZeitraum zu schUtzen. Aus diesem Grund wird (auch bei Vollkonserven)zuslitzlich Vitamin C als Antioxidans zugegeben, das mitCitronensliure in synergistischer Beziehung steht.Titrimetrische Bestimmung <strong>von</strong> Vitamin C in Pilzkonserven **)Geräte:Stativmaterial, Bürette, Magnetrührer mit Rührfisch, Erlenmeyerkolben(300 ml), 6 Erlenmeyerkolben (100 ml), 1 Becherglas (50 ml), 1Meßkolben (1000 ml), 2 Glastrichter, je eine Vollpipette zu 10 ml undzu 1 ml, Peleus-Ball, 2 Meßzylinder (25 ml), 1 Mischzylinder (50mi),eine braune Enghalsflasche (1000 ml) mit Stopfen, Glasstab, Spatel,WaageChemikalien und <strong>Materialien</strong>:1 Vitamin-C-Tablette (50mg), Dichlorphenolindophenol (DCPIP),5 % ige Metaphosphorsäurelösung (giftig!), dest. Wasser, einePilzkonserve (z.B. Champignons in Scheiben), säurefeste Handschuhe,FilterpapierZeit: 90 MinutenVersuchsanleitung:Zuerst wird die DCPIP-Maßlösung hergestellt und ihr Titer bestimmt. Dazuwiegt man in einen 300 ml-Erlenmeyerkolben 0,2 g DCPIP ein und löst es inetwa 200 ml dest. Wasser.Die Lösung wird in einen II-Meßkolben filtriert, der Filter mehrmals mitdesto Wasser nachgewaschen und das Filtrat mit desto Wasser auf genau1000 ml aufgefüllt. Diese Lösung ist licht~ und hitzeempfindlich und muß imKühlschrank aufbewahrt wer<strong>den</strong>, wo sie etwa vier Wochen haltbar ist.Zur Bestimmung des Titers der hergestellten Lösung gibt man eine Vitamin­*) Nach: H. P. Haseloff, J. Mauch: Das Vitamin-C-Projekt. Frankfurt 1989**) Die titrimetrische Bestimmung <strong>von</strong> Vitamin C mit Dichlorphenolindophenol-Lösungwurde bereits 1927 <strong>von</strong> Tillmans beschrieben, weswegen die Reaktionslösung oft auchals Tillmans Reagenz bezeichnet wird.


-102 Experimente: AntioxidantienC-Tablette mit bekanntem Vitamingehalt in einen Mischzylinder , füllt mit50 ml5%iger Metaphosphorsäurelösung auf (Handschuhe tragen!) und zerdrücktdie Tablette vorsichtig mit einem Glas stab . Nach dem· vollständigenAuflösen der Tablette wird mit einer Vollpipette genau 1 ml Vitamin-C­Lösung entnommen und in einen l00ml-Erlenmeyerkolben gegeben. Es wer<strong>den</strong>10 ml Metaphosphorsäurelösung und 10 ml desto Wasser zugesetzt.Die Bürette wird mit Hilfe eines Glastrichters mit der DCPIP-Lösung gefülltund der Flüssigkeitsstand notiert. Anschließend titriert man unter Verwendungdes Magnetrührers so lange, bis einfallende blaue Tropfen nicht mehrentfärbt wer<strong>den</strong> und die Lösung eine blasse Rosafärbung annimmt, die mindestens30 Sekun<strong>den</strong> bestehen bleibt (ein weißer Hintergrund erleichterthierbei das Erkennen der Rosafärbung) .Der neue Flüssigkeitsstand in der Bürette wird notiert.Es ist ratsam, diese Titration zweimal zu wiederholen, um aus dem gebildetenMittelwert der drei Bestimmungen einen genauen Wert für <strong>den</strong> Titerzu erhalten.Zur Bestimmung des Vitamin-C-Gehaltes im Aufguß der Pilzkonserve gibtman in einen Erlenmeyerkolben- 20 ml Aufguß- 10 ml Metaphosphorsäurelösung und- 20 ml dest. Wasserund titriert wie oben beschrieben. Anschließend wird der Vitamin-C-Gehaltberechnet (siehe Beispiel-Auswertung unten).


Experimente: Antioxidantien 103Hinweis:Soll der Vitamin-C-Gehalt einer festen Obstkonserve (z.B. Apfelmus) untersuchtwer<strong>den</strong>, so preßt man die in der Konserve enthaltene Flüssigkeit mitHilfe einer sauberen Baumwollwindel oder eines Geschirrhandtuches aus undtitriert 20 ml dieses Filtrats wie oben beschrieben.


-104 ErfahrungsberichtErfahrungen mit einem Projekt '<strong>Konservierung</strong>' imChemieunterricht der Jahrgangsstufe 12Das <strong>Unterricht</strong>sprojekt <strong>Konservierung</strong> wurde in einem Chemie-Grundkurs derJahrgangsstufe 12 an einer Integrierten Gesamtschule in Hessen durchgeführt,und zwar als Abschluß der <strong>Unterricht</strong>s reihe Alkohole/Aldehyde/Carbonsäuren.Der gut motivierte Kurs setzte sich aus 9 Schülerinnen und 11 Schülern zusammen.Der Gesamtumfang des Projektes betrug 13 Schulstun<strong>den</strong>.Zur Einfürung in die Thematik wurde <strong>den</strong> SchülerInnen ein etwa 10-minütigerVideofilm (Hei<strong>den</strong>reich 1989) vorgeführt, in dem die Entwicklungsgeschichteder Konservendose <strong>von</strong> 1810 bis heute geschildert wird. Die SchülerInnenzeigten sich verblüfft über die recht lange Geschichte der Konservendose, diesie als Errungenschaft der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg angesehen hatten.Zur weiteren Information wurde ihnen der Text <strong>von</strong> Leuchs aus dem Jahr 1820ausgegeben (siehe S. 8), in dem die klimaabhängige Entwicklung <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong>aus zeitgenössischer Sicht beschrieben wird.Eine Bearbeitung des Themenkreises '<strong>Konservierung</strong>' erschien <strong>den</strong> SchülerInnen- insbesondere unter dem Aspekt kompetentes Verbraucherverhalten -spannend und interessant. Beim Brainstorming nannten sie die folgen<strong>den</strong>Begriffe und Stichworte, die ihre Interessenlage weiter charakterisieren:- Salz, Formalin- Lebensmittel, Kosmetik- Haltbarkeit- Gesundheit- Deklarationspflicht für <strong>Konservierung</strong>sstoffe (Nutzen z.B. für Allergiker),E-Nummern- Selbstherstellung, Untersuchung <strong>von</strong> Lebensmitteln (z.B. Cola)- Geschäfte vergleichen (z.B. Bäcker, Metzger), Mißbrauch ('Bio', 'Öko')Im Verlauf der folgen<strong>den</strong> Stun<strong>den</strong> entwarfen die SchülerInnen anhand dieserIdeensammlung die folgende Skizze zur Durchführung des Projekts, wobei zunächstbeschlossen wurde, die geplanten Untersuchungen auf Lebensmittel zubeschränken (und nicht, wie <strong>von</strong> einigen gewünscht, auf Kosmetika auszudehnen).1. Eine Gruppe <strong>von</strong> SchülerInnen geht in mehrere Geschäfte und informiertsich dort, wie auf <strong>Konservierung</strong>sstoffe in Lebensmitteln hingewiesen wird undinwieweit das Personal über Informationen zu <strong>Konservierung</strong>sstoffen verfügt.Gleichzeitig kaufen diese Schüler Lebensmittel ein, die sowohl als 'konservierungsmittel-haltig'als auch als 'ohne <strong>Konservierung</strong>sstoffe' deklariert sind.2. Ein zweite Gruppe erarbeitet Untersuchungsmetho<strong>den</strong>, mit <strong>den</strong>en die Aussagender Deklarationen überprüft wer<strong>den</strong> können.


Erfahrungsbericht1053. Überprüft wer<strong>den</strong> sollte auch der Zusatz <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sstoffen aufseine Notwendigkeit und das Vorhan<strong>den</strong>sein möglicher Alternativen .Die resultieren<strong>den</strong> Ergebnisse sollten zu Projektende in Form einer Ausstellungder Schulöffentlichkeit zugänglich gemacht wer<strong>den</strong>.Aus diesem Vorschlag ergaben sich schließlich 6 Arbeitsgruppen, die arbeitsteiligfolgende Teilthemen in Angriff nahmen:Gruppe A: Erkun<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>er Geschäfte mit gleichzeitigem Einkauf <strong>von</strong>Lebensmitteln.Gruppe B: Zusammenstellung <strong>von</strong> Informationen zu <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong> .Gruppe C: Sammlung und Auswertung allgemeiner Informationen zur'<strong>Konservierung</strong>'Gruppe D: Praktische <strong>Konservierung</strong> verschie<strong>den</strong>er LebensmittelGruppe E: Entwicklung geeigneter Nachweismetho<strong>den</strong> für <strong>Konservierung</strong>sstoffein LebensmittelnGruppe F: Organisation der AusstellungAls Hilfe für die Realisierung des Projekts wurde <strong>den</strong> Schülern die <strong>von</strong> derBetreuerin zusammengestellte Handbibliothek vorgestellt (siehe thematischgeordnete Literaturliste S. 113). Die im Projektverlauf gesammelten Informationenwur<strong>den</strong> nach und nach in diese Handbibliothek einsortiert, so auch diewährend der bei<strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Wochen durch einige Schüler bei der Verbraucherzentralebesorgten Broschüren zum Thema '<strong>Konservierung</strong>' .Gruppe A hatte ihren Erkundungsgang in Geschäften durchgeführt und Lebensmittelfür die Untersuchung eingekauft. Sie berichteten,- daß <strong>von</strong> dem in Lebensmittelgeschäften (Supermärkte) arbeiten<strong>den</strong> Personalnur selten Informationen zu <strong>Konservierung</strong>sstoffen zu erhalten sind;- daß in Metzgereien ausführliche Auskünfte zu <strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong>(Pökeln, Räuchern) und -stoffen (pökel salz) gegeben wur<strong>den</strong>;- daß auf Lebensmittelverpackungen auf das Fehlen <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sstoffendeutlicher hingewiesen wird als auf <strong>den</strong> Gehalt an <strong>Konservierung</strong>sstoffen.Anband der mitgebrachten Lebensmittel wurde folgender Untersuchungsplanerstellt:- Nachweis <strong>von</strong> Benzoesäure in einer mit ihr konservierten Cola.- Nachweis <strong>von</strong> Sorbinsäure in einer mit ihr konservierten Speisequark -Fruchtzubereitung .- Nachweis <strong>von</strong> Sorbinsäure in Kakao, der keine <strong>Konservierung</strong>sstoffeenthalten soll.- Nachweis <strong>von</strong> Schwefeldioxid in ungeschwefelten, getrockneten Aprikosen.Gruppe D hatte sich inwischen entschie<strong>den</strong>, geräucherte Wurst und Kartoffelchipsherzustellen. Gruppe A wollte sich weiter mit der rechtlichen Seite des


106 Erfahrungsbericht<strong>Konservierung</strong>sstoffzusatzes beschäftigen und dazu auch Informationen derübrigen Gruppen einbeziehen.Einige Zeit mußte in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Tagen für die Vorbereitung der Versuche(Aufbau der Wasserdampfdestillationsapparatur , Herstellung der Iod-Stärke­Indikatorpapiere) aufgebracht wer<strong>den</strong>, wozu ein Teil der SchülerInnen u.a.auch Freistun<strong>den</strong> nutzten. Unter Aufsicht stellten sie so mit Hilfe der WasserdampfdestillationAuszüge aus <strong>den</strong> auf ihren Sorbinsäuregehalt zu untersuchen<strong>den</strong>Lebensmitteln (Fruchtzubereitung, Kakao) her, ebenso wurde die kolorimetrischeReihe vorbereitet.Der Großteil der <strong>Unterricht</strong>szeit wurde im weiteren <strong>von</strong> alle Gruppen zur Bearbeitungder in ihren Arbeitsplänen erstellten Aufgaben verwendet. Jeweils zumEnde der Doppelstunde wurde ein Plenumsgespräch geführt, in dem jede Gruppe<strong>den</strong> aktuellen Stand ihrer Arbeit vortrug.Erste Nachweisreaktionen brachten überraschende Ergebnisse: So war derNachweis <strong>von</strong> Schwefeldioxid in ungeschwefelten, getrockneten Aprikosen mitIod-Stärke-Papier positiv verlaufen. Die <strong>den</strong> Versuch durchführende Gruppekommentierte dieses Ergebnis mit dem Hinweis, daß sie in der Literatur dieAussage gefun<strong>den</strong> hätten, daß getrocknete Aprikosen grundsätzlich geschwefeltseien, da sie anderenfalls ihre charakteristische Farbe verlören.Die Diskussion erbrachte u.a. <strong>den</strong> Hinweis, daß der Nachweis evtl. durch dieTemperatur des Wasserdampfes positiv verlaufen sei. Die zur Überprüfung desErgebnisses durchgeführte Versuchswiederholung unter kontrollierten Bedingungensowie weitere theoretische Betrachtungen führten zu dem Schluß, daßdie Aprikosen tatsächlich geschwefelt wor<strong>den</strong> sein mußten.Aus diesem Resultat entwickelte sich die Frage, welche Rechtsvorschriften zurSchwefelung <strong>von</strong> Trockenfrüchten überhaupt existieren und wer bei begründetemVerdacht des Verstoßes gegen eine Deklaration für die Überprüfung zuständigsei.Beim nächsten Termin hatte sich die Frage nach der. Zuständigkeit geklärt:Staatliche Untersuchungsämter (in diesem Fall das Staatliche Veterinäramt)sind mit der Begutachtung <strong>von</strong> verdächtigen Lebensmitteln betraut. Über <strong>den</strong>betreuen<strong>den</strong> Lehrer wurde der Kontakt hergestellt und eine Terminabsprachegetätigt. Dabei erfuhren die SchülerInnen "auch die möglichen Folgen ihreresInteresses: Wird eine verdächtige Lebensmittelprobe abgegeben, so wirdgleichzeitig ein gerichtliches Verfahren gegen <strong>den</strong> Hersteller des Lebensmittelseröffnet. Da die im <strong>Unterricht</strong> durchgeführte Nachweismethode nicht juristischanerkannt sei, wäre das Ergebnis nicht aussagekräftig genug, um solch einVerfahren einzuleiten. Der Mitarbeiter des Amtes kündigte eine eigene Untersuchungan, die jedoch einige Wochen Zeit in Anspruch nehmen könne.


Erfahrungsbericht 107Niederschrift über die Entnahme einer Probe_ ~ 42 Lebensmittel- und 8edarfsgegenstandegesetz -Benorde. die die Probe entnommen hatNummer der ProbeWarenart/Code-Nr.Eingangsstempel desStaat!. UntersuchungsamtesA) Betrieb (Name und Art)in dem Probe entnommen wurdeIOrt d. NiedarlassungName u. Wohnort d. Inhabersoder seines Stenvartreters'B) Probe1. Genaue Bezeichnung(Waranart. Manga. usw.1II2. BezeichnungI 0 Schild an der Ware D Etikett o Originalpacku~g o Preistafel D mündliche Angabeergibt sich aus:3. Grund der Probeentnahme: 1 0 Planprobe 0 Verdacntsprobe o Nachprobe PrObe Nr.!Fur evll. langeren SarlchtBeibien verwend an I4. Zeit und Örtlichkeit derProbeentnahme (Raum):HlarzuI kurze. Erltuterung:5. Bezugsquelle:10 Lieferant:Izu---Tgb. -Nr.Ort. an dem sich die Ware o.i der ProbMntnahme Defand: Lager-I temperaturDatumi Uhrzeit II I i0 Hersteller:0 Importeur:6. Zeit des Bezugs und Ider Herstellung: I geliefert am : /hergestellt am: Imind. haltbar bis:7. Bezeichnung I 0 laut Rechnung vom 0bei Lieferung:laut Lieferschein vom8. Bezogene und vorhan<strong>den</strong>eMenge:9. Einkaufs- u. Verkaufspreis:I geliefert:/vorhan<strong>den</strong>:Einkauf: DMje Nerkauf: DMje10. Bemerkungen:(Seschaffenheit bel darEntnahme und sonstigenotwendige Angeban,I~DerIiC) Gegenprobe Gegenprobe 0 Zweitprobe o Die Annahme und Verwahrung wurdewurde zurOckgelassen. abgelehnt0) Probenehme, I .....,.•"....."...,Betriebsinhaber will die Gegenprobe untersuChen lassen durch: .).• ~"""""'s ......UnteflChrtftErklärung des BetriebsInhabers:1. Uber die Bedeutung der Gegenprobe wurde ich belehrt.2. Als Entschädigung für 0 Probe und 0 Gegenprobe ernielt ich:_______ DM ____ ptMit 2 Durchschriften und Probe zur Untersuchung;in das Staatliche Medizinal-. Lebensmittel- undVeterinaruntersuchungsamtin ___________________________________________________ ___oIUnler5cnrift des Se!rleD5.nnabers oder seifte, Stellvertreters.:ulr~".,ndes '5t anzukreuzenBei Beanstandungen wird Gutachten zweifacherbeten.') soweIt bell ..... '


-108Erfahrungsbericht:; ~r L,lncrauOberburgermeister~!~'i -


-Erfahrungsbericht 109Die Nachforschungen zur Schwefelung <strong>von</strong> Trockenfrüchten ergaben, daß getrockneteAprikosen bis zu 1250 mg S02/kg enthalten dürfen. Ergänzendwurde mitgeteilt, daß bis zu 20 mg S02/kg gänzlich deklarationsfrei sind.Daran entbrannte eine Diskussion, ob 'deklarationsfrei ' mit einer 'ungeschwefelt'-Deklarationgleichzusetzen sei. Da diese Frage im <strong>Unterricht</strong> nicht endgültigbeantwortet wer<strong>den</strong> konnte, erhieiten die Schüler, die die Aprikosen zurUntersuchung bringen wollten, <strong>den</strong> Auftrag, sich diese Frage <strong>von</strong> kompetenterSeite beantworten zu lassen.In der Zwischenzeit wur<strong>den</strong> die durchgeführten <strong>Konservierung</strong>sversuche ausgewertet:ein Schimmelversuch, bei welchem unkonserviertes Brot mit Brot verglichenwurde, das mit Sorbinsäure behandelt wor<strong>den</strong> war. Vorgestellt wur<strong>den</strong>die Funktionsweise der Wasserdampfapparatur und das Vergleichsverfahren fürreaktive Färbungen mittels kolorimetrischer Reihe.Die Fruchtzubereitung zeigt erwartungsgemäß ein positives Ergebnis, welchessich anband der kolorimetrischen Reihe mit etwa 0,002% (20 mg S02/kg beieiner zugelassene Höchstmenge <strong>von</strong> 100 mg S02/kg) beziffern ließ. Überraschenderweisefiel nun auch der Nachweis in dem aus Kakao gewonnenenAuszug positiv aus.Zu Beginn der folgen<strong>den</strong> Doppelstunde informierten die Schüler, die die Probenabgegeben hatten, anband <strong>von</strong> Formblättern (siehe Seite 107/108) über <strong>den</strong>Verlauf der Abgabe. Sie hatten auch Anwort auf die Frage erhalten, was 'ungeschwefelt'bedeutet: Ein 'deklarationsfreier' Gehalt darf in keinem Fall als 'frei<strong>von</strong>' (hier: ungeschwefelt) bezeichnet wer<strong>den</strong>.Die abschließende Auswertung, die ihren Niederschlag in einer Ausstellung mitzahlreichen Postern fand, brachte u.a. folgende Ergebnisse und noch z.T.offene Fragen:- Trotz mehrmaliger Durchführung der Nachweismethode war es nichtgelungen, Benzoesäure in Cola oder einer Blindprobe nachzuweisen.- Die Unterdrückung des Gärungsprozesses mit Hilfe <strong>von</strong> Benzoesäure wareindrucksvoll gelungen.- Die selbsthergestellten Kartoffelchips hatten eine schwarze Farbe angenommenund schmeckten mehlig. Als Ursache hierfür konnte der unzureichendePreßvorgang benannt wer<strong>den</strong>.- Anband <strong>von</strong> selbstaufgenommenen Polaroidbildern dokumentierte eineGruppe das in einer privaten Räucherkammer durchgeführte Räuchern <strong>von</strong>Würsten.- Während der Beschäftigung mit <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en <strong>Konservierung</strong>smetho<strong>den</strong>hatten die SchülerInnen erkannt, daß die 'natürlichen' <strong>Konservierung</strong>sverfahrenzum größeren Teil chemische Metho<strong>den</strong> darstellen (z.B. Einlegen inEssig, Einlegen in Alkohol, Zusatz <strong>von</strong> Salz oder Zucker), und somit nurbedingt als 'Alternativen zur chemischen <strong>Konservierung</strong>' bezeichnet wer<strong>den</strong>


-110ErfahrungsberichtVi." 04buuf'frfl/fcl. L~I\. .s..(A t4tCh -r~"o./oirhI.Me.Jt"un.) r...c, \,J/./Özm( - i(Q/tc.bc.Aol'llilu':J haHbar'lllQC:hc1L .~ lö.f-'I SIch. "',chr i.;.r Q~ o/.tl.ttUlrt,/ttl f!IIOCfI.tn..ül\$Ch"tu Sch .. +z. ".". I/irau/; d ..,d. "&L.+trw'l.JHc.{t. - odv Sch.,."",t.ip< /l.' ~rn.d)(1"1 in ;Qt


Erfahrungsbericht111können, wenn auch Unterschiede nicht zu verkennen sind.- Herausgearbeitet wurde, daß die meisten der verwendeten <strong>Konservierung</strong>sstoffeCarbonsäuren sind, die sowohl aufgrund ihrer Säureeigenschaften(saures Milieu) wie auch über ihre organischen Reste (Lipidlöslichkeit)konservierend wirken.- Aus diesem Grund, so eine weitere Einsicht, wer<strong>den</strong> nicht nur die freienSäuren sondern auch ihre Salze zur Lebensmittelkonservierung verwendet,letztere aufgrund besserer Lösungseigenschaften im wässrigen Milieu.- Der Zusatz <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sstoffen ist vom Gesetzgeber genau geregelt; esexistieren sogar lebensmittelspezifische Angaben.- Die <strong>von</strong> <strong>den</strong> SchülerInnen mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Untersuchungder abgegebenen Lebensmittelproben wur<strong>den</strong> leider nie in schriftlicherForm mitgeteilt. Auch eine telefonische Nachfrage erbrachte keineendgültige Antwort; allerdings wurde das Ergebnis der Untersuchung im<strong>Unterricht</strong> angezweifelt." .~Ame\s·ensau\e.Im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsverfahren ergabsich die Notwendigkeit, einige chemisch fachliche Fragen (erneut) aufzugreifenund so weit möglich zu klären, u.a.:- Warum wird das Iod-Stärke-Papier durch Schwefeldioxid entfarbt?- Welche Reaktionsmechanismen liegen <strong>den</strong> Nachweisen <strong>von</strong> Sorbinsäure undBenzoesäure in Lebensmitteln zugrunde?- Wodurch wer<strong>den</strong> geschälte Kartoffeln braun ?- Was ist Benzo(a)pyren ?- Welches sind die Salze der Carbonsäuren ?


112 ErfahrungsberichtDie zum Abschluß stattfin<strong>den</strong>de Stunde wurde zu einem allgemeinen Feedbackgenutzt, das hier in Stichpunkten wiedergegeben ist:* Positiv empfan<strong>den</strong> die SchülerInnen, daß ein Thema aus ihrem Alltag bearbeitetwurde, dem im Verlauf der Arbeit neue Aspekte hinzugefügt wor<strong>den</strong>sind. Positiv bewertet wurde insbesondere die Möglichkeit der selbständigenVersuchsdurchführung.* Einige Schüler hatten z~ Beginn des Projektes Schwierigkeiten mit der gefordertenSelbständigkeit. Das Sammeln <strong>von</strong> Informationen anhand ihrer selbstformulierten Interessen mußte erst gelernt wer<strong>den</strong>, ebenso die Auswertung unddas Organisieren entsprechender Versuche. Als praktisch bedeutsame Orientierungshilfebezeichneten sie in diesem Zusammenhang <strong>den</strong> erstellten Gesamtplan,die Arbeitspläne der Gruppen und die thematisch geordnete Handbibliothek.* Einige Schüler zweifelten am fachwissenschaftlichen Nutzen dieses Projektes.Diese Kritik wurde jedoch durch detaillierte Argumentation der Mehrzahl derMitschülerInnen entkräftet.* Ein beobachtender Lehrer gab zu be<strong>den</strong>ken, daß im Schulalitag normalerweiseVersuche wie eine Wasserdampfdestillation aufgrund <strong>von</strong> Zeit- und Platzmangelnicht zu realisieren seien.Die letzten bei<strong>den</strong> Punkte weisen u.E. jedoch lediglich darauf hin, daß trotz derMöglichkeit und Forderung eines auf Selbständigkeit und Selbsttätigkeit orientierten<strong>Unterricht</strong>s seitens des Gesetzgebers und der Didaktik SchülerInnen undLehrerInnen diesem weitaus weniger Bedeutung zumessen als einem U nterricht,der sich auf ein rezeptives Aneignen <strong>von</strong> Fachwissen beschränkt."',


Literaturhinweise 113Die folgen<strong>den</strong> Literaturhinweise geben eine Übersicht über einschlägige, z. T. inöffentlichen Bibliotheken schnell verfügbare Titel. Nur in Einzelfällen wur<strong>den</strong> hierdie Fundstellen aufgenommen, die bereits im Text erwähnt wor<strong>den</strong> sind. DieHinweise sind nach Bereichen grob zusammengefaßt und sollen auch als Anregung fürdie Zusammenstellung einer Handbibliothek für die Arbeit im <strong>Unterricht</strong> / im Projektverstan<strong>den</strong> ~er<strong>den</strong>.Allgemeines / Kulturgeschichte / kritische Darstellungen:Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung. Landwirtschaft undForsten e.V.: Lebensmittel-Kennzeichnung: Die Zutatenliste. Bonn 1987P. Brothwell, D.R. Brothwell: Manna und Hirse. Eine Kulturgeschichte derErnährung. Mainz 1984Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA):- Ein Milchlexikon. Bonn 1988- Unser Zucker. Bonn 1991B. Flower, E. Rosenbaum: The Roman Cookery Book. London 1958M. Häberle: Pseudoallergische Reaktionen auf <strong>Konservierung</strong>s- und Farbstoffe.Ernährungs-Umschau 36 (1989), S.8ffB. Hei<strong>den</strong>reich: Vor 180 Jahren - Nicolas Appert erfindet die Konservendose.Köln 1989R. Heiss, K. Eichner: Haltbarmachen <strong>von</strong> Lebensmitteln. Berlin 1984E. Kapfelsperger, U. Pollmer: Iß und Stirb. München, 1983Katalyse Umweltgruppe (Hrsg.):- Chemie im Lebensmitteln. Köln 1982- Was wir alles schlucken. Reinbek 1985H. Körperth: Die <strong>Konservierung</strong> der Lebensmittel. Köln 1979Kommission Der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.): Die Lebens­Inittelzusätze und der Verbraucher. Brüssel 1980J. C. Leuchs: Lehre der Aufbewahrung und Erhaltung aller'Körper. Nürnberg1820V. Naroska: Ist unsere Nahrung noch gesund? Naturwissenschaften im<strong>Unterricht</strong> - Biologie 1984K. Möhler: Das Räuchern. Alzey 1978E. Paul: Allergische und pseudoallergische Hautreaktionen auf Nahrungsmittelund Nahrungsmittelbestandteile. Die Medizinische Welt 38 (1987), S.847ffK. Potthast: Das Räuchern: Ein altes Verfahren aus der Sicht neuerErkenntnisse. Labor 2000, 1985, S.166ff


114 LiteraturhinweiseR. Preussmann: Potentielle Kanzerogene in Nahrungsmitteln. Der Kassenarzt20 (1980), S.1882J. Pütz: Das Hobbythek-Buch, Bd. 3. Köln 1979; Bd. 7. Köln 1982K. Pukony: Das Buch vom natürlichen Konservieren. Stuttgart 1984F.F. Runge: Hauswirtschaftliche Briefe 1.-3. Dutzend, 1866. Weinheim 1988J. Sander: Vitamin C hemmt die Bildung <strong>von</strong> krebserzeugen<strong>den</strong> Nitrosaminen.Umschau 74 (1974), S.780P. Thielscher: Des Marcus Cato Belehrung über die Landwirtschaft. Berlin1963R. Wettengel: Nahrungsmittelallergie un~ -unverträglichkeit aus der Sicht desInternisten. In: Ernährungs-Umschau <strong>33</strong> (1986) Sonderheft, S.4<strong>33</strong> ffE. Zander, A. Maurizio et al.: Def Honig. Stuttgart 1975Zusatzstoff-Zulassungsverordnung: In: Bundesgesetzblatt Teil I. S.2711(23.Nov.1977), Bonn 1977Analytische Verfahren Ilebensmittelchemische Informationen:Boeringer Mannheim GmbH: Metho<strong>den</strong> der enzymatischen Lebensmittelanalytikmit Einzelreagentien. Mannheim 1984A. Deifel: Die Chemie des Honigs. In: Chemie in unserer Zeit 23 (1989),S.25ffW. Diemair, W. Postel: Nachweis und Bestimmung <strong>von</strong> <strong>Konservierung</strong>sstoffenin Lebensmitteln. Stuttgart 1967A. Dorau, V. Scharf: <strong>Konservierung</strong>sstoffe und ihre Wirkungen. In:Naturwissenschaften im <strong>Unterricht</strong> - Physik/Chemie (1974) BiologieCh. Gertz, J. Hild: Möglichkeiten der analytischen Erfassung <strong>von</strong><strong>Konservierung</strong>sstoffen in Lebensmitteln. In: Zeitschrift für Lebensmitteluntersuchungund -forschung, 1980, S.103ffP. Haupt: Chemische <strong>Konservierung</strong> <strong>von</strong> Lebensmitteln. In: <strong>Unterricht</strong>Biologie 153 (1990), S.21ffLebensmittelchemische Gesellschaft - Fachgruppe in der GDCh (Hrsg.):Schulversuche mit Lebensmittel-Zusatzstoffen. Hamburg 1990E. Lück: Chemische Lebensmittelkonservierung. Berlin 1985R. Matissek, F.-M. Schnepel, G. Steiner: Lebensmittelanalytik. Berlin 1989Merck AG (Hrsg.): <strong>Konservierung</strong>stoffe für Lebensmittel. Darmstadt 1983


Literaturhinweise115L. Rosival, Engst, Szokolay (Hrsg.): Fremd- und Zusatzstoffe in Lebensmitteln.Leibzig 1978E. Scheerer: Natürliche Gifte in Lebensmitteln. NaturwissenschaftlicheRundschau 37 (1984), S. 365ffJ. Schormüller (Hrsg.): Handbuch der Lebensmittelchemie,Bd. I, Berlin 1965- W. Diemair, W. Postel: <strong>Konservierung</strong>sstoffe- E. Hanssen, W. Wendt: Geschichte der Lebensmittelwissenschaft- H. v. Pezold: Verderben und Vorratshaltung <strong>von</strong> Fetten und FettproduktenBd. 11/2, Berlin 1967:- A. SEHER: Fremde Stoffe - AntioxydantienG. Schwedt: Chemie und Analytik der Lebensmittelzusatzstoffe. Stuttgart 1986B. Strahlmann : Entdeckungsgeschichte antimikrobieller <strong>Konservierung</strong>sstoffefür Lebensmittel. Mitteilungen aus dem Gebiete der Lebensmitteluntersuchungund Hygiene 65 (1974), S.96ffL. Toth: Chemie der Räucherung. WeinheiIn 1982L. Toth, R. Wittkowski: Das Räuchern - aus Sicht der Chemie. Chemie inunserer Zeit H 2, 1985, S.48ffWürdig, Woller: Chemie des Weines. Stuttgart 1989

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!