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Medizinische Klinik - UniversitätsKlinikum Heidelberg

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Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,im Namen aller Mitarbeiterinnen undMitarbeiter des Pflegedienstes der<strong>Medizinische</strong>n <strong>Klinik</strong> und des Zentrumsfür Psychosoziale Medizin begrüßenwir Sie ganz herzlich.Es ist uns ein Anliegen, Ihnen IhrenAufenthalt bei uns so angenehm wiemöglich zu gestalten. Dazu werdenSie von unserem Fachpersonal rundum die Uhr professionell betreut undbegleitet. Immer in dem Bemühen,Ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnissezu berücksichtigen, bittenwir Sie und Ihre Angehörigen, sichjederzeit vertrauensvoll mit IhrenFragen an unsere Pflegekräfte zuwenden. In enger Zusammenarbeitmit den verschiedenen Berufsgruppenberaten wir Sie und Ihre Angehörigen,um ein für Sie individuell sinnvollesBehandlungskonzept zu erarbeiten.Es soll Ihnen den besten Weg zu Erhaltungund Wiederherstellung IhrerGesundheit weisen.Um dies zu gewährleisten, besuchenunsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterregelmäßig Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen.Außerdemfließen die neuesten Erkenntnisseaus der Pflegewissenschaft und –forschungin unser Praxishandeln mitein. Unser therapeutisches Team setztsich zusammen aus examiniertenKrankenpflegekräften, Fachkrankenschwesternund –pflegern, ausPflegeexperten, Pflegehelferinnen,den Auszubildenden in der Krankenpflege,Versorgungsassistentinnen,Zivildienstleistenden, Helferinnen desFreiwilligen Sozialen Jahres, den Mitarbeiterndes Sozialdienstes und derErnährungsberatung.Eine Rückmeldung über Ihr Befindenund Ihre Zufriedenheit während Ihresstationären Aufenthaltes würde unsfreuen. Wir bitten Sie, den Patientenfragebogenauszufüllen und auf IhrerStation abzugeben oder in die dafürvorgesehenen Briefkästen zu werfen.Selbstverständlich können Sie jederzeitIhr Anliegen auch persönlich andie Pflegedienstleitung weiterleiten.Ihre Kritik und auch Ihr Lob werdendazu beitragen, uns ständig zu verbessern.Für das uns entgegengebrachte Vertrauenbedanken wir uns und wünschenIhnen einen guten Aufenthalt inunserem Haus.Isolde BetkePflegedienstleitung<strong>Medizinische</strong> <strong>Klinik</strong>(Standort Neuenheim)Ronald EichstaedterPflegedienstleitungZentrum für Psychosoziale Medizin(Standort Bergheim)


4 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>InhaltsverzeichnusEinführung Seite 6 - 8Was ist Psychosomatische Medizin? Seite 6Geschichte der Psychosomatik in <strong>Heidelberg</strong> Seite 7Die Abteilung Seite 9 - 22Unser Team Seite 9Das Zentrum für Psychosoziale Medizin (ZPM) Seite 13Ambulante Behandlungsangebote und Gruppentreffen Seite 15Die Tagesklinik: Teilstationäre Behandlungsangebote Seite 17Die Stationen: Behandlungsschwerpunkte undtherapeutische Prinzipien Seite 18Forschung Seite 20Die Ausbildung unserer Medizinstudenten Seite 21Kontaktstellen für Terminvereinbarungen,stationäre Aufnahmen und Notfälle Seite 22Behandlungsschwerpunkte Seite 23 - 37Depressionen Seite 23Angststörungen Seite 25Körperliche Beschwerden ohne organische Ursachen Seite 27Essstörungen Seite 28Herzprobleme Seite 30Psychisches Trauma Seite 32Psychische Belastungen bei einer Krebserkrankung Seite 34Rheuma und Psyche Seite 36


5 PsychosomatikDiagnostische Möglichkeiten Seite 38 - 42Individuelle Psychodiagnostik Seite 38Stressregulation Seite 39Gesundheitsfragebogen Seite 42Therapeutische Angebote Seite 43 - 53Psychotherapeutische Gespräche Seite 43Gruppentherapie Seite 45Konzentrative Bewegungstherapie Seite 46Kunst- und Gestaltungstherapie Seite 48Entspannungsmethoden Seite 49Medikamente Seite 51Sozialberatung Seite 53Selbsthilfegruppen Seite 54Literatur Seite 55


6 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>EinführungWas ist Psychosomatische Medizin?Die Psychosomatik (Psyche = griechisch,Seele; Soma = griechisch,Körper) ist die Wissenschaft und Heilkundevon den wechselseitigen Beziehungenzwischen seelischen undkörperlichen Vorgängen.Krankheiten haben oft seelischeUrsachenAlle Erkrankungen haben eine psychischeund eine körperliche Seite.Wer schwer krank ist, kann seelischunter diesem Zustand so sehr leiden,dass er psychisch krank wird. Werpsychisch erkrankt ist oder starkenseelischen Stress empfindet, kannkörperliche Beschwerden entwickelnoder sogar schwer krank werden.Nicht selten verstecken sich hinterkörperlichen Beschwerden seelischeProbleme. Häufig haben sie zumindesteinen psychisch bedingten Anteil.Vegetative Herzleiden, Essstörungenoder Depressionen sind typische Erkrankungen,die sowohl einen körperlichenals auch einen psychischenAnteil haben, die bei Diagnostik undTherapie beide berücksichtigt werdenmüssen.Therapieziel: Einklang von Körper,Geist und SeeleAufgabe einer Psychosomatischen<strong>Klinik</strong> ist es herauszufinden, wie demPatienten ganzheitlich am bestengeholfen werden kann: Durch eineinternistische Diagnostik und Therapiewerden die organischen Ursachenaufgespürt und behandelt. Die psychosomatischeMedizin verfügt überverschiedene Therapieformen, die dieseelische Gesundheit wiederherstellen.Körper, Geist und Seele kommenwieder ins Gleichgewicht.


8 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>nahm 1921 die Nervenabteilung. 1946wurde er Chef der neuen Abteilung für„Allgemeine Klinische Medizin“, ausder die heutige Abteilung „Psychosomatischeund Allgemeine KlinischeMedizin“ hervorging.Richtungweisend in Forschung,Diagnostik und TherapieDie Psychosomatische <strong>Klinik</strong> der Universität<strong>Heidelberg</strong>, älteste <strong>Klinik</strong>dieser Fachrichtung in Deutschland,wurde 1950 vom PsychoanalytikerAlexander Mitscherlich gegründet,einem Schüler von Weizsäckers. Hierwurde erstmals untersucht, welcheseelischen und sozialen Faktorenneurotische, psychosomatische undorganische Krankheiten verursachenkönnen. Die <strong>Heidelberg</strong>er Ärzte entwickeltenden größten Teil der heutegebräuchlichen Standards in der stationärenPsychotherapie sowie dieBehandlungsrichtlinien nahezu allerpsychosomatischen Krankheitsbilder.Das vielfältige Angebot psychotherapeutischerWeiterbildungsmöglichkeitender <strong>Klinik</strong> trug dazu bei, dassim Raum <strong>Heidelberg</strong> ein ambulantesVersorgungsnetz hoch qualifizierterPsychotherapeuten entstand.Bewährt: Das Drei-Stufen-Modell derPsychosomatikAls einzige Psychosomatische Abteilungin Deutschland ist die „<strong>Klinik</strong> fürPsychosomatische und AllgemeineKlinische Medizin“ gleichzeitig in eineInternistische <strong>Medizinische</strong> <strong>Klinik</strong>und in ein Zentrum für PsychosozialeMedizin integriert. Strukturell wirddies realisiert durch ein breites internistisch-psychosomatischesAngebot,dem „Drei-Stufen-Modell der Psychosomatik“:Behandelt wird – je nachBeschwerdebild des Patienten – aufder allgemein-internistischen Station,auf der internistisch-psychosomatischenStation oder auf den beidenspezialisierten Psychosomatik- undPsychotherapiestationen. Hier widmetsich ein erfahrenes Team von ca. 60Ärzten, Psychologen und Sozialarbeiternden Patienten.


9 PsychosomatikDie AbteilungUnser Team<strong>Klinik</strong>leitungÄrztlicher Direktor (Chefarzt):Prof. Dr. med. Wolfgang HerzogIm Neuenheimer Feld 410Tel.: 06221 / 56-8649Email: wolfgang.herzog@med.uniheidelberg.deSekretariat: Ulrike DousEmail: ulrike.dous@med.uniheidelberg.deGeschäftsführender Oberarzt undLeiter (Standort Bergheim)Prof. Dr. med. Henning SchauenburgThibautstraße 2Tel.: 06221 / 56-5865Email: henning.schauenburg@med.uni-heidelberg.deSekretariat: Veronika DeffaaEmail: veronika.deffaa@med.uniheidelberg.deLeitender Oberarzt:Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Bernd LöweTel.: 06221 / 56-8999Im Neuenheimer Feld 410Email: bernd.loewe@med.uniheidelberg.de


10 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Geschäftsführender Oberarzt(Standort Neuenheim)Dr. med. Dipl.-Psych. Michael SchwabTel.: 06221 / 56-8738Im Neuenheimer Feld 410Email: michael.schwab@med.uniheidelberg.deZentrale Leitstelle / NeuenheimKontaktadresse für Patienten(Anmeldung, Auskünfte bzgl.Telefonnummern, Terminen)Montag bis Donnerstag8.00 bis 12.00 Uhr und13.00 bis 15.30 Uhr,Freitag 8.00 bis 12.30 UhrJutta Horn, LeitstellenverantwortlicheTel. 06221 / 56-8774Email: jutta.horn@med.uniheidelberg.dePsychosomatische Notfallversorgung,Notambulanz der <strong>Medizinische</strong>n<strong>Klinik</strong>, Ebene 01.Dienstarzt (mobil): 0151 / 167 594 23,Oberarzt (mobil): 0151 / 145 112 74Leitende Psychologen undPsychologinnenStandort BergheimDipl.-Psych. Dr. Tilman GrandeTel.: 06221/56-5876Email: tilman.grande@med.uniheidelberg.deStandort NeuenheimDipl.-Psych. Mechthild HartmannTel.: 06221/56-8663Email: mechthild.hartmann@med.uniheidelberg.deDipl.-Psych. Dipl. Math. Beate Wild(Leiterin Biometrie)Tel. 06221 / 56-8663Email: beate.wild@med.uni-heidelberg.deSektionenSektion Psychosomatik desBewegungssystemsLeiter: Prof. Dr. med.Wolfgang EichTel.: 06221 / 56-8668Email: wolfgang.eich@med.uniheidelberg.deSektion PsychoonkologieLeiterin: Privatdozentin Dr. med.Monika KellerTel. 06221 / 56-2723Email: monika.keller@med.uniheidelberg.deSektion PsychotraumatologieLeiter: Prof. Dr. med. Günter SeidlerTel. 06221 / 56-5801Email: guenter.seidler@med.uniheidelberg.de


11 PsychosomatikStationen / Standort NeuenheimStation SiebeckOberarzt: Privatdozent Dr. med.Alexander BauerTel.: 06221 / 56-38672Email: alexander.bauer@med.uniheidelberg.deStationsleitung:Gabi Füchte-MazarekicTel. 06221/56-39012Email: gabriele.fuechte-mazarekic@med.uni-heidelberg.deStation von WeizsäckerOberarzt: Privatdozent Dr. med.Robert EhehaltTel.: 06221 / 56-38746Email: robert.ehehalt@med.uniheidelberg.deStationsleitung:Gabi Füchte-MazarekicTel. 06221/56-39012Email: gabriele.fuechte-mazarekic@med.uni-heidelberg.deStationen / Standort BergheimAllgemeine Klinische Medizin (AKM)Oberarzt: Dr. med. Hans-ChristophFriedrichTel.: 06221/ 56-5868Email: hans-christoph.Friedrich@med.uni-heidelberg.deStationsleitung: Angelika GalmTel. 06221/56-8892Email: angelika.galm@med.uniheidelberg.dePsychosomatische Medizin (PSM)Oberarzt: Prof. Dr. med. HenningSchauenburgTel.: 06221 / 56-5865Email: Henning.Schauenburg@med.uni-heidelberg.deStationsleitung: Monika TrampertTel. 06221/56-5877Email: monika.trampert@med.uniheidelberg.deTagesklinik / BergheimOberarzt: Dr. med. Hans-ChristophFriedrichTel.: 06221/ 56-5868Email: hans-christoph.friedrich@med.uni-heidelberg.deAmbulanzen / Standort NeuenheimAllgemein-internistische AmbulanzLeiter: Dr. med. Dipl.-Psych.Michael SchwabTel.: 06221 / 56-8738Email: michael.schwab@med.uniheidelberg.dePsychosomatisch-psychotherapeutischeAmbulanzLeiter: Oberarzt Dr. med.Bernhard HainTel.: 06221 / 56-8999Email: bernhard.hain@med.uniheidelberg.de


12 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Rheuma- und SchmerzambulanzLeiter: Oberarzt Prof. Dr. med.Wolfgang EichTel.: 06221 / 56-8668Email: wolfgang.eich@med.uniheidelberg.deAmbulanz / Standort BergheimPsychokardiologische AmbulanzLeiterin: Oberärztin Dr. med.Jana JüngerTel.: 06221 / 56-8657Email: jana.juenger@med.uniheidelberg.dePsychosomatisch-psychotherapeutischeAmbulanzLeiter: Dr. phil. Tilman GrandeTel.: 06221 / 56-5876Email: tilman.grande@med.uniheidelberg.dePflegedienstleitung /Standort BergheimRonald EichstaedterPflegedienstleitungPsychosoziales ZentrumVoßstraße 4Tel. 06221 / 56-2752Email: ronald.eichstaedter@uniheidelberg.deBibliothek in derPsychosomatischen <strong>Klinik</strong>Uta StruckThibautstraße 2Tel. 06221 / 56-5884Email: uta.struck@med.uniheidelberg.dePflegedienstleitung /Standort NeuenheimIsolde BetkePflegedienstleitung<strong>Medizinische</strong> <strong>Klinik</strong>Im Neuenheimer Feld 410Tel. 06221 / 56-8625Email: isolde.betke@med.uniheidelberg.de


1 3 PsychosomatikDie AbteilungDas Zentrum für Psychosoziale Medizin (ZPM)Am Universitätsklinikum <strong>Heidelberg</strong>wurde im Januar 2005 das „Zentrumfür Psychosoziale Medizin“ (ZPM) unterZusammenschluss der folgenden<strong>Klinik</strong>en und Institute gebildet:• <strong>Klinik</strong> für Allgemeine Psychiatrie(Prof. Dr. Christoph Mundt)• <strong>Klinik</strong> für Psychosomatische undAllgemeine Klinische Medizin(Prof. Dr. Wolfgang Herzog)• <strong>Klinik</strong> für Kinder- und Jugendpsychiatrie(Prof. Dr. Franz Resch)• Institut für <strong>Medizinische</strong> Psychologie(Prof. Dr. Rolf Verres)• Institut für PsychosomatischeKooperationsforschung undFamilientherapie(Prof. Dr. Manfred Cierpka)Großes Beratungs- undBehandlungsangebotDas Zentrum versorgt alle Patientendes Universitätsklinikums, die anpsychischen oder psychosomatischenErkrankungen leiden. Dabeiwird eine Vernetzung der verschiedenenAngebote der <strong>Klinik</strong>en undInstitute angestrebt, so dass denPatienten eine große Variationsbreiteambulanter, teilstationärer undstationärer Behandlungs- und Beratungsangeboteim psychosozialenBereich zugänglich gemacht wird. DiePatienten profitieren von der engerenZusammenarbeit der verschiedenenSpezialisten der <strong>Klinik</strong>en und Institute,die sich z.B. in gemeinsamen Fall-


14 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>seminaren und Fortbildungen überDiagnostik- und Behandlungsverfahrenaustauschen.Versorgungslücken werdengeschlossenIm Frühbehandlungszentrum für jungeMenschen in Krisen werden Patientenim Alter von 12 bis 28 Jahren gemeinsamvon Kinder- und Jugendpsychiaternund Erwachsenen-Psychiaternbehandelt. Die Säuglings-Sprechstundewird gemeinsam von der <strong>Klinik</strong>für Kinder- und Jugendpsychiatrie,dem Institut für PsychosomatischeKooperationsforschung und Familientherapieund der Neonatalogie derKinderklinik - das ist die Neugeborenenmedizin- angeboten. Diese erstenKooperationsprojekte schließen bisherigeVersorgungslücken.Ziel: Interdisziplinäre ForschungDas Zentrum zeichnet sich durch gemeinsameForschungsschwerpunkteaus, wie z.B. die Psychotherapieforschungund die Erforschung desWechselspiels zwischen psychischenund körperlichen Erkrankungen. AbteilungsübergreifendeProjekte befassensich z.B. mit der Erforschung derfür die einzelnen Lebensphasen desMenschen wesentlichen psychosozialenAspekte, mit der Emotions- undSchmerzforschung, mit der Präventionsforschungsowie mit der Erforschungdes subjektiven Erlebens vonKrankheit.Im Zentrum für Psychosoziale Medizinsind ca. 450 Mitarbeiter tätig; jährlichwerden ca. 2.000 Patienten stationärbetreut. Dazu kommen rund 12.000teilstationäre Patientenaufenthaltesowie ca. 19.000 Ambulanzbesuche.


1 5 PsychosomatikDie AbteilungAmbulante Behandlungsangebote und GruppentreffenBiofeedback-TrainingIn der Psychosomatischen Ambulanzbesteht die Möglichkeit, an drei bisfünf aufeinanderfolgenden Terminendie Biofeedback-Methode kennen zulernen (siehe Kapitel „Entspannungsmethoden“,S. 49). Eine Vorbesprechungund anschließende Nachbesprechungist erwünscht.Ambulante KurzzeittherapieDiese Therapie ist für Patienten geeignet,denen schon in wenigen, maximalfünf, psychotherapeutischenSitzungen geholfen werden kann. AusKapazitätsgründen wird eine ambulanteKurzzeittherapie nur in Einzelfällenin unserer <strong>Klinik</strong> angeboten. Wirverfügen jedoch über eine wöchentlichaktualisierte Liste freier Therapieplätzeniedergelassener Psychotherapeutenund sind bei der Vermittlunggern behilflich.Psychosomatische InstitutsambulanzDiese Ambulanz ist in den beidenPsychosomatischen Ambulanzen amStandort Neuenheim und am StandortBergheim untergebracht. Hierkönnen Patienten psychosomatischpsychotherapeutischbehandeltwerden, die bei chronischem oderkompliziertem Krankheitsverlauf übereinen längeren Zeitraum hinweg ingrößeren Abständen Betreuung be-


16 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>nötigen, aber nicht in eine ambulantePsychotherapie eingebunden werdenmüssen. Auch hier ist eine sozialmedizinischeBetreuung integriert (sieheKapitel „Sozialberatung“, S. 53).Die „Gruppe 40+“Die „Gruppe 40+“ wendet sich an Patientenin der zweiten Lebenshälfte, diesich durch ihre Krankheit sehr belastetfühlen und von der Möglichkeit desAustauschs in einer Gruppe mit ähnlichBetroffenen profitieren können. NebenGesprächen über die Krankheitsbewältigung,das Älterwerden, die Berentung,den Auszug der Kinder oder dieKrankheit eines Nahestehenden wirdauch das Erlernen von Entspannungsmethodenangeboten. Die Gruppe wirdvon einer ärztlichen Psychotherapeutinund einer psychotherapeutisch qualifiziertenSozialpädagogin geleitetund findet zweimal jährlich an jeweilszwölf Montagnachmittagen in der PsychosomatischenAmbulanz der <strong>Medizinische</strong>n<strong>Klinik</strong> statt. Häufig treffensich die Gruppenmitglieder danach inEigeninitiative weiter.Die „HTX-Gruppe“Die sogenannte „HTX-Gruppe“ (HTXsteht für Herztransplantation) wendetsich an Patienten und ihre Angehörigen,bei denen eine Herztransplantationangezeigt ist oder bereitsdurchgeführt wurde. Die Gruppe wirdvon einer erfahrenen Ärztin und einerSozialarbeiterin geleitet. VerschiedeneReferenten, wie z. B. Chirurgen, Kardiologenund Psychologen, vermitteln denPatienten wissenswerte medizinischeInformationen. Darüber hinaus habendie Patienten Gelegenheit, sich mitanderen Betroffenen auszutauschen,was viele als wohltuend empfinden.Die Gruppe trifft sich monatlich in derPsychosomatischen Ambulanz der<strong>Medizinische</strong>n <strong>Klinik</strong>.Die Nachbetreuungsgruppe derStation AKMNach der Entlassung bietet das Teamder Station „Allgemeine Klinische Medizin“(AKM) Patienten die Möglichkeit,sich der von einem Psychotherapeutengeleiteten Nachbetreuungsgruppe anzuschließen,die sich einmal wöchentlichim Gruppenraum der Station trifft.Auch eine sozialmedizinische Betreuungist integriert (siehe Kapitel „Sozialberatung“,S. 53). Dieses Angebot dientder Überleitung von der stationärenBehandlung zur ambulanten hausärztlichenoder psychotherapeutischenBetreuung. Es werden den PatientenAnregungen gegeben, wie das stationärErfahrene in den Alltag integriertwerden kann.


1 7 PsychosomatikDie AbteilungDie Tagesklinik: Teilstationäre BehandlungsangeboteIm tagesklinischen Angebot werdenbis zu dreizehn Patienten werktags von8.00 bis 16.00 Uhr aufgenommen. Esstehen Aufenthaltsräume, ein Gruppenraum,ein Ruheraum und eine Küchezur Verfügung. Abends und an den Wochenendensind die Patienten Zuhauseim vertrauten häuslichen Umfeld.Therapie mit Familienleben verbindenIn der Tagesklinik wird das gesamteSpektrum der psychosomatisch-psychotherapeutischenMedizin behandelt:organische Erkrankungen mitpsychischer Beteiligung, Essstörungen,Ängste, Depressionen und somatoformeErkrankungen – das sindkörperliche Beschwerden ohne organischeUrsachen.Da Therapieangebotund Alltags- bzw. Familienleben engverbunden bleiben, können sozialeund familiäre Aspekte aus dem Lebender Patienten verstärkt in die Therapiemit einbezogen und aufgearbeitetwerden.Den Alltag bewältigen lernendie als schwierig und belastend erlebtwerden und die Beschwerden mitverursachen. Es gibt eine breite Palettevon Behandlungsangeboten wieKunst- und Gestaltungstherapie, Musiktherapieund konzentrative Bewegungstherapie,die die Patienten zurtherapeutischen Mitarbeit motivierensollen. Durch dieses umfassende Behandlungskonzeptöffnen sich Zugängezum eigenen inneren Erleben. Patientenlernen unter therapeutischerAnleitung, ihre inneren Konflikte, ihreberuflichen und privaten Probleme zurealisieren und aufzuarbeiten.Schnelle Rückkehr in den BeruferwünschtEin weiterer Schwerpunkt ist die sozialtherapeutischeBegleitung derPatienten (siehe Kapitel „Sozialberatung“,S. 53). Arbeitsversuche ermöglicheneine langsame und begleiteteRückkehr in den Beruf. Es bestehtauch die Möglichkeit eines Übergangsvon einer vollstationären Therapie indie tagesklinische Behandlung.Das tagesklinische Angebot beinhalteteine intensive Gruppen- und Einzeltherapie,wobei auch verhaltens- undfamilientherapeutische Methodenangewendet werden. Den Patientenwerden Maßnahmen zur Konfliktlösung,Stressbewältigung und Entspannungvermittelt. Schritt für Schritterlernen sie, Alltagssituationen inBeruf und Privatleben zu bewältigen,


18 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Die AbteilungDie Stationen: Behandlungsschwerpunkte und therapeutischePrinzipienDie <strong>Klinik</strong> für Psychosomatische undAllgemeine Klinische Medizin bietetdas deutschlandweit breiteste Behandlungsangebotfür psychischeStörungen an. Sie verfügt über vierStationen: die im Schwerpunkt internistischausgerichteten StationenSiebeck und von Weizsäcker der<strong>Medizinische</strong>n <strong>Klinik</strong> (Krehl-<strong>Klinik</strong>)im Stadtteil Neuenheim und die imSchwerpunkt psychotherapeutischausgerichteten Stationen PsychosomatischeMedizin (PSM) und AllgemeineKlinische Medizin (AKM) im StadtteilBergheim.Schwerpunkt Innere Medizin:Stationen Siebeck und von WeizsäckerDie Station Siebeck steht überwiegendfür Herz-Patienten zur Verfügungund wird von einem kardiologischenund von einem psychosomatischenOberarzt betreut. Die Station vonWeizsäcker ist u. a. auf Magen-Darm-Krankheiten (Gastroenterologie) sowieEssstörungen jeder Art spezialisiert.Hier sind ein gastroenterologischerund ein psychosomatsicher Oberarzttätig.


19 PsychosomatikSchwerpunkt Psychosomatik:Stationen AKM und PSMAuf den Stationen AKM und PSM werdenPatienten behandelt, die an psychosomatischenKrankheitsbildernaller Art leiden. Die Station PSM istdarüber hinaus auf die Behandlungvon Patienten spezialisiert, die aneinem Trauma leiden - das ist ein seelischerSchock infolge erschütternderErlebnisse, beispielsweise im Zusammenhangmit Unfällen oder Gewaltverbrechen(siehe Kapitel „PsychischesTrauma“, S. 32).Beide Stationen werden von einempsychotherapeutischen Oberarzt betreut.Es besteht die Möglichkeit derBehandlung innerhalb einer therapeutischenGemeinschaft mit anderen Patienten,die oftmals als sehr hilfreicherlebt wird (siehe Kapitel „Gruppentherapie“,S. 45).Das ärztliche Vorgehen entsprichtdem so genannten Prinzip der Simultanität(Gleichzeitigkeit). Das bedeutet,dass sich die ärztliche Aufmerksamkeitstets sowohl auf die körperlichenBeschwerden richtet, als auch auf diepsychischen und sozialen Aspekte imLeben eines Patienten, die die Krankheitmöglicherweise mit verursachen.Diese Vorgehensweise zeichnet dieBehandlung in <strong>Heidelberg</strong> aus.Neben einer gründlichen körperlichenUntersuchung wird mit jedem Patientengleich nach der Aufnahme einausführliches Gespräch über seineBeschwerden und seine persönlicheBefindlichkeit geführt – auf Wunschauch gern in Anwesenheit des Partnersoder der Familie des Patienten.Hier werden die Behandlungsschwerpunktefestgelegt.Fragebogen für PatientenBei der Einschätzung des individuellenKrankheitsbildes hilft ein Fragebogen,den alle Patienten zu Beginn der Behandlungausfüllen.Die Krankengeschichte jedes Patientenwird während der wöchentlichstattfindenden Indikationskonferenzenim Ärzte-Team besprochen. Aufallen Stationen ist mehrmals wöchentlichStationsarzt-Visite, einmal wöchentlichOberarzt-Visite und einmalmonatlich Chefarzt-Visite.Stets im Fokus: Körper und Seele


20 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Die AbteilungForschungAuch auf dem Gebiet der Forschung istdie <strong>Klinik</strong> für Psychosomatische undAllgemeine Klinische Medizin internationalrichtungweisend. Die Kapitelder vorliegenden Broschüre gebeneinen umfassenden Überblick überunser breites Forschungsspektrum.Ganz besonders hervorzuheben sindfolgende Spezialgebiete• alle Formen von Essstörungen• Herz und Psyche• Traumatologie (Erforschungseelischer Schockzustände)• Partizipative Entscheidungsfindung(Einbeziehung von Patienten inEntscheidungsprozesse bei derBehandlung)• Operationalisierte PsychodynamischeDiagnostik (Diagnostikkomplexer Persönlichkeitsmerkmale,die eine individuelle Therapieermöglicht)Patienten, die in unserer <strong>Klinik</strong> behandeltwerden, können – wenn siees wünschen – an Forschungsstudienteilnehmen, in denen neue, erfolgreicheVerfahren zum Einsatz kommen.Dies wird von vielen Betroffenenals bereichernde Erfahrung erlebt.


2 1 PsychosomatikDie AbteilungDie Ausbildung unserer MedizinstudentenSeit dem Wintersemester 2001/2002werden Medizinstudenten in <strong>Heidelberg</strong>in einem neuen, praxisorientiertenStudiengang ausgebildet. Das<strong>Heidelberg</strong>er Curriculum Medicinale(HEICUMED) steht für den innovativenAnsatz, Studenten während ihrer klinischenSemester auf ihre Arbeit alsÄrzte vorzubereiten: Abstraktes Auswendiglernenwird durch praxisnahesund interdisziplinäres Arbeiten ersetzt.Praxisnähe statt grauer TheorieDie künftigen Mediziner erwerben ihrWissen mehr als früher im praktischenUmgang mit dem Patienten, anstatt ihrdurch Vorlesungen und Bücher angeeignetesFaktenwissen auf den Krankenzu übertragen. Auf diese Weisemachen sie sich direkter mit dem Alltageines klinisch tätigen Arztes vertraut,der von Symptomen auf die zugrundeliegende Krankheit schließt. Die AbteilungPsychosomatische und AllgemeineKlinische Medizin bietet außerdemintensive Blockpraktika für Medizinstudentenan und betreut Famulanten,Doktoranden und Ärzte in ihrem sogenannten „Praktischen Jahr“.Ausbildungsziel: EinfühlsamerPatientenumgangIn unserer Abteilung wurde außerdemdas Medi-KIT, ein KommunikationsundInteraktionstraining entwickelt.Kommunikationsfähigkeit und ein sensiblerUmgang mit Patienten spieltenin der traditionellen Medizinerausbildungso gut wie keine Rolle. Im medizinischenAlltag jedoch gewinnt eineeinfühlsame Gesprächsführung immermehr an Bedeutung. Immer wiederwerden Mediziner mit solchen Fragenkonfrontiert: Worauf kommt es an,wenn man einen unheilbar Krankenaufklären muss? Wie verständigt mansich mit einer Patientin, die kein WortDeutsch spricht? Wie erreicht manPatienten, die ihre Erkrankung nichtwahrhaben wollen?Schauspieler-Patienten alsÜbungsobjekteDurch Medi-KIT haben Studenten dieMöglichkeit, ihre Kommunikationsfähigkeitim Gespräch mit Schauspielernzu verbessern, die die Rolle der Patientenspielen. Die Gespräche werdenper Video aufgezeichnet, so dass dieStudenten ihr eigenes Kommunikationsverhaltenbeobachten, aus ihrenFehlern lernen und für den Einsatz amPatienten besser vorbereitet werdenkönnen. Gleichzeitig ist das Kommunikationstrainingeine Diagnostikschulung,da die Schauspieler-Patientenwichtige Krankheiten simulieren. Solernen die Studenten typische Beschwerdebilderaus der Inneren Medizinganz praxisnah kennen.


22 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Die AbteilungKontaktstellen für Terminvereinbarungen,stationäre Aufnahmen und NotfälleWie bekommt man einenUntersuchungstermin?Die zentrale Anlaufstelle der <strong>Klinik</strong> fürPsychosomatische und AllgemeineKlinische Medizin ist die Leitstelle amStandort Neuenheim. Hier werden Terminevergeben• für die PsychosomatischenAmbulanzen in Neuenheim undin Bergheim• für die Rheuma- undSchmerzambulanz• für die Allgemeine Ambulanz• für die Kreislauffunktionsuntersuchungin Neuenheim.Die Leitstelle ist jeden Tag telefonischerreichbar:Leitstelle Neuenheim:Tel. 0 62 21 / 56 87 74Montag bis Donnerstag:8.00 Uhr bis 12.00 Uhr und13.00 Uhr bis 15.30 UhrFreitag:8.00 Uhr bis 12.30 Uhr.Was tun in Notfällen?Außerhalb der üblichen Arbeitszeitensteht für Sie in Notfällen und dringlichenSituationen in der Notambulanzder <strong>Medizinische</strong>n <strong>Klinik</strong> (Krehl-<strong>Klinik</strong>),Neuenheim, ein PsychosomatischerRufbereitschaftsdienst zurVerfügung:Psychosomatische Notambulanz der<strong>Medizinische</strong>n <strong>Klinik</strong>:Tel. 06221 / 56 87 82Dienstarzt (mobil): 0151 / 167 594 23Oberarzt (mobil): 0151 / 145 112 74Montag bis Freitag:16.30 Uhr bis 8.00 Uhr undan den WochenendenWie wird man stationäraufgenommen?Meist werden die Patienten von einerder Ambulanzen zur stationären Diagnostikund Behandlungseinleitungin die <strong>Klinik</strong> überwiesen, in Notfällenauch über die Notambulanz der <strong>Medizinische</strong>n<strong>Klinik</strong>. In besonderen Fällenkann der Hausarzt in einem Telefonatmit dem zuständigem Oberarzt der<strong>Klinik</strong> um eine sofortige stationäreAufnahme bitten.


2 3 PsychosomatikBehandlungsschwerpunkteDepressionenDepressionen sind die häufigste psychischeStörung. Zu ihren wichtigstenSymptomen gehören:Verändertes Erleben• Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit• Unfähigkeit, Gefühle zu empfindenVerändertes Verhalten• Vermeidung sozialer Kontakte• Verlust sexuellen Interesses• Reizbarkeit• Selbstzweifel, lebensmüdeGedanken• Antriebsmangel, ArbeitsunfähigkeitKörperliche Beschwerden• Schnelle Ermüdung• Schlaflosigkeit, Früherwachen• Appetitverlust (oder –steigerung)• Konzentrationsstörungen• Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerdenu.a.


24 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Familiäre HäufungDie Ursachen depressiver Erkrankungensind vielfältig. Gelegentlichkönnen körperliche Erkrankungen,z.B. hormonelle Störungen oder Herzerkrankungen,für eine Depressionverantwortlich sein, manchmal auchdie Einnahme von Medikamenten.Meist finden sich aber die Gründe inder Lebenssituation und -geschichteder Betroffenen. Depressionen kommenfamiliär gehäuft vor. Es scheinensowohl erblich bedingte Faktoren eineRolle zu spielen, als auch die „Weitergabe“bestimmter „depressiverLebensweisen“ von den Eltern an dieKinder. Diese Menschen entwickeln inbelastenden Lebenssituationen (Todvon Angehörigen, schwere Erkrankung,Partnerkonflikte, Trennungen,Arbeitsplatzverlust, etc.) häufigerDepressionen.Gute HeilungschancenMindestens 70 Prozent der Patientenmit Depressionen kann durch einePsychotherapie geholfen werden.Auch die unterstützende Gabe vonantidepressiven Medikamenten kannsinnvoll sein. In <strong>Heidelberg</strong> gibt esverschiedene Möglichkeiten, depressivenMenschen zu helfen. In denAmbulanzen wird durch Gesprächegeklärt, welche Behandlung die richtigeist. Patienten, die eine ambulanteTherapie machen möchten, werdenbei der Suche nach einem geeignetenTherapieplatz unterstützt. Patientenmit einer schweren Depression könnenstationär aufgenommen werden.Behandlung auf allen StationenEine Therapie auf den beiden Stationenmit internistischer Ausrichtungbietet sich an, wenn die Depressionzusammen mit einer schweren körperlichenErkrankung auftritt (z.B.Herz- oder Krebserkrankungen) oderwenn sie mit unklaren körperlichenBeschwerden einhergeht, deren Ursachendiagnostisch abgeklärt werdenmüssen. Bei Depressionen in Zusammenhangmit lange bestehendenPersönlichkeitsproblemen, Schwierigkeitenbei Sozialkontakten oder auchtraumatischen Erlebnissen, kommteine Aufnahme auf einer der beidenPsychotherapiestationen in Frage.


2 5 PsychosomatikBehandlungsschwerpunkteAngststörungenDas Gefühl der Angst ist bei einerAngststörung so übersteigert, dasssich seine Intensität, Dauer und Häufigkeitdurch die aktuelle Situationund die Lebensumstände des Betroffenennicht erklären lassen. Bestehteine Angststörung über längere Zeit,werden die subjektiv als bedrohlicherlebten Situationen zunehmend gemieden,wodurch sie in der Vorstellungdes Patienten jedoch fatalerweiseimmer beängstigender werden.Es gibt viele Formen von AngstRund ein Viertel aller Menschen leidetmindestens einmal im Leben untereiner Angststörung. Frauen sind häufigerbetroffen als Männer. Es gibt sogenannte gerichtete Ängste, die inbestimmten Situationen oder beimKontakt mit bestimmten Objektenauftreten. Das sind die so genanntenPhobien.Die häufigsten sind:• die Platzangst, z.B. in engenRäumen, in Menschenmengen,auf großen Plätzen (Agoraphobie)• die Angst vor zwischenmenschlichenKontakten (Soziale Phobie)• die Höhenangst (Akrophobie)• die Angst vor Tieren, z.B. Spinnen,Schlangen (Zoophobie)


26 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Demgegenüber stehen die so genanntenungerichteten Ängste, die keinenspezifischen Auslöser haben.Hierzu gehören:• die Panikstörung (plötzlicheAngstanfälle, oft verbunden mitSchwitzen, Zittern, Herzrasen)• die generalisierte Angststörung(dauerhafte Ängstlichkeit undBesorgtheit in allen Lebensbereichen).Die Ursachen sind vielfältigOft leiden jene Menschen unter Ängsten,die in ihrer Entwicklung wenigHalt und Sicherheit erlebt haben unddeshalb schneller als andere unsicherwerden. Bei manchen Patienten sindes Gefühle oder Wünsche, die alsbedrohlich erlebt werden. In anderenFällen sind real bedrohliche Situationenmit eigentlich bedeutungslosenSignalen so verkoppelt, dass dieseschon alleine Angst auslösen. Schließlichkönnen auch so genannte „katastrophisierende“Gedankengänge dazuführen, dass harmlose Signale zuAngstauslösern werden.Therapie: Konfrontation mit der AngstZunächst ist es wichtig, die Gründeder Angststörung zu verstehen. Meistensist es erforderlich, dass derPatient unter therapeutischer Anleitungmit der ängstigenden Situationkonfrontiert wird. Das mindert derenbedrohliche Qualität. Für andere Patientenist es am wichtigsten, bei ihremTherapeuten etwas von jener Sicherheitund Verlässlichkeit zu erleben,die sie in ihrem Leben bislang vermissthaben. Entspannungstechnikenwie Autogenes Training, ProgressiveMuskelentspannung oder Biofeedback(siehe Kapitel „Entspannungsmethoden“,S. 49) sind oft ergänzend alsMittel der Selbstberuhigung hilfreich.Auch der unterstützende Einsatz vonMedikamenten kann sinnvoll sein.


2 7 PsychosomatikBehandlungsschwerpunkteKörperliche Beschwerden ohne organische UrsachenIn Deutschland leiden etwa zwölfProzent der Bevölkerung unter körperlichenBeschwerden, für die gar keineoder eine nicht ausreichende organischeErklärung gefunden werdenkann. Solche Beschwerden werdenmedizinisch als „somatoforme undfunktionelle Störungen“ bezeichnet.Meistens handelt es sich dabei umchronische Schmerzen. Alle Organsystemekönnen betroffen sein, zuden häufigsten Krankheitssymptomengehören:• Brustschmerzen• Bauchschmerzen, Unruhe im Bauch• Atembeschwerden• Herzklopfen• Hitzewallungen, Schweißausbrüche• Mundtrockenheit• Erröten• allgemeines KrankheitsgefühlDie Seele ist MitverursacherEs ist eindeutig belegt, dass diekörperlichen Symptome einer somatoformenStörung durch seelischeVorgänge mit verursacht werden.Dennoch gibt es keinen Zweifel daran,dass die Schmerzen echt undnicht eingebildet sind und zu erheblichenEinschränkungen und Leidender Patienten führen. Daher müssendiese Beschwerden genauso ernstgenommen werden wie körperlichverursachte Krankheitszeichen. Es isteine große Herausforderung für alleBeteiligten, einen Zusammenhangzwischen den körperlichen Beschwerdenund den seelischen Vorgängenherzustellen.Krankheitsentstehung teilweisegeklärtAuch wenn bisher noch nicht alle Gesichtspunkteder Schmerzstörungerforscht sind, konnten Risikofaktorenund bedeutende Entstehungsmechanismendieser Erkrankung identifiziertwerden, darunter z.B. Veränderungenin der Muskelspannung und bei bestimmtenStoffwechselvorgängen imGehirn. Auch traumatisierende Erfahrungen– das sind seelisch schockierendeErlebnisse – und erbliche Faktorenwerden als Ursache vermutet.Oft werden auch geringe Missempfindungenvom Patienten übermäßigwahrgenommen und als bedrohlicheKrankheitszeichen interpretiert.Wichtig: Geduld und ZeitDie Behandlung besteht aus einerKombination von körperbezogen Methodenwie Krankengymnastik undverschiedenen Entspannungsverfahren(Autogenes Training, ProgressiveMuskelentspannung nach Jacobson,Biofeedback). Begleitend wird einePsychotherapie durchgeführt. Geduldund Zeit sind Grundvoraussetzungenfür eine erfolgreiche Behandlung.Medikamente können die Therapieunterstützen.


28 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>BehandlungsschwerpunkteEssstörungenDie Therapie von Essstörungen gehörtzu den wichtigsten Behandlungsschwerpunktenin <strong>Heidelberg</strong>. Hierzugehören:• Magersucht (Anorexie)Ca. zwei Prozent der Bevölkerungleidet an Magersucht, fast ausschließlichjunge Mädchen. Geprägt durchfalsche Schönheitsideale und eine gestörteSelbstwahrnehmung des eigenenKörpers entwickeln sie panischeAngst vor einer Gewichtszunahme.Durch Hungern, selbst ausgelöstesErbrechen, exzessive sportliche Aktivitätenund Medikamentenmissbrauch(Abführmittel, Appetitzügler) verlierensie stetig an Körpergewicht. Unterernährungund der Mangel an lebenswichtigenMineralstoffen führt zurSchädigung innerer Organe, zur Reduktionder Knochendichte und zumAbbau von Muskelmasse. Dies kannauch lebensgefährliche Störungen derHerzfunktion zur Folge haben.• Essbrechsucht (Bulimie)Ca. zwei bis vier Prozent der Bevölkerungist essbrechsüchtig. Bulimie-Kranke, meist normalgewichtige jungeFrauen, leiden unter Essattacken undversuchen, durch anschließendesErbrechen eine Gewichtszunahmezu verhindern. Die ätzende Magensäureverursacht Schleimhautentzündungender Speiseröhre und desMagens sowie Zahnschmelzdefekte.Entsteht ein Mangel an lebenswichtigenMineralstoffen, kann es auch beiEssbrechsüchtigen zu gefährlichenHerzrhythmusstörungen kommen.• Esssucht (Binge Eating Disorder)Ca. zwei Prozent der Bevölkerung istan Esssucht erkrankt. Die Patientenleiden unter Essattacken, verzichtenaber auf die drastischen Maßnahmenzur Gewichtsreduktion. 30 bis 40 Prozentvon ihnen sind übergewichtig.• Fettleibigkeit (Adipositas)Ca. 20 Prozent der Bevölkerung iststark übergewichtig und gilt als adipös.Bei diesen Patienten ist derAnteil an Fettgewebe im Körper drastischerhöht, fast immer als Folgefalscher Ernährungsgewohnheiten.Fünf Prozent dieser Menschen sindesssüchtig. Übergewichtige haben einextrem hohes Risiko, Diabetes, Herz-Kreislauf- und Gelenkerkrankungen zuentwickeln.<strong>Heidelberg</strong>er BehandlungskonzeptDas in <strong>Heidelberg</strong> etablierte Stufenkonzeptder Therapie erlaubt es, alleSchweregrade dieser Erkrankungenzu therapieren. Extrem untergewichtigeoder übergewichtige Patientenwerden den internistischen Stationenzugewiesen und können notfalls auchintensivmedizinisch betreut werden.Nach Stabilisierung des Gesundheitszustandswechseln die Patienten aufdie Psychotherapie-Station der <strong>Klinik</strong>oder in die Tagesklinik.


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30 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>BehandlungsschwerpunkteHerzproblemeDas Herz steht im Zentrum vielerErkrankungen. Zu den vielfältigenSymptomen, die Herzpatienten oft alsaußerordentlich beängstigend empfinden,gehören:• Brustschmerzen,Stechen in der Brust• Herzstolpern• Herzrasen• Schwächegefühl• Atemnot, KurzatmigkeitKörperliche oder seelische Ursachen?All diese Symptome können auf eineernsthafte organische Herzerkrankunghindeuten. Sie können aber auch reinseelische Ursachen haben und dieFolge von Alltagsbelastungen, Sorgenoder Depressionen sein. Verbergen sichÄngste oder seelische Konflikte hinterden Herzbeschwerden, spricht man voneiner „Herzneurose“. Diese Patientenleben in der exzessiven Angst, dass ihrHerz aufhört zu schlagen. Durch therapeutischeGespräche, das Erlernen vonEntspannungstechniken und Stressmanagementsowie eine Veränderung derLebensführung, lässt sich eine seelischbedingte Herzsymptomatik lindern odersogar beheben.


3 1 PsychosomatikKrankes Herz – leidende SeeleHerzerkrankungen schränken diekörperliche Leistungsfähigkeit starkein. Die körperlichen Beschwerden,die krankheitsbedingt notwendigeÄnderung der Lebensführung und dieggf. bevorstehende Operation könnenseelisch äußerst belastend für den Patientensein. Ca. 20 Prozent der herzkrankenPatienten entwickeln einebehandlungsbedürftige Depression.Zu den seelisch belastenden Krankheitsbilderngehören:• Verkalkung der Herzkranzgefäße(Arteriosklerose) mit Infarktrisiko• Zustand nach Herzinfarkt(en)• Herzinsuffizienz (Herzschwäche)• Herzrhythmusstörungen• Leben mit einem Defibrillator(unter das Schlüsselbein implantiertesGerät, das bei HerzstillstandStromstöße aussendet)• Zustand vor und nach einerOperation am offenen Herzen• Zustand vor und nach einerHerztransplantationForschungsschwerpunkt:Herz und PsycheDie Wechselwirkungen zwischen Herzund Psyche sind ein Schwerpunkt derForschung in <strong>Heidelberg</strong>. Es gibt eineenge Kooperation zwischen der <strong>Klinik</strong>für Psychosomatische und AllgemeineKlinische Medizin und der Abteilungfür Kardiologie. Der „kurze Draht“zwischen den beiden Abteilungen,die Offenheit und das Verständnis derÄrzte für die jeweils andere Fachrichtungermöglichen es, den betroffenenHerzpatienten schnell und effektivpsychologische Hilfe zukommen zulassen – ein Modell, das vorbildhaftfür Deutschland ist.Mustergültig: Behandlung vonTransplantationspatientenBundesweit einmalig ist auch dieBehandlung der Transplantationspatientenin <strong>Heidelberg</strong>. Vor der Herzverpflanzungbeurteilen Ärzte oderPsychologen der <strong>Klinik</strong> für Psychosomatischeund Allgemeine KlinischeMedizin neben der psychischen undkörperlichen Verfassung des Patientenauch seine soziale Situation unddie persönlichen Lebensumstände. Solassen sich frühzeitig Konflikte aufzeigenund beheben, die die Patientenbelasten und dem Erfolg einer Transplantationim Wege stehen.Selbsthilfegruppe des <strong>Klinik</strong>umsPatienten vor und nach einer Herztransplantationsowie deren Angehörigekönnen sich einer Selbsthilfegruppeanschließen, der so genanntenHTX-Gruppe (siehe Kapitel „AmbulanteBehandlungsangebote und Gruppentreffen“,S. 15). Sie trifft sich allezwei Monate in den Räumen der PsychosomatischenAmbulanz der <strong>Medizinische</strong>n<strong>Klinik</strong> in <strong>Heidelberg</strong>.


32 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>BehandlungsschwerpunktePsychisches TraumaEin psychisches Trauma ist ein starkerseelischer Schock als Folge grausamer,erschütternder Erlebnisse.Besonders häufig betroffen sind:• Opfer von Kriegserlebnissen• gefolterte Menschen• Opfer von Gewaltverbrechen• vergewaltigte Frauen• Unfallopfer• Opfer von NaturkatastrophenNach solchen Erlebnissen entwickeltetwa jedes vierte Opfer eine psychischeStörung, die behandelt werdenmuss. Insgesamt leidet etwa einProzent der Bevölkerung an einer chronischenBelastungsstörung als Folgeeines Traumas.Quälende ErinnerungenJe stärker die Persönlichkeit und ihresozialen Bindungen angegriffen wird,desto höher die Gefährdung. Kinderreagieren besonders sensibel auf ausgeübteoder angedrohte Gewalt.Trauma-Opfer werden ihre quälendenErinnerungen nicht mehr los: Schongeringe Erinnerungsreize lassen dasGeschehene wie einen Film ablaufen,ohne dass darauf Einfluss genommenwerden kann. Viele Betroffene könnenden Alltag nicht mehr bewältigen, fühlensich von der Realität abgetrennt, ziehensich zurück und entwickeln zusätzlichandere schwere psychische Störungen.Gespräche reichen nicht aus, um traumatischeEreignisse zu verarbeiten.Effektiv: die EMDR-TherapieDie Sektion Psychotraumatologieder <strong>Klinik</strong> für Psychosomatische undAllgemeine Klinische Medizin bietetambulante und stationäre therapeutischeUnterstützung für Opfer vontraumatischen Ereignissen an. Dazugehört auch die EMDR-Therapie (EyeMovement Desensitization and Reprocessing),die international alswissenschaftlich geprüfte, effektiveTherapie eingesetzt wird. Der Patientruft sich das traumatische Ereignis vorAugen, seine Verarbeitung wird durchrhythmische Augenbewegungen oderBerührungen gefördert. Dabei werdentraumähnliche Prozesse in Gang gesetztund die unverbundenen Erinnerungsfetzenwerden zu ganzheitlicherErinnerung verschmolzen. Zurückbleibt das Wissen um ein schrecklichesEreignis; die Bilder hören jedoch auf zukreisen und verlieren ihre Bedrohung.Schwerpunkt ForschungMitarbeiter der Sektion Psychotraumatologiesind an der Aufarbeitungaktueller Krisen in Deutschland undanderen Ländern, z.B. Sri Lanka, beteiligt.Forschungsschwerpunkte sinddie weitere psychische Entwicklungvon Gewaltopfern sowie der Aufbaueiner Literaturdatenbank der Psychotraumatologie.


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34 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>BehandlungsschwerpunktePsychische Belastungen bei einer KrebserkrankungDie Diagnose Krebs ist für die meistenPatienten und ihre Angehörigen zunächstein schwerer Schock. Die Unsicherheit,wie es weitergehen wird, dieAngst vor Schmerzen, vor belastendenEingriffen und Therapien und die Sorgeum die Zukunft belasten Betroffeneund ihre Angehörigen gleichermaßen.Es kann im Verlauf einer KrebserkrankungPhasen geben, in denen die psychischeBelastung so groß wird, dassdie eigenen Kräfte des Patienten fürdie Bewältigung nicht ausreichen.Symptome der ÜberbelastungerkennenCa. 25 bis 35 Prozent der Krebspatientenentwickeln eine behandlungsbedürftigepsychische Symptomatik.Typische Anzeichen für eine Überforderungsind:• Ausgeprägte Ängste• Depressionen• Verlust von Lebenssinn und Freude• Selbstwertverlust• Rückzug aus sozialen Beziehungenund Aktivitäten


3 5 PsychosomatikSeelisches Wohlbefinden unterstütztTherapieerfolgDas psychische Befinden hat nichtnur einen maßgeblichen Einfluss aufdie Lebensqualität, es spielt aucheine wichtige Rolle bei der Verträglichkeitder Behandlungsmaßnahmen.Aus diesem Grund stehen Patientenund Angehörigen kompetente Mitarbeiterder Sektion Psychoonkologieder <strong>Klinik</strong> für Psychosomatische undAllgemeine Klinische Medizin zur Verfügung.Sie unterstützen und beratendie Betroffenen sowohl ambulant alsauch während des stationären Aufenthaltes.Betroffene haben auch dieMöglichkeit, sich direkt mit den Mitarbeiternder Sektion Psychoonkologiein Verbindung zu setzen.Breites Angebot für KrebspatientenDie Psychoonkologische Behandlungund Begleitung durch die Mitarbeiterder Sektion Psychoonkologie beinhaltet:• Psychosomatische Diagnostik• Kriseninterventionen bei akutenBelastungen (z.B. ausgeprägtenSorgen)• Unterstützende Begleitung bei derBewältigung der Krankheit undihrer Folgen• Psychotherapeutische Hilfe• Entspannungsverfahren• Paar- und Familiengespräche• Vermittlung von Kontakten zuSelbsthilfegruppen und spezifischenBeratungs- und Psychotherapieangebotenin WohnortnäheBei vielen Patienten bessert sichdurch eine psychoonkologische Begleitungdas seelische Wohlbefinden,was den Therapieerfolg unterstützt.


36 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>BehandlungsschwerpunkteRheuma und PsycheDie Rheuma- und Schmerzambulanzder <strong>Klinik</strong> für Psychosomatische undAllgemeine Klinische Medizin wird proJahr von über 1000 Patienten aufgesucht.Sie gilt als Spezialkompetenz-Zentrum für die Diagnostik und Therapievon• chronischen Schmerzstörungen desBewegungsapparates (meist der Gelenkeund der Wirbelsäule)• Fibromyalgie (nicht-entzündlicheSchmerzstörung, meist der Muskulaturund Sehnenansätze, mit erhöhterEmpfindlichkeit bestimmter Schmerzdruckpunkte)• entzündlich-rheumatischen ErkrankungenZahlreiche, auch internationale Forschungsprojektezum Thema Psychosomatikdes Bewegungssystemsbelegen diese Spitzenposition,beispielsweise die Beteiligung amKompetenz-Netzwerk „DeutscherForschungsverbund Rückenschmerz(DFRS)“.Teufelkreis des SchmerzesStändige Schmerzen sind eine großeseelische Belastung, die nicht seltenin eine Depression mündet. Die Patientensind verzweifelt und oft vollerÄngste. Diese innere Anspannungführt zu Verkrampfungen der Muskulaturund damit fatalerweise zu einerweiteren Zunahme des Schmerzes– ein Teufelskreis entsteht. Auchaus nicht abgeheilten seelischen


37 PsychosomatikVerletzungen, quälenden Alltagsbelastungenund ungelösten innerenKonflikten können sich chronischeSchmerzzustände entwickeln.Körperliche und seelische Anteilerichtig gewichtenBei der Entstehung, der Krankheitsverarbeitungund dem Verlauf dieserErkrankungen spielt demzufolge dasseelische Wohlbefinden des Patienteneine große Rolle. In der Rheuma- undSchmerzambulanz wird differentialdiagnostischabgeklärt, welcher Anteilder Beschwerden körperlich bedingtist und ob psychische Faktoren dieKrankheit mit verursachen. Die ärztlicheKunst besteht darin, diese Anteilefür jeden Patienten richtig zugewichten und die Therapie individuelldarauf abzustimmen.Mehr Lebensqualität –weniger SchmerzenIn <strong>Heidelberg</strong> wurde für chronischeSchmerzpatienten ein umfassendesTherapie-Programm entwickelt. Nebender Behandlung der Grunderkrankungdurch medikamentöse Therapien undKrankengymnastik stehen psychologischeKonzepte im Vordergrund.Durch Verhaltens- und Psychotherapiensowie das Erlernen von Entspannungstechniken(siehe Kapitel „Entspannungsmethoden“Seite 49) sollendie Patienten lernen, emotionaleKonflikte zu verarbeiten, Stress zubewältigen, schmerzfördernde Gedankenabzubauen und positiv zu denken.Eine gesteigerte Lebensqualität derPatienten geht häufig mit einer Linderungder Schmerzsymptomatik einher.Mitbestimmung motiviertEin in <strong>Heidelberg</strong> entwickeltes mehrstündigesTraining zur ärztlichenGesprächsführung, sowie ein begleitendesInformationsprogramm dienendazu, Patienten in die Behandlungsentscheidungstärker einzubeziehen.Es hat sich gezeigt, dass sie dann füreine Behandlung deutlich motiviertersind.Standort Baden-BadenNeben <strong>Heidelberg</strong> gibt es als weiterenStandort die <strong>Klinik</strong> für Psychosomatikund Psychotherapeutische Medizinin Baden-Baden (Ärztlicher Direktor:Prof. Dr. Wolfgang Eich). Sie ist dasErgebnis einer Kooperation zwischender <strong>Medizinische</strong>n Universitätsklinik,der <strong>Medizinische</strong>n Fakultät <strong>Heidelberg</strong>und dem Rheumazentrum Baden-Baden.Die <strong>Klinik</strong> verfügt über 34 Bettenfür Psychosomatik und Psychotherapiesowie 30 Betten für die interdisziplinäreSchmerztherapie zusammenmit der <strong>Klinik</strong> für Rheumatologie.


38 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Diagnostische MöglichkeitenIndividuelle PsychodiagnostikDiagnosen, die sich nur an den Symptomenund Beschwerden eines Patientenorientieren, sind für die Planungeiner psychotherapeutischen Behandlungoft unzureichend. Einer Erkrankungwie beispielsweise einer Essstörungoder einer Depression liegen beiverschiedenen Menschen meist ganzunterschiedliche persönliche Problemezugrunde, die es herauszufinden gilt.Im Fokus: Persönlichkeit undLebensgestaltungEs bedarf daher einer eingehendenUntersuchung der Persönlichkeit desPatienten und seiner gesamten Lebensgestaltung,um die individuellen Ursachenseiner Erkrankung zu erkennenund die richtigen Ansatzpunkte für diePsychotherapie bestimmen zu können.Dabei kommt ein spezielles Untersuchungsverfahrenzum Einsatz, die sogenannte Operationalisierte PsychodynamischeDiagnostik (OPD).Maßgeschneiderte TherapieIn einem ausführlichen Gespräch mitdem Patienten macht sich der Arztanhand bestimmter Kriterien ein Bildvon dessen Persönlichkeit, seinen ggf.vorhandenen Beziehungsschwierigkeiten,seinen Konflikten und besonderenEmpfindlichkeiten. Auf dieseWeise lassen sich die zentralen Problembereicheeines Patienten systematischbeschreiben und darausindividuell hilfreiche psychotherapeutischeMaßnahmen ableiten.


3 9 PsychosomatikDiagnostische MöglichkeitenStressregulationStress ist eine lebenswichtige Reaktion,die uns Menschen in die Lageversetzt, besser mit körperlichen Anstrengungenund seelischen Belastungenfertig zu werden. Die StresshormoneAdrenalin und Cortisol werdenvermehrt ausgeschüttet und sorgendafür, dass der Körper kurzfristig leistungsfähigerwird:• das Herz schlägt schneller• der Blutdruck steigt• die Atmung beschleunigt sich• die Muskeln spannen sich anDauerstress ist gesundheitsschädlichZur Aufrechterhaltung der Gesundheitist es unerlässlich, dass die Stressreaktionendes Körpers wieder abgebautwerden, damit sich die Kräfte regenerierenkönnen. Sonst ist der Mensch„im Dauerstress“. PsychosomatischeBeschwerden können die Folge sein,beispielsweise Herzrasen, Blutdruckschwankungen,Magen-Darm-Störungen, Muskelverspannungen,Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen.Schwere Folgeerkrankungen möglichDauerhafter Stress kann aber auchdie Entstehung oder Verschlechterungschwerer körperlicher Krankheiten zurFolge haben, darunter• Erkrankungen des Herzkreislaufsystems(z.B. Bluthochdruck)• Autoimmunerkrankungen(z.B. rheumatoide Arthritis undentzündliche Darmerkrankungenwie Morbus Crohn und Colitisulcerosa)• Tumorerkrankungen• Erkrankungen des Bewegungsapparates• alle Formen von Sucht• Essstörungen• Depressionen• Angstzustände


40 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Stress lässt sich messenFür eine adäquate Stressregulationdes vegetativen Nervensystems sindsowohl körperliche als auch seelischeFaktoren wichtig, die alle in <strong>Heidelberg</strong>untersucht und therapiert werdenkönnen. In der Kreislauf-Ambulanzin <strong>Heidelberg</strong> wird die Fähigkeitdes vegetativen Nervensystems zurStressregulation an den Reaktionendes Herz-Kreislauf-Systems untersucht(Herzfrequenz, Blutdruck, Hautleitwert).Wie schnell, wie heftig und wielange reagiert ein Mensch bei Stress?Bei Patienten mit psychosomatischenKrankheitssymptomen offenbart sichhäufig eine enorme Stressbelastungdes Körpers, die sie bisher gar nichtwahrgenommen haben. SozialesKompetenztraining, therapeutischeGespräche, Verhaltenstherapien undgezielte Entspannungsübungen könnendiesen Menschen helfen.Fehlende Stressreaktionen sindkrankhaftEs kann auch sein, dass das Herz-Kreislauf-System bei Stress nicht ausreichendauf Touren kommt. Das kannorganische Ursachen haben: Stoffwechselerkrankungenwie Diabetes,neurologische Erkrankungen wie MultipleSklerose oder Morbus Parkinson,aber auch Alkoholmissbrauch führenzum Absterben von Nerven des vegetativenNervensystems. Dann ist derMensch weniger leistungsfähig. AndereMenschen haben veranlagungsbedingteinen schwachen Kreislauf.Kollaps in SchräglageKörperlich bedingte Fehlregulationendes vegetativen Nervensystems könnenin <strong>Heidelberg</strong> mit der Kipptischuntersuchungsicher diagnostiziertwerden: Der Patient liegt auf einemstufenlos verstellbaren Kipptisch, derallmählich aus der Horizontalen in diefast aufrechte Position gekippt wird.Menschen mit schwachem Kreislaufdrohen dabei zu kollabieren, weil imGegensatz zum Stehen in liegenderPosition die kreislaufunterstützendeWirkung der angespannten Beinmuskelnentfällt.


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42 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Diagnostische MöglichkeitenGesundheitsfragebogenMindestens 20 Prozent aller Patienten,die wegen körperlicher Beschwerdenden Arzt aufsuchen, leiden an einerpsychischen Störung. Am häufigstensind Depressionen und so genanntefunktionelle Störungen – das sindkörperliche Beschwerden, für die sichkeine organischen Ursachen findenlassen. Aktuellen Analysen zufolgebleiben über 50 Prozent dieser psychischenStörungen unerkannt unddamit unbehandelt, obwohl es effektiveBehandlungen gibt.Seit 2001 erfolgreich im EinsatzIn der <strong>Klinik</strong> für Psychosomatischeund Allgemeine Klinische Medizin wirdaus diesem Grund ein Depressionsfragebogeneingesetzt, der routinemäßigan alle Patienten der PsychosomatischenAmbulanz, der Allgemein-InternistischenAmbulanz, der RheumaundSchmerzambulanz und an einigestationäre Patienten verteilt wird. Ergeht auf den „Patient Health Questionnaire(PHQ)“ aus den USA zurück.Die deutsche Version, genannt „Gesundheitsfragebogenfür Patienten(PHQ-D)“, wurde im Jahre 2001 von<strong>Heidelberg</strong>er Wissenschaftlern entwickeltund ist seitdem in Deutschlanderfolgreich im Einsatz.Schnell, sicher und weltweitanerkanntDer Fragebogen kann individuell für jedenPatienten zusammengestellt werden.Er bietet eine sehr hohe diagnostischeAussagekraft bei gleichzeitiggeringem Zeitaufwand. Das macht ihnzu einem der weltweit am häufigstenverwendeten Fragebögen.Folgendes lässt sich mit dem Gesundheitsfragebogendiagnostizieren:• depressive Störungen• Angststörungen• körperliche Beschwerden ohneorganische Ursache(Somatoforme Störungen)• Essstörungen• Alkoholmissbrauch• Persönliche Stressoren,belastende Lebensereignisse• psychosoziale Fähigkeiten(z.B. Integrationsfähigkeit,Gemeinschaftssinn, Konfliktverhalten)Hohe Akzeptanz bei Ärzten undPatientenIn einer <strong>Heidelberg</strong>er Studie schätzten96 Prozent der Patienten und 97 Prozentder Ärzte seine Anwendung alsnützlich ein. Darüber hinaus glaubten94 Prozent der Patienten und 73 Prozentder Ärzte, er wirke sich günstigauf die Therapie aus.


4 3 PsychosomatikTherapeutische AngebotePsychotherapeutische GesprächeIn psychotherapeutischen Gesprächenhaben unsere Patienten die Möglichkeit,gemeinsam mit einem Psychotherapeutendie Ursache für ihre seelischenund körperlichen Beschwerdenzu ergründen. Es wird mit den Betroffenenein Verständnis dafür erarbeitet,was ihre Symptome auslöst oderverstärkt und was ganz individuellund oft unbewusst als Stress empfundenwird.Aufarbeitung von ProblemenBei manchen Patienten stehen Ängste,depressive Verstimmungen oderstarke innere Spannungszuständeim Vordergrund, manche leiden unterEssstörungen, Zwängen oder derNeigung, sich selbst zu verletzen.Andere Patienten haben ausgeprägtekörperliche Beschwerden wie Schmerzen,Herzrasen oder heftige Magen-Darm-Störungen, deren organischeBefunde die Krankheitszeichen nichtausreichend erklären. Fast immerlassen sich Zusammenhänge mit einerbelastenden Lebenssituation oder mitunbewältigten zurückliegenden Erfahrungenherstellen, meist• Konflikte in Partnerschaft, Familieoder sozialem Umfeld• Krisensituationen am Arbeitsplatz• Gestörte Eltern-Kind-Beziehungen• Schicksalsschläge


44 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Die Seele leidet – der Körper schmerztDiese Gefühle werden von psychischoder psychosomatisch kranken Menschenoft nicht in ihrer wirklichenBedeutung und Intensität wahrgenommen,sondern unterdrückt undumgelenkt. Die Betroffenen spürennur ihre körperlichen Beschwerden,sind aber nicht in der Lage, sich z.B.ihrem Empfinden von Angst bewusstzu werden. Die komplexen Zusammenhängesolchen Erlebens müssenin einem meist längeren Prozess individuellherausgearbeitet werden,wobei der Lebensweg des Patientensowie die Qualität seiner Beziehungenzu Eltern, Partner und Freundengenau betrachtet wird.Lange Tradition: FamilientherapieFolgende psychotherapeutischen Vorgehensweisenstehen in unserer <strong>Klinik</strong>zur Verfügung:• Tiefenpsychologisch-fundierte Verfahren:Sie versuchen, ein Verständnisverborgener Motive und Befürchtungen,aber auch innerer Konfliktezu erarbeiten und auf diesem Wegeinen besseren Umgang mit anderenMenschen und anstehenden Lebensproblemenzu erreichen.• Kognitiv-verhaltenstherapeutischeVerfahren: Hier geht es um die Identifizierungungünstiger Gedankenkettenund Selbsteinschätzungen, ebensowie um das Erkennen „falsch“ gelernterVerhaltensweisen.In der <strong>Klinik</strong> für Psychosomatischeund Allgemeine Klinische Medizingibt es eine lange Tradition der Familientherapie:Konflikte und Stresssituationenwerden besonders klar undgreifbar, wenn sich auch Angehörigezu den Problemen äußern können undgemeinsam herausgearbeitet wird,wie bestimmte familiäre Gegebenheitenmit den Problemen des Patientenzusammenhängen.Gesündere Lebensbalance findenErfahrungsgemäß können fast alle Patientendurch eine Psychotherapie zueiner gesünderen Lebensbalance finden,in deren Folge die körperlichen undseelischen Beschwerden deutlich gelindertwerden. Viele Patienten erlebendarüber hinaus eine persönliche Weiterentwicklung,die sie als Bereicherungfür ihr weiteres Leben empfinden.


4 5 PsychosomatikTherapeutische AngeboteGruppentherapieNeben der Einzelpsychotherapie stelltauch die Gruppentherapie für Patientenein äußerst wichtiges Behandlungselementvon großer therapeutischerBedeutung dar. In der stationären Psychotherapiebildet die Gruppe der Mitpatienten,die oftmals unter ähnlichenSchwierigkeiten leidet, einen wesentlichenTeil des sozialen Umfelds. Währendder Gruppensitzungen besteht dieMöglichkeit, eigenes Erleben in Beziehungzum Erleben anderer Menschenzu setzen. Sie ermutigen zur regelmäßigenAuseinandersetzung mit deneigenen, aber auch mit den Problemenanderer. Dies ist für die Patienten einewichtige Erfahrung, denn sie werdenmit dem Wesen und den Perspektivenanderer Menschen konfrontiert underleben, wie sie selbst von anderenwahrgenommen werden.Gemeinschaftsleben fördernDie Patienten nehmen die Mahlzeitengemeinsam ein, besuchenzusammmen therapeutische Kurseoder unternehmen Ausflüge. Diesesgemeinschaftliche Leben trainiert denUmgang mit anderen Menschen vordem Hintergrund der eigenen Erkrankungund bereitet auf diese Weise aufdas Alltagsleben vor.Nicht zuletzt werden die GruppenmitgliederVertraute und Ansprechpartner,manchmal auch über die Zeit derTherapie hinaus.Mitpatienten als AnsprechpartnerEine Gruppentherapie bietet Patientendie Möglichkeit, von anderen zu lernenund eigene Ängste im Umgangmit zunächst fremden Menschen zuüberwinden. Die Patienten sollenüber persönlich belastende Themen,beispielsweise die eigene Krankheitoder ganz persönliche Lebensschwierigkeiten,offen sprechen lernen. Dasnimmt ihnen die Angst, mit diesenThemen auch später im Alltag umzugehen.Auch sollen die Patienten in derGruppe neue Verhaltensweisen ausprobieren,die sie z.B. in der Einzeltherapieerarbeitet haben.


46 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Therapeutische AngeboteKonzentrative BewegungstherapieDie Konzentrative Bewegungstherapie(KBT) ist ein körperorientiertes Psychotherapieverfahrenzur Behandlungvon psychischen und psychosomatischenStörungen und Erkrankungen.Sie wird in <strong>Heidelberg</strong> auf allen psychosomatischenStationen angewendet,insbesondere bei Patienten, diean folgenden Erkrankungen leiden:• Essstörungen(vor allem Magersucht)• selbstverletzendes Verhalten• somatoforme Schmerzstörungen(Schmerzen ohne organischeUrsache)Im Vordergrund steht das Erleben deseigenen Körpers und seiner Bewegung.Die KBT-Therapeutin versuchtzusammen mit dem Patienten, durchWahrnehmung seiner Körperspracheden seelischen Ursachen seiner körperlichenBeschwerden auf den Grundzu gehen, denn der menschliche Körperist das beste Bild der Seele.Körpersprache verstehen lernenJeder Mensch hat seine eigene Körpergeschichte,in die alle Ereignisseauf der körperlichen und seelischenEbene eingeschrieben sind. Der Körperbringt zum Ausdruck, was dieSeele nicht verkraftet hat. Dabei benutzter seine eigene Sprache, dieKörpersprache, um auf seine Not aufmerksamzu machen. Hier setzt dieKBT an. Die Patienten werden von derTherapeutin dazu angeregt, folgendenFragen nachzugehen: „Was nimmstdu wahr?“, „Was fühlst du?“, „In welcherWeise spürst du deinen Körperim Moment?“ Durch eine verbesserteSelbstwahrnehmung des Körpers werdenkörperliche Funktionsstörungen,das Auftauchen von Symptomen oderSchmerzen, leichter in Zusammenhangmit dem emotionalen Erlebengebracht.Neue Kräfte freisetzenDie körperlichen Beschwerden werdenvon den Patienten im Verlauf derTherapie immer besser verstanden.Auf einmal wird ihnen die Ausdrucksweiseihres Körpers für Gefühlszustände(z.B. Wut, Trauer, Scham) undemotionale Konflikte bewusst. Vordiesem Hintergrund kann eine Verhaltensänderungstattfinden, so dass dieeigenen Kräfte wieder für wichtige Lebensaufgabenfrei sind: für die Selbstfürsorgefür den eigenen Körper, dieAufnahme und das Verantworten vonBeziehungen, die Rückkehr in denBeruf und vielleicht auch das Klären,Abschließen oder Betrauern von vergangenenLebensereignissen


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48 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Therapeutische AngeboteKunst- und GestaltungstherapieAuf allen Stationen der <strong>Klinik</strong> fürPsychosomatische und AllgemeineKlinische Medizin ist die Kunst- undGestaltungstherapie fester Bestandteildes Behandlungsplans. Sowohl Patientenmit überwiegend psychischer alsauch Patienten mit chronisch körperlicherSymptomatik können die Angebotedieser Therapieform wahrnehmen.Angeboten werden in <strong>Heidelberg</strong>• Malerei und• Gestalten mit TonMittel des SelbstausdrucksIn der Kunst- und Gestaltungstherapiegeht es nicht um das Malen „schöner“Bilder oder das Erschaffen „großer“Kunstwerke. Diese Therapie ermöglichtden Patienten vielmehr, einenanderen Zugang zu ihrem Inneren undandere Mittel des Selbstausdruckszu finden. Schon während des Gestaltenserleben sie sich oftmals alszentriert, entspannt und entlastet.Durch die Förderung ihrer Ausdruckskraftund das (Wieder-)Entdeckengestalterischer Fähigkeiten erfahrenPatienten Selbstbestätigung und eineStärkung ihres Selbstvertrauens. „Ausdem Bauch heraus“ entsteht ein persönlichesStimmungsbild aus Farben,Formen und Bildern.Gemaltes GefühlslebenEs ist möglich, dass während deskünstlerischen Schaffens Gefühlevon Freude oder Hoffnung, aber auchvon Enttäuschung, Ärger, Trauer oderSchmerz aufkommen und in das Werkmit einfließen. Konflikte und Krisenzeigen sich und tragen schöpferischumgesetzt zur Klärung und Aufarbeitungeines Problems bei. Das zumAusdruck gebrachte innere Bild weistsymbolisch auf Erinnerungen, Sehnsüchte,Erwartungen und Visionen desPatienten hin. Das fertige Werkstückspricht für sich und wird im folgendenDialog mit dem Therapeuten zum„Gesprächspartner“ mit eigener Aussagekraft.Ein Prozess der Selbstfindungwird angestoßen, der oft eineVeränderung der eigenen Situation inGang setzt. Das ist auch für die Krankheitsbewältigungund -verarbeitunghilfreich.


4 9 PsychosomatikTherapeutische AngeboteEntspannungsmethodenDie Fähigkeit, sich zu entspannen, istfür jeden Menschen ganz wesentlich,um seinen Körper gesund zu erhaltenund sich wohl zu fühlen. Stress,Angst und innere Unruhe führen aberhäufig zu einer dauerhaften Anspannungder Muskulatur, die Fehlsteuerungender inneren Organe zur Folgehaben kann. Verkrampfungen derHerzkranzgefäße verursachen Herzbeschwerdenund begünstigen Infarkte,der Magen „kneift“, der Bauch„drückt“, der Blutdruck wird in dieHöhe „gepresst“ – um nur einige Beispielezu nennen.Drei effektive VerfahrenBetroffene Patienten müssen in ihremKörperbewusstsein geschultwerden und die Fähigkeit zur Entspannungwieder erlernen. Da körperlicheEntspannung mit seelischerEntspannung einhergeht, werdenauch psychosomatische Symptomewie beispielsweise Herzrasen, innereUnruhe und Magen-Darm-Störungengelindert. In <strong>Heidelberg</strong> werden denPatienten hierfür drei Methoden angeboten:• Autogenes Training ist ein aufAutosuggestion basierendes Verfahrenzur konzentrativen Selbstentspannung.„Mein ganzer Körperist schwer“, „ich bin ganz warm“,„mein Herz schlägt ruhig und kräftig“– Sätze wie diese müssen sich diePatienten im Geist aufsagen und sichdabei das Gefühl intensiv vorstellen.Mit einiger Übung kann das jeweiligeGefühl dann vom Patienten selbstherbeigeführt werden.Beispielsweise führt die Vorstellungvon „Schwere“ zur Muskelentspannungvon Armen und Beinen, die Vorstellungvon „Wärme“ zur besserenDurchblutung, die Kopf-Übung „MeineStirn ist kühl“ soll die Konzentrationskraftstärken. Fortgeschrittene könnenbestimmte Stresssituationen visualisierenund sich positiv „programmieren“,beispielsweise mit Sätzen wie„Beim nächsten Konflikt bleibe ichruhig und gelassen“.• Progressive Muskelentspannungnach Jacobson ist ein Entspannungsverfahren,das allein mit der Muskulaturarbeitet. Gerade für sehr unruhigeund eher rational gesteuerteMenschen ist es meist leichter undschneller zu erlernen als das autogeneTraining. Bei der ProgressivenMuskelentspannung werden 16 Muskelgruppendes Körpers (Arme, Beine,Po, Schultern, etc.) nacheinander ineiner bestimmten Reihenfolge angespannt,wenige Sekunden unterSpannung gehalten und anschließendganz bewusst nacheinander wiedergelockert, bis der ganze Körper völligentspannt ist.


50 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Die Patienten sollen sich dabei auf Anspannungund Entspannung ihrer Muskelnkonzentrieren und erspüren, welchekörperlichen Empfindungen dabeiausgelöst werden – beispielsweise einangenehmes Wärmegefühl, weil dieMuskeln nach der Anspannung wiederbesser durchblutet werden, wasgleichzeitig den Entspannungseffektunterstützt.• Biofeedback (deutsch: „biologischeRückmeldung“) ist ein Verfahren derpsychosomatischen Forschung undder Verhaltenstherapie. Mit Hilfe einerSonde am Finger des Patienten werdenunbewusst ablaufende körperlicheVorgänge gemessen und wahrnehmbargemacht: Hautwiderstand,Muskeltonus, Temperatur, Atmung,Puls und Hirnströme werden auf demComputer-Monitor sichtbar und gebenAufschluss über den Grad der innerenErregung.Der Computer liefert rational fassbareSignale, die es dem Anwender ermöglichen,körperliche Reaktionen als„erwünscht“ oder „nicht erwünscht“einzuordnen. So lernt der Patient zumBeispiel, dass sich durch ruhiges Atmender Puls verlangsamt und dieinnere Erregung schwindet. Oder dasssich die Muskelanspannung lockernlässt und Schmerzen dadurch zurückgehen.Die Betroffenen beruhigt es oft ungemein,wenn sie die Erfahrung machen,dass sich körperliche Reaktionen zueinem gewissen Grad selbst steuernlassen.Dieses Verfahren ist für Menschengeeignet, denen die Wahrnehmungdes eigenen Körpers und seiner Reaktionenschwer fällt oder die sichihren körperlichen Symptomen hilflosausgeliefert fühlen (z.B. Patienten mitAngsterkrankungen).


5 1 PsychosomatikTherapeutische AngeboteMedikamenteBei bestimmten seelischen Störungeneines Patienten kann neben einerPsychotherapie und anderen Behandlungskonzeptendie zusätzliche Einnahmevon Medikamenten, den sogenannten Psychopharmaka, hilfreichsein. Man unterscheidet vier Stoffgruppen:• Antidepressiva(„Stimmungsaufheller“)• Tranquilizer (Beruhigungsmittel)• Neuroleptika(„Nervendämpfungsmittel“)• Hypnotika (Schlafmittel)Antidepressiva sind die am häufigsteneingesetzten Psychopharmaka. Siehaben ein besonders breites Wirkungsspektrumund werden eingesetzt bei• depressiven Verstimmungen• Schlafstörungen• Ängsten oder Zwängen• Essstörungen• SchmerzstörungenKeine WundermittelMan weiß heute, dass ein Ungleichgewichtbestimmter Botenstoffe im Gehirn,darunter Serotonin, Noradrenalinund Dopamin, depressive und andereStörungen verursachen kann. Antidepressivagleichen dieses Ungleichgewichtteilweise aus. Zu Beginn der


52 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong>Therapie zeigt sich bei 60 bis 80 Prozentder Patienten eine Linderung derKrankheitssymptome. Eine vollständigeBeseitigung der Beschwerden wirdbei ca. 50 Prozent der Behandelten erreicht.So werden diese Medikamentezwar häufig als hilfreich erlebt, sindjedoch keine Wundermittel. Nach wievor steht bei der Behandlung depressiverStörungen die Psychotherapieim Vordergrund, da sie sehr effektivist und dem Patienten auch über denBehandlungszeitraum hinaus hilft.Nebenwirkungen begrenztvorhersagbarWirkungen und Nebenwirkungen einesMedikaments sind nur begrenzt vorhersagbar.Aus diesen Gründen sindvor der Verordnung sowie im Verlaufder Einnahme gründliche Untersuchungendes Patienten erforderlich.Auch über die Einnahme pflanzlicherBeruhigungsmittel muss der behandelndeArzt unbedingt informiertwerden, da es zu unerwünschtenWechselwirkungen kommen kann.Ca. ein Drittel der Patienten bricht dieTherapie wegen der Nebenwirkungenab, darunterGute Aufklärung unerlässlichJeder Patient muss stets, nicht zuletztauch aus juristischen Gründen, überdie Risiken dieser Therapie genauestensaufgeklärt werden. Die Patientensollen ohne Zeitdruck das Für undWider abwägen und die Entscheidunggemeinsam mit dem behandelndenArzt treffen. Das wirkt sich vertrauensbildendauf die therapeutischeBeziehung aus. Auch wird die Therapiedann meist besser angenommen.Eine gute Patient-Arzt-Beziehung istsomit Voraussetzung für die richtigeTherapie-Entscheidung. Psychopharmakadürfen keinesfalls die ärztlicheZuwendung, das Gespräch mit demPatienten oder die fürsorgliche Überwachungseiner Lebenssituation ersetzen.• Herzkreislaufstörungen• Harnverhalt• erhöhter Augeninnendruck• Gewichtszunahme• Appetitverlust• Unruhe• Müdigkeit


5 3 PsychosomatikTherapeutische AngeboteSozialberatungDie Folgen einer schweren chronischenErkrankung können weitreichendsein. Nicht selten stehentiefgreifende Veränderungen an. Dasbisher gelebte Leben wird in Frage gestellt.„Wie soll es jetzt weitergehen?Kann ich so wie bisher weiter arbeiten?Ist meine Arbeitsstelle gefährdet?Kann ich den bisher gewohnten Lebensstandardhalten? Wie reagiert dieFamilie auf meine Erkrankung? Mussich mein Leben komplett umstellen?“Hier setzt die klinische Sozialarbeitan: Die Sozialarbeiterinnen unterstützenPatienten und Angehörige dabei,ihre veränderte Lebenssituation zumeistern.Alltag organisieren lernenIm Verlauf der Beratung findet eineBestandsaufnahme der konkreten Belastungenin den Bereichen Wohnen,Arbeit und Finanzen statt. In weiterenSchritten entwickelt die Sozialarbeiterinrechtzeitig vor der stationärenEntlassung gemeinsam mit den BetroffenenPerspektiven für die Bewältigungdes Lebensalltags.Konkrete Hilfen sind beispielsweise:• Suche nach einer behindertengerechtenWohnung oder einemPflegeplatz• beauftragen eines ambulantenPflegedienstes• Organisation ergänzenderNachbarschaftshilfe• Installation eines Hausnotrufsystems• Vorbereitungen für die beruflicheWiedereingliederung(Bewerbung, Umschulung)• Beantragung finanzieller HilfenSozialberatung wirktgesundheitsförderndDie Klinische Sozialarbeit verstehtsich als Teil eines ganzheitlichen Gesundheitskonzeptes.Sie bringt in dieBehandlung die soziale Dimensionein, die neben der medizinischen bzw.der psychologischen und der pflegerischenSeite einen wichtigen Platzhat. Studien belegen, dass damit derGenesungsprozess entscheidend gefördertwird.


54 Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong><strong>Klinik</strong> für Psychosomatische und Allgemeine Klinische MedizinSelbsthilfegruppenIn <strong>Heidelberg</strong> gibt es zahlreicheSelbsthilfegruppen für Patienten mitden verschiedensten Krankheitsbildern.Informationen zu den einzelnenAngeboten erhält man beimSelbsthilfebüro <strong>Heidelberg</strong>.Selbsthilfebüro <strong>Heidelberg</strong>Alte Eppelheimer Straße 3869115 <strong>Heidelberg</strong>Tel.: 0 62 21 / 18 42 90Email: info2005@hilfe-hd.deHerztransplantationspatienten könnensich an den gemeinnützigenSelbsthilfeverein „HerztransplantationSüdwest“ wenden.Herztransplantation Südwest e.V.Alte Eppelheimer Str. 3869115 <strong>Heidelberg</strong>Fon und Fax: 0 72 64 / 20 57 58Email: kontakt@herztransplantation.deAngebot des <strong>Klinik</strong>umsIn der <strong>Klinik</strong> für Psychosomatische undAllgemeine Klinische Medizin gibt esnur einige wenige Gruppenangebote,die regelmäßig stattfinden, darunterdie sog. HTX-Gruppe, eine Selbsthilfegruppefür Herztransplantationspatienten(siehe Kapitel „AmbulanteBehandlungsangebote und Gruppentreffen“,S.15).


5 5 Psychosomatik<strong>Klinik</strong> für Psychosomatische und Allgemeine Klinische MedizinLiteratur• Rudolf:Psychotherapeutische Medizin undPsychsomatik, Thieme-Verlag• Herzog, Munz, Kächele:„Essstörungen“ 2. Aufl. 2004,Therapieführer und psychodynamischeBehandlungskonzepte.• Schauenburg H. (Hrsg.) et al.:„<strong>Klinik</strong>führer“ 2007, Stationäre psychosomatisch-psychotherapeutischeEinrichtungen• Schauenburg H., Hofmann B.,(Hrsg.) (2007):Psychotherapie der Depression.2. überarbeitete Auflage, Thieme,Stuttgart• von Uexküll:Psychosomatische Medizin,U&S-Verlag• Senf W., Broda M.:Praxis der PsychotherapieThieme-Verlag• Hans Morschitzky, Sigrid Sator:Wenn die Seele durch den Körperspricht. Psychosomatische Störungenverstehen und heilenWalter-Verlag• Hildegund Heinl, Peter Heinl:Körperschmerz - Seelenschmerz.Die Psychosomatik der Bewegungssysteme.Ein Leitfaden. (GebundeneAusgabe), Kösel-Verlag• Jürg Willi:Wendepunkte im Lebenslauf(Gebundene Ausgabe), Klett-Cotta


Universitäts<strong>Klinik</strong>um <strong>Heidelberg</strong><strong>Medizinische</strong> <strong>Klinik</strong><strong>Klinik</strong> für Psychosomatische undAllgemeine Klinische MedizinIm Neuenheimer Feld 40069120 <strong>Heidelberg</strong>www.klinikum.uni-heidelberg.deStand Juni 2007

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