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Validität kognitiver Tests als Funktion der Valenz von Test- und ...

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Validität <strong>kognitiver</strong> <strong><strong>Test</strong>s</strong> <strong>als</strong><strong>Funktion</strong> <strong>der</strong> <strong>Valenz</strong> <strong>von</strong> <strong>Test</strong>-<strong>und</strong> StudiensituationHermann BrandstätterJohannes-Kepler-Universität LinzReferat zur Fachtagung Studierendenauswahl <strong>und</strong>Studienentscheidung in Hohenheim, März 2007


Ist die Validität <strong>kognitiver</strong> Leistungstests in <strong>der</strong>Prognose des Studienerfolgs da<strong>von</strong> abhängig,wie <strong>Test</strong>- <strong>und</strong> Studiensituationen erlebt werden?


Hypothese 1Die Validität <strong>der</strong> <strong><strong>Test</strong>s</strong> ist umso höher,je positiver <strong>Test</strong>- <strong>und</strong> Studiensituationbewertet werden


Hypothese 2Die Validität <strong>der</strong> <strong><strong>Test</strong>s</strong> ist umso höher,je ähnlicher <strong>Test</strong>- <strong>und</strong> Studiensituationbewertet werden


Begründung <strong>von</strong> Hypothese 2 (Ähnlichkeitshypothese)Die Validität <strong>der</strong> <strong><strong>Test</strong>s</strong> ist umso höher, je ähnlicher <strong>Test</strong>- <strong>und</strong>Studiensituation bewertet werden Die Bewertungen <strong>der</strong> <strong>Test</strong>- <strong>und</strong> Studiensituation sind einesubjektive Wi<strong>der</strong>spiegelung <strong>der</strong> jeweils erzielten Leistungen. Die <strong>Test</strong>- <strong>und</strong> Studienleistungen basieren auf den gleichenkognitiven <strong>und</strong> motivationalen/emotionalen Eigenschaften<strong>und</strong> Zuständen. Wenn mindestens eine <strong>der</strong> beiden Bedingungen erfüllt ist,gilt: Je ähnlicher die beiden Leistungssituationen emotionalbewertet werden, desto höher ist die Korrelation zwischen<strong>Test</strong>- <strong>und</strong> Studienleistung.


Studie 1 - StichprobeN =598 Beratungsteilnehmer/innen (da<strong>von</strong> 280 Frauen) <strong>der</strong>Maturajahrgänge 1993 bis 1998, die spätestens ein Jahr nach<strong>der</strong> Reifeprüfung ein Studium an <strong>der</strong> Universität Linzaufgenommen, mindestens eine Prüfung abgelegt <strong>und</strong> 4 bis12 Semester nach Studienbeginn den Fragebogen zu denStudienerfahrungen beantwortet haben.


Studie 1 – InstrumenteStudienfeldspezifische kognitive Leistungstests (SFT)BIS VerarbeitungskapazitätSituationsbeschreibende Adjektive (SITAD)Persönlichkeits-Adjektiv-Skalen (16PA)Problembelastung <strong>der</strong> StudienwahlAufgabenspezifisches SelbstvertrauenArbeitsverhaltenStudienerfolg (Durchschnitt aller Prüfungsnoten, umgepolt)


Studie 1 - Statistische Modelle Vergleich <strong>der</strong> Validitätskoeffizienten zwischen drei<strong>Valenz</strong>kombinationen (beide Situationen positiv, ungleich, beidenegativ bewertet) Strukturgleichungsmodelle für die drei <strong>Valenz</strong>kombinationen Mo<strong>der</strong>ierte Regressionsanalyse mit Produkten Leistung*<strong>Valenz</strong><strong>der</strong> Leistungssituation


Bewertung <strong>der</strong> <strong>Test</strong>- <strong>und</strong> Studiensituation mit demSITAD98<strong>Test</strong>Studium7654321langweilig - interessantentmutigend - ermutigendschön - hässlichimprovisiert - vorbereiteteintönig - abwechslungsreichreizvoll - ödegeordnet - ungeordnetbelastend - entspannendbedrückend - aufmunterndfremdartig - vertrauterfrischend - ermüdendunangenehm - angenehmneuartig - altbekanntanstrengend - erholsamerfreulich - ärgerlichschmerzlich - wohltuendvielfältig - einförmigverworren - klarleicht - schwierigbefreiend - einengendgeplant - ungeplantentwürdigend - aufbauendüberschaubar - verwirrendverletzend - schonendvertrauenerweckend - misstrauischstimmendverständlich - unverständlichbedenklich - harmloskompliziert - einfach


Studie 1 –ErgebnisseKlärung des <strong>Valenz</strong>konstrukts Die Korrelation zwischen <strong>Test</strong>- <strong>und</strong> Studienvalenz istniedrig (r(= .17; N = 584). Die <strong>Test</strong>valenz korreliert höher mit Vertrauen in die eigenenkognitiven Fähigkeiten, die Studienvalenz korreliert höhermit intrinsischer Motivation. Ängstlich Introvertierte haben den negativsten Wert in<strong>Test</strong>valenz, ängstlich Extravertierte dagegen inStudienvalenz.Fazit: Negative Bewertung <strong>der</strong> <strong><strong>Test</strong>s</strong>ituation(Studiensituation) indiziert Fähigkeitszweifel(Motivationsprobleme). Korrelationsmuster spricht für<strong>Valenz</strong>hypothese


Studie 1 - ErgebnisseKorrelationsvergleich<strong>Valenz</strong> <strong>der</strong> Leistungssituationenbeide negativungleichbeide positivValidität (N).18 (173).32 (268).44 (143


Studie 1 - ErgebnisseModell A: Die Regression des Studienerfolgs auf die <strong>Test</strong>leistung (latente. Konstrukte) variiert mit <strong>der</strong> Situationsvalenz.Modell B: Die Regression des Studienerfolgs auf die <strong>Test</strong>leistung ist inallen drei <strong>Valenz</strong>gruppen gleich.Fit-Indizes sprechen eindeutig gegen Modell B (p p = .000).SituationsbewertungenbS. E.betabeide negativ (N = 173)Ungleich (N = 268)beide positiv (N = 143).25.56.59.14.12.15.20.43.53


Studie 1 - ErgebnisseMo<strong>der</strong>ierte RegressionStudienerfolg = .19*<strong>Test</strong>leistung + .47*Schulerfolg - .07*<strong>Valenz</strong> + .06*<strong>Test</strong>leistung*<strong>Valenz</strong> + Fehler<strong>Test</strong>validität <strong>als</strong> <strong>Funktion</strong> <strong>der</strong> Situationsvalenz0,400,30<strong>Valenz</strong> negativ<strong>Valenz</strong> positivStudienerfolg0,200,100,00-0,10-0,20-0,30-0,40niedrighoch<strong>Test</strong>leistung


Studie 2- StichprobeN = 789 Studienbewerber (da<strong>von</strong> 365 Frauen) einerwirtschaftlich ausgerichteten Fachhochschule, die inden Jahren 2000 bis 2004 an Studieneignungsteststeilgenommen <strong>und</strong> ein Studium begonnen haben.


Studie 2 – Instrumente BISdgp Verarbeitungskapazität <strong>und</strong> zwei komplexeKenntnis- <strong>und</strong> Verständnistests Situationsbeschreibende Adjektive (SITAD) Persönlichkeits-Adjektiv-Skalen (16PA) Problembelastung <strong>der</strong> Studienwahl Aufgabenspezifisches Selbstvertrauen Arbeitsverhalten Studienerfolg (Durchschnitt aller Prüfungsnoten, umgepolt)


Studie 2- Statistische ModelleVergleich <strong>der</strong> Validitätskoeffizienten zwischen drei <strong>Valenz</strong>kombinationen(beide Situationen positiv, ungleich, beide negativ bewertet)Strukturgleichungsmodelle für die drei <strong>Valenz</strong>kombinationenMo<strong>der</strong>ierte Regressionsanalyse mit Produkten Leistung*<strong>Valenz</strong> <strong>der</strong>Leistungssituation


Studie 2 - ErgebnisseKorrelationsvergleich<strong>Valenz</strong> <strong>der</strong> Leistungssituationenbeide negativungleichbeide positivValidität (N).27 (221).37 (340).44 (242)


Studie 2- ErgebnisseModell A: Die Regression des Studienerfolgs auf die <strong>Test</strong>leistung (latente. Konstrukte) variiert mit <strong>der</strong> Situationsvalenz.Modell B: Die Regression des Studienerfolgs auf die <strong>Test</strong>leistung ist inallen drei <strong>Valenz</strong>gruppen gleich.Fit-Indizes sprechen eindeutig gegen Modell B (p p = .000).SituationsbewertungenbS. E.betabeide negativ (N = 407)Ungleich (N = 640)beide positiv (N = 424).36.38.45.08.06.07.50.58.61


Studie 2 - ErgebnisseMo<strong>der</strong>ierte RegressionStudienerfolg = .29*<strong>Test</strong>leistung + .31*Schulerfolg + .03*<strong>Valenz</strong> + .06*<strong>Test</strong>leistung*<strong>Valenz</strong> + Fehler<strong>Test</strong>validität <strong>als</strong> <strong>Funktion</strong> <strong>der</strong> SituationsvalenzStudienerfolg0,400,300,200,100,00-0,10-0,20-0,30-0,40<strong>Valenz</strong> <strong>Valenz</strong> positivniedrig<strong>Test</strong>leistunghochpositiv


Diskussion – offene Fragen Welche Prozesse bewirken eine Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Test</strong>validität<strong>als</strong> Folge negativer <strong>Valenz</strong> <strong>der</strong> <strong>Test</strong>- bzw. Studiensituation? Wie können diese Prozesse gemessen <strong>und</strong> nicht nurerschlossen werden? Sind die Erlebens- <strong>und</strong> Verhaltensmessungen bei negativerSituationsvalenz generell (unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong>Situationen) mit mehr Störvarianz überlagert?


Diskussion – Praxisrelevanz Die durch kognitive <strong><strong>Test</strong>s</strong> erklärte Varianz desStudienerfolgs nimmt mit Einbeziehung des Mo<strong>der</strong>atorssignifikant (etwa um 1%) zu. Dies begründet den Vorschlag, in <strong>der</strong> Studienwahlberatungdie Erfolgsprognosen mit individuellen Vertrauensgrenzenrückzumelden. Für die Auswahl <strong>von</strong> Studienbewerbern sollte <strong>der</strong> unterEinbeziehung des Mo<strong>der</strong>ators prognostizierte Erfolg nurdann anstelle <strong>der</strong> <strong>Test</strong>leistung herangezogen werden, wennein solches Verfahren rechtlich abgesichert ist.


Studienwahlberatung <strong>der</strong> Universität Linz1991 bis 2007unter Beteiligung <strong>von</strong> ….Christian BergmannHermann BrandstätterFerdinand E<strong>der</strong>Alois FarthoferLudwig GrillichUrsula Neubauer


Brandstätter, H. (1996). Studienerfolg = Intelligenz x Willensdisziplin. InM. Jirasko, J. Glück & B. Rollett (Hrsg.), Perspektiven psychologischerForschung in Österreich. (S. 201-204). Wien: WUV-Universitäts-Verlag.Brandstätter, H. (1997). Die Entscheidung für ein Studium <strong>als</strong> Start <strong>der</strong>beruflichen Karriere. In L. v. Rosenstiel & T. v. Wins (Hrsg.),Perspektiven <strong>der</strong> Karriere (S. 85-100). Stuttgart: Schäffer-Poeschel.Brandstätter, H., Farthofer, A. & Grillich, L. (2001). Die Stabilität <strong>der</strong>Studienwahl <strong>als</strong> <strong>Funktion</strong> <strong>von</strong> Interessenkongruenz, Selbstkontrolle <strong>und</strong>intellektueller Leistungsfähigkeit. Psychologie in Erziehung <strong>und</strong>Unterricht, 48, 200-218.Brandstätter, H. & Neubauer, U. (2001). <strong>Test</strong> anxiety as a function ofexamination stress and emotional stability. In K. W. Kallus, Posthumus,N. & Jiménez, P. (Eds.) (2001). Current psychological research in Austria(pp. 193-196). Graz: Akademische Druck- <strong>und</strong> Verlagsanstalt.Brandstätter, H., Grillich, L. & Farthofer, A. (2002). Studienverlauf nachStudienberatung. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 16, 15 - 28.


Brandstätter, H. (2003). Der bildungsökonomische Nutzen des LinzerModells <strong>der</strong> Studienwahlberatung. In Pracher, C. & Strunz, H.(Hrsg.). Wissenschaft um <strong>der</strong> Menschen willen. Festschrift für KlausZapotoczky zum 65. Geburtstag (S. 85-96). Berlin: Duncker &Humblot.Brandstätter, H. & Farthofer, A. (2003). Erste Prüfungen – weitererStudienerfolg. Psychologie in Erziehung <strong>und</strong> Unterricht, 50, 58 - 70.Brandstätter, H. & Farthofer, A. (2003). Einfluss <strong>von</strong> Erwerbstätigkeitauf den Studienerfolg. Zeitschrift für Arbeits- <strong>und</strong>Organisationspsychologie, 47, 134-145.Brandstätter, H. & Farthofer, A. (2003). Studienerfolgsprognose –konfigurativ o<strong>der</strong> linear additiv? Zeitschrift für Differentielle <strong>und</strong>Diagnostische Psychologie, 23, 381 – 391.Brandstätter, H., Grillich, L. & Farthofer, A. (2006) Prognose desStudienabbruchs. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie <strong>und</strong>Pädagogische Psychologie, 38, 121-131

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