6 Jugendbewegte Tatgesinnung (vgl. I/3.2.2.5)

6.2.4 Tatgesinnung in der christlichen Jugendbewegung
Wie stark die Rückwirkung der Siedlungs-Ideologie auf die christlich-bündische
Jugendbewegung war, erweist der Name des 1921 gegründeten österreichischen
katholischen Jugendbundes "Neuland" in direkter Anlehnung an die ‘reichsdeutsche’Neuland-Bewegung.
Zwar hatte man im "Bund Neuland" nichts mit Siedlungstätigkeit
im Sinn, aber das Gesinnungsziel, "Neuland der Tat" zu gewinnen, war
allgegenwärtig. Noch 1948 erschien das folgende Lied W. Gättkes (Text) im Liederbuch
des "KATHOLISCHEN JUGENDWERKS ÖSTERREICHS" 618 :
"Und wenn wir im Sturme dem Ziel uns genaht,
dann ragt vor uns allen Neuland der Tat."
Die besonders im katholischen Milieu aktuelle Neureichs-Idee, u.a. beeinflusst von
Moeller v. d. Brucks "Das Dritte Reich" 619 , knüpft unmittelbar an den jugendbewegten
Siedlungsgedanken an. Nicht zufällig stammt auch die zionistische Kibbuz-Idee aus
dem jugendbewegten Österreich der 20er-Jahre, wo wegen diverser Arierparagraphen
die jüdische Jugend gezwungen war, eigene Bünde zu bilden (z.B. auch einen
jüdischen Pfadfinderbund).
6.2.4.1 Der Tat-Gedanke in der kath. Jugendbewegung
Neben den allgemeinen bündischen Tat-Liedern hat man in Kreisen der christlichen
Jugendbewegung auch eigene Liedtexte geschaffen, die sich obendrein als Kirchenlieder
in Jugend-Gemeinschafts-Gottesdiensten verwenden ließen: z.B. das Lied aus
dem Milieu der kath. Jugend (1934), vertont von deren ‘Verbandskomponisten’ Adolf
Lohmann zu einem Text von Josef Bauer 620 :
"Wir bauen eine Straße bis an den Rand der Welt,
weit weg, bis wo der Himmel sich auf die Erde stellt.
Und weiter, immer weiter, viel weiter, als ihr denkt [...],
Hinauf in letzte Ferne, wo nur noch Ruh` und Licht [...]"
618
Liederbuch "Singende Jugend", Salzburg 1948, S. 94
619
Dieses Buch findet sich bezeichnenderweise in der Salzburger UB unter "Kath.
Theologie"(!)
620
Liederbuch "Singende Jugend", Salzburg 1948, S. 101
392