6 Jugendbewegte Tatgesinnung (vgl. I/3.2.2.5)
6 Jugendbewegte Tatgesinnung (vgl. I/3.2.2.5)
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politischen Fraktionen dieses Bundes (<strong>vgl</strong>. oben Teil I); dabei wurde z.B. an Pfingsten<br />
1937 um die Behauptung der bundeseigenen Burgruine Hoheneck (b. St. Pölten)<br />
tagelang erbittert gerauft bzw. ‘gekämpft’, wonach das örtliche Krankenhaus mit<br />
blessierten Buben belegt war (es konnten eben "nit zwei Hahne auf einem Miste<br />
sein") 650 .DerChronist, Fritz Molden, spricht dabei noch 1976 im Rückblick von<br />
"prächtigen Schlägereien", und dies nicht etwa bei der Hitlerjugend, wo dergleichen<br />
an der Tagesordnung war, sondern in einem Verband der katholischen Jugendbewegung<br />
– agonales Kampfspiel an der Grenze zum ‘Krieg’– an der Grenze!<br />
Aus der "Deutschen Freischar", die den österreichischen "Neuländern" u.a. als<br />
Vorbild diente, stammt ein Landsknechtslied (Nachdichtung 1929), in dem sich die<br />
frühere Vagantenmentalität des Wandervogels mit der "neuen Militanz" (Seewann)<br />
verbindet: "Wir Schelme sind ein feiner Hauff" 651 . Außer dem Motiv der "Fürsten in<br />
Lumpen und Loden": "Wir sind ein fürnehm Lumpenpack", steht nun anstelle sentimental<br />
beklagter Ausgestoßenheit die Wehrhaftigkeit des Landsknechts zu Buche:<br />
"Wir han unsern Eisensegen mit". Und während sich die "wilden Gesellen" noch mit<br />
dem "König der Dornen", mit Jesus Christus, verbrüderten, "schieren sich die Schelme<br />
um kein Pfaffen nit", und es "kommt kein Herrgott wider auf". Trotz seines<br />
antiklerikal-kämpferischen Zungenschlags fehlt das Lied in sämtlichen NS-Liederbüchern,<br />
die nach der Machtübernahme in Deutschland (1933) erschienen sind, aber auch<br />
im österr. autoritären ‘Ständestaat’(1934) waren derartige Landsknechts- und Freibeuter-Töne<br />
suspekt geworden. Nach der Entmachtung der SA-Haudegen (sog. ‘Röhmputsch’<br />
1934) passte diese bündische Anarchie nicht mehr in das Ordnungsdenken der<br />
Staatsparteien. Der Anarchismus der Freikorps, die nicht ohne Einfluss auf die<br />
bündische Jugend waren (Freikorps "Neroth", Freikorps "Neuland", Freikorps<br />
Roßbach), war nicht mehr mit dem faschistischen Ordnungsgedanken einer (uni-)<br />
formierten "Volksgemeinschaft" zu vereinbaren. Originalton Hitlers dazu (Juli<br />
1933):<br />
"Die Revolution ist kein permanenter Zustand, sie darf sich nicht zu einem<br />
Dauerzustand ausbilden. Man muß den freigewordenen Strom der Revolution<br />
in das sichere Bett der Evolution hinüberleiten." 652<br />
650 <strong>vgl</strong>. F. Molden: Fepolinsky u. Waschlapski (...), S. 70<br />
651 Liederheft d. Dt. Freischar, Gau Hessen, Hg.: H. Dosch (evtl. Buske), 1929<br />
652 zit. nach: Ian Kershaw: Hitler, Bd. 1, S. 632<br />
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