SEA Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit - ZPID
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1/8<strong>SEA</strong><strong>Skala</strong> <strong>zur</strong> <strong>Erfassung</strong> <strong>von</strong> <strong>Arbeitsbezogenheit</strong>(Autorenbeschreibung)[PSYTKOM-Dok.-Nr. 3937]Schneider, C. & Bühler, K.E. (1999). <strong>Skala</strong> <strong>zur</strong> <strong>Erfassung</strong> <strong>von</strong> <strong>Arbeitsbezogenheit</strong>. Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie.Copyright: PD Dr. med. Dipl. Psych. Karl-Ernst Bühler, Institut für Psychotherapie undMedizinische Psychologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Haafstraße 12, D-97082 Würzburg.TestkonzeptTheoretischer HintergrundTestaufbauItembeispieleItemsTestkonstruktionGütekriterienObjektivitätReliabilitätValiditätNormierungDurchführungTestformenAltersbereicheDurchführungszeitMaterialInstruktionDurchführungsvoraussetzungenAuswertungAuswertungsmodusAuswertungshilfenAuswertungszeitAnwendungsmöglichkeitenBewertungLiteraturBearbeitungTestkonzeptTheoretischer HintergrundBei der Untersuchung <strong>von</strong> Bühler und Bardeleben (1994), die <strong>zur</strong> Erhebung biographischer Sachverhaltebei Alkoholikern den "Biographischen Fragebogen für Alkoholabhängige" (BIFA-AL;PSYTKOM-Dok.-Nr. 3264) entwickelt hatten, erwiesen sich die drei Dimensionen Neurotizismus,günstige/ungünstige Primärsozialisation und Zielgerichtetheit als bedeutsam. Die Bedeutsamkeitdieser Dimensionen bei Erhebungen <strong>von</strong> Biographien nicht nur bei Alkoholikern, sondern auch imallgemeinen, wurde durch weitere Studien <strong>von</strong> Charis (1989) und Choi (1991) belegt, die die dreiDimensionen auch bei Biographieerhebungen in der Normalbevölkerung reproduzieren konnten.Aufgrund dieser Erkenntnis wurde den einzelnen Dimensionen nachfolgend in separaten Studienan der Allgemeinbevölkerung nachgegangen, in denen ihre jeweilige Dimensionalität überprüftwurde. <strong>ZPID</strong> 1999
Basierend auf den Ergebnissen der Studie <strong>von</strong> Stecher (1997) - in der die 3. Dimension Zielgerichtetheituntersucht wurde und in der bei der Skalenentwicklung neben den drei Faktoren IntrinsischeZielgerichtetheit, Rigide Zielgerichtetheit und Desorganisation noch ein weiterer homogenerFaktor, Arbeitssucht (mit jedoch nur 4 Items), gefunden wurde - wurde in der Studie <strong>von</strong> Schneider(1999) ein biographischer Fragebogen entwickelt, welcher diese Dimension Arbeitssucht differenzierterfaßt. Um auch eine generelle Anwendbarkeit dieses Fragebogens über Arbeitssucht sicherzustellenwurde wiederum eine die Normalbevölkerung repräsentierende Stichprobe untersucht.Stand der Forschung:Im Jahre 1971 prägt Oates den Begriff "workaholism" (deutsch: Arbeitssucht) in Anlehnung an denAusdruck "alcoholism". Als Arbeitssüchtigen definiert er einen Menschen, der den unaufhörlichenDrang oder Zwang hat, ständig arbeiten zu müssen. Dieses exzessive Bedürfnis nimmt ein sohohes Maß an, daß sowohl seine Gesundheit und sein Wohlbefinden als auch seine privaten Beziehungenbeeinträchtigt werden (Oates, 1971). Damit ist ein Begriff geschaffen, der zum einendas unkontrollierte Bedürfnis nach Arbeit mit daraus resultierender hoher Arbeitseinbezogenheitzum Ausdruck bringt, gleichzeitig aber auch als zweite Komponente die Folgen dieses süchtigenVerhaltens integriert.Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff der Arbeitssucht <strong>von</strong> Mentzel im Jahre 1979 erstmalsverwendet. Er vergleicht die Arbeitssucht insbesondere mit der Alkoholsucht und erkenntviele Parallelen. Darüber hinaus schafft er ein Konzept, in dem die absolut geleistete Arbeitsmengedes Arbeitssüchtigen gegenüber seiner Einstellung <strong>zur</strong> Arbeit in den Hintergrund rückt. Bei Arbeitssuchtkann man daher, im Gegensatz zu vielen anderen Süchten, nicht aus der Intensität desMißbrauchs auf den Grad der Sucht schließen. Daher muß auch das Verhalten Arbeitssüchtigergegenüber dem "normaler" Arbeiter und Vielarbeiter klar abgegrenzt werden. Arbeitssüchtige könnenihre Arbeitsgewohnheiten nicht kontrollieren und haben im Gegensatz zu Vielarbeitern einewesentlich schlechtere Balance zwischen Arbeit und Freizeit (Robinson, 1989). Grundsätzlichweist die Arbeitssucht mit vielen anderen Süchten vergleichbare Verhaltensweisen und Eigenschaftenauf. Die Diagnose Arbeitssucht ist deshalb in dem Moment zu stellen, wo die drei klassischenSuchtkriterien (1) Kontrollverlust, (2) Dosissteigerung und (3) Entzugserscheinungen erfülltwerden (Wacker, 1987).Ursache der Arbeitssucht können eine extrem wettbewerbsorientierte Persönlichkeitsstruktur, Siegeswillen,Kontrollbedürfnis, mangelndes Selbstbewußtsein und arbeitssüchtige Eltern sein. DerAntrieb für außerordentliche Leistungen liegt somit in der eigenen Versagensangst einerseits undder Suche nach Erfolg und Anerkennung andererseits begründet. Daneben beinhaltet das Vielarbeitendie Möglichkeit, vor persönlichen Problemen und Intimität zu fliehen (Seybold & Salomone,1994). Ein weiterer begünstigender Faktor für das Auftreten <strong>von</strong> arbeitssüchtigem Verhalten liegtin der ständigen Angst vor der eigenen Trägheit und Unzulänglichkeit, die zu einer Art "Selbstgeißelung"führt, d.h. eigene Wünsche und Genüsse werden verwehrt und durch vermehrtes Arbeitenkompensiert (Machlowitz, 1980). Entwicklungspsychologisch kann die Ursache der Arbeitssuchtdarin begründet sein, daß Eltern ihr Kind oft durch hohe Anforderungen zu einem zwanghaftenArbeitsstil erziehen. Entweder wünschen sie sich, daß das eigene Kind einmal das erreicht, wozusie selber nicht imstande waren (z.B. Karriere zu machen), oder das Kind versucht, einen hartarbeitenden Elternteil zu imitieren (Minirth, Meier, Wichern & Brewer, 1985).Bei der Betrachtung der Folgen der Arbeitssucht muß zunächst zwischen den Auswirkungen fürden Arbeitssüchtigen selbst sowie denen für die Gesellschaft im allgemeinen unterschieden werden.Für den Betroffenen selbst stehen die Folgeerkrankungen der Arbeitssucht im Vordergrund.Als früheste Reaktion kommt es zu psychovegetativen Störungen, später folgen dann die psychosomatischenBeschwerden. Da es sich um eine progrediente Erkrankung handelt, können dieseFolgekrankheiten im Extremfall bis <strong>zur</strong> Selbstzerstörung fortschreiten (Mentzel, 1979). Eine vergleichbareFolge arbeitssüchtigen Verhaltens wird auch als Burnout-Syndrom bezeichnet, worunterman einen Verbrauch physischer und psychischer Ressourcen nach einer Phase intensiverAnstrengung und Bemühung versteht. Typische Symptome des Burnout-Syndroms sind Frustration,Hilflosigkeit, Unzufriedenheit, Erschöpfung und Ineffizienz. In der Folge treten physische undpsychische Erkrankungen (insbesondere Depressionen) auf (Cox, 1982). Arbeitssucht ist abernicht nur als ein individuelles, sondern ein die ganze Gesellschaft tangierendes Problem anzusehen,da arbeitssüchtiges Verhalten auch das soziale Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen etc.) betrifft,das mit den Auswirkungen eines solchen Arbeitsstil <strong>zur</strong>echtkommen muß (Fassel,2/8 <strong>ZPID</strong> 2000
5/8GütekriterienObjektivitätDer Fragebogen zeigt optimale Objektivität in Bezug auf Ausführung und Auswertung.ReliabilitätDie Reliabilität, charakterisiert durch den Koeffizient Alpha nach Cronbach (1951), die Split-half-Reliabilität nach Spearman-Brown und insbesondere die Retestreliabilität, ist recht hoch (sieheTabelle 3 für testkritische Angaben zu der <strong>Skala</strong>). Um die allgemeine Gültigkeit der <strong>Skala</strong> mit derUnabhängigkeit <strong>von</strong> Alter und Geschlecht zu zeigen, wurden die Reliabilitätskoeffizienten außerdemgetrennt für die Altersklassen und das Geschlecht bestimmt (siehe Tabellen 4 und 5).Tabelle 3Skalenkennwerte——————————————————————————————————Itemanzahl 20Mittelwert 5.80Standardabweichung 4.68Exzess 0.48Schiefe 0.95Reliabilität:Cronbachs Alpha .87Split-half .71Test-Retest .92——————————————————————————————————Tabelle 4Reliabilität nach dem Alter————————————————————————————————————————————————————————————Gruppe 1 2 3 4Alter 17-25 26-40 41-55 ab 56Anzahl 45 78 98 41Prozent 17.2 29.8 37.4 15.6Mittelwert 5.20 6.08 5.98 5.51Standardabweichung 4.28 5.00 4.55 4.91Reliabilität .86 .89 .85 .89————————————————————————————————————————————————————————————Tabelle 5Reliabilität nach dem Geschlecht————————————————————————————————————————————————————————————Geschlecht männlich weiblichAnzahl 140 123Prozent 53.2 46.8Mittelwert 5.90 5.68Standardabweichung 4.79 4.57Reliabilität .87 .86————————————————————————————————————————————————————————————ValiditätInhaltlich-logische Validität ergibt sich aus dem Konstruktionszusammenhang.NormierungDas untersuchte Kollektiv <strong>von</strong> 263 Probanden wies keine signifikante Abweichung <strong>von</strong> der Normalbevölkerungauf. In der Reliabilitätsprüfung fanden sich weder signifikante Unterschiede beiden erreichten Mittelwerten noch bei den Reliabilitätskoeffizienten (siehe unter "Reliabilität"). Esliegen sowohl T-Werte als auch Prozentrangwerte vor (siehe Tabelle 6). <strong>ZPID</strong> 2000
6/8Tabelle 6Normwerte der <strong>Skala</strong>————————————————————————————————————————————————————————————Skalenwert Häufigkeit Prozent Prozentrang T-Wert————————————————————————————————————————————————————————————0 25 9.5 9.5 381 27 10.3 19.8 402 24 9.1 28.9 423 21 8.0 36.9 444 26 9.9 46.8 465 23 8.7 55.5 486 20 7.6 63.1 507 19 7.2 70.3 538 12 4.6 74.9 559 12 4.6 79.5 5710 12 4.6 84.0 5911 10 3.8 87.8 6112 10 3.8 91.6 6313 2 .8 92.4 6514 4 1.5 93.9 6815 2 .8 94.7 7016 5 1.9 96.6 7217 1 .4 97.0 7418 2 .8 97.7 7619 4 1.5 99.2 7820 2 .8 100.0 80————————————————————————————————————————————————————————————DurchführungTestformenEs wurde nur eine Testform für Einzel- und Gruppentests entwickelt.AltersbereicheErwachsene Personen über 18 Jahren.DurchführungszeitCa. 8 Minuten.MaterialFragebogen und Schreibgerät.InstruktionStandardisierte Testanweisung, die den Items vorausgeht:A N L E I T U N GIm folgenden Fragebogen finden Sie Aussagen über Ihre Ansichten, Interessen und Meinungen. Siesollen bitte jeweils dahinter ankreuzen, ob Sie diesen Aussagen zustimmen ("JA" ankreuzen) odernicht ("NEIN" ankreuzen).Es geht darum, Angaben über Ihre Berufsvorstellungen, Lebensansichten und Ihre eigene Person zuerhalten. Da jeder Mensch eine eigene Auffassung <strong>von</strong> sich und seinem Leben hat, gibt es keine falschenoder richtigen Antworten.Dieser Fragebogen ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn Sie die Aussagen ehrlich beantworten. Deswegenüberlegen Sie bitte nicht zuerst, welche Antwort wohl den "besten Eindruck" macht, sondernbeantworten die Aussagen so, wie es Ihrer Meinung nach zutrifft.Wenn es Schwierigkeiten gibt, eine Aussage zu beantworten, kreuzen Sie bitte trotzdem immer eineAntwort an, die am ehesten bei Ihnen zutrifft. Sie sollten nicht über einzelne Aussagen zu langenachdenken, sondern die Antwort ankreuzen, die Ihnen als erstes in den Sinn kommt.Falls Sie sich beim Ankreuzen geirrt haben, machen Sie bitte einen Kreis um die nicht gültige Antwort,und kreuzen Sie die zutreffende Antwort an. <strong>ZPID</strong> 2000
7/8DurchführungsvoraussetzungenDas Verfahren kann <strong>von</strong> Hilfskräften sowohl durchgeführt als auch ausgewertet werden.AuswertungAuswertungsmodusDie symptomatischen Items der <strong>Skala</strong> werden bei der Testauswertung addiert.AuswertungshilfenSchablonen <strong>zur</strong> einfacheren und schnelleren Auswertung können problemlos selbst angefertigtwerden.AuswertungszeitDie Auswertung beansprucht pro Fragebogen ca. 5 Minuten.AnwendungsmöglichkeitenDie aus 20 Items bestehende <strong>Skala</strong> erfaßt die Dimension Arbeitssucht in differenzierter Form. InAnwendung als Fragebogen kann sie daher sowohl bei differentialdiagnostischen und -therapeutischenFragestellungen als auch zu Forschungszwecken benutzt werden.BewertungDer begrenzte Umfang der <strong>Skala</strong> ermöglicht eine auf der einen Seite schnelle und einfache, aufder anderen Seite aber doch differenzierte Erhebung der Dimension Arbeitssucht bei der Normalbevölkerung.Um jedoch eine vollständige biographische Typologisierung vornehmen zu können,bedarf es noch weiterer Fragebögen zu den Dimensionen Neurotizismus, Primärsozialisation undZielgerichtetheit.LiteraturBühler, K.-E. & Bardeleben, H. (1994). Biographische Typologie <strong>von</strong> Alkoholabhängigen. UniversitätHamburg: World Wide Web-Server (URL: http://www.rrz.uni-hamburg.de/kriminol/TS/tspsy.htm).Cattell, R.B. (1966). The Scree-Test for the number of factors. Multivariate Behavioral Research,1, 245-276.Charis, C. (1989). Klassifikation biographischer Merkmale (Items). Unveröffentlichte Dissertation,Universität Würzburg.Choi, W.Y. (1991). Konstruktion eines Biographischen Fragebogens (BIFA). UnveröffentlichteDiplomarbeit, Universität Marburg.Cox, D. (1982). The workaholic pattern and the experience of burnout - A correlative study. Dissertation,San Diego.Cronbach, L.J. (1951). Coefficient alpha and the internal structure of tests. Psychometrika, 16,297-334.Fassel, D. (1990). Working ourselves to death. The high cost of workaholism and the rewards ofrecovery. San Francisco: Harper & Row (deutsche Übersetzung: Fassel, D., 1991: Wir arbeitenuns noch zu Tode - Die vielen Gesichter der Arbeitssucht. Kempten: Kösel).Machlowitz, M.M. (1980). Workaholics - living with them, working with them. Reading: AddisonWesley.Mentzel, G. (1979). Über die Arbeitssucht. Zeitschrift für psychosomatische Medizin und Psychoanalyse,25, 115-127.Minirth, F., Meier, P., Wichern, F. & Brewer, B. (1985). The workaholic and his family. Grand Rapids:Baker Book House.Oates, W.E.: (1971). Confessions of a workaholic. Nashville: Abingdon Press.Porter, G. (1996). Organizational impact of workaholism: Suggestions for researching the negativeoutcomes of excessive works. Journal of Occupational Health Psychology, 1 (1), 70-84. <strong>ZPID</strong> 2000
Robinson, B.E. (1989). Work addiction - hidden legacies of adult children. Deerfield Beach: HealthCommunications.Seybold, K.C. & Salomone, P.R. (1994). Understanding workaholism: A review of causes andcounseling approaches. Journal of Counseling & Development, 73.Stecher, J. (1997). Skalen für Zielgerichtetheit, Rigidität und Desorganisation. UnveröffentlichteDissertation, Universität Würzburg.Wacker, A. (1987). Economic animals - Zur Psychologie der Arbeitssucht. Störfaktor, 1(2), 49-64,88.BearbeitungChristian Schneider und Karl-Ernst Bühler/11.05.19998/8 <strong>ZPID</strong> 2000