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Carsten Steckel aus Bad Lauterberg tauchte vor<br />
rund acht Jahren erstmalig in NPD-Veröffentlichungen<br />
auf. Seither gilt er als einer der eifrigsten<br />
„Parteisoldaten“ im Westharz. Unauffällig zieht der<br />
gelernte Werkzeugmacher und Vater von drei Kindern<br />
im Hintergrund und als Kreisvorsitzender der NPD-<br />
Osterode die Fäden. Dabei kommuniziert der 1957<br />
geborene Rechtsextremist vor allem per Internet. So<br />
schrieb er am 11. August 2004 auf der Homepage der<br />
NPD-Osterode über den Tod des ehemaligen SS-Brigadeführers<br />
und unbelehrbaren Altnazis Otto Kumm,<br />
dem Gründer der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit<br />
der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS<br />
e.V.“ (HIAG): „Und wieder ist ein großer Deutscher<br />
von uns gegangen. Möge er in Walhall seiner Verdienste<br />
entsprechend würdig aufgenommen werden.<br />
Seiner Familie, Verwandten und Freunden spreche<br />
ich hiermit meine aufrichtige Anteilnahme aus. Mit<br />
kameradschaftlichem letzten Gruß.“<br />
Steckel kandidierte bei der Bundestagswahl 2005<br />
für die NPD im Wahlkreis Hildesheim. Auf der<br />
Homepage von „www.wen-waehlen.de“ gab er an,<br />
dass ihm die Interessen von mittelständischen Unternehmen,<br />
Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern und<br />
Familien besonders am Herzen lägen. Ein Jahr später<br />
trat er im Internet als Pressesprecher der NPD-Göttingen<br />
in Erscheinung. Beim Landesparteitag 2007<br />
im niedersächsischen Scharzfeld wurde Steckel als<br />
Beisitzer in den Landesvorstand gewählt. Dort ist er<br />
zuständig für den Bereich Medientechnik.<br />
Der Osteroder wurde am 10. Mai 2007 vom Amtsgericht<br />
in Herzberg zu einer sechsmonatigen Haftstrafe<br />
auf Bewährung verurteilt. Er hatte auf einer Internetseite<br />
der NPD-Osterode einen Text veröffentlicht,<br />
in dem der Holocaust geleugnet wurde. Zusätzlich<br />
zu seiner Bewährungsstrafe erhielt er eine Geldstrafe<br />
von 200 Euro. In dem Artikel wurde der Massenmord<br />
an den Juden als „von Amerikanern und Zionisten initiierte<br />
Propagandalüge“ bezeichnet. Der Angeklagte<br />
zeigte sich zum Auftakt des Prozesses geständig, berichtet<br />
„Stadtradio Göttingen“. Er verteidigte sich damit,<br />
dass er die Texte nicht richtig gelesen hätte, bevor<br />
er sie ins Netz gestellt habe. „Ich habe nicht gewusst,<br />
dass der Inhalt verboten ist“, sagte Steckel laut „redok“,<br />
einem anti-rechten Internetportal. Staatsanwalt<br />
und Richter in Herzberg hielten diese Aussage aller-<br />
Carsten Steckel beim NPD-Wahlkampfauftakt zur Landtagswahl<br />
am 15� September 2007 in Hannover�<br />
Foto: Otto Belina<br />
dings für eine Schutzbehauptung, dem Angeklagten<br />
hätte demnach bereits beim oberflächlichen Sichten<br />
der Charakter der Texte auffallen müssen. Denn Steckel<br />
ist kein Neuling im braunen Milieu. Seit 2005 ist<br />
er Vorsitzender der NPD-Osterode und zeichnet seit<br />
Jahren für deren Internetauftritt verantwortlich.<br />
Der internetbegeisterte Neonazi betreute den niedersächsischen<br />
NPD-Spitzenkandidaten Andreas<br />
Molau als „Netzmeister“ bei der Landtagswahl Anfang<br />
2008. Seine Mitstreiter spricht er gern mit: „Heil<br />
Dir!“ an oder setzt ein „Kamerad“ vor den Namen.<br />
Steckel sorgt für virtuelle Bürgernähe und dafür,<br />
dass der viel beschäftigte ehemalige Waldorflehrer<br />
die an ihn gerichteten Anfragen auch beantwortet.<br />
Fleißig hält Steckel Kontakte zu Kameraden aus dem<br />
Umland, wie zum Beispiel zur „Bürgerinitiative für<br />
Zivilcourage“ in Hildesheim oder zur Bundeszentrale<br />
der Partei in Berlin-Köpenick. Zuverlässig beteiligt<br />
sich Steckel alljährlich an militärischen Heldengedenken<br />
im Harz und berichtet dann auf der Homepage<br />
der NPD-Osterode stolz darüber. Sein Leben scheint<br />
der 24-Stunden-Neonazi völlig nach dem Wohl der<br />
NPD ausgerichtet zu haben, Zeit für anderes bleibt<br />
da nicht.<br />
Andrea Röpke