PDF-Dokument herunterladen - AWO Kreisverband Goslar
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Vorwort<br />
Die „Festung Harz“ ist das Ziel. Neonazis im Osten<br />
und Westen des Mittelgebirges basteln gemeinsam<br />
an diesem Projekt. Es soll die versprengten neonazistischen<br />
Freien Kameradschaften und die NPD-Sektionen<br />
in drei Bundesländern – Niedersachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen – näherbringen. Aus<br />
Sachsen-Anhalt wo die Neonazis unter der Führung<br />
von Michael Schäfer aus Werningerode und Matthias<br />
Heyder aus Elbingerode bereits satte Wahlerfolge<br />
mit bis zu 17,5 Prozent verzeichnen konnten, soll der<br />
völkisch-nationalistische Funke überspringen auf die<br />
benachbarten niedersächsischen Landkreise <strong>Goslar</strong><br />
und Osterode. Strategie und Auftreten des Politikstudenten<br />
und des Unternehmers signalisieren Ehrgeiz<br />
und Selbstbewusstsein. Dreist fordert Schäfer, NPD-<br />
Ratsmitglied im Landkreis Harz, zum Beispiel die<br />
Schaffung eines „Nationalen und unabhängigen Jugendzentrums“<br />
unter Patenschaft offizieller Stellen<br />
und Finanzierung durch das Anti-Rechts-Bundesprogramm<br />
„Vielfalt tut gut“.<br />
Verstärkt versuchen junge Neonazi-Politiker im<br />
Westteil des Harzes es ihm gleichzutun. Unter Führung<br />
von Andreas Molau, Spitzenkandidat der niedersächsischen<br />
NPD aus Wolfenbüttel, Patrick Kallweit<br />
vom NPD-Kreisbereich <strong>Goslar</strong> und Michael<br />
Hahn, NPD-Stadtrat in Bad Lauterberg, bahnt sich<br />
eine mögliche Verprofessionalisierung der braunen<br />
Szene an. Es gelingt ihnen verstärkt Anhänger auch<br />
aus den Reihen der Kameradschaften, sowie konservativen<br />
Zusammenhängen in ihre Aktionen einzubinden.<br />
Parallel dazu entwickelt sich auch im Westharz<br />
– weitestgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit_–<br />
ein eigenes wirtschaftliches Netzwerk. Rechtsrock-<br />
Musiker, Produzenten, rassistische Liedermacher,<br />
Ladenbetreiber und Konzertorganisatoren sorgen dafür,<br />
dass den zahlreichen jungen Anhängern, darunter<br />
auch viele Frauen, eigene Szene-Events angebo-<br />
<strong>Goslar</strong>er Bürgerinnen und Bürger protestieren gegen eine Kundgebung der NPD am 19� Januar 2008�<br />
Foto: ARUG<br />
ten werden und zudem Geld in die braunen Kassen<br />
kommt.<br />
Um ihr Image aufzupolieren geben sich NPD- und<br />
Kameradschaftsaktivisten freundlich und bürgernah.<br />
Sie lehnen die Demokratie und den verhassten „Parteienstaat“<br />
ab, peilen aber aus taktischen Gründen<br />
eine kommunalpolitische Verankerung an. Sie engagieren<br />
sich in Vereinen oder beteiligen sich an öffentlichen<br />
Aktionen. Wie der Wolf im Schafspelz spielen<br />
sich Neonazis als die wahren Kümmerer im Harz auf.<br />
Nicht ohne Erfolg. Die Ergebnisse der NPD bei der<br />
niedersächsischen Landtagswahl im Januar 2008 lagen<br />
in der Region überdurchschnittlich hoch.<br />
Neonazis sind im Harz kein neues Phänomen<br />
– sie galten dort lange Zeit nur nicht als Problem.