Naturnahe Waldwirtschaft-Dauerwald heute? - Landesbetrieb Forst ...
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<strong>Dauerwald</strong> <strong>heute</strong> – was geht, vor allem mit Blick auf die Lichtbaumarten?<br />
Abb. 9: Linearer Zusammenhang zwischen relativem<br />
Flächenanteil von Kulla-Plätzen und der daraus resultierenden<br />
Verjüngungsdichte (4jährig) Gemeiner Kiefer in<br />
vier verschiedenen Kiefernreinbeständen im Süden des<br />
Landes Brandenburg (nach POSSELT 2010)<br />
von Samenbaumverfahren (in unterschiedlicher Ausprägungsgüte;<br />
WAGNER et al. 2010b) oder präferieren<br />
einen hohen Technisierungsgrad zur Umsetzung einer<br />
intensiven Bodenverwundung (z. B. KARLSSON 2001,<br />
EREFUR 2010). Die Verjüngung von Lichtbaumarten erweist<br />
sich daher häufig als Zufallsprodukt großflächiger,<br />
jedoch unkontrollierter Störungen (z. B. Sturmereignisse).<br />
Im Sinne des <strong>Dauerwald</strong>konzepts und der<br />
Betriebsplanung kann in diesen Fällen nicht von Bestandeskontinuität<br />
gesprochen werden. Der Etablierung<br />
großflächiger Störungen wird zudem durch die<br />
meist fest verankerten Zertifizierungsrichtlinien eine<br />
Grenze gesetzt (z. B. PEFC 2009). Versuche einer<br />
kleinflächigen Verjüngungsetablierung von Lichtbaumarten,<br />
wie sie u. a. von WEIß (1959) für Pinus sylvestris L.<br />
aufgegriffen wurden, gelangen häufig zur Erkenntnis,<br />
dass die Aufrechterhaltung dieser kleinflächigen Verjüngungskegel<br />
mit hohem Aufwand verbunden ist.<br />
Außerdem ist die Dokumentation gelungener Beispiele<br />
noch immer als unzureichend anzusehen, sodass<br />
die Ableitung allgemein gültiger Behandlungsregeln<br />
schwierig erscheint. Mit dem Bemühen gegebene Bestandesstrukturen<br />
zu erhalten bzw. nur kleinräumig<br />
aufzulösen, um geeignete Verjüngungsbedingungen für<br />
Baumarten mit geringer Schattentoleranz zu schaffen,<br />
gelangen immer wieder Verfahren für eine kleinflächige<br />
Bodenverwundung zur Anwendung. Diese Verfahren<br />
zeichnen sich häufig durch bodenschonendes Arbeiten<br />
und kleinflächige Mineralbodenfreilegung aus<br />
(DOHRENBUSCH 1997). Der positive Effekt von Mineralbodenfreilegung<br />
auf die Verjüngungsdichte der Kiefer,<br />
hier am Beispiel des so genannten Kulla-Verfahrens,<br />
ist offensichtlich (Abbildung 9). Eine stärkere Vergrasung<br />
reduziert hingegen die Verjüngungsdichte der<br />
Kiefernsämlinge.<br />
Eine Steuerung der Verjüngung von Lichtbaumarten<br />
zum Erhalt waldbaulich nutzbarer Verjüngungsdichten<br />
ist durch Auflichtung des Altbestandes realisierbar,<br />
aber auch notwendig, um den artspezifischen Zuwachs<br />
in der Jugend voll auszuschöpfen (Abbildung 10). Wie<br />
für die Höhenkiefer im sächsischen Vogtland festgestellt<br />
wurde (REINHARD 2007), ist der Höhenzuwachs<br />
direkt proportional zur Grundfläche des verbleibenden<br />
Altbestandes – hier aus Kiefern und Fichten.<br />
Je größer die Grundfläche, desto geringer die in einem<br />
bestimmten Alter erreichte Baumhöhe. Solche<br />
Zusammenhänge sind so gut untersucht, dass man<br />
ohne Probleme auch Untersuchungen von anderen<br />
Standorten zu demselben Sachverhalt mit diesen Daten<br />
vergleichen kann (Abbildung 11; Polen).<br />
Hier ist nicht nur die Durchmesserabnahme mit der<br />
Überschirmung gut dokumentiert, sondern es wird<br />
auch deutlich, dass – bei insgesamt sehr hoher Dichte<br />
der Verjüngung – die H/D-Werte der Kiefernverjüngung<br />
bei größerem Schirmdruck enorme Größenordnungen<br />
erreichen. Ähnliche Aussagen sind durch WEIß (1959)<br />
für die „Lücken- und Schirmwirtschaft“ auf den Kieferndauerwaldflächen<br />
von WIEBECKE (1920) überliefert.<br />
Abb. 10: Kiefernhöhen bei unterschiedlichem<br />
Alter und unterschiedlicher<br />
Auflichtung des Altbestandes.<br />
Das Modell erlaubt die<br />
Berechnung der Höhe bei einem<br />
einheitlichen Alter von 11 Jahren<br />
(Daten aus REINHARDT 2007)